In meinem Scherbenmeer von Ricchan (~ Chiaki x Maron ~) ================================================================================ Kapitel 1: In meinem Scherbenmeer --------------------------------- „Was soll ich machen, damit du mir glaubst?“ „Du bist ein nettes Mädchen, Maron.“ „Soll ich auf den Knien vor dir rumrutschen?!“ „Du bist die einzige für mich!“ „Maron.“ Du hast gelogen. In meinem Scherbenmeer Die Sonne schien auf mein Gesicht und ich legte schützend eine Hand über meine Augen. „Was für schönes Wetter!“, rief ich laut stark hinaus und streckte meine Arme gen Himmel. Sofort erntete ich einen bösen Blick seitens Miyakos. Meine allzu tüchtige, erwachsene, beste Freundin wollte mit mir heute unbedingt shoppen gehen und natürlich konnte ich nicht nein sagen. „Tut mir Leid, Miyako, aber heute ist es so schön. Ich kann nicht einfach nicht anders.“, lächelte ich sie entschuldigend an. „Ja, ja. Aber sag mal, was ist denn mit Chiaki? Hatte der keine Lust?“ „Ach, du kennst ihn doch. Sobald er nur das Wort ‚shoppen’ hört ist er schneller verschwunden als wie man gucken kann.“ „Da hast du wohl recht. Komm, wir kaufen jetzt richtig viel ein und danach gehen wir noch ein Eis essen, okay?!“ Jetzt hatte sie doch gute Laune und schien gar nicht mehr so erwachsen wie noch vor ein paar Sekunden. Ich lachte. Typisch Miyako. Es wurde ein richtig schöner Vormittag, an dem wir viel Spaß hatten und viele tolle Stücke erbeuteten. Ich wünschte es könnte immer so sein. „Sag mal, wie läuft es zwischen dir und Chiaki eigentlich gerade so?“ Ich blickte von meinem Eisbecher auf und starrte meine Freundin eine Weile lang an. Sie schien diese Frage ernst zu meinen – wie kam sie nur jetzt darauf? „Gut. Wieso? Glaubst du, es läuft etwa schlecht?“, fragte ich sie zurück und schob mir dabei noch einen Löffel Eis in den Mund. „Na ja, es könnte ja sein, dass es da ein Geheimnis gibt, was du mir vielleicht erzählen willst?“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, warf ich ein und wendete mich wieder meinem Eis zu. „Wirklich nicht? Es könnte nicht zufällig sein, dass du-“, Miyako stockte mitten im Satz. Sie blickte starr vor Schreck hinter mich, zu dem kleinen Park gegenüber vom Café. „Ist irgendetwas?“, fragte ich vorsichtig, bevor ich mich auf meinem Stuhl umdrehte. … „Chiaki…“ … Es war wie in einem Traum – in einem Alptraum. Dort gegenüber vom Café, stand Chiaki, zusammen mit einem Mädchen, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte und unterhielt sich lachend mit ihr. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. „Was er mit der wohl zu tun hat?“, meinte meine Freundin fragend, den Blick von den Beiden nicht abwenden könnend. Ich wandte mich wieder meinem Eis zu: „Was wohl. Er wird sie nach den Weg gefragt haben!“ „Sieht aber nicht danach aus… Er nimmt ihre Hand….“ Langsam blickte ich über meine Schulter und sah gerade noch, wie Chiaki dieser fremden Frau einen Kuss gab und dann winkend ins Auto stieg. Ein kleiner Teil meines Herzens brach. Du bist die Schwerkraft, du ziehst mich runter. Du bist der Regen und ich bin Land unter. „Maron? Geht es dir gut? Soll ich noch mit rauf kommen?“, fragte Miyako einige Zeit später, als sie mich vor meiner und Chiakis Wohnung absetzte. Ich schüttelte nur den Kopf. „Ach was. Mit diesem untreuen Frevel werde ich schon allein fertig werden, da mach dir mal keine Sorgen. Ich bin stark!“, winkte ich ab. „Na gut. Aber wenn du mich brauchst, du kannst jeder Zeit zu mir kommen oder mich anrufen, ja? Maron?“ „Ja klar! Mach dir nicht so viele Sorgen.“ Ich lachte, obwohl etwas in mir wünschte, sie würde mitkommen. Aber ich musste da alleine durch. Ich konnte meine Beziehung nicht immer von Miyako retten lassen. Ich war immerhin eine erwachsene Frau! Sie wird wahrscheinlich nur eine Arbeitskollegin gewesen sein. Nichts worüber ich mir ernsthaft Gedanken machen müsste. Und trotzdem nagte der Zweifel an mir und ließ meine Hände zittern, als ich unsere Wohnung betrat. Sie war leer. Ich stellte meine Einkauftaschen im Flur ab und ging ins Wohnzimmer. Alles Dunkel. Die Uhr zeigte kurz nach sechs an. Chiaki müsste also schon längst Feierabend haben. Ich könnte bei ihm in der Firma anrufen und nachfragen… Aber das kam mir zu aufdringlich vor. Vielleicht war er ja einfach noch mit ein paar Kollegen etwas trinken gegangen. Ich machte mir zu viele Sorgen. „Also dann! Ich werde uns ein hübsches Abendessen zaubern!“ Ich krempelte meine Ärmel nach oben und verschwand in der Küche. Kochen hatte mir schon immer Freude bereitet und seit dem ich für zwei kochte, war es nur schöner geworden. Ich wuselte am Herd herum, die Gedanken an Chiaki und diese Frau am Nachmittag immer wieder beiseite schiebend. Ich hab versucht, unsre guten Zeiten für immer abzulichten, einzukleben und festzuhalten, sie an mein Bett zu stellen und den Rahmen einzufassen, doch das Glück hat uns verlassen. Es wurde sieben. Es wurde acht. Doch Chiaki kam nicht nach Hause. Ich lag im Dunkeln auf dem Sofa, die Klimaanlage sorgte für eine kühle Brise und der Fehrnsehr zeigte die Nachrichten, als das Telefon klingelte. „Hier Maron Kusakabe?“, meldete ich mich standardmäßig und rechnete schon fest damit Chiaki auf der anderen Seite der Leitung zu hören, der sich entschuldigen würde und mir sagte, dass er gleich da wäre. Aber die Stimme die Antwortete war eine ganz andere. „Hallo Maron. Hier ist Kaiki Nagoya.“ Mir stockte kurz der Atem. Chiakis Vater! „Hallo Nagoya-san. Was gibt es denn?“ „Sag mal, haben ihr euch gestritten? Ich meine, du und mein Sohn?“ Ich schluckte den Kloß, der in meinem Hals entstand herunter. „Äh, nein, wie kommen Sie darauf?“ „Weil ich ihn gerade mit einer Frau in ein Love Hotel gehen gesehen habe.“ … Nein! Das konnte nicht sein! Er musste sich getäuscht haben! Das konnte nicht Chiaki gewesen sein! Nein! Nein! Nein! „Maron? Maron!“ … „Wo… Wo war das?“ Du kannst es nicht lassen. Die Tür fiel hinter mir zu. Ich rannte. Rannte so schnell ich konnte, die Adresse auf dem Stückpapier fest in meiner Faust haltend. Das war eine Lüge. Das konnte nicht wahr sein. Mein Atem ging bald nur noch keuchend und trotzdem hörte ich nicht auf zu rennen. Ich wollte die Wahrheit wissen. Ich wollte die Lüge sehen. Ich hielt mir die Brust und versuchte Luft zu bekommen als ich das Hotel erreichte. Ich konnte erst nach ein paar Minuten hinein gehen. Der Mann hinter dem Pult sah mich fragend an, als ich allein durch die Tür trat. „Entschuldigen Sie.“, setzte ich, immer noch schwer atmend an. „Ja, bitte. Wie kann ich Ihnen denn helfen?“ … Ich nahm all meinen Mut zusammen: „Hat hier heute ein Chiaki Nagoya ein Zimmer genommen?“ Der Mann guckte mich etwas verdutzt an, begann dann aber in seiner Registrierungsliste herum zu blättern. Und ich betete. Lass ihn sich geirrt haben! Lass Chiakis Namen nicht auf der Liste stehen! Bitte! Plötzlich hielt der Finger des Mannes inne, er hob den Kopf und wollte gerade anfangen zu sprechen, als… „Maron.“ Nein. Langsam drehte ich mich um. Die Tränen standen mir in den Augen. Ich konnte Chiaki kaum erkennen, wie er da in der Eingangshalle stand. Sein Hemd war offen. Seine Haare alles andere als gekämmt. Nein! „Maron. Was machst du hier?!“ Wie vorwurfsvoll…. „Dein Vater hat mich angerufen. Ich sollte doch mal nach dir sehen…“ „…“ „Aber das brauch ich wohl nicht mehr… Das hat ja anscheinend schon wer getan…“ „…“ Sag doch was! „Chiaki? Wer ist das?“ Die Frau von heute Nachmittag tauchte plötzlich hinter ihm auf. Sie griff nach seiner Hand und drängte sich an ihn. Geh weg von ihm! Verschwinde! „…“ Warum sagst du nichts?! Warum erklärst du mir nicht, was hier vor sich geht! Sag mir, dass ich mich irre. Dass es nur so aussieht, als hättest du mich betrogen! Bitte! „Ich geh dann mal wieder.“ „… Maron.“ Und mein Herz zerbrach. Ich werf’ dein Bild an die Wand, ich will, dass es zerbricht. Es gleitet aus meiner Hand, Jetzt seh' ich nur dich und mich, in meinem Scherbenmeer. Ich rannte durch die Nacht. Blieb nicht stehen. Konnte es nicht. Ich war in meinem Alptraum gefangen, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Warum?! “Du bist die Einzige für mich!“ Warum hast du gelogen?! Warum hast du mir das angetan?! Völlig außer Atem blieb ich stehen und lehnte mich gegen eine Laterne. Und griff mir an den Bauch. Warum hast du uns das angetan?! Warum?! Warum?! Warum?! Sag, was es dir bringt, wenn meine Welt versinkt. Ich will sehn, wie sie zerspringt, in meinem Scherbenmeer. Ich ließ mich an der Laterne zu Boden gleiten und weinte. Die Tränen kamen wie von selbst. Ich konnte sie nicht stoppen. Es war, als ob meine Seele zusammen mit den Tränen aus mir heraus floss. “Du bist ein nettes Mädchen, Maron.“ All deine Worte, deine Küsse, deine Liebe. All das war gelogen. Es gab nie ein Uns. Du hast mich benutzt. So wie du sie immer alle benutzt hast. Warum habe ich mich nur in dich verliebt? Wieso? Ich wünschte, ich könnte dich hassen. Doch selbst jetzt, wo die Verzweiflung und Trauer und Wut über dich mich innerlich zerreißt, kann ich es einfach nicht. Ich liebe dich. In meinem Scherbenmeer. Wo bin ich? Ich konnte Schritte hören, die langsam auf mich zu kamen. Wer ist das? Ich sah jemanden. Er kniete sich vor mir nieder. Nahm mich in den Arm. Warum fühle ich mich so leer? „Maron.“ … Ich kenne diese Stimme. … „Es tut mir Leid.“ … Ja, mir auch. Aber wieso? … „Bitte, Maron! Sag etwas! Schrei mich an wenn du willst, aber sag etwas!“ … „Chiaki?“ Ich blickte in sein Gesicht und konnte nicht mehr weinen. „Es tut mir Leid! Ich wollte das nicht! Ich wollte dich nicht betrügen!“ Wolltest du nicht? „Spar dir deine Ausreden.“ War das wirklich meine Stimme? Und ich lauf barfuss durch den Raum, ganz egal, ich spür' es kaum, weil dein Bild mich niemals mehr verletzen wird. Warum klang sie so stark, wo du doch mein Inneres so zerbrochen hast. „Bitte, lass mich erklären.“ „Da gibt es nichts zu erklären.“ Ich wusste nicht woher ich die Kraft nahm, überhaupt noch zu sprechen ohne dabei eine Träne zu vergießen. „Maron-“ „Chiaki… Wieso hast du mich angelogen?“ Meine Augen waren starr auf die seinen gerichtet, als ich das fragte. Ich wollte eine Antwort. Eine ehrliche Antwort hören. „Wieso hast du mir so oft gesagt, dass du mich liebst, obwohl du mich dann doch wieder verraten hast?!“ „Maron.“ „Wieso, Chiaki?! Wieso tust du mir das immer und immer wieder an?!“ „…“ „Ich will nicht mehr.“ Chiaki sagte nichts, blickte nur zu Boden und wich mir aus. War das deine Antwort? Ich werf’ dein Bild an die Wand, ich will, dass es zerbricht. Es gleitet aus meiner Hand, Jetzt seh' ich nur dich und mich. „Chiaki?“ Sofort blickte er zu mir hoch, denn meine Stimme war ernst und ruhig zugleich. Ich fasste mir mit einer Hand an den Bauch, als ich die Worte über meine Lippen brachte: „Ich bin schwanger.“ Ich werf’ dein Bild an die Wand. Völlig geschockt starrte er mir in die Augen. „Du bist…wirklich?“ Glaubte er mir etwa nicht? Kam das doch etwas zu unerwartet? Ich lächelte, meine nächsten Worte schon längst auf der Zunge liegend. „Ich werde es abtreiben lassen.“ Ich will, dass es zerbricht. „Nein!!“, schrie er mich an und schüttelte meine Schultern, „Das darfst du nicht!“ „Warum nicht? Es ist mein Kind. Ich kann damit tun, was immer ich will.“ „Nein! Es ist auch meines! Du kannst nicht unser Kind abtreiben lassen!“ Unser? Es gleitet aus meiner Hand. „Wieso sprichst du von ‚unser’? Wer hat gesagt, dass das Kind von dir ist?“ „Von wem soll es sonst sein!“ „Wenn du unbedingt ein Kind willst, wieso fragst du dann nicht deine neue Freundin?“, kontere ich, mit einer Härte, die mir an mir selbst völlig fremd ist. „Aber sie ist nicht meine Freundin! Ich hatte auch keinen Sex mit ihr!“ Ich lächelte bitter. „Woher soll ich wissen, dass du nicht lügst?“ „Wei-“ „Sieh dich doch an! Ich habe dich mit ihr zusammen in einem Love Hotel gesehen! Einem Love Hotel!! Dein Hemd war offen! Und deine Haare…! Sieh mir in die Augen und sag mir, dass nichts passiert ist!“ „…“ „Natürlich, du-“ Plötzlich verstummte ich. Seine Augen blickten mich voll Traurigkeit und Leid an. Ich wünschte sie würden die Wahrheit zeigen. Und plötzlich, fühle ich deine Lippen auf den meinen. Ein sanfter Kuss, voller Verzweiflung und… „Ich liebe dich, Maron.“, flüsterte er gegen meine Lippen, „Ich möchte nicht, dass du unser Kind abtreibst. Bitte.“ Jetzt seh’ ich nur dich und mich. Ich möchte dass doch auch nicht. Ich möchte dass du für immer bei mir bleibst und mich niemals mehr belügst. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Wie könnte ich deinen Worten überhaupt noch Glauben schenken? Zu oft waren sie nur Worte, ohne Bedeutung. Wieso denkst du überhaupt, dass ich dir noch vertrauen will? „Maron.“ Wieso glaubst du, dass ich immer wieder zu dir zurück kommen werde? „Ich liebe dich, Maron.“ Ganz langsam berührten deine Finger meine Hand auf meinem Bauch, fühlten darüber, wie unser ungeborenes Kind sich leicht bewegte. Unser Glück, unsere Hoffnung. „Bitte, bleib bei mir. Bleibt beide bei mir.“ In meinem Scherbenmeer. Ich wollte, du würdest mich gehen lassen, mich nicht immer wieder daran erinnern, dass es auch andere Zeiten gab. Dass wir so oft einfach nur glücklich waren, ohne Lügen, ohne Betrügen. Er nahm mich in den Arm, küsste mich immer und immer wieder und flüsterte mir immer und immer wieder die gleichen Worte ins Ohr. Es tat ihm Leid. Er liebte mich. Er würde mich niemals verlassen. Es tat ihm Leid. Und ich lächelte, denn schon wieder trafen seine Worte in mein Herz. Wie sie es immer taten. Egal was er sagte, ich glaubte ihm, auch wenn er dadurch mein Herz tausend Mal zerbrach und es jedes Mal mit neuen Narben wieder verheilte, nur damit er es wieder brechen konnte. Ich glaubte ihm. Ich liebe ihn. „Was soll ich machen, damit du mir glaubst?“ „Du bist ein nettes Mädchen, Maron.“ „Soll ich auf den Knien vor dir rumrutschen?!“ „Du bist die einzige für mich!“ „Maron.“ Ich liebe ihn. ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)