Was wäre gewesen, wenn ... ? von Maclilly (Ace an Bord der Oro Jackson) ================================================================================ Kapitel 67: Garp's Vorhaben --------------------------- „Lass mich los, du dämlicher, alter Knacker!“ Laut brüllte Ace die entlegenen Gassen der Stadt zusammen, doch sämtliches Geschrei brachte nicht das geringste. Genauso wenig schlug auch sein Rumgezappel in irgendeiner Weise positiv zu Buche, denn hielt der Marineoffizier ihn so fest, dass Ace lediglich mit dem Beinen in der Luft strampeln konnte. „Vergiss es. Wer so viel Wert darauf legt, ein Pirat zu sein, der darf auch gerne mal spüren, was passiert, wenn man sich erwischen lässt“, belehrte Garp seinen kleinen Gefangenen und musterte diesen aufmerksam, „Aber jetzt, wo ich dich eh schon erwischt hab, kannst du mir auch gleich mal erzählen, wo sich dein Vater und der Rest aufhält!“ „Ganz bestimmt nicht“, knurrte Ace und versuchte weiterhin, sich aus dem Griff des Vizeadmirals zu befreien. Wenn der Alte ihn wirklich mit zum Schiff nehmen würde, gäbe es wohl bald eine ziemlich starke Auseinandersetzung mit seinem Vater und dem Rest der Mannschaft. Inmitten seiner Bewegung erstarrte Ace plötzlich. Vermutlich war dies überhaupt das, was der Offizier plante. „Du Mistkerl“, fauchte er Ace ihn an und trat erneut nach dem Vizeadmiral, traf ihn jedoch wieder nicht. „Was ist denn jetzt los?“ Mit nachdenklicher Miene betrachtete Garp die nun viel stärkere Gegenwehr des Jungen. Zunächst konnte er es sich nicht ganz erklären, doch irgendwann kam ihm dann doch der entscheidende Gedanke. „Nein, so ist das Ganze keineswegs gedacht“, grinste der Vizeadmiral und wandte seinen Blick wieder der Straße zu, während der Junge weiterhin gegen Garp’s Griff ankämpfte. Und Garp musste zugeben, dass der Junge wirklich nicht schlecht war. Jeder normale Soldat hätte höchstwahrscheinlich arge Probleme, Ace überhaupt festzuhalten. Doch für Garp war diese zappelnde halbe Portion noch mit Leichtigkeit zu handhaben. Ohne überhaupt von einem der nach ihn tretenden Füße getroffen zu werden, schleppte der Vizeadmiral den gefangenen Mini-Piraten gen Richtung Kriegsschiff. Dabei war ihm das laute Rumgezettere zunächst einmal egal, scherte sich in diesen abgelegenen Gassen eh kein einziger um die Belange anderer. Und schon gar nicht, wenn ein Marineoffizier mit von der Partie war. Solche Gesetzeshüter mied man hier allein aus Prinzip, deswegen brauchte sich Garp überhaupt keinen Kopf, um eine mögliche Störung seines Vorhabens zu machen. Aber je näher er dem Schiff kam, desto öfter schielte er mit besorgten Blick hinüber zu Ace. Wenn irgendeiner an Bord des Schiffes das Gebrüll hören würde, wäre Garp’s Plan aufgeflogen, denn lege so ganz schnell die Aufmerksamkeit auf dem jungen Gast. „Jetzt halt mal den Rand, du Wicht!“, knurrte Garp Ace an und ließ das Gebrüll verstummen, indem er seine Hand auf dem Mund des Jungen legte und diesem zusätzlich noch eine etwas kräftigere Kopfnuss verpasste. Was genau jetzt die effektivere Lösung für sein Problem gewesen war, konnte Garp zwar nicht sagen, jedoch sein Ziel hatte er dadurch erreicht: Ace gab keinen einzigen Mucks mehr von sich. Und somit konnte sich Garp nun relativ leise und vor allem unbeobachtet dem Schiff nähern. Mit dem ausgeknockten Ace unter dem Arm geklemmt, kletterte der Vizeadmiral die Strickleiter hinauf zum Deck. Und auf diesem herrscht –was eindeutig der Vorteil des D’s war – ein heilloses Chaos. Überall lagen Soldaten, Waffen und auch die Reste eines Ruderbootes verstreut herum. „Man“, seufzte Garp, „Können die noch nicht einmal eine halbe Stunde auf Ruffy aufpassen?“ Noch irgendetwas anderes unverständliches vor sich hin murmelnd, ließ Garp die Soldaten an Deck links liegen und beschäftigte sich gedanklich eher damit, wo der ganze Rest und vor allem sein Enkel steckte. Denn außer den Bewusstlosen und im selbst hielt sich keine einzige weitere Menschenseele auf dem Deck auf. Trotzdem klang von irgendwoher etliches an Geschrei und Gefluche an Garp’s Ohren. Nur schien jenes eben nicht vom Deck zu kommen, sondern aus Richtung Kantine. Und so wie es sich anhörte, schien Ruffy in dieser allesamt mächtig auf Trab zu halten. Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des älteren Offiziers. Sein Plan war einfach grandios aufgegangen. Mit stolzgeschwellter Brust marschierte Garp vom Deck aus durch ein ewiges Wirrwarr von Fluren und wollte eigentlich auf direktem Wege zu seinem Büro schreiten. Doch als er um eine Ecke bog, bemerkte er gerade noch rechtzeitig, wie der Erste Offizier den Gang entlang stürmte, schien dieser eben von Büro des Vizeadmirals zu kommen. „Ah. Herr Vizeadmiral. Da sind sie ja endlich wieder.“ Voller Erleichterung rannte der Maat auf Garp zu, nahm dabei gar nicht wahr, das Garp unterdessen flink etwas hinter seinem Rücken versteckte. „Hören Sie. Die gesamte Mannschaft ist mit ihrem Enkelsohn weitestgehend überfordert. Ich weiß, dass Sie freilich wichtigeres zu tun haben, aber können Sie Ruffy nicht dennoch irgendwie bremsen?“ „Ach was, Sie schaffen das schon“, winkte Garp mit seiner freien Hand ab und erste Schweißperlen sammelten sich bereits auf seiner Stirn. Er musste schnellstens in sein Büro verschwinden, bevor der Kurze das Bewusstsein wiedererlangte. Sonst könnte es nämlich ziemlich eng werden und der Junge würde letztendlich zwangsläufig im Gefängnis enden. Und dieses wiederum würde dann demnächst zu einer einzigen Staubwolke pulverisiert werden, sobald Roger von der ganzen Sache Wind bekommen würde. Lieber wollte Garp nichts dergleichen riskieren und versuchte somit, sich möglichst zügig am Maat vorbei zu quetschen. Jedoch wollte der andere Offizier seinen Vorgesetzten nicht so ohne weiteres einfach passieren lassen. „Aber Sir, wir benötigen Ihre Hilfe, um-“ „Nun stellen Sie sich nicht so an. Es kann doch überhaupt nicht so schwer sein, auf ein siebenjähriges Kind aufzupassen“, beendete Garp die Diskussion, derer er sowieso schon leid war, und verzog sich umgehend und immer darauf bedacht, das Ace vom Erstem Offizier ungesehen blieb, in sein Büro. Dabei gab er seinem Stellvertreter gar nicht erst die Chance, noch einen weiteren Ton von sich zu geben, denn wurde diesem sofort die Tür vor der Nase zugeschlagen. „Sie haben leicht reden. Schließlich können Sie den Jungen ja irgendwie ihm Zaum halten“, murmelte er noch der Türe zu, bevor er sich wieder zum Ursprung der Marinehölle bewegte. Unterdessen hatte Garp schon längst die Holztür fest verrammelt und verriegelt. In diesem Falle wollte er bloß kein Risiko eingehen. Nicht, das irgendeiner hereinplatzte und den Gast entdeckte, denn würde Ace so in einer mächtigen Bredouille stecken. Nachdem er sich er sich noch einmal fest versichert hatte, dass nicht mal mehr eine Fliege durch die Tür gelangen konnte, marschierte Garp hinüber zu seinem Schreibtisch und legte den Jungen auf einem der Bürostühle, ehe er selbst auf seinem eigenen, längst festeingesessenen Stuhl platznahm und von dort aus Ace über den Schreibtisch hinweg betrachtete. Mittlerweile war dieser wohl nicht mehr bewusstlos, sondern ratzte munter vor sich hin. Dies gab dem Vizeadmiral nun noch einmal die Gelegenheit, sein weiteres Vorgehen zu überdenken, wusste er auch noch nicht so recht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Deswegen griff er, schon beinahe instinktiv, nach einer Tüte vollgefüllt mit seinen Lieblingskräckern. Mit einer einzigen Ladung verschwand der gesamte Tüteninhalt in Garps Mund. Was sollte er jetzt nur mit diesem Knirps anfangen? Eigentlich wäre es ja seine Aufgabe, den Junge Senghok zu übergeben und ihm somit letztendlich zum Tode zu verurteilen…immerhin war Ace ein gesuchter Pirat mit einem ordentlichen Sümmchen an Kopfgeld. Doch zum Einem war er selbst nie besonders bekannt dafür gewesen, sich an irgendwelche Regeln, Richtlinien und Vorschriften zu halten. Und zum Anderem war Ace letztendlich auch nur ein Kind, das lediglich seiner Abstammung wegen bestraft wurde. Garp seufzte. Wenn Senghok und Aka Inu mal richtig gute Laune hatten, würde Ruffy ähnliches blühen…. Somit stand Garp’s Entschluss fest und auch wenn Roger und dessen Crew nicht gerade begeistert darüber sein würden: er würde den Jungen fürs erste jedenfalls hier behalten, auch wenn dies bedeutete, Senghok und Kong für die nächste Zeit aus dem Weg zu gehen. Gänzlich zufrieden über seinen Plan, lehnte sich Garp auf seinem Stuhl zurück und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Eigentlich war dieses Büro alles andere als sein Lieblingsplatz an Bord des Schiffes, türmten sich hier Akten, Unterlagen und ähnliches beinahe meterhoch. Doch leider gehörte eben auch die Bürokratie mit zu seinem Beruf und Senghok würde ihm wieder wochenlang mit diesem Kram in den Ohren liegen, wenn er die ganzen Stapel nicht langsam mal abarbeiten würde. So erhob sich der Offizier von seinem Stuhl, warf noch mal einen Blick zum Schreibtisch. Auf jenem befand sich neben ein paar Kräckertüten nur noch ein Goldfischglas mit zwei Bewohnern. Aber umgehend gesellte sich auch ein Schwung Akten zu den Fischen und den Kräckern hinzu, ehe Garp auch wieder auf seinem Stuhl platznahm und allmählich damit begann, die Unterlagen durchzuarbeiten. Hier und Da musste ein Stempel gesetzt werden, mal wurde auch das Signum des Vizeadmirals benötigt. Und während er sein Kürzel auf das ein oder andere Papier setzte, wurde er aufs genaueste von den beiden Goldfischen beobachtet. Mit ihren großen Glubschaugen verfolgten sie jede einzelne Bewegung des Offiziers und ließen erst von diesem ab, als Garp ein paar Kräckerkrümel in das Glas gab. Und die beiden Tierchen im Goldfischglas waren mindestens so verfressen wie ihr Besitzer. Wie zwei ausgehungerte Piranhas stürmten sie auf ihr Futter zu und kämpften um jeden einzelnen Krümel, sodass sich Garp nun gänzlich unbeobachtet seiner Arbeit widmen konnte. Für wenige Augenblicke schaffte er es tatsächlich, ein paar Unterlagen abzuheften, wenngleich er sich nicht ganz sicher war, ob diese auch in dem richtigen Ordner gelandet waren. Aber der Vizeadmiral scherte sich nicht weiter darum, sondern durchforstete konsequent seine Akten, bis ihm plötzlich etwas ablenkte. Ein leises, unverständliches Gemurmel drang an seine Ohren und ließ Garp aufmerken. Zuerst konnte er sich den Ursprung des Geräusches nicht ganz erklären. Von den Fischen konnte es zumindest nicht stammen. Nachdenklich kratzte sich Garp am Kopf, ließ noch einmal seinen Blick durch den Raum schweifen, um diesmal den Grund für das Gemurmel zu entdecken: sein kleiner Gast schien endlich aufzuwachen. _____________________________ Ein ganz großes Dankeschön an die Kommischreiber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)