Tiefrote Küsse von abgemeldet (An deiner Seite) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Leila runzelte die Stirn, als sie die Karte in den Händen hielt, die im Briefumschlag gesteckt hatte. Sie war gerade auf den Weg zu ihrer Freundin. Anne wollte ein paar Fotos von sich haben, die sie ihrem Liebsten schenken konnte und hatte Leila gefragt, ob sie das für sie übernehmen würde, da ein richtiger Fotograf verdammt teuer war. Doch noch stand Leila vor ihrer Wohnungstür und hatte ihre Post aus dem Briefkasten geholt, dabei war ihr sofort ein Briefumschlag in die Augen gefallen, auf dem nur ihr Name stand. Keine Briefmarke und kein Poststempel. Also musste ihn jemand persönlich in den Briefkasten eingeworfen haben. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte sie diesen geöffnet und die Karte heraus gezogen, die da drinnen steckte. Auf dieser Karte standen wenige Worte, die sie immer wieder las. „Leila, ich möchte Dich sehen. Treffe mich bitte um 18.00 Uhr - Liam“ Und dann stand da noch eine Adresse, die ihr nichts sagte. Da es aber nur ein Straßennamen und eine Hausnummer war, nahm sie doch an, dass es sich um eine Adresse in dieser Stadt handelte. Er wollte sie sehen. Sie musste lächeln. Da stand nicht, dass er sie sehen musste, weil er irgendetwas klären musste. Nein, er wollte sie sehen. Er zwang sie nicht, dass sie sich mit ihm treffen sollte. Sollte das etwa ein Date haben? Wollte Liam Noxus ein Date mit ihr haben? Sie wusste echt nicht was sie davon halten sollte. Dann fiel ihr allerdings wieder ein, dass sie auch gar nicht so viel Zeit hatte, darüber nach zu denken. Sie steckte die Karte, so wie ihre weitere Post in ihre Handtasche und ging dann die Straße herunter. Ein Glück hatte sie es nicht weit zu Anne. Sie wohnte mit ihrem Freund regelrecht in der Nachbarschaft. Doch während sie noch auf dem Weg zu ihr war, fischte sie die Karte wieder aus ihrer Handtasche. Liam wollte also ein Date haben? Sie hatte schon lange kein Date mehr gehabt. Nicht dass sie es liebte Single zu sein, gut, sie hatte sich daran gewöhnt. Aber natürlich hätte sie gerne jemanden an ihrer Seite, der für sie da war, wenn es ihr mal nicht so gut ging. Jemand, der sie in den Arm nahm, wenn sie genervt von der Arbeit nach Hause kam. Jemand, der sich an sie kuschelte. Jemand, der ihr zuhörte. Aber sie gehörte jetzt nicht zu den Leuten, die zwanghafter weise nach einem Partner suchten. Sie brauchte nicht unbedingt jemanden, sie konnte gut auf sich selber aufpassen. Liam wollte ein Date mit ihr. Daran hatte sie nicht mal im Traum gedacht. Gut, ihre erste Begegnung war nicht gerade die schönste, aber das hatte er sich wohl selber zu zuschreiben. Wie sollte sie denn auch bitte schon reagieren, wenn sie nach Hause kam und da ein fremder Mann in ihrer Wohnung war. Ein Mann, den sie nicht kannte und der mit seiner breiten Schultern wirklich jemand Angst machen konnte. Sie hatte sich aber nicht beeindrucken lassen. Zumindest hatte sie ihm das nicht gezeigt. Und gestern war sie ihm wirklich dankbar, dass er zufällig vorbei gefahren war. Und er hatte auch angehalten. Er hätte schließlich einfach an ihr vorbei fahren können. Aber er hatte angehalten, ihr geholfen, war auch dabei gewesen als der Mann des Abschleppdienstes kam und schließlich hatte er sie auch nach Hause gefahren. Auch wenn sie das zuerst gar nicht gewollt hatte. Sie kannte ihn schließlich nicht, so nett er bei der zweiten Begegnung auch gewesen war. Und ihre Mutter hatte ihr nun schon als kleines Kind beigebracht, dass sie gefälligst nicht zu fremden Leuten ins Auto steigen sollte. Sie musste an die Berührung denken, als er ihre Hand gepackt hatte und nicht wollte, dass sie aus dem Auto stieg. Er hatte sie berührt gehabt und diese Berührung war angenehm gewesen. Sie hätte seine Wärme gespürt und das hatte ein Zeichen in ihr hinterlassen. So jemand wie er konnte einfach nicht böse sein. Ja, er wollte ein Date mit ihr. Leila fing nun an zu strahlen, als sie zu ihrer Freundin ging. Sie hüpfte irgendwie und fühlte sich einfach toll. Liam Noxus wollte sie wiedersehen. „Warum strahlst du so?“, fragte Anne ihre Freundin, als sie ihr die Tür öffnete. Anne kannte ihre Freundin sehr gut und so heiter hatte sie Leila schon lange nicht mehr gesehen. „Tu ich gar nicht.“ Sie zog sich ihre Schuhe aus und trat dann in die Wohnung, in der Anne und Philipp lebten. Es war eine schöne Wohnung und Leila beneidete die beiden vor allem um die Dachfenster im Schlafzimmer. Es war toll unter Sternen einzuschlafen. Sie wusste, dass es schön war. Als Kind hatte sie mit ihrer Familie auch in einer Dachgeschosswohnung gewohnt und ihr Bett hatte unter ihrem Fenster gestanden, damit sie immer die Sterne ansehen konnte. Sie hatte sich immer gefragt, ob es noch mehr gab, als nur die Menschen auf der Erde. Ob es da noch Geheimnisse gab, von denen sie mit ihren zwölf Jahren noch nichts wusste. Dinge, die traurig oder schön waren. Berauschend oder Erschreckend. Ein paar Erfahrungen sollte sie in ihrem Leben noch machen und nicht alle waren rosig. Aber davon hatte sie nur den wenigstens erzählt. Sie war eben eine Solokämpferin. Schon immer gewesen. „Natürlich.“ Anne freute sich deswegen sogar, auch wenn Leila ihr nicht sagen wollte, was der Grund dafür war. Aber sie würde es aus ihrer Freundin garantiert schon noch raus kitzeln können. „Wie ich sehe, hast du schon etwas vorbereitet“, stellte Leila fest, als sie ins Wohnzimmer kamen und Anne die Möbel etwas verrückt hatte und eine große dunkle Decke auf den Boden ausgebreitet hatte. Sie sah sehr kuschelig aus und Leila konnte sich gut vorstellen, wie Anne auf der Decke sich rekelte und mit der Kamera spielte. „Klar. Philipp ist ja gestern schon auf Montage. Also habe ich die Wohnung für mich. Super, dass du so kurzfristig Zeit hattest.“ Anne ging in die Küche. „Für meine Freunde doch immer.“ Leila legte ihre Taschen ab und folgte Anne, die an der Kaffeemaschine stand und dabei war, für beide einen Cappuccino zu machen. „Erzähl mir doch mal, wie es gestern war.“ „Schrecklich“, meinte Leila und setzte sich an den Küchentisch. „Nachdem ich von der Besprechung kam, ist mein Auto auf halben Weg stehen geblieben.“ „Oh… ich meinte eigentlich die Besprechung. Aber erzähl mir lieber davon, wie das mit deinem Wagen ausgegangen ist.“ Leila nickte und nahm mit einem Lächeln die Tasse entgegen, die Anne ihr reichte. „Naja, da stand ich nun und hatte meinen Wagen verflucht. Ich meine, er war doch erst vor ein paar Wochen in der Werkstatt.“ „Kam der Abschleppdienst?“ „Ja, den hatte ich sofort angerufen. Der hat mich am Telefon voll angemacht. Ich konnte doch nichts dafür, dass ich keine Ahnung davon hatte, wo ich war.“ Anne musste sich ihr Grinsen verkneifen, was ihr nicht so recht gelang, setzte sich dann aber mit ihrer eigenen Tasse Leila gegenüber an den Tisch. „Schon klar.“ „Na ja, dann habe ich mich noch darüber aufgeregt, dass natürlich kein Schwein anhielt. So viele sind da gar nicht entlang gefahren. Und die auf der Straße gefahren sind, sind dann langsamer geworden, haben geglotzt und sind dann weiter.“ „Echt?“ „Ja.“ Leila seufzte. Allein wenn sie jetzt noch daran dachte, konnte sie wütend werden. „Und dann?“ „Na ja, dann hielt einer an.“ „Ja. Ein Glück aber auch. Waren es nette Leute.“ „Ich kannte ihn schon. Er heißt Liam.“ Anne sah ihre Freundin überrascht an. „Diesen Namen höre ich aber heute zum aller ersten Mal aus deinem Mund. Warum hast du mir davon gar nichts erzählt?“ „Ich kenne ihn nur flüchtig.“ Na ja, sie konnte ihr ja wohl schlecht sagen, dass Liam bei ihr eingebrochen war und sie ihn deswegen schon mal gesehen hatte. Aber Kennen war wohl doch etwas übertrieben. „Flüchtig? Wie hast du ihn kennen gelernt? Arbeitet er bei uns in der Firma?“ „Nein, tut er nicht. Auf einer Konferenz“, meinte Leila und sie hasste es zu lügen. Vor allem, wenn sie nicht mal richtig wusste, warum sie ihre Freundin anlog. Gut, sie wollte, dass Liam gut dastand. Aber warum wollte sie das? Weil sie heute Abend ein Date mit ihm hatte? „Ah, verstehe. Und er hat also angehalten. Das ist aber nett von ihm, wo du ihn doch nur flüchtig kennst.“ Leila nickte. „Ja, das war sehr nett von ihm. Wer weiß wie lange ich da noch gestanden hätte, bis der Abschleppdienst kam. Er hat mich dann auch nach Hause gefahren.“ „Das ist wirklich sehr nett von ihm.“ Leila sah Anne an und schüttelte nur den Kopf. „Du sollst da nichts hineininterpretieren.“ „Du hast doch gesagt, du kennst ihn nur flüchtig.“ „Schon klar.“ Leila trank noch einen Schluck des warmen Getränks und musste wieder an die Karte in ihrer Handtasche denken. Nun sollte sie sich aber wirklich auf die Fotos konzentrieren, sonst würde sie wirklich noch irgendetwas sagen, was sie gar nicht wollte. Sie wusste doch selber noch nicht, was das hier mit Liam war. Ob es da überhaupt etwas gab oder ob sie sich vielleicht in irgendetwas hineinsteigerte. „Also wie hast du dir das genau vorgestellt?“ Leila sah noch mal auf ihr Handy um die Uhrzeit zu überprüfen. Gut, sie war etwas früh dran. Sie hatte nicht wissen können, wie lange sie zu Fuß brauchen würde. Und nun stand sie da und fragte sich, was sie hier sollte. Denn hier war nichts. Die Häuser standen leer und wirkten verwahrlost. In diesem Teil der Stadt war sie noch nie gewesen und die Kälte die von den Häusern kam, beantwortete ihr auch die Frage, warum sie nie hier gewesen war. Es war leblos und sie würde echt gerne wissen, warum Liam sie her bestellt hatte. Auf den Weg zum Treffpunkt hatte sie sich gefragt, warum er sie nicht abgeholt hatte, schließlich wusste er doch aus erster Hand, dass ihr Auto nun in der Werkstatt war. Was ein paar Tage dauern würde. Anne hatte sich bereit erklärt, die Woche früher auf die Arbeit zu fahren und Leila mitzunehmen. Das war eine gute Nachricht. Allerdings hoffte Leila, dass die Rechnung nicht so hoch sein würde. Dummes Auto, fluchte sie vor sich hin und kontrollierte die Uhrzeit noch mal. Was wollte sie hier? Warum sollte Liam sie an seinen trostlosen Ort herbestellen? Sie überlegte schon, ob sie ihn nicht anrufen sollte. Aber dann kam sie sich verrückt vor und zwang sich, einfach zu warten. Liam war ja nicht zu spät dran, sie war nur zu früh. Irgendwie war es ihr hier aber unheimlich und sie wollte nicht mehr länger alleine sein. Es war kalt und sie hatte das Gefühl, dass sich die Schatten bewegten, schwärzer wurden. Es war verrückt und sie wusste selber, dass sie sich das vermutlich nur einbildete. Aber so langsam wurde sie sauer und das konnte übel enden. Nicht für sie, aber für Liam, falls er sich doch mal herablassen sollte, zu ihr zu kommen. Sie spielte gerade wieder mit dem Gedanken ihr Handy aus ihrer Tasche zu zücken, als sie gepackt wurde und nach hinten gerissen wurde. Sie wollte schreien, dann spürte sie einen Druck auf ihrem Mund. Jemand hielt ihr den Mund zu, ließ jeden Laut im Keim ersticken. Sie riss ihre Augen weit auf, vor Angst und weil sie irgendetwas in der dunklen Gasse erkennen wollte, doch sie sah nichts. Sie wurde stolpernd nach hinten gezogen und wusste nicht was mit ihr geschah. Eins wusste sie allerdings, das hier hatte nichts mit Liam zu tun. Liam würde ihr nichts tun. Das hätte er sonst schon bei ihrer ersten Begegnung klar gemacht. Hier steckte jemand anderes dahinter. Doch dieses Wissen brachte ihr jetzt auch nicht weiter. Leila versuchte um sich zu schlagen, doch sie traf nur ins Leere. Sie versuchte in die Hand desjenigen zu beißen, der sie festhielt. Doch auch das missglückte ihr. Sie saß in der Falle. Das Adrenalin in ihrem Körper sorgte dafür, dass sie versuchte sich auf alles zu konzentrieren. Ihr Herz schlug rasend schnell und sie hatte Angst, dass jetzt ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Ihre Mutter hatte sie als Kind immer zu Selbstverteidigungskursen geschickt und sie war auch immer die Beste im Kurs gewesen. Doch das damals war nie vergleichbar mit der Realität. Es war wie in der Schule. Man lernte Dinge wie Rechtschreibung und Mathematik, Dinge die einem im Leben helfen sollte, aber eigentlich waren genau diese Dinge in der wirklichen Welt nicht wichtig. In der richtigen Welt ging es ums überleben. Ums Kämpfen. Sie fühlte sich machtlos. Wie schon einmal in ihrem Leben und sie hatte gehofft, nie wieder an diese Zeit denken zu müssen. Das war der Grund warum sie mit 15 Jahren entschieden hatte im nächsten Jahr, direkt nach der Schule auszuziehen. Sie wollte wegziehen aus der Stadt, die sie eigentlich immer geliebt hatte. Nur um diesem einem Menschen nicht mehr zu begegnen. Genau diese Machtlosigkeit fühlte sie nun auch. Sie war klein und schwach. Tränen traten ihr in die Augen und sie schluchzte. Sie roch auch nicht wie übel es in dieser Gasse roch. Die blonde Frau hörte auch nicht das Quieken einer Ratte, welche sich hinter einer Mülltonne versteckte. Auch nicht das Fauchen einer Katze, da sie gerade in deren Revier kamen. All das bekam sie nicht mit, obwohl sie sich so sehr auf alles zu konzentrieren versuchte. Da war nur diese Hand, diese festhielt. Das hier war wirklich ein verdammt übler Scherz. Nein, das hier war keiner mehr. Sie hatte panische Angst. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie konnte es richtig spüren. Es schlug so schnell, dass es ihr weh tat. Man ließ sie plötzlich los und warf sie zur Seite. Leila flog gegen die Wand eines Hauses und durch den Aufprall wurde die Luft aus ihrer Lunge gepresst. „Au…“ Sie hatte sich ihren Kopf an der Wand gestoßen und hatte das Gefühl das sich gerade alles um sie drehte. Das war wirklich ein harter Schlag gegen den Kopf gewesen. Sie wollte aufstehen, doch sie war ziemlich unsicher auf den Beinen. „Keine Bewegung.“ Sie hielt sofort inne und sah sich etwas um. Allerdings konnte sie niemanden im Schatten der Gasse erkennen, doch die Stimme hatte sich dunkel angehört. Und vor allem wütend. Hatte sie irgendjemanden beleidigt oder gekränkt? Sie war doch diejenige, die die hier mehr als nur gekränkt wurde. „Was…“ „Du steckst mit Noxus unter einer Decke!“ „Wie?“, fragte sie überrascht. Also ging es hier doch um Liam? Sie verstand gerade gar nichts mehr. Was hatte denn das mit Liam zu tun? Hatte er sie nun doch hier her bestellt? Aber wo war er denn dann? „Noxus! Den kennst du doch, oder?“ „Liam?“ Sie spürte, dass etwas Warmes an ihre Schläfe entlang lief und sie hoffte, dass es nicht irgendetwas von der Wand war. „Ja, Liam Noxus.“ Der Mann, sie war sich sicher, dass es ein Mann war, spuckte den Namen regelrecht aus. Leila fasste sich an die Stirn und spürte die warme Flüssigkeit an ihrer Schläfe. Hatte sie sich den Kopf so hart an der Wand angeschlagen, dass sie blutete? Ein Nebel schien sich in ihrem Kopf auszubreiten, begleitet von Kopfschmerzen. Sie hörte ein metallisches Klicken und wusste, dass dieses nichts Gutes zu bedeuten hatte. „Moment mal… ich…“ Irgendetwas musste ihr doch einfallen. Etwas was sie sagen sollte, dass dieses Situation nicht zu Eskalation bringen würde. „Du gehörst zu Ihnen!“ „Was?“ Das konnte doch alles nicht wahr sein. Warum war sie nur hier her gegangen? Warum hatte sie Liam nicht angerufen und ihn gefragt, ob er sie nicht abholen wollte? Warum hatte sie Anne nicht Bescheid gesagt. Niemand wusste schließlich nun wo sie steckte. Sie hatte es ja Keinem sagen wollen. Und nun wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war. „Natürlich Du steckst mit Ihnen unter einer Decke.“ Dann konnte Leila die Waffe sehen, die man auf sie richtete. Sie sah nur den Lauf, der auf sie gerichtet war. Und das ließ sie Schlucken. Jetzt war eindeutig ihre letzte Stunde geschlagen. Zuerst war ihr Kopf leer, bis sich einzelne Gedanken wieder bildeten. Gedanken, an Dinge die sie noch hätte tun sollen. Tuxedo noch etwas zu Essen geben. Sie hätte ihre Mutter noch mal anrufen sollen. Und sie hatte Anne sagen sollen, dass sie sich glücklich schätzen konnte so einen tollen Freund zu haben. Sie hätte sich bei ihrem Großvater melden sollen. Er freute sich doch immer so sehr, wenn er etwas von seiner einzigen Enkelin hörte. Und sie hätte sich bei mal wieder mit ihren Brüdern treffen sollen. Die beiden waren ihr sehr wichtig und dennoch hatte sie die beiden das letzte halbe Jahr nicht gesehen gehabt. Sie lebten eben auch nicht mehr zu Hause, wie sie. Doch genau jetzt dachte sie an ihre Brüder. Und an ihre Mutter. An ihre Freunde. „Ich stecke nicht mit ihm unter ein...“ Doch da machte es schon einen Knall und Leila spürte, dass es nun vorbei war. Sie spürte, wie die Kugel ihren Körper traf und zuckte zusammen. Es war dieser eine Knall, der das Leben veränderte. Oder eben beendete. Sie wusste nicht wie lange sie da lag, aber ihr eigenes Stöhnen schien sie aus der Ohnmacht geweckt zu haben. Das Geräusch hatte sie zuerst erschrocken, bis sie sich wieder daran erinnerte, dass sie so eben angeschossen wurde und dann war da dieser Schmerz. Leila schrie auf und wollte sich winden, doch das war keine gute Idee. Also blieb sie liegen, so wie sie war. Der Schmerz saß in ihrem Brustkorb und erschwerte ihr das Atmen. Ihr Kopf tat ihr weh und ihre Sinne schienen etwas gedämpft zu sein. Sie versuchte sich umzusehen, konnte aber nichts erkennen, da es zu dunkel war. Es war dunkel und kalt. Ja, es war schrecklich kalt. Sie musste daran denken, dass die Leute in den Filmen, wenn sie gerade starben, auch immer sagten, wie kalt ihnen war. Das Gute war, sie war allein. Derjenige, der sie herein gezogen hatte, war nicht mehr da und hatte sie hier einfach liegen gelassen. Wo sie vermutlich sterben würde, denn der Schmerz war unerträglich. Sie musste husten und bewegte dabei ihren Oberkörper, was ihr nur noch weitere Schmerzen einbrachte. Vorsichtig fuhr sie mit der linken Hand über ihren Oberkörper und versuchte irgendetwas zu spüren. Doch ihre Hand kam nur langsam vorwärts, da alles wehtat und sie auch Angst hatte ein riesiges Loch in ihrem Bauch zu erkennen. Sie spürte, dass ihr Mantel klebte und sie vermutete, dass es Blut war. Ihr eigenes Blut. Sie würde hier verbluten. Irgendetwas musste ihr doch einfallen. Doch ihr Kopf war vollkommen leer. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr finden. Was vermutlich daran lag, dass sie gerade am Verbluten war. Sie vernahm ein Quieken in einer Ecke und hoffte, es sich nur eingebildet zu haben. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ihr Handy noch hatte. Mit der rechten Hand suchte sie die Tasche ihrer Jacke, in der es ja steckte. Und mit zunehmend verlierenden Kräften wählte ihr Telefonmenü auf und rief die einzige Person an, die ihr genau jetzt einfiel. „Hallo? Leila“, hörte sie die Stimme aus ihrem Handy heraus. Sie hatte nicht mehr die Kraft gehabt es sich ans Ohr zu halten, doch sie lächelte, als sie seine Stimme hörte. „Li…am…“ Ihre Stimme klang erleichtert und glücklich. Sie vergaß einfach alles um sich herum und fühlte sich plötzlich vollkommen entspannt und ruhig. Das Handy rutschte ihr aus der Hand und fiel auf den Boden und der Kopf der Blonde sackte zur Seite. „Leila? Leila!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)