Let's talk about sex, baby! von thelastbird (Let's talk about you and me [ Z x S ]) ================================================================================ Prolog: Das Vorgespräch. ------------------------ [ Vorwort. ] Nun ist es wieder soweit - die Anaid&Jess Corporation präsentiert ihr neustes Werk! Nach einigen Projekten ohne den jeweils Anderen haben wir wieder beschlossen, eine gemeinsame Fanfiction zu verfassen; schon allein, weil wir wahnsinnigen Spaß daran haben. :) Nun sind aber schon einige Jahre in die Lande gezogen und wir sind älter geworden. Älter, reifer, intelligenter, attraktiver, unterhaltsamer und überhaupt! Voll toll und so. Weswegen wir uns (mal wieder) an ein etwas anderes Konzept heranwagen wollten. Und das hat nicht nur etwas mit der MA-Einstufung zu tun! ;P Nein, wir wollten ein neues Grundgerüst, eine völlig neue Storyline - nicht das übliche Sanji-Zorro-hassen-lieben-Geplänkel. Hier herrscht eine völlig andere Grundstimmung. Also fühlt euch gefälligst in euren Grundfesten erschüttert! :> Nun also zum Einstieg der Prolog von Let's talk about sex, baby!, der wohl ebenso wichtig ist wie jedes normale Kapitel, weswegen wir das Lesen tunlichst empfehlen. Wegen der schon genannten Grundstimmung und so. Höhö. & jetzt viel Spaß beim Lesen! :D - Let's talk about sex, baby! - 1. Prolog Strahlend weiße Wände. Wahrscheinlich Raufasertapete. Korbstühle. Und eine Yukapalme. Sanji schüttelte den Kopf und betrachtete den dunklen Laminatboden, der so blank gewienert war, dass er sein schemenhaftes Spiegelbild darin ausmachen konnte; und das sah ganz und gar nicht glücklich aus. Müde. Sehr müde sogar. Und nervös. Er hätte es sich nie eingestanden, aber alle Anzeichen sprachen dafür, dass ihn nur wenige Herzschläge von einem totalen Nervenzusammenbruch trennten. Sein Blick glitt zu der milchigen Glastür, die den Ikea-Alptraum von einem Wartezimmer von der übrigen Praxis abschnitt – und damit vom Rest der Welt. Von allem, was auch nur ansatzweise normal war. Denn das war er ja nun nicht mehr. Seit ganzen zehn Minuren saß er hier nun schon, zehn Minuten, die ihn mehr und mehr zu etwas gemacht hatten, das eben nicht normal war. Und je länger es noch dauern würde, bis sein Name genannt wurde, desto schlimmer würde es werden. Trotzdem würde er diese Frist genießen. Oh ja. Sanji legte den Kopf in den Nacken, starrte an die Decke, auf seine Finger, die wie obsessiv an dem silbernen Ring drehten und schließlich zu der unauffälligen Garderobe neben der Tür. Dort hing sein Kurzmantel. Mit einer quasi vollen Packung Marlboro Red darin. Zwölf. Um genau zu sein. Zwölf Zigaretten, die gerade in diesem Moment unglaublich verführerisch dufteten. "Alles okay?" Sanji spürte ihren Blick, noch bevor ihre Lippen seine Wange berührten. Seine Finger hielten inne, öffneten sich schließlich, sodass Nami ihre dazwischen schieben konnte. Was sie sofort tat. "Klar." Glatt gelogen. Aber das wusste sie. Und damit war's egal. Immerhin war ihr auch sein Widerwillen egal gewesen. Und das musste sich ja auch irgendwie mal rächen... Er hatte nicht hierher kommen wollen. Und auch jetzt hätte er nichts lieber getan, als aufzuspringen und zu verschwinden. Schleunigst. Er hatte hier nichts verloren; er war nicht wie der Typ ihm gegenüber, der schon an seinen Nägeln gekaut hatte, als sie diesen Raum betreten hatten, und bis jetzt nicht von ihnen abgelassen hatte. Er war kein Versager. Er brauchte keinen Arzt. Leider gab es jemanden, der das anders sah: Seine Verlobte, Nami, die jetzte das Kinn hob und zu der unendlich langsam laufenden Uhr hinaufsah, wobei sie sich mit ihrer freien beringten Hand eine rote Haarsträhne hinter das Ohr schob. Er hasste ihren Ring: Ein einziger Kristall, der ihn jedes Mal, da sie in der Sonne saß, blendete. Aber sie hatte darauf bestanden. Auf etwas Klotziges. Etwas, womit man angeben konnte vor den Freundinnen, die sich bestenfalls einen Stein hätten leisten können. Aber immerhin hatten die ja guten Sex. Korrektur: Immerhin hatten die überhaupt Sex. Und sie nicht. Denn er bekam ja keinen mehr hoch. Mit ziemlich genau diesem Wortlaut hatte sie ihn vor Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass sie ein Problem hatten. Ein Problem, dass er wirklich, wirklich zu lösen versucht hatte. Haha. Und sie erst. Und zwar so erfolgreich, dass er jetzt hier saß und darauf wartete, den Gnadenstoß zu erhalten. Denn erniedrigt war er bereits zum Gehtnichtmehr. Jetzt konnte nur noch eins kommen. "Motosuwa, bitte. Raum vier." In Sanjis Ohren kam ein Rauschen auf, das anwuchs, als Nami ihn auf die Beine zog. Mit entschlossen zugekniffenen Augen schlich er am Praxisaushang vorbei. Trotzdem leuchtete die verhasste Buchstabenreihe in seinem Kopf auf, begann zu blinken, sobald sie vor der angelehnten Tür zum Sprechzimmer standen. Es war still in dem Zimmer. Unheimlich still sogar. Totenstill. Der Blonde schüttelte abermals den Kopf, während er sich durch die Haarsträhnen fuhr. Das Grauen lauerte hier, dessen war er sich sicher. Und es hatte einen Namen. Einen unendlich furchteinflößenden Namen, mit dem sie hier an jeder freien Wand in Form von Urkunden und Zertifikaten drohten. Dr. Lorenor Zorro – Sexualtherapeut Genau dieser Mann beugte sich gerade über seinen Schreibtisch aus hellem Buchenholz zwei Räume weiter und unterzeichnete ein Rezept, als seine junge Arzthelferin vorsichtig den Raum betrat. "Herr Zorro?" Der Angesprochene nickte konzentriert, wendete sich aber nicht von seinen Unterlagen ab. "Herr Motosuwa ist mit seiner Frau in Raum 4." "Danke, Sandra." Sie verließ mit wehenden schwarzen Locken den Raum, ein Lächeln auf den Lippen, und Lorenor fand sich in der gewohnten Stille seines Büros wieder. Mit einem Seufzen schob er die gerade bearbeiteten Akten bei Seite und zog die Notizen heraus, die er sich beim Telefonat mit der Ehefrau des Problemmannes gemacht hatte. Obwohl es fast nicht fair war, den ihm noch fremden Herrn Motosuwa als Problemmann zu bezeichnen. Wenn er Ehepaare therapierte, wurde den Ehemännern meist alles in die Schuhe geschoben, doch zu einem gesunden Sexleben gehörten nun mal zwei Leute, wenn man sich nicht gerade auf seine Hände fixiert hatte. Ein Problem im Bett trat meist durch das Fehlverhalten beider Parteien auf. Und viele Informationen hatte Lorenor auch nicht aus dem knappen Telefongespräch heraus ziehen können – oder wollen. Er hielt nichts von diesen fixen Beratungen über die Hörmuschel, welche seine Kollegen zum Teil anboten, ein persönliches Gespräch war einfach viel aufklärender, denn nur so konnte er die Beteiligten richtig einschätzen lernen. Er klemmte die zwei Heftzettel in eine sandfarbene Mappe, zupfte sich seinen Pulli zurecht und schob sich seine Rahmenbrille auf die Nase, bevor er den Raum verließ. Eigentlich hatte er keine große Lust. Was nicht an seinem Beruf an sich lag, den er eigentlich ganz gern hatte. Das Wetter draußen lockte ihn. Knappe 20 Grad im Schatten, bestes Tai-Shi-Wetter und ein stetiger, angenehmer Wind. Und was tat er? Saß in seiner stickigen Praxis und lauschte mehr oder weniger freiwillig den Schlafzimmerproblemen völlig fremder Menschen. "Herr Zorro, Frau Berger ist hier." Die Hand schon auf der Türklinke zu Raum 4, drehte der Angesprochene doch noch den Kopf und musterte den Anmeldebereich, den er von seinem Standpunkt aus gut einsehen konnte. Im Wartezimmer konnte er das leicht gerötete Gesicht von Frau Berger ausmachen. Na, die hatte ihm noch gefehlt. Er lächelte und marschierte kurz durch den Raum, um der freudig aufspringenden älteren Dame die Hand zu schütteln. "Frau Berger! Was führt sie zu mir?" Die dunkelhaarige Dame mit den tiefen Lachfalten an ihren Mundwinkeln beugte sich verschwörerisch zu ihm hoch. "Herr Zorro, sie sind ein Genie. Ein Genie! Es ist passiert. Können sie das glauben? Nach 20 Jahren! Was haben sie in dem Einzelgespräch nur mit meinem Günther gemacht?" Eigentlich hatte Lorenor nichts gemacht. Er hatte nur ein paar Denkanstöße gegeben. Herr Berger war kein schwieriger Partient, eher der ruhige Typ, der für seine Frau viel in Kauf nahm. Dafür war seine Ehegattin umso lästiger. "Das freut mich für sie. Wirklich. Aber ich muss jetzt zu meinen Patienten, wenn sie mich also..." "Natürlich! Ich war nur gerade in der Nähe, da dachte ich, ich sage Bescheid." "Danke, Frau Berger. Wir sehen uns am Mittwoch!" Viele Menschen, die einen Sexualtherapeuten aufsuchten, hatten ein Problem. Das ging von Sexsucht über Errektionsstörungen bis zu Angstfantasien. Aber leider waren eben diese Menschen oft auch ein klein wenig ... anstrengend. Seufzend kehrte der grünhaarige Therapeut zu seinem eigentlichen Ziel zurück, vertrieb jeden Gedanken an eine gemütliche Liege im Garten und öffnete ambitioniert die Tür. "Guten Abend." Zwei Köpfe drehten sich zu ihm um. Ein gespanntes und ein panisches Augenpaar musterten ihn. Es war das übliche Bild einer ersten Therapiestunde. Da musste man sich auf viel Nasenzieherei und einige Bocksprünge gefasst machen. Bocksprünge. Ja. Die kamen ganz zweifellos auch auf Sanji zu. Das wusste dieser spätestens, nachdem ein grünhaariges Model das Sprechzimmer betreten hatte. Ein Model. Das war kein Arzt. Das war kein faltiger alter Sack, der sich auf die Leidensgeschichten seiner Patienten nachts einen runterholte. Nein. Das war - "Guten Abend." Nami war in sein Blickfeld gesprungen; allein an dem heftigen Beben ihrer Schultern erkannte der Blonde, wie inbrünstig seine Verlobte eine fremde Hand schüttelte. Eine Hand, die Sanji in diesem Augenblick nur zu gern abgebissen hätte. Das war eine Gemeinheit. Im Puff ließ man doch auch keine Sexbomben arbeiten, aus Anstand den Kunden gegenüber. Warum also konnte Dr. Lorenor Zorro keine hundert Jahre älter sein? Hm? Dass Sexualtherapeuten rücksichtslose Arschlöcher waren, war damit eindeutig. Und dass dieses Exemplar hier sich an der Uni hochgeschlafen haben musste, ebenso. Zahnpastalächeln. Arschloch. ... Arzt. Sanji ergriff stumm die Hand seines grünhaarigen Gegenübers, erfasste dabei dunkelgrüne, gelangweilte Augen und ein dreifach durchlöchertes linkes Ohrläppchen. Hochgeschlafen. Er beobachtete, wie Lorenor Zorro um einen niedrigen Tisch herumging und sich in einen schwarzen Sessel sinken ließ. Nami tat es ihm gleich und auch Sanji ließ sich schließlich in das einzige noch verbleibende Polster sinken. Hah. Und das war eindeutig das Ehemannpolster: Das dunkle Leder an den Armlehnen war ganz rau gekratzt. Zweifellos Spuren männlicher Urängste. Der Blonde nahm sich vor, seinem Gegenüber diesen Gefallen nicht zu tun. Er legte die Hände in den Shoß und warf Nami einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, dann sah er zu einer Uhr mit schwarz mattiertem Ziffernblatt auf. Ihr Termin war für höchstens eine Stunde angelegt. Allerhöchstens. Aber Sanji hatte nicht vor, es soweit kommen zu lassen. Er würde Namis Gequengel lauschen, würde auch die garantiert massiv hilfreichen Tipps dieses Mannes ertragen. Und dann würde er nach Hause gehen. Und ein gutes Dutzend Zigaretten rauchen. Jawohl. Lorenor Zorro sah einige Unterlagen durch, schob diese dann beiseite und beugte sich zu seinen Patienten vor, während Sanji dies als ausschlaggebende Geste dafür sah, sich seinerseits weiter in dem Sessel zurückzulehnen. Nami hingegen schlug ihre endlos langen Beine übereinander und holte gespannt Luft. "Sanji... Mein Mann... Er... Er kriegt keinen mehr hoch. Seit Wochen nicht." Sie spuckte die Worte förmlich aus, schien sich danach schon um einiges besser zu fühlen. Sanjis Stimmnung indes kippte endgültig. Er tastete kurz nach, ob sein Kopf noch auf seinen Schultern saß, stellte mehr oder minder erleichtert fest, dass er das tat und starrte dann widerspenstig angesichts des durchdringenden Blicks des Arztes auf die kniehohe Tischplatte vor sich. "Das wird er sich sicher schon gedacht haben.", knurrte er leise. Nun ja, da hatte Herr Motosuwa durchaus Recht. Die grobe Problematik hatte man Lorenor ja schon am Telefon mitgeteilt, doch eben auch dieses Gespräch war wichtig für seine Beurteilung der Situation. Denn die Ursachen für solche Potenzprobleme waren unheimlich vielschichtig. Und auch, wenn ihm die knurrige Art des blonden Mannes fast ein nachsichtiges Lächeln entlockt hätte, bemühte er sich um einen gewissen Ernst, auch wenn er dabei nicht direkt steif wirken wollte. Schließlich sollten die Beiden offen mit ihm sprechen, ihn als einen Berater ansehen, nicht als einen Menschen, der auch nichts mehr ändern konnte. Auch wenn Herr Motosuwa gerade genau dieser Meinung war. "Wie lange haben sie dieses Problem schon, Herr Motosuwa?" Er fischte aus dem Tisch vor sich einen Stapel Papier, schob ihn in die Mappe und sah aufmerksam zu seinem widerwilligen Patienten auf. Der schien ja echt die Sekunden zu zählen. Eigentlich war ihm ja wichtig, dass seine Patienten freiwillig bei ihm waren. Seltsamerweise erheiterte ihn die motzige Art seines Gegenübers ungemein. Sanji hingegen war in diesem Moment, da sein Gegenüber ihm diese Frage stellte, so ziemlich alles – erheitert aber nicht. Er wollte diesen Mann erschlagen. Diesen dreisten... Wiederholt fragte er sich, was zum Henker ihn dazu getrieben hatte, diese Praxis aufzusuchen. Er musste vollkommen wahnsinnig gewesen sein, Namis Vorschlag einfach so mir nichts dir nichts abzunicken. Gut. Vorschlag war da sicher nicht der richtige Ausdruck. Gezwungen hatte sie ihn. Und das, ja, das konnte sie verdammt gut. Ihre Methoden waren illegal, etwas anderes war ganz unmöglich. Und auch jetzt bohrte sich ihr Blick beinahe drohend in seinen Augenwinkel. Schön. Er gab es ja zu. Er mochte ihre Art, ihren herrischen Charakter. Und er mochte ihren Körper. Verdammt noch mal! Zu Beginn war ja noch alles gut gewesen; da war er schon spitz geworden, wenn sie im Bad stand und sich - in einen Hauch von einem Nichts gehüllt - die Zähne putzte. Aber damit war's ja jetzt vorbei. "Seit etwa einem Monat.", antwortete der Blonde schließlich. Nami schnaufte verächtlich. "Seit FÜNF Wochen. FÜNF.", berichtigte sie nonchalant. Auch wenn 5 Wochen erstmal als keine lange Zeit anmuteten, konnten sie durchaus psychische Probleme auslösen. Besonders, wenn man eine Frau hatte, die anscheinend Buch darüber zu führen schien. Lorenor lief ein kalter Schauer über den Rücken. Insgesamt wollte ihm die rothaarige, junge Frau nicht sympathisch erscheinen. Er würde sich ganz bestimmt nie an so eine herrische Furie binden. Lorenor war sowieso nicht der Beziehungsmensch. Vielleicht lag es an den Horrorgeschichten seiner Patienten? Er wusste es nicht, doch er war zu der Ansicht gelangt, das Gelegenheitssex auch sehr erfüllend sein konnte. Wenn er denn funktionierte. "Und war es eine schleichende Entwicklung oder mehr von einem Tag auf den Anderen?" "Wie drauf geworfen, Herr Doktor.", schoss Frau Motosuwa los und ließ ihren Mann nicht mal im Ansatz zu Wort kommen. Dieser ließ sich mit einem knurrigen Gesicht tiefer ins Polster sinken. "Am Vortag hatten wir noch herrlichen Sex, und dann, am nächsten Abend, ging gar nichts mehr." "Herr Motosuwa, könnten sie mir vielleicht den Tag zwischen diesen beiden Ereignissen beschreiben? Vielleicht finden wir da ja des Rätsels Lösung." Des Rätsels Lösung. Aha. Sanji nickte abwesend. Tja, wo fing man denn da an? Bei der ersten körperlichen Aktivität? Also... beim Pinkelngehen: etwa um fünf? Wohl eher nicht. "Tja..." - "Das war ein Donnerstag.", warf Nami ein und erntete damit einen kurzen Blick von Doc Adonis. Was sie unübersehbar ziemlich glücklich machte. Verdammt, war ihre Bluse von Anfang an so eng gewesen? Sanji richtete sich in dem schwarzen Ledersessel auf und genoss für einige wenige Bruchteilsekunden das Gefühl der Überlegenheit, was sich daraufhin einstellte – allerdings ebenso schnell verrauchte, wie es gekommen war. Viiiel zu schnell für seinen Geschmack. Der Blonde räusperte sich. "Ich bin so gegen sechs, halb sieben aufgestanden, war im Bad – unfallfrei – und hab gefrühstückt. Um sieben." - "Aber du hast wenig gegessen. Viel weniger als sonst." Nami, die sich scheinbar in Fahrt geredet hatte, lehnte sich in ihrem Polster vor. "Wissen Sie, er ist sonst ein richtiger Vielfraß. Doch ab diesem Tag... Ist das besorgniserregend, Doktor?" Sanji seufzte. "Herrgott, Nami, der Mann ist Sexualtherapeut und kein Ernährungsexperte." Obwohl im Flüsterton gesprochen, bemühte Sanji sich merklich darum, den Titel Sexualtherapeut als etwas besonders Bedauernswertes zu betonen. Ihm war klar, dass dieser Fatzke in einem Quartal mehr verdiente, als er in einem ganzen Jahr. Aber Geld machte ja noch keinen Mann. Scheiße. Tritt ins Fettnäpfchen. "Ab acht Uhr war ich im Büro. Bis fünf etwa. Und gegen eins eine einstündige Mittagspause... ohne besondere Vorkommnisse. Und den Abend habe ich mit ein paar Kollegen verbracht. Wir waren was trinken." Nami holte Luft. "Und als er dann gegen neun nach Hause kam, war die Luft raus." Autsch. "Sie müssen sich das mal vorstellen, Doktor: Da empfange ich ihn in Victoria's Secret-Dessous in der Tür, und er... Naja." Sanji schüttelte unmerklich den Kopf und begann, sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel zu massieren. Das half auch nicht. Nicht gegen die provozierende Stimme der Rothaarigen. Und auch nicht gegen sein Problem. Zum Glück aller Beteiligten war Lorenor Zorro ein äußerst professioneller Arzt, der seinen Job vielleicht noch nicht sehr lange, aber definitiv mit einer gewissen Hingabe praktizierte. Und während sich Andere nach so einer Story wahrscheinlich schon brüllend vor Lachen auf dem Boden gewälzt hätten, verkniff er sich jede emotionale Reaktion, notierte sich stichpunktartig Herrn Motosuwas Tagesablauf und studierte ihn noch einmal fachmännlich, bevor er wieder aufsah und in zwei unzufriedene Augenpaare blickte. "Was haben sie an diesem Abend getrunken, Herr Motosuwa?" Als dieser die Frage leise mit 'Bier, was sonst?' beantwortete, nickte er. "Das hört sich nicht an, als läge hier der Hund begraben. Dann müssen wir vielleicht tiefer gehen.Wie lange kennen sie sich nun schon, und wie lange sind sie ein Paar?" Nami Motosuwa schien tatsächlich sowas wie ein kleines, mentales Notizbuch zu haben, in dem sie sich alles, was irgendwie mit ihrem Gatten zu tun hatte, notierte. Oder sie hatte einfach eine unwahrscheinlich große Hirnkapazität. Jedenfalls ließ sie den Grünhaarigen nicht lange auf eine Antwort warten. "Kennen gelernt haben wir uns vor 3 Jahren in einem Café, eine ganz banale Geschichte, er kippte mir aus verstehen den Kaffee über die Bluse, entschuldigte sich tausend Mal, fuhr mich nach Hause, gab mir seine Nummer, damit er sein Missgeschick mit einem Abendessen wieder gut machen konnte ..." Lorenor lächelte leicht, doch irgendwie schien nur er das für eine nette Geschichte zu halten. Nami Motosuwa ratterte emotionslos ihren Text runter und Sanji Motosuwa verzog die Mundwinkel, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Und so langsam dämmerte es dem jungen Therapeuten. "Ein Paar sind wir nun seid knapp 2 Jahren. Wir haben uns immer wieder getroffen, er hat sich sehr um mich bemüht damals, aber ich war mir lange Zeit nicht sicher, was ich wirklich für ihn empfinde." Mittlerweile hingen Lorenors Augen eizig und allein auf Sanjis Gesicht – dessen Reaktion auf die Worte seiner Frau waren, als hätte er gerade seine gesamte Gefühlswelt vor sich ausgebreitet, ohne auch nur einen Ton gesagt zu haben. "Sie sind also gar nicht verheiratet?" "Verlobt.", betonte Lorenors blonder Patient auf einmal überdeutlich. Der Kerl schien nicht zu wissen, dass man in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch. Nein, dass wusste Sanji tatsächlich nicht. Ganz im Gegenteil; er war sich sogar sehr sicher, seinem Gegenüber keinerlei Anlass für irgendwelche Annahmen gegeben zu haben. Annahmen, die definitiv erfolgt wären, wäre der Blonde in seinen Ausführung ein wenig genauer gwesen. Aber der Kerl wusste nichts von dem, was sich ereignet hatte. Nichts von dem, was in Sanjis Kopf passierte. Oder? "Noch.", korrigierte Nami. Er widmete ihr ein halbherziges Lächeln. Lorenor Zorros Miene hingegen blieb eisern. Undurchschaubar wie eine Maske. Sanji erwiderte dessen Blick, der ihm langsam aber sicher die Haut vom Gesicht zu starren schien, und senkte den Blick dann auf den bereits jetzt vollgekritzelten Notizblock. Schlagworte. Pfeile. Der Kerl analyserte sie. Ihn. Naja. War doch klar gewesen. Trotzdem fühlte er sich für einen unbedeutend kurzen Moment irgendwie... wie ein Freak. Oder eine Laborratte. Oder so. Wie auch immer, es fühlte sich nicht besonders gut an. "Wie geht es jetzt weiter?", fragte Nami endlich und brach damit das Schweigen, dass dem Blonden ohnehin ein wenig zu bedeutungsvoll dahergekommen war. Da damit feststand, dass einer der beiden Personen nicht den Nachnamen hatte, den Lorenor vermutete, erkundigte er sich erstmal danach. "Wer von ihnen trägt denn nun den Namen Motosuwa?" Die Rothaarige zeigte auf ihren Partner. "Er. Mein Name ist Nami Poldmor." Der Grünhaarige notierte sich also auch das, dann tippte er nachdenklich mit dem Stift auf dem Schreibtisch herum. Dabei wechselte er immer zwischen dem Radierer am einen und der Bleispitze am anderen Ende. "Herr Motosuwa, Frau Poldmor, ich würde gern ein paar Einzelsitzungen mit ihnen führen, beginnend mit ihnen." Sein Kopf nickte in die Richtung des Blonden. Dessen Begeisterung hielt sich in Grenzen. "Meinen sie denn, es ist heilbar, Doktor?" Der Blick der rothaarigen Frau schwankte irgendwo zwischen Besorgnis und Ungeduld. "Nun", versuchte es der Angesprochene möglichst neutral, während er die Akte zuschlug "Errektionsstörungen können die unterschiedlichsten Ursachen haben. Aber grundsätzlich gibt es immer eine Lösung." Er lächelte, und auch seine Gesprächspartnerin schien besänftigt. Nur der Dritte im Bunde schien im Großen und Ganzen mit der Gesamtsituation unzufrieden. "Wenn es ihnen also nichts ausmacht, könnten sie vorne mit Sandra einen neuen Termin machen." Sein Blick lag dabei forschend auf dem blonden jungen Mann. "Natürlich nur, wenn sie wollen." Denn er war immer noch der Meinung, dass man nur mit Patienten arbeiten konnte, die sich freiwillig ihren Problemen stellten. Doch irgendwas hatte dieser widerborstige Kerl an sich, dass seinen Fall interessant machte. Sanji hob die Brauen. Tse, ob er wollte. Er wusste nicht, ob und was er wollte. Aber was er nicht wollte, das wusste er ganz genau: Impotent bleiben. Er liebte Sex. Er brauchte Sex. Er wollte Sex. Und eher würde die Hölle zufrieren, als dass er dem abschwören würde; soviel war mal sicher. Der Blonde begann, nachdenklich an dem mattsilbrigen Verlobungsring zu drehen, der gegenüber Namis Modell geradezu unbedeutend erschien. Seine Wahl. Ganz im Gegensatz zu ihrem Besuch hier. Als kleiner Junge hatte er sich vorm Zahnarzt gefürchtet. Bis er diesem irgrndwann in die Finger gebissen und Blut geschmeckt hatte. Und vielleicht würde es hier ja ähnlich laufen müssen. Nicht, dass er Angst gehabt hätte. Hatte er nicht. Wirklich nicht. "Sag was.", wisperte Nami neben ihm. Haha, sie hatte leicht reden. Sie war nicht das Problem. Nicht das, weswegen sie gekommen waren. "Ich will.", schloss Sanji wahrheitsgemäß, wobei sein Blick ein letztes Mal an den abgekrallten Armlehnen hängen blieb und sich schließlich mehr oder minder entschlossen dem seines Gegenübers entgegenstellte. Ungeachtet des zufriedenen Aufatmens seiner Verlobten. Und auch Lorenors Lippen verzogen sich zu einem minimalen Lächeln. "Freut mich zu hören. Dann sehen wir uns bald." Mit voller Absicht reichte er seine Hand zuerst Nami Poldmor, die diese mit einem breiten Lächeln und leicht geröteten Wangen ergriff. "Ich danke ihnen vielmals, Doktor." "Bedanken sie sich nicht zu früh." Das Kichern der Rothaarigen klang wie das Zwitschern eines nervösen Vogels. Lorenors Hand wanderte weiter und stoppte vor Sanji Motosuwas Nase. Der Blick des Blonden wanderte daraufhin abschätzend zwischen den Augen des Grünhaarigen und dessen Hand hin und her, dann packte er zu und nickte. Irgendwie sagte Lorenor Zorros Gefühl dem jungen Arzt, dass hier mehr dahinter steckte als eine neurotische Fast-Ehefrau und ein bisschen Stress. Er konnte nur noch nicht so richtig abschätzen, was. Doch die ruppige, grummelige Art seines neuen Patienten machte die Angelegenheit ebenso interessant, wie sie sie gefährlich machte. Und das war das Spannende daran. - Prolog ende - Das war er also, der Prolog. Tada! Ich hoffe, euch hat dieser Einstieg gut gefallen, das erste Kapitel folgt auf dem Fuße! Mit keksigen Grüßen Die Anaid&Jess Corporation *Q* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)