Was wäre gewesen, wenn ... ? von Maclilly (Ace an Bord der Oro Jackson) ================================================================================ Kapitel 98: Das Eis bricht - Ein Schiff taucht ab ------------------------------------------------- „Noch einmal festhalten!“, keuchte Ace, wischte sich mit dem Rücken seiner linken Hand den Schweiß von der Stirn. Fast hatte er es geschafft. Fast hatte er es geschafft, das merkwürdige Eisschollenmeer zu überqueren. Und das mit Ruffy auf seinem Rücken, der sich so fest an ihn klammerte, dass Ace glaubte, demnächst zu ersticken. Die Gummiarme schnürten sich um seinen Hals, doch noch hielt er dem unbewussten Würgegriff seines Bruders stand, wollte ihn auch nicht aus dem Konzept bringen. Womöglich hätte Ruffy sonst den Halt verloren, wäre eventuell ins Meer gestürzt. Denn noch war der kleine Hindernislauf nicht vorüber und er konnte lediglich über das Eis schliddern, als wirklich darüber zu laufen. Aber zumindest hatte er nun den Großteil des Eisschollenmeers hinter sich gelassen. Nur noch ein Sprung trennte sie von der stabileren Eisküste. Auch dort durchzogen erste filigrane Risse das Eis, doch es würde der Last der Jungen länger standhalten als die brüchigen Eisschollen, die stetig auseinanderdrifteten. Die Strömung zog sie aufs offene Meer hinaus. Die Kluften zwischen den Schollen wurden mit jedem Augenblick größer und verlangten Ace immer mehr Kraft ab. Aber es fehlte bloß noch ein Sprung und sie hätte das gesamte Elend hinter sich gebracht. Mit einem unerbittlich pochenden Herzen sammelte Ace Schwung, schielte für einen kurzen Moment zu dem Admiral. Zwar war auch sein Vorankommen kein leichtes Unterfangen, dennoch hatte er zu den D.s aufgeschlossen. Hass blitzte in seinen Augen auf, schien er wie in einem Wahn gefangen zu sein. Die endgültige Vernichtung der D.schen Plage! Wie ein loderndes Feuer preschte ihn dieser Gedanke voran. Alles andere wurde nebensächlich. Die Schreie der Soldaten, als auch das Eis unter ihren Füßen brach. Die Rufe der Whitebeard-Piraten, dass das Schiff zum Abtauchen klargemacht werden sollte. Sollten diejenigen, welche zu schwach waren, doch ertrinken. Sollte Whitebeard mit seinen Männern vorerst entkommen, sie würden ihm später noch in die Falle laufen. Alles Nichtigkeiten im Vergleich dazu, dass ihm die Möglichkeit offenstand, die Welt von einer Seuche zu befreien. Und Rogers Handlanger würde er ebenso auslöschen, war Silvers Rayleigh der Einzige, der die nötigen Fähigkeiten besaß, den Kapitän im Zaum zu halten. Wenn auch er von der Bildfläche verschwunden war, würde es die Roger-Piraten nicht mehr länger geben. Mit wachsender Vorfreude ließ er das Piratenquartett nicht mehr aus den Augen. „Puh!“ Kaum dass Ace festes Eis unter seinen Füßen hatte, sackte er erleichtert in sich zusammen. Auf einmal schien Ruffys Gewicht sich verzehnfacht zu haben. Dazu gesellten sich der fehlende Schlaf und sein leerer Magen. Es war zu viel für den Jungen. Alles zusammen hatte ihn bis zur Erschöpfung getrieben, er konnte lediglich noch nach Luft schnappen. Am liebsten hätte er sofort die Augen geschlossen, als er spürte, wie sein Vater Ruffy und ihn hochhob. Müde lehnte er sich gegen die Schulter seines Vaters, drehte seinen Kopf ein wenig nach rechts und erblickte Rayleigh, der sich seufzend den Kopf hielt. „Kopfschmerzen?“, nuschelte Ace leise. „Ja und du darfst gerne raten, wer daran schuld ist!“ Rayleigh hoffte schon, seine größte Sorge damit vorerst ins Jenseits verdrängen zu können, überging er deswegen sogar, wie Ace ihm trotzig die Zunge rausstreckte. Die geflohenen D.s waren allesamt wieder eingefangen, mussten nur noch irgendwie zurück zum Schiff gelotst werden und der Admiral wäre nicht in der Lage, sie schnell genug zu erreichen. Schließlich musste er als Teufelskraftnutzer ebenso umsichtig jeden Schritt abwägen. Doch das wäre nur unter einem Umstand von Vorteil: Wenn sie den sofortigen Rückweg antreten würden. Sie mussten umgehen die Segel setzen und zur Fischmenscheninsel aufbrechen. Nur so konnten sie womöglich einen Vorteil aus den Geschehnissen ziehen. Beim Versuch, die drei Dickschädel zur Oro Jackson zu scheuchen, offenbarte sich das nächste Problem. Roger dachte nämlich nicht im Mindesten daran, jetzt umzukehren. Starr fixierte er den Admiral, konnte den Hass nicht vergessen und wollte es auch gar nicht. Niemand durfte es sich erdreisten, seinem Sohn schaden zu zufügen. Man durfte es noch nicht einmal versuchen. Schon gar nicht zweimal. Nicht nur im Kopf seines Sohnes hatten sich die Bilder aus Loguetown eingebrannt. Auch Roger hatte es nicht vergessen. Die Rechnung von damals war längst noch nicht beglichen. „Ray, kümmer dich um sie.“ Roger war drauf und dran, seinem Vizen die erschöpften Jungen in die Arme zu drücken, um eigenhändig dafür zu sorgen, dass Aka Inu nie wieder in die Nähe seines Sohnes gelangte. Aber Rayleigh konnte eine ähnliche Dickköpfigkeit aufweisen wie sein Kapitän. Statt Ace und Ruffy entgegenzunehmen, trat er einen Schritt zurück. „Vergiss es! Als würde ich dir bei diesem Himmelfahrtskommando noch helfen!“, schnaubte Ray, die Arme verschränkend. „Soll ich dir erläutern, wie deine geniale Idee im Normalfall enden wird? Ja?! Aka Inu wird einbrechen. Und du ebenso. Ihr werdet absaufen. Das Eis hält keine zwei…“ Wie so oft stieß Rayleigh mit seiner Argumentation auf taube Ohren und den typischen D. in Roger. Anstelle eines einfachen Einlenkens folgte der Kapitän seiner eigenen Idee, setzte seinen Sohn und Ruffy wieder ab. Beide Jungen taumelten vor Müdigkeit, schienen vollkommen desorientiert. „Was wird das?“ Misstrauisch beobachtete Rayleigh den Kapitän. Warum musste er ständig seiner Sturheit folgen? Konnte er nicht einmal Einsicht zeigen? Konnte er nicht begreifen, dass er der Marne mit seinem Handeln einen Gefallen tat? Rayleigh schüttelte den Kopf. Roger war Roger. Einsicht und Umdenken wurden einfach nicht in gezogen. Er wandte noch nicht einmal den Blick vom roten Hund ab. „Ace, du schnappst dir Ruffy und ihr verschwindet von hier. Jetzt!“ „Aber-“ „Roger, du bist ein elender Dickkopf, der sich leider niemals ändern wird.“ Rayleigh hatte Proteste Aces unterbrochen, zögerte der Junge somit nur das Unausweichliche hinaus. „Aber verdammt noch einmal, glaub ja nicht, dass ich hier seelenruhig zusehe, wie du den Löffel abgibst. Ich werde Rouge die Sache mit der Teufelskraft nicht erklären.“ Perplex fuhr Roger herum, starrte Rayleigh verwirrt an, blinzelte, bevor er grinste. „Wie du meinst.“ Er zuckte mit den Schultern, meinte schon, damit sämtlichen Widerstand aus dem Weg geräumt zu haben, da fiel sein Blick auf Ace. Er seufzte, wollte sich sein Sohn einfach nicht bewegen. Dabei wurde es langsam eng. Aka Inu war nicht mehr weit entfernt. „Ace, jetzt verschwinde schon und pass auf die kleine Nervensäge auf.“ „Ich..äh…“ Ace runzelte die Stirn. Seine Pupillen wanderten flüchtig zu Ruffy hinüber, der zitternd neben ihm stand, beinahe auf dem Boden lag. Mit einer Hand fuhr er sich über den Nacken, packte Ruffy schließlich am T-Shirt-Kragen. „Na schön.“ Grummelnd schleifte er Ruffy mit sich, hörte noch Rayleighs Worte, dass sie ihnen bald folgen würden. Sein kleiner Bruder brauchte einige Anläufe, ehe es ihm gelang, ein Bein vor das andere zu setzen. „Jetzt beweg dich schon“, scheuchte Ace ihn. „Ja, gleich.“ Immer wieder lugte Ruffy neugierig über seine Schulter. Der blanke Schauer erfasste ihn, als sein Blick den des Admirals kreuzte. Dieser Typ war unheimlich. „Und verdammt unfreundlich!“, murmelte Ruffy, als er sich an die erste Begegnung mit dem Admiral entsann. Er war ihm damals in Loguetown begegnet und hatte ihn seither nicht mehr vergessen können. Gegen den konnte sein Großvater richtig liebevoll sein und schon das war eine gruselige Vorstellung. Vorsichtig schielte er zu Ace. Auch jener schien ganz und gar in Gedanken versunken. In seinem Kopf kreiselte alles. Dass dies eine mehr als gefährliche Situation war, brannte sich immer tiefer in sein Bewusstsein ein. Allein, dass Rayleigh den Namen seiner Mutter erwähnt hat, war kein gutes Omen. Sonst verlor niemand ein Wort über sie. Sein Vater erwähnte sie nur kaum, nicht aus böser Absicht, sondern weil niemand riskieren wollte, dass sie in Gefahr geriet. Die Marine konnte Augen und Ohren überall hervorzaubern. Dazu gesellte sich Ace‘ Stolz. Ihm gelang es nicht, seinen Vater danach zu fragen, wollte nicht, dass jemand bemerkte, dass er sie vermisste. Und ebenso wenig wollte sein Stolz es nicht einsehen, sich jetzt einfach so auf und davon zu machen. Seine Schritte verlangsamten sich allmählich, sein Blick verharrte für einen flüchtigen Moment auf der Moby Dick. Der Kapitän stand noch immer an der Reling, während sich die Hülle, die das Schiff umgab, wie ein Luftballon aufblähte und die brüchigen Eisschollen am Rumpf fortstieß. Ace‘ Gesicht hellte sich auf. So funktionierte das mit dem Tauchen also. Sobald sich die Hülle ganz mit Luft gefüllt hatte, war das Schiff zum Abtauchen bereit. Ace musterte das Coating ganz genau. Die Blase hatte sich beinahe vollständig aufgebläht. Fast jedes Crewmitglied hatte sich schon auf das Schiff zurückgezogen oder war soeben dabei, die Strickleitern emporzuklettern. Der Einzige, der noch außerhalb der Beschichtung seine Runden drehte, war der blaue Phönix, schien er so die empfindliche Harz-Hülle vor den Angriffen der Marines abzuwehren. Auch wenn Ace weitaus wichtigere Probleme hatte, um die es sich zu kümmern galt, er konnte sich einen Blick nicht verkneifen. Aus den Augenwinkeln verfolgte er, wie der Vogel einen Offizier mit Afro umkreiste, ihn mit Tritten und Flügelschlägen vom Coating fernhielt. „Wo ist denn Opa hin?“, fragte Ruffy, dabei in der Nase bohrend. Beide suchten die brüchige Eiswüste nach dem alten Vizeadmiral ab, entdeckten ihn schließlich in der Nähe der Oro Jackson. „Was macht Shanks da bei Opa?“ „Äh…“ Ace kratzte sich am Hinterkopf, denn muteten die Gesten beider eher nach einem Streitgespräch als nach einem tatsächlichen Kampf an und Shanks war gegen den zornigen Alten fast chancenlos. Garp tobte und schnaufte, schien wenig erpicht darauf, jetzt noch mit Shanks eine Diskussionsrunde zu halten. Wenn er auch sämtliches Piratenpack abgrundtief verabscheute und am liebsten jeden von ihnen auf den Meeresgrund sähe, zunächst mussten die eigenen Reihen zur Ordnung ermahnt werden. Aka Inu hatte den Rest seines Denkens so stark mit Rachegelüsten benebelt, dass er nicht einmal mehr davor zurückschreckte, Kinder zu töten. Kinder, die unschuldig waren und die dennoch für ihre Herkunft verurteilt wurden. Dabei stand deren Werdegang noch nicht einmal komplett fest. Aus Ruffy würde er schon einen Marinesoldaten formen. Und auch die Zukunft von Rogers Sohn war noch längst nicht in Stein gemeißelt. Wenn man dem Jungen eine Wahl ließe, könnte er sich ebenso für ein anderes Leben entscheiden. Garp schnaubte, schob mit einer Hand beiläufig den ungehaltenen Shanks aus dem Weg. „Bist du Rotschopf wirklich so dämlich?“ Garp fing die heransausende Klinge des Schwertes ab, schlug es Shanks aus der Hand und seufzte augenrollend auf, als Shanks die Stirn in Falten legte. „Piraten, pah!“, murmelte er spöttisch, „Dass ihr mit so wenig Verstand die Grand Line überstanden habt, grenzt an ein Wunder.“ Shanks schüttelte den Kopf angesichts des ewig langen Monologes über das verfluchte Piratenunheil, zu dem Garp ansetzte. Sollte der alte Vizeadmiral doch reden. Damit wäre er zumindest abgelenkt und die einzige Gefahr, die nun noch bestünde, war ein einschläfernder Vortrag. Shanks wollte sich von Garp schon abwenden, als ein lautes Platschen ihn letztendlich doch für einen Moment innehalten ließ. Er erblickte noch den Saum eines Marinemantels, der zwischen Eisschollen im Meer versank. Marco, der mit vorsichtigen Bewegungen zur Moby Dick zurückkehrte. Die aufgedunsene Harzhülle drückte sich leicht zusammen, während die Phönixgestalt durch diese glitt und einen der Quermasten als Sitzplatz auserkor. Allmählich verblassten die Flammen und sein menschlicher Körper sowie ein leichtes Grinsen kamen zum Vorschein. Indes Shanks sich noch über die Ursache für Marcos selbstgefälliges Lachen den Kopf zerbrach, beschäftigte Garp hingegen die plötzliche Desorientierung der Soldaten. Die Angriffe des Heers waren verstummt, sie alle sammelten sich auf den umhertreibenden Eisschollen, ihre Blicke auf die Meeresoberfläche gerichtet. „Dämliches Federvieh!“, knurrte Garp. Angesichts des Ärgers, den der grinsende Wellensittichverschnitt ihm eingebrockt hatte, hätte er aus ihm liebend gern ein Brathähnchen gemacht. Marco musste es gelungen sein, Senghok mithilfe einiger eleganter Tritte und dem brüchigen Eis ins Meer zu befördern. Dies erklärte zum Einen die Kopflosigkeit der Soldaten als auch das ungehinderte Handeln der Whitebeard-Piraten. Sie kappten die letzten Taue, die sie an der Mangrove hielten. Die Crew positionierte sich in den Seilwerken und auf den Masten, um die Segel sofort zu hissen, sowie sie sich unter der Meeresoberfläche befanden. Bis es so weit war, würden nur noch wenige Augenblicke verstreichen. Die Blase war bereits zur vollen Größe herangewachsen, die gewaltige Moby Dick schien gemächlich vom Meer verschlungen zu werden und zog dabei bereits einen gewaltigen Strudel nach sich. Treibeis und Äste gerieten in den Sog des abtauchenden Schiffes, beschleunigten sich enorm, dass sie wie Eisbrecher die verbleibenden Schollen auseinanderrissen und das Soldatenheer somit sämtlichen Überblick verlor. Garp murmelte einige Flüche, wartete für wenige Sekunden noch darauf, dass die Frischlinge unter den Soldaten sich dazu bequemten, Senghok aus dem Meer zu fischen. Dann jedoch streifte er selbst den Mantel ab. Den Männern fehlten einfach noch die Nerven, um mit solchen Situationen umzugehen. So fungierte er als Rettungsschwimmer für den absaufenden Teufelskraftnutzer. Mit versteinerten Mienen starrten die Soldaten auf die Bläschen, die aus den Tiefen des Meeres aufstiegen, derweil Shanks dem ganzen Tumult den Rücken zukehrte, trug dabei ein Grinsen auf den Lippen. Wenn die Marine sich selbst ausknockte, musste er sich keineswegs um Garps Predigten kümmern. Er umfasste eine Sprosse der Strickleiter. Mit einem Bein stand bereits auf dieser und sah Krokus abgehetzt übers Deck rennen, dabei Befehle zum Klarmachen des Coatings gebend. Shanks wollte seinen Kameraden bei ihrer Arbeit unterstützend zur Hand zu gehen. Doch ein Rufen Ruffys stoppte ihn. Noch während er herumfuhr, um sich nach dem kleinen D. umzusehen, dröhnte ein ohrenbetäubendes Krachen in seinen Ohren. Die Kraft des gewaltigen Strudels hatte den letzten Rest der gefrorenen Oberfläche zum Bersten gebracht. Die vormals feinen Haarrisse waren zu prächtigen Kluften herangewachsen, die die Eisschollen voneinander trennten. „Ruffy?“ Hektisch suchte Shanks das Eis nach den Gummijungen ab. Er hatte sein Schreien doch gehört. Aber auf keiner der Schollen konnte er ihn entdecken. Kreidebleich färbte sich sein Gesicht. Hoffentlich hatte es Ruffy nicht von einer der Eisschollen ins Meer gezogen. Wenn, dann steckte er wirklich ernsthaft in der Klemme. Ruffy konnte nicht schwimmen, die Strömung würde ihn in Windeseile in die Tiefe ziehen. Panik kroch in Shanks empor. Das durfte einfach nicht geschehen sein. „Jetzt komm schon“, murmelte er sich selbst zu, suchte weiter nach Ruffy, bat seine Nakama schon, ebenfalls sofort alles nach Ruffy abzusuchen, bis ihm plötzlich ein ganzer Geröllhaufen vom Herzen fiel. Er entdeckte zwei Gummiarme, die sich fest um eine der Eisschollen klammerten. Ruffy! Aber… Shanks schluckte, sein Gesicht wurde noch blasser. Was war mit Ace geschehen? Hosted by Animexx e.V. 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