Papierherz von Ur (Bleistiftspuren bleiben) ================================================================================ Kapitel 16: Fotos auf Eis ------------------------- An dieser Stelle danke für all die Kommentare zum letzten Kapitel. Und an alle, die Kryptonit immer kommentieren: Danke auch für diese Kommentare. Ich habs einfach mal wieder aus Zeitgründen nicht geschafft, mich für jeden Kommentar zu bedanken. Das Kapitel ist für inkheartop & Myrin. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, auch wenn draußen Frühling und nicht tiefster Vorweihnachtswinter ist :) Liebe Grüße :) ____________________________ »Eislaufen… ich hab dich noch nie eislaufen gesehen«, sagte Marek halb erstaunt und halb interessiert. Jannis sah ihn missmutig an. Mittlerweile erschien ihm Koljas Idee geradezu halsbrecherisch. »Ich bin auch noch nie eislaufen gewesen. Wahrscheinlich mache ich mich total zum Affen«, meinte er und seufzte abgrundtief. Marek schien das alles besonders amüsant zu finden, denn er schmunzelte stumm vor sich hin und schlürfte genüsslich an seinem Milchshake. Sie saßen zu allem Überfluss in der Subwayfiliale, in der Kolja arbeitete. Marek hatte auf sein obligatorisches Thunfischbaguette bestanden und Kolja stand hinter dem Tresen und grinste ab und an zu ihnen herüber. Jannis kam sich beinahe vor wie ein Stalker. Dabei war das sonst eher Koljas Masche. »Nett von ihm, dass ich meinen Milchshake hier mit reinnehmen durfte«, entgegnete Marek ohne auf Jannis’ dunkle Prognose einzugehen. Er drehte sich auf seinem Stuhl zum Tresen um und strahlte zu Kolja hinüber, der ohne Umschweife winkte. »Du könntest ein wenig… unauffälliger sein«, knirschte Jannis durch zusammen gepresste Zähne und verdrehte die Augen, als Marek ihn mit Unschuldsmiene ansah. »Wie läuft es übrigens bei dir und Sebastian?«, fragte Jannis ungnädig. Mareks Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen und Jannis bereute seine kleine Gemeinheit sofort. »Was soll da laufen? Du weißt doch, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm habe«, murmelte Marek und schob sich den letzten Bissen Baguette in den Mund. »Ich nehme mal an, dass er trotzdem noch nicht aufgegeben hat, oder?«, wollte Jannis wissen. Vielleicht würde er Marek irgendwann einmal erzählen, dass Sebastian bei ihm gewesen war und ihn um Rat gebeten hatte. Aber heute war eindeutig nicht der richtige Tag dafür. Womöglich würde Marek ihm die Freundschaft kündigen, wenn er erfuhr, dass Jannis hinter seinem Rücken mit Sebastian geredet und ihm zu allem Überfluss auch noch dazu geraten hatte, Marek nicht aufzugeben. »Nein, hat er nicht. Ich kann’s nicht fassen, wie jemand so viel Ausdauer haben kann«, nuschelte Marek mit seinem rotweiß gestreiften Strohhalm im Mund. Sein Blick ging in die Ferne und Jannis war sich ziemlich sicher, dass Marek sich an die Zeit erinnerte, in der er noch mit Sebastian zusammen gewesen war. Er kannte seinen besten Freund gut genug, um zu erkennen, dass Marek den anderen vermisste. Denn so hatte er ihn noch nie gesehen. Normalerweise war Marek kein besonders gefühlsbetonter Mensch. Genauso wenig wie Jannis. Er linste hinüber zum Tresen, wo Kolja gerade einer Horde pubertierender Kerle Baguettes verkaufte. Kolja war nett zu jedem. Selbst zu diesem lärmenden Pulk. Er versuchte sich einen Beruf für Kolja vorzustellen, in dem er später nach dem Studium arbeiten könnte. Aber ihm wollte partout nichts einfallen, was zu seinen Studiengängen passen würde. Er sah Kolja eher in einem Altenheim oder in einem Kindergarten, wo er möglichst nett zu möglichst vielen Menschen sein konnte. »Das zeigt dann wohl, dass er wirklich sehr verliebt in dich ist und es ernst meint«, entgegnete Jannis halb in Gedanken vertieft. Kolja bemerkte seinen Blick und strahlte ihn an, dass Jannis spürte, wie sein Magen leicht zu kribbeln begann. Das erschien ihm ein gruseliges und unheilschwangeres Zeichen zu sein. Er nahm einen Schluck von seinem Wasser, das er zu seinem Baguette bestellt hatte und betrachtete nun lieber wieder Marek, bevor Kolja noch auf dumme Gedanken kam und am Ende noch dachte, dass Jannis ihn aus der Ferne anhimmelte. Grässliche Vorstellung. »Ja…«, murmelte Marek. Er stocherte mit seinem Strohhalm in dem Milchshake herum und es sah nicht mehr so aus, als hätte er noch große Lust ihn zu trinken. Jannis bekam prompt ein schlechtes Gewissen, weil er mit Sebastian angefangen hatte. »Du solltest ihm eine Chance geben«, meinte Jannis resignierend. Jetzt, wo sie schon einmal dabei waren das Thema durchzukauen, konnte es nicht noch schlimmer werden. Mareks Augen huschten hinauf zu Jannis’ Gesicht. »Früher hätte ich einfach sagen können, dass du keine Ratschläge austeilen sollst, die du selbst nicht befolgst«, meinte er beinahe ein wenig kläglich und sah wieder hinüber zu Kolja, »aber mittlerweile geht das nicht mehr. Du hast Kolja eine Chance gegeben.« Jannis räusperte sich peinlich berührt. »Ja… irgendwie schon«, brummte er verlegen. »Und? Hat es sich gelohnt?«, wollte Marek nachdenklich wissen und legte den Kopf schief, als er Jannis erneut musterte. Jannis blinzelte. »Ähm…«, begann er und seine Augen streiften kurz Koljas Gesicht, ehe sie sich wieder Marek zuwandten, »bisher… bereue ich es nicht.« Er würde jetzt sicherlich nicht sentimental werden und Marek von den Gefühlen erzählen, die sich in ihm breit machten, seit er sich nicht mehr so gegen Koljas Eindringen in sein Leben sperrte. Marek lächelte kaum merklich. »Das heißt also, dass es sich absolut gelohnt hat«, antwortete er. Jannis grummelte. Wieso musste Marek immer seine Gedanken lesen, das war wirklich nicht zum Aushalten. Und Kolja konnte das auch, als würde er ihn schon ewig kennen. Das konnte dann wohl nur daran liegen, dass er entweder sehr leicht zu durchschauen war, oder daran, dass Marek und Kolja eine ziemlich gute Menschenkenntnis besaßen. Er hoffte inständig, dass zweiteres zutraf. »Wollen wir?«, fragte Marek als nächstes und wieder einmal tat er so, als hätten sie sich vorher über nichts Besonderes unterhalten. Jannis war zunächst leicht verwirrt, dann nickte er. »Ja, von mir aus.« Sie nahmen ihre Tabletts und trugen sie hinüber zum Abstellwagen, dann hob Jannis zu Kolja gewandt die Hand. Kolja winkte ihn zu sich herüber. Jannis sah Marek an, der plötzlich großes Interesse an einem Werbeplakat für Studenten- und Schülerrabatte zeigte und ging hinüber zu Kolja. »Krieg ich einen Kuss zum Abschied?«, wollte er grinsend wissen. Jannis spürte, wie sein Herz ihm in die Kehle sprang und sein Gesicht heiß wurde. »Wir sind hier in der Öffentlichkeit!«, zischte er über den Tresen. Kolja gluckste heiter. »Na und? Von mir aus kann ruhig jeder wissen, dass wir zueinander gehören«, gab er leichthin zurück. »Wir gehören gar nicht richtig zueinander, wir… testen nur, wie es wäre, wenn wir zueinander gehören würden«, flüsterte Jannis eindringlich. Kolja schmunzelte. »Na gut, dann eben kein Kuss. Wir sehen uns ja später, ich hol dich um halb fünf ab«, sagte Kolja bestens gelaunt. Jannis schauderte bei dem Gedanken daran, dass er sich nachher auf Schlittschuhen die Beine brechen würde. Er drehte sich entschlossen um und stapfte hinüber zu Marek, der ihm grinsend die Tür aufhielt. »Was wollte er?«, erkundigte er sich gespannt. »Einen Abschiedskuss«, brummte Jannis ungehalten. Marek kicherte leise. »Ich sehe, du musst noch ein wenig an dieser Beziehungssache arbeiten«, meinte er. »Das ist keine Beziehung, klar? Das ist so was wie ein… Vorstadium zum Erproben von…« Marek lachte und Jannis brach ab. »Sehr witzig«, knurrte er verlegen. Marek legte ihm einen Arm um die Hüfte und sah ihn feixend an. »Schreib Kolja eine SMS, er soll eine Kamera mit zum Eislaufen nehmen. Ich will Bilder davon sehen!« Jannis fiel nichts dazu ein. Eislaufen. Das würde ein Desaster werden. Als Kolja ihn um halb fünf abholte, war es draußen bereits fast ganz dunkel und klirrend kalt. Jannis hatte sich in seinen Wintermantel gehüllt, einen dicken Schal um den Hals gewickelt und seine Hände in den Manteltaschen vergraben. Kolja hatte eine Strickmütze auf und sah so begeistert aus, dass Jannis unweigerlich den Drang hatte, wieder zurück in seine Wohnung zu verschwinden. Wahrscheinlich hatte Kolja das schon vierhundert Mal gemacht und er stand neben ihm wie der letzte Trottel da. Ihr Atem stieg vor ihnen auf wie hastig verschwindender Nebel. »Ich hab meine Digicam mitgenommen«, verkündete Kolja Jannis, kaum dass sich die Haustür hinter ihm geschlossen hatte. Jannis stöhnte auf. Er hatte Kolja extra nichts davon erzählt, was Marek gesagt hatte. Offenbar hatten die beiden in einigen Dingen die gleichen Gedankengänge. »Ich warne dich! Wenn du mich knipst während ich auf dem Hintern über das Eis rutsche, dann erwürge ich dich«, warnte er Kolja und der lachte leise. Dann legte er tatsächlich den Arm um Jannis und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Sein Kopf stand garantiert in Flammen und seine Lippen brannten. Er räusperte sich und fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. »Keine Sorge. Aber ich will unbedingt ein Foto von uns beiden«, sagte Kolja enthusiastisch und sie gingen nebeneinander her die Straße hinunter. »Am besten wäre es, wenn ich auf allen Vieren über das Eis krieche«, murmelte er und zog ein wenig die Schultern hoch. Es war wirklich sehr kalt. Vielleicht gab es an Weihnachten Schnee. Aber das würde ihn auch nicht darüber hinwegtrösten, dass er drei Tage lang mit seinen Eltern verbringen musste. Und es war bereits der neunzehnte Dezember… »Ach Quatsch. Ich war auch erst einmal eislaufen. Wenn es dich beruhigt, ich hab mich damals ungefähr zwanzig Mal auf die Klappe gelegt«, meinte Kolja unbeschwert. Jannis fragte sich, wie jemand so gut gelaunt sein konnte angesichts der Tatsache, dass er sich bald extrem lächerlich machen würde. »Das beruhigt mich nur mäßig. Dir scheint es ja nichts auszumachen, dich lächerlich zu machen. Mir macht das durchaus was aus«, sagte Jannis ungnädig. Kolja wiegte leicht den Kopf hin und her. »Bleib kurz stehen«, sagte er dann. Jannis runzelte die Stirn und tat wie geheißen. Im nächsten Moment fand sich Jannis an einer Hauswand wieder und Koljas Lippen pressten sich innig auf seine. Sofort schaltete sich sein Denken aus und er erwiderte den Kuss ungewollt verlangend. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen. An diese körperliche Nähe, die immer und überall passieren konnte. Als Kolja sich von ihm löste, hatte Jannis ein deutliches Problem in der Hose und ein heftig bollerndes Herz in der Brust. »So, Denken abgestellt. Jedes Mal, wenn du denkst, dass dir irgendwas peinlich sein muss, knutsche ich dich in Grund und Boden«, sagte Kolja und leckte sich kaum merklich über die Lippen. Jannis wollte antworten, aber seine Stimme hatte sich offenbar in Luft aufgelöst. Kolja war einfach ungeheuerlich. Das hatte er von Anfang an gewusst. Allerdings war sich Jannis beinahe sicher, dass es nur noch schlimmer mit ihm wurde. Leise grummelnd folgte er Kolja weiter die Straße hinunter. »Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten?«, wollte Kolja plötzlich wissen und sah ihn gespannt von der Seite an. Jannis blinzelte verwirrt. »Wünschen? Zu Weihnachten? Nichts«, meinte er. Er und Marek schenkten sich nichts zu Weihnachten und seine Eltern kauften ihm ohnehin nichts. Jannis wollte nichts geschenkt bekommen. »Wieso nicht? An Weihnachten macht man Menschen, die man mag, eine Freude«, gab Kolja zurück und schob seine Hände in die Hosentaschen. Jannis schnaubte. »Weihnachten war nie dazu gedacht, sich gegenseitig mit Geschenken zu überhäufen«, sagte er. Kolja grinste. »Bist du Christ?«, erkundigte er sich interessiert. Jannis zuckte die Schultern. »Nicht so richtig. Wohl eher Agnostiker«, entgegnete er. Kolja lächelte stumm vor sich hin. »Was ist daran so lustig?«, wollte er zerknirscht wissen. »Ich finde nur, dass es zu dir passt. Feierst du Weihnachten bei deinen Eltern?«, fragte er dann und seine Stimme wurde behutsam, als wäre er nicht sicher, ob er Jannis darauf ansprechen durfte. »Ja. Ich fahr am dreiundzwanzigsten mit dem Zug hin«, erwiderte er und bei dem Gedanken daran wurde ihm ziemlich elend zumute. Kolja blickte erstaunt drein. »Kommst du da denn hin, mit dem Zug? Jetzt wo überall diese Baustellen sind?«, fragte er und Jannis runzelte die Stirn. Baustellen? »Baustellen? Wieso weiß ich davon nichts?« Sie bogen um eine Ecke und befanden sich auf der Hauptverkehrsstraße, an der auch die Eislaufbahn gelegen war. Viele Autos rauschten an ihnen vorbei, auf der anderen Straßenseite sah Jannis die bunten Lichter des Weihnachtsmarktes. Viele Leute waren unterwegs, einige kamen ihnen mit Schmalzkuchen oder Crêpes entgegen. »Vielleicht weil du schon länger nicht mehr Zug gefahren bist?«, schlug Kolja schmunzelnd vor. Jannis stöhnte. »Meine Mutter zerfleischt mich, wenn das mit Weihnachten nicht klappt«, sagte er. Nicht, dass er etwas dagegen hätte, nicht mit seiner Familie zu feiern. Aber da er schon den Geburtstag seines Vaters geschwänzt hatte, wollte er sich lieber nicht vorstellen, was seine Mutter sagen würde, wenn er auch Weihnachten verpasste. Eigentlich sollte es ihm wohl egal sein, was seine Eltern dachten. Aber irgendwie war er noch nicht so weit, sich von ihnen loszusagen. Dunkel fragte er sich, wann dieser Tag kommen würde. »Du könntest bei uns Weihnachten feiern«, warf Kolja beiläufig ein. Er sah Jannis nicht an, aber Jannis erkannte aus dem Augenwinkel, dass Kolja verlegen aussah. »Ehrlich, meine Mutter bringt mich um. Außerdem würde ich euch die Stimmung versauen. Ich hab mit Weihnachten nichts am Hut«, entgegnete er und betrat den Eingangsbereich der großen Eishalle. Viele junge Leute tummelten sich hier, Eltern mit Kindern und einige Pärchen. An der Kasse, wo man sich die Schlittschuhe ausleihen konnte, stand eine lange Schlange und sie reihten sich ein. »War nur eine Idee. Wenn das mit dem Zug wirklich nicht klappt, dann könnte ich dich hinfahren. Solang es nicht geschneit oder geregnet hat«, schlug Kolja vor und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Portemonnaie. »Du hast ein Auto?«, erkundigte sich Jannis verwundert und zog ebenfalls sein Portemonnaie hervor. »Ein Motorrad«, erwiderte Kolja grinsend. Jannis starrte ihn an. »Du glaubst ich setze mich freiwillig auf so ein Mörderding?«, stieß er ungläubig hervor. Kolja lachte. »Ich bin ein guter Fahrer«, versicherte er Jannis und zahlte der rundlichen Frau hinter der Kasse den Eintritt für sie beide. Jannis stopfte sein Portemonnaie grummelnd zurück in die Tasche. Er war der mit dem Geld. Wieso musste Kolja immer für ihn bezahlen? Er war doch kein Mädchen… Nachdem sie ihre Schuhgröße genannt und die Schlittschuhe entgegen genommen hatten, betrachtete Jannis misstrauisch die glänzenden Kufen. »Ich werde mir alles brechen«, murmelte er und stakste mit Kolja zusammen hinüber zur Eisfläche, auf der sich einige Menschen tummelten. Auf den Tribünen ringsum saßen Familien und aßen Brötchen oder Schokolade. »Wenn wir fallen, dann werfe ich mich ritterlich unter dich, um dich aufzufangen«, feixte Kolja, setzte beherzt einen Fuß aufs Eis und zog Jannis mit sich. Jannis stolperte beinahe, dann stand er leicht schwankend und bemühte sich, seine Balance zu wahren. Es war wirklich sehr rutschig. Er sah sich um und beobachtete zwei Jungs, die wie der Blitz über das Eis rasten. Er atmete einmal tief durch und schob seine Füße vorwärts. Eigentlich ging es ganz gut. Kolja kam ihm nach und wedelte ab und an mit den Armen, wenn er das Gleichgewicht zu verlieren drohte. »Du kannst das viel besser als ich«, klagte Kolja lachend und Jannis war ziemlich begeistert von sich selbst. Er konnte Schlittschuhlaufen. Langsam drehte er eine Runde und verkniff sich hin und wieder ein Schmunzeln, wenn Kolja stolperte und mit seinen Armen ruderte, als wäre er eine lebende Windmühle. Als er das nächste Mal aufsah, hatte Kolja seine Kamera in der Hand und ehe er es sich’s versah, drückte Kolja auf den Auslöser und Jannis brummte. »Lass das, ich bin unfotogen!«, meckerte er. Kolja grinste breit, kam zu ihm herüber und stellte sich neben ihn. Als er beinahe ausrutschte, hielt Jannis ihn unweigerlich fest. Sein Herz machte einen überdimensionalen Sprung. »Lächel mal«, forderte Kolja ihn auf und Jannis schaffte tatsächlich ein halbes Lächeln, das sich jedoch in heillose Verlegenheit verwandelte, als Kolja ihm einen Kuss auf die Wange drückte und den Auslöser genau in diesem Moment betätigte. Dann schaute er sich das Bild auf dem Display der Kamera an und lachte leise. Jannis beugte sich vor und stöhnte. Er sah aus wie eine reife Tomate. »Lösch das«, bat er kläglich. Kolja schüttelte grinsend den Kopf. »Mach schon«, drängelte Jannis. Doch Kolja fuhr ihm davon und wedelte lachend mit der Kamera in der Luft herum. Jannis grummelte leise in sich hinein, dann folgte er Kolja über das Eis. Es stellte sich heraus, dass er schneller war als Kolja und einen sehr viel besseren Gleichgewichtssinn hatte. Das rettete ihn allerdings nicht davor, von Kolja in die Tiefe gerissen zu werden, als dieser sich rücklings auf den Hintern setzte und sich an Jannis festhalten wollte. »Danke«, brummte Jannis, aber dann musste er verdruckst lachen. Kolja sah ihn an, als wäre er der Weihnachtsmann. »Du hast gelacht«, meinte er und seine Augen leuchteten Jannis an wie ein Atomkraftwerk. Jannis bemühte sich, sich das Grinsen zu verkneifen. Sein Hintern tat weh und er rappelte sich eilends wieder auf. »Musst du dir eingebildet haben«, gab er möglichst würdevoll zurück, schnappte Kolja die Digicam, die der Blonde bei seinem Fall schützend in die Höhe gehalten hatte, aus den Händen. »Hey! Gib das zurück!«, rief Kolja lachend und versuchte sich aufzurappeln, rutschte dabei beinahe wieder aus und Jannis fuhr breit schmunzelnd davon. Es fühlte sich beinahe so an, als wäre sein Gesicht eingerostet gewesen. Er schaltete die Kamera an, hob sie in die Höhe und schoss ein Bild von Kolja, der lachend und fluchend über das Eis rutschte, weil er es nicht schaffte aufzustehen. Eislaufen war doch gar nicht so schlecht, wie er gedacht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)