ein BÖSER (?) draco malfoy von Misuzu (DM/HP) ================================================================================ Kapitel 4: Druck ---------------- Die Weihnachtsferien waren zu Ende. Das Schloss füllte sich wieder und es fiel mir viel leichter Potter aus dem Weg zu gehen. Blaise war das nicht verborgen geblieben. Immer wieder stellte er mich zur Rede, was vorgefallen war. Doch ich gab ihm keine Antwort. Es erschreckte mich selbst ja schon genug, dass Potter mich so gut durchschaut hatte. Da musste ich das nicht auch noch Blaise erzählen. Mein Vater meldete sich nun fast wöchentlich bei Snape, um sich über meine schulischen Leistungen zu informieren. „Mr. Malfoy, ich möchte nach dem Unterricht mit Ihnen sprechen“, flüsterte Snape mir zu, während ich in einer seiner Stunden gerade einen Aufpäppeltrank braute. Ich nickte und fuhr fort. Nach dem Unterricht packte ich langsamer als die anderen zusammen und ging dann nach vorn. „Ja, Sir?“ „Dein Vater hat mich angewiesen, dich beim Lernen zu unterstützen. Er bat mich, dir mehr Hausaufgaben zu geben.“ Mein Herz rutschte in die Hose. Wieso das auf einmal? Sonst hatte er doch auch nicht so einen Wert auf diese Schule gelegt. „Es scheint, als wollte ihr Vater, dass sie so schnell wie möglich viel über Magie lernen, damit der Dunkle Lord sie als würdig erachtet“, beantwortete Snape meine stumme Frage. „Ihr Vater erzählte mir auch, dass er Ihnen einige Lehrbücher geschickt habe, die nicht auf den Unterrichtsstoff hinaus zielen. Vor allem in diesem Bereich werde ich Ihnen Aufgaben erteilen.“ Ich nickte. Die, in denen es um schwarze Magie ging. Ich hatte sie in der äußerste Ecke meines Koffers verstaut. „Die erste Aufgabe haben Sie hier.“ Er reichte mir ein Blatt. „Bis zur nächsten Stunde erwarte ich die Lösungen, einen schönen Tag noch Mr. Malfoy.“ Ich griff nach dem Blatt und steckte es weg. Mit einem leisen Seufzer verschwand ich aus dem Kerker. Nachdem ich das entsprechende Buch geholt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Bibliothek. In den nächsten Wochen konnte ich mich vor Aufgaben kaum retten. Den größten Teil meiner Freizeit verbrachte ich in der Bibliothek. Die Nase in den Büchern und machte Hausaufgaben für Snape. Blaise wunderte sich anfangs, dass ich so viel Zeit in die Schule investierte. „Das war doch sonst nicht deine Art!“, meinte er und versuchte mir Gesellschaft zu leisten. Ich machte ihm schnell klar, dass ich lieber allein sein wollte und verscheuchte ihn. Für Quidditchtraining blieb mir keine Zeit mehr und ständig hatte ich Vaters Briefe im Nacken, in denen er mich weiter zum Lernen aufforderte und mir begeistert schilderte, dass der Dunkle Lord bereits über meine Aufnahme in die Reihen der Todesser nachdachte. Langsam brach der März an. Schneeglöckchen begannen zu blühen und die ersten Schüler verbrachten ihre Pausen wieder auf den Ländereien. Mein Blick schweifte kurz aus dem Fenster der Bibliothek. Sogar der Schnee fing schon an zu tauen. Ich sah, wie sich kleine Rinnsale über das Gras in Richtung See schlängelten. Mit einem Seufzer wand ich mich wieder meinen Hausaufgaben zu, als ich Schritte hörte. Ich stöhnte. „Blaise, verschwinde.“ In den letzten Tagen hatte Blaise oft versucht, mich aus dem Schloss zu bekommen. Ich wäre blass und bräuchte ein bisschen Sauerstoff, meinte er. Ich hatte ihm nur immer wieder erwidert, dass ich immer blass wäre, mein Vater nun einmal darauf bestand, dass ich so viel lernte, es mir aber ansonsten gut ging. „Ich bin nicht Blaise.“ Erschrocken zuckte ich zusammen und richtete meine müden Augen auf Montague. Der Quidditchkapitän sah gar nicht zufrieden aus. „Wir haben morgen Training, Malfoy!“, schnauzte er mich an. „Ich kann nicht“, gab ich fast schon mechanisch zurück. Mit dem linken Zeigefinger fuhr ich die Zeilen in meinem Verwandlungsbuch nach. Mein Vater hatte nun auch von anderen Lehrern verlangt, dass ich zusätzliche Aufgaben bekam. McGonagall hatte sich zwar zuerst gesträubt, schließlich jedoch nachgeben müssen. Fast schon war ich ihr dankbar gewesen, als sie abgelehnt hatte. „Du bist raus, Malfoy.“ Was? Ich ließ meine Feder fallen und starrte Montague fassungslos an. „Das kannst du nicht…“ „Oh doch, das kann ich machen und jetzt komm mir nicht mit deinem Vater. Ich habe die schriftliche Einwilligung von ihm, dass ich dich aus dem Team schmeißen kann, damit du dich voll und ganz deinen Schulaufgaben widmest.“ Ein süffisantes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er wedelte mit einem Pergament vor meiner Nase herum, das eindeutig die Handschrift meines Vaters trug. Außerdem sah ich in einer Ecke das Malfoysiegel. „Dann werde ich mir mal einen neuen Sucher suchen.“ Ich war zu baff, als dass ich antworten konnte, nickte nur und bückte mich dann nach meiner Feder. „Ich mach dann mal weiter“, meinte ich schwach und setzte mich zurück an den Tisch. Als Montague wieder weg war, legte ich meinen Kopf auf den Tisch. Nicht nur, dass ich keine Zeit mehr für extra Flugstunden hatte nein, jetzt hatte mir mein Vater auch noch die Teilnahme im Quidditchteam gestrichen. Er nahm mir wirklich alles, was mir wichtig war. Ich schlug mein Buch zu und packte meine Sachen zusammen. Für heute musste ich Schluss machen. Ich konnte einfach nicht mehr, auch wenn das bedeutete, dass ich morgen eine Stunde früher aufstehen musste. Als ich die nächsten Tage erneut in der Bibliothek saß, flatterte der große Waldkauz meiner Eltern durch eines der Fenster und legte mir einen Brief vor die Nase. „Mr. Malfoy! Das ist eine Bibliothek!“, rief Madam Pince entrüstet und schlug das Fenster hinter dem Waldkauz zu. Ich brummte nur und öffnete den Brief meines Vaters. Ich bin sehr stolz auf dich Draco, deine Leistungen in allen Fächern haben sich erstaunlich verbessert und Professor Snape erzählte mir, dass du auch dein Wissen über die Dunklen Künste enorm erweitert hast. Vielleicht können wir das, worauf du nun so eifrig hin arbeitest schon in den Osterferien vollziehen. Lucius Malfoy „Bitte nicht!“, flüsterte ich und legte meinen Kopf in die Hände. Plötzlich zog mir jemand den Zettel aus der Hand. „Hey!“ Erschrocken sprang ich auf und sah Potter, der gerade meinen Brief las. „Gib das her!“, schrie ich ihn an und griff dann hastig dach den Stück Papier. Doch Potter ließ es nicht los. „Ich wollte ja nur wissen, was so schrecklich ist, dass du gleich so entnervt stöhnst.“ „Das geht dich gar nichts an. Ich stieß ihn zurück und riss mit einem Ruck meinen Brief an mich. Als nächsten landete er in winzige Teilchen zerfetzt im Papierkorb. Ich setzte mich wieder an meine Aufgaben. „Und jetzt verschwinde.“ Ich machte eine abfällige Handbewegung in Potters Richtung und deutete ihm damit zu gehen. „Eigentlich wollte ich noch etwas anderes von dir.“ Er ignorierte meinen eiskalten Blick. „Wag es ja nicht!“ Doch Potter pflanzte sich dennoch auf den freien Stuhl mir gegenüber. Am liebsten hätte ich ihm mein Verwandlungsbuch an den Kopf geschmissen, aber ich beherrschte mich. So schenkte ich ihm nur einen eiskalten Blick, widmete mich meinen Aufgaben und ignorierte ihn. „Ich habe gehört, dass du aus der Mannschaft geflogen bist.“ Unter dem Druck meiner Hand, brach die Spitze ab. „Ich wüsste nicht, was dich das etwas angeht!“, erwiderte ich hitzig. „Nun, ich wundere mich nur, erst sehe ich, wie du eine erstaunliche Flugnummer hinlegst, dann trainierst du wie ein verrückter Quidditch, schlägst mich im Spiel…“ „Ich habe dich nicht geschlagen.“ Potter schien verwirrt. „Natürlich, du hast den Schnatz gefangen.“ „Oh bitte!“, ich sprang auf, „du musst mich nicht anlügen, ich weiß genau, das du mich hast gewinnen lassen.“ Sein selbstsicheres Grinsen verrutschte etwas und er wurde rot. „Nun…“ Ich unterbrach ihn: „Verschwinde jetzt Potter! Ich kann darauf verzichten, dass du hier deine Ich-rette-die-Welt-Nummer abziehst. Das kannst du dir sonst wohin stecken. Und falls es dich beruhigt, MIR GEHT ES BLENDEND! Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Meine Stimme war laut geworden und Madam Pince kam aufgeregt angerannt. „Mr. Malfoy! Wenn sie unbedingt schreien müssen, dann tun Sie das bitte vor der Bibliothek.“ „Ich geh ja schon“, fauchte ich, packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zum Ausgang. „Warte!“ Ich schnaubte. Glaubte Potter wirklich, ich würde dieser Aufforderung folgen? Gerade als ich die Bibliothek verließ, hörte ich hastige Schritte hinter mir. „Jetzt bleib doch stehen.“ Potter packte mich an der Schulter und hielt mich auf. „Was willst du eigentlich?“, zischte ich ihn an. Mit einem eiskalten Blick versuchte ich, ihn dazu zu bringen, mich loszulassen. „Lass uns kurz reden.“ Ich lachte höhnisch. „Ich? Mit dir reden? Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte! Wenn ich Probleme habe, dann wende ich mich an meine Freunde und nicht an denjenigen, den ich von allen am meisten verabscheue.“ Ich sah ein kleines enttäuschtes Flackern in Potters Augen. Oder hatte ich mir das eingebildet? Als nächstes merkte ich, wie mir die Bücher aus den Armen rutschten, weil Potter mich an die nächste Wand drückte. Mit einer Hand hielt er meinen Kragen fest. Ich sah zu ihm hinunter. „Was soll das werden, Potter?“ „Verdammt, ich will dir doch nur helfen, Malfoy. Ich merke doch, dass du ein Problem hast.“ Langsam wurde mir das ganze zu blöd. Warum fühlte Potter sich auf einmal so verantwortlich für mich? Ich hasste diesen Typ. Konnte er sich nicht einfach verziehen? Im Moment wäre ich äußerst froh damit, wenn er mich wie vor einigen Monaten einfach ignorieren würde. „Jetzt erzähl schon!“ Er war mir nah, verdammt nah. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Wange. Leicht errötete ich. „Lass das Potter. Es geht dich rein gar nichts an.“ „Ich wünschte, du würdest das anders sehen“, flüsterte er so leise, dass ich es fast nicht verstand. Mein Herz begann vor Wut zu klopfen. War der jetzt völlig verrückt geworden? Ich ballte die Faust. Als Potter erneut dazu ansetzte etwas zu sagen, schlug ich zu. Meinen Frust über meinen Vater, die Wut über Potter und mein Hass, alles schien ich in diesen Schlag zu legen und er traf. Potter stolperte einige Schritte zurück und sank dann an der Wand zusammen. Seine Nase blutete und seine Wange war verdammt rot. Ich atmete schwer, während Potter sich verdutzt und vor Schmerzen die Hand ans Gesicht legte. „Was ist denn hier los? Draco? Ich wollte gerade mal nach dir sehen.“ Blaise kam aufgeregt den Gang entlang gerannt. Dann fiel sein Blick auf Potter. „Draco! Warst du das?“ Ich schaute auf meine Faust und nickte schwach. „Draco, was ist denn passiert?“ Ich schüttelte nur den Kopf und lehnte mich kraftlos an die kalte Steinwand. Mein Kopf brummte, als hätte ich den Schlag abbekommen. „Hey Draco!“, hörte ich Blaise’ besorgte Stimme. „Geht schon“, stammelte ich, legte mir die Hand auf die Stirn und schloss die Augen. Dann rutschte ich mit einem dumpfen Klang an der Wand zusammen. Als ich auf dem Boden aufkam, war ich schon bewusstlos. Das Potter und Blaise fast gleichzeitig erschrocken „Draco“ schrieen, bemerkten ich schon gar nicht mehr. Mein Kopf fühlte sich merkwürdig taub an und alles um mich herum war so verdammt hell, dass ich die Augen sofort wieder schloss. Das Licht war zu grell, als dass ich es ertragen konnte. „Draco?“ Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Stirn, konnte die Stimme jedoch nicht zuordnen. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, war ich wieder eingeschlafen. Das nächste Mal wachte ich auf, als jemand einen Wagen mit klappernden Rädern an mir vorbei zog. Mit einem leisen Stöhnen versteckte ich mich unter meiner Decke und kniff die Augen zusammen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Endgültig aus meiner Isolation wurde ich gerissen, als ich ein gleichmäßiges, bestimmendes, dumpfes Aufschlagen eines Stockes auf den Boden hörte. „Überanstrengung“, vernahm ich eine weibliche Stimme neben mir. Eine weitere brummte nur unzufrieden und schickte die Frau weg. „Das ist enttäuschend, Draco. Ich dachte, du wolltest dich anstrengen?“ Vor Schreck öffnete ich die Augen. Ich lag im Krankenflügel. Mein Vater stand an meinem Bett und lehnte sich langsam zu mir hinunter. „Ich dachte du wärst ein echter Malfoy, Junge. Aber anscheinen da habe ich mich getäuscht. Der dunkle Lord wird zutiefst unzufrieden sein.“ Dann ging er. Sein Gehstock klopfte regelmäßig auf den Boden. Ich klammerte mich an meine Decke. War das alles, was er zu sagen hatte? Kurz darauf kam Madam Pomfrey wieder in den Krankensaal. „Also wirklich, nicht einmal die Mutter hat er mitgebracht und kein besorgtes Wort….“, murmelte sie leise vor sich hin. Sie nahm wohl an, dass ich noch schlafen würde. Als sie an meinem Bett vorbei kam, stutzte sie. „Mr. Malfoy, Sie sind ja wach! Nun machen Sie aber schnell die Augen zu. Eine Mütze Schlaf wird Ihnen gut tun. Mr. Potter schläft auch bereits.“ Dann verschwand sie wieder. Mein Blick richtete sich auf das einzig besetzte Bett und ich erstarrte. Potter war noch wach. Auf seiner Nase klebte ein großes Pflaster. Er starrte in meine Richtung und ich war mir sicher, dass er alles mit angehört hatte, was mein Vater gesagt hatte. Schnell drehte ich ihm den Rücken zu und versuche krampfhaft einzuschlafen. Am nächsten Tag kam Blaise mich besuchen. Bereits als ich aufgewacht war, war Potter verschwunden. Anscheinend hatte er mir nicht begegnen wollen. „Wie geht’s dir, Draco?“ Blaise hatte mir eine Tafel Schokolade mitgebracht, die ich jedoch nicht anrührte. Ich brummte etwas Unverständliches. Doch Blaise gab nicht auf. „Ich war ja ganz schön erschrocken, als du gestern einfach so zusammen gerutscht bist. Und Potter übrigens auch.“ Als er Potter erwähnte hätte ich ihn am liebsten aufgehalten weiter zu reden. Potter wusste jetzt schon viel zu viel über mich. „Ich hätte nie gedacht, dass er sich mal Sorgen um dich machen würde. Hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen, dass er Ärger bekommen würde, weil er dich angegriffen hat. Jedenfalls hat er mir geholfen dich zum Krankenflügel zu bringen. Und das obwohl seine Nase geblutet hat wie Sau. Madam Pomfrey hat dann festgestellt, dass sie gebrochen war. Komischer Kerl Potter. Ich glaube langsam, dass du wirklich recht hast, er verhält sich merkwürdig.“ Ich hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Blaise schien das darauf zu schieben, dass ich immer noch etwas schwach war. „Madam Pomfrey hat mir übrigens gesagt, dass du überanstrengt gewesen wärst. Hab ich es dir nicht gesagt? Du hast zu viel gearbeitet!“ „Blaise bitte!“, erwiderte ich schwach und rollte die Augen. „Schon gut, schon gut. Pansy wollte dich besuchen. Ich hab ihr erzählt, dass du im Moment nur mich empfangen darfst. Ich dachte, das wäre dir recht.“ Ich nickte und war ihm dankbar. Auf Parkinson konnte ich im Moment wirklich verzichten. „Waren eigentlich deine Eltern da?“ Ich schüttelte den Kopf. Blaise musste nicht auch noch wissen, dass mein Vater mir einen unangenehmen Besuch abgestattet hatte. Potter würde das schon noch zeitig genug in der Schule herum erzählen. „Mhm. Na ja, weißt du, ich glaube ich gehen dann besser, Madam Pomfrey hat schon angedroht mich rauszuschmeißen, falls ich dich vom Schlafen abhalten würde.“ Er grinste. Dann stand er auf, winkte kurz und verließ den Krankensaal. Ich atmete erleichtert auf und entspannte mich etwas. Wenn Blaise das über meinen Vater herausfinden würde… Meine Träume waren wirr. Sie ergaben überhaupt keinen Sinn und irgendwann wachte ich auf, weil ich das Gefühl gehabt hatte, ein Geräusch zu hören, doch es war sicher nur in meinem Traum gewesen. Kurz bevor ich erneut einschlief spürte ich eine leichte Berührung an meiner Hand oder bildete ich mir das auch nur ein? Ich konnte nicht mehr darüber nachdenken, ich war zu müde. Madam Pomfrey wollte mich noch eine weitere Nacht dabehalten. Dann würde Freitag sein und ich konnte in aller Ruhe in meinen Gemeinschaftsraum zurückkehren, meinte sie. In meiner letzten Nacht träumte ich genauso wirr. Erneut wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Als ich meine Augen aufmachte, hätte ich beinahe erschrocken aufgeschrien, doch Potter hielt mir die Hand vor den Mund. Als ich realisierte, was hier vorging, verengten sich meine Augen zu Schlitzen und ich starrte Potter böse an. Er schien zu begreifen und nahm die Hand weg. „Was machst du hier? Verschwinde verdammt noch mal!“ Mir wurde auf einmal wieder bewusst, was Potter mitgehört hatte und wollte ihn nur noch loswerden. „Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.“ „Hör doch endlich auf die unnötig Sorgen um mich zu machen. Du bist so scheinheilig!“ Potter seufzte kurz. „Kannst du nicht mal aufhören mich die ganze Zeit anzugiften? Ich meine es ernst.“ „Ach ja? Ich glaube, du hast was vergessen, Potter. Ich hasse dich.“ Damit drehte ich mich von ihm weg. Ich hasste ihn wirklich. „Warum?“ Ich verschluckte mich vor Überraschung. Dann lachte ich leise. „Das fragst du noch?“ „Ja.“ Ich lachte erneut. „Meine Eltern stehen auf der Seite, die dich töten will. Der dunkle Lord will dich vernichten und du fragst, wieso ich nicht mit dir Händchen halte und auf lieb Freund mache?“ Meine Stimme triefte nur so von Ironie. „Und du Draco?“ „Was?“ „Stehst du auch auf der Seite, die mich umbringen will?“ Jetzt musste ich Schlucken. Darauf lief also das Gespräch hinaus. Er wollte seine Vermutungen bestätigt haben. „Natürlich!“ Doch ich spürte selbst, wie meine Stimme leicht zitterte. „Das glaube ich nicht.“ „Oh, du glaubst also, ich lasse meine Eltern im Stich und bin auf deiner Seite?“ „Das meinte ich nicht. Willst du auf Voldemorts Seite stehen? Willst du für ihn kämpfen und töten? Da bist du doch gar nicht der Typ dafür.“ Ich schluckte. Ich spürte, wie mein Blick verschwamm. Eine Hand legte sich auf meinen Rücken. Ich war im Moment zu schwach, um mich zu wehren. Tränen liefen mir über die Wangen. Seltsamerweise fühlte ich mich erleichtert. Der nächste Morgen war grauenvoll. Ich fühlte mich so elend wie noch nie und als ich mir bewusst wurde, was letzte Nacht passiert war, wurde ich wütend auf mich selbst. Wie hatte ich mich nur so gehen lassen können? Und dann noch vor Potter! Ich zog mich schnell an, meldete mich bei Madam Pomfrey ab, die mir noch empfiehl, das nächste Mal eher zu kommen und verschwand aus dem Krankenflügel. Mein Magen knurrte und ich machte mich auf den Weg zur Großen Halle. Zeit für Frühstück war noch genug. „Hey, Draco!“ Parkinson kam die Treppe, die zu den Kerkern führte hinauf gerannt. Sie strahlte als sie mich einholte. „Ich habe mir Sorgen gemacht, Blaise meinte, es dürfte niemand außer ihm zu dir. War es etwas Ernstes?“ Ich sah sie von oben herab an und schüttelte den Kopf. „Nichts besonderes, ich wollte nur keinen Besucht.“ Ich sah wie ihr Lächeln in sich zusammen fiel. Schnell fasste sie sich jedoch wieder und deutete auf die Große Halle. „Wollen wir essen gehen?“ „Das hatte ich eigentlich vor.“ Parkinson war etwas erschrocken über die Kälte in meiner Stimme, sagte aber nichts. Wir betraten die Halle. Mein Blick war starr auf den Slytherintisch gerichtet. Ich hatte absolut nicht das Bedürfnis Potter zu begegnen. Blaise begrüßte uns freudestrahlend und Crabbe und Goyle sahen mich seltsam an. „Was?“, zischte ich. „Wo warst du die ganze Zeit?“ Blaise lachte. Ich fand das gar nicht witzig. Diese Idioten würden es ja nicht mal merken, wenn ich vor ihren Augen tot umfallen würde. „Kurzurlaub in Kanada!“, giftete ich und schnappte mir ein Brötchen. Crabbe und Goyle starrten mich verständnislos an. Blaise prustete in seinen Kürbissaft. „Mensch Draco, was ist dir denn heute für eine Laus über die Leber gelaufen? Du hast ja mal wieder besonders gute Laune!“ Die Frage würde ich ihm nur zu gerne beantworten. Die Laus hieß Harry Potter und der grinste mich grad vorsichtig an. Mein eiskalter Blick ließ ihn jedoch innehalten und er wand sich wieder Granger und Weasley zu. Blaise war meinem Blick gefolgt und lehnte sich jetzt zu mir rüber. Sein Mund verzog sich zu einem schadenfrohen Grinsen und er flüsterte: „Es hat wieder etwas mit Potter zu tun? Mensch, waren die Monate entspannend, in denen du so sehr mit Hausarbeiten beschäftigt warst, dass du keine Zeit hattest um miese Laune wegen ihm zu bekommen.“ Blaise konnte gar nicht so schnell gucken, da steckte mein Messer wenige Zentimeter neben seiner Hand im Tisch. Mein Blick durchbohrte ihn. Nun starrte mich zwar die halbe Halle an, doch Blaise hielt den Mund. Ich aß den letzten Rest meines Brötchens und stand dann auf. „Heute ist Quidditch, Draco? Gryffindor gegen Ravenclaw. Du kommst doch?“ Ich blieb kurz stehen. „Ich glaube nicht, dass ich den Drang verspüre mir heute das Narbengesicht auf seinem Besen anzustarren, wie es dämliche Loopings dreht.“ Dann lief ich weiter. Meine Stimme war laut genug gewesen, dass es die ganze Halle gehört hatte. Leises Getuschel verfolgte mich, während ich mit großen Schritten in Richtung Ausgang lief. Im Gang traf ich auf Potter, Granger und Weasley. „Du entschuldigst dich sofort bei Harry!“, das Wiesel war schon wieder krebsrot angelaufen. „Ach ja? Für was denn? Für die Wahrheit? Nur weil ihr nicht den Arsch in der Hose habt ihm zu sagen, dass er absolut hässlich aussieht mit dem Schlitz mitten im Gesicht?“ Mein Blick wanderte zu Potter, der mich nicht anschaute. Er wirkte jedoch etwas verstört. Ich ignorierte das seltsame Gefühl in meinem Bauch und rümpfte die Nase, als Granger ihren Zauberstab zückte. „Du willst doch nicht etwas deinen Ruf als Musterschülerin riskieren, Schlammblut?“ Jetzt reagierte Potter doch. Er hielt mir den Zauberstab auf die Brust und funkelte mich wütend an. „Soll ich jetzt Angst haben, Potter?“ Meine Hand tastete nach meinem eigenen Zauberstab, während sich der Druck auf meiner Brust verstärkte. „Wenn du Hermine noch einmal so nennst, dann…!“ „Was dann?“ Ich zog eine Augenbraue hoch, als Potter näher an mich heran trat. Ich wich einen Schritt zurück, doch er folgte mir. „Dann könnte ich hier ein kleines Geheimnis ausplaudern!“, schlug er flüsternd vor. Ich verengte die Augen zu Schlitzen. „Willst du mich jetzt etwas erpressen?“ Meine Stimme schnitt durch die Luft. Meine innere Angespanntheit versuchte ich so gut es ging zu verbergen. „Ungern, Malfoy, aber wenn es die Situation nicht anders zulässt.“ „Das wirst du bereuen, das sage ich dir.“ Wir fuhren auseinander, als wir Schritte im Gang hörten. Snape eilte auf uns zu. „Was geht hier vor?“ Sein Blick wanderte von Potters Zauberstab zu mir und zurück. „POTTER!“, donnerte er, „Mr.Malfoy hat gerade erst den Krankenflügel verlassen und Sie fangen schon wieder Streit an? 20 Punkte Abzug für Gryffindor und Nachsitzen! Mr. Malfoy, Sie folgen mir bitte!“ Ich grinste Potter spöttisch zu und folgte Snape dann. Er führte mich in sein Büro und deutete auf einen seiner schwarzen Stühle. Ich setzte mich und sah ihn erwartungsvoll an. „Nun“, begann er und knetete seine Hände. Es war eindeutig, dass er gewissermaßen mit sich selbst kämpfte. „Eigentlich erhielt ich von Ihrem Vater den Auftrag wie abgesprochen Ihre intensive Ausbildung fortzusetzen.“ Ich schluckte, das würde ich nicht durchhalten. „Die Tatsachen jedoch“, er machte eine kurze Pause, „sprechen dagegen. Sowohl ich als auch Madam Pomfrey befürchten bei einer Fortsetzung des Pensums, das sie bis jetzt zu bewältigen hatten, einen erneuten Zusammenbruch. Es wäre demnach nicht ratsam dem Verlangen Ihres Vaters zu folgen. Ihre Mutter hat mir zugestimmt, Ihnen wie allen anderen Schülern auch Aufgaben zu erteilen, nicht mehr, nicht weniger. Alle anderen Lehrer werden genauso verfahren.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nach außen zeigte ich jedoch keine Regung. „Danke.“ Snape stand auf. „Gut, und jetzt gehen Sie. Schauen Sie sich das Quidditchspiel an oder machen Sie sonst irgendwas. Bis Montag erwarte ich, dass sie sich über den Stoff informiert haben, den Sie verpasst haben. Keine Hausaufgaben! Aber informieren Sie sich!“ Ich nickte und verließ sein Büro. Erstaunlich erleichtert lief ich durch die Gänge des Schlosses. Langsam wurde mir langweilig. Blaise und die anderen waren draußen beim Quidditch. Es war schließlich das letzte Spiel der Saison. Zwar hatten wir nur noch eine Chance zu gewinnen, falls Gryffindor haushoch verlieren würde, doch das war unwahrscheinlich. Ich setzte mich in Bewegung. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht an die frische Luft zu kommen. Lauter Lärm schlug mir entgegen, als ich die Ländereien betrat und auf das Quidditchstadion zu lief. Das Spiel war mitten im Gange. Ich kletterte eine der Treppen hinauf und blieb am untersten Rand der Tribüne stehen. Mich jetzt Blaise, Parkinson oder noch schlimmer, Granger und Weasley zu zeigen, wäre eine Blamage gewesen. Ich hatte schließlich vor einer halben Stunde noch laut angekündigt, dass ich keine Lust hatte mir das Narbengesicht anzuschauen. Das Narbengesicht drehte im Moment noch relativ unspektakulär Runden über das Feld. Es stand bereits 70 zu 20 für Gryffindor. Potter wollte also seinen Sieg genießen, denn ich war mir sicher, dass ich gerade den kleinen Schnatz am mittleren Torpfosten von Ravenclaw gesehen hatte. Dann sah ich, wie der kleine goldene Ball in die Tiefe flatterte. Potter stürzte sich hinterher. Ich schnaubte. Er wollte also einen heldenhaften Auftritt hinlegen. Schnatz fangen im Sturzflug. Cho, die Sucherin Ravenclaws, sah Potter zu spät und versuchte verzweifelt ihren Besen zu beschleunigen. Doch Potter war schon fast am Ziel. Ich sah, wie er die Hand vom Besen nahm. Das Publikum stöhnte laut auf. Potter näherte sich in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit dem Torpfosten. „Der knallt dagegen!“, flüsterte ich und hielt den Atem an. Doch Potter schloss die Faust um den Schnatz, machte eine schnelle Rolle zur Seite und rauschte am Torpfosten vorbei. Cho jedoch knallte gegen die Stange. Lautes Stöhnen der Ravenclaws und Jubel der Gryffindors vermischten sich. Es war ein unerträglicher Lärm. Ich wand mich ab und lief die Treppen herunter. Dann umrundete ich das Stadion und setzte mich an den See. Den Kragen meine Jacke schlug ich hoch und schlang die Arme um meinen Körper. Es war immer noch ziemlich kalt. Es wurde allmählich dunkel. Der See lag wie eine große schwarze Fläche vor mir. Weit hinten erkannte ich etwas, das aus dem Wasser sprang und dann mit einem lauten Platschen wieder ins Wasser sank. Hinter dem See befanden sich die Berge und wenn man nach rechts schaute, erkannte man die Lichter Hogsmeades. „Du bist ja doch gekommen.“ Ich drehte mich um. Wenige Meter entfernt stand Potter. Die Hände in den Jackentaschen und die Haare leicht vom Wind zerzaust. Ich schluckte, der hatte mir gerade noch gefehlt. „Wäre ich lieber nicht gekommen. Dann hätte ich mir wenigstens den Anblick deiner lächerlichen Heldennummer ersparen können.“ Ich drehte mich wieder um und heftete meinen Blick auf die Oberfläche des Sees. Potter antwortete nicht. Nachdem ich schon dachte, er wäre wieder gegangen, machte er einige Schritte auf mich zu und setzte sich ebenfalls ins Gras. Ich rutschte schnell von ihm weg. Er seufzte. „Welche Heldennummer?“ Ich schnaubte. „Jetzt tu nicht so. Du hast doch nur auf den richtigen Moment gewartet, um den Schnatz im Sturzflug zu fangen und dann einen halsbrecherischen Flug hinzulegen. Echt beeindruckend.“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören. Ich fröstelte. Ohne auf Potters Antwort zu warten, stand ich auf. „Ich hab den Schnatz wirklich nicht eher gesehen.“ Na klar und ich war der Weihnachtsmann. „Und wer soll dir das bitte glauben? Der Schnatz flog ewig um die Torringe von Ravenclaw und du hast ihn erst gefangen, als er in Richtung Erde geflogen ist.“ „Du hast ihn also eher gesehen? Ich nicht.“ Ja, klar. Wer’s glaubt wird selig. Ich zog die Augenbrauen hoch und machte ein abfälliges Geräusch. „Mensch Malfoy, ich habe ihn nicht gesehen. Und jetzt hör auf damit. Eigentlich wollte ich mal mit dir reden.“ Ich zog meine Jacke noch fester zu. Was wollte er schon wieder von mir? „Ich aber nicht mit dir.“ Damit machte ich mich auf den Weg zum Schloss. „Jetzt warte doch.“ Potter sprang auf und rannte mir hinterher. Wir hatten fast das Schloss erreicht, als er mich einholte und nach meinem Arm fasste. Ich fuhr herum und starrte ihn wütend an. „Was soll der Scheiß, Potter? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Ich will nicht mit dir reden. Warum sollte ich das auch? Ich hasse dich. Und jetzt lass mich los, verpiss dich!“ Ich versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch Potter hielt krampfhaft fest. „Ich lass dich nicht los. Erst erzählst du mir, was gestern Abend los war. Wieso hast du angefangen zu weinen?“ Ich presste die Lippen zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen. „Potter!“, zischte ich warnend. „Es geht dich rein gar nichts an.“ „Aber ich merke doch, dass du irgendwelche Probleme hast, verdammt!“ Mit einem plötzlichen Ruck entzog ich mich seinem Griff. „Habe ich was verpasst? Sind wir irgendwie seit neustem Freunde oder warum interessierst du dich so für mein Gefühlsleben?“ Meine Stimme wurde schärfer. „Ich…“ Ich gab Potter keine Chance auszusprechen. Mein Blut kochte vor Wut. „Hör verdammt noch mal auf mit der Mitleidsnummer. Ich habe dir schon mal gesagt, wenn ich irgendwelche Probleme haben sollte, dann würde ich ganz bestimmt nicht mit dir darüber reden. Du nervst einfach nur, Kümmere dich doch um die…“ „Halt die Klappe, Malfoy!“ Potter hatte mich wieder an der Jacke gepackt und gegen die festen Steinmauern des Schlosses geschoben. Sein Blick haftete auf meinen Augen. Ich musste schlucken. Er sah verdammt wütend aus. Wütend und… „Kapier es endlich, Malfoy! Ich glaube einfach, dass du nicht so verdammt böse bist, wie du immer tust. Du willst gar nicht so sein wie deine Eltern und ich will nicht, dass du so wirst. Ich… verdammt. Ich will dir doch nur helfen.“ Seine Stimme erstarb. Ich starrte ihn an und er starrte zurück. Seine plötzliche Ehrlichkeit schockierte mich. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, hatte er mich an sich heran gezogen und geküsst. Seine Lippen lagen auf meinen. Warm und weich. Während er die Augen geschlossen hatte, starrte ich ihn nur verwirrt an. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann löste er seine Lippen von meinen. „Ich würde übrigens nie irgendjemandem von dem, was gestern oder heute passiert ist, erzählen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)