Schicksal von Halfangelic (Ist meine Liebe richtig oder falsch?) ================================================================================ Kapitel 5: Was bedeutet es? (Madara) ------------------------------------ Nur langsam wache ich auf. Und ich fühle mich herrlich. Seltsam… das hatte ich noch nie. Es ist irgendwie ein Glücksgefühl, eine tiefe Ruhe. Dein Geruch umhüllt mich und ich fühle deine Wärme. Aber das kann nicht sein… Dennoch spüre ich dich… in meinen Armen. Und plötzlich ist da wirklich dein Gewicht, du, der sich an mich drückt. Abrupt öffne ich meine Augen. Tatsächlich! Da liegst du neben mir, in meiner Umarmung, deine Züge entspannt, dein Mund leicht geöffnet. Ich muss träumen. Was anderes kann es nicht sein. Doch es ist passiert. Es ist kein Traum. Es ist diese Nacht tatsächlich zwischen uns passiert. Es ist wahr… Jedes einzelne Detail davon hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Jeder Zentimeter deines Körper, das Gefühl deiner Haut, dein Geruch, deine Stimme, einfach alles. Kami-Sama, ich fühle, wie ich wieder steif werde. Mit Schrecken wird mir bewusst, dass es draußen bereits hell ist. Und auch wenn mir nichts mehr widerstrebt, muss ich mich von dir lösen. Eilig entlasse ich dich aus meiner Umarmung und rücke so weit von dir, wie es das Bett zulässt. Verdammt! Was wenn es jemand aus dem Klan herausfindet?! Wie konnte ich das nur zulassen?! Das war wirklich eine selten dämliche Idee! Noch mehr sogar, als sich auf Tobirama einzulassen. Wie konnte ich nur so die Selbstbeherrschung verlieren?! Ich muss vollkommen den Verstand verloren haben! Nie hätte ich dir das antun sollen! Und mir… Denn das darf nie wieder passieren. Auf einen Schlag wird mir das klar. Unsere Eltern habe ich immer nur als Ausrede benutzt um mich nicht mit dieser Ungerechtigkeit, der unverrückbaren Wahrheit, auseinandersetzten zu müssen. Sie zu akzeptieren. Was habe ich dir nur angetan? Gerade dir… Nein, das darf definitiv nie wieder passieren! Wenn ich doch auch nur letzte Nacht auslöschen könnte. Doch es ist nun mal geschehen. So ist alles was ich für dich tun kann, dir nicht noch mehr Schmerz zuzufügen. Eilig steige ich aus dem Bett, rücke meinen Yutaka wieder zurecht und schleiche zur Tür. Meine Beine sind ungewöhnlich unkoordiniert. Dann bewege ich mich so schnell und geräuschlos durch das Haus, wie ich nur kann, bis ich endlich im Badezimmer bin. Ich reiße mir geradezu den Yutaka vom Leib und springe unter die Dusche. Himmel, meine ganze Haut riecht nach dir! Ich muss dich so schnell es geht von mir runter bekommen. Sonst kriege ich meinen Kopf nicht mehr klar. Ich drehe den Duschhahn auf und stelle mich unter den eiskalten Wasserstrahl. Erleichtert seufzte ich auf. Komisch, Tobiramas Geruch auf mir hat mir nichts ausgemacht oder auch nur das Geringste in mir ausgelöst… Ich zwinge meine Gedanken zur Ruhe und wasche meinen Körper und Haare, ohne dass ich es wirklich bemerke. Als ich damit fertig bin trete ich aus der Dusche und hülle mich in meinen Bademantel. Nachdem ich mir auch die Zähne geputzt habe kehre ich zu meinem Zimmer zurück, um mich anzuziehen. Doch an deiner Tür halte ich wieder inne, als ich deine gequälten Laute dahinter vernehme. Bevor ich noch darüber nachdenken kann, öffne ich sie schon. Ich kann mich gerade noch dazu ermahnen, meine Emotionen nicht äußerlich zu zeigen. Und da sitzt du, nur halb aufrecht, in deinem zerwühlten Bett. Zerwühlt von unserer gemeinsamen Nacht. Kami-Sama, allein schon dein Anblick… Deine etwas desorientierte Erscheinung, die Erschöpfung auf deinen Wangen und verklebten Strähnen in deinem Gesicht, sind wie eine süße Folter. Zuerst siehst du überrascht aus, dann, nur für den Bruchteil einer Sekunde, erfreut. Und dann zeigt deine Miene Enttäuschung. Wegen letzter Nacht? Ich kann es dir nicht verdenken. Nie hätte ich dir antun sollen. Es war nicht fair, dich in mein Leiden hineinzuziehen. Das Gesicht, dessen verzückten Ausdruck ich immer noch tief im Gedächtnis habe, ist nun verschwunden. Ich kann sehen, wie verwirrt du bist. Du siehst aus, als würdest du mich anschreien wollen, um mir eine Erklärung abzuverlangen, die ich dir einfach nicht geben kann. Ich muss mich wirklich zusammenreißen um dich nicht wieder in meine Arme zu ziehen, erneut in dich einzudringen, dich wieder zu besitzen… Bevor mein Körper auf meine verbotenen Gedanken reagieren kann höre ich etwas. Wir sind nicht mehr allein. „Schnell zieh dich an!“, weise ich dich barsch an: „Es kommt jemand!“ Kami-Sama, wenn es herauskommt! Eine endlose Sekunde lang starrst du mich mit einem störrischen Ausdruck an. Ich erkenne ihn noch aus unseren Kindertagen, wenn unsere Eltern dir etwas verweigert haben oder dir eine Anweisung gaben die dir nicht gefiel. Dann springst du jedoch aus dem Bett, immer noch nackt, und suchst hastig deine von mir ausgezogenen Anziehsachen zusammen, die immer noch auf dem Boden zerstreut liegen. Nachdem du deine Boxershorts unter deine Bettdecke gestopft hast ziehst dir wieder deinen Yutaka über und bindest ihn hastig zu. Und da geht deine Tür schon auf. Hiraku stürmt geradezu ins Zimmer. Und sowas will ein Shinobi des Uchiha-Klans sein… „Izuna-San! Ich-“, wendet er sich stammelnd an dich. Dann bemerkt er mich. „Gut, Madara-Sama, ihr seid hier. Daichi-Sama sagt, er muss euch sprechen!“ Wieder die alte Geschichte. Immer wird zuerst mit dir gesprochen, bevor man zu mir kommt. Als wäre ich gemeingefährlich. So ein scheiß! Doch ich lasse mir wie immer nicht das Geringste anmerken. „Wir kommen so schnell wir können.“ Hiraku verbeugt sich und macht sich schleunigst davon. Ich drehe mich zu dir um. Dein Gesicht zeigt ein gewisses Mitgefühl, dass ich jetzt erst recht nicht ertragen kann. Ständig, fast unser ganzes Leben lang hast du mich so angesehen. Nein, heute ertrage ich das echt nicht… „Zieh dich an, wir werden erwartet.“, weise ich dich an. Ich muss so schnell wie möglich Raum zwischen uns bringen. So gehe ich einfach raus und in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich mit größter Sorgfalt an. Dabei versuche ich meine Gedanken wieder auf die Reihe zu bringen. Doch das ist gar nicht so einfach. Ich sehne mich immer noch nach dir. Nicht mal die letzte Nacht hat daran etwas geändert. Nein, ich will noch viel mehr… Du bist mein Bruder, verdammt! Ich darf dich nicht begehren. Ich höre nebenbei, wie du dein Zimmer verlässt und ins Bad gehst. Du bist mein Bruder, das muss ich mir immer wieder sagen. Zwischen uns darf es einfach nichts geben! Kurze Zeit später gehst du wieder in dein Zimmer. Mein Bruder, mein Bruder… Als du wieder rauskommst, lasse ich dir einen kleinen Vorsprung bevor ich dir folge. Du lässt die Haustür offen stehen als du hinaustrittst. Einfach alles zieht mich zu dir. Allein schon dein Anblick wie du mit dem Rücken zu mir stehst und deinen Blick über das Dorf streifen lässt. Der morgendliche Wind fährt durch dein Haar, so wie ich es letzte Nacht getan hab. Wieder wird mir ganz heiß… Doch ich darf mir nicht mal einen einzigen Gedanken an dich erlauben. Du bist mein Bruder. „Gehen wir.“, meine ich laut, um mich abzulenken. Du fährst herum. Deine Augen sind voller Schmerz. Dann nehmen sie allerdings einen nüchternen Ausdruck an. Himmel, was habe ich dir nur angetan… Du drehst dich einfach wieder um und gehst voran. Schnell schließe ich zu dir auf, auch wenn es gerade alles andere als das ist, was ich will. Es soll allerdings niemand merken, dass es zwischen uns anders ist. Doch vielleicht ist das auch das Beste. Nur aus den Augenwinkeln sehe ich schon, wie angespannt du bist. Was würde ich erst sehen, wenn ich hinter dir ginge? Als das Ratshaus in Sichtweite kommt gehe ich einen halben Schritt vor dir. Man hält uns die Tür auf. Ich muss mich, wie immer, innerlich überwinden um rein zu gehen. Ich hasse diese Treffen. Nur weil es sein muss nehme ich daran teil. Auch mein Vater hat es nie gemocht. Meistens hatte mein Mutter deswegen die Rolle der Diplomatin eingenommen. Alle Anwesenden des Rates, die in einem Kreis auf den Boden sitzen, sehen uns an. Daichi, der alte Mann, hat zurzeit den Vorsitz. Eigentlich war er einst der führende Ratgeber meiner Eltern gewesen. Seltsam ist, dass hinter ihm Suzu und Hikaru stehen, die Frau und die Tochter des Ratsmitglieds Arata. Normalerweise ist es nur der Elite der Uchiha erlaubt, an der Versammlung teilzunehmen. Warum ist das heute anders? „Da seid ihr ja.“, meint Daichi und steht auf. „Was gibt es?“, frage ich. „Nun, wir haben uns versammelt weil wir glauben, dass der Tod eurer ehrenwerten Eltern einem Verrat aus unseren eigenen Reihen geschuldet ist.“, erklärt er. Ein erschrockenes Aufkeuchen entweicht dir. „Was?!“ Ich kann nicht verhindern, dass ich zusammenzucke. Der Tod unserer Eltern ein Verrat?! Daichi macht eine beschwichtigende Handbewegung. Als ob das etwas helfen würde! „Wir hatten schon länger den Verdacht, einen Spion unter uns zu haben. Doch nun scheinen sich unsere Vermutungen zu bestätigen.“ „Mein Sohn Kenta.“, erhebt Arata das Wort, begleitet von einem erstickten Laut seiner Frau. Ich kann es nicht fassen. Kenta?! Unser bester Freund? Nein, das kann nicht sein… „Was heißt das?“, höre ich dich fragen, doch deine Stimme klingt seltsamerweise so, als sei sie weit weg. „Nun ja.“, fährt Arata mit belegter Stimme fort: „Er hat sich immer wieder davongestohlen, war öfters unauffindbar. Zuerst fanden wir das nur merkwürdig, doch nun ist er schon seit zwei Wochen verschwunden!“ Ein erneutes Schluchzen von seiner Frau. Scheiße, ich muss mich zusammenreißen und wieder nüchtern sein. „Warum soll er es sein?“, mische ich mich wieder in das Gespräch ein. „Nun, wir glauben, dass irgendjemand damals den Senju verraten hat, von wo aus wir angreifen werden. Darum kamen unter anderem eure Eltern zu Tode.“ Mit wird ganz kalt bei dem Gedanken, dass wir einen Verräter in den eigenen Reihen haben. Wegen dem unsere Eltern umkamen… „Nein, das kann nicht sein!“, meinst du laut und mit Nachdruck. Du möchtest es ebenfalls nicht wahrhaben. Alle schauen dich augenblicklich an und ich hebe schnell meine Hand, um dich zum Schweigen zu bringen. „Wie können wir da sicher sein?“, frage ich um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Daichi schüttelt als Antwort den Kopf. „Können wir nicht. Er könnte auch einer Entführung zum Opfer gefallen sein, obgleich wir keinerlei Forderungen bezüglich einer Freilassung erhalten haben. Genau deswegen kriegen du und Izuna-Kun eine Mission. Geht an die Grenze und stellt Nachforschungen an. Findet den Spion und zieht ihn zur Rechenschaft.“ Ich fühle mich nicken. „Verstanden!“ Damit drehe ich mich auf den Absatz um und verlasse diese Versammlung. Das Gespräch ist eh vorbei. Mein Entschluss steht fest. Ich werde der Wahrheit auf den Grund gehen. Und wenn Kenta tatsächlich der Verräter ist… ist das sein Ende. Mein Blut kocht kalt in meinen Adern. Ich merke kaum, dass du mir auf den Fuß folgst. Doch auch jemand anders folgt uns, wie ich bemerke, als ich Aratas Stimme hinter uns höre. „Bitte wartet!“ Ich drehe mich um, genau im gleichen Moment wie du. Er geht weiter auf uns zu, den Blick jedoch auf mich gerichtet. Seine dunklen Augen sind schwer vor Verzweiflung und Entschlossenheit. „Ich weiß, wie schmerzlich es ist, die Eltern so zu verlieren.“, meint er mit fester Stimme: „Und wenn Kenta tatsächlich dafür verantwortlich ist, möchte ich, dass er seine gerechte Strafe erhält, für den unverzeihlichen Verrat an unserem Klan. Ich werde der Letzte sein, der dagegen Einspruch erhebt.“ Seine Worte sind unerwartet, doch genau meiner Meinung. Wenn es Kenta ist, werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen. Zustimmend nicke ich. „Ich verstehe.“ Ich drehe mich wieder um und setzte meinen unterbrochenen Weg fort. Du bleibst kurz hinter mir zurück, bevor du mir folgst. Ich gehe ins Haus und lasse die Tür für dich offen stehen, gehe immer noch einfach weiter. Ich höre wie du sie wieder schließt und dann durchbricht deine Stimme die Stille zwischen uns. „Was ist da letzte Nacht zwischen uns passiert, Madara?“ Ich stoppe augenblicklich, meine Beine wollen nicht weiter. Deine Stimme ist laut und voller Anklage. Ganz langsam drehe ich mich dir zu, nur ein bisschen, so dass ich dich sehen kann. Du hast mir den Rücken zugekehrt. Ja, ich verdiene deine Verachtung… Aber was soll ich dir sagen? Eine richtige Antwort gibt es nicht und erklären kann ich mich nicht. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Ich bin verkorkst, anders kann es nicht sein. Wem sonst würde es nach seinem kleinen Bruder gelüsten? Doch vielleicht siehst du ja schon nicht mehr deinen großen Bruder in mir. Denn du hast ihn gesagt. Meinen Namen. Zum ersten Mal wünschte ich, du hättest es nicht getan. Und auch, dass das letzte Nacht nie passiert wäre. Denn dieses gewisse Feuer brennt noch immer in mir. Ich begehre dich immer noch, vielleicht sogar mehr denn je. Aber ich wünsche es mir vor allem wegen dir. Ich hätte dich nicht mit in mein Gefühlschaos hineinziehen dürfen, denn es gibt keinen Weg hinaus… „Vergiss es. Wir werden nicht darüber sprechen. Mit niemanden.“ Glaub mir, Otouto, so ist es am besten für uns. Ich habe einfach keine passende Antwort für dich, und wahrscheinlich werde ich sie nie haben. Aber wenn wir es so gut es geht verdrängen, können wir vielleicht wieder einigermaßen normal miteinander umgehen. Hoffentlich… Ja, ich muss mein Verlangen nach dir unbedingt wieder so tief es geht in mir vergraben, dort wo es auch hingehört. Nie wieder werde ich das zulassen! Urplötzlich drehst du dich zu mir um. Du willst irgendetwas sagen, doch dein Mund schließt sich wieder, ohne dass du etwas sagst. Der Schmerz in deinem Gesicht und in deinen Augen ist kaum zu ertragen. Ich habe dir wirklich Fürchterliches angetan. Du siehst aus, als wolltest du auf mich losgehen, mich anschreien und auf mich einschlagen. Ich hätte es verdient. Hätte es letzte Nacht doch nur nicht gegeben… Diesen Schmerz, meinen Schmerz, müsstest du dann nicht empfinden. „Das ist nicht fair… Warum…?“, fragst du mich schließlich. Deine Stimme ist leise und erdrückt von Leid. Nein, es ist nicht fair, weder das, was ich für dich empfinde, noch die Regeln der Gesellschaft, noch mein Verhalten dir gegenüber. Die Welt ist unfair. Und ich kann mich dir nicht mal erklären. Vielleicht weil du mich dann wirklich hassen würdest, wenn dir mein Abgrund vollkommen bekannt wär. Doch vermutlich hasst du mich jetzt sowieso. Allein schon für das, was ich dir angetan hab, hätte ich es mehr als verdient. Aber das ist jetzt nicht das Wichtigste. Selbst für mich kaum merklich schüttle ich den Kopf und wende mich ab, um nicht weiter deinen verletzten Blick zu sehen. „Mach dich so schnell wie möglich abmarschbereit.“, meine ich, und versuche dabei so nüchtern wie möglich zu klingen: „Die Mission wartet.“ Ich drehe mich ganz um und gehe in mein Zimmer. Als meine Tür zu ist lehne ich mich schwer dagegen. Meine Beine tragen mich keinen Schritt mehr weiter, zum ersten Mal in meinem Leben. Ich höre deine leisen Schritt auf dem Gang und wie du dann in dein Zimmer gehst. Himmel, es bereitet mir körperliche Qualen, dir nicht nah sein zu können. Wenigstens das ist nicht neu… Aber so ist es besser. Die letzte Nacht hat doch alles nur viel schlimmer gemacht! Vor allem, weil es dir nun genauso schlecht geht, wie mir. Vielleicht ist diese Mission ein Segen. So sind wir wenigstens abgelenkt. Auch wenn wir zu zweit sind… Ja, wir sollten uns beide lieber vollständig auf die Mission konzentrieren. Ich zumindest bin froh, über eine Aufgabe. Das ist etwas, das ich kann und wovon ich etwas verstehe. Und es geht auch noch um unsere Eltern. Ihren Tod. Das lässt meine Beine wieder funktionieren. Schnell und routiniert packe ich alles Benötigte zusammen und rüste mich aus. Ich werde ihren Tod rächen, dass bin ich ihnen als ihr Sohn schuldig. Wenigstens das. Als ich fertiggepackt habe, ist mir das erste Mal zu schnell gegangen. Ich zwinge mich dazu mein Zimmer zu verlassen und zu deinem zu gehen. Je eher es losgeht umso besser. Ich klopfe gegen deine Tür. „Komm, Izuna. Wir müssen los!“, sage ich laut. „Ich komme!“, ertönt fast sofort deine Stimme von drinnen und dann deine sich mir nähernden Schritte. Den ganzen Weg über zur Grenze schweigen wir. Daran ist zwar nichts Ungewöhnliches, weil wir noch nie viel kommunizieren mussten auf einer Mission, ganz egal wie schwer sie auch war, doch ich empfinde es diesmal als besonders angenehm, weil ich immer noch nicht weiß, was ich zu dir sagen könnte. Ich treibe meinen Körper zu Höchstleistungen an, um mich abzulenken. Du anscheinend ebenfalls, denn du hältst mit mir Schritt. Ich empfinde es ebenfalls als guttuend, dass ich mich ganz auf meine Sinne konzentrieren muss, damit ich Gefahren sofort erkenne. Als es allmählich dunkel wird, endscheide ich, dass wir einen Rastplatz finden müssen, um uns dort die Nacht über auszuruhen. Schließlich müssen wir so ausgeruht wie möglich sein, wenn wir auf feindliche Ninja treffen. Als wir einen geeigneten Platz gefunden haben, entfachen wir ein kleines Feuer und essen, immer noch schweigend, unseren Proviant. Dann legst du dich schlafen, während ich die erste Wache übernehme. Die Nacht ist zum Glück angenehm und trocken. Eine kleine Weile vergeht. Obwohl du die Augen geschlossen hast, kann ich spüren, dass du nicht schläfst. Vielleicht auch nur, weil ich keine zwei Meter von dir entfernt sitze. Was vermutlich auch der Grund für deine Angespanntheit ist… Ich kann verstehen, dass dir meine Nähe jetzt unangenehm ist. Ich versuche zumindest, mich nicht damit zu beschäftigen und gucke stur ins Feuer. „Wir werden wirklich nicht darüber reden, nicht wahr?“, durchbrichst du schließlich die Stille. Um ein Haar wäre ich zusammengezuckt… „Nein.“, entringt sich mir unweigerlich. Du schaust mich einen Moment entrüstet und bittend an bevor du sich wieder tiefer in dein Schlaflager einwickelst und die Augen schließt. Nein, ich kann nicht mit dir darüber reden. Niemals. Denn ich verstehe es immer noch nicht. Ich weiß nicht warum ich dieses verbotene Verlangen nach dir habe, oder warum ich nicht stark genug war, dir fern zu bleiben. Ich weiß nur, dass es mir leid tut, dich damit reingezogen zu haben. Aber das kann ich dir auch nicht sagen… Wie von selbst wandert mein Blick zu dir. Ich aktiviere mein Sharingan um jedes einzelne Detail an dir in mir aufzunehmen. Dein Körper, dein so anziehender Körper, entspannt sich immer mehr und schließlich schläfst du. Ich sitze einfach nur daneben und kann nicht wieder aufhören, dich zu betrachten. Es tut mir wirklich leid, Izuna. Meine einzige Hoffnung ist, dass du mir irgendwie, und sei es nur ein bisschen, verzeihen kannst. Irgendwann… Noch lange vorm ersten Sonnenstrahl wecke ich dich, um mich selbst eine Weile schlafen zu legen. Beim Morgengrauen brechen wir wieder auf. Ein weiterer Tag voller Schweigen und Laufen liegt vor uns, nur unterbrochen von kleinen Verschnauf- und Essenpausen. Als es wieder Abend wird erreichen wir endlich die Grenze. Nun ist höchste Vorsicht geboten. Es ist nicht mehr weit, bis zum Lager der verfluchten Senju. Nachdem wir allen unnötigen Ballast versteckt haben, ist die Sonne schon am Untergehen. „Wie gehen wir vor?“, sprichst du mich heute das erste Mal richtig an. Dein Ton ist ruhig und professionell, obwohl dein Gesicht von unterdrückten Emotionen gezeichnet ist. Mit Mühe und Not konzentrier ich mich auf das Vordergründige. „Wir versuchen das Lager der Senju ausfindig zu machen. Wenn wir können, suchen wir unerkannt nach Kenta. Wenn wir erwischt werden, versuchen wir nach ihm zu fragen, falls nötig, kämpfen wir.“ Ein kurzes Nicken von dir, das zeigt, dass du mich verstanden hast und einverstanden bist, und schon geht es los. Lautlos schlagen wir uns durchs Unterholz und achten dabei auch auf die kleinste Kleinigkeit, doch alles ist ruhig. Die Dunkelheit bricht herein. Doch mit unserem Bluterbe arbeiten wir uns immer weiter ins Senju-Gebiet vor. Als wir an einer Lichtung ankommen halten wir notgedrungen an. Kurz überprüfe ich mental die Umgebung, aber immer noch ist alles ruhig. Komisch… Eigentlich hätte ich erwartet, dass man uns schon längst entdeckt hätte. Trotz Lautlosigkeit und unterdrücktem Chakra. Zwar habe ich dir erzählt, dass ich vorhabe unbemerkt in ihr Lager einzudringen, doch wirklich damit gerechnet habe ich nicht. Ich fürchte mich nicht davor, mich mit den Senju zu messen. Nicht mal mit Hashirama. Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Und es wäre auch nicht das erste Mal. Ich erhebe mich aus meiner hockenden Position und trete auf die Lichtung. Du tust es mir gleich. Augenblicklich raschelt es in einem Gebüsch am gegenüberliegenden Waldrand. Wir beide stoppen abrupt. „Na sieh mal einer an, wen wir da haben. Dachte ich mir doch, dass ihr mich früher oder später finden werdet!“ Es ist eindeutig Kentas Stimme, auch wenn ich noch nie so viel Gift in ihr gehört habe. Wie dumm von mir! Ich habe vergessen, dass er besser Chakra verbergen kann, als irgendein anderer Shinobi dem ich je begegnet bin. Vermutlich hat er uns schon vor einer ganzen Weile bemerkt. Und da tritt er aus dem Schatten. Kenta. Es ist tatsächlich er. Der Mann, den ich einmal vertraut und als Freund bezeichnet habe. Also ist er es wirklich… Er hat den Tod unserer Eltern verschuldet. Bei dieser Erkenntnis müsste doch eigentlich Wut oder Entrüstung in mir aufsteigen, doch stattdessen fühle ich nur die kalte Gewissheit in mir, dass er für diesen Verrat büßen muss. Mit seinem Leben! Du allerdings bist vollkommen außer dir. „Du?!“ „Es ist also wahr?“, stelle ich in den Raum, nur um sicher zu gehen: „Du hast unsere Eltern auf dem Gewissen.“ Dein Kopf schnellt sofort zu mir, doch ich lasse meinen Blick weiterhin auf Kenta ruhen. Und der fixiert mich ebenfalls. Allerdings spüre ich förmlich wie es in dir brodelt und dein Körper sich verkrampft. „Kenta, Wie konntest du nur?!“, schreist du los: „Du hast unsere Eltern auf dem Gewissen und den ganzen Klan hintergangen! Wie zur Hölle konntest du nur?!“ So ein unkontrollierter Gefühlsausbruch ist vollkommen untypisch für dich. Und in dieser Situation nicht besonders klug. Das kann ich dir allerdings jetzt gerade nicht sagen. Nun zeigt Kenta eine erkennbare Reaktion. Sein Kiefer verspannt sich und das Schuldeingeständnis ist ihm praktisch ins Gesicht gemeißelt. Seine Stimme allerdings ist gleichmütig. „Die Senju sind stärker als wir. Sie sind die Zukunft. Deswegen helfe ich ihnen. Ja, ich habe ihnen von dem Angriff erzählt. Allerdings wusste ich nicht, dass eure Eltern daran beteiligt sein würden. Das tut mir leid. Aber darum bin ich auch bei den Senju geblieben. Ihr hättet mich sofort getötet, in dem Moment, indem ihr auf mich gekommen wärt. Aber anscheinend ist mein Versuch zu entkommen, fehl geschlagen.“ Allein schon für diese Aussage werde ich ihn zur Strecke bringen! „Für diesen Verrat wirst du hier und heute sterben.“, erwidere ich laut. Das ist Moment, wo ich und Kenta gleichzeitig loslaufen. Der Kampf hat begonnen. Wie er schreie ich auf. Mein Sharingan zeigt mir sofort, dass er nach seinen Waffen greift und ich tue es ihm selben Augenblick gleich. Die Shuriken und Kunai fangen sich in der Luft ab, genau wie von mir vorgesehen. Was für ein lächerlicher Angriff gegen einen Uchiha. Und das auch noch von einem, aus meinem Klan! Keiner von uns verringert seine Geschwindigkeit. Nun bin ich derjenige, der zuerst nach einer Waffe greift, und er derjenige, der mich nachahmt. Mit dem Kunai gehe ich auf diesen Hundesohn los. Ich starte eine Reihe schneller Angriffe, die er nur mit Mühe blocken kann. Diesmal ist er allerdings schlau genug, die Aussichtslosigkeit eines Kampfes gegen mich zu erkennen. Kenta springt aus der näheren Reichweite und beginnt sofort Fingerzeichen zu schließen. Augenblicklich kopiere ich sie. Das Goukakyuu no Jutsu, wie lächerlich! Mit so einer Anfängertechnik will er mich angreifen?! „Izuna!“, rufe ich, noch während ich die Fingerzeichen schließe, um dich aus der Trance zu reißen, die dich offensichtlich befallen hat. Ich will nicht, dass du wegen Unaufmerksamkeit verletzt wirst. Ich führe das Jutsu aus und bin für einen kurzen Augenblick geblendet, als die beiden Attacken aufeinandertreffen. Ich erkenne jedoch schemenhaft, wie du dich nun in dem Kampf einschaltest. Du wirfst etwas nach Kenta, auch wenn ich es mehr höre als sehe. Ich sehe auch nicht, was passiert, doch dann erfolgt eine Detonation und wieder wird die Nacht von Helligkeit durchbrochen. Ich brauche nur eine Sekunde für die Ausführung des Moguragakure no Jutsu. Und eine weitere Sekunde später breche ich aus der Erde hervor, genau dort wo ich Kentas Präsenz spüre. Wie erwartet hat er nicht damit gerechnet und ich verpasse ihm einen Kinnhacken. Obwohl ich treffe kann er einen Rückwärtssalto machen. Und er schließt sofort wieder Fingerzeichen, die ich auch sofort wieder nachahme. Wieder so ein armseliger Versuch. Unsere Housenka no Jutsu neutralisieren sich erneut gegenseitig. Schnell schaue ich mich zu dir um. Mit dir ist soweit alles in Ordnung und ich sehe dich einen Bogen Richtung Kentas Rücken laufen. Nun achte ich nicht auf das entfesselte Feuer und laufe genau hinein, von panischer Angst erfüllt, du könntest verletzt werden. Ich weiche den Flammen aus und richte gleichzeitig mein Kunai auf ihn aus. Kenta reißt erschrocken die Augen auf, als ich so plötzlich vor ihm stehe. Diese Schreckenssekunde reicht mir, um mein Messer in ihm zu versenken. Genau ins Herz. Im gleichen Moment stichst du ebenfalls von hinten zu. Dein Kopf schnellt hoch und unsere Augen treffen sich. Das erste Mal erkenne ich keinerlei Regung in deinem Sharingan, als wärst du nur körperlich anwesend. Kenta beginnt im verdienten Todeskampf zu zucken an. Ich gehe einen Schritt zurück, gerade als du ebenfalls zurücktrittst. Kraftlos fällt Kenta vornüber in den Dreck. Genau das, was er verdient hat. Den Tod. Es ist vorbei. Ich habe tatsächlich gerade den Mann getötet, den ich mal als meinen Freund, meinen besten Freund, ansah. Gegen meinen Willen kommen Erinnerungen an die Vergangenheit in mir hoch, wo ich ihm noch vertraute und glaubte, dass auch zu können. Unwillkürlich versetzte mir meine alte Sympathie für ihn doch einen Stich im Herzen. Ich empfinde doch tatsächlich Bedauern darüber, dass es so weit gekommen ist! Ich kann meinen Blick nicht von seinem leblosen Körper abwenden. Nicht mal, als du urplötzlich einen Schmerzensschrei ausstößt und auf die Knie fällst. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie du mit den Händen schnell über dein Gesicht fährst, doch ich schenke dem keine weitere Beachtung. Ich will mich nicht mit deinem Schmerz über den verdienten Tod unseres angeblichen Freundes befassen, wenn ich ihn doch ungerechtfertigt finde. „Madara!“ Als mein Name in einem panischen Aufschrei deinen Mund verlässt wird mir klar, dass etwas faul ist. Blitzschnell wende ich mich dir zu. Jetzt sehe ich, dass dein Gesicht blutverschmiert ist und du es mit hektischen Händen auf deiner Haut verteilst. Scheiße! Was ist nur passiert?! Ich möchte zu dir laufen, als urplötzlich mein Kopf von einem Hammer aus purem heißem Schmerz überrollt wird und meinen Schädel beinah in der Mitte entzwei teilt. Es tut wirklich höllisch weh. Auf einmal bin ich geblendet. Meine Augen versagen mir einfach ihren sonst so zuverlässigen Dienst. Dort ist der Schmerz am stärksten. Doch mein Körper ist ebenfalls angeschlagen. All meine Muskeln geben nach und ich schlage flach auf dem Boden auf. Nur mit Mühe und Not kann ich einen Schmerzenslaut geradeso unterdrücken. Auch fühle ich etwas aus meinen Augenhöhlen widerlich warm über mein Gesicht laufen. Anscheinend passiert mir das gleiche wie dir, wird mir sofort klar. Nun bekomme ich wirklich Panik. „Madara, Wo bist du?!“ Deine zitternde Stimme dringt an mein Ohr und macht mir klar, dass ich mich zusammenreißen muss. Ich zwinge mich dazu, nachzudenken und mich zu beruhigen. Doch es gelingt mir kaum, zu übermächtig ist der Schmerz. Aber hier können wir nicht bleiben. Wir brauchen ein Versteck. Hier liegen wir beide mitten im feindlichen Gebiet, schutzlos und so gut wie vollkommen wehrlos. Die Chancen stehen gut, dass die Senju den Kampf mitgekriegt haben oder sogar schon auf uns lauern. Ich versuche verzweifelt wieder aufzustehen, doch es ist, als habe mich meine Kraft komplett verlassen. „Hier…“, schaffe ich mit einiger Mühe hervorzubringen. Ich höre, wie du dich auf mich zu bewegst. Gefallene Blätter rascheln unter dir. Kami-Sama, ich brauche dich jetzt! Mit all meiner Kraft zwinge ich meine Hände und Arme dazu, nach deiner Wärme, deinem Körper zu tasten. Eine Ewigkeit scheint zu vergehen doch dann spüre ich dich endlich. So schnell und fest ich kann ziehe ich dich an mich, während du mich ebenfalls mit deinen Armen umfängst, und drücke mein Gesicht in deine duftende Halsbeuge. Sofort geht es mir etwas besser. Dennoch ist es noch lange nicht ausgestanden. „Wir… müssen weg.“ „Ja.“, stimmst du mir zu. Als ich spüre, wie du deinen Arm um meine Schulter legst, tue ich es dir gleich. Verdammt, jeder meiner Muskeln schmerzt, als würden unzählige Nadeln hineingebohrt. Ohne dich würde ich es nicht schaffen, auch nur aufzustehen. Diese höllischen Kopfschmerzen rauben mir allmählich meine Sinne. Durch einen Schleier der Betäubung merke ich, wie du mich durch den Wald schleppst. Auch spüre ich, wie dein Körper zittert. Genau wie meiner... Scheiße, ich kann kaum atmen! Und geblendet bin ich auch. Und dann noch die Option so, in diesem Zustand, von einem der Senju gefunden zu werden. Am besten noch von Hashirama und Tobirama… Dagegen sind die gelegentlichen Wurzeln, über die wir beide stolpern, und die kleinen Zweige, die mir ins Gesicht schlagen das reinste Geschenk. Aber wenigstens bist du bei mir. „Da ist ein Gestrüpp und dem wir uns erstmal verstecken können.“, vernehme ich deine Stimme, die so unerreichbar weit von mir entfernt zu sein scheint, nach einer weiteren scheinbaren Ewigkeit. Und diese klingt erschreckend erschöpft. So gerne möchte ich dich beruhigen und dir Trost spenden, doch meine trockene Kehle ist nicht im Stande, irgendwelche verständlichen Worte zu formen, so sehr ich es auch versuche. Als Antwort auf meine heiseren Laute wird dein Griff fester. Vermutlich denkst du, dass ich nicht mehr kann. Doch dann spüre ich, dass du mit mir in die Hocke gehst. Und dann ziehst du mich über den erdigen Boden und ich fühle ein Blätterdach über mich streifen. Das muss das Gestrüpp sein, das du meintest. Ich vertraue deiner Führung vollkommen. Schließlich liegen wir. So fest ich nur kann drücke ich mich an dich. Auch du ziehst mich näher zu dir. Deine Wärme und einfach deine Anwesenheit sind tröstlich und beruhigen mich etwas. Was gut ist, denn die Schmerzen werden immer schlimmer. Alles in mir verkrampft sich. Auch du zitterst noch immer. Ich vergrabe mein Gesicht, welches fast unerträglich schmerzt, an deiner Brust und spüre, wie du deines in meine Haare drückst. Deine Hand fährt in einem langsamen Rhythmus meinen Rücken auf und ab. Himmel, deine Nähe ist wirklich tröstlich… Der Schmerz bleibt, aber ich komme allmählich zur Ruhe. Doch vielleicht übermannt mich auch nur langsam die Besinnungslosigkeit. Ich heiße sie willkommen, um den Schmerz zu entkommen. Und dem Gefühl der Hilflosigkeit. Hauptsache du bist bei mir… Das ist alles was zählt. So drifte ich von mir fort, bis ich nur noch ein Echo meiner Selbst bin. Ich glaube, meinen Namen aus deinem Mund zu hören, doch ob es die Realität oder schon mein Traum ist vermag ich nicht zu sagen. Nur langsam tauche ich aus den Tiefen auf, zurück an die Oberfläche meines Selbst. Schließlich spüre ich meinen Körper wieder und meine Erinnerungen kehren alle zurück. Zum Glück ist der Schmerz nun beinah verschwunden. Nur der Nachklang ist noch da. Urplötzlich verspüre ich gewaltige Wut, jetzt wo meine Furcht nicht mehr da ist. Was zur Hölle ist da gestern nur passiert?! Was hat Kenta da mit uns gemacht?! Oder hat es überhaupt nichts mit ihm zu tun? Ich erinnere mich noch daran, dass der Schmerz in den Augen am stärksten war. Und ich erinnere mich an das Gesicht meines kleinen Bruders, blutverschmiert. Blut aus den Augenhöhlen… Scheiße, was wenn wir nun blind sind?! Ein Ruck geht durch mich und ich reiße meine Augen auf. Das Licht blendet mich eine Sekunde lang, doch dann sehe ich zum Glück dein wunderbares Gesicht. Du bist bei mir, leicht über mich gebeugt. Wir liegen tatsächlich unter einen Hecke, die das spärliche Morgenlicht weitgehend abschirmt. Jetzt spüre ich auch etwas über mein immer noch erhitztes Gesicht streichen. Zuerst denke ich, dass es deine Finger sind, doch ich bemerke sofort, dass es ein feuchter Stofffetzen ist. Ich fühle Freude in mir aufsteigen, dass wir noch am Leben sind und du hier bei mir bist. Doch dass du meinem Blick ausweichst erinnert mich wieder an unsere gemeinsame Nacht und was ich dir damit angetan habe. Sofort verdränge ich mir jegliches Schuldgefühl darüber. Ich weiß, ich werde jetzt auch keine Lösung dafür finden und immer noch ist anderes dringender. Auch wenn ich jetzt besonders wünschte, diese Kluft zwischen und bestände nicht. Ach Izuna, wie kann es nur je wieder so wie früher zwischen uns werden? Ich gäbe alles dafür, sogar mein Augenlicht… Aber ich mache mir da nichts vor. Ich habe deine Vergebung nicht verdient. Das Einzige, was ich für dich tun kann ist, dir nicht noch einmal zu nahe zu kommen. Und das schwöre ich dir! „Wie geht es dir?“ Deine Frage reißt mich aus meiner Trance. Du sorgst dich um mich, nach allem was ich dir angetan habe?! „Es geht schon.“, höre ich mich antworten: „Und dir?“ Meine Stimme klingt nicht wie meine eigene, kratzig und schwach. „Soweit gut.“ Schon diese hohlen Phrasen tun unendlich gut. Und sie sind hohl. Uns beiden geht es gleich mies. Doch ich genieße deine Fürsorge. Das ist so viel mehr, als ich überhaupt nur verdiene. Du weichst meinen Blick zwar aus, doch ich versuche den seltsamen Stich in meinem Herzen damit zu lindern, dass ich so dein Gesicht betrachten kann. Verkrustetes Blut klebt von deinen Augenlidern aus auf deinen Wangen. Ein Anblick den ich nie sehen wollte. Doch noch schlimmer ist, dass nicht mal dieser fruchterregende Anblick meine Sehnsucht nach dir schmälert. Verdammt! „Dir ist das Gleiche passiert.“, meine ich, um mich wenigstens etwas abzulenken. Ich bin überrascht darüber, dass ich meine Stimme jetzt wieder so gut unter Kontrolle habe. Auch wenn das scheinbar das Einzige ist… Wie von selbst nehme ich dir den provisorischen Lappen, den du anscheinend von deinem Shirt gerissen hast, ab und säubere dein Gesicht. Ich dabei bin so vorsichtig wie ich nur kann. Denn mein ganzes Selbst ist eher auf Zerstörung und Gewalt ausgerichtet. Auch dich habe ich verletzt. Etwas, dass ich nie wieder gut machen kann. Es ist ein Wunder, dass du mich dir überhaupt so nahe kommen lässt und noch unglaublicher, dass du mir diese Nacht so sehr geholfen hast, wo es dir doch selbst nicht besser gegangen sein kann. Urplötzlich hebst du deinen Blick und unsere Augen treffen sich. Augenblicklich bin ich wie gefangen und kann mich nicht mehr rühren. Ich will dich, mehr als ich je etwas anderes wollte. Noch immer. Ich spüre einen kaum merklichen Schauer durch dich gehen. Es könnte aus Abscheu gegen mich sein, doch deine Augen sagen mir, dass es etwas anderes ist. Du begehrst mich genauso wie ich dich. Verdammter Mist, für sowas haben wir nun wirklich keine Zeit. Und wir können es beide nicht gebrauchen. Sofort höre ich damit auf, dein Gesicht zu reinigen und wende mich ab. „Wir sollten uns um Kentas Leiche kümmern und dann verschwinden.“, meine ich und habe große Mühe, meine Stimme ruhig zu halten, wo ich innerlich doch geradezu zittere: „Und dann müssen wir herausfinden, was mit uns geschehen ist.“ Aus den Augenwinkeln sehe ich dich nicken und krieche aus dem Busch heraus. Ja, Beschäftigung wird genau das Richtige sein, um mich abzulenken. Und es gibt glücklicherweise eine Menge zu tun… *** Kapitel Ende *** Ich muss gestehen, dass ich die Sicht von Madara immmer mag. Finde es interessant und bin immer überrascht, dass ich überhaupt etwas zusammengetippt bekomme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)