no chance von Aiako (Das ist kein Spiel) ================================================================================ Kapitel 10: Zwischenstopp ------------------------- Hallo ihr Lieben. Ich wünsche euch allen ein gutes neues Jahr! @mausilausi: Vielen Dank für dein Kommentar! ^_^ Ohne viel Geschwafel wünsche ich euch viel Spass, mit dem nächsten Kapitel. --------------------------------------------- Zwischenstopp „Wir suchen das Ende des Regenbogens, kannst du uns dabei helfen?“ Ja, ich habe mich tatsächlich bereiterklärt, Jack behilflich zu sein. Wieso auch nicht? Immerhin betrifft mich dieser ganze Quatsch genauso, denn je schneller wir diesen Schatz gefunden haben, desto schneller bin ich wieder zu Hause. Alles in allem ein recht zufriedenstellender Kompromiss. „Kann ich, will ich aber nicht.“ Leider habe ich die Rechnung ohne den Leprechaun gemacht. Egal wie ich es versuche, der Kleine bleibt stur und gibt immer dieselbe Antwort. „Du bekommst natürlich auch etwas dafür.“ Jack hat anscheinend langsam genug davon. Eoin schüttelt aber nur sein Köpfchen, bei dem seine Strubelmähne mein Ohr kitzelt. Braune Augen funkeln den Kleinen nun gefährlich an. Jack hat augenscheinlich nicht viel Geduld, den Leprechaun scheint dies jedoch nicht zu kümmern. Dieser geniesst lieber den Ausblick, den er auf meiner Schulter hat. „Dann bring uns zu den anderen Leprechauns! Ich habe eine Abmachung mit einem von deinen kleinen Freunden. Und ich verlange, dass diese auch eingehalten wird!“ Der Captain der Black Pearl fuchtelt wild mit seinen Händen herum, bevor er sie dann in seine Hüften stemmt und Eoin fordernd ansieht. Eine Abmachung? Wieso beunruhigt mich diese Tatsache? Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und sehe Jack skeptisch an, dieser beachtet mich jedoch gar nicht, sondern wartet immer noch auf eine Antwort von dem Kleinen. Dieser sieht ihn nun mit seinen grossen Kulleraugen an. „Eine Abmachung? Mit wem?“ Der Pirat scheint nachzudenken. „Ich glaube“, eine seiner Hände wandern zu seinem Kinnbart und er fängt damit an daran herum zu zupfen. „Ich glaube er heisst Oisn, Osisi, Osinum...“ „Oisin?“, kichert Eoin. Die Hand, mit der er bis dahin an seinem Bart herum gezupft hat, zeigt nun auf ihn. „Oisin, genau so heisst er!“ „Na gut, dann bringe ich euch zu ihm.“ Der Leprechaun klettert an mir herunter und will schon los flitzen, ich halte ihn jedoch zurück: „Es ist bereits dunkel, wir sollten bis morgen Früh warten.“ Jack wirft mir einen überraschten Blick zu: „Ich dachte Ihr wollt das so schnell wie möglich hinter Euch bringen? Sollten wir dann nicht gleich aufbrechen?“ Das spitzbübische Grinsen, mit dem er mich bedacht, macht es mir nicht gerade einfach, meine Selbstkontrolle aufrecht zu erhalten und ihn nicht in Grund und Boden zu stampfen. „Natürlich will ich das.“ Sein Grinsen wird noch etwas breiter. „Aber ich habe keine grosse Lust darauf, mitten in der Nacht, durch diesen Wald zu irren. Ausserdem kommt es auf diese paar Stunden auch nicht mehr an.“ „Ein wahres Wort.“, Mr. Gibbs nickt beipflichtend. Jack mustert mich noch einen Moment, bevor er ebenfalls nickt: „Dann brechen wir morgen, beim ersten Sonnenstrahl, auf.“ Er wendet sich seiner Mannschaft zu: „Macht es euch gemütlich, Männer.“ Erleichtert aufatmend setze ich mich an einen Baumstamm, etwas entfernt von den Piraten. Selbstverständlich möchte ich all das endlich hinter mir lassen und zurück nach Port Royal segeln, aber wenn ich ehrlich sein soll, bin ich wirklich zu müde, um jetzt noch weitere Stunden – oder was weiss ich noch wie lange – umherwandern zu müssen. Die Augen schliessend und mich zurücklehnend atme ich tief durch und geniesse die kühle Nachtluft. Es ist, für diese Jahreszeit, wirklich angenehm hier draussen. Erst als ich Schritte wahrnehme, die offensichtlich in meine Richtung kommen, öffne ich die Augen wieder und sehe mich, zum wiederholten Male, mit zwei dunkelbraunen Augen konfrontiert. Das sollte mich eigentlich nicht überraschen. Wer, ausser Jack, hätte sonst den Schneid sich mir zu nähern, ohne einen Sicherheitsabstand von mindestens drei Metern zu bewahren? Eine meiner Augenbrauen wandert in die Höhe: „Was?“ Ein leichtes Lächeln erscheint auf seinen Lippen. „Ich wollte mich nur versichern, dass Ihr nicht friert. Es ist doch ziemlich kühl hier.“ „Danke, mir geht es bestens.“, schnaufe ich und erwarte eigentlich, dass er wieder geht. Dem ist aber nicht so. Überrascht mich das jetzt wirklich? Anzüglich grinst er mich an. „Bist du dir da sicher? Ich könnte dir etwas Gesellschaft leisten und dich ein wenig wärmen.“ Meine Augen weiten sich. „Bitte was? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?!“ Jack legt den Kopf schief und hat wieder die Unschuldsmiene eines Kindes aufgesetzt. „Was hast du denn? Ich will doch nur nicht, dass du frieren musst.“ Ich blinzle ein paar Mal, bevor ich lächelnd den Kopf schütteln muss. Es ist einfach unglaublich. Er ist einfach unglaublich. Würde ich ihn nicht besser kennen, würde ich ihm sicherlich glauben. „Ich würde wirklich zu gerne wissen wie du es anstellst, dass du aussiehst wie die Unschuld selbst, obwohl du alles andere als das bist.“ Er sieht mich überrascht an. „Was denkst du nur von mir, mein lieber Commodore? Ich bin unschuldig. Zumindest bin ich mir keiner Schuld bewusst.“ Wieder wandert eine Braue in die Höhe. „Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich dir das jetzt glaube?“ Sein Blick huscht kurz zu seiner Crew, die es sich auf dem Waldboden bequem gemacht hat und gespannt einer – sicherlich weitaus übertriebenen – Geschichte von Mr. Gibbs lauschen, bevor er sich neben mich setzt und mich eindringlich ansieht. Auch wenn ich es wirklich versuche, nicht in seinen Augen zu versinken, schaffe ich es nicht. Seltsamerweise stört es mich aber auch nicht unbedingt. So bizarr diese Situation auch ist, ich geniesse sie. Auf eine verquere Art und Weise strahlt Jack eine Ruhe aus die es schafft, dass ich ebenfalls vollkommen ruhig werde. Ein sanftes Lächeln erscheint auf seinen Lippen: „Training.“ Jacks Antwort kommt so unverhofft, dass ich einen Moment brauche, bis sich die Buchstaben in meinem Kopf zusammensetzen. Eine Augenbraue hebend mustere ich ihn, bevor ich sein Lächeln erwidere: „Glückwunsch. Du beherrscht den Ausdruck, eines Unschuldslammes, wirklich gut.“ Den leichten Sarkasmus nimmt er etwas breiter schmunzelnd zur Kenntnis: „Beeindruckt?“ Auch mein Lächeln wird etwas breiter: „Nicht annähernd.“ Leise lachend schüttelt er den Kopf. Sein Blick wandert zu seiner Crew, die immer noch Gibbs Geschichte lauscht. Unter ihnen ist auch der kleine Leprechaun, der den Worten, des früheren Navymannes, gespannt folgt. Ein Grinsen erscheint auf Jacks Gesicht. Ich folge seinem Blick und mustere die Crew etwas skeptisch: „Dir ist bewusst, dass deine Mannschaft aus einem ziemlich verrückten Haufen besteht?“ Verwundert, die Augenbrauen hochgezogen, sieht er mich wieder an. Ich erwidere seinen Blick weiterhin skeptisch. „Natürlich, James. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, eine Vergangenheit, aus der er gelernt und sich entwickelt hat. Eine Mannschaft aus eigenständigen Persönlichkeiten, die so sind, wie sie nun einmal sind. Das macht meine Crew doch aus.“ Überrascht sehe ich noch einmal zu den Piraten. Jack hat recht, sie sind das komplette Gegenteil von den Soldaten der Royal Navy. Auch sie müssen zwar Regeln befolgen, haben ihre Aufgaben und hören auf den Befehl des Captains, aber sie haben keine Vorschriften wie sie sich zu benehmen haben, werden für ihre Tollpatschigkeit nicht gemassregelt. Im Grunde genommen können sie tun und lassen was sie wollen. Freie Männer eben. Ich sehe wieder zu Jack, ein herausforderndes Lächeln aufsetzend: „Du hast recht, deine Mannschaft ist wirklich einzigartig. Genau wie du.“, der Captain grinst zufrieden, „ Kein anderer Captain wäre so dumm seine Meuterer weiterhin auf seinem Schiff segeln zu lassen, unbestraft versteht sich.“ Empört nach Luft schnappend sieht er mich an. Zufrieden grinsend mache ich es mir an der Eiche hinter mir bequem und schliesse meine Augen. Als die Sonne am nächsten Morgen aufgeht und die ersten Sonnenstrahlen die müden Männer weckt, bin ich überrascht Jack gähnend neben mir zu erblicken. Scheinbar ist er nicht wieder zu seiner Crew getorkelt, nachdem ich eingeschlafen bin, sondern hat es mir gleich getan. Die frische Morgenluft weckt erfolgreich die müden Lebensgeister in mir und ich stehe, mich dabei streckend, etwas schwankend auf. Auch in den Piraten, der, wie so oft in der letzten Zeit, neben mir geschlafen hat, kommt nun Bewegung. Schwunghaft richtet er sich auf, nur um im nächsten Moment ein paar Schritte nach vorne zu taumeln. Kopfschüttelnd sehe ich zu der Crew, die sich inzwischen auch schon auf den Beinen befindet und dem bevorstehenden Abenteuer mit Freude entgegenblickt. Nun, ich hoffe doch, dass sich dieses Abenteuer nicht wirklich abenteuerlich entwickelt, sondern so schnell wie möglich seinen Abschluss findet. Auch Jack scheint sich zu freuen und sieht sich nach dem kleinen Leprechaun um. Der – ich gebe es zu, ich muss mir das Grinsen verkneifen – spurlos verschwunden ist. Auch der Captain scheint dies bemerkt zu haben und starrt ungläubig in der Gegend umher. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, fluchend eilt er zu seiner Crew. „Wo ist dieser verdammte kleine Giftzwerg?!“ Die sehen sich nun ebenfalls verwirrt und etwas hektisch um. In die Piraten ist nun Bewegung gekommen. Angestrengt sehen sie sich um und man kann ihnen ansehen, dass sie sich Sorgen machen, wie ihr Captain reagieren würde, wäre der kleine Knirps – erneut – entkommen. Nun kann ich mir das Grinsen wirklich nicht mehr verkneifen. Das ist doch einmal ein schöner Start in den Tag. Als Jack mein Grinsen bemerkt sieht er mich erst fassungslos an, bevor er dann wütend auf mich zukommt. „Du!“, nachdrücklich zeigt er mit seinem Finger auf mich und bleibt eine Armlänge vor mir entfernt stehen, „Du, du… was gibt es da bitteschön zu grinsen?“ Gehässig starrt er mich an. Ich nehme dies mit einer gehobenen Augenbraue zur Kenntnis. Dabei fällt mir nicht im Traum ein ihm eine Antwort, auf seine Frage, zu geben. Empört schnappt er nach Luft: „Ist dir, mein verehrter Commodore, vielleicht entgangen, dass wir diesen verdammten Wicht benötigen, um wieder von hier weg zu kommen? Ich dachte bisher, dass das in deiner Absicht ist oder Irre ich mich da?“ Abwartend und mit zu Schlitzen verengten Augen, aus denen Blitze zu zucken scheinen, sieht er mich an. Einen Moment lang geniesse ich diesen Augenblick noch, bevor ich dann nicke: „In der Tat.“ Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und er scheint ehrlich verwirrt zu sein. „Und wieso stehst du dann hier herum und belustigst dich offensichtlich daran, dass dieser Gnom verschwunden ist?“ Auch die zweite Augenbraue hebend lege ich denn Kopf etwas zur Seite. „Ist er das?“ Nun vollkommen verwirrt öffnet er denn Mund, um ihn kurz darauf wieder zu schliessen. Blinzelnd betrachtet er kurz unsere Umgebung. „Ist er nicht?“ Unglaube liegt in seinen Worten und ja, ich geniesse das. Es ist zur Abwechslung wirklich einmal schön nicht derjenige zu sein der keine Ahnung hat. Anstatt ihm eine Antwort zu geben nicke ich hinter mich. Überrascht folgt er meinem Wink und erblickt, dabei die Augen ungläubig aufreissend, den angeblich verschwundenen Leprechaun. Auch er hatte sich letzte Nacht zu uns gesellt und es sich neben mir an der Eiche bequem gemacht. Immer noch im Traumland schwebend liegt dieser zusammengekuschelt an dem Baum und schläft den Schlaf der Gerechten. Die Augenbrauen hebend starrt er mich an. Es vergeht eine Zeit, bevor sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen zeigt. „Das war nicht sehr nett von Euch, Commodore“ Nickend bestätige ich ihm diese Tatsache: „Wohl war. Allerdings war es eine erfreuliche Genugtuung.“ Grinsend schüttelt er seinen Kopf und dreht sich zu seiner Mannschaft um, die noch immer verzweifelt nach dem kleinen Knirps suchen. „Männer, ihr könnt aufhören zu suchen! Unser lieber Commodore hat uns reingelegt!“, brüllt er seiner Crew zu, die augenblicklich stehen bleibt, ihre Suche unterbricht, um zuerst ihren Captain ungläubig anzustarren, bevor sie mich mit ihren Blicken zu erdolchen versuchen. Ich erwidere ihre Blicke ungerührt. Grummelnd und fluchend packen sie ihre Habseligkeiten zusammen. Jack dreht sich wieder zu mir um und sieht mich, mit einem leichten Grinsen, verschwörerisch an: „Dir ist bewusst, dass dir nun meine ganze Mannschaft deinen entzückenden Kopf abreissen möchte?“ Unbeeindruckt erwidere ich seinen Blick: „Wollten sie es jemals nicht?“ Schmunzelnd beobachtet er mich noch einen Moment, bevor er sich zu dem, immer noch schlafenden, Leprechaun umdreht. „Ich denke wir sollten den Kleinen langsam einmal aufwecken und uns auf den Weg machen. Einverstanden, Commodore?“ Ein nicken meinerseits, ehe er sich zu dem schlafenden aufmacht, um ihn zu wecken. In der Tat wird es langsam Zeit aufzubrechen. Hoffentlich ist diese Reise bald vorbei und ich kann wieder in meine gewohnte Umgebung zurückkehren. Einen Blick auf Jack werfend, der den Knirps gerade mit seinem Zeigefinger an stupst, verschwindet diese Hoffnung, so schnell wie sie gekommen ist. Jack Sparrow und eine unkomplizierte, unspektakuläre Reise? Lautlos seufzend blicke ich zu dem Blätterdach empor. Nein, dieser Ausflug wird sicher alles andere als das. ★~☆~★ Einen Zweig zur Seite drückend, durchquere ich den Wald. Vor mir der kleine Eoin und Jack. Hinter mir seine Crew, die mir schon einige Male versuchten den Weg zu erschweren. Als ob das noch nötig wäre. Während der Kleine unbeschwert durch den Wald hüpft, müssen wir aufpassen nicht von einem Ast erschlagen, von Wurzeln umgeworfen und von Insekten befallen zu werden. Nicht zu schweigen von den unzähligen Zweigen, die einem versuchen ein Auge auszustechen. Im Augenwinkel kann ich sehen wie sich einer der Piraten dazu anschickt mir einen Stoss zu geben. Offensichtlich sind sie noch immer wütend. Ein hinterhältiges Lächeln ziert meine Lippen, als ich so unvermittelt den Zweig, den ich bis dahin noch in der Hand gehalten habe, loslasse und dieser zischend in Ragettis Gesicht landet. Durch den Aufprall ist sein Auge einmal mehr rausgeflogen und kullert jetzt auf dem feuchten Waldboden umher. Ein vorwurfsvoller Blick, aus zwei braunen Augen, streift mich, den ich, mit den Schultern zuckend, ungerührt erwidere. Seufzend setzt Jack seinen Weg fort, darauf bedacht den Kleinen nicht aus den Augen zu verlieren. Ich, sowie die restlichen Piraten, tun es ihm gleich. Es ist bald Mittag, die Sonne scheint brennend auf uns herab. Nur das dichte Blätterdach über uns schützt uns von der unerträglichen Hitze. Trotzdem ist uns warm und sehnen uns nach einer Pause. Scheinbar geht es Jack nicht anders. Er sieht sich, soweit es möglich ist, um und ruft dann seufzend nach dem kleinen Leprechaun. Dieser bleibt augenblicklich stehen und sieht ihn neugierig an. „Gibt es hier in der Nähe eine Wasserstelle?“, um seine Worte noch zu untermalen hält er seine Wasserflasche empor und schüttelt diese, wobei klar wird, dass sich nicht mehr viel darin zu befinden scheint. Da diese idiotischen Piraten mehr Rum als Wasser mitgenommen haben und dieser natürlich schon ausgetrunken wurde, bleibt nur noch das bisschen Wasser, das sich ebenfalls dem Ende neigt. Eoin wirft einen Blick auf uns und sieht sich dann ebenfalls um. Eine Weile durchsucht er mit seinen Augen die Gegend, bevor er sich dann grinsend wieder uns zuwendet. „Ja, es gibt hier einen kleinen Bach, aber es wäre ein Umweg.“ Die Augenbrauen zusammenziehend mustere ich den Kleinen. „Wie weit ist es denn noch, bis wir bei den anderen Leprechauns sind?“ Jack und der Knirps sehen mich überrascht an. Meine Aufmerksamkeit liegt jedoch weiterhin nur bei dem Kleinen. „Weiss nicht, ihr seid ziemlich langsam.“, ich höre wie die Piraten empört nach Luft schnappen, „Heute Abend sollten wir aber dort sein.“ "Dann sollten wir den Umweg in Kauf nehmen und zu der Wasserstelle gehen. Oder was meint Ihr, Commodore?" Ich nicke nur. Eigentlich habe ich gehofft, dass es nicht mehr so lange dauern würde, bis wir an unserem derzeitigen Ziel angelangt sind, um gleich vor Ort unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Schliesslich sollte es dort auch ein Gewässer geben. Eoin hat seinen Weg scheinbar wieder aufgenommen, denn Jack setzt sich in Bewegung und bedeutet uns ihm zu folgen. Widerwillig tue ich das und schlage mich weiterhin durch den dichten Wald. Eine ganze Weile sind wir noch unterwegs, bevor wir endlich das kleine Gewässer erreichen. Erleichtert und sichtlich erschöpft füllen die Piraten ihre Wasservorräte auf und genehmigen sich auch gleich ein paar Tropfen des kühlen Wassers. Ich tue es ihnen gleich und seufze wohlig auf, als die erfrischende Flüssigkeit meinen Hals hinab rinnt. Langsam lasse ich meinen Blick durch die Gegend schweifend. Dieser Ort strahlt eine wirklich angenehme Ruhe aus, was auch die Piraten zu merken schienen, denn diese haben es sich auf dem Boden bequem gemacht und verspeisen gerade ein paar Beeren, die sie unterwegs gepflückt haben. Keine Ahnung ob sie geniessbar sind oder doch zu der giftigen Sorte gehören. Allerdings ist mir dies auch herzlich egal, wenn ein paar von diesen Halunken weniger auf der Welt wären, wäre ich sicherlich der letzte den das Bekümmern würde. „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, James.“ Überrascht wende ich den Blick von den Piraten ab und sehe zu der Person auf, die mich gerade angesprochen hat. Jack schmunzelt und nickt zu seiner Crew. „Mr. Cotton ist sehr bewandert darin zu unterscheiden was giftig ist und was nicht.“ Mit den Schultern zuckend erhebe ich mich, sodass ich nicht mehr zu ihm aufsehen muss. Diese Aufgabe übernimmt er nun wieder, dies scheint ihm allerdings nichts auszumachen. Jack geht ein Stück weiter vom Bach weg, setzt sich auf den Waldboden und bedeutet mir sich neben ihn zu setzten. Nach kurzem Zögern tue ich das auch, da wir doch etwas weiter von den anderen entfernt sind. Er mustert mich lange und trotz des Lächelns auf seinen Lippen, das ausnahmsweise einmal ehrlich und freundlich zu sein scheint, behagt es mir nicht. Deshalb wende ich auch meinen Blick ab und betrachte unsere Umgebung, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Erst als er mich anspricht sehe ich ihn wieder an, in seinen Augen unverkennbar die Herausforderung: „Könnte es sein, dass dir dieser Ausflug und meine Gesellschaft weit weniger ausmacht, als zu Anfang?“ Meine Augenbrauen zucken augenblicklich in die Höhe und ich kann ihn nur zweifelnd ansehen. Ist diese Frage jetzt ernstgemeint? Ich suche in seinem Gesicht nach einer Art Schalk oder Spott, aber nichts dergleichen kann ich entdecken. Ein spöttisches Lächeln aufsetzend sehe ich ihm direkt in die Augen: „Falls diese Frage ernstgemeint sein sollte, tut es mir leid. Denn dem ist ganz gewiss nicht der Fall.“ Jack legt seinen Kopf schief und mustert mich einen Moment, bevor er anfängt zu grinsen. Die Augen verdrehend wende ich meinen Blick von ihm ab. „Du bist ein schlechter Lügner, James.“ Die Augen aufreissend sehe ich ihn fassungslos an. „Bitte was?“, zische ich, was ihn zu einem leisen Lachen bewegt. Er lässt sich nach hinten fallen, sodass er nun auf dem Rücken liegt und grinst mich weiterhin unverfroren an. „Gib es doch einfach zu, dass es dir gar nicht so viel ausmacht, wie du immer behauptest.“ Schnaufend werfe ich einen Blick auf seine Crew, die uns gar nicht wahrzunehmen scheint, bevor ich, auf ihn hinabsehend, antworte: „Nur, weil ich mich damit abgefunden habe heisst das noch lange nicht, dass es mir auch gefällt. Ich versuche lediglich das Beste aus dieser Situation zu machen.“ Ich scheine ihn zu belustigen, denn sein Grinsen wird, wenn das überhaupt noch möglich ist, noch etwas breiter. „Gewiss doch.“ Das ich gerade versuche ihn mit meinen Blicken zu erdolchen scheint ihm nicht das Geringste auszumachen. Er hebt seine Hand und streicht mir damit eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, was mich augenblicklich zurückzucken lässt und ich abermals zu seiner Crew sehe. Erleichtert, dass diese keine Notiz von uns nehmen, sehe ich wieder zu dem Piraten, der zufrieden neben mir liegt. „Lass das gefälligst!“, fahre ich ihn an, wobei er mich unschuldig anfunkelt. „Was denn? Sei nicht immer so ernst.“ Hörbar aufseufzend schüttle ich den Kopf. Jack ist ein unbelehrbarer Schwachkopf. Und das wird er wohl auch immer bleiben. Mich damit abfindend lege ich mich ebenfalls auf den Rücken und beobachte die Äste über uns, die sanft im Wind schaukeln. Das Schweigen, das zwischen uns herrscht, ist keinesfalls unangenehm. Im Gegenteil. Wir geniessen beide die Ruhe, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wobei ich versuche an gar nichts zu denken. Eine Pause würde sicherlich auch meinen Gehirnzellen und vor allem meinen Nerven gut tun. Tief durchatmend schliesse ich die Augen. Nur um sie einen Moment später wieder aufzuschlagen. Irgendetwas hat sich wohl vorgenommen meine Brust als Trampolin zu benutzen. Zumindest hüpft jemand darauf herum. Wuschelige orange-rote Haare und leuchtend blaue Augen, die eindeutig Freude wiederspiegeln, machen mir sofort klar, wer sich dazu erdreistet mich als Sprungbrett zu missbrauchen. Ich hebe kritisch eine Augenbraue und wende meinen Blick von dem kichernden Eoin ab, um zu Jack zu sehen, nachdem ich ein Lachen, das eindeutig von ihm stammte, vernommen habe. „Ich hatte Recht. Er scheint dich wirklich sehr zu mögen, James.“ Genervt rolle ich mit den Augen, versuche den Knirps zu ignorieren und schliesse erneut die Augen. „He, nicht schlafen!“, ein bestürzter Ausruf und kleine Hände die an meinem Gesicht ziehen, machen dieses Vorhaben allerdings erneut zunichte. Seufzend sehe ich den Kleinen an. „Was ist denn? Ist dir langweilig?“ Den Kopf zur Seite neigend mustert er mich einige Sekunden, bevor er mit den Schultern zuckt. „Etwas.“, ist seine spärliche Antwort. Stöhnend richte ich mich auf, wobei der kleine Leprechaun auf meinem Schoss landet. „Wir werden sicher bald weiter gehen. Lass uns einen Moment der Ruhe oder nerve von mir aus das Gesindel dahinten.“ Mit der Hand, in die Richtung der Piraten, fuchtelnd unterstreiche ich meine Aussage. Jack schnappt beleidigt nach Luft und richtet sich ebenfalls auf. „James! Sei nicht immer so böswillig!“ Schnaubend werfe ich ihm einen abwertenden Blick zu. „Pass du lieber auf, dass du nicht so herum schreist.“, zische ich ihn an und sehe kurz zu seiner Crew, die uns etwas seltsam ansieht. „Vor allem nicht, wenn du meinen Vornamen benutzen musst.“, setze ich noch hinzu, was ihn dazu veranlasst seufzend die Schultern hängen zu lassen und sich wieder auf den Rücken zu legen. Damit beschäftigt Jack tadelnd anzusehen bemerke ich nicht, dass Eoin uns neugierig mustert. „Seid ihr ineinander verliebt?“ Schockiert sehe ich den Kleinen an und auch Jack hat seine Augen weit aufgerissen. "Bitte was?", frage ich ungläubig. Habe ich gerade richtig gehört? Fassungslos starre ich ihn an. Dieser legt jedoch nur sein Köpfchen schief und mustert uns neugierig. Denkt er wirklich Jack und ich… Meinen Kopf schüttelnd wische ich diesen irrsinnigen Gedanken vehement von mir. Dieser Gedanke ist anstössig, irreal und mitnichten ethisch. Schlichtweg falsch. Dennoch kriege ich ein warmes Gefühl, im Gedanken an diese Anstössigkeit. Und genau deswegen kann ich auch nicht vermeiden, dass ich zu Jack schiele. Dieser zieht ein ebenso ungläubiges Gesicht, während er seine Lippen stumm bewegt. Nein, ich habe mich ganz offensichtlich nicht verhört. Normalerweise würde ich mich an diesem Anblick erfreuen, da ich allerdings ebenso sprachlos bin wie er, ist es wohl nicht der passende Moment dafür. Als ich meinen Blick wieder zu dem Leprechaun wende fängt dieser an zu lächeln und dieses Lächeln hat so etwas wissendes an sich, dass mir reihenweise kalte Schauer den Rücken runter laufen. Glücklicherweise flitzt der Kleine davon, jedoch nicht ohne uns noch einmal spitzbübisch anzugrinsen. Tief durchatmend vermeide ich es zu Jack zu sehen und ignoriere ihn so gut wie möglich. In Gedanken versunken starre ich auf den kleinen Bach, der nur ein paar Schritte von uns entfernt ist. Na wunderbar. Jetzt mache ich mir also wieder Gedanken, um diesen nervenraubenden Piraten. Habe ich mir dies nicht erst vor kurzem untersagt? Grossartig. Wirklich grossartig. Seufzend fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare. Na, immerhin kann es jetzt nicht noch schlimmer werden. Einen schnellen Blick auf meinen Nebenmann, der sich wieder zurückgelegt hat und Löcher in die Luft starrt, werfend schüttle ich meinen Kopf unmerklich, gleichwohl in leiser Verzweiflung. Das Einzige, wobei man sich bei diesem Taugenichts sicher sein kann ist, dass es immer schlimmer werden kann. Wann ist diese schreckliche Reise endlich vorbei? -------------------------------------------------- Das war es auch schon wieder. Ich hoffe, dass ich das nächste Kapitel eher zu stande bringe. @_@ *Rum hinstell* Bedient euch! Eure Aiako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)