Mikhaila von AkbalKai (Auf leisen Schwingen) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1: Der Anfang vom Ende? ------------------------------------------ Träume Träume sind etwas Seltsames. Sie kommen und gehen, manchmal sie sind sie schön ein anderes Mal wieder fürchten wir sie. Wir wollen aufwachen und können es nicht. Irgendwann stellen wir fest das dieser Albtraum aus den wir scheinbar nicht aufwachen können, unser ganzes Leben zu bestimmen scheint. Wir werden verfolgt, wir werden bedroht, wir rennen ohne von der Stelle zukommen und denn wenn der Höhepunkt erreicht ist, wenn wir wissen jetzt kann es nur noch besser werden, wachen wir auf. Ohne zu wissen ob uns der Verfolger nun bekommen hätte oder wir ihn gerade noch mal entkommen sind. Mikhaila, so heiße ich. Doch ich wache einfach nicht aus meinen Albtraum auf. Als ich klein war träumte ich immer. Ich liebte es zu träumen. So konnte ich mich wegdenken, flüchten zu einen Ort, der nur mir alleine vorbehalten war. Weit weg von der grausamen Realität, die nichts Schönes zu bieten hatte. Weit weg von den ständigen Streitereien meiner Eltern. Seit ich denken kann streiten sie. Egal ob ich dabei bin oder nicht. In ihrer Welt spiele ich nur eine kleine Rolle. Wie ein Gegenstand um den man sich bei Gelegenheit streiten kann. Wenn sie nicht streiten, dann schweigen sie. Es ist noch schlimmer als streiten. Es ist als wäre da gar nichts, außer einer stillen Bedrohung, die jeden Moment ausbrechen kann. Wie als wenn man auf eine Meeresoberfläche schaut, man sieht die Menschen und man weiß das irgendwo da draußen das stille Grauen wartet, bereit bei der erst besten Gelegenheit zu zugreifen, die harmlosen Schwimmer zu zerfetzen und die See blutrot zu färben. Um all dem zu entgehen habe ich mich von klein auf in meine eigene Welt versteckt. Hier hatte ich ruhe. Hier war ich nicht allein. Später als ich zur Schule ging, haben mich meine Träume vor den Hass meiner Mitschüler gerettet. Es half mir alles zu ertragen und jetzt? Jetzt wünsche ich mir nichts Sehnlicheres als endlich aufzuwachen. Ich wünschte, ich könnte so einfach aufwachen wie ich es sonst auch immer tue, wenn ich gezwungen bin in die Realität zurück zu kehren. Aber es geht einfach nicht, denn es ist kein Traum, keine Phantasie. Es ist real und es macht mir angst. Langsam schaue ich auf, in das Gesicht was mir aus dem Spiegel entgegen blickt. Es ist blass und gezeichnet von tiefen Augenringen. Meine braunen Haare hängen mir ins Gesicht. Ich streiche sie nicht weg. Ich will nicht auf meine Hände blicken. Doch es ist unumgänglich. Zitternd schaue ich auf meine Finger, sie sind wie Klauen geformt. Aus meinen Hand rücken sind lange Knochen raus gewachsen, Leder spannt sich zwischen ihnen. Es vervollständigt das Bild von Fledermausflügeln, was sich mir ständig in meinem Kopf drängt. Das darf nicht wahr sein. Das soll nicht wahr sein. An so einer Stelle wacht man für gewöhnlich auf. Man liegt schreiend im Bett. Man spürt sein Herz rasen, auch wenn der Verstand sagt das es vorbei ist, das es nur ein Traum war, will man es nicht glauben. Doch irgendwann akzeptiert man es. Ich kann das nicht sagen. Ich spüre das zusätzliche Gewicht was von diesen… Flügeln ausgeht. Ich spüre wie sich die kleinen Härchen aufstellen weil es kalt ist. Ich zittere. Wieder schließe ich die Augen – als wenn das helfen könnte. Immer wieder stelle ich mir die eine Frage, wie konnte es soweit kommen? (Eine Woche früher. Ein leichter Wind fuhr durch die Bäume und kündigte den Herbst an. An einigen Stellen verfärbten sich die Blätter bereits Gelb. Ich seufze und spüre wie immer die Anspannung die mein ständiger Begleiter zu seien scheint. Ich achte auf jeden kleinen Mucks, auf das rascheln einer Kette. Ein paar Schuhe die näher kommen zu scheinen, oder auf einen ganz bestimmten Laut. Mein Herz schlägt bis zum Hals, mein Verstand sagt mir das, dass alles unbegründet ist. Doch die Angst, mein allgegenwertiger Begleiter ist dennoch da. Dann sehe ich ES. Der Schrei bleibt mir im Hals stecken. Soweit funktioniert mein Verstand noch. //Nicht schreien. Nicht hinsehen. Einfach ganz normal weiter gehen. // Doch mein Körper reagiert von alleine. Meine Beine schwenken nach links, direkt auf die Fahrbahn zu. Ich sehe mich selbst wie ich auf die Straße gehe. Ich höre das quietschen von Autorädern. Denn ist alles Schwarz. Als nächstes Wache ich im Krankenhaus auf. Meine Familie ist da – meine Mutter und meine Schwester. Mein Vater nicht. Es überrascht mich nicht wirklich. Ich höre den Arzt irgendwas von „Glück im Unglück“ sagen, von „bald wieder alles in Ordnung, nur ein verstauchter Arm und ein geprelltes Handgelenk“, ein „paar Platzwunden“ und von „Mit ein Bisschen Ruhe ist bald alles wieder in Ordnung“ sagen. Aber ich spüre keinen Schmerzen nur Taubheit. Ich bewege mich nicht und hoffe, dass mich niemand beachtet. Meine Mutter ist damit beschäftigt den Arzt mit Fragen zu durch löchern. Sie würde ohnehin keine Notiz von mir nehmen. Nur eine schaut mir besorgt in die Augen. Raphi. Meine Schwester. Sie ist viel jünger als ich, gerade Mal 7, aber mit einen unendlich großen Herzen und einer ebenso großen Weisheit gesegnet. Sie sieht dass ich wach bin, doch ich bewege mein Kopf nur ganz leicht hin und her. Sie versteht es und schweigt. Auf ihren Lippen bildet sich ein aufmunterndes Lächeln. Ich spüre die Wärme in mir aufsteigen und bin froh das sie da ist. Wieder schließe ich die Augen und verfalle in einen leichten Schlaf. Die Tür geht zu und schwere Schritte gehen nach draußen. Während jemand anderes zur gleichen Zeit reingeht. Dann wird es laut. Mein Vater ist doch noch aufgetaucht. Er ist wütend und er schreit. Fragt meine Mutter, ob ich zu dumm bin die Augen aufzumachen, fragt sie ob ich nicht genug Verstand hätte und deshalb auf die Straße gerannt bin. In seiner Stimme ist nichts von bedauern oder Sorge zu hören. Nein er lacht nur höhnisch als meine Mutter ihn daran erinnert dass ich in ständiger Angst lebte. Er lacht lauter auf. „Sie versteckt sich nur hinter dieser scheinbaren Angst. Sie will nicht raus, will wohl für immer zuhause bleiben. Ist doch auch viel einfacher wenn man sich um nicht kümmern muss, oder?“ Es fühlt sich an wie Dolchstoß. Nein, wie tausend Dolchstöße. Ich will nichts mehr hören, ich will nichts mehr sehen und vor allem will ich nicht hier sein. Also träume ich. Ich träume davon über das Land zu fliegen. Den Wind in meinen Flügeln zu spüren. Wie er sanft an mir vorbei weht. Ich träume oft vom Fliegen, doch diesmal ist der Traum anders. Ich habe nicht wie sonst 2 große Schwingen, nein die Flügel sind direkt aus meinen Händen gewachsen. Schreiend wache ich auf. Es ist dunkel und ich bin alleine. Wie so oft. Zitternd kauere ich mich zusammen und bin froh dass der Albtraum vorbei ist. Nach einigen Minuten kann ich mich beruhigen und bin froh dass es nur ein Traum gewesen ist. Endlich ist auch mein Körper nicht mehr von dieser Taubheit ergriffen. Nein vielmehr spüre ich jetzt schmerzen. Ich wimmere auf. Aber die Schmerzen sind nicht das schlimmste, meine Arme Jucken. Beide Arme sind unter dicken Bandagen verpackt und im Zwanghaften versuch dem Jucken ein Ende zu machen, reiße ich sie von meiner Haut runter. Doch was ich dann sehe, lässt den Albtraum von eben harmlos erscheinen…. An meinen Elbogen sind jeweils ein spitzer Knochen gewachsen noch klein, aber ich spüre wie er immer weiter wächst. Aus meinen Handrücken scheint ein zweites paar Hände zu wachsen. Die Skelettartigen Auswüchse sind mit einer dünnen Lederschicht umgeben. Die Knochen wachsen nun vor meinen Augen. Es ist als wäre mein Traum dabei sich zu bewahrheiten. Es sind nur wenige Augenblicke vergangen, aber jetzt ist die Funktion des Knochengebildes durch aus zu erkennen. Mittlerweile sind die Knochen auf einen Meter angewachsen, der Knochen an meinen Ellbogen hört auf zu wachsen doch die Knochen an meinen Händen wachsen weiter. Immer weiter bohren sie sich aus meiner Haut raus. Wie erstarrt schaue ich zu, unfähigt zu schreien oder irgend etwas anderes zu tun. Eine kleine Stimme sagt mir, das die Knochen – falsch, die „Flügel“ mich noch nicht tragen könnten, sie sind zu klein und ich zu schwer. Jetzt hören sie auf zu wachsen. Die Ledrige Membrane zieht über meinen ganzen Arm und auch an meine Seite entlang, bis zu meiner Hüfte. Zitternd stehe ich auf. es ist nicht nur die Kälte die mich zittern lässt, viel mehr ist es das alles was gerade geschieht. Ich spüre das meine Beine noch nicht stark genug sind mich zu tragen und stütze mich ab. Langsam richte ich mich auf. Ganz zaghaft schlage ich mit diesen Flügeln und sofort spüre ich wie sich ein Luftwirbel zwischen den Membranen verfängt. Wie die kälte die Membranen fast zum schwingen bringt. Es ist schon fast ein angenehmes Gefühl, aber nur fast. Irgendwo auf den Flur geht eine Krankenschwester ihren Kontrollgang machen. Ich hechte zurück ins Bett und panik kommt auf. Wie soll ich das erklären? Was werden sie mit mir machen? Werden sie mich für ein Monster halten? Werden sie mich...entledigen? Ich weiss es nicht und die Unwissenheit schürrt meine Angst. Verängstig balle ich meine Hände zu fäusten und sehe verblüfft wie sich die Flügeln zurückziehen. Verwundert öffne ich meine Hände und entspanne mich – so gut es gerade möglich ist- und sehe zu wie die Flügel wieder Wachsen. Wie balle ich die Hände zu fäusten und sehe zu wie die Flügel sich einziehen. Wieder schliesse ich die Augen und einen Moment lang wünsche ich mir das für immer tun zu können. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)