Journey to Sacrifice von Dystopia (A Friendships Tale) ================================================================================ Kapitel 1: Marktplatz --------------------- Der Bürgermeister von Sun Hollow ging schnurstracks an ihr vorbei und schüttelte die Hände der Erwachsenen neben ihr. Er redete ihnen gut zu und seine strahlenden Zähne blitzen zwischen seinen charmant gekräuselten Lippen hervor, gerade so als sei er einem Hollywood Film entsprungen. Dystopia schaute finster. Seine Rede war furchtbar gekünstelt gewesen, die gewählten Sätze fast identisch mit denen der letzten Jahre. Trotzdem schienen fast alle Eltern zufrieden zu sein und ließen sich von seiner Show einwickeln, während er gerade diejenigen ignorierte, um die es an diesem Tag eigentlich ging. Sie schnaufte verächtlich. Erwachsene waren so berechenbar. Es reichte ein gutes Auftreten und viele schalteten ihre Vernunft ab, verließen sich nur noch auf ein vages Bauchgefühl. Eben genau auf das, was sie ihren Kindern abgewöhnen wollten, um bei ihnen Vernunft zu erzwingen. Sie schaute dem Bürgermeister nach und drehte sich dann in Richtung des Stadttores, welches voll gestopft war mit aufgeregten, sich voneinander verabschiedenden Menschen. Es war früher Morgen und Dystopia Dragonfly wartete, mit vielen anderen Jugendlichen, auf eine Lücke in der Menge, um endlich loszulegen. Sie war 16 Jahre alt und damit alt genug an der REISE teilzunehmen, einem Lebensabschnitt, der sie maßgeblich verändern sollte. Für jedes Kind in der PokémonWelt kam eines Tages die Zeit der Entscheidung, in der es sein Zeugnis der Unterstufe in Händen hielt und nachgrübeln musste, ob es sich für die REISE anmelden sollte oder nicht. Kriterien waren dabei unter anderem Notendurchschnitt und Gesundheit, letzte Instanz war die Zustimmung der Eltern. Der heutige Tag war der Anfang der REISE und Dystopia hatte sich bereits Zuhause von ihren Eltern verabschiedet. Natürlich waren beide viel zu beschäftigt gewesen, um ihre Tochter in Richtung des Stadttores zu begleiten. Sie waren Wissenschaftler auf dem Gebiet der elementaren Forschung und ständig dabei ihre Zeit mit etwas anderem als ihrer Tochter zu verbringen. Eigentlich hätte Dystopia deshalb gekränkt sein können, doch sie- „Hey!“ Die Menge neben ihr teilte sich und eine schillernde Persönlichkeit kam mit wogenden Schritten auf sie zu. Lange, roséfarbene Haare fielen über maßgeschneiderte Kleider und Dystopia verdrehte die Augen. „Wartet auf mich!“ Viele der Jugendlichen waren bereits auf dem Weg in den Wald. Jeder bemühte sich vorher um mindestens einen Partner, mit welchem man den langen Pfad durch die Berge nehmen konnte. Gesellschaft, war Regel Nummer zwei auf der Liste psychologischer Kniffe, mit denen sich die REISE besser überstehen ließ. Viele der Kandidaten waren noch Kinder, und damit vermehrt sozialen Problemen, wie etwa Heimweh und Einsamkeit, ausgeliefert. Auch die Fremde schien bemüht Anschluss zu finden und Dystopia war nicht überrascht, als sie schnurstracks an ihr vorbei lief. Dystopia war nicht gerade die Art von Begleiter, welche auf Reisen zu besonders guter Stimmung beitrug. Sie war launisch und ein exzentrischer Pessimist, dazu noch zu diszipliniert, als das andere Jugendliche ihres Alters hätten mithalten können. Diese Eigenschaft hatte schon öfter zu Spannungen geführt und sie vermied es deshalb, Projekte mit Gleichaltrigen anzufangen. In ihren Augen waren Jugendliche nichts weiter als freie Radikale, welche sich ungeordnet jedem in dem Weg warfen, der einen Plan verfolgte. Diese Einstellung hatte ihr den Ruf eines spaßunfähigen Quälgeistes verpasst, der ihr immer noch anhaftete. Als sie das Stadttor passierte, schlug ihr frische Morgenluft entgegen. Sie war rein und ungetrübt von den Düften der Stadt und umschmeichelte ihren Körper wie eine klirrende Decke. Die Briese wehte auch den Geruch des Waldes heran und Dystopia schaute ein letztes mal zurück in Richtung des Marktes. Einige Eltern standen immer noch unbeholfen auf dem asphaltierten Platz und schauten ihren Sprösslingen nach, bevor sie sich schließlich leidselig abwandten. Dystopia schloss die Augen, nun gab es kein Zurück mehr! Sie atmete ein letztes mal tief ein, bevor sie ihren Rucksack enger schnürte und den anderen Jugendlichen in Richtung des Stechwaldes folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)