Ich Bin Das Beste Was Mir Je Passiert Ist ♂ von Stray ================================================================================ Kapitel 1: Diamantenpflege -------------------------- Frühling. Meine Lieblingsjahreszeit. Es ist Freitag und ab Morgen sind zwei Wochen Ferien. Ich heisse Naoki und gehe in die neunte Klasse. Ich unternehme nicht wirklich viel, weil ich meistens alleine Zuhause faulenze. Am liebsten hätte ich nur jemand der immer bei mir ist, und mit dem ich immer etwas tun könnte. Doch die Freunde, die ich habe, wohnen weiter weg, sodass man meistens länger als eine Stunde mit dem Zug benötigt. Und wenn ich auf dem Heimweg durch die Stadt gehe, dann sehe ich lauter glückliche Päärchen, was mich dann noch zusätzlich fertig macht. Doch manchmal frage ich mich wie Liebe perfekt sein kann. Dafür muss man doch absolut gleich sein damit man eine makellose Beziehung auferhält. Oder etwa nicht? Ich bin jetzt schon 16 aber hatte bis jetzt nur eine "Beziehung" die einen Monat hielt - wenn es denn überhaupt ein Monat war. Im Schlepptau latsche ich die 3 Stockwerke bis zu unserer Wohnung hinauf, öffne die Tür und ziehe mich bückend meine Schuhe aus. Jeden Tag dieser Schulranzen, welcher bestimmt mehr als 8 Kilo wiegt. Nicht mal Herkules schafft das! Todmüde falle ich auf mein Bett in einem wie immer völlig chaotischen Zimmer über welches sich meine Mutter so oft beschwert. Wie zum Beispiel jetzt, als sie die Tür zu meinem Zimmer öffnet. "Kannst du nicht endlich mal dein Zimmer aufräumen?!", fragt sie mich ärgerlich und hebt dabei zwei verschiedene Socken die vor ihren Füßen liegen auf. "Aber es ist so uuuuunordentlich, kein "Einsatz in 4 Wänden"-Team schafft das!", quäle ich aus mir förmlich heraus. "Du bist wirklich faul ohne Ende, weisst du das?", bringt sie verärgert hervor und geht ins Bad um die Socken in den Waschkorb zu werfen. Wem mach ich was vor? Ich wirke wie ein Wrack. Oder die Titanic. Versunken. Einsam. Zwar habe ich den ein oder anderen Freund, aber ich bin nach der Schule sogar zu faul um raus zu gehen und schlafe daraufhin immer im Bett ein in das ich mich, wenn ich nach hause komme werfe. Lustlosigkeit in ihrer höchsten Form. Ausgeprägter als alles andere bei mir. Meine Mutter ruft nach: "Du könntest jetzt wenigstens mal aufstehen und mir helfen das Essen zu kochen. Oder den Müll raustragen! Oder wenigstens Staubsaugen!" "Warum willst du das alles machen?", frage ich gequält. "Niemand hat dich gezwungen..." "Jetzt tuh nicht so wehleidig und hilf mir, Naoki!" Ziemlich verärgert schließt sie mit diesen Worten die Zimmertür und fängt nun deutlich hörbar an zu Staubsaugen. Ich decke mich zu und dreh mich zur Wand an der mein Bett steht. "Einfach nur schlafen.", denk ich mir. "Einfach nur schlafen..." Katonk! Irgendwas ist auf meinen Kopf geflogen. "Ah!", schreie ich auf. "Was zum...?!" ich stütze mich mit den Ellen auf dem Bett auf und drehe mich hin und her um zu sehen was auf meinem Kopf abgeprellt ist. Neben mir liegt auf ein mal ein kleiner Stein. Nein. Ein sehr kleiner Diamant. "Wow... sieht hochwertig aus.", sage ich mir selbst und nehme ihn in die Hand. Er ist vielleicht gerade mal etwas größer als der Fingernagel von meinem Daumen und sieht dennoch teuer aus. Er glänzt unglaublich hell. Man könnte meinen er strahlt. Als würde er eine Millionen Euro kosten. Ich halte ihn gegen das Licht. "Der ist unglaublich schön...", sage ich leise. Aber Moment! Er ist etwas dreckig. Schnell stehe ich mit dem kleinen Diamant in der Hand auf und gehe ins Badezimmer, wo ich ihn mit Seife säubere. Ich reibe immer fester doch der Dreck will kaum verschwinden. Erst als ich ihn noch ein mal mit dem Handtuch abtrockne ist der Dreck weggerieben. "Woooow... jetzt ist er noch schöner!", meine ich als ich ihn auf meiner rechten Handfläche betrachte. Nur ist irgendetwas anders an dem Diamant seit ich ihn gewaschen gerade gewaschen habe. Er beginnt immer heller zu leuchten. Er wird immer heller und heller. "Wie... wie geht das denn?", frage ich mich. "Mum! Der Diamant... er leuchtet immer mehr und mehr!" "Was sagst du Naoki? Ich höre dich nicht! Der Staubsauger ist so laut!!", ruft sie vom Wohnzimmer aus, welches sich nur ein paar Meter vom Bad entfernt befindet. Doch zu spät: Der Diamant... er leuchtet so stark, dass ich von einem gleissenden, weissen Licht umgeben bin. Es ist, als würde ich in einem Raum stehen, der keine Türen und keine Fenster hat und nur weiss gestrichen ist. Als gäbe es kein Ende in diesem Raum. Ein Wechsel. Schwarz. Alles ist schwarz. Ich kann nicht mal mehr meine eigene Hand sehen so dunkel ist es. Es passiert so viel auf ein mal, sodass ich völlig fassungslos dastehe. Mit weit aufgerissenen Augen und einem weit aufgerissenem Mund. Ein Moment in dem ich nicht weiss, was ich von ihm halten soll. Soll ich jetzt weinen? Soll ich um Hilfe rufen? Hört mich überhaupt jemand? Bin ich denn überhaupt noch im Badezimmer? Alles um mich herum... alles geschieht in wie in einem Zeitlupentempo. Vielleicht ist ja auch alles nur ein Traum. Ich hatte schon oft sehr realistische Träume, aber es macht mir am meisten Angst, dass mir dieser so echt vorkommt. Es ist nicht warm, aber auch nicht kalt. Nein, nicht mal das Wort lauwarm passt beschreibt die Temperatur in diesem monotonen Raum. Langsam öffne ich die Augen. Hatte ich die Augen geschlossen? Ich könnte schwören, dass sie geöffnet waren als das alles geschehen ist. Doch ich öffne die Augen bemerke, dass ich mit dem Kopf zur Wand in meinem kuscheligen Bett liege. Ich seufze tief. "Gott sei Dank... war wohl nur ein Traum.", sage ich leise. Ich drehe mich langsam um und blicke erschrocken auf. Das was ich jetzt sehe kann unmöglich wahr sein. Es kann nicht sein! Wie denn auch? Ich blicke an mir herunter. Nichts hat sich verändert, ich bin immer noch ich. Doch wie kann es nur möglich sein, dass ein Junge, der absolut genau so aussieht und genauso groß ist wie ich in meinem Bett liegt?! Schweiß tropft von meiner Stirn. Ich dachte schon ich kriege einen Herzinfarkt. Doch das, was da neben mir liegt und tief und fest schläft, kann doch unmöglich ich sein. Das kann ich nicht sein! Nie im Leben! Ich habe doch vor 5 Minuten noch im Badezimmer gestanden und den Diamant betrachtet. Mit einer Faust schlage ich auf die Matratze ein. "Nein... nein! Das ist nicht möglich... das kann einfach nicht sein. Lass endlich diesen Traum vorbei sein!", murmle ich in mich hinein als ich mich herangezogenen Beinen und verschränkten Armen auf meinem Bett sitze. "Sei... sei nicht so laut...", murmelt der Junge neben mir mit geschlossenen Augen und dreht sich ein wenig hin und her. Er fasst mir urplötzlich auf meinen Bauch. "Na... Naoki? Süßer...", flüstert er und geht langsam an mir entlang hoch. Ich schlucke langsam und etwas zitternd. Es ist doch wohl nicht auch noch ernstgemeint, dass der Kerl mich liebt oder was??? Ich habe Gänsehaut. Er kommt mir immer näher. Und das auch noch wo ich und er nur in Boxershorts im Bett sind. Wie in aller Welt kann das, was ich gerade erlebe nur kein Traum sein? Er küsst mich einfach nur. Mit Zunge. Er drängt mich auf das Bett und küsst mich. Langsam und zärtlich. Und während er mich küsst streicht er langsam über meine Brust. Ich kann nicht glauben was hier gerade vor sich geht. Wo ist denn nur meine Mum? Spielt sie denn in diesem Traum garkeine Rolle? Er hört auf mich zu küssen und legt seinen Kopf langsam auf meine Brust und hält mich an beiden Händen fest. Das verrückteste ist aber immer noch, dass er aussieht wie ich. Sogar die Muttermale auf dem Bauch und an den Armen sind an den absolut selben Stellen wie bei mir. Es ist wie als ob ich gerade meinen Zwilling geküsst hätte. Der selbe Haarschnitt, die selbe Haarfarbe, die selben Muttermale, die selbe Größe. Ich wage beinahe zu vermuten, dass das wirklich ich bin was mir da gerade die Brust von oben nach unten ableckt. Ich schließe nur die Augen und sage nichts, in der Hoffnung, dass ich ich gleich aufwachen würde. Aber wie es aussieht kann ich darauf lange warten. Nichts passiert. Er umarmt mich fest. Oder man bessergesagt ICH umarme MICH fest. Langsam versuchte ich etwas hervorzubringen. "W-...wie... h-...", ich breche ab. Ich habe einen Kloß im Hals. Ich kann vor lauter Verwunderung schon garnichts mehr sagen. "Wie heisst... du?" "Naoki. Das weisst du doch Süßer.", meint er mit versüßlichter Stimme und umarmt mich fester. Ich fühle wie meine Haut auf mir aufliegt. Ich fühle einfach, dass es meine Haut ist die da an meiner eigenen aufliegt. Es scheint wohl wirklich, als würde ich plötzlich 2 mal existieren. Aber wie um alles in der Welt kann ich denn mit mir selbst eine Beziehung haben. Ich weiss ja, dass ich schwul bin aber das hier ist doch einfach merkwürdig. Ich bringe einfach kein Wort mehr hervor. Mir gehen gerade viel zu viele Fragen durch den Kopf als, dass ich noch irgendetwas aussprechen könnte. Er hört plötzlich auf mich zu umarmen, stützt sich mit den Armen über mir ab und sieht mich verliebt an. "Du bist so... so wundervoll.", schwärmt er. Mein Atem. Er kommt mir direkt entgegen. Irgendwie scheint es mein zweites Ich nicht zu interessieren ob ich ihm ähnle oder nicht. Richtig selbstverliebt. Kann ich sowas überhaupt? Auf mich selbst stehen? Das klingt ja schon fast etwas absurd worüber ich mir Gedanken mache. Langsam befürchte ich, dass das alles kein Traum ist. Alles was gerade passiert, fühlt sich so extrem echt an. Es kann kein Traum sein. Es ist kein Traum. Aber wie kann es nur sein, dass ich in mich selbst verliebt bin? "Naoki" kommt mir langsam wieder näher und küsst mich wieder. Lange und zärtlich. Es ist Nachts. 3 Uhr Nachts. Und ich küsse mich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)