Was wäre gewesen, wenn ... ? von Maclilly (Ace an Bord der Oro Jackson) ================================================================================ Kapitel 69: Ein ungebetener Gast Teil II ----------------------------------------- „Wo ist ein Pirat?“, fragte Ruffy begierig, als er in das Büro stürmte, denn faszinierte es ihn jedes Mal aufs Neue, solch einen Seeräuber zu Gesicht zu bekommen. Doch leider erkannte er keinen einzigen Piraten in dem Büro, sondern fand lediglich seinen Opa und einen Jungen dort vor. Stirnrunzelnd besah sich Ruffy die Beiden. Anscheinend war der Junge wohl der Grund für den gewaltigen Ausraster seines Großvaters gewesen, denn hielt sein Opa denn Jungen fest am Kragen gepackt und wollte diesem eben eine seiner berüchtigten Faustschläge verpassen. Gerade wollte Ruffy nachfragen, wer der Junge denn sei, da erreichten auch schon der Erste Maat und etliche andere Mannschaftsmitglieder die zerdepperte Bürotüre, öllig ausgelaugt zwar – hatten sie schließlich kaum das Tempo eines überdrehten Ruffys mitgehen können – , dafür aber erkannten sie den jungen Gast. „Das ist doch der Sohn des Piratenkönigs…“ „…der Junge von heut‘ Morgen.“ Unter den Marines entwickelte sich langsam ein leises Flüstern, welches nach und nach immer mehr an Intensität zulegte und bei dem letztendlich auch wieder das magische Wort fiel: „Der Mini-Pirat.“ Augenblicklich begannen Ruffys Augen wieder voller Begeisterung zu strahlen und musterten den fremden Jungen. Dieser hing zwar immer noch dank Garps Griff in der Luft und blickte nicht einmal annähernd so begeistert wie Ruffy, doch ließ sich der jungen Monkey D davon gar nicht erst stören. Stattdessen hüpfte er munter auf seinen Opa zu, grinste den fremden Jungen dabei breit an. „Du bist Pirat? Ganz in echt? Das ist ja sowas von cool. Ich bin nämlich auch ein Pirat!“, verkündete Ruffy stolz und ließ dadurch eine Wutader auf der Stirn seines Großvaters ordentlich pulsieren. „Du bist kein Pirat, sondern ein anständiger Marinesoldat!“, schnaubte Garp und verpasste mit seiner freien Faust seinem Enkelsohn eine deftige Liebesfaust. Und dies war der entscheidende Augenblick. Für einen Sekundenbruchteil entspannte sich nämlich der Griff des Vizeadmirals ein wenig und verschaffte Ace so die Gelegenheit zum Entkommen. Mit einem kräftigen Ruck riss er sich von dem Offizier los, hob vom Boden blitzschnell Karte und Kompass auf, ehe er zur Tür stürmte. Er hatte für heute definitiv genug von der Marine. Aber leider wollten ihn die Soldaten wohl nicht so ohne weiteres passieren lassen. Wie eine Front bauten sie sich vor ihm auf, versperrten ihm somit den Weg in die Freiheit. „Du wirst schön hierbleiben!“ „Ich denk nicht dran!“, entgegnete Ace und eine schier unglaublich Wut wuchs in ihm heran. Es pochte bereits heftigst in seinen Ohren, bis die Wut sich in eine Kraft umwandelte und die Soldaten der Reihe nach zum Umkippen zwang. Ace konnte sich zwar nicht den Grund für dieses kollektive Abklappen erklären, jedoch war es ihm in diesen Moment eh recht egal. Er wollte hier nur noch weg. Und das so schnell wie möglich. Geschwind sprang er über die ohnmächtigen Männer, schlängelten sich an den noch Stehenden vorbei hinauf aufs Deck. Dabei drangen immer wieder die verschiedensten Flüche sowie das unverständliche Geschrei des Jungen an seine Ohren. Doch letzten Endes hörte er nur noch ein lautes Rumsen, wie als seinen noch mehr Soldaten zu Boden gefallen. Aber Ace scherte sich nicht um jene Geräusche, sondern lief schnurstracks zur Reling. Mit einem Satz sprang er auf diese und mit einem weiteren Sprung landete er auf dem Betonboden des Hafens, um von dort aus weiter durch die Gassen zu laufen. Zwar hatte er nun Karte und Kompass, doch kam er während des Laufens nicht dazu, sich damit zu beschäftigen. Zuerst einmal reichte es ihm vollkommen bloß eine möglichst große Distanz zwischen sich und das Marineschiff bringen. Gradewegs lief er einfach die Straße entlang, bis er eine kleine Seitengasse erspähte. Ohne zu zögern bog er um die Ecke in jene Gasse…und krachte umgehend in jemanden hinein. „Autsch“, fluchte er leise, sowie er auf den Boden landete und eine nächste Beule auf seinem Kopf wuchs. „Schön, das es wehgetan hat. Geschieht dir nämlich vollkommen zu recht!“, hörte er eine ihm wohlbekannte Stimme und unweigerlich musste er erst einmal schlucken, bevor er aufsehen konnte und in das Gesicht von Rayleigh blickte. „Ohoh“, murmelte er, denn Rayleigh sah bei weitem alles andere als glücklich aus und eigentlich hätte es jetzt eine Menge an Ärger gegeben. Eigentlich. Doch noch bevor der Dunkle König zu einer seiner berüchtigten Schimpftiraden ansetzen konnte, hielt ihn jemand anderes zurück: „Bleib doch mal ganz ruhig. Er ist wieder da, also ist alles in Ordnung!“ Grinsend erschien nun Roger neben Rayleigh und Ace seufzte vor Erleichterung. Fürs erste war er vor Rayleigh’s Zorn gerettet. Mit dieser Erleichterung in den Beinen sprang er vom Boden auf und lief flink an Rayleigh vorbei. „Wo warst du?“, erkundigte sich Roger und bekam als Antwort den Kompass zu Gesicht. Erstaunt nahm Roger den Kompass in die Hand und besah sich das Objekt. Auf dem ersten Blick mutete es nur wie ein normaler Kompass an, doch auf der Rückseite prangte das Emblem der Marine. „Na super“, murmelte Rayleigh, nachdem auch er einen Blick auf das metallische Objekt geworfen hatte. Nicht mal für drei Tage hatte man Ruhe vor dieser Plage. „Besser, wir– Stimmt was nicht, Roger?“ Fragend besah sich der Dunkle König seinen Kapitän. Mit gerunzelter Stirn blickte Roger in die Richtung, aus der Ace zuvor gekommen war. Ein paar Sekunden lang starrte er noch auf einen Punkt, wandte sich dann aber wieder davon ab. „Ich dachte, da wäre etwas gewesen…Was wolltest du sagen?“ „Das es besser wäre, wenn wir von hier verschwinden würden!“, meinte der Dunkle König und nahm seinem Kapitän den Kompass ab. Eigentlich war an einem Kompass auf See nichts ungewöhnliches, aber dieser Kompass hatte etwas ganz spezielles, denn normalerweise spielte jede Kompassnadel auf der Grand Line total verrückt und rotierte nur ziellos umher. Doch diese hier zeigte lediglich stur in eine Richtung. Und wenn Rayleigh es nach dem Sonnenstand richtig einschätzte, dürfte es wohl Norden sein. „Weißt du zufällig, wie der Marinespinner hieß, dem du den Kompass geklaut hast?“, fragte Rayleigh Ace. Allerdings schüttelte der Junge nur den Kopf. „Nee, das nicht. Aber er hatte in seinem Büro verdammt viele Kräcker zu liegen.“ Sofort stoppten Roger und Rayleigh, sahen sich völlig entgeistert an. Es gab innerhalb der Marine nur einen einzigen Offizier mit solch einer Sucht nach Kräckern. Ohne ein weiteres Wort machten die Drei sich schleunigst auf zur Wrackinsel, um das Ablegen vorzubereiten. Und nachdem alle Piraten dort wieder aufgetaucht waren und die meisten Fässer und Kisten an Bord ihren Platz gefunden hatten, rückte die Abreise der Piraten immer näher. „Rechne damit, das Garp hier in nächster Zeit auftauchen könnte.“ Mit ernster Miene sah Rayleigh den Fischmenschen an, denn zweifelte er keineswegs daran, das Garp schon längst damit beschäftigt war, die Segel zu setzen. „Dem wird wohl so sein“, antwortete Tom und sah von Rayleigh hinüber zu dem Schiff, das einst er erbaut hatte. Es freute ihn und erfüllte ihn vor allem auch mit Stolz, das die Oro Jackson nach all der Zeit immer noch unterwegs war. Und er würde auch vieles unternehmen, das dem noch lange so blieb. „Mach dir um Garps Auftauchen keine Sorgen. Vielleicht schaffen wir es sogar, ihn für eine Weile aufzuhalten“, sprach Tom weiter, brach schließlich sogar in ein lautes Lachen aus, „Ärger sind wir dank euch schon zu genüge gewohnt!“ „Wie du meinst“, grinste Rayleigh nun zurück, ehe er sich von Tom abwandte und zum Schiff zurückkehrte. Sie durften sich keine weiteren Verzögerungen mehr erlauben. Gerade als er das Deck erreichte, wurden die letzten Fässer an Bord geschleppt, so dass sie umgehend ablegen konnte. Und bereits nach einer Stunde war von Water Seven bloß noch ein kleiner Punkt am Horizont zu sehen. „Scheint so, als ob Garp uns nicht verfolgen würde“, stellte Rayleigh zufrieden fest und sah hinüber zu seinem Kapitän, der ebenfalls zur See hinausschaute. „Na dann passt doch alles“, meinte er ein wenig gelangweilt. Er hätte nichts gegen eine kleine Auseinandersetzung mit Garp gehabt, doch Rayleigh wäre davon bestimmt nicht allzu begeistert gewesen. So musste er sich zwangsläufig nach einer anderen Beschäftigung umsehen. Und das erste, was ihm ins Auge fiel, war die Tür zur Kombüse. Gerade wollte er sich in die Küche verziehen, da flog plötzlich die Tür auf und der Chefkoch kam ihm mit einer Miene entgegen, die selbst jedem Seekönig Angst und Schrecken einjagen würde. „Wer von euch zweien war das?“, blaffte er seinen Kapitän an, musste sich zugleich sehr stark zusammenreißen, damit er nicht gleich vollkommen ausrastete. „Wer war was?“, fragte Roger nach, hatte er überhaupt keinen Schimmer, worum es ging. Allerdings war sein Nachfragen im Anbetracht der Wut des Koches keine besonders weise Idee. Dem rundlichen Mann aus der Küche stieg augenblicklich die Zornesröte ins Gesicht. „Ein Teil des Abendessens ist verschwunden. Und ich will wissen, ob du oder Ace oder ihr beide dahintersteckt!!“, fauchte der Koch weiter, stoppte dann aber abrupt, sowie er die Rektion seines Kapitäns sah. Mit entgleister Miene starrte Roger den Koch an. Bei den Worten „Teil des Abendessens ist weg“ hatte sich wohl sein Rest-Verstand komplett verabschiedet. Und noch jemand anderes war mehr als nur schockiert über diese Hiobsbotschaft. „Wie, das Essen ist weg?“, platzte Ace dazwischen. Bis jetzt hatte er sich in der Takelage herumgetrieben, war jedoch bei den Worte des Koches hinunter aufs Deck gesprungen und blickte den Mann nun entgeistert an. Genauso, wie der Koch die beiden D’s voller Verblüffung ansah. „Ihr habt damit nichts zu tun?“, fragte er ungläubig, woraufhin Vater und Sohn sogleich apathisch mit dem Kopf schüttelten. „Scheint wohl so, als hätten wir einen dritten Essensdieb an Bord“, schaltete sich Rayleigh in das Gespräch mit ein, hatte er bis jetzt nur gelauscht, „Oder hattest du vielleicht nur eine kleine Halluzination?“ „Niemals!“, knurrte der Koch und fühlte sich gleich ein Stückchen in seiner Ehre verletzt. Niemals würde er sein Essen verlegen. „Schau doch selbst nach, wenn du’s mir nicht glaubst!“, meinte der Chefkoch und die anderen ließen sich nicht lange bitten. Alle vier machten sich umgehend auf zur Küche und dem Koch traf beinahe der Schlag, sowie er sein Reich betrat. Es fehlte noch mehr von dem Essen! War zuvor nur ein Teil des Braten verschwunden, hatten sich nun auch noch zwei Brote und etwas Nachtisch verflüchtigt. Nur vom Salat fehlte kein einziges Blatt. „Ich versteh das nicht“, murmelte der Koch und war beinahe der Verzweiflung nahe. „Da sich dein Essen wohl wirklich nicht in Luft auflösen kann, wird tatsächlich hier irgendwo ein weiterer Essensdieb herumtreiben“, meinte Rayleigh, während er sich die leeren Brotformen besah. „Ja schön“, knurrte der Chefkoch missmutig, „Irgendwer klaut hier das Essen und ich darf wieder von vorn mit dem Kochen anfangen!“ „Oh ja. Das Futter war nämlich lecker!“, ertönte plötzlich eine fremde Stimme aus einer Ecker der Kombüse und ließ die vier Anwesenden zu dem Ursprung herumfahren, damit sie in das grinsende Gesicht eines Bengels mit schwarzen, strubbligen Haaren blicken konnten. „Hi“, lachte der Junge glücklich und hob grüßend seine Hand, „Ich bin Ruffy!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)