His butler, caring. von abgemeldet (Sebastian & Ciel) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Reue... Reue wofür? Dafür, dass er den Dämon zurechtgewiesen hatte? Es stand ihm zu. Er konnte sich von Sebastian nicht einfach so behandeln lassen. Schwäche zeigen war das letzte, woran Ciel dachte, gerade vor seinem Diener. Und doch... Nun lag er hier, noch immer ans Bett gefesselt und sein Kopf schien anstatt sich langsam abzukühlen, nur noch heißer zu werden, je länger er über die Situation grübelte, die vor kurzem vonstatten gegangen war. Weiterhin hatte er seine Augen auf die Tasse und deren Inhalt gerichtet. Der Tee wurde mit jeder Minute, die verstrich dunkler und der junge Earl bildete sich nach einiger Zeit des Hineinstarrens ein, dass der Tee mittlerweile die Farbe von Sebastians Augen angenommen hatte. Einbildung? Nein, es war nicht einmal Einbildung, denn der Tee hatte sich wirklich rötlich verfärbt, was aber auf die auf dem Grund liegenden Heilkräuter zurückzuführen war, welche noch immer ihre wohltuenden Stoffe abgaben, obwohl sie nicht mehr gebraucht wurden. Der Butler hatte sie mit Absicht drinnen gelassen, da es oftmals ratsam war, den Tee länger stehen zu lassen, egal, wie bitter dieser wurde. Medizin hatte nicht gut zu schmecken und schon gar nicht süß, denn dann half sie nicht, so die gängige Meinung. Jedoch gefiel dem 12-jährigen dies ganz und gar nicht, denn er liebte nun einmal süße Speisen, besonders die, die Sebastian fertigte. Mit Perfektion fertigte... Über den Gedanken an die Süßspeisen schüttelte er verärgert den Kopf. Er würde doch nicht etwa über so etwas elementares, das sein Butler einfach können musste, sentimental werden? Es erschien Ciel beinahe, als würde der Grund, der doch noch merklich dunkler war, wie eine menschliche Pupille zu ihm hinaufsehen. Sein Bild eines Auges war also gerechtfertigt. Doch musste es ihn ausgerechnet an den Dämon erinnern? Musste selbst der Tee ihn daran erinnern, dass er sich fühlte, als habe er irgendetwas falsch gemacht? Während er sich das Hirn zermarterte, starrte er weiterhin in die Tasse. Wollte ihn dieses Teeauge etwa anklagen? Langsam stieg in dem Jungen Wut hoch, welche seine Wangen noch zusätzlich mit einem roten Schein überzog. Anklagend, ja, so blickte es ihn an. Es sah ihn an, als wolle es sagen: „Ihr wisst, dass Ihr ohne mich nicht schon desöfteren nicht mehr unter den Menschen weilen würdet, junger Herr.“ Ziemlich deutlich konnte sich Ciel vorstellen, wie die Stimme Sebastians zu ihm sprach. Mit diesem undurchdringlichen Lächeln auf den Lippen, aus dem man nie ablesen konnte, was der schwarzhaarige Mann gerade dachte. Auch seine Augen ließen keine emotionalen Deutungen zu. Der Dämon war ein Mysterium und der Earl hatte das Gefühl, dass er dieses Mysterium niemals vollständig ergründen könnte. Es war unmöglich, etwas nachzugehen, was man selbst kaum verstand. Wann hatte er angefangen, an Dämonen zu glauben? Es waren doch nur Horrorgeschichten, die man in Büchern las, Spukgeschichten und anderes wurden gerade sehr begehrt, da sich die Menschen nach etwas anderem sehnten, als ihrem langweiligen Alltag. Auch sein Hausmädchen liebte gruselige Sachen, daher war es ihm schon bewusst, dass sich selbst – und vielleicht gerade – die untere Gesellschaftsschicht solchen Vergnügungen hingeben wollte. Ihr Leben war trist und hart. Streute man aber etwas Übernatürliches ein, so wurde alles eher angenehm und erträglich, trotz des grauen Alltags. Ein Leben in Luxus allerdings brachte ebenfalls eine Einöde mit sich. Verpflichtungen, gesellschaftliche Empfänge...Es waren keine Vergnügungen, die den Jungen begeistern konnten, weshalb er sich von ihnen fernhielt. Doch was Dämonen anging... Er hatte erst an diese glauben können, als sein verzweifeltes Herz nach einer Hilfe gefleht hatte, die nicht von Gott gesendet werden würde. Menschen hatten die Angewohnheit, dass sie zu allem flehten, wenn sie der Stunde ihres Todes von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Selbst die furchtlosesten Menschen, die behaupteten, der Tod wäre nur die Verlängerung des Lebens und sie würden auf eine bessere Seite des Lebens blicken können, ängstigten sich doch und flehten, dass ihre Zeit noch nicht gekommen sein möge. Und selbst, wenn ihr Beten und Flehen an den Teufel ging. So war es auch mit ihm geschehen. Er wollte Rache nehmen und diese würde ihm der Dämon ermöglichen, der als Butler „getarnt“ in seinem Haushalt weilte, stets an seiner Seite und um das Wohl seines Herrn bemüht. Doch diente dies alles doch nur dem Zweck, dass Sebastian Michaelis, die Seele des Earls an dem Tag, an dem Ciel gerächt werden würde, mit sich in den Schlund der Hölle nahm, jenem sündigen Ort, den jeder Gläubige fürchtete. Je länger der Junge mit den stahblauen Haaren darüber nachdachte, je mehr hörte er die Worte seines Dieners in seinem Kopf schwirren, wo seine Augen doch immernoch auf der Tasse lagen. Seine Wut auf die Tatsache, dass die Stimme in seinem Kopf ihn darauf aufmerksam machte, wie wertlos er ohne den anderen war, erfasste seinen gesamten Körper und die Oberfläche des Tees kräuselte sich unter dem Zittern der kleinen Hand. Er hatte genug von alle dem. Ciel sah ein letztes Mal in die Tasse und sah auf sein eigenes, nun gekräuseltes und verzerrtes Spiegelbild. So musste es aussehen, wann immer der Dämon auf ihn hinunterblickte, jedoch würde er ihn nie so zu Gesicht bekommen, wie er jetzt war. Tränen des Zorns rollen über die kindlichen Wangen und das unterschiedliche Augenpaar verengte sich. Mit einem kurzen Aufschrei seiner eigenen Wut nahm er nun die Tasse und schleuderte das Porzellan gegen die gegenüberliegende Wand neben der Tür des Schlafgemachs. Nie wieder würde dieses Auge ihn verhehlen... Ciel kauerte sich auf seinem Bett zusammen und zog die Decke wieder hoch, ehe er seine Beine mit den schlanken Armen umschlang und weinte. Er wollte nicht schwach und nutzlos sein. Schwach, nutzlos, hilflos, abhängig... Doch er hatte keine andere Wahl, sein kindlicher Körper ließ es nicht zu, dass er allein handeln konnte, wie es ihm beliebte. Schon gar nicht in dem jetzigen Zustand. Er weinte sich wieder in den Schlaf, jedoch hielt dieser nicht lange an, da sein Körper nun von einer Hitze erfüllt war, die ihm Schmerzen bereitete. Der Junge öffnete die Augen und hörte seinem eigenen Atem zu, der schnell ging. Hechelnd beinahe, wie ein Hund im Sommer. Seine Kehle brannte, da sie ausgedörrt war und er auch bisher keine weitere Flüssigkeit zu sich genommen hatte. Er musste ein paar Mal blinzeln, ehe er wirklich erkannte, was seine Umgebung darstellte, dazu diese unglaubliche Hitze... Seine Glieder fühlten sich an, als seien jegliche Knochen aus ihnen entfernt und sein Blut gegen eine glühende Flüssigkeit ausgetauscht worden, die nun unabdinglich durch seinen Körper floss. Er wollte die Decke beiseite schieben, doch es kostete ihn viel Kraft, allein seinen Armen zu befehlen, dass sie sich heben sollten. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stin und Oberlippe gebildet, welche nun nach und nach hinunterflossen. Die rosafarbene Zunge Ciels nahm eine Schweißtropfen auf, doch es schien ihn zu ekeln. Ein salziger Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus und dies war es, was er nur im Essen duldete. Wieder und wieder blinzelte der junge Earl, doch seine Augen brannten bei jedem Mal, sodass er gezwungen war, sie jedes Mal auch erneut zu öffnen. Konnte er nicht einfach weiterschlafen? Sein Körper signalisierte ihm doch schon, dass er zu kraftlos war, um etwas anderes zu tun, doch warum sollte er diesem Wunsch nun nicht einmal nachgehen können? Kühl rann ihm der Schweiß nun an den Seiten seines Halses hinunter und landete in seinen stahlblauen Haaren, die ebenfalls schon durchgeschwitzt und somit nass waren. Es war ein unangenehmes Gefühl, welches ihn nun zusätzlich wach hielt. Was sollte er tun? Ciel murmelte einige unverständliche Worte, fühlte er sich doch, als würde er erneut ins Delirium abgleiten und vernahm seine eigene Stimme nicht so, wie es üblicherweise der Fall war. Sie klang ihm eigenartig fremd und weitab von allem. Warum nur hatte ihn das Fieber eingeholt? Er hatte sich doch nur etwas verkühlt. Es war kein Geheimnis, dass seine Konstitution anfällig war, litt er doch seit Kindesbeinen an der Krankheit seiner Mutter, dem Asthma. Doch dass sich ein zu kalter Windhauch so auf ihn niederschlagen würde? Daran hatte er nicht einmal denken mögen. Früher als kleines Kind hatte er selbst im Winter mit Lizzy draußen gespielt, sie hatten im Schnee herumgetollt, als sie zu Besuch war. Alles war mit Schnee bedeckt, der wie Puderzucker auf dem Anwesen, dem Garten und dem Wald lag. Es wirkte wie eine Märchenlandschaft und mitten drin spielten er und das Mädchen mit den goldblonden Haaren. Seine Eltern hatten den kleinen Ciel nach dem Toben meistens in die warme Badewanne gesteckt, damit er sich wieder aufwärmen konnte. Er konnte sich noch gut an den Duft der Badeöle erinnern, an den Schaum, mit dem er oft in der viel zu großen Wanne gespielt hatte. Bilder aus den früheren Tagen flossen nun vor seinen Augen vorbei, glücklichere Tage, als jene, die er nun elternlos durchleben musste... Leicht lächelte er über dies und bemerkte dabei nicht, wie er dabei desöfteren heiser und mit gebrochener Stimme nach seinen Eltern rief. Doch die Traumbilder verzerrten sich und zurück blieben Bilder, die zeigten, wie das von Puderschnee bedeckte Anwesen zu brennen begann, als hatte man eine Kerze unbeaufsichtigt in einem Lebkuchenhäuschen stehen lassen. Von innen brannte es aus, die Fenster schmolzen und bald fiel der gesamte Bau verkohlt ineinander zusammen. Mittendrinnen befand sich der kleine Junge, der zusehen musste, wie sein Vater von den Flammen eingehüllt war. Er rief nach ihm, doch die Person auf dem Stuhl regte sich nicht. Züngelnde Flammen versperrten ihm den Weg zu seinem Vater... Erneut zuckte der verschwitzte Körper zusammen. Nun kam es ihm selbst vor, als würde er innerlich verbrennen. Er musste etwas dagegen tun. Mit aller Kraft setzte sich Ciel nun im Bett auf, spürte, wie das Nachthemd kalt an seinem Rücken und an seinen Armen klebte. Das Gefühl ließ ihn erschaudern und unter einem Ächzen schob er die Decke nun beiseite. Er hätte sich besser nicht aufsetzen sollen, denn nun drehte sich seine Umgebung und schwankte, wie bei einem schaukelnden Schiff auf stürmischer See. Es ließ eine Übelkeit in ihm aufkommen, doch hinlegen wollte er sich nun nicht mehr. Der Earl verharrte einen Moment so, wartete darauf, dass das Gefühl abklingen möge, doch vergebens. Die Augen dabei zu schließen war eine ebenso schlechte Idee gewesen, denn als er sich wieder öffnete, übermannte ihn die Übelkeit noch stärker als zuvor. Er würgte und hob seine Hand zum Mund, doch dabei blieb es auch. Kein Mageninhalt stieg seine Speiseröhre hinauf. Ciel ließ seine Augen nun geöffnet, hoffte er doch, dass das Schwanken somit endlich ein Ende hätte, aber es half nichts. Dennoch konnte er nicht einfach hier sitzen bleiben. Nach und nach schwang er seine Beine nun über das Bett. Er brauchte etwas. Wasser. Natürlich hätte er nun Sebastian rufen können, doch er wollte es nicht. Er wollte sich nicht nur auf seinen Butler verlassen, der alles für ihn tun würde. Nein, er wollte es nicht. Als seine Beine nun über der Bettkante lagen, versuchte er sich mit den Armen aufzustützen, damit er festen Stand unter den Füßen bekam, doch dies war schwieriger als gedacht. Der kränkelnde Körper schwankte nun und setzte sich dann sogleich wieder. So wurde es nichts. Wieder und wieder schüttelte der den Kopf, als würde er so ebenfalls den Schwindel abschütteln können, aber dies war vergebens. Abermals stützte er sich auf und hielt sich an dem Bettpfosten fest. Er stand. Zwar wackelten seine Beine und zitterten, aber er hatte sich vom Bett erhoben. Starr blickte er auf seine Füße hinunter, einige blaue Strähnen seines Haares hingen ihm feucht im Gesicht und klebten dementsprechend an diesem fest. Würde er es allein zum Bad schaffen, um dort seiner trockenen Kehle etwas Wasser geben zu können? Ciel tätigte einige Schritte, wobei diese eher ein Schlurfen seiner Füße auf dem Boden waren. Zu unsicher war sein Gang, als dass er ohne die Hilfe einer Halterung gehen konnte, noch dazu schmerzten seine Glieder bei jeder Bewegung und sein Kopf war nicht klar. Der Fußboden schien sich zu drehen und er kam sich vor, als stünde er auf einer Drehscheibe. Musste sich so Trunkenheit anfühlen? Wenn dem so war, so konnte er nicht nachvollziehen, dass es einige Menschen gab, die ihre Verzweiflung in Spelunken im Alkohol ertränken konnten. Erneut ging er einige Schritte, fühlte sich nun sicherer auf den Beinen, jedoch strafte ihn dieses Gefühl Lügen, als er strauchelte und zu Boden fiel. Seine Knie waren ihm weggesackt und nun lag er auf dem Boden, die Knie eingeknickt und seine Brust gen Teppich gerichtet. Seine Händen konnten sich gerade noch abstützen, um ihn davor zu bewahren, dass nicht auch sein Gesicht auf dem Fußboden aufschlug. Er war ein Narr. Ein hilfloser Narr. Leicht hob er den Kopf an und blickte gen Tür. Dort, neben dem Türrahmen lagen die Scherben der zerbrochenen Tasse, die er gegen die Wand geschleudert hatte. Unter den weißen Scherben hatte sich ein rotbrauner Fleck gebildet; der Teppich hatte den Tee nun für sich beansprucht und ihn aufgesogen. Hätte er ihn doch besser getrunken... Erneut wurde Ciel wütend, jedoch war er wütend auf sich selbst. Warum konnte er dem Dämon nicht einfach vertrauen? Warum tat er nicht einfach, was dieser ihm sagte? Er kam sich lächerlich vor, so, wie er jetzt hier auf allen Vieren auf dem Boden lag. Lächerlich. Wie ein Wurm, der nun nicht einmal vorwärts kriechen konnte. Was würde Sebastian wohl denken, wenn er ihn hier sah, noch dazu, dass er die Tasse zerschlagen hatte, die doch nur mit etwas gefüllt gewesen war, was ihm helfen sollte, wieder auf die Beine zu kommen? Jetzt hatten ihn selbst seine Beine im Stich gelassen. Die Wut ließ seinen Kopf aber nun noch mehr drehen und seine Sicht verschwimmen, langsam schlich sich ein lähmendes Gefühl durch seinen Körper und egal, wie oft er versuchte, sich aufzurichten, seine Ellbogen gaben nach und ließen ihn hier liegen. Auch seine Sinne wurden von dieser Lähmung erfasst und seine Augen wurden schwer. Er drohte das Bewusstsein zu verlieren. Hatte die Hitze seines Körpers ihm so zugesetzt? Die Augenlider fielen nun langsam zu, diese Müdigkeit war nichts, wogegen man hätte ankämpfen können, auch wenn er es erbittert versuchte. Die Dunkelheit nahm ihn nun gefangen und er legte seinen Kopf auf den Boden, ehe noch ein letztes Wort über seine Lippen kam, bevor er sich in diesen dunklen Schlund fallen ließ. „Se..bastian....“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)