Without saying a word von Ani_chan (Shinichi x Kaito Kid) ================================================================================ Kapitel 1: Blue Jewels ---------------------- Es ist Sommer. Ich weiß, ich müsste glücklich sein, schließlich sind Ferien und ich habe bereits seit gut einem Monat meinen richtigen Körper wieder. Endlich stecke ich nicht mehr im Körper eines Grundschülers, kann wieder meinem alten Leben nachgehen und werde vor allem endlich wieder ernst genommen. Die letzten Wochen habe ich hauptsächlich damit verbracht, den anderen meine Geschichte, das wie und warum meiner mysteriöse Verjüngung, zu erklären. Die Meisten haben es sehr gut aufgenommen, lediglich Ran war in der ersten Zeit etwas komisch zu mir, aber wer kann es ihr verübeln, wenn man bedenkt, was sie alles mit Conan getan hat. Inzwischen hat sie den Gedanken anscheinend akzeptiert und sich damit abgefunden und das Verhältnis zwischen uns ist so wie früher. Mein Leben läuft seitdem wieder in geregelten Bahnen, doch ich kann einfach nicht wieder glücklich sein. Es gibt etwas, dass mich beschäftigt, mir den Schlaf raubt und dazu beiträgt, dass ich mich einfach auf nichts mehr konzentrieren kann. Zu Beginn der Ferien hat Ran versucht etwas mit mir zu unternehmen, da ihr mein merkwürdiges Verhalten aufgefallen ist. Dieses Vorhaben hat sie allerdings, nach etlichen gescheiterten Versuchen aufgegeben und macht nun meist etwas mit Sonoko. Ich bin allein und unglücklich. Ein Zustand, an dem ein gewisser Dieb nicht ganz unschuldig ist. Natürlich weiß ich schon lange, dass dieser mir nicht mehr ganz so egal ist, wie er es eigentlich sollte und seit relativ kurzer Zeit ist mir bewusst, dass ich tiefer gehende Gefühle für den Anderen habe. Bisher ist es mir immer gelungen meine Gefühle zu kontrollieren, vor allem, wenn ich ihn mal wieder verfolgte, doch in letzter Zeit stürzen all die Empfindungen auf mich ein. Kaito Kid verfolgt mich auf Schritt und Tritt in meinen Gedanken und nachts besucht er mich in meinen Träumen, wodurch ich inzwischen kein Auge mehr zu bekomme. Das ist alles seine Schuld! Bereits seit Wochen gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr. Man könnte fast meinen, dass er das Stehlen aufgegeben hätte. Ich weiß, dass es sich total bescheuert anhört, aber ich vermisse ihn. Zu lange habe ich nicht mehr seine Stimme hören können, sein Lächeln sehen und diesen wunderschönen Menschen betrachten können, sodass ich nun unablässig an ihn denken muss. Lautlos seufze ich und lasse mich nach hinten auf mein Bett fallen. Kurz schließe ich die Augen. Als ich sogleich wieder Kids Gesicht vor meinen Augen sehe, öffne ich sie resignierend wieder und greife nach rechts, um das Radio anzuschalten. Vielleicht lenkt mich die Musik ja etwas ab. ~ It's amazing How you can speak Right to my heart ~ Na super… Ein Liebeslied. Das kann auch nur mir passieren. Aber irgendwie passt es ja. Kid und ich haben uns nie über irgendetwas unterhalten, dass nicht mit seinen Verbrechen zu tun hatte. Ich kann nicht verstehen, wie er es trotzdem schaffen konnte, sich einfach so in mein Herz zu schleichen. ~ Without saying a word, you can light up the dark ~ Klasse! Sogar das passt. Es ist schlimm. Wenn ich ihn nicht jagen kann, geht es mir so wie im Moment. Ich habe das Gefühl, dass alles nutzlos ist. Und wenn dann doch noch eine Meldung von ihm kommt, dann ist es, als würde sich etwas auftun. Ein Lichtblick. Sofort ist alles vergessen und mein komplettes Denken und Handeln ist nur noch auf ihn konzentriert, als wäre er der Mittelpunkt des Universums. Gut, vielleicht ist er das für mich auch, aber ich will nicht so von ihm abhängig sein. Es soll eigentlich nicht sein, dass er das einzige in meinem Leben ist, das mir wirklich etwas bedeutet und das ich brauche, um glücklich zu sein. ~ Try as I may I could never explain what I hear when you don't say a thing ~ Das wird ja immer schlimmer. Wie soll ich denn versuchen meine Gedanken von ihm abzulenken, wenn dieses Lied mich mit jeder Zeile wieder an ihn erinnert? Wenn er dann endlich, nach der langen Verfolgungsjagd vor mir steht, bin ich fasziniert. Er braucht nichts sagen, alles was ich wissen will, lese ich in seinen Augen. Sie spiegeln viele Gefühle und Gedanken wieder und so ist es absolut unnötig, ihn etwas zu fragen. ~ The smile on your face Lets me know that you need me ~ Hah! Schön wär’s! Er hat zwar ein wunderschönes Lächeln, aber das ist meist nur überheblich und zeigt mir, dass ich mal wieder gegen ihn verloren habe. Nur selten habe ich bisher sein wirkliches Lächeln gesehen, ein Mal, um genau zu sein. Damals, an jenem Abend unserer ersten Begegnung. ~ There's a truth in your eyes Saying you'll never leave me ~ Na gut, das kann man jetzt sehen, wie man will. Im gewissen Sinne traf sogar das zu, aber nur, wenn man sagen würde, dass seine Augen mir zeigen, dass er niemals aufgeben und immer wieder kommen wird. Niemals würde er mir einfach den Sieg überlassen oder einfach aufgeben. Das ist eines der Dinge, die ich so an ihm schätze! ~ The touch of your hand says you’ll catch me whenever I fall ~ Hach wäre das schön! Ich würde alles dafür geben, dass er mich nur einmal so berühren würde. Mich nur einmal in den Himmel bringen und mir das Gefühl geben würde, dass ich mich bei ihm einfach fallen lassen könnte, ihm blind vertrauen und immer auf ihn bauen könnte. ~ You say it best When you say Nothing at all ~ Es ist egal, was du zu mir sagst. Am Liebsten ist es mir, wenn du einfach den Mund hältst, denn so kann ich mir alles vorstellen, was ich gerne von dir hören will. Es wäre wundervoll, wenn ich wenigstens für einen kurzen Moment das Gefühl hätte, dass du mir gehörst. ~ All day long I can hear people Talking out loud ~ Jeden Tag, in der Schule, Zuhause, an Tatorten reden so viele Menschen auf mich ein und sehen nicht, dass es mich eigentlich im Moment nicht interessiert, was sie zu sagen haben. Alles was ich will, ist bei dir sein, dein Lächeln sehen, nur einmal, nur für mich. ~ But when you hold me near you drown out the crowd ~ Nur wenn ich dich sehe, kann ich alle anderen Geräusche und Stimmen ausblenden. Dann existierst für mich nur du allein. Niemand anderes. Und nur du und ich sind in der Lage diesen Bann zu lösen. ~ Try as they may they could never define what’s been said between your Heart and mine ~ Mit Niemandem kann ich darüber reden, was ich empfinde. Sie würden es nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst kaum. Wie konnte ich mich in jemanden verlieben, mit dem ich nie wirklich geredet habe? Den ich gar nicht richtig kenne! Sie können es nicht nachvollziehen. Es wäre unverständlich für sie, weil sie nie bemerkt haben, was wir uns stumm erzählen. ~ You say it best When you say Nothing at all you say it best When you say Nothing at all ~ Ja. Es ist besser, wenn du nichts sagst. Ich will nicht, dass du mir meine Träume nimmst, indem du meine Phantasien zerstörst. Wenn du mir sagst, dass all meine Gefühle Schwachsinn sind und ich mir niemals Hoffnungen machen brauche. Natürlich weiß ich das alles bereits, aber es von dir zu hören, würde mich innerlich zerreißen. ~ The smile on your face the truth in your eyes the touch of your hand Let's me know that you need me ~ Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu träumen. Es ist einfach unmöglich, dass es dir genauso geht. Niemand außer mir ist so dämlich, sich in eine Person zu verlieben, die man so selten sieht. ~ You say it best When you say Nothing at all you say it best When you say Nothing at all ~ Du bist so unwirklich! Wie ein Geist. Du kommst und gehst, wie es dir gefällt. Erscheinst in meinem Leben, bringst es durcheinander, nur um danach wieder lautlos zu verschwinden und mich mit meinen Gedanken und Gefühlen alleine zu lassen. ~ The smile on your face the truth in your eyes the touch of your hand Let's me know that you need me ~ Verdammt! Ich will dich! Ich brauche dich! Wo steckst du? Was fällt dir ein, dich so lange nicht zu melden? Du kannst mich doch nicht so lange allein lassen! Auch wenn du nicht weißt, was du mit damit antust, hast du nicht das Recht, mich einfach so auf heißen Kohlen sitzen zu lassen und zu verschwinden! Sag mit endlich wo du bist und komm gefälligst zurück! Tränen steigen mir in die Augen. Ich habe das dringende Bedürfnis mich in meinem Bett zu verkriechen und ihnen einfach freien Lauf zu lassen. Mal wieder. Doch plötzlich wird mein Selbstmitleid durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. Seufzend stehe ich auf, um abzunehmen. Wer kann das sein? Vielleicht Ran, die wieder einen Versuch startet, etwas mit mir unternehmen zu wollen und wieder enttäuscht werden würde. Vielleicht ist es auch Shiho, die sich einfach mal erkundigen will, was ich so mache. Auch sie hat jetzt ihren alten Körper wieder und sich nun voll und ganz der Wissenschaft verschrieben. Sie erforscht Gifte und versucht Heilmittel gegen sie zu entwickeln. Es könnten auch meine Eltern sein, die sich mal melden und wissen wollen, wie es ihrem einzigen Sohn jetzt so geht. Als ich jedoch auf dem Display des Telefons die Nummer von Inspektor Megure erkenne, nehme ich hastig ab. „Kudo?“ „Hallo Inspektor.“ „Worum geht es?“ „Ach so, ich verstehe.“ „Natürlich, gerne.“ „Selbstverständlich, ich komme sofort!“ Eilig lege ich auf. Mein Herz rast und meine Gedanken überschlagen sich. Es kam wieder eine Nachricht von Kid. Endlich! Er ist wieder da! So schnell es mir möglich ist ziehe ich mir Jacke und Schuhe an und stürme aus dem Haus. Auf den Bus zu warten würde zu lange dauern und so beschließe ich zu laufen. Durch das Fußballtraining habe ich eine sehr gute Kondition, welche sich jetzt bezahlt macht. Ich renne durch die Straßen, zwischen Passanten hindurch, die mir irritiert hinterher sehen. Nichts außer der Nachricht zählt für mich! Alles was ich will, ist die Nachricht lesen und mich so davon zu überzeugen, dass er wieder da ist. Ausgerechnet jetzt, wo ich ihn am Meisten brauche. Es ist, als hätte er es geahnt, was aber absolut unmöglich ist. Bereits nach einer viertel Stunde komme ich, völlig außer Atem, vor dem Polizeirevier an. Kurz hole ich Luft, bevor ich das Gebäude betrete. Inspektor Megure steht bereits da und wartet auf mich. Als er mich sieht, kommt er sogleich auf mich zu. „Kudo. Schön, dass du so schnell kommen konntest. Kann ich dir einen Kaffee anbieten?“ Ich schüttele mit dem Kopf. „Nein danke, zeigen sie mir einfach die Nachricht von Kid.“ Kurz lacht er. „Du scheinst auch einen privaten Wettstreit mit ihm am Laufen zu haben, oder?“ Gezwungen lächele ich zurück. „Ja, so was in der Art.“ Ich kann ihm ja schlecht den wirklichen Grund nennen, warum ich gerade in den Fällen, in die Kid integriert ist, so viel Interesse und Engagement zeige. „Würden sie mit jetzt bitte dir Nachricht zeigen?“, frage ich und sehe ihn erwartungsvoll an. „Natürlich. Komm mit.“ Damit bringt er mich ins Hinterzimmer, wo bereits Takagi und Sato warten. Schweigend überreicht erster mit den Zettel, auf dem Kid seinen nächsten Raubzug ankündigt. „Morgen, um Mitternacht werde ich die Blauen Juwelen stehlen und sie für mich beanspruchen. „ Unter dem Text ist noch ein Turm abgebildet, der mich stark an den erinnert, auf dem ich dir an jenem Tag zum ersten Mal begegnete, und darunter die Zahl 1412. Jeder andere hätte gesagt, es wäre nur eine Art Unterschrift und eine Anspielung auf deinen Spitznamen „Meisterdieb 1412“, doch ich weiß es besser. Niemals würdest du, zusätzlich zu deiner Unterschrift „Kaito Kid“ noch eine ein wenig darüber schreiben. Diese Zahlen haben eine andere Bedeutung, ich weiß nur noch nicht welche. „Und? Weißt du, was es bedeutet, Shinichi?“, werde ich von Inspektor Megure aus meinen Gedanken gerissen, Verneinend schüttele ich den Kopf. „Leider nicht, aber ich werde es herausfinden. Könnte ich vielleicht eine Kopie der Ankündigung mit nach Hause nehmen?“ Kurz überlegt er, bevor er zaghaft nickt. „Ich denke das geht in Ordnung. Du bist wahrscheinlich der Einzige, der dieses Rätsel entschlüsseln kann.“ Daraufhin geht er weg und kommt kurz darauf mit einer Kopie des Zettels wieder. Er drückt sie mir in die Hand und schickt mich mit den Worten „Meld dich, wenn du etwas herausbekommst.“ nach Hause. Auf dem Weg zu meinem Haus starre ich nahezu auf das Blatt, als würde es mir dann verraten, was es verbirgt. Ich kann einfach keine Verbindung zwischen blauen Juwelen, dem Turm und den Zahlen 1412 finden, egal wie angestrengt ich danach suche. Auch den restlichen Nachmittag und Abend grüble ich darüber. Ohne Erfolg. Dieser Druck macht mich fertig und auch die Angst, nach Monaten ohne dich, dein erstes Erscheinen zu verpassen, nagt an mir. Ich will dich endlich wiedersehen. Nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr. Auch wenn es albern klingen mag, aber du bist meine große Liebe. Vielleicht können es die meisten nicht begreifen, aber ich weiß es, doch dazu müsste ich es dir sagen und das kann ich nicht. Die Angst vor Ablehnung ist zu groß. Somit begnüge ich mich damit, dich aus der Ferne anzuhimmeln und mir in Gedanken eine Beziehung zu dir auszumalen. Ich blicke auf die Uhr. 00:36 Uhr. Zeit, um ins Bett zu gehen. Ich werde morgen weiter darüber nachdenken. Heute führt das zu nichts. Noch immer mit den Gedanken bei dir und einer enormen Nervosität ziehe ich mich um, putze die Zähne und lege mich ins Bett. Es dauert eine Weile, bis ich endlich eingeschlafen bin und ich träume in dieser Nacht nur von dir. Ich träume davon, wie es wäre, wenn du mir sagen würdest, dass du dieselben Gefühle für mich hegst, wie ich für dich. Wie es wäre, wenn du mich küssen würdest, mich berühren und mir die Geborgenheit und Wärme geben würdest, die ich mir erträume. Am nächsten Morgen wache ich erst spät auf. Der Traum war einfach zu schön, um daraus entfliehen zu wollen. Als ich richtig wach bin und mir die Zähne geputzt habe, sitze ich auf meinem Bett, noch immer in Boxershorts und zermatere mir das Hirn darüber, was Kid uns sagen will. Ich weiß nicht, was er mit den blauen Juwelen meint, es gibt keine Juwelen, die momentan hier ausgestellt werden und schon gar keine Blauen. Bei dem Turm bin ich mir ziemlich sicher, dass es das Dach des Museums ist, auf welchem wir uns zum ersten Mal trafen. Doch diese Zahlen sagen mir nichts. Mein Blick fällt auf die Uhr. 12:14 Uhr. Mit einem Schlag wird es mir bewusst. Die Zahlen haben keine tiefer gehende Bedeutung. Es ist einfach eine Uhrzeit. 14:12 Uhr. Okay.. das bringt mich schon um einiges weiter. Auf dem Dach des Museums um 14:12 Uhr. Doch was meint er mit den blauen Diamanten? Ich weiß es nicht. Ich entschließe mich zur genannten Zeit einfach zum Gebäude zu gehen, wenn ich die Bedeutung nicht vorher herausfinden sollte. Langsam stehe ich auf und hole das Telefon, bevor ich die Nummer von Inspektor Megure wähle. Mein Entschluss, ihm meine Erkenntnisse mitzuteilen schwankt, als ich seine Stimme höre. „Shinichi? Weißt du, was Kid meint?“ Kurz überlege ich. Wenn ich ihm alles erzähle, werde ich nicht mit Kid reden können. Das will ich nicht. Nicht nach all der Zeit, in der ich ihn nicht gesehen habe. Ohne groß darüber nachzudenken sage ich Megure, dass ich die Nachricht nicht entschlüsseln konnte und entschuldige mich, bevor ich auflege. Hastig suche ich meine Sachen zusammen und frühstücke schnell. Ein letzter Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich beeilen muss. Es ist bereits 13:00 Uhr und ich muss noch mit dem Bus in die Innenstadt fahren, um von da aus die Strecke zum Museum zu Fuß zurück zu legen. So schnell ich kann, ziehe ich mir Schuhe an und verlasse, nach einem kurzen Blick in den Spiegel, die Wohnung. Eilig gehe ich zur Bushaltestelle und warte auf den Bus. Da dieser einige Minuten Verspätung hat, tippe ich nervös mit meinem rechten Fuß auf den Fußboden und gucke alle paar Minuten auf mein Handy, um die Uhrzeit zu kontrollieren. Meine Vorfreude darauf, dich zu sehen, steigert sich ins Unermessliche und macht mich noch viel nervöser, als ich es ohnehin schon bin. Endlich werde ich dich wiedersehen, nach all der Zeit. Erleichtert seufze ich, als ich den Bus endlich um die Ecke kommen sehe. Während ich ihn beim heran fahren beobachte, habe ich das Gefühl, er würde mehr kriechen als fahren. Die Geschwindigkeit ist für meinen Geschmack viel zu langsam. Mein Puls rast und tausende von Schmetterlingen scheinen in meinem Bauch zu toben, nur weil mich der Gedanke, dass ich dich gleich wiedersehen könnte, nicht mehr loslässt. Ich freue mich so, hab aber gleichzeitig auch Angst davor mich geirrt zu haben, was das Ziel deines Überfalls betrifft. Was ist, wenn du gar nicht auftauchst? Wenn ich dich verpasse? Werde ich noch tiefer in Depressionen fallen? Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich dich unbedingt wiedersehen will. Der Bus ist inzwischen bei mir angekommen und ich steige ein. Während er zum gewünschten Ziel fährt, denke ich weiter an dich. Deine braunen Haare, die blauen Augen und dieser Körper, der mich zum Träumen anregt. Ich habe noch nie etwas so sehr begehrt, wie dich. Würdest du von heute auf morgen aus meinem Leben verschwinden, wüsste ich keinen Grund mehr, um zu Leben. Natürlich habe ich Freunde, Familie und Bekannte, aber Niemand kommt an dich heran. Du bist meine große Liebe, mein Leben, mein Ein und Alles. Es hat niemand je geschafft, sich so weit in mein Herz vorzuarbeiten wie du. Ich brauche dich einfach. Bitte, Gott, ich bin kein gläubiger Mensch, aber ich würde alles tun, um ihm heute Abend endlich wieder in die Augen sehen zu dürfen. Als der Bus, nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich hält, springe ich nahezu aus dem Fahrzeug und lege eiligen Schrittes den Weg zum Museum zurück. Es ist bereits kurz vor 2, als ich das Gebäude betrete. Mein Herzschlag beschleunigt sich auf dem Weg zum Dach immer mehr, obwohl es gerade mal kurz vor 2 ist. Endlich öffne ich die Tür zum Dach und eine kühle Brise umweht mich. Hoffend sehe ich mich um. Natürlich ist er noch nicht da. Traurig seufze ich. Ich schließe die Tür hinter mir und stelle mich in die Mitte des Platzes. Kurz schließe ich meine Augen und werde überrannt von den Erinnerungen an unser erstes Treffen. Es war ein kühler Abend im Dezember, kurz vor Weihnachten und du hattest es auf die Perle abgesehen, die zu dieser Zeit im Museum ausgestellt wurde. Kurz bevor du zuschlagen konntest, habe ich dich enttarnt und bin dir bei einer Verfolgungsjagd aufs Dach gefolgt. Du standest auf dem Geländer und ich kam gerade durch die Tür. Der Schnee fiel in Flocken vom Himmel und der Wind ließ unsere Haare im Wind tanzen. Wir standen einfach voreinander und sahen uns an. Vielleicht waren es nur wenige Minuten, aber es kam mir vor, wie Stunden. Keiner von uns verlor ein Wort. Wir standen einfach da und sahen uns an. Dein Mantel wehte im Wind. Du sahst so unwirklich aus, wie ein Engel. Ohne, dass wir geredet hatten, begann mein Herz auszusetzen, als du auf mich zukamst, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Mein Atem stockte, als du immer und immer näher kamst. Das Flattern der Schmetterlinge in meinem Bauch war auch da, genau wie heute. Du wirktest im so gegensätzlich zu dem dunklen Himmel. Hinter dir sah ich die Sterne und den Mond, die dich in ein unnatürliches Licht tauchten. Ich wollte zurückweichen, aber meine Beine waren wie erstarrt. Wie gebannt verfolgte ich jede deiner Bewegungen. Und plötzlich standest du direkt vor mir, so schnell, dass ich es gar nicht richtig wahrgenommen habe. Mir blieb der Atem weg, als ich deine Finger unter meinem Kinn spürte. Mit einer Sanftheit, die ich nicht für möglich gehalten hätte, hast du meinen Kopf leicht angehoben und mir tief in die Augen geblickt. Ich war hin und weg. Nicht fähig zu sprechen oder auch nur normal zu sprechen. Dein Gesicht näherte sich meinem immer mehr und als ich bereits geschockt dachte, du würdest mich küssen, lenktest du deinen Kopf leicht nach rechts und hieltest mit deinen Lippen nur wenige Millimeter neben meinem Ohr. Ich spürte deinen Atem und mir lief ein Schauer über den Rücken, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Leise und fast schon liebevoll hauchtest du mir ins Ohr. „Frohe Weihnachten, mein Detektiv.“ Und dann warst du verschwunden. Als ich mich aus meiner Starre gelöst habe, rannte ich um das Dach, sah in den Himmel und am Gebäude hinunter, doch nirgends war auch nur die geringste Spur von dir und so blieb ich alleine im Schnee zurück. Ich weiß nicht, ob ich mich verliebt hatte, als ich in deine Augen gesehen habe, als du auf mich zukamst und ich dich gemustert habe, oder ob es die gehauchten Worte waren, die mich dazu brachten, aber nach dieser Begegnung bekam ich dich nie wieder aus dem Kopf. Es folgten viele weitere Treffen, doch so etwas, so ein, ja fast schon intimer Moment kam nicht wieder vor. Die Begegnungen verliefen immer gleich. Du kamst, ich enttarnte und stellte dich und du sagtest mir, dass ich dich nicht fangen könne, bevor du gingst. Plötzlich reißt mich ein Geräusch aus meinen Gedanken. Ruckartig drehe ich mich um und sehe dich auf dem Geländer stehen. An der selben Stelle, wie bei unserem ersten Treffen. Wie damals bin ich absolut erstarrt. Ich kann dich einfach nur ansehen. So lange habe ich dich nicht mehr gesehen, so lange konnte ich nicht mehr deine Stimme hören. Alles was mir blieb, war mir in meinen Träumen und Gedanken auszumalen, was ich mir wünsche. Wie damals stehst du minutenlang einfach nur da und siehst mich an, bevor sich ein kleines Lächeln auf dein Gesicht stiehlt. „Hast du mein Rätsel also gelöst, mein kleiner Detektiv?“ Überrascht sehe ich dich an. Jetzt muss auch ich lächeln. „Habe ich das etwas jemals nicht, Herr Meisterdetektiv? Verrat mir eins: Was meintest du mit den blauen Juwelen?“ Auf einmal lachst du laut los. „Irgendwie hatte ich gehofft, dass du das nicht weißt. Soll ich sie dir zeigen? Die blauen Diamanten?“ Zaghaft nicke ich. Und wie in einem Flashback, springst du vom Geländer und kommst mit langsamen Schritten auf mich zu. Kurz vor mir bleibst du stehen, genau wie damals, doch anstatt dich zu mir zu beugen, holst du etwas aus deiner Manteltasche. Verwirrt sehe ich dich an, als sich plötzlich etwas vor meine Augen schiebt und ich dann meine Augen sehe. Verwundert sehe ich mich um, und bemerke, dass du mir einen Spiegel vor die Augen hältst. „Das, Shinichi, sind die wertvollsten Diamanten der Welt für mich und genau das, was ich mehr will, als jemals irgend etwas zuvor. Es mag ein bisschen merkwürdig klingen, aber seit ich dich das erste Mal gesehen habe, bin ich von dir fasziniert. Du lässt mich nicht mehr los und hast so dafür gesorgt, dass ich mich die letzten Monate nicht blicken lassen habe. Ich hatte Angst, vor mir selbst, vor meinen Gefühlen, vor deiner Reaktion, falls ich mich verraten sollte. Doch vor ein paar Tagen habe ich mich entschieden, dass es nicht so weiter gehen kann. Auch wenn die Chance noch so gering ist, wollte ich eine Antwort von dir haben und dich auch noch einmal wiedersehen, um mich anständig von dir zu verabschieden, falls sich nicht das ergibt, was ich mir so sehr wünsche.“ Ich weiß nicht, was ich sagen oder denken soll. Könnte es sein, dass wir beide von dem Tag damals an die selben Gefühle füreinander hegen? „Was... was meinst du?“, stottere ich. Du lächelst mich an. „Shinichi Kudo, ich liebe dich, schon seit einer halben Ewigkeit und wünsche mir nichts mehr, als mit dir zusammen sein zu dürfen.“ Ein leichter Rotschimmer legt sich auf meine Wangen und ich stammele die nächsten Worte mehr, als dass ich sie spreche. „Ich... ich liebe dich auch, Kaito. Schon so lange.“ Liebevoll lächelt er mich an, sodass mir die Knie weich werden und gibt mir einen Kuss, so sanft und schön, wie ich es mir nur in meinen schönsten Träumen vorstellen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)