Deidaras Kunst von astala7 (Fortsetzung zu "Sasoris Kunst") ================================================================================ Prolog: Schlachtfeld -------------------- Wenn es regnet, beginnt Metall nach einer Weile zu rosten. Der Regen ist es auch, der nasses Holz verfaulen lässt. Die Natur holt sich so das zurück, was der Mensch ihr einst genommen hat. Bevor das Holz aber verfault und bröckelig gewordenes Metall zu Staub zerfällt, fängt es an zu knacken. Kleine Erschütterungen können das morsche Holz zum Knarren bringen. Es waren diese Geräusche, die das monotone Fallen der Regentropfen auf den Erdboden als einzige durchdrangen. Aber sie waren nicht das Ergebnis der Zeit und der Feuchtigkeit, die an den über 100 hölzernen Kampfpuppen nagte, die dort in der Einsenkung beim Fluss vergessen und zurückgelassen worden waren. Das Holz brach nicht, weil es morsch war. Metall scharrte über Metall, ohne dass die Bewegung natürlichen Ursprungs war. Die Puppen lagen noch nicht lange dort. Es war erst ein Tag vergangen, seit sie ihren letzten großen Auftritt gehabt hatten. Das Geräusch stammte von Schritten. Schwere, traurige Schritte, die auf dem kreisrunden Platz nach irgendeiner Art von Lebenszeichen suchten. Ein durchnässter, schwarzer Mantel mit rotem Wolkenmuster darauf hing steif und schwer vom Regen von einer hochgewachsenen Gestalt herunter. Nasse blonde Haare umrahmten ein schmal geschnittenes Gesicht mit einem strahlend blauen Auge und einem, das hinter einer technischen Vorrichtung verborgen war. Es war Deidara, Mitglied der Verbrechnerorganisation Akatsuki und Spezialist für Bomben. Und es war der Teampartner Sasori no Akasunas. Hier, auf diesem Schlachtfeld, hatte sein Meister seinen letzten Kampf gefochten. Seine Puppen waren besiegt, genau wie er selbst. Sasori war tot. Und er hatte nicht einen einzigen von seinen Feinden mit sich ins Jenseits genommen. Geschlagen von einer alten Hexe und einem jungen Gör. Deidara reckte den Kopf in den Himmel und ließ sich den Regen ins Gesicht fallen. Seine Mission hatte er erledigt. Der Jinchuuriki war gefangen, der Dämon aus ihm entfernt. Ihr Auftrag erledigt. Aber um welchen Preis! Der Iwa-nin konnte es noch immer nicht so recht glauben. Wie hatte sich Sasori so einfach besiegen lassen können? Es war schlichtweg unmöglich. Das war keine Untertreibung. Deidara kannte seinen Partner gut. Gegen diese beiden Frauen hätte er nicht verlieren dürfen. Es war keine Arroganz, die da aus ihm sprach und auch nicht die Verzweiflung und Trauer über den Verlust des Rothaarigen, für den er seit einiger Zeit weitaus intimere Gefühle zu hegen begonnen hatte. Es war eine Tatsache. Sasori konnte nicht so einfach gestorben sein. Er war zu stark. Etwas musste ihn gestört haben. Verwirrt. Aus der Konzentration gebracht. Oder vielleicht hatte er das sogar geplant. Vielleicht hatte er etwas mit seinem Tod bezwecken wollen. Oder war das nur Einbildung? Weigerte sich Deidara einfach nur aus Trotz, anzunehmen, dass sein Meister, den er immer so verehrt, den er bewundert, respektiert, gehasst und gefürchtet, dem er vertraut, den er verflucht und geliebt hatte, dass diese Person einen so erbärmlichen Tod gestorben war? War er so betroffen, dass er nicht mehr rational beurteilen konnte, was hier wirklich geschehen war? Nein. Nein, es war Deidaras besondere Fähigkeit, auch unter größten Schmerzen noch klar denken zu können. Und die Schmerzen, die jetzt sein Herz zerrissen, waren so riesig, dass er wohl verrückt geworden wäre, hätte er diese Fähigkeit nicht gehabt. Sasori hatte seinen Tod gewünscht. Vielleicht nicht geplant, vielleicht nicht berechnet. Aber Deidara war sich sicher, dass der Suna-nin ihn hätte verhindern können, hätte er den nötigen Willen dafür gehabt. Doch den hatte er nicht gehabt. Nun war er tot. Und Deidara war allein. Der Akatsuki ließ seinen Blick schweifen, bis er schließlich zwischen all den zerstörten Puppen eine rothaarigen Gestalt entdeckte. Kurz stockte ihm der Atem. War das Sasori? Er beschleunigte seine Schritte und die letzten Meter rannte er sogar. Nun stand er vor einer Felswand. Dort bot sich ihm ein grausiges Bild. Ja, es war Sasori. Sein Oberkörper war entblößt, das Stahlseil hing schlaff neben dem künstlichen Körper, den er sich geschaffen hatte, herab. Viel mehr konnte man von ihm nicht erkennen, denn ein riesiger, runder Gegenstand, der an den Kopf eines gezähnten Ungeheuers erinnerte, nagelte seinen Meister an die Wand. Deidara taumelte noch einige Schritte näher. Er spürte, wie etwas in ihm hochkommen wollte. Sein Magen verkrampfte sich und er erkannte mit Schrecken, dass er den Tränen nahe war. Vorsichtig hob er die Hand und fuhr damit an Sasoris Gesicht entlang. Leblos gab sein Kopf den Bewegungen nach. Doch dann fiel dem Explosionsfanatiker etwas auf: Die Augenhöhlen des Marionettenspielers waren leer. Auch die Stelle an seiner Brust, wo normalerweise ein kreisrundes Etwas mit dem Schriftzeichen für Skorpion zu sehen war, ersetzte nun ein schwarzes Loch, durch das man vage noch in den hohlen Körper hinein sehen konnte. Dieser Körper war nicht lebendig – aber er war auch nicht gestorben. Er war einfach nur verlassen. Konnte der Akasuna etwa seinen Körper verlassen? Einmal hatte er ihm doch gesagt, dass er selbst noch einen menschlichen Kern besaß, den er brauchte, um sein Chakra zu produzieren. Ließ sich dieser Kern etwa herausnehmen? Gar in eine andere Puppe überführen? Und war es dann möglich (Deidaras Herz schlug bei diesen Gedanken immer höher), dass Sasori noch am Leben war? Deidara wirbelte herum. Zum Glück hatte er erst vor kurzem Zetsu getroffen, der ihm seine beiden Arme, die ihm während der Mission abgerissen worden waren, notdürftig wieder am Körper befestigt hatte. Nur solange, bis er auf Kakuzu traf, der sie besser mit seinem Körper würde verbinden können. Beide Arme schmerzten höllisch und er konnte sie mehr schlecht als recht bewegen. Aber er konnte Schmerz gut aushalten. Mühsam zwang er seine zerrissenen Muskeln sich zu bewegen. Er hob die Hand zu der technischen Vorrichtung an seinem einen Auge und begann dort an den Knöpfen und Rädchen herum zu werkeln. Nun konnte er den Platz vor sich genaustes untersuchen und auch an ferne Orte heran zoomen. Er wusste nicht genau, wonach er suchte, aber irgendwann hatte er es gefunden. Eine Blutlache. Sasoris Gift brauchte nur sehr wenig Zeit, um sich im Körper zu verteilen und war dann sofort tödlich. Meist reichte schon ein kleiner Kratzer seiner vergifteten Klingen aus, um seinen Gegner unschädlich zu machen. Aber sowohl die alte Hexe als auch das Gör waren lebend davon gekommen. Von wem stammte dann das Blut? Deidara eilte zu der Stelle hinüber, die nicht sehr weit entfernt war. Dort lagen keine menschlichen Leichen, doch die Formation der zerstörten Puppen ließ ihn aufmerksam werden. Einige weißgewandete Marionetten schienen einen Strahl von Schriftzeichen ausgespien zu haben, die ein Muster bildeten, in dessen Mitte drei weitere Kampfpuppen lagen. Zwei davon hatten rote Haare. Der Iwa-nin drehte die am Boden liegenden Marionetten um. So konnte er jetzt sehen, dass die mittlere von ihnen zwar eindeutig nur eine von vielen Meisterwerken seines Dannas war, sie jedoch gezielt von den anderen angegriffen worden sein musste. Zwei Schwerter durchbohrten seine Brust, auf der das selbe Bildnis wie auf Sasoris zu sehen war. Das Blut tropfte daraus hervor. Es bestand nun kein Zweifel mehr. Sasori war in Bedrängnis geraten und hatte sich in eine seiner vielen Puppen flüchten müssen. In dem neuen Körper hatte er vermutlich seine 100 Puppen nicht mehr gleichzeitig lenken können und war selbst zum Angriff über gegangen, anstatt zu fliehen. Aber die Formation um ihm herum... Sie war so offensichtlich. Deidara konnte sich nicht vorstellen, dass Sasori das nicht gesehen hatte. Er hätte doch einfach nur ausweichen müssen! Der Blonde sank vor den drei Puppen auf die Knie und gab sich für einen Moment still seiner Trauer um seinen Teamkameraden hin. Warum hatte Sasori sterben müssen? War es vielleicht Deidaras eigene Schuld gewesen? Schließlich war es zwischen ihnen in letzter Zeit nicht immer ganz so gut gelaufen. Der Suna-nin hatte von den Gefühlen erfahren, die er für ihn zu hegen begonnen hatte, und er hatte ihn abgewiesen. Das hätte er eigentlich voraussehen müssen. Trotzdem hatte er sich ihm immer wieder aufgedrängt, hatte Hoffnung geschöpft aus kleinen Momenten der Schwäche seines Dannas. Manchmal hatte es wirklich so ausgesehen, als wollte er es auch, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Doch warum das so war, hatte der Rothaarige ihm nie gesagt. Seit dieser einen Nacht in der Höhle hatten sie kein längeres Gespräch mehr miteinander geführt, sah man von ihren Streitereien über Kunst einmal ab. Er hatte nie gewusst, was wirklich in seinem Meister vorging... Nun war er tot und er würde es nie erfahren. Deidara wünschte sich, er wäre an seiner Stelle. Der Blonde fuhr abermals mit der Hand über das Gesicht seines Partners. Diesmal waren die Augen der Puppe geschlossen. Seine Finger wanderten weiter zu der Brust des Anderen und verweilten schließlich dort, wo die Schwerter seinen menschlichen Kern zerstört hatten. Sie färbten sich rot von seinem Blut. Deidara spürte den Verlust schwer an sich nagen. Er hatte sich oft mit dem Marionettenspieler gestritten und ihn eigentlich nie sonderlich gemocht. Doch auf ihrer letzten Mission, wo sie Informationen über einen Bijuu sammeln sollten, da hatte Sasori seine Puppe Hiroku, in der er sich normalerweise verbarg, nicht mitgenommen, um in der großen Stadt nicht aufzufallen. Da hatte irgendwie alles seinen Anfang genommen. Dass Sasori die ganze Zeit in seiner jugendlichen, rothaarigen, scheinbar harmlosen Gestalt verweilte, hatte Auswirkungen auf Deidaras Verhalten ihm gegenüber gehabt und so natürlich auch auf Sasoris. Und ja, irgendwann im Laufe dieser Mission musste der Iwa-nin sich in ihn verliebt haben. Deidaras Hand auf der Brust seines toten Kameraden zitterte. Was war das für eine Kälte, die da auf ihn über zu gehen schien? Kam sie vom starren Körper neben ihm, oder vom prasselnden Regen? Er wusste es nicht. Aber er war froh über den Regen. Im Regen sah niemand seine Tränen. Ein weiteres Zittern ging durch seine Hand. Verwirrt starrte der Iwa-nin darauf. Hatte er seinen Körper so wenig unter Kontrolle, dass er in merkwürdigen Zuckungen auslief? Er hob die Hand wieder von dem Körper und stellte fest, dass sie nun gar nicht mehr zitterte. Mit großen Augen sah Deidara auf den durchbohrten, fleischlichen Teil seines Meisters. Wenn nicht er selbst es war, der da zitterte... Konnte es sein... dass er soeben einen Herzschlag gespürt hatte? Kapitel 1: Andere Ansichten --------------------------- Wer sich schon gefreut hat, dass ich jez Sasori wiederleben, den muss ich enttäuschen. Was der Prolog (bzw sein letzter Satz) zu bedeuten hat, das erfahrt ihr erst später. Denn diese ff startet um einiges früher - um genau zu sein fängt sie fast zu dem Zeitpunkt an, an dem meine erste ff aufhörte. xXx Sabaku no Gaara. Kazekage von Sunagakure. Jichuuriki des Einschwänzigen. Nutzt die Kraft des Wüstendämons, um den Sand zu kontrollieren. „Sand zu kontrollieren? Was soll das denn heißen, un?!“, murmelte Deidara und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das blonde Haar. Er saß in einem kreisrunden Zimmer oben in einem Turm auf einem schmalen Bett und hatte eine Schriftrolle vor sich ausgebreitet. Darin waren sämtliche Informationen enthalten, die Akatsuki über Sabaku no Gaara hatte zusammentragen können. Darunter war – wie der Explosionsfanatiker fand – eine ganze Menge unnötiger Kram. Dinge über seine Vergangenheit oder Familie, einem Krieg vor ein paar Jahren, in dem er eine wichtige Rolle gespielt hatte und so weiter. „Das kann ich mir nie im Leben alles merken, un...“, seufzte der Iwa-nin und warf sich rücklinks aufs Bett. Kurz starrte er die kahle Decke an, aber dann schnappte er sich doch wieder die Rolle. Er überflog den Text und hielt schließlich an einem viel versprechenden Absatz inne. Kann den Sand nach Belieben verhärten und einen Schutzschild daraus formen. Trägt immer eine konstante Menge an Sand dafür bei sich (vermutlich mit Chakra getränkt). Absolute Verteidigung. Absolute Verteidigung? Das wollen wir doch mal sehen!, dachte sich der Ninja. Es gab nichts, was seine Explosionen nicht knacken konnten! Nichts... abgesehen von der harten Schale seines Dannas. Als hätte er seine Gedanken gespürt, öffnete sich in diesem Moment die Tür zu dem Turmzimmer und eine gebückte Gestalt in einem schwarzen Mantel mit rotem Muster erschien. Es war Sasori, der sich in seiner Puppe Hiroku verborgen hielt. „Bist du bald durch mit den Informationen?“, fragte der Marionettenspieler. „Gleich“, knurrte dieser, „gelesen hab ich schon alles, aber so viel kann ich mir nicht merken... un. Ihr seid mit Eurem Teil vermutlich schon durch?“ Die Gestalt nickte. „Ich habe die Verteidigungsmaßnahmen des Dorfes genau studiert und bereits einen Plan verfasst, wie wir unbemerkt hinein und wieder hinaus kommen können.“ Deidara setzte sich ruckartig auf. „Schön, und wie sieht der aus?“ „Ich habe noch einen meiner Spione in Suna. Er wird die Wachen beseitigen. Du kannst dann los fliegen und den Kazekage suchen. Wenn du ihn hast, kommst du zum Tor zurück und wir verschwinden. So einfach ist das.“ „Aber werden sie uns nicht folgen? Pain sagte, dass dieser Sabakuno vielleicht beliebt genug ist, dass man ihn zu retten versucht, un.“ „Man wird unsere Spuren nicht zuordnen können. Es ist nur wichtig, dass uns niemand beobachtet. Du musst die Wachen im Dorf ausschalten, die den Himmel kontrollieren.“ Der Angesprochene nickte. „Alles klar, un. Wird gemacht.“ „Dann lass uns jetzt aufbrechen. Du kannst dir den Rest der Informationen auf dem Weg einprägen. Ich habe keine Lust, noch länger zu warten.“ Deidaras Augen blitzten auf. „Also schön, Sasori no Danna, un. Dann lasst uns keine Zeit verlieren.“ Er ging zum Fenster hinüber und griff nach seinem Gepäck. Dann grinste er noch einmal zu seinem Meister hinüber und schwang sich in einer raschen Bewegung über die Brüstung. Er fiel nicht besonders tief und landete sicher auf beiden Beinen. Doch er wusste, dass Sasori ihm nicht auf die selbe Art folgen konnte – nicht in dieser umständlichen Puppe. Wahrscheinlich war das auch der Grund gewesen, warum der Marionettenspieler das unterste Zimmer für seine Werkstatt auserkoren hatte, obwohl Deidara so immer durch die hindurch musste, wenn er in sein Zimmer wollte. Hiroku eignete sich einfach nicht zum Treppensteigen, deswegen war der Puppenspieler wohl auch so selten zu ihm nach oben gekommen. Um genau zu sein, war dies heute das erste Mal gewesen, seit sie bei diesem Turm lagerten. Doch noch bevor sich Deidara so richtig darüber freuen konnte, dass Sasori jetzt die vielen Treppen herunter stapfen musste, ertönte ein lauter Aufschlag neben ihm und die Erde begann kurz zu zittern. Hiroku war tatsächlich die vier Stockwerke von oben herabgesprungen und stand nun da genauso sicher und unbeschädigt wie vorhin. Deidaras Lächeln verschwand. Gerne hätte er dem Rothaarigen eins ausgewischt und sich demonstrativ pfeifend unter einen Baum gesetzt, während er auf seinen Meister wartete. „Nun beweg dich endlich. Ich hasse es, zu warten“, knurrte Hirokus Stimme. „Ich versteh gar nicht, warum Ihr immer so ungeduldig seid, Sasori no Danna, un“, brummte der Blonde, bevor er seinen Binsenhut aus dem Gepäck holte und ihn aufsetzte. Er würde Schutz vor der Sonne bieten, wenn sie erst einmal in der Wüste waren. Sasori erwidere nichts und so machten sich die beiden auf den Weg. Während die beiden Akatsuki schweigend nebeneinander her liefen, fragte sich der Iwa-nin, was es für Sasori bedeuten mochte, in sein altes Heimatdorf zurückzukehren. Nach eigenen Angaben war er dort seit Jahren nicht mehr gewesen und das letzte Mal hatte er den Kazekagen getötet. Sollte man ihn dort erkennen, würde man ihnen bestimmt großen Widerstand entgegenbringen. Wenn das aufgrund ihrer Mission nicht schon ohnehin geschah. Deidara selbst aber freute sich auf den Auftrag. Natürlich würde es gefährlich werden, aber wann war es das nicht? Zugegeben, ihre letzte Mission hatte kaum ein Risiko geborgen. Dennoch hatten ihn die Geschehnisse mehr verändert, als jedes Blutbad, das er je gesehen hatte. Aber aus irgendeinem Grund freute sich der Blonde auch, endlich einmal Sunagakure zu sehen. Die Dinge, die der Akasuna ihm über die Menschen dort erzählt hatte, glichen seinen Erfahrungen aus Iwa und er verabscheute das Dorf versteckt im Sand bereits bevor sie die Wüste erreicht hatten. Aber das Wenige, was er von seinem Danna über die Landschaft, die Gebäude und das alltägliche Leben normaler Bürger dort wusste, ließ die Vermutung zu, dass er das Dorf doch nie ganz aus seinem Herzen verbannen würde. Eine vergleichbare Situation hatte sich für Deidara damals in Iwagakure ergeben. Er hatte oft mit dem Gedanken gespielt, das ganze Dorf zu zerstören, auf das es aus der Asche neu und besser auferstehen konnte. Davon abhalten hatte ihn allein die Tatsache, dass ein neues Iwa doch nie ganz mit dem alten gleichzusetzen wäre. Bei Suna war das seiner Meinung nach anders. Egal wo im Windland, ein Dorf der Wüste blieb ein Dorf der Wüste. So hatte sich der Explosionsfanatiker neben seinem normalen Vorrat an Lehm auch seine vorgefertigte Spezialität mit dem hohen Chakralevel C3 mitgenommen. Ihre Sprengkraft würde ausreichen, selbst ein Dorf von Sunagakures Größe vollständig und im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleich zumachen. Deidara wusste nicht, ob das Sasori gutheißen würde oder nicht. Doch neben seiner Neugier, den Geburtsort seines Meisters zu sehen, hegte er auch eine gewisse Hoffnung, dem Akasuna durch die Zerstörung seiner ehemaligen Heimat endlich mal wieder eine Gefühlsregung zu entlocken. Denn das war das größte Problem, welches Deidara momentan belastete: Sein Partner war ihm gegenüber so gleichgültig wie noch nie. Als Sasori vor einigen Tagen herausgefunden hatte, dass der Blonde ihn liebte – er hatte es nie ausgesprochen, aber das war auch nicht nötig gewesen - hatte er weder wütend, angeekelt oder verächtlich, noch erfreut, aufgeschlossen oder sonst in irgendeiner Weise berührt reagiert. Er hatte gar nichts gesagt, die Sache unter den Tisch gekehrt und war einfach in den Alltag zurückgekehrt. Das hatte den Iwa-nin schwer verletzt. Es war schwerer zu ertragen als all die anderen Grausamkeiten, die Sasori ihm im Laufe seines Lebens bei Akatsuki je angetan hatte. Denn da er keinerlei Ablehnung erfahren hatte, quälte ihn in manch schwachen Moment immer noch eine gewisse Hoffnung, von der sein Verstand wusste, dass sie irrational war. Obwohl sein Meister ständig bei Deidara war, vermisste er ihn schrecklich. Er vermisste die kurze Zeit, als Hiroku sicher in einer Schriftrolle verwahrt außer Sichtweite geblieben war und er in Sasori einen süßen Rotschopf mit einer schweren Vergangenheit hatte sehen können. Eine verwandte Seele mit dem gleichen Schicksal wie seines. Ein Junge, etwas jünger als er selbst, mit dem er endlos über Kunst philosophieren konnte und der einfach zum Anbeißen aussah. Sasori war das alles und doch war er auch ein Akatsuki, professioneller Ninja, Killer, Giftmischer, kalt, gefühllos, zukunftsbewusst. Kein Typ, in den man sich verlieben sollte. Mit jeder Stunde, die Deidara stumm an der Seite seines Partners durch die Wälder Hi-no-kunis Richtung Windland ging, verspürte er mehr Lust wieder den kleinen Rothaarigen von vor ein paar Tagen zu sehen, und sei es auch nur für einige Sekunden. Und mit jedem Schritt, den er tat, mit jedem Blick, den er auf den anderen Ninja, eingeschlossen in seiner Kampfmarionette, warf, mit jedem Gedanken an kurze Augenblicke, in denen all das anders gewesen war, wuchs sein Hass auf Hiroku. „Deidara.“ Der Angesprochene wandte langsam den Kopf zu Sasori, ohne dass die beiden anhielten. Selbst diese Art, wie er seinen Namen aussprach, die er so sehr liebte, war in diesem Vieh verändert. „Was?“, fragte er nur. „Hast du dich auf den Kampf wirklich gut vorbereitet?“ Deidara schnaubte. „Natürlich habe ich das.“ „Ich meine nicht nur die Informationen. Hast du genug Lehm dabei? Der Gegner ist diesmal ziemlich stark“, sagte Sasori. Deidara versuchte das Gefühl loszuwerden, er mache sich Sorgen um ihn. Das war unsinnig, nicht nur weil es eben Sasori war, sondern auch, weil das unnötig wäre. „Ich habe genug dabei, wirklich! So schwer wird es schon nicht werden...“, erwiderte er patzig. Halb hoffte er darauf, einen Streit anfangen zu können. Alles war besser als diese Stille. Der Akasuna sagte darauf nichts. Gerade als Deidara das Gespräch wieder aufgreifen wollte, ließ er jedoch noch einmal leise ein Kommentar hören: „Was ist es dann, was dich so beunruhigt?“ Der Explosionsfanatiker sah ihn fragend an. „Du hast in den letzten drei Sätzen nicht einen Sprachfehler gehabt...“ „Bitte!? Was soll das heißen, un!? Macht Ihr Euch über mich lustig, un?“, rief der Blonde aus und die beiden Akatsuki blieben stehen. Sasori sah ihn an und obwohl das hölzerne Gesicht keine Mimik zeigen konnte, war er sich fast sicher, dass der andere lächelte. „Na also. Da ist er wieder. Dann scheint ja doch alles in Ordnung zu sein.“ Deidara schluckte und biss sich auf die Lippe. Er wollte es nicht zeigen, aber dass seinem Partner so ein Detail auffiel – er hatte es ja nicht einmal selbst bemerkt – berührte ihn irgendwie. Und es schien wirklich so, als hätte sich der Andere Gedanken über ihn gemacht. Eigentlich war er nicht wirklich wütend. Aber ihm kam dabei eine Idee, wie er Hiroku vielleicht loswerden könnte. Dazu musste er nur einen Streit provozieren und dies war die beste Gelegenheit. Eingeschnappt wandte sich Deidara ab. „Warum fragt Ihr überhaupt danach, Sasori no Danna, un!? Erstens geht es Euch nichts an und zweitens interessiert es Euch gar nicht wirklich...“ „Du hast keine Ahnung, was mich interessiert und was nicht. Also lass solche Kommentare einfach, Deidara“, entgegnete Sasori und setzte ungerührt seinen Weg fort. „Klar weiß ich das, un! Ihr interessiert Euch nur für eure bescheuerten Puppen und die Missionen, un! Als wenn es nichts anderes auf der Welt gäbe, un!“ Er setzte seinem Meister nach. „Ach, und du bist anders? Denkst du nicht auch immer nur an das, was unmittelbar vor dir liegt, und an deine Kunst?“ „Nein.“, sagte Deidara entschieden, und fügte leiser hinzu: „Ich denke auch sehr viel an Euch.“ Hiroku war ein leichtes Zögern anzumerken, bevor er sagte: „Ich denke auch an dich... Als jemanden, der zum Erfüllen der Mission wichtig ist.“ „Ihr wisst, dass ich das nicht gemeint habe, un.“ „Ja. Und genau deswegen ist es mir schleierhaft, warum du so einen Aufstand machst, wenn du mich so gut zu kennen glaubst“, war die kühle Antwort. „Ich mache so einen Aufstand“, rief Deidara, der sich nicht abwimmeln lassen wollte, und warf seinen Mantel zurück, „weil mir Ihre Ansicht einfach stinkt!“ Er fuhr mit seinen Händen in seine Lehmtaschen und die Münder darin begannen das explosive Material zu kauen. Sasori wandte sich langsam zu ihm um. „Das wagst du nicht...!“, meinte er mit rauer Stimme. Deidaras Gesicht zierte ein wahnsinniges Lächeln. „Was auch immer du meinst, aber ich bleibe dabei... Art is a BANG, UN!“ Mit diesen Worten machte Deidara einen Satz in die Luft und schleuderte eine Reihe kleiner, weißer Gegenstände zu Hiroku. Kaum hatten sie sich in Position gebracht, explodierten sie auch schon und sein Partner war in einen dichten, weißen Rauch gehüllt. Der Iwa-nin landete auf dem Ast eines der umstehenden Bäume. Er wusste, dass C1 vermutlich nicht ausreichen würde, um die dicke Holzwand der Puppe zu sprengen. Aber vielleicht ergab sich dennoch eine Lücke für ihn. Plötzlich durchstieß etwas die dicke Luft. Der metallene Schwanz Hirokus raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Deidara zu, der sich hinterrücks vom Baum fallen ließ, um dem Angriff zu entgehen. Zum Glück landete er hinter einem großen Felsbrocken. Kaum war er am Boden angekommen, schloss er rasch ein Fingerzeichen. Dann murmelte er leise: „Meisai Gakure no Jutsu!“ Dies war eine Technik, die man in Iwa beherrschen musste, wollte man zum Jounin werden. Deidara wandte sie nicht oft an, da er den direkten Weg im Kampf bevorzugte, aber jetzt erschien es ihm günstig. Seine Gestalt verschwamm mit der des Felsens hinter ihm. Seine Haut, seine Kleider, seine Haare, alles schien den gleichen Farbton anzunehmen wie der Stein und er verschmolz praktisch damit. Kaum war er fertig, da begann Sand in der Luft zu schwirren. Deidara wusste nicht, woher er kam, doch er ballte sich zusammen und bildete nach kurzer Zeit die Gestalt seines Dannas. Ein Teleportationsjutsu! Doch versteckt wie er war, dürfte sein Meister ihn nicht entdecken. Tatsächlich wanderten die Pupillen der Marionette umher, verwirrt weil nichts zu sehen war. Deidara währenddessen duckte sich und begann, ganz langsam und an den Boden geschmiegt, sich an ihm vorbei zu bewegen. In diesem Moment ruckte Hirokus Kopf mit einem Mal in seine Richtung. Der Explosionsfanatiker hatte keine Ahnung, wie er ihn entdeckt hatte, aber dem Blick seines Meisters folgten auf der Stelle die metallenen Glieder des Schwanzes. Deidara löste seine Tarnung um sich besser bewegen zu können und rollte sich zur Seite weg. Die Spitzte der Waffe bohrte sich in seinen Mantel und nagelte ihn am Boden fest, doch der Stoff riss und der Iwa-nin kam frei. Er kam auf die Beine, griff sich einen Klumpen Lehm und lief dann senkrecht den Baum hinauf. Der Schwanz der Puppe war ihm auf den Fersen, doch Deidara war schnell und irgendwann war er außer Reichweite. Der Blonde formte die nächsten Bomben und rette sich auf einen anderen Baum, wo er sich hinter dem Stamm versteckte und eine davon frei ließ. Sein Atem ging keuchend. Plötzlich hörte er ein Geräusch neben sich und mit weit aufgerissenen Augen wandte er sich langsam um. Neben ihm stand dieses Monster von einer Puppe, hatte kaum genug Platz auf dem Ast. Das Tuch hatte sich von seinem Gesicht gelöst und der Mund öffnete sich. Deidara wusste, dass ihm gleich ein Schwarm von Senbon entgegenkommen würde. Zum zweiten Mal ließ er sich nach hinten fallen, schickte jedoch den kleinen, weißen Vogel nach oben zu seinem Meister. „Katsu!“ Die Druckwelle der Explosion gab ihm noch mehr Schwung und er raste dem Boden entgegen. Dort jedoch erwartete ihn erneut das verhasste Gesicht Hirokus! Kawarimi, oder Bunshin no Jutsu, verdammt! Und er hatte schon zu viel Geschwindigkeit, um noch auszuweichen! Der Skorpionschwanz zischte erneut auf ihn zu und diesmal fand er sein Ziel. Der Blonde hatte fast mit dem Tod gerechnet, doch stattdessen schlang sich die Waffe um seinen Körper und er wurde in der Luft gehalten. Sein dicker Akatsukimantel verhinderte, dass die scharfen, vergifteten Kanten ihn verletzen konnten. Doch Deidara war noch nicht am Ende. Er zog eine kleine, vorbereitete Figur hervor und warf sie in die Richtung seines Angreifers. Die Skulptur schwoll an und man erkannte nun einen fast vier Meter langen Tausendfüßler, der sich um den Schwanz des Skorpions wandte und Hiroku gefährlich nahe kam. „Du kannst es nicht explodieren lassen, Deidara! Das gefährdet dich selbst!“, warnte ihn Sasori, doch der Angesprochene grinste nur. „Sicher, un?“ Deidaras „Katsu!“ war kaum zu hören in dem lauten Knall, der die feurige Sprengung begleitete. Zwar war es immer noch C1, doch die Wucht dieses Angriffs war dennoch höher als die bisherigen und somit durchaus gefährlich. Sasori hatte das erkannt und den Schwanz rechtzeitig mit einem kräftigen Schwung von seiner Last befreit, was der Iwa-nin daran erkannte, dass er mit hohem Bogen außer Reichweite der Explosion geschleudert wurde. Aber damit hatte er gerechnet. Inzwischen war das kleine, vierbeinige, recht unförmig wirkende Wesen, das er im Laufe des Kampfes freigesetzt hatte, auf Hirokus Rücken geklettert. Dort explodierte es auf Deidaras Wink hin mit einer Sprengkraft, die zwar nicht ganz so groß war wie die des Tausendfüßlers, da er das Ding in höchster Eile hatte herstellen müssen, aber dennoch ausreichen müsste, um Hiroku in seine Einzelteile zu zerlegen. Und genau das war das Ziel des Shinobi. Im Inneren Hirokus hatte Sasori gerade noch rechtzeitig mitbekommen, was Deidaras Plan war. Er reagierte blitzschnell. Obwohl es ihm schon fast in der Seele weh tat, ließ er sämtliche Chakrafäden reißen und betätigte einen versteckten Mechanismus per Hand. Alle Streben, Verankerungen und sonstige Verbindungen zwischen den Gliedern der Puppe lösten sich sofort und die Marionette wäre in ihre Einzelteile zerfallen, wäre nicht in diesem Moment die Bombe explodiert. So wurden die hölzernen Gliedmaßen von der Druckwelle zwar in alle Himmelsrichtungen zersprengt, wirklich Schaden nahmen sie dabei allerdings nicht. Der Puppenspieler würde sie später wieder zusammensetzen können. Sasori selbst hatte sich fast zeitgleich mit der Zündung heftig vom Boden abgestoßen und raste nun dorthin, wo er seinen Partner vermutete. Der Explosionsfanatiker hatte Hiroku zerstören und ihn herauslocken wollen, das war ihm nun klar – und, verdammt, es war ihm gelungen! Aber daran würde er keine Freude haben, das schwor sich der Suna-nin. Denn jetzt war er sehr, sehr wütend. Sich über seine Kunst lustig zu machen, war eine Sache. Einen Mordanschlag auf ihn zu verüben, eine andere. Beides noch annähernd tolerierbar. Aber eine Bombe zu zünden, die ihn hätte umbringen können und seine Lieblingspuppe zu zerstören – das war eindeutig zu viel. Auch wenn Sasori in letzter Zeit begonnen hatte, ungewöhnliche Gefühle in sich für Deidara zu entdecken, in diesem Augenblick sah er einfach nur rot. Der Marionettenspieler tauchte völlig unerwartet aus der Staubwolke auf. Deidara erhaschte nur einen kurzen Blick auf einen heranstürmenden Schatten, da wurde er auch schon von seinem Standpunkt weggezerrt. Sasoris Absprung wohnte eine ungewöhnliche Kraft inne, verstärkt noch von der Druckwelle der Explosion. Er riss seinen Partner einfach mit sich und ehe er es sich versah, wurde er von starken Händen auf den Boden gepresst, das Gesicht im Staub. Eiserne Finger gruben sich in seine Haare und schienen ihm den Kopf abreißen zu wollen. Er bekam keine Luft, denn sein Angreifer hatte ihm ein Knie in den Rücken gerammt um ihn dort zu halten. Die andere Hand hielt seine Hände gefesselt. „Sag mir einen, verdammten Grund und ich schwöre dir, Deidara, ich bringe dich um!“ zischte die hassverzerrte Stimme des Rothaarigen dem Iwa-nin ins Ohr. Deidara hustete. „Ich habe eine Eurer Puppen zerstört. Ist das nicht Grund genug, un?“ Sasori stieß einen zutiefst wütenden Laut aus und der Blonde hörte, wie Metall über Holz schabte. Mit Mühe befreite der Iwa-nin eines seiner Beine, trat seinem Danna in die Kniekehle und biss gleichzeitig mit dem Mund seiner rechten Hand in die seines Dannas. Seine Zähne durchstießen künstliche Haut und er schmeckte Blut. Dennoch gelang es ihm dank des Überraschungsmoments, sich auf die Seite zu rollen und der langen Klinge zu entfliehen, die aus Sasoris Hand hervor geschossen gekommen war. Wütend trat Sasori aus um Deidara die Beine wegzuschlagen, als dieser wieder stand. Er jedoch sprang hoch, landete senkrecht an einem Baum und floh den Stamm hinauf. Der Rothaarige hetzte ihm hinterher. Er warf ein Dutzend Kunai nach ihm, doch er wich aus ohne sich umzusehen. Es folgte eine wilde Jagd durch den dichten Wald, bei der der Akasuna seinen Teampartner dermaßen auf Trapp hielt, dass dieser es sich nicht einmal leisten konnte, einen Blick nach hinten zu riskieren. Dann aber schaffte es der Suna-nin ihn auf eine Felswand zuzutreiben. Deidara drehte sich gehetzt um – und sah ihm in die Augen. Es war das erste Mal seit sie die Instruktionen für ihren neuen Auftrag erhalten hatten, dass Deidara ihm direkt entgegen sah. Nun, für ihn jedenfalls. Sasori sah ihn ja schließlich ständig durch Hirokus Augen. So rannte er weiter ungebremst auf ihn zu – der Blonde aber war für einen Sekundenbruchteil wie erstarrte und mehr Zeit brauchte der Akasuna nicht. Zu Sasoris Verteidigung musste man sagen, dass seine Geschwindigkeit ohnehin so hoch war, dass er nicht mehr hätte stoppen können. Und woher sollte er auch wissen, dass sein Partner einfach dumm da stehen würde, während er mit erhobener Klinge auf ihn zuraste? Außerdem war er stinkwütend und – ganz ehrlich – hatte tatsächlich nicht übel Lust gehabt, ihn umzubringen. Hatte er geglaubt. Doch als sich die Klinge seines Kunais tief in Deidaras Brust bohrte, sich seine Augen erstaunt weiteten und ein kleiner Fleck reinen Blutes sich kaum sichtbar auf dem schwarzen Stoff des Akatsukimantels vergrößerte, da wurde ihm auf einmal ganz anders. Erst war er wütend, blind, voller Hass. Er hatte einfach die Beherrschung verloren. Dann registrierte er, was er getan hatte und einem winzigen Moment des Triumphs und der Genugtuung folgte ein ebenso kleiner Augenblick der Bestürzung, der Frage warum er nicht ausgewichen war. Und dann kam der Schock, als Deidaras Augen glasig wurden und ihm mit einem Mal bewusst wurde, dass er sein Herz getroffen hatte. All diese Gefühlsveränderungen geschahen in weniger als einer Sekunde – und kaum war diese Zeit abgelaufen, da färbte sich Deidara zuerst bräunlich, dann weiß und schließlich floss er ganz auseinander und ein nur entfernt an einen Menschen erinnernder Klumpen Lehm fiel schwerfällig nach hinten. Und erneut wechselten Sasoris Gefühle schnell, als er bemerkte, dass er einem von Deidaras Lehmdoppelgängern auf den Leim gegangen war – erst war er erleichtert, dann wütend und schließlich ärgerte er sich über sich selbst, dass er so aus gerastet war. Plötzlich legten sich von hinten zwei Hände auf seine Schultern und Sasori konnte ein erschrockenes Zusammenzucken nicht verhindern. Er wollte sich umwenden und sehen, wer sich da unbemerkt an ihn herangeschlichen hatte, immerhin hätte er das wirklich bemerken sollen. Doch er war wohl zu abgelenkt gewesen von dem Gedanken, Deidara getötet zu haben, dass er eine Sekunde lang zu unkonzentriert war. Diese eine Sekunde war dem Unbekannten hinter ihm völlig genug. Der Marionettenspieler reagierte nicht rasch genug und schon hatte ihm eine Hand das Kunai entwunden, während eine andere seinen Körper umfing und ein harter Brustkorb ihn gegen die Felswand drückte, an der eben noch sein Partner in der Falle gesessen hatte. Warmer Atem kitzelte den Suna-nin im Nacken und auf einmal wusste er genau, wer da hinter ihm stand. „Dreht Euch um, no Danna... ich will Eure Augen sehen, un!“, flüsterte Deidara rau und der Puppenspieler erschauderte. Verdammt, was hatte ihn eigentlich geritten, seinen Körper wieder mit der hauchdünnen, kaum durchbluteten Haut zu umgeben, die er sonst nur brauchte, um bei Spionageaufträgen nicht aufzufallen!? Deidara umfasste fest das Handgelenk des Rothaarigen und es tat weh! Normalerweise war doch Schmerz ein Fremdwort für ihn. Der Akasuna nahm sich zusammen und verdrehte seinen Arm so, dass sein Partner ihn loslassen musste. Deidaras Arme waren nun an die Felswand hinter ihm gestemmt und schnitten ihm den Fluchtweg nach allen Seiten ab. Aber er hatte nicht vor zu fliehen – er würde sich garantiert keine solche Blöße geben! Andererseits konnte er auch schlecht angreifen – für die Mission hatte er sämtliche seiner in seinem Körper versteckten Klingen mit tödlichem Gift bestrichen. Das Kunai war seine einzige Waffe gewesen, die Deidara nicht sofort den Garaus gemacht hätte – und die lag nun am Boden. Würde er sich bücken, musste er dem Blonden seinen schutzlosen Nacken darbieten und darauf hatte er keine Lust. Eine Prügelei kam auch nicht infrage – Deidara hatte schließlich eine gefährliche Mission vor sich. Nun, wo Sasori wieder zur Besinnung gekommen war, die Wut über Hirokus Zerstörung nicht länger seinen Verstand vernebelte und er sich in einer so misslichen Lage wiederfand, musste er wohl oder übel zugeben, dass der Iwa-nin in der überlegenen Position war. Da half nur noch eins – improvisieren. Sasori wandte sich um und sah dem Blonden kalt in die Augen. „Du wirst es bereuen, Hiroku zerlegt zu haben, das verspreche ich dir, Deidara“, sagte der Rothaarige leise. Der Angesprochene, dessen Augen bei seiner ruckartigen Bewegung aufgeleuchtet waren, lachte nun heiser. „Glaubt mir, Ihr habt mich schon genug bestraft, un. Ich hätte nicht gedacht... dass Ihr mich wirklich töten würdet.“ Deidaras Hand grub sich in den Stoff seines Mantels, er drückte den Suna-nin gewaltsam gegen die Felswand und trat gleichzeitig näher, sodass der Marionettenspieler fest eingeklemmt war zwischen dem Stein und dem Körper seines Partners. Hätte er Lungen gehabt, wäre ihm ein leises, schmerzerfülltes Keuchen entwischen. So aber starrte er ihn nur weiter kühl an. „Sagt mir, dass es verdammt noch mal nicht Eure Absicht war, un!“, verlangte der Explosionsfanatiker zornig und verletzt, als sein vor Wut und Enttäuschung verzerrtes Gesicht seinem auf einmal ganz nah war. „Ich habe es nicht mit Absicht getan. Ich war nur so wütend und musste mich abreagieren. Ich hatte gedacht, du würdest rechtzeitig ausweichen und ich war... schockiert, als ich gemerkt habe, dass du das nicht getan hast“, sagte Sasori vollkommen offen. Damit schien er den Blonden aus dem Konzept gebracht zu haben, denn er starrte ihn für ein paar Sekunden nur wortlos an. Sasori lächelte wissend. „Das wolltest du doch hören, oder? Ich bitte dich. Meine Puppen bedeuten mir sehr viel mehr als du! Ich hätte kein Problem damit gehabt, dich umzulegen. Aber der Zeitpunkt war etwas ungünstig, das gebe ich zu.“ Sein Gesichtsausdruck war trotz seines Lächelns eisig. „Doch wenn die Mission vorbei ist, kannst du dich auf was gefasst machen, das schwöre ich dir.“ In Wahrheit hatte er Hiroku schon wieder vergessen, als Deidara ihn in die Enge getrieben hatte, aber das konnte er ihm ja schlecht sagen. Nicht wenn er nicht wollte, dass- Deidara zog ihn zu sich heran und mit fast brutaler Bestimmtheit presste er seinen Mund auf den des Rothaarigen. Sasori brachte nicht mehr als ein überraschtes Keuchen zustande, als der Blonde ohne jede Rücksicht in seine Mundhöhle eindrang und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Kapitel 2: Angriff ------------------ Deidara zog ihn zu sich heran und mit fast brutaler Bestimmtheit presste er seinen Mund auf den des Rothaarigen. Sasori brachte nicht mehr als ein überraschtes Keuchen zustande, als der Blonde ohne jede Rücksicht in seine Mundhöhle eindrang und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Die Lippen des Iwa-nin drängten sich ihm auf und seine Zunge schien bis in seinen Rachenraum vordringen zu wollen, so gründlich und entschlossen durchforschte sie seinen Mund. Und dann waren da die anderen Zungen, die auf einmal über seine Hüften, seinen Bauch strichen. Kräftige Finger, die ihm keine Chance auf Gegenwehr ließen, hatten seinen Mantel geöffnet und schoben sich unter sein Shirt. Sasori konnte nicht länger an sich halten und stöhnte in den Kuss hinein. Verdammt, es war gut! Die Lippen des Explosionsfanatikers zogen feuchte Spuren über seinen Oberkörper, eine Zunge spielte mit seiner rechten Brustwarze, eine andere drängte sich noch immer in Sasoris Mund, ohne dass der Besitzer unter Atemnot zu leiden schien. Verdammt, er hätte nicht improvisieren sollen! Das war nicht seine Stärke, es war eher Deidaras Stil... Der Iwa-nin löste sich einen winzigen Moment von ihm. „Eine Entschuldigung hätte mir schon gereicht, no Danna... hah... Aber jetzt...“ Wieder legten sich die Lippen des Blonden auf Sasoris, doch diesmal war er etwas sanfter. Nichtsdestotrotz spürte er die Leidenschaft in seinem Partner brennen. „Jetzt verstehe ich, dass Ihr so etwas einfach nicht sagen könnt, un. Niemals würdet Ihr das tun.“ Sasoris Finger krallten sich in den Mantel des anderen Akatsuki, ohne dass er so recht wusste, ob er ihn zu sich ziehen oder wegstoßen wollte, als der Iwa-nin ihn erneut zu küssen begann. Vielleicht hatte er sich deswegen wieder solch eine Haut zugelegt? Weil er sich insgeheim nach solchen Berührungen gesehnt hatte? Sasori spürte die Erregung des Nuke-nin. Sein hartes Glied hatte durch ihre verschlungene Haltung engen Kontakt mit seinem Becken. Auch seinen rasenden Herzschlag spürte er durch die Nähe. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Sasori presste sich noch näher an seinen Partner und erwiderte den Kuss. Gott, er hatte nicht einmal mehr sein Chakra richtig unter Kontrolle! Seine Knie begannen zu zittern. Als der Akasuna seine Hüften leicht bewegte und sich an ihm rieb, war es Deidara, der ein erregtes Stöhnen von sich gab. „Danna...“, murmelte er und schien ihn mit seinem Kuss geradezu verschlingen zu wollen. Sasori ließ es sich gefallen und machte ebenso stürmisch mit. Vergessen waren all seine Bedenken, Leidenschaft trübte seinen Blick. Nie hatte er sich so lebendig gefühlt. Auch wenn ihm die entsprechenden Körperregionen fehlten, in die das Blut in solchen Fällen zu fließen begann, spielten Sasoris Hormone verrückt. Es war keine direkte Erregung, was ihn erfasst hatte, aber Deidaras verklärter Gesichtsausdruck machte ihn trotzdem unheimlich an. Auf einmal wollte er ihn, ihm noch näher sein, mit ihm verschmelzen, sehen, wie er sich unter ihm wand... Doch er konnte ihn nur küssen, seine Berührungen erwidern und seinem Stöhnen lauschen, während er zuließ, dass der Explosionsfanatiker ihm sein Oberteil über den Kopf zog. Die Zähne von Deidaras linker Hand vergruben sich in sein Schulterblatt. Der Iwa-nin küsste seinen Hals hinab, seine Zunge fuhr an Sasoris Ohr entlang und mit einer geschickten Handbewegung entledigte der Marionettenspieler seinen Partner des schweren Akatsukimantels. Er dachte nicht mehr darüber nach, was er tat, es passierte einfach. Und irgendwann lagen sie beide auf der Erde, während der Blonde zärtlich Sasoris Oberkörper liebkoste. Die Berührungen des Iwa-nin jagten dem Akasuna einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, doch sobald er sein Gesicht und seine strahlenden Augen nicht mehr vor sich hatte, kamen seine Bedenken zurückgeschlichen. Aber er wollte es nicht. Er wollte nicht darüber nachdenken, er wollte sich nicht zurückhalten, er wollte weitermachen... und so zog er Deidara zu sich heran, verwickelte ihn seinerseits in einen stürmischen Kuss, den dieser nur zu gerne erwiderte. Deidaras Hand fuhr zu Sasoris Hosenbund und der Marionettenspieler erstarrte kurz. Nein, das durfte er nicht, das ging nicht... Aber er konnte sich nicht an den Grund erinnern... Sanft nahm der Suna-nin die Hand des anderen aus dieser gefährlichen Region, ihre Finger verschränkten sich ineinander und Sasori richtete sich leicht auf, ohne den Blick von diesen herrlichen Augen zu nehmen. Auf einmal lag Deidara unten, was diesem jedoch nicht zu gefallen schien. Es schien ihm, als wollte er aufbegehren, doch Sasori erstickte jeglichen Protest in einem weiteren Kuss. Der Suna-nin fuhr nun seinerseits mit der Hand unter die Kleidung seines Partners und dieser stöhnte lustvoll auf. Diese simplen Berührungen schienen ihn dermaßen geil zu machen, dass es ihm auf einmal egal zu sein schien, dass er eine unterlegene Position inne hatte. Im Gegenteil, er drängte sich ihm sogar noch entgegen. „Ah, Danna, un!“, keuchte Deidara, als Sasori ihm für einen kurzem Moment Zeit zum Atmen gab, „Ich liebe Euch, verdammt!“ Er zog den Rothaarigen wieder zu sich herab und erneut küssten sich die beiden Akatsuki leidenschaftlich. Immer wieder gab der Iwa-nin erregte Laute von sich, als der Andere sein Netzshirt hochschob und mit zarten Berührungen die Konturen seiner Muskeln nachfuhr. „Oh Kami!“,hauchte Deidara verklärt und seine Finger krallten sich in Sasoris Haar. „Nehmt mich, Meister!“ Bei Sasori rastete bei diesen Worten buchstäblich etwas ein und er hob den Kopf wieder, um seinen Partner anzusehen. „Was?“, fragte er und war sich mit einem Mal vollkommen bewusst, wie hilflos der Blonde da gerade unter ihm lag. „Ich brauche Euch, no Danna, un! Ich will Euch spüren!“, keuchte Deidara, dem es gar nicht gefiel, dass sein Meister aufgehört hatte. Diese Worte aber waren es, die dem Akasuna endgültig seinen Verstand zurück gaben. Deidara wollte Sex mit ihm? Aber das ging doch gar nicht! Er besaß überhaupt nicht die entsprechenden Anlagen, ihn zu befriedigen. Also selbst wenn er wollte... Moment, er wollte ja tatsächlich! Verdammt, was war hier eigentlich los!? Sasoris Gedanken begannen zu rasen. Was machte er hier? Warum lagen er und Deidara halbnackt auf dem Boden? Wie hatte er sich darauf einlassen können?! Sie standen kurz vor einer Mission! Deidara hatte gerade eine seiner liebsten Puppen auseinander genommen! Und überhaupt hatte er sich doch entschieden, dem Blonden keines seiner lästigeren Gefühle in irgendeiner Weise zu offenbaren, bevor nicht dieser Auftrag erledigt war, der für sie beide lebensgefährlich sein würde. „Sasori no Danna...“, flüsterte Deidara und sah ihn aus diesen blauen Augen an. „Kommt zu mir, un.“ Die Verlockung war groß. Verdammt groß. Aber es ging nicht. Es ging einfach nicht. Jetzt, wo Sasoris Hirn endlich wieder angefangen hatte, seiner Aufgabe nachzugehen, hätte er sich beim besten Willen nicht mehr so fallen lassen können wie eben noch. Und er wollte es auch gar nicht. Sasoris Hand wanderte in Deidaras Nacken. Der Herzschlag des Jüngeren erhöhte sich erneut, doch die Hände des Giftmischers fanden geschickt die kleine Stelle zwischen den Wirbeln, die ihn schmerzlos aber entschieden in die Welt der Bewusstlosigkeit trieb. Die Augen des Iwa-nin weiteten sich, als der den Druck spürte. „Danna...“ Dann schlossen sich eine Augen und sein Körper erschlaffte. Sasori hielt den ohnmächtigen Deidara in seinen Armen und sah auf sein gerötetes Gesicht hinunter. Verdammt... Jetzt musste er sich aber eine verflucht gute Ausrede einfallen lassen, bis der Andere wieder erwachte. Darauf, dass sich dieses Spiel noch einmal wiederholte, hatte er absolut keine Lust. Nun... Lust schon, aber gerade das durfte er nicht zulassen. Verdammt... Er saß ganz schön in der Scheiße. * Deidara wachte auf, weil sein Kopf sich anfühlte, als würde sein C2-Drache darin seiner Bestimmung folgen. Es dauerte einen Moment, ehe er es schaffte seine Augen zu öffnen und dann sah er nur Sterne. Nur langsam klarte das Bild auf. Doch alles drehte sich, gelb und blau verschwammen zu einem viel zu hellen Farbton. Seine Augen und seine Kehle brannte wie Feuer. Der Iwa-nin wollte die Arme heben, einfach um sich zu vergewissern, dass sie noch da waren: Denn er spürte sie nicht mehr. Doch seine Muskeln hingen schlaff herab und verweigerten ihm den Dienst. Nur sein Kopf, in dem sich ein unheimlicher Druck angestaut hatte, sandte ihm ein ums andere mal Schmerzenswellen zu. Als der Blonde den Mund öffnen wollte, kam eine nie geahnte Übelkeit in ihm hoch und er schloss ihn rasch wieder. Die ganze Zeit über sah er nur strahlendes Blau, braune Wellenlinien und einen tanzenden, gelben Punkt. Scheiße, er wusste genau, was das zu bedeuten hatte! Oft genug hatte er Sasoris Gifte zu spüren bekommen, auch wenn er mit diesem speziellen noch nicht die Freude gehabt hatte. „Verdammte Scheiße, entweder ich befinde mich in drei Meter Höhe, oder dieses verfluchte Zeug haut richtig rein, un! Mir dreht sich alles...“ Deidara konnte seine eigenen Worte kaum verstehen, denn in seinen Ohren reizte ein hohes Klingeln seine Nerven. „Beides ist korrekt“, brummte da irgendwo eine Stimme neben, nein, hinter – unter ihm. Der Blonde stöhnte genervt, aber auch vor Schmerz auf. „Lasst mich runter, Sasori no Danna, un!“ „Warum sollte ich? Du könntest ohnehin keinen Schritt selbst gehen.“ „Wieso habt Ihr mich dann vergiftet? Verdammt, un, ich hab gleich einen Kampf auszufechten, wollt Ihr unbedingt, dass ich dabei draufgehe, un!?“, fauchte der Iwa-nin und dankte Kami dabei, dass zumindest seine Stimme in seinen Ohren sich wieder normal anhörte. „Keine Sorge“, erwiderte der Marionettenspieler. „Dieses Zeug basiert auf einem Halluzinogen.“ „Halluzi... was!?“ „Halluzinogen. Das bedeutet, was du gerade an Schmerzen und Desorientierung fühlst, bildest du dir nur ein. Dein Körper hat keinen Schaden genommen. Bis wir in Sungakure sind, bist du wieder fit.“ Eingebildet? Sein Hirn fühlte sich an wie ein Nadelkissen. Irgendwie dumpf und weich, aber immer wieder von scharfen Schmerzensstichen durchsetzt. Und das sollte eingebildet sein!? „Warum habt Ihr das gemacht, un?“, wiederholte Deidara seine Frage. Seine Sicht wurde inzwischen besser und er erkannte, dass es Hirokus Schwanz war, der sich mehrfach um seinen Körper geschlungen hatte und ihn so in der Luft hielt. Dadurch sah er nur den Himmel mit der strahlenden Sonne und einen Teil des Wüstenbodens. Sie musste ihrem Ziel tatsächlich schon nah sein. „Du fragst allen Ernstes, warum ich das getan habe? Deidara, du hast versucht meine Kunst zu zerstören! Vielleicht war es auch ein misslungener Mordanschlag... Aber das traue ich dir nicht zu“, entgegnete die Puppe. Deidara stutzte. Bitte, was!? Warum um Himmels Willen sollte er versuchen, Sasori umzubringen? Und Hiroku... Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Sein Angriff auf dieses hässliche Holzvieh, wie sein Meister wütend auf ihn zugestürmt war, wie er es geschafft hatte, den Spieß umzudrehen... und wie sie sich berührt, geküsst hatten. Seine Verwunderung und Freude, als der Rothaarige selbst aktiv geworden war. Die Flut an Erinnerungen, Gedanken und Emotionen, die jetzt auf ihn hereinstürzte, bereitete ihm noch zusätzliche Kopfschmerzen. Dennoch knurrte er: „Für mich sah es aber nicht so aus, als hätte es Euch besonders missfallen, einen kleinen Ausflug an die frische Luft zu machen, un!“ „Ich weiß nicht, wovon du redest.“, blockte die Stimme ab. Der Iwa-nins schnaubte. „Ich rede davon, dass Ihr ganz scharf drauf wart, mich flachzulegen, un!“ „Was denn, und ich hab's nicht geschafft?“, sagte Hiroku und kicherte leise. „Was?“, machte der Blonde nicht sehr intelligent. Langsam wurde er misstrauisch. „Über die Art der Halluzinationen dieses Giftes habe ich leider keinen besonders großen Einfluss“, sagte die Puppe und der Iwa-nin verdreht den Kopf, um aus seiner unbequemen Lage heraus einen Blick auf sie zu erhaschen. „Dieses Gift soll dem Opfer seine albtraumhaftesten Befürchtungen vor Augen führen... Wärst du nicht so früh aufgewacht, hätte ich dich bestimmt auf dem Trockenen sitzen lassen. Du weißt schon... dich ausgelacht, weil du so offensichtlich etwas für mich empfindest.“ Deidara zitterte, doch er wusste nicht ob es Wut, Enttäuschung, Unglauben oder einfach Trotz war, die Worte seines Meisters nicht glauben zu wollen. Er versuchte sich zu erinnern, was tatsächlich geschehen war, aber das Ergebnis war beunruhigend: Er hatte einen totalen Filmriss. Sie hatten beide am Boden gelegen, sich geküsst und... verdammt, er wusste es nicht! Es war auf einmal Schluss gewesen. Wie, als wenn man aus einem Traum erwacht. Scheiße. Der Iwa-nin resignierte innerlich. Selbst wenn Sasori log, so würde das bedeuten, dass er ihn tatsächlich abgelehnt hatte. Dass er wirklich nicht mit ihm zusammen sein wollte. Aber immerhin würde es auch bedeuten, dass Sasori ihn nicht hatte verletzen wollen und ihm so die Geschehnisse als Einbildung verkauft hatte. Das war die Hoffnung, an die sich Deidara klammerte. „Lasst mich runter“, sagte er nach einer Weile des Schweigens und seine Stimme klang gleichgültig dabei. Was auch immer diese Sache zu bedeuten hatte, Sasori wollte nichts mit ihm anfangen – jedenfalls nicht jetzt. Bald würden sie Suna erreichen und wenn sie ihre Mission abgeschlossen hatten, würde er weiter sehen. Vielleicht war es einfach dieser ungewöhnlich gefährliche Auftrag, der seinen Danna zu solch einem Handeln trieb. Vielleicht machte er sich Sorgen? Der Blonde war sich inzwischen fast sicher, dass Sasori auch etwas für ihn empfand und er hatte bestimmt nicht vor, ihn einfach kampflos aufzugeben. Aber das musste warten, warten bis sie die Mission erledigt hatten, denn was nutzten all seine Vorsätze, wenn er den Kampf mit dem Jinchuuriki nicht überlebte? Hirokus metallener Schwanz lockerte seine Umarmung und Deidara glitt zu Boden. Einen Moment blieb er sitzen, denn erneut drehte sich vor seinen Augen alles, aber dann stand er entschlossen auf und setzte den symbolischen Binsenhut auf, den er in seinem Gepäck bei sich trug. „Hast du dich auch gut vorbereitet, Deidara?“, fragte Hirokus raue Stimme, „Wir sind gleich da.“ „Keine Sorge, no Danna, un. Ich habe nicht vor, in nächster Zeit zu sterben.“ * Sasori behielt Recht. Es dauerte kaum eine halbe Stunde da fühlte Deidara sich wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Mehr noch, er war sogar voller Energie und freute sich auf den Kampf. Es würde ihm eine willkommene Ablenkung zu seinen verletzten Gefühlen sein. Langsam veränderte sich die Landschaft. Wo vorher nur kahle Sandwüste war, ragten jetzt wenigstens die ein oder anderen Kakteen auf. In der Nähe musste eine Wasserstelle sein. Natürlich, sonst wäre es selbst Ninja unmöglich gewesen, in dieser Einöde eine Stadt zu bauen. Kurz bevor Suna in Sicht kam, wechselten die beide Nuke-nin noch einige Worte über die Mission, ansonsten bewegten sie sich schweigend voran. Deidara war nicht wirklich aufgeregt, aber doch ein wenig neugierig, ob der Plan funktionieren würde. Immerhin sah dieser vor, dass sie vollkommen ohne jede Tarnung auf die Stadt zugingen. Aber wo hätte man sich hier auch verstecken sollen? Jetzt ragten Sunagakures hohe, stufenförmige Mauern vor ihnen auf. Deidara erkannte Bewegungen auf den Wachposten, sie waren entdeckt worden. Doch da Hiroku seine Geschwindigkeit nicht im Mindesten zügelte, ließ auch er sich nichts anmerken. Dann erreichten sie den Durchgang. Der Iwa-nin konnte einige Gestalten erkennen, die an den Wänden zusammengesunken waren. Würden sie tatsächlich einfach so durchkommen? Wie um seine Gedanken zu widerlegen, trat ihnen auf einmal ein Ninja entgegen. Er sah kräftig aus, doch in seinen Augen war ein glasiger Ausdruck. Blutspritzer verunzierten sein Gesicht. Die beiden Akatsuki blieben stehen. „Du hast gute Arbeit geleistet, Yuura“, sagte Hirokus raue Stimme. Er spielte wohl auf die Leichen an. „Erinnerst du dich daran, wer ich bin?“ „Jawohl, Sasori-sama!“, erwiderte der Suna-nin und ging vor der Puppe auf die Knie. Deidara konnte sich ein leicht höhnisches Grinsen nicht verkneifen. „Ganz recht. Es wäre keine ordentliche Kunst gewesen, wenn er sich nicht erinnert hätte, un.“ „Sie sind loyale Untergebene, sobald ihre Erinnerungen wieder zurückkehren“, sagte Sasori, ohne auf den Seitenhieb seines Partners einzugehen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Deidara, wie Sasori diesen Yuura oder auch viele andere seiner Spione auf seine Seite gezogen hatte, bevor er ihre Erinnerungen daran löschte um sie zur Infiltration zu benutzen – Versprechungen oder Folter? Der Blonde tippte auf Letzteres. Oder Beides. Yuura war wieder aufgestanden und deutete jetzt einladend auf den Gang, was Deidara etwas paradox erschien, war dieser doch voller Leichen. Doch keiner der zwei anderen Männer kümmerte sich darum. Langsam kam die richtige Stadt in Sicht. Sie bestand aus rundlich- bis länglichen Häusern, die aussahen wie Bienenstöcke und allesamt aus Sand erbaut schienen. Yuura blieb hinter ihnen, als sie Sunagakure betraten. Deidara wusste, was er zu tun hatte. Der Mund seiner einen Hand formte einen kleinen Adler. Den Lehm dazu hatte er schon eine Weile darin und so mit Chakra getränkt. „Okay, es ist bereit, un“, murmelte er. Dann wandte er sich an seinen Meister: „Sasori no Danna, ihr könnt hier einfach warten und zusehen“, sagte er, wohl wissend, dass dies der Teil des Plans war, der Sasori am wenigsten gefiel. Deidara formte sein Fingerzeichen und der Adler verschwand kurz in einer großen weißen Rauchwolke. Als sie sich verzog, stand die Skulptur mit ausgebreiteten Flügeln vor ihnen. Mit einem Satz war der Explosionsfanatiker auf ihr. „Ich werde das Dorf von oben angreifen“, sagte er und nahm demonstrativ den kreisrunden Hut ab. Während des Fluges würde er ihn ja nur verlieren. Doch bevor er los flog, konnte er es sich nicht verkneifen, noch einmal zu dem Marionettenspieler hinunter zu sehen und ihn zu fragen: „Wie findet ihr meine Skulptur, un?“ Sasori starrte ihn aus den toten Augen Hirokus heraus warnend an. „Lass mich nicht zu lange warten, Deidara.“ Deidara lächelte hochmütig. Sasori wollte sich wohl nicht auf eines ihrer Kunstgespräche einlassen? Na schön, dann halt nicht. Aber darauf würde er noch zurückkommen, wenn die Mission erledigt war. Es gefiel dem Iwa-nin sichtlich, dass er nun kämpfen durfte und Sasori hier unten warten musste. Er fühlte sich überlegen und war fest entschlossen, auch die Sache zwischen ihnen noch zu erledigen. Er würde den Rothaarigen schon noch kriegen... Damit ließ er den Adler abheben. Der warme Wüstenwind blies ihm ins Gesicht und verdrängte den Puppenspieler aus seinen Gedanken. Jetzt musste er sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrieren, damit er auch tatsächlich zu seinem Danna zurückkehren konnte. * Sasori folgte der weißen Gestalt des Adlers einige Minuten lang mit seinem Blick, bevor er zwischen den Häusern verschwand. Dann wandte er sich Yuura zu und befahl ihm, sich zu dem am Rande der Wüste gelegenen, ausgemachten Treffpunkt aufzumachen. Sobald sie diesen passiert hatten, würde Yuura nach Rettungstrupps der Wüstenstadt Ausschau halten und sie ihnen melden. Als der Truppenführer fort war, widmete er sich seinen eigenen Aufgaben. Sein Weg führte ihn zunächst in den Gang zurück. Es waren nur wenige Leichen dort, was darauf schließen ließ, das Yuura den Rest der Wachposten auf ihren Positionen auf der Mauer gelassen hatte. Aber davon konnten die anderen Suna-nin nichts wissen. Sasori beschwor einige seiner Marionetten herauf. Im Inneren seiner Puppe schloss er eine Reihe von Fingerzeichen. Daraufhin wirbelte der Wüstensand auf und legte sich um die hölzernen Glieder der menschenähnlichen Werkzeuge. Diese Kunst war dem Jutsu der Verwandlung nicht unähnlich, jedoch viel komplizierter. Sasori hatte sie schon oft angewendet. Es waren etwa zwanzig, als Suna-nin getarnte Kampfpuppen, die sich nun überall im Gang positionierten und Leichen spielten. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis die ersten Suchtrupps auftauchten um den Ausgang zu versperren – dann könnte er die Marionetten durch echte Tote ersetzen. Sasori selbst verbarg sich in den Tiefen des Wüstensandes. Doch er irrte sich. Es dauerte durchaus lange. So lange, dass der ehemalige Suna-nin sich bereits fragte, ob seine früheren Kollegen oder aber Deidara zuerst hier auftauchen würden. Sein Partner wusste immerhin sehr genau, wie sehr er es hasste zu warten. Vielleicht machte er das ja auch mit Absicht? Vielleicht wollte er sich für die Vergiftung rächen? Aber nein – Deidara war zwar durchgeknallt, aber nicht blöd. Ihm musste klar sein, dass der Marionettenspieler tatsächlich in Versuchung kommen würde, sich seiner zu entledigen, sollte er sich ihm auf so dreiste Art widersetzen. Und doch verging die Zeit, ohne dass von seinem Partner etwas zu sehen war. Stellenweise kam ihm natürlich auch der Gedanke, dass der Jinchuuriki einfach sehr stark war und der Kampf sich hingezogen hatte – oder aber, dass er ihn gar nicht gefunden hatte. Doch wenn diese Dorftrottel wieder so jemanden wie den dritten Kazekage zu ihrem Oberhaupt gewählt hatten, würde der sich vermutlich allein dem Akatsuki entgegen stellen. Das war nun mal die Moral der Sand-Nutzer, wie es schien. Oder stimmte da etwa einfach was nicht? Sollte Deidara gar unterlegen sein? Diese Befürchtung hatte ihn von Anfang an gequält. Der jetzige Kazekage war schwächer als der Dritte, aber Deidara war ja auch schwächer als er selbst. Würde er gegen diesen Gegner ankommen? Langsam begann sich der Nuke-nin ernsthafte Sorgen zu machen. Dies steigerte seinen Unmut darüber, dass er hier ausharren musste ohne Nachricht zu erhalten, um ein Vielfaches, bis sie schließlich sogar die ursprüngliche Sorge überlief. Er wollte endlich wissen, was da los war! Dann, endlich, tat sich etwas, das ihm Ablenkung verschaffte. Eine Gruppe von Ninja kam im Laufschritt auf den Durchgang zu. An ihrer Haltung und den geflüsterten Worten konnte der Nuke-nin leicht erkennen, dass es keine ausgeschickte Truppe war, sondern eine Patrouilleneinheit, die sehen wollte, warum es keine Nachricht von den Wachposten gab. So eine Stümperei! Hatten die etwa immer noch nicht bemerkt, dass ihr Kazekage in Gefahr war!? Da es noch relativ ruhig war, war Deidara entweder sofort gefangen genommen worden, oder aber er hatte noch nicht angefangen zu kämpfen. Ersteres hielt er für unwahrscheinlich, da sich sein Partner niemals kampflos ergeben würde. Die Suna-nin wussten also noch gar nichts von der Gefahr und kümmerten sich auch nicht um eine Möglichkeit des Angriffs. Aber solches Verhalten sah ihnen ähnlich, vielleicht hätten sie nicht einmal gehandelt, wüssten sie es. Weil der Kazekage ein Jinchuuriki war, ein Ausgeschlossener, oder weil sie ihn für stark genug hielten. Nun, das hatten sie von ihrem Dritten auch gedacht. Die Einheit sprang auf die stufenförmigen Mauern hinauf und verteilte sich darauf und dahinter. Es schien, als wollten sie dort ausharren, ihren Wachdienst verrichten und die Wüste mit ihren Blicken nach Feinden absuchen. Die Wachposten des Abends waren von Yuura getötet worden und sie waren wohl die stärkere Ablösung für die Nacht, machten sich nichts daraus, dass niemand hier war. Das durfte doch nicht wahr sein! Sasori stöhnte innerlich. Die sollten gefälligst mal auf den Gang hinunter sehen und die Leichen bemerken! Zugegeben, inzwischen lag alles im Dunkeln und war von oben schlecht zu erkennen, aber trotzdem... Doch sie rührten sich nicht. Der Suna-nin wurde halb verrückt vor Wut und Ungeduld. Er wollte endlich kämpfen! Erst als die ersten Leichen anfingen zu stinken, merkten die ANBU auf. Zwei von ihnen sprangen in die Spalte hinab und wurden sofort mit dem grausigen Bild konfrontiert. Endlich! Die Ninja riefen Verstärkung und ein Großteil der Truppe versammelte sich unten. Einige blieben vorsichtig außerhalb seiner Reichweite stehen, aber das machte nichts. Sasoris Finger bewegten sich. Eine seiner scheintoten Marionetten stöhnte und bewegte den Arm. Sofort waren einige Ninja bei ihm, in der Hoffnung, noch einen ihrer Kameraden retten zu können. Auch die Ninja, die als Wache zurückgestellt worden waren, ließen sich nun von ihrem Gefühlen verleiten und stürzten in den Gang. Plötzlich ertönte ein gewaltiger Knall. Selbst Sasori zuckte kurz zusammen. Aus seinem Versteck heraus sah er eine riesige Feuerwolke, die im Zentrum der Stadt ihren Ursprung zu haben schien. Es war eine gigantische Explosion, wie sie der Rothaarige nur selten von seinem Partner gesehen hatte. War er etwa so sehr in Bedrängnis geraten, dass er gezwungen war, C3 einzusetzen? Doch Sasori war nicht der Einzige, der sich von diesem Phänomen ablenken ließ. Im Gegensatz zu den Suna-nin erholte er sich jedoch schnell wieder. Er hieß es nicht gerade gut, dass Deidara scheinbar vor hatte, die gesamte Stadt zu zerstören – aber irgendwie hatte er das geahnt. Es war einfach sein Kampfstil und er schlug nur zu gerne über die Strenge. Hätte er etwas anderes erwarten können? Wenn es ihm half, schneller wieder bei ihm zu sein, hatte er nicht wirklich etwas dagegen. Die Ninja starrten mit offenem Mund auf die heran wallende Staubwolke. Von Angst und Ehrfurcht getrieben, wichen sie in den Gang zurück. Das war der Moment, in dem der Skorpion zustach. Auf Sasoris Kommando hin sprangen alle 20 Puppen gleichzeitig auf und nahmen die vollkommen überraschte Einheit in die Zange. Ein wilder Kampf ums Überleben begann und einige seiner Puppen wurden zerlegt, doch ein Wink mit dem Finger und sie setzten sich wieder zusammen. Die Suna-nin wussten nicht, wie ihnen geschah. Erst sah es so aus, als würden ihre eigenen Kameraden sie attackieren, doch wenn sie sie töteten, setzten sie sich wieder zusammen, wie Untote! Als die Ersten begriffen, dass es sich hierbei um eine Truppe aus Marionetten handelte und nach dem Fadenzieher Ausschau hielten, hatten sie bereits alle eine mehr oder minder große Dosis seines Giftes im Blut. Nach und nach brachen die Ninja zusammen. Erst als sich keiner von ihnen mehr rührte, trat Sasori aus seinem Versteck. Sein Blick wandte sich als erstes seiner Heimatstadt zu. Zu seiner Verblüffung jedoch schien diese unversehrt zu sein. Das war eigentlich nicht möglich... Wie war der Kampf ausgegangen? War Deidara in die Enge getrieben worden und hatte seinen letzten Trumpf verspielt, ohne dass es ihm etwas gebracht hatte? Oder hatten die Dorfbewohner eingegriffen? Das hielt er zwar für unwahrscheinlich, schließlich kannte er das Holz, aus denen diese Ninja geschnitzt waren. Vielleicht war es aber auch der Kazekage selbst, der einen Weg gefunden hatte, das Dorf zu schützen? Dann müsste er jetzt aber ziemlich geschwächt sein. Ja, am wahrscheinlichsten war, dass der Kampf hier in seine letzte Runde ging und beide Seiten am Ende waren. Obwohl er einen gewissen Respekt für den jungen Kazekage empfand, hoffte er sehr, dass Deidara bald gewinnen würde. Der Iwa-nin musste gleich hier auftauchen. Er durfte ihn nicht im Stich lassen! Sasori machte sich für die letzte Phase bereit. Einen Großteil der Puppen verstaute der Marionettenspieler wieder, doch einige ließ er übrig. Sie schafften die Leichen in den hinteren Teil des Ganges, der weder vom Eingang aus noch von oben überblickbar war und befestigten explosive Siegel an denjenigen, die nur wenig Gift im Blut hatten und sich noch bemerkbar machen konnten. Sie würden so oder so in drei Tagen sterben, doch auf diese Weise konnten sie ihm noch nützlich sein. Die Explosionssiegel würden eine Reihe anderer Bomben in Kraft setzen, für diejenigen, die die Leichen fanden. Auch in dem Sandstein waren mehrere Zettel verteilt. Genaue Berechnung hatte dem Künstler verraten, wo er sie verstecken musste, damit die erste Explosion sie freilegte. Wenn die Suna-nin sich freigraben wollten, mussten sie sich auf eine Menge Unfälle gefasst machen – oder aber kostbare Zeit verlieren, um die Bomben zu entschärfen. Nachdem Sasori noch eine letzte Falle eingerichtet hatte, die es Verfolgern so gut wie unmöglich machen würde, ihren Spuren zu folgen, ließ er sich erneut vor dem Eingang nieder. Die Nacht über dem Dorf wurde jetzt immer wieder von hellem Licht durchbrochen. Deidaras Kampf schien sich langsam dem Ende zu nähern. Irgendwie war er froh, einen richtigen Beweis dafür zu haben, dass sein Partner noch lebte, anders waren die Explosionen nicht zu erklären. Andererseits ging ihm das ewige Warten auch gehörig auf den Senkel. „Wie lange willst du mich noch warten lassen, Deidara?“, knurrte er erbost. Die Stille um ihn herum und die fernen Geräusche der Stadt zerrten an seinen Nerven. Zweimal kamen Boten der Suna-Truppen zum Eingang, doch Sasori entledigte sich ihrer rasch. Er schaffte sie zu den anderen Leichen, die im zweiten Teil des langen Ganges lagen und auf den ersten Blick nicht zu erkennen waren. Alles in allem wäre ihm wohl langweilig gewesen, hätte er nicht ständig in zornerfüllter Sorge an Deidara gedacht. Irgendwann erloschen die kleinen Lichter der Explosionen. Im Dorf wurden Rufe laut, so viele, das selbst der Puppenmeister sie hören konnte. Dann erblickte er eine weiße Gestalt, die sich aus der Nacht schälte. Erleichterung machte sich in ihm breit, aber auch ein gewisser Zorn, dass Deidara da so gleichmütig auf seinem Vogel stand, während er sich Sorgen um ihn gemacht hatte. „Unsere Mission ist beendet, un“, sagte der blonde Shinobi und sah auf ihn herab, als die große Eule landete. War er nicht mit einem Adler aufgebrochen? „Du bist spät“, knurrte er nur, um sich nichts anmerken zu lassen. Die lange Wartezeit hatte ihn verstimmt. Doch dann fiel sein Blick auf Deidaras linken Arm. Oder das, was davon übrig war. Verdammt!, rief er in Gedanken aus und Wut kochte in ihm hoch. Was hatte dieser Bastard gemacht!? Er hatte ihn gewarnt, vorsichtig zu sein, sich richtig vorzubereiten. Und doch kam er mit einer solch schweren Verletzung aus dem Kampf! Seine Sorgen waren berechtigt gewesen, er hätte es wissen müssen! Wie konnte der Blonde nur so leichtsinnig sein!? Wenn der Kampf zu schwer für ihn war, hätte er ihm ein Signal schicken können... Zum Anfang ihrer Partnerschaft hatte er das manchmal gemacht, hatte rote und grüne Funken aus seinen Explosionen hervorgehen lassen und Sasori war ihm – wenn auch stets sehr verstimmt – zur Hilfe geeilt. Wann nur war der Iwa-nin so hochmütig geworden? Warum hatte er ihm nichts gesagt? „Ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht warten lassen!“, rief er mit rauer Stimme und Hirokus Schwanz schoss auf den Kopf seines Partners zu. Deidara gab einen überraschten Laut von sich und duckte sich unter dem Angriff hinweg. „Beruhigt Euch! Dieser Kerl war ziemlich stark, un.“ „Deshalb habe ich dir doch gesagt, du sollst dich anständig vorbereiten!“, gab er ihm böse zurück. Ein reservierter Ausdruck trat auf Deidaras Gesicht. „Und Eure Vorbereitungen waren...“ „...perfekt!“, beendete Sasori den Satz zornig. „Ich hatte genug Zeit, daran zu arbeiten. Im Gegensatz zu dir bin ich perfekt vorbereitet.“ Der Iwa-nin warf einen Blick auf die umliegenden Leichen. „Hm“, machte er, „dann lasst uns von hier verschwinden, un...“ Er schien seinen Fehler eingesehen zu haben und Sasori hoffte sehr, dass er beim nächsten Mal vorsichtiger sein würde. Die eigentliche Botschaft schien jedoch nicht zu ihm vorgedrungen zu sein, aber das war auch gut so. Deidara sollte nicht wissen, dass er sich Sorgen gemacht hatte. Der Nuke-nin sprang von dem Tonvogel, in dessen Schwanz der Kazekage eingerollt war. Sie würden zu Fuß gehen, weil Hiroku nicht zum Fliegen taugte, Sasori nicht schon wieder auf die Puppe verzichten wollte und ihre Fußspuren Teil einer seiner Fallen waren. Insgeheim war Sasori mehr als froh, nicht erneut auf dieses Höllenvieh rauf zu müssen. Kurz warf der Suna-nin noch einen Blick zurück auf die Stadt. Ich werde nie wieder hierher zurückkehren..., dachte er sich. Fast erwartete er das Gefühl der Sehnsucht, das ihn das letzte Mal erfasst hatte, aber er spürte nichts. Seine Gedanken kreisten nur um Deidara. Kapitel 3: Das Versteck ----------------------- Sie wanderten die ganze Nacht durch. Das war nur logisch, bestand doch die Gefahr, dass sie verfolgt wurden. Außerdem hatte der Iwa-nin nichts dagegen, die Wüste so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Deidaras Arm tat höllisch weh. Die Verletzung war nicht im Mindesten behandelt worden. Die hohen Temperaturen trockneten das Blut und verhinderten eine Entzündung, aber angenehm war es bestimmt nicht. Irgendwann war der Shinobi über die Schmerzensgrenze geschritten und fühlte nur noch ein dumpfes Pochen in seiner Schulter. Er bemühte sich sehr, sich nichts von dem, was in seinem Inneren vorging, anmerken zu lassen. Aber Sasoris Worte, als er mit dem Kazekage zurückkehrte, hatten ihn verletzt. Er hasste es, von Freunden oder Feinden unterschätzt zu werden, aber dass der Puppenspieler ihn nach getaner Arbeit so runtergemacht hatte, passte ihm überhaupt nicht. Zudem hatte der Akasuna, seit sie das Dorf verlassen hatten, nicht ein Wort mehr mit ihm gewechselt. Die Hitze machte Deidara zu schaffen. Schon auf dem Hinweg hatte er das Klima nicht ausstehen können, aber mit seiner Verletzung schien ihm das noch schlimmer. Seine Konzentration schwand immer mehr. Dann blieb seine Meister auf einmal stehen. „Was ist los, Sasori no Danna?“ Der Angesprochene wandte den Blick nach hinten. „Ich hätte nicht gedacht, dass uns jemand folgen würde.“ Nun sah auch Deidara sich um. „Wartet!“, rief eine Stimme hinter ihnen. Es war ein Junge, nur wenig jünger als der Blonde und in einen schwarzen Ninjaanzug gekleidet. Deidara fragte sich unwillkürlich, wie zum Teufel er es in dieser dunklen Kluft ständig in der Wüste aushielt. Er selbst hätte seinen Mantel liebend gerne ausgezogen. Der Schwarzgekleidete hatte eine Art Kriegsbemalung im Gesicht und trug drei große Schriftrollen auf dem Rücken. Dafür fehlen jedoch einfache Werkzeugtaschen mit Shuriken oder Kunai. Das deutete darauf hin, dass er ein spezialisierter Ninja war. „Hab ich euch gefunden. Ich werde Gaara wieder mit zurück nehmen!“, sagte der Junge grimmig. Deidara konnte sich ein hochmütiges Lächeln nicht verkneifen. Dieser Kleine konnte nichts gegen sie ausrichten, auch wenn er selbst sich gerade nicht in bester Verfassung befand. Es gab nur wenige Ninja, die in seinem Alter schon an Deidaras Level heran reichten und er wäre von Pain informiert worden, würde es in Suna so jemanden geben – vom Kazekage abgesehen. Sie hatten nicht das Geringste zu befürchten. „Deidara, geh schon mal vor“, sagte Hiroku, ohne sich ihm zuzuwenden. Ein plötzlicher Luftzug und die riesige Puppe wurde von einer unsichtbaren Macht in die Höhe katapultiert, bevor sie vor dem überraschten Möchtegern-Ninja landete. Dieser griff nach seinen Schriftrollen. „Ich werde euch nun mein Puppenspiel zeigen!“, kündigte er an und rollte die drei Schriften auf. Er rief drei Namen, schloss ein Fingerzeichen und wurde daraufhin in den weißen Rauch einer Beschwörung gehüllt. Einen Moment später wurden drei große, tierähnliche Puppen zutage gefördert und der Junge hielt seine Hände erhoben. Unsichtbare Chakrafäden verbanden die Finger mit den Gliedern der Marionetten. „Ich sage es noch ein letztes Mal: Ihr werdet mir Gaara aushändigen!“, forderte er. Deidara hatte diesem Auftritt unberührt zugesehen. Ein Nachwuchsschüler Sasoris also? Und wie es schien, waren das seine einzigen Puppen. Wie langweilig. Höhnisch lächelnd sprang Deidara auf seine Eule. „Also dann, ich geh schon mal vor, un!“, rief er seinem Meister noch zu. Er gönnte ihm den Spaß von Herzen, war er doch sicher noch verstimmt, weil er so lange warten musste. Vielleicht würde er bessere Laune haben, wenn sie sich wieder trafen. Dann konnte er endlich mit Operation Sasoris-Verführung beginnen. „Ich lass dich nicht gehen!“, rief der braunhaarige Suna-nin aus und eine seiner Puppen raste auf einmal auf ihn zu. Deidara wandte sich überrascht um. Reflexartig wollte er nach einem Kunai greifen, doch sein verletzter Arm bewegte sich nicht. Ein scharfes Zischen ertönte. Hirokus Schwanz schnellte hervor und wand sich in Sekundenbruchteilen um die schwächere Puppe. Dem Schwarzgekleidete klappte vor Überraschung den Mund auf. „Ich mag es nicht, auf Leute zu warten, und ich mag es auch nicht, sie warten zu lassen“, brummte Sasori unheilvoll. Deidara verstand dies auch als eine Warnung an sich selbst. „Das wird hier enden.“ Der Gegner des Akasuna erholte sich rasch wieder von dem Schrecken. „Es überrascht mich, dass du mit Karasus Geschwindigkeit mithalten kannst“, sagte er. „Du meinst diese kleine Fliege? Sieht aus, als ob sie stehen geblieben ist“, meinte Sasori daraufhin spöttisch. Sowas, auch dieser Möchtegern gab seinen Puppen Namen. Pah! Als wenn das echte Kunstwerke wären... Schon seltsam, dass sich ein einzelner Puppenspieler aufmachte, den Kazekagen zu retten. Warum er das wohl tat? Auf einmal fiel ihm etwas ein, was Pain in der Schriftrolle mit den Informationen über Gaara geschrieben hatte. „Jetzt erinnere ich mich wieder, un. Dieser Jinchuuriki hatte Geschwister. Ich hörte, dass einer von ihnen die Puppentechnik benutzt. Dann muss es dieser Typ sein, un.“ Er lächelte spöttisch und beschloss, den Kleinen noch ein wenig zu reizen. „Ich glaube er hieß Kantarou... oder war es Kanpachi?“ „Mein Name ist Kankurou!“, sagte der Suna-nin wütend. Mit einem Wink seiner Finger befreite er seine Puppe aus Hirokus Griff. Erneut flog sie auf Deidara zu und wieder wehrte Sasori den Schlag ab. „Sagte ich nicht, ich bin dein Gegner?“, fragte der Akasuna erbost. An Deidara gewandt fügte er hinzu: „Laber mich nicht voll, hau endlich ab! Du stehst nur im Weg.“ „Ist ja schon gut. Ich bin dann weg... un“, erwiderte der Blonde genervt. Die Eule setzte sich in Bewegung. „Warte!“, rief Kankurou, doch Sasori fuhr die volle stolze Länge von Hirokus Metallschwanz aus und hinderte ihn daran, Deidara noch einmal anzugreifen. Unter dem blonden Shinobi wurden die vier Puppen und der Mensch immer kleiner. „Du bist echt ein Pechvogel, un“, murmelte er leicht amüsiert. „Sasori no Danna ist der schlimmste Gegner für dich... un.“ Die Eule beschleunigte ihren Flug. * Deidara flog den halben Tag lang allein und fragte sich zwischenzeitlich immer wieder, wie Hiroku ihn einholen wollte. Besonders schnell war er ja nicht. Dieses Problem wurde jedoch rasch gelöst, als ein Sandsturm die Weiterreise des Blonden als schwierig gestaltete. In der Ferne erblickte er eine kleine Felsformation, in der er Schutz suchte. Hier beschloss er, auf seinen Meister zu warten. Obwohl Sasori immer wieder betonte, er hasse es, andere Leute warten zu lassen, dauerte es zermürbend lange, bis der Andere auftauchte. „Ihr seid zu spät, Sasori no Danna, un!“, begrüßte er die Gestalt, die sich aus dem Sand schälte unhöflich. „Ich dachte Ihr hasst es, andere Menschen warten zu lassen!“ „Das ist auch so, aber ich hatte genug Spaß, um das wett zu machen“, erwiderte der Suna-nin. „Was sagst du?!“, sagte er bedrohlich leise und vergaß diesmal sogar, sein Gegenüber zu siezen. Sasori bemerkte das wohl. „Du hast keinen Grund, wütend zu sein. Du hast es schließlich doch geschafft, dein Ziel sicher zu stellen, den Ichibi. Wenn wir mit ihm fertig sind, kümmern wir uns um meinen.“ Deidara war aufgestanden, sein zerfetzter linker Ärmel flatterte im Wüstenwind. Der Akasuna wollte doch nicht etwa schon wieder auf die nächste gefährliche Mission!? Dann hätte er schon wieder einen Grund, sich in Hiroku zurückzuziehen und er käme nie an ihn heran. „Aber, Sasori no Danna, die Person, hinter der ihr her seid...“ „Ja, ich weiß immer noch nicht, wo er sich aufhält“, unterbrach die Puppe ihn. „Es wäre viel einfacher, wenn er zu uns kommen würde.“ Erleichtert wandte Deidara sich um und blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Sein Zorn war verraucht und geblieben war nur die Sehnsucht, endlich wieder seinen Danna von Angesicht zu Angesicht zu sehen. „Ja, allerdings..“, murmelte er. Aber das würde nicht passieren. Sie würden weiter nach ihm suchen müssen, Informationen sammeln. Es war noch ein langer Weg und irgendwo auf diesem Weg würde Deidara sein Ziel erreichen. „Was für ein Jinchuuriki war er nochmal?“ „Ist doch egal. Niemand wird sich beschweren, solange ich nur einen kriege.“ Hirokus Kiefer mahlten und Deidara bemerkte erstmals, dass das Tuch, das sein mechanisches Gesicht verhüllte, an der Unterseite zerfetzt war. Sowas, war sein Meister etwa in Bedrängnis gekommen? Irgendwie belustigte ihn das. „Seid Ihr ohne Schwierigkeiten hier her gekommen?“, fragte er leicht spöttisch nach. „Nein“, knurrte Hiroku. „Ich musste einen Umweg machen, um Yuura und meinen anderen Spion aus Suna die Instruktionen für das Jutsu zu geben, das sie kurzzeitig zu Mitgliedern der Organisation macht. Wenn wir für die Versiegelung noch Zeit brauchen, werden sie so mit den Kräften zweier Mitglieder ausgestattet.“ Deidara verzog missbilligend das Gesicht, weil sein Danna ihm kein Wort davon gesagt hatte, dass solch ein Jutsu vorgesehen war. Doch dieser war noch nicht fertig: „Außerdem wurde ein Verfolgungstrupp losgeschickt, der mich nochmals aufgehalten hat. Nur wegen diesem einzelnen Wicht hätte ich dich nicht warten lassen.“ „Ist das so?“, sagte Deidara leicht lächelnd. Er machte einen Satz und stand plötzlich direkt neben Hiroku. Seine unversehrte Hand ruhte auf dem Rückenpanzer und er beugte sich zu seinem Kopf herab. „Da bin ich aber froh, no Danna, un. Ich dachte schon, ich würde Euch gar nichts bedeuten.“ „Tust du auch nicht!“, entgegnete Sasori unwirsch. „Bei dir scheint das Halluzinogen doch länger zu wirken als ich dachte. Das würde auch erklären, warum du dich von diesem Frischling so hast fertig machen lassen!“ Deidara ging nicht darauf ein, sondern entgegnete frech: „Tja, ich steh halt auf kleine rothaarige Suna-nin, un. Sie können so verdammt süß sein... Meine Aufmerksamkeit galt weniger diesem verfluchten Sand, als mehr dem jungen Kazekage selbst.“ Grinsend richtete er sich wieder auf. „Er ist nicht zufällig irgendein Nachfahre von Euch, un? Vielleicht müsste ich Euren Segen einholen...“ Das war zu viel. Zum zweiten Mal an diesem Tag zischte Hirokus Schwanz auf ihn zu, Deidara ließ sich nach hinten fallen, stützte sich mit einer Hand ab, überschlug sich einmal und landete dann sicher neben seiner Eule. „Was denn, eifersüchtig?“, gurrte er hinterhältig. „Hör auf, dich lächerlich zu machen!“, knurrte Sasori böse und fuhr den metallenen Schwanz wieder ein. „Ich habe ohnehin schon jeglichen Respekt vor dir verloren. Dein Arm ist vollkommen zerquetscht und sobald wir die Wüste verlassen haben, wird sich der Wundbrand darin ausbreiten. Wie willst du dein Ninjadasein fortführen, wenn man dir erst mal den Arm abgenommen hat? Wie konntest du so etwas zulassen!?“ Deidaras Miene versteinerte. „Wenn es so kommt, hab ich immer noch den anderen Arm. Und jeder, der glaubt, ich wäre in irgendeiner Weise behindert, dem werde ich das Gegenteil beweisen, un!“ Zugegeben, er hatte gehofft, Sasori würde irgendetwas tun können, um ihn zu heilen. Sein Arm war ein großes Opfer, aber er würde auch ohne ihn klar kommen. Alles war möglich, solange nur Sasori ihn nicht verschmähte. Was er offensichtlich tat. Sasori schnaubte nur. „Wir werden ja sehen, ob du das schaffst. Lass uns jetzt weiter gehen.“ „Ist es denn ratsam, währen des Sandsturmes zu reisen, un?“, fragte der Blonde. „Nein, die meisten verlaufen sich dann immer. Ich nicht. Er ist uns also sogar von Vorteil, weil wir durch ihn an Vorsprung gewinnen“, lautete die Antwort. Deidara stimmte ihm mit einem knappen Nicken zu und die beiden Nuke-nin setzten sich wieder in Bewegung. * Insgesamt dauerte es drei Tage, bis die beiden Akatsuki den Rand der Wüste erreicht hatten. Sie liefen in normalem Schritttempo und wenn man unter Ninja von drei Tagen Reise sprach, meinte man für gewöhnlich eine höhere Geschwindigkeit. Doch der Rothaarige kannte die Wüste mit all ihren Macken und Besonderheiten so gut, dass die beiden Nuke-nin versteckte Abkürzungen durch scheinbar wegloses Gebiet benutzen konnten, die nur wenige Suna-nin kannten. Deidara atmete auf, als sie die gnadenlose Landschaft hinter sich ließen. Das Klima sowie der viele Sand hatten dem Verletzen zu schaffen gemacht. Er wollte die Mission nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen und war deswegen recht überrascht, als sein Meister am Abend eine Rast befahl. „Was soll das, Sasori no Danna, un?", fragte er. „Sollten wir uns nicht schnell auf den Weg zum Treffpunkt machen?" „Schon", brummte Hiroku, „da Suna mit Konoha verbündet ist, könnte es sein, dass sie von dort Hilfe anfordern, weil ihr Dorf inzwischen näher liegt. Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, weil Sunagakure schon immer sehr stolz auf seine Unabhängigkeit war, aber man kann nie vorsichtig genug sein." „Warum wollt Ihr dann halt machen, un?" „Wenn es zum Kampf kommt, brauchen wir unsere gesamten Kräfte. Wir werden den Überraschungseffekt nicht auf unserer Seite haben. Es bringt nichts, wenn wir jetzt hetzen und dann erschöpft am Treffpunkt ankommen“, erklärte der Akasuna. Deidara grinste in gespieltem Hohn. „Das könnt Ihr vielleicht Ge-nin erzählen, aber nicht mir, un. Aber wenn Ihr unbedingt schon eine Pause braucht..." „Dummkopf!", knurrte die Puppe. „Wie willst du mit diesem Arm noch weiter kämpfen? Die Wunde wird sich entzünden und dann kannst du dich vor Schmerz kaum noch auf den Beinen halten." Der Blonde wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch da tat Sasori etwas, was ihm das Wort im Halse stecken bleiben ließ. Mit einem mechanischen Rattern glitt Hirokus riesiger Rückenschild zur Seite und eine rothaarige Gestalt tauchte aus dem Dunkeln der Puppe auf. Deidara konnte es nicht fassen: Seid ihrer letzten Mission hatte sich sein Meister immer bemüht, sich in diesem Monstrum zu verstecken und war nur herausgekommen, wenn er dazu gezwungen wurde. Und jetzt kam er auf einmal freiwillig hervor? Er hätte gedacht, dass der Suna-nin die Befürchtung hegte, eine Szene wie am Anfang ihrer Mission könnte sich wiederholen. Oder wollte er ihm hiermit das Gegenteil beweisen? Beweisen, dass er sich nicht fürchtete? Natürlich tat er das nicht, und doch... Und doch, erkannte Deidara jetzt, hatte er das die ganze Zeit über angenommen. Dass Sasori einfach Angst hatte. „Mach den Mund zu, deine Milchzähne werden sauer“, knurrte der Rothaarige verstimmt, als er aus der Puppe heraus trat. Deidara klappte rasch den Mund zu und tat, als hätte er den Anderen nicht gerade mit unverhohlener Entgeisterung angestarrt. Sasori schob seinen rechten Ärmel hoch. Er hatte kein Transformationsjutsu auf sich selbst angewandt und so war kein Reißen der Haut zu hören, wie beim letzten Mal, als sich die hölzerne Klappe in seinem Unterarm öffnete. Sasori holte die kleine Schriftrolle heraus, die Klappe schloss sich und er beschwor den Kasten mit frischen Giften und Heilmitteln hervor. In Ermangelung anderer Anweisungen blieb Deidara wo er war und beobachtete ihn, bis Sasori ihn zu sich heranwinkte. Seine Miene war die ganze Zeit über unergründlich geblieben. „Setz dich“, befahl der Suna-nin und sein Partner gehorchte. Er spürte, wie der Rothaarige sich hinter ihm nieder ließ und sein Herz begann zu rasen. Er wusste natürlich, dass diesem Verhalten keine tiefere Bedeutung beizumessen war, außer dass Sasori ihn noch für bevorstehende Kämpfe zu brauchen schien. Dennoch genoss er die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde. Sasori reichte ihm von hinten ein staubiges Ledergefäß. „Was ist das, un?“, wollte er wissen. „Wasser“, erwiderte der Rothaarige. „Damit du mir nicht austrocknest.“ Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch nahm der Iwa-nin die Flüssigkeit entgegen. Erst als sie seine Kehle hinunter rann, erkannte er, wie durstig er die ganze Zeit über gewesen war. Himmel, das tat gut! Während er noch das kühle Nass genoss, spürte er auf einmal tastende Hände, die über seine Schultern zu seinem Schlüsselbein hinab wanderten. Er zuckte so sehr zusammen, dass er fast etwas von dem Wasser verschüttet hätte. Sasori öffnete vorsichtig den schwarzen Mantel. Sofort stahlen sich schmutzige Gedanken in Deidaras Hirn, aber ihm wurde schnell bewusst, dass sein Meister sich wohl seine Verletzung ansehen wollte. Unter dem Mantel trug Deidara ein Shirt und ein Netzhemd, aber unwillkürlich wünschte er sich, es wäre weniger gewesen. Sasori schob den schweren Stoff beiseite und der Shinobi schloss die Augen, um seine Berührungen auskosten zu können. Dann durchzuckte ihn ein schmerzvolles Reißen und er ließ die Wasserflasche fallen. „Arrgh!", stieß er gequält hervor und sein Inneres krampfte sich zusammen. "“Sasori no Danna, was soll das, un?!", fauchte er und drehte sich ruckartig um. „Du hast eine Menge Blut verloren, das in der Hitze verkrustet und an dem Stoff des Mantels geklebt hat“, sagte er nur. „Ach, konntet Ihr den Stoff nicht langsam abziehen?", wollte er angefressen wissen. „Dann hätte es sehr lange gedauert und wäre genauso schmerzvoll gewesen. Stell dich nicht so an, so viel Zeit haben wir nun auch wieder nicht“, erwiderte er kühl. Deidara aber war der festen Überzeugung, dass der Akasuna mit Absicht erst so sanft gewesen war, um den Stoff des Mantel dann noch brutaler wegzureißen. „Jetzt dreh dich wieder um“, befahl sein Meister. „Ich werde sehen, was ich von diesem Haufen Fleisch und Knochen noch retten kann." „Ihr habt selbst gesagt, dass der Arm abgenommen werde muss, un. Warum gebt Ihr mir nicht einfach ein Schmerzmittel, damit ich weiterkämpfen kann?", verlangte der Jüngere zu wissen. Er wollte nicht, dass sein Danna ihm falsche Hoffnungen machte. „Das habe ich gesagt, damit du begreifst, wie leichtsinnig du warst. Da du deine Dummheit aber selbst in dem Bewusstsein, in Zukunft als Einarmiger rumlaufen zu müssen, nicht eingesehen hast, bringt das jetzt auch nichts mehr." Dieser verfluchte...! Deidara durchlief ein Zittern. Er hatte sich bemüht, nicht zu sehr an die grausige Vorstellung zu denken, für immer so behindert zu sein. Klar, auch mit einem Arm konnte er noch all seine Jutsus durchführen, aber er wäre ohne Zweifel eingeschränkt. Es wäre kein echtes Leben mehr. Keines, das einem Künstler würdig wäre. Obwohl Deidara ziemlich wütend auf seinen Partner war, weil dieser den Teufel an die Wand gemalt hatte, empfand er in diesem Moment auch Hoffnung, Dankbarkeit und ein gewisses Maß an Glück. Oh nein, Sasori würde ihn bestimmt nicht mehr so schnell loswerden! Sasori holte eine winzige Spritze aus dem Kasten, musterte die Flüssigkeit darin kurz und setzte die Spitze dann an Deidaras Arm. Auf einmal kamen dem Iwa-nin Zweifel. Was, wenn der Akasuna ihn doch töten wollte? Was, wenn in dieser Spritze da Gift war? Ein schnell wirkendes, das ihn sofort und ohne Schmerzen ins Jenseits schicken würde? Was, wenn Sasoris sanfte Berührungen ein Abschied gewesen waren? Er zuckte zurück. „Was ist los?", fragte der Rothaarige sofort. „Hast du Angst vor Spritzen? Ein zerquetschter Arm lässt dich keine Miene verziehen, aber vor einer Nadel fürchtest du dich?" Reiner Spott klang in diesen Worten mit. „Ich... Unsinn, un!", protestierte Deidara, „Aber... Da-Das ist doch keine Gift, oder?" Sasori hob eine Augenbraue. „Wenn ja, wäre es nur eines, dass dich bewusstlos werden ließ, damit du mir nicht in meine Arbeit reinredest. Würde ich dich töten wollen, hätte ich das anders getan... und schon viel eher, das kannst du mir glauben." Er seufzte leicht, als sein Partner immer noch nicht überzeugt aussah. „Deidara, das ist nur ein Narkosemittel. Es lässt dich von der Schulter abwärts nichts mehr spüren, okay?" Deidara nickte vorsichtig. Er schien seinen Meister mit seinem Vorwurf beleidigt zu haben, denn dieser jagte die Nadel nicht gerade sanft in sein Fleisch. Er konnte sich nur mit Mühe beherrschen und zuckte diesmal nicht zusammen. Fast sofort spürte er ein Kribbeln in den Fingerspitzen, dass seinen schmerzenden Arm hinauf kroch. Er versuchte die Hand zu bewegen, aber nichts passierte. Das mochte nichts heißen, weil er das auch vorher nicht gekonnt hatte. Aber diesmal spürte er den Schmerz nicht, der mit der Anspannung der zerrissenen Muskeln einher ging. Als Sasori dann eine mittelgroße Flasche mit hellgrüner Flüssigkeit (die verdammt nach Gift aussah!) hervor holte, ein sauberes Tuch mit seinem Inhalt tränkte und den zerquetschen Arm behandelte, wünschte sich Deidara fast, er hätte ihm keine Halbnarkose verpasst, damit er seine Berührungen spüren konnte. Nach ein paar Minuten war die Behandlung vorbei und der Rothaarige verschloss das Fläschchen sorgfältig wieder. „Das war alles?", fragte Deidara, als der Marionettenspieler sich erhob. „Ja“, meinte dieser nur, „es ist genug. Es war das stärkste Mittel, das ich zur Zellteilanregung habe. Damit kann man jede offene Wunde heilen. Die Wirkung setzt bereits ein, aber es wird noch einige Wochen dauern, bis du deinen Arm wieder einsetzen kannst. Nun gut, wenn ich deinen Willen und deine Stärke hinzuzähle... vielleicht ein paar Tage. Aber du solltest nichts überstürzen.“ Deidara fühlte sich, wenn auch nur ein ganz klein wenig, geschmeichelt. Doch dann reichte ihm der Giftmischer das Gefäß mit der Tinktur und der Iwa-nin runzelte die Stirn. „Nimm es“, sagte der Rotharige nur. „Warum?" „Du wirst es brauchen. Vielleicht werden wir getrennt und ich kann dich nicht nachbehandeln. Sollte die Verletzung in einer Woche immer noch so schlimm sein, musst du deinen Arm noch einmal damit einreiben." „Was sollte uns eine Woche lang voneinander trennen, un?", fragte Deidara und machte keine Anstalten, die Flasche entgegen zu nehmen. Er sehnte sich schon jetzt nach den erneuten Berührungen seines Meisters. Sein Gegenüber lächelte leicht, als hätte er seine Gedanken erraten. „Sehnst du dich so sehr nach meinen Berührungen?" Nun, vielleicht hatte er das tatsächlich. „Nimm es einfach, Deidara." Vorsichtig griff der Blonde nach dem Heilmittel. „Ihr könntet es genauso sehr brauchen, un." "Nein. Ich bin nicht verwundet und wo bei dir verletzliches Fleisch ist, ist bei mir widerstandsfähiges Holz“, erwiderte der Akasuna ruhig. „Warum habt Ihr dann so viele Heilmittel bei Euch, un?", fragte der Nuke-nin leise. „Nur für den Fall“, flüsterte er. Es war dieser Moment, in dem Deidara klar wurde, dass die Mission noch lange nicht vorbei war. * Deidaras Arm verheilte tatsächlich gut. Er konnte ihn nicht spüren, aber ab und zu, wenn Sasori gerade nicht hinsah, untersuchte er die Überreste dieses Körperteils, welches unter dem zerfetzen Ärmel vollständig verborgen war. Eine äußere Veränderung war kaum zu sehen, aber der Iwa-nin wusste von dem täglichen Umgang mit dem Giftmischer, dass eine Wunde erst einmal von innen heilen musste. Aber er war ja ohnehin schon zufrieden, dass sich keine Verschlechterung zeigte. Seit Sasori seinen Partner behandelt hatte, hatte er ihm keine weitere Pause gegönnt. Ohne Unterlass waren sie weitergegangen und nun, endlich, nährten sie sich dem Geheimversteck, in dem sie den Jinchuuriki abliefern sollten. Für normale Menschen war der Zugang zum Eingang gänzlich unmöglich. Die Höhle grenzte direkt an einen Fluss, der von beiden Seiten von hohen Klippen umgeben war. Einzelne Bäume schmiegten sich an den braunen Stein. Die Ort war abgelegen und versteckt in einer Gegend, in die sonst niemand kam. Sollten dennoch erfahrene Ninja darauf stoßen, fänden sie nichts ungewöhnliches: Es war lediglich eine große, leere Höhle. „Wir sind da, un“, sagte Deidara, als sein Blick auf das Gestell roter Holzbalken fiel, das den Eingang markierte. Ein großer, runder Stein verwehrte Unerwünschten den Zutritt. „Lass uns gehen“, brummte Hirokus tiefe Stimme. Der große Tonvogel schwebte über ihren Köpfen, als die beiden Akatsuki auf die stille Wasseroberfläche des trägen Flusses sprangen. So kurz vor dem Ziel ohne Eile traten sie heran und das Wasser schlug sanfte Wellen unter ihren Schritten. Deidara war ein wenig aufgeregt, da es erst seine zweite Versiegelung war, an der er teilnehmen würde. Gleichzeitig spürte er eine tiefe Befriedigung, weil es ihm gelungen war, diesen starken Jinchuuriki zu besiegen. Nur ein einzelnes Fingerzeichen und eine kurze Konzentration seines Chakras waren notwendig und schon leuchtete das Siegel am Tor rot auf. Das Wasser geriet in Aufruhr, als der runde Stein den Weg freigab. Im Innern der Höhle wurden sie bereits erwartet. „Ihr seid spät“, sagte die schillernde Lichtgestalt, deren Umrisse ihrem Anführer Pain gehörten. Wie immer verströmte selbst dieses bloße Abbild des Ninja eine Aura der Autorität. „Bereitet euch nun vor!“ „Der Jinchuuriki war stärker als wir dachten, un!“, verteidigte sich Deidara, während sich der Eingang hinter ihnen wieder verschloss. Er wusste, dass die Anklage wohl weniger ihm, als eher seinem Partner gegolten hatte – schließlich war er es stets, der peinlich genau auf ihre Pünktlichkeit achtete. Doch sie hätten wohl noch früh genug hier sein können, hätten sie keine Pause gemacht... Das wollte der Iwa-nin dem Akasuna aber natürlich nicht anhängen und so nahm er gleich alle Schuld auf sich: Die Rast war ja auch nur seinetwegen nötig gewesen. Die Eule legte den jungen Kazekage auf dem Höhlenboden ab und verschwand dann in einer Rauchwolke. Pain schloss eine schnelle Folge von Fingerzeichen und presste seine Handfläche fest auf den Erdboden. Der gewohnte Knall und der Rauch einer Beschwörung war zu sehen. Als der Staub sich legte, sahen die beiden Akatsuki eine riesige, monsterhafte Statue. Sie hatte nur entfernt Ähnlichkeit mit einem menschlichen Oberkörper. Die neun Augenhöhlen und das enorme Gebiss störten diesen Vergleich, doch für die beiden Nuke-nin zählten nur die zehn erhobenen Steinfinger. Auf ihnen mussten sie Position beziehen, was sie auch sogleich taten. „Versammeln“, ertönte von unten Pains Stimme, woraufhin die Luft über den unbesetzten Fingern zu flimmern begann, bevor dort die Abbilder der anderen Mitglieder erschienen. „Fangen wir an...“ Kurz verschwand Pains Abbild, erschien jedoch sofort auf einem der Finger wieder. „Es durchzuführen wird uns drei Tage und drei Nächte kosten“, sagte der Anführer. Er hatte sein Chakra konzentriert, woraufhin sich mit einem Knirschen die Kiefer der Statue auseinander schoben. „Geht vorsichtig mit seinem Körper um.“ Dann gab er weitere Anweisungen: „Ich will, dass Zetsu draußen Wache hält. Benutze deine größte Reichweite.“ „Verstanden“, erwiderte der Angesprochene. Deidaras Blick verweilte kurz auf der Gestalt. Er konnte Zetsu nicht besonders gut leiden, aber wenn man es genau nahm, kannte er ihn nicht wirklich. Das einzige Mal, als er ein paar Worte mit ihm gewechselt hatte, war zu seinem Beitritt gewesen – und damals war ihm dieser Geselle einfach nur unheimlich gewesen. „Drei Tage?“, ertönte da auf einmal eine Stimme. Der Iwa-nin brauchte einige Sekunden, um sie Kisame zuordnen zu können. Durch diese Projektion kamen die Stimmen seiner 'Kameraden' einfach falsch rüber! „Sollten wir uns nicht mehr Zeit nehmen, da Orochimaru nicht mehr bei uns ist?“ „Wenn du das findest, solltest du dich schon einmal an die Arbeit machen“, entgegnete Pain kühl. Nacheinander schlossen alle Mitglieder der Organisation das einfache Fingerzeichen, das ihnen bessere Kontrolle über ihr Chakra gab. Auch Deidara konzentrierte sich auf die Energie in sich. Lediglich Hiroku war nichts anzumerken, aber die Puppe war gänzlich erstarrt, was darauf schließen ließ, dass Sasori die Fäden lose ließ, um sich seinerseits auf das Jutsu zu konzentrieren. Die Fingernägel der Statue leuchteten auf. Ein zweites Licht trat aus dem Mund des Steinriesen. Es war groß, blau, strahlend und fünf lange, drachenähnliche Gebilde schoben sich daraus hervor. Deidara hatte Orochimaru nie kennen gelernt, aber das, was er über den schlangenliebenden Fanatiker gehört hatte, ließ ihn vermuten, dass diese beispielhafte Demonstration der Macht ihm gefallen hätte. Die Drachenköpfe nährten sich dem Jinchuuriki. Ihre aus bloßer Energie bestehenden Körper trafen auf den Boden und eine gewaltige Energientladung wirbelte Staub auf und brach kleinere Gesteinsbrocken aus dem Boden, ohne Gaara zu verletzen. Sein Körper durfte, ohnehin schon geschwächt, nicht weiter beschädigt werden. Gelegenheit, sich darüber zu freuen, würde er aber wahrscheinlich nicht haben – denn nach Abschluss des Jutsus würde er tot sein. Deidara konzentrierte sich voll und ganz auf die dunkle Macht in dem Jungen. Eine bösartige Macht, eine, die es darauf anlegte, andere Menschen zu töten. Aber hatte nicht jeder Ninja eine solche Macht in sich? Eine blutrünstige Seite, genährt von Blutdurst, Rachsucht und Hass? Doch wenn er sich das so überlegte... Er selbst hatte diese Seite an sich in letzter Zeit viel seltener gespürt. Und er wusste auch, woran das lag. Verstohlen warf er einen Blick neben sich. Dort hockte Hiroku vollkommen steif auf seinem Sockel, doch er sah nicht die Puppe, er sah durch das Holz hindurch. Ein leichtes Lächeln zierte die Lippen des Blonden. Wenn sie diesen Bijuu endlich in der Tasche hatten und in Sicherheit waren, würde er sich seinen privaten Problemen widmen können. Und darauf freute er sich schon. Kapitel 4: Sasoris Kampf ------------------------ Sasori hasste es zu warten. Er hasste es, andere Leute warten zu lassen. Und er hatte das äußerst unangenehme Gefühl, gerade beides gleichzeitig zu tun. So nützlich das Versiegelungsjutsu ihres Anführers auch war, drei Tage lang unbewegt auf dem selben Fleck zu sitzen, erforderte eine ganze Menge an Geduld. Nur der Respekt, den er dem Orangehaarigen gegenüber empfand, hielten ihn so lange auf seiner Position. Entsprechend erleichtert war er, als ihre Tat dann endlich vollbracht war. Draußen war es bereits unruhig geworden. Scheinbar waren sie doch verfolgt worden und da wollte jemand herein zu ihnen. Gegen einen Kampf hatte der Marionettenspieler absolut nichts einzuwenden, doch er machte sich ein wenig Sorgen um Deidara, vor allem, als dieser mal wieder die Eigeninitiative ergriff und sich, kaum waren die anderen Mitglieder verschwunden und der Höhleneingang gesprengt, den Jinchuuriki vornahm. Das war mal wieder so ein typischer Fall von Selbstüberschätzung. Sasori blieb allein mit den beiden Frauen des Teams in der Höhle zurück. Die eine war eine junge Kunoichi mit rosa Haar, die andere eine persönliche Überraschung für ihn: seine Großmutter, Chiyo. Dass sie in ihrem Alter hier auftauchte überraschte ihn fast genauso sehr, wie dass sie sich überhaupt mit ihrem ach so geliebten Enkel anlegen wollte. Zugegeben, ihre Beziehung war in den letzten Jahren von seiner Seite her nicht unbedingt gepflegt worden, aber immerhin hatte noch der Kazekage der dritten Generation behauptet, die alte Dame hänge noch sehr an ihm. Vielleicht konnte er sich das zunutze machen. Damit, das letzte Mitglied seiner Familie zu töten, hatte er kein Problem. Er hatte schon vor langer Zeit mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und zudem bot Deidara allein genug Stoff für sein Gefühlsleben. Als der Kampf dann jedoch begann, stellte sich schnell heraus, dass Chiyo genauso wenig Skrupel hatte. Und sie war gut. Sehr gut. Doch anscheinend hatte sie den Fehler gemacht, ebenfalls auf seiner Seite noch Gefühle für seine Familie zu vermuten. Auch wenn sie die Puppen seiner Eltern verbessert hatte, waren sie nicht in der Lage, es mit dem Kazekage aufzunehmen. Doch auch das Mädchen in ihrer Begleitung, dessen Stirnband er entnahm, dass Sunagakure sich tatsächlich Hilfe von Konoha geholt hatte, war eine Überraschung. Sie war durchaus fähig und eigentlich war es eine Schande, ein solches Talent ungenutzt beseitigen zu müssen. Das ganze Ausmaß der Gefahr, die ihm drohte, erkannte er jedoch erst, als auch sein Trumpf, die Marionette des dritten Kazekage, von den beiden zerstört wurde und er erkannte, dass das Mädchen ein Gegengift haben musste. Es war der Moment, in dem er ernsthaft ein Scheitern der Mission in Erwägung zog. Die Meisterwerke der Puppenkunst waren nur eine Hälfte seiner Macht, die andere bestand zweifellos in seinen Giften. Dass diese auf einmal keine Wirkung mehr zeigten, war äußerst bedenklich. Als er an diesem Punkt angelangt war, gab es für ihn drei Möglichkeiten: Weiterkämpfen, Rückzug oder Hilfe von Deidara anzufordern. Die letzte Möglichkeit strich sich von selbst: So tief würde er garantiert nicht sinken. Außerdem war Deidara verletzt und hatte seine eigenen Gegner. Wahrscheinlich hoffte er umgekehrt gerade genauso auf Hilfe. Als nächstes erwog Sasori den Rückzug. Die Beseitigung dieser zwei Personen gehörte nicht mehr zu seinem Job. Sie waren gute Kämpfer und auch wenn es ihm missfiel, wäre die Schmach nicht allzu groß, ihnen aus dem Weg gegangen zu sein. Noch vor zwei Wochen hätte er in dieser Situation vielleicht tatsächlich das Feld geräumt. Und doch blieb er, wo er war. Es hatte unterschiedliche Gründe: Zum einen wollte er nicht aufgeben, um später zu erfahren, dass Deidara bereits seinen zweiten Jinchuuriki gefangen hatte. Er war einfach zu stolz und machte sich auch Sorgen um die Führungsperson, die Deidara in ihm sah. Es war das Einzige, was ihm noch eine gewisse Distanz zu seinem Partner versprach. Gleichzeitig fürchtete er, seine Position zu gefährden und damit den Respekt des Blonden zu verlieren. Außerdem waren die beiden zwar gut, aber nicht überwältigend. Er hatte schließlich noch eine Reihe ganz anderer Tricks auf Lager, mit denen er sie sicher schlagen konnte. Der Kazekage war nicht seine einzige Puppe mit besonderen Fähigkeiten. Er hatte noch ein gutes Dutzend anderer parat. Andererseits würde ihm wohl kaum wieder jemand im Kampf so nah kommen wie Chiyo. Es juckte ihm in den Fingern, ihr das ganze Ausmaß seiner Kunst zu zeigen. Er wollte sich selbst benutzen. Er wollte den beiden zeigen, wie weit ein Künstler für seine Bestimmung gehen konnte. Und er wollte sich selbst damit etwas beweisen. Immer wenn Deidara ihn berührt, ihn geküsst hatte, war ihm auf schmerzhafte Art und Weise seine eigene Unmenschlichkeit bewusst geworden. Er hatte das Menschsein an sich vermisst. Hatte sich nicht gut genug gefühlt für eine richtige Beziehung. Deshalb musste er sich selbst ins Gedächtnis zurückrufen, warum er diese Verwandlung überhaupt durchgemacht hatte und welche Vorteile ein künstlicher Körper ihm bot. Es war ihm wie die perfekte Gelegenheit erschienen. „Seit dem ganzen Durcheinander, als ich Akatsuki beigetreten bin... Wie lange ist es her?“, murmelte Sasori, als er seinen Mantel öffnete. Das Mädchen war geschockt. Fassungslos starrte sie auf seinen hölzernen Oberkörper. Chiyos Blick war grimmig, vielleicht hatte sie diese Veränderung an ihm schon vermutet. „Es ist eine ganze Weile her, dass ich mich selbst benutzt habe!“ Der Akasuna sah mit einer Mischung aus Befriedigung und Vorfreude auf die beiden Verletzten herab. Der Kampfesrausch hatte ihn nun vollständig ergriffen. Aber das Vergnügen verwandelte sich schnell in Unbehagen, als er die anklagenden Blicke der beiden spürte. Entsetzen, Fassungslosigkeit, Unverständnis. Wie konnte man nur so weit gehen? Sie verstehen mich nicht!, dachte er sich immer wieder, Sie verstehen nichts von meiner Kunst! Sie sind unwürdig! Er hatte nicht geglaubt, dass ihm solche Blicke noch einmal etwas ausmachen würden. Aber nun erkannte er, dass es die Furcht war, Deidara könnte ihn ebenso ansehen, die ihm das flatternde Gefühl in seinem Inneren verlieh. Eine Art Wahnsinn trat in seinen Augen. Er hatte es nicht darauf angelegt, so anders zu sein! Wenn sie schon keine Ahnung von wahrer Kunst hatten, konnten sie seine Meinung dann nicht wenigstens akzeptieren!? Hass brandete in dem Suna-nin auf und ihm war auf einmal nach Lachen zumute. Ja, dieser Körper war zum Töten geschaffen! Er hatte es sich so ausgesucht! Er hatte den Krieg gewählt, den Hass, die Verbannung. Das war es, wofür sie ihn verurteilten. Hatten sie nicht Recht? Doch wie konnte er denn falsch sein, wenn es immer noch einen Menschen gab, der ihn so liebte, wie er war? „Was ist denn los?“, fragte er mit irrem Blick. „Willst du es nicht zu Ende bringen!?“ Doch die beiden Frauen standen nur erstarrt da. Er würde sie lehren, zu laufen! Vielleicht war es falsch, wie er sein Leben angegangen war. Vielleicht hatte er erst eine Person wie Deidara gebraucht, die ihm das klar machte. Jemanden, der ihn daran erinnerte, dass auch er noch Gefühle besaß. Gefühle, die jetzt in ihrer verdorbensten Art aus ihm herausbrachen. Vielleicht war auch einfach nur sein Weg der falsche gewesen, das Ziel aber trotzdem erstrebenswert. Das Ziel der perfekten Kunst. Vielleicht konnte Deidara es an seiner Stelle erreichen. „Wenn ihr nicht anfangt, dann tue ich es.“ * Als das Versiegelungsjutsu aufgelöst wurde, konnte sich Zetsu endlich entspannen. Anders als die anderen Mitglieder hatte er zwar nicht ununterbrochen an der Zeremonie teilnehmen müssen – im Gegenteil, er hatte sogar ein vorzügliches Festmahl erhalten. Dennoch waren diese Rituale immer sehr kräftezehrend. Da half es auch nicht weiter, dass Tobi ihm so dermaßen auf die Nerven ging. Wo steckte der Kerl jetzt eigentlich? Ach, war ja auch egal. Er würde bestimmt bald wieder da sein um ihm zur Hand zu gehen. Darüber wunderte er sich immer wieder aufs Neue. Wie konnte jemand mit so einem kindischen Charakter Akatsuki beitreten wollen? Andererseits hatte er manchmal auch andere Seiten an Tobi gesehen, die so abstoßend waren, dass er selbst sich manchmal von ihm abwandte. Okay, so schlimm nun auch wieder nicht... Doch, eigentlich schon. Auf einmal spürte Zetsu eine fremde Gegenwart in seinem Kopf. Eine dritte fremde Gegenwart. Schnell erkannte er die Gedankenstimme seines Anführers, die ihm offenbar etwas mitteilen wollte. „Zetsu. Bist du noch in der Nähe der Höhle?“ „Ich bin bereits auf dem Rückweg“, erwiderte Zetsu, doch sofort schob sich ein anderer Gedanke voran: „Doch ich bin noch nicht weit entfernt.“ „Dann kehr jetzt um. Ich will, das du den Kampf von Deidara und Sasori mit ihren Verfolgern beobachtest.“ „Glaubt Ihr etwa, sie könnten dabei sterben?“ Dann würde es ein weiteres gutes Essen für ihn geben! „Itachi sagte immerhin, ihre Gegner wären recht stark und wenn er das meint, will das schon etwas heißen. Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Falls dieser Fall eintreten sollte, beseitige ihre Überreste auf gewohnte Art.“ „Okay, wir werden uns auf den Weg machen.“ Das würde ihm eine Freude sein! Zuerst würde er bei Sasori vorbei schauen. Es hatte ihn schon immer mal gereizt, den Anderen im Kampf zu sehen. Wer weiß, vielleicht hatte er sogar Glück und die Konoha-nin hatten es geschafft, diesen Puppenpanzer zu knacken. Dann wäre er seit Beitritt des Akasuna der Einzige, der seine wahre Gestalt zu Gesicht bekäme! Nein, es war klüger zuerst zu Deidara zu gehen. Der war schon verletzt und ging vermutlich eher drauf. Doch das konnte man nicht wissen. „Es ist mir egal, zu wem du zuerst gehst, aber beweg dich endlich!“, ertönte Pains Stimme und Zetsu zuckte ein wenig zusammen. Er vergaß immer wieder leicht, dass der Anführer ja seine Gedanken und damit auch seine inneren Zwiegespräche hören konnte. „Jawohl, Leader-sama“, erwiderte er. Die Stimme zog sich aus seinen Gedanken zurück. Sollte er jetzt Tobi doch noch suchen gehen? Nein, der Kerl würde ihn nur behindern. Er schrie immer so schrecklich laut, wenn er ihn beim Essen beobachtete. Aber Tobi würde ihn sonst vielleicht nicht wieder finden. Umso besser, dann war er ihn endlich los! In diesem Moment kam jedoch eine schwarzgekleidete Gestalt zwischen den Bäumen hervor. „Oh, was steht Zetsu-san denn da so einsam im Wald herum? Hat er etwa vor, Wurzeln zu schlagen?“, fragte der Maskenträger und kam locker auf ihn zu. „Der Leader hat mich kontaktiert“, sagte Zetsu, nicht ohne einen gewissen Hochmut. „Ich werde den weiteren Kampf beobachten.“ „Oh ja, Tobi will mitkommen! Darf Tobi mitkommen? Tobi is a good boy!“ „Tobi is a dead boy, wenn Tobi nicht gleich ruhig ist!“, knurrte Zetsu grimmig. * 100 Puppen. 100 gegen 10. Jedes seiner Meisterwerke konnte es mit Chiyos aufnehmen. Doch so viele Marionetten zu lenken, kostete extreme Konzentration. Es war vor allem die Menge, die den Vorteil ausmachte und seine Gegner schier erdrückte. Dieses Jutsu war für Kriege gedacht, für große Schlachten mit hunderten von Gegnern, nicht für solch einen Einzelkampf. Sasori war ein Meister der Puppenkunst, aber Chiyo konnte mit ihren Marionetten sehr viel genauer arbeiten. Alle 100 gleichzeitig zu steuern kostete viel Chakra und davon hatte er schon ein Menge verbraucht. Deswegen ließ er eine große Menge an Puppen im Hintergrund und konzentrierte sich auf die Zerstörung der anderen Marionetten. So schlug die Armee des Akasuna eine nach der anderen von ihnen nieder. Und dennoch gaben die beiden nicht auf, sondern kämpften weiter. Zugegeben, er hätte sie wohl auch nicht entkommen lassen. Erneut ließ er seine Puppen angreifen. Wie ein Sturm fegten sie über das Schlachtfeld, aber Chiyos Marionetten bekämpften sie verbissen. In dem Durcheinander von zerfetzen Umhängen und künstlichen Leibern erkannte er die Gefahr zu spät. Auf einmal sah er nur noch Zähne, viele lange, scharfe Zähne. Er spürte einen Ruck, der ihn von den Füßen gerissen hätte, hätte das riesige Maul ihn nicht an die Mauer genagelt. Und dann spürte er für einen Moment gar nichts mehr. Er war schwere los, er fiel und wusste nicht, wo oben und wo unten war. Schon einmal hatte das Mädchen während des Kampfes seinen Körper auseinander genommen, doch diesmal konnte er nicht zurück. Das Chakra, dass er ständig durch das Holz fließen ließ, wollte sich auf einmal nicht mehr von ihm kontrollieren lassen. Es wurde gebunden, festgehalten und weigerte sich, ihm länger zu gehorchen. Sein Körper, den er jahrelang bewohnt hatte, war unbrauchbar geworden... Er befand sich wie in einer Art Trance. Wie oft war er heute schon am Tod vorbei geschrammt? Nur die Tatsache, dass niemand von seinem menschlichen Kern wusste, hielt ihn am Leben. Er wusste, dass es nur dieser Kern war, dass er selbst gerade nichts weiter war als dieses Stück Fleisch. Und es wäre so leicht für seine Gegner, ihn in diesem Zustand zu beseitigen. Das war das Geheimnis, das er immer gewahrt hatte und das niemals jemand erfahren durfte. Aber Deidara wusste es. Deidara hatte der Rothaarige sich anvertraut. Dabei war dies eine Information, die ihm sein Leben kosten konnte. Kosten würde, denn eine andere Möglichkeit, ihn umzubringen, gab es nicht. Hatte er somit nicht schon vor Wochen entschieden, dass das Leben ihm selbst nichts mehr wert war, indem er leichtfertig damit umging? Nie hatten andere Leben Wert für ihn gehabt, doch besaß nicht einmal sein eigenes einen solchen? Wozu kämpfte er, wenn sein Leben keinen Wert hatte? Was gab die Welt denn schon auf Kunst? In einer Welt der Kriege und des Hasses war die Frage der Kunst unwichtig geworden. Was war er in dieser Welt? Nichts. Weder Mensch noch Meisterwerk. Nichts. „Entweder seid Ihr nichts... Oder aber beides gleichzeitig. Das ist Ansichtssache, un.“ Ein Klicken ertönte. Sasori spürte wieder Holz um sich herum und öffnete die Augen. Die Puppe, in der er sich befand, war nicht mehr voll funktionstüchtig, aber sie würde ausreichen, um diesen beiden Weibern den Garaus zu machen. Die eine war ohnehin schon verletzt und sie hatten nur ein Gegengift. Außerdem glaubten sie ihn bereits besiegt. Es war so leicht. Chiyo stand ihm am nächsten. Wie in Zeitlupe sah er sich selbst das Schwert heben. Er war ein Mensch und gleichzeitig eine Puppe. Doch was waren Menschen? Menschen waren grausame Wesen, die nichts als Kriege und Profit im Kopf hatten. Hatte er sich nicht verwandeln wollen, um dem zu entrinnen? Deidara war doch nicht anders. Ein Verbrecher, der seiner absurden Vorstellung von Freiheit nachhing. Auch er fügte doch anderen Menschen Schaden zu, nur um das bisschen niedrige Befriedigung zu bekommen, das ihr Tod ihm bringen konnte. Doch eine Puppe war ersetzbar, austauschbar, ein Werkzeug. Und das war er auch, nur ein Shinobi, der nach den Regeln eines stärkeren Shinobis handelte. Wann war er das geworden? Was hatte er ursprünglich werden wollen? Ursprünglich hatte er der Meister sein wollen. Er hatte derjenige sein wollen, der die Fäden zog. Er hatte selbst bestimmen wollen, er hatte selbst andere benutzen wollen. Und nun saß er doch nur in der zweiten Reihe und würde auch nie höher kommen. Nicht, wenn schon eine Göre und eine Greisin ihn an seine Grenze brachten. Nicht, wenn er sich von seinem eigenen Partner so sehr aus dem Gleichgewicht bringen ließ. Er war kein Meister. Seine Kunst war nicht die Wahre. Sie hatte versagt. Das Schwert durchstieß Sakuras Körper. Ihr Blut spritzte auf die Kleider seiner Großmutter, vor die sie sich geworfen hatte und über Sasoris Arm. Ihr Atem ging keuchend. Chiyo schaute entsetzt auf die Szene. Dummes Mädchen. Jetzt hatte sie zwei Verletzte und nur noch ein Gegengift. Warum hatte sie sich geopfert? Das Leben der Alten wäre weniger wert gewesen. Chiyo konnte auf dieser Welt nichts mehr verändern. Sie hatte ihr Soll erfüllt. Aus dem Mädchen hätte vielleicht noch etwas werden können. Doch selbst in ihrer schweren Verfassung erkundigte sie sich noch nach dem Wohlergehen der Alten. „Hm? Mit so einer Wunde machst du dir noch Sorgen um andere?“, fragte er leise und zog an der Klinge, um ihr zusätzliche Schmerzen zu bereiten. „Wenn du ein Medic-nin bist, müsstest du verstehen, in welcher Situation du bist.“ „Halt‘ die Klappe!“, fauchte das Mädchen, das ihren Tod offenbar noch nicht wahr haben wollte. Sasori lächelte leicht. Hatte sie sich gar nicht opfern wollen? War sie sich der Folgen nicht bewusst gewesen und spielte jetzt die Märtyrerin? „Du bist ein mutiges Mädchen. Aber wie lange hältst du das noch aus?“, fragte er leise. Der Rothaarige konnte sich auf einmal lebhaft an eine ähnliche Szene erinnern. Deidara war damals tödlich verletzt worden, aber er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Er war stark gewesen und damals hatte er sein Verhalten als töricht abgetan. Heute aber bewunderte er ihn dafür. Wieder bewegte er das Schwert und Sakura belohnte ihn sofort mit einem schmerzerfüllten Keuchen. Sie war eigentlich gar nicht so stark. Von körperlichen Qualen hatte sie keine Ahnung. Wie so viele Menschen. Sie waren einfach nicht widerstandsfähig genug. Das war auch der Grund, warum niemals mehr jemand nach ihm die Verwandlung zur Puppe vollenden würde. Doch war dieser Zustand überhaupt erstrebenswert? Inzwischen hätte er jedem Marionettenspieler wohl eher davon abgeraten. Auf einmal begann das Mädchen sich zu heilen. Nutzlos, denn sie würde ohnehin sterben... Aber nein, erkannte er dann, ihr Ziel war es, das Schwert für ihn unbrauchbar zu machen. Ebenfalls nutzlos, denn er hatte noch ein gutes Dutzend anderer Waffen zur Verfügung. Sie hatten keine Chance... Chiyo hatte das Gegengift hervorgeholt. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie daran zu hindern, es zu nehmen, aber Sasori war gespannt. Würde sie es selbst benutzen, um ihr altes, schäbiges Leben zu retten? Oder würde sie es dem Mädchen geben, das durch die Wunde ohnehin zum Tode verurteilt war? So wie er seine Großmutter kannte, würde sie es selbst benutzen. Doch er irrte sich. Chiyo rammte die Spritze in Sakuras Bein und das Mädchen schien darüber genauso überrascht zu sein wie der Suna-nin. Warum? Warum wählten die Menschen dauernd den Tod, um jemand anderes zu retten? Das war doch töricht, oder etwa nicht? Er würde so etwas nicht tun, für niemanden... außer vielleicht für Deidara. Aber Chiyo konnte dieses Mädchen nicht näher kennen, sie kämpften nur dieses eine Mal zusammen und würden sich vermutlich auch nie wieder sehen. Warum tat sie das? Trotzdem das Mädchen so schwer verletzt war? Inzwischen konnte er es ganz gut verstehen, wenn jemand sein Leben für eine geliebte Person ließ. Aber für eine Fremde? Das sah Chiyo nicht ähnlich. Fast hätte er ihr mehr zugetraut, dass sie sich mit Absicht von ihm töten ließ, aus irgendeinem sentimentalen Grund. Warum kämpfte sie so verbissen gegen ihn? Warum wollte sie ihn unbedingt töten? Denn dass sie das wollte, stand für ihn fest. Es musste von Anfang an ihr Notplan gewesen sein, ihn in einen Nahkampf zu verwickeln. Anders konnte er sich nicht erklären, warum noch immer die weißgewandeten Marionetten in der Nähe lagen, Chiyo sie jedoch nicht im Kampf eingesetzt hatte. Die Puppen waren zerstört, ja, aber einzelne Teile ließen sich immer noch als Waffen benutzen. Sie hätte Sakuras Wunde verhindern können. War das der Grund, warum sie ihr das Gegengift überlassen hatte? Schuldgefühle? Die Marionetten bildeten offensichtlich eine Falle. Ironischerweise waren auch seine 'Eltern' dabei. Der Rothaarige befand sich genau in ihrem Zentrum, jedoch außer Gefahr, weil er leicht würde ausweichen können. Oder war das der Plan? Versuchte das Mädchen ihn an dem Schwert festzuhalten, damit er nicht fliehen konnte? Er zog an dem Schwert, doch das Mädchen hielt es eisern fest. Was für eine Kraft... Hatten sie das so weit voraus gesehen? Nein, daran glaubt er nicht. Sie hatten zu viel riskiert. Wenn er hier verharrte, würde Chiyo ihn mit der Falle kriegen. Sie wollte ihn also zum Rückzug zwingen, um dem Mädchen die Flucht zu ermöglichen. Dann wäre sie nicht mehr in unmittelbarer Gefahr – sah man von der Wunde ab. Doch warum wollte sie das Mädchen unbedingt retten? Warum hatte das Leben dieser Fremden für sie so einen großen Wert? Warum zog seine Großmutter dieses Gör ihrem Enkel vor? Wenn selbst der klägliche Rest seiner Familie ihn so sehr verabscheute, welchen Hass mussten die anderen Suna-nin auf ihn hegen? Sie dürften inzwischen erfahren haben, wer die Fallen an den Toren gelegt hatte. Aber das war ihm doch immer ziemlich gleich gewesen. Bisher. Einzig Deidaras Meinung hatte ihn interessiert. Als was hatte ihn der Iwa-nin noch mal bezeichnet? Ein Haufen Schrott, das Experiment eines Kleinkindes. Er hatte behauptet, er würde ihn lieben, aber wo war er jetzt? Warum war er nicht bei ihm? Er wusste, dass diese Gedanken ungerechtfertigt waren, aber er konnte sich ihrer nicht erwehren. Wie konnte Deidara ihn lieben? Er war kaputt, zerstört, zersplittert. Sein Leben tat sich vor ihm auf und es lag in Scherben. Wie konnte Deidara es wagen? Wie konnte er es wagen, alles das umzukrempeln und ihm seine Überzeugung zu rauben? Der Lebensstil des Blonden würde ihm selbst einen frühen Tod beschweren. Doch wie hatte der Explosionsfanatiker gesagt? So, wie Sasori lebte, war er bereits tot. Und wenn sie beide verdammt waren, warum sollten sie es nicht gemeinsam sein? In einer Welt, in der man frei war. In der Kunst noch eine Bedeutung hatte. Gemeinsam frei, gemeinsam glücklich, gemeinsam tot. Deidara würde ihm schon sehr bald folgen, ob durch ein finales Selbstmordjutsu in ein paar Jahren oder schon während dieser Mission. Aber er würde kommen. Er würde ihn nicht im Stich lassen. Dieses eine Mal würde er noch warten. Mit einem Mal war er froh, seine Großmutter als letzten Gegner vor sich zu haben. Sasori wich nach hinten zurück und nahm Anlauf. „Stirb!“, rief er aus, als er sehenden Auges in die Falle rannte. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit, die er nun inne hatte, würde er nicht mehr ausweichen können. Chiyo musste die Gelegenheit nutzen, oder das Mädchen würde sterben. Und sie musste schnell handeln, bevor Sasori es sich anders überlegte. Die Alte enttäuschte ihn nicht. Ein Ruck ging durch seinen Körper, doch er spürte keinen Schmerz. Abrupt blieb er stehen. Verblüffung breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er den Blick nach links und rechts wandern ließ und die Marionetten seiner Eltern erkannte. „Am Ende warst du doch unaufmerksam, Sasori“, keuchte die Greisin. „Jetzt wirst du dich nicht bewegen können.“ Tatsächlich, die anderen Puppen hatten eine Art Siegel ausgespien, das sein Chakra noch zusätzlich band. Chiyo war kein Risiko eingegangen. Seine Großmutter enthüllte den angewandten Trick. Sasori lächelte, als das Mädchen zusammenbrach. Erschrocken kümmerte sich die Alte um Sakura, aber das würde für sie keinen Unterschied mehr machen. Ein weggeworfenes Leben... „Sinnlos. Ich habe eine empfindliche Stelle getroffen. Selbst wenn sie nicht mehr vergiftet ist, wird sie bald sterben. Sie hat zu viel Blut verloren. Gerade weil du auch ein Medic-nin bist, habe ich auf eine Stelle gezielt, die nicht einfach zu behandeln ist.“ „Ich habe die provisorische Behandlung mit einem Medizin-Justu gerade abgeschlossen. Was ich jetzt tue, ist kein Medizin-Jutsu.“ Mit leiser Stimme erklärte ihm seien Großmutter das Verfahren und für einen Moment fühlte er sich, als wäre er wieder der kleine Junge, der von ihr unterrichtet wurde. Sie hatte sich gar nicht für ein halbtotes Mädchen opfern wollen. Sie hatte gewusst, dass sie Sakura noch würde helfen können. Und sie musste ja nicht einmal ihr Leben dafür lassen, ihr Lebenskraft zu geben, weil das Mädchen noch nicht tot war. Sie würde das Jutsu noch einmal einsetzen können – vermutlich hatte sie das von Anfang an geplant, als sie verletzt worden war. Sie wollte den Kazekage wiederbeleben. Deswegen war ihr auch das Gegengift entbehrlich. Wie gerissen! Und er war darauf herein gefallen... „Dieses Jutsu hatte ich ursprünglich für dich entwickelt..“, murmelte die Alte. Sasoris Augen weiteten sich. Für ihn? Was sollte das heißen? Hatte sie ihn seiner Kunst, seines künstlichen Körpers berauben wollen, um ihn leichter zu töten? Hatte sie ihn wieder zum Mensch machen wollen? Hatte sie seine Eltern wiederbeleben wollen, in der absurden Hoffnung, ihn dadurch zurückgewinnen zu können? Dieses Kapitel war abgeschlossen, das wusste sie! Und dennoch konnte er sich nicht erwehren, eine Hoffnung dahinschwinden zu sehen. Die Hoffnung, je wieder einen normalen Körper zu haben. „Was für ein Schwachsinn!“, rief er zornig auf sich selbst und zornig auf Chiyo aus. „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren, Alte!?“ Das Mädchen hatte sich inzwischen erholt. „Merkwürdig“, sagte er gespielt ahnungslos, „sagtest du nicht, dass der Künstler bei deiner Tensei-Ninjustu stirbt, sobald er dem Patienten Lebensenergie gegeben hat?“ „Sakura war ja nicht tot. Deshalb musste ich auch nicht sterben.“ Sasori senkte leicht den Blick. „Schade...“ Der Schlag erschütterte seinen gesamten Körper. Doch der Schmerz drang nicht bis zu ihm durch. Hasserfüllt starrte ihn das Mädchen an. „Unnötige Gefühlsduselei... Typisch Weiber!“, knurrte er. Und typisch Deidara, fügte er in Gedanken hinzu. „Ich fühle nichts... nicht mal wenn die alte Hexe sterben sollte“, sagte er und es war die Wahrheit. Sie hatte sich die Art ihres Todes selbst ausgesucht. Das war es, was einen Künstler ausmachte. Fast war er stolz auf seine Großmutter. Er selbst hatte sich von Chiyo besiegen lassen und Deidara würde sich in die Luft jagen, früher oder später. Vielleicht waren sie doch alle Künstler. Jeder auf seine eigene Art und Weise. Möglicherweise könnte er irgendwo noch einmal von vorne anfangen. Denn hier hatte er seine Chance verwirkt. Die künstliche Hülle, die er besetzte, war zerstört. Doch er fühlte sich, als wäre dies nicht das Einzige, was ihm genommen worden war. „Meine Seele ist da genauso wie mein Körper“, flüsterte er. „Ich habe unzählige Menschen getötet. Sie wäre nur eine von vielen.“ „Bedeutet dir ein Menschenleben denn gar nichts? Und deine Familie!? Bedeutet sie dir auch nichts!?“, rief Sakura wütend aus. Familie? Hah! Auf so eine Familie hätte er verzichten können. Sie war ihm nicht Familie gewesen. Den Respekt, den er jetzt noch für Chiyo empfand, empfand er für sie als Ninja. Dieses Mädchen war noch jung. Vermutlich hatte sie noch nie jemanden getötet. Sie wusste nicht, was es hieß, ausgestoßen und verbannt worden zu sein. Aber sie sollte zumindest eine Ahnung davon haben. Brachte man den jungen Leuten auf den Akademien gar nichts mehr bei? Was war sie für eine Kunoichi, wenn sie immer noch an die kindliche Vorstellung von Gut und Böse glaubte? Sasori legte den Kopf schief. „Hey... Bist du echt ein Ninja?“ Sakura wich zurück. Offenbar war sie von ihm einfach nur abgestoßen. Belustigt merkte Sasori, dass er begann, sie zu mögen. „Warum… bist du so gleichgültig?“, fragte sie leise. Nun erhob sich Chiyo. „Es reicht, Sakura. Suna hat auf falsche Sitten und Lehren gesetzt, das hat ihn zu so einem Menschen gemacht.“ Was denn, jetzt nahm ihn die Alte auch noch in Schutz? Er würde wohl nie schlau aus ihr werden. „Wenn du auch so einen perfekten Körper hättest, würdest du mich verstehen“, sagte der Akasuna leise. Denn wer so einen Körper hatte, der war zum Äußersten getrieben worden, um ihn zu erlangen. Wer so einen Körper hatte, der war bereits tot. Der konnte nicht wirklich mehr umgebracht werden, denn es war nur noch die Seele, die darin wohnte. Und die würde sich einfach eine neue Hülle suchen. „Dieser Körper stirbt nie. Man kann ihn immer reparieren und man hat ein ewiges Leben.“ Was die Sache noch tausend mal schlimmer machte. „Einen Menschen kann man jederzeit durch eine Puppe ersetzen. So viele Puppen, wie du willst...“ Er dachte an seinen Versuch, eine Puppe von Deidara zu machen. „Aber die Anzahl allein bedeutet nichts... Die Qualität ist auch wichtig...“ „Und was bist du!? Puppe oder Mensch!?“ Das war sie, die Frage, die er sich selbst immer wieder gestellt hatte. Keine Puppe. Kein Mensch. Beides? Oder Nichts? „Ich bin... ein Mensch, der nicht ganz Puppe werden konnte. Eine unvollkommene Puppe mit einem Kern aus Fleisch und Blut.“ Unvollkommen. Seine Kunst hatte versagt. Er wollte nicht Puppe sein, wollte nicht Mensch sein. „Ich bin... weder Mensch... noch Puppe...“ Eigentlich war es egal, dass Chiyo ihr Leben an den Kazekage statt an ihm verschwenden wollte. Sasori hatte nichts gegen das Sterben. Er spürte keinen Schmerz und vielleicht war es sogar ganz angenehm. Doch die Entscheidung dazu hatte er spontan getroffen. Es war die erste spontane Entscheidung gewesen, die er jemals in seinem Leben getroffen hatte. Und sie war so gefühlsbedingt. Zum ersten Mal hatte er es Deidara gleichgetan: Er hatte improvisiert. Er hatte etwas getan, was keinerlei Sinn oder Nutzen hatte. Und irgendwie... fühlte er sich verdammt gut dabei. War es das, was Deidara seine Energie gab? Was ihn glücklich machte in einer Welt, in der es kein Glück gab? „Gleich ist es vorbei. Aber vorher mache ich noch etwas Überflüssiges... Als Belohnung, dass ihr mich besiegt habt. Du wolltest... doch etwas über Orochimaru erfahren?“ Das Mädchen horchte auf und er lächelte. Entweder sie töteten Orochimaru, dann hätte er der Organisation einen letzten Gefallen getan. Oder sein Jutsu, das er auf den Spion gelegt hatte, war bereits aufgelöst und sie würden in eine Falle rennen. Damit hätte er seine indirekte Rache. „Sei am Mittag in zehn Tagen an der Tenchi-Brücke in Kusagakure. Unter Orochimarus Gefolgsleuten steckt einer meiner Spione.“ Er spürte, dass auch sein letztes Bisschen Chakra sich weigerte, für ihn zu arbeiten. Das Sprechen fiel ihm immer schwerer. Bald würde er sterben. Vielleicht verging er einfach. Vielleicht gab es kein Leben nach dem Tod. Aber wenn doch, dann würde er dort Deidara wiedertreffen. Und dann könnten sie zusammen sein, ohne all die Hindernisse, die sich ihnen hier stellten. Irgendwo, irgendwann, irgendwie. „Ich bin dort mit ihm verabredet...“ * Er könnte näher heran gehen, dann würde er mehr erkennen... Nein, ebenso würde er dann Gefahr laufen, selbst entdeckt zu werden. Unsinn, er konnte sich sehr gut tarnen, nicht umsonst gab Akatsuki immer ihm die Aufträge, die sich um die Beschattung der Feinde, oder halt manchmal auch der Verbündeten drehten. Doch diesmal konnte er das vergessen. Er hatte schließlich Tobi im Schlepptau! „Zetsu-san, Tobi ist zu den Fallen gegangen, wie Zetsu-san befohlen hat! Die Konoha-nin kämpfen immer noch gegen die Kopien“, ertönte Tobis Stimme, wie auf ein geheimes Stichwort. „Sehr schön, aber würdest du bitte ein wenig leiser sein?“, gab Zetsu gereizt von sich. Das Schlachtfeld, aus dessen Umfang er sich hastig zurückgezogen hatte, als der Kampf begann in sein entscheidende Runde zu gehen, war nicht weit genug entfernt, als dass er nicht lieber Vorsicht hätte walten lassen. „Ach, die beiden sind doch ohnehin viel zu erschöpft, die würden uns eh nicht hören!“ Damit deutete der Schwarzhaarige nach unten. Zetsu folgte dem ausgestreckten Arm mit dem Blick. Die beiden Nuke-nin hatten sich auf der Klippe auf der anderen Seite des Flusses auf die Lauer gelegt und konnten von ihrem Aussichtspunkt jetzt gerade noch die beiden gekrümmten Gestalten erkennen, die den Schauplatz verließen. „Aber... Das ist doch diese Alte aus Sunagakure und die junge Kunoichi aus Konoha? Haben sie den Kampf etwa überlebt?“, fragte sich Zetsu laut und konnte sein Erstaunen nicht ganz verbergen. „Wer hätte das gedacht! Es kommt selten vor, dass Pain eines seiner Mitglieder unterschätzt. Aber vielleicht hat es auch Deidara erwischt, wenn diese Ninja so stark waren...“, kam ihm der nächste Gedanke. „Wie auch immer, wir sollten es überprüfen. Ich bin gespannt, wie Sasoris wahre Gestalt aussieht...“, beschloss das pflanzenähnliche Wesen und befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge, „Das wird ein gutes Abendbrot! Pain ist heute großzügig zu uns.“ Zetsu und Tobi warteten noch, bis die beiden Frauen endgültig aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren, dann machten sie sich auf den Weg zum Schlachtfeld hinab. Unten angekommen wurde schnell deutlich, dass Sasori den Kampf tatsächlich verloren haben musste. Und was für ein Kampf das gewesen sein musste! Fast bereute er es, ihm nicht beigewohnt haben zu können, aber vermutlich hätte sich das nicht gut auf seine Lebenserwartung ausgewirkt, schon allein die schiere Menge an Marionetten jagte ihm einen Schauer über den Rücke. „Sasori-san ist tot, nicht wahr?“, fragte Tobi leise. Was sollte dieser Tonfall? War der Jüngere etwa traurig darüber? Hatte er Schuldgefühle, weil sie nicht eingegriffen hatten? Ein Kind, das ihm an den Fersen hing, war schon schlimm genug, aber eine Heulsuse? „Ja“, sagte er nur. „Vermutlich ist er das.“ „Oh fein!“, rief Tobi aus und klatschte in die Hände. „Dann seid ihr ja jetzt einer weniger! Kann ich nun der Organisation beitreten?“ Zetsu starrte ihn einen Moment lang an. Von wegen traurig! Dann schüttelte er fassungslos den Kopf. „Such erst mal den Ring... Er muss hier irgendwo sein. Wenn du ihn hast, reden wir weiter.“ Wenn diese Konoha-Ninja auch nur die geringste Ahnung von Akatsukis Zielen hatten, hatten sie den Ring wahrscheinlich mitgenommen oder zerstört. Aber auf diese Weise war Tobi erst einmal eine Weile beschäftigt. Währenddessen machte sich Zetsu ebenfalls auf die Suche, jedoch nicht nach dem Ring, sondern nach dessen Besitzer. Obwohl seine letzte Mahlzeit einige Zeit zurücklag, hatte er nämlich schon wieder Hunger. Außerdem war er neugierig, wie genau Sasori denn nun aussah. Es dauerte nicht lange, bis der Akatsuki die Leiche des Akasuna gefunden hatte. So ein Mist! Der bestand ja praktisch nur aus Holz und Eisen! An dem würde er sich den Magen verderben... Wie interessant! Das war also das wahre Wesen von Sasori no Akasuna. Er wusste, dass der Andere ein Puppenspieler war, aber dass er selbst eine Puppe war... Vielleicht hatte er den Falschen erwischt. Vielleicht gab es hier in der Nähe doch etwas Essbares...? Nein, dies hier war die einzige blutende Marionette. Es musste Sasori sein. Vielleicht könnte er wenigstens diesen einen Happen...? Unter keinen Umständen! Sasori vergiftete alle seine Waffen und soweit er das wusste, taten das auch alle anderen Marionettenspieler. Die Schwerter, die sich durch den menschlichen Kern des Suna-nin gebohrt hatten, hatten mit Sicherheit das gesamte Gewebe vergiftet. „Ich hab ihn! Ich hab ihn gefunden, Zetsu-san!“, ertönte auf einmal eine Stimme in einiger Entfernung und der Angesprochene wandte sich um. Tobi saß auf einem Felsen und spielte mit einem kleinen Gegenstand in seiner Hand herum. „Damit kann Tobi endlich ein Mitglied bei Akatsuki werden, oder? Es gibt ja jetzt einen freien Ring...“ Zetsu lief ein Schauer über den Rücken. Wie konnte sich dieser Mann nur so kaltblütig über den Tod eines Verbündeten freuen? Erkannte er den Ernst der Lage nicht? Diesen Typen wollte er definitiv nicht gern in der Organisation haben. „So einfach ist das nicht, Dummkopf!“, fuhr er ihn deshalb an. Ach, der Maskenträger war vielleicht gar nicht so skrupellos, vielleicht war er einfach nur naiv. „Na, lass ihn ruhig eintreten!“, rutsche es ihm heraus, bevor er es verhindern konnte. Hrmph! Er hasste es, wenn er sich selbst widersprach! „Tobi is a good boy!“ Ein metallenes Klingen ertönte. „Tobi hat gerade den Ring fallen gelassen...“ „Ah!“ „Da müssen wir wohl noch sehen, ob Deidara auch gestorben ist. Vielleicht ergibt sich doch noch eine Gelegenheit für dich...“ Kapitel 5: Dunkelheit --------------------- Entschuldigt bitte die lange Pause. Ich häng mit dem Schreiben etwas hinterher und gerade jetzt, wo die schule wieder anfängt und die ganzen Klassenarbeiten antanzen... naja, ihr wisst sicher wovon ich rede^^ Ich freu mich, dass das letzte Kapitel von euch gut aufgenommen wurde - ist ja schließlich immer ein Risiko, wenn man das Unerklärliche zu erklären versucht. Wer RealFanfictions mag, sollte jetzt wohl aufhören zu lesen. Wer Sasori unbedingt noch einmal wiederkehren sehen will... dem wünsche ich viel Spaß mit dem neuen Kapitel! XxX „Hm? Auch Deidara scheint geschlagen zu sein!“, verkündete Tobi fröhlich. Er und Zetsu befanden sich in einem Wald hoher Bäume. Nicht weit entfernt hatten sie einen riesigen Krater gefunden, größer als alles, was der grünhaarige Akatsuki von dem Iwa-nin je gesehen hatte. Die Vermutung lag nahe, dass er dabei umgekommen war, aber sicher konnten sie nicht sein. Nun aber hatte Tobi einen einzelnen Arm mit einem Mund auf der Handfläche gefunden, was ein deutliches Zeichen zu sein schien. Die Entwicklung dieser Mission schien für die beiden Künstler wirklich bedauerlich zu sein. Nun, wenigstens hatten sie jetzt den Ring wieder. „Er ist sicher durch die Explosion umgekommen, Zetsu-san!“, stellte Tobi fest und griff nach dem Arm, um den Ring an sich zu nehmen. „Vielleicht liegen hier noch ein paar Stückchen Fleisch...“ Er lachte leise. Zetsu erschauderte erneut. Niemand redete auf solch kaltblütige Weise von... von seinen Neigungen, was Essgewohnheiten betraf. Andererseits... Vielleicht hatte der Jüngere ja Recht? Er sollte sich mal genauer umsehen... „Hände weg, Blödmann!“, ertönte auf einmal eine aufgebrachte Stimme. Deidara, übel zerkratzt und von Brandwunden übersät, trat hinter den Bäumen hervor. „Ah! Er lebt ja noch.“ „Und der Jinchuuriki?“, fragte Zetsu, ein wenig enttäuscht. „Ich hab mein Soll erfüllt“, murrte Deidara nur angefressen. Was im Klartext hieß, er hatte ihn entkommen lassen. Nun, wenigstens lebte er noch, was man von seinem Partner nicht gerade behaupten konnte. Aber er sollte Deidara wohl besser nicht noch mehr reizen. Auch wenn er seine Arme nicht benutzen konnte, war er sicher noch ein ernstzunehmender Gegner, wenn er sich nicht hatte umbringen lassen. Tobi schien das nicht klar zu sein: „Das war ziemlich knapp für Deidara-san, oder? In Ordnung war's jedenfalls nicht.“ „Tobi! Wenn du mich weiter nervst, bestimme ich, wie du stirbst, un!“, fuhr ihn Deidara an. „Ach, das kannst du eh nur in der Luft...“, murmelte der Schwarzhaarige unbekümmert. „Tja... du nervst wieder...“ Gleich würde er was erleben... Und tatsächlich, einen Moment später wurde Tobi zu Boden gerissen. Der Blonde hatte seine Beine um seinen Hals geschlungen und würgte den Jüngeren, der unter seiner Maske bestimmt schon blau anlief. „Ich kann dich auch ersticken, un!“, fauchte der Ninja aufgebracht. „Heh“, sagte Zetsu, „bring ihn nicht gleich um. Jetzt, wo Sasori tot ist, wird er vermutlich dein neuer Partner werden.“ „Vergiss es, un!“ Deidara ließ von dem Schwarzhaarigen ab und die beiden rappelten sich auf. „Ich brauche keinen neuen Partner!“ „Sei nicht albern“, entgegnete der Grünhaarige. „Du wirst es doch inzwischen selbst bemerkt haben. Wir waren bereits in der Höhle... Ein einziges Schlachtfeld! Aber keine lebende Seele, nur Holz und Eisen. Es wird zu lange dauern, einen Ersatz zu finden. Der Leader wird dir Tobi zuteilen, ob du willst oder nicht.“ Deidara biss sich auf die Lippen und sah für einen Moment so aus, als unterdrücke er einen Schwall von Gefühlen. „Ich werde nicht mit diesem Trottel zusammenarbeiten! Und dass Sasori tot ist, glaube ich erst, wenn ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe, un!“ Deidara wandte sich abrupt ab. „Warte, Senpai! Wieso will Deiadra-san nicht mit Tobi zusammenarbeiten? Tobi is a good boy!“, rief ihm Tobi hinterher, doch der Blonde hörte ihn nicht. Offensichtlich wollte er sich wieder aus dem Staub machen. „Warte, Deidara!“, rief Zetsu ihn zurück. „Gib deinen Arm her. Ich kann ihn notdürftig wieder fest machen... Wird wahrscheinlich nicht lange halten, aber es ist besser als gar nichts.“ Deidara sah ihn mit einem seltsamen Blick an, dann kehrte er widerstrebend zurück. Während Tobi ihnen einen Vortrag über die Wichtigkeit des Erfüllens von Missionen hielt, streifte Zetsu den Ärmel des Anderen zurück und machte sich mit einem Medizin-Jutsu, das er in Kusagakure erlernt hatte, daran, den Arm zu befestigen. Dabei fiel ihm auf, dass Deidara die Schmerzen vollkommen klaglos hinnahm. Ein Blick auf seinen anderen Arm bescherte ihm eine Überraschung: Er war in guter Heilung vorangeschritten. Seltsam, noch in der Höhle war diese Seite vollkommen mit Blut durchtränkt gewesen. Wie das wohl kam? Als er fertig war, machte Deidara Anstalten, zu verschwinden. „Will Deidara-san Tobi nicht mitnehmen?“, fragte der Jüngere frech, aber der Angesprochene fuhr ihn an: „Nein, das will Deidara-san nicht, un! Und wehe dir du kommst mir nach! Ich brauch jetzt erst einmal eine Pause, un. Wenn der Leader eine Aufgabe für mich hat, soll er mir das mitteilen, aber bis dahin“, er deutete anklagend auf Tobi, „lässt du mich gefälligst in Ruhe, klar, un!?“ Zetsu schüttelte leicht den Kopf. War Deidara nicht froh, einen anderen Partner als Sasori zu kriegen? Soweit er wusste, hatte er sich stets über die 'falschen' Ansichten zu Kunst seines Meisters beschwert. Oder schreckte ihn lediglich die Vorstellung ab, ein so naives Nervenbündel wie Tobi an seiner Seite akzeptieren zu müssen? Ja, das würde es wohl sein. Aber da konnten er nichts machen, wenn Pain-sama es so befahl, dann musste er gehorchen. * Wieso ist alles so schwarz? Wieso fühle ich nichts? Warum bin ich so schwach? Wer bin ich? Warum bin ich hier? Was ist mit mir passiert? War ich schon immer hier? Wenn ja, warum? Was ist der Sinn meiner Existenz? ...existiere ich überhaupt? * Deidara bahnte sich wütend einen Weg durch das Dickicht. Es war kalt geworden und der Wind blies durch die zerlöcherten Ärmel seines Mantels. Doch auch tief in seinem Innersten spürte der Iwa-nin eine Kälte, die ihm fast den Atem raubte. Er kämpfte gegen die Verzweiflung an und rettete sich immer wieder in die abwegige Hoffnung, Sasori könnte vielleicht doch noch am Leben sein. Aber eigentlich wusste er, dass dem nicht so war. Er wollte es nur noch nicht recht glauben. Sasori, besiegt von einer alten Hexe und einem jungen Gör? Unmöglich! Er musste selbst dort hin, er musste sich überzeugen. Es hatte angefangen zu regnen. Als Deidara den Kampfplatz erreicht hatte, ergriff ihn eine seltsame Art der Lähmung. All die zerstörten Puppen boten schon irgendwie einen imposanten Eindruck. Obwohl sein Danna es ihm erzählt hatte, hatte er nicht mit einer solchen Menge gerechnet. * Was ist das? Es ist.... kalt. Und nass. Sanft... Und rau. Es tut weh! * Deidara hatte den Kopf gesenkt und zitterte vor Wut. Seine langen, blonden Haare verbargen die zornige Miene, aber er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig schwankte, als er sagte: „Ihr glaubt also, dass ich kein guter Shinobi bin, un? Weil ich meine Gefühle nicht im Zaum halten kann, so ist es doch, yeah.“ „...Ja“, sagte Sasori nur. Deidaras Kopf ruckte wieder nach oben und er sah den Suna-nin hasserfüllt an. „Ich werde es Euch beweisen, un! Ich werde Euch beweisen, dass ich mich sehr wohl beherrschen kann, un!“ Dann flackerte sein Blick und er sagte: „Geben Sie mir diese Chance, ich werde sie nicht noch einmal enttäuschen, un! Nur diese eine Mission... Dann können Sie bezüglich Spionage über mich sagen was sie wollen, un, ich werde nicht widersprechen.“ * Was soll das? Was sind das für Bilder? Erinnerungen? Ja... meine Erinnerungen. Aber wer ist der Andere? Wer ist das? Warum sage ich so etwas zu ihm? Er ist doch ein guter Shinobi! Einer der Besten! Deidara. Es ist Deidara! Ich erinnere mich! Ist er hier? Wo ist hier? Wo bin ich? Bin ich tot? Ist er tot? * Deidara löste vorsichtig die Klingen aus dem Herz seines Meisters. Nur mit Mühe hielt er die Tränen zurück. Er musste sich jetzt konzentrieren! Wenn es stimmte, wenn das, was er eben gefühlt hatte, tatsächlich ein Herzschlag gewesen war... Kalte Schauer liefen ihm bei dieser Vorstellung über den Rücken. War Sasori vielleicht wirklich noch zu retten? Wenn ja, dann würde er alles tun, damit dies geschah! Vorsichtig löste er den schwarzen Zylinder aus dem Hohlraum der zerstörten Puppe. Das Fleisch vibrierte ganz leicht unter seinen Fingern. Ob Sasori ihn spürte? * Der Iwa-nin missachtete seine Mühen, sein Können, wie alle anderen es auch taten. Wie hatte er etwas anderes annehmen können? Nur weil der Blonde sich auch für Kunst interessierte? Weil auch er einzig aus dem Grund sein Dorf verlassen hatte, da dort seine Kräfte nicht geschätzt wurden? Weil er sein erster Partner in dieser Organisation war, der ihn nicht versucht hatte umzubringen? Weil er seine Puppen nicht zerstörte, um ihm eine Gefühlsregung zu entlocken? Weil er nicht zu Pain rannte um seinen Rauswurf zu arrangieren, sondern sich tatsächlich Mühe gab mit ihm zusammenzuarbeiten und sich auf ihn einzustellen? Weil er so vollkommen anders war als Orochimaru oder die anderen Mitglieder? Das waren keine Gründe... Aber warum traf sie ihn dann so? * Genau... Das habe ich gedacht. Warum habe ich das gedacht? Er hat mich beleidigt... Das war es. Deidara respektiert mich nicht, er verachtet mich. Aber das war nicht immer so, oder? Ich will nicht, dass es immer so war! * „Ich bin kein Mensch mehr, Deidara, aber auch noch nicht ganz eine Puppe. Ich bin nichts von beidem“, sagte der Rothaarige. Dabei war seine Stimme leise, ernst, fast traurig und er drehte das unberührte Limonadenglas in der Hand. „Entweder seid Ihr nichts... Oder aber beides gleichzeitig. Das ist Ansichtssache, un“, erwiderte der Explosionsfanatiker nachdenklich. * Deidara zog seinen Mantel aus, obwohl der Wind und der Regen ihn frieren ließen. Er riss den Stoff auseinander und wickelte ihn vorsichtig um das, was von seinem Danna noch übrig war. Vielleicht war es schon zu spät. Nein, höchstwahrscheinlich war es schon zu spät. Aber höchstwahrscheinlich war nicht wahrscheinlich genug. * So war es... Aber er hatte Unrecht. Ich habe es nie geschafft, all meine Gefühle zu verdrängen. Letztendlich konnte ich nicht ganz zur Puppe werden. Aber ich war auch kein Mensch mehr... oder? Ich weiß, dass ich nie einer sein wollte. Menschen sind scheußliche Kreaturen, voller niederer Bedürfnisse. Alle? * Entschlossen und verlangend presste sich seine warme Zunge gegen Sasoris geschlossene Lippen, drückte sie schließlich auseinander und brach in seine Mundhöhle ein. Er durchforschte sie, raubte sie aus und machte jeden Gedanken an Gegenwehr in ihm zunichte. Der Explosionsfanatiker schaffte es durch Sasoris mangelnde Konzentration, einen seiner Arme zu befreien. Er packte seinen Meister an dessen Shirt und zog ihn zu sich herab. Seine Augen waren geschlossen und er hörte nicht auf ihn zu küssen, immer wieder und mit immer mehr Verlangen. Ein leises, wohliges Stöhnen entkam der Kehle des Jüngeren und er wurde noch leidenschaftlicher. * Ja. Definitiv alle! Wieso zum Teufel hat Deidara mich geküsst!? Verdammt, jetzt kann ich gar nicht mehr klar denken! Was ist hier los!? Ich glaube noch immer, seine Berührungen zu spüren... * Deidara wollte nichts wie weg. Er wusste aber nicht, was genau er anstellen sollte, um seinen Meister zu retten. Einem Gefühl folgend hatte er die leblose Hülle Sasoris, die an die Felswand genagelt worden war, abgenommen. Er sammelte etwas von seinem verbliebenen Chakra und erschuf einen Falken aus weißem Lehm. Genau wie eben noch den Kazekagen, rollte er jetzt die Puppe in dem Schwanz ein. Nachdem er aufgesessen war, erhob sich die Figur in die Lüfte. Die zitternde Bewegung in dem Kleiderbündel wurde schwächer. Sofort schob Deidara den Stoff beiseite. Das Herz, wie er es in Gedanken nannte, hatte eine kränkliche Farbe angenommen. Was, wenn die Klingen, die es verletzt hatten, vergiftet gewesen waren? Er wusste in welchem Teil der Marionette, die er mitgenommen hatte, eine Reihe von Giften und Gegengiften war, aber was tödlich und was heilend war, wusste er nicht. Dennoch besaß er ein Mittel, von dem er sich sicher sein konnte, dass es wirkte. Das kleine Fläschchen, das Sasori ihm gegeben hatte, als sein Arm zerquetscht worden war. Deidara holte die Tinktur hervor. Vorsichtig schraubte er das Gefäß auf, tränkte einen Stofffetzen damit und rieb vorsichtig über die blutende Stelle im Herzen seines Meisters. * Deidara liebt mich... Ich weiß nicht warum, aber ich muss das akzeptieren. Und ich muss akzeptieren, dass ich geneigt war, seinen Verführungen nachzugeben. Aber ist das nicht eigentlich egal? Wir beide sind in den Augen der anderen doch nur insofern wichtig, dass wir Akatsuki angehören und den Dörfern Scherereien machen. Wenn sich jemandem die Gelegenheit ergibt, einen von uns zu töten, wird er das auch machen, anstatt sich damit aufzuhalten, über die Möglichkeit eines Verhältnisses zu spotten. Wieso habe ich ihm dann nicht nachgegeben? Woher nahm ich die Kraft, ihm zu widerstehen? ...ich denke, ich weiß es jetzt. Ich habe ihn einfach nicht geliebt. Ich schätzte ihn als Freund, als Kameraden, aber ich erwiderte sein Gefühle nicht. Ich war der festen Überzeugung, nicht gut genug für ihn zu seine, aber erst jetzt erkenne ich warum: Nicht, weil ich keinen menschlichen Körper habe oder weil ich ein Verräter und Mörder bin. Nun ja, nicht nur. Hauptsächlich wohl eher deswegen, weil ich ihn nicht liebte, aber genug Zuneigung zu ihm verspürte, dass ich nicht wollte, dass er mit jemanden zusammen sein musste, der nur vortäuschen konnte, seine Gefühle zu erwidern. Es ist nicht so, dass ich nicht lieben kann. So dumm bin ich nicht, zu glauben, nur weil ich keine Hormone mehr besitze, könnte ich keine Gefühle entwickeln. Okay, ich habe es lange Zeit behauptet... aber es stimmt nun einmal nicht und tief in meinem Innersten wusste ich das auch immer. Aber Liebe kann man nicht erzwingen und es reicht auch nicht, jemanden lieben zu wollen. Es kommt einfach so. Und bei mir kam es eben nicht. Und es wird auch in Zukunft nicht kommen. Ganz abgesehen davon, dass ich gar keine Zukunft mehr habe. * Gegen Abend erreichte Deidara eines der Verstecke der Organisation, die weniger benutzt wurden. Er hätte ein näher gelegenes nehmen können, doch er wollte nicht, dass Zetsu oder Tobi ihm folgten. Das Versteck lag im Keller einer verlassenen Tempelruine. Es war nur ein einzelner Raum, aber das genügte Deidara. Der Iwa-nin trug die Marionette in das Gewölbe und durchsuchte sie. Schnell hatte er eine Reihe von Schriftrollen gefunden, darunter auch die, die die komplette Werkstatt des Akasuna beinhaltete. Er aktivierte die Schrift mit seinem Chakra und einen Moment später hingen die Wände voller Waffen, Werkzeuge und unfertiger Puppen. Deidara runzelte die Stirn. Jetzt wurde es ernst. Wie genau sollte er seinem Meister Lebensenergie zurückgeben? Allein das Heilmittel würde nicht ausreichen. Er musste vorsichtig sein, nicht das ihm Sasori unter den Händen wegstarb. Schließlich beschloss er, ein paar Varianten einfach auszuprobieren. Sasori war schwer verletzt und hatte eine Menge Blut verloren. Vielleicht könnte er ihm die verlorene Flüssigkeit zurück geben? Der Blonde trieb eine große Schüssel auf und legte den Klumpen Fleisch vorsichtig hinein. Das Ganze kam ihm irgendwie komisch vor, auch wenn ihm ganz und gar nicht nach Lachen zumute war. Okay, was jetzt? Er brauchte Blut. Einen Blutspender. Irgendeine Leiche. Verdammt, aber er konnte Sasori doch jetzt nicht einfach allein lassen! Seufzend griff Deidara nach einer Klinge. „Dafür seid Ihr mir was schuldig, no Danna, un.“ * Ich bin so müde... Wenn ich noch so viel fühlen kann, muss ich auf irgendeine Weise noch am Leben sein. Aber ich bin so schwach. Vermutlich dauert es einfach eine Weile, bis ich endlich gehen kann. Aber wie lange denn noch? Ich habe mit meinem Leben doch schon abgeschlossen! Es tut mir Leid, dass ich Deidara zurücklassen musste, aber es war meine eigene Entscheidung. Ich kann seine Liebe nicht erwidern und ich hab mich damit abgefunden. Okay? Also kann ich doch jetzt gehen. Soll das Sterben nicht leichter sein, wenn man keinen Lebenswillen mehr hat? Na gut, lass mich die Fakten sammeln... Mein innerer Kern braucht keine anderen Organe mehr. Solange es noch Blut und damit Chakra produziert, lebe ich weiter. Wie lange dauert es, bis er damit aufhört? Nun, vermutlich so lange, bis die Verwesung einsetzt. Himmel, verwese ich etwa gerade bei lebendigem Leibe!? Keine besonders appetitliche Vorstellung. Die Klingen sollten genug Gewebe durchtrennt haben, um die Blutreproduktion einzustellen. Es dürfte nur noch ein Rest von Chakra da sein und das ich nicht die geringste Orientierung habe, beweist, dass dieser Rest mir nicht gehorcht. Und selbst wenn das Gewebe noch intakt wäre, bin ich immerhin auch vergiftet. Wie lange wird es dauern, bis das Gift auch meine Gedanken unterbindet? Wieso kann es nicht schneller wirken? Ich bin so müde, aber ich kann nicht schlafen... * Deidara sah erschöpft auf die Wanne hinunter. Das war zu wenig Blut... Aber mehr konnte er nicht entbehren. Das Ergebnis war nicht besonders aufmunternd. Selbst die Tinktur aus Sasoris Flasche schien nichts zu bewirken. Was machte er falsch? Konnte er es wagen, kurz zu verschwinden und einen Blutspender zu besorgen? Aber was, wenn er die falsche Blutgruppe erwischte? Verdammt, warum habt Ihr mir das angetan, no Danna, un?, fragte er sich gedanklich. Ein Zucken lief durch den schwarzen Klumpen. Deidara sah genauer hin. Die arterienartigen Tentakeln, die sich an dem zylinderförmigen Gebilde befanden, bewegten sich. Tatsächlich sahen sie aus wie eigenständige Lebewesen. Und das Blut schien ihnen zu gefallen. * Ich will endlich sterben! Ich muss direkt auf der Schwelle stehen, ich fühle mich von Minute zu Minute mieser. Falls es Minuten sind... Igitt! Es ist so feucht, so schleimig... Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist kalt und unangenehm. Wie kann es sein, dass ich so etwas fühlen kann? Es sind keine gefühlten Gefühle, eher... körperliche Empfindungen. Aber ich hab doch gar keinen Körper! Ich bin doch praktisch nur noch ein einzelnes Herz. Eines, das längst zerfallen hätte sein müssen! Befindet sich dieses meine Teil etwa in irgend... einer Flüssigkeit? Als der Kampf aufhörte, hat es nach Regen ausgesehen. Verdammt, ich will nicht ertrinken! * Die Tentakeln bewegten sich immer heftiger. Deidara wertete das als positiv und beschloss schließlich, wirklich neues Blut zu beschaffen. Aber er wollte nicht einfach so los, also erschuf er einen Lehmdoppelgänger von sich, den er losschickte. Dann setzte er sich vor die Wanne und beobachtete Sasori. „Ich versteh nicht, wie Ihr Euch mit so einer Existenz zufrieden geben könnt, no Danna, un..“, murmelte er und war fast überzeugt davon, dass der Andere ihn hören konnte. * Was soll das?! Verdammte Scheiße, hat mir gerade jemand Wasser über den Kopf gekippt!? So fühlt sich das nämlich an! So eine eklige Scheiße. Das ist definitiv Regen! Kann ich nicht einmal in Ruhe meinen Frieden finden!? Da hat mich glatt jemand wach gerüttelt! Ich war diesmal wirklich drauf und dran den Sprung zu schaffen! Jetzt steht es jedenfalls fest, da will mich jemand verarschen. Wer kann das sein? Dumme Frage. Chiyo wird inzwischen tot sein, das Gör kümmert sich doch nicht um mich und Akatsuki hätte mich Zetsus Magen übergeben. Ganz klar, es muss Deidara sein. Warum kippt der Trottel mir Wasser über den Kopf!? Er sollte jetzt um mich trauern und mich begraben! Oder von mir aus auch in die Luft sprengen, ist mir egal, ich will nur endlich meine Ruhe haben! Ich hab keine Lust, noch länger auf den Tod zu warten! Ich hasse es doch, zu warten! * Na bitte, das sah doch schon mal gut aus. Genug Blut hatte er jetzt auf jeden Fall. Deidaras Lehmdoppelgänger entsorgte die Leiche des bedauernswerten Wanderers und verschwand dann. Sasori schwamm inzwischen in rotem Lebenssaft. Alle zehn Minuten nahm Deidara ihn heraus und rieb das Fleisch mit dem Heilmittel ein. Mit der Zeit schienen sich dunkle Schlieren von der Wunde zu lösen. Deidara vermutete, dass der 'Körper' das Gift instinktiv ausstieß und schöpfte die Flüssigkeit ab. Die Tentakel zuckten jetzt immer wieder und über die Zeit beobachtete der Iwa-nin tatsächlich, dass der Blutspiegel ein ganz klein wenig sank. „Na bitte, un. Ich krieg Euch schon wieder hin, un“, flüsterte er und strich zärtlich über die schwarze Haut. * Ich bin schon wieder müde. Aber es ist anders als eben... Eher, als würde ich wirklich Schlaf brauchen. Nicht, als wenn ich gleich in Ohnmacht falle. Ob Deidara wirklich in der Nähe ist? Es ist irgendwie beruhigend, das anzunehmen. Aber warum ist er hier? Versucht er etwa, mich zu retten? Indem er mich mit Wasser überschüttet? Nun, ich fühle mich wirklich schon etwas stärker als zuvor, was eigentlich irrational ist, wenn ich gleich sterbe. Was tut der Depp nur wieder? Verdammt... ich vermisse ihn. * Die Tage vergingen. Deidara hockte Tag und Nacht vor der Wanne oder lief in der Werkstatt auf und ab. Er wollte Sasori keine Sekunde aus den Augen lassen und ließ seine Lehmdoppelgänger regelmäßig neues Blut heranschaffen, was immer schwieriger wurde, da scheinbar bekannt geworden war, dass der Pfad unsicher war. Einmal stieß er sogar auf ein kleines Ninja-Team, dass den Auftrag hatte, die Ursache dafür herauszufinden. Er bedauerte, sie gesprengt zu haben, weil so ihr Blut verloren war. Wenn er nicht vor dem Herzen saß und leise auf seinen Meister einredete, suchte er in der Werkstatt nach Aufzeichnungen über die Kunst des Marionettenbaus. Einige Puppen waren fast vollständig und er wollte sie so umbauen, dass Sasori, wenn er stark genug war, einen Körper zum beziehen hatte. Während er die komplizierten Skizzen und Vorgehensweisen anfing zu studieren, wuchs sein Respekt vor seinem Meister. Dass der sich das alles merken konnte! Er hatte schon Probleme, es überhaupt zu verstehen. Viele Passagen waren mit Fachbegriffen nur so gespickt und hörten sich an wie chinesisch rückwärts. Deidara schlief so gut wie nie. Unter seinen Augen hatten sich bereits tiefe Ringe gebildet, doch er arbeitete unermüdlich weiter. Manchmal saß er einfach nur stundenlang vor der kleinen Wanne und redete leise mit dem Klumpen Fleisch. Am Anfang war ihm das noch dämlich erschienen, weil das Teil keinerlei Anstalten machte, ihn hören zu können. Mit der Zeit aber lernte er die Monologe zu schätzen. Endlich einmal konnte er sich alles von der Seele reden, was ihn irgendwie belastete – und das war eine Menge. Manchmal lag das Herz so still da, dass Deidara Angst hatte, es könnte ganz aufgehört haben zu schlagen. Doch nach einer Weile fing es immer wieder an zu vibrieren und er nahm einfach an, dass Sasori sich nur ausruhte und Kraft schöpfte. Die Wache über den einzig menschlichen Kern seines Meisters wurde zu einer wahren Besessenheit. Einmal kam ein Postfalke mit einer Nachricht von Pain, er solle endlich seinen Missionsbericht abgeben und wieder aus seinem Loch hervor kommen. Deidara verbrannte den Brief und missachtete die Anweisung. Fast rechnete er damit, dass demnächst ein Akatsuki bei ihm auftauchen würde, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, aber nichts dergleichen geschah. Vielleicht hatte Zetsu dem Leader berichtet, dass er in Trauer war. Sollte er ruhig. Es war ihm wirklich vollkommen egal. Dann aber geschah eines Morgens etwas, das den Tagesablauf des Blonden unterbrach. Deidara saß auf einem Stuhl vor dem Tisch mit der Wanne und döste vor sich hin. Die Schlaflosigkeit hatte ihm schwer zu schaffen gemacht und sein Körper war kraftlos. Da schreckte ihn ein Geräusch auf. Sofort war er hellwach und sah sich panisch um. Was, wenn ein Feind hereingekommen war? Niemand durfte wissen, was er hier machte, die Gefahr für seinen Meister wäre viel zu groß! Dann bemerkte er die Ursache des Geräusches: ein skalpellartiges Messer, das in der Tischplatte gesteckt hatte, hatte sich gelöst und war zu Boden gefallen. Deidara atmete auf. Es war doch niemand gekommen. Aber Moment: Warum hatte sich die Klinge gelöst? Er erinnerte sich genau, sie fest in das Holz gerammt zu haben, nachdem er gestern den Marionettenkörper für seinen Meister fertiggestellt hatte. Das Messer hatte sich unter den versteckten Waffen nicht mehr unterbringen lassen. Klonk. Deidara fuhr herum. Ein Werkzeug, das Sasori irgendwann einmal an der Wand befestigt hatte, war heruntergefallen. Der Iwa-nin runzelte die Stirn. Einen Moment später kippte eine Schale mit Nägeln ganz in der Nähe um und ihr Inhalt ergoss sich über den Boden. Die Tür zu dem Keller knarrte, schwang auf, krachte gegen die Wand und fiel wieder ins Schloss. Die kostbaren Gläser mit Giften und Gegengiften auf den Regalen klirrten und stießen immer wieder gegeneinander. Es war, als würde auf einmal ein Poltergeist hier sein Unwesen treiben. Und in all dem Durcheinander stand die Wanne mit dem Herz darin, die Tentakeln peitschten hin und her und das Blut blubberte vor sich hin. Deidara begann zu lächeln. Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen und schließlich lachte der Akatsuki laut auf. „Ich hab es geschafft, un!“, rief er aus und warf freudig die Arme in die Höhe. „Ich hab es geschafft!“ * Bestimmt rennt er gerade wie ein Bekloppter durch die Gegend. Hah! Ich würde nur zu gerne sein Gesicht sehen. Der Kerl hat es sich aber auch schwer gemacht. Er muss ja Tag und Nacht wach gewesen sein... Aber es hat sich ja gelohnt. Er hat tatsächlich das Unmögliche geschafft, er hat mich am Leben erhalten und mir genug Kraft gegeben, dass ich mich regenerieren konnte. Deidara... Wie sehr musst du mich lieben? * Sasori konzentrierte sich darauf, mit seinem Chakra die Gegenstände im Raum zu ertasten und sie zu bewegen. Es kostete ihn einige Anstrengung, aber es ihm gelang ihm. Deidara war ihm in letzter Zeit so nah gewesen, dass der Akasuna eine Überempfindlichkeit ihm gegenüber entwickelt hatte. Wann immer seinen Partner starke Gefühle heimsuchten spürte er dies – und es war häufig dazu gekommen. Manchmal hatte sich der Suna-nin absichtlich darauf konzentriert, seinen Herzschlag etwas herabzusetzen, um die Reaktion des Anderen zu spüren. Einerseits natürlich ein wenig um ihn zu ärgern. Andererseits war es auch irgendwie schön, zu wissen, dass sich jemand um einen sorgte – denn Deidara geriet dann jedes Mal vollkommen aus dem Häuschen. Plötzlich spürte Sasori, wie Deidara ihn berührte. Ohne die menschliche Haut, ohne ihn sehen oder hören zu können, war das ein höchst seltsames Gefühl. Am Anfang war er für solche Empfindungen zu schwach gewesen, aber jetzt spürte er es genau. Es war ein äußerst intimes Gefühl. Es war, als würde der Jüngere ihn überall zugleich berühren, als würde er ein Stück weit eins mit ihm werden. Die starken Emotionen des Blonden schwappten auf den Suna-nin über und er hatte das Gefühl, die Privatsphäre des Iwa-nin auf Übelste zu verletzen. Natürlich hatte Deidara kein Ahnung, was er da tat. Er hatte ja selbst nicht gewusst, dass solche Reaktionen möglich waren. So war er relativ froh, als der Akatsuki ihn aus seinem Bad hob und... Ja, was tat er da? Verwunderung, Unglaube und ein kleines Bisschen Stolz machte sich ihn ihm breit, als er die vertraute Maserung von Holz um sich herum spürte. Deidara musste ihn in den Korpus eine Marionette gesetzt haben. Doch woher hatte er diese? * Deidara zitterte heftig. Er hoffte inständig, dass es noch nicht zu früh war. Aber wenn Sasori schon wieder Chakrafäden benutzen konnte, müsste er doch auch eine Puppe lenken können, oder? Der perfekt ausgemessene Hohlraum umfasste den menschlichen Kern vollkommen. Die Puppe war nur grob gefertigt. Deidara hatte zwar einige Teile, wie zum Beispiel den Kopf, von Sasoris früheren Körper eingebaut, aber die zerstörten Glieder hatte er ersetzen müssen. Leere Augenhöhlen starrten ihm entgegen. Schön sah die Marionette wirklich nicht aus. Für einen winzigen Moment befielen ihn wieder Zweifel. Sasori hatte sterben wollen. Was würde er meinen, wenn er ihn nun zurückholte – noch dazu in einen so improvisierten Körper? Doch jetzt war es zu spät. Voller Erwartung sah Deidara den Rothaarigen an. Was würde passieren? Ein Klicken ertönte. Die hölzernen Augenlider klappten langsam herunter. Nur ganz kurz, dann wurden sie wieder geöffnet. Und auf einmal war da Leben in den Augen. Klare, rotgraue Iriden glitzerten in den zuvor leeren Höhlen. Die kantigen Gesichtszüge der Puppe wirkten auf einmal weich und jugendlich. Das rote Haar schien greller zu strahlen und mit einer anmutigen, fließenden Bewegung setzte sich die Marionette aufrecht hin. Deidara hockte mit offenem Mund vor der Gestalt und wagte nicht zu sprechen. Sasori lebte! Er lebte wirklich! Alle Zweifel wieder vergessen betäubte ihn eine dumpfe Glückseligkeit. Ja, er war egoistisch genug, sich über seinen Erfolg zu freuen. Der Akasuna zeigte keine Missbilligung darüber, wieder unter den Lebenden zu weilen. Vielmehr schenkte er seinem Partner überhaupt keine Beachtung. Langsam hob er die Hand und betrachtete sorgsam die einzelnen, deutlich erkennbaren Glieder und Gelenke. Sein Blick wanderte über seinen Oberkörper. Er hatte eine andere Farbe als der Rest des Korpus, weil er aus anderem Holz gefertigt war. Unterkörper und Beine verbargen die für Akatsuki typische Ninjahose. Langsam hob er den Blick wieder und sah seinen Partner nun direkt an. „Deidara...“, hauchte er und seine Stimme klang kratzig. Er hatte sie lange nicht mehr benutzt. „Das ist... eine verdammt schlechte Arbeit, hörst du? So eine miese Marionette hab ich noch nie gesehen.“ Damit war das Eis gebrochen. Deidara konnte nicht mehr an sich halten. Die Erleichterung und Freude seinen Meister wieder zu haben, schlug über ihm zusammen, während gleichzeitig eine unglaublich große Last von ihm abfiel. Der Blonde stürzte nach vorn und umarmte Sasori stürmisch. Tränen standen ihm in den Augen und er presste sich fest gegen den hölzernen Körper. Offensichtlich überrumpelt brauche Sasori einen Moment, sich zu sammeln. Dieses Zögern nutzte der Blonde aus, zu sagen, was er unbedingt loswerden wollte, bevor ihn der Mut dazu wieder verließ: „Ich bin so froh, dass Ihr wieder da seid, no Danna, un“, flüsterte er erstickt. Eine Hand strich ihm zaghaft über den Rücken. Ganz vorsichtig, als hätte er Hemmungen, ihn zu zerbrechen, erwiderte Sasori die Umarmung. Diese kleine Geste allein wog all die Bemühungen auf, die der Iwa-nin in den letzten Tagen unternommen hatte. Deidara schluchzte leise auf. Dieses eine Mal schämte er sich nicht seiner Tränen. Sasori sollte ruhig wissen, wie sehr ihn die ganze Sache mitgenommen, wie sehr er ihn verletzt hatte und wie erleichtert er jetzt war. Er hatte es geschafft. Er hatte es wirklich geschafft! Sasori war wieder bei ihm. Kapitel 6: Der Skorpion ----------------------- Hallo Leute, tut mir leid das ich erst jetzt wieder veröffentliche, aber die Schule fliegt mir gerade um die ohren. Auch hat eine Schreibblockade das Vorranschreiten der ff verhindert, doch die hab ich jetzt überwunden! Danke für eure Geduld und viel Spaß beim lesen! XxX Deidara redete zwei Stunden lang. Er erzählte Sasori alles, von dem Gefühl, dass ihn ergriffen hatte, als er begriff, dass sein Meister geschlagen worden war, und von Zetsu und Tobi, die den Maskenträger bereits als Sasoris Nachfolger auserkoren hatten. Er berichtete, wie er auf die Möglichkeit gekommen war, Sasori wiederzubeleben, von der vielen Arbeit, dem Problem des Blut Heranschaffens und von Pains Befehl, endlich wieder seinen Aufgaben nachzugehen. Sasori wollte alles wissen und erkundigte sich immer wieder nach Details. Deidara hatte den Verdacht, dass ihn die Erzählung an sich gar nicht interessierte, sondern dass er ihm viel mehr Gelegenheit geben wollte, alles einmal heraus zu lassen. Und er war ihm dankbar dafür. Dass bei diesen Erzählungen deutlich übermittelt wurde, welcher Natur seine Gefühle für den Anderen waren, schien den Akasuna nicht zu stören. Deidara hatte sich mit dem Rücken an ihn gelehnt und während er erzählte, fuhr ihm Sasori sachte durchs Haar. Seine Finger spielten mit einzelnen Strähnen und die Nähe, die er früher so vehement abgelehnt hatte, schien ihm jetzt nichts mehr auszumachen. Irgendwann hatte Deidara geendet und jetzt brannte er mehr als alles andere darauf, Sasoris Antwort auf all die Fragen zu hören, die ihn quälten. „Danna, warum habt Ihr Euch schlagen lassen, un?“ Der Suna-nin hielt kurz inne, doch dann fuhr er fort ihm durch das Haar zu streifen. „Weißt du, Deidara, ich habe in meinem Leben versucht, etwas Bestimmtes zu erreichen. Ich wollte der Beste der Marionettentechnik sein, ich wollte der ganzen Welt beweisen, dass meine Kunst die Wahre ist. Aber die Welt interessiert sich nicht für Kunst. Mehr noch, mir kamen immer mehr Zweifel, ob ich mir nicht den völlig falschen Weg gesucht hatte, ein falscher Weg, der zu einem nutzlosen Ziel führte. Mein ganzes Leben war eine Sackgasse... Ironischerweise hast ausgerechnet du, der du als Einziger wirklich wolltest, dass ich am Leben blieb, mir das klar gemacht.“ Deidara spürte einen unangenehmen Knoten in seiner Brust. „Soll das heißen, ich hab Euch erst auf solche Selbstmordgedanken gebracht, un!?“ Sasori lachte. Ein klares, helles Lachen, auf tiefem Herzen. Deidara bekam einen Gänsehaut. „Selbstmordgedanken!Deidara, ich bin doch nicht mit der Absicht auf diese Mission gegangen, mein Leben zu beenden! Es hat sich mehr oder weniger so ergeben... Chiyo, meine Großmutter, war tatsächlich eine Herausforderung für mich. Eine Herausforderung, wie es sie nicht wieder geben wird – und ja, mir gefiel die Vorstellung, von ihr getötet zu werden. Irgendwann muss ohnehin jeder sterben und es macht einen Künstler aus, das Wie und Wann selbst zu bestimmen.“ „Ihr hättet nicht sterben müssen“, sagte Deidara leise. „Ihr seid nicht an die gewöhnlichen Gesetze gebunden. Ihr hättet ewig leben können.“ „Ja“, erwiderte der Rothaarige, „und das war ein weiterer Grund, warum ich es getan habe. Die Vorstellung, ewig auf dieser verfluchten Welt voller Hass leben zu müssen, war mir unerträglich. Die bewusste Grenze eines natürlichen Todes ist etwas ungemein Wertvolles. Nur wenige Menschen haben das bisher erkannt. Es ist eine Art Ultimatum. Bis zu dieser Zeit muss man in seinem Leben alles getan haben, was es wert ist, seine Zeit dafür zu verschwenden.“ „Und Ihr... hattet bereits alles getan?“ „Ja. Erst im Augenblick meines vermeidlichen Todes hat sich mir ein vollkommen neues Spektrum an Möglichkeiten offenbart. Von da her“, Sasori senkte sein Kinn auf Deidaras Schulter und sah in eine unbestimmte Ferne, „bin ich dir dankbar, dass du mich zurück geholt hast.“ Deidara drehte sich zu ihm um. Er lächelte den Rothaarigen an, denn diese simplen Worte bedeuteten ihm sehr viel. „Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr Euch nie wieder in eine solche Gefahr begeben werdet, un“, forderte er leise. Sasori nickte bedächtig. „Ich verspreche es. Schließlich“, er lächelte leicht, „habe ich mir noch ein paar Dinge vorgenommen zu tun.“ „Und was wären das für Dinge?“ Der Akasuna strich ihm sanft durch das blonde Haar. „Das hier zum Beispiel“, sagte er leise und legte seine Lippen sanft auf Deidaras Mund. Der Blonde hielt für einen Moment ungläubig den Atem an. Er konnte nicht ganz begreifen, dass das hier wirklich geschah – doch dann erwiderte er den Kuss zärtlich und ein Kribbeln lief durch seinen gesamten Körper, als der Suna-nin ihn näher zu sich zog. Vor Glück wurde ihm beinahe schwindelig. Ob Sasori ihn nun liebte oder nicht, eins war sicher: Er akzeptierte ihn endlich und war bereit, ihm eine Chance zu geben. Mehr als bereit. * In den nächsten Tagen fiel Sasori deutlich in die Rolle des Meisters zurück. Er baute seine Puppenwerkstatt wieder auf, überfiel einsame Wanderer und schuf sich neue Menschenpuppen, baute sich einen neuen, verbesserten Körper aus eine der Leichen und verfeinerte die Waffen und Techniken seiner verbliebenen 195 Marionetten. Dass er es innerhalb knapp einer Woche schaffte, seine Autorität und seine alte Stärke zurück zu gewinnen, lag wohl vor allem an Deidaras – nicht ganz freiwilligen – Hilfe. Sasori hatte immer eine Aufgabe für ihn und scheuchte ihn herum, so dass sich der Iwa-nin sehr an die Zeit zurück erinnert fühlte, als der Akasuna ihn noch regelmäßig vergiftet hatte. Doch die seltenen Dankesworte und sanften Berührungen, die er im Gegenzug erhielt, glichen die Sache für ihn vollkommen aus. Mit dem neuen Körper, den Sasori sich geschaffen hatte, sah er noch besser aus als ohnehin schon. Nur Kopf und Oberkörper waren auf Holz, die Arme waren ein wenig umgebaut worden, aber ansonsten hatte er den Menschen, dem dieser Körper früher einmal gehört hatte, nicht verstümmelt. Obwohl Sasori ihm gegenüber mehrmals erwähnt hatte, für wie schlecht er die Menschheit hielt, wollte er sich jetzt wieder selbst einen Menschen nennen – und Deidara wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas mit dieser Entscheidung zu hatte. Seinetwegen hätte er das jedoch wirklich nicht tun müssen – war sein künstlicher Körper doch die beste Verteidigung, die er im Nahkampf hatte. Dennoch war er sich stets mit voller Macht bewusst, dass sein Danna jede noch so kleine Berührung seinerseits spüren konnte, dass das, was er berührte, tatsächlich menschliche Haut war. Am achten Tag nach seiner Wiederbelebung erklärte Sasori die Reparaturen für beendet. Am Abend berieten sich die beiden darüber, wie es in Zukunft weiter gehen sollte. „Hab ich das richtig verstanden, dass Akatsuki noch nicht weiß, dass ich bei dem Kampf nicht umgekommen bin?“, erkundigte sich der Akasuna. Deidara nickte. „Ich wusste ja selbst nicht, ob ihr es schaffen würdet, un... Pain hat einmal eine Nachricht geschickt, ich solle mich wieder an die Arbeit machen, aber mehr ist nicht passiert, un.“ Sasori legte entspannt den Kopf in den Nacken. „Das ist gut. Ich habe nämlich nicht vor, mich der Organisation wieder anzuschließen.“ Der Blonde sah ihn überrascht an. „Nicht?“ „Mir hat nie etwas daran gelegen und ich bin schon seit einiger Zeit der Meinung, dass Akatsuki zu starke Gegner hat. Konoha und die anderen Dörfer werden sich jedes Mitglied einzeln vornehmen, bis niemand mehr übrig ist. Pain wird sein Ziel nicht erreichen.“ Deidara senkte nachdenklich den Blick. „Wir könnten gemeinsam von der Bildfläche verschwinden. Ich mach ja ohnehin nicht freiwillig bei der Sache mit.“ Sasori schüttelte den Kopf. „Niemand weiß, dass ich noch lebe und sie haben mir meinen Ring genommen. Es gibt niemanden, an den ich die Organisation hätte verraten können und solange ich mich ruhig verhalte, werde ich kaum Probleme bekommen. Aber du... Du musst bleiben, Deidara.“ „Warum?“, fragte der Angesprochene ärgerlich. „Ganz einfach: Sie werden dich töten, wenn du es nicht tust. Und ich kann dich nicht dein ganzes Leben lang beschützen. Es ist nicht einfach, aus einer solchen Organisation auszusteigen und mir wird es auch nur vollständig gelingen, wenn es keinen Beweis gibt, dass ich noch lebe.“ Deidara dachte über diese Worte nach, doch so sehr er auch einen Ausweg suchte, ihm wollte keine andere Lösung einfallen. „Aber... Ihr werdet mich doch nicht verlassen, oder, Sasori no Danna, un?“ Die Mundwinkel des Rothaarigen zuckten. „Nein, ich werde deine Schritte verfolgen und mich stets in Reichweite halten. Doch ich werde vermutlich nicht allzu oft mit dir in Kontakt treten, damit von meiner Existenz nichts bekannt wird. Du wirst mehr Zeit haben, wenn ihr den Bijuu gefangen habt, der ursprünglich für mich gedacht war und den jetzt dein neuer Partner wird fangen müssen.“ Deidara machte ein enttäuschtes Gesicht. „Bis dahin kann es dauern, un... Entweder Akatsuki gewinnt, dann werde ich mich lossagen, sobald es möglich ist, oder...“ Er sprach nicht weiter, doch das war auch nicht nötig. Es war klar, dass Pain Akatsuki niemals aufgeben würde, bevor nicht alle Mitglieder tot waren. Sasori strich seinem Partner sanft durchs Haar. „Pass auf dich auf, Deidara.“ * Als Sasori am nächsten Tag nach draußen ging, um frisches Trinkwasser zu holen, hörte er den aggressiv hohen Schrei eines Falken. Er sah sich um und entdeckte den besagten Vogel auf einer der verfallenen Mauern sitzen. An sein Bein war eine kleine Notiz gebunden. Der Akasuna streckte den Arm aus und der Falke flog auf ihn zu. Geschmeidig ließ sich das abgerichtete Tier darauf nieder. Sasori strich dem Vogel über die samtenen Flügel, woraufhin dieser freundschaftlich an seinem Finger knabberte. Der Rothaarige kannte diesen Boten – es war ein sanftmütiges Tier und eines der schnellsten, die Akatsuki zur Verfügung standen. So waren ihm von dem Falken schon öfters Nachrichten überbracht worden. Die Notiz war an Deidara gerichtet. Da die Falken darauf abgerichtet waren, niemand anderen als den Mitgliedern der Organisation zu vertrauen, war für gewöhnlich die Gefahr nur gering, dass Befehle in die falschen Hände gerieten. Trotzdem war der Befehl verschlüsselt und beinhaltete auch lediglich die Aufforderung, sich bei Pain zu melden. Sasori ließ den Falken frei und ging in den Keller der Ruine zurück. Darin saß Deidara an seinem Werktisch und widmete sich seit Langem mal wieder der Herstellung seiner explosiven Substanzen. Wie beiläufig ließ der Rothaarige den kleinen Zettel vor seinen Partner fallen. Der Explosionsfanatiker runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die geschwungene Handschrift Pains. Dann fuhr er fort, seinen Lehm zu formen. „Du hast dich lange nicht mehr deinen Aufgaben gewidmet“, stellte der Rothaarige leise fest. „Ich werde nicht hingehen, un“, erwiderte Deidara, ohne den Blick zu heben. „Doch“, widersprach er ihm, „hör dir wenigstens an, was er zu sagen hat.“ Der Blonde senkte für einen Moment den Blick. Dann straffte er die Schultern und erhob sich. Einen Augenblick standen sie sich gegenüber. Dann beugte sich Deidara leicht vor, zögerte, gab ihm Zeit zurückzuweichen, und hauchte ihm schließlich einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann sah er ihm noch einmal mit ungewöhnlich ernster Miene in die Augen und wandte sich schließlich ab. Sasori sah ihm nachdenklich hinterher. Deidara benahm sich... merkwürdig. Nicht wirklich abweisend, aber auf eine Art verschlossen, die ihm nicht gefiel. Etwas bedrückte ihn und er hatte das Gefühl, dass es etwas mit Pain zu tun hatte. Wahrscheinlich wollte er wirklich nicht weiter in der Organisation bleiben, nahm es ihm vielleicht sogar übel, dass er es ihm ausgeredet hatte. Seit einigen Tagen schien es dem Akasuna, als sei Deidara bestrebt, ihr Zusammenleben auf eine andere... Ebene auszuweiten. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, der Blonde versuche, sich wie in einer echten, einer richtigen Beziehung zu verhalten. Aber was sie pflegten, war nun mal keine normale Beziehung. Sie waren zwei gesuchte Verbrecher, die einem perversen und unnormalen Begehren nachgingen. Jedenfalls war es das, was alle in ihnen sehen würden. Sasori seufzte leise und wartete ungeduldig auf Deidaras Rückkehr. Sicher nahm er gerade Kontakt zu ihrem Leader auf. Nein... zu seinem Leader. Er selbst gehörte nun nicht länger dazu. Kurz durchfuhr ihn ein Stich des Bedauerns. Es hatte etwas durchaus Befriedigendes gehabt, wenn alle sofort beim Anblick der roten Wolken auf seinem Mantel vor Angst erstarrten. Nun hatte er nicht länger das Recht, diesen Mantel zu tragen. Doch wirklich vermissen tat er es nicht. Da war jetzt kein Zwang mehr, er war frei zu tun und zu lassen was er wollte. Als Künstler war ihm das sehr wichtig. Außerdem brauchte er nicht mehr so sehr darauf achten möglichst bedrohlich zu wirken. Auch auf Deidara nicht. Er bemühte sich nicht, sich zu verstellen, er war endlich offen und als Folge dessen merkwürdig gelassen. Deidara hatte des Öfteren versucht, ihn mit zarten Berührungen und gelegentlichen Küssen zu verführen. War sein Blick dann nicht getrübt vor Leidenschaft, so betrachtete er ihn wie etwas sehr Kostbares, Zerbrechliches. Wie einen Traum, der jeden Augenblick zerplatzen könnte wie eine Seifenblase. Doch Sasori achtete sehr darauf, den Anderen doch nicht zu sehr zu ermutigen. Er wollte sich nicht zu irgendetwas gezwungen fühlen, wollte das Gefühl haben, tatsächlich frei entscheiden zu können. Er wollte nicht seiner Gefühle wegen von Deidara abhängig sein und so erwiderte er viele seiner vorsichtigen Annäherungen nicht. Andererseits freute sich der Explosionsfanatiker jedes Mal über alle Maßen, wenn er von sich aus einen Schritt auf ihn zu tat. Selten, aber eben doch manchmal, kam es vor, dass Sasori seinem Partner einfach nicht widerstehen konnte. Für gewöhnlich hatte er sich im Griff, doch das ein oder andere Mal ergriff eben auch ihn die Leidenschaft. Dann hatte Deidara, gelinde gesagt, keine Chance. Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass er Deidara nicht liebte. Seine Gefühle waren irgendwie... anderer Natur, aber er konnte nicht sagen welcher. Dennoch hatte sich in letzter Zeit etwas zwischen ihnen verändern, etwas, von dem er glaubte, dass es vielleicht irgendwann einmal doch zu einem größeren Gefühl erwachsen könnte. Er wusste, dass Deidara sich das wünschte. Noch war er ein Freund, er mochte ihn sehr, wollte ihn beschützen und war ihm dankbar. Tatsächlich genoss er auch die gelegentlichen Liebkosungen des Blonden immer mehr. Früher hatte er sich vehement dagegen gewehrt, sich in den Iwa-nin zu verlieben. Heute war er bereit, den Dingen seine Lauf zu lassen und abzuwarten, was passierte. Vielleicht sollte es einfach so sein. Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Deidara war zurückgekehrt und hatte die Tür hinter sich zugezogen. „Ich werde nicht hingehen, un“, wiederholte er, was er schon vorhin festgelegt hatte. Ungerührt zog Sasori einen Stuhl zu sich heran und bedeutete seinem Partner – seinem ehemaligen Partner – es ihm gleichzutun. „Was hat er dir für eine Mission gegeben?“, fragte er. Deidara zögerte. „Den Sanbi zu fangen.“ Der Rothaarige runzelte die Stirn. „Das ist weder dein, noch mein Bijuu.“ „Nein. Es ist Tobis, un.“ „Ah. Tobi. Er soll mich also ersetzen?“, stellte Sasori abschätzend fest. „Euch kann man nicht ersetzen, un!“, rief der Blonde wütend aus und mit einer zornigen Geste warf er den Stuhl um, den Sasori ihm angeboten hatte. „Ah“, sagte der Akasuna und lehnte sich zurück, „das ist es also.“ Deidara zitterte vor Wut. „Ihr nehmt das einfach so hin, ja, un? Dass man mir einen anderen Partner gibt. Als wärt Ihr wirklich nicht mehr, als ein Werkzeug, yeah. Das macht mich rasend!“ Der Blonde schritt im Raum auf und ab wie ein Tiger im Käfig. „Und Ihr meint auch noch, ich soll einfach meine Klappe halten und weiter nach Pains Nase tanzen, un! Es scheint Euch überhaupt nicht zu stören, un!“ Deidara war vor ihm stehen geblieben und ließ seine Hände so heftig auf den Tisch niederfahren, dass das Möbelstück erschüttert wurde. Wut, Verzweiflung und sogar ein Funken Hass glitzerte in seinen Augen. „Hört endlich auf, Euch wie eine Marionette zu verhalten, die man ersetzen kann, un. Denn das seid Ihr nicht!“ Sasori sah ihn mit milder Überraschung an. „Ich weiß, Deidara“, entgegnete er dann leise. „Und genau das ist der Grund, warum ich Akatsuki überhaupt verlassen will.“ Er schüttelte den Kopf, als der Jüngere etwas erwidern wollte. „Mir gefällt diese Situation auch nicht. Aber ich bin realistisch. Allein kann ich mich verstecken. Und Akatsuki wird nicht hinter mir her sein, solange ich nicht gegen die Organisation arbeite.“ „Wir könnten uns auch gemeinsam verstecken, un...“ „Nein, wenn du jetzt nicht Pains Befehle befolgst und stattdessen aussteigst, ist klar, dass wir uns zusammengetan haben“, widersprach der Rothaarige ihm. „Was wäre so schlimm daran, un?“, fragte Deidara leise. Sasori stand auf und legte dem aufgewühlten Ninja die Hände auf die Schultern. Eindringlich sah er ihm in die Augen. „Deidara, für die Organisation wären wir dann zwei durchaus gefährliche Abtrünnige, die nicht auf ihrer Seite stehen, aber doch alle Geheimnisse Akatsukis kennen. Wir sind in den Dörfern nicht willkommen, wir können nicht auch noch den Untergrund gegen uns aufbringen! Versteh doch, solange du in der Organisation bist, stehst du wenigstens was die Verbrecherwelt angeht unter ihrem Schutz, anstatt dass sie hinter dir her sind.“ „Und von dort aus könnte ich auch Euch schützen, un...“, murmelte der Explosionsfanatiker. „Genau“, stimmte der Akasuna ihm zu, dem jedes Argument recht war, das Deidara zum Bleiben bewegte. „Wenn wir beide außerhalb stehen, werden sie uns jagen und uns früher oder später auch besiegen. Ich weiß, du glaubst, dass du mit jedem Gegner fertig wirst, aber die Höchsten deiner Künste, die du dazu zweifellos brauchen würdet, würden sämtliches Leben im Umkreis auslöschen – und so möchte ich dann doch nicht sterben.“ Der Blonde starrte an ihm vorbei ins Leere. Doch dann nickte er langsam. „Ihr habt Recht, Sasori no Danna, un. Aber... warum kann es nicht einfach so wie früher sein?“, fragte er leise. * Eine Stunde später war Deidara zu seiner Mission aufgebrochen. Sasori hatte seine Puppenwerkstatt wieder in einer Schriftrolle versiegelt und machte sich nun ebenfalls bereit, die Ruine zu verlassen. Er hielt es für unklug, sich als ehemaliges Akatsuki-Mitglied noch länger in einem Versteck der Organisation zu verbergen. Der Akasuna hatte sich lange mit der Frage beschäftigt, was er mit der Zeit anfangen sollte, die sein ehemaliger Partner für die Missionen brauchen würde. Keinesfalls wollte er sich wie eine Hausfrau vorkommen, die sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Ehemannes wartete. Vielmehr wollte er frei sein, frei wie ein Vogel und tun was er wollte. Nach wie vor fühlte er sich nicht in der Lage, sich an irgendetwas – oder irgendwen dauerhaft zu binden. Sei es Akatsuki oder Deidara. Auch das war ein Grund, warum er darauf bestanden hatte, dass nur der Blonde in der Organisation blieb. Sasori hatte Sunagakure verlassen und er hatte Akatsuki verlassen, aber Deidara wollte er nicht allein lassen. Deswegen wollte er mit ihm auch nicht die Art von Liebesbeziehung eingehen, die der Andere offensichtlich angepeilt hatte – denn dann würde er früher oder später auch ihn verlassen. Man könnte fast sagen, das entspräche seiner Natur. Er war der geborene Verräter... Nein, er war der Meister und er konnte niemanden dauerhaft als gleichwertig an seiner Seite akzeptieren. Aber genau das war es, was der Explosionsfanatiker von ihm verlangen würde. Seine einzige Bedingung – die Einzige, die er nicht erfüllen konnte. Aus diesen Gründen würde er seine Beziehung mit dem Iwa-nin auf einige, mehr oder weniger zufällige Begegnungen beschränken. Nur Augenblicke, in denen er sich den Gefühlen, die er ihm gegenüber empfand, hingeben konnte. Er würde den Blonden nicht zu seinem Leben machen und er wollte auch nicht, dass Deidara ihn zu seinem Leben machte. Sasori war einfach seine Unabhängigkeit wichtig. Es war immer sein Traum gewesen, ungebunden, mächtig zu sein, geachtet, respektiert. Doch die Welt gab nichts auf seine Kunst. Selbst in Akatsuki, wo er gehofft hatte, all die Kurzsichtigen auf sich aufmerksam zu machen, war er als Individuum unbedeutend gewesen. Nicht einzigartig, sondern eines von zehn Mitgliedern – und immer noch ein Werkzeug. Er hatte nichts bewegen können. Nun aber hatte Sasori noch einmal die Chance dazu. Er war ein Künstler. Er war ein Meister. Nicht nur ein Meister des Puppenspiels, sondern endlich auch Meister über sich selbst. Und das wollte er nun auch zeigen. Er wollte allen Anfängern, allen, die sich fortgeschritten glaubten, jedem jungen Marionettenspieler zeigen, wie weit es jemand bringen konnte, der es sich zum Ziel gemacht hatte, sich eines Tages Meister nennen zu können. Und er wollte verhindern, dass noch einmal ein armer Teufel denselben Weg einschlug wie er damals. Niemand, der sich nicht selbst mit diesem Zweig der Ninjakunst beschäftigt hatte, würde je erkennen, welche Opfer er gebracht, welcher Perfektion er erlangt hatte. Die Achtung die er brauchte bekam er nicht von so gegensätzlichen Charakteren wie Deidara. Der Blonde konnte ihm Glück und Hoffnung geben, konnte seinem Leben Sinn und seiner freien Zeit Zerstreuung geben – nicht aber das Gefühl, seine letzte Bestimmung gefunden zu haben. Sasori wollte erstmals wieder unter Leuten sein, die dieselbe Leidenschaft wie er pflegten. Es hatte erst Deidaras verwirrende Gefühlsausbrüche gebraucht, bis er erkannt hatte, dass seine Kunst es tatsächlich wert war, geachtet zu werden. Und damit war auch das Ziel seiner Reise klar. Denn an welchem Ort versammelten sich die Marionettenspieler aller Welt, wo wurden sie ausgebildet, wo suchten sie nach der Vollendung ihrer Kunst? In Sunagakure. * „Jaaahh! Endlich ist Tobi ein Mitglied! Er wird seinen Job gut machen, oh ja, das wird er! Tobi is a good boy!“ Deidara fuhr sich gestresst durch die Haare. „Echt mal, Tobi, wenn du es in nächster Zeit irgendwie mit mir aushalten willst, dann halt jetzt deine beschissene Fresse, un!“ „Du bist schon wieder so gestresst, Deidara-sempai. Aber Tobi weiß, was dir fehlt.“ Der Maskierte baute sich demonstrativ vor ihm auf und hielt einen Finger in die Höhe. „Möglichkeit eins: Du brauchst einen richtig guten Kampf, oder“, er hielt einen zweiten Finger hoch, „eine Frau, an der du dich mal ausleben kannst.“ Wut und Stress, über die Tage hinweg, in denen er den Maskierten an der Backe gehabt hatte, entluden sich nun in einem gezielten Fußtritt. „Die Frau kannst du dir sonst wohin stecken, un! Aber gegen einen Kampf hätte ich nichts, besonders wenn du mein Opfer bist, un!“ Der Schwarzhaarige hatte sich nach hinten fallen lassen, um dem Angriff auszuweichen. Jetzt setzte er sich gackernd wieder auf. „Oh, da hat sich aber was angestaut! Trauerst du etwa immer noch Sasori-san hinterher? Ich habe seine Leiche gesehen... Was hast du nur immer an ihm gefunden? Nur Holz und Metall. Sogar Zetsu hat ihn verschmäht und der ist nun wirklich nicht wählerisch, hihi!“ Das war zu viel. Mit einem Satz war Deidara bei dem Kleineren und hatte ihn im Schwitzkasten. „Wag es ja nicht, noch einmal den Namen von Sasori no Danna in den Mund zu nehmen, du wertloses kleines Stück Dreck! Un!“, fauchte er und schnürte Tobi die Luft ab. „Arrgh! Ist ja gut, ist ja gut! Tobi wird es nicht wieder machen, Tobi is a good boy!“ Nur langsam ließ der Blonde von ihm ab und der Maskierte setzte sich keuchend wieder auf. „Hah! Hätte nicht gedacht, dass du wirklich noch so an ihm hängst.“ Als Deidara erneut drohend auf ihn zu kam, hob er abwehrend die Hände. „Beruhige dich, ich sag ja schon nichts mehr!“ „Das will ich dir auch geraten haben, un! Konzentrier dich lieber auf die Mission, es ist schließlich dein Bijuu und nicht meiner!“ „Ja... genau... Der Sanbi, nicht wahr? Warst du es nicht, der die Informationen über ihn eingeholt hat? Wie wäre es, wenn du mir die langsam mal erzählst?“, sagte Tobi und rappelte sich auf. „Vergiss es, Spiralfresse! Ich seh mir lieber dein Ende an, yeah. Da ist der See, darin ist ein Monster. Mach was draus.“ Er deutete auf den spiegelglatten, unschuldig in der Morgensonne glitzernden See. Es war jetzt mehr als zwei Wochen her, dass Deidara von seinem ehemaligen Partner Sasori Abschied genommen hatte. In dieser Zeit hatte er sich eine Standpauke von Pain wegen seiner langen Abwesenheit anhören müssen, und Tobi war der Organisation beigetreten. Sie hatten ihre erste Mission bekommen und waren zum See von Moemito gereist, um den Sanbi zu jagen. Nicht eine Stunde war seither vergangen, in der Tobi ihm nicht auf den Sack gegangen war. Und nicht ein einziges Mal hatte er irgendetwas Neues von seinem Danna gehört. Tobi drehte sich um und sah auf den See hinaus. Das Ufer war ziemlich weit entfernt und nur schemenhaft konnte man die Hafenstadt Moemito dort erkennen. Der Anblick der Stadt rief in Deidara noch nicht allzu alte Erinnerungen wach. Dort, in dieser Stadt, hatte alles angefangen. Er war mit Sasori in einem Museum und am Strand gewesen. Sie hatten sich wie ganz normale Jugendliche verhalten müssen und so eine Menge über diesen Bijuu herausgefunden. Aber am meisten hatten sie über den jeweils anderen erfahren und das war der Grund, warum Deidara dieser Auftrag ewig im Gedächtnis bleiben würde. Nun war er wieder hier, aber ohne seinen Danna. Stattdessen hatte er sich mit diesem... diesem Kind zufrieden geben müssen. Ständig am rumlabern, versuchte ihn aufzuziehen und aus der Reserve zu locken. An Tobi würde er mehr Lehm verbrauchen als an dem Sanbi... Und ja, Deidara war tatsächlich gewillt, fröhlich zuzusehen, wie Tobi von diesem Biest verschlungen wurde. Gerade hatte sich der Schwarzhaarige an das Ufer des Sees begeben und trat nun auf die Oberfläche des Wassers. Deidara, der vorsorglich bereits einen seiner Tonvögel erschaffen hatte, erhob sich nun mit dessen Hilfe in die Lüfte. Als der Maskenträger bereits ein gutes Stück auf dem Wasser zurückgelegt hatte, schloss er ein Fingerzeichen zur Chakrakonzentration. „Was tust du da?“, fragte der Blonde. „Das wüsstest du wohl gerne, was? Hehe! Ich scheuchte dieses Monster da drin mal ein bisschen auf! Wie soll ich es besiegen, wenn es sich da unten versteckt?“ So ein Depp. Deidaras Explosionen waren wie geschaffen dafür, das Biest aufzuscheuchen. Sie waren Partner, da war es nur logisch, dass sie sich in solchen Situationen, in denen es sich nun wirklich anbot, die Arbeit teilten. Nicht, dass er bereit gewesen wäre, dem Schwarzhaarigen zu helfen. Aber dass dieser nicht einmal fragte, verwunderte ihn doch. Auf einmal bildeten sich kleine Wellen auf der Oberfläche des Sees. Tobi strauchelte einen Moment und an den Ufern fuhren alle Vögel gleichzeitig aus den Bäumen auf. Dann, auf einmal teilte sich das Wasser wie auf ein geheimes Kommando. Mit dem ohrenbetäubenden Geräusch von massenweise niederstürzenden Wassers erhob sich ein Berg aus Schuppen, Panzerplatten und ledriger Haut aus den Fluten. Ein grässliches Brüllen erfüllte die Luft und ein stinkender, feuchter Atem wehte wie eine Böe über Deidara hinweg. Beeindruckt starrte der Iwa-nin auf das Biest. Er hatte noch nie einem lebendigen Bijuu gegenüber gestanden – den Shukaku hatte er ja nicht zu Gesicht bekommen. Es war schon irgendwie ein prägendes Ereignis. „Wie eine riesige Schildkröte... Das ist also Sanbi?“ Der Schwarzhaarige legte den Kopf schräg. „Sieht stark aus. Ich überlass ihn dir, Deidara-senpai.“ Deidara glaubte, er traue seinen Ohren nicht. Was auch immer das für ein Jutsu war, das der Maskierte da eben angewendet hatte, um den Bijuu hervor zu locken, es musste eine verdammt große Kraft dahinter stecken. Somit hatte er auch nicht die geringsten Schuldgefühle, als er sagte: „Tobi... Du bist endlich von Akatsuki aufgenommen worden. Also machst du das jetzt gefälligst, un!“ Der Blonde ließ seinen Adler höher fliegen und einen Moment später griff der Sanbi auch schon an. Er stürzte sich auf den alleinstehenden Ninja auf dem Wasser und schien ihn für einen Moment tatsächlich verschluckt zu haben. „Uaaah! Er kommt!“, brüllte Tobi, und Deidara sah seine Gestalt aus den Wassermassen hervorschießen und zum Ufer rennen. „Diesen Wasser-Typ hätten wir lieber Kisame überlassen sollen, oder? Tobi ist hier fehl am Platz!“kreischte der neue Akatsuki, bevor der Sanbi ihn erneut angriff und ihm somit das Wort abschnitt. „Erbärmlicher Kerl...“, murmelte Deidara verächtlich. Was für einen Schwachmat hatte man ihm da denn zur Seite gestellt!? Wahrlich, wie der es in die Organisation hatte schaffen können, war ihm ein Rätsel. Und dann auch noch als Ersatz für Sasori! Nein, das konnte er wirklich nicht nachvollziehen. Eine Weile beobachtete er den Maskierten, wie er da kreischend über den See rannte. Sanbi kam immer näher. Gleich würde er den Schwarzhaarigen erwischen und das war es dann. Der Iwa-nin rutschte ein wenig auf seinem Platz hin und her. Verdammt! Diese Situation erinnerte ihn auf einmal ganz gewaltig an seine eigene, erste gefährliche Mission mit Sasori. Dort war er es gewesen, der sich im Kampf schwer getan hatte und der Rothaarige hatte nur daneben gestanden und ihm zugesehen. Das war der Ursprung seines Grolls für den Älteren gewesen. Ach was soll‘s!, dachte sich der Blonde und griff nach seinen Lehm. Er formte eine Figur daraus, die sich für Unterwasserexplosionen eignete und ließ sie in den See fallen. Kurz konzentrierte er sein Chakra und ließ das Geschöpf auf den dunklen Schatten im Wasser zurasen, den der Sanbi bildete. Als er seien Kunst in Reichweite glaubte, schloss er sein Fingerzeichen. „Art is... a Bang! Katsu!“ Die Explosion war eigentlich nur klein... Aber die riesigen Mengen an Wasser, die wie eine Fontäne nach oben schossen, sahen schon zufriedenstellend aus. Gerade noch so konnte man eine schreiende, schwarzgewandete Gestalt erkennen, die sich aus den Fluten rette. Zugegeben, auf seinen neuen Partner hatte er nicht besonders Acht gegeben. * Kankuro schritt die Reihen der jungen Ninja entlang, die es in den letzten zwei Jahren zum Chu-nin geschafft hatten. Den ganzen Tag lang hatten diese Suna-nin gegeneinander gekämpft und sahen dementsprechend fertig aus. Kankuro hatte diesen Wettstreit auf Befehl seines Bruders, des Kazekage, überwacht. Während es in der Chu-nin-Prüfung neben der Kampfkraft auch darum ging, die Moral und das Teamwork der Ninja zu testen, war die Jou-nin-Auswahl ein reines Tournier. Der Sieger bekam diesen Titel mit Sicherheit zugesprochen, aber auch die Anderen konnten befördert werden, wenn sie besondere Fähigkeiten zeigten. Doch das diesjährige Ergebnis machte Kankuro stutzig und besorgte ihn auch ein wenig. Der Sieger war ein Teenager, kaum jünger als er selbst und hieß Tetsuna Yagoto. Er hatte kurzes, blondes Haar, ein weiches Gesicht und leuchtend grüne Augen. Ein hübscher Junge, der jedoch bekannt für seine Arroganz und deswegen eigentlich nicht sonderlich beliebt war. Er hatte sich vor zweieinhalb Jahren dafür entschieden, die Marionettenkunst zu erlernen und Kankuro selbst, der das Training der Rekruten auf diesem Gebiet gelegentlich beobachtete, war von seinen Fähigkeiten bisher nicht sonderlich beeindruckt gewesen. Tetsuna war eben mittelmäßig. Umso mehr hatte es alle überrascht, als er nicht nur gegen das Naturtalent aus Kirigakure, das beim letzten Mal an der Chu-nin-Prüfung teilgenommen hatte, den Sieg davon trug, sondern auch gegen alle Anderen. Der Junge war also gerade mal seit zwei Wochen Chu-nin und hätte an der heutigen Auswahl eigentlich gar nicht teilnehmen dürfen. Doch sein Sensei hatte ihm eine Empfehlung ausgesprochen: Es wäre doch eine nützliche Erfahrung für den jungen Ninja. Niemand hatte erwartet, dass er besonders weit kommen würde. Erst recht nicht in den Endausscheid, geschweige denn, dass er tatsächlich das Turnier gewinnen würde. Und doch war genau das geschehen. Sensei Iyoma hatte dem Sabakuno berichtet, dass Tetsuna für die Chu-nin-Prüfung sehr hart trainiert und sich weiterentwickelt hatte. Kankuro hatte die Finalrunde gesehen – die Fähigkeiten des Jungen waren etwa auf demselben Niveau wie seine eigenen, als er die Prüfung abgelegt hatte. Ein vielversprechendes Talent also. Tetsuna war ein Waisenkind. Seine Pflegemutter war eine Kunoichi der ANBU gewesen, doch sie war bei dem kürzlichen Angriff Akatsukis auf das Dorf getötet worden. Ihr Ehemann hatte sich einige Tage später deswegen das Leben genommen. Tetsuna hatte sich daraufhin sehr zurückgezogen und alle, die ihn kannten waren froh, als die Prüfung ihm neuen Antrieb zu geben schien. Und doch hatte Kankuro von einigen seiner Freunde beunruhigende Nachrichten bekommen. Der Blonde habe sich in letzter Zeit sehr verändert, war arroganter und selbstbewusster als je zuvor und begegnete den Leuten mit Misstrauen und Vorsicht. Trotzdem hatte er eine Menge neuer Freunde um sich geschart. Tetsuna hatte einige neue Techniken gelernt und sogar ein neuartiges Gift scheinbar durch Zufall entdeckt. Zudem bestand er seit Neuestem darauf, nur noch Marionetten des traditionellen, aber auch sehr komplizierten Baustils zu benutzen. Sein Sensei hatte ihm erlaubt, einige der wohlgehüteten Schriftrollen des Begründers der Marionettenkunst zu lesen und nun kämpfte er mit den besten Modellen, die einst Akasuna no Sasori, das berüchtigte Genie der Puppenkunst, geschaffen hatte. Doch nicht wenige Ninja waren der Meinung, dass Iyona seinem Schützling zu viele Freiheiten ließ. Das passte eigentlich nicht zu dem sonst so strengen Ninja. Diese Fixierung auf die besten Werke des abtrünnigen Shinobi hatte Tetsuna bei seinen Freunden, die immer zahlreicher wurden und in ihm ein Vorbild sahen, den Spitznamen Skorpion eingebracht. Er war nun Anführer einer kleinen Bande jugendlicher Ninja, was Kankuro für ziemlich kindisch für einen Jou-nin hielt. Die meisten Teenager waren aus seiner ehemaligen Klasse – also alles Marionettenspieler. Dass die neue Generation an Puppenkünstler sich auf solche Art zusammenschloss, sich sogar einen Anführer wählte, konnte er nicht einfach ignorieren. Natürlich war es nur eine Gruppe von Kameraden und Freunden, die sich im Training unterstützten und sich gelegentlich privat trafen. Bisher. Vielleicht war es albern und übervorsichtig, aber Kankuro beschloss, den jungen Tetsuna besser im Auge zu behalten. Denn der Skorpion kontrollierte mittlerweile nicht nur seine eigene kleine Clique – auch alle anderen Jugendlichen, die Ninja waren, respektierten ihn und achteten gründlich darauf, bei dem Meister, wie er geflüstert schon genannt wurde, nicht in Ungnade zu fallen. Kapitel 7: Sanbi und Suna ------------------------- Wieder lange Pause, sorry, aber mein Combi wurde schon wieder durchgemuddelt und alle Daten waren weg... hatte ja noch ne Sicherheitskopie, aber das letzte kap musste ich mir komplett noch mal neu aus den Fingern saugen und dazu hatte ich lange zeit echt gar keine Lust. Mir ist übrigens grad aufgefallen, dass ich die Reihenfolge der Bjuu etwas durcheinander gebracht habe... Nibi müsste schon lange fusch sein, aber bei mir wird sie zusammen mit Sanbi versiegelt und der von Kisa und Ita kommt erst später – das ist wichtig für die Storyline, tut mir leid. XxX „Ich hab‘s geschafft!“, rief Tobi aus und streckte die Arme in die Höhe. Er stand hoch erhoben auf dem Bauch des erschlafften Bijuus, der alle Viere von sich gestreckt, auf dem Wasser trieb. „Hast du das gesehen, Deidara-sempai? Mit links hab ich ihn erledigt. Tobi is a good boy!“ Deidara, immer noch auf seinem Tonadler, murrte nur etwas Unverständliches. Um genau zu sein, hatte er es eben nicht gesehen. Der Sanbi war wieder untergetaucht, der Iwa-nin hatte ihm eine ordentliche Menge explosiver Skulpturen hinterher geschickt und dann... Dann war da eine Zeit lang nur Wasser gewesen. Wasser, das empor geschleudert wurde, Wasser, das vom Himmel zu fallen schien. Von Tobi hatte er rein gar nichts gesehen, aber irgendetwas musste er tatsächlich gemacht haben. Denn obwohl die Explosionen durchaus eine Menge Kraft inne gehabt hatten, hatte er nicht geglaubt, den Sanbi damit ausschalten zu können. Dennoch lag das Vieh jetzt da, vollkommen benommen und nicht fähig, auch nur noch eines seiner monströsen Glieder zu bewegen. „Jetzt verstehst du sicher, warum ich so einen großen Auftrag bekommen habe, obwohl ich gerade erst Mitglied von Akatsuki geworden bin. Ich bin stark, oder?“ Deidara verengte die Augen zu Schlitzen. Dieser Wicht wollte doch jetzt nicht im Ernst ein Lob von ihm hören, oder!? Außerdem; was auch immer der Schwarzhaarige angestellt hatte, ohne seine Vorarbeit wäre es garantiert nicht so leicht gewesen. Dennoch ärgerte es ihn, dass Tobi nicht einen Kratzer davongetragen hatte. Wenn er sich daran erinnerte, was der Jinchuuriki des Sandes mit ihm angestellt hatte... „Nein, das war mein Werk, un! Mein Kibaku Nendo war einfach prächtig“, betonte er, doch Tobi lachte nur. „Vergiss nicht, dass ich dir geholfen habe, un! Freu dich nicht zu sehr.“ Dieses ständige Gelaber konnte er einfach nicht mehr aushalten. „Wenn du zu Akatsuki gehörst, musst du schweigsam sein und dich cool verhalten, yeah. Das ist die Kunst.“ Deidara ging in seiner Rede auf und streckte demonstrativ einen Arm in die Höhe. „Kunst ist die Leidenschaft, die aus einer ruhigen Seele nur einen flüchtigen Augenblick herausströmt und-“ „Du bist nicht besonders schweigsam, oder? Hahaha!“ Und wieder war der Schwarzhaarige zu weit gegangen. Zukunftsbewusst wie er war, hatte Deidara noch nicht alle seine Kunstwerke aus dem Wasser zurück gerufen. Eines davon explodierte nun in Tobis unmittelbarer Nähe und überschüttete den Maskierten mit kochend heißem Wasser. „Uaah! War doch nur ein Scherz!“, kreischte der Verbrühte und rettete sich auf die andere Seite des Sanbi. In diesem Moment ließ der Iwa-nin auch dort eine Bombe hochgehen. Eine Weile scheuchte er so seinen Partner hin und her, bis er müde wurde sein Chakra so unnütz zu verbrauchen und Tobis Schreie ihm in den Ohren klangen. Fast schon verzweifelt wünschte er sich die Zeit zurück, als er einfach nur in tödlicher Langeweile stumm neben seinem Danna her gegangen war. Als er seine Kunst verklingen ließ, warf sich Tobi erschöpft auf den Bauch des Bijuu nieder und klagte leise über Rückenschmerzen. Deidara beachtete ihn nicht, sondern beschwor einen zweiten Tonadler herauf und holte einige Meter Seil aus seinen Shinobitaschen. Er warf die Enden nach unten und die weiße Skulptur schnappte sie sich und flog zu dem Monster hinüber, um sie zu befestigen. Zum Glück war der See von Moemito durch einen Flusslauf mit dem Meer verbunden. Eines von Akatsukis Verstecken befand sich auf einer Insel im Ozean und war so für sie leicht erreichbar. Die beiden Nuke-nin könnten mithilfe Deidaras Kunst das Biest einfach bis dorthin über das Wasser ziehen. „Sanbi hatte keinen Jinchuuriki, deshalb war er so schwach“, überlegte Deidara laut. „Er hatte nicht genug Hirnschmalz, seine Kraft zu steuern, un.“ Der Iwa-nin sah in Erwartung eines Protests auf den Maskenträger hinunter, doch dieser erwiderte nichts. „Hey, Tobi, so schweigsam musst du auch nicht sein. Antworten sollst du schon noch...un.“ Wieder keine Entgegnung. Der Blonde sah genauer hin, und da traf ihn fast der Schlag: Dieser Depp war doch tatsächlich eingeschlafen! Zornig holte Deidara eine nicht einmal kleine Bombe aus seiner Tasche und schleuderte sie auf den Ruhenden. „Wachst du wohl auf, du vermaledeiter Blödmann!“, brüllte er über den Lärm der Explosion und Tobis Schreckensschrei hinweg. Oh Himmel, das würde noch eine lange Mission werden! * „Nun mach doch nicht so ein finsteres Gesicht, Tetsuna-san!“ Keine Antwort. „Und hör auf mich mit deinen Blicken töten zu wollen, das macht mir ja Gänsehaut!“ Wieder nichts. „Hach! Der Kazekage wird dir schon nicht den Kopf abreißen! Du wirst schon sehen, er will dich bestimmt loben, weil du in deinem Alter schon Jou-nin geworden bist.“ Nun endlich regte sich der Rothaarige. „Takuzu, wenn ich moralische Unterstützung von dir gebraucht hätte, hätte ich dich bestimmt davon unterrichtet.“ Takuzu zuckte zusammen. „Ist ja gut. Nur nicht aufregen. Mensch, wir waren doch mal die besten Freunde!“ Sein Gegenüber hob eine Augenbraue. „Ich... Ich meine, wir sind doch noch beste Freunde.“ Der Ninja begann zu schwitzen. „Nicht wahr? Ich hab doch immer zu dir gehalten...“ „Ich brauche deine Unterstützung nicht länger.“ Doch dann senkte er kurz den Blick und als er Takuzu wieder ansah, war seine Miene ein wenig weicher. „Ist schon gut, das hab ich nicht so gemeint. Aber deine Aussprüche kannst du dir wirklich sparen, ich habe nämlich keine Angst vor dem Kazekagen.“ „A-Ach nein? Oh, ähm, natürlich nicht. Ich meine, er hat sich ja auch ziemlich verändert und... Du hast wirklich keine Angst vor ihm? Obwohl er dich zu sich beordert hat... um allein mit dir zu sprechen? Ich meine, was könnte das sein was er sagen... oder machen will, was er nicht im Beisein Anderer tun kann? Außerdem geht ja das Gerücht um, Kankuro hätte dich bei ihm angeschwärzt.“ „Das ist mir egal. Hör zu, ich hab einfach nur schlechte Laune, weil ich hier schon seit einer Viertelstunde warten muss. Eine Viertelstunde!“ Takuzu zuckte mit den Schultern. „Naja, also ich wär ja froh, noch Zeit zu haben. Außerdem war es klar, dass du noch warten musst, solche Ratssitzungen überziehen halt immer mal wieder die Zeit...“ Der Rothaarige stand von der Bank auf und trat zu Takuzu hinüber, der an der gegenüberliegenden Mauer des Flures lehnte. „Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn man mich warten lässt. So etwas gehört sich nicht, nicht einmal für den Kazekagen. Und jetzt verschwinde, sie kommen gleich raus.“ Takuzu zog den Kopf ein. „Okay, okay. Wir... Wir seh‘n uns dann... Skorpion.“ Sasori sah dem schwarzhaarigen Shinobi nach, als dieser den Flur hinunter ging. Er wusste, dass er eigentlich freundlicher zu ihm hätte sein können, schließlich war Takuzu tatsächlich als Testunas bester Freund bekannt. Er hatte sich nun einmal diese Gestalt ausgesucht, um in Sunagakure unterzukommen und da musste er sich auch wie die Person verhalten, die er spielte. Es war ziemlich schwer gewesen, einen naiven, schwachen Jugendlichen zu spielen, der es noch nötig hatte zu trainieren. Schwerer jedenfalls als den Jungen zu töten, seine Leiche verschwinden zu lassen und seinen Sensei, Iyona, unter seinen Bann zu stellen. Er hatte Tetsuna ausgewählt, weil dieser ein Puppenspieler war, etwa in seinem Alter und keine Familie oder einen umfangreichen Freundeskreis besaß, den es zu täuschen galt. Natürlich war er Schritt für Schritt in seine alten Verhaltensmuster zurückgefallen, doch dies hatte er so eingefädelt, dass es wie eine verständliche Veränderung wegen dem Tod seiner Pflegeeltern aussah. Ähnlich verhielt es sich mit seinen Fähigkeiten als Künstler, diese konnte er nicht einfach so unter den Tisch kehren. Also übte er sich darin, stets nur wenige Marionetten zu benutzen und sich regelmäßig auf dem Trainingsplatz sehen zu lassen, um seine großen Fortschritte zu erklären. Unter den Jugendlichen Sunagakures hatte er eine erstaunliche Menge an Verbündeten gefunden. Wenn es ihm auch schwer fiel, ihnen irgendetwas anzuvertrauen oder ihnen ein Vorbild zu sein, so genoss er doch ihre Achtung. Aber natürlich war es klar, dass sein Sieg bei der Jou-nin-Auswahlprüfung von der Leitung des Dorfes nicht unbemerkt bleiben würde. Der Bruder des Kazekagen hatte ihn schon die ganze Zeit über so merkwürdig gemustert. Aber dass er nun zu dem ehemaligen Jinchuuriki persönlich vorgeladen wurde, hatte schon etwas Ironisches. In diesem Moment öffnete sich die Tür zu dem Ratssaal des Dorfes. Die Versammlung schien beendet. Sasori hielt sich unauffällig am Rande des Flures und beobachtete, wie die Ninja einer nach dem anderen heraustraten. Manche von ihnen warfen ihm nachdenkliche Blicke zu, aber die meisten ignorierten ihn. Dann kam der Kazekage in Sicht. Er unterhielt sich mit einem der Ratsmitglieder und Sasori erkannte Baki, der für die Verteidigung des Dorfes zuständig war. Es schien, als würde sich das Gespräch noch ein wenig hinziehen und der Akasuna fragte sich grollend, ob Gaara ihn provozieren wollte. Wenn ja, dann hatte er es hiermit geschafft. Der Marionettenspieler konnte für den Kazekagen ohnehin keine große Sympathie aufbringen – war er es doch schließlich gewesen, der Deidara so stark verletzt hatte. Dessen Wunde sollte inzwischen vollständig verheilt sein, aber die Erinnerung an seinen zerfetzten Ärmel und die zerquetschen Muskeln blieb. Natürlich war er sich darüber im Klaren, dass der Rothaarige nur seien Pflicht getan und vollkommen verständliche gehandelt hatte, als er sein Heimatdorf beschützte. Wobei dieses Dorf seiner Meinung nach einen solchen Schutz gar nicht verdiente. Als Sasori damals vor den Toren der Stadt auf seinen Partner gewartet hatte,w ar er halb krank vor Sorge gewesen. Auch jetzt fragte er sich immer wieder, wie es dem Explosionsfanatiker wohl gehen mochte, was er gerade tat und ob er es ihm verziehen hatte, dass er ihn praktisch in die Organisation zurück gescheucht hatte, die er so sehr hasste. Aber es gab nun einmal keinen anderen Weg und der Akasuna war selbst durch die Notwendigkeit, seine Tarnung aufrecht zu erhalten, so beschäftigt, dass der Iwa-nin immer öfter aus seinen Gedanknen gefegt wurde. Nun endlich kam der Gaara auf ihn zu. Mit einem Wink seiner Hand befahl er ihm, ihm zu folgen und mit unterdrücktem Misstrauen ging Sasori hinter ihm her in das Büro des Kazekagen. Dort angekommen setzte sich das Dorfoberhaupt auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch und bedeutete ihm, sich ebenfalls auf die einzige andere Sitzgelegenheit zu setzen: ein harter Lehnstuhl mit derselben Farbe wie der Sandstein, aus dem das Gebäude bestand. „Tetsuna Yagoto, richtig?“, begann der Kazekage. „Richtig“, meinte Sasori abgehackt. „Mein Bruder Kankuro berichtete mir von deiner neuerlichen Beförderung zum Jou-nin. Herzlichen Glückwunsch.“ Da kam garantiert nichts von Herzen. Sasori verabscheute solche Höflichkeitsfloskeln. Warum mussten die Leute nur immer um den heißen Brei herum reden? Er hasste es, darauf zu warten, dass sie endlich auf den Punkt kamen. „Auch bei der Chu-nin-Auswahl hattest du ja keine großen Probleme“, fuhr Gaara fort und der Nuke-nin ärgerte sich in Gedanken gründlich, dass jemand, die so viel jünger war als er, ihn duzen konnte. Bei den anderen Jugendlichen störte es ihn nicht besonders – er gehörte halt zur Tarnung – wobei er auch diesen langsam Respekt beibrachte, nun, wo er Jou-nin war. Aber dieser Kerl, das bemerkte er jetzt, war von ihm eindeutig als Gefahr eingestuft worden. Zudem glaubte er fast, dass er von ihm durchschaut worden war. Da war das etwas ganz anderes, es war wie eine Provokation, damit er etwas Unbedachtes sagen und sich überführen lassen würde. „Ich habe mir deine Akten angesehen. Noch vor ein paar Wochen hätte niemand eine so schnelle Entwicklung für möglich gehalten. Kannst du mir das erklären?“ Es schwang keine Drohung in diesen Worten mit, nur Neugier und ein gerechtfertigtes Maß an Vorsicht. „Ich habe viel trainiert“, blockte der Rothaarige ab. „Tatsächlich. Doch auch dein Training hat ungewöhnliche Züge angenommen. Du benutzt jetzt nur noch eine Art von Marionetten...“ „Es sind die Besten. Wie jeder andere Ninja auch möchte ich einmal ein großer Shinobi werden. In meiner Kindheit habe ich zu viel Zeit verschwendet... Mit weniger gebe ich mich nicht länger zufrieden.“ Das, so hoffte Sasori, würde Tetsuna an seiner Stelle sagen. Doch den reservierten, ablehnenden, geradezu eisigen Tonfall konnte er nicht aus seiner Stimme verbannen. „Die Besten, so? Erzählt man sich nicht unter den Puppenspielern, dass die besten Marionetten die sind, die aus dem Körper eines Menschen geschaffen werden?“ Ein Test. Das war sicher ein Test. Wusste Gaara etwa, dass er in Wirklichkeit den angeblich toten Sasori no Akasuna vor sich hatte? „Das ist wahr“, erwiderte er gedehnt, „doch das ist eher eine Legende. Niemand glaubt wirklich, dass es möglich ist, solche Puppen herzustellen.“ „Bis vor einigen Wochen, als es der Ältesten Chiyo und den Ninja von Konoha gelang, Sasori no Akasuna zu töten. Er hat es geschafft, er schuf Marionetten aus Menschen.“ Gaara stand auf und trat langsam auf den Sitzenden zu. „Dieser Abtrünnige wurde, trotz seiner Verbrechen, in Sunagakure immer als Genie angesehen. Seine Kunst war für viele junge Ninja ein Vorbild. Dessen Perfektion die Menschenpuppen waren.“ Aufmerksam musterten ihn die jadegrünen Augen des ehemaligen Jinchuuriki. „Auch für dich scheint er ein Vorbild zu sein, denn du benutzt nur Marionetten aus seiner Kollektion. Du hast Recht, es sind die besten. Aber sie sind auch am schwersten zu kontrollieren.“ Langsam schritt er um ihn herum. „Deine Freunde nennen dich den Skorpion und du hast dir sogar die Haare rot gefärbt. Fast siehst du aus wie er, als würdest du alle an ihn erinnern wollen. Das macht einigen Unbehagen.“ Sasori senkte den Blick. „Ich verstehe. Ihr macht euch Sorgen, ich könnte dieses Idol verehren, ohne seinen Wahnsinn zu beachten.“ Jetzt ergab alles einen Sinn. Gaara war offensichtlich der Meinung, der Tod von Tetsunas Eltern hätte den Jungen dazu angetrieben, sehr schnell sehr stark zu sein. Kurz danach war es durch Sasoris Kampf mit Chiyo offenbar geworden, dass es tatsächlich möglich war, Menschenpuppen herzustellen, was früher nur als Legende galt. Als er in Suna nämlich mit dem Bau angefangen hatte, hatten die Shinobi ihm strengstens verboten, weitere Menschenpuppen herzustellen oder jemanden in seine Kunst einzuweisen. Nun glaubte er, Tetsuna strebe darauf zu, Sasoris Kunst zu meistern und befürchtete, er könne auf die Idee kommen, ebenfalls menschliche Marionetten zu bauen. Nun, das war etwas, was er tatsächlich vorgehabt hatte. Gaara war hinter ihm stehen geblieben und er spürte seine Anwesenheit wie einen drohenden Sturm im Rücken. „Wahnsinn? Wie kommst du darauf, dass Sasori wahnsinnig war?“ „Es ist zutiefst unmoralisch, ein Menschenleben nur deswegen auszulöschen, um daraus eine Waffe zu machen“, erwiderte er das, was jungen Ninja immer wieder eingebläut wurde. „Außerdem hörte ich“, und Sasori hoffte, dass er tatsächlich die Möglichkeit gehabt haben könnte, davon zu hören, „dass er sich selbst zu einer Puppe umgebaut hat. Wie krank muss jemand sein, um so etwas zu tun?“ Und obwohl diese Worte nur der Tarnung dienten, wurde Sasori das Gefühl nicht los, dass sie aus den Tiefen seines Herzens kamen. Ja, wie krank war er eigentlich gewesen? „Das ist richtig. Sasori hat eine Grenze überschritten, die ihn seiner Menschlichkeit beraubte. Das sollte man nie vergessen, wenn man seiner Genialität gedenkt. Der Preis, dafür, dass man ihn den Meister nannte, war zu hoch.“ Mit einem Ruck wandte sich Sasori zu dem Kazekagen um. „Was soll das? Ihr redet nicht über ihn, als wäre er ein Abtrünniger, der das Dorf verraten hat. Sondern wie über ein verlorenes Talent, wie jemanden, für den man Verständnis aufbringen sollte!“ Gaaras Blick wurde ein wenig sanfter und auf einmal war er sich sicher, dass dieser Junge tatsächlich weder Sasori, noch Deidara jemals wirklich nur als Feinde gesehen hatte. Sondern als jemanden, der einfach den falschen Weg genommen hatte. Und, bei Kami, er hatte ja Recht! Er hatte ja so Recht. Sasori verstand nun, warum er trotz seiner Jugend zum Kazekage gewählt worden war. „Macht kann sehr verführerisch sein.“, sagte er weise, „Wenn man immer mehr davon anhäuft, kann man sie irgendwann nicht mehr gebrauchen. Denn es sind keine Feinde mehr da, gegen die man sie einsetzen könnte. Dann besitzt man sie nur noch... und hat nichts mehr davon.“ Der Abtrünnige erkannte die Wahrheit in seinen Worten. Das war einer der Gründe gewesen, warum er damals sehenden Auges in Chiyos Falle gelaufen war. Er hatte so viel Macht gehabt, doch jeder, der sie zu sehen bekam, den hatte er getötet. Niemand hatte davon berichten können und so hatte es ihm keine Genugtuung verschafft. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn er Verbündete auf seiner Seite gehabt hätte. Jemanden, den er beschützte und der ihn lobte, jemanden, der das, was er tat, für gut hielt. Und der es, anders als Deidara, den er zum Stillschweigen gezwungen hatte, weiter erzählen konnte. „Ich weiß, dass Sasori deine Mutter getötet hat.“ Tatsächlich? Ja, jetzt erinnerte er sich. Tetsunas Mutter war bei der ANBU gewesen und die einzigen ANBU, die bei dem Angriff auf das Dorf ums Leben gekommen waren, mussten in der Patrouille, oder in der Verstärkung gewesen sein. Und die hatte er eigenhändig ausgelöscht. „Dass du dich nicht für ihren Tod rächen kannst, muss dir schwer zu schaffen machen. Doch genau deswegen verstehe ich nicht, warum du so erpicht darauf bist, in seine Fußstapfen zu treten.“ Sasori atmete tief durch. Okay, jetzt hatte er ein Problem. Gaara klang zwar nicht anklagend, nicht einmal misstrauisch, aber von seiner Antwort würde trotzdem eine Menge abhängen. „Es spielt für mich keine Rolle, wer sie umgebracht hat. Es macht mir nur zu schaffen, dass es offensichtlich für den Angreifer so einfach war. Was ist ein Menschenleben wert, wenn es so einfach auszulöschen ist? Ich will diesen Wert erhöhen, indem ich die Meinen beschütze. Ich habe die Techniken Sasori no Akasunas studiert. Sowohl aus den alten Schriften, als auch aus den Berichten über seinen letzten Kampf. Die Erfindung der Menschenpuppen hat ein schlechtes Licht auf die Kunst des Marionettenspiels geworfen. Ich möchte beweisen, dass man damit genauso Leben retten, wie man sie vernichten kann. Ich möchte beweisen, dass nicht jeder, der solche Macht besitzt, automatisch von dem abkommen muss, was hier der rechte Weg genannt wird.“ Bei den letzten Worten biss er sich fast auf die Zunge, denn es schien ihm, als hätte er zu viel verraten. Er hatte durchblicken lassen, dass er in diesem Punkt keineswegs mit der gängigen Meinung der Suna-nin überein stimmte. Doch statt misstrauisch zu werden, musterte ihn Gaara beeindruckt. Sasori fiel ein, dass auch er als Jinchuuriki die gängige Meinung von Gut und Schlecht am eigenen Leib zu spüren bekommen haben musste. Auf einmal war die Barriere der Feindseligkeit dahin und er fühlte sich auf merkwürdige Art verbunden mit ihm. „Ja, Sasori hätte dem Dorf große Dienste erweisen können. Wenn die Ninja ihn nicht seiner Rechte beraubt und sein Talent zurückgehalten hätten, wäre er vielleicht nicht so geworden. Was geschehen ist, war nur zum Teil seine Schuld. Doch eins bleibt unumstritten: Mit Sasori no Akasuna hat Sunagakure einen großartigen Shinobi verloren. Und ich will nicht, dass so ein Fehler noch einmal gemacht wird.“ Der Nuke-nin erhob sich von dem Stuhl und sah dem Kazekagen ins Gesicht. Nicht länger als Untergebener, sondern als Gleichberechtigter. Als jemand, der genauso viel Schmerz durchgemacht hatte. „Darum braucht Ihr Euch nicht zu sorgen. Wenn ich es schaffe, auch nur annähernd an Sasoris Größe heranzureichen, werde ich diese Macht zu nutzen wissen. Ich werde sie zum Schutz des Dorfes anwenden und an die jungen Ninja weitergeben, die ich für würdig erachte. Das ist mein Traum. Das war er schon immer.“ Gaara sah ihn anerkennend an. Er schien sein Misstrauen abgelegt zu haben. Oder vielleicht misstraute er ihm immer noch, war aber überzeugt, dass er letztendlich den – zumindest für sich selbst – richtigen Weg finden würde. „Pass auf mein Dorf auf, Tetsuna. Versprich es mir. Die Menschen hier brauchen Leute wie dich.“ Sasori wollte ihm schon zunicken, doch da fiel ihm auf einmal Deidara wieder ein. Konnte er wirklich ein Versprechen geben, mit dem er Sunagakures Schutz über seine Verbindung zu seinem ehemaligen Teampartner stellte? Ja, er wollte dieses Dorf tatsächlich beschützen, wollte sich in die Reihen der Ninja eingliedern und die Jugend formen. Er wollte Gaara nicht enttäuschen. Wie aber würde er sich entscheiden, wenn Deidara Suna angreifen würde? Nun, vermutlich würde er dann ein zweites Mal zum Nuke-nin werden. Konnte er mit diesem Wissen im Hinterkopf ein solches Versprechen geben? Er hatte oft gelogen, um seine Tarnung aufrecht zu erhalten, er war nun wirklich nicht die Ehrlichkeit in Person. Aber alles, was er hier zu Gaara gesagt hatte, entsprach irgendwo im Grunde doch der Wahrheit. Diesmal wollte er wirklich bleiben. Vielleicht hatte er das nicht von Anfang an geplant, als er hierher gekommen war, doch in diesem Gespräch war ihm klar geworden, dass in diesem Dorf immer ein Platz für ihn frei sein würde. Nicht unter seinem echten Namen und seiner echten Identität, aber sein Andenken war hier trotz allem nicht verschmäht worden. Sunagakure war noch immer sein Zuhause. „Ich werde mein Möglichstes tun, um dieses Dorf zu beschützen“, versprach er leise. Er sagte mit Absicht Dorf, weil es nicht unbedingt all seien Bewohner einschloss und er sagte, dass er sein Möglichstes tun würde, in dem Wissen, dass es ihm unmöglich sein würde, einer ganz bestimmten Person weh zu tun, sollte diese jemals wieder hier auftauchen. Es war eine Sache, sein Leben im Kampf gegen die anderen Akatsukimitglieder aufs Spiel zu setzen, aber gegen Deidara würde er nicht ankommen. Wollte es auch gar nicht. Gaara ahnte etwas. Da war er sich todsicher. Doch der Kazekage sagte nichts weiter, als er ihn zur Tür geleitete. Er schien mit dem Ausgang des Gesprächs zufrieden zu sein. Mit leichter Verwunderung wurde Sasori klar, dass der Rothaarige ihm vertraute. Was für eine Ironie! Doch der Abtrünnige freute sich nicht darüber, weil es ihm bessere Chancen im Kampf gab, sollte er sich jemals doch dazu entschließen, ihm in den Rücken zu fallen. Er freute sich ehrlich darüber, weil es ihm die widersprüchliche Hoffnung gab, in dem Jüngeren vielleicht irgendwann einen Freund finden zu können. Den ersten Freund seit Jahrzehnten. Ein wirklicher Freund, der ihm nicht gleich an die Wäsche wollte. Was kommen würde, stand zum jetzigen Zeitpunkt noch in den Sternen. Aber als Sasori das Büro des Kazekagen verließ, war er sich dessen bewusst, dass er nun einen Verbündeten im Dorf hatte. Und das ganz ohne Sennō Sōsa no Jutsu. * Deidara reckte sich einmal ausgiebig und gähnte. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah sich um. Der Blonde befand sich wohl in einer verlassenen Hütte, irgendwo im Wald. Nur schemenhaft erinnerte er sich daran, mit Tobi hierher gekommen zu sein. Er war ziemlich fertig gewesen... „Zwei Bijuu auf einmal versiegeln, das ist wirklich schwer!“ ertönte eine nervenaufreibend hohe Stimme direkt neben ihm. „Wir sollten uns glücklich schätzen, un, dass das mit der Monsterjagt so schnell voran schreitet...“, erwiderte der Iwa-nin verschlafen. Als ihr Team mit dem Sanbi hier angekommen war, war gerade die Meldung eingetroffen, dass Hidan und Kakuzu Nibi gefangen hatten. Somit hatten er und Tobi fast eine Woche in der Höhle sitzen müssen, erst indem sie bei der Versiegelung des Jinchuuriki des Zweischwänzigen halfen, und dann bei der ihres eigenen. Danach war Deidara ziemlich erschöpft gewesen und sehnte sich nach einer Mütze Schlaf. Sie hatten einen Unterschlupf für die Nacht an einem abgelegenen Ort entdeckt und Tobi hatte sich bereit erklärt, die Wache zu übernehmen. Dieses Nervenbündel schien zu viel Energie zu haben – andererseits hatte er ja kurz nachdem sie das Schildkrötenmonster besiegt hatten, fast den ganzen Tag durch geschlafen. Deidara rappelte sich auf und griff nach seinem Mantel, den er als Decke missbraucht hatte. Froh war er schon, dass er einmal eine Nacht ausruhen konnte. Gleichzeitig aber musste er an Sasori denken – er hätte ihn bestimmt keine fünf Stunden schlafen lassen. „Tobi hat die ganze Nacht aufgepasst, es ist nichts passiert! Tobi is a good boy!“, rief der Maskierte und rannte fröhlich aus der Hütte. Deidara griff schnell nach seinen Sachen und folgte dem Schwarzhaarigen hinaus. War er wirklich so k.o. gewesen, dass er sein Leben diesem Deppen anvertraut hatte? „Was ist eigentlich unser nächstes Ziel?“, fragte Tobi neugierig. „Kein Ziel“, murrte Deidara, dessen schlechte Laune durch den bloßen Anblick von Tobis Maske wieder zurück gekehrt war. „Wir haben jetzt Pause. Unser Soll ist erfüllt. Wahrscheinlich wird uns Pain bald wieder eine neue Mission geben, aber bis dahin können wir machen, was wir wollen.“ „Tobi weiß, wo wir hingehen können!“ Oh nein, dachte sich Deidara entnervt, was kommt jetzt? „Lass uns zu den heißen Quellen gehen! In der Nähe von Moemito gibt es welche...“ „H-Heiße Quellen!? Was sollen wir denn bei den Heißen Quellen, un!?“ fragte Deidara entrückt. „Na was schon, baden natürlich!“ „Baka, ich steig doch nicht mit dir in ein Bad!“ Soweit kommt's noch, dachte er sich empört. Seine freie Zeit würde er bestimmt nicht in den Heißen Quellen verschwenden. Nein, er würde sich an die Ausfeilung seiner Kunst machen und neue Lehmskulpturen herstellen. Er war ein Ninja, kein Warmduscher! Überhaupt störte es ihn, wie vertraulich Tobi mit ihm sprach. So scherzhaft und unverfroren, als könnte er es sich leisten. Als wären sie Freunde. Dämlicher Depp! Mit Sasori wäre das etwas anderes. Ihn sah er tatsächlich als Kamerad an, ihm vertraute er. Tatsächlich gefiel ihm sogar der Gedanke, einmal mit seinem Danna zusammen ein Bad zu nehmen. Nun, der Akasuna badete grundsätzlich nie, zu groß war die Gefahr des Rostens. Aber nun hatte er ja einen neuen Körper, einen mit dem er durchaus mal ins Wasser steigen könnte... Sofort stahlen sich wieder schmutzige Gedanken in Deidaras Kopf und er verzog die Lippen zu einem diabolischen Lächeln. Sasori, halb im Nebel der Heißen Quellen verborgen... vollkommen nackt... „Ah, hat Deidara-sempai sich weh getan? Deidara-sempai blutet!“, rief Tobi aufgeregt aus. „Was, un!?“ Deidara hielt sich eilig die Hand gegen die Nase um den Blutfluss zu stoppen. Himmel, er sollte nicht solche Gedanken haben! Sasori war nicht hier, und er würde auch niemals mit ihm zusammen baden! Sein Meister hatte die Organisation verlassen und musste sich verstecken, bis Akatsuki, sollten sie herausfinden, dass er noch am Leben war, davon überzeugt sein würde, dass er nicht gegen sie arbeitete. Das würde bedeuten, dass sie sie auf keinen Fall dabei erwischen dürften, wie sie sich trafen, denn das würde wie Spionage aussehen. Aber dass Deidara und Sasori sich nicht erwischen lassen durften, bedeutete nicht, dass sie es nicht tun durften. Wo war schließlich der Spaß, wenn nicht auch ein bisschen Risiko dabei war? Oft fragte er sich im Stillen, wo der Andere wohl untergekommen war. Würde er von selbst Kontakt mit ihm aufnehmen, oder lag es an ihm, sich auf die Suche nach ihm zu machen? „Wieso will Deidara-sempai nicht mit Tobi baden gehen?“, nahm der Maskierte den Faden wieder auf. „Schließlich haben wir gerade keine Mission, da können wir uns ruhig entspannen!“ Deidara wischte sich das Blut von der Nase und setzte eine arrogante Miene auf. „Eine Pause ist nicht zum entspannen da, un, sondern zum trainieren!“ Plötzlich schob sich Tobis Maske in sein Sichtfeld und er zuckte zusammen. Wie war der Schwarzgekleidete so schnell vor ihm aufgetaucht? „Ah, Deidara-sempai will nur nicht mit Tobi baden! Aber mit Sasori-san würde er, nicht wahr? Deidara-sempai vermisst Sasori-san noch immer!“ Er hatte es auf den Punkt getroffen, aber der Blonde stritt diesen Vorwurf natürlich sofort vehement ab. „Was redest du für einen Mist, un!? Sasori no Danna ist tot, yeah, ich häng doch keinem Toten hinterher. Außerdem hab ich ihn nie gemocht, er war arrogant, selbstgefällig und hat mich ständig vergiftet, un...“ „Und trotzdem nennst du ihn noch no Danna. Zumindest musst du ihn also respektiert haben.“ „Ich ha- Nein! Er hat meine Kunst schließlich auch nur verachtet, un!“ Das entsprach wohl durchaus der Wahrheit, aber im Laufe der Zeit hatte sich, so schien es ihm, selbst diese Wahrheit, die stets zwischen ihnen gestanden hatte, verändert. Ja, er respektierte Sasori. Und trotz seiner unausstehlichen Art und all seinen Angriffen auf ihn, liebte er ihn. Doch das konnte er Tobi, der, wenn auch selten dämlich, trotz allem ein Mitglied Akatsukis war, natürlich nicht sagen. Tobi schien es jetzt endlich müde geworden zu sein, ihn zu triezen und wandte sich ab. Darüber mehr als nur erleichtert warf sich Deidara seinen Mantel um und trat aus der Hütte heraus, mit den Worten: „Da ich beim letzten Kampf ja nicht viel von dir gesehen habe, un, werden wir jetzt ein wenig trainieren. Ich will mir einen Überblick über deine Fähigkeiten verschaffen.“ „Oi, toll, Deidara-sempai will mit Tobi spielen!“, freute sich der Schwarzhaarige und hüpfte vor ihm auf und ab. Der Blonde seufzte genervt. „Ja, genau. Und hier sind die Spielregeln, un!“ Deidara fingerte an dem kreisrunden Binsenhut herum, der zu der Akatsukiuniform gehörte. Er löste das kleine Bändchen mit dem winzigen Glöckchen daran. Er band es sich an seine Hosenbund und wandte sich dann wieder Tobi zu, der ihn mit schräg gelegten Kopf musterte. „Falls irgendjemand mal so behämmert gewesen ist, dich zum Ge-nin zu machen, wirst du das hier sicher erkennen, un.“ Ein gemeines Lächeln umspielte seine Lippen. „Du sollst mich angreifen und versuchen, mir dieses Glöckchen abzunehmen. Es ist alles erlaubt, yeah. Du hast Zeit bis Mittag.“ Kapitel 8: Sharingan -------------------- Deidara ließ seien Hand in seinen Lehmbeutel gleiten, zögerte dann jedoch. Es war fast Mittag und Tobi hatte es noch immer nicht geschafft, nahe genug an ihn heran zu kommen, um ihm das kleine Glöckchen, das an seinem Hosenbund befestigt war, abzunehmen. Es war einfach erbärmlich. Er hatte den kleinen Ninja immer wieder erbarmungslos davongejagt. Dabei hatte er jedoch eine große Menge an Chakra verbraucht, einfach, um den Anderen aus seinem Versteck zu locken. Weglaufen schien das Einzige zu sein, was dieser wirklich gut konnte. Doch was, wenn der Maskierte es gerade darauf abgesehen hatte? Ihn zu erschöpfen, um ihn dann kurz vor Ablauf der Frist noch mit einer starken Attacke zu überraschen? Es hatte seinen Reiz, eine große Bombe in Tobis Richtung zu schicken, um diesen zur Aktion zu zwingen, aber er sollte lieber noch etwas sparsam sein. Kampfbereit wartete der Shinobi auf den nächsten Angriff. Und das war, wie er einen Moment später feststellte, zweifellos die richtige Entscheidung. Aus den Baumkronen in der Richtung, in der er Tobi vermutete, kam ihm ein Schwarm Shuriken entgegen. Deidara schnaubte einmal verächtlich und sprang in die Höhe, sodass die Wurfsterne unter ihm ins Leere schossen. Dort explodierten die explosiven Siegel, die an den Wurfsternen befestigt gewesen waren. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später sausten ein gutes Dutzend Kunaiklingen von den Bäumen der gegenüberliegenden Seite der Waldlichtung auf ihn zu. Deidara wendete erschrocken den Kopf, doch in der Luft konnte er nicht ausweichen und er war nicht hoch genug, um einen seiner Vögel benutzen zu können. Mit frontaler Kraft wurde er von den Waffen getroffen und durchbohrt. Noch bevor der Körper auf dem Boden aufschlagen konnte, verpuffte er in einer weißen Rauchwolke und herab fiel ein übel zugerichteter Baumstumpf. Der echte Deidara hatte sich unter der Erde verborgen, nachdem er in der Deckung der Explosionen der Shuriken das Jutsu des Tausches angewandte hatte. Doch dort blieb er nicht lange. Der Iwa-nin spürte, wie die Erde um ihn herum auf einmal vibrierte. Eine dunkle Ahnung ergriff ihn und mit einem Satz schoss er aus seinem Versteck hinaus. Keinen Moment zu früh, denn schon flutete eine hohe Energie über die Lichtung und riss das Erdreich auf. Deidara fluchte leise. Die Chakrakonzentration war nicht besonders beeindruckend, aber nun war er wieder an die Oberfläche gezwungen worden. Sei‘s drum, er hatte sich noch nie gern versteckt. Und erst recht nicht vor jemandem wie Tobi. Von Anfang an hatte er nicht wirklich vorgehabt, seinen Partner am Leben zu lassen, sollte er ihn in die Finger kriegen. Er kämpfte mit allen Mitteln, wenn der Andere damit nicht klar kam, war er nicht gut genug für Akatsuki. Rechts von ihm raschelte etwas. Deidara, noch immer mitten im Sprung, drehte den Kopf und sah überrascht eine maskierte Gestalt aus dem Blätterwerk brechen. Die Verzweiflung schien ihn getrieben zu haben, Tobi war nur mit einem Kunai bewaffnet. Der Blonde fing den Schlag ab und rammte dem Kleineren sein Knie in den Magen, bevor sie beide zu Boden fielen. Es folgte ein wildes Handgemenge, doch jeder Schlag, den Deidara ausführte, wurde pariert. Tobi wich ihm aus, konterte und widersetzte sich ihm, obwohl er bereits am Boden lag. Tai-jutsu war nicht seine Stärke, aber der Schwarzgekleidete hatte bisher ebenfalls nicht einmal den Nahkampf gesucht. Ein leises Klingeln ertönte und mit leichtem Erschrecken stellte Deidara fest, dass Tobi beinahe das Glöckchen erwischt hätte. Für einen Moment abgelenkt starrte der blonde auf die Maske. Und was er sah, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Durch das eine, im Zentrum der Spirale befindliche Loch in der Maske konnte man das Auge des Shinobi sehen. Es war weit aufgerissen und rot. Nicht rot unterlaufen oder dunkelrosa, wie bei Albinos, sondern von einem stechenden, aggressiven Rotton. Und die Pupille war umgeben von drei schwarzen Symbolen, die den Hälften des Yin und Yang Zeichens ähnelten. Das Sharingan. Eine Erinnerung blitzte vor Deidaras innerem Auge auf. Drei Personen mit schwarzen Mänteln, die ein rotes Wolkenmuster zierte. Ein Raum, in dessen eine Wand ein großes Loch gesprengt worden war. Ein explosiver Tausendfüßler, der nicht seinen Gegner, sondern ihn selbst fesselte. Und dann diese Augen. Blutrote Augen. In denen ein Feuer brannte, das direkt aus der Hölle zu kommen schien. Trotzdem waren sie kalt, starr und irgendwie leer. Ausdruckslos. Gleichgültig. Damals hatte er Itachi Uchiha im Zweikampf gegenüber gestanden. Verloren hatte er gegen diesen Bastard und musste schließlich der Organisation beitreten. Deidara erinnerte sich noch genau an die Gestalt des Schwarzhaarigen, die Sonne im Rücken und so nur als Schatten erkennbar. Nur die Augen hatte man deutlich sehen können. Sie schienen fast zu leuchten, wie zwei blutbefleckte Rubine in einer mondlosen Nacht. Das Sharingan war mächtig, keine Frage. Aber dass er damals so leicht besiegt worden war, hatte ihn ganz furchtbar geärgert. Deidara war ein Fernkämpfer und ließ seien Gegner meist erst gar nicht nah genug an sich heran kommen, als dass diese sich mit Tai-jutsu hätten wehren können. Aber Gen-jutsu gegenüber hatte er schon immer eine Schwäche gehabt und das wusste er. Nie zuvor war ihm jedoch ein so starkes wie das von Itachi begegnet. Nie hatte er eine so ohnmächtige Hilflosigkeit verspürt – bis auf den Moment, als er zum ersten Mal Sasoris wahre Gestalt gesehen hatte. Damals hatte er nur vor Schmerz gekrümmt zu ihm aufsehen können. Aber Gift war etwas anderes. Pfeilschnellen Nadeln und messerscharfen Klingen konnte er ausweichen. Gegen das Sharingan jedoch war er vollkommen machtlos gewesen. Und Deidara hasste dieses Gefühl. Er hasste Gen-jutsu, hasste das Sharingan, hasste Itachi und seinen verfluchten Uchiha-Clan dafür, dass ihnen eine Macht in die Wiege gelegt worden war, für die er sein Leben lang hart hatte trainieren müssen. Itachi haftete diese Arroganz der Überlegenden an, die glaubten, auf der Welt gäbe es nur ihren Clan und alle anderen Normalsterblichen. Deidara war ohne ein besonderes Talent geboren worden, ohne übermäßig viel Chakra oder ein Kekkai Genkai. Wie auch Sasori hatte er sich immer alles selbst erarbeitet und er war verdammt Stolz darauf. Es konnte nicht sein, dass ein Uchiha mit diesen Augen all die Arbeit zunichtemachen konnte. Und Tobi... Tobi, der nichts konnte, der so unfähig war: Tobi war in die Organisation aufgenommen worden, weil er das Sharingan besaß. Hass brannte rotglühend und unerbitterlich in dem blonden Shinobi auf. Die Ungerechtigkeit der Ninjawelt fraß sich in ihn hinein. Mit einer gekonnten Geste strich sich Deidara das Haar aus dem Gesicht. Nun fing er den Schwarzhaarigen mit beiden Augen ein und der Blick seines linken, aus Gen-jutsu spezialisierten Auges erkannte, dass es nicht länger Tobi war, auf den er da eindrosch, nein, er hieb vollkommen nutzlos in die Luft hinein. Doch der Iwa-nin machte weiter, wobei er unauffällig in beide Richtungen schielte und schließlich eine schwarzhaarige Person bemerkte, die da neben ihm stand. Tobi kicherte leise und sah auf ihn herab, während sich der Hass noch tiefer in Deidaras Seele fraß. Der Maskierte streckte eine Hand nach ihm aus. In diesem Augenblick schlug Deidara zu. Sein Fuß beschrieb einen wirbelnden Kreis und fuhr dem Anderen in die Kniekehlen. Tobi wurde zu Boden gerissen und Deidara rammte ihm sein Knie in den Schritt. Vollkommen überrumpelt kam Tobi nicht einmal mehr auf die Idee sich zu wehren. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit, schmerzerfüllt aufzustöhnen, denn schon hatte Deidara ein Kunai gezückt und stieß es dem nun Unterlegenden in die Brust. „Das ist für meine Niederlage gegen das Sharingan, un!“, stieß er hervor und jagte ihm die blutige Klinge zielsicher ins Herz. „Und das ist dafür, dass du dich über Sasori no Danna lustig gemacht hast!“ Wieder fuhr die Klinge nieder. „Das ist für die ganzen anderen Menschen, denen du auf die Nerven gegangen bist, un!“ Das Kunai bohrte sich in die Lunge Der Mantel des Schwarzhaarigen war blutdurchtränkt und er rührte sich bereits nicht mehr. Das rote Auge stierte ihn aus der Maske heraus an. Deidara griff nach der orangen Bedeckung und riss sie fort. Zum ersten Mal sah er nun Tobis Gesicht, aber er war zu wütend, um auf Einzelheiten zu achten. Später erinnerte er sich nur noch an die jugendliche Haut, die im starken Kontrast zu den tiefen Falten um die Augen herum standen. Wie ein kleiner Junge, der in sehr kurzer Zeit sehr schnell gealtert war. Dann hob er das Kunai und zielte auf das aufgerissene, bereits glasig werdende Auge, denn das andere war geschlossen. „Und das“, sagte er und genoss diesen Augenblick des Wahnsinns und der Mordlust, „ist für Akatsuki, un!“ Deidara ließ die Klinge herabfahren. Es war ein reiner Genuss, einen Uchiha, einen dieses arroganten und selbstgefälligen Clans zu töten. In seinem Wahn bemerkte er nicht, dass Tobi schon längst tot war. Er sah nur noch dieses rote Auge und Hass blendete alles andere aus. Plötzlich fuhr der Arm des Schwarzhaarigen hoch und packte Deidaras Handgelenk. Dieser war von der plötzlichen Bewegung des – nun ja, Toten – etwas aus der Bahn geworfen und starrte den Uchiha überrascht an. Vor seinen Augen begann sich das Gesicht des Ninja zu verändern. Seine Züge verzerrten sich und er wirkte auf einmal noch älter, erwachsen, kalt, grausam. Die schwarzen Haare bekamen einen Blaustich und Deidara glaubte fast zu sehen, wie sie wuchsen. Und dann dieses Auge. Blutrot, aufgerissen, leuchtend und zweifellos lebendig. Mit einer unglaublichen Kraft hielt der Uchiha die Hand des Iwa-nin nicht nur auf, er drückte sie zurück. Wie gelähmt vor Schock richtete Deidara sich auf und entzog sich dem Griff. Den Fremden – das war ganz bestimmt nicht mehr Tobi! - umgab furchterregende Aura, die vor purer Bosheit nur so strotzte. Deidara stolperte und fiel zu Boden. „Wer bist du?“, hauchte er in einer Mischung aus Entsetzten, Unglauben und dem altbekannten Gefühl der ohnmächtigen Hilflosigkeit. „Ich“, antwortete der Schwarzhaarige und trat mit drohender Gebärde auf ihn zu, „bin Madara Uchiha, Gründer Akatsukis und Stärkster des Clans!“ * „Herein.“ Sasori ließ die Hand sinken, die er gehoben hatte, um sich durch ein Klopfen an der Tür aufmerksam zu machen. Kopfschüttelnd öffnete er die Tür und trat ein. Bald kannte er sich hier, im Büro des Kazekagen ganz gut aus, dachte er sich etwas sarkastisch. In den letzten Tagen hatte Gaara ihn oft hierher bestellt. Wann immer sie sich zufällig irgendwo in Suna trafen, suchte der ehemalige Jinchuuriki ein Gespräch mit ihm, was der Nuke-nin sich nicht ganz erklären konnte. Er war sich sicher, dass der Kage noch nicht dahinter gekommen war, wer sich hinter dem angeblich strebsamen und inzwischen auch schon recht erfolgreichen Tetsuna Yagoto verbarg. Seit seiner Jou-nin Prüfung (die nun wirklich ein Kinderspiel gewesen war) hatte er schon mehrere schwierigere, wenig zeitaufwändige Missionen zu erledigen gehabt und sein Können bewiesen. Doch das konnte unmöglich der Grund sein, warum Gaara ständig seine Nähe suchte. Zumal sie nie über Jutsus, Missionen oder gar über ihre Vergangenheit sprachen. Nein, ihre Gesprächsthemen waren eher alltäglicher, banaler und manchmal auch philosophischer Natur. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gemeint, der Kage versuchte sich seine Freundschaft zu verdienen. Obwohl... Warum nicht? Wie man so hörte, war Gaara früher nicht gerade beliebt gewesen – und zwar aus demselben Grund wie Sasori – er war einfach zu stark und tötete zu gerne. Inzwischen besaß er den Respekt des Dorfes, doch nun konnte er sich vor Heuchlern vermutlich kaum retten. Entweder sie sahen ihn als das Monster, das er als Jinchuuriki ohne Kontrolle einst gewesen war, oder aber als ruhmreicher Kage, der ein tolles Jutsu beherrschte. Kaum einer hier dürfte ihn als die Person wahrnehmen, die er war. Sasori war ihm stets mit einer Mischung aus Respekt, Misstrauen, Sympathie und vielleicht ein paar klitzekleinen Schuldgefühlen gegenüber getreten. Er wusste um das wahre Monster, das lange Zeit in ihm gehaust hatte, aber auch, dass es nun verschwunden war. Er hatte den Kagen als einen Menschen kennen gelernt, hatte durch seine Mission so viele Informationen über ihn durchgearbeitet, so viele Meinungen angehört, dass er ohne Vorteile an ihn heran gegangen war. Und irgendwie war dann so etwas ähnliches wie Freundschaft zwischen ihnen entstanden. In allen Dingen, die weder seine Vergangenheit noch Akatsuki etwas betrafen, würde er dem Rothaarigen blind vertrauen – und doch, das wusste er, war er durchaus moralisch noch in der Lage, den Kazekagen zu töten, sollte er eine Gefahr für ihn oder für Deidara darstellen. Denn der Blonde war noch immer die einzige Person, der Sasori wirklich alles anvertrauen konnte. Nein, solange Gaara nicht erfuhr, wer er wirklich war, würde er den Lauf der Dinge weiter beobachten und sich den Möglichkeiten öffnen, die es brachte, ein guter Freund des Kazekagen zu sein. Wenn nicht sogar der Beste, den er hier im Dorf hatte, sah man von seinen Geschwistern einmal ab. Doch ob Freund oder nicht, wenn Gaara ihn in sein Büro bestellte, ging es um eine Ninjaangelegenheit. So auch diesmal, wie dem Nuke-nin schnell klar wurde, als der Rothaarige nach einer kurzen Begrüßung gleich zur Sache kam. „Tetsuna-san“, begann er und der Suna-nin überging das '-san', denn an die Tatsache, dass sie sich inzwischen duzten, hatte er sich zähneknirschend gewöhnt. Man konnte schlecht vom Kazekagen erwarten, dass er ihn 'Meister' nannte. „Du bist zwar noch nicht lange Jou-nin, aber es stellt sich bereits jetzt die Frage, ob du dich in deiner Laufbahn vielleicht auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren möchtest.“ Sasori brauchte darüber nicht lange nachzudenken: Spezial-Jou-nin hingen in ihrer Entwicklung praktisch fest und auch wenn sie auf ihrem jeweiligen Gebiet ziemlich gut waren, besaßen sie keinerlei Bewegungsfreiraum ihrer Aktivitäten. „Das hatte ich eigentlich nicht vor, nein“, erwiderte er deshalb. „Mir wurde berichtet, dass du einigen Ge-nin bei ihren Übungen geholfen und auch jüngere Mitglieder in deinem Team des Öfteren unterstützt hast.“ Das mochte man als ehrenhaft ansehen, hatte aber eigentlich nur dem Zweck gedient, der nächsten Generation ein Vorbild zu sein, um sie formen zu können. Viele junge Akademiker waren zu den 'Nachhilfestunden' die er kurzfristig angeboten hatte, gekommen und sahen in ihm nun ihren eigentlichen Sensei, ihren 'Meister'. Er hatte sie gefördert, auf den Weg gebracht, den er für richtig hielt und jedem Respekt beigebracht, der ihn ihm nicht sofort entgegengebracht hatte. Sasori war beliebt bei der Jugend und seine Stärke war nicht beängstigend, sondern bewundernswert. Der Erfolg hatte nicht lange auf sich warten lassen: Die Abteilung der Marionettenspieler hatte fast zwei Dutzend neuer Anfragen bekommen. Natürlich waren die Talentlosen gleich wieder weggeschickt worden, doch je mehr Ninja sich mit der Kunst beschäftigten, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass sie eines Tages vervollkommnt wurde und zu einer Macht anwuchs, die es schaffte, die Welt zu verändern. „Da dir die Arbeit mit unserem Nachwuchs Freude zu bereiten scheint, dachte ich, du hättest vielleicht Lust, an unserer Akademie als Lehrer zu arbeiten.“ Nun war die Katze aus dem Sack. „Nun... Ich gebe zu, dass es eine interessante Erfahrung war, aber ich denke nicht, dass ich dem mein Leben widmen will.“ Die vielen, schreienden und nervenden Bälger hatte er wirklich nur mit Mühe ausgehalten. Nun, fast alle. Eines hatte einen bedauerlichen Unfall am einzigen Brunnen Sunagakures gehabt, bei dem die Mechanik der Kurbelwelle auf einmal – nun, es hatte zwei Tage gedauert, bis man das Wasser wieder trinken konnte, ohne sich vor einem merkwürdigen Roststich der Flüssigkeit ekeln zu müssen. „Nun gut... was hältst du dann davon, ein eigenes Ge-nin-Team zu führen?“, fragte Gaara nun. Sasori zögerte. „Ich habe die Zusammenstellungen für die Teams gerade fertig gemacht. Sieh sie dir an.“ Das war keine Bitte. Der Nuke-nin nahm die Mappe mit den Beschreibungen entgegen und blätterte sie wortlos durch. Er sollte ein Ge-nin-Team führen? ...wieso eigentlich nicht? Eigentlich hatte er vor gehabt, als Führer der Marionetteneinheit seinen Beitrag im großen Gefüge zu leisten, aber als solcher war die Gefahr groß, irgendwann mit Akatsuki in Berührung zu kommen. Und er wusste genug über die Mitglieder, um sich sicher zu sein, einer solchen Begegnung nicht mit freudiger Erwartung entgegen zu fiebern. Hidan und Kakuzu waren tot, doch Kisame hatte damals, bei Sasoris Beitritt, sein Gesicht gesehen und somit kannte es inzwischen bestimmt auch Itachi. Pain und Konan sowieso und Zetsu hatte mit Sicherheit das Schlachtfeld seines letzten, großen Kampfes untersucht. Somit kannten auch er und vielleicht auch Tobi sein Gesicht, Deidara ohnehin... Verdammt, das waren einfach zu viele! Nein, wenn er durch große Leistungen bekannt wurde, wäre das wie eine schriftliche Einladung an Akatsuki. Er wollte nicht schuld an einem erneuten Angriff der Organisation auf Sunagakure sein und Begegnungen dieser Art möglichst vermeiden. Das war extrem frustrierend, aber es blieb dabei: Er musste sich in Geduld üben, so lange, bis die Organisation zerschlagen oder er seinen Teil zu ihrer Vernichtung beitragen konnte. Nur so konnte er Akatsuki zuvor kommen. Alles was er brauchte war Zeit – Zeit um Gras über seinen angeblichen Tod wachsen zu lassen und Zeit, um sich einen Plan auszudenken, mit dem er Deidara heil aus der ganzen Sache heraus bekam. „Ich wähle Team 4“, sagte er monoton und gab dem Kagen die Mappe zurück. „Team 4?“, wiederholte dieser leicht verwundert. „Ich dachte, du würdest vielleicht gern einen angehenden Marionettenspieler in deiner Truppe haben wollen. Auf diesem Gebiet kennst du dich doch am besten aus.“ „Meine Fähigkeiten liegen nicht nur in diesem Bereich.“ Gaara lächelte, ganz leicht. „Nicht?“ Auch Sasoris Mundwinkel zuckten. „Nein.“ „Also schön. Du wirst deine Schüler dann morgen um 14 Uhr im 16. Trainingsareal treffen.“ Sasori nickte bestätigend. „Ich habe verstanden.“ „Dann darfst du jetzt gehen.“ * Deidara keuchte erschöpft. Zusammengesunken am Boden hatte er seinem Gegner nichts mehr entgegenzusetzen. Madara Uchiha... Dieser Typ war wirklich ein Teufelskerl. Er hatte den Iwa-nin geradezu gejagt, hatte sich ein Spiel daraus gemacht, ihm immer schwerere Verletzungen beizubringen, ihn laufen zu lassen, ohne ihn zu töten. Deidara wusste nicht, was er damit bezweckte, aber gut war es bestimmt nicht. Nun war er mit seinen Kräften endgültig am Ende. Der groß gewachsene Shinobi war vor ihn getreten und starrte ihn mit einem kalten Auge an, während das andere von einer langen, schwarzen Haarsträhne verborgen war. In der einen Hand hielt er die Maske, die sein Gesicht so lange Zeit verborgen hatte, in der anderen ein Schwert, von dem frisches Blut tropfte. „Dies wird dir eine Lektion sein“, grollte er böse. „Wage es nie wieder - nie wieder! - dich mit mir messen zu wollen! Gegen einen Träger des Sharingans wirst du niemals bestehen können." Es war vor allem dieser letzte Satz, der Deidaras Hass und damit auch seinen Lebenswillen neu entfachte. Gegen einen Träger des Sharingans wirst du niemals bestehen können... Da war sie wieder, diese Arroganz, diese Überheblichkeit. Er hatte es so satt! „Du hast gut gekämpft, deswegen werde ich dich am Leben lassen. Akatsuki kann es sich nicht leisten, noch mehr Kämpfer zu verlieren. Deswegen-“, der Schwarzhaarige stockte mitten im Satz. Er runzelte die Stirn, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und hielt sich den Kopf, als würde er ihm schmerzen. „Deswegen sage ich dir-“, versuchte der Uchiha es noch einmal, aber er unterbrach sich selbst durch ein nur halb unterdrücktes Aufkeuchen. Nun sank der Schwarzhaarige gar auf die Knie, ließ das Schwert fallen und wandte sich von ihm ab. Er stieß einen heiseren Schrei aus und kämpfte ganz offensichtlich mit irgendetwas - oder irgendjemandem? Deidara wusste nicht was da vor sich ging, aber eins war sicher: Der ach so großartige Madara Uchiha hatte gerade sein eigenes Image extrem herabgesetzt. Was für eine Arroganz!, dachte sich der Explosionsfanatiker und griff nach einem seiner letzten Kunai. „Du machst einen großen Fehler“, flüsterte er und richtete sich ein wenig auf, „mir den Rücken zuzuwenden, un!“ Mit diesen Worten rammte er dem Ninja die Waffe mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, durch den Fuß. Madara Uchiha schrie vor Schmerz auf, doch es war mehr ein hohes Quieken. Mit einem Satz war er auf den Beinen - oder viel mehr auf einem Bein, denn das andere hielt er fest umklammert und hüpfte so durch die Gegend, immer wieder Schmerzenslaute ausstoßend. Hatte Deidara gerade gemeint, der Uchiha hätte sein Image herab gesetzt? Korrektur: Nun war es vollkommen im Arsch. „Au, au, auuaahaa! Warum hat Deidara-sempai das gemaahaacht?“, jammerte die erbärmliche Gestalt. „T-Tobi?!“, keuchte Deidara überrascht und stemmte sich mit Mühe hoch. „Deidara-sempai hat Tobi weh getan!“ „Machst du Witze?! Ich hab dich getötet, un! Und du hättest mich ebenfalls - gerade eben - fast umgebracht, yeah!“ Der Schwarzhaarige setzte eine weinerliche Miene auf - die man jedoch nicht wirklich sehen konnte, da er wieder seine Maske auf hatte. „Tobi is a good boy! Tobi würde Deidara-sempai niemals weh tun!“ „Willst du mir etwa erzählen, dass du keinen Schimmer hast, was gerade passiert ist!?“, fragte Deidara aufgebracht. Tobi blieb stehen und kratzte sich am Kopf. „Deidara-sempai hat Tobi ein Messer in den Fuß gestoßen.“ „Ja, klar“, sagte der Iwa-nin, der nicht im Traum daran dachte, sich zu entschuldigen. „Aber davor? Was ist davor passiert?" Tobi legte den Kopf schief. „Davor?“ „Ja! Du hast dich... verwandelt, du warst auf einmal Madara Uchiha und hast mich angegriffen, un.“ „Tobi ist Tobi und Tobi is a good boy...“, erwiderte der Maskierte etwas ratlos. Deidara glaubte ihm das sogar - dieser arrogante Wicht von eben könnte sich niemals auf eine solche Art und Weise verstellen. Doch dann verfinsterte sich sein Blick. „Aber du... hast doch das Sharingan, oder, un?“ „Sha... Shaginwas?“ Deidara schüttelte fassungslos den Kopf. Es hatte keinen Zweck, mit dieser Witzfigur zu diskutieren. Madara hatte offensichtlich, ähnlich wie Zetsu, zwei verschiedene Persönlichkeiten. Das würde den Blonden nun nicht unbedingt daran hindern, ihn jetzt, wo er relativ hilflos war, anzugreifen. Aber was brachte das, wenn sein Tod nur zur Folge hatte, dass er es mit seiner anderen Seite zu tun bekam, gegen die er nicht ankam? Deidara steckte das Kunai, mit dem er seinen Partner getroffen hatte, zurück in seine Shinobitasche. Dann wandte er sich zum Gehen. „Heh... He, Deidara-sempai, wo willst du denn hin?“, rief ihm der Maskenträger hinterher. „Geht dich ‘nen Scheißdreck an“, knurrte der Blonde unwillig. „Aber... Aber wir sind doch ein Team!“ „Und? Wir haben Pause, oder nicht? Ich verzieh mich, un. Mach was du willst, ist mir doch egal.“ Hoffentlich wurde er unterwegs überfallen. „Aber... aber was ist, wenn wir eine neue Mission vom Leader-sama bekommen?“ „Bis dahin bin ich schon zurück, und jetzt verzieh dich, un!" Deidara wartete nicht auf eine Erwiderung, sondern stieß sich vom Boden ab und landete mit einem weiten Satz auf dem Ast eines nahen Baumes. Bevor er sich auf irgendeine Mission aufmachte, musste er erst einmal seine Wunden versorgen. Das wollte er garantiert nicht in Tobis Nähe machen, dem er nun noch viel mehr misstraute. Doch wohin sollte er jetzt gehen? Seine Wunden waren wirklich nicht ohne, aber es gab niemanden, den er hierbei um Hilfe bitten könnte. Oder? Nun, da war natürlich Sasori. Doch den Gedanken verwarf er gleich wieder. Sasori versteckte sich vor Akatsuki, indem er zu ihm ging, würde er die Organisation nur auf seine Spur führen - vor allem jetzt, da er Bekanntschaft mit ihrem Gründer gemacht hatte. Obwohl Sasori ihn vor einigen Wochen einmal von sich aus geküsst hatte, war Deidara der Meinung, dass es von vornherein sein Ziel gewesen war, sich von ihm zu entfernen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Beide Shinobi waren durch die Umstellung ihres Lebens ziemlich beschäftigt, dachten immer seltener aneinander. Sie entfernten sich, die Gefühle, die sie füreinander empfanden, schliefen langsam ein. Deidara wollte das nicht. Sasori war die einzige Person, die ihm jemals so viel bedeutet hatte, für die er so viel getan hatte. Er hätte darauf bestehen müssen, mit seinem Danna zu gehen, er hätte ihn festhalten müssen. Doch Sasori wollte keine kitschige Liebesbeziehung, das wusste er, und das war ja auch nicht das, was er beabsichtigte. Das verstand er ja schon. Dennoch wünschte er sich seine Nähe, wünschte sich mehr von diesen flüchtigen Augenblicken, in denen sie sich einander verbunden fühlten. Andererseits wusste er selbst gar nicht, wo sich der Marionettenspieler zur Zeit befand. Wo könnte er untergekommen sein? Der Akasuna beabsichtigte einen Neuanfang, doch als Krieger kam für ihn da nur ein Ninjadorf in Frage. In ein solches kam er nur mit verdeckter Identität. Welches würde er sich da wohl aussuchen? Die Antwort war einfach. Es gab nur ein Dorf, in dem er Ninja finden würde, die in Sachen Kunst genauso fehlgeleitet waren wie er. Sunagakure. * Sasori, der seit langem mal wieder eine Nacht durchgeschlafen hatte, fühlte sich an diesem Morgen angenehm frisch und erholt. Das Haus Tetsuna Yagotos war nun sein eigenes, da der Junge Waise gewesen war, als er ihn umgebracht hatte, um seine Identität anzunehmen. Als er nun aus diesem Haus heraus trat, stellte er fest, dass es noch viel zu früh war, um zum Trainingsareal zu gehen. Er sollte sein zukünftiges Ge-nin-Team erst um 14 Uhr dort treffen, also hatte er noch ein wenig Zeit. Der Akasuna verbrachte seinen freien Vormittag damit, ein wenig durch die Stadt zu bummeln. Auf seinem Weg traf er eine Menge Jugendlicher, die ihn respektvoll grüßten oder mit Fragen über ihr Training an ihn herantraten. Der Akasuna genoss diese Atmosphäre. Es hatte ziemliche Vorteile, als tot zu gelten und nicht fürchten zu müssen, als der Abtrünnige enttarnt zu werden, der man nun einmal war. Irgendwie erinnerte ihn das Ganze ein wenig an seinen Aufenthalt in Moemito, wo er zusammen mit Deidara geheime Informationen über den Sanbi beschaffen musste. Nur, dass diese Informationen keineswegs so geheim waren, sondern der Öffentlichkeit frei zugänglich. So hatten sie sich schließlich in einem Meereskundemuseum wiedergefunden. Wenn sich der Marionettenspieler recht entsann, war dies auch seine erste Begegnung mit Deidaras homosexuellen Neigungen gewesen. Nun, das hätte ihn ja überhaupt nicht interessiert, wenn der Blonde sich nicht ausgerechnet an ihn herangemacht hätte. Doch so nervtötend, peinlich und teilweise schlichtweg schockierend das alles für ihn gewesen war, so hatte er den Explosionsfanatiker immerhin erst durch diese – doch recht intime – Angelegenheit ins Herz geschlossen. Lange Zeit war Deidara dann das Einzige gewesen, was in so berührt hatte. Doch nun... nun bedeutete auch Sunagakure ihm wieder etwas, seine Kunst, seine Bewunderer, und sein neuer Freund Gaara. Wann war sein Herz so sehr gewachsen, dass es einem ganzen Dorf Platz bot? Und vor allem: Wann war seine Vergangenheit bei Akatsuki für ihn so sehr in den Hintergrund gerückt? Sasori hätte nie gedacht, dass er einmal seinen Partner, die einzige Person, der er sich anvertrauen konnte und die ihn liebte, zurückließ, um in ein Dorf zurück zu kehren, das er verraten und verlassen hatte. Aber genau so war es doch letztendlich. Warum? Deidara hatte mit ihm durchbrennen wollen. Okay, so hatte er das nicht ausgedrückt, aber im Prinzip war es das. Nun – er wollte aber keine kitschige Liebesromanze mit dem Iwa-nin. Das war einfach nicht sein Stil. Tatsächlich hatte Sasori den Blonden von sich aus geküsst, kurz nachdem dieser ihn wiederbelebt hatte. Das war... na ja, das war einfach mies von ihm gewesen. Er hatte nicht gewollt, dass Deidara sich irgendwann von ihm abwandte, er hatte diese Aufmerksamkeit, diese Liebe tatsächlich genossen und hatte ihn weiter ermutigt. Aber er war von sich aus nicht bereit, ihm richtige Liebe zu geben. Das hatte jetzt nichts mehr mit irgendwelchen körperlichen Aspekten oder mit seinem Ruf zu tun. Er wollte es einfach nicht. Er konnte es sich nicht vorstellen, das passte nicht. Doch Deidara als eine bloße Affäre zu missbrauchen kam erst recht nicht in Frage, dazu war er ihm nun doch zu wertvoll. Kurz gesagt: jegliche Ermunterung ihm gegenüber würde ihn am Ende nur noch mehr verletzten. Selbst wenn Sasori irgendwelche liebesähnlichen Gefühle für Deidara empfand, so war er sich absolut sicher, dass er mit ihm kein Pärchen bilden wollte. Nur über seine Leiche. Leider war es genau das, was der Andere sich zu wünschen schien. Also versuchte er den Blonden langsam zu entwöhnen, indem er sich selbst möglichst weit weg begab, an einen Ort, wo Deidara ihn nicht so schnell aufsuchen würde. Aus der Organisation konnte der Explosionsfanatiker ohnehin nicht austreten, jedenfalls nicht, wenn er sein Leben nicht riskieren wollte. Das, so hoffte er, hatte auch dieser temperamentvolle Ninja begriffen. Dieser Aspekt war unabhängig von ihren eigenen Wünschen und ließ sich auch nicht von ihnen beeinflussen. Sasori seufzte leise. Dass er seinen Partner zurückgelassen hatte, bedeutete nicht, dass er ihn jetzt nicht vermisste. Schon irgendwie paradox. Hier hatte er tatsächlich alles, was er sich hätte wünschen können und er war ja auch zufrieden mit der Wendung, die sein Leben genommen hatte. Trotzdem fehlte noch das gewisse Etwas, der letzte Schliff. Erstaunt bemerkte der Marionettenspieler, dass Sunagakures Alltag ihm langweilig zu werden begann. Noch immer war er so darauf eingestellt, Deidara irgendwann wieder zu sehen, dass er sein Dasein hier ein wenig als Arbeit ansah, die irgendwann erledigt sein würde. Fast wie ein Ge-nin, der immerzu in der Akademie auf den nächsten freien Tag hinarbeitete. Aber wie sollte er sich verhalten, wenn der Iwa-nin tatsächlich zu ihm fand? Um ehrlich zu sein... hatte er keine Ahnung. Vielleicht sollte er dieses Treffen einfach auf sich zukommen lassen – denn dass es irgendwann zu einem solchen kommen würde, daran zweifelte er nicht. So in Gedanken versunken kam Sasori auf seinem Spaziergang an einigen Geschäften vorbei und an der Trainingshalle der Marionettenspieler, am Krankenhaus und am Haus des Kazekagen. Für Außenstehende sahen die Wohnviertel vermutlich alle gleich aus. Tatsächlich war Suna mit Bedacht so angelegt worden, dass ein Feind sich in diesem Labyrinth nur schwer zurechtfinden würde. Sasori hatte diese Straßen einmal besser als seine Westentasche gekannt. Nun aber kamen ihm einige der Gassen unbekannt vor, besondere Merkmale, an die er sich als Kind geklammert hatte, waren nicht mehr da oder durch andere ersetzt worden. Manche Gegenden waren weitestgehend still, andere belebt und voller Kinderlachen. Vielleicht waren es seine melancholischen Gedanken oder seine Erinnerungen an die Vergangenheit, die ihn leiteten. Vielleicht war es einfach nur Zufall. Aber irgendwann stand er in einem kleinen Stadtteil, der geradezu menschenleer war. Die Häuser waren aus etwas rötlichem Sand geformt, unterschieden sich aber sonst nur geringfügig von den anderen. Fenster gab es keine. Das hohe Haus vor ihm wies einige Risse in seinen Rändern auf und Ecken und Kanten waren vom Wüstenwind glatt geschliffen worden. Sand bröselte von den Mauern ab. Neben dem Haus stand ein weiterer, etwas kleinerer Anbau und eine große, scheinbar unbenutzte Halle schloss sich an den Hinterhof an. Alles war staubig und trocken. Offensichtlich wohnte hier schon lange niemand mehr. Doch diese Hallen waren nicht immer so leer gewesen. Sasori erinnerte sich genau an die Leute, die hier gewohnt hatte. Dort in dem Haus hatte eine relativ wohlhabende Familie gelebt, zusammen mit ihrer Dienerschaft. Zwei erfolgreiche Ninja, gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn und der Mutter des Shinobis. Dort in dem Anbau wurden die vielen Marionetten der Familie aufbewahrt, repariert und ausgebessert und hinten in der Halle hatten die Ninja trainiert. Nebenan war sogar ein kleines Labor mit Gewächshaus für die Gifte, die die Puppenspieler hergestellt hatten. Und dort, auf dem Hof, hatte der kleine Junge einen Sandkasten gehabt. Das war schon ewig her. Er hatte ihn sehr gemocht, doch jedes Mal, wenn er am Morgen zu dem Sandkasten ging, war die Sandburg vom Vortag verschwunden, weggetragen vom gnadenlosen Wind. Das hatte den Jungen immer sehr geärgert. Dann waren die Kunoichi und der Shinobi, die Eltern des Kleinen, irgendwann nicht mehr wieder gekommen. Seine Großmutter brachte ihm das Puppenspiel bei, um ihn etwas abzulenken und es half: Der kleine Junge hatte eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden. Wenn er nicht gerade an seinen Puppen bastelte oder Gifte herstellte, hatte seine Großmutter manchmal lange Spaziergänge mit ihm unternommen. Und manchmal, wenn er sie darum gebeten hatte, hatte sie ihm ein paar Süßigkeiten gekauft. Sasori schob vorsichtig die morsche Tür zur Seite und trat ein. Sand und Staub knirschten unter seinen Schuhen. Der Ninja spähte in die Räume rechts und links des Ganges. Die Küche, das Wohnzimmer, der Salon... Nichts wirkte benutzt, aber alles gepflegt. Als würde regelmäßig jemand hier her kommen, hätte seine Pflicht aber in den letzten Wochen nicht erfüllt. Chiyo hatte es nie verkraftet, dass der Clan der Akasuna so auseinander gerissen worden war. Sasori betrat die zweite Etage. Ein ganz klein wenig zitterte seine Hand, als er die Tür zu seinem ehemaligen Zimmer öffnete. Alles sah genau so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Spärliche Möblierung, ein kleiner Tisch, ein noch kleinerer Stuhl und ein großes Bett mit einer Anrichte, auf der eine Reihe verstaubter Fotos standen. Sasori wurde überschwemmt von Erinnerungen. Er wusste ganz genau, dass Chiyo ihn damals dabei beobachtet hatte, wie er seine ersten beiden Puppen ausprobiert hatte. Spürte wieder ganz deutlich dieses seelige Gefühl in seiner Magengegend, als er Seite an Seite mit seinen künstlichen Eltern in diesem Bett gelegen hatte. Ein Zittern durchlief ihn. Der Rothaarige trat vorsichtig ein paar Schritte näher. Sanft, fast schon andächtig, griff er nach einem der Fotos, dessen Bild man durch die dicke Staubschicht gar nicht mehr erkennen konnte. Vorsichtig glitten seine Finger über das Glas und er wischte denn Staub der Jahrzehnte zur Seite. Da waren sie. Seine Eltern. Ein freundlich lächelnder Mann mit halblangem, feuerrotem Haar, der seinen Arm um eine sanftmütige, junge Frau mit langen, braunen Haaren gelegt hatte. In ihren Armen ein ausgeblichenes Leinenbündel. Ein kleines Baby, mit glattem, roten Haar. Eine ganz normale Familie. Jung. Glücklich. Sasori spürte, wie seine Augen feucht wurden. „Vermisst du sie?“ Der Akasuna fuhr herum. Das Foto fiel ihm aus den Händen und zerbrach mit einem hellen Klirren auf dem staubigen Boden. Das Glas jagte einen Riss über das Bild und zersplitterte es bis zur Unkenntlichkeit. Sasori hatte nicht bemerkt, dass ihm jemand gefolgt war. Peinlich, ja, aber er war halt in Gedanken versunken gewesen. Nun hatte er unerwünschten Besuch bekommen. Verflucht! Und ausgerechnet er musste ihn dabei beobachten, wie er sich in seinen Erinnerungen verlor! Wo kam er auf einmal her!? Warum war er hier!? „Ich weiß nicht, was du meinst“, blockte er ab. „Ich meine deine Eltern. Und deine Großmutter. Sie hat dich... wirklich sehr geliebt, wusstest du das?“ Die Gestalt kam einige Schritte näher, trat aus dem Schatten. „Du ahnst gar nicht, was für ein Glück du mit dieser Familie hattest. Umso schwerer wiegt dein Verrat.“ Sasori wollte protestieren, aber er schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab. „Du brauchst es nicht zu bestreiten. Ich weiß, wer du bist.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Ich weiß nur nicht, warum du hier bist." Sasori lächelte leicht, aber es war keine Freude in der Geste. „Etwas ähnliches hatte der dritte Kazekage auch gesagt. Auch er hat darauf vertraut, dass ich ein guter Mensch bin. Du weißt, was mit ihm passiert ist."“ Gaara sah an ihm vorbei in Richtung der offenen Tür. „Woher willst du wissen, dass dieses Haus nicht schon längst von ANBU umstellt ist? Woher willst du wissen, dass auch ich darauf vertraue, dass du ein guter Mensch bist?" „Weil dir das Dorf viel zu sehr am Herzen liegt. Genau wie damals, bei deinem Kampf mit Deidara, wirst du auch diesmal mit allen Mitteln zu verhindern suchen, dass unschuldige Menschen bei einem eventuellen Kampf verletzt werden. Bei einem riesigen ANBU-Aufgebot hätte ich keine andere Wahl, als hier ein Massaker anzurichten.“ Gaara nickte bedächtig. „Du hast wohl recht. Dennoch, du bist schon zu lange hier. Ich bezweifle, dass du auch diesmal Fallen vorbereitet hast, die dir einen Rückzug ermöglichen würden“, meinte Gaara ruhig. „Wohl wahr. Ich bin allein hier und ich bin ohne Waffen.“ Der Akasuna streckte die Arme aus, um dies zu demonstrieren. „Wirst du mich töten?“ „Du hast nicht nur unser Dorf angegriffen und zu meinem Tod beigetragen, sondern auch viele Suna-nin getötet, sowohl ANBU, als auch unschuldige Ge-nin. Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte. Warum sollte ich das weiterhin zulassen?“ Sasori wandte sich von ihm ab und bückte sich, um das Foto aufzuheben. Er wusste selbst nicht recht, warum er so ruhig blieb. Vielleicht, weil er nichts mehr zu verlieren hatte. Nicht wirklich. Langsam ging der Shinobi an dem Kazekagen vorbei, der mit verschränkten Armen vor der Tür stand und auf eine Antwort wartete. Der Marionettenspieler rieb den Rest des Staubes von dem zersprungenen Foto und warf noch einen letzten Blick auf das Bild. Vorsichtig stellte er es zurück auf die Anrichte und blieb dort, mit dem Rücken zu Gaara, stehen. „Weil du es verstehst...", antwortete er leise, doch es war mehr eine Frage. Fast erwartete er leise rieselnden Sand, der an seinem Körper empor kroch und ihn fesselte. Doch nichts geschah und so drehte er sich langsam wieder um. Gaara sah ihn mit einem leicht verwunderten Blick an „Ja“, erwiderte er leise. „Vielleicht verstehe ich es tatsächlich. Aber reicht es zu verstehen, um zu verzeihen?“ „Das musst du selbst wissen, Gaara“, erwiderte Sasori ruhig. „Fälle dein Urteil über mich. Tu es ruhig. Ich habe Akatsuki verlassen, bin aber nicht bereit, dir Informationen über die Organisation zu geben. Unsere Freundschaft zählt nichts, angesichts dessen, dass ich stets deinen Tod und auch einen weiteren Verrat an Suna in Kauf genommen hätte, um das zu beschützen, was ich liebe.“ Der Kazekage sah ihn verständnislos an. „Sag mir, Sasori, warum bist du wirklich hier? Warum bist du zurückgekehrt?“ „Ich kam her, um mein Leben neu zu beginnen. Ich kam her, um Sunagakure zu verändern und dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht vergessen, wie wichtig Kunst ist.“ „Kunst? Ist es noch immer das, was dich bewegt?“ „Ja. Die Kunst ist ein wunderbarer Lebenssinn, wenn man sonst keinen anderen hat. Diese Meinung habe ich nie abgelegt, auch nicht als ich erkannte, dass meine Art der Kunst in dieser Welt nichts verändern kann. So kam ich her, um die wahre Kunst zu finden.“ „Du bist der genialste Marionettenspieler des gesamten Zeitalter, Sasori!“, meinte Gaara heftig. „Im Gedächtnis der Suna-nin wirst du auf ewig fortbestehen! Es gibt nichts, was du der Welt nicht schon bewiesen hast!“ „Doch. Ich will beweisen, dass Kunst nur dann einen Sinn macht, wenn man sie mit anderen teilt. Wenn sich andere Menschen, nicht nur der Künstler, daran erfreuen. Hier habe ich mein Publikum gefunden. Sunagakure ist meine Bühne." Er trat einen Schritt auf den Suna-nin zu. „Gaara, ich will einfach nur leben!“ Der Suna-nin sah an dem Abtrünnigen vorbei auf das entstaubte, zersplitterte Foto. „Außer mir scheint noch niemand deine Identität entdeckt zu haben. Wie auch, du giltst schließlich als tot.“ Er hielt kurz inne, bevor er Sasori wieder direkt ansah. „Kannst du mir versprechen, nie wieder einem Bewohner dieses Dorfes etwas anzutun?“ „Nein.“, sagte Sasori fest. Klar hätte er lügen können. Doch der Akasuna war immer bestrebt gewesen, wenigstens zu Gaara ehrlich zu sein, in allen Punkten, in denen er sich Ehrlichkeit leisten konnte. Nun war sein größtes Geheimnis aufgedeckt und es gab keinen Grund mehr für weitere Lügen. „Sasori, auch ich bin nicht mit allen Ninja hier im Reinen. Im Gegenteil, es gibt immer noch viele, die mir feindselig gegenüberstehen. Aber Mord ist keine Lösung.“ „Darum geht es nicht. Ich töte niemanden, nur weil mir sein Gesicht nicht gefällt. Aber ich weiß nur zu gut, wie leicht aus Antipathie Hass werden kann und Hass zur Mordlust. Ich weiß, mit welchen Augen ein Abtrünniger angesehen wird. In Akatsuki habe ich meinesgleichen gefunden. Ich will gegen diese Ninja nicht kämpfen.“ Sasori sah sein Gegenüber eindringlich an. „Du kannst es doch verstehen, oder? Nicht jeder von uns kann ein Kage werden. Auch du hast die Blicke gespürt, auch du hast dich am Töten erfreut. Wenn du jetzt nicht der Anführer dieses Dorfes wärst, vielleicht hättest du dich dann irgendwann in der Organisation wiedergefunden. Nicht als Jinchuurriki. Sondern als Mitglied.“ Damit schien er bei Gaara einen wunden Punkt getroffen zu haben. Vielleicht sah er die Wahrheit in seinen Worten. Vielleicht sah er, dass Sasori tatsächlich keine andere Wahl gehabt hatte. Vielleicht sah er die Parallelen zwischen ihnen. Vielleicht sah er, dass es außerhalb Sunagakures noch immer einen Menschen gab, für den er ein ganzes Dorf zu opfern bereit wäre. Als Kazekage durfte er diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Als Shinobi konnte er ihn nicht ohne jegliche Überwachung laufen lassen. Als Mensch konnte er seine Gefühle nur zu gut nachvollziehen. Als Freund sah er schließlich geflissentlich über seine Neigungen hinweg. Ein leises Seufzen entglitt dem Rothaarigen und er trat einen Schritt zur Seite, um die Tür freizugeben. „Du bist verdammt spät dran, Sasori. Verdammt spät.“ Er lächelte leicht. „Ja... aber ich konnte nicht eher kommen.“ „Das erklär dann mal deinen Schülern. Es ist fast 14 Uhr.“ Der Shinobi trat zu der Tür. „Na so was. Dabei hasse ich es doch, andere warten zu lassen.“ Schon halb auf dem Gang wandte er sich noch einmal zu dem Rothaarigen um. „Gaara... Danke.“ Der Kazekage nickte ihm bestätigend zu. „Und jetzt mach, dass du weg kommst.“ Lächelnd folgte der Akasuna der Aufforderung, während der Kage in dem staubigen Zimmer zurückblieb. In diesem Shinobi hatte er wahrlich einen Freund gefunden. Kapitel 9: Bonuskapitel: Team 4 ------------------------------- Pünktlich um 14 Uhr hockte Sasori auf einem der großen Sandsteinfelsen, die überall im Trainingsareal aus dem Boden ragten. Die Fläche war auch sonst vollkommen vegetationsfrei und die Luft war trocken und staubig. Es war ein perfekter Platz für kleine Übungskämpfe und das Training seiner jungen Ninjaschüler. Nur, dass keiner seiner Schüler hier war. Okay, es gab drei Möglichkeiten. Seine Schüler könnten durch irgendetwas Wichtiges aufgehalten worden sein. Etwas, das wichtiger war als ihr erster Tag als Ninja. Ausgeschlossen. Die Drei könnten auch einfach faul sein und den Tag schwänzen. Dann, das schwor er sich, waren sie so gut wie tot. Oder aber sie bummelten und kamen einfach nur zu spät. Wofür es in seinen Augen keine Entschuldigung gab. Sasori hasste es, zu warten. Und er hasste es auch, andere Leute warten zu lassen. Deswegen war er ja auch immer pünktlich, wenn nicht schon vor der Zeit da. Und seiner Meinung nach war jeder zu spät, der nach ihm eintraf: Das würde die erste Lektion sein, die seine Schüler sich einzuprägen hatten. Geschlagene zehn Minuten – zehn Minuten! - später waren vorm Tor des Areals Stimmen auszumachen. Drei Jugendliche – nein, drei Kinder – kamen lachend und sich unterhaltend durch das Tor. Der Akasuna, der außerhalb ihrer Sichtweite hinter einem der Felsen Stellung genommen hatte, beobachtete sie aufmerksam und versuchten, ihnen die Namen zuzuordnen, die er ihren Akten entnommen hatte. Zwei Jungen, ein Mädchen, die typische Dreier-Zusammenstellung. Der erste Junge sah... na ja, irgendwie schlampig aus. Kurze, schwarze Haare die nach allen Richtungen abstanden, als käme er gerade erst aus dem Bett - was wahrscheinlich auch der Fall war. Dunkelblaue Augen, einen etwas geistesabwesenden Blick. Das musste Kayano Hotoshi sein, der unmotivierte, orientierungslose Ge-nin aus dem eher wohlhabenden Bereich Sunagakures. Schon vor Sasoris Gespräch mit Gaara, wo dieser ihm vorgeschlagen hatte, Lehrer zu werden, hatte er sich oft mit dem Sensei der Akademie kurzgeschlossen, ob er denn viel versprechende Talente da hätte. Nun, Kayano schien nicht zu ihnen zu gehören. Im Gegenteil. Das Mädchen in der Gruppe hieß Hanasuki Yamane. Man hatte sie vor sieben Jahren allein und halb verdurstet in der Wüste gefunden. Offenbar stammte sie aus den Armenvierteln einer großen Stadt am Rande des Erdreiches. Auf ihrer Flucht vor diesem elendigen Dasein war sie aufs Land hinaus geflohen, dann aber einem Sklavenhändler anheimgefallen, erneut ausgerissen und hatte sich schließlich bis ins Windland durchgeschlagen. Enormes Durchhaltevermögen und einen erstaunlichen Sinn für Realität hatte Sasori auf sie aufmerksam gemacht. Ihre Gestalt war eher unscheinbar. Anders als viele eitle Kunoichi trug sie ihre braunen Haare kurz, was besonders in Suna, wo ständiger Wind und gelegentliche Sandstürme eine volle Haarpracht zu einem Nachteil machten (abgesehen davon, dass sie im Nahkampf generell ein Handicap darstellten), waren solche Frisuren, obwohl von vornehmer Gesellschaft oft verpönt, kein seltener Anblick. Vom Körperbau her war sie recht kräftig für ein Mädchen, ihren suchenden Augen haftete etwas Entschlossenes an. Der Letzte im Bunde musste demzufolge Atsushi Yuukin sein. Seinen Akten zufolge war er ein Jahr älter als die beiden anderen, aber mit 13 Jahren natürlich immer noch ein Grünschnabel. Doch er sah nicht aus wie 13, sondern irgendwie viel älter. Er war kräftig, hatte halblange, schwarze Haare und ein kantiges Gesicht. Obwohl er noch so jung war, war er bereits jetzt schon genauso groß wie Sasori - dessen Wachstum ja leider im Alter von etwa 15 Jahren stehen geblieben war. Seine Miene hatte etwas undefinierbar Grimmiges, als hätte man ihn zu seiner Hinrichtung geschickt. Mit einem leisen Seufzen zückte der Marionettenspieler eine Schriftrolle. Es wurde Zeit, Team 4 ein wenig auszuloten. * „Ich bin schon gespannt, wer unser Sensei sein wird. Ob er wohl sehr streng ist?“, fragte sich Hanasuki laut. Kayano zuckte mit den Schultern. „Das werden wir noch früh genug erfahren. Mich interessiert eher, warum wir schon heute mit dem Training beginnen. Die anderen Teams haben noch zwei Tage Pause!“ „Vielleicht will er uns erst einmal kennen lernen, um ein geeignetes Trainingsprogramm zu erstellen“, schlug Atsuchi vor. Die drei Ge-nin hatten das Areal nun betreten und sahen sich nach ihrem Sensei um. Doch das Gebiet war leer. „Hä? Sind wir zu früh dran?“, fragte Kayano. „Nein, sogar schon einige Minuten zu spät. Weil du ja noch ewig deine Shurikentasche suchen musstest!“, erwiderte der andere Junge. „Hättest ja nicht auf mich warten müssen.“ „Wir sind jetzt ein Team, schon vergessen?“ Der Schwarzhaarige blitze den Jüngeren aus dunklen Augen an. „Das macht uns noch lange nicht zu Freunden“, entgegnete Kayano kühl. Hanasuki, die diesen Dialog ein wenig amüsiert gelauscht hatte, wandte ihre Aufmerksamkeit nun wieder dem Areal zu. „Leute, ich glaub, ich hab da vorn was gehört!“ Etwas wie ein leises Röcheln ertönte von einem der Felsblöcke herüber. Die drei Ge-nin sahen einander an. Dann setzten sie sich alle gleichzeitig in Bewegung und schlichen sich zu dem Felsen hinüber. Mit dem Rücken an den Stein gepresst wollte Hanasuki gerade um die Ecke spähen, als sich auf einmal eine Gestalt aus dem Schatten des Felsens löste. Ein Mann, in der typischen Uniform der Suna-nin, die Kleidung jedoch an vielen Stellen zerrissen und von blutigen Wunden übersät, stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden und blieb mit weit aufgerissenen, aber offensichtlich toten Augen direkt vor ihnen liegen. Kayano keuchte erschrocken auf, Atsuchi trat wie gelähmt einen Schritt zurück und Hanasuki stieß einen entsetzten Schrei aus. Hinter dem Felsen trat ein Ninja hervor, in einen schwarzen Umhang gehüllt, das Gesicht von einer ANBU-Maske verborgen. In seiner rechten Hand ruhte ein langes Katana, von dessen Spitze Blut tropfte. Ein plötzlicher Windstoß trieb den drei Ge-nin Sand in die Augen. Sie blinzelten nur einmal, doch schon hockten überall um sie herum ANBU und andere Ninja, die kein Stirnband mit Erkennungszeichen trugen. Und plötzlich griffen sie an. Von überall her hagelte es Shuriken und Kunai auf die vollkommen überraschten Ninja-Schüler, die gar nicht wussten, welchem Gegner sie sich zuerst zuwenden sollten. Sie waren überall und sie versperrten ihnen den Fluchtweg. Atsuchi verteilte kräftig Fausthiebe, doch immer wieder wichen die geschickten Shinobi seinen Angriffen aus. Kayano hatte sich gleich zu Beginn des aufkommenden Sturmes flach auf den Boden geworfen und die Hände über dem Kopf gefaltet, um sich zu schützen. Erst als einer der Shinobi ihm bedrohlich nahe kam und Anstalten machte, ihn tatsächlich zu töten, sprang er auf und suchte sein Heil in der Flucht. Hanasuki war vollauf damit beschäftigt, die ANBU abzuwehren, doch sie schaffte es dennoch, ihr Ninjutsu vorzubereiten, weswegen sie als eine der besten Kunoichi ihres Jahrgangs galt. Sie stieß sich von dem Ninja ab, mit dem sie eben noch die Klingen gekreuzt hatte, und machte einen Satz in die Luft. Dort schloss sie eine rasche Folge an Fingerzeichen und breitete die Arme aus. „Hokori Oba no Jutsu!“, rief sie laut aus und führte ihre Arme wieder zur Mitte zusammen. Das Jutsu des Staubmantels wirbelte winzige Partikel aus der Luft, dem Sand und der Kleidung der Ninja auf und legte sich dann als ein hauchdünner Mantel um das Opfer. Der Staub war mit einem Minimum ihres Chakras getränkt und entzog dem Gefangenen seine Energie. Das aufgesogene Chakra konnte Hanasuki für sich selbst oder zur Verstärkung des Jutsus nutzen, sodass dieses nur einen minimalen Energieverbrauch hatte und praktisch unbegrenzt einsetzbar war. Doch bei diesem Gegner blieb es vollkommen wirkungslos. „Was zum-!?“, stieß sie erschrocken aus und machte einen weiten Sprung zurück, als ihr Gegner mit ungehemmter Geschwindigkeit auf sie zustürmte. „Leute!“, rief sie ihren Teamkameraden zu. „Hier ist was faul, diese Typen besitzen kein Chakra!“ „Ach, tolle Warnung, das hilft uns aber auch nicht weiter! Sie sind sowieso viel zu stark für uns!“, schleuderte ihr Kayano entgegen, der, bereits übel angeschlagen, hinter einem der Felsen Deckung gesucht hatte. Auch Atsuchi stand nur noch mehr schlecht als recht auf den Beinen und Hanasukis eigene Schwäche – die sie sich nicht wirklich erklären konnte, da sie kaum verletzt worden war – machte ihr mehr und mehr klar, dass sie am Ende ihrer Möglichkeiten waren. Wer aber waren die fremden Ninja? Sie hatten einen Shinobi aus Sunagakure getötet und anscheinend griffen sie nun an, weil sie unliebsame Zeugen geworden waren. War der Tote etwa ihr Sensei gewesen, den sie hier hatten treffen sollen? Worin waren sie hier nur hinein geraten? „Gegen diese Kerle haben wir doch keine Chance!“, stieß Atsuchi hervor. „Die spielen nur mit uns!“ „Sehr richtig erkannt“, ertönte auf einmal eine fremde Stimme. Die drei Ninja fuhren überrascht herum, denn bisher hatte keiner der feindlichen Shinobi Anstalten gemacht, auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln. Auf der größten Felsnadel, gegenüber des Tores, hockte ein junger Ninja, der sich von den anderen Gestalten unterschied. Er trug keine Maske und war auch nicht, wie die anderen, bis an die Zähne bewaffnet. Tatsächlich wirkte er fast harmlos, wie er da stand, mit seinem feuerroten Haar und der einfachen, schwarzen Ninjakleidung, ohne Shurikentasche oder ähnlichen Waffen. Doch die Ausstrahlung, die von ihm ausging, stellte alles in den Schatten, was die drei Kinder jemals empfunden hatten. Er hatte etwas Erhabenes, Ehrfurchteinflößendes. Auf einmal wussten sie ganz sicher, dass es dieser Mann war, der bei dem Angriff die Fäden gezogen hatte. Wortwörtlich. Ein dumpfer Knall ertönte. Dann noch einer. Weißer Rauch breitete sich auf dem Trainingsgelände aus und die feindlichen Ninja lösten sich einer nach dem anderen in Luft auf. „Was soll das...“, murmelte Hanasuki. „Man kann keine Menschen beschwören, was ist das für ein Jutsu?“ „Wir wurden wahrscheinlich von ihm in einem Genjutsu gefangen“, sagte Atsuchi leise. Auch Kayano war nun zu ihnen gestoßen und zu dritt richteten sie ihren Blick, überaus misstrauisch, auf den rothaarigen Ninja. Doch dieser war auf einmal verschwunden. Überrumpelt sahen die Drei sich um und entdeckten den Anderen schließlich nur wenige Meter hinter sich, wo er mit verschränkten Armen da stand und irgendetwas zu erwarten schien. „Eure Zusammenarbeit ist miserabel“, sagte der Shinobi mit einem leicht verächtlichen Unterton. „Keiner von euch hat auch nur eine Ninja-Kunst erfolgreich ausführen können. In einem echten Kampf hättet ihr keine Minute überlebt.“ „In einem echten Kampf?“, wiederholte Hanasuki. „Also...“ „Ganz genau. Die Situation war zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährlich für euch.“ „Dann war das alles nur ein Test!? Das alles... Das wart Ihr!? Ihr seid unser Sensei!?“, entfuhr es Atsuchi. „Ja. Mein Name ist Tetsuna Yagoto. Für euch Yagoto no Danna.“ Hanasuki keuchte auf. „Der Skorpion!“ „Der Skorpion?“, fragte Kayano ahnungslos. „Hast du die letzten Wochen etwa nur geschlafen!? Der Skorpion macht doch überall die Runde! Er soll der beste Marionettenspieler sein, den Sunagakure seit der Zeit des Akasuna no Sasori hervorgebracht hat!“ „Ich denke, Kankuro-dono ist der Beste?“, erwiderte der Schwarzhaarige stirnrunzelnd. „Na ja... Okay, stimmt wohl. Aber ich meine, sie haben sich ja noch nie aneinander gemessen, oder?“ Yagoto seufzte genervt. „Würdet ihr bitte aufhören, über mich zu reden, als wäre ich nicht da?!“, forderte er gereizt. „Oh... Entschuldigung, Yagoto-sensei“, sagte Hanasuki sofort und mit neuer Ehrfurcht in der Stimme. „Yagoto no Danna“, berichtigte sie der Rothaarige. „Genau. Ähm, sagt mal, stimmt es denn, dass sie bis vor einem Monat selber noch Ge-nin waren!?“, wollte Atsuchi wissen. „Unmöglich!“, warf Hanasuki ein. „So berühmt wie er inzwischen ist, kann er nicht so lange zurückgeblieben gewesen sein.“ Plötzlich zuckte das Mädchen zusammen. Verblüfft fuhr sie mit der Hand an ihre Wange, auf der auf einmal ein blass roter Schnitt zu sehen war. Sie wandte den Blick hinter sich, wo sich ein schwarz glänzendes Kunai in den Boden gebohrt hatte, und dann wieder nach vorn zu ihrem neuen Sensei. Die Bewegung war so schnell gewesen, dass sie sie nicht hatte sehen können. „Habt ihr eure Diskussion nun endlich beendet? Gut. Dann möchte ich jetzt von euch wissen, ob meine erste Botschaft zu euch durchgedrungen ist“, sagte Yagoto genervt. Team 4 nahm eine gerade Haltung an, denn sie spürten, dass das, was ihr Meister jetzt zu sagen hatte, sehr wichtig war. „Was“, sagte Yagoto und schritt vor ihnen auf und ab, „ist das Wichtigste für eine Ninja?“ „Das Wichtigste?“, wiederholte Hanasuki nachdenklich. „Ja. Jeder Ninja entwickelt seinen eigenen Stil, seinen eigenen Ninjaweg. Jeder hat individuell verschiedene Ziele und Träume. Und für jeden Shinobi gibt es einen Leitfaden, der sich durch sein Leben zieht. Ziele können sich verändern. Wenn man sein Ziel erreicht oder aufgegeben hat, sucht man sich eben ein neues. Es ist die Methode, die unverändert bleibt, jedenfalls solange der Ninja keine bewegende Charakteränderung durchläuft. Kurz: Es ist der wichtigste Gedanke für sein Dasein als Ninja.“ Yagoto blieb stehen und sah sie der Reihe nach an. „Also? Hat diese Auseinandersetzung euch gezeigt, was das Wichtigste für jeden guten Ninja ist?“ Die drei Ge-nin sahen unbehaglich einander an. „Also... ich denke, es ist Zusammenarbeit, oder? Ninja arbeiten im Team, wenn sie nicht zusammenarbeiten können, ist die Mission zum Scheitern verurteilt“, sagte Kayano. „Wenn das Team aus schwachen Kämpfern besteht, ist es egal, wie gut sie zusammenarbeiten. Ich denke, es kommt auf die Kampfkraft eines jeden an. Klar ist es wichtig, sie aufeinander abzustimmen, aber letztendlich spricht man doch von einem guten Ninja, wenn er stark ist“, meinte Atsuchi. „Die besten Jutsus und das meiste Chakra nutzt nichts, wenn man im Angesicht der Gefahr den Kopf verliert. Ich glaube, es ist am Wichtigsten, immer die Ruhe zu bewahren und Geduld zu haben. Wenn man den Gegner erschöpfen kann, ist es egal, wie das Kräftegleichgewicht liegt“, äußerte Hanasuki ihre Meinung. „Was tust du dann, wenn du unter großem Zeitdruck stehst und eine schnelle Lösung finden musst?“, fragte ihr Danna daraufhin. Hanasuki wusste keine Antwort. „Ob ein Auftrag erfüllt werden kann oder nicht, entscheidet sich schon vor der eigentlichen Mission. Man schmiedet Pläne, stellt sich ein Team zusammen und analysiert die Fähigkeiten des Feindes. Der Leitfaden, an den sich der Ninja hält, gilt nicht nur für den Kampf, sondern für sein gesamtes Leben“, erklärte Yagoto. „Wenn man in einen Kampf verwickelt wird, sollte man eine bestimmte Schrittfolge einhalten. Erstens: Die Methode des Scharfen Hinsehens. Wer ist der Gegner, was hat er vor, welche Techniken könnte er verwenden, wie soll ich oder mein Team sich verhalten? Zweitens: Das Arbeiten in der Gruppe. Alle im Team müssen an einem Strang ziehen, es dürfen keine Einzelaktionen gestartet werden, deren Erfolg nicht hundertprozentig gewährleistet ist. Wenn ihr allein gegen eine Gruppe kämpft, müsst ihr versuchen, sie zu trennen. Je mehr Mitglieder ihr habt, desto mehr Möglichkeiten stehen euch zur Verfügung. Wenn das Team nicht zusammenarbeiten kann oder zu groß ist, werden einige Ninja vorausgeschickt, um die Mission weiter zu verfolgen. Drittens: Das richtige Beenden eines Kampfes. Ihr dürft das Ziel der Mission nicht aus den Augen verlieren. Wenn ihr unter Zeitdruck steht, dann beendet den Kampf möglichst schnell, wenn nötig auch ohne den Feind zu besiegen. Wenn ihr jemandem Zeit verschaffen müsst, dann zieht den Kampf in die Länge, flieht immer wieder und greift aus dem Hinterhalt an. Wenn ihr den Kampf bis zum Ende durchziehen müsst, dann legt euer Ende fest. Wollt ihr den Feind gefangen nehmen, weil er vielleicht noch wichtige Informationen hat? Müsst ihr ihn töten, oder könnt ihr ihn am Leben lassen? Wenn der Feind euch überlegen ist, dann brecht die Aktion ab, auch wenn damit die Mission beendet ist. Lieber sollt ihr fliehen, als das Leben eurer Kameraden aufs Spiel zu setzen. Doch auch diese Flucht muss geordnet ablaufen. Zum Beispiel könntet ihr Fallen aufstellen, wenn ihr glaubt, eure Gegner könnten euch verfolgen.“ Yagoto sah mit verschränkten Armen auf sie herab. „Jeder Ninja kennt diese Methodik, auch ihr, selbst wenn ihr sie nicht so zusammenstellen könntet. Denn das alles ist einfach nur logisch. Natürlich müsst ihr euch erst einmal über euren Gegner im Klaren sein, selbstverständlich seid ihr stärker, wenn ihr mehr Personen zur Verfügung habt und es ist offensichtlich, dass man sich nicht ewig an einem Feind aufhalten kann, der doch nur das Ziel hat, einen aufzuhalten. Das alles ist nur logisches Denken, doch es ist das Wichtigste. Das Wichtigste für einen Ninja.“ „Also... können wir jeden Kampf gewinnen, wenn wir nur logisch nachdenken?“, fragte Atsuchi misstrauisch. „Ja. Aber das ist gar nicht so einfach. Natürlich gibt es immer wieder Hindernisse. Ein Shinobi sollte sich im Kampf sämtlicher Gefühle entledigen, aber wenn du Hemmungen hast, deinen Feind zu töten, kannst du den Kampf dennoch gewinnen. Du musst diese Tatsache nur akzeptieren und dir einen Plan überlegen, bei dem du den Feind nicht umbringen musst. Wenn dein Gegenüber ein Jutsu beherrscht, das sich deiner Vorstellungskraft entzieht und du dir nicht erklären kannst, dann akzeptiere für die Dauer des Kampfes einfach, dass ein solches Jutsu existiert. Wenn es dir hilft, kannst du auch akzeptieren, dass der Himmel voller Götter ist, dein Feind sich fehlende Körperteile nachwachsen lassen kann und lila Schweinchen auf dem Wasser laufen können. Egal. Hauptsache, du ziehst daraus eine Schlussfolgerung, die du in einen Plan einarbeiten kannst.“ Die Schüler sahen ihren Sensei etwas seltsam an. Es schien irgendwie nicht zu dem Rothaarigen zu passen, einen Witz zu reißen. „Nichts von dem, was ihr gesagt habt, ist grundsätzlich falsch. Es genügt nur nicht. Ihr müsst immer logisch denken. Auch vor der Mission. Besonders davor. Denn viel wichtiger als der Kampf selbst, ist die Entscheidung, ob man überhaupt kämpft. Das beste Team, der stärkste Kämpfer, der hartgesottenste Analytiker bringt seinem Dorf gar nichts, wenn er seine Fähigkeiten nicht richtig einsetzt.“ „Wie meint Ihr das, Yagoto no Danna? Wenn man ein so guter Ninja ist, dann beinhaltet das doch, dass man seine Fähigkeiten richtig einsetzt“, sagte Kayano. Yagoto schüttelte abermals den Kopf. „Ihr habt es noch immer nicht verstanden. Bevor eine Mission überhaupt angesetzt wird, muss doch entschieden werden, ob der Auftrag angenommen wird oder nicht. Die Katastrophe, wenn ein Ninja seine Kräfte für die falschen Ziele einsetzt, ist unabsehbar. Angenommen ihr werdet gerufen, ein Dorf von Banditen zu befreien. Wenn ihr eure Mission stur erfüllt, jagt ihr diese Leute davon, vielleicht tötet ihr auch ein paar. Und nun stellt euch vor, es waren gar keine Banditen, sondern die rechtmäßigen Bewohner des Dorfes, die von Dieben aus ihrer Heimat vertrieben wurden und diese zurückerobern wollten. Wenn der Kazekage einen solchen Antrag bekommt, wird er ihm stattgeben, weil er darüber nicht Bescheid wissen kann. Es liegt an euch, euch vor Ort ein Bild von der Sachlage zu machen und zu entscheiden, ob diese Leute eure Hilfe wirklich verdient haben. Genauso gut könnte ein dreister Verbrecher aus einem anderen Land Begleitschutz anfordern, weil auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt wird. Wenn ihr diesen Mann verteidigt, könnte das zu einem Konflikt mit dem betreffenden Land kommen, vielleicht sogar ein Kriegsgrund sein.“ Die Ge-nin machten große Augen. So hatten sie die Sache tatsächlich noch nie betrachtet, aber wie ihr Lehrer das so erzählte, klang es wirklich alles ganz logisch. „Moment...“, sagte Hanasuki dann langsam. „Könnte man dann nicht als Ninja, wenn einem im Dorf ein Unrecht geschieht, man mit den Leuten nicht klar kommt oder einem Missionen zugeteilt werden, die einem nicht gefallen, zu dem Schluss kommen, dass es besser wäre, seinem Ninjadorf nicht länger seine Dienste zur Verfügung zu stellen?“ Yagoto nickte. „Genau das ist der Grund, warum einige Shinobi ihr Heimatdorf verraten und zu Nuke-nin werden. Einige tun das eben aufgrund einer solchen Überlegung, einige aus dem Impuls heraus, weil sie es unterbewusst wissen. Das Problem ist, dass nicht jeder Mensch immer logisch nachdenkt. Das ist einfach so, es liegt in seinem Wesen. Und immer wenn er das unterlässt, können ihm Fehler passieren. Die Regierung des Dorfes oder seine Bewohner können Fehler machen, die zu einem Unrecht und damit zu einem Verrat eines Ninja führen, genauso wie die Senseis in der Erziehung ihrer Schützlinge oder das Verhalten und die Lehren der Eltern gegenüber ihren Kindern. Wenn all diese Leute logisch nachdenken und den Sinn einer guten Zusammenarbeit hervorheben würden, gäbe es heute bestimmt nicht so viele Abtrünnige.“ „Gut“, meinte Atsuchi abschließend, „ich denke, das haben wir verstanden. Aber was hat das jetzt damit zu tun, dass sie uns angegriffen haben?“ „Nun, wo du weißt, was das Wichtigste für einen Ninja ist, wie glaubst du, hättest du dich verhalten, hättest du logisch nachgedacht?“, fragte Yagoto zurück. Der Schwarzhaarige überlegte kurz. „Ich wäre wohl stutzig geworden, warum uns so viele ANBU angreifen, wo wir doch nur Ge-nin sind.“ „Ja, das war schon seltsam. Außerdem ist mir später aufgefallen, dass die Leiche auf einmal fort war“, sagte Kayano. „Daraus, und aus dem Fakt, dass wir hier mit Ihnen verabredet waren, hätte man wohl schließen können, dass Ihr es wart, der uns angegriffen hat“, fügte Hanasuki hinzu. „Aha. Und weiter?“ „Nun, dann hätten wir wohl auch darauf kommen können, dass es nur ein Test war. Hätten Jutsus benutzt und uns gegenseitig unterstützt, weil es ja nur darum ging, Euch zu zeigen, was wir drauf haben“, vermutete Atsuchi. Langsam schüttelte das Mädchen der Gruppe den Kopf. „Nein... Die Angriffe kamen zu schnell. Wir hatten gar keine Chance. Außerdem haben uns diese Gestalten bewusst auseinander getrieben. Ich meine, sie ließen uns nicht die Möglichkeit, unsere Fähigkeiten zu zeigen.“ „Was könnte dann der Grund gewesen sein?“, fragte Yagoto leise. Kayano schnaubte. „Sie können uns einfach nicht leiden?“ „Kayano!“, wies ihn Atsuchi zu recht. „So etwas sagt man nicht. Außerdem wird sich ein Jou-nin ja wohl genug unter Kontrolle haben, seine Schüler nicht einfach zu-“ „Aber er hat Recht.“ „... wie bitte?“ Atsuchi sah verwirrt zu dem Rothaarigen auf. Hatte er sich da gerade verhört? „Nun, jedenfalls fast. Der Hauptgrund, warum ich euch angegriffen haben, war, weil ich sauer auf euch war.“ Nun starrten ihn drei recht dümmliche aussehende Kinder an, die ihren Mund nicht mehr zu bekamen. „Aber... Warum!?“ „Logisches Denken, Hanasuki.“ „Wir haben mit dem Training noch nicht einmal angefangen“, empörte sie sich. „Wir können noch gar keine Fehler gemacht haben, die das rechtfertigen!“ „Doch“, sagte Atsuchi leise, „ich weiß, was es war.“ Seine beiden Teamkameraden sahen ihn überrascht an. Atsuchi hob den Blick und sah dem Rothaarigen in die Augen. „Wir waren nicht pünktlich.“ Yagoto lächelte leicht. „Genau.“ „Das ist nicht Euer Ernst!“, entfuhr es Kayano. „Doch“, erwiderte ihr Sensei. „Pünktlichkeit ist ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt für einen Ninja. Und für euch wird er in Zukunft besonders wichtig sein. Denn, und das merkt euch, ich hasse es zu warten. Als euer Sensei werde ich euch nun jedes Mal auf diese Weise empfangen, wenn ihr auch nur eine Minute zu spät kommt. Logisches Denken. Ihr seid die Schüler, ich der Lehrer. Ihr habt euch nach meinen Regeln zu richten. Wenn ihr damit nicht klar kommt, könnt ihr das als ein zusätzliches Training ansehen. Oder ihr verschwindet zurück auf die Akademie.“ Darauf wusste Team 4 nichts mehr zu erwidern. „Schön. Normalerweise ist es üblich, den angehenden Ge-nin eine Aufgabe zu stellen, anhand der befunden wird, ob sie wirklich bereit sind, ein Ninja zu werden“, führ Yagoto fort. „Moment – haben wir diesen Test nicht grad hinter uns?“, wollte Atsuchi wissen. „Nein, das war nur die Einleitung:“ Die drei Schüler stöhnten auf. Ihr Sensei lächelte leicht. „Um herauszufinden, ob ihr geeignet seid, werde ich jedem von euch eine Frage stellen.“ „Eine Frage? Kein Kampf?“ „Ein Kampf? Logisches Denken, Kayano. Ihr könnt nicht kämpfen. Ihr seid Kinder. Es ist doch meine Aufgabe, euch das beizubringen. In der Akademie lehrte man euch Theorie, wie kann ich von euch Praxis erwarten?“ Kayano schloss den Mund rasch wieder. „Da du so eilfertig bist zu antworten, werde ich mit dir anfangen, Kayano.“ Gespannt beobachtete der Angesprochene seinen Sensei, der nun wie aus dem Nichts heraus drei kleine, gläserne Fläschchen zückte. Er reichte sie dem Schwarzhaarigen, der sie zögernd entgegen nahm. „Trink eines davon aus und gib die anderen deinen Kameraden“, befahl er. „Was?“ Kayano sah verblüfft aus. „Ich soll das trinken? Das soll der Test sein?“ „Genau. Ich will wissen, ob du es tun wirst.“ Hanasuki keuchte erschrocken auf. „Da-Das ist doch nicht etwa Gift!?“ „Gift!?“ Atsuchi sah alarmierend auf den rothaarigen Marionettenspieler. „Mit Giften müsste er sich auskennen...“ „Wollt ihr etwa mein Gehorsam überprüfen?“ fragte Kayano leise, „oder mein Vertrauen?“ Yagoto lächelte undurchsichtig. Kayano sah auf die Fläschchen mit der klaren Flüssigkeit herab. War es Gift? Wollte Yagoto testen, ob er sich selbst und seine Kameraden eines solchen Risikos aussetzen würde? Immerhin, wenn sie es nicht tranken, würde ihnen bestimmt nichts passieren. Das Risiko war also zu hoch und es wäre unvernünftig, dem Befehl nachzukommen. Wie hatte sein Sensei eben noch gesagt? Man musste genau aufpassen, wem man vertraute, wessen Befehle man befolgte. Wurde von ihm erwartet, dass er ablehnte? Ging es darum, auszutesten, ob er ihm vertraute? Langsam öffnete der Junge die Flasche. „Kayano!“ zischte Hanasuki. „Bist du dir sicher?“ „Ja“, erwiderte er entschlossen. Dann trank er den Inhalt in einem Zug aus. Nichts passierte. „Ihr auch“ sagte er leise und reichte ihnen die anderen beiden Fläschchen. Misstrauisch beäugten seine Kameraden die Gegenstände. „Macht schon!“ Und sie gehorchten. „Kayano.“ Der Angesprochene wandte sich wieder seinem Sensei zu. „Du weißt, dass ich ein Meister im Giftmischen bin. Warum hast du das getan? Mehr noch, warum hast du auch deine Kameraden dazu aufgefordert, anstatt erst die Wirkung des Trankes auf dich selbst abzuwarten?“ „Es war kein Gift“, sagte Kayano überzeugt, „sondern ein Gegenmittel.“ „Was?“ Atsuchi sah von Kayano zu Yagoto und wieder zurück. „Wofür?“ Der Schwarzhaarige holte tief Luft. „Logisches Denken. Marionettenspieler benutzen mit Vorliebe vergiftete Waffen. Wir alle sind verletzt und fühlen uns sehr schwach... Und das, obwohl wir gar nicht so viel Chakra verbraucht haben. Ich hatte bereits die Vermutung, dass in unser aller Adern bereits das Gift fließt. Er musste uns dagegen ein Mittel geben.“ Tetsuna Yagoto lächelte. „Genau so ist es. Man hätte denken können, das Risiko eine unbekannte Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sei unnötig. In diesem Fall jedoch hätte das Gift seine volle Wirkung spätestens nach zehn Minuten entfaltet, was zu starken Schmerzen für euch geführt hätte. Ein Ninja darf solche Möglichkeiten nicht außer Acht lassen. Er muss die Kehrseite der Kehrseite sehen. Gleichzeitig war es natürlich auch ein Vertrauensbeweis.“ „Sie meinen, hätte Kayano Euch nicht vertraut, wäre er von einer Falle ausgegangen?“ „Nein. Dies war ein Test für euch, ob ihr dem Urteil eures Kameraden vertraut.“ „Oh.“ Nun wandte sich der Ninja dem Kräftigeren der beiden Jungen zu. „Atsuchi. Du hast sicher, wie auch alle anderen Ninja in diesem Dorf, den Angriff der beiden abtrünnigen Ninja auf Sunagakure noch gut vor Augen, auch wenn er schon eine Weile her ist. Diese Shinobi sind nur zwei von vielen Verrätern, die man immer und überall antreffen könnte. Sie stehen im Bingobuch ganz oben, das heißt, dass jeder Ninja die Pflicht hat, sie zu melden, wenn er einem von ihnen begegnet und sie gegebenenfalls zu fangen oder zu töten.“ Atsuchi nickte langsam, denn das alles wusste er bereits. „Angenommen du würdest einen solchen Abtrünnigen dabei beobachten, wie er mit einem Suna-Ninja kämpft. Wie würdest du dich verhalten?“ Wie er sich verhalten würde? Nun, das kam natürlich darauf an... Wenn der Gegner des Nuke-nin stark war, könnte er ihm vielleicht helfen, oder auch Unterstützung anfordern. Wenn es jemand Schwaches war, müsste er ihm wohl beistehen um- Nein. Das waren schon zu viele Möglichkeiten. Er musste mit logischem Denken an die Sache herangehen. Gegen einen Ninja solchen Niveaus hatte er nicht die geringste Chance. Er würde im Kampf gegen ihnen nur im Weg sein, konnte niemanden beschützen. Vielleicht würde er es irgendwann einmal können - aber jetzt noch nicht. „Ich würde fliehen“, sagte er, nicht ohne sich dabei trotz allem ein wenig schlecht zu fühlen. „Alles was ich tun könnte, wäre Verstärkung zu holen.“ „Das ist richtig“, erwiderte Yagoto leise. „Und es ist nichts, für das man sich schämen musste. Ihr lasst damit niemanden im Stich, ihr lasst niemanden entkommen. Das müsst ihr begreifen. Wenn ihr wisst, dass euer Gegner stärker ist als ihr und keine Skrupel hat, euch zu töten, dann ist Flucht die einzige Möglichkeit.“ Hanasuki biss sich auf die Lippe. Sie hätte anders geantwortet. Sie hätte einen anderen Weg gesucht... Doch ja, vermutlich wäre sie dann gestorben. Yagoto hatte Recht... „Hanasuki?“ „Hai!“ Yagoto wandte sich ihr langsam zu. Er schwieg. Das Mädchen sah in seine rotbraunen Augen und bekam eine Gänsehaut. Welche Aufgabe stand ihr bevor? „Hanasuki. Was... ist das Wichtigste für einen Ninja?“ Häh? Was sollte das jetzt? Ihr Danna hatte ihnen doch gerade immer wieder erklärt, dass das Wichtigste für einen Ninja logisches Denken war. Sie öffnete den Mund, um ihm eben das zu sagen, doch dann zögerte sie und schloss ihn rasch wieder. Logisch denken, ja? Was genau hatte ihr Sensei gesagt...? Das Wichtigste für einen Ninja ist wie ein Leitfaden, der ihn durch sein Leben begleitet. Eine Methode, die immer gleich bleibt, auch wenn sich das Ziel verändert. Sie hob den Kopf. „Das Wichtigste ist es, immer Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein.“ „Was!? Hanasuki, was soll das!? Yagoto no Danna hat uns doch eben erklärt-“, fuhr Kayano sie an, doch Hanasuki schnitt ihm das Wort ab. „Er hat gesagt, dass jeder Ninja seinen eigenen Ninjaweg finden muss. Sein Ninjaweg, das Wichtigste in seiner Methode, ist das logische Denken. Das muss es aber nicht auch für uns sein. Jeder Ninja sieht demnach etwas anderes als das Wichtigste an. Es bringt uns gar nichts, wenn wir zwar logisch denken, aber diese Methode nicht verinnerlichen, sie nicht im Herzen tragen. Es bringt uns nichts, wenn wir nicht damit überein stimmen. Wer immer nach der Logik handelt, läuft Gefahr, kalt und berechnend zu werden. Moralische Grundsätze lassen sich mit Logik nicht verbinden. Wenn man dieser Methode folgen will, so muss man diese Grundsätze akzeptieren, hinnehmen und in seinen Plan einbauen – doch man kommt damit auch auf die Schlussfolgerung, dass man ohne diese Moral viel leichter ans Ziel kommen könnte. Es ist sehr schwer, dann noch daran festzuhalten. Nur wer das schafft, den führt dieser Ninjaweg zum Erfolg und zum Glück. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde. Deswegen bleibe ich bei meinem Ninajweg. Ich respektiere Ihre Methode, Yagoto no Danna, und ich werde jetzt bestimmt nicht aufhören, zu denken. Doch wenn man unter Zeitdruck Entscheidungen im Aspekt der Logik trifft, kann man leicht Details übersehen, emotional handeln oder kaltblütig über störende Moral hinweg sehen. Deswegen würde ich mich in einem solchen Fall stets zurückziehen und Ruhe bewahren, um einen neuen Plan zu schmieden.“ Der rothaarige Shinobi sah das Mädchen ernst an. „Du hast... bestanden“, sagte er dann schließlich leise. „Ihr alle habt bestanden.“ Die drei Ge-nin atmeten erleichtert aus und Hanasuki lächelte. „Ihr alle müsst euren eigenen Ninjaweg finden. Ich denke aber, dass ich euch verdeutlichen konnte, dass es ungeachtet eurer Methode immer ratsam ist, als erstes einmal den Kopf zu benutzen. Und das habt ihr getan. Gut gemacht.“ Man sah den drei Schülern ihre Freude deutlich an. Die beiden Jungen klopften sich freundschaftlich auf die Schulter, Kayano lachte leise und Hanasuki wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich dort angesammelt hatte. „Man, bin ich froh!“, seufzte Hanasuki. „Das war heute wirklich anstrengend.“ „Ja, aber jetzt haben wir es ja endlich geschafft. Wir sind jetzt offiziell Ninja!“ Voller Stolz tippte sich Kayano gegen das Suna-Zeichen, das sein Stirnband zierte. „Das will ich gleich meinen Eltern erzählen! Yagoto no Danna, dürfen wir jetzt gehen?“, fragte Atsuchi seinen Sensei. Dieser hatte nicht aufgehört zu lächeln, doch auf einmal, so glaubten die Kinder zu spüren, lag darin etwas... fast Bedrohliches. „Gehen? Wer redet hier von gehen? Es ist noch nicht einmal vier Uhr.“ Es war definitiv ein bedrohliches Lächeln. „Unser Training fängt doch jetzt erst an.“ Die folgenden Stunden waren für die frischgebackenen Ninja die reinste Tortur. Sie ahnten noch nicht, welcher Schrecken ihnen mit ihrem Sensei noch bevorstehen würde – ein Schrecken, der sie jede längere Mission herbeisehnen würde. Lediglich ihr Stolz hielt sie am nächsten Tag davon ab, sich bei einem Höhergestellten über die Trainingseinheit, die bis spät in die Nacht hinein gedauert hatte, zu beschweren. Was sie nicht wussten – und das war vermutlich auch gut so – war, dass der Kazekage höchst persönlich den Empfang der Ge-nin und Sasoris Testreihe mit verfolgt hatte. Verborgen im Schatten der Sandsteinwände hatte er jeden Schritt des Akasuna mit verfolgt, ab dem Zeitpunkt, als er seine Schüler angriff. Als der Marionettenspieler sich dann anstellte, noch die ganze Nacht lang seine Schützlinge zu triezen, hatte er sich nur kopfschüttelnd abgewandt. Er erkannte diese Technik. Sasori jagte die Ge-nin durch einen Crash-Kurs, der für unerfahrene Kämpfer entwickelt worden war, die bald in den Krieg ziehen mussten. Zweifellos würde Team 4 eines der besten in Sunagakure werden – und doch machte sich der Kazekage Sorgen um die Unschuld, um die Kindheit der jungen Ninja. Einem Menschen darauf zu trimmen, töten zu können, wenn es nötig war, und ihn zu trainieren, zu töten, wenn ihm jemand im Weg war, das waren zwei unterschiedliche Dinge. Aber Sasori wusste das. Gaara war überzeugt davon, dass der Akasuna aus ehrlichen Motiven heraus zurückgekommen war. Wenn es jemand schaffen sollte, einem so jungen Menschen solche Macht schon in diesem Stadium der Entwicklung mit auf den Weg zu geben, ohne dass dieser sich in der Dunkelheit verlor, so war es Sasori no Akasuna. Darauf vertraute er. Darauf wollte er vertrauen. Vertrauen war gut. Kontrolle war besser. Kapitel 10: Ge-nin-Mission -------------------------- „Unsere erste Mission als Ninja. Schon krass.“ Kayano fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes, schwarzes Haar. „Es wäre aufregender, wenn es dabei nicht nur darum gehen würde, die Wüste nach einer Vermissten abzusuchen“, meinte Hanasuki. „Ob aufregend oder nicht, ich erwarte, dass ihr euch anstrengt.“ Sasori sah seine Schüler streng an. Er wusste um das Temperament der Drei und wollte nicht, dass sie ihm durchgingen. Atsuchi schien ihn nicht besonders ernst zu nehmen: „Wir sind Suna-nin, oder? Wir kennen die Wüste besser als jeder andere. Das wird ein Kinderspiel.“ „Das passt ja hervorragend, schließlich seid ihr tatsächlich noch Kinder. Und jetzt bewegt euch endlich.“ Die vier Ninja hatten vor den Toren des Dorf gestanden, den Blick zur Wüste gerichtet. Sie hatten genug Gepäck und Nahrung für vier Tage dabei, auch wenn sie wahrscheinlich nicht so lange fort bleiben würden. Ihre Mission würde sie zu einer Oase führen, die zwei Tagesmärsche entfernt lag. Jedenfalls für die Menschen des Nomadenvolkes, das dort ihre Bleibe für den Herbst aufgeschlagen hatte. Als Ninja würden sie nur die Hälfte der Zeit benötigen. Die Ge-nin hatten in ihrer Naivität darauf gehofft, es vielleicht mit einer Entführung zu tun zu haben oder einer Bande Räuber. Sasori vermutete eher, dass sich das achtjährige Mädchen, dass von dem Stamm vermisst wurde, schlichtweg verlaufen hatte. Und nun war es ihre Aufgabe, sie zurück zu holen. Die Reise zu der Oase verlief ohne Zwischenfälle. Sasori hetzte die Schüler zu einem Tempo auf, wie es Jou-nin für gewöhnlich benutzten. Außerdem baute er eine Trainingseinheit ein, bei der die Ge-nin vor ihm fliehen sollten, während er sie mit seinen zahlreichen, scharfen Klingen zu erwischen versuchte – natürlich traf er sie mit Absicht kein einziges Mal, da diese Waffen ja vergiftet waren. Am Ende jeder Stunde gab er ihnen seine Einschätzung, daran gemessen, wie oft er sie verletzt oder getötet hätte. Und, das erkannte er ihnen an, als sie den Nomadenstamm schließlich erreichten, hatte sich seine Trefferquote halbiert. Im Lager angekommen ließen sie sich eine Beschreibung des vermissten Mädchens geben. Lange, braune Haare, grüne Augen, die Kleidung bestand aus abgewetzten, braunen Leinentüchern, die die Nomaden zum Schutz vor dem Wind um ihren Körper wickelten. Darunter trugen sie gewöhnliche Alltagskleidung. Die Eltern des Mädchens, deren Name Lizira war, konnten sich ihr Verschwinden nicht erklären. Die Achtjährige war recht klug für ihr Alter und kannte sehr gut das Verbot, sich zu weit vom Stamm zu entfernen. Laut der Mutter hatte sie in der Wüste Eidechsen fangen wollen, war dann aber nicht wieder zurück gekommen. Sasori hatte sie beruhigen wollen, das Kind wäre dem Tier nur etwas zu weit gefolgt und hätte sich dann verirrt. Doch Lizira bekam, wie alle Kinder, schon früh gelehrt, wie man sich am Sternenhimmel, an der Sonne, oder selbst am Wind und an der Form der Dünen orientieren konnte, wie man sich Essen und Trinken besorgte und sich vor Sandstürmen schützte. Das Mädchen hätte leicht zurück finden sollen. So also waren die Eltern zu der Überzeugung gekommen, ihr Kind wäre von einem giftigen Tier angegriffen worden, wie es im Windland so viele gab. Da sie schon drei Tage vermisst wurde, waren die Ninja ihre letzte Hoffnung. Wenn sie tatsächlich irgendwo bewusstlos in der heißen Wüstensonne lag, war sie vermutlich schon verdurstet. Als Sasori das Gebiet unmittelbar um die Oase, die aus einem großen Flecken grünen Rasens, einigen Palmen und einem tiefen Brunnen bestand, absuchte, griff er schnell eine schwache Spur von zartem Chakra auf, die sich vom Lager entfernte. Er zeigte seinen Schülern, wie sie diese wahrnehmen und verfolgen konnten und machte sich dann mit ihnen, noch mitten in der Nacht, auf die Suche. Nach einer Weile – sie hatten sich bereits ein gutes Stück vom Lager entfernt - wurde die Spur undurchsichtig und überschnitt sich immer wieder. Hier musste das Mädchen öfter lang gekommen und umher geirrt sein. Nun teilten sich die Ninja auf und jeder machte sich in eine andere Richtung auf. Um Mitternacht wollten sie sich wieder dort treffen. Als Sasori allein war, beschwor er einige seiner Puppen herauf und verband sie mit einem speziellen Jutsu mit sich selbst, sodass er durch ihre Augen sehen konnte. Diese Marionetten schickte er aus, nach einer Spur von Leben Ausschau zu halten. Doch alles was sie aufscheuchten, waren ein paar Wühlmäuse und ein einzelner Skorpion, der sich rasch unter einem Stein verkroch. Also kehrte er nach Ablauf der Zeit zum Treffpunkt zurück und war ehrlich überrascht, als er seinen Schüler Kayano erblickte, der scheinbar vollkommen entnervt einem kleinen Mädchen, das haargenau auf die Beschreibung der Nomaden passte, zu erklären versuchte, warum es gefälligst mit ihnen zu kommen hatte. Hanasuki und Atsuchi waren ebenfalls schon da und sahen beide etwas ratlos aus. „Wie ich sehe, habt ihr das Mädchen gefunden.“ Sofort kam Hanasuki auf ihn zugelaufen. „Yagoto no Danna, gut dass sie da sind! Atsuchi hat Lizira vor einer halben Stunde hier her gebracht. Sie ist unverletzt und es geht ihr blendend, aber sie will nicht mit uns kommen!“ Sasori runzelte die Stirn und ging dann auf die Urheberin dieses ganzen Stresses zu. „Du bist Lizira, ja?“, fragte er die Braunhaarige und kniete sich nieder, um mit ihr auf einer Augenhöhe sprechen zu können. Das Mädchen schien tatsächlich ziemlich lebendig zu sein: Für seinen Geschmack etwas zu lebendig. „Ja“, erwiderte die Kleine und schob trotzig ihr Kinn vor. „Du weißt, dass deine Eltern sich eine Menge Sorgen um dich machen, weil du so lange weg warst?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Nun sah das trotzige kleine Etwas doch etwas schuldbewusst aus. „Das wollte ich nicht... Aber mir geht es doch gut! Ihr hättet gar nicht kommen brauchen!“ Der Akasuna seufzte leise. „Wie auch immer, wir haben den Auftrag, dich zu deiner Familie zurück zu bringen, und das werden wir auch tun.“ „Aber das braucht ihr nicht! Wirklich! Sagt ihnen einfach, dass es mir gut geht!“ „Was willst du denn noch hier in der Wüste?!“, wollte Kayano wissen. „Ich... Ich...“ „Bist du etwa von zu Hause ausgerissen?“, vermutete Hanasuki. „Genau!“, rief Lizira aus. „Ich... Es war mir langweilig, und ich wollte mal ein Abenteuer erleben!“ „Eben hast du mir noch gesagt, dass du eine ansteckende Krankheit hättest und deswegen nicht zurück könntest“, sagte Kayano mit offensichtlichem Zweifel. Lizira öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch scheinbar waren ihr die Ausreden ausgegangen und sie schloss ihn wieder. Mutlos sanken ihre Schultern herab. Als die vier Ninja sie zu dem Lager zurück begleiteten, sagte die kleine Lizira nichts mehr. Tatsächlich schien sie sogar richtig zu schmollen und weigerte sich auch auf die Fragen ihrer Eltern noch irgendetwas zu antworten. Nun konnte es Sasori ja eigentlich egal sein, dass die Nomaden nun ein trotziges, schreiendes Etwas in ihrer Mitte hatten. Seine Mission war schließlich erfolgreich beendet. Trotzdem war da noch irgendetwas, was ihn stutzig machte. Liziras Eltern, die ihr Sorgenkind nun endlich wieder hatten, wollten sich bei den vier Ninja unbedingt noch bedanken und sich für das Verhalten ihrer Tochter entschuldigen. Am Tag darauf stand das Palmenfest an, und so lud man sie ein, noch ein wenig länger zu bleiben. Die drei Ge-nin lagen ihrem Danna so lange in den Ohren, bis er schließlich nachgab. Jedoch nahm er selbst nicht an den Festlichkeiten teil, genauso wenig wie Lizira, die man unter 'Hausarrest' in ein leeres Zelt gesteckt hatte, aus dem sie sich weigerte heraus zu kommen. Die Nomaden hatten bunte Girlanden zwischen den Palmen aufgehängt, ein Lagerfeuer entzündet und tanzten – unter reichlich Einfluss von Sake oder Kokosmilch – darum herum. Sasori stand mit einem Becher Sake, den ihm jemand vom Stamm angedreht hatte, etwas abseits und beobachtete seine Schüler, die sich hier prächtig zu amüsieren schienen. Plötzlich vernahm er ein leises Schluchzten, welches ganz eindeutig aus Liziras Zwangsbehausung heraus kam. Der Akasuna sah sich suchend um, doch außer ihm schien es niemand bemerkt zu haben. Was nicht weiter verwunderlich war. Da er gerade ohnehin nichts zu tun hatte und ihn die Sache mit dem Mädchen noch immer beschäftigte, schlüpfte er schließlich in das Zelt hinein. Drinnen fand er ein vollkommen verheultes Mädchen vor, das nicht den Eindruck machte, als sei es traurig, nicht zu dem Fest zu dürfen. „Willst du mir nicht endlich erzählen, was mit dir los ist?“ fragte Sasori leise und das Kind erschrak. Es hatte nicht bemerkt, wie der Ninja herein gekommen war. „Ich... Ich...“, stotterte es zusammenhangslos und starrte ihn nur mit großen Augen an. „Warum wolltest du wirklich in der Wüste bleiben?“ Nun brach es aus der Kleinen heraus, sie weinte noch lauter und warf sich dem recht verdutzen Sasori in die Arme. „Ich m-muss doch zu-zurück!“, schniefte sie, „sss-onst wird e-er doch ster-sterben!“ „Sterben?“, wiederholte der Rothaarige, welcher nun gar nichts mit dem verheulten Biest in seinen Armen anzufangen wusste, „Wer wird sterben?“ „I-Ich d-d-darf es d-doch ni-nicht s-sagen!“ „Nun hör mir mal gut zu“, sagte Sasori und hob das Kinn des Mädchens leicht an, damit sie ihn ansehen musste. „Wenn du mir erzählst, was zum Teufel da draußen passiert ist, kann wem-auch-immer vielleicht noch geholfen werden. Wenn du schweigst, wirst du weiterhin in diesem Zelt und unter unserer Bewachung bleiben, damit du nicht noch einmal ausreißt. Wenn du hier also solche Zicken machst, wird garantiert noch jemand sterben!“ Lizira sah ihn mit große, runden Augen an und vergaß vor Schreck ganz, dass sie eigentlich weinen sollte. Doch dann fing sie wieder an zu schniefen. Sasori, der einen weiteren Heulkrampf wohl nicht ausgehalten hätte, strich dem Mädchen mit einem innerlichen Seufzer über das braune Haar und wischte ihr beruhigend die Tränen aus dem Gesicht. „Also sag schon. Was ist passiert?“ Lizira schien sich ein wenig beruhigt zu haben, denn sie lehnte ihren vom Weinen hochroten Kopf an Sasoris Brust und krallte sich in seine Kleidung, bevor sie zu sprechen anfing. „Er w-wollte nicht, dass ich j-jemandem von ihm erzähle. Er sagte... Er sagte, da w-wären Leute hinter ihm her, die w-wollten ihn töten. Da waren auch... ganz schwere Verletzungen, ganz entzündet. Und er war halb verdurstet!“ Sie schniefte noch einmal leise und Sasori strich ihr weiter beruhigend über das Haar, damit sie weiter sprach. „I-Ich hab ihm zu Essen und zu Trinken gebracht. Glaube nicht, dass er aus der Wüste kam, wusste nämlich n-nicht, woher er das kriegen konnte. E-Erst wollte er es ni-nicht annehmen, aber er war so schwach, dass er schließlich musste. Ich wollte ihn hier her bringen, wollte Hilfe holen, aber er sagte immer wieder, ich dürfte niemandem von ihm erzählen. Ich weiß nicht warum... Aber immer wenn er das gesagt hat, hat er mich so komisch angeguckt, und da hab ich mich nicht getraut.... Doch ich konnte ihn doch nicht einfach da liegen lassen, verstehst du?“ „Ist ja gut“, sagte Sasori etwas unbeholfen, und überging einfach mal, dass sie ihn duzte, „Du hast das Richtige getan.“ Obwohl er sich da nicht so sicher war. „Manchmal hat er mich etwas über mich gefragt. Ich hab gesagt, ich habe schon immer in der Wüste gelebt, zusammen mit meiner Familie. Und dass wir ganz viele sind und sich alle umeinander kümmern, und dass ihm da auch geholfen werden kann! Aber er hat immer wieder abgelehnt...“ Lizira zog die Nase hoch und sah ihn wehleidig an. „Was soll denn jetzt aus ihm werden, wenn ihm niemand mehr etwas zu Trinken bringt!?“ Da das Mädchen schon wieder kurz vor einem Heulkrampf stand und Sasori selbst nicht ganz wusste, was er von der Geschichte halten sollte, fragte er einfach weiter nach: „Kannst du mir denn sagen, wie er aussah? War es ein Junge, oder war er schon älter? Glaubst du, es könnte ein Ninja gewesen sein, oder einfach jemand, der sich verlaufen hat?“ Lizira runzelte die Stirn, im Bestreben, sich zu erinnern: „Er ist... groß. Ziemlich groß.“ Was auch immer das in den Augen eines Kindes bedeuten mochte. „Und, naja, überall verletzt. Ganz schmutzig. Er ist blond, hat blaue Augen... Erst hab ich ihn für eine Frau gehalten, weil er so lange Haare hatte, aber er hatte nicht diese...“ Sie tippte sich etwas unbeholfen gegen die Brust, „du weißt schon.“ Ja. Er wusste schon. In Sasori machte sich eine gewisse Anspannung breit. Konnte Lizira tatsächlich die Person meinen, die ihm in den Sinn gekommen war? Es würde einiges erklären. Warum jemand so schwer verletztes dennoch jede Hilfe ablehnte, sich selbst kein bisschen in der Wüste aus kannte... „Wo genau hast du ihn gefunden?“, fragte er Lizira und konnte den leicht drohenden Unterton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. „Es war... Nicht weit von da, wo mich der eine Junge gefunden hat. Ich habe gerade Wasser gesucht.“ Sasori drückte das Mädchen ein wenig von sich weg. „Hör zu, ich habe eine gewisse Ahnung, wer er sein könnte. Wenn es stimmt, dann wird er den Teufel tun hier her zu kommen und um Hilfe zu bitten. Dann wird er garantiert da draußen verrecken.“ Bei diesen Worten erschrak Lizira, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich werde mich selbst auf den Weg machen und nach ihm sehen. Vielleicht kann ich ihn noch retten. Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem sonst von ihm erzählst! Hörst du!?“ Das Mädchen nickte eilig, ob vor Angst oder weil nun endlich jemand bereit war, dem Wüstenopfer zu helfen, konnte er nicht sagen. „Du darfst niemandem sagen, dass ich zu ihm gegangen bin. Auch den anderen Ninja und deinen Eltern nicht. Am besten sagst du auch niemandem, dass ich hier mit dir geredet habe.“ In Gedanken hatte Sasori bereits einen Plan ausgearbeitet. Wenn sich seine Ahnung bestätigte... Wenn es tatsächlich Deidara war, der da allein, hilflos, verletzt, irgendwo in der Wüste lag, unfähig sich zu verteidigen... Verdammter Idiot! Deidara war stark, wie hatte sowas passieren können!? Der Akasuna würde seinen Schülern eine Nachricht hinterlassen. Irgendetwas Unauffälliges. Dass er ihren Rückweg mit ein paar Fallen präparieren wollte, um ihr Training voran zu treiben oder so. Ganz egal. Hauptsache, sie kamen ihm nicht nach. Er hatte keine Sorge, dass er den Ort nicht finden würde, an dem der Verletzte lag – vorausgesetzt, Lizira hatte nicht gelogen. Aber dafür war die Beschreibung zu präzise gewesen. Nicht eine Sekunde lang dachte er daran, ihren Wink zu ignorieren. Scheiß auf Loyalität, scheiß auf seine Heimat, scheiß auf mögliche Fallen! Er verschwendete nicht einen einzigen Gedanken daran. Für ihn war es selbstverständlich, der Sache nachzugehen. Denn wenn es stimmte... wenn es wirklich stimmte... Dann hatte er hier die Chance, Deidara endlich noch einmal wieder zu sehen! Doch seine Freude über diese Möglichkeit wurde überschattet von der viel größeren Sorge, Deidara könnte ernsthaft in Schwierigkeiten sein. Und mit einem mal wusste er nicht mehr, ob es ihm nicht doch lieber wäre, Lizira hätte tatsächlich gelogen. * Müde öffnete Deidara die Augen. Erwachte aus einer Art Dämmerschlaf. Um ihn herum war es still. Wo bin ich?, fragte er sich wie betäubt. Langsam glitt sein Blick nach rechts, wo ihm eine gelbbraune Mauer die Sicht versperrte, und dann nach links. Sand. Überall Sand. Bis zum Horizont erstreckten sich die weitläufigen Dünen. In der Ferne war noch eine Fetzen Nachthimmel zu erkennen. Doch der Iwa-nin konnte dieses Bild nicht sehr lange anschauen. Winzige Sandkörner gerieten ihm ins Auge und brachten es zum tränen. Was war passiert? Deidara wollte sich aufrichten, überlegte es sich aber im letzten Moment anders. Selbst ohne übermäßige Bewegung spürte er seine Wunden nur allzu deutlich. Das war Madara Uchiha... Oder Tobi, wie er sich meist nannte. Er hatte ihn gejagt, gehetzt und fast umgebracht. Verfluchtes Sharingan. Warum war er jetzt hier? Mitten in der Wüste? Ach ja... Er hatte doch zu Sasori gehen wollen. Er war vermutlich der Einzige auf dieser gottverdammten Welt, der überhaupt bereit gewesen wäre, ihm zu helfen. Helfen... Wobei? Hätte er diese Wunden nicht auch allein versorgen können? Schön, er war nie besonders gut darin gewesen, aber irgendwie wäre es gegangen. Doch er war einfach aufgebrochen. Ohne irgendwelche Vorbereitungen. Ohne einen Plan. Ganz impulsiv. Wie er es immer tat. Sasori. Er hatte ihn doch einfach nur wiedersehen wollen. Einfach nur mit ihm sprechen. Sein Lächeln sehen. Vielleicht hatte er gewollt, dass er sich Sorgen um ihn machte. Nur ein ganz klein wenig. Nur, um sicher zu gehen. Sicher zu gehen, dass der Rothaarige ihn noch liebte. Der Marionettenspieler hatte nie groß über seine Gefühle zu ihm geredet. Ein einziges Mal nur... Ein einziges Mal hatte er ihn geküsst. Von sich aus. Das war ihm Gewissheit genug gewesen. Aber jetzt... Jetzt war er sich nicht mehr sicher. Sasori war gegangen. Deidara war gegangen. In verschiedene Richtungen. Sie hatten sich getrennt. Es war nur eine räumliche Trennung, hatte er sich gedacht. Sie würden sich schon noch sehen. Ab und zu. Aber da war nichts gewesen. Keine Nachricht von Sasori. Der Akasuna könnte inzwischen tot sein und er hätte es nicht einmal mitbekommen. Und er selbst hatte ebenfalls nie die Zeit gefunden, ihn zu kontaktieren. Wie auch? Er hatte ja keine Ahnung, wo der Andere steckte. Auch sein Entschluss, ihn in Sunagakure zu suchen, war nur aus einer reinen Vermutung heraus entstanden. Nein... Ausreden. Alles Ausreden. Er hätte es gekonnt. Irgendwie, keine Ahnung, irgendwie hätte er es hin gekriegt. Aber er hatte es nicht einmal versucht. Warum nicht? Weiß nicht... Flucht. Flucht vor der Realität. Vor dem schrecklichen Verdacht, Sasori würde seine Liebe nicht erwidern. Er hatte doch lange in der Gewissheit gelebt. Hätte sich nie vorzustellen gewagt, dass von dem Akasuna mehr kommen würde. Das war okay gewesen. Er hatte eben gekämpft. Darin war er ja gut. Erfahren. Er war schließlich ein Ninja, oder? Aber dann war mehr gekommen. Nur ganz wenig. Nur ganz kurz. Aber immer wieder. Und er hatte sich gefreut. Klar hatte er sich gefreut. Dann hatten sie sich getrennt. Deidara war sich auf einmal überhaupt nicht mehr sicher gewesen, ob da jemals etwas gewesen war. Etwas das... mehr war. Mehr als normal. Am Anfang war da die Gewissheit gewesen, dass Sasori ihn nicht liebte. Okay. Dann kam die Gewissheit, dass das nicht stimmte. Okay. Aber nun herrschte Unklarheit. Er war sich in überhaupt nichts mehr sicher. Deidara hielt das nicht mehr aus. Es war zu viel für sein Herz, das stetig hin und her gerissen worden war. Er wollte endlich Gewissheit. Eine Antwort! Also war er losgegangen. Einfach so. Ohne sich um seinen körperlichen Zustand zu kümmern. Was hatte er sich dabei gedacht? In Suna würde man ihn niemals hinein lassen. Er hatte schließlich ihren Kagen entführt! Der Blonde lachte leise und humorlos, doch es würde schnell ein würgendes Husten daraus, als Blut seinen Mund füllte. Er hatte doch tatsächlich darauf gehofft, Sasori würde ihm da wieder raus helfen! Würde ihn befreien, versorgen und würde sein Dorf erneut verraten, um ihm zu helfen. Was bin ich doch für ein Scheusal, dachte er sich trübselig. Wie konnte er auch nur in Erwägung ziehen, seinem Danna so etwas anzutun? Er wusste doch um den Schmerz, den er in seinem Leben durchgemacht hatte. Wenn er sich wirklich dazu durchgerungen hatte, noch einmal im Dorf versteckt unter dem Sand einen neuen Anfang zu wagen, dann war es absolut egoistisch, widerlich und verabscheuungswürdig, ihm das kaputt machen zu wollen. Im Endeffekt war es wohl gut, so, wie es jetzt war. Hier lag er nun, krank und verletzt, zu kaum einer Regung mehr fähig. Der Felsvorsprung, unter dem er sich in seinem Fieberwahn gerettet hatte, schützte ihn nur noch so lange vor den immer wiederkehrenden Sandstürmen, bis der Wind sich drehte. Das kleine Mädchen, das ihm immer etwas zu Trinken gebracht hatte, war seit einer ganzen Weile nicht wiedergekehrt. Warum sie ihn versorgt hatte, wusste er nicht so recht. Wahrscheinlich hatte sie einfach Mitleid gehabt. Kinder waren so naiv. Sie verschwendeten keinen Gedanken daran, dass der Verletzte seine Wunden vielleicht durchaus verdient hatte. Möglicherweise war es für sie auch einfach nur aufregend gewesen. Ein Abenteuer. Ein Geheimnis, mit dem sie vor ihren Freunden angeben konnte. Ein Fremder, schwer verletzt, der seinen Namen nicht nannte und keine Hilfe von Erwachsenen annehmen wollte, dessen Existenz geheim bleiben sollte. Keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorgegangen war. Jedenfalls hatte sie ihm gehorcht. Hatte niemandem von ihm erzählt. War immer allein gekommen. Wahrscheinlich stammte sie aus Suna. Dem Iwa-nin war von keinem anderen Dorf bekannt, das es in der Wüste gab und er war immer in diese Richtung gegangen, nach seiner Karte. Die Karte, die er irgendwann verloren hatte. Doch kein Ninja war gekommen. Niemand um ihn festzunehmen oder zu töten. Niemand um ihm zu helfen. Und nun war sogar das kleine Mädchen weg. Ohne sie und das Wasser, das sie ihm immer mitgebracht hatte, würde er bald sterben. Vielleicht war es besser so. Klar, irgendwie war es schon eine Schande. So hatte er nie sterben wollen. Er hatte doch seinen Tod schon vor Ewigkeiten geplant. Hatte selbst zu einem ganz wunderbaren Kunstwerk werden wollen. Pustekuchen. Deidara konnte eine Menge Schmerzen aushalten. Er war verdammt zäh. Jeder andere Ninja hätte vermutlich schon aufgegeben. Aber Deidara war immer noch am Leben. Einfach nur aus Prinzip. Sollte es tatsächlich eine gottverdammte Wüste sein, die ihm den Tod brachte!? Das konnte doch nicht wahr sein! Er hätte Madara töten sollen. Mit seinem neuen Jutsu. Das wäre perfekt gewesen. Aber nein. Er hatte ja so am Leben gehangen. Hatte Sasori unbedingt noch einmal wiedersehen wollen. Wie egoistisch! Das war nun seine Strafe. Es war die einzige Erklärung, die ihm einfiel. Ein Tod ohne jede Ehre. Ohne eine Spur von Einzigartigkeit. * Sasori hob ruckartig den Kopf. Eine seiner Marionetten hatte eine Spur gefunden. Ein Hauch von Chakra, ein Hauch von Leben. Er wusste es, allein durch die Verbindung seiner Finger durch die Fäden mit seinen Puppen. Da war etwas, etwas Lebendiges. Hoffentlich war es nicht wieder nur eine Eidechse. Das war ihm jetzt schon oft genug passiert. Aber er konnte es sich nicht leisten, solche Spuren auszulassen. Ein verletzter, schwacher Mensch sendete nicht viel mehr Chakra aus als ein kleines Tier. Der Akasuna warf einen Blick über seine Schulter zurück. Die glatten Dünen der Sandwüste füllten sein Blickfeld aus. Dort irgendwo lag die Oase der Nomaden. Ob seine Schüler schon den Rückweg angetreten hatten? Sasori hatte einen Sanddoppelgänger ausgeschickt, der ihren Weg mit Fallen spickte. So hatte er sich ein Alibi verschaffen. Der Suna-nin wandte sich ab und ging weiter in die Richtung, in die die schwache Spur ihn führte. Er unternahm gar nicht erst den Versuch, sich auf seine Augen zu verlassen. Der Wind, den er im Rücken hatte, trug Sand mit sich, der das Bild verwischte. Außerdem war es heiß, so heiß wie jeden Tag in der Wüste. Er wollte keiner Luftspiegelung auf den Leim gehen. Doch als er den kahlen Felsen sah, von Wind und Wetter zurecht geschliffen wie ein schiefer Pilz, da wusste er, dass dies keine Luftspiegelung war. Der Sand wurde ganz typisch um das Hindernis herum geweht und zog wellenartige Muster über dem Boden. Weit und breit gab es nirgendwo auch nur einen Ansatz von einem anderen Versteck und das schwache Chakra kam eindeutig von dort. Sasori hatte sich sehr beeilt, um diesen Ort zu finden. Doch nun, wo er hier war, trat er ganz langsam auf den Felsen zu. Zögernd. Von plötzlichen Zweifeln erfüllt. Was erwartete ihn dort? Vielleicht war es gar nicht Deidara? Und wenn doch... vielleicht kam er schon zu spät? Der Akasuna umrundete den Fels. Und da lag er. Kaum noch am Leben. Aber wunderschön. Seine blonden Haare lagen ausgebreitet am Boden. Unter ihnen schimmerte immer wieder roter Sand hervor. Sand, den sein Blut gefärbt hatte. Die strahlend blauen Augen waren geschlossen. Die Gesichtszüge sahen merkwürdig entspannt aus. Seine Kleidung war von zahlreichen Schnitten gezeichnet. Teilweise war sie vollkommen zerfetzt und hatte grässliche Wunden, mit Blut verkrustet, freigegeben. Er trug nicht seinen Akatsukimantel und das war auch gut so. Wenigstens hatte er die Geistesgegenwart besessen, sich dieses Erkennungsmerkmals zu entledigen. Deidara war bewusstlos. Und Sasori stand da und wusste nicht, was er fühlen sollte. Da war Wut in ihm... Hass auf denjenigen, der seinem Partner das angetan hatte und Zorn auf ihn selbst, weil er nicht da gewesen war. Da war Mitleid... Schreckliches Leid und Schmerz. Der Blonde war wirklich in einem miserablen Zustand. Und Unverständnis. Warum war der Iwa-nin hier her gekommen? Hier her, in die Wüste, wo ein Überleben so viel schwerer war als überall sonst? Aber er fühlte auch Freude, ihn endlich einmal wiedersehen zu können. Vertrauen und Glück, dass er zu ihm gekommen war. Ihn gesucht hatte. Denn das hatte er zweifellos. Und Schuld. Weil das nötig gewesen war. Weil alles so gekommen war. Sasori wusste nicht, was mit all den Gefühlen anzufangen war. So intensiv hatte er lange nicht mehr gefühlt. Er war sich nicht sicher, ob das wirklich gut sein sollte – denn im Moment fühlte er sich ziemlich schlecht. Also kniete er sich zögernd neben den Verletzten. Ganz sacht zeichneten seine Finger unsichtbare Spuren über Deidaras Gesicht. Vorsichtig glitten sie durch sein blondes Haar. Er war so... so schön. Wie ein Engel. Für einen Moment verlor sich der Akasuna in diesem Anblick. Irgendwann wurde ihm bewusst... Dieses wunderbare Wesen gehörte ihm. Deidara hatte sich ihm ganz hingegeben. War bereit, alles für ihn zu tun. Absolut alles. Er war tatsächlich wie etwas, das er besaß. Es war Deidaras Herz. Ein Herz, dass er ihm geschenkt hatte. Das nun sein war. Das freute ihn... irgendwie. Aber es brachte auch eine große Verantwortung mit sich. Denn Sasori... Sasori hatte dasselbe getan. Irgendwie. Irgendwann. Ohne es zu beabsichtigen. Ohne es zu wollen. Doch sein Herz gehörte auch Suna. Zu einem gewissen Teil. Doch dieser Teil war klein. Denn ein Suna-nin hätte Deidara getötet. „Was hast du mit mir gemacht…“, flüsterte der Rothaarige. Ganz vorsichtig beugte er sich vor und hauchte Deidara einen scheuen Kuss auf die Stirn. „Ich erkenne mich nicht wieder...“ Ein leises Seufzen entglitt ihm. Er würde das wieder hinkriegen... Er würde Deidara heilen können. Das war nicht das Problem. Aber er befürchtete, dass da noch eine andere Sache war. Eine Sache, die sehr viel tiefer unter der Haut lag. Und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Dann fasste er einen Entschluss und stand auf. Wenn er Deidaras Leben retten wollte, musste er ihn sofort von hier wegschaffen. Mitten in der Wüste, wo überall dieser Sand herum schwebte und die Hitze seinen Leib ausdörrte, konnte er ihn nicht behandeln. Ihn nach Suna zu bringen stand natürlich auch außer Frage. Die einzige Lösung, die hier infrage kam, war das Lager der Nomaden. Er konnte nur hoffen, dass Lizira ihm noch einmal helfen würde. * Deidara erwachte von einer plötzlichen Kälte. Irgendetwas Nasses lag auf seiner Stirn. Der Iwa-nin brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann blinzelte er und öffnete mühsam die Augen. Nur einen kleinen Spalt breit. Da war ein Gesicht... Er kannte es. Irgendwo her. Lange, braune Haare hingen an der kleinen Gestalt herunter. Grüne Augen waren auf ihn fixiert. Eine zarte Hand fuhr einmal kurz über seine Wangen, als sie den feuchten Lappen auf seiner Stirn richtete. „Li... Lizira…“, brachte der Blonde mühsam heraus. Er wollte die Augen ganz öffnen, doch das gelang ihm nur bei dem einen. „Du bist wach!“, rief das Mädchen überrascht aus. „Oh, endlich! Ich dachte schon, du würdest... würdest...“ Lizira. Sie war zurückgekommen. Er hatte schon nicht mehr daran geglaubt. Ganz vorsichtig drehte der Verletzte den Kopf und sah sich um. Dann erstarrte er. Wo war die Wüste? Wo war der ganze Sand? Wo war der Himmel!? „Wo... Wo bin ich, un?“, fragte er leise, geradezu geschockt. „Du bist in Sicherheit! Jetzt wird alles gut!“, versicherte ihm Lizira. Er wünschte, er könnte ihr glauben. Deidara musterte die Umgebung. Offenbar lag er in einer Art Zelt... Ein ziemlich großes, aus groben Leinen gefertigt. Unter sich spürte er weiche Kissen. Außer ihnen beiden war niemand sonst hier. „Es tut mir Leid, dass ich so lange nicht gekommen bin“, sagte Lizira gerade. „Meine Eltern dachten, hätte mich verlaufen und sie haben Ninja angefordert, die mich zurück gebracht haben.“ Deidara lief ein eisiger Schauer über den Rücken. „Und jetzt... bin ich in Sunagakure!?“ Das Mädchen stutzte, dann lächelte es wieder. „Aber nein! Ich gehöre zu einem Nomadenstamm. Das hier ist eine Oase, wo wir unser Lager aufgeschlagen haben. Yagoto-san, das ist der Ninja, der das Team angeführt hat, hat dich hier her gebracht.“ Verflucht. Deidara zuckte zusammen und stöhnte gleich darauf vor Schmerz auf. Ein Suna-Ninja. Das war das Schlimmste, was ihm hätte passieren können. Ein Shinobi aus Sunagakure. Jemand, der ihn erkannte, auch wenn er nicht den typischen Mantel trug. Den hatte er entsorgt, er war ohnehin so gut wie zerfetzt gewesen. Aber in diesem Ninjadorf war er bekannt wie ein bunter Hund. Und in seinem jetzigen Zustand konnte er nicht kämpfen. Zweifellos hatte man ihn gefangen genommen, um ihm Informationen über Akatsuki zu entlocken. „Es tut mir leid, ich musste Yagoto-san von dir erzählen. Ich konnte doch nicht zulassen, dass du ganz alleine da draußen bleibst!“ „Du hast keine Ahnung, was du getan hast, un!“, zischte Deidara bösartig. Das Mädchen zuckte zurück. Fast sofort tat dem Iwa-nin sein Ausbruch wieder leid. Aber immerhin hatte dieses Kind gerade sein Schicksal besiegelt! Wenn auch vollkommen unwissend. „Aber... Yagoto-san hat dich geheilt! Er hatte Medizin bei sich. Ich bin sicher, er hat dir das Leben gerettet!“ Das Mädchen unterdrückte ein Schluchzten und rieb sich die Augen. „Ist ja... Ist ja gut, un...“, murmelte er etwas unbeholfen. Die sollte jetzt nicht auch noch anfangen zu heulen! Aber Deidara war sich sicher, dass man ihn nur so weit aufgepäppelt hatte, damit er am Leben blieb und reden konnte. Hah! Die würden kein Wort aus ihm heraus bekommen! „Wo ist denn dieser Yagoto jetzt?“ Lizira hörte auf zu schluchzen und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. „Er ist bei meinen Eltern. Mein Vater ist der Anführer der Nomaden, weißt du? Yagoto-san hat sein Team schon wieder zurück in sein Dorf geschickt. Ich glaube, er verhandelt jetzt mit meinen Eltern. Dass du erst mal hier bleiben darfst, glaube ich.“ Deidara wandte den Blick ab. Nur zu gerne hätte er dem Mädchen erzählt, was es damit wirklich auf sich hatte. Was dieser Ninja vor hatte. Sie dazu überredet, ihm zur Flucht zu verhelfen. Aber das war nicht möglich. Er war einfach noch zu schwach, um überhaupt an Flucht zu denken. Auf einmal hörte Deidara ein leises Rascheln, irgendwo im hinteren Teil des Zeltes. Jemand war eingetreten. Lizira erhob sich und sah in die Richtung des Besuchers. Der Iwa-nin wollte sich aufrichten, um zu sehen, wer es war. Doch kaum hatte er sich ein wenig bewegt, da fuhr ihm ein grässlicher Schmerz den Rücken hinauf und er ließ es bleiben. „Yagoto-san!“, rief da Lizira und ging zu dem Neuankömmling hin. Dieser schien ihr irgendetwas zu zuflüstern, doch Deidara konnte nicht verstehen, was es war. Dann jedoch verließ das Mädchen das Zelt und ihm wurde auf einmal kalt. Er war allein mit dem Ninja aus Sunagakure. Schritte waren zu hören. Ganz leise. Irgendwann spürte der Shinobi die Anwesenheit des anderen Ninja neben seiner Bettstatt, doch er zögerte es heraus, ihn anzusehen. „Deidara.“ Der Angesprochene erstarrte. Diese Stimme... Dieser Ton... Diese Art, seinen Namen auszusprechen. Auf einmal wusste er genau, wer da neben ihm stand. Er wusste es schon, bevor er wie in Zeitlupe den Kopf beiseite drehte und in die rotbraunen Augen seines einstigen Kameraden blickte. „Sasori!“, keuchte er erschrocken und richtete sich nun doch ruckartig auf, bevor er sich in einem neuerlichen Hustenanfall erging. Der Rothaarige drückte ihn mit sanfter Gewalt in die Kissen zurück. „Für dich immer noch Sasori no Danna“, antwortete er und lächelte leicht. Das war es. Wegen diesem Lächeln war Deidara hierhergekommen. Und, bei Gott, es hatte sich gelohnt! XxX Neue Charakterbeschreibungen hochgeladen! Kapitel 11: Erneuter Abschied ----------------------------- „Du bist... Ihr seid hier, un... Wie kann das sein?“, brachte er mühsam hervor und starrte den Anderen an. „Naja... Ich bin nun wieder ein Suna-nin, weißt du? Ich leite sogar ein eigenes Ge-nin Team“, erwiderte der Akasuna spöttisch. Ruhig sah er den Blonden an und strich ihm ein paar widerspenstige Haare aus dem Gesicht. Deidara erzitterte unter der Berührung und schloss sein Auge. Das andere war, wie er nun realisierte, unter einem Verband verborgen. Scheinbar war dies auch nicht der einzige Verband. Deidara konnte noch andere spüren. Man hatte ihm sein Oberteil ausgezogen, um auch dort die Wunden behandeln zu können, und auch an seinem einen Fuß spürte er straffe Leinen. In Sasoris Blick lag eine unbestimmte Trauer. „Willst du die Diagnose hören?“, fragte er leise. Deidara nickte nur. „Drei gebrochene Rippen. Eine davon hat sich in die Lunge gebohrt, deswegen hast du innere Blutungen und diesen Husten. Außerdem hast du zahllose Prellungen und dein rechter Knöchel ist verstaucht. Da sind einige relativ harmlose Schnitte, aber eine Wunde an deiner Seite ist besonders tief. Du leidest unter großer Dehydrierung, zweifellos liegt das am Klima und weil du zu wenig getrunken hast, daher das Fieber. An der Schläfe, nahe am Auge, hast du eine große Platzwunde. Vielleicht ist sie dafür verantwortlich, vielleicht hast du dir aber auch in der Wüste einen Sonnenstich geholt. Jedenfalls scheint dein Gehirn auch noch schwere Schäden aufzuweisen.“ „Was für Schäden, un...?“ „Nun, ich würde sagen du bist nun endgültig dem Wahnsinn verfallen“, erwiderte der Rothaarige und setzte sich nun neben ihn. „Anders kann ich mir nicht erklären, warum du, ohne deine Wunden vorher wenigstens zu verbinden in die Wüste marschiert bist.“ Deidara schnaubte. „Sehr witzig, wirklich!“ Sasoris Mundwinkel zuckten kurz. Doch sofort kehrte wieder der gewohnte Ernst in seine Stimme zurück, als er ihn fragte: „Warum hast du das getan, Deidara? Weißt du eigentlich, wie nahe du am Tod vorbeigeschrammt bist?“ Trotzig senkte der Iwa-nin den Blick. „Als würde es Euch etwas kümmern, un...“ „Es kümmert mich sehr wohl, Deidara!“, erwiderte der Suna-nin und schenkte ihm einen unheimlich intensiven Blick. Doch der Blonde konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Ihr habt überhaupt nichts mehr von Euch hören lassen... Ich wusste nicht einmal, wo Ihr wart, un!“ „Ah“, machte Sasori. „Das ist es also.“ „Ja, das ist es, un!“, fauchte der Jüngere verletzt. „Ihr wisst, dass ich Euch liebe, un. Aber ich bin mir noch nicht... Noch immer nicht sicher, was Ihr empfindet. Ihr seid einfach gegangen, yeah, ohne mich mitzunehmen. Als wäre ich Euch egal, un... Ihr habt Euch in Suna ein schönes Leben gemacht, während dieser verdammte Madara Uchiha mich auseinander genommen hat!“ Sasori lehnte sich zurück und betrachtete ihn nachdenklich. Es vergingen einige Sekunden voll gespannten Schweigens, bis er antwortete. „Deidara, ich habe in Suna meine Heimat neu entdeckt. Ich habe eine Umgebung gefunden, in der ich mich wohl fühle. Der einzige Ort, an den du mir nicht folgen konntest – und glaub mir, das war nicht das Kriterium, nach dem ich ihn ausgesucht habe. Willst du, dass ich das aufgebe, um mit dir noch einmal irgendwo einen Anfang zu suchen?“ Der Shinobi senkte beschämt den Blick. „Nein... So habe ich das nicht gemein, un...“ „Ich würde es tun“, unterbrach ihn der Suna-nin. „Wenn es das ist, was du willst, würde ich es tun. Wir könnten allein umherziehen. Als Abenteurer. Söldner. Wir könnten deinen Madara Uchiha jagen. Und gleich noch Itachi dazu, und wen wir sonst noch vom Clan erwischen. Ich könnte zu Akatsuki zurückkehren. Oder wir gingen in ein anderes Ninjadorf, eines, dass Suna nicht freundlich gesinnt ist, eines, das uns aufnehmen würde. Von mir aus gründen wir auch ein eigenes Ninjadorf. Oder legen diesen Beruf ganz ab und lernen etwas Neues. Wie klingt das für dich?“ Es klang verlockend. Eigentlich. Aber wie er es sagte, klang es gleichzeitig auch schrecklich anklagend. Deidara war verunsichert. Sasori verschränkte die Arme vor der Brust. „Ist es das, was du willst? War da jetzt deine Vorstellung vom perfekten Leben dabei? Wir können das ändern. Jetzt sofort.“ „Hören... Hören Sie auf, so zu reden, un... Ich fühl' mich schon schlecht genug...“ „Du fühlst dich schlecht? Du!?“ Sasori machte eine ruckartige Bewegung und auf einmal war er über ihm, sein Gesicht ganz nah an dem des Iwa-nin. „Wenn du mir vorwirfst, ich würde nicht genug Zeit mit dir verbringen, dann tue ich das mit einer lässigen Handbewegung ab. Wenn du mich beschuldigst, ich würde dir nicht jedes kleine Geheimnis meiner Seele offenbaren, dann lächle ich dich nur spöttisch an. Wenn du mich verurteilst, weil ich dir nicht zur Seite stehe, wenn dich jemand angreift, dann weise ich dich nur auf deinen eignen Stolz hin, der dich daran gehindert hätte, solche Hilfe anzunehmen. Aber“, hauchte er und kam ihm so nahe, wie es möglich war, ohne ihn zu berühren, „wenn du mir sagst, du seist der Meinung, du wärst mir nicht wichtig... Dann, Deidara, werde ich wütend. Richtig wütend.“ Da war dieses Funkeln in Sasoris rotbraunen Augen, die ihn eben noch so sanft angesehen hatten. „Spüre meinen Zorn...“ Was Deidara dann jedoch spürte, waren ein paar weiche Lippen auf seinem Mund. Hände, die die Decke beiseiteschoben und seinen nackten Oberkörper entblößten, der nur noch geschützt wurde von einem schwachen Verband. Sasori war nicht sanft. Er war wütend. Sein Kuss war leidenschaftlich und er war fordernd. Seine Zunge drang in seinen Mund ein, ohne auch nur vorher um Einlass zu bitten. Eine Hand grub sich schmerzhaft in Deidaras Haarschopf und zog seinen Kopf zurück, sodass der Akasuna einen Augenblick später am bloßgelegten Hals des Blonden herab küssen könnte. Der Shinobi wusste nicht, wie ihm geschah. Sasoris Hände fuhren über seinen Oberkörper und bescherten ihm eine Gänsehaut. Doch er nahm keine Rücksicht auf seine Verletzungen und immer wieder durchfuhr ihn ein grässlicher Schmerz, der es ihm unmöglich machte, diese Berührungen zu genießen. „Danna“, keuchte er erstickt und versucht vergeblich, ihn von sich wegzudrücken, „Hört auf, Ihr tut mir weh, un!“ Wieder zog Sasori seinen Kopf an seinen Haaren zurück und biss ihm leicht in die ungeschützte Halsbeuge. „Was denn, ist es nicht das, was du immer wolltest?“ Wieder küsste er ihn, skrupellos raubte seine Zunge die Mundhöhle des Iwa-nin aus. Eine Hand drückte wie zufällig auf eine seiner Wunden und Deidara spürte ein brennendes Reißen in seiner Brust. Auf einmal bekam er keine Luft mehr. Der Blonde wollte den Kopf abwenden, aber Sasori packte sein Gesicht und hielt es wo es war, ohne auf die Wunde an seiner Schläfe zu achten. Nun explodierten auch in seinem Kopf die Schmerzen und er stöhnte schmerzerfüllt in den Kuss hinein. Das war es nicht, was er gewollt hatte. So hatte er das niemals gewollt. Es war Sasoris Strafe für seine Leichtsinnigkeit... und vielleicht, nein, wahrscheinlich auch dafür, dass er ihn mit seinen Worten so verletzt hatte. Der Suna-nin hörte auf, als die erste Träne sich aus Deidaras Augenwinkel befreite. Er richtete sich wieder auf, kalt und starr, als wäre nie etwas gewesen. Sein Zorn war keineswegs verraucht. „Hat dir das gefallen?“, fragte er eisig, ohne dass das Feuer in seinen Augen an Intensität verlor. „Hat das Spaß gemacht?“ „Nein“, knurrte Deidara, nun ebenfalls wütend. Wütend auf sich selbst. „Warum hast du dich dann nicht gewehrt?“, fragte er etwas leiser. „Warst du etwa... zu schwach dafür?“ Deidara kniff die Augen zusammen. Was sollte das? Wollte er ihn provozieren? Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Ninja. „Warum hast du diese Verletzungen, Deidara?“, sprach der Andere weiter. „Wieso kannst du dich nicht durchsetzen? Warum bist du mitten in der Wüste umgekippt? Kommst hier her, halbtot und voller Blut... Musst dich von mir zusammenflicken lassen. Bettelst um Hilfe. Bist du schwach?“ Wut kochte in dem Blonden hoch. Wut, Trotz, Scham... und von irgendwo her auch Hass. „Ich... bin nicht schwach, un!“ Langsam, ganz langsam und alle Muskeln vor Anstrengung angespannt, richtete sich der Iwa-nin auf. Und dann noch einmal: „Ich bin nicht schwach, un!“ Der Blonde rührte sich, zitternd vor Konzentration aber mit dem festen Willen, nicht aufzugeben. So stand er langsam auf, schwankte kurz und hielt sich an einer der Zeltstangen fest, um seinen verletzten Knöchel nicht belasten zu müssen. Wildes Feuer lag in seinem Blick, als er zu dem Rothaarigen hinüber sah. „Ihr wisst nicht, was ich in letzter Zeit durchgemacht habe...Schon wieder bestimmt so ein verdammter Uchiha mein Leben, un. Pain geht mir auf die Nerven, weil ich mich angeblich nicht konzentriere... Aber am Schlimmsten ist, dass Ihr nicht mehr da wart! Egal was in meinem Leben seit meinem Beitritt in die Organisation schief gelaufen ist, Ihr wart immer da! Könnt Ihr denn nicht verstehen... Könnt Ihr wirklich gar nicht nachvollziehen, dass ich einfach nur bei Euch sein will, un? Ich habe einen Fehler gemacht, okay. Hier her zu kommen war dumm, das gebe ich zu, yeah. Aber was hätte ich denn sonst machen sollen, um Euch zu sehen?!“ Deidaras Finger schlossen sich fest um die Stange und er biss die Zähne zusammen, um nicht irgendein Geräusch von sich zu geben, dass ihn als schwach kennzeichnen würde. Nun stand auch Sasori auf. Langsam trat er an den Blonden heran. Er hob die Hand und strich ihm einmal zärtlich über die Wange. Verwirrt erwiderte der Iwa-nin den Blick seines ehemaligen Kameraden, der ihn mit seinen Augen fesseln zu wollen schien. „Du lässt dich schon wieder von anderen Ninja herum schupsen... Du bis so abhängig von mir! Deidara packte die Hand, die ihn berührt hatte und hielt sie eisern fest. „Ich bin nicht von Euch abhängig, no Danna, un. Überschätzt Euch nicht so maßlos!“, knurrte er unnachgiebig. „Dann benimm dich gefälligst nicht so erbärmlich!“, fuhr der Akasuna ihn an und Deidara zuckte vor dem Feuer zurück, dass in seinen Augen brannte. „Ich will deine Schwäche nicht sehen, Deidara!“ Der Iwa-nin konnte ihn nur anstarren. Was? Was sollte das? Er hatte gedacht, er könnte ihm vertrauen... Er hatte gedacht, der Suna-nin würde es verstehen! „Es ist eine Schande, wie du dich hier aufführst. Der Ninja, der mich damals gerettet hat, war jemand anderes! Der Shinobi, der die Geistesgegenwart besessen hat, im Augenblick meiner größten Schwäche das Richtige zu tun, war nicht so ein verweichlichtes Balg wie du! Er war ein Kämpfer!“ Sasori befreite sich aus seinem Griff und funkelte ihn an. Nun konnte Deidara sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sein verletzter Fuß wollte sein Gewicht nicht mehr tragen und er drohte zu stürzen. Der Rothaarige hielt ihn fest. Deidara spürte seine Arme, wie sie ihn umfingen und beschützten. „Du bist nicht schwach“, flüsterte er dem Blonden zu. „Ganz im Gegenteil. Du besitzt eine innere Stärke, wie ich sie nie zuvor bei einem anderen Menschen gesehen habe. Ich kann dir eine Stütze sein. Aber du musst lernen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.“ Sasori schob ihn ein wenig von sich weg, um ihn anzusehen. „Der Deidara, der mir immer so wichtig war... hätte nicht einfach so aufgegeben. Sag mir...“, hauchte er und hob ein wenig das Kinn des Blonden an, „gibt es diese Person hier irgendwo noch?“ Deidara nickte und stieß sich ein wenig von dem Akasuna ab, bis er einen sicheren Stand gefunden hatte. „Ja... Es gibt sie noch, un. Diese Person steht vor Euch.“ Sasori griff nach seiner Hand und senkte kurz den Blick, nur um ihn dann mit neuer Entschlossenheit anzusehen. „Das will ich doch sehr hoffen. Ich habe nämlich keine Lust, mit einem Schwächling zusammen zu sein.“ „Zu... Zusammen sein?“ „Ja. Das wolltest du doch immer, oder?“ Deidara sah ihn mit großen Augen an. Hatte er das gerade richtig verstanden!? „Aber ich... Ich kann nicht... In Suna würde man mich doch erkennen, un.“ „Mich hat man dort auch nicht erkannt, obwohl mein Gesicht in jedem halbwegs guten Schulbuch für junge Suna-nin abgebildet ist“, entgegnete er achselzuckend. Der Blonde schüttelte den Kopf. Das war etwas vollkommen anderes! Schließlich existierte in dem Dorf niemand mehr, der ihn tatsächlich würde identifizieren können. Das Risiko war viel zu hoch. Sonst wäre er ja von Anfang an mitgekommen. Naja... aber wo blieb der Spaß, wenn es kein Risiko gab? „Aber ich kann nicht...“, sagte er dennoch und wandte den Blick ab. „Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich muss nämlich... noch etwas erledigen, un.“ Sasori hatte ihm mit seinen Worten seinen Kampfeswillen zurückgebracht. Er hatte ihn provoziert und ihm schonungslos vor Augen geführt, wie sehr er sich hatte gehen lassen. Genau das war es gewesen, was er gebraucht hatte. Nun endlich hatte er zu seiner alten Entschlossenheit zurück gefunden. Aber da gab es noch etwas, was er unbedingt tun musste, bevor er sich ohne jedes Gewissen seinem Danna anschließen konnte. Er musste ihm und sich selbst seine Stärke beweisen. Er musste sich diesen verfluchten Uchiha vorknöpfen! Sasori lächelte leicht, als er das Feuer sah, das nun auch in Deidaras Augen glühte. „Na siehst du. Genau das wollte ich von dir hören.“ Und dann küsste er ihn. Nicht so brutal und verlangend wie vorhin. Aber auch nicht besonders sanft. Es war ein Kuss, der dem Blonden eine unheimliche Menge an Gefühlen übermittelte. So intensiv und aussagekräftig, dass Deidara, auch wenn der Rothaarige es auch diesmal nicht ausgesprochen hatte, sich voll und ganz seiner Liebe gewiss war. * Zwei Tage später war Deidara so weit genesen, dass Sasori es ihm nicht mehr ausreden konnte, endlich aufzubrechen. Der Iwa-nin wollte den Nomaden, die ihn so hilfsbereit aufgenommen hatten, nicht noch mehr zur Last fallen. Außerdem befürchtete er mit Recht, dass sein Danna wegen dieser Sache noch ziemliche Probleme haben würde. Er hatte es sich außerdem in den Kopf gesetzt, seine letzte Rache am Uchiha-Clan auszuüben und ein für alle Mal zu beweisen, dass er kein schlechter Ninja war. Sasori hatte ihm die Lebenskraft und den Wille dazu zurückgegeben und dafür war er ihm unendlich dankbar. Dank Sasoris medizinischen Kenntnisse, die er auch in Suna weiter vertieft hatte, speziell der großen Auswahl an Heiltränken, die er immer bei sich trug und natürlich Deidaras Sturheit und Zähigkeit, war es dem Jüngeren schon bald besser gegangen. Damit sich ein solches Desaster wie bei seiner Ankunft nicht wiederholte, hatte der Suna-nin ihm die nötigen Methoden der Orientierung in der Wüste gelehrt und der Blonde war nun bereit aufzubrechen. Die beiden Ninja standen am Rand der Oase. Die Nomaden hatten sich höflich verabschiedet und sich dann zurückgezogen, nur Lizira klammerte sich noch an Deidara und wünschte ihm noch alles Gute auf der Reise. Dann rief sie ihre Mutter und auch das kleine Mädchen verschwand. „Ich könnte die Kleine glatt vermissen, un...“, lachte Deidara leise und sah Lizira hinterher, wie sie hinter den Palmen verschwand. „Sie hat eine Unschuld, wie man sie heutzutage kaum noch findet“, stimmte der Akasuna ihm nachdenklich zu. „Ich hoffe für sie, dass niemals herauskommt, wen sie hier beherbergt hat, yeah.“ Deidara wandte den Blick wieder zu seinem Danna. „Und ich hoffe es für Euch. Es war ziemlich rücksichtslos von mir, einfach hier aufzutauchen. Das macht Eure Situation bestimmt nicht gerade leicht, un.“ „Da magst du Recht haben... Gaara beobachtete mich schon die ganze Zeit.“ „Gaara? Wer ist das?“, fragte Deidara und runzelte die Stirn. Der Name kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher. Sasori schüttelte ungläubig den Kopf. „Deidara, es ist gerade mal ein paar Monate her, seit du mit ihm gekämpft hast! Du solltest dich wirklich an den Kazekage erinnern.“ „Ah! Der Jinchuuriki des Einschwänzigen!“ Sasori zuckte kaum merklich zusammen, als Deidara seinen Freund so bezeichnete. Er wusste wie selbst die Dorfbewohner über Gaara dachten, aber er hatte ihn als Person kennen gelernt und er hatte eine gewisse Antisympathie für Leute entwickelt, die ihn nur als Monster oder als Waffe ansahen. „Der Kazekage hat also bereits ein Auge auf Euch? Das ist nicht gut, un. Wenn Eure Tarnung wegen mir auffliegen sollte...“ „Meine Tarnung ist bereits aufgeflogen“, sagte Sasori etwas zu betont. „Gaara weiß, wer ich bin. Ich konnte es nicht vor ihm verstecken... Aber er hat dennoch niemandem davon erzählt und mich auch nicht zur Rechenschaft gezogen.“ Deidara klappte die Kinnlade herunter. „WAS!? Er weiß, dass du Sasori no Akasuna, abtrünniger Ninja und Mitglied Akatsukis bist, der Shinobi, der bei dem Angriff auf sein Dorf eine so große Rolle gespielt hat – und er sagt gar nichts dazu, un!?“ „Nein“, wiederholte Sasori genervt. Deidara schloss den Mund wieder. „Aber... warum!?“, brachte er dann verständnislos hervor. „Weil ich mich mit ihm angefreundet habe und er darauf vertraut, dass ich nichts tue, was dem Dorf schadet.“ Nun veränderte sich die Miene des Iwa-nin und ein breites Grinsen erschien darauf. „Ich verstehe!“ Er lachte auf. „Das ist natürlich gerissen, un! Es gibt Euch Rückendeckung, selbst wenn jemand herausfindet, wer Ihr seid! Wirklich clever, no Danna, un!“ Sasori sah ihn scharf an. „Das war nicht geplant, Deidara!“ „Nicht?“ „Nein! Gaara ist neben dir der einzige Freund, den ich habe. Also tu mir den Gefallen und sprich nicht so über ihn!“ Hierbei hatte Sasoris Stimme einen fast drohenden Unterton und der Iwa-nin starrte ihn verblüfft an. „I-Ihr meint also...“ „Genau. Ich habe mir nicht extra sein Vertrauen erschlichen, ich bin nicht mit kalter Berechnung ans Ziel gekommen.“ Der Rothaarige sah ihn immer noch böse an. „Oh“, machte Deidara „Ja, 'oh'!“ „Also, un... Werdet Ihr vermutlich eine ganze Menge Ärger kriegen, wenn Ihr...“ Der Blonde sah betreten zu Boden. „Tut mir Leid, un...“, murmelte er. „Wenn Gaara herausfindet, warum ich nicht mit meinem Team gegangen bin, als die Mission bereits beendet war – und glaub mir, das wird er-“ Deidara keuchte auf. „Er wird Euch doch nicht-“ Er stockte und starrte seinen Danna entsetzt an. Das hatte er bestimmt nicht gewollt! Der Akasuna sah ihn nur ernst an. „Aber was... Was wollt Ihr dann jetzt tun, un? Ich meine, wohin geht Ihr?“ „Ich gehe natürlich nach Sunagakure zurück.“ „Aber er wird Euch umbringen!“, fuhr ihn Deidara entsetzt an. „Wenn ihr wirklich... Freunde geworden seid, dann macht es das nur noch schlimmer, un! Er wird sich verraten fühlen, denken, Sie seien ein Spion. Eure Loyalität wird mehr als zweifelhaft sein und er wird gar keine andere Wahl haben, als Euch zu töten, un! Ihr dürft nicht nach Suna zurück!“ Sasori schüttelte den Kopf. „Ich gehe nicht zurück, um mich umbringen zu lassen.“ „Ach nein, das sieht aber verdammt danach aus! Bei allem Respekt für Eure Fähigkeiten Freundschaften zu schließen und Eurer ach so tollen Menschenkenntnis: Ich glaube nicht, dass er Euch das jemals verzeihen wird, un!“ „Bei allem Respekt für deine Stärke und dein Durchhaltevermögen: Ich glaube nicht, dass du jetzt schon in der Lage bist, einen Uchiha wie Itachi zu töten.“ Die beiden Nuke-nin funkelten sich gegenseitig unnachgiebig an, jeder überzeugt, dass der Andere geradewegs in seinen Tod ging. „Mein Angebot steht noch. Du kannst mit mir nach Suna kommen. Ich werde nicht versuchen, dich zu überreden, weil ich weiß, dass du es doch nicht tun wirst. Du musst diesen letzten Schritt wagen. Es liegt einfach in deiner Natur und das will ich akzeptieren. Ich könnte dich nicht davon abhalten. Meiner Meinung nach läufst du direkt in dein Verderben. Vielleicht gehe ich deswegen selbst solch ein Risiko für mich selbst ein, weil ich mich schuldig fühle, dich auf diesen Weg gebracht zu haben. Dennoch bin ich mir genauso sicher, dass Gaara über diese Aktion hier hinwegsehen kann, wie du dir sicher bist, Itachi töten zu können. Ich bitte dich deswegen, auch mich nicht aufhalten zu wollen.“ Deidara spürte, wie ihm die Tränen hochkamen, als er diese Ansprache vernahm. Nie hatte Sasori so offen über seine Gefühle zu ihm gesprochen. Sollte dies wirklich ein Abschied für immer sein!? Aber er war sich sicher, dass er Itachi töten konnte. Er hatte schließlich viel trainiert! Seine Augen konnten durch sein Genjutsu sehen und ohne das war er doch hilflos! Für einen Moment überlegte er, ob er seine Rache nicht doch fallen lassen sollte, um Sasori somit dazu zu bewegen, Sunagakure fern zu bleiben. Aber damit hätte er ihm endgültig die Heimat entrissen. „Wenn ich... Wenn ich den Uchiha fertig machen kann, dann könnt Ihr auch nach Suna zurück, nicht wahr, un? Ich muss es also nur schaffen und dann hört Ihr auch mit diesen scheiß riskanten Aktionen auf, ja?“ Sasori lächelte ganz leicht. „Ja.“ Nun konnte der Blonde nicht mehr an sich halten und zog den Kleineren in eine Umarmung, die dieser überrascht zuließ. Die zierliche Gestalt in seinen Armen gab Deidara auf einmal das unbändige Gefühl, ihn beschützen zu müssen. Seinen warmen Körper an seinem eigenen fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben vollkommen. Er strich dem Rothaarigen leicht durch das Haar, während er sein Kinn sanft auf seinen Schopf stützte. Eine einzelne Träne rann ihm über das Gesicht. „Wieso... müssen wir beide nur immer so stur sein...?“, flüsterte er, bevor er den Marionettenspieler wieder frei gab. „Weil wir wissen, was wir wollen“, erwiderte der Akasuna, „und daran ist nichts Schlechtes.“ „Aber wir wollen doch eigentlich das Gleiche, oder, un?“ „Ja. Aber wir wollen es auf unterschiedliche Weise erreichen.“ Sasori sah ihn wieder mit diesem furchtbar intensiven Blick an, als wolle er sich jede Einzelheit seines Gesichtes genau einprägen. Sollten sie sich hier wirklich zum letzten Mal sehen? Sasori hob seine Hand und legte sie sanft an Deidaras Wange. Der Blonde neigte leicht den Kopf und schließlich trafen sich ihre Lippen zu einem letzten, gefühlvollen Kuss. Beide waren in diesem Moment von Glück und Trauer gleichermaßen erfüllt, so sehr, dass es ihnen fast das Herz zerriss. „Ich werde zu Euch zurückkommen, Danna. Und dann will ich, dass Ihr da seid, um mich zu empfangen, un“, sagte Deidara leise. „Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst, Deidara“, erwiderte der Rothaarige flüsternd. „Das tue ich nicht, un.“ Der Blonde hauchte ihm noch einmal einen zaghaften Kuss auf die Stirn. „Ich halte meine Versprechen.“ * „Verstehe“, saget Gaara leise. „So ist das also...“ „Ähm... wissen Sie denn, wo Yagoto no Danna ist?“, fragte der schwarzhaarige Junge vor ihm. Der Kazekage nickte leicht. „Ich kann es mir denken, Kayano.“ „Wir dachten einfach nur, wir sollten es ihnen sagen. Ich meine, er hat uns schon als er gegangen ist, gesagt, dass wir selbstständig weiter trainieren sollen, aber...“ Atsuchi schnaubte. „Aber wenn sich der eigene Sensei vor seinen Augen in Sand auflöst, wird man nun einmal misstrauisch!“ „Es muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass ihm etwas passiert ist. Vielleicht hat er den Sanddoppelgänger ja auch selbst gemacht“, warf Hanasuki ein. „Das denke ich ebenfalls“, erwiderte Gaara. „Die Frage ist nur: Warum?“ Ja, warum? Warum hatte Sasori einen Doppelgänger geschaffen, um den Ge-nin ihre Aufgaben zuzuteilen? Offensichtlich, um seine Abwesenheit zu vertuschen. Doch Sanddoppelgänger forderten auch eine Menge Chakra und waren nur eine gewisse Zeit aufrecht zu erhalten, vor allem, wenn das 'Original' weit weg war. Die Mission von Team 4 war jetzt fast vier Tage her. Was war auf dieser Mission passiert, dass Sasori nicht mit seinen Schülern zurückgekehrt war? „Nun, ich danke euch, dass ihr mich informiert habt. Den Rest könnt ihr ruhig mir überlassen und bis Yagoto-san wieder hier ist, schlage ich vor, befolgt ihr seinen Rat und übt selbstständig weiter.“ „Cool!“, rief Kayano aus. „Endlich haben wir mal frei!" Hanasuki gab ihm einen Stoß in die Rippen. „Was!?“ „Wir werden trainieren und nicht faulenzen!“ „Ja, und wenn du schon nichts machen willst, dann schrei deine Unfähigkeit wenigstens nicht so heraus!“, wies ihn auch Atsuchi zurecht. So diskutierend verließen die drei Ge-nin den Raum und Gaara blieb allein zurück. Tief in Gedanken versunken sah der Kazekage aus dem Fenster. Er fühlte eine merkwürdige Leere in sich. Sasori... fehlte ihm. Was auch immer geschehen war, wenn er nicht eine verdammt gute Ausrede hatte, würde er den Anderen zur Rechenschaft ziehen müssen. Sasori war ein Abtrünniger... Er konnte die Möglichkeit eines erneuten Verrats nicht außer Acht lassen. Eigentlich hätte er spätestens jetzt den Rat informieren und eine Suche organisieren sollen. Aber er zögerte noch. Sasori war der einzige wirkliche Freund, den er hier in Sunagakure hatte. Seine Geschwister waren eben das, Geschwister. Freunde... das war etwas anderes. Etwas, von dem er schon immer geträumt hatte. Er wollte diesen Freund nicht loslassen. Er wollte nicht wahrhaben, dass er wieder in die Dunkelheit abgerutscht war. Es war eine ganz ähnliche Situation wie zwischen Naruto und Sasuke, erinnerte er sich. Wider jeder Vernunft wollte er hören, was Sasori dazu sagte. Er wusste, der Rothaarige könnte ihm eine Menge Lügen auftischen, aber er wollte das Vertrauen auf seine Ehrlichkeit noch nicht aufgeben. Er wollte die Wahrheit nicht hören... Aber einen Verrat konnte er nicht tolerieren. Wenn Sasori doch noch etwas mit Akatsuki zu tun hatte oder erneut anderen kriminellen Geschäften nachging, musste er eingreifen. Zum Wohle seines Dorfes und all der anderen Menschen, die seine Opfer sein würden. Mit einem höchst unangenehmen Gefühl im Magen stand der Kazekage auf und lud sich seine Kürbisflasche auf den Rücken. Wenn es schon sein musste... Dann wollte er es selbst tun. Bis zum Ende sollte niemand erfahren, dass Sasori no Akasuna noch lebte. Er wollte seinen Schülern nicht ihr Vorbild nehmen und Sunagakures Shinobi nicht ihren Kameraden. Tetsuna Yagoto würde einfach von der Bildfläche verschwinden, ohne das jemals ein Ninja wissen würde, was aus ihm geworden war. Außer Gaara. Ihn zu töten, würde dem jungen Shinobi alles abverlangen. Das Kräfteverhältnis stellte wohl kein Problem dar – seine Technik war der eines Puppenspielers aufgrund seiner absoluten Verteidigung eben überlegen – aber emotional würde ihm dieser Kampf sehr nahe gehen. War er wirklich in der Lage, den einzigen Freund zu töten, den er sich jemals selbst geschaffen hatte? Er wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht. Und er betete dafür, dass es nicht nötig sein würde. Gaara trat ans Fenster und sah auf sein Dorf hinaus. Das Dorf, dem nun vielleicht eine neue Gefahr drohte. Nein. Er konnte es schaffen. Er war ein Shinobi und er konnte seine Gefühle unter Kontrolle halten. Wäre er dazu nicht in der Lage, hätte der Geist des Shukaku schon längst die Kontrolle über ihn erlangen können. Entschlossenheit breitete sich auf seiner Miene aus. Er war der Kazekage... Er musste immer zuerst an das Dorf denken. Dort draußen waren eine ganze Menge Leute, die ihm vertrauten. Er konnte ihr Leben nicht für das eines Verräters aufs Spiel setzen. „Es tut mir Leid... Sasori“, flüsterte er und fasste die Kürbisflasche etwas fester. Dann trat er aus seinem Büro, keinerlei Gefühl mehr zeigend. * Jetzt kam Sunagakure in Sicht. Sasori verlangsamte sein Tempo. Ob seine Abwesenheit bereits bemerkt worden war? Er schnaubte leise. Natürlich war sie das. Schließlich hatte er genau gespürt, wie sein Sanddopplegänger sich aufgelöst hatte. Vor den Augen seiner Schüler! Wenn die auch nur einen Funken Grips im Hirn hatten, hatten sie den Vorfall sofort gemeldet. Im Nachhinein, so dachte sich der Akasuna, hätte er also mit einem Empfang rechnen müssen. Doch was er in diesem Augenblick sah, ließ ihn für einen Moment erstarren und jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Es war wie ein Déja-vu. Genau dieselbe Situation hatte sich für ihn schon einmal ergeben. Wie damals hatte ihn der Kazekage schon vor den Toren erwartet. Damals hatte er den Dritten getötet. Heute würde er dem Fünften gegenüber stehen. Die beiden Rotschöpfe schritten sich langsam entgegen. Noch waren sie zu weit vom Dorf entfernt, als das jemand einen Kampf bemerken würde, der nicht gezielt die Gegend danach absuchte. Genau wie damals. Schließlich blieb Gaara mit verschränkten Armen stehen. „Ich habe daran gezweifelt, ob du tatsächlich noch einmal zurückkehrst“, sagte der Kazekage. Sasori stoppte nicht, sondern ging weiter auf ihn zu. Sie beide waren Fernkämpfer und er hoffte, mit der Distanz auch ein wenig von der angespannten Atmosphäre entfernen zu können. Er blieb erst stehen, als der Suna-nin ihm einen warnenden Blick zuwarf. Doch wenigstens musste er jetzt nicht schreien, um sich verständlich zu machen. „Suna ist doch meine Heimat, oder? Wo sollte ich sonst hingehen?“, fragte er seinen Freund. „Wie wäre es mit Akatsuki?“ Sasoris Mundwinkel zuckten kurz. „Ich habe nicht vor, in meinen Tod zu laufen.“ „Das machst du gerade.“ „Ist das so? Ich hoffe es nicht.“ „Halte mich nicht zum Narren!“, erwiderte Gaara unwillig. „Akatsuki hat viele Mitglieder verloren. Selbst wenn ich dir glaube, dass du die Organisation verlassen hast und nicht vorsätzlich als Spion hier eingedrungen bist, so würden sie dich doch jederzeit wieder aufnehmen. Du solltest wissen, dass du dich hier sozusagen noch in der Probezeit befindest. Deshalb ist es sinnlos, zu leugnen, dass du da draußen etwas getan hast, von dem ich nichts wissen darf. Das kann nur etwas sein, das mit Akatsuki zu tun hat.“ Der Kazekage schüttelte langsam den Kopf, blieb jedoch ruhig, wie von einer inneren Resignation erfüllt. „Du enttäuschst mich. Ich hätte nicht gedacht, dass du mir das antun würdest. Es ist schlimm genug, dass du mich und Sunagakure verraten hast. Jetzt bist du auch noch so dreist, zurück zu kommen. Dir muss klar sein, dass ich dich jetzt nicht mehr gehen lassen kann.“ Der Blick des ehemaligen Jinchuuriki war scheinbar gleichgültig, doch der Akasuna konnte dennoch eine gewisse Trauer und Verletztheit darin erkennen. Sasori senkte leicht den Kopf, wie zu seiner Zustimmung. „Ich verstehe deine Einstellung. Wir sind über die Zeit hinweg Freunde geworden und jetzt siehst du dich gezwungen, mich zu töten.“ Er blickte wieder auf. „Aber das ist nicht nötig. Ich kam weder her, um mich von dir töten zu lassen, noch, um dich zu töten. Lass mich dir erklären, wie es wirklich ist.“ „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich hören will. Du hast dir hier ein Leben voller Lügen aufgebaut. Warum sollte ich dazu gehören?“ Sasori antwortete nicht. Eigentlich hatte Gaara ja Recht... Ehrlichkeit war wahrlich nie seine Stärke gewesen. Und er hatte eigentlich auch nicht wirklich vorgehabt, irgendjemandem von Deidara und ihm zu erzählen. „Sasori.“ Erstaunlich. So musste sich Deidara fühlen, wenn er ihn einfach nur beim Namen nannte. Es war ein... prickelndes Gefühl. „Kannst du mir ins Gesicht sehen und mir offen und ehrlich sagen, dass deine Abwesenheit nichts mit Akatsuki zu tun hatte?“ Da war sie. Die Chance. Wenn er jetzt ja sagte, könnte er seinem Freund alles erklären und er würde zuhören. Er könnte diese Sache in für allemal aus der Welt schaffen. Zum Preis einer letzten Lüge. Denn Deidara hatte sehr wohl etwas mit Akatsuki zu tun. Sasori sah Gaara ins Gesicht. Und antwortete offen und ehrlich: „Das kann ich nicht.“ Der Kazekage seufzte leise. Er schlug für einen Moment die Augen nieder und als er sie wieder öffnete, waren jegliche Gefühle aus ihnen verschwunden. Er nahm die Kürbisflasche mit seinem Sand von seinem Rücken und stellte sie neben sich ab. „Dann sei es so. Ich werde nicht versuchen, dich zu fangen. Du wirst hier in der Wüste verschwinden... Und niemand wird je erfahren, dass ich es war, der dich getötet hat.“ „Gaara“, versuchte er zu widersprechen, „ich kann es wirklich erklären. Gib mir nur eine Minute. Hör mir zu.“ „Nein, Sasori. Du hattest deine Chance. Wenn du willst, dass ich dir jetzt noch zuhöre, musst du mich schon besiegen.“ Der Blick des Akasuna verfinsterte sich. „Wieso ist deine Generation eigentlich immer auf einen Kampf aus!?“ Doch er nahm eine defensive Haltung ein, als der Sand um Gaaras Körper in Bewegung kam. „Na schön. Du sollst deinen Kampf kriegen. Wenn ich gewinne, hörst du mich an! Wenn du gewinnst... nun, das erledigst sich dann vermutlich von selbst.“ Gaara lächelte zynisch. „Deine Kunst ist mir unterlegen. Keine Klinge schafft es durch meine absolute Verteidigung.“ „Du hast Recht. Aber ist deine Verteidigung wirklich noch absolut, nun, wo du kein Jinchuuriki mehr bist?“ „Der Sand mag mich nicht mehr automatisch beschützen, doch meine Verteidigung habe ich ohnehin immer selbst aufgebaut. Ich bin nicht abhängig.“ „Nun, dann hast du mir gegenüber wohl einen Vorteil...“, flüsterte der Suna-nin leise. Kapitel 12: END I: Sasori Vs Gaara ---------------------------------- END I: Sasori Vs Gaara Gaara griff sofort an. Der Sand schoss auf Sasori zu. Gleich von drei Seiten kam er, merkwürdigen Armen gleich, die nach ihm griffen. Sasori verfluchte die Tatsache, dass Hiroku zerstört worden war. Dieser Kampf würde hart werden und sein Körper war verletzlich... Er war ziemlich im Nachteil. Der Akasuna sprang nach hinten und versuchte erst einmal Abstand zu schaffen. Doch kaum hatte er den Boden wieder berührt, versuchte dieser ihn zu verschlingen. Natürlich... Das hier war die Wüste, es war Gaaras Gebiet. Vermutlich war die ganze Umgebung mit Chakra getränkt. Wenn sein Gegner den Boden kontrollierte, musste er in die Luft. Gaara hatte erst kürzlich einen verheerenden Luftkampf hinter sich und würde sicher Vorkehrungen getroffen haben, die verhinderten, dass er noch einmal auf diese Weise besiegt wurde. Aber auch er selbst war die ganze Zeit in Suna über nicht untätig geblieben. Sasori griff sich in den Nacken, wo sich mit einem klickenden Geräusch eine Klappe geöffnet hatte. Daraus zog er jetzt eine Schriftrolle, die er hoch in die Luft warf, wo sie sich aufrollte. Dann ließ er eine lange Klinge aus seinem Arm hervor schnellen und stieß sie in den Boden unter sich, um sich von dem Sand, der sich um seine Beine gewunden hatte, zu befreien. Dieser wollte ihn erneut einfangen, doch Sasori machte einen Satz in die Höhe und entkam ihm so. Rasch schloss er ein Fingerzeichen, um die Marionette herauf zu beschwören, die sich in der Rolle verbarg. „Ich werde dir jetzt meine beste Kunst zeigen... Meine neuste Marionette: Ryo!“ Einen Moment später war er in eine gigantische, weiße Rauchwolke eingehüllt. Unten am Boden wurde Gaara eine Spur blasser, als der Ninja seine Beschwörung vollendet und der Rauch sich verzogen hatte. Über ihm am Himmel ragte ein riesiges Monstrum auf. Es war ein Drache. Ein schimmerndes Ungetüm mit Schuppen aus Stahl und gigantischen Flügeln aus sich überlagernden Metallplatten. Die Kanten der Einzelteile waren messerscharf, aber ansonsten wirkte die Oberfläche vollkommen glatt. Der Drache hätte sich zweimal um den Turm des Kazekagen schlingen und sein Schatten ein Viertel des Dorfes verdunkeln können. Der schaurige Kopf war rötlich gefärbt, das Maul war voller spitzer Eisenzacken und die Augen schienen von innen blutrot zu leuchten. Es war eine vollkommene Kampfmaschine. In diesem Augenblick begriff Gaara erstmals wirklich, warum der Nuke-nin seine Techniken als Kunst bezeichnete. Dieses metallene Geschöpf war schön und schrecklich zugleich. Es war dem Rothaarigen ein Rätsel, wie dieses gigantische, eiserne Wesen, das eine unglaubliche Masse haben musste, sich überhaupt in der Luft halten konnte. Die riesigen Flügel schlugen in einem schnellen Rhythmus auf und ab. Unmengen von Sand wurden aufgewirbelt und allein dieser Wind verhinderte nicht nur, dass Gaara zu ihm vorstoßen konnte, er schuf auch einen effektiven Sichtschutz gegen Sunagakure. Dort würde man nur eine große Staubwolke sehen und einen Sandsturm vermuten. Der, wie er nun erkannte, tatsächlich aufkam. Gaara versuchte halbherzig, mit seinem Sand das Monstrum anzugreifen. Doch Sand und Wind schufen eine Art Mauer, durch die sein eigener Sand nicht hindurch kam. Es war der Wind, den er nicht beeinflussen konnte. Sasori schuf einen regelrechten Tornado, in dessen Auge er Schutz fand. Seine Stärke konnte nur er allein durch die Flügelschläge kontrollieren und Gaara dadurch aus dieser Verteidigung heraus gefahrlos angreifen. Die Miene des Suna-nin verfinsterte sich. Nur verschwommen sah er die Gestalt des Akasuna irgendwo in der Maschine verschwinden. Dies würde doch schwieriger werden, als er gedacht hatte. * Viele Meilen entfernt, außerhalb der Sandwüste, im Land der Erde, hatte Deidara gerade seinen Vorrat an explosivem Lehm aufgestockt. Normalen Boden konnte er für seine wirklich großen Kunstwerke nicht benutzen. Nur in der Gegend um Iwagakure herum gab es ganz bestimmte Stellen, an denen die Erde auftrat, die er für seine Kunst benötigte. Zum Glück war er hier keiner Menschenseele begegnet. Als er einen riesigen weißen Vogel schuf und in die Lüfte aufstieg, machte er sich keine Sorgen darum, dass ihn jemand verfolgen würde. Dank Sasoris guten Hinweisen und Ratschlägen hatte er schnell aus der Wüste heraus gefunden. Die Oase, zu der er sich auf dem Weg nach Suna verirrt hatte, lag nicht weit von der Grenze zum Tsuchi no Kuni entfernt. Weil er bald einen großen Kampf vor sich haben würde, hatte er beschlossen, sich diesmal ordentlich vorzubereiten. Deidaras Weg führte ihn grob in die Richtung, in der der Ort lag, an dem er mit Madara gekämpft hatte. Es widerstrebte ihm zutiefst, aber er brauchte dessen Hilfe. Liebend gern hätte er ihn getötet, aber das wäre von vornherein ein sinnloser Selbstmord gewesen. Er musste sich mit einem anderen Uchiha zufrieden geben. Wenigstens einen, egal welchen, wollte er ins Jenseits schicken. Er freute sich auf den Kampf. Endlich konnte er seine größten Künste testen. Ohne Rücksicht auf Verbündete zu nehmen – wenn Madara mit drauf ging, war ihm das nur recht. Wenn der Uchiha nicht bereit war, mit ihm zusammenzuarbeiten, würde er es erneut auf einen Kampf anlegen und seinen Tod vortäuschen, ähnlich wie damals, als er den Jinchuuriki des Neunschwänzigen hatte loswerden wollen. Und wenn er doch half, würde er sein Bestes tun, beide auf einmal zu erwischen. Deidara hatte diesmal auch sein mechanisches Auge wieder dabei. Damit suchte er die Landschaften unter sich ab und forschte nach der maskierten Gestalt. Er hatte keine Sorgen, dass er ihn nicht finden würde. Doch da war etwas anderes, was ihm schwer im Magen lag. Sasori. Deidara hatte es schon einmal mit dem Kazekagen zu tun bekommen. Er wusste, wie stark dieser war. Und Sasori war nun nicht mehr ganz Marionette... Er hatte die Puppe des Dritten nicht mehr zur Verfügung und Hiroku auch nicht. Letztendlich war es aber nicht das Kräfteverhältnis, das zählte. Deidara war sich inzwischen einfach nicht mehr sicher, ob sein Danna den Kazekagen wirklich töten konnte. Er war immerhin sein Dorfoberhaupt und der Abtrünnige hatte doch gerade erst seine Loyalität wieder gefunden. Was, wenn er aus moralischen Gründen gar nicht mehr in der Lage wäre, den Suna-nin zu töten? Deidara schluckte bei dem Gedanken. Sasori hatte versprochen, dass er sein Leben nicht noch einmal einem lebensgefährlichen Risiko aussetzen würde! Und der Blonde wusste, wenn sein Meister dabei sterben würde, würde sich das für ihn wie Verrat anfühlen. Sollte es zwischen dem Kagen und ihm wirklich zum Kampf kommen, wie würde Sasori sich dann entscheiden? Für ein Leben mit Deidara, egal wie miserabel es wäre, oder für einen Tod in Ehre? Deidara wünschte sich, er könnte die zweite Möglichkeit mit Sicherheit ausschließen. Auf der anderen Seite hätte Gaara bestimmt keine Skrupel, Sasori zu töten. Auch wenn der Marionettenspieler ihn als seinen Freund bezeichnet hatte, so glaubte Deidara nicht an ein glückliches Ende in dieser Sache. Er hatte das Gesicht des Jinchuuriki gesehen. Wie er vollkommen ohne Gefühle angegriffen hatte. Dieser Junge war durchaus in der Lage, seine besten Freund umzubringen, wenn es dem Wohle des ganzen Dorfes diente. Aber er musste Sasori vertrauen. Er wollte ihm vertrauen. Wollte glauben, dass er es schaffte. Vernünftig genug war, den Kampf abzubrechen, wenn er eskalierte. Denn das es einen Kampf geben würde, schien dem Iwa-nin unvermeidlich. Er wollte ja vertrauen. Doch es war verdammt schwer. Nach einer Weile hatte Deidaras mechanisches Auge eines von Akatsukis Verstecken ausgemacht, in dem sich eine Person zu befinden schien. Er zoomte näher an die Höhle heran, deren Eingang von einem Wasserfall versperrt wurde und lächelte zufrieden. Da, auf einem der Bäume am Flussrand, saß Tobi. Der Maskierte schien ihn ebenfalls entdeckt zu haben, denn er winkte wild mit den Armen. Damit erledigte sich auch die Frage, welche Persönlichkeit wohl gerade die Überhand über ihn hatte. Als Deidara gelandet war, kam der Schwarzhaarige auch sofort auf ihn zu gerannt. "Deidara-sempai! Deidara-sempai! Tobi hat Deidara-sempai so vermisst!" "Wer's glaubt, un...", murmelte der Blonde zynisch und sprang von seiner Figur herunter. "Wo war Deidara-sempai denn?" "Geht dich nichts an. Sag mir lieber, was in meiner Abwesenheit passiert ist, un." Seit dem Kampf mit dem Uchiha war er sehr viel vorsichtiger Tobi gegenüber. Dennoch war es schwer, zu solch einer Person höflich zu sein. Da der Schwarzhaarige in dieser... Gemütslage auch nicht fähig zu sein schien, ihn für irgendetwas zur Rechenschaft zu ziehen, konnte er genauso gut in seine alte Verhaltensweise zurückfallen. Tobi legte den Kopf schief und es war unmöglich, seine Gedanken zu erraten. Dann aber klatschte der Maskierte in die Hände und meinte fröhlich: "Deidara-sempai hat Glück, Leader-sama hat uns bisher keinen neuen Auftrag gegeben. Er meinte nur, wie sollen uns bereit halten... Die letzten Biju sollen bald versiegelt werden." "Na schön", knurrte der Iwa-nin, während er seinen Tonvogel schrumpfen ließ, "Wenn das alles ist... Ich muss mit dir reden, un." "Ja?" Deidara sah sich ungemütlich um. "Lass uns reingehen, yeah." Er deutete auf die Höhle und Tobi schüttelte sich. "Ah, Tobi mag es nicht, durch den Wasserfall zu gehen!" "Tobi wird- Arrgh! Du wirst jetzt sofort da rein marschieren, klar, un!?" Sofort zog der Maskierte den Kopf ein und machte sich auf den Weg. In der Höhle ging Deidara sogleich in den hinteren Bereich, wo das Geräusch des fallenden Wassers ein Gespräch nicht behindern würde. Vergeblich suchte er nach einem Anfang, wie sollte er Tobi die Wichtigkeit seiner Aufgabe nahe bringen? Er wollte keine sturen Anweisungen geben... Er wollte, dass Tobi es verstand. Verstand, warum er so einen Hass auf ihn und alle seines Clans hegte. Schließlich plante er auf die eine oder andere Weise auch einen Verrat an der Organisation, indem er eines ihrer Mitglieder umbrachte. Doch noch viel wichtiger: Er wollte endlich wissen, was es mit Madara Uchiha und Tobi auf sich hatte. „Tobi... Ich habe ein paar Fragen an dich, un“, begann Deidara sein kleines Verhör. „Ja?“ „Was... weißt du alles über Uchiha Madara?“ Erneut legte der Maskierte den Kopf schräg und kratzte sich nachdenklich im Nacken. „Er... ist ein Uchiha?“ Deidara schüttelte fassungslos den Kopf. „Er ist der Uchiha schlechthin! Der Stärkste unter ihnen und der Begründer Akatsukis, un!“ Der Iwa-nin hatte beschlossen, zunächst anzunehmen, Tobi wäre wirklich vollkommen unwissend. Trotzdem gelang es ihm nur mit Mühe, die Fassung zu behalten, als der Schwarzhaarige lediglich mit den Schultern zuckte. „Okay, anders. Sag mir, wer du bist. Ich meine, wie ist dein Name, un?“ „Tobi ist Tobi...“, meinte der Junge verständnislos. „Und weiter? Was ist mit deinem Nachnamen? Der Name deines Clans? Oder der deiner Eltern, un? Irgendwas!?“ „Tobi... ist Tobi...“ Deidara lehnte sich zurück und versuchte krampfhaft, sich zu beruhigen. „Na schön. Woher kommst du, Tobi, un? Und warum wolltest du unbedingt Akatsuki beitreten?“ „Tobi... weiß es nicht“, erwiderte der Akatsuki leise. „Was soll das heißen?“ „Tobi... ist einfach eines Tages aufgewacht... in einem Wald. Er konnte sich an nichts erinnern. Nicht an Heimat, Familie oder Freunde. Nicht an Feinde und Verbündete“, erzählte er leise. „Du willst mir also weismachen, dass du dein Gedächtnis verloren hast, un!? Dass du dich nicht an deine Existenz erinnern kannst?“ „Tobi weiß ja nicht mal, ob er jemals eine Existenz hatte!“, rief der Schwarzhaarige aus und auf einmal fing er an zu schluchzten. Nicht dieses weinerliche Heulen, sondern ein ehrlicher Ausdruck von Verzweiflung. „Na gut... Na gut, beruhige dich. Sag mir, was dann passiert ist, un.“ „Tobi wusste nicht, was er machen sollte. Er ist eine Weile umher gestreift... Hat Leute unterhalten, damit sie ihm was zu Essen geben. Alle mochten Tobi. Aber irgendwann...“ „Was?“ „Irgendwann hat Tobi festgestellt, dass er stark ist.“ „Was meinst du mit stark?“, fragte Deidara, der spürte, dass es nun interessant wurde. „Er ist einige Male in Gefahr geraten. Doch Tobi hat sich gewehrt, und er hat Leute getötet. War ganz einfach. Tobi kann viele Sachen, ganz... instinktiv. Sie passieren einfach. Tobi ist mächtig!“ „Wie man's nimmt...“ ,murmelte der Blonde verdrossen. Doch Tobi redete bereits weiter: „Er fand so raus, dass er ein Ninja sein musste. Manchmal hat er deswegen freie Missionen übernommen. So ging das einige Jahre...“ „Einige Jahre? Wie lange denn, un?“ „Hm... vielleicht so sechzig?“ Deidara fiel die Kinnlade herunter. „Das kann nicht sein, un! Dann müsstest du jetzt ein alter Greis sein, un!“ „Aber Tobi ist nie gealtert.“ Der Blonde schüttelte fassungslos den Kopf und starrte den Anderen nur an. „Weiter“, sagte er dann nur. “Hm... Vor ungefähr fünfzehn Jahren fingen dann diese seltsamen Dinge an zu passieren.“ „Was waren das für Dinge?“ „Nun, Tobi verlor öfters mal das Bewusstsein und wachte auf einmal an einem ganz anderen Ort wieder auf. Je öfter das passierte, desto stärker wurde er. Tobi weiß nicht, was in der Zeit geschah.“ „Hast du dich das denn nie gefragt?“, wollte Deidara beklommen wissen. „Nein. Tobi hat nie gefragt... Tobi is a good boy!“ „Ja, ja, aber ist dir das denn nicht merkwürdig vorgekommen, un?“ Der Maskenträger sah ihn wieder nur mit schief gelegten Kopf an. „Tobi hat nie gefragt...“ „Warum trägst du diese Maske?“, fragte der Iwa-nin unvermittelt. „Tobi... Tobi mag die Maske... Tobi mag es nicht, wenn andere Leute sein Gesicht sehen.“ „War das schon immer so, un?“ Er lehnte sich ein wenig vor. „Oder erst, nachdem dieser Gedächtnisverlust angefangen hat? „Das kam danach...“ „Warum sprichst du von dir in der dritten Person, un?“ Der Schwarzhaarige erstarrte. „Nun, also...“ „Ja?“ „Tobi hatte... Hatte oft das Gefühl, nicht ganz er selbst zu sein. Eigentlich hat er das immer...“ Deidara lehnte sich noch ein Stück vor. „Hast du dich nie gefragt, wer du eigentlich bist!? Dich nie gefragt, warum du diese Kräfte hast? Was du tust, wenn du nicht bei dir bist, un?“ Langsam schüttelte der Maskierte den Kopf und wich ein wenig vor ihm zurück. „Deidara-sempai macht mir Angst...“, murmelte er. „Willst du es jetzt wissen, Tobi? Ich kann es dir sagen, un.“ Zögernd nickte der Jüngere. „Du bist Madara Uchiha. Der Typ sollte vor einigen Jahrzehnten eigentlich gestorben sein, un. Aber nun sieht es so aus, als hätte er in sich eine Art zweite Persönlichkeit geschaffen: Dich! Du unterscheidest dich vom Charakter her so dermaßen von Madara, dass du dich problemlos unter das Volk mischen und ihn so viele Jahre lang verstecken konntest, ohne etwas davon zu wissen, yeah. Über die Zeit hinweg hat er deine Gedanken und Gefühle manipuliert. Er hat in dir den Wunsch geweckt, dein Aussehen und dein Verhalten zu verändern, un, er verlieh dir diese Instinkte, sorgte dafür, dass du keine Fragen stelltest und er brachte dich dazu, dein Gesicht verdecken zu wollen. Doch er plant etwas... Irgendetwas Großes, etwas Böses. Und so hat er in letzter Zeit, nun, wo alle ihn vergessen haben, immer öfter deinen Körper übernommen, un. An diese Zeiten kannst du dich nicht erinnern. In diesen Zeiten hat er Akatsuki gegründet, un.“ Tobi wich nun noch weiter zurück, aber Deidara war noch nicht fertig. „Als ich dich getestet habe, da habe ich dich nicht nur besiegt, un. Ich habe dich getötet. Aber aus irgendeinem Grund bist du nicht so leicht umzubringen – schließlich hat dein Körper trotz allem noch Madaras Kräfte – und du hast auf einmal die Persönlichkeiten gewechselt, un. Du hättest nun mich beinahe umgebracht, aber scheinbar wurde sein Geist von deinem zurückgedrängt. Ich vermute, dass er dir zu lange die Oberhand überlassen hat und es ihm schwer fällt, ohne lange Vorbereitung dich zu übernehmen, solange du bei vollem Bewusstsein bist. Sobald du tot, ohnmächtig oder schlafend bist, ist das wohl was anderes, un. Sonst hätte er mich jetzt bestimmt davon abgehalten, dir dies zu erzählen.“ „Wenn Tobi schläft... hat er manchmal merkwürdige Träume“, sagte der Schwarzhaarige, „Wie Erinnerungen. Von jemand anderes...“ Deidara nickte. „Vermutlich sind das Madaras Erinnerungen, un.“ Wieder kratzte sich Tobi am Kopf. „Was... Was soll Tobi denn dann machen?“ Ein Lächeln stahl sich auf Deidaras Gesicht. „Hör zu, Madara scheint keine komplette Macht über dich zu haben. Du bist in der Lage, ihn zurückzudrängen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, sich eine so komplexe Persönlichkeit einfach auszudenken, un. Wahrscheinlicher ist es, dass du der fröhliche, naive Teil Madaras bist, den er so gut wie nie benutzt hat. Dann ist es möglich, dass eure Persönlichkeiten miteinander verschmelzen und er etwas zahmer wird. Wenn du es also nicht schaffst, die Kontrolle zu behalten, dann versuch wenigstens auf diese Weise Einfluss auszuüben, okay?“ „Okay...“ machte Tobi nicht ganz überzeugt. „Hey... Tobi. Wir sind doch Partner, oder?“, sagte Deidara, wobei ihm dieses Wort nur schwer über die Lippen kam. „Hm...“ „Und als dein Sempai will ich nur dein Bestes. Du solltest also lieber auf mich hören, un. Sei ein good boy.“ „He, he“, lachte der Schwarzhaarige, „Tobi ist immer ein good boy! Tobi wird auf seinen Sempai hören!“ Ein bisschen fühlte Deidara sich ja schon schuldig, den Maskierten so zu benutzen – aber es galt schließlich einem höheren Zweck. „Genau“, meinte der Blonde, „Also pass auf: Wir müssen ganz sicher gehen, dass Madara deine Körper nicht einfach übernehmen kann, wann und wie er will, sondern nur dann, wenn du in Bedrängnis bist, un. Um das auszutesten, werden wir eine Situation schaffen, in der er bestrebt ist, herauszukommen, yeah.“ „Wie machen wir das?“ Jetzt wurde Deidaras Lächeln breiter und glich nun einem diabolischen Grinsen. „Ganz einfach: Wir bringen einen Uchiha um.“ * Draußen in der Wüste kletterte Sasori im Innern des Drachens zwischen zahlreichen Streben und Stahlseilen hindurch bis in den Rumpf seiner Marionette. Unterwegs setzte er eine komplexe Folge von Mechanismen in Gang, die eine erste Salve von Waffen zu Boden schickten. Als er in der Steuerzentrale ankam und seinen Platz einnahm, zeigte ihm eine Vielzahl von Spiegeln rundherum ein genaues Bild der Situation draußen, als würde er sich selbst dort befinden. So konnte er seinen Feind genau anvisieren und die nächste Ladung Senbon aus den Spitzen der Flügel gezielter abfeuern. Gaara hatte den Sand zurückgezogen, den Ryo in seinem Sturm gefangen gehalten hatte, um dem Ungetüm nicht blind gegenüber zu stehen. So hatte jedoch auch der Akasuna nun freie Sicht auf seinen Gegner. Die Senbon hatte dieser anscheinend ohne Mühe mit seinem Sandschild abgewehrt. Sasori wusste, er musste den Kazekagen dazu bringen, den Kampf in eine höhere Liga zu heben und seine Sandverteidigung aufzubauen. Das war der Punkt, an dem er plante anzusetzen. Als Nächstes aktivierte er den Flammenwerfern im Maul des Drachen und eine mehrere Tausend Grad heiße Feuerwolke brandete auf den Ninja herab. Wie erwartet schuf Gaara eine dicke Kuppel seines Sandes um sich selbst, um sich vor der Hitze zu schützen. Doch die Ressourcen dieser Marionette waren schier unerschöpflich und der Feuersturm ließ nicht nach. Sasori lächelte bedauernd. Gaaras absolute Verteidigung würde zu seinem Gefängnis werden. Als die Flammen endeten, eröffnete sich dem Künstler ein bizarres Bild. Die große Hitze hatte mit dem Sand und dem Chakra eine interessante physikalische Reaktion ausgelöst, die die Kugel aus Sand in eine Kugel auf Glas verwandelt hatte. Es war ein durchsichtiges, spiegelndes Gebilde, das wie eine Linse wirkte und die Konturen dahinter verschwimmen ließ. Auf seltsame Art und Weise... wunderschön. Der Kazekage war gefangen, ohne seine effektivste Waffe, hinter einer fast zehn Zentimeter dicken Glaswand, die ihn vollkommen einschloss und noch zusätzlich von seinem eigenen Chakra verstärkt wurde. Im Innern seines Gefängnisses zog Gaara ein Kunai und versucht damit das Glas zu durchstoßen. Erfolglos. Aus Ryo's riesigen Maul drang Sasoris Stimme mehrfach verstärkt und seltsam verzerrt heraus, sodass sie den Wind und das Glas überwand. „Gib auf, Gaara! Ich werde weder dir noch Suna etwas antun. Ich will nur, dass du mir zuhörst!“ Als Antwort schnellte ein langer Arm aus Sand aus dem Boden hervor und schlang sich um den Schwanz des Drachen. Gaara musste etwas von seinem Sand in die Wüste geschickt haben, um unterirdisch hinter die Mauer aus Wind zu gelangen und die Maschine angreifen zu können. Doch das Geschöpf schüttelte den Sand mühelos ab. „Wie du willst“, grollte die Stimme des Akasuna. Mit einem Wink seines Fingers löste er einen versteckten Mechanismus aus und ein lautes Klicken ertönte. Sämtliche Schuppe des Drachen, die seine Oberfläche bedeckten, waren umgeklappt und offenbarten nun ihre verspiegelte Rückseite. Sofort wurde sämtliches Licht der starken Wüstensonne tausendfach reflektiert. Ryo erstrahlte in einem blendendem Weiß und hätte die Staubwolke, die seine Flügelschläge erschufen, keinen Sichtschutz geboten, hätte man dies noch bis zur Oase des Nomadenstammes sehen können. Der Marionettenspieler bewegte geschickt seine Finger und die Spiegel richteten sich allesamt auf einen einzigen Punkt aus: auf Gaara. Das Glas, in dem er festsaß, wirkte zusätzlich noch wie eine Linse. Und mit dem Licht, das sich auf ihm bündelte, kam auch die Hitze. Das Innere des Kokons erwärmte sich in Sekundenschnelle und brachte das Glas zum Schmelzen. Für den Gefangenen ergab sich jedoch keine Gelegenheit zur Flucht, denn die Temperatur war bereits auf ein Maß gestiegen, welches kein Mensch aushalten konnte. Als Sasori das Licht wieder fort lenkte, stand dort, wo eben noch Gaara gestanden hatte, eine kunstvolle, naturgetreue Skulptur aus reinem Glas, die den Kazekagen perfekt abbildete. „Wusste ich's doch“, murmelte der Marionettenspieler leise, „Es war ein Sanddoppelgänger. Gaara konnte seinen Sand nicht durch das Glas hindurch schicken und den normalen, außerhalb, konnte er ebenfalls nicht steuern, weil das Glas zum Teil aus seinem eigenen Chakra bestand und ihn geblockt hat. Seine Verteidigung ist zu Glas erstarrt und der Wüstensand nutzlos... Dass ich trotzdem angegriffen wurde, beweist, dass Gaara sich nicht hinter dem Glas befand.“ Einer der Spiegel um Sasori herum zeigte ihm eine unförmige Gestalt, die sich aus den Dünen erhob. Kurz zuckte er zusammen, als er seinen Verdacht bestätigt sah. Es war Gaara. Und er stand direkt unter seinem Drachen. Der Marionettenspieler verstellte eine Reihe von Linsen, um an seine Position heran zu zoomen. Da! Der Sand griff wieder an. Er war langsamer als der, den der Suna-nin stets bei sich trug und der mit seinem Chakra getränkt war, aber er war immer noch schnell genug, um den massigen Schwanz des Drachen einzufangen. Doch kaum war dieser von der gelbbraunen Masse umgeben, feuerte Sasori aus ihm eine Reihe schwerer, raketenähnlicher Geschütze ab, die stark genug waren, um den Sand zu durchbrechen. Der Kazekage wich den Geschossen nur knapp aus. Selbst als diese mitten im Flug explodierten und Senbon nach allen Richtungen schossen, hatte er noch einmal Glück und trug kaum Verletzungen davon. Nun schien die Erde selbst in Bewegung zu kommen. Die Dünen wiegten sich in einem unbekannten Rhythmus. Die Wüste erwachte zum Leben. Gaara hatte wieder Distanz zwischen ihnen geschafft. Aus sicherer Entfernung hob er die Arme und eine gigantische Sandwelle bäumte sich auf, alles zu überrollen, was ihr in den Weg kam. Sasori ließ Ryo höher steigen, viel höher, bis er sich außer Gefahr glaubte. Ein metallenes Scheppern belehrte ihn eines Besseren. Ein Scheppern, dass definitiv nicht aus der Entfernung kam. Hektisch aktivierte der Akasuna eine weitere Reihe an Spiegeln, um nach der Ursache des Geräusches zu suchen. Als er es gefunden hatte, wurde er eine Spur blasser. „Noch ein Sanddoppelgänger...“ Doch wer war der Richtige? Der, der aus der Ferne den Sand lenkte? Oder der, der diese Sandwelle genutzt hatte, um bis in die Höhe des Drachens zu kommen? Letzterer hatte es tatsächlich geschafft, Halt auf dem Ungetüm zu finden. Nun hatte er einen blinden Passagier... Mit einem leisen Klicken schoben sich die Schuppen an der Stelle, an der sich der Kazekage befand, übereinander und entblößten eine Reihe kleiner Metallrohre, Löcher in den Zwischenräumen der Metallschuppen. „Glaubst du wirklich, ich hätte nur das Maul mit Flammenwerfern ausgestattet...?“ Die Haut des Geschöpfs selbst schien zu explodieren. Zehn oder zwanzig kleine Feuerwolken suchten alles in Brand zu stecken, was in ihre Reichweite kam. Gaara stieß sich sofort ab, hielt die Arme schützend vor sein Gesicht und fiel zu Boden. Seine Kleidung war an mehreren Stellen angesengt und sein rechter Ärmel stand in Flammen, doch der Sand unter ihm fing ihn auf und bewahrte ihn vor schlimmeren Verletzungen. Für Sasori stand nun fest, dass dies der echte Shinobi sein musste. Was seltsam war, da Gaara nun wirklich kein Nahkämpfer war. Diese Aktion war extrem dumm gewesen. Doch was auch immer der Rothaarige hatte erreichen wollen, sein Gesichtsausdruck, voll grimmigen Triumphs, gab ihm das ungute Gefühl, dass er es geschafft hatte. Der Doppelgänger im Hintergrund löste sich langsam auf und die Sandwelle brach in sich zusammen. Der Puppenspieler bereitete sich auf den nächsten Schlag vor, doch bevor er angreifen konnte, tat Gaara etwas Seltsames. Er schloss Fingerzeichen. Nie zuvor hatte Sasori den Kazekagen so schnell hintereinander so viele Fingerzeichen machen sehen. Er befahl seinen Sand mit weit ausholenden Armbewegungen, lenkte ihn so. Was er benutze, war kein richtiges Jutsu, als viel mehr rohe Gewalt, reine Kraft, absolutes Chakra. Was sollte das? Klonk. Sasori fuhr herum. Was war das für ein Geräusch? Es kam nicht von außen... sondern aus dem Inneren des Drachens! Was ging hier vor sich!? Der Akasuna verengte die Augen zu Schlitzen und spähte durch die Streben, Seile und Metallplatten hindurch in den hinteren Teil des Rumpfes. Die Puppe war zum größten Teil hohl, um das Gewicht zu verringern. Nur an den Wänden waren unzählige Waffen befestigt, sodass diese sehr dick und mehrfach ausgebaut waren. Sasori warf einen Blick zurück auf Gaaras Abbild. Dieser hielt scheinbar hochkonzentriert ein Fingerzeichen geschlossen und starrte zu ihm herauf. Dieses Zeichen... Es kam ihm bekannt vor. Er hatte es schon einmal gesehen... Aber wo? Wo nur?! Ein weiteres Geräusch ertönte. Wie, als wenn etwas zu Boden fiele... Der Rothaarige ließ alle Vorsicht Vorsicht sein und kletterte in Ryo's hinteren Teil. Bald schon war er am Ursprung der Störung angekommen. Seine suchenden Augen entdeckten sofort den Makel: Zwei hölzerne Streben hatten sich aus ihrer Verankerung gelöst und waren zu Boden gefallen. Sasori lauschte auf ein weiteres Geräusch. Da! Ein Rascheln und Reiben. Ein Klicken und Klacken. Wie Ratten, die sich durch die Wände fraßen. Überall um ihn herum waren auf einmal solch sonderbare Geräusche zu vernehmen und immer wieder löste sich ein Verbindungsteil aus seiner Position. Kalt packte ein grauenhaftes Gefühl den Ninja im Nacken und jagte ihm eisige Schauer über den Rücken. Er wusste, was das bedeutete. Die winzigen, pechschwarzen, hauchfeinen Partikel, die aus der oberen Abdeckung heraus rieselten, hätte er gar nicht mehr gebraucht, um zu verstehen, was hier vor sich ging. Sasori hatte immer gedacht, Gaara wäre aufgrund seiner Jugend noch unreif und würde seine volle Stärke erst in einigen Jahren erreichen. Nun, wenn dies tatsächlich so war, dann würde der Junge einmal eine unglaubliche Macht besitzen. Denn schon jetzt, im Alter von nur 16 Jahren, hatte dieser Shinobi den Eisernen Sand gemeistert. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Sasori sprintete zurück zur Zentrale, hier und da musste er Umwege nehmen, wo schwarzer Sand den Boden bedeckte oder große Metallteile drohten, zusammenzubrechen. Der Marionettenspieler hatte Mühe, den Drachen weiter in der Luft zu halten. Seine Finger bewegten sich mit tänzerischer Schnelligkeit während er versuchte, zu retten, was zu retten war. Der Eiserne Sand griff ihn nicht an. Das war nicht weiter verwunderlich. Gaara konnte diese Technik erst in den letzten Monaten nach seinem 'Tod' erworben haben und es war unmöglich, dass er sie komplett kontrollierte. Der dritte Kazekage hatte dazu schließlich fast zwanzig Jahre gebraucht. Eine solche Menge an Metall wie bei dieser Marionette zu bändigen, musste ihn unheimlich viel Chakra kosten. Sasori hatte die Zentrale erreicht. Hastig betätigte er eine Reihe von Schaltern und Hebeln. Als er fertig war, schlug er eine kleine Bronzetafel an, die einen hohen Ton erzeugte, der einen langen Nachhall hatte. Sasori musste den Drachen verlassen haben, bevor dieser Klang verebbte, sonst würde er unter Massen zerflossenen Metalls begraben werden. Sofort war der Akasuna wieder in Bewegung. Er kletterte geschickt durch halb zerfressene Stahlstreben und lose Drahtseile hindurch, immer höher den Hals des Drachens hinauf. Auf einmal ging ein gewaltiger Ruck durch den Leib des künstlichen Geschöpfs. Die Welt schien sich zu drehen und Sasori wurde von Panik erfasst, als es ihn gegen die Wand presste, welche bereits ein unheilvolles Ächzen von sich gab. Er überprüfte den Chakralauf der Puppe und stellte fest, dass ihr einer der Flügel abgebrochen war. Der Drache war aus dem Gleichgewicht geraten und raste nun gen Boden zu. Der Akasuna lauschte auf den Klang seines Countdowns und riss sich zusammen. Er hatte nur noch einige Sekunden, bevor er lebendig begraben wurde. Wieder sprintete er los, nun achtete er nicht mehr darauf, dem Sand auszuweichen. Dieser fing nun an, nach ihm zu greifen und der Boden wurde ganz weich, sodass er drohte, in ihm zu versinken und festzustecken. Der Sand wirbelte herum und zerkratze sein Gesicht. Wo sein Körper nicht aus Holz bestand, trug er sich schwere Schnittwunden zu. Der Suna-nin keuchte vor Schmerz und Anstrengung, aber er lief immer weiter. Wenn er nur den Kopf erreichen konnte... Da! Endlich war er angekommen. Den Drachenkopf hatte er in eine flammende Falle umgebaut. Er bestand aus reinem Kupfer und erhitzte sich zehn mal mehr, wenn die Flammenwerfer in seiner Kehle eingesetzt wurden. Diesen Kopf konnte er abfeuern und wie einen glühenden Meteor auf seinen Feind schicken, was eine riesige, heiße und vor allem tödliche Explosion zur Folge hatte. Nun aber würde dieser Kopf ihm als Rettungskapsel dienen - denn der Eiserne Sand war eine Technik, die sich eben nur auf Eisen bezog. Das war am Nützlichsten, weil die meisten Waffen aus Eisen bestanden. Diese Fähigkeit auch auf andere Metalle auszuweiten, erforderte viel Talent und Zeit. Und Zeit zumindest war etwas, dass der Kazekage nicht gehabt hatte. Gaara keuchte leise vor Anstrengung. Die Kunst des Eisernen Sandes verlangte ihm viel Chakra und eine Menge Konzentration ab. Doch es lohnte sich. Die riesige Drache stürzte in einer Wolke aus Staub und Sand zu Boden Plötzlich aber ertönte das Geräusch einer gewaltigen Explosion. Die Marionette wurde in tausende von Einzelteilen zersprengt, die sich in alle Himmelsrichtungen verteilten. Scharfkantige Metallstück schossen auf ihn zu und Gaara konnte nur wie betäubt da stehen. Sasori hatte seine eigene Marionette zerstört. Indem er sämtliche Verbindungen löste, wäre es ihm, sollte er überleben, immer noch möglich, sie wieder zusammenzubauen, wenn er die Teile ersetzte, die Gaaras Sand zerstört hatte. So aber erwies ihm der Drache einen letzten Dienst, indem er in einer finalen Attacke sich selbst zum Geschoss machte. Gerade noch rechtzeitig erschuf der Kazekage eine Sandwand vor sich. Doch ein besonders schweres Teil wurde mit einer unglaublichen Wucht dagegen geschleudert, zerstörte die Wand wie nichts und riss den Kazekagen mit sich. Hätte er seinen chakradurchwirkten Sand verwendet, wäre das vielleicht nicht möglich gewesen, doch der war ja leider zu Glas erstarrt. So wurde er mehrere Meter weit zurückgeschleudert und blieb für einige Sekunden betäubt liegen, das Metallstück bedeckte ihn halb. Als er sich wieder aufrichtete, wurde er Zeuge eines unglaublichen Spektakels. Sasori war keineswegs von seinem Sand begraben oder der Zerstörung des Drachen in Stücke gerissen worden, das wurde ihm nun klar. Während die meisten Körperteile die riesigen Maschine auseinander gefallen waren, raste allein der rötliche, schrecklich anzusehende Kopf mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, einen Flammenschweif hinter sich herziehend, genau auf ihn zu. Etwa 500 Meter vor ihm spieh das Teil eine Flamme auf den Boden, woraufhin sich die Dünen sofort in eine glitzernde Glasfläche verwandelten, auf der der Kopf nun nach eienr Art Bruchlandung weiter auf ihn zu schlitterte. Gaara, der sich mühsam von dem halb auf ihm liegenden Metallteil befreit hatte und noch immer schwer keuchte, streckte eine Hand in die Richtung des merkwürdigen Gefährts aus, bemüht es mit seiner neuen Sandbändigung zu stoppen. Doch nichts passierte. Kurz dachte er, er war einfach zu erschöpft und probierte es noch einmal, aber es blieb dabei. Diese Maschine war nicht aus Eisen! Jedoch schien der Marionettenspieler die Bahn des Kopfes nicht ganz kontrollieren zu können, denn dieser drohte an Gaara vorbei zu rasen. Kurz bevor er ihn erreicht hatte, erschien eine Öffnung oben an dem Gefährt, aus dem eine Menge Dampf herausquoll: Darin musste es furchtbar heiß sein. Aus eben dieser Öffnung kam Sasori herausgesprungen. Gaara hatte nicht einmal mehr Zeit, seinen Sand zu befehligen, da hatte sich der Ninja auch schon auf ihn gestürzt. Ehe er es sich versah, lag er auf dem Boden, der andere Shinobi kniete über ihm und hielt ihm eine Klinge an die Kehle. „Hab ich dich“, keuchte der Akasuna erhitzt. Gaara vermochte sich aus dem Griff der Puppe nicht freizumachen, ob es nun an seiner eigenen Erschöpfung oder an der übermenschlichen Kraft der Marionette lag, wusste er nicht. Doch in ihm wollte keine Angst aufkommen. Noch immer war er zu verblüfft von dem Ausgang des Kampfes. „Wenn du deinen Sand bewegst, steche ich zu, verstanden?“, keuchte der Andere. Beide Krieger waren am Ende ihrer Kräfte angelangt. „Du bist verdammt gut... Ich hätte nicht gedacht, dass du den Eisernen Sand beherrschst. Aber du brauchst Kontakt dafür, nicht wahr? Deswegen bist du auf Ryo's Rücken gesprungen. Doch du hast vergessen, dass ich schon einmal gegen einen Benutzer dieses Jutsus gewonnen habe“, sagte Sasori leise. Als der Kazekage an den Tod seines Vorgängers erinnert wurde, zuckte er zusammen. Er durfte nicht vergessen, wer dieser Shinobi war! Er durfte nicht vergessen, wer er selbst war! Er durfte nicht vergessen, was er ihm und Suna alles angetan hatte! So durfte es nicht enden! Auf einmal kam ihm ein Geistesblitz. „Es mag sein, dass du den Dritten besiegt hast. Aber im Gegensatz zu ihm weiß ich deine Stärken gegen dich selbst zu verwenden.“ Er lächelte grausam. „Versuch doch, mich zu töten. Los, stich zu.“ Sasori sah ihn entgeistert an, während Gaara seinen Sand langsam an seinen Beinen hoch wandern ließ. „Wenn du es nicht tust, zerquetsche ich dich. Also stich zu“, forderte er ihn auf. „Glaubst du, ich werde es nicht tun?“ Er lächelte leicht. „Ich glaube, du wirst es nicht tun.“ „Du irrst dich. Ich will dich nicht töten, aber wenn du mein Leben bedrohst, werde ich es tun. Zieh deinen Sand zurück!“ Doch der Sand schloss sich nur noch fester um ihn, und zog den Akasuna langsam von ihm herunter. Tiefer und immer tiefer. Bis es zu spät war. Sasori zuckte zusammen. „Du..!“ Gaara lächelte immer noch, nun jedoch etwas traurig. Es schien, als hätte der Marionettenspieler seinen Trick durchschaut. „Ich sagte ja, du würdest es nicht tun.“ Der Akasuna schloss für einen Moment die Augen, während der Sand ihn tiefer hinab zog und Gaara sich befreite. „Du hast Recht“, sagte der Puppenspieler dann leise, „Darauf ist selbst der Dritte nicht gekommen. Er wusste nicht, dass ich selbst zum Teil eine Marionette bin.“ Der Kazekage nickte und beobachte, wie sein einstiger Freund immer weiter versank. Bis zu den Hüften steckte er nun schon im Wüstensand, der auf seinen Wink hin erstarrte. „Eine Marionette, aus Holz und... aus Eisen.“ Noch immer hielt Sasori sein Kunai erhoben, ohne es zurückziehen zu können. Er war in dieser Pose erstarrt. Nur seinen Kopf erlaubte Gaara ihm noch zu bewegen. Der Rothaarige zitterte vor unterdrückter Wut. „Dass du es wagst...“ Der Kazekage sah ihn traurig an. „Vermutlich hältst du mich für ziemlich taktlos. Aber ich hatte keine andere Wahl. Du hast es selbst gesagt, du hättest mich getötet.“ „Das hätte ich nicht, wenn du nur deinen Sand zurückgezogen hättest! Ich habe es nie auf dein Leben abgesehen, Gaara!“ Der Angesprochene reagierte nicht auf seine Worte. „Es ist zu spät, Sasori. Ich kann dir keinen Glauben mehr schenken.“ Langsam zog nun auch er ein Kunai. Sein Blick war auf Sasoris Brust gerichtet, dort, wo sich unter dem engen Shirt die leichte Wölbung seines Herzens abzeichnete. Er verzog leicht das Gesicht. „Ich hätte dir das wirklich gerne erspart. Ich wünschte, du wärst nicht nach Suna zurückgekommen.“ END I ...für die Darcfic-Liebhaber unter euch. Denen sei der Rest ihrer Fantasie, bzw. dem Manga überlassen. ...für alle anderen... Nu ja, END II ist auch schon fertigXD Ich weiß, ich bin fies an so einer Stelle aufzuhören. Aber ich kann nicht anders: Es ist einfach zu gut! Kapitel 13: END II: Deidara Vs Sasuke ------------------------------------- Hier also das zweite Ende... aufbauend auf dem ersten. Es lehnt sich an den Manga an. Obwohl im Titel Deidaras Name steht, macht sein Kampf tatsächlich nur einen relativ kleinen Teil des Kapitels aus... Egal, dafür kam er ja in END I auch etwas länger vor.XD Hier nach gibt es noch ein drittes Ende. Für die, die's gar nicht aushalten können und mit kompletter Geschichtsumschreibung kein Problem haben^^ XxX END II: Deidara Vs Sasuke Sasori versuchte vergeblich, sich zu bewegen. Bis zur Hüfte steckte er in dem erhärteten Sand fest. Die eisernen Streben in seinem Oberkörper wurden durch Gaaras Macht gebändigt. Er hielt sie einfach nur fest. Nun, wenigstens ließ er ihn nicht auseinander fallen. Das wäre wahrlich demütigend gewesen. Gaara stand vor ihm, die Klinge seines Kunais erhoben und funkelte ihn an. „Nun mach schon“, knurrte der Akasuna. „Worauf wartest du noch?“ Der Kazekage sah ihn mit einem seltsamen Blick an. „Hast du denn gar keine Ehrfurcht vor dem Tod?“ „Nein. Du bist nicht der Einzige, der eine Nahtoderfahrung hatte, weißt du?“ Er lächelte grimmig. „Noch ein Punkt, in dem wir uns ähneln.“ „Gibt es denn nichts, was du vermissen würdest?“ „Nun komm mir nicht mit der Mitleid-Tour! Du hast mich besiegt, und du musst mich töten. Was bleibt dir auch anderes übrig? Du willst mir ja nicht zuhören.“ Wieder versuchte er, sich zu bewegen und merkte, dass es ihm diesmal gelang, seine Hand, die noch immer zum Todesstoß erhoben war, ein Stück zu senken. Gaaras Kontrolle ließ nach. Der Eiserne Sand forderte einfach eine Menge Chakra. Gaara senkte leicht die Waffe. „Glaubst du, ich werde es nicht tun?“ Er lächelte leicht. „Ich glaube, du wirst es nicht tun.“ Noch vor einer Minute hatten sie dieselben Worte gesagt – nur war es der Kazekage gewesen, der sie ausgesprochen hatte. Der Jüngere verengte die Augen zu Schlitzen. „Auch du hast noch ein Ass im Ärmel...“ „Nein. Wenn du jetzt zustößt, werde ich sterben. Aber ich glaube nicht, dass du es tun wirst.“ „Warum nicht?“ Sasori seufzte leise. „Weil ich dein Freund bin, deshalb. Der Einzige, den du in Suna hast.“ „Du nimmst dir ganz schön viel heraus. Überschätze dich nicht“, erwiderte er zornig. „Das tue ich nicht. Es ist nur so, dass du mich schon längst getötet hättest, wäre das dein Ziel. Außerdem glaube ich nicht, dass du einen Wehrlosen abstechen kannst.“ „Du hättest es fertig gebracht“, kam die Antwort. Der Kazekage spielte wohl auf die ganz ähnliche Situation zuvor an. Nun wurde der Akasuna wieder ernst. „Gaara, ich kann noch nicht sterben. Ich... Ich habe es versprochen. Ich habe versprochen, dass ich, selbst wenn es hier zum Kampf kommt, mich nicht umbringen lasse. Und ich halte meine Versprechen. Nun ja. Ab jetzt jedenfalls.“ Sein Gegenüber runzelte die Stirn. „Wem hast du das versprochen? So etwas sollte selbstverständlich sein.“ „Bist du nun bereit, zuzuhören?“ Gaara versteifte sich. „Wenn ich es dir erzähle, wirst du erst recht nicht mehr in der Lage sein, mich zu töten. Es ist schwer, eine Person zu hassen, die man kennt. Wenn ich dir das erzähle, weißt du alles über mich.“ Der Rothaarige zögerte... „Sasori... Ich will dich nicht töten. Ich will es wirklich nicht. Aber ich muss ganz sicher gehen, dass du dem Dorf nicht schaden wirst.“ „Ich habe es dir von Anfang an gesagt: Ich hätte stets deinen Tod und auch einen weiteren Verrat an Suna in Kauf genommen, um das zu beschützen, was ich liebe.“ „Nun, und du glaubst, dass sich so eine Situation bald ergibt, nehme ich an“, erwiderte Gaara leise. „Sie hat sich bereits ergeben. Ich habe Suna verraten. Und ich habe deinen Tod in Kauf genommen.“ Der Akasuna schloss kurz die Augen. „Wenn du vorhast, mich zu richten, dann tu es jetzt.“ Sasori wusste, dass seine Worte so verstanden werden würden, als hätte er etwas getan, was auch nach seinem Tod noch schwere Folgen auf Suna und Gaara haben würde. Im Grunde entsprach es der Wahrheit: Er hatte einem Mitglied Akatsukis das Leben gerettet, was einem Verrat gleichkam, und er hätte den Kazekagen tatsächlich getötet, wenn dies die einzige Möglichkeit gewesen wäre, sein eigenes Leben zu retten. Aber noch immer war er sich sicher, dass Gaara ihn aus moralischen Gründen nicht töten konnte. Am Ende würde er ihn freilassen. Wenn er dies tat, dann verzieh er ihm im selben Augenblick alles, was er bisher getan hatte – somit wollte er ihn in dem schlimmsten Glauben lassen, um sicher zu gehen, dass er es hinterher nicht bereute. Gaara schauderte. Noch immer sah man ihm die Anstrengung des Kampfes deutlich an und die Kontrolle des Eisensandes in Sasoris Gliedern forderte ebenfalls seinen Tribut. Er musste sich jetzt entscheiden. Zitternd hob der Kazekage die Klinge. Sie war direkt auf Sasoris Herz gerichtet, der den Blick gesenkt hatte. Ein letztes beben durchlief den Körper des Suna-nin, dann brach er auf die Knie und ließ das Kunai fallen. „Ich kann nicht...!“, brachte er erstickt hervor und bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen. „Du hast Recht. Ich bringe es nicht fertig, dich zu töten. Ich kann das Dorf nicht beschützen...“ Er schluchzte leise und verzweifelt, während Sasori langsam die Kontrolle über seinen Körper zurück gewann. „Es gibt zwei Arten des Tötens, Gaara“, sagte er leise. „Du kannst jemanden töten, der dein Leben oder das deiner Freunde bedroht. Du kannst deinen Feind töten, oder das Ziel deiner Mission. Das mag nicht besonders rühmlich sein, aber es ist okay.“ Auch der Sand um ihn herum wurde nun weicher und langsam konnte der Abtrünnige sich freikämpfen. Gaara saß zusammengesunken auf dem Boden. „Aber du kannst auch, in voller Absicht, deine Verbündeten töten. Deine Freunde. Deine Familie. Oder Unschuldige.“ Nun trat er vollends aus dem Treibsand heraus und hockte sich neben den völlig fertigen Ninja. „Diese zweite Art des Tötens... Nennt man schlicht und einfach Mord. Verrat.“ Vorsichtig legte er Gaara eine Hand auf die Schulter und als dieser nicht reagierte und das Zittern nicht aufhörte, umarmte er ihn sanft von hinten. „Ich bin ein Mörder, Gaara. Du bist es nicht. Und darum solltest du nicht weinen.“ Langsam drehte der ehemalige Jinchuuriki sich zu ihm um, ohne sich aus der Umarmung zu lösen. Sasori vermutete, dass ihn noch nie jemand so vertrauensvoll berührt hatte. Gaara hatte tatsächlich geweint. Wahrscheinlich zum ersten Mal seit Jahren. Der Akasuna fühlte sich schlecht, weil er der Grund dazu gewesen war. „Wie kann es falsch sein, ein Menschenleben zu verschonen?“, flüsterte er und strich dem Jüngeren mit seiner Hand leicht über die feuchte Wange. „Es kann falsch sein... Wenn dieser Mensch nicht bereit ist, ebenfalls Leben zu verschonen“, erwiderte der Rothaarige, doch noch immer befreite er sich nicht von ihm. „Deine Sorge ist berechtigt, und sie ehrt dich“, meinte er daraufhin und fuhr mit den Fingern leicht die Narbe nach, die Gaaras Stirn zierte und das Kanji für 'Liebe' bildete. Eine weitere Träne befreite sich aus seinem Augenwinkel. „Sasori... Bitte sag mir einfach, dass es das Richtige war.“ „Es war das Richtige“, flüsterte er, bevor er ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn hauchte. „Und nun hör auf zu weinen.“ Sasori löste sich von dem Jüngeren und stand auf. Langsam ging er zu dem Drachenkopf hinüber, der einige Meter entfernt am Ende der Glasbahn zum Stehen gekommen war. Gaara sah noch immer etwas verwirrt aus und fasste sich an die Stirn, dorthin, wo Sasori ihn geküsst hatte. Es war schon eine skurrile Situation gewesen, wenn man mal darüber nachdachte... Doch der Akasuna hatte festgestellt, dass Gaara inzwischen mehr für ihn war als nur ein Freund. Er fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise mit ihm verbunden. Er hatte den Kagen in diesem Zustand unbedingt trösten wollen. Nur vage wusste er um seine Vergangenheit, aber er konnte sich vorstellen, dass auch er nie wirklich Freunde und Familie gehabt hatte, denen er sich wirklich öffnen konnte. Klar hatte er Geschwister... Sasori kannte sie. Sie halfen ihm bei seinen Arbeiten, unterstützten ihn im Kampf und machten sich Sorgen, wenn es ihm nicht gut ging. Aber es fehlte diese innere Verbundenheit, die absolutes Vertrauen und Offenheit zu einer Selbstverständlichkeit machte. Ein Einverständnis, immer füreinander da zu sein. Auch Sasori, als Einzelkind, hatte dies nie erlebt. Ja... So musste es sich anfühlen, Familie zu haben. „Sasori...“, sagte Gaara, nun etwas ruhiger. „Bitte sag mir jetzt... was du wirklich da draußen gemacht hast.“ Der Marionettenspieler, welcher in Ryos Kopf gerade gefunden, was er gesucht hatte, hielt nun einen kleinen Gegenstand in der Hand. Er setzte sich schwungvoll auf das abgekühlte Kupfer und Gaara bedeutete, zu ihm zu kommen. „Bevor ich das tue, möchte ich dich bitten, dies hier zu trinken.“ Er reichte ihm ein kleines Kristallfläschchen mit einer leicht rosa Flüssigkeit. „Was ist das?“, meinte er misstrauisch, als er es entgegen nahm. „Es ist ein Gegenmittel.“ Das Suna Oberhaupt starrte ihn entsetzt an. Sasori lächelte leicht. Langsam streckte er die Hand aus und strich Gaara sanft durch das Haar. Als er sie zurückzog, klebte Blut daran. „Du hast es vermutlich überhaupt nicht bemerkt. Die Verletzung ist an deinem Ohr. An dieser Stelle gibt es kaum Nerven, sodass du es im Eifer des Gefechts nicht gespürt hast.“ „Wann...??“, brachte der Kage nur mühsam heraus. „Als du Ryos Schwanz mit deinem Sand eingefangen hast. Die Raketen waren nur dafür da, deine Abwehr zu durchdringen. Der Angriff lag in den Senbon, die kaum Verletzungen verursachen. Aber das reicht aus...“ „Natürlich... Der Drache hatte ebenfalls vergiftete Waffen.“ „Ja. Auch das Metall, dass dich eben bei der Auflösung der Marionette getroffen hat, hat dir flache Schnittwunden an den Beinen beigebracht.“ Der Kage schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber warum... hat es mich nicht gelähmt?“ „Es war ein besonderes Gift“, erwiderte Sasori und lächelte. „Ich habe es extra für den Fall entwickelt, dass ich einmal mit dir kämpfen müsse!“ Gaaras Miene wurde verschlossen. „Was soll das heißen? Wie lange hast du dich darauf schon vorbereitet!?“ „Es war eine Vorsichtsmaßnahme, damit ich... sicher gehen konnte, dich nicht töten zu müssen.“ „Was ist das für ein Gift?“ „Nun es... ist ein lähmendes Mittel. Es boykottiert mit der Zeit sämtliche Funktionen des menschlichen Körpers. Wenn es sich bis zum Herzen vorarbeitet, ist es auch tödlich. Aber wie du vielleicht bemerkt hast, wirkt es bei dir nicht.“ „Warum solltest du extra für mich ein Gift entwickeln, das auf mich keine Wirkung hat?“, wollte Gaara misstrauisch wissen. „Nun, es ist so: Dieses Mittel lässt sich nur durch das hier“, er deutete auf das Kristallfläschchen in seiner Hand, „neutralisieren, aber es gibt noch andere Stoffe, die die Wirkung des Giftes aufhalten. Stoffe, die vollkommen natürlicher im menschlichen Körper vorkommen. Es ist eine Reihe von Enzymen, speziell Hormone.“ „Also wirkt es beim Menschen erst nach langer Zeit? Hätte ich dich doch getötet, wäre ich, da ich das Gegenmittel nicht besaß, ebenfalls draufgegangen“, schlussfolgerte der Kage. „Oh nein. So simpel ist es nun auch wieder nicht. Das Zeug kann seine Wirkung auch innerhalb weniger Augenblicke entfalten. Das kommt ganz darauf an, wie viele dieser Stoffe der Körper gerade ausschüttet. Nun, am meisten produziert er davon, wenn die Person gerade einem gehörigen Gefühlschaos ausgesetzt ist.“ Gaara blickte ihn fragend an. „Verstehst du nicht? Du wolltest mich nicht töten, du hast die ganze Zeit über mit dir gerungen. Deswegen hatte es keine Wirkung auf dich. Hättest du resigniert, meinen Tod als notwendig hingenommen und dich auf den Kampf konzentriert, hättest du dich bald nicht mehr bewegen können.“ Der Jüngere lächelte zynisch. „Und ich dachte wirklich, du hättest mir vertraut.“ „Das habe ich, Gaara“, erwiderte er ernst. „Aber ich musste diese Vorkehrung treffen. Ich konnte es mir einfach nicht leisten, zu sterben. Es tut mir leid.“ Gaara schüttelte den Kopf. „Das brauch es nicht. Es zeigt mir nur wieder mal, was für ein Genie du bist...“ Er öffnete das Gefäß und schüttete den Inhalt in einem Zug herunter. „Es ist nur... Ich werde so selten verletzt. Gift ist eine meiner wenigen Schwächen. Ich war... entsetzt zu hören, dass du das getan hast. Naja, aber ich bin wohl auch nicht viel besser. Mein letzter Zug war unfair.“ „Das war er in der Tat“, grollte der Akasuna. Nie hatte er sich so schwach und verletzlich gefühlt, wie in dem Augenblick, in dem er erkannt hatte, dass er seinen eigenen Körper nicht mehr kontrollieren konnte. „Du kannst es wieder gut machen, indem du mir hilfst, Ryo wieder in Stand zu setzen“, schlug er vor und deutete mit einem Kopfnicken in die Wüste, wo überall verstreut noch die Überreste ihres Kampfes lagen. „Ich werd's mir überlegen“, murmelte der Kazekage und gab ihm die leere Flasche zurück. Es war seltsam, so kurz nach dem Kampf schon wieder so vertraut mit dem Abtrünnigen zu reden. „Aber jetzt erzählst du mir erst einmal, warum ich ihn überhaupt auseinander nehmen musste. Und ich hoffe, du hast eine gute Entschuldigung.“ Gaara setzte sich auf den Boden und sah zu dem Rothaarigen auf, der mit der Hand nachdenklich über das Kupfer der Marionette strich. „Wo soll ich anfangen...?“ „Wie wäre es am Anfang?“ „Keine gute Idee. Dann sitzen wir morgen noch hier“, erwiderte Sasori zynisch. „Also schön. Zunächst einmal, als du mir diese Mission mit dem verschwundenen Mädchen in der Wüste zugeteilt hast, hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukam. Wir haben Lizira zwar ziemlich schnell gefunden, aber sie wollte nicht mit uns kommen. Sie verbarg irgendetwas, das hat man deutlich gespürt. Ich habe mit ihr geredet und bekam schließlich heraus, dass sie in der Wüste einen Verletzten fand, der kurz vor dem Verdursten stand, jedoch jegliche Hilfe vehement abwies. Er wollte nicht, dass Lizira irgendjemandem von ihm erzählte, geschweige denn ihn mit zu ihrem Stamm nahm. Sie hat mir dies unter Tränen gestanden, da sie nicht wollte, dass er starb.“ „Und du bist hin, und hast...?“ „Ich hatte bereits eine Vermutung, wer es sein könnte. Dennoch war ich überrascht, sie bestätigt zu sehen. Es war Deidara.“ „Deidara...“ Der Kazekage runzelte die Stirn. „Deidara ist der Ninja, gegen den du gekämpft, und der dich besiegt hat. Er war mein Teampartner bei Akatsuki“, fügte er erklärend hinzu. Nun riss Gaaara die Augen auf. „Der!? Dieser Akatsuki ist schon wieder in meinem Land!?“ „Nun, vermutlich inzwischen nicht mehr...“ „Was meinst du? Hast du ihn getötet?“, fragte der Kage hoffnungsvoll. Er wirkte jedoch nicht so, als würde er wirklich daran glauben. „Gaara... Deidara war lange Zeit mein Kamerad. Er war es, der mir das Leben gerettet hat, als Chiyo und diese Konoha-Kunoichi mich besiegten. Der Einzige außer dir, der weiß, dass ich noch lebe. Nein, ich habe ihn nicht getötet. Ich habe ihn gesund gepflegt. Deswegen war ich so lange fort.“ Gaara seufzte leise. „Ich habe es geahnt, aber... ich verstehe es nicht. Wolltest du hier in Suna nicht einen Neuanfang machen? Dich von deiner Vergangenheit, von Akatsuki trennen? Sicher hättest du ihn auch unschädlich machen können, ohne ihn zu töten.“ Der Akasuna nickte abwesend. „Ja, du hast Recht. Aber er ist... eine Ausnahme.“ „Du konntest ihn nicht töten“, vermutete Gaara, „aus demselben Grund, warum ich dich nicht töten konnte.“ Wieder nickte der Abtrünnige. „Das ist wohl... vergleichbar. Deidara bedeute ich sehr viel. Er bewundert, verehrt mich, obwohl er alle meine Schwächen kennt. Er liebt mich. Verstehst du?“ Gaara schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf. Vermutlich konnte er sich den Mann, der ihn damals besiegt hatte, nicht anders als komplett durch geknallt vorstellen. „Ach, verdammt!“, rief Sasori aus und fuhr sich fahrig durch sein Haar. „Unsere Beziehung ist ziemlich seltsam. Er ist mir verdammt wichtig, aber er... schießt öfters mal übers Ziel hinaus. Nach einem so schweren Kampf, der ihn so fertig gemacht hat, ist er trotzdem den ganzen Weg durch die Wüste gekommen, nur um mich zu sehen.“ „Oh“, machte Gaara. „Du meinst, er liebt dich im Sinne von... lieben?“ „... ja... denke schon...“ Nun doch etwas peinlich berührt wandten beide Shinobi leicht errötet den Blick ab. „Und du, ich meine, ist es so, dass-“ „Ach, Gaara, hör auf damit, okay?! Im Grunde ist es egal. Ich werde ihm nie etwas tun. Ich will ihn nicht verändern und ich will ihn nicht dazu zwingen, seine Ziele für mich zurück zu stellen. Er bleibt in Akatsuki, weil es sicher für ihn ist und das ist gut so. Deswegen werde ich auch nichts über die Organisation verraten.“ Gaara seufzte leise. „Also, dass ist nicht, was ich erwartet habe... Aber ich denke, ich verstehe deinen Standpunkt. Du stellst ihn über mich und das Dorf.“ „Ja... so sieht es wohl aus. Als ich damals fast gestorben wäre, war Deidara völlig fertig. Ich musste ihm versprechen, mein Leben niemals wieder zu riskieren, wenn es nicht unbedingt nötig wäre.“ Er wagte nicht, den Kagen anzusehen. „Aus diesem Grund... würdest du Suna jeder Zeit wieder verraten, wenn es die Situation verlangen würde. Und da er noch immer ein Akatsuki ist, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade niedrig.“ „Ja...“, murmelte er. „Ich dachte, deine Heimat und unsere Freundschaft wäre dir mehr wert.“ Sasori schüttelte den Kopf. „Das kannst du so nicht sagen. Ich liebe Suna und ich liebe dich, Gaara. Du bist wie ein Bruder für mich. Mehr Familie als ich je hatte. Aber Deidara ist etwas Besonderes. Es ist anders, mit ihm. Er ist jemand, der für mich Leben bedeutet.“ „Also liebst du ihn auch.“ Der Akasuna zuckte zusammen. „Nein, so ist es nicht.“ „Nein?“ Er schüttelte zögernd den Kopf. „Es ist... mehr. Irgendwie. Alles.“ Gaara runzelte die Stirn und sah zu ihm auf. „Das verstehe ich nicht.“ Sasori lächelte leicht. „Ich auch nicht.“ Der Kazekage stand langsam auf. „Na ja. Ist ja auch egal. Wenigstens weiß ich jetzt, dass, wenn Akatsuki angreift, ich weder mit deiner Hilfe, noch mit deinem Verrat rechnen kann. Du bleibst neutral... Ist das richtig?“ „Ja.“ „Gut. Damit kann ich leben. Auch wenn es eine Schande ist... Im Ernstfall auf einen so mächtigen Ninja wie dich verzichten zu müssen.“ Sasori sprang von dem Drachenkopf herunter. „Also... kann ich in Suna bleiben?“ Gaara nickte langsam. „Ich denke, es ist okay. Du warst ehrlich zu mir, ehrlicher, als ich je zu träumen gewagt hätte. Ich vertraue darauf, dass du sagen wirst, wenn dir mal wieder deine Vergangenheit in die Quere kommt. Das ist die einzige Bedingung, die ich stelle.“ Der Akasuna nickte lächelnd. „Abgemacht.“ Er legte dem Kagen sanft eine Hand auf die Schulter. „Also dann, Gaara. Lass uns endlich nach Hause gehen.“ * Der Wind pfiff Deidara um die Ohren. Hinter sich konnte er Tobi schreien hören. Der Typ war wirklich ein Weichei. Einmal hatte er sich sogar übergeben müssen! Wenn der Iwa-nin ihn nicht für seinen Plan brauchen würde, hätte er der Tonskulptur, die ihn trug, am liebsten befohlen, ihn abzuwerfen. Deidara hatte über die Geschichte nachgedacht, die Tobi ihm erzählt hatte. Vielleicht hätte er an ihr gezweifelt, wenn er nicht ganz sicher wüsste, dass Madara ihn bei seinen Fragen umgebracht und Tobi zu dumm für Hinterlistigkeit war. Doch so sehr er sich auch bemühte – was nicht unbedingt so toll war – er schaffte es nicht, Mitgefühl für den Schwarzhaarigen aufzubringen. Er hegte nun einmal einen Hass gegen alle Uchiha und da machte sein Partner, ob nun mit oder ohne multiple Persönlichkeit, keinen Unterschied. So hielt sich sein schlechtes Gewissen auch in Grenzen, den Älteren auf diese Weise zu benutzen, um seine persönliche Rache zu kriegen. Wenn der so dumm war, ihm jedes Wort zu glauben, war das sein Problem. Deidara konzentrierte sich wieder auf sein Vorhaben und setzte sein mechanisches Auge ein, um die Gegend unter ihm in Augenschein zu nehmen. So entdeckte er eine einsame, schwarzgewandete Gestalt zwischen den Bäumen, die er so gleich erkannte. Nun, Itachis kleinen Bruder zu töten würde für ihn wohl nicht so befriedigend sein, wie seinen Erzfeind selbst auszuschalten, aber es war ein guter Ersatz, könnte er so den anderen doch persönlich treffen. Außerdem wurde bei dem Treffen Akatsukis Sasuke Uchiha praktisch für vogelfrei erklärt. Er war stark, konnte aber nicht der Organisation beitreten, weil er Itachi hasste. Somit war er ihnen ein Dorn im Auge und durfte beseitigt werden. „Ich hab ihn gefunden, un“, rief Deidara seinem neuen Teampartner zu. „Das ging ja schnell!“, erwiderte Tobi überrascht. „Wer ist es, der Kyuubi-Junge oder Sasuke?“ Ja, der Jinchuuriki stand auch noch auf seiner Liste. Doch er war froh, zuerst Sasuke begegnet zu sein. Immerhin war der Blondschopf ja offensichtlich ein Freund vom Kazekagen und wenn der jetzt schon schlecht auf Sasori zu sprechen war, wollte er seine Lage nicht noch verschlimmern, indem er diesen umbrachte. „Folge mir einfach, un“, befahl er, ohne die Frage zu beantworten. Als der Uchiha sich anschickte, den Wald zu verlassen, beschloss Deidara, dass es an der Zeit war, anzugreifen, da sie ihren Sichtschutz bald verloren. Also bedeutete er Tobi, den Ninja wie geplant abzulenken. Kurz darauf startete er seine erste Attacke, wobei er ihre beiden Flugtiere in seien Richtung jagte, während er am Waldrand verblieb. Er hatte nicht erwartet, dass dieser Angriff es schon beendete und er behielt Recht. Die Explosion wurde von einer riesigen Schlange geblockt, die sich um ihren Beschwörer gewunden hatte. Rote Augen blickten ihm entgegen.“ „Sieh dir diesen Blick an, Tobi, un!“, sagte er laut, um den Anderen auf das Sharingan aufmerksam zu machen. Wie erwartet hatte Tobi seine Bedenken, was nur wieder bewies, was für ein Schisser er war. Doch dass diese Schlangentyp, der Deidara ziemlich an die Beschreibungen von Orochimaru erinnerte, so eiskalt da stehen blieb, sich kein Stück rührte und ihn nur aus diesen verfluchten, roten Augen anstarrte, machte auch den Explosionsfanatiker nervös. „Das Sharingan... Er ist ganz Itachis Bruder, un“, sagte Deidara laut. Es würde ihm eine Freude sein, den jüngsten Sprössling der Uchiha umzubringen. „Dass er Orochimaru schlagen konnte, verdankt er dem Blut der Uchiha“, meinte er zu Tobi. „Du verdankst alles... deiner Abstammung.“ Dieser Ninja hatte alles in den Schoß geworfen bekommen, wofür seinesgleichen ein Leben lang trainieren musste. Sie hatten nichts selbst gemacht... und doch bildeten sie sich ein, auf andere Menschen herabblicken zu können! Plötzlich war Sasuke genau vor ihnen. Verdammt, der war schnell! Mit weit aufgerissenen Augen sah der Iwa-nin die Klinge seines Schwertes näher kommen. Gerade noch rechtzeitig rettete er sich mit einem Sprung auf einen der Bäume hinter sich, sodass die Klinge statt ihm jetzt Tobi traf. Deidara fluchte leise, als er den anderen Akatsuki kurz wanken und dann vornüber kippen sah. Er brauchte Tobi noch! Wenn der jetzt krepierte und Madara zum Vorschein kam, war sein Plan dahin! „Der ist erledigt...“, tönte Sasukes Stimme von unten. Der Ninja hatte sein Schwert eingesteckt, „und du wirst mir von Itachi erzählen.“ Hinter dem Schwarzhaarigen hatte sich Tobi unversehrt wieder erhoben. Anhand seiner ungelenken Bewegungen erkannte Deidara sofort, dass es tatsächlich noch sein Partner war. „Was machst du denn, Tobi!? Er ist zwar nur ein unfähiger Bengel, aber du kannst trotzdem nicht so überheblich sein, un!“ „Sein Shunshin no Jutsu ist so schnell. Da können wir nichts machen, Deidara-sempai!“ Pah! Von wegen! Seine Schnelligkeit würde sich leicht blocken lassen, wenn er von allen Seiten attackiert wurde. Genau... Er würde ihn ein wenig herum hüpfen lassen und sich seine Bewegungen genau ansehen. Irgendwo musste es einen Schwachpunkt geben! Diesmal war Deidara gut vorbereitet. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt und diesmal mehr Lehm dabei. Von diesem nahm er nun zwei große Hände voll und formte in Windeseile einige kleine Tonfiguren der Stufe C1, die er im hohen Bogen auf seinen Gegner warf. Rasch schloss er sein Fingerzeichen, um die Skulpturen zu aktivieren. Der Uchiha unter ihm hatte jedoch scheinbar nicht die Absicht, auszuweichen. Stattdessen wand er ein elektrisches Jutsu an und pinnte seine Tonspinnen einfach an den nächsten Baum. So eine Frechheit! Deidara wollte bereits diejenigen, die es noch in seine Nähe geschafft hatten, explodieren lassen, doch da hörte er Tobis panischen Aufschrei: „Deidara-sempai, warte! Mach bitte nicht Katsu!“ „Tss.“ Der Idiot hatte es doch tatsächlich geschafft, ebenfalls ein paar von seinen Spinnen abzubekommen. Er hatte ihm doch gesagt, dass er sich zurückhalten sollte! „Wahh! Deidara, hinter dir!“Ohne sich auch nur umzudrehen, war der Iwa-nin eine weitere kleine Spinne hinter sich und sprang gleichzeitig ab. Der Feind war näher gewesen als er gedacht hatte, doch die Druckwelle der Explosion brachte ihn schnell in Sicherheit. „Deidaraaaaa!“ Was Tobi scheinbar nicht mitbekommen hatte. „Er war zwar anstrengend, aber ein guter Partner... Ich werde ihn nie vergessen...“, schluchzte der Trottel erbärmlich. „Halt die Klappe!“, zischte Deidara, als er schlitternd neben seinem Partner zum stehen kam. Dieser Depp hatte sich bisher auch noch nicht als nützlich erwiesen. Gut, dass er nur C1 verwendet hatte, sonst hätte Tobi vielleicht wirklich etwas zum Heulen gehabt. Sasuke wiederum schien den Angriff ebenfalls locker überlebt zu haben. Er war wirklich schnell... Nun, dann war C2 am besten. Hiermit würde er ihn einfangen! Deidara griff sich etwas von seinem vorbereiteten Lehm und presste die Hände kurz aufeinander. Als er sie wieder öffnete, hatte sein Gesicht einen verbissenen Ausdruck angenommen. „D-D-D-Das ist doch-“, stotterte Tobi, als er erkannte, was Deidara in den Händen hielt. Einen Moment später waren die beiden Akatsuki in eine riesige, weiße Wolke gehüllt, die sich jedoch nicht besonders lange hielt. Was dann zum Vorschein kam, war eine gigantische Lehmskluptur: ein riesiger weißer Drache. Vier mächtige Beine stützten den schweren Körper. Die Flügel waren dick und nicht besonders ausladend, die Augen waren schwarze Löcher. Das Geschöpf hatte weder Zähne noch Krallen, aber das brauchte es auch nicht. Seien Fähigkeiten waren anderer Natur. Auch auf Eleganz und Wendigkeit schien der Künstler hier keinen Wert gelegt zu haben, doch das täuschte. Dieses Geschöpf, mit mehreren Öffnungen aus denen weitere Bomben herausschießen konnte, war eine ebenso effektive Kampfmaschine wie Sasoris Marionette Ryo. „Ah, das ist doch eines deiner Lieblingskunstwerke! Der C2-Drache!“, rief Tobi aus und verrenkte sich beinahe den Kopf, um zu dem Wesen aufsehen zu können. Deidara war mit einem Sprung auf dem Kopf des Drachen. „Du weißt, was zu tun ist, Tobi, un!“ „Alles klar, Sempai!“ Die Kombination aus Luftangriffe und den Minenfeldern würde dem Uchiha den Vorteil seiner Schnelligkeit rasch streitig machen. „Damit schaffen wir es, ja?“, rief Tobi freudig aus. „Ja“, knurrte Deidara selbstgefällig und formte sein Fingerzeichen. „Damit schaffen wir es, yeah.“ * „Ich find es klasse, dass wir wieder eine Mission außerhalb von Suna haben!“ „Ja, das wissen wir, Hanasuki.“ „Du hast es ja auch nur ungefähr ein Dutzend mal gesagt...“ „Lasst sie. Ihr könnt euch tatsächlich glücklich schätzen. Die meisten Ge-nin müssen in ihrer ersten Zeit Dinge wie Hausarbeiten und Babysitting erledigen.“ „Schon, Yagoto no Danna, aber das haben wir ja nun schon oft genug getan!“ „Ja, in der Zeit, in der Ihr unauffindbar wart!“ „Das war offensichtlich. Ihr wart genauso schlecht, als ich wieder zurückgekommen bin. Habt ihr überhaupt trainiert!?“ „Das müsst Ihr gerade sagen! Wo wart Ihr denn die ganze Zeit!?“ Sasori sah seine drei Schüler der Reihe nach missmutig an. Ein Ge-nin Team bekam höchstens drei D-Missionen an einem Tag, dazwischen blieb ja wohl mehr als genug Zeit, um zu trainieren. Doch als er die jungen Ninja geprüft hatte, hatte sich herausgestellt, dass sie auch das Wenige, was er ihnen beigebracht hatte, vergessen hatten. In den darauf folgenden Tagen hatte er sie auf ein gnadenloses Training getrimmt und ihnen kaum eine Minute Ruhe gegönnt. So hatte er sie auch erfolgreich davon abgehalten, unliebsame Fragen zu stellen. Doch nun, wo jeder von ihnen neben den Grundlagen auch ein persönliches Jutsu gemeistert hatte, stellte sich das Training als schwierig heraus. Meist trat er einfach selbst gegen sie an und sagte ihnen, was sie an ihren Techniken verbessern mussten. Am Schwierigsten war es gewesen, in ihnen den Kampfeswillen zu wecken. Hanasuki schlug sich noch am besten, doch Atsuchi hatte zu viele Skrupel und Kayano sah weder in den Übungen noch in der Praxis einen Sinn. Er hatte schlicht und einfach keine Lust auf ein Ninjadasein. Er tat das nur, weil seine Eltern es von ihm wollten und er keine Ahnung hatte, was er sonst mit seinem Leben anstellen sollte. Auch hatte er keine Ambitionen für irgendein Jutsu, sodass Sasori schließlich kurzerhand beschlossen hatte, ihn zu einem Marionettenspieler zu machen, da es das war, was er selbst am besten konnte. Damals hatte er den Jungen kurz beiseite genommen. „Kayano, du kannst niemals ein guter Shinobi sein, wenn du keine Ahnung hast, warum du es bist“, hatte er ihm gesagt. Daraufhin hatte der Schwarzhaarige nur mit den Schultern gezuckt. „Dann werd ich halt kein guter Shinobi, na und? Hey, Ihr seid nicht der Einzige, der mir sagt, dass ich zu nichts tauge. Das weiß ich selber.“ „Es ist nicht so, dass du zu nichts taugst. Du muss nur zu etwas taugen wollen und du musst dieses Etwas definieren!“ „Man, ich hab doch keine Ahnung! Ist doch eh alles langweilig...“ Daraufhin hatte Sasori ihn abschätzend angesehen und dann gesagt: „Weißt du, ich war einmal ähnlich wie du. Ich hab mich gefragt, was für einen Sinn das Leben hat. Wozu man sich überhaupt anstrengen soll. Am Ende zieht man doch nur in irgendeine Schlacht und stirbt dabei. Gerät in Vergessenheit. Ich wollte nicht länger den Sinn im Leben suchen. Also habe ich mir selbst einen geschaffen.“ Er hatte kurz geschwiegen, um seine Worte wirken zu lassen. „Mein Sinn ist die Kunst. Ich bin ein Marionettenspieler und ich bin einer der Größten! Diese Kunst hat mich mitgerissen, sie hat mir die Freude am Leben wieder gegeben.“ „Ja... Man nennt Euch auch den Skorpion, nicht wahr? Ihr seid nicht nur ein Marionettenspieler. Ihr seid der Marionettenspieler. Der Sasori der neuen Generation.“ Als er diese Worte von seinem Schüler gehört hatte, hatte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel gezuckt. „Ja, so nennt man mich. Ich bin der Meister. Dies zu werden war mein Ziel und ich habe hart dafür gearbeitet. Auch du kannst dir ein solches Ziel stecken, Kayano. Die Kunst ist ein ganz wunderbarer Lebensinhalt, wenn man sonst keinen hat. Vielleicht wirst auch du dich dafür begeistern können.“ Und das hatte er. Sasori hatte Kayano mit in seine Werkstatt genommen, hatte ihm eine Einführung in die Welt der Waffen und der Gifte gegeben. Schließlich hatten seine Ausführungen über die Kunst sein Interesse geweckt. Neben Gaara war Kayano nun der Suna-nin, der am meisten über ihn wusste und langsam, ganz langsam, fürchtete der Puppenspieler von seiner Seite her einen Verdacht. Der Jüngere bat ihm oft, ihm von den Akasuna zu erzählen, dem mittlerweile ausgestorbenen Clan, der seit Jahrzehnten die besten Puppenspieler der Welt hervorgebracht hatte. Doch in kindlicher Naivität vertraute ihm der Junge ganz und ließ sich leicht von den brenzligen Themen ablenken. So auch das letzte Mal, als er ihn gefragt hatte, wo er denn nach ihrer letzten Mission in der Wüste abgeblieben war. Heute aber wurde es Sasori erspart, sich eine Antwort ausdenken zu müssen, denn sie hatten das Ziel der Mission nun erreicht. Der Auftrag war ganz einfach ein Botengang, der Transport einer Schriftrolle unbekannten und geheimen Inhaltes zu einem Fürsten. Das Schriftstück war zu wichtig, aber auch nicht dringend genug, um es einem der Falken zu überlassen. Es handelte sich, soweit Sasori, der sich an das Geheimhaltungsgebot natürlich nicht gehalten hatte, um den Versuch einer kleinen Stadt an den Fürsten für militärischen Schutz, da es seit Monaten von bewaffneten Räubern immer wieder ausgebeutet wurde. Der Fürst selbst lebte in einer größeren Stadt etwas außerhalb der Wüste, deren Türme nun vor ihnen aufragten. Da das Land eben und die Luft klar war, wirkte die Entfernung nicht besonders groß, aber es würde dennoch eine Weile dauern, bis sie dort ankamen. Sasori warf aus den Augenwinkeln einen raschen Blick in die Wipfel der Bäume über sich. Seit geraumer Zeit schon spürte er die Auren von einigen Personen, die ihnen folgten. Es waren zwar keine Ninja, aber er hatte die Vermutung, dass es Banditen waren, die sie davon abhalten wollten, ihren Auftrag zu erfüllen, damit sie das Dorf, von dem in der Rolle die Rede war, weiter terrorisieren konnten. Nun war er sich unsicher, was er tun sollte. Klar wären diese Typen kein Problem für ihn, aber er hätte gern gesehen, wie sich seine Schüler schlugen. Doch wenn er jetzt allein vorging, würden diese Typen nur ihm an den Fersen hängen. Es brachte nichts. Er würde einfach weiter gehen, und auf den Angriff warten. Gedacht, getan. Der Shinobi ließ sich nichts anmerken und tat, als würde er seinen Schülern zuhören, die sich nun in eine Diskussion verstrickt hatten, wie es in der fremden Hauptstadt wohl aussehen würde. Es dauerte noch knapp fünf Minuten. Dann schossen plötzlich aus den umgebenen Büschen eine Reihe von Messern heraus, die an Seilen befestigt waren. Einige schlangen sich um die Bäume zu beiden Seiten des Weges, während die Ninja auswichen, doch Atsuchi wurde von einem der Waffen getroffen und gefesselt. Die drei Ge-nin waren total überrumpelt, als auf einmal von allen Seiten her bewaffnete Männer auf sie zustürmten. Kayano warf ein Kunai zu seinem Teamkameraden und zerteilte so zielsicher die Fesseln. Sasori war bereits voll in Aktion und verteilte Hiebe und Tritte für ihre Gegner. Zwei hatte er bereits abgestochen. Dann aber- „Yagoto no Danna!“, rief Hanasuki entsetzt aus. Nun wandten auch die anderen ihren Blick und sahen mit Schrecken ihren Sensei, aus dessen Brust ein langes Katana ragte. Einer der Banditen hatte ihn von hinten erstochen. „Heh, und ich dachte, ihr Ninja hättet mehr drauf!“, rief sein Mörder aus und zog die Klinge zurück. Die Gesichter der drei Ge-nin verhärteten sich. „Formation B. Schnell!“, befahl Hanasuki und sofort stellten sich die Drei Rücken an Rücken auf, die Waffen zur Verteidigung erhoben. „Hanasuki... Was ist mit Yagoto no Danna?“, fragte Atsuchi. „Bleibt ruhig. Für ihn können wir gar nichts tun, wenn wir tot sind.“ Einer der Banditen hatte den Körper des Marionettenspielers rasch durchsucht und stellte nun fest: „Hier ist sie nicht!“ „Also habt ihr die Schriftrolle, ja? Kommt schon, ihr wisst, was wir wollen! Gebt sie uns, und wir lassen euch am Leben!“, bot der Anführer ihnen an. „Niemals! Eher sterben wir!“, entgegnete ihnen Hanasuki mutig. An ihre Kameraden gewandt fügte sie hinzu: „Sie dürfen nicht erfahren, wer von uns die Rolle hat. Wir müssen das hier schnell beenden, damit wir Yagoto no Danna helfen können. Vielleicht ist er noch nicht...“ „Hanasuki, mach die Augen auf!“, unterbrach sie Atsuchi. „Er ist tot! Tot!“ „Dann bleibt uns nichts weiter, als ihn zu rächen“, sagte Kayano grimmig. Das Mädchen senkte kurz den Kopf. „Du hast Recht... Wir sollten uns zurückziehen und-“ „Unsinn. Wir haben solche Situationen mit Yagoto no Danna doch x-mal durchgekaut. Los jetzt. Hanasuki, wir geben dir Rückendeckung. Fang an.“ Die Braunhaarige sah ihre beiden Kameraden an, die nie entschlossener gewirkt hatten als in diesem Moment. „Okay...“, flüsterte sie dann. „Heh, was heckt ihr da aus?“, fragte der eine Räuber sie misstrauisch. „Ob nun Kinder oder nicht, sie sind immer noch Ninja. Leute, greift an!“ Es waren insgesamt zehn Leute, die gemeinsam auf sie losgingen. Zunächst konnten Atsuchi und Kayano sie mit ihren Kunai und Shuriken auf Abstand halten, doch sie rückten immer näher. Hanasuki währenddessen formte so schnell sie konnte Fingerzeichen um ihr Jutsu vorzubereiten, aber sie brauchte mehr Zeit. Dann waren die ersten Männer heran. Sie sahen wohl, dass die Jungen das Mädchen schützen wollten und nahmen an, sie hätte die Schriftrolle. Wie in Zeitlupe sah Hanasuki das große Schwert auf sich zurasen. In diesem Moment warf sich Atsuchi zwischen sie und den Angreifer. Er hatte beide Hände erhoben und zwischen ihnen glühte die Luft in einem bläulichen Ton. Das Schwert war mitten in der Luft stehen geblieben. „Was zum-!?“, brachte der Räuber nur heraus. Er versuchte mit aller Kraft gegen die durchsichtige Wand zu drücken, aber er kam kein Stück weit. „Meinen Chakraschild kannst du nicht durchbrechen“, knurrte Atsuchi leise. Dies war eine Technik, die ihm sein Meister beigebracht hatte und die eigentlich ein verbotenes Jutsu der Menschenpuppen war. Atsuchi hatte es mit Yagotos Hilfe so umgewandelt, dass er es selbst benutzen konnte. Der kräftige Junge schloss seine Hand um die Klinge des Schwertes, als der Angreifer diese zurückziehen wollte. Ihn so auf der Stelle haltend rammte er ihm die andere Faust vor die Brust, ohne das Jutsu zu lösen. Der Schlag wurde dadurch so verstärkt, dass der Räuber mit wohl einigen gebrochenen Rippen nach hinten flog und bewusstlos liegen blieb. Auf der anderen Seite hatte Kayano schwer mit den anderen Angreifern zu kämpfen. Er stieß schon fast an seien Grenze, da breitete Atsuchi unter enormer Anstrengung den Chakraschild aus, bis er sich wie eine Kuppe um ihn und seine beiden Kameraden legte. „Atsuchi, du bist klasse!“, lobte ihn der Schwarzhaarige unter leichtem Keuchen, als er sein Kunai sinken ließ. „Hanasuki, bist du fertig?“ „Ja“, antwortete das Mädchen, noch immer einen hochkonzentrierten Blick aufgesetzt. Sie hatte es noch nie mit so vielen Personen gleichzeitig aufgenommen... Die Banditen hatten dem Staub um sie herum keine Beachtung geschenkt. Schließlich war durch den Kampf genug davon aufgewirbelt worden. So bemerkten sie auch nicht, wie er sich als eine hauchdünne Schicht um ihre Körper legte. Zuerst wurden nur ihre Bewegungen verlangsamt und gelähmt, doch nach und nach entzog sie ihnen immer mehr von ihrer Kraft. Nun hatten die ersten unter ihnen begriffen, was vor sich ging. „Diese Hexe! Was macht sie da!?“, riefen sie durcheinander. Einige versuchten zu fliehen, doch nun kam Kayano zum Einsatz. Er war von Sasori persönlich in der Kunst des Marionettenspiels unterrichtet worden, war aber noch nicht lange genug dabei, um seine eigenen Puppen zu bauen. Sattdessen benutzte er nun die dünnen Chakrafäden aus seinen Fingern, um sie an die Füße der Fliehenden zu heften und sie zum Stolpern zu bringen. Unter ihren Feinden kam Panik auf. Sie konnten die drei nicht angreifen, ihnen wurde von einer unsichtbaren Macht ihre Kraft entzogen und wann immer sie wegzulaufen versuchten, schienen sie über ihre eigenen Füße zu stolpern. Je länger Hanasuki das Jutsu aufrecht hielt, desto stärker wurde sie selbst durch das Chakra, dass sie ihren Feinden abnahm. Solange sie in ihrer Reichweite blieben, wofür ihr Kamerad sorgte, hatten sie keine Chance. Schließlich waren die Räuber allesamt so ausgelaugt, dass sie nur noch bewegungslos auf dem Boden lagen und Hanasuki löste ihr Jutsus, um ihnen nicht noch die Kraft zu rauben, die ihr Herz zum Schlagen brauchte. Auch ihre Kameraden lösten ihre Künste und Atsuchi sank erschöpft auf die Knie. Hanasuki legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und sandte eine Welle heilenden Chakras zu ihm. Sie hatte ja nun mehr als genug davon. „Wir... haben sie besiegt!“, sagte Kayano, selbst etwas verwundert, dass es so gut geklappt hatte. „Ja... Aber... Yagoto no Danna-“ Atsuchi verstummte und sah zu der rothaarigen Gestalt hinüber, die immer noch dort am Boden lag. Vorsichtig näherten sie sich dem toten Körper. „Ich kann es gar nicht glauben... Er soll – so einfach?!“ In diesem Moment hörten sie ein leises puff und die Gestalt vor ihnen ward in eine weiße Rauchwolke gehüllt. Als diese sich verzog, lag dort nur noch ein Baumstumpf mit einer Kerbe in der Mitte. „Na, seid ihr endlich fertig?“ Sofort wirbelten die drei mit erhobenen Waffen herum, ließen sie jedoch sofort sinken, als sie erkannten, wer da vor ihnen stand. „Ihr solltet euch schämen, mich so lange warten zu lassen.“ „Yagoto no Danna!“, keuchte Hanasuki verwirrt. „Aber wie... was...“ „Kawarimi no Jutsu“, murmelte Kayano. „Die Kunst des Tausches.“ „Ganz genau. Es war denkbar leicht, die einzige Schwierigkeit bestand darin, die Täuschung so lange aufrecht zu erhalten.“ „Aber... Aber wieso!?“, wollte Atsuchi wissen. „Wieso habt Ihr uns einfach in die Gefahr laufen lassen? Wieso habt Ihr uns nicht unterstützt!?“ „Musst du das fragen?“, wollte ihr Danna wissen. „Denk nach, Atsuchi. Denk logisch nach.“ Der Junge stutzte kurz, dann machte sich Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht breit. „Das ist jetzt nicht wahr, oder? Ihr habt das jetzt nicht schon wieder gemacht, um uns eins auszuwischen? Oder um uns zu testen?“ „Nun, nicht ganz. Dieser Kampf hat euch einerseits gezwungen, zum ersten Mal ernsthaft Menschen zu verletzten. Er hat euch einen Eindruck vermittelt, von Situationen, wie sie in eurem Leben noch zahlreich auf euch zukommen werden. Außerdem konntet ihr austesten, wie weit ihr mit euren Jutsus umgehen, was ihr mit ihnen erreichen könnt. Es war die perfekte Übung, euer Teamwork an echten Gegnern zu stählern und euch ein Erfolgserlebnis zu gönnen.“ Er lächelte leicht. „Das habt ihr gut gemacht.“ Die anfängliche Wut über ihren Meister verblasste langsam angesichts dieser Worte. Als die Ninja sich aufmachten, endlich ihre Mission zu erfüllen, ließen sie einen Haufen Verletzter zurück mit dem Ziel, es den Wachen der Stadt zu melden, Sie würden sich bald im Gefängnis wiederfinden. Unterwegs diskutierten sie einzelne Szenen des Kampfes immer wieder und ihr Sensei gab ihnen Hinweise zur Verbesserung. Die Übergabe der Schrift verlief ohne Zwischenfälle und als sie sich auf den Rückweg machten, waren die Ninja immer noch guter Laune. Sie wollten rasch nach Hause und als sie den Wald hinter sich gelassen hatten, legten sie auf der Ebene an Tempo zu. Kayano und Hanasuki waren gerade in ein Gespräch über den Fürsten vertieft, als sie bemerkten, dass ihr Danna plötzlich stehen geblieben war. Die drei Ge-nin kamen nun alle zum Halt und sahen den Rothaarigen verwundert an. Dieser starrte, scheinbar ohne jeglichen Grund Richtung Westen. „Yagoto no Danna? Was ist los?“, fragte Atsuchi, doch er bekam keine Antwort. Die Augen des Marionettenspielers waren fest auf einen Punkt irgendwo in der Ferne gerichtet, wo die Kinder nichts als ausladende Wälder erkennen konnten. „Bei Kami...“, flüsterte ihr Meister und wurde eine ganze Spur blasser, als eine Erkenntnis auf sein Gesicht traf. Es schien keine besonders gute zu sein. Gebannt sahen nun auch die drei Schüler in die Richtung. Hätten sie nicht ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet, es wäre ihnen vielleicht entgangen. So sahen sie nun genau und mit geweiteten Augen den anwachsenden Lichtstrahl, der den Himmel zu zerteilen versuchte. Das Licht wuchs an, wurde heller und gleißender, bis sich eine gelbe Säule purer Energie in den Himmel reckte. Sie lief nach oben spitz zu und hatte zwei Zacken an den Seiten, die sie wie die skurrile Version eines Menschen wirken ließ. Den Kindern war, als spürten sie selbst in dieser enormen Entfernung einen letzten Hauch der enormen Druckwelle, die von dieser gigantischen Explosion ausging. „Himmel... Yagoto no Danna, was ist das?“ „Das Teil muss riesig sein!“ „Es ist in der Nähe der Fürstenstadt.“ „Es hat mindestens fünf Kilometer Durchmesser!“ „Zehn“, sagte ihr Danna leise. „Was? „Es sind... Zehn Kilometer Durchmesser. Nichts, was sich in diesem Bereich befindet, wird überlebt haben...“ Noch immer waren seine Augen starr auf das Licht gerichtet. „Das ist wahrlich... Kunst.“ Ein Beben hatte den Rothaarigen ergriffen und er sah für einen Moment so aus, als würde er die Fassung verlieren. „Yagoto no Danna... Ist alles in Ordnung mit Euch?“, fragte Kayano vorsichtig. „Idiot...“, hauchte sein Danna als Antwort, doch er schien jemand anderen zu meinen. „Was für ein Idiot...“ Für einen Moment herrschte Stille, während die Schüler versuchten, sich einen Reim auf das seltsame Verhalten ihres Meisters zu machen. „Yagoto no Danna, sollen wir nicht vielleicht nachsehen, was dort passiert ist?“ Der Rothaarige atmete einmal tief ein und schloss die Augen, wie um sich zu beruhigen. „Nein. Es geht uns nichts an. Wir gehen weiter“, befahl er dann mit einer ungewohnten Kälte in der Stimme. Und schon setzte er sich in Bewegung. „Ist das... wirklich in Ordnung?“, hakte Hanasuki nach. Von dem Marionettenspieler kam keine Antwort. Er setzte nur stur seinen Weg fort und so folgten sie ihm. Keiner der drei Ge-nin ahnte auch nur im Mindesten, welchen dunklen Gedanken und Gefühlen ihr Danna in diesem Moment ausgesetzt war. Und selbst wenn sie es gewusst hätten, hätten sie es nicht verstanden. Sie ahnten nicht, welche Beherrschung es ihn kostete, auch nur einen Schritt vor den anderen zu setzen, in der zerreißenden, hilflosen Erkenntnis, nichts Anderes tun zu können. Keiner von ihnen wusste, was es bedeutete... dass Deidara tot war. Epilog: END III: Schreibtisch Vs Akten -------------------------------------- Hey, ich hab END III ja noch gar nicht hochgeladen... 'Tschuldigung! Wer mich beim letzten Kap gelobt hat, dass ich bei der Story bleibe, der schaut jetzt bitte weg... Das hier ist, genau wie die vorangegangenen Kapitel, nur altanativXD Und vor Allem ist es endgültig. Hiernach kommt nix mehr. Danke an alle, die mir so fleißig Kommis geschrieben haben! XxX Akten. Gaara hasste Akten! Haufenweise Anträge. Tonnen von Formularen. Berge von Schriftrollen. Arbeit. Papierkram! Das ging ihm wirklich auf den Geist! Meist war es ja nicht so schlimm. Kankurou und Temari nahmen ihm hin und wieder etwas Arbeit ab. Außerdem konnte er auch nachts eine Menge erledigen, da er für gewöhnlich nicht zu schlafen pflegte. Aber seine Geschwister waren schon seit ein paar Tagen auf einer Mission. Und gestern hatte er sich zum ersten Mal seit Jahren schlafen gelegt. Einfach, um es mal auszuprobieren. Schließlich gab es jetzt keinen Sandgeist mehr, der ihn davon abhielt. Geklappt hatte es nicht wirklich. Scheinbar war sein Körper die Ruhe einfach nicht mehr gewohnt und so hatte er die ganze Nacht wach gelegen, ohne irgendwelche Arbeiten zu erledigen. Nun fiel das alles auf ihn zurück und die Akten häuften sich auf seinem Schreibtisch, der bereits bedenklich ächzte, und schienen ihm den Krieg erklärt zu haben. Aber es war ja nicht nur der Tisch... Auch überall sonst im Zimmer waren Papierblätter verteilt, da Gaara dummerweise das Fenster aufgelassen hatte, als er für ein paar Momente auf die Toilette verschwunden war. Und als er wiederkam, sah sein Büro aus, als hätte ein Sandstrum darin gewütet. Das Meiste hatte er aufgesammelt, dann aber festgestellt, dass sein dünner Holztisch wohl auseinander brechen würde, wenn er ihn auch noch mit dem kürzlich hinzugekommenen Berg an Ordnern belasten würde. Sie stapelten sich ohnehin schon so hoch, dass seine Gestalt vollständig dahinter verschwand, wenn er dahinter saß. Natürlich hätte er Baki um Hilfe fragen können... Aber der war gerade mit der Verbesserung der Festigungsanlagen des Dorfes beschäftigt. Dass Akatsuki damals so leicht eindringen konnte, hatte ihn gewurmt und jetzt, kurz vor der Fertigstellung der Bauarbeiten, wollte Gaara ihn nicht ablenken. Obwohl er eigentlich keinen Sinn in dem Projekt sah... Hatte es doch trotz der geschärften Vorsichtsmaßnahmen des Dorfes schon wieder ein Akatsuki ins Innere geschafft. Korrektur: Ex-Akatsuki. Eben dieser Ex-Akatsuki hätte auch noch auf der Liste an Leuten gestanden, die Gaara um Beistand im Kampf mit den Akten gebeten hätte. Seit er herausgefunden hatte, was es mit dem Akasuna wirklich auf sich hatte, fiel es ihm leichter, dem Nuke-nin zu vertrauen. Korrektur: Ex-Nuke-nin. Das war eigentlich ziemlich paradox... Schließlich war ausgerechnet die Person, die Sasori über das Wohl Sunagakures stellte, durchaus noch ein vollwertiger Akatsuki. Aber es war so erleichternd, endlich zu wissen, woran er an ihm war, keine Geheimnisse voreinander zu haben, dass er keine andere Wahl zu haben glaubte, als auf ihn zu zählen. Zumindest kleine Arbeiten wie das Einteilen von Missionen in die Kategorien A, B, C und D hätte er ihm abnehmen können. Aber Sasori hatte ihm schon lange keinen Besuch mehr abgestattet. Seine Schüler erledigten ihre D-Missionen ohne seine Aufsicht und ihr Training mit ihm dazwischen, so hatte er gehört, war so hart, dass sie kaum mehr die Kraft oder den Willen hatten, Fragen zu stellen, wenn er sie früher als gewöhnlich entließ. Das Ganze hatte seinen Anfang vor ungefähr zwei Wochen genommen, als das Team von einer Auswärts-Mission zurück gekehrt war. Seitdem hatte sich der Akasuna abgekapselt und war selbst seinen üblichen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen. Gaara hatte sich merklich Sorgen um ihn gemacht. Nicht nur, weil ihm jedes Mal, wenn er sich außerhalb der Wüste begab, etwas Ungewöhnliches zu passieren schien. Etwas, das vielleicht wieder mit Deidara zu tun hatte und den Marionettenspieler ganz eindeutig unglücklich machte. Möglichst, um diesen Verdacht zu widerlegen, war er dann auch irgendwann zu Sasori nach Hause – beziehungsweise dem ehemaligen Haus von Tetsuna Yagoto – gegangen, um ihn zur Rede zu stellen. Dort war er erst einmal von einer vollautomatischen Alarmanlage überrascht worden und nur seine guten Reflexe hatten ihn davor bewahrt, von einem Schwarm vergifteter Senbon durchlöchert zu werden. Der ganze Gang hinunter war mit Fallen gespickt gewesen. Scheinbar hatte der Akasuna wirklich nichts dem Zufall überlassen. Als er sich endlich bis in Sasoris Zimmer vorgekämpft hatte, wurde er von dem Bild eines scheinbar friedlich schlafenden Rotschopfes überrascht. Dieser hatte jedoch jegliche Weckversuche mit Nichtachtung gestraft, bis Gaara schließlich gerade heraus gefragt hatte, ob er sich mit seinem Lover Deidara gestritten habe. Daraufhin hatte ihn ein geradezu tödlicher Blick aus den braunen Augen des Suna-nin getroffen, die, das hatte er ebenfalls bemerkt, sonst merkwürdig leer und stumpf wirkten. „Verschwinde!“, hatte der Marionettenspieler ihn angezischt und in diesem einen Wort lag eine deutliche Drohung inne. „Warum? Weil du allein sein willst?“, hatte Gaara gekontert und sich, ohne sich um den dolchartigen Blick zu kümmern, auf den Bettrand gesetzt, als würde er einen Krankenbesuch tätigen. „Du kamst hier her, um eben nicht mehr allein zu sein. Und jetzt meidest du jede Gesellschaft? Deine Schüler beschweren sich über deine Abwesenheit und mein Schreibtisch ist drauf und dran unter der Last der Akten zu zerbrechen, die ich nicht abarbeiten kann, weil ich mir Sorgen um dich mache. Also, was ist passiert?“ Sasori hatte sich mit verschlossener Miene aus dem Bett geschwungen und war an das einzige Fenster im Raum getreten. Gaara hatte nichts weiter als seine Rückansicht gesehen und war merklich enttäuscht von seinem Freund gewesen. „Du hast gesagt, du würdest mich lieben“, hatte er dann geflüstert. „Und du würdest Sunagakure lieben. Du hast gesagt, ich wäre Familie für dich und du würdest mir vertrauen.“ Langsam war er bei diesen Worten an den Marionettenspieler herangetreten. „Ich hätte dir das vielleicht gleich sagen sollen... Das hat mir viel bedeutet und ich empfinde genauso. Es ist nichts im Vergleich zu... du weißt schon. Aber es ist das erste Mal, dass ich dem Wort 'Liebe' ein Gefühl zuordnen kann. Zu wissen, dass ich dir trotz allem so viel bedeute... Sag mir, war das alles eine Lüge?“ „Nein. Das hat nichts mit dir zu tun“, hatte Sasori kühl und ohne sich umzudrehen erwidert. „Dann rede doch mit mir!“, hatte Gaara ihn aufgefordert und endlich hatte sich der Rothaarige, ganz langsam, ihm zugewandt. „Deidara ist tot.“ Das war ein Schlag gewesen. Damit hatte er nicht gerechnet. „Das... tut mir Leid...“ „Nein, tut es nicht. Du freust dich doch, dass er endlich krepiert ist“, beschuldigte der Andere ihn emotionslos. „Das ist nicht wahr. Es tut mir nicht für ihn... sondern für dich Leid.“ Sasori hatte daraufhin nur leise geschnaubt und sich wieder abgewandt. „Hör zu, das ist... Nein, ich weiß nicht, wie das ist. Aber du kannst dich nicht ewig hier verkriechen. Trauer mag ja schön und gut sein, aber du solltest es nicht übertreiben. Hier gibt es auch Leute, die dich brauchen... denen du etwas bedeutest.“ Sasori hatte den Kopf geschüttelt. „Geh“, hatte er leise gesagt, „nur dieses eine Mal... Bitte, geh.“ Und Gaara war gegangen. Es tat ihm weh, seinen besten Freund in dieser Situation allein zu lassen, aber gerade bei diesem Thema konnte er nun wirklich nicht helfen. Zumal er wirklich nicht in der Lage war, besonders traurig über Deidaras Tod zu sein. Immer wieder war er seit dem in Gedanken bei Sasori gewesen und seine Arbeit als Kazekage litt sehr darunter. In den folgenden Tagen hatte sich nicht wirklich eine Besserung eingestellt. Im Gegenteil. Der Skorpion war zwar nach einer Weile tatsächlich wieder aus seinem Loch gekrochen und hatte auch das Training der Ge-nin mit aller Härte wieder aufgenommen, doch er war verschlossener, kälter und irgendwo auch grausamer als zuvor. Vor Kurzem hatte er sein Heim in Tetsuna Yagotos altem Haus geräumt und war in sein Elternhaus zurückgezogen. Da im Akasuna-Viertel niemand mehr gelebt hatte, hatten die Suna-nin, jetzt, wo Chiyo nicht mehr dagegen demonstrierte, es abreißen wollen. Sasori hatte dies mit seiner Aktion boykottiert und sich dafür eingesetzt, die Zentrale der Marionettenspieler, die ohnehin mehr Gebäude brauchten, dorthin auszuweiten. Umfangreiche Gewächshäuser, Werkstätten und Trainingshallen wurden nun dort eingerichtet. Gaara hätte ja überhaupt nichts Schlimmes daran gefunden, wenn Sasori sich in seiner Trauer in die Arbeit stürzte. Aber der ehemalige Abtrünnige hielt sich von dem Kazekagen fern, wechselte die Straßenseite, wann immer er auftauchte und öffnete nicht, wenn er ihn besuchte. So häuften sich mit der Zeit immer mehr Anträge und Formulare auf dem Tisch des Dorfoberhauptes. Den Höhepunkt der ganzen Geschichte hatte Sasoris neuster Rückfall gestern Abend gebildet. Gaara hatte vorgehabt, den Marionettenspieler abzufangen, wenn der von seiner Arbeit mit den Giften, der er täglich eine Stunde am Abend nachging, in seine Schlafräume ging. Das hatte er aber nicht getan – stattdessen war ihm der Kage visuell mithilfe seines dritten Auges in einen Geheimgang gefolgt. Dort hatte er eine schockierende Entdeckung gemacht. Vor einer halben Woche hatte ein ANBU-Team die Leiche eines sehr starken Nuke-nins mitgebracht, welche im Krematorium untersucht und dann begraben worden war. Scheinbar hatte Sasori den Sarg im Nachhinein jedoch wieder ausgehoben, denn die Puppe, die da vor ihm auf der Werkbank gelegen hatte, war eindeutig mal ein Mensch gewesen. Gaara hatte seinen Freund auf diese – höchst illegale – Sache noch nicht angesprochen und es war eine Sorge mehr, die nun auf seinen Schulter lastete. Er machte sich – inzwischen berechtigte – Sorgen, dass Sasori immer mehr wieder zu der Person wurde, die damals vor etlichen Jahren sein Dorf verraten und den dritten Kazekagen getötet hatte. Diese Entwicklung bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen. Sasoris Kunst war das Einzige, in das er sich flüchten konnte, jetzt wo ihm sein Gegenstück genommen worden war. Aber es war nichts, was er zulassen konnte. Der Rothaarige stützte seinen Kopf schwer auf den Tisch und seufzte leise. Sofort gab der Schreibtisch ein warnendes Knarren von sich und einer der großen Aktenstapel neben ihm erzitterte, sodass Gaara sich schnell wieder gerade hinsetzte. Er musste etwas wegen Sasori unternehmen... Aber bis ihm ein Geistesblitz kam, sollte er sich lieber mal um seine Arbeit kümmern. Mit schwerem Herzen und deutlichem Widerwillen griff er nach dem nächstbesten Blatt. Es handelte sich um eine Information an ihn, dass die ANBU bald ein neues Mitglied aufnehmen würde. Es war eine Beschreibung des Ninja angeheftet. Sollte er Einwände oder Fragen haben, sollte er sich melden bis zu - Warte mal, der Termin war doch schon seit drei Tagen fällig!? Verdammt! Natürlich musste er als Kage sämtliche neuen Mitglieder der ANBU persönlich überprüfen, schließlich war das der innere Kreis seiner Krieger! Das hatte er jetzt davon, dass er sich nur um seine persönlichen Angelegenheiten gekümmert hatte... Gaara las aufmerksam die Beschreibung des Shinobi, aber er konnte sich nicht konzentrieren. Was war das... Relativ jung, benutzte Ninjutsu und war immun gegen eine Vielzahl von Genjutsu... Verdammt vage, aber normalerweise holte er sich seine Informationen in dieser Sache ja auch selber ab. Nun fing der Rothaarige an, in dem Stapel Papieren nach einem weiteren Zettel zu suchen, der von der ANBU kam. Wenn das Mitglied... Wie war noch gleich der Name? Zatuso Teki? Egal, man würde seine alte Identität ohnehin streichen. Wenn der Typ schon eingestellt war, gab es immer einen zweiten Termin, bei dem er dem Kagen nochmals vorgestellt wurde. Eigentlich legte er beides immer auf ein Datum, um die Sache hinter sich zu bringen, aber das hatte er nun einmal verpasst. Wo war dieses verdammt Ding... Ein Klopfen unterbrach ihn. „Herein“, rief er zerstreut und tauchte unter den Massen von Blättern wieder auf. Sein Schreibtisch ächzte protestierend. Es waren keine Schritte zu hören. Gaara stand auf, um über die Berge der Akten hinweg sehen zu könne und entdeckte so den Anführer seiner ANBU-Truppen mitten im Raum. Damit hatte sich die Frage nach dem Datum wohl erledigt. „Nummer Zwölf. Ich habe mich bereits gefragt, wann du kommen würdest“, begrüßte er den Shinobi. Nummer Zwölf trug die typische, nichtssagende Maske seiner Einheit und deren Uniform. Wie alle ANBU wurde er nicht bei seinem Namen, sondern seiner Nummer genannt. Alle Mitglieder dieser Spezialeinheit unterstellten ihre gesamte Existenz direkt dem Kagen. Persönlichkeit, Charakter und Vergangenheit spielten keine Rolle für sie mehr, wenn sie sich daran machten, ihre Mission zu erfüllen. „Ihr habt meine Nachricht also erhalten, Kazekage-sama.“ „Das habe ich. Ich nehme an, du willst mir nun Sunas neusten Gewinn vorstellen?“ Nummer Zwölf nickte und wandte den Blick zu Seite hin. Gaara spürte eine minimale Chakraveränderung in den Sandsteinwänden, dann trat, direkt aus der Mauer, ein weiterer Shinobi heraus. „Das ist Nummer Vierzehn. Er hat Euch und dem Dorf die Treue geschworen und ich halte ihn für sehr zuverlässig. Auch wenn er ein ausgeprägtes Temperament besitzt...“ Gaara betrachtete Nummer Vierzehn eingehend. Er war groß, doch durch die Maske ließ sich sein Alter unmöglich schätzen. Er trug bereits die gewohnte ANBU-Kleidung aus Suna: hellbraune Schutzpanzer, die seinen Bewegungen nicht behinderten, eine weiße Maske mit blauen, geschwungenen Verzierungen an der linken Seite, schwarze Hosen, enge Lederhandschuhe, Beinschützter. Sonst war nicht viel von ihm zu erkennen. Der Ninja hatte ungewöhnlich langes, blondes Haar, das er offen trug und hatte keinerlei Waffen, wie zum Beispiel ein Kurzschwert, bei sich, außer natürlich der Standartausrüstung, Kunai- und Shurikentasche. Lederhandschuhe... Shurikentasche... Maske... Die perfekte Verkleidung. „Nummer Vierzehn, nimm deine Maske ab“, befahl er. Nummer Vierzehn zuckte kaum merklich zusammen. Gaara glaubte zu sehen, wie er den Blick schweifen ließ, doch da dieser durch die Maske gut verhüllt war, konnte er sich das genauso gut eingebildet haben. Eigentlich war es einem ANBU strengstens verboten, sein Gesicht zu enthüllen. Aber einem Befehl des Kazekagen gehorchte man natürlich. Er hatte ihn in die Ecke gedrängt. Ganz langsam, fast in Zeitlupe, hob Nummer Vierzehn die Hand zu seiner Maske und nahm sie fort. Fast sofort fielen dem Ninja seine langen, blonden Haare durch seinen Seitenscheitel so ins Gesicht, das man davon nur die rechte Hälfte erkennen konnte. Dort öffnete sich nun langsam ein strahlend blaues Auge. Gaara wich kaum merklich zurück und lehnte sich gegen die Wand hinter sich. Für einen Moment überkam ihn so etwas Ähnliches wie Angst... Nicht, dass dieser Ninja besonders bedrohlich gewirkt hätte. Im Gegenteil, er sah eher ein wenig verunsichert aus, vorsichtig, angespannt, wie eine Raubkatze, bereit zum Sprung. Was wollte er hier? Nein, anders: Wie war es möglich, dass er überhaupt hier war? Hier, am Leben? War er wirklich nur hier, um Sasori zu sehen? Oder war das alles doch irgendein perfider Plan Akatsukis, um möglichst viele Mitglieder in seine Reihen zu schmuggeln? Immerhin, wenn herauskam, dass er sowohl Sasori als auch Deidara Zuflucht gewährte, würde er nur allzu schnell in den Verdacht geraten, Akatsuki zu unterstützen. Das wiederum konnte leicht zu einem Kriegsgrund werden. Aber wenn dem nicht so war... Egal wie, es lief darauf hinaus: Vertraute er Sasori, oder tat er es nicht? Vertraute er auf sein Urteil, darauf, dass er diesen Shinobi würde bändigen können? Die Variante wäre, die Identität von Nummer Vierzehn aufzudecken und somit Sasori als seinen Freund für immer zu verlieren, ihn vermutlich auch noch rachsüchtig gegen sich aufzubringen. Gaara war mit der Situation überhaupt nicht zufrieden. Er fühlte sich selbst vor die Wahl gestellt: Sasori oder das Dorf? „Kazekega-sama“, rief ihn Nummer Zwölf da aus seinen Gedanken, „wünschen Sie weitere Informationen über Nummer Vierzehn?“ „Nein“, sagte er schließlich „Nein... Hast du dich schon bei den Abteilungsleitern gemeldet?“, fragte er den blonden Ninja, welcher die Maske bereits wieder aufgesetzt hatte. Dennoch glaubte er für einen Moment, bevor sie seine Augen verdeckte, eine gewisse Ungläubigkeit in seinem Blick zu erkennen. ANBU mussten für den Fall, dass das Dorf angegriffen wurde, mit den verschiedenen Abteilungsleitern des Dorfes bekannt sein. Es gab einen für Bildung und Evakuierung, für Verteidigung und Festigung und für Wiederaufbau und Versorgung. „Das habe ich bereits getan... Kazekage-sama.“ Bildete er es sich ein, oder kamen Deidara die letzten Worte nur schwer über die Lippen? „Nun, dann gibt es wohl noch jemanden, bei dem du dich vorstellen solltest“, fuhr er fort und griff nach einem Zettel. Aus den Augenwinkeln warf er Nummer Zwölf einen Blick zu, bevor er sagte: „Wie du sicher weißt, erlebt der Zweig der Marionettenkunst in Suna gerade eine neue Blütezeit. Da sie in fast allen Bereichen vertreten sind, solltest du auch ihren stellvertretenden Anführer, Tetsuna Yagoto, kennen lernen. Meinen Bruder Kankurou, den Leiter der Truppe, wirst du als Führer des Wiederaufbaus bereits kennen.“ Er ist vor Kurzem umgezogen. Du findest ihn hier.“ Rasch schrieb er Sasoris neue Adresse auf und reichte sie dem (Ex-?)Akatsuki. „Bei den Akasuna ist jemand eingezogen...?“ Klang da eine Spur von Entrüstung mit? „Ja. Ich denke, du solltest dir für den Besuch Zeit nehmen.“ Gaara wandte sich an Nummer Zwölf: „Beurlauben sie Nummer Vierzehn für zwei Tage, dann kann er immer noch mit dem Training anfangen.“ „Ich werde keine zwei Tage dafür brauchen!“, begehrte der Ninja auf, doch Gaara brachte ihn mit einem tödlichen und, seiner Meinung nach, vielsagenden Blick zum Schweigen. „Das denke ich schon“, sagte er betont „und ich meine, du solltest dich beeilen. Der Skorpion ist es bestimmt schon leid, auf dich zu warten.“ Nummer Zwölf wandte verwirrt den Blick von seinem neuen Teamkameraden zum Kagen und wieder zurück. Gaara jedoch wünschte sich, er könnte hinter die Maske blicken und Deidaras geweitete Augen sehen, als ihn die Erkenntnis traf. Zu schade, dass er sich dieses Bild entgehen lassen musste! „Jawohl... Kazekage-sama“, erwiderte Deidara leise und verbeugte sich leicht. Dann drehte er sich um und schritt, mühsam beherrscht, durch die Tür. Kaum war diese geschlossen, glaubte Gaara zu hören, wie er deutlich an Tempo zulegte. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Dafür war ihm Sasori aber mächtig was schuldig! Nummer Zwölf sah noch immer leicht verwirrt aus und kratzte sich am Kopf. „Der Junge ist ein wenig seltsam...“, murmelte er. Gaara seufzte nur. Wie Deidara aussah, wussten zwar alle, aber niemand hatte sein Gesicht wirklich von nahem gesehen, außer ihm und seinem Bruder Kankurou. Vielleicht noch ein paar andere, aber offenbar keiner der ANBU. Und durch das ständige Tragen der Maske und, dass er keinen auffälligen Zopf mehr trug, würde niemand ihn erkennen. „Weißt du was... gib mir doch die Informationen über ihn. Ich werde sie bei Gelegenheit durcharbeiten...“ Missmutig sah er auf das kleine Gebirge an Papieren auf seinem Schreibtisch. Ob auch Deidara einen Bewohner Sunas getötet hatte, um seinen Platz einzunehmen? Er hoffte es nicht. Der Deckname jedenfalls sagte ihm nichts. Sehr wohl, Kazekage-sama“, sagte Nummer Zwölf und holte eine Schriftrolle hervor. Kurz konzentrierte der Ninja sein Chakra und hielt einen Moment später eine dicke Mappe in der Hand, mit der Aufschrift 'Top Secret'. Noch mehr Akten... Nummer Zwölf schickte sich an, sie zu den anderen zu legen. „Warte!“, rief Gaara auf, aber es war schon zu spät. Schon dieses geringe Gewicht schubste den Schreibtisch über seine Grenze und mit einem ohrenbetäubenden Krachen ging das Möbelstück zu Bruch. Tausende von Blättern, Mappen und Ordnern krachten zu Boden oder flogen in einem weißen Wirbel durch die Luft. Gaara stöhnte auf, als all die Formulare, Anträge und Weiß-der-Geier-was durcheinander wirbelten. Die zu sortieren würde ihm mindestens zwei Nächte lang in Atem halten. Ganz zu schweigen von der Mühe, einen neuen Tisch heran zu schaffen. Als sich die Flut an Akten langsam senke und in hübschem Chaos am Boden zu liegen kam, war Nummer Zwölf nirgendwo mehr zu sehen. „Von wegen die ANBU – dein Freund und Helfer! Pah!“, stieß er missmutig hervor und trat gegen den letzten Aktenstapel, der noch nicht umgefallen war. Wieso zum Teufel war eigentlich er Kazekage, wenn er nicht einmal seinen Schreibtisch im Kampf gegen die Akten unterstützen konnte? Und wieder blieb alles an ihm hängen. Denn auf Sasoris Hilfe konnte er in den nächsten zwei Tagen bestimmt nicht hoffen. Der war sicher viel zu... beschäftigt mit Deidara. Korrektur: Nummer Vierzehn! END III Hosted by Animexx e.V. 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