Shadows von pbxa_539 (Sanji) ================================================================================ Kapitel 5: Waking up -------------------- Waking up Langsam schlug Sanji die Augen auf. Er wusste nicht genau, was ihn geweckt hatte. Blinzelnd sah er sich in seinem Schlafzimmer um. Der Blick aus dem Fenster brachte nicht viel, es war stockdunkel draußen, musste also irgendwie mitten in der Nacht sein. Sein Kopf lag auf einem muskulösen Arm, die dazugehörige Hand verknotet mit seiner eigenen. Der andere Arm ruhte auf Sanjis Hüfte. Gleichmäßig atmete es in seinen Nacken, Zeichen dafür, dass Zoro noch immer ruhig und friedlich schlief. Vorsichtig drehte sich der Blondschopf in Zoros Armen um, bettete seinen Kopf an Zoros Halsbeuge, atmete tief seinen Duft ein. Die Umarmung wurde wieder ein wenig fester, kurz schien es, als würde Zoro aufwachen. Dabei fiel Sanji nun ein, Zoro hatte zwar die Konferenz erwähnt, aber weder, wo sie war, noch, wann er da auflaufen sollte. Und dass ein Wecker gestellt wurde, daran konnte Sanji sich beim besten Willen nicht entsinnen. Minuten – oder Stunden – später hörte er ein Poltern. Er war jedoch zu faul und auch zu müde, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Hat ja nur einmal gepoltert, was immer es war, es lag jetzt unten und würde kein zweites Mal fallen. Tief kuschelte sich Sanji in seine Decke ein, murrte noch ein wenig, bevor er wieder einschlief und so von dem, was um ihn herum geschah, nichts mitbekam. Ein Hauch in seinem empfindlichen Nacken holte ihn aus seinen Träumen zurück in die Realität. Wenn es auch eine Zeitlang dauerte. Seit Zoro damals gegangen war, mutierte Sanji zu einem elenden Morgenmuffel. Er mochte nicht früh aufstehen und spießte alles und jeden mit bösen Blicken auf, was frühmorgens schon fröhlich war. Ohne die übliche Koffein-Infusion lief gleich gar nichts. Und wer ihn vor seiner ersten Zigarette anquatschte, hatte den Rest des Tages auch nicht allzu viel zu lachen. Sanji brummte, als das immer fortwährende Hauchen nicht nachließ. Zog sich die Decke über den Kopf, um davor zu fliehen. Ganz leise drangen Worte an sein Ohr, deren Inhalt er nicht verstand. Ein feiner Geruch erfüllte den Raum. Erreichte auch die Nase des Blondschopfs, welcher sich dann doch langsam zu regen begann, als er erkannte, was genau den Duft verströmte. Unendlich langsam schlug er die Augen auf, schob sich im Zeitlupentempo unter der Decke hervor und richtete sich leicht auf. Durch die halb offene Tür fiel das Licht aus dem Flur ins Schlafzimmer. Sanji blinzelte einige Male, ehe er registrierte, dass Zoro auf der Bettkante neben ihm saß, einen gefüllten Kaffeebecher in der Hand. Leicht lächelte Sanji und nahm seinem Schatz dann den Kaffee ab. Hielt ihn sich vor die Nase und roch daran, bevor er, die Augen schließend, einen Schluck nahm. Lehnte dann seinen Kopf an Zoros Brust und lauschte dessen Herzschlag. Allerdings verstand er noch immer nicht, warum er jetzt aufwachen sollte. War doch noch mitten in der Nacht. Zoros warme, muskulöse Arme legten sich um Sanji. Wohlig seufzte dieser auf, als dessen Finger über seinen nackten Rücken strichen. Zoros Seufzen ließ ihn aufblicken, aus noch immer müden Augen. Sanft erwiderte er Zoros Kuss, schaute allerdings etwas irritiert, als dieser ihn ein Stück von sich schob. „Na los, Koch“, sagte er leise. Sanji hob fragend die Augenbraue. Das war wirklich nicht seine Zeit. Einen Schluck Kaffee nehmend, beobachtete Sanji, wie sich Zoro mit den Händen durchs Gesicht fuhr und einen ziemlich verzweifelten und wehleidigen Ausdruck in den Augen hatte. „Wir müssen noch packen und frühstücken und duschen wollt ich auch noch, bevor wir losfahren“, erklärte er schließlich. Langsam nahm Sanjis Gehirn wieder die Arbeit auf, und er begann, die eben gehörten Worte zu verarbeiten. Er stöhnte auf, legte den Kopf in den Nacken und blickte seinen Schatz an, der stirnrunzelnd vor ihm stand. Seine Müdigkeit war nicht von ihm abgefallen, aber immerhin sickerte langsam bei ihm ein, warum sie um diese Uhrzeit wach waren. Er stellte den Kaffeebecher auf seinem kleinen Nachtschrank ab und umschlang Zoros Hüften, blieb ihm ja in ihrer beider derzeitigen Position keine andere Möglichkeit, um ein wenig Nähe zu erhaschen. „Ja, ja“, brummte er dann, damit Zoro auch wusste, dass die Nachricht endlich bei Sanji angekommen war. Zoros Hände auf seinen Schultern spürend, wähnte er sich wohl ein wenig zu sehr in Sicherheit. Zoro kraulte zärtlich durch Sanjis Nackenhaare, strich ihm durch die blonden, zerzausten Haare. „Sanji, so wird das nichts“, brummelte er, mit einem Unterton, den Sanji so nicht kannte. Doch noch bevor er fragen konnte, was Zoro meinte, packte dieser ihn und warf ihn sich über die Schulter. Sanji keuchte erschrocken auf. „Küche oder Bad?“ wurde er nur gefragt, bevor er eines seiner langen Beine dann dazu benutzte, um nach Zoro zu treten. „Lass mich runter, du Spinner“, knurrte er mit drohendem Unterton. Er hasste diese Behandlung, nicht mal in Ruhe wach werden konnte er mehr. Zum Kotzen so was. Der Tritt hatte nur einen Erfolg: dass sich Zoro königlich amüsierte und ihn dann auch noch auf den Hintern schlug, um ihm zu sagen, er solle still halten. Als würde er – Sanji – sich freiwillig verprügeln lassen. Schon fand er sich, auf seinen eigenen nackten Füßen stehend, in der Küche wieder, kassierte von Zoro noch den Hauch eines Kusses auf die Wange, bevor dieser mit den Worten: „Ich hol dir noch deinen Kaffee“ ins Obergeschoss zurück flüchtete. „Dämlicher Schwertfuchtler“, knurrte Sanji äußerst verstimmt und warf ihm einen Todesblick nach. Gedanklich schwankend zwischen erstmal eine rauchen oder duschen, entschied er sich für letzteres. Tapste über den kleinen Flur ins Badezimmer und warf die Tür mit einem hörbaren Knall zu. Starrte dann den Trockner an, der mit einem fröhlichen Blinken einer orangefarbenen Lampe verkündete, dass die darin befindliche Wäsche getrocknet war. Seufzend räumte er den Trockner leer und den Inhalt in den Wäschekorb, stellte diesen dann an die Tür. Danach verschanzte er sich in der Dusche und ließ warmes Wasser über seinen Körper laufen, lehnte sich an die Fliesen, schloss die Augen und verfluchte Zoro innerlich für dessen Weckmethoden. Drohte ihm in Gedanken, dass er ihn mindestens vierteilen würde, sollte er es jetzt wagen, ihn zu stören. Ihm war es durchaus nicht entgangen, dass sich Zoro in der Zwischenzeit ebenfalls ins Badezimmer geschlichen hatte. Den Raubtiergang musste er wohl eindeutig noch üben. Dennoch wartete Sanji erst einmal ab. Als sich Zoro dann in Bewegung setzte, knurrte Sanji nur. „Verpiss dich, Zoro! Lass mich in Ruhe!“ Die Antwort kam prompt und ziemlich zornig, um nicht zu sagen, angepisst: „Was? Was hast du für ein Problem?“ „Lass mich einfach in Ruhe wach werden“, fauchte Sanji aufgebracht zurück. „Müsste dir doch eigentlich bekannt vorkommen.“ Das nächste, was er hörte, war das Knallen der Badtür. Sanji verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Den hohen Herrn durfte morgens niemand anquatschen, weil er so ewig lange brauchte, bis er mal wach wurde, geschweige denn, etwas sagte. Und ihm wurde das jetzt zum Vorwurf gemacht? Er begann zu knurren, stellte das Wasser ab und schlang sich ein Handtuch um seine schmalen Hüften. Mit einem weiteren Handtuch trocknete er sich flüchtig ab und rubbelte auch kurz durch seine Haare. Riss das Fenster auf, um den Dunst aus dem Raum zu vertreiben. Sein Blick fiel auf den leeren Wäschekorb. Erneut schüttelte er den Kopf, kurz überlegend und den Gedanken, der sich da einnistete, sofort verwerfend. Schwer seufzend öffnete er dann die Tür, tapste in die Küche, um sich seinen Kaffee zu holen und schlurfte, ohne ein Wort zu verlieren, bis zur Wohnzimmertür. Dort blieb er am Türrahmen gelehnt stehen und betrachtete Zoros Rücken. Mehr sah er ja derzeit nicht. Außer vielleicht, dass dessen Schultern vor Wut bebten. „Frieden?“ fragte er vorsichtig, war sich längst nicht mehr sicher, ob Zoro nun doch nicht in einer Kurzschlussreaktion beschlossen hatte, ihn hier zu lassen und alleine zu fahren. Das Beben seiner Schultern schien ein wenig nachzulassen, stellte Sanji fest und blickte in seinen Kaffee. Drohte wohl doch erstmal keine Gefahr mehr. Vielleicht hatte er auch übertrieben. Das Rascheln von Papieren ließ den Blondschopf von seiner Kaffeetasse aufsehen, er sah dabei zu, wie Zoro seine Hand ausstreckte, ohne sich jedoch dabei umzudrehen. „Jetzt wach?“ fragte er ruhig. Sanji überwand die paar Meter, lehnte sich an die Rückenlehne der Couch und strich einmal kurz durch Zoros grüne, in alle möglichen Richtungen abstehenden Haare, bevor er dessen Hand ergriff und sie vorsichtig streichelte. Er legte sein Kinn auf Zoros Kopf ab und seufzte leise. „Bin halt kein Morgenmensch mehr“, murmelte er leise. Seine feuchten Haare fielen ihm ins Gesicht und er schloss langsam die Augen. „Bist noch sauer?“ fragte er dann. Ein leichtes Kopfschütteln war die Folge, was dazu führte, dass sich ein paar Wassertropfen aus Sanjis Haaren verabschiedeten und auf Zoros Hose landeten, dort dunkle Spuren verursachten. „War ja auch irgendwie meine Schuld“, murmelte Zoro. „Aber warum kein Morgenmensch mehr?“ hakte er neugierig nach, griff dabei nach hinten und kraulte leicht durch Sanjis Nacken. Sanji seufzte erneut auf. „Hnn“, machte er nur. Eigentlich wollte er sich dazu nicht äußern. Wollte grad eben nur in Ruhe seinen Kaffee trinken und Zoros Nähe genießen. Sein knurrender Magen machte ihm jedoch unmissverständlich klar, dass er sich seine Ruhe abschminken konnte. So stöhnte er entnervt auf, drehte seinen Kopf ein wenig unter Zoros Hand, so dass er mit seiner Wange auf Zoros Haaren liegen blieb. Dass er Hunger hatte, erheiterte ihn auch nicht gerade, im Gegenteil: Es machte ihn unausstehlicher, als er um diese Zeit ohnehin schon war. „Meine morgendlichen Kochkünste reichen gerade mal für den Kaffee“, begann Zoro. „Magst du uns was machen oder wollen wir unterwegs frühstücken? So schlecht ist das Frühstück beim Bäcker auf dem Bahnhof nicht.“ Kurz war Sanji am überlegen, die Augen nach wie vor geschlossen und die Streicheleinheiten genießend. Zoro drehte seinen Kopf, wollte Sanji anschauen. Erreichte aber nur, dass Sanjis Kopf noch ein wenig weiter nach unten sackte und auf seiner Schulter liegen blieb. Leicht stupste er Zoro mit seiner Nase an, hauchte einen Kuss in seine Halsbeuge. „Wann müssen wir los?“ fragte er murmelnd, seinen knurrenden Magen dabei ignorierend. Zoro legte den Kopf zurück. „Der Zug fährt zwei Minuten nach sieben vom Hauptbahnhof. Wir müssen noch die Tickets holen. Daher würde ich sagen gegen sechs“, antwortete er dann grummelnd. Sanji schielte auf die Uhr, die über dem Fernseher hing. „Und mit Frühstück?“ fragte er dann. Löste sich, wenn auch widerwillig aus seiner Position, da ihm langsam sein Rücken zu schaffen machte. Nur seine Hand strich auch weiter durch Zoros Haare am Hinterkopf. „Hmm“, machte Zoro, schien kurz zu überlegen. „Je nachdem wo wir frühstücken. Wenn außerhalb, dann sollten wir ne halbe bis dreiviertel Stunde eher los.“ Sanji erhielt von Zoro ein Lächeln, wenn auch nur ein sehr leichtes. Irgendwie schien er auch keine rechte Lust zu haben, sich in irgendeiner Art und Weise zu bewegen. Er blickte Zoro nur stumm in die Augen, ließ seine Hand von Zoros Hinterkopf zum Kinn weiterwandern, fuhr sanft mit den Fingern über die kratzige Haut. Dann seufzte er schwer. „Dann lass uns frühstücken gehen“, erwiderte er schließlich. Er hatte schlicht keine Lust auf den Abwasch, der unweigerlich folgte, wenn er jetzt hier den Kochlöffel schwang. Und Zoro war nicht gerade eine Hilfe bei ungeliebten Hausarbeiten. Zoro zuckte mit den Schultern, legte zwei Finger unter Sanjis Kinn und zog ihn so zu sich, um ihn sanft zu küssen. „Dann mach dich fertig“, brachte er es fertig, sogar halbwegs verständlich, an Sanjis Lippen zu nuscheln. Innerlich aufstöhnend löste sich Sanji von seinem Schatz. „Dann such du deine Sachen, die du noch brauchst zusammen, und vor allem das Geld“, warf Sanji noch in den Raum, bevor er zurück ins Schlafzimmer tappte. Da stand er nun, vor sich den Kleiderschrank, hinter sich das Bett, das immer lauter nach ihm rief. Nachdenklich schüttelte er dann jedoch den Kopf. Für heute früh hatte er schon genug Ärger gehabt, das reichte ihm bis zum Ende des Tages. Und der würde vermutlich recht lang werden, vor allem die Stunden, die er ohne Zoro zubringen musste und nicht wusste, was er in dieser Zeit machen sollte. Er zog ein paar Klamotten aus dem Schrank, schlüpfte schnell hinein und machte fix ein wenig Ordnung im Schlafzimmer, bevor er die Treppe wieder nach unten stiefelte. Er ließ sich einen Kuss aufhauchen und verschwand nochmals kurz im Badezimmer, um das Fenster zu schließen, lehnte sich danach an die Kommode im Flur und wartete darauf, dass Zoro zurückkam. Bepackt mit der Tasche ließ er Zoro den Vortritt aus der Wohnungstür, griff sich die Schlüssel, schloss ab und beide verließen das Haus. War ja immer noch so dunkel draußen. Sanji widerstand der Versuchung, sich darüber aufzuregen. „Wie lange dauert die Bahnfahrt eigentlich?“ fragte er Zoro, der irgendwie reichlich verträumt durch die Gegend sah. Sichtlich aus seinen Gedanken gerissen, antwortete Zoro: „Ungefähr anderthalb Stunden, wieso?“ wollte er wissen, warf dabei seine Tasche in den Kofferraum. Sanji zuckte nur mit den Schultern. „Nur so“, murmelte er. „Willst du fahren oder soll ich?“ „Nein, fahr du ruhig. Ist ja nicht weit bis zum Bahnhof“, antwortete Sanji. Irgendwie stand ihm nicht der Sinn nach ihren sonstigen kleinen Sticheleien, sonst hätte sich Zoro wohl einen der üblichen Lästereien über seine nicht vorhandene Orientierung eingefangen. So blieb der Blondschopf still und pflanzte sich einfach auf den Beifahrersitz, wartete darauf, dass Zoro auch mal einstieg und sie endlich losfahren konnten. Dieser stellte das Navigationsgerät an und fuhr dann die ihm angezeigte Strecke. Es dauerte nur ein paar Minuten bis zum Bahnhof und noch ein paar, um einen Parkplatz zu finden, auf dem man gefahrlos mehrere Tage stehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, einen hässlichen rosa Zettel an die Scheibe getackert zu bekommen, oder schlimmer – abgeschleppt zu werden. „Lass uns endlich was essen gehen“, grummelte Sanji leise, vermied es sogar, sich seine sonst heiß geliebten Zigaretten anzustecken. Im Moment stand ihm nicht der Sinn nach Qualm, nur danach, dass sein Magen endlich etwas anderes außer Kaffee bekam. Als Zoro nach seiner Hand griff, schloss der Blondschopf seine Finger um die seines Freundes, strich kurz mit dem Daumen über Zoros Handrücken, bevor sie zusammen das Bahnhofsgebäude enterten und auf den Bäcker zuhielten. „Was hältst du davon, wenn ich das Frühstück bestelle und du holst solange die Tickets für die Bahn? Sonst wird das nachher alles zu hektisch.“ Noch war kaum jemand auf dem weitläufigen Gelände zu sehen, aber Sanji war oft genug um solche Zeiten mit der Bahn unterwegs gewesen und ab einer gewissen Uhrzeit hielt man sich hier besser nicht mehr auf, wenn man unter Zeitdruck stand. Fragend blickte er Zoro an, der aus einem, ihm unerfindlichen Grund, einen etwas finster anmutenden Ausdruck in den Augen hatte. Der nickte nur stumm, zerrte seine Kreditkarte aus dem Geldbeutel und übergab Sanji sowohl diesen als auch die Tasche und schon war er verschwunden. Sanji hatte indes ein Plätzchen in einer kleinen Nische ausgemacht, das Frühstück mit reichlich Brötchen und Kaffee bestellt und das Tablett zu besagtem Ziel balanciert. Nun saß er auf der gepolsterten Bank in der Ecke, drehte seine Tasse zwischen den Händen und dachte nach. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Hatten sie überhaupt eine? So bekam er gar nicht mit, dass Zoro zurückkehrte. Erst als er ein Brötchen auf seinen Teller gelegt bekam, schreckte er auf. „Hmm?“ machte er nur, geistig völlig auf Abwegen. Bevor aber Zoro noch anfing, über sein ohnehin schon seltsames Benehmen zu lamentieren, wandte er sich dann doch lieber dem Essen zu. Er hatte zwar Hunger, aber null Appetit. Und irgendwie war seine Stimmung gerade auf einem absoluten Tiefpunkt. Das hatte allerdings nicht primär mit dem frühen Aufstehen zu tun. Da war noch etwas anderes, etwas, das Sanji so nicht benennen konnte. Und dass Zoro darum einen Aufstand – wenn auch nur geistig, aber Sanji wusste genau, er tat es – machte, machte es für den Blondschopf auch nicht leichter. Die Reise versuchte er, als eine Art Kurzurlaub zu sehen, nur unterbrochen von den paar Stündchen, die Zoro auf dieser Konferenz saß. Trotzdem begann er sich zu fragen, ob dies alles nicht ein Fehler sein könnte, sie vielleicht zu schnell weitermachten, wo sie damals aufgehört hatten. Und er wusste nicht, ob er darüber mit Zoro sprechen konnte, denn der legte ja seit dem vergangenen Tag auch jedes Wort auf die Goldwaage. Als Zoro ihn mit Namen ansprach, kehrte Sanji aus seiner unfreiwilligen Gedankenreise zurück in die Gegenwart. „Was ist los?“ wollte Zoro wissen, bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. „Willst du hier bleiben? Ich kann auch alleine fahren, wenn dir das lieber ist“, bot der Grünschopf an, wenngleich sich bei diesem Satz ein schmerzlicher Ausdruck durch seine Augen zog. Nachdrücklich schüttelte Sanji den Kopf, auf keinen Fall wollte er mit seinen widersprüchlichen und verwirrenden Gedanken allein bleiben. Auch wenn die Ursache ihm direkt gegenüber saß und Brötchen mit einem Messer vergewaltigte. „Nein“, flüsterte Sanji. „Ich war lange genug allein, getrennt von dir. Noch mal ertrag ich das nicht. Ich hab einfach nur Angst“ Seine Stimme zitterte, brach bei den letzten Worten ganz und Sanji senkte den Blick, versuchte, seine Gefühle zu verbergen, sie wieder in den Griff zu kriegen. Doch irgendwie war das schwieriger als gedacht. Vorher war er nie so sensibel gewesen. Die Monate ohne seinen Geliebten hatten ihn ganz schön verändert und scheinbar nicht zum positiven. Er betrachtete Zoros Hand, die die seine nahm. Spürte den Blick, der auf ihm lag, war aber nicht in der Lage, Zoro in die Augen zu sehen. „Lass uns nachher im Hotel darüber reden, ja? Hier und Jetzt ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit.“ Sanji seufzte stumm und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Dann nickte er und hob langsam den Kopf. „Glaube, wir sollten langsam los“, murmelte er mit etwas festerer Stimme. „Ist gleich um sieben.“ Schmunzelte allerdings leicht, als er sah, wie Zoro die übrigen Brötchen einpackte. Bezahlt waren sie, warum also sollten sie verschwendet werden? Und Essen in der Bahn war eh viel zu teuer. Bereitwillig ließ sich Sanji von Zoro hoch- und seinem Platz wegziehen. Lehnte sich gegen den muskulösen Körper vor sich, als dieser ihm einen Kuss auf die Lippen und anschließend auf die Stirn hauchte. Die anstehende Bahnfahrt hob Sanjis Laune ein wenig, konnte er sich doch gute anderthalb Stunden ununterbrochen an seinen Schatz kuscheln. Vielleicht verschwand so zumindest ein Teil seiner trüben Gedanken. Gemeinsam liefen sie zu der bereitstehenden Bahn, suchten sich die von Zoro reservierten Plätze. Zoro dirigierte er zu dem Sitz am Fenster, er selbst ließ sich auf den Platz am Gang fallen und legte seine Beine locker über die von Zoro, lehnte sich dann an ihn, umschlang seinen Brustkorb, so gut, wie es aus seiner Position heraus möglich war, Das Wichtigste war nur, dass Zoro die Nähe zu ihm hielt und ihn gleich gar nie mehr allein ließ, denn – zumindest das hatte Sanji mittlerweile begriffen – das wollte er nie wieder. „….karten bitte.“ Hä? Karten? Was für Karten? Und wer quatschte da überhaupt? „Die Fahrkarten bitte“, ertönte es etwas lauter und mit Nachdruck. Sanji blinzelte. Hatte er sich nicht gerade erst hingesetzt und an seinen Freund gekuschelt? Völlig gerädert griff er nach Zoros Jacke, wühlte in der Innentasche, bis er das Gesuchte zwischen die Finger bekam. Hielt die beiden Tickets in die Luft, hörte es zweimal klacken und steckte sie dann in die Jacke zurück. Lange waren sie noch nicht unterwegs, wenn er seine Uhr richtig las. Erst fünfzehn Minuten. Nicht einmal, dass die Bahn abgefahren war, hatte er mitbekommen. Aus seiner derzeitigen Lage heraus konnte er auch keinen Blick auf Zoro werfen. Hatte der Kerl doch tatsächlich seinen Kopf auf das blonde Haupt abgelegt und pennte. Das ruhige und gleichmäßige Atmen ließ auch Sanji ziemlich schnell wieder abdriften, wobei er gedanklich, solange es jedenfalls ging, diesen idiotischen Zugbegleiter verfluchte. Ein ekelhaftes Piepsen durchzog die Ruhe, die über dem Paar lag. „Wenn du jetzt schon wieder Fahrkarten haben willst, verarbeite ich dich zu Gulasch“, knurrte Sanji, noch bevor er die Augen richtig auf hatte. Das Piepsen blieb und nach Karten fragte niemand. Langsam richtete sich Sanji auf, starrte etwas verpeilt durch die Gegend, ehe ihm wieder einfiel, wo er war und was er hier tat. Ein erneuter Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es fast halb neun war. Vorsichtig stieß er seinen Freund an, das aufdringliche Geräusch dabei erstmal ausblendend. Vielleicht wusste der ja, was das war. Doch der knurrte nur, schlang seine Arme fester um Sanji, um weiterzuschlafen. Doch Sanji stieß ihn noch einmal an, woraufhin sich die grünen Augen leicht öffneten und Zoro erstmal irritiert blinzelte. Sanji lächelte, ließ sich küssen, vertiefte den Kuss noch ein wenig. Im Hintergrund schnarrte eine Stimme durch die Lautsprecher, die kein Mensch so recht verstand. Und dieses Piepsen war ja auch noch da. „Stell diesen Lärm ab“, murrte Sanji an Zoros Lippen. Währenddessen verlangsamte die Bahn ihr Tempo, die vorbei fliegende Landschaft bestand nun aus weniger Bäumen und dafür mehr Häusern. Sanji wurde ein Stück zurückgeschoben und Zoro begann, hektisch nach seinem Handy zu kramen. Okay, das erklärte dieses Geräusch, stellte Sanji fest. Blöder Alarm, war doch gerade so schön gewesen. „Wir müssen hier raus“, sagte Zoro nur, schob die langen Beine von seinen eigenen und griff nach seiner Tasche. „Hey“, protestierte Sanji halbherzig. Irgendwie war die Info wohl noch nicht so ganz angekommen. Zu sehr war er noch in der letzten Zärtlichkeit seines Partners gefangen. Und sein Hirn hatte den Betrieb auch nicht so ganz aufgenommen. Irgendwie stand er noch ein wenig neben sich, ließ sich aber – wenn auch unter Protest – durch die Gegend schieben. Guckte schon gar nicht mehr, wohin es ging. Hauptsache der Weg stimmte. Obwohl das bei Zoro ja immer so eine Sache war. Ehe er sich es versah, saß er in einem Taxi, seinen Freund neben sich lehnend. Nur nicht so lange. Schon hielten sie nämlich vor einem pompösen Gebäude. Wenn das mal nicht das Hotel war. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)