Love and Ice von -HyukJae- (YunJae) ================================================================================ Prolog: LOVE ------------ Ich halte dich in meinen Armen. Ich spüre deine Wärme an meiner Brust, höre deinen Atem ganz nah an meinem Ohr. Ich kann fühlen wie dein Herz schlägt, es rast jedoch nicht so sehr wie das meine. Ganz gleichmäßig klopft es gegen deine Rippen, pumpt mit jedem Zusammenziehen und anschließendem Erschlaffen Blut durch deinen Körper, erfüllt dich mit Leben. Auch dein Atem geht ruhig und regelmäßig. Kein schnelles Ein- und Ausatmen. Nicht ein Zeichen von Nervosität. „Cut“, ertönt es in diesem Moment. Natürlich, das alles ist nur ein Film. Kaum hatte der Regisseur dieses Wort gerufen schon lässt du mich los, löst dich von mir, froh die Szene gedreht zu haben. Du merkst nicht wie ich verlegen den Blick senke und wegschaue. Auch siehst du nicht, dass ich die Arme um mich schlinge im hoffnungslosen Versuch deine Wärme noch einen Moment darin gefangen halten zu können. Nie bemerkst du meine heimlichen Blicke, meine Bemühungen dich unauffällig zu berühren. Hier eine Fussel vom T-Shirt streichen, dort die Kuchenkrümel vom Mundwinkel wischen. Wir sind Freunde, das ist es was du darin siehst. Doch für mich bedeuten diese Kleinigkeiten die Welt. Meine Welt. Erfüllt nur von Gedanken an dich. Kapitel 1: Du ------------- Wie jeden Morgen stehe ich in der Küche um Frühstück zu machen. Und wie jeden Morgen schleichst du dich von hinten an mich heran. Immer erschreckst du mich indem du deine Hände an meine Hüften legst um dann über meine Schulter einen Blick auf das zu werfen was ich vorbereite. Eigentlich müsste ich daran gewöhnt sein, doch jeden Morgen reagiere ich auf die gleiche Weise. Ich drehe mich um, sehe in dein Gesicht uns spüre wie mir langsam eine sanfte Röte in die Wangen steigt. Wärst du nicht so sehr damit beschäftigt neugierig zu sein, würdest du es sehen. Aber du bemerkst es nicht und gehst mit tanzenden Schritten davon um für mich den Tisch zu decken. Sobald du bei mir in der Küche bist, fällt es mir sichtlich schwer konzentriert weiter zu arbeiten. Meine Gedanken sind überall, nur nicht beim Frühstück. Nachdem du den Tisch gedeckt und vom Essen probiert hast (ich liebe es wie du den Löffel in deinem Mund verschwinden lässt), rufst du die anderen, im Trubel entspanne ich mich spürbar. Ich lache, mache Spaß (vor allem Changminnie lässt sich gerne von mir ärgern), vergesse nervös zu sein. Ich wünschte ich könnte auch so sein, wenn ich mit dir allein bin. Aber dazu achte ich viel zu sehr auf das was ich sage um mich nicht zu verraten. Ich muss wachsam sein um meine Gefühle nicht preis zu geben, darf keinen Moment unachtsam sein, denn das hätte fatale Folgen. Ich weiß, dass du mich als deinen Freund sehr magst, aber ich weiß auch, dass du schon einige Geliebte hattest und mich nie als solchen akzeptieren könntest. Denn du bist nicht wie ich, trotzdem wünschte ich es wäre so. Wie oft malte ich mir schon aus wie es wäre, würdest du meine Gefühle erwiedern. Doch jedes Mal holte mich irgendwann die Realität wieder ein und machte mir klar, dass dies nie der Fall sein wird. Meine Gefühle werden für immer unerwiedert bleiben. Diese Tatsache ändert jedoch nichts daran, dass diese Liebe ewig Bestand haben wird. Ich würde nie aufhören können dich zu mögen, sei es noch so schmerzhaft. Nachdem alle gefrühstückt habe, spüle ich ab, du hilfst mir wie immer beim abtrocknen und wir unterhalten uns darüber was am Tag alles zu erledigen war. Jedes Mal wenn du etwas in den Schrank räumst, blicke ich dir verstohlen nach, wende mich aber gleich wieder meiner Arbeit zu sobald du zurück kommst. Wieso nur kann ich meine Augen nicht von dir lassen? Später fahren wir zum Tanztraining. Ich liebe das tanzen. Ich liebe es dich tanzen zu sehen. Stundenlang könnte ich dir einfach nur zuschauen. Dich beobachten wie du deinen wunderbaren Körper zum Rhythmus der Musik bewegst. Wie jede Faser angespannt ist und du dich auf den Takt konzentrierst um nicht deine Einsätze zu verpassen. Ich liebe es wie sich nach und nach ein schimmernder Schweißfilm auf deiner Haut bildet, immer gedrängt von dem Wunsch ihn dir mit einem weichen Handtuch abzuwischen. Langsam und sanft über deinen Oberkörper zu streichen, deine mittlerweile beachtlichen Muskeln abzutupfen… „Jaejoong…“ Ich werde unsanft aus meinen Tagträumen gerissen. Schaue auf. Du siehst mich gereizt an. Was habe ich falsch gemacht? „Konzentrier dich bitte, ich möchte diesen Part nicht noch einmal deinetwegen wiederholen müssen.“ Natürlich, das Tanztraining. Ich kann mich nicht an die Choreografie erinnern wenn du im Raum bist (obwohl ich es liebe dich tanzen zu sehen). Mein Blick haftet wie gebannt an dir, deinem Körper, nein, ich muss aufpassen, ich darf keinen weiteren Fehler begehen. Da, und schon wieder daneben. Verzweifelt seufze ich laut auf. Stütze meine Hände auf die Knie und lasse den Kopf hängen. Auch du bist genervt, auch die anderen haben es satt. Aber du zeigst es nicht, bist geduldig. Kommst zu mir. Klopfst mir aufmunternd auf die Schulter. Ich richte mich auf und sehe in deine Augen. Deine dunklen Augen, die mich durchdringend anstarren. Aus Angst du würdest mir direkt ins Herz blicken, schaue ich zur Seite. Mir bleibt jedoch keine Zeit darüber nachzudenken was das bedeutet. Du ziehst mich in Position. Du legst deine Hände an meine Hüften, wie du es immer morgens tust. Dann ertönt die Musik. Du führst mich. Deine Hände sind plötzlich überall. An meinen Armen, an meiner Hüfte, an meiner Brust. Du spielst mich wie eine Marionette. Ich kann kaum atmen. Weiß nicht wo mir der Kopf steht. Mein Körper brennt unter deinen Berührungen. Doch bevor es mir vor Gefühlen schwindelig wird, lässt du mich los, gibt’s mich frei. Kaum nimmst du deine Hände von mir bleibt alles stehen. Das Karussell hat seine Fahrt beendet. Du schaust mich im großen Spiegel vor uns an. Ich schaue zurück. Kannst du sehen, was du in mir ausgelöst hast? „Ok? Versuchen wir es noch einmal alle zusammen.“ Nein, wie immer blieben dir meine Gefühle verborgen. Die Musik erklingt. Ich tanze die Choreografie. Fehlerfrei. Kapitel 2: Salzgebäck --------------------- Abends sitzen wir alle fünf vor dem Fernseher. Unsere Lieblings TV-Sendung flimmert über den Bildschirm. Junsu sitzt neben mir auf dem kleinen schwarzen Sofa, Micky hat auf dem Sessel bei Junsu Platz genommen. Changminnie sieht die Sendung wie immer vom Boden vor dem Sofa aus und du sitzt auf dem Sessel neben mir. Du hast wie so oft die Schüssel mit dem Knabberzeug auf deinem Schoß. Hin und wieder greifst du gedankenverloren hinein um dir das eine oder andere Salzgebäck in den Mund zu stecken. Jedes Mal wenn du das tust, schiele ich heimlich hinüber um dich dabei zu beobachten. Deine langen Finger wühlen kurz in den Weiten der Schüssel um gleich darauf eines deiner Lieblingsstücke zum Vorschein zu bringen. Du siehst nicht hin, hebst es an die Lippen und lässt es dazwischen verschwinden, kaust genüsslich und schluckst. Danach nimmst du erneut den Zeigefinger und Daumen in den Mund um so den letzten Salzgeschmack davon abzulecken. Meine Augen kleben regelrecht an dieser Szene, die sich direkt vor mir abspielt. Wie gerne hätte ich deine Finger auf diese Weise gesäubert. Plötzlich siehst du zu mir herüber. Konntest du meine Gedanken lesen? Schnell betrachte ich wieder was sich vor mir auf dem Bildschirm abspielt. Hast du gesehen, dass ich dich angeschaut habe= „Möchtet ihr auch?“, Fragst du uns. Nein, du hast es nicht bemerkt. Bin ich erleichtert oder traurig? Ich weiß es nicht. Noch während ich versuche mir darüber klar zu werden welche Gefühle ich empfinde, reichst du die Schüssel an Changmin weiter, der sich eine große Hand voll herausnimmt und sie dann Micky gibt, bis Junsu sie schließlich mir vor die Nase hält. Verwirrt blicke ich zuerst die Schüssel, dann ihn an. „Willst du nicht?“, fragt er mit vollem Mund. Ich nehme die Schüssel und platziere sie auf meinem Schoß, genau wie du es tastest. „Doch“, sage ich und greife hinein. Meine Finger wühlen kurz darin, so wie deine es taten, dann fassen sie mein Lieblingsgebäck. Ich esse. Wiederhole das einige Male. Meine Finger schmecken salzig. Ich lecke sie ab und stelle mir dabei vor es wären deine. Kurz schließe ich die Augen, ich sehe dein entsetztes Gesicht. Natürlich, du wärst darüber schockiert. Dann ist die Sendung zu Ende. Changmin streckt sich und gähnt laut. Micky reibt sich die Augen und auch du stehst auf. „Zeit ins Bett zu gehen, morgen müssen wir wieder früh raus“, sagst du. Die anderen stimmen dir zu. „Gute Nacht“, wünschen wir uns und ihr geht auf eure Zimmer. Alle bis auf Junsu. Überrascht sehe ich ihn an. „Bist du noch nicht müde?“ Er nickt, „doch.“ Verwirrt lege ich meine Stirn in Falten. „Warum gehst du dann nicht auch schlafen?“ „Weil ich mit dir reden will.“ Er sieht mich streng an. Ich frage mich was los ist, wundere mich warum er nicht mit dir darüber spricht. Alle vertrauen wir uns dir an wenn wir Probleme haben. Alle bis auf ich, mit meinen Sorgen, Gefühlen, werde ich allein klar kommen müssen. Was mag Junsu so belasten, dass er mit mir darüber sprechen möchte? Ich konnte mir nichts vorstellen. „Mit mir?“, frage ich darum scherzhaft, „ich glaube nicht, dass ich dir eine große Hilfe sein kann. Du solltest eher…“ Weiter kann ich nicht reden. Junsu starrt mich böse an. Fast bekomme ich Angst vor ihm. Ich kenne ihn so nicht. „Jaejoong, was ist los?“ Irritiert wende ich meinen Blick ab, versuche zu entkommen. „Wie meinst du das? Was soll sein?“ Ich höre ihn seufzen. „Irgendetwas scheint dich in letzter Zeit zu bedrücken. Du bist mit deinen Gedanken nicht bei der Sache, wie heute beim Training. Du machst normalerweise keine Fehler. Yoochun ist das auch schon aufgefallen, er meinte ich solle dich fragen bevor wir Yunho etwas sagen. Jaejoong, was bedrückt dich?“ Junsu und Yoochun. Sie beide haben etwas bemerkt, nur du nicht. Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen soll. Weinen darüber, dass ich meine Gefühle doch nicht so perfekt verstecken konnte wie ich das annahm oder lachen weil alle anderen es sehen nur du nicht. „Junsu“; ich halte meinen Blick gesenkt „es bedeutet mir viel, dass ihr, Yoochun und du, euch Sorgen um mich macht. Aber bitte glaube mir, es ist nichts, mit dem ich nicht fertig werden würde. Macht euch bitte keine Gedanken.“ Er sagt nichts. „Hyung“, nein, bohre nicht weiter, denn ich weiß nicht wie groß meine Selbstdisziplin ist. Der Wunsch mich jemandem anzuvertrauen allgegenwärtig, doch unerfüllbar. „Wenn wir dir helfen können, lass es uns wissen.“ Junsu steht auf und geht schlafen. Ich bleibe allein zurück. Danke Kapitel 3: Fieber ----------------- Früh morgens um 5 Uhr klingelt mein Wecker. Ich greife danach um dem schrillen Läuten ein Ende zu bereiten. Als ich das kleine quadratische Kästchen nicht erwische stemme ich meinen Oberkörper leicht in die Höhe um besser sehen zu können. Plötzlich wird alles schwarz. Mir ist so heiß. Ich habe keine Kraft, falle: Schmerz. Mein Kopf explodiert. Ich spüre etwas warmes über meine Wangen fließen. Blut. Flatternd öffnen sich meine Augen. Ich sehe dich besorgt auf mich herabblicken. Du bist so schön. Ich möchte dein Gesicht berühren, möchte sicher stellen, dass du nicht nur eine Illusion meiner Gedanken bist. Meine Hand hebt sich von selbst, du ergreifst sie, hälst sie fest. Du sprichst zu mir, doch ich verstehe dich nicht. Höre nur ein lautes Rauschen. Ich möchte dir sagen du sollst lauter reden, bringe aber kein Wort heraus. Meine Kehle brennt. Mir ist so heiß, mein Kopf schmerzt, dieses Rauschen ist unerträglich. Was ist nur los? Ich möchte mich aufsetzen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Ich fühle mich so kraftlos. Dann lässt du meine Hand los. Du gehst nach draußen. Warum lässt du mich allein? Ich möchte dir folgen. Es geht nicht. Ich schließe meine Augen, sehe dein Gesicht vor mir, deinen besorgten Blick. Das Klopfen in meinem Kopf lässt etwas nach, das Rauschen wir leiser. Ich höre dich draußen reden. Deine Stimme klingt gepresst. Bin ich der Grund dafür? Das möchte ich nicht. Du sollst dir meinetwegen keine Gedanken machen. Nur noch einen Moment, dann geht es mir wieder gut, dann können wir los. Wir dürfen nicht zu spät kommen. Nur noch einen Augenblick. Mir ist so heiß. Es läutet an der Tür. Jemand betritt mein Zimmer. Bist du es? Ich möchte nachsehen. Meine Augenlider sind so schwer. Plötzlich ist alles still. Keine Geräusche, keine Gedanken, keine Gefühle. Schön. Es ist dunkel. Schlafe ich noch immer? Nein, ich bin wach. Ich wende meinen Kopf Richtung Tür. Sie steht einen Spalt offen. Auf dem Flur brennt Licht. Es ist Nacht. Was ist passiert? Ich runzle fragend die Stirn. Schmerz. Ich fasse an meinen Kopf. Ein Verband. Was bedeutet das? Ich richte mich auf und alles beginnt sich zu drehen. Schnell lasse ich mich wieder auf mein Kissen sinken, schließe die Augen um den Schwindel zu verscheuchen. Als ich sie wieder öffne ist es hell im Zimmer. Junsu steht an meinem Bett. „Jaejoong?“ „Ja?“, antworte ich. „Du bist wach“, seine Stimme klingt glücklich. „Was ist passiert?“,frage ich. „Du warst krank. Am Tag des Interviews. Als du aufstehen wolltest bist du auch noch mit dem Kopf gegen den Nachttisch gefallen. Du hast eine üble Verletzung davon getragen. Erinnerst du dich nicht?“ Ich überlege kurz. „Nur bruchteilhaft. Mir war so warm und als ich den Wecker ausschalten wollte hatte ich kaum Kraft. Dann weiß ich nichts mehr. Plötzlich war da jemand…“ das Bild deines besorgten Blickes erscheint vor meinen Augen. Wo bist du jetzt? Junsu unterbricht meine Gedanken. „Yunho, ja. Er hat dich gefunden. Du bist nicht zum Frühstück gekommen, er hat sich gefragt ob du verschlafen hast, wollte dich wecken. Er hat sich ganz schön erschrocken als er dich sah. Dein Kopfkissen und deine rechte Gesichtshälfte war voller Blut. Auch ich hab mich erschrocken. Das Interview wurde kurzfristig abgesagt. Der Doktor meinte du musst dich jetzt schonen. Du hattest eine leichte Gehirnerschütterung.“ Ich höre zu. Allesscheint mir so unreal. Als ob das nicht passiert wäre. Dann spüre ich wieder das leichte Ziehen und Pochen an meinen Schläfen. „Warum bist du noch wach? Es ist mitten in der Nacht.“, frage ich aus heiterem Himmel. Schon vorher habe ich mich darüber gewundert. „Du hattest die letzten Tage und Nächte schlimme Fieberträume, hast dich von einer Seite auf die anderen geworfen und ständig am Verband gezerrt. Wir passten alle abwechselnd darauf auf, dass nichts passiert, heute ist meine Schicht.“ Du hast also auch an meinem Bett gesessen? Hast versucht mich ruhig zu halten? Konntest meinetwegen Nächte lang nicht schlafen? „Entschuldige, dass ich euch solche Umstände bereitet habe.“ Junsu lächelt. „Ach was, wir sorgen doch füreinander, das ist selbstverständlich. Du konntest nichts dafür, du warst krank. Mach dir keine Gedanken.“ Junsu möchte mich beruhigen. Ich belasse es dabei, frage mich aber gleichzeitig was ich tun kann um sie alle dafür zu entschädigen. „Jaejoong, denkst du du kommst zurecht?“ Ich sehe Junsu an, dass er gern schlafen gehen will. Ich verstehe ihn. „Ja, es geht mir gut. Leg dich hin.“ Erleichtert meint er. „Danke. Aber wenn etwas sein sollte, komm zu mir.“ Ich nicke „Gute Nacht“ „Gute Nacht“, sagt er über die Schulter schon im gehen. Es ist still im Zimmer. Ich schließe die Augen und schlafe ein. Kapitel 4: Danke ---------------- Am nächsten Morgen, es ist Sonntag, stehe ich in der Küche und koche. Als Entschädigung für all die Umstände, die ich euch gemacht habe, bereite ich euer aller Lieblingsessen zu. Mir ist bewusst, dass das nicht viel ist. Es ist nur eine kleine Anerkennung. Ein Dankeschön. Im Haus ist es still, ihr schlaft alle noch. Natürlich, ihr habt in den letzten Tagen nur wenig Schlaf gefunden. Meinetwegen. Hast du wirklich an meinem Bett gesessen? Was hast du gedacht, als du mich so da liegen sahst? Warst du wütend? Besorgt? War es dir womöglich einfach nur lästig? Ich wünschte ich wüsste es. So rühre ich gedankenverloren in meinem Topf als mir plötzlich jemand von hinten um die Hüfte fasst. Erschrocken schreie ich auf und springe zur Seite. Du lachst. Wie ich dein Lachen mag. Mein Herz beginnt zu rasen. Hättest du auch nur eine kleine Vorstellung, würde es dir die Sprache verschlagen. „Was kochst du denn leckeres?“, fragst du mich neugierig, als du dich soweit wieder beruhigt hast. Ich kann kaum den Blick von dir nehmen. Dein frohes Lächeln raubt mir fast den Atem. Was machst du nur mit mir? Schnell wende ich mich wieder meinem Topf zu. „Nichts besonderes“, antworte ich leise. Kaum in der Lage zu sprechen. Hörst du wie verlegen ich bin? Du kommst näher, ich spüre deine Bewegung regelrecht. Noch bevor ich etwas dagegen tun kann schlingst du deine Arme um meine Schultern, lässt mich deinen Atem an meiner Wange spüren. Hauchst mir ins Ohr. Ich verliere den Verstand. Lasse den Kochlöffel fallen. Weiß nicht wo mir der Kopf steht. „Du siehst süß aus in dieser Schürze.“ Ich fühle, wie das Blut durch meinen Körper direkt in meine Wange schießt. Dein Herz pocht fest gegen meinen Rücken. Deine Wärme geht auf mich über. Träume ich? Wie gern würde ich mich umdrehen, dich in den Arm nehmen, dich… Nein, das darf ich nicht. Ich würde alles zerstören, alles kaputt machen was wir jahrelang aufgebaut haben. Alles für einen winzigen Moment. Das wäre es nicht wert. Oder doch? Langsam wende ich meinen Kopf in deine Richtung. Du schaust mich an. Was siehst du? Wunderst du dich über die Röte in meinem Gesicht? Was fühlst du wenn du mich so umarmst? Nicht dieses Chaos was ich durchstehen muss. Diese Achterbahn an Emotionen. „Du sagst gar nichts, hat es dir die Sprache verschlagen?“ Ich wende meinen Kopf wieder abrupt nach vorne. Süß hast du mich genannt. Erneut steigt mir das Blut in die Wangen. „Kannst du mich bitte allein lassen, ich muss zu Ende kochen!“ ich schüttle deine Arme ab, ungern. Bitte geh. Ich weiß nicht wie lange ich mich noch unter Kontrolle habe. Langsam gleiten deine Arme von meinen Schultern. Ich spüre die Kälte die ihren Platz einnimmt. Leere. Ich schließe die Augen um mich nicht nach dir umzudrehen und dich in an mich zu reißen. Ich balle meine Hände zur Faust, damit sie nichts tun, was ich später bereuen könnte. Dann höre ich Schritte. Du gehst. Erleichter fallen meine Schultern herab. ___________________________ Ich rufe euch. Das Essen ist fertig und steht dampfend auf dem Tisch. Ihr kommt verwundert nach unten und starrt mich ungläubig an. Junsu richtet als erster das Wort an mich. „Geht es dir denn wieder so gut, dass du kochen kannst?“ Minnie steht im Schlafanzug vor mir und reibt sich noch in den Augen. Ich lächle ihn an und frage ob er sich nicht umziehen möchte. „Nein, ich will mir doch das leckere Essen nicht entgehen lassen.“, er blickt vielsagend zu Yoochun. Damit wäre also auch geklärt wer die letzten Tage gekocht hatte. Auch ich sehe Yoochun an. Verlegen kratzt er sich am Kopf. „Ihr wisst, dass ich nicht Jaejoong bin.“ Aufmunternd klopfe ich ihm auf die Schulter. „Aber es ist keiner verhungert. Bei Gelegenheit könne wir auch einmal zusammen kochen, wenn du magst.“ Ich freue mich, dass ich vermisst wurde. Es ist ein gutes Gefühl gebraucht zu werden. Suchend blicke ich mich um. Ich kann dich nicht sehen. Hast du mich nicht rufen gehört? Die anderen nehmen Platz. Erneut rufe ich nach dir. Stille. Dann lautes Poltern die Treppe herab. Du gehst an mir vorbei zur Haustier. Irritiert sehe ich dich an. „Wo willst du hin? Das Essen ist fertig, ich wollte euch damit für die letzten Tage entschädigen.“ Du lachst verschmitzt. „Ich hab eine Verabredung. Entschuldige Jaejoong. Ein ander Mal, ja?“ Ich sehe die Tür hinter dir ins Schloss fallen und spüre gleichzeitig den tiefen Stoß in mein Herz. _______________________________ Kleine Anmerkung des Autors: zu allererst vielen, vielen Dank für all die Kommis ^___^ Ich hab mich wirklich gefreut, dass euch meine ff gefällt. Nun noch ein paar kurze Worte zu diesem Kapitel. Es ist mir dieses mal irgendwie schwer gefallen es zu schreiben, 3 mal hab ich es neu verfasst und bin trotzdem noch nicht so ganz zufrieden damit. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem wenigstens etwas. Kapitel 5: Sie -------------- Ich sitze am Tisch. Vor mir steht ein Teller voll Essen. Ich starre ihn an. Die anderen um mich herum sehen mich fragend an, doch ich bemerke es nicht. Dass Essen wird kalt ohne dass ich davon gegessen habe, Yoochun, Junsu und natürlich Minnie greifen kräftig zu. Es ist mir egal. Du hast eine Verabredung. Mit wem? Einem Mädchen? Logisch! Sicher sieht sie gut aus, ist intelligent und kocht besser als ich. Wieso hast du nichts gesagt? Warum wolltest du dich einfach aus dem Haus schleichen? Warum ist sie dir wichtiger als ich? Ich habe extra für euch gekocht, doch es interessiert dich nicht, Es ist dir egal. Ich bin dir egal. Ich spüre das Klopfen, das Hämmern in meinem Kopf. All diese Gedanken, all diese Fragen und keine Antwort. Die Kopfschmerzen werden unerträglich, ich schließe die Augen. Ich sehe dich vor mir, du lachst mich an, plötzlich steht ein hübsches Mädchen an deiner Seite, du wendest ihr den Blick zu, dein glückliches Lächeln gilt ihr. Schnell öffne ich meine Augen wieder. Ich möchte das nicht sehen. Junsu sitzt mir gegenüber. Ich begegne seinem besorgten Blick. „Jaejoong, alles in Ordnung?“ Nein, nichts ist in Ordnung. Du bist bei deiner mysteriösen Verabredung und ich sitze hier und weiß nicht was los ist. Ich sehe Junsu an und ringe mir ein Lächeln ab. „Es geht schon, danke.“ Er hebt ungläubig eine Augenbraue. „Bist du sicher? Du hast nicht einen Happen gegessen und sitzt hier wie ein Häufchen Elend…..Ist es wegen Yunho?“ Warum kann er nie aufhören zu bohren? Ich möchte nicht darüber reden. Ich kann nicht! Schnell erhebe ich mich. Räume den Tisch ab. Möchte mich ablenken. Minnie klammert sich an seinen Teller, doch ich reiße ihn ihm aus der Hand. Hätte ich das nicht getan, hätte er womöglich das Porzellan mitgegessen. Ich stehe an der Spüle und wasche ab. Hinter mir höre ich Yoochun auf Minnie einreden, dass er mit in die Stadt kommen soll. Die beiden verlassen das Haus. Junsu bleibt zurück und sieht mir zu. Ich spüre seine Blicke im Rücken, wende mich aber nicht um. Zu groß ist die Angst, dass ich mich nicht weiter beherrschen kann und einfach alles ausplaudere. Wie gern würde ich einen Rat hören. Wie gern möchte ich mich jemandem anvertrauen können, getröstet werden. Aber das geht nicht. Es ist unmöglich. Was sollten sie denken? Sie würden mich für nicht normal halten, würden mich meiden, würden nicht mehr mit mir in einer Band sein wollen. Ich muss auch an die Fans denken, aus diesem Grund darf sich unsere Gruppe nicht trennen…Ich allein wäre Schuld. Ich höre den Stuhl über den Boden streifen. Junsu steht auf. Er geht nach draußen und schon im nächsten Moment vernehme ich die Nachrichtensprecherin aus dem TV. Erleichtert lasse ich meine Schultern fallen. Merke erst jetzt wie angespannt ich war. Ich wasche weiter das Geschirr. Junsu sitzt auf der Couch. Hält die Fernbedienung locker in der Hand. Unsicher stehe ich im Türrahmen. Er wendet den Blick nicht von der Flimmerkiste ab. Ich setze mich zu ihm, starre ebenfalls auf den Fernseher. Keiner sagt etwas. Angenehm. Plötzlich schrecke ich durch einen lauten Knall auf. Ich habe geschlafen. Verwirrt lasse ich den Blick durch das Zimmer wandern. Erst dann bemerke ich, dass ich an Junsus Schulter gelehnt auf dem Sofa sitze. Verwirrt richte ich mich auf und sehe ihn an. Es scheint ihn nicht zu stören. Wann bin ich eingeschlafen, frage ich mich. Hinter mir hustet jemand. Ich wende mich von Junsu ab und sehe dich. Sofort steigt mir eine zarte Röte ins Gesicht. Du stehst im Türrahmen und siehst uns erstaunt an. „Entschuldigt die Störung.“ Schnell rücke ich einige Zentimeter von Junsu ab. Was musst du jetzt von uns denken? Du streckst deine Hand aus. Ich sehe dass sie jemand erfasst, und schon im nächsten Moment steht ein Mädchen an deiner Seite. „Darf ich vorstellen, das ist Sang Hae. Sang Hae, das sind Junsu und Jaejonng. Sie wollte euch unbedingt kennen lernen und naja, hier sind wir. Wo sind Yoochun und Minnie?“ Du lässt deinen Blick suchend durch das Zimmer wandern. Mein Herz hört auf zu schlagen. Mir stockt der Atem. Ich kann den Blick nicht von dir lösen. Wie fröhlich du neben ihr stehst, wie süß und schüchtern sie uns begrüßt. Wie hübsch sie ist. Alles in meiner Brust beginnt sich zusammen zu ziehen. Ich bekomme keine Luft mehr. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Warum bringst du sie her? Warum? Hier war der einzige Ort, an dem ich dich für mich hatte. Warum tust du mir das alles an? Warum musst du mir immerzu weh tun? Ich reiße mich zusammen. Versuche zu lächeln. Begrüße unseren Gast. Sie kann nichts dafür, versuche ich mir einzureden. Junsu folgt meinem Beispiel. Ihr setzt euch zu uns ins Wohnzimmer. Junsu schaltet den TV aus. In diesem Moment sind auch die anderen beiden zurück. Yoochun kann natürlich nicht anders, als ein paar Witze zu reißen und Minnie ist natürlich auch sofort vom weiblichen Besuch fasziniert. Warum kann ich nicht auch so denken? Es wäre doch das Beste ich würde dich einfach vergessen. Ich sollte dich ihr überlassen. Es gäbe keine Probleme, alles wäre in Ordnung. Du bist glücklich, das ist das Wichtigste, nichts anderes sollte zählen. Wenn es nur so einfach wäre. Wenn ich dich einfach so gehen lassen könnte…. Ich stehe auf. Schlage vor Tee zu machen. Keiner hört mich. Alle seid ihr so auf das Mädchen fixiert. Alle seid ihr so von ihr begeistert. Ich sehe sie an. Sie ist so hübsch. Ihr Lachen ist so schön, ihre Stimme so hell. Aber sie ist nichts, verglichen mit dir. Ich verlasse den Raum. Gehe in die Küche. Stille hüllt mich ein. Ich setze Wasser auf. Nehme die Teedose und das Geschirr aus dem Schrank. Gieße Tee auf. Schließe die Augen. Genieße den Duft. Warum geht sie nicht wieder? Ich sehe auf die Uhr. Kurz vor 17 Uhr. Ich sollte kochen. Unser Gast ist noch immer hier. Warum geht sie nicht? Warum kann sie uns nicht einfach in Ruhe lassen. Es ist schon schlimm genug zu wissen, dass du Zeit mit ihr verbringst. Musst du das auch noch hier tun? Hier wo ich es sehe? Hier wo ich dabei sein muss? Ich erhebe mich. „Wo gehst du hin?“, fragt Junsu. „Ich werde uns was zu essen vorbereiten.“, sage ich auf dem Weg zur Küche. „Au ja. Darf ich dir helfen Jaejoong-oppa?“ Diese helle Stimme, das kann nur eine Person gesagt haben. Bitte nicht. Bitte nicht. Tut mir das nicht auch noch an. Ich schließe die Augen. Keiner kann es sehen, ich wende euch den Rücken zu. Ich möchte nicht mit ihr allein sein. Ich kann nicht. Sicher fragt sie mich über dich aus. Was soll ich antworten? Ich kann das nicht. Lächelnd wende ich mich um. „Wenn du magst.“ Ich bin so dumm. Ich sollte nein sagen, warum kann ich nicht einfach ablehnen? Freudig springt Sang Hae auf und folgt mir in die Küche. Ich sollte heute nicht die scharfen Messer aus der unteren Schublade benutzen. Erschrocken über meine eigenen Gedanken zucke ich zusammen. Was war nur los mit mir? Eine Stunde später sind wir mit kochen fertig und ich bin heilfroh es hinter mich gebracht zu haben. Sie hat wirklich zwei linke Hände. Wenigstens ein Punkt auf meiner Liste konnte sie nicht erfüllen. Dass sie besser kochen kann als ich. Doch selbst ihr verbranntes und ungenießbares Essen würde dir sicher schmecken. So wie du sie anhimmelst würdest du es nicht einmal bemerken. Ich bitte sie das Essen nach draußen ins Esszimmer zu bringen. Ich möchte noch einen Moment allein sein, möchte mich sammeln um auch noch den Rest des Abends zu überstehen. Erschöpft lehne ich mich an die Arbeitsfläche. Von draußen ertönen laute Jubelschreie. „Wie lecker das aussieht.“ „Endlich.“ Das kann nur von Minnie kommen, denke ich und kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Ich mache mich auf den Weg. „Hast du das gekocht?“, fragst du sie. „Ja, das hier habe ich gemacht.“, höre ich sie sagen. Ich erstarre mitten im Schritt. Nicht ein Gericht hat sie zubereitet, das einzige was sie getan hat war das wenige Gemüse zu schneiden und mir zu zusehen. „Wow, das ist wirklich lecker“, lobst du sie. Auch die anderen stimmen zu. Ich gehe weiter. Gehe die Stufen nach oben in mein Zimmer, lasse mich auf mein Bett fallen. Ich habe keinen Hunger mehr. Keiner erkennt, dass alles was auf dem Tisch steht von mir ist. Ich koche jeden Tag für alle und keiner schmeckt es heraus. Ich bin so dumm, so überflüssig. Es ist euch egal ob ich da bin oder nicht, nicht wahr? Es ist euch allen egal. Kapitel 6: Morgen ----------------- Der nächste Morgen. Nur widerwillig öffne ich meine Augen. Die Sonne scheint durch die Ritzen im Rollladen in mein Zimmer, erfüllen es mit einem seltsamen Zwielicht. Vor dem Fenster kann ich die Vögel zwitschern hören, ein beruhigendes Geräusch. Im Haus ist alles still, wie jeden Morgen. Immer bin ich es, der als Erster aufsteht. Es ist schön noch einen Moment der Ruhe zu genießen, bevor das Leben um mich herum beginnt, die Hektik. Es ist schön, das Badezimmer für sich allein zu haben, ohne dass ein anderer vor der Tür steht und einen zur Eile antreibt, weil er selbst duschen möchte. Es ist schön alle begrüßen zu können wenn sie verschlafen aus ihren Zimmern tapsen. Es ist schön wenn sich alle mit großer Vorfreude an den Tisch setzen und ich zu sehen kann, wie sie genüsslich das Frühstück verschlingen. Es ist schön dich morgens noch etwas müde im Schlafanzug zu sehen. Seufzend atme ich aus. Doch das alles wird ab heute andres sein. Du wirst nicht mehr jede Nacht hier verbringen, oder sie wird hier sein, wie gestern. Wie soll ich es schaffen sie neben dir zu sehen? Wie soll ich es schaffen nicht darauf zu reagieren und einen gelassenen Eindruck zu machen? Wie soll ich mich für dich freuen, wenn ich dich selbst so begehre? Ohne eine Antwort auf all diese Fragen zu finden, krieche ich aus dem Bett, strecke mich und mache mich auf den Weg ins Badezimmer. Vielleicht sollte ich mir einfach eine eigene Wohnung suchen, geht es mir durch den Kopf. Ich würde mir viel Kummer und Ärger ersparen, aber ich würde dich noch viel seltener sehen, ich könnte nicht mehr an deinem Alltag teilhaben, wir wären nur noch bei Auftritten zusammen. Ich blicke mein Spiegelbild an, starre mir in die Augen. Was siehst du in mir, frage ich mich. Was bin ich für dich? Jetzt wo du sie hast… ein Bandmitglied, ein Freund. Reicht mir das? Kann ich damit leben nur dein Freund zu sein? Kann ich das? Ich reiße meinen Blick los, beginne mich auszuziehen und steige in die Dusche. Das warme Wasser fühlt sich gut auf meiner Haut an. Ich schließe die Augen und lasse es auf mich wirken. Ich stelle mir vor es wären deine Hände, die mich so warm berühren, meinen Körper umfangen, mich streicheln. Schnell öffne ich meine Augen wieder, bevor mich die Erregung packt. Ich dusche zu Ende, föhne meine Haare und ziehe mir frische Kleider über. Noch immer ist alles still im Haus. Ich mache mich auf den Weg nach unten um das Frühstück vorzubereiten. Noch bevor ich die letzte Stufe genommen habe, ertönt ein lautes Scheppern aus der Küche. Erschrocken frage ich mich wer so früh auf ist. Das ist ungewohnt. Ich sehe nach. Bleibe im Türrahmen stehen und starre nur auf das Chaos vor mir. Alles Geschirr von gestern Abend stapelt sich auf der Arbeitsfläche. Alle Essensreste befinden sich noch auf den Tellern, Platten oder in den Schüsseln. Alle leeren oder halb vollen Flaschen stehen wild durcheinander auf dem Tisch. Plötzlich regt sich etwas und ich blicke direkt in das beschämte und schüchterne Gesicht eines jungen Mädchens. Sie. Verlegen senkt sie den Blick und streicht sich nervös durch die Haare. Ich sehe sie an, nicht im Stande auch nur ein Wort zu sagen. Es muss ein langer Abend gewesen sein, den Spuren nach zu urteilen. Augenscheinlich war keiner mehr im Stande abzuspülen oder wenigstens alles in den Geschirrspüler zu tun. Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wäre sie nicht hier. Sie hat bei dir übernachtet, mit dir in einem Zimmer geschlafen. Durfte sie auch bei dir im Bett schlafen? „Ich…“, beginnt sie zaghaft, „wollte etwas aufräumen und Frühstück machen. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe.“ Frühstück machen, echot es in meinem Kopf, das ist meine Aufgabe. „Ich … bitte geh wieder schlafen.“, fordert sie mich auf. Ich starre auf das Chaos hinter ihr und schätze, dass sie das alles niemals in einer Stunde aufgeräumt bekommt und zusätzlich das Frühstück macht. Ich sehe sie an. Sie kann nichts dafür, rede ich mir wie gestern schon ein. Aber sie hat sich auch selbst in ein besseres Licht gestellt, erinnere ich mich, sie hat sich auf meinen Lorbeeren ausgeruht, als sie sagte sie hätte gekocht. „Ich werde dir helfen“, die Worte verlassen meine Lippen noch bevor ich wirklich entschieden habe was richtig ist. Ich sehe ihr freudiges Lächeln und bin mir sicher, dass das der richtige Weg ist. Doch schon nach 10 Minuten bereue ich mein Angebot. Schon 2 Teller sind ihr beim Abtrocknen aus der Hand gefallen und auch eine Schüssel wäre zu Bruch gegangen, wäre sie nicht aus Plastik gewesen. Also entscheide ich, dass sie den Tisch decken soll und ich weiter abspüle. Als sie die Flaschen vom Tisch nimmt, zerspringt prompt eine auf dem Boden in 1.000Teile und eine rote Flüssigkeit verbreitet sich in Windeseile in der halben Küche. Rotwein. Verdattert steht sie daneben und sieht zu wie die Pfütze immer größer wird. Plötzlich fährt ein Ruck durch ihren Körper, als hätte ihr Gehirn erst jetzt erkannt was passiert ist. Sie geht in die Knie um die Scherben aufzusammeln. Ich ziehe sie an der Schulter zurück. „Nicht, dass du dich schneidest.“ Ich hole die Kehrschaufel und beginne selbst den Schaden zu beheben. Sie geht aufgelöst in der Küche auf und ab und fragt sich wie das passieren konnte. Plötzlich spüre ich einen kurzen scharfen Schmerz am Finger, hebe die Hand und sehe mir die betroffene Stelle an. Ich habe mich geschnitten. Das Blut drängt sich in großen, dicken Tropfen heraus und rinnt über meine Hand den Arm hinab. Ich greife nach einem Handtuch und drücke es darauf. Sie bemerkt das alles nicht, ist so sehr mit sich selbst beschäftigt. Was findest du nur an ihr? Sie ist hübsch, aber kann das alles sein, was wichtig ist? Ich sammle mit der unverletzten Hand die restlichen Glassplitter ein und schmeiße sie in den Müll. Verpflastere meine Wunde und beginne den Boden zu putzen, dann trockne ich das Geschirr ab und helfe ihr, nachdem sie sich wieder beruhigt hat, den Tisch zu decken. Du trinkst Pfefferminztee, Junsu trinkt grünen Tee und Yoochun bevorzugt schwarzen, also bereite ich für jeden eine Teekanne mit dem entsprechenden Tee vor. Changmin und ich trinken Kaffee weshalb ich auch die Kaffeemaschine einschalte. Dann nehme ich das Brot aus dem Brotkasten und schneide es mit der Schneidemaschine in Scheiben, lege sie in ein Körbchen und platziere es in der Mitte des Tisches, wo es alle erreichen. Dazu stelle ich Marmelade, Honig, Butter, einen kleinen Teller mit abgepacktem Frischkäse (ich weiß, den magst du gern) und eine gefüllte Obstschale. Zum Schluss stelle ich den Zucker und die Milch dazu. Ich habe alles ohne Hilfe in der Zeit geschafft, erkenne ich als mein Blick auf die Uhr fällt. Sie steht im Türrahmen und betrachtet mein Werk. Ein wenig stolz bin ich schon. Und sie? Ist sie neidisch? „Ich bin gleich zurück, ich möchte noch Blumen aus dem Garten holen.“, sage ich und gehe nach draußen. Ich kann mich nicht entscheiden ob ich Rosen oder Margeriten nehmen soll, wähle dann jedoch letztere, schneide einige Blüten ab und kehre zurück. Unser kleiner Vielfraß Changmin, Junsu und du, ihr sitzt schon am Tisch und wartet auf uns andere. Sie hat ebenfalls Platz genommen, dort wo ich immer sitze. Ich bleibe stehen und halte inne. Warum lässt du das zu? Du weißt doch, dass das mein Platz ist. Ich gehe ins Wohnzimmer um eine Vase zu holen. Warum sagt keiner etwas zu ihr? Wir haben genügend Stühle und ich habe auch für sie gedeckt. Ich suche im Schrank nach einer passenden Vase und bemerke deshalb nicht, dass Yoochun die Treppe herab kommt. Ich lausche eurem angeregten Gespräch. „…und wer hat heute Morgen schon alles so tip top aufgeräumt?“, fragst du plötzlich. Gemurmel setzt ein. Dann höre ich ihre helle Stimme sagen „Das…war ich, ich hoffe das war in Ordnung?!“ Mein Kopf schnellt nach oben, knallt gegen das Regal über mir. Ich fluche leise und reibe die schmerzende Stelle. „Also hast auch du den Frühstückstisch gedeckt?“, möchte Junsu wissen. „Ja“, sagt sie. Ich drehe mich in Richtung Küche, blicke durch die offene Tür auf ihr lächelndes Gesicht. Ich habe mich verhört, ich muss mich verhört haben, rede ich mir ein. Das hat sie nicht wirklich behauptet. Ich war es, der alles allein aufgeräumt hat. Ich war es, der den Tisch gedeckt hat. Ich sehe ihr Lachen, höre das anerkennende Gemurmel der anderen. Aus Fassungslosigkeit fällt mir die Vase aus der einen Hand, geht mit einem lauten Knall auf dem Fließenboden zu Bruch. Aus der anderen gleiten mir die Blumen. Ich kann es nicht fassen, kann nicht glauben, dass sie das alles wirklich behauptet hat. Keinen Handgriff hat sie getan und wenn doch, ging alles, was sie anfasste kaputt. Ihretwegen habe ich mich verletzt und ihr glaubt diesem Mädchen auch noch. Woher sollte sie wissen welchen Tee wer bevorzugt? Woher sollte sie wissen wie ICH jeden Morgen den Tisch decke? Seid ihr so blind? Oder bin ich euch so egal, dass ihr mich und das was ich tue so wenig wahrnehmt? Bei diesem Gedanken steigen mir Tränen in die Augen, ich drehe mich um und stürze weinen die Treppe nach oben in mein Zimmer. Unterwegs pralle ich mit Yoochun zusammen, der mich traurig ansieht. Warum, frage ich mich noch, bin aber nicht mehr in der Lage nach einer Lösung zu suchen. Ich will nur noch weg. So überflüssig wie ich für die anderen scheine, würde es nicht einmal auffallen wenn ich gar nicht mehr da wäre. Ich schließe die Tür hinter mir und lehne mich mit dem Rücken dagegen, wische mir die Tränen aus den Augen, nur damit wieder neue diese wieder füllen, als jemand an die Tür klopft… Kapitel 7: Tränen ----------------- Ich möchte nicht reden, ich möchte nicht, dass mich jemand so sieht. Lasst mich in Ruhe. Bis jetzt hat es euch nicht interessiert wie es mir geht, also fangt nicht plötzlich damit an. Das Klopfen ertönt ein zweites Mal. „Jaejoong“, höre ich Yoochun leise fragen. „Geh weg“, rufe ich zurück, kann ein Schluchzen gerade noch unterdrücken, löse mich von der Tür und lege mich auf mein Bett, ziehe die Decke über den Kopf und lasse meinen Tränen freien Lauf. Gleich werde ich mich wieder unter Kontrolle haben, gleich werde ich wieder lachen können, gleich wird alles vergessen sein. Doch quäle ich mich damit nicht selbst? Immer wieder versuche ich mir einzureden, dass es nicht ihre Schuld ist, dass sie nichts dafür kann, doch jedes Mal verletzt sie mich hinterher aufs Neue. Tut sie das mit Absicht? Oder kann sie nicht anders weil sie vor dir gut dastehen will? Aber dann versuchet man etwas aus eigener Kraft zu schaffen, etwas auf das man auch stolz sein kann. Sie hingegen ruht sich auf den Lorbeeren anderer aus. „Jaejoong, ich komme rein“, höre ich Yoochun gedämpft durch die Decke sagen. „NEIN“, schreie ich noch während ich mir die Decke vom Kopf ziehe. Doch er steht bereits mitten im Zimmer. Erschrocken starre ich ihn an, er starrt zurück. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen sehe ich schlimm aus. Natürlich. Rote und verweinte Augen, tränennasse Wangen, zerzauste Haare, ich muss ein schreckliches Bild abgeben. Noch bevor er mich weiter mustern kann, verkrieche ich mich wieder unter die Decke, ich möchte nicht reden. Ich weiß was er sagen wird `Jaejoong, was ist los? Seit Yunho dieses Mädchen nach Hause brachte, bist du nicht mehr du selbst. Was hat sie dir getan, dass du sie so verabscheust? Du hast nicht einmal versucht sie näher kennen zu lernen.` Warum wollt ihr mir Vorwürfe machen? Sie ist es, die lügt, und ihr bemerkt das alles nicht einmal. Lügen, ein furchtbares Wort. Dass ich nur daran denke. Doch auch ich lüge…immer wenn es um dich geht. Ich kann einfach nie die Wahrheit sagen. Lügen. Ist das wirklich lügen? Oder kann man auch sagen, dass ich alles verharmlose? Ich sage ich bin dein Freund, doch in meinen Träumen möchte ich so viel mehr sein als nur das. Ich rede mir ein mein Herz schlägt schneller sobald du den Raum betrittst, doch in Wirklichkeit rast es, droht mir aus der Brust zu springen. Lüge ich auch? Ich spüre wie sich die Matratze auf einer Seite absenkt. Yoochun setzt sich zu mir. Ich möchte ihn wegstoßen, rühre mich jedoch nicht. „Jaejoong“, ich höre seine Stimme als wäre er weit weg. Ganz leise. Ein Flüstern. „Bitte nimm diese Decke weg“ Ich rege mich nicht. „Ich möchte mit dir reden, aber nicht so.“ Stille. Seufzen. Dann ist es plötzlich hell. Yoochun hat mir die Decke einfach entrissen. Ich wende mich ab. Möchte nicht, dass er mich noch einmal so sieht. „Jaejoong, warum machst du es mir so schwer? Was habe ich dir getan?“ Da, ich wusste es, Vorwürfe. Was habe ich euch getan, dass ihr so zu mir seid? Erneut steigen mir Tränen in die Augen. Ich versuche sie wegzublinzeln. Erfolglos. Ich werde herumgerissen. Noch bevor ich richtig realisiere was passiert, hat mich Yoochun an der Schulter zu sich umgedreht. Ich sehe in sein trauriges Gesicht. Senke meinen Blick. „Jaejoong, eben…das war nicht ok.“ Ich kann es nicht fassen. Habe ich richtig verstanden? Auf wessen Seite seid ihr alle? Soll ich mich jetzt vielleicht entschuldigen? Ich sehe auf. Blicke ihn ernst an, fast ein wenig sauer. Nein,… nein das werde ich nicht. Ich werde mich nicht für etwas entschuldigen, was ich nicht getan habe. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. „Ich meine, das was sie getan hat…das war nicht in Ordnung.“ Yoochun scheint seinen Fehler bemerkt zu haben. Hat er alles gesehen? Als ich an ihm vorbeistürzte, wie lange hat er da gestanden? „Lass uns hinunter gehen und das klären.“ Yoochun ist verrückt. Wie kann ich jetzt vor sie treten? Wo ich so verheult aussehe, was soll sie denken? Sie wird mich für einen Schwächling halten, einen Loser. Und vor allem, was sollst du denken? Ich schüttle den Kopf. „Aber du kannst das nicht auf dir sitzen lassen. Und da es um dich und um sie geht, wird es keinen anderen Weg geben.“ Warum kann Yoochun mir nicht einfach gut zureden= Warum beruhigt er mich nicht? Warum findet er keine Worte, die mich aufmuntern, sondern schickt mich gleich los in die Höhle des Löwen. Was ich brauche ist jemand, der mich in den Arm nimmt, der leise auf mich einredet bis ich wieder ich selbst bin. Was ich brauche bist du. Früher hast du bemerkt wenn es mir schlecht ging und hast genau das getan. Aber natürlich, jetzt wo du sie hast bin ich dir egal. Wenn du jemanden in den Arm nimmst, dann sie. Plötzlich fühle ich mich so leer, ohne Wärme. Ich schlinge die Arme um mich, versuche den letzten Rest darin gefangen zu halten. Keiner, der mich mehr in den Arm nimmt, keiner, der ein tröstendes Wort findet, keiner, dem ich wichtig bin. Alles für was ich lebe ist euch den Haushalt zu machen, und selbst das ist euch nichts wert. Wenn ihr euer Essen, eure saubere Wäsche und euer geputztes Haus habt, dann seid ihr schon glücklich. Doch dafür könnt ihr auch eine Haushälterin einstellen, vermutlich würdet ihr nicht einmal bemerken wenn ich weg wäre und sie für euch kochen würde. Und selbst für die Band ist schnell ein neues Mitglied gecastet. Leere, um mich herum ist nur Leere. Leere und Dunkelheit. Und selbst der einzige Lichtstrahl, du, wurde mir nun letztlich auch noch genommen. Leere, Dunkelheit und Kälte. Yoochun steht auf. Ich sehe zu ihm hoch. „Komm“, fordert er mich auf, „je länger du es vor dir herschiebst umso weniger kannst du sagen.“ Er streckt mir die Hand entgegen, ich sehe sie an. Möchte er mir wirklich helfen? Oder möchte er einfach nur sehen, wie sie mich auseinander nimmt? Nein, Yoochun ist nicht der, der sich am Schmerz anderer erfreut. Vielleicht verstehe ich momentan einfach nur nicht so ganz, dass er mir damit wirklich helfen will. Vielleicht bin ich nur zu sehr mit mir beschäftigt. Vielleicht sollte ich seinen Rat befolgen und mich zur Wehr setzen. Ich lege meine Hand in seine und wische mir entschlossen die Tränen aus den Augen. Kapitel 8: Warum? ----------------- Yoochun begleitet mich nach unten. Noch immer liegen die Scherben der Vase im Wohnzimmer. Ihr sitzt alle nach wie vor in der Küche und frühstückt. Keiner hat die Kehrschaufel zur Hand genommen. Erneut komme ich mir vor wie eine Haushälterin, nicht wie ein Freund. Sie sitzt noch immer auf meinem Platz. Wie gern würde ich sie einfach zu Boden schubsen. Doch natürlich tue ich nichts dergleichen. Yoochun betritt zuerst die Küche. Changmin sieht auf, redet mit vollem Mund, dass keiner ein Wort versteht. Ich frage mich ob das wirklich eine gute Idee war. Ich fühle mich unwohl. Spüre eure durchdringenden Blicke, die sich mir auf die Haut brennen. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre gegangen, doch Yoochun hält mich noch immer fest, macht es mir unmöglich zu fliehen. Ob er das wusste? Ob er wusste, dass ich einen Rückzieher machen will? Bestimmt. Doch jetzt ist es zu spät. Jetzt zu fliehen wäre wirklich ein Zeichen von Schwäche. Also nehme ich all meinen Mut zusammen und bleibe. Yoochun stupst mich mit seinem Ellbogen an. Er sieht nicht zu mir herüber, doch ich weiß genau was er möchte. Ich soll endlich sagen, was mir auf der Seele brennt. Wieso nur habe ich solche Angst davor? Ich möchte euch nicht verletzen, vielleicht ist es das. Aber so kann ich auch nicht weiter machen. Ich würde mich selbst kaputt machen, mich selbst zerstören. Ich schlucke hart. „Jaejoong möchte euch beziehungsweise uns etwas Wichtiges sagen.“, Yoochun macht den Anfang. Jetzt habe ich all ihre Aufmerksamkeit. Alle sehen sie mich an. Auch sie. Mit ihrem naiven und gleichzeitig durchdringenden Blick. Ich wende mich ab. „Ich…“, beginne ich stockend, „wünschte ich müsste das nicht tun.“ Ich sehe auf, ihr seht mich verwundert an. Natürlich. „Doch ich habe beschlossen, dass ich damit nicht hinter dem Berg halten darf. Denn damit würde ich mir selbst nichts Gutes tun. Ich…es geht darum, dass…“, verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. Nun weiß ich nicht wie ich das alles in Worte fassen kann, was mir noch kurz vorher alles durch den Kopf gegangen ist. Es ist schwer Gefühle auszudrücken. „Es geht um Sang Hae.“, platze ich heraus. Sie sieht erschrocken auf, verwirrt. „und ein Stück weit auch um euch. Ihr merkt wirklich nichts, nicht wahr? Gestern Abend, vielleicht erinnert ihr euch, ihr habt gut gegessen. Aber nicht so wie ihr dachtet. Das Essen was angeblich von Sang Hae war, war von mir.“ So langsam rede ich mich in Fahrt, die Worte sprudeln regelrecht aus mir heraus. Ich kann mich kaum noch bremsen. „Ich koche tagtäglich für euch und ihr merkt das nicht einmal, wisst ihr eigentlich wie weh so etwas tut? Ich komme mir vor wie eine Haushälterin. Waschen, kochen, putzen, alles ohne Anerkennung. Und heute, denkt ihr wirklich sie hat das ganze Chaos, was ihr gestern hinterlassen habt allein beseitigt UND noch Frühstück gemacht? Vor allem, woher sollte sie wissen wer von euch was morgens trinkt? Hat sie euch gestern Abend danach gefragt? Sicher nicht. Und auch das aufräumen…das einzige was sie zu Stande brachte war, noch mehr Chaos zu machen und mich zu behindern. Doch damit nicht genug, sie musste mich auch verletzen.“ Ich zeige euch meine Hand mit dem Verband, den ich angelegt habe. „Es ist nicht, dass ich davon sterben müsste, ich will euch nur zeigen, zu was sie NICHT fähig ist. Doch nicht sie allein ist an allem Schuld. Seht hin. Sitze nicht immer ich dort, wo sie sitzt? Und? Sagt einer nur ein Wort? Soll sie mich ersetzen? Ist es das was ihr wollt? Wollt ihr, dass sie meinen Platz einnimmt? Ist es das, was ihr mir damit sagen wollt? Wollt ihr mich loswerden?“ Tränen steigen mir in die Augen. Diese Gedanken kommen mir erst jetzt. Vielleicht wollen sie mir auch weh tun, vielleicht wollen sie mich loswerden, vielleicht bin ich ihnen lästig und sie haben nur auf eine Gelegenheit gewartet mich loszuwerden. Aber warum? Warum möchten sie das? Was habe ich falsch gemacht? Dann sieht sie mich an. Ich sehe den Kampfgeist in ihren Augen. „Jaejoong“ nenn mich nicht beim Namen. „Was soll das? Ich wollte dir helfen und so dankst du mir das? Was habe ich DIR getan? Du hast mich hier eben vor allen als böse und hinterlistig dargestellt, warum?“ „Weil du es bist!“, platzt es aus mir heraus, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Sie starrt mich aus großen Augen an. Ich glaube einen kleinen Sieg für mich verbuchen zu können. Ich sehe dich an. Doch du siehst mich nicht. Du siehst sie an. Du greifst nach ihrer Hand. Sie lehnt sich an deine Schulter. Sie weint. Schluchzt. War das doch zu heftig. Du legst den Arm um sie und drückst sie an dich. Du flüsterst ihr tröstend zu. Und ich? Ich stehe hier. Allein mit mir selbst. Für mich findet keiner mehr tröstende Worte. Wozu auch. „Ich verstehe.“, sage ich leise mehr zu mir selbst. Ich bin dir nicht mehr wichtig. Dass ich auch verletzt in interessiert dich nicht. Es interessiert keinen. Ich drehe mich weg. Stoße dabei mit Yoochun zusammen, der noch immer neben mir steht. Ich sehe auf. Er sieht mich traurig an. Ich senke den Blick und gehe an ihm vorbei nach oben in mein Zimmer. Ich wollt mich nicht mehr hier haben. Ich bin überflüssig. Ich werde mich beugen. Wenn ihr alle das wollt, werde ich nicht im Weg stehen. Ist euch unsere Freundschaft so wenig wert? All die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, all die Späße, die wir immer gemacht haben. All das Lachen. Habe nur ich so viel hineininterpretiert? Meine Brust wird schwer. Es ist hart sich das einzugestehen. Noch will ich es nicht glauben. Kann es nicht glauben. Du magst sie…lieber als mich. Du wirfst alles, was wir hatten über Bord für sie. Du lässt mich links liegen für sie. Es tut weh. Weißt du wie weh es tut? Ich kann dir nicht sagen was ich empfinde, das schien mir schon eine Bürde. Doch dich so zu sehen ist noch schwerer als ich es je dachte. Ich möchte das nicht mehr, ich kann das nicht mehr, ich will das nicht mehr. Werde glücklich. Mit einem Rucksack verlasse ich das Haus. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss und schließt somit für immer ein Kapitel meines Lebens. Kapitel 9: Stadt ---------------- Immer weiter gehe ich in Richtung Stadt. Lasse alles immer mehr hinter mir. Versuche nicht daran zu denken, was eben passiert ist. Möchte es nicht wahr haben. Warum tut ihr das? Bedeutet euch unserer Freundschaft wirklich so wenig? Ihr seid doch die einzigen, die mir wichtig sind. Ihr seid die einzigen mit denen ich reden konnte, mit denen ich mein Freud und Leid teilen konnte. Warum? Ihr seid gute Schauspieler. Natürlich weiß ich das schon lange, doch dass ihr auch abseits der Kamera so spielt war mir bisher nicht klar. Dass du mir etwas vormachst, wusste ich nicht. Und dann sie. Warum brachtest du sie mit nach Hause? Allein dass du sie triffst ist schon schmerzhaft doch dass du sie auch in unser Heim bringst tut noch viel mehr weh. Das war der Ort, den wir nur für uns hatten, wo wir uns zurückziehen konnten, wo wir wussten, dass wir für uns sind und Ruhe vor allem anderen hatten. Doch damit ist nun Schluss. Immer wird sie unverhofft vor der Tür stehen und dich sehen wollen. Immer werden wir Rücksicht nehmen müssen, euch allein lassen sollen. Wo sollen wir denn hin? Aber was mache ich mir Sorgen? Das alles ist nun nicht wichtig. Ich werde nicht mehr mit dir unter einem Dach wohnen. Ich werde dich nur noch zu Auftritten und Interviews sehen. War es wirklich die richtige Entscheidung zu gehen? Habe ich nicht überreagiert? Warum muss das alles so kompliziert sein? Warum kann nicht alles wie früher sein? Kann sie nicht wieder verschwinden? Sie soll gehen! Doch si abgetan wie du von ihr bist, wird das nicht so schnell geschehen… Plötzlich finde ich mich mitten in der Stadt wieder. Ich habe nicht bemerkt wie die Zeit vergeht. Als ich mich umsehe ist es schon so gut wie Nacht. All die bunten Lichter verschiedener Reklameneonröhren, all die Lichter und das Stimmengewirr aus den unzähligen Restaurants und Kneipen, all die hetzenden Menschen, die sich an mir vorbeidrängen und um die nächste Straßenecke wieder verschwinden. Um mich herum herrscht das pulsierende Leben, aber in mir drin ist nur Leere. Leere und Schmerz. Erst als mich jemand anrempelt und sich anschließend hastig entschuldigt, stelle ich fest, dass ich mitten auf der Straße stehen geblieben bin. Ich mache mich auf den Weg. Weiß nicht wohin. Wandere ziellos durch die Gassen. Fühle mich als wäre ich nicht Teil dieser Welt sondern nur ein Beobachter. Keiner nimmt mich wahr. Jeder ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Ich halte inne. Sehe die Fontäne eines großen Brunnens vor mir aufsteigen. Mein Blick folgt ihr hinauf und wieder herab. Sehe es ein zweites Mal und ein drittes Mal. Ich setzte mich an den Brunnenrand. Starre in das unruhige Wasser. Versuche mein Spiegelbild darin zu erkennen. Es will mir nicht gelingen. Ich beobachte die Wellen, die gegen den Rand schlagen, erkenne darin meine eigene Unruhe. Fühle diese Ratlosigkeit. Hasse das Gefühl. Wünschte ich könnte mit jemandem darüber reden. Jemanden um Rat fragen. Doch ich muss mit meinen Problemen allein fertig werden. Wen kann ich fragen? Was soll ich sagen? So etwas würde niemand verstehen. Nicht einmal ich selbst verstehe es… Jemand setzt sich zu mir. Ich sehe auf. Löse den Blick vom Wasser. Ein Junge. In meinem Alter, schätze ich. Er lächelt mich freundlich an. „Hallo“, begrüßt er mich. „Hallo“, erwiedere ich seinen Gruß. „Ich bin Dong-Min, freut mich.“ Er macht nicht den Eindruck betrunken zu sein. Warum spricht er mich an? „Jaejoong“, stelle ich mich vor, „kann ich dir helfen?“ Er lächelt noch immer. „Das könnte ich eher dich fragen. Du sitzt hier wie ein Häufchen Elend, was ist passiert? Hat dich deine Freundin verlassen?“ Wenn es nur so einfach wäre. Ich senke meinen Blick wieder auf das Wasser, schweige. „Was ist los?“, seine Stimme klingt ernst, wirklich besorgt. Warum sollte sich ein Wildfremder Sorgen um mich machen? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ihr, meine Freunde, lasst mich links liegen, doch er, ein Junge, den ich noch nie zuvor gesehen habe, interessiert sich für meine Probleme. Drehe ich langsam endgültig durch? Ich sehe auf, blicke in sein Gesicht. Er erwiedert den Blick. Er kennt mich nicht. Ich kenne ihn nicht. Wir werden uns wohl nie wieder sehen. Ich möchte reden, möchte mein Herz ausschütten können. Meint es das Schicksal gut mit mir und schickt mir diesen Jungen? „Nein, das ist alles etwas komplizierter.“, antworte ich. Er hebt eine Augenbraue, fordert mich auf weiter zu reden. Ich erzähle ihm alles, kann mich nicht weiter zurückhalten. Ich erzähle von dir, wie wir uns kennen gelernt haben. Ich erzähle wie ich den anderen begegnet bin. Ich erzähle von unserer gemeinsamen Zeit, der Arbeit, den Reisen, den Späßen, wie glücklich ich war. Ich erzähle von meinen Gefühlen, meinen Gefühlen für dich. Und von dem Schmerz, den du mir bereitest, wie weh du mir tust. Er hört mir schweigend zu, unterbricht mich nicht. Ist etwas überrascht, aber nicht allzu sehr. Nimmt mich plötzlich in den Arm. Ich sträube mich etwas, doch er hält mich fest. Wieso hält er mich fest? Ein Fremder. Warum kannst du es nicht sein, der mich umarmt? Der mich tröstet? Tränen steigen mir in die Augen. Ich erwiedere zaghaft die Umarmung. „Jaejoong. Deine Gefühle sind so tief, doch er sieht sie nicht. Dein Schmerz fast unerträglich, doch er sieht ihn nicht, aber trotzdem, gibst du nicht auf. Ich bewundere dich.“, Dong-Min löst sich wieder von mir. Ich fühle mich verloren, jetzt wo ich seine Wärme nicht mehr spüre. Seine Wärme, die in meinen Gedanken die deine war. Er sieht mich an. „Deine Gefühle… er hat sie nicht verdient!“ Dong-Min zieht mich erneut an sich. Ich kann nichts tun, bin wehrlos, überrollt von meinen eigenen Emotionen. Dann spüre ich seine Lippen auf meinen. Er küsst mich, hält mich fest. Ich stemme mich gegen seine Brust, kraftlos. Winde mich, erfolglos. Schreie auf, geräuschlos. In meinem Kopf schrillen alle Glocken. Das darf nicht sein. Er löst sich. Lächelt mich an. „Ich tröste dich, lass dich fallen, ich fange dich auf. Er wird es nicht tun, das weißt du. Er wird nie für dich empfinden, was du für ihn empfindest. Willst du ewig mit diesem Schmerz leben? Sag dich los. Es gibt so viele andere auf dieser Welt. Komm mit mir, ich werde dich glücklich machen.“ Ich springe auf. Renne ohne mich auch nur einmal umzusehen los. Die Straßen sind voll. Es kommt mir vor als würde ich gegen den Strom laufen. Remple dauernd jemanden an. Komme kaum vorwärts, doch gebe nicht auf. Laufe weiter und immer weiter. Irgendwann bleibe ich stehen. Außer Atem. Meine Gedanken ein einziges Chaos. Meine Finger wandern an meine Lippen. Ein Kuss. Mein Herz krampft sich zusammen. Diesen ersten Kuss wollte ich mit dir erleben. Meine Brust wird immer enger. Wieso er? Warum hat er das getan? Er kennt mich nicht, ich kenne ihn nicht, ich wollte nur reden, wollte nur all diese Last etwas leichter erträglich machen. Wie kann ich dir nun unter die Augen treten, auch wenn du nicht von meinen Gefühlen weißt. Ich schäme mich, fühle mich schuldig. Wieso nur komme ich nicht von dir los? Ich weiß du willst mich nicht, aber ich muss immerzu nur an dich denken. Wieso? Ich will das nicht. Ich will dich vergessen, neu anfangen, mich verlieben und gleichzeitig auch geliebt werden. Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Warum darf ich nicht glücklich sein? Ich lasse mich mit dem Rücken gegen eine Straßenlaterne fallen, schließe meine Augen. „Jaejoong“, „Jaejoong“ Wer ruft mich? „Jaejoong“ Ich öffne die Augen, wende meinen Kopf und sehe dich auf mich zukommen. Kapitel 10: Nachts ------------------ „Jaejoong“, du bist vor mir zum Stehen gekommen. Leicht außer Atem und mit leicht geröteten Wangen. Wenn du wüsstest wie süß du aussiehst…wenn du wüsstest, dass ich das eben gedacht habe, würdest du schreiend davon laufen. Wie lange bist du schon gelaufen? Ich wische mir über die Augen, du sollst meine Tränen nicht sehen. Du solltest gar nicht hier sein. Warum bist du mir nachgelaufen? Ich will dich nicht sehen. Ich muss dich vergessen. Ich wende mich ab, gehe davon ohne ein Wort gesagt zu haben. Ich werde zurück gezogen. Du hast meinen Arm erwischt und hinderst mich daran wegzugehen. Warum? Du willst das doch gar nicht. Nur aus einer Art Zwang heraus versuchst du mich nun aufzuhalten. Du weißt nicht was du damit anrichtest. Was du in mir auslöst. Diesen kleinen Schimmer Hoffnung, den du damit weckst, du wirst ihn wieder zerstören, nicht wahr? Du spielst mit mir, wenn auch unbewusst. „Jaejoong“, wiedeholst du meinen Namen, „was zum Teufel denkst du dir dabei einfach zu verschwinden ohne uns zu sagen wohin. Hast du eine Ahnung davon was für Sorgen wir uns gemacht haben? Mal davon abgesehen, dass Yoochun fast einen Anfall bekommen hat, als du nach einer Stunde nicht zurück warst. Er hat uns wegen dieser Sache heute Morgen ganz schön fertig gemacht…“ Die Tür fällt ins Schloss. Jaejoong ist gegangen. Yoochun steht verdattert in der Küche und blickt auf die geschlossene Tür. Wütend dreht er sich zu den anderen um. Jeder spürt, dass etwas im Anmarsch ist. „Seid ihr eigentlich noch zu retten? Was sollte das? Jaejoong versucht euch hier zu erklären, dass er von eurem Verhalten mehr als nur verletzt ist und ihr bringt es nicht einmal fertig auch nur ein Wort dazu zu sagen?! Und du…“, wendet er sich an das Mädchen, „du bist sowieso…“ Er spricht nicht aus, was ihm auf der Zunge liegt. Möchte nicht Yunhos Zorn zu spüren bekommen. „Geh!“, fordert er sie stattdessen auf. Sie tut wie ihr geheißen, spürt, dass es sinnlos wäre etwas zu erwidern. Yoochun sieht zu Yunho, der ihr nachsieht. „Yunho…bist du so blind oder tust du nur so? Sie lügt dich, uns alle, an und du merkst das nicht. Und selbst als Jaejoong uns das sagt, hältst du noch zu ihr. Ist er dir nichts wert? Statt seiner wählst du diese verlogene Gans? Tut mir leid, aber wenn das so ist, dann will auch ich nichts mehr mit dir zu tun haben.“ „Aber Yoochun“, mischt sich Junsu ein, „Yunho hat das sicher nicht so gemeint, ich meine…“ Yoochun straft Junsu mit einem bösen Blick. „So etwas ist nicht zu entschuldigen.“ „Ich liebe sie doch…“, flüstert Yunho leise. „Ist das ein Grund deine Freundschaft zu Jaejoong zu zerstören? Wie lange kennst du sie? Und wie lange kennst du ihn? Ich glaube er hat schon mehr mit dir durchgemacht als sie! Ich kann Jaejoong verstehen, so etwas tut verdammt weh. Ich hoffe für euch, dass er bald zurück ist. In der Zeit überlegt ihr am besten wie ihr euch angemessen entschuldigt.“ Yoochun verlässt die Küche und lässt die drei allein zurück. Yoochun, geht es mir durch den Kopf, ich muss mich bei ihm bedanken. „Jaejoong, ich bin so froh dich endlich gefunden zu haben.“ Noch bevor ich weiß wie mir geschieht, hältst du mich in deinen Armen. Ich erstarre. Kann es kaum glauben. Deinen Körper an meinem zu spüren, so ungewohnt. Wie lange schon hast du mich nicht mehr berührt, hast du nur noch sie angefasst? Mein Herz beginnt zu rasen. Spürst du es? Das Blut in meinen Adern kocht. Hast du es bemerkt? Die Gedanken in meinem Kopf. Eine einzige Karusselfahrt. Wie sehr ich mich danach gesehnt habe, wie sehr ich mich danach verzehrt habe. Vorsichtig lege ich auch meine Arme um dich, bette meinen Kopf zaghaft an deine Schulter. Die Angst allgegenwärtig, dass das alles nur eine Illusion ist. Ein Auswuchs meiner Träume und Wünsche. Doch ich kann deine Wärme auf meiner Haut spüren, das Leben unter meinen Fingern fühlen. Nehme dein Herzklopfen an meiner Brust wahr. Dieser Moment soll niemals zu Ende gehen. Auch wenn du nichts von meinen Gefühlen für dich weißt, fühlt es sich an als würde diese Umarmung aus mehr als nur Freundschaft kommen. Darf ich doch noch Hoffnung haben? Ich drücke dich an mich. „Hey Jaejoong, wenn du mich so sehr vermisst hast, warum bist du dann weggelaufen?“, ein leicht belustigter Unterton hat sich in deine Worte geschlichen, es ist mir egal. Ich kann so nicht weitermachen. Ich muss es dir sagen. Diesem Drang nachgeben. Hoffen, dass dies unsere Freundschaft nicht endgültig zerstört. „Ich…ich…“, ich muss mich zusammenreißen. Darf keinen Fehler machen. „ Ich habe dich wirklich vermisst. Weil…weil ich dich…“ „Hey ihr zwei, da seid ihr ja.“ NEIN „Yunho, du hättest ruhig ans Handy gehen können…!“, schimpfend kommt Junsu auf uns zu. Ich löse mich von dir. Senke verlegen den Blick. Spüre die Röte auf meinen Wangen. Gelegenheit verpasst. Kapitel 11: Morgens ------------------- Als ich morgens aufwache ist es taghell. Die Sonne hindert mich daran meine Augen zu öffnen, ich kann nur blinzeln. Als ich mich an die Helligkeit gewöhnt habe, sehe ich Micky vor mir in meinem Zimmer stehen. Er lächelt mich an. „Guten Morgen.“, begrüßt er mich überschwänglich, „kommst du frühstücken? Es warten schon alle.“ Frühstücken, frage ich mich. Ich habe doch noch kein Frühstück gemacht. Ach ja, Micky wollte das heute übernehmen. Wieder beruht lasse ich mich zurück ins Kissen fallen. Ich schließe kurz meine Augen. Bilder werden abgespielt, Bilder des gestrigen Tages. Schnell erhebe ich mich wieder, möchte nicht daran denken. Ich sage Micky, dass ich gleich kommen werde. Er verlässt mein Zimmer. Ich bleibe kurz auf der Bettkante sitzen. Stütze meinen Kopf in beide Hände. Atme tief ein. Kann ich wirklich hinunter gehen und so tun als wäre nichts passiert? Möchte ich das? Ich lasse meine Finger durch die Haare wandern und lasse sie schließlich in meinem Nacken ruhen. Als wir gestern nach Hause gekommen sind, fiel mir Micky sofort um den Hals. Er hat sich solche Sorgen gemacht. Ich bin froh, dass es jemanden gibt, der sich Gedanken um mich macht. Doch wäre ich noch glücklicher wenn dieser jemand du wärest. Aber du bist nur da gestanden und hast zugesehen, als sie alle entschuldigt haben. Junsu war wirklich ergriffen und wollte mich fast nicht mehr los lassen. Auch Changmin bereute, dass er so blind gewesen ist und versicherte mir, dass das nicht wieder passieren wird. Ich war besänftigt, für den Moment. Doch sehnte ich mich danach, dass auch du etwas sagen würdest. Ich wollte unbedingt wissen was du denkst. Aber du sagst nichts, schweigst den gesamten Abend über. Was war nur los? Ich fühlte mich schuldig, auch wenn es dazu keinen Grund gab. Sofort waren meine Gedanken bei dem fremden Jungen, Dong Min. Eine leichte Röte stieg in meine Wangen. Er hatte mich geküsst. Aus heiterem Himmel. Und ich bin davon gerannt. Hatte ich Angst? Wovor? Er war rein äußerlich alles andere als furchteinflößend. Hatte ich womöglich Angst, dass ich das gleiche wollte? Diese plötzliche Zärtlichkeit, hatte ich Angst nachzugeben? Angst, dass alle meine Mauern eingerissen werden und ich etwas vollkommen Dummes tue? War es in diesem Fall nicht gut, dass sich meine Instinkte eingeschalten haben? Ich sehe dich an. Du wirkst abwesend. Denkst du an sie? Micky warf sie am Morgen raus ohne dass du etwas sagen konntest. Überlegst du wie du ihr das alles erklären sollst? Wünschst du dir bei ihr sein zu können? Ist das der Grund warum du nicht mit mir sprichst? Ich habe dir den Tag mit ihr vermasselt. Du hasst mich dafür. Ich spüre den Schmerz in meiner Brust. Spüre den Stich in mein Herz. So wichtig ist sie dir also. Wichtiger als ich. Habe ich das nicht schon die ganze Zeit gewusst? Warum verletzt es mich immer wieder aufs Neue? Ich wünschte ich könnte eine Schalter umlegen und all diese Gefühle wären weg. Irgendwann schlägt Micky vor ins Bett zu gehen. Er war müde von all der Aufregung. Noch während er uns eine gute Nacht wünschte, wandte er sich an mich und meinte, er würde das Frühstück zubereiten, ich solle mich ausruhen. Ich wollte protestieren, doch er ließ es nicht zu. Und hier sitze ich nun also. Langsam und ohne Eile stehe ich auf, setzte einen Fuß vor den anderen und gehe ins Bad. Ich fühle mich schmutzig. Ich muss duschen, muss Dong Min abwaschen. Wieder komme ich ins Nachdenken. Dong Min, was hat ihn dazu bewegt so etwas zu tun? War ich so Mitleid erregend? Aber warum küsst er mich dann? Und vor allem warum reagiere ich so extrem darauf. Ich möchte nicht mehr an ihn denken und doch wandern meine Gedanken immer wieder zu diesem Kuss. Ein Kuss, den es nie hätte geben dürfen. Ein Kuss, den ich nur mit dir teilen wollte. Ein Kuss ganz ohne Liebe. Ist das überhaupt ein Kuss? Oder einfach nur eine Berührung zweier Lippenpaare? Etwas rein Physisches, vollkommen ohne Gefühl kann kein richtiger Kuss sein. Während ich mir das einrede, steige ich unter die Dusche und wasche mich. Als ich damit fertig bin fühle ich mich gut, frisch, frei. Ich trockne mich ab und schlüpfe in meine Kleider. Ich gehe nach unten. Alle sehen mich an, als ich die Küche betrete. Ein kurzer Moment des Erstarrens. Ich gehe weiter und setzte mich auf meinen Platz. „Guten Morgen“, begrüße ich euch. Ihr erwiedert meine Begrüßung, woraufhin die Stimmung etwas gelockert ist. Wir frühstücken. Plötzlich läutet es an der Tür. Alle sehen wir auf. Jeder fragt sich wer das sein kann. Ich gehe zur Tür um zu öffnen…und erstarre als Sang Hae davor steht. ________________________________ Kleines Wort des Autors: dieses Mal ist es nicht viel, doch ich möchte euch einfach nicht allzu lange warten lasse ^___^ Kapitel 12: Traum ----------------- Sang Hae. Ich starre sie an. Sie sieht mich ebenfalls an, lächelt. Was will sie hier, frage ich mich. Reicht es ihr noch immer nicht, dass sie unsere Freundschaft zerstört? Muss sie auch noch weiter darauf herum trampeln? Plötzlich höre ich Schritte hinter mir im Flur. „Sang Hae“, rufst du freudig. Ich weiß, dass ein Lachen auf deinen Lippen liegt, auch ohne es zu sehen. Du freust dich. Wieso freust du dich so sie zu sehen? Sie, die mir nicht nur seelische sondern auch körperliche Schmerzen bereitet. Mein Blick wandert zur Hand, die noch immer diesen Verband trägt. Sie, die hier auftaucht nachdem ich gestern gesagt habe, dass ich das nicht möchte. Sie, die so falsch ist. Sie, die mich so ausnutzt. Du drängst dich an mir vorbei. Umarmst sie. Küsst sie. Strahlst sie an und wünschst ihr einen guten Morgen. Mich begrüßt du nie auf diese Weise. Du legst besitzergreifend den Arm um sie. Nimm ich weg. Du lächelst sanft auf sie herab. Hör auf damit. Du grinst mir freudig entgegen Mein Herz zerbricht. Selbst als du schon mit ihr am Frühstückstisch sitzt, stehe ich noch vor der offenen Haustür. Mit leerem Blick starre ich hinaus ins Treppenhaus. Nicht fähig auch nur einen Muskel zu bewegen. Du hast sie herein gebeten. Ich will das nicht. Du lässt sie mit uns frühstücken. Ich habe keinen Hunger. Du tust das mit Absicht, nicht? Möchtest du testen wie viel ich ertragen kann? Wann ich unter all dem Schmerz zusammenbreche? Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Wende meinen Kopf um und blicke in Mickys trauriges Gesicht. Ich schließe die Tür und drehe mich zu ihm um. „Alles ok?“, fragt er mich. Als ob der das nicht schon längst wüsste. Ich starre auf meine Füße. „Nein, natürlich nicht“, stellt er selbst fest. Ich schweige weiter. Meine Gedanken kreisen weiter um dich. Micky kommt auf mich zu. Vorsichtig legt er den Arm um meine Schultern. „Komm, iss erst mal etwas.“, versucht er mich zu beruhigen. Zaghaft zieht er sich mit sich in Richtung Küche. Ich stemme mich dagegen. Sehe zu ihm auf. Er hält inne, wendet mir den Blick zu. „Warum tut er das?“, rutscht es mir heraus. Ich muss es wissen, kann so nicht weiter machen. „Warum lässt er sie erneut herkommen? Warum darf sie mit uns essen? Ich möchte das nicht. Hier, diese vier Wände sind der einzige Ort an dem ich mich sicher fühle, an dem ich mich geborgen fühle, an dem ich mich nicht verstellen muss. Ich möchte sie nicht hier haben. Sie hat mir … sie hat mich verletzt. Mehr als es diese Schnittwunden können. Sie nimmt mir mein zu Hause, meine Freunde. Sie nimmt mir alles, was mir wichtig ist. Ich will nicht dass sie herkommt. Warum versteht er das nicht? Habe ich mich gestern nicht deutlich genug ausgedrückt? Nein, vielleicht habe ich das wirklich nicht. Ich bin geflohen… ich bin ein Feigling.“ Ja, das bin ich wirklich. Nicht nur aus diesem Grund. Auch weil ich nicht dazu fähig bin dir zu sagen was in Wahrheit in mir vorgeht. Was ich für dich empfinde. Ich habe es nicht anders verdient. Micky drückt mich an sich. Hält mich fest. Ich lasse mich gehen, lasse mich gegen seine Brust fallen. Lasse mich von ihm umarmen. Wie deutlich ich seinen Herzschlag hören kann. Wie deutlich ich spüren kann wie sich seine Brust hebt und senkt. Wieso kann es nicht deine Brust sein, an die ich mich lehnen darf? Wieso sind es nicht deine Arme, die mich so fest halten? Wieso bist es nicht du, der mich zu trösten versucht? Ich spüre die Tränen in meine Augen steigen. Blinzle sie weg. Ich möchte nicht weinen. Nicht aus diesem Grund. Micky lässt seine Hand in meine Haare wandern, legt sein Kinn auf meinen Kopf. Seit wann bin ich so klein? „Jaejoong, ich kann verstehen dass du gekränkt bist. Ich kann verstehen was du empfindest. Auch mir fällt es schwer ihn mit diesem Mädchen zu sehen. Auch mir fällt es schwer ihn zu sehen und zu wissen, dass er uns eines Tages ihretwegen verlassen wird. Trotz allem werden wir daran nichts ändern können. Yunho ist alt genug um zu wissen, was gut für ihn ist und was nicht. Wenn er sich für sie entscheidet, dann müssen wir das akzeptieren, so schwer es uns fällt. Wir haben fast unser gesamtes Leben mit ihm verbracht. Wir haben viele Erinnerungen, die in dieser Zeit entstanden sind. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen loszulassen.“ Ich schweige. Seine Worte sollen mich beruhigen, doch diese Wirkung tritt nicht ein. Aus diesem Blickwinkel habe ich das noch gar nicht betrachtet. Du wirst uns verlassen. Für immer. Mich allein lassen. Was soll ich ohne dich tun? Mein gesamtes Leben…wertlos. Micky drückt mich ein letztes Mal an sich. „Komm, lass uns die Zeit zusammen nutzen, die uns noch bleibt. Lass uns frühstücken.“, er zieht mich zur Küche. Ich setzte mich widerwillig auf meinen Platz. Keiner sagt ein Wort. Wisst ihr was in mir vorgeht? Wollt ihr einfach nur höflich sein? Keinen neuen Streit beginnen? Dann klingelt es erneut an der Tür. Dankbar dafür, erhebe ich mich um zu öffnen …und erstarre. Dong Min. Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Mein Atem stockt. Eine Gänsehaut jagt mir über den Körper. Ich schrecke einen Schritt zurück. Starre ihn unentwegt an. Dong Min. „Guten Morgen“, begrüßt er mich schüchtern. Ein Charakterzug, den ich beim letzten Treffen nicht entdecken konnte. „Du bist sicher überrascht mich zu sehen.“ Überrascht? Geschockt. „Du fragst dich sicher auch woher ich deine Adresse kenne…“ Erst jetzt kommt mir dieser Gedanke. „Ich…muss gestehen ich bin dir gestern gefolgt.“, seinen Blick gesenkt spricht er weiter, „ich habe dich mit deinem Freund gesehen, an der Straßenlaterne. Das war er, nicht?“ Er sieht mich durchdringend an. Es fühlt sich an, als würde er mir direkt in die Seele blicken, alles aufdecken, was ich bisher vor allen versteckt habe. „Und dann kam ein anderer Junge und ihr seid zusammen nach Hause, hier her, gegangen.“ Eine kurze Pause. „Ich wollte dich wiedersehen.“ Sehe ich da Sehnsucht in seinen Augen? Nein, nein, das kann unmöglich sein. Dong Min. Das ist alles nur ein Traum. Natürlich. Sang Hae, sie ist auch nicht wirklich, und er… er auch nicht. Gleich wache ich auf. Gleich ist dieser Alptraum zu Ende. Verzweifelt blicke ich mich nach allen Seiten um. Suche nach Zeichen, die meine Theorie bekräftigen. Gleich läutet mein Wecker. Gleich. Ich höre Schritte. Murmeln. Wende meine Kopf nach hinten. Micky. Junsu. Sie sehen mich überrascht an. Dann sehen sie zur Tür. „Wer ist das? Jaejoong?“, Micky scheint verwirrt. Ich sehe ebenfalls wieder zur Tür. Er ist noch immer da. „Das…Ich … weiß nicht.“, ich beginne zu stottern. Nur ein Traum. Hilfesuchend wende ich mich an Micky und Junsu, die mich irritiert ansehen. Was werden sie denken? Was werden sie sagen? Was werde ich sagen? „Ich bin Dong Min.“, höre ich seine Stimme. „Wir, Jaejoong und ich, kennen uns erst sehr kurz.“ Wie recht er hat. Ich wünschte wir wären uns nie begegnet. Erneut spielen sich all diese Bilder vor meinen Augen ab. Meine Schwäche. Mein Verlangen nach Trost. Meine Sehnsucht nach Verständnis. Mein Sehnen nach Zärtlichkeit. Dieser Kuss…es hätte ihn nie geben dürfen. Wieso nur hatte ich mich nicht im Griff? Ich kann dir nicht sagen was in mir vorgeht. Doch ich werde schwach bei einem Fremden. Ich schäme mich, schäme mich so sehr. Möchte das alles ungeschehen machen. Möchte es aus meinem Gedächtnis löschen. Micky und Junsu sehen sich an. Ich kann nicht deuten was in ihren Blicken geschrieben steht. Verwunderung? Schock? Neugier? Ich wende mich an Dong Min. „Bitte geh. Ich möchte dich nicht sehen.“ Ich schließe die Tür ohne ein weiteres Wort. Er hält mich auf. Stellt seinen Fuß in die Tür. „Jaejoong, bitte…lass es mich dir erklären. Fünf Minuten. Gib mir fünf Minuten.“ Ich schließe meine Augen. Bin mir der Blicke in meinem Rücken mehr als bewusst. „Jaejoong, möchtest du deinen Freund nicht herein bitten?“ Du. Ich wage nicht mich nach dir umzudrehen. „Du kennst ihn?“, fragt dich Micky. Ich packe Dong Min beim Handgelenk und schleppe ihn in mein Zimmer. Als ich an euch vorbei gehe murmele ich ein „Entschuldigt mich“ vor mich hin, bevor ich meine Zimmertür hinter mir ins Schloss werfe. Dong Min steht in meinem Zimmer. Ich weiß, dass es kein Traum ist, doch ich wünschte ich es wäre einer. Er sieht mich an. Ich sehe ihn an. Was will er? Warum ist er mir gefolgt? Wir kennen uns nicht. Nur weil ich…weil ich einmal so unvorsichtig war. Ich bin so dumm. Er kommt auf mich zu. Ich mache einen Schritt zurück, stehe mit dem Rücken zur Wand. Er streckt die Hand nach mir aus. Ich wende meinen Kopf zur Seite. Ich möchte nicht von ihm berührt werden. Er lässt nicht ab. Legt seine Hand an meine Wange. „Jaejoong…“, seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Wie oft habe ich mir so etwas ausgemalt? Wie oft habe ich mir vorgestellt du würdest so vor mir stehen, meinen Namen flüstern. Mich zärtlich berühren. Wie oft? Jetzt stehe ich hier, doch nicht du bist es der vor mir steht, sondern dieser Junge, den ich nicht kenne. Meine Brust wird immer enger. Ich bin hin- und hergerissen. „Jaejoong…“, erneut haucht er meinen Namen, „lass mich dich lieben. Vergiss ihn. Lass mich dich statt seiner lieben.“ Ich sehe seinen verschleierten Blick. Was sagt er da? Ich liebe dich. Ich liebe nur dich. Ich sehe wie sein Gesicht sich dem meinen nähert. Nein, alles in mir schreit nein. Doch mein Körper bewegt sich nicht. Ich stehe wie erstarrt an der Wand und lasse mich von ihm küssen als die Tür geöffnet wird und du ins Zimmer trittst. ____________________________________________________________________ Und zum Schluss dieses Kapitels ein kurzes Wort des Autors ^___^ ich hoffe ich konnte mit diesem Kapitel ein klein wenig euren Hunger stillen. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich neuen Hunger geweckt habe. XD Ich freue mich riesig, dass ihr so begeistert meine ff lest ^___^ Vielen Dank dafür! PS.: Wer noch nicht genug hat, dem lege ich gern auch meine One-Shots YunJae und YooSu ans Herz. Kapitel 13: Vorbei ------------------ Ich verliere mich vollkommen in Dong Mins Kuss. Schließe meine Augen. Lasse ihn gewähren. Ich sehne mich so sehr nach Zärtlichkeit, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Nicht dagegen wehren will. Vorsichtig schlinge ich meine Arme um seinen Nacken. Ich stelle mich auf Zehenspitzen. Er ist so groß. Genau wie du. Vor meinen Augen erscheint dein Bild. Du lächelst mich an. Du strahlst regelrecht. Ich ziehe den Jungen enger an mich. Möchte seine Wärme spüren, seine Nähe. Stelle mir vor es wären deine Lippen, die auf meinen liegen, stelle mir vor du wärst es der mich küsst. Auch wenn ich weiß, dass dies nie passieren wird, wünsche ich es mir so sehr. Die Wärme, die auf meinen Körper übergeht, deine Wärme. Die Nähe, die ich so sehr vermisse, deine Nähe. Du drückst mich fester gegen die Wand. Küsst mich leidenschaftlich. Ich drohe zu ersticken, doch ich habe nichts dagegen. Ich würde glücklich sterben. Du lässt von mir ab. Widerwillig öffne ich meine Augen. Sehe unsicher auf. Er sieht mich ebenfalls an. Streicht mit der Hand über meine Wange. Erst jetzt erkenne ich, dass es Dong Min ist. Erst jetzt erkenne ich wer mich wirklich geküsst hat. Er wendet den Blick von mir ab Richtung Tür. Ich folge seinen Augen und sehe dich. Mir stockt der Atem. Ich schiebe Dong Min von mir weg. „Ich..Seit wann…Ich…“, beginne ich zu stottern. Was habe ich nur getan? Wie konnte ich mich so gehen lassen? Wie konnte ich diesen Fremden küssen ohne weiter darüber nachzudenken? Wie konnte ich das vor deinen Augen tun? Meine Gedanken beginnen zu rasen, nach einer Lösung zu suchen. Nach einer Erklärung. Doch es will mir keine einfallen. Oder will ich mir die Wahrheit nur nicht eingestehen? Will ich nicht wahrhaben was ich getan habe? Will ich nicht sehen, dass ich das aus freien Stücken getan habe? Habe ich ihn aus freien Stücken geküsst? Er hat mich gedrängt, er hat zuerst seine Lippen auf meine gelegt. Doch habe ich nicht eingewilligt? Ich hätte mich wehren können…ich habe es nicht getan. Du stehst einfach nur da. Siehst uns an. Ich erkenne Unglaube in deinem Blick. Deine Hand umklammert die Türklinke. Zitternd. Du öffnest den Mund, doch sagst kein Wort. Was habe ich nur getan. Wie kann ich jetzt noch darauf hoffen, dass du mir die gleichen Gefühle entgegenbringst, wie ich dir? Jetzt wo ich alles zerstört habe. Alles, wirklich alles. Dann ändert sich etwas in deinem Blick. Sehe ich …Ekel? Erschrocken gehe ich einen Schritt auf dich zu. „Ich…das ist alles ganz anders, als es scheint.“, was sage ich? Diese Floskel macht alles nur schlimmer. Du lässt mich die Situation erklären. Wendest dich ab. Gehst. „Warte“, rufe ich dir hinterher, „bitte warte doch.“ Verzweiflung mischt sich in meine Stimme. Ich falle über meine eigenen Füße als ich versuche dir nachzulaufen, stürze. Dong Min kommt zu mir. Legt mir seine Arme um die Schultern. Ich kann die Tränen nicht zurück halten. Schluchze laut. Dong Min kniet sich zu mir herunter. Drückt mich an sich. Wiegt mich in seinen Armen. Dieser Schmerz in meinem Herzen wird nicht wieder vergehen. Ich bin zu keinem vernünftigen Gedanken fähig, alles was mir durch den Kopf spukt, bist du. Deine Augen, dieser Hauch von Ekel…Fröstelnd schüttle ich mich. Du hasst mich, du ekelst dich vor mir, findest mich furchtbar abstoßend. All meine Hoffnung in einem einzigen Moment zerstört. Ich bin so unfähig, unbrauchbar. Ich habe es nicht verdient von überhaupt einem Menschen geliebt zu werden. Es klopft an meine Zimmer Tür. Es ist mir egal. Ich will niemanden sehen. Ich möchte allein sein. Allein mit meinem Schmerz. Allein mit all diesen traurigen Gedanken. Allein, wie ich es schon immer war. Dong Min lässt mich los. Mir wird kalt. Ich höre ihn weggehen. Die Tür schließt sich. Es nimmt mich jemand in den Arm. „Jaejoong…“, Micky. Er hält mich, sagt nichts weiter, lässt mich weinen. Ich beruhige mich. Wische mir die letzten Tränen aus den Augen. Sehe zu ihm auf. Er sieht mich fragend an. Ich weiß, dass er wissen möchte was vor sich geht. Ich möchte es ihm sagen. Ich möchte ihm alles erzählen. Möchte mir alles von der Seele reden. Kann diese schwere Last nicht weiter tragen. Ich habe immer gedacht, dass ich glücklich bin, wenn du nur in meiner Nähe bist, wenn ich dich um mich habe. Aber das kann ich nicht. Nicht mehr. Jetzt wo du uns gesehen hast. Jetzt wo du weißt, was mit mir los ist. Jetzt wo du mich hasst. Ist es nun nicht egal ob ich alles preis gebe? Micky hört mir zu. Er hört mir immer zu. Ich möchte ihm alles sagen. __________________________________ und zum Schluss wieder ein kleines Wort des Autors: Dieses Kapitel ist leider nicht so ereignisreich wie das letzte, doch ich verspreche euch, dass es das nächste wieder sein wird ^__^ In diesem Sinne, danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal Kapitel 14: Reden ----------------- Ich spüre weiter Mickys fragenden Blick auf mir. Ich suche nach Worten. Suche nach Worten mit denen ich ihm alles erklären kann. „Jaejoong, wer ist dieser Junge?“, er kommt mir zuvor. Erleichterung. Ich sehe ihn an. Möchte seine Reaktion sehen können. „Dieser Junge…“, meine Gedanken schweifen zu Dong Min ab. „Sein Name ist Dong Min.“, warum kann ich nicht einfach sprechen, nicht einfach alles erzählen? Warum tue ich mich so schwer damit? Natürlich, weil das was ich zu sagen habe nicht einfach auszusprechen ist. Weil es alles andere als alltäglich ist. Weil ich Angst habe. Warum gestehe ich mir das nicht ein? Ich habe Angst. Große Angst. Angst davor, dass ihr mich nicht mehr mögt, Angst davor, dass ihr mich meidet, Angst davor allein zu sein. Ich weiß, dass Micky diese Information nicht reicht, dass er mehr wissen möchte. Ich weiß, dass er nicht nachgeben wird ehe ich ihm alles gesagt habe. Ich weiß es und doch fällt es mir schwer meinem Bandkollegen alles zu erzählen. Micky gibt mich frei. Ich rücke ein kleines Stück von ihm ab. Schlinge die Arme um meine Mitte. Sehe zu Boden. Ich sehne mich schon so lange danach mit jemandem reden zu können, doch jetzt wo sich mir eine Gelegenheit bietet, kann ich nicht über meinen Schatten springen. Ich bin nicht im Stande über meine Gefühle und Wünsche zu sprechen. Habe ich verlernt etwas zu wollen? Ist es mir wirklich mit der Zeit fremd geworden Ansprüche zu stellen? Ich war immer für die anderen da. Ich habe alles erledigt, ihnen geholfen wo ich nur konnte. Ich bin ihnen beigestanden so gut ich konnte. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse immer hinten angestellt. Ich fasse mir ein Herz. So etwas kann man nicht verlernen, nicht? Doch ich kann Micky nicht in die Augen sehen. Dazu schäme ich mich zu sehr. „Ich…wir sind uns gestern das erste Mal begegnet. In der Stadt. Nachdem…“, ich kann den Vorfall nicht beim Namen nennen. „Ich…er…wir…“, warum kann ich nicht auch sagen was passiert ist? Micky legt mir eine Hand auf die Schulter. „Jaejoong. Egal was vorgefallen ist, du kannst es mir sagen. Ich verspreche dir, dass das was du mir heute hier erzählst unter uns bleibt, wenn du das möchtest, ja?“, er sieht mich mit ernster Miene an. Ich nicke stumm. Was mag er nur denken? Wenn ich nur wüsste, was er jetzt denkt. „Ich…war so traurig. Ich saß an diesem Brunnen. Ich dachte nach. Und er setzte sich zu mir. Ich kannte ihn nicht und doch hat er sich zu mir gesetzt. Ich weiß nicht warum. Und…er hat mich gefragt was los ist. Und ich habe ihm alles erzählt. Ich habe ihm alles erzählt. Ich wollte reden. Ich wollte mir alles von der Seele reden. Ich weiß nicht warum ich ihm alles erzählt habe. Vielleicht weil ich ihn nicht kannte, vielleicht weil ich dachte wir würden uns nie mehr sehen. Vielleicht weil ich dachte…ich weiß nicht warum. Und dann…“, ich stocke. Bin mir unsicher ob ich aussprechen soll was war. Ich sehe unsicher zur Seite. Knete verlegen meine Hände. Plötzlich tauchen Mickys Hände in meinem Blickfeld auf. Er hält meine unruhigen Hände fest. Fordert mich still auf. „…dann hat er mich…geküsst.“ Ich schäme mich so. Diese Worte auch nur auszusprechen. Der Gedanke daran lässt mich erschaudern. Micky sagt kein Wort, schweigt. Ich wage es nicht den Blick zu heben. Doch diese innere Unruhe übermannt mich. Dieses Unwissen was er nun denkt. Was du nun denkst. Auch wenn ich erahnen kann was du mir gegenüber jetzt empfindest, die Hoffnung dass ich falsch liege besteht trotz allem. Wie sehr ich mir wünsche dir alles zu sagen. Mich zu erklären. Mit dir zu sprechen um klar zu stellen, dass das alles nur ein Missverständnis ist. Dass das alles von Dong Min ausgeht. Dass ich einfach nur reagiert habe. Reagiert. Warum habe ich reagiert? Nur weil er mir Zärtlichkeit entgegenbringt, die ich so sehr brauche? Nur weil er mich wahrnimmt, so wie ich mir wünsche von dir wahrgenommen zu werden? Bilde ich mir meine Gefühle für dich vielleicht nur ein? Wünsche ich mir vielleicht nur irgendjemanden der mich beachtet? Ist es vollkommen egal wer dieser jemand ist? Nein. Diese Gefühle bringe ich nur dir entgegen. Was passiert ist, ist nur passiert weil ich so verletzt war. Weil ich mich…rächen wollte. Doch du hast diese Art von Rache nicht verstanden, weil du nicht einmal verstehst was ich dir gegenüber empfinde. Weil du nicht einmal weißt was ich dir gegenüber empfinde. Micky sagt noch immer nichts. Ich halte dieses Schweigen nicht länger aus. „Ich weiß schon…du suchst nach Worten die mich aufbauen sollen, aber gleichzeitig möchtest du einfach nur weg von mir, nicht?“ ich sehe auf. Treffe direkt auf seinen Blick. Er schaut mich traurig an. Ich erschrecke etwas. Frage mich warum er mich so anschaut. Ich lasse mich nicht von meinen Gefühlen beeinflussen. Setze dazu an weiter zu reden, als Dong Min zurück kommt. Überrascht sehe ich zur Tür als er darin steht. „Dong…Dong Min“ Micky wendet sich ebenfalls zur Tür um. Dong Min sieht von einem zum anderen. „Jaejoong.“, sein Blick bleibt an mir haften, „kann ich…können wir reden?“ Warum ist er noch hier? Warum ist er nicht gegangen? Was soll das alles? Ich schließe meine Augen. Ich möchte nichts mehr sehen und nichts mehr hören. Geh weg. Geht alle weg. Ich höre ein Rascheln. Micky steht auf. Nein. Ich öffne meine Augen schlagartig. Nein, er soll nicht gehen. Ich möchte mit ihm reden. Dong Min soll verschwinden. Ich sehe fast schon flehend zu Micky auf, der auf mich herabblickt. Geh nicht, möchte ich ihm vermitteln, doch er lächelt sanft, meint dass er nach dir sehen wolle und verlässt mit einem Blick auf Dong Min mein Zimmer. Dieses Lächeln. Was soll das? Warum lässt er mich mit dem Jungen allein? Jetzt wo er weiß was passiert ist. Moment. Denkt er etwas ich WOLLTE das alles? Schnell erforsche ich mein Gedächtnis. Ich habe nicht gesagt, dass ich es bereue was passiert ist. Ich habe nicht gesagt, dass meine Gefühle dir gelten. Ich habe nicht gesagt, dass ich das nicht will. Nein, denkt er ich möchte allein mit Dong Min sein. Denkt er ich möchte dort weiter machen wo wir aufgehört haben? Denkt er er tut mir einen Gefallen? Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sehe ich zu Dong Min hinüber. Er steht noch immer an der Tür und beobachtet mich. Ich muss das klären. Ich stehe auf. Dong Min löst sich von der Tür und macht einen Schritt auf mich zu. Sieht mich an. Ich erwiedere seinen Blick. „Lass mich vorbei.“, sage ich unmissverständlich. Dong Min zuckt leicht zusammen, sein Blick verändert sich. Wird traurig und bittend zugleich. Ich muss hart bleiben. Ich schiebe ihn zur Seite und verlasse ebenfalls den Raum. Ich muss mit Micky sprechen. Suche ihn. Schaue in seinem Zimmer nach. Im Bad. In Junsus Zimmer. In der Küche. Ich höre die Haustür ins Schloss fallen. Ist Dong Min gegangen? Ich sehe nicht nach. Suche weiter nach Micky. Ich kann ihn nirgends finden. Alle scheinen sie gegangen zu sein. Ich bin allein. Meine Angst von euch verlassen zu werden hat sich bestätigt. Ich lasse mich aufs Sofa fallen. Ich spüre die Dunkelheit um mich herum, die mich langsam in sich aufnimmt. Spüre wie schwer meine Augenlider werden. Wie schwer mein Körper wird. Wehre mich nicht dagegen. Möchte einfach nur vergessen… Kapitel 15: Junsu ----------------- Ich blinzle. Noch immer steht Dong Min vor mir in der Eingangstür. Sieht mich verwirrt an. Alles nur ein Traum. Eine Illusion. Ich seufze erleichtert. Noch ist nichts passiert. Noch ist nichts verloren. Noch weiß keiner was es mit Dong Min auf sich hat. Noch besteht die Möglichkeit, dass es auch weiterhin geheim bleibt. Ich hebe ruckartig meinen Blick. Dong Min runzelt die Stirn. Dann richte ich das Wort an ihn. „Es tut mir leid, aber kennen wir uns?“ Vollkommen entgeistert starrt er mich an. „Jaejoong, ich…“ Er wird durch Junsu unterbrochen. „Wer ist es denn?“, fragt er mich während er neben mir zum Stehen kommt. Ich drehe den Kopf in seine Richtung. „Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht.“ Ich spüre Dong Mins wachsende Verwirrung, erneut versucht er sich zu erklären, doch ich verhindere es. „Bitte gehen Sie, ich wünsche einen guten Tag.“ Ich schließe die Tür, vernehme erleichtert das Klacken, schließe die Augen und spüre den schweren Stein von meinem Herzen fallen. Ich werde morgen in die Stadt gehen und ihn suchen um ihm klar zu machen, dass er nicht mehr versuchen soll Kontakt mit mir aufzunehmen. Junsu sieht mich an als ich meine Augen wieder öffne. „Jaejoong…wer war das?“ „Ich weiß es nicht.“ Ich sehe zu Boden, kann ihm nicht direkt ins Gesicht lügen. „Du lügst.“ Ich hebe überrascht meinen Blick. „Was? … Nein, ich kenne ihn nicht.“ Junsu kommt auf mich zu, bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen. „Jaejoong, wir kennen uns schon so lange, ich spüre sofort wenn du mir nicht die Wahrheit sagst.“ Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich kann ihm unmöglich die Wahrheit über Dong Min erzählen. Und selbst wenn, würde er mich nicht verstehen. Er hat keine Ahnung was das alles für mich bedeutet. Plötzlich höre ich Schritte. Mein Blick wandert hinter Junsu. Yoochun. „Was ist denn hier los?“, möchte er wissen. Junsu tritt seufzend einen Schritt zurück, steckt die Hände in die Hosentaschen und sieht zu Yoochun. Gerettet. Zurück in der Küche nehme ich mein Frühstück schweigend zu mir. Um mich herum wird jedoch angeregt geredet und gelacht. Minnie ärgert Junsu indem er ihm in die Seite piekst während Yoochun darüber lacht, und du unterhältst dich mit Sang Hae. Nur ich sitze allein und starre auf das Brötchen vor mir. Nachdem alle fertig sind, beginne ich damit den Tisch abzuräumen. Allein. Natürlich. Und das Geschirr zu spülen. Als ich fertig bin, finde ich Junsu, Yoochun und Minnie im Wohnzimmer vor dem Fernseher wieder. Ich lächle. Die drei zusammen auf der Couch geben einen lustigen Anblick ab. Doch wo bist du? Suchend lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Dann höre ich dass jemand die Haustür öffnet und schon im nächsten Moment rufst du uns entgegen „Ich bringe eben schnell Sang Hae nach Hause.“ Und weg bist du. Ohne eine Antwort abzuwarten. Ich seufze. Lasse meinen Kopf hängen. Gehe nach oben um zu duschen. In aller Ruhe ziehe ich mich aus, blicke in den Spiegel. Sehe mir in die Augen. Frage mich was ich eigentlich sehe, wen ich sehe. Doch bevor ich versuche diese Fragen zu beantworten, wende ich den Blick ab, steige unter die Dusche. Spüre die wohltuende Wärme auf meiner Haut. Schließe die Augen und genieße das Gefühl des Wassers wie es über meinen Körper rinnt. Dann nehme ich die Shampoo-Flasche und drücke mir ein wenig auf die Hand, verteile es in meinem Haar und schäume es auf. Nachdem ich meine Haare gewaschen habe, wiederhole ich das Ganze auf meiner Haut. Langsam lasse ich meine Hände über meinen Körper gleiten. Verteile behutsam das Duschgel. Wie sehr ich mir wünsche deine Hände dort zu spüren wo sich die meinen befinden. Wie sehr ich mir wünsche dich so berühren zu können. Für einen kurzen Augenblickschließe ich die Augen und gebe mich dieser Illusion hin. Wandere mit meinen Gedanken in diese Traumwelt. Eine Welt in der ich haben kann, was ich am meisten begehre, was ich am meisten brauche, dich. Ich öffne meine Augen, kehre in die Realität zurück. Noch immer fließt das warme Wasser über meinen Körper. Ich schalte es aus. Bleibe einen Moment reglos stehen. Ich brauche dich. Warum siehst du das nicht? Später in meinem Zimmer sitze ich über einem Song Text, den ich schreibe, als es an meine Tür klopft. Abwesend bitte ich den Klopfenden herein. Sehe allerdings nicht von meinen Zeilen auf. „Was schreibst du?“, Junsu sieht über meine Schulter auf das Blatt vor mir herab. Ich schaue auf. Junsu? „Ich schreibe an einem Song. Einer Ballade.“ Meine Art das alles zu verarbeiten. Meine Art zu sagen was ich fühle. Eine Art auf die es nie eine Antwort geben wird. Junsu sieht mich an. „Was möchtest du?“, frage ich ihn, „sicher bist du nicht gekommen um zu sehen was ich tue.“ Nein, das würde nicht zu Junsu passen. Er schiebt seine Hände in die Hosentaschen und schaut kurz zur Decke auf. Überlegt er was er sagen soll? Es kommt mir so vor. Junsu sieht mich an. Ich sehe genau, dass es hinter seiner Stirn arbeitet. Was ist los? Langsam werde ich unruhig. Er seufzt. Zieht eine Hand aus der Hosentasche und kratzt sich am Hinterkopf. Er ist nervös. Jetzt bin ich wirklich beunruhigt. „Junsu, was ist los? Was gibt es?, verlange ich zu wissen. Er lässt seine Hand im Nacken liegen und sieht mich fest an. „Dieser Junge vor hin…Dong Min? Du kennst ihn, nicht wahr? Wer ist er?“ Ich sehe ihn an. In meinem Gesicht bewegt sich kein Muskel. Was jetzt? Was soll ich ihm sagen? Die Wahrheit? Nein, niemals. Soll ich ihm eine Lüge auftischen? Er würde es merken. Und er würde solange fragen bis ich ihm alles erzählt habe. Doch ich kann ihm nicht sagen was mit Dong Min ist. Nein, das kann ich nicht. Ich sehe an ihm vorbei und starre auf die Wand hinter ihm. „Ich habe also recht, du kennst ihn.“ Ich schließe die Augen und nicke. Es hat keinen Zweck zu leugnen was er so oder so schon weiß. Und das obwohl ich nicht ein Wort gesagt habe. Kann man so gut meine Gedanken in meinem Gesicht lesen? Warum muss er aber auch in dieser Wunde stochern? Weshalb muss er Salz hinein geben? Es tut so schon genug weh. „Ich habe ihn vorher noch nie hier gesehen. Woher kennst du ihn?“ Ich drehe mich von Junsu weg. Ich möchte nicht darüber reden. Doch ich spüre seine stechenden Blicke in meinem Rücken, weiß genau, dass er so schnell nicht nachgeben wird. „Warum willst du ihn verheimlichen? Warum leugnest du, dass du ihn kennst? Ist es wegen Yunho? Ist es weil du Yunho liebst?“ Ich reiße den Kopf herum und starre Junsu aus aufgerissenen Augen an. Kapitel 16: Hilfe ----------------- Noch immer kann ich Junsu nur anstarren. Unfähig etwas anderes zu tun oder zu sagen. Auch er erwiedert meinen Blick. Fest. Unnachgiebig. Dann endlich finde ich zu meiner Stimme zurück. „Woher…? Wieso..?“, mehr als Gestammel bringe ich nicht zu Stande. Meine Gedanken ein einziges Chaos, das in meinem Kopf wild Karussell fährt. Junsu senkt lächelnd den Kopf. „Ich würde sagen, dass das ziemlich offensichtlich für jeden ist, der etwas genauer hinsieht.“ Erneut starre ich mein Gegenüber fassungslos an. Man kann mir meine Gefühle so deutlich ansehen? Ich schlage mir die Hände vors Gesicht, würde am liebsten im Boden versinken. „Kein Angst, ich habe niemandem davon erzählt und es ist auch nicht so, dass jeder sofort sieht was los ist. Vermutlich ist mir das nur aufgefallen. Weil ich dich so gut kenne und weil ich nach Anzeichen gesucht habe.“ Junsu schien meine Verzweiflung erkannt zu haben. „Danach gesucht?“, möchte ich wissen, „was soll das heißen?“ „Nun ja, in letzter Zeit warst du…nicht du selbst. Ich habe versucht herauszufinden was los ist. Irgendwann habe ich festgestellt, dass du sobald Sag Hae auftaucht kalt gegenüber uns wirst und dass du sie mit einem vernichtenden Blick ansiehst. Doch wenn sie nicht da ist, blickst du Yunho auf eine Art und Weise an, die zärtliche Gefühle vermuten lässt. Da war mir klar, dass du in ihn verliebt sein musst. Als jedoch dieser Junge plötzlich vor unserer Tür stand, machte mich das alles etwas stutzig. Er kannte dich, aber du hast ihn geleugnet, wolltest ihn nicht kennen. Ich dachte schon du hattest etwas mit ihm und wolltest das vor uns geheim halten. Vor allem auch vor Yunho. Schließlich gelten all deine Gefühle ihm. Wenn dann konnte dieser Junge nur ein Abenteuer gewesen sein. Ein ungewollter Ausrutscher. Aber er scheint das Ganze vermutlich anders zu sehen, denn sonst wäre er nicht hier aufgetaucht um dich zu sehen.“ Wie genau Junsu den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Mit jedem Detail, das er wahrheitsgemäß erzählte, huschte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ist es wirklich so offensichtlich? Wenn ja warum hat nur Junsu bemerkt was los ist? „Jaejoong, ich frage dich was willst du jetzt tun?“ Was ich tun werde? Nichts, was sollte ich schon tun? Ich kann weder Dong Min weiter sehen, noch dir von all dem berichten. Was also sollte ich tun? Als ich Junsu nicht antworte, seufzt er auf. „Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass alles so bleiben soll wie es ist. Dass du dich weder für den einen noch den anderen entscheiden kannst!?“ Erneut dieser durchbohrende Blick, als würde er direkt in mein tiefstes und abgeschottetes Ich sehen. Ein unheimlicher Blick. Ein Blick, der mir auf eine Art bereitet, die sich nicht beschreiben lässt. Junsu streicht sich mit der Hand durchs Haar. „Wieso sagst du Yunho nicht was los ist?“, macht er den Vorschlag. Ich sehe ihn an als würde er das unmöglichste von mir verlangen. Und das tut er auch! „Niemals! Ich kann ihm unmöglich sagen, was ich für ihn empfinde. Vor allem jetzt nicht, wo er Sang Hae hat.“ „Was hat das mit ihr zu tun?“ „Sie ist eine Frau!“, erkläre ich Junsu das offensichtliche. „Ja und?“ „Wie kann seine Antwort da anders als nein ausfallen?“ Und wieder seufzt Junsu ein wenig verzweifelt. „Woher möchtest du das wissen? Hast du es versucht? Nein! Also versuch dich nicht mit so einer schwachsinnigen Ausrede herauszureden.“ „Ich kann nicht“, sage ich leise, „wie soll er damit umgehen können, wenn sein Freund und Bandkollege ihm plötzlich seine Liebe gesteht und dazu noch wo er eine Freundin hat?“ „Das alles ist vielleicht ein Grund, aber beim besten Willen kein Hindernis.“ Junsu versucht mich aufzumuntern. Ich bin zu verwirrt um mich zu fragen warum er nun auf meiner Seite steht und mir helfen möchte. „Soll ich mit ihm reden?“, schlägt er vor. „Nein!“, sage ich entschieden, werde fast laut. Niemals könnte ich das zulassen. „Ich meinte das auch anders. Ich könnte im Allgemeinen mit ihm über dieses Thema reden und hören was er denkt. Wärst du damit einverstanden? Jaejoong, ich möchte dir helfen. Denn so langsam kann ich mir das nicht weiter mit ansehen. All das Leid in deinem Blick, den Schmerz, den du fühlst und vor allem deine Tatenlosigkeit.“ Junsu möchte mit dir reden. Vielleicht ist das wirklich eine gute Idee. Es würde nichts zerstören, du würdest nichts erfahren. Mein Name würde nicht fallen. Ich bin einverstanden. Nicke zaghaft. „Na also“, meint Junsu erleichtert, klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. „Übrigens…gute Lyrics.“ Er deutet auf das Papier vor mir und verlässt mein Zimmer. Kapitel 17: Gespräche --------------------- Gegen Mittag des nächsten Tages klopft es an meine Tür. Ich bitte den Klopfenden herein, blicke von meinem Papier auf. Junsu steht an meiner Seite und sieht über meine Schulter. „Immer noch deine Lyrics von gestern?“ Ich nicke. Er sieht mich an, dreht sich dann weg und lässt sich aufs Bett fallen, kommt dort auf dem Rücken zum liegen, seufzt. Ich weiß warum er hier ist. Schweigend sehe ich zu ihm hinüber. Er regt sich nicht. „Junsu…“, sage ich leicht auffordernd. Er richtet sich auf. Eine Hand im Nacken, den Blick gen Boden gerichtet. „Schon klar, ich will dich nicht weiter auf die Folter spannen“, erwiedert er. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Ich bin aufgeregt. Aufgeregt weil ich nun von einem allgemeinen Gespräch erfahren würde. Allgemein? Nein, denn im Grunde geht es um mich. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Unruhig knete ich meine Hände. Die Hand noch immer im Nacken blickt Junsu mich an. Sein Schweigen macht mich verrückt. Erneut ein Seufzer seinerseits. „Also… heute Morgen saß ich mit ihm am Frühstückstisch. Yoochun war schon beim Friseur, Minnie in der Stadt einkaufen und du Wäsche waschen.“ Ich erinnere mich. „Ich hatte die Zeitung vor mir und da kam mir die Idee“, er zuckt mit den Schultern, „ich habe ihm vorgemacht ich hätte einen Artikel über die Homo-Ehe gelesen und ihn dann gefragt, was er davon hielt.“ Junsu sieht mich an, prüfend. Ich schaue zurück. Kann nichts sagen. Bin angespannt. Gespannt. Kann kaum still sitzen so nervös bin ich. Was hast du gesagt? Wie stehst du zu diesem Thema? Was denkst du darüber? „Er sah mich etwas überrascht an, seine Tasse schwebte gefährlich in der Luft. Als er sich wieder gefangen hatte, setzte er die Tasse an und meinte, dass er es ok fand, dass das jetzt möglich sei. Dass auch homosexuelle Paare offen ihre Beziehung und Zuneigung durch eine Heirat zeigen können.“ Ich spüre das wilde Schlagen in meiner Brust, das wilde Schlagen meines Herzens, das vor Freude herauszuspringen droht. Ich spüre das glückliche Lächeln in meinem Gesicht. Ich spüre die Erleichterung durch meinen Körper fluten. Es macht dir nichts aus. Du verabscheust es nicht. Vielleicht besteht doch ein kleiner Schimmer Hoffnung. „Ich habe ihn dann weiter gefragt“, fährt Junsu fort, „was er tun würde, wenn ihm ein Mann seine Liebegestehen würde. Ich habe ihn gefragt ob er damit umgehen könnte, ob er gar selbst so empfinden könnte. Er schwieg darauf lange. So lange, dass ich schon dachte er würde mir nicht antworten. Ich habe ihn währenddessen beobachtet. Sein Gesichtsausdruck wurde immer ernster, finsterer.“ Junsu schielt zu mir hoch. Es scheint als wolle er nachsehen, wie ICH nun reagiere. Ich bleibe ruhig sitzen. Spüre jedoch wieder diese Anspannung. Kommt jetzt das große Aber? Ich hoffe es nicht. „plötzlich starrte mich Yunho aus diesen ernsten und finsteren Augen an. Ich hatte wirklich Angst. Dann meinte er »Niemals! Niemals könnte ich Liebe für einen Mann empfinden. Ich würde ihn zurückweisen, an ihm zweifeln ob er noch bei Sinnen ist. Ich könnte das niemals. Vermutlich wäre ich hinterher nicht einmal mehr in der Lage ihm in die Augen zu sehen. Immer würde ich daran denken müssen. Daran was er mit mir machen wollte. Nein.«“ Ich sitze erstarrt auf meinem Stuhl. Mein Herz aus der Brust in tausend Stücke gerissen und blutend liegen gelassen. Mein Körper leblos und kalt. Die Augen ausdruckslos auf einen Punkt im Nirgendwo gerichtet. Tot. Soeben bin ich innerlich gestorben. Ich schlucke hart. Versuche das Gehört zu verarbeiten. Meine Hände beginnen zu zittern. Ich versuche es verzweifelt zu unterdrücken, halte sie fest. Erfolglos. Dann spüre ich große warme Hände auf den meinen. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, sehe ich langsam auf um dem besorgten Blick Junsus zu begegnen. Ich schaue sofort weg. Aus Angst er könnte die aufsteigenden Tränen sehen. „Jaejoong, es tut mir Leid… ich wünschte ich hätte dir bessere Nachrichten erzählen können. Logisch hätte ich es dir gar nicht erst sagen müssen, doch… ich wollte, dass du es weißt. Ich wollte dich nicht anlügen.“ Schweigen. Verzweifelt versuche ich die Tränen zu unterdrücken, die unaufhaltsam in meine Augen drängen. „Jae…“ Junsu richtet sich auf und schließt mich in seine Arme. Drückt mich an sich. Ich kann meine Gefühle nicht länger unterdrücken. Weine. Weine hemmungslos. Weine hemmungslos, während Junsu mich vorsichtig hält. Verloren…alles ist verloren und hoffnungslos. Ich bin hoffnungslos. Hoffnungslos verliebt. Kapitel 18: TV-Show ------------------- Ich sehe mich um. Überall Lichter, Kameras, Zuschauerplätze. Ich bin es gewohnt, doch es erstaunt mich immer wieder wie viele Hände für eine TV-Show nötig sind. „Noch 10 Sekunden“; schreit plötzlich der Kameramann direkt vor mir. Gleich geht es los. Unruhig sitze ich auf meinem Stuhl. Unruhig nicht vor Nervosität. Unruhig weil du neben mir sitzt. Wieso kann ich nicht wie gewohnt zwischen Yoochun und Minnie sein, frage ich mich verzweifelt. Ich möchte dir nicht so nahe sein. Nicht nachdem was ich gestern von Junsu gehört habe. Nicht nachdem ich weiß, wie du eigentlich denkst. „3,2,1… und los“, kommt da das Signal für den Showmoderator. Ich konzentriere mich. Diese Sendung ist wichtig. Wir müssen unsere neue Single verkaufen. Nach der Begrüßung und nachdem wir uns vorgestellt haben, beginnt er direkt uns Fragen zu stellen. Alles wie besprochen. Natürlich zuerst über unsere Musik und den neuen Song. Wir antworten abwechselnd, so dass jeder die Chance hat ein paar Worte zu sagen. Dann werden wir über den anstehenden Fotoshoot einer bekannten Designer Mode Linie ausgefragt. Auch wie besprochen. Alles kein Problem. Ich bin das gewohnt. Geht es um unsere Musik, unsere Arbeit kann ich alles andere ausblenden. Ich konzentriere mich auf das Wichtige. Hinterher wird der Moderator jedoch privat. Er fragt uns nach Freizeitbeschäftigungen, Lieblingsessen, - filme, der Beziehung unter uns sobald wir nicht vor der Kamera stehen. Ich bin verwirrt. Das ist nicht abgemacht. Woher diese Fragen? Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Bin unruhig. Plötzlich spüre ich wie du nach meiner Hand greifst, die auf meinem Schenkel ruht. Entgeistert reiße ich meinen Kopf herum und starre dich aus großen Augen an. Ungläubig forsche ich in deinem Gesicht. Was tust du? Was soll das? Warum berührst du mich auf diese Weise? Ich versuche meine Hand aus deiner zu befreien. Es gelingt mir nicht. Du antwortest auf die gestellte Frage des Moderators. „Auch wenn wir nicht vor der Kamera stehen, verstehen wir uns super. Wir sind Freunde. Nein, vermutlich sind wir mehr als das … wir sind eine Familie.“ Bewegungsunfähig sitze ich auf meinem Stuhl. Du hältst noch immer meine Hand, drückst sie sogar leicht. Sagst wir sind mehr als Freunden. Ich kann es nicht glauben. Halte das nicht aus. Springe auf und verlasse fluchtartig das Studio. Irre ziellos durch die vielen Flure des riesigen Gebäudes auf der Suche nach einem Zufluchtsort. Ich entdecke unsere Garderobe. Lasse mich dort auf einen Stuhl fallen. Stütze den Kopf in meine Handflächen. Wieso sagst du so etwas? Wie kannst du so leicht über etwas reden, was du nicht denkst? Wieso tust du mir immer wieder weh? Wieso nur? Ich höre die Tür ins Schloss fallen, blicke jedoch nicht auf. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Mein Blick bleibt gesenkt. „Jaejoong…“, höre ich dich sagen. Ich rege mich nicht. „Was ist los mit dir? Was war das eben?“ Ich höre die Besorgnis in seiner Stimme, weiß dass sie nicht echt sein kann. Du bist der Leader unserer Band, du musst besorgt sein, es ist deine Aufgabe. Aber ich weiß, dass ich dir egal bin. Es interessiert dich nicht was mich bedrückt. Ich spüre eine einzelne Träne über meine Wange wandern. „Jaejoong…“, sprichst du wieder leise zu mir als ich nicht antworte. Du stellst dich vor mich und versuchst mir meine Hände aus dem Gesicht zu nehmen. Ich lasse es geschehen. Unfähig großen Widerstand zu leisten. Ich blicke zur Seite, kann dir unmöglich ins Gesicht sehen. “Jae…“, deine vertraute Stimme trifft mich mitten ins Herz. Es fällt mir immer schwerer meine Tränen zurück zu halten. „Warum redest du nicht mit mir?“, fragst du mich flehend. Warum? WARUM? Aus Angst! Angst zu viel meiner wahren Gefühle preis zu geben. Angst von dir zurück gewiesen zu werden. Angst von dir gehasst zu werden. Du hast keine Ahnung wie weh du mir damit tust. Wie weh es tut wenn du versuchst dich um mich zu kümmern. Wie sind Freunde. Das ist es was du denkst. Aber ich kann das nicht mehr. Ich sehe mehr in dir, viel mehr. Und genau deshalb kann ich auch nicht mehr mit dir befreundet sein. Denn du empfindest nicht das Gleiche. Ich dachte ich könnte das, doch ich verletzte mich damit nur selbst. Vielleicht ist es das Beste dich zu vergessen. … dich vergessen… nein, wie könnte ich mein Herz vergessen? Mein Herz, das einzig und allein dir gehört. Du siehst mich noch immer besorgt an. Ich blicke aus meinen verweinten Augen zu dir auf. „Warum ich nicht mit dir rede?“, wiederhole ich seine Frage, „weil du mir nie zuhörst. Weil du nur sie im Kopf hast. Weil nur sie dir wichtig ist. Weil dir egal ist was mit mir ist. Weil du mit deinen Gedanken nur bei ihr bist. Deiner Freundin. Sang Hae.“ Ich sehe dich wütend an. Zumindest hoffe ich, dass mein Blick wütend scheint. Du bist erschrocken zurückgewichen. Hast nicht mit so einer Antwort gerechnet. „Aber… das ist nicht wahr“, versuchst du dich zu retten. Ich lache böse „Ach ja? Wann hast du mich zuletzt gefragt wie es mir geht? Wann haben wir das letzte Mal etwas gemeinsam unternommen? Wann hast du überhaupt das letzte Mal an mich gedacht?“ Mit jeder Frage wird meine Stimme lauter, bis ich schreie. Erneut stehlen sich Tränen in meine Augen. Verschleiern meinen Blick. „Ich …“, du ringst nach Worten. Deinem besten Freund gegenüber ringst du nach Worten. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Junsu betritt den Raum. „Was ist denn hier los? Man kann euch im ganzen Gebäude hören, so laut seid ihr.“ Ich kann die Tränen nicht länger kontrollieren und schluchze laut auf. „Wann hast du das letzte Mal an mich gedacht?“, wiederhole ich meine letzte Frage leise. Ich sehe dich an, doch du antwortest nicht. So lange ist es also schon her. Ein weiteres Schluchzen lässt meinen Körper beben. Ich kann mittlerweile nur noch deine Silhouette vor mir erkennen. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich wende mich um. Junsu. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und lasse mich von ihm in den Arm nehmen. Du verlässt das Zimmer, die Tür fällt hinter dir ins Schloss. Und wieder finde ich mich in Junsus tröstender Umarmung. Kapitel 19: Hilfe ----------------- Ich kann nicht glauben was Junsu mir eben erzählt hat. Warum gehst du zu ihm? Warum kommst du nicht zu mir um mit MIR zu reden? Wieso versuchst du dich hinter meinem Rücken über mich zu erkunden? Wieso redest du nicht mit mir? Ich verstehe es einfach nicht. Ich denke wir sind Freunde? Willst du mir nun auch das noch nehmen? Weißt du wie weh du mir tust? Nein, vermutlich hast du keine Ahnung, denn sonst würdest du das nicht tun. Erst gehst du auf mich zu und dann, nur weil ich gegen deine Erwartungen reagiere, entfernst du dich wieder meilenweit von mir. Ich verstehe dich nicht und dabei dachte ich bisher ich sei derjenige, der nicht weiß was er tut. Ich versuche mich weiter auf Junsus Erzählung zu konzentrieren. Ich möchte alles genau erfahren. „Nun, wie schon gesagt, hat er mich gefragt was mit dir los sei. Warum du gestern so wütend warst. Aber das ist nicht alles.“ Junsu macht mich wahnsinnig. Muss er es so spannend machen? Kann er nicht einfach berichten was du gesagt hast? Ich sehe ihn erwartungsvoll an. Versuche ihn zum weiterreden zu animieren. „Er hat sich auch über Sang Hae ausgelassen“, fährt er fort, „anscheinend läuft es nicht sonderlich gut mit ihr… vermutlich beschäftigt ihn das mit dir deshalb umso mehr. Ich denke es wäre der Horror für ihn gleichzeitig das Mädchen und den Freund zu verlieren.“ Junsu sieht mich an. Wartet ob ich etwas dazu sage. Wenn du Angst hast warum kommst du dann nicht zu mir? Warum versuchst du dann nicht umso mehr diese Situation zu klären? Als ich nicht antworte, spricht Junsu weiter. „Ich habe ihn gefragt was denn los sei. Er hat nur mit den Schultern gezuckt, wirkte ziemlich niedergeschlagen. Irgendwie tat er mir schon leid, aber ich denke du leidest mindestens genauso und deshalb war ich wohl auch so hart zu ihm.“ Ein kurzes Grinsen huscht über sein Gesicht. „Ich hab ihm nämlich gesagt, dass ich nichts dazu sagen kann was deine Situation betrifft. Er soll selbst mit dir reden, dann würde er schon erfahren um was es geht. Gleichzeitig hab ich ihn noch gefragt ob er blind sei. Er hat mich verwirrt angesehen. Und das kommt wirklich selten vor, dass Yunho dumm aus der Wäsche schaut.“ Ein weiteres Grinsen macht sich auf Junsus Gesicht breit. Ich frage mich was ihn dazu veranlasst mir plötzlich zu helfen, mir bei zu stehen. Wir sind nicht die besten Freunde gewesen. Wir sind Freunde, aber eben auf eine einfachere Art. Wir erzählen und nicht was uns im tiefsten Inneren bewegt. Wir tauschen keine Geheimnisse aus. Wir verstehen uns einfach nur gut. Umso mehr verwirrt es mich, dass er so viel für mich tut. Er kommt zu mir um mir von eurem Gespräche zu erzählen. Er tröstet mich, schon mehr als einmal. Er hilft mir, steht mir bei, muntert mich auf. Vielleicht bin ich bisher auch einfach nur blind ihm gegenüber gewesen. Habe nicht wahr genommen, was er für mich tut. Ich versuche mich zu erinnern, doch mir fällt keine Situation ein, in der er mit bedeutend geholfen hat. Ich muss verdammt blind gewesen sein. Vermutlich was ich zu sehr mit dir und meinen Gefühlen für sich beschäftigt. Hatte alle Hände voll damit zu tun diese zu verheimlichen. „Jaejoong…?“ Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Junsu blickt mich fragend an. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ Er seufzt laut auf. „Ich sagte er wollte wissen was ich meine, woraufhin ich ihn überrascht angesehen hab. Er scheint wohl wirklich nichts mitbekommen zu haben. Anscheinend ist er wirklich blind“, meinte Junsu kopfschüttelnd. Ich kann also stolz auf mich sein, dass ich es geschafft habe meine Gefühle vor dir zu verbergen. Bin ich glücklich darüber? Ich wünschte ich könnte diese Frage bejahen, doch ich kann es nicht. „Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich etwas bewirken konnte und dass er endlich persönlich und ernsthaft mit dir spricht.“ Ich spüre Junsus eingehenden Blick, „und ich hoffe du sagst ihm dann auch endlich was wirklich mit dir los ist. Jetzt wo Sang Hae mehr oder weniger aus dem Rennen ist, musst du die Chance nutzen. Wehe du lässt dir das entgehen. Ich schleppe dich zu ihm und warte so lange bis ihr euch endlich ausgesprochen habt. Dem ganzen Hin und Her kann auf Dauer keiner zu sehen.“ So langsam macht Junsu mir Angst. Würde er das wirklich tun? Ich bin mir nicht sicher. Irgendwie ist ihm alles zu zu trauen. Ich nicke zaghaft, „das werde ich.“ „Gut“, meint er beruhigt, „also dann ,ich hab Changminnie dazu gezwungen mit mir Fußball zu spielen, wenn ich zu spät komme, wäre das echt übel.“ Junsu steht auf. „Und denk daran, ich tue was ich androhe!“ Ich nicke lächelnd, „ich werde es nicht vergessen.“ Mit einem knappen Kopfnicken zum Abschied verlässt er mein Zimmer. Ich werde mit dir reden. Ich werde dir alles sagen. Ich werde das ein für allemal klären. Sei das Ergebnis noch so schmerzhaft. Ich will später nicht bereuen müssen nichts gesagt zu haben. Ich werde das durchziehen! Kapitel 20: FINALE ------------------ Tage später. Bisher hatte sich keine Gelegenheit ergeben allein mit dir zu sprechen, dich alleine an zu treffen. Und auch heute werde ich nicht die Möglichkeit dazu bekommen. Immerhin steht wieder ein Interview an. Schwer ausatmend sitze ich auf dem Beifahrersitz des Taxis, das uns zum TV – Gebäude bringt. Endlich habe ich mir ein Herz gefasst und nun meint es das Schicksal wieder nicht gut mit mir. Endlich habe ich beschlossen das Gespräch mit dir zu suchen und nun soll es nicht sein. Plötzlich hält der Wagen. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Wir sind da. Yoochun, Minnie und Junsu steigen laut lachend von der Rückbank aus. Ich folge ihnen. Du wolltest uns am Sender treffen. Hattest noch etwas zu erledigen. Was wolltest du uns jedoch nicht verraten. Langsam gehe ich den anderen hinterher. Lasse meinen Blick über das Gelände schweifen. „Jaejoong“, ruft mich Minnie, „kommst du?“ Ich habe nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben bin, setzte meinen Weg fort. „Ich komme“, rufe ich zurück. Das Interview ist schnell vorbei und hat mehr Spaß gemacht als ich gedacht habe. Für einen Moment konnte ich meine Sorgen vergessen, meine Probleme außer Acht lassen. Jetzt bin ich auf dem Weg zurück zu meiner Garderobe. Lächelnd öffne ich die Tür, schließe sie hinter mir und erstarre. Ich heb nicht damit gerechnet, dass hier jemand ist. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du hier bist. Ich sehe dich aus großen Augen an. Was ist los? Warum bist du hier? Ich versuche mich zu beruhigen, versuche mein rasendes Herz zu beruhigen. „Hallo“, sage ich weil ich nicht weiß was ich sonst sagen soll. „Hallo“, antwortest du. Wir stehen uns schweigend gegenüber. Ich spüre deinen Blick auf mir, doch richte meinen eigenen gen Boden. Betrachte meine Füße. Es ist vollkommen still im Raum. Ich kann deutlich dein Atmen hören, das sich Heben und Senken deiner Brust sehen auch wenn ich dich nicht anschaue. Wir sind allein. War es nicht das was ich die letzten Tage wollte? Mit dir allein sein? Und jetzt wo es so weit ist, weiß ich nicht was ich sagen soll, weiß nicht wie ich anfangen soll. So oft habe ich mir diese Situation ausgemalt, so oft in verschiedenen Szenen durchgespielt und doch bin ich nicht darauf vorbereitet. Wieso nur kann ich dir gegenüber nicht einfach ehrlich sein? Wieso kann ich dir nicht offen sagen was mich beschäftigt? Wieso muss ich es für uns beide so schwer machen? „Jaejoong“, werde ich aus den Gedanken gerissen. Ich schaue auf. Du stehst noch immer vor mir, unbewegt. „Ja?“, frage ich mehr als zu antworten. „Können…können wir reden?“, dein Blick wirkt hoffnungsvoll. Hast du Angst ich weise dich zurück? Ich nicke. Du siehst zu Boden, kannst mir nicht in die Augen sehen. „Was ist los, Jae?“ Was soll ich darauf sagen? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. „Warum bist du mir gegenüber so abweisend während du Junsu an dich heran lässt? Warum zweifelst du an mir?“ Ich sehe zur Seite. So viele fragen und nur eine Antwort, die mir nicht über die Lippen kommen will. „Was habe ich falsch gemacht? Was habe ich getan, dass du dich immer weiter von mir entfernst?“, fährst du fort, deine Stimme immer trauriger klingend. „Wieso sprichst du nicht mit mir? Wieso können wir nicht wie früher über unsere Probleme und Ängste reden?“, fragst du leise. „Eben darum…weil ich Angst habe“, antworte ich als ich doch gar nichts sagen will, doch die Worte sind meinen Lippen entwischt bevor ich sie aufhalten kann. Bevor ich sie für mich behalten kann. Du siehst mich weiter an. „Wovor hast du Angst?“, fragst du einfach nur. Was soll ich nur tun? So gerne möchte ich dir alles sagen. So gerne möchte ich dir von meinen Gedanken, Gefühlen und Ängsten erzählen, doch ich hindere mich selbst daran, stehe mir selbst im Weg. Zu lange habe ich alles für mich behalten, all das unterdrückt, diesen Drang ignoriert und ausgeblendet. „Jaejoong, wovor hast du Angst?“, fragst du erneut als ich nicht antworte. Sag es, schreit mein Herz während mein Kopf es mir untersagt. Ich spüre die Tränen in meinen Augen, Tränen der Verzweiflung. Du wartest geduldig, siehst den inneren Konflikt meinerseits, möchtest mich nicht wie neulich drängen. „Du weißt, dass du mir alles sagen kannst, wir können über alles reden. Wir konnten es bisher und wie werden es auch in Zukunft können. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Egal was es ist was dich so sehr beschäftigt ich werde nicht über dich urteilen.“ Deine sanfte Stimme bringt mein Herz zum überlaufen, bringt es dazu über meinen Verstand zu siegen, bringt mich dazu dir alles anzuvertrauen. Die letzte Barriere ist niedergerissen. Unaufhaltsam drängen sich die Worte aus meinem Mund. Endlich. Endlich. „Ich habe Angst davor, dass du mich verlässt. Dass du damit nicht umgehen kannst. Dass du nichts mehr mit mir und meinen Gefühlen zu tun haben willst. Mit mir und meinen Gefühlen für dich.“ Schweigen. „Verstehst du? Meine Gefühle, die nicht sein dürfen, nicht sein sollen. Meine Gefühle, die ich so lange unterdrückt habe, versucht habe zu vergessen und die letztlich doch über mich gewonnen haben. Meine Gefühle, die ich vor dir verheimlichen wollte, weil ich nicht wusste wie du reagierst. Meine Gefühle, die doch niemals erwidert werden, weil du Sang Hae hast. Meine Gefühle, die mir die Brust zuschnüren sobald ich dich sehe, die mir das Atmen erschweren sobald du mich berührst. Meine Gefühle, die sich Liebe nennen.“ Stille, vollkommene Stille. Warum sagst du nichts? Warum weist du mich nicht zurück? Warum tust du nichts? Steh nicht einfach nur da und schau mich an. Jetzt wo ich dir mein Innerstes offenbrat habe, jetzt wo ich mich so sehr dafür schäme, jetzt wo ich am verwundbarsten bin. Stille. „Hahahahaha“, beginne ich zu lachen, „hahahahah“, immer lauter. „Du solltest sehen wie erschrocken du bist, hahahaha, deine Reaktion, hahahaha.“ Was tue ich da? „Das war nur ein Witz“ Lächeln, ich muss lächeln obwohl ich am liebsten weinen würde. „Ich habe Junsu gewarnt, dass er verlieren würde als er mir die Wette vorgeschlagen hat, hahaha.“ Plötzlich wird mein Lachen erstickt. Erstickt durch deine warmen Lippen, die sich auf die meinen pressen. Durch deine Arme, die sich um meinen Körper schlingen. Mein Herz beginnt zu schlagen, so laut und heftig als wolle es mir aus der Brust springen. Glück durchflutet mich. Freudentränen stehlen sich über meine Wangen während meine Lippen gierig den Geschmack der deinen kosten. Vorsichtig lege ich meine Arme um deinen Nacken. Vorsichtig aus Angst das alles könnte nur eine Illusion sein. Deinen Körper unter meinen Händen zu fühlen, wie oft habe ich mir das ausgemalt. Wie oft habe ich mir das Gefühl deiner Lippen auf meinen vorgestellt. Wie oft habe ich dich mir so nahe gewünscht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass sich meine Wünsche erfüllen, meine Hoffnungen. Ich beginne alles um mich herum zu vergessen. Nur du bist wichtig, nur wir sind wichtig, nur unsere Berührung ist wichtig. Dann löst du den Kuss. Ich beuge mich zu dir, möchte nicht dass es schon zu Ende ist, doch du entziehst dich mir. Erst jetzt bemerke ich, dass sich meine Augen geschlossen haben. Langsam öffne ich sie um in dein friedlich lächelndes Gesicht zu blicken, deine leicht geröteten Wangen wahr zu nehmen, deine etwas geschollenen Lippen zu sehen. „Und deine Reaktion erst“, hauchst du leise auf meine Aussage anspielend. Du hältst noch immer in deinen Armen. Ich beobachte wie deine Gesichtszüge ernst werden. „Ich liebe dich. Jaejoong ich liebe dich auch.“ Ein lauter Knall durchfährt den Raum. Plötzlich wirst du schwer in meinen Armen, dein Blick verschleiert, dein Körper gleitet zu Boden. Ich beuge mich kniend über dich, rufe deinen Namen, schreie deinen Namen. Du bewegst dich nicht. Verzweifelt schüttle ich dich bis mein Blick auf meine Hände fällt. Blut. Erschrocken weiten sich meine Augen. Blut. Woher? Ein hysterisches Lachen dringt an mein Ohr. Ich wende den Kopf gen Tür, entdecke dort einen lauthals lachenden jungen Mann. Mein Blick wandert tiefer. Eine Pistole…eine Pistole… EINE PISTOLE. Alles in meinem Kopf schreit „NEIN“ als ich mich dir zuwende. Verzweifelt rufe ich deinen Namen. Meine Hände beginnen zu zittern, meine Hände, an denen dein Blut klebt. Ich weiß nicht was ich tun soll. Was soll ich tun? Kann mich nicht bewegen. Plötzlich werde ich an der Schulter zurück gerissen. „NEIN“, schreie ich laut, rufe erneut deinen Namen. Meine Stimme geht im Chaos, im Geschrei anderer unter. Feste Arme schlingen sich im meinen Körper, halten mich davon ab an deiner Seite zu sein, halten mich davon ab bei dir zu sein. Ein fester Griff um meinen Brustkorb erschwert mir das Atmen. Drückt meine Rippen in mein schmerzendes Herz. Mein Körper bebt, zittert. Meine Tränen gewähren mir nur eine trübe Sicht. Ich rufe deinen Namen. Warum bewegst du dich nicht? Warum antwortest du nicht? Warum lächelst du mich nicht an und sagst, dass das alles nur ein Scherz ist, ein schlechter Witz? Ich rufe deinen Namen, bis ich keine Luft mehr in meinen Lungen habe und eine wohltuende Dunkelheit mich umgibt. Ich weiß nicht wie ich hier hergekommen bin, doch als ich meine Augen öffne bin ich im Krankenhaus. Sofort weiß ich was passiert ist, setzte mich aufrecht, möchte zu dir. Ich werde gehindert. Junsu berührt meinen Arm. Ich sehe ihn an. Seine traurigen Augen senken sich. „Wo ist er?“, frage ich leise. Erneut fließen Tränen über meine noch feuchten Wangen. „Wo ist er?“, frage ich lauter als Junsu nicht antwortet. Er schüttelt den Kopf. Nein, nein, das kann unmöglich sein. Nein, das durfte nicht sein. Unmöglich. Ich versuche auf zu stehen, doch Junsu hindert mich, drückt mich aufs Bett zurück. „Nein“, sage ich leise, „nein, lass mich zu ihm.“ Junsu lässt nicht von mir ab. „LASS MICH ZU IHM“, schreie ich ihn an, versuche mich frei zu kämpfen. „Bitte, bitte“, flehe ich, lasse meine Fäuste auf ihn nieder prasseln „bitte“ „Jae, … wir können nichts mehr tun. Yunho ist tot, hörst du? Die Ärzte haben alles Menschenmögliche getan, doch die Kugel hat ihn mitten ins Herz getroffen. Jede Hilfe ist zu spät gekommen“, Junsus Stimme wird immer leiser, bis sie schließlich ganz wegbricht. Mitten ins Herz… mitten ins Herz, hallt es in meinem Kopf wider. Mitten ins Herz, das sich mir endlich geöffnet hat. Endlich hatte ich den Mut ihm meine Gefühle zu gestehen, mich ihm zu offenbaren. Jahrelang hatte ich Angst, jahrelang habe ich alles unterdrückt, jahrelang habe ich den Schmerz ertragen für diesen einen Moment des Glücks. Diesen einen Kuss. Diesen ersten und letzten Kuss. Ich wünschte ich hätte früher den Mut gehabt dir alles zu sagen, ich wünschte ich hätte nicht so lange gezögert. Warum? Warum du? Warum? Tränen fließen unaufhörlich über meine Wangen. Kraftlos falle ich zurück ins Bett. Weine. Weine um dich. Weine um meine verlorene Liebe. Weine bis der erlösende Schlaf sich um mich legt. Tage später. Deine Beerdigung. Meine letzte Möglichkeit von dir Abschied zu nehmen. Von meinen Gefühlen Abschied zu nehmen. Meiner Liebe zu dir. Du bist meine Liebe gewesen, mein Leben. Warte auf mich. Ich verspreche du wirst nicht allzu lange warten müssen. Ich werde dich nie vergessen, Yunho. Über dem Grab schwebt für keinen sichtbar sein Geist. Sein Geist, der einen letzten Blick auf den wichtigsten Menschen seines Lebens werfen möchte. Wasurenaide, Jaejoong. I sit on my bed and think of you It's alright even if I can't see you... I miss you, but just this feeling is enough The memories of you remain, they're so strong I read a short message from you and it makes my chest tighten painfully But I want to keep protecting your eternal happiness * I'll become the wind and wrap gently around you Right now, I want to fly to a world with you in it Even though I want to see you so much... I miss you so much... I'm waiting for you, don't forget me On the path we'd always walk, I felt your presence Silently, I close my eyes and pray that it'll never disappear Without acknowledging the things that hurt you deeply, you just kept on laughing and smiling I'll always remember and cherish that And I'll keep yelling out to the world, even if the words I use are but ordinary The nights touched by you... It's enough to break me; your fragrance hanging in the air and these feelings that build up, baby So that this'll never end, I'll hold your hand even tighter So that we'll never be separated... I'll become the wind and wrap gently around you Right now, I want to fly to a world with you in it Even though I want to see you so much... I miss you so much... I'm waiting for you... I'm waiting for you http://www.youtube.com/watch?v=zlAgIYJcAx0&feature=related _______________________________________ Zum Schluss ein kleines abschließendes Wort meinerseits ^__^ Zu allererst möchte ich mich für eure Treue bedanken. Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass meine Fanfiction so gut bei euch ankam. Eure Kommentare haben mich immer wieder aufs Neue dazu gebracht weiter zu schreiben, vielen Dank. Weiter möchte ich noch das Ein oder Andere klären, was das letzte Kapitel betrifft. Sicher werden einige von euch erschrocken bist geschockt sein über dieses doch unerwartete Ende. Entschuldigen möchte ich mich dafür jedoch nicht, denn schließlich war es so von mir geplant. Nicht von Anfang an, aber dann doch sehr bald. Was den jungen Mann angeht, der plötzlich mit der Pistole aufgetaucht ist. Er ist ein irrer Fan. Aus welchem Grund dürft ihr euch selbst ausdenken ^_^ Ich weiß nicht ob es dem ein oder anderen aufgefallen ist. Erst als Jaejoong an Yunhos Grab steht, verwendet er seinen Namen. Davor hat er ihn nur mit „du“ betitelt. Ja, jetzt noch mal schnell nachlesen XDD (Ich hoffe, dass mir dabei auch wirklich kein Fehler unterlaufen ist XD) Was Sang Hae angeht. Dazu möchte ich noch einmal an das mysteriöse Vorhaben Yunhos vor dem letzten Interview erinnern. Genau da hat er mit ihr Schluss gemacht. Sollte es sonst noch Unklarheiten geben, scheut euch nicht zu fragen ^__^ Ich danke euch für euer Interesse und kann nur noch einmal bekräftigen, dass ihr mir die Kraft dazu gegeben habt. Vielleicht gefällt euch auch eines meiner anderen Werke, ich würde mich auch dort über eure Kommis freuen (Eigenwerbung muss sein! ^_^) Eure -Jaejoongie- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)