Hades II von Franlilith (The Rise) ================================================================================ Kapitel 3: War -------------- Ich möchte mich, bevor das Kapitel beginnt, zu allererste entschuldigen! Ich hatte längst vor diese Fanfiction weiterzuschreiben, doch da ich in den letzten zwei Jahren eine Ausbildung absolviert habe, die mich wirklich sehr gefordert hat, war es mir beinahe unmöglich neue Kapitel abzutippen oder sie gar hochzuladen. Der aktuelle Stand von Hades – The Rise ist nun allerdings erfreulicher: Ich habe bereits acht Kapitel geschrieben und ich werde diese nun Stück für Stück nochmals kontrollieren und hochladen. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich niemals vorhatte Hades abzubrechen, gerade weil ich so viele treue Leser habe und mir wünsche sie auch weiterhin mit dieser Fanfiction erfreuen zu können.   ---   Langsam legte sich die Hand des jungen Adligen auf das Glas des fein säuberlich geputzten Fensters. Sein Blick wirkte wohl auf Außenstehende verloren, ja beinahe unwirklich verklärt. Doch der junge Mann dachte lediglich nach. Grübelte über Dinge, die ihm regelrechte Kopfschmerzen einbrachten. Ein Seufzen verließ seine Lippen, als ihm klar wurde, dass es ein wenig wehmütig klang. Vielleicht war es auch genau das.   Er befand sich in seiner Residenz in London, genoss die Ruhe des Hauses und war doch völlig aufgewühlt. Sebastian. Dieser Name, er schwirrte ihm wie gespannte Geigenseiten durch den Kopf, bereit dazu sich in seinen Verstand zu schneiden. Bereits seit vier langen Tagen hatte er mit Sebastian kaum ein Wort gewechselt. Hatte sich wenn nur auf die nötigsten Phrasen geschränkt und auch seine Nächte wirkten mittlerweile etwas kühl und leer. Nach der Einladung, welche ihm die Oswalds zugesandt hatten, war der Earl nach London gefahren, mit der Absicht die Familie am morgigen Tag zu besuchen. Wenngleich er noch immer nicht genau wusste, was von ihm erwartet wurde. In dem Schreiben war nur von einer relativ unformellen Einladung die Rede. Gleichermaßen schien es ein Problem mit den Spielsachen seiner Firma zu geben und Ciel war sich nicht ganz sicher, wie er darüber denken sollte. Es war keine Beschwerde, aber worum es genau ging, darüber hüllte man sich in Schweigen.   Seufzend ließ Ciel seinen Kopf gegen das Glas sinken und schloss beinahe erschöpft die Augen. Sein „Streit“ mit Sebastian saß tief in seinen Gedanken fest und ganz gleich was er versuchte, sein Geist wurde nicht mehr klar. Womöglich würde er irgendwann einfach verrückt werden. Seit diesem Tag wurde er nicht mehr berührt, nicht einmal eine Andeutung. Langsam zweifelte Ciel daran, ob er diesen Befehl zur Strafe gegen den Dämon ausgesprochen hatte. Womöglich hatte Sebastian genau das gewollt oder der Earl hatte sich selbst eine Falle gestellt. Wie dem auch sei, er wollte und würde nicht einfach so nachgeben. Er wollte wissen, ob sein Butler insgeheim ebenso verzückt von seinem Master war, wie dieser von ihm. Doch seine Rechnung ging nicht auf. Sebastian hielt sich peinlich genau an seinen Befehl, ganz so als wolle er den jungen Mann reizen. Was war der Grund für das Spiel, welches der Dämon mit dem jungen Adligen spielte? Machte er sich seit ihrem ersten Mal gemeinsam über ihn lustig? Oder war es die Gier die den Dämon in Sebastian wach rief und ihm erlaubte sich über Ciels Leib hermachen zu dürften. Der junge Earl erschauderte. Er hatte das Gefühl Sebastian hätte seinen Verstand vergiftet und ihn als Menschen ganz süchtig nach der so feinsäuberlich hergerichteten Sünde der Wollust gemacht. Es wäre ihm durchaus zuzutrauen. Doch Ciel wusste, dass seine Befehle unumstößlich von Sebastian zu befolgen waren. Er musste schon die Forderung zurück nehmen, damit er seinen eigentlichen Willen bekam. Doch er würde es nicht tun, noch nicht.   Ein Klopfen an der Tür signalisierte Ciel, dass er nun Abstand von seinen Gedanken nehmen musste. Und seine Annahme bestätigte sich, als Sebastian den Raum betrat und sich verbeugte. „Junger Herr, die Koffer sind ordnungsgemäß gepackt und die Kutsche steht zur Abfahrt bereit“, erklärte er reumütig und irgendetwas in Ciel machte sich über diese Geste beinahe lustig. Seit wann fühlte er sich eigentlich so elend, wenn er seinen Butler anblickte? Jenen der ihm vorher jeden Wunsch gewährt und ihn in jeglicher Perfektion erfüllt hatte. Den, dessen sprichwörtliche Verführung ihn oft genug in die Knie gezwungen hatte und ihn zu einem selbstvergessenen Sklaven seiner eigenen triebhaften Lust gemacht hatte. Ciel ignorierte den feinen Schauer der sich durch seinen Körper zog, um zu nicken und Sebastian nach unten zur Empfangshalle zu folgen. Er würde sich ganz auf die Einladung konzentrieren und vielleicht dort etwas Ablenkung finden.   Ciels Seufzen erfüllte den winzigen Raum den die Droschke bot, während der Earl selbst wie hypnotisiert auf die einfarbigen Landschaften starrte. Das Anwesen der Oswalds war etwas abseits von London und doch gehörte diese Familie zu einer der wenigen, die in London keine Residenz besaßen. Es erübrigte sich auch, wenn sie nur wenige Minuten entfernt vom Stadtzentrum wohnten. Nun gut, Minuten waren untertrieben. Sebastian fuhr gewiss schon seit einer halben Stunde, doch Ciel beschwerte sich nicht. Der Tag widersprach ihm bereits gänzlich und fraß an ihm wie die Maden am Speck. Vielleicht dachte er auch einfach zuviel nach, über Dinge die ihn eigentlich nicht beschäftigen sollten. Dinge, die ihn gewiss irgendwann wahnsinnig machen würden. Warum konnte er all diese Gedanken nicht bekämpfen? Warum kam er sich wie ein einfältiger Narr vor, wenn er sich immer und immer wieder diese eine törichte Frage stellte. Er schloss kurz die Augen und besah sich dann die grünen Gewänder die geschwind an ihm vorbei huschten. Was empfand sein Herz für diesen elenden Dämon, der ihm bereits seines Verstandes beraubt zu haben schien?     Schweigend half Sebastian seinem Herrn aus der Droschke und nahm sich anschließend die Koffer, um seinem Herrn zum Anwesend der Familie Oswald zu folgen. Es sah von außen noch immer ein wenig beängstigend aus, zumindest erinnerte sich Ciel daran, als Kind bereits einmal hier gewesen zu sein und sich da verschreckt hinter seinem Vater versteckt zu haben. Die Wände waren so dunkel, so grau und unfreundlich, dass es viele Menschen gab, die an dieser Stelle gern wieder kehrt gemacht hätten. Doch Ciel wusste das er nichts zu befürchten hatte. Innen war es freundlicher, schon immer gewesen. Sebastian schlug für ihn den Türklopfer und wenige Minuten später wurde ihnen die Tür von einem schwarzhaarigen Hausmädchen geöffnet die sich höfflich vor den Gästen verbeugte. „Sie werden bereits erwartet, Earl Phantomhive“, sprach sie mit leiser, beinahe etwas reuevoller Stimme und bat den jungen Adligen herein. Ciel ließ sich von Sebastian seinen Mantel abnehmen und wurde dann von dem Hausmädchen angewiesen ihr zu folgen. „Hier entlang bitte“, sprach sie und ging mit langsamen Schritten in Richtung Saal. Ciel kannte dieses Haus, wenngleich er es nur einmal betreten hatte, so war die Statik und Architektur dieses Gebäudes einzigartig. Bereits die Empfangshalle war mit Stützbalken übersäht, Ciel zweifelte jedoch daran, dass sie alle eine tragende Rolle besaßen. Während sie durch einen Gang mit etlichen Familienfotos geführt wurden, sah sich der Earl kurz um. Mehrere Generationen der Familie trafen sich in dieser Galerie und erweckten den Anschein, die Lebenden nicht in Frieden lassen zu wollen. Oder war es umgekehrt? Ciel hielt nichts von solchen Ahnengalerien, die erweckten in ihm nur grausige Erinnerungen. „Wir sind da“, sprach das Hausmädchen erneut leise und öffnete eine Flügeltür, um den Grafen und seinen Butler in einen hell beleuchteten Raum eintreten zu lassen. Kurz blinzelte Ciel, bis er sich an das ungewohnte Licht gewöhnt hatte und sah sich um. Der kleinere Saal. Ein Kamin, dunkle Sitzmöbel und ein Flügel. So hatte Ciel den Raum noch in seiner Erinnerung und es hatte sich wahrhaftig nicht das Geringste verändert. „Earl! Sie sind unserer Einladung wahrhaftig nachgekommen“, umhüllte eine dunkle männliche Stimme den Raum und brachte den Angesprochenen dazu sich umzuwenden. Ein hochgewachsener, adrettgekleideter Mann stand vor ihm und lächelte ihm freundlich entgegen. „Earl Oswald“, lächelte er zurück, worauf der Mann nur lachend abwinkte. „Aber aber, Ihr wisst doch um Euer Privileg mich Nicholas zu nennen, Earl“, scherzte er und legte dann eine Hand auf Ciels Schulter. „Ihr seid wahrlich gewachsen, als ich Euch zum letzten Mal sah, ward ihr noch ein Kind am Rockzipfel Eurer wunderschönen Mutter.“ Erneut lächelte Ciel, doch er zwang sich sichtlich dazu. Schon lange mochte er keine Berührungen von anderen Menschen mehr. Selbst wenn ihm Nicholas Oswald noch so bekannt war. „Nicholas, nun erschrecke den Jungen doch nicht so“, erklang eine feine, helle Stimme, ziemlich genau aus Richtung des Kamins auszumachen. Die etwas in die Jahre gekommene, jedoch nichtsdestotrotz noch außerordentlich hübsche Frau Oswald saß auf einem der dunklen Sessel und beobachtete das ganze Treiben mit einem milden Lächeln. Neben ihr goss das Hausmädchen ihr bereits ihren Tee nach und behielt die Kanne in der Hand, als sie sich schweigend neben Sebastian stelle. „Aber Mary, es ist wahrlich lange her. Aber bitte verzeiht mir meine forsche Art, Earl“, lächelte Nicholas freundlich und wies Ciel an ihnen beim vier Uhr Tee Gesellschaft zuleisten. Der junge Adlige nickte langsam und ließ sich auf dem zweiten Sofa nieder, während sein Gastgeber neben seiner Frau Platz nahm. Dieser lächelte Ciel entgegen und erhob dann ihre Stimme: „Es ist wirklich schon lange her, dass ich dich zu Gesicht bekam, Ciel. Du bist groß geworden.“ Ciel wusste, warum sie sämtlichen Adelstitel wegließ. Sie war seit ihrer Kindheit mit Rachel – Ciels Mutter – befreundet gewesen und der junge Earl erinnerte sich noch gut daran, wie geschockt sie gewesen war, als sie erfuhr, dass Rachel und ihr Mann verstorben waren. Dennoch hatte Ciel diesen Ort niemals aufgesucht. Vor etwa fünf Jahren hatte er Nicholas bezüglich eines geschäftlichen Termins in sein eigenes Anwesend eingeladen, da sie ja dennoch beinahe schon immer berufsmäßig zusammengearbeitet hatten.  „Welches Alter gilt es für dich nun zu erreichen?“, fragte sie und lächelte kurz, worauf Ciel schmunzelte. Sie war eine angenehme Person, so hatte er sie auch noch in seiner Erinnerung behalten. „Ich werde in wenigen Monaten neunzehn Jahre“, antwortete er ihr freundlich, worauf sie leicht staunte. „Bereits neunzehn Jahre? Herrje, wo ist all die Zeit geblieben?“, lachte sie, worauf Nicholas schmunzeln musste. „Wahrlich“, meinte er, „Wenn man bedenkt das unsere Kinder – sieht man von unserer Ann ab – noch lange nicht in dem Alter sind, ist es erstaunlich.“ Ciel seufzte innerlich. Warum waren alle eigentlich immer so überrascht? Er war vor neun Jahren das letzte Mal an diesem Ort gewesen. Dass er in all den Jahren erwachsen geworden war, hätten sie doch erwarten müssen. Doch er war nicht in der Stimmung den Erinnerungsaustausch forsch zu unterbrechen. Schließlich wollte er nicht unhöfflich wirken. „In welchem Alter sind ihre anderen Kinder, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“, lächelte Ciel und für einen Moment hatte er das Gefühl so etwas wie ein glucksen zu vernehmen und tatsächlich, als er sich kurz zu Sebastian umwandte, konnte er das deutliche spitzbübische Lächeln auf den Lippen des Butlers erkennen. Leise zischend wandte er sich wieder um und ignorierte die kleinen Sticheleien des Dämons einfach. „Aber natürlich“, lächelte Nicholas und nickte. „Nun, Ann sollte dir noch bekannt sein, sie ist nun etwa in deinem Alter.“ Der junge Adlige nickte. Doch, er erinnerte sich noch dunkel an sie. „Dann wären da noch Kelly und Henry. Sie sind sechzehn und zehn Jahre“, erklärte Mary weiter und sah dann ihren Mann an. „Nun und sogleich sind wir bei unserem eigentlichen Thema“, lächelte sie und wirkte mit einem Mal ein wenig nervös. Ciel wurde sogleich hellhörig. „Welches da wäre?“, fragte er leise und nahm dankend den Tee an, der ihm von dem jungen Hausmädchen gebracht wurde. Warum Sebastian sich kaum bewegte war ihm durchaus klar. Er wartete immer auf eine offizielle Erlaubnis von seinem Herrn. „Nun, es geht um unseren jüngsten Sohn Henry“, meinte Mary und seufzte etwas niedergeschlagen. „Er ist seit fast einem Jahr äußerst unglücklich und spricht mit niemandem mehr, außer mit Kelly.“ Kurzes Schweigen trat ein, bis Ciel die Tasse auf seinem Unterteller abstellte. „Nicht einmal mit Ihnen beiden?“, fragte er und erhielt nur bedrücktes Kopfschütteln. „Nein“, setzte Nicholas nun an. „Ihr müsst wissen, Henry ist sehr krank. Er leidet unter einem unheilbaren Herzfehler und die Ärzte haben uns früh gesagt, dass nicht viel Hoffnung für ihn besteht. Und unser Sohn leidet sehr darunter, er zieht sich immer mehr zurück, wir vermuten, dass er einfach Angst hat.“ Ciel nickte verstehend und überlegte dann kurz. „Und Sie hielten es für möglich, dass ich als Spielzeughersteller helfen kann?“, fragte er und erhielt bestätigendes Nicken. „Weißt du, Ciel“, begann Mary und lehnte sich niedergeschlagen zurück. „Da Henry nicht mehr mit uns spricht, wissen wir nicht wie wir ihm helfen sollen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, da er sein Spielzeug eigentlich über alles liebte – es allerdings kaum noch anrührt – ob deine Firma vielleicht etwas herstellt, dass ihm seine Lebensfreunde zumindest ein wenig zurück bringt.“ Langsam überschlug Ciel die Beine und überlegte. Eigentlich gab es genügend andere Dinge im Moment zu tun, doch er wollte die beiden aus irgendeinem Grund nicht zurückweisen. Vielleicht verstand er auf sehr markante Art und Weise, wie sie sich fühlten? Nein, das war es nicht. „Und ich könnte versuchen mit ihm irgendwie in ein Gespräch oder ähnliches zu gelangen, um heraus zu finden, was ihn glücklich machen könnte?“, fasste er nochmals zusammen und stieß auf einstimmiges Nicken. Na wunderbar. Aber eigentlich, war das genau die Aufgabe die er brauchte, um sich endlich abzulenken. „Also gut“, meinte er und trank einen Schluck von seinem Tee. „Oh tatsächlich?“, fragte Nicholas ganz aufgeregt und brachte Ciel schmunzelnd zum Nicken. „Das ist wundervoll!“, rief Mary ebenso erfreut und irgendwie wurde Ciel das Gefühl nicht los, dass ihm beide gern um den Hals gefallen wären, dabei wusste er doch noch nicht einmal ob er helfen konnte. Schließlich musste er Henry dazu erst einmal treffen und vielleicht irgendwie verstehen lernen. Das nächste leise Glucksen, ließ Ciels Kopf abrupt herumfahren und Sebastian mit kühlen Blicken durchbohren. Aber vorher, würde er sich mit seinem Butler noch mal ganz ausführlich unterhalten! 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