Ich Bin Das Beste Was Mir Je Passiert Ist ♂ von Stray ================================================================================ Kapitel 1: Diamantenpflege -------------------------- Frühling. Meine Lieblingsjahreszeit. Es ist Freitag und ab Morgen sind zwei Wochen Ferien. Ich heisse Naoki und gehe in die neunte Klasse. Ich unternehme nicht wirklich viel, weil ich meistens alleine Zuhause faulenze. Am liebsten hätte ich nur jemand der immer bei mir ist, und mit dem ich immer etwas tun könnte. Doch die Freunde, die ich habe, wohnen weiter weg, sodass man meistens länger als eine Stunde mit dem Zug benötigt. Und wenn ich auf dem Heimweg durch die Stadt gehe, dann sehe ich lauter glückliche Päärchen, was mich dann noch zusätzlich fertig macht. Doch manchmal frage ich mich wie Liebe perfekt sein kann. Dafür muss man doch absolut gleich sein damit man eine makellose Beziehung auferhält. Oder etwa nicht? Ich bin jetzt schon 16 aber hatte bis jetzt nur eine "Beziehung" die einen Monat hielt - wenn es denn überhaupt ein Monat war. Im Schlepptau latsche ich die 3 Stockwerke bis zu unserer Wohnung hinauf, öffne die Tür und ziehe mich bückend meine Schuhe aus. Jeden Tag dieser Schulranzen, welcher bestimmt mehr als 8 Kilo wiegt. Nicht mal Herkules schafft das! Todmüde falle ich auf mein Bett in einem wie immer völlig chaotischen Zimmer über welches sich meine Mutter so oft beschwert. Wie zum Beispiel jetzt, als sie die Tür zu meinem Zimmer öffnet. "Kannst du nicht endlich mal dein Zimmer aufräumen?!", fragt sie mich ärgerlich und hebt dabei zwei verschiedene Socken die vor ihren Füßen liegen auf. "Aber es ist so uuuuunordentlich, kein "Einsatz in 4 Wänden"-Team schafft das!", quäle ich aus mir förmlich heraus. "Du bist wirklich faul ohne Ende, weisst du das?", bringt sie verärgert hervor und geht ins Bad um die Socken in den Waschkorb zu werfen. Wem mach ich was vor? Ich wirke wie ein Wrack. Oder die Titanic. Versunken. Einsam. Zwar habe ich den ein oder anderen Freund, aber ich bin nach der Schule sogar zu faul um raus zu gehen und schlafe daraufhin immer im Bett ein in das ich mich, wenn ich nach hause komme werfe. Lustlosigkeit in ihrer höchsten Form. Ausgeprägter als alles andere bei mir. Meine Mutter ruft nach: "Du könntest jetzt wenigstens mal aufstehen und mir helfen das Essen zu kochen. Oder den Müll raustragen! Oder wenigstens Staubsaugen!" "Warum willst du das alles machen?", frage ich gequält. "Niemand hat dich gezwungen..." "Jetzt tuh nicht so wehleidig und hilf mir, Naoki!" Ziemlich verärgert schließt sie mit diesen Worten die Zimmertür und fängt nun deutlich hörbar an zu Staubsaugen. Ich decke mich zu und dreh mich zur Wand an der mein Bett steht. "Einfach nur schlafen.", denk ich mir. "Einfach nur schlafen..." Katonk! Irgendwas ist auf meinen Kopf geflogen. "Ah!", schreie ich auf. "Was zum...?!" ich stütze mich mit den Ellen auf dem Bett auf und drehe mich hin und her um zu sehen was auf meinem Kopf abgeprellt ist. Neben mir liegt auf ein mal ein kleiner Stein. Nein. Ein sehr kleiner Diamant. "Wow... sieht hochwertig aus.", sage ich mir selbst und nehme ihn in die Hand. Er ist vielleicht gerade mal etwas größer als der Fingernagel von meinem Daumen und sieht dennoch teuer aus. Er glänzt unglaublich hell. Man könnte meinen er strahlt. Als würde er eine Millionen Euro kosten. Ich halte ihn gegen das Licht. "Der ist unglaublich schön...", sage ich leise. Aber Moment! Er ist etwas dreckig. Schnell stehe ich mit dem kleinen Diamant in der Hand auf und gehe ins Badezimmer, wo ich ihn mit Seife säubere. Ich reibe immer fester doch der Dreck will kaum verschwinden. Erst als ich ihn noch ein mal mit dem Handtuch abtrockne ist der Dreck weggerieben. "Woooow... jetzt ist er noch schöner!", meine ich als ich ihn auf meiner rechten Handfläche betrachte. Nur ist irgendetwas anders an dem Diamant seit ich ihn gewaschen gerade gewaschen habe. Er beginnt immer heller zu leuchten. Er wird immer heller und heller. "Wie... wie geht das denn?", frage ich mich. "Mum! Der Diamant... er leuchtet immer mehr und mehr!" "Was sagst du Naoki? Ich höre dich nicht! Der Staubsauger ist so laut!!", ruft sie vom Wohnzimmer aus, welches sich nur ein paar Meter vom Bad entfernt befindet. Doch zu spät: Der Diamant... er leuchtet so stark, dass ich von einem gleissenden, weissen Licht umgeben bin. Es ist, als würde ich in einem Raum stehen, der keine Türen und keine Fenster hat und nur weiss gestrichen ist. Als gäbe es kein Ende in diesem Raum. Ein Wechsel. Schwarz. Alles ist schwarz. Ich kann nicht mal mehr meine eigene Hand sehen so dunkel ist es. Es passiert so viel auf ein mal, sodass ich völlig fassungslos dastehe. Mit weit aufgerissenen Augen und einem weit aufgerissenem Mund. Ein Moment in dem ich nicht weiss, was ich von ihm halten soll. Soll ich jetzt weinen? Soll ich um Hilfe rufen? Hört mich überhaupt jemand? Bin ich denn überhaupt noch im Badezimmer? Alles um mich herum... alles geschieht in wie in einem Zeitlupentempo. Vielleicht ist ja auch alles nur ein Traum. Ich hatte schon oft sehr realistische Träume, aber es macht mir am meisten Angst, dass mir dieser so echt vorkommt. Es ist nicht warm, aber auch nicht kalt. Nein, nicht mal das Wort lauwarm passt beschreibt die Temperatur in diesem monotonen Raum. Langsam öffne ich die Augen. Hatte ich die Augen geschlossen? Ich könnte schwören, dass sie geöffnet waren als das alles geschehen ist. Doch ich öffne die Augen bemerke, dass ich mit dem Kopf zur Wand in meinem kuscheligen Bett liege. Ich seufze tief. "Gott sei Dank... war wohl nur ein Traum.", sage ich leise. Ich drehe mich langsam um und blicke erschrocken auf. Das was ich jetzt sehe kann unmöglich wahr sein. Es kann nicht sein! Wie denn auch? Ich blicke an mir herunter. Nichts hat sich verändert, ich bin immer noch ich. Doch wie kann es nur möglich sein, dass ein Junge, der absolut genau so aussieht und genauso groß ist wie ich in meinem Bett liegt?! Schweiß tropft von meiner Stirn. Ich dachte schon ich kriege einen Herzinfarkt. Doch das, was da neben mir liegt und tief und fest schläft, kann doch unmöglich ich sein. Das kann ich nicht sein! Nie im Leben! Ich habe doch vor 5 Minuten noch im Badezimmer gestanden und den Diamant betrachtet. Mit einer Faust schlage ich auf die Matratze ein. "Nein... nein! Das ist nicht möglich... das kann einfach nicht sein. Lass endlich diesen Traum vorbei sein!", murmle ich in mich hinein als ich mich herangezogenen Beinen und verschränkten Armen auf meinem Bett sitze. "Sei... sei nicht so laut...", murmelt der Junge neben mir mit geschlossenen Augen und dreht sich ein wenig hin und her. Er fasst mir urplötzlich auf meinen Bauch. "Na... Naoki? Süßer...", flüstert er und geht langsam an mir entlang hoch. Ich schlucke langsam und etwas zitternd. Es ist doch wohl nicht auch noch ernstgemeint, dass der Kerl mich liebt oder was??? Ich habe Gänsehaut. Er kommt mir immer näher. Und das auch noch wo ich und er nur in Boxershorts im Bett sind. Wie in aller Welt kann das, was ich gerade erlebe nur kein Traum sein? Er küsst mich einfach nur. Mit Zunge. Er drängt mich auf das Bett und küsst mich. Langsam und zärtlich. Und während er mich küsst streicht er langsam über meine Brust. Ich kann nicht glauben was hier gerade vor sich geht. Wo ist denn nur meine Mum? Spielt sie denn in diesem Traum garkeine Rolle? Er hört auf mich zu küssen und legt seinen Kopf langsam auf meine Brust und hält mich an beiden Händen fest. Das verrückteste ist aber immer noch, dass er aussieht wie ich. Sogar die Muttermale auf dem Bauch und an den Armen sind an den absolut selben Stellen wie bei mir. Es ist wie als ob ich gerade meinen Zwilling geküsst hätte. Der selbe Haarschnitt, die selbe Haarfarbe, die selben Muttermale, die selbe Größe. Ich wage beinahe zu vermuten, dass das wirklich ich bin was mir da gerade die Brust von oben nach unten ableckt. Ich schließe nur die Augen und sage nichts, in der Hoffnung, dass ich ich gleich aufwachen würde. Aber wie es aussieht kann ich darauf lange warten. Nichts passiert. Er umarmt mich fest. Oder man bessergesagt ICH umarme MICH fest. Langsam versuchte ich etwas hervorzubringen. "W-...wie... h-...", ich breche ab. Ich habe einen Kloß im Hals. Ich kann vor lauter Verwunderung schon garnichts mehr sagen. "Wie heisst... du?" "Naoki. Das weisst du doch Süßer.", meint er mit versüßlichter Stimme und umarmt mich fester. Ich fühle wie meine Haut auf mir aufliegt. Ich fühle einfach, dass es meine Haut ist die da an meiner eigenen aufliegt. Es scheint wohl wirklich, als würde ich plötzlich 2 mal existieren. Aber wie um alles in der Welt kann ich denn mit mir selbst eine Beziehung haben. Ich weiss ja, dass ich schwul bin aber das hier ist doch einfach merkwürdig. Ich bringe einfach kein Wort mehr hervor. Mir gehen gerade viel zu viele Fragen durch den Kopf als, dass ich noch irgendetwas aussprechen könnte. Er hört plötzlich auf mich zu umarmen, stützt sich mit den Armen über mir ab und sieht mich verliebt an. "Du bist so... so wundervoll.", schwärmt er. Mein Atem. Er kommt mir direkt entgegen. Irgendwie scheint es mein zweites Ich nicht zu interessieren ob ich ihm ähnle oder nicht. Richtig selbstverliebt. Kann ich sowas überhaupt? Auf mich selbst stehen? Das klingt ja schon fast etwas absurd worüber ich mir Gedanken mache. Langsam befürchte ich, dass das alles kein Traum ist. Alles was gerade passiert, fühlt sich so extrem echt an. Es kann kein Traum sein. Es ist kein Traum. Aber wie kann es nur sein, dass ich in mich selbst verliebt bin? "Naoki" kommt mir langsam wieder näher und küsst mich wieder. Lange und zärtlich. Es ist Nachts. 3 Uhr Nachts. Und ich küsse mich selbst. Kapitel 2: Ich bin du. Du bist ich. Ich liebe dich. --------------------------------------------------- Es ist sieben Uhr und ich liege seit drei Uhr früh mit meinem Dubel im Bett. Er hat mich eng umschlungen. Würde ich mich auch so verhalten wenn ich mit jemandem zusammen bin? Ich weiss es nicht. Jedenfalls ist er um halb vier einfach auf mir eingeschlafen. Und ich konnte natürlich überhaupt nicht schlafen. Es ist einfach zu merkwürdig sich selbst auf sich liegend zu sehen. Wie ein Spiegelbild das den freien Willen ergriffen hat. Ich frage nur, was mit meiner Mum ist. Findet sie es nicht seltsam, dass ich mit dieser exakten Kopie in meinem Bett liege? Ehe ich über sie nachdenke geht auch schon die Tür auf. Sie steht erst kurz sprachlos da. Dann lächelt sie fröhlich und sagt: "Ihr zwei seid euch wirklich ähnlich. Es ist wirklich schön zu wissen dass du endlich einen Freund hast." Munter schließt sie die Tür als wäre heute sowas wie ihr "Lucky-Day". Habe ich sie gerade richtig verstanden? Sie freut sich für mich? Ich sollte mal wieder zum Ohrenartzt gehen. Bestenfalls noch gleich zum Augenartzt. Sie freut sich für mich, obwohl dieser Junge der gerade auf mir draufliegt ich selbst bin? Ich fände es jedenfalls SEHR merkwürdig wenn ich ein Kind hätte, dass mit einer Kopie seiner selbst im Bett liegt und dazu auch noch mit ihr ZUSAMMEN ist. Langsam versuchte ich meinen Pseudo-Zwilling von mir herunter zu nehmen, welcher mich schon beinahe erdrückt. Ich stehe auf, schleiche zur Zimmertür und öffne sie langsam. "Kommst du gleich wieder?", dringt aus meinem Bett müde hervor. "Äh... ja... sicher...", bringe ich leise hervor. Ich weiss ja sowieso nicht mehr was ich sagen soll. Ich gehe ins Wohnzimmer in dem meine Mutter gerade diese dämliche Morgensendung im Fernsehen anschaut. "Mum... was... was ist gestern eigentlich passiert nachdem du in meinem Zimmer warst und gesagt hast ich soll aufräumen?", werfe ich einfach mal leise in den Raum, in der Hoffnung sie würde nicht allzu verwirrt reagieren. "Das frägst du?", bringt sie lachend hervor und meint "Nachdem du den Müll ausgeleert hast, bist du kurz weg gewesen und hast gesagt, dass du einen Freund abholen musst. 20 Minuten später bist du wieder gekommen mit diesem netten Kerl der total wie du ist. Ich wusste ja garnicht, dass du einen Freund hast Naoki. Ich freue mich so für dich." Ich mich aber nicht für mich. Es scheint als wäre ich da gewesen. Aber was ist mit diesem Diamant? Wo ist er hin? Ich hatte ihn bis ich aufgewacht bin in der Hand. "Ich habe den Müll ausgeleert sagst du?", frage ich noch ein mal nach. "Aber klar, du warst kurz im Bad. Da hast du mir was zugerufen. Dann bist du zu mir gekommen als ich den Stecker ausgesteckt hab und hast gesagt, dass du jetzt den Müll rausbringen würdest.", meint sie mit einem immer noch ganz erfreutem Gesicht. Kurz herrscht Stille. Nur der Fernseher läuft während ich etwas betrübt drein schaue. Nach einer kurzen Weile frage ich wieder: "Und das hab ich wirklich gesagt?" "Ja. Du hast endlich jemaden gefunden der dir ähnlich ist. Seit wann kennst du ihn denn schon?" Was soll ich darauf antworten? Wie lange ich ihn kenne? Jetzt muss ich mir was einfallen lassen. Wenn ich ihr erzählen würde was wirklich passiert ist, würde sie mich in der nächsten Psychatrie anmelden. "2 Tage... äh nein! 2 Monate. Moment ich glaube... also 2 Wochen... oder so...", murmle ich schon fast in mich hinein. Ich kann nicht gut lügen. Nach dem was alles passiert ist bin ich auch viel zu verwirrt um klar zu denken. "Du scheinst ja noch richtig müde zu sein. Warst du schon wieder so lange wach?" "Ich glaube ich konnte nur nicht gut schlafen, das ist alles.", sage ich, weil mir gerade nichts anderes einfällt. "Geh wieder zu deinem Freund sonst vermisst er dich ja noch.", meint sie mit einer überglücklichen Lächeln. Ich glaube, dass sie sich schon immer gewünscht hat, dass ich jemanden habe, der auf mich aufpasst oder der bei mir ist. Sie wirkt so erleichtert. Ich nicke und gehe still und langsam wieder in mein Zimmer, wo mich mein Zwilling mit gesenkten Augenliedern betrachtet. Dann greift er mit den Armen in die Luft und greift nach mir. "Komm her...", flüstert er müde. Ich weiss nicht wieso. Ich will glaube ich einfach sehen, wie es ist von jemandem geliebt zu werden. Also setze ich mich neben "mich", bin still und warte einfach ab was passiert. Er legt seinen linken Arm um mich und küsst mir langsam von links nach rechts den Rücken ab, während er meinen rechten Arm streichelt. Es fühlt sich schön an, aber es ist irgendwie schon merkwürdig. "Sag mir doch wer du bist...", frage ich ihn mit leichter verzweiflung in meiner Stimme. "Ich bin du. Du bist ich. Ich liebe dich." Dieser Satz hat sich in meine Gedanken gebrannt. Ich bin sprachlos. Ich sitze nur da und blicke still auf den Boden, während ich auf dem Bettrand sitze. "W-... wieso solltest du mich lieben? Ich kenn dich doch eigentlich garnicht...", bringe ich nur sehr leise hervor. "Bist du dir da sicher?", frägt er mit hörbar froher Stimme und legt den seinen Kopf mit geschlossenen Augen zufriedenwirkend auf meine Schulter. "Du bist genau wie ich. Lass mich raten: Du isst am liebsten Mikado-Stäbchen, dein Lieblingsgetränk ist Cola, deine Lieblingsfarbe ist Grün, dein Sternzeichen ist Zwillinge, du bist 16 Jahre alt und bist schwul." Und in allen 6 Punkten die er aus dem Stegreif aufgelistet hat liegt er richtig. Jetzt streichelt er mir über die Haare: "Du bist nicht anders als ich, ich bin absolut genauso wie du. Ich weiss selbst nicht wie es sein kann, dass ich existiere. Ich komme mir vor als wäre ich einfach so geboren worden. Ich liebe dich einfach, Naoki." Nachdem er das gesagt hat, stütze ich mich mit meinen Armen auf meinen Knien ab und lege meine Hände seufzend vor mein Gesicht. Mein Doppelgänger daraufhin: "Du frägst dich bestimmt wieso, ich dich liebe hm? Ich... ich weiss es selbst nicht. Du bist für mich einfach wundervoll, weil du für mich wie ein Bruder bist, dadurch dass wir uns aufs Haare ähneln. Lass mich einfach nur bei dir sein. Ohne dich... fühle ich mich so... so alleine." Fest legt er die Arme um mich. Er legt den Kopf tief über meine Schulter. Tropfen fallen auf meine nackten Beine. Er weint. Er wirkt plötzlich einfach nur noch so, als würde er geliebt werden wollen. "Ich existiere. Ohne Geburt. Es ist so seltsam aber wahr. Bitte, lass mich mit dir zusammen sein, Naoki...", er umarmt mich noch fester, dreht den Kopf nach rechts und berührt meine Lippen als ich mich noch mal mit dem Kopf zu ihm drehe. Während er weint küsst er mich. Er kann nicht anders. Es ist wieder still. Man hört nur die Dumpfen Geräusche die aus dem Fernseher im Wohnzimmer hervordringen. Es ist bereits 9 Uhr und in gewisser Hinsicht ist er wirklich wie ich. Ich möchte auch nur von jemandem geliebt werden und habe deswegen öfters geweint... und jetzt? So wird man von sich selbst geliebt. Das kommt einem beim hören schon ziemlich ironisch vor. Es ist kein Traum, denn kein Traum dauert so lange. Er lässt mich wieder los und hört auch auf mich zu küssen. Sieht mich aber immer noch traurig an. Tief einatmen, tief ausatmen, woraufhin ich ihm über die Wange streichle. "In Ordnung... ich kann... ich kann bei dir sein...", sage ich beruhigend, obwohl ich nicht weiss was aus so einer Beziehung werden soll. Dieser Junge ist ein exaktes Ebenbild meiner selbst, also hat er auch die selben Vorlieben und Interessen. Das kann eigentlich nur eine gute Beziehung ergeben, schließlich kann ich ihm was vorschlagen, und er hat auch Lust dazu. "Ich habe noch eine Frage, Naoki." Das ist das erste mal, dass ich jemanden mit meinem Namen anspreche. "Kennst du meine Schule, meine Freunde und so?", frage ich ihn schief blickend. "Ich kenne sie nicht, nein. Entschuldige, dass ich mich schon diese Nacht so an dich rangemacht habe, ich war einfach nur verwirrt.", entschuldigt er sich noch nebenbei und schnieft dabei auf, wobei er sich die Augen reibt. Also existiert nur meine Persönlichkeit ein zweites mal. Er selbst hat aber keine Ahnung von Verwandten, Freunden der Schule oder sonstigen Sachen. Ich muss das erste Wesen sein, das er zu Gesicht bekommen hat. "Nimmst du mich noch mal in den Arm, Naokiii~?", frägt er. Es ist irgendwie niedlich. Moment! Ich habe mich gerade selber niedlich genannt? Kapitel 3: Kein Richtiger Klon Mehr ----------------------------------- Wann hören die endlich auf uns anzustarren? Ich und mein Zwilling sitzen gerade mal seit 10 Minuten in diesem kleinen Café um die Ecke. Beide mit den selben Klamotten. Ich glaube wir fallen irgendwie auf, da uns alle Leute im 4-Sekunden Takt anglotzen. Es kommt mir immer noch vor, als würde ich in einen Spiegel schauen. Besonders, weil er gerade vor mir sitzt. Vor uns stehen 2 Tassen Kakao und 2 Teller mit Schokoladenkuchen. Ohne das wir uns irgendetwas gesagt haben, haben wir die selben Dinge ausgewählt. Eigentlich sieht er garnicht mehr so betrübt aus wie vor ein paar Stunden. Er rührt einfach seinen Kakao um, wobei er ganz still dasitzt. Ich weiss ganz genau, dass ich, wenn ich meinen Kakao umrühre ganz genau so aussehe. Das macht mir fast schon Angst. "Das macht dir Angst oder?", frägt er plötzlich. Ich daraufhin: "Was? Angst? N-Nein...!" "Sicher doch, glaubst du ich weiss das nicht? Mir macht's doch auch schon fast Angst.", meint er und blickt zum Fenster raus. Kann ich mich selbst lieben? Mir geht ständig diese Frage durch den Kopf. Was soll ich bloß mit jemandem, der genauso wie ich ist anstellen. Ich kann mit ihm fast alles machen und er hat auch Lust dazu. Ich mache noch einen Test, indem ich schnell eine Packung mit Mikado-Stäbchen raushole. "Kann ich auch eins haben?", frägt er. Herrje, es war so selbstverständlich, dass es schon fast sinnlos ist ihn einem solchen Test zu unterziehen. "Klar..." Ich gebe ihm ein Stäbchen über den Tisch. Ich nehme mir auch eins raus und beiße im selben Moment wie er ab. "Machst du mich absichtlich so nach?", bringe ich ihm entgegen. "Wieso? Das so esse ich die doch immer...", meint er und knabbert noch ein klein wenig die Schokolade von der Seite ab. Dabei knabber ich doch immer die Schokolade so ab. Einen Moment lang Stille. Plötzlich betritt ein mysteriöses Mädchen das Café. Lange, weisse Haare sodass man meinen könnte sie wären aus Silber, Schwarze Schuhe, ein kristallblauer Rock vielleicht gerade noch bis zu den Knien ging und ein schwarzes, kurzärmliches, enges Oberteil. Sie bestellt auch nichts, sondern setzt sich ohne Nachfrage neben mich an den Tisch, wobei sie mein Dubel und ich verdutzt anschauen. Da legt sie auf einmal eine Karte auf den Tisch, auf der aufgezeichnete schwarze Rose einen Rahmen bilden sind, die sich nach innen um zwei lilane Herzen schlingen. Dabei im Hintergrund 2 Zwillinge die sich Küssen. Sie flüstert in mein Ohr: "Wie war denn die Nacht?" bewegt sich wieder von meinem Ohr weg und hält die Karte mit dem Zeige- und Mittelfinger mit der linken Hand in die Luft. "Muss Spaß gemacht haben, was?", meint sie, setzt ein freches grinsen auf, holt einen Notizblock hervor und kreuzt etwas an. "Damit wäre mein nächster Fall erledigt.", kichert sie und steckt den Block wieder in ihre Tasche. "Wa-...", versuche ich etwas hervor zu bringen. Sie darauf: "Nein, nein. Nicht doch. Sag nichts. Du frägst mich was ich gemacht habe? Ich habe den kleinen Diamant in dein Zimmer geworfen und ihn davor mit der Karte verflucht. Tja, und jetzt hast du deinen Partner. Ein Zwilling." Bestaunend beobachte ich wie sie die Karte auf ihrem Zeigefinger in der Luft dreht, woraufhin diese verbrennt, was wohl keiner außer ich und mein "Klon" mitbekommen haben. "Und ohne die gibt's kein zurück. Also los, küsst euch mal.", lehnt sie sich auf ihren Beinen ab und lächelt mich glücklich an. "Wie... wie bitte?!", frage ich entsetzt, wobei sie doch eigentlich ganz glücklich aussah. "Na ihr seid doch zusammen!", ruft sie und blickt verärgert auf: "Da helfe ich mal wem, dass er einen perfekten Partner hat und das ist der Dank dafür! Tz." Empört schaut sie weg und legt ein über das Andere. Dabei fällt mir auf, dass sich niemand mehr im Lokal bewegt: "Was zu-...?!" Sogar mein Doppelgänger bewegt sich nicht mehr. Nur noch ich und dieses unverschämte Mädchen, das gerade ihre Haare verärgert nach hinten wirft. "Na schön. Was soll ich denn an deinem Dubel verändern?", fordert sie mit verschränkten Armen. "Ich will ihn doch garnicht!!", schrei ich sie an. Dabei hebt sie nur ihre Hand vor ihren Mund und gähnt laut: "Oh Gott, sei doch nicht so laaaangweilig.", sieht mich daraufhin müde an und fügt hinzu: "Sag mir doch was du für nen Kerl willst, ich kann noch einiges ändern." "Aber ich..." Ich weiss nicht was ich sagen soll. "Sags mir einfach. Ich mach dir voll den coolen Kerl." "Aber er soll doch nicht absolut genauso wie ich sein!" Ich setze mich hin und halte mir gestresst die Hand vors Gesicht. Ich kann einfach nicht fassen was sie mir da gerade anbietet. "Ist das also alles? Er soll nur nicht GANZ so wie du sein?", lacht sie auf und setzt fort "Na dann ist ja alles klar!", hebt die Hand, schnipst mit den Fingern und ist auf einen Schlag davon. "Wo... wo ist sie hin?" "Wen meinst du?", bringt der andere Naoki hervor. Hat sie jetzt etwa dafür gesorgt, dass sie nie da gewesen ist? Ich blicke zu dem anderen Naoki über den Tisch. Dieser hat leicht die Augenlieder gesenkt und hört plötzlich Musik. Seine Haare sind aus heiterem Himmel schwarz geworden, trägt eine Rot-Schwarz karierte Jacke, schwarze, fingerlose Handschuhe, ein schwarzes Unterlippenpiercing und eine weiß-schwarz karierte Kappe. Kommt einem ja schon fast Emo-mäßig vor. Ich spreche ihn noch ein mal an: "Na-... Naoki?" Wieder ein mal in der Verwunderung gerade wieder meinen Namen mir selbst zugesprochen zu haben. "Naoki? Redest du schon wieder mit dir selbst oder warum siehst du mich jetzt an?", meint er lachhaft. "Hä? Aber du bist doch..." "Ich bin Ryo. Du bist Naoki, ja?", lacht er aus sich raus. RYO?! Das ist meinem Namen doch überhaupt nicht ähnlich! Was hat diese verrückte Hexe eigentlich angestellt??? Er ähnelt mir so plötzlich kaum noch. Er ist irgendwie gelassener als ich es bin. Ist das vielleicht meine "coole Seite"? Ich schüttle verwirrt den Kopf und blicke daraufhin in meine Leere Tasse Kakao in der ein Zettel liegt, der zuvor nicht darin lag. "Danke für den Kakao!", lese ich verblüfft auf dem winzigen Zettel mit einem grinsenden Gesicht von diesem Mädchen. Ich zeige auf die Tasse und blicke "Ryo" mit großen Augen an: "Sieh-... siehst du diese Karte???" Ich schiebe die Tasse näher zu ihm, woraufhin er sich leicht beugt um nach dem Stück Papier zu sehen: "Was für 'nen Zettel?" "Aber da war doch grade...!" Ich schiebe die Tasse wieder zu mir und glotze verdutzt ins Leere. Ein paar übriggebliebene Tropfen Kakao. Sonst nichts. Was ist das nur für eine verwirrende Göre die mir hier versucht das Leben zu erschweren? Besorgt ich lege meinen Kopf schief auf meine Arme die ich auf dem Tisch geradeaus nach vorne Strecke. "Gibt's irgendein Problem, Süßer?", frägt er mich. "Du sagst immer noch Süßer zu mir?", blicke ich ihn verwirrt an. "Was ist denn das für 'ne Frage, du bist doch mein Lieblings-Uke.", lächelt er mich an und streichelt mir über die Haare. "U-... UKE?!", stütze ich mich sofort wieder mit meinem Armen auf dem Tisch auf, wobei er mich überrascht ansieht. Seme und Uke. So sieht er das jetzt also. Ich sacke schon wieder leicht zusammen und lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen. "Das gibts doch nicht...", säusle ich aus mir raus. Vielleicht sollte ich einfach mal mit machen und abwarten was passiert. Seme's übernehmen ja bekanntlich die Oberhand. "Du hast doch deinen Kakao ausgetrunken, Naoki. Dann können wir dir doch mal andere Oberteile kaufen gehen, oder?" Einfach nicken. Er wird schon wissen... ich werd' schon wissen was ich tu'. Nach meinem stillen nicken, steht er bereit auf: "Komm!" und nimmt mich fest am Arm. Er reißt mich förmlich mit aber ich möchte einfach mal sehen was er tut wenn ich ihm nicht wiederspreche. Und ehe man sich versieht stehen wir schon im örtlichen Einkaufzentrum. Wir sind schon durch X Läden durchgelatscht und haben zigtausend Modeabteilungen durchwühlt. Er hat dabei fast wie ein wildes Tier das im Müll wühlt gewirkt. So sitze ich jetzt mit einem rosanen, mir eine Nummer zu großem Hemd da, das ein Häschen vorn drauf hat. Es ist mir zwar peinlich aber ich finds ja doch irgendwie niedlich. Er hat gerade Nudeln gekauft. Woher auch immer er das Geld hat, ich bin mir doch sicher, dass das Mädchen wieder dafür verantwortlich ist, dass er plötzlich einen 100-Euro-Schein dabei hat. Also steht er vor mir: "Hier nimm." Wollte ich welche? Er hat sie ohne zu fragen gekauft. Aber da ja heute so ein "schöner Tag" ist nehme ich einfach mal das kleine "Paket" mit den Nudeln, woraufhin er sich neben mich auf die Bank setzt. "Du darfst sie essen. Was ist?" "Wieso kaufst du mir denn überhaupt was?", bringe ich ihm entgegen. "Weil ich für dich nur das allerbeste will, mein kleiner.", sagt er und umarmt mich fröhlich. Bin ich rot im Gesicht? Ich weiss nicht. Irgendwie ist mir so warm. Er ist zwar noch eine Kopie von mir, aber kein richtiger Klon mehr. Ich finde das jetzt irgendwie wesentlich besser als zuvor, aber kann es sein, dass ich jetzt tatsächlich auf mich selbst stehe, nur weil er jetzt etwas anders ist als zuvor? Argh... mein Hirn platzt gleich, wenn das so weiter geht! Im Umfeld von mindestens 20 Metern blickt uns jeder zweite Kunde an. Ich schätze ich bin nich nur rot im Gesicht, sondern schwitze auch schon wie ein Wasserfall. "Oh warte! Du hast was!", blickt er mich mit halbvollem Mund an. Er schluckt runter und zeigt mit den Essstäbchen auf eine Stelle neben meinem Mund. Dann kommt er mir auf ein mal näher und näher, während ich mich immer weiter und weiter nach hinten dehne, hochrot angelaufen, in der Hoffnung, dass hiervon gerade keine Aufnahmen gemacht werden. Zu spät. Ein paar Leute schießen schon Fotos. Er leckt meine Backe ab. Ich glaub ich sterbe! Dann geht er wieder von meinem Gesicht weg: "Du hattest da noch einen Nudelrest!" "Wäää", heul ich vor mich hin. "Das hättest du mir auch so sagen können!", und wedle aufgeregt mit den Armen auf und ab. "Oh, du hättest deine Reaktion sehen sollen. Du sahst so niedlich aus als du dich gewundert hast was ich vorhatte!", meint das Dubel glücklich und isst weiter, weil's ihn wohl gar nicht stört, dass uns gerade so viele Menschen dabei zugeschaut haben. Wenn uns dabei 200 Leute zusehen ist es ihm wahrscheinlich auch egal. Mir grinsend winkt in einer Ecke dieses Mädchen mit einem Fernrohr in der Hand zu. "Hey d-..." Ich versuche was zu sagen. Ryo jedoch hält mir gerade die Hand vor den Mund. mich schon wieder fest in seinen Armen. "So ist das doch schon viel besser, hahaha...", kichert sie mir amüsiert zu und verschindet wieder um die Ecke. Sie genießt es. Ich liege in seinen Armen und es ist mir angenehm. Oh Gott, ich fange an mich selbst toll zu finden... Hosted by Animexx e.V. 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