His butler, caring. von abgemeldet (Sebastian & Ciel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Es ist Zeit, aufzustehen, junger Herr.“ Mit einem Ruck zog Sebastian die Vorhänge im Schlafgemach des letzten Earls of Phantomhive auf und gleißendes Sonnenlicht durchbrach die so schützende Dunkelheit. Sebastian war geradezu lautlos in den Raum gekommen, wenn ihn nicht das leichte Klappern des Geschirrs auf dem kleinen versilberten Wägelchen verraten hätte. Auf diesem befand sich ein Teegeschirr aus feinem, blau-weißen Porzellan gefertigt, sowie eine silberne Kanne, die den aromatischen Duft von frisch gebrühtem Earl Gray-Tee verströmte. Auf einem zum Dekor der Tasse und Untertasse passendem Teller war etwas leichtes Mürbegebäck mit Schokoladenüberzug angerichtet. Diese Aufmachung stand nun neben dem Bett Ciel Phantomhives, der noch immer keine Anstalten gemacht hatte, wach zu werden – selbst, als sein Butler mittlerweile die Vorhänge an den Seiten des großen Fensters durch ein samtenes Band befestigt hatte. Das einzige, was man sah und was einen Betrachter den Glauben schenken mochte, dass sich überhaupt jemand im Bett befand, waren die vereinzelten stahlblauen Strähnen, die sich über das rüschengesäumte Kissen ergossen. Ansonsten schien der junge Körper vollständig unter der Decke und einem weiteren Überwurf verborgen zu sein. „My Lord?“ Erneut durchschnitt die dunkel-samtene Stimme des Schwarzhaarigen die Stille, doch als Antwort entgegnete ihm Ciel nur ein murmelndes „Mhmmm....“. Zwar war der Zwölfjährige nie so sonderlich fidel, wenn er am Morgen geweckt wurde, jedoch hatte es bisher keinen zweiten Versuch herausgefordert, ihn anzusprechen und Sebastian spürte, dass etwas mit seinem Master nicht in Ordnung war. Er ging um das groß ausladende Bettgestell herum und stand nun auf der linken Seite des Bettes, auf der Seite, zu der sich er Jüngere gewandt hatte. Leicht beugte er sich hinunter, die Arme hinter den Rücken gelegt. „Fühlt Ihr Euch nicht gut, Sir?“, fragte er dann und legte die behandschuhten Finger seiner rechten Hand an die Decke, um diese etwas vom Gesicht des Earls zu ziehen. Jedoch schien dieser nicht sonderlich erfreut über diese Geste zu sein. Ciel zuckte zusammen und schlug gleich darauf die weiße Hand seines Butlers weg, da diese seine Wange streifte. „Ich habe dir nicht erlaubt, mich anzufassen, Sebastian!“, herrschte der Junge ihn an, jedoch war dessen Stimme viel zu brüchig und matt, als dass es authentisch wirken konnte. Der Ausdruck in dem farblich unterschiedlichen Augenpaar wirkte allerdings wahrhaftig wütend – wenngleich auch ebenso glasig. Es war wohl keine gute Idee gewesen, am gestrigen Abend draußen zu speisen, dennoch hatte der junge Phantomhive dies anberaumt, selbst da die Herbstluft allzu kalt für das zarte Gemüt gewesen war. Sein Master hatte allerdings einen eigenen Kopf und so hatte er sich wahrscheinlich jetzt auch etwas zugezogen. Warum hatte er ihn denn nicht schon früher gerufen? Wollte er es etwa allein auskurieren oder hatte er einfach gehofft, dass sein jugendlicher Körper damit allein fertig wurde? Manchmal war er doch wirklich einfach nur ein stures Kind, das erwachsen spielen wollte... Der Dämon zog seine Hand zurück, obgleich wissend, dass der seidene Stoff die Wange seines Herrn kaum berührt haben konnte. War er so empfindlich? Jedoch ruhten seine blutroten Augen auf denen des Earls. Ein eisernes Lächeln umspielte seine Züge, als Ciel ihm befahl, zu gehen und ihn allein zu lassen. „Ich bedaure zutiefst, das sagen zu müssen, aber dieses Mal nicht, Sir...“, sprach der Butler und legte lächelnd den Kopf zur Seite, ehe er sich leicht mit einem Schienbein auf der Matratze abstützend über den Jungen mit den stahlblauen Haaren beugte. Bei den Worten des anderen fuhr der Jüngere empört hoch, ließ sich dann aber wieder zurückfallen. Zu entkräftet war er doch und er hatte Durst...furchtbaren Durst... „Warum....widersetzt du dich mir? Geh!“, brachte er mit dem Versuch, so erwachsen und ernst zu klingen wie immer, heraus – jedoch ohne Erfolg. Der Schwarzhaarige hingegen antwortete nicht, sondern beugte sich nun tiefer, einen Arm auf der weichen Decke abstützend, über den Jungen. Ciel's Augen weiteten sich mit jedem Zentimeter, den das Antlitz des Dämons näher an sein eigenes rückte. Warum fühlte er sich nur so schwach, ja geradezu gebrechlich, wenn sein Butler ihm so nah war? Alle Energie schien nun erst recht aus seinen Gliedern weichen zu wollen, sodass er nicht einmal die Kraft, nein, nicht einmal den Willen hatte, das weitaus ältere Geschöpf in menschlicher Gestalt von sich zu schieben, welcher nun einen Schatten auf seinen eigenen zierlichen Körper warf. Was hatte er vor? 'Du gehst zu weit...', dachte Ciel im Stillen und seine jugendlichen Züge verhärteten etwas, während er seine Augen nicht von denen seines stillen Dieners lösen konnte. Sebastian verblieb einen Augenblick so, hatte bisher noch immer nicht auf die Aufforderung reagiert, sondern fokussierte die Tiefen seines Herrn. Ja, er war verunsichert... So ungern der junge Earl dies auch zugab, aber tief in seinem Inneren sprach Unsicherheit aus seinen Augen und er hatte das Gefühl, als ob der Schwarzhaarige diesen innere Schwäche in seinen Iridien suchte. War es letztendlich vielleicht nicht doch nur ein Traum? In der Nacht hatte er genug von diesen gehabt, die ihn geweckt hatten und ein ums andere Mal hatten sie ihn noch verfolgt, als er die Augen geschlossen hatte, versuchend, wieder einzuschlafen. Wieder und wieder hatte sich sein Hirn ausgemalt, wie es wohl sein würde, wenn Sebastian seine Seele zu sich nahm. Würde es wehtun? Würde er vielleicht so starke Schmerzen haben, dass sein Körper förmlich brannte? Brannte, wie die Leiber seiner Eltern in den lodernden Flammen? Oder würde der Dämon seine Seele sanft aus ihm herauslocken? Würde er sie in dem letzten Augenblick vielleicht sogar freiwillig dem Dämon anvertrauen, der mit ihm den Weg der Rache gegangen und ihn unterstützt hatte? Sozusagen, als stumme Gegenleistung? Wie sah so eine Seele eigentlich aus? Wie sah seine Seele aus? Ciel hatte sich seit dem Pakt das ein oder andere Mal Gedanken darum gemacht, jedoch hatte er keine befriedigende Antwort erhalten können. Auch wenn er es vielleicht nur dem Gespinst eines Kindes entsprach, aber in seinem Unterbewusstsein ging er davon aus, dass wenn die Seele den Körper verlassen würde, dann als eine Art weißer Rauch, der mit dem Wind aus dem geöffneten Fenster tanzt, um gen Himmel aufzusteigen. Der Himmel, dies würde seiner Seele nicht vergönnt sein, dessen wurde er sich tagtäglich bewusst, wenn er am Morgen seinen Butler sah – selbst wenn es nur dessen schwalbenschwänziger Frack war, wenn er ihm einen Tee eingoss. Hatte er Angst vor dem Unausweichlichen? War es nicht gewesen, der nach Rache sinnte und war diese nicht schon eine Todsünde? Weiß würde seine Seele mit Sicherheit nicht sein, vielleicht eher rot getüncht, rot, wie das Blut derer, die sein Leben in so jungen Jahren ruiniert und seine Kindheit genommen hatten, wenn er seine Rache genossen hatte... Diese Gedanken jedoch konnte er nicht weiterdenken, denn der Mann, der noch immer in seine Augen sah, hielt ihn davon ab. Sein Unwohlsein schwand keinesfalls, eher hatte der Jüngere das Gefühl, es sei noch weiter angestiegen, wenngleich auch sein Körper von einer vollkommenen Mattheit erfasst wurde. Wenn Sebastian wollte, hätte er nun ein sehr leichtes Spiel mit ihm. Selbst wehren wäre wohl zwecklos. Wozu der Dämon neben der Kunst, Setzlinge zum Blühen zu bringen und jegliche Gefahren von seinem Master abzuwenden, wenn es noch so aussichtslos erschien, fähig war, konnte sich sein Verstand in diesem benebelten Zustand nur ausmalen, jedoch zeigten allein die vorherigen Dinge, dass er nicht ganz menschlicher Natur war... Seine Lider brannten und so schloss Ciel die Augen. Dies konnte er immerhin als Ausrede benutzen, um den Blick des Butlers zu entgehen, der ihn fühlen ließ, als sei er diesem vollkommen nackt und schutzlos ausgeliefert. Sollte er sich schon auf das Schlimmste gefasst machen? Was, wenn sein Diener nun diesen Moment ausnützen würde? Was würde mit ihm geschehen? Auf einen rettenden Engel brauchte er nicht einmal zu warten, denn es würde niemand zu ihm herabsteigen und ihm beistehen. Wenn es Dämonen gab, müsste es doch auch Engel geben – nur nicht für ihn. Verzweifelt lief eine Träne aus den geschlossenen Augen des Jungen, benetze dessen dichte Wimpern und rollte dann die glühende Wange des kindlichen Gesichts entlang. Er war verdammt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)