Deidaras Kunst von astala7 (Fortsetzung zu "Sasoris Kunst") ================================================================================ Kapitel 6: Der Skorpion ----------------------- Hallo Leute, tut mir leid das ich erst jetzt wieder veröffentliche, aber die Schule fliegt mir gerade um die ohren. Auch hat eine Schreibblockade das Vorranschreiten der ff verhindert, doch die hab ich jetzt überwunden! Danke für eure Geduld und viel Spaß beim lesen! XxX Deidara redete zwei Stunden lang. Er erzählte Sasori alles, von dem Gefühl, dass ihn ergriffen hatte, als er begriff, dass sein Meister geschlagen worden war, und von Zetsu und Tobi, die den Maskenträger bereits als Sasoris Nachfolger auserkoren hatten. Er berichtete, wie er auf die Möglichkeit gekommen war, Sasori wiederzubeleben, von der vielen Arbeit, dem Problem des Blut Heranschaffens und von Pains Befehl, endlich wieder seinen Aufgaben nachzugehen. Sasori wollte alles wissen und erkundigte sich immer wieder nach Details. Deidara hatte den Verdacht, dass ihn die Erzählung an sich gar nicht interessierte, sondern dass er ihm viel mehr Gelegenheit geben wollte, alles einmal heraus zu lassen. Und er war ihm dankbar dafür. Dass bei diesen Erzählungen deutlich übermittelt wurde, welcher Natur seine Gefühle für den Anderen waren, schien den Akasuna nicht zu stören. Deidara hatte sich mit dem Rücken an ihn gelehnt und während er erzählte, fuhr ihm Sasori sachte durchs Haar. Seine Finger spielten mit einzelnen Strähnen und die Nähe, die er früher so vehement abgelehnt hatte, schien ihm jetzt nichts mehr auszumachen. Irgendwann hatte Deidara geendet und jetzt brannte er mehr als alles andere darauf, Sasoris Antwort auf all die Fragen zu hören, die ihn quälten. „Danna, warum habt Ihr Euch schlagen lassen, un?“ Der Suna-nin hielt kurz inne, doch dann fuhr er fort ihm durch das Haar zu streifen. „Weißt du, Deidara, ich habe in meinem Leben versucht, etwas Bestimmtes zu erreichen. Ich wollte der Beste der Marionettentechnik sein, ich wollte der ganzen Welt beweisen, dass meine Kunst die Wahre ist. Aber die Welt interessiert sich nicht für Kunst. Mehr noch, mir kamen immer mehr Zweifel, ob ich mir nicht den völlig falschen Weg gesucht hatte, ein falscher Weg, der zu einem nutzlosen Ziel führte. Mein ganzes Leben war eine Sackgasse... Ironischerweise hast ausgerechnet du, der du als Einziger wirklich wolltest, dass ich am Leben blieb, mir das klar gemacht.“ Deidara spürte einen unangenehmen Knoten in seiner Brust. „Soll das heißen, ich hab Euch erst auf solche Selbstmordgedanken gebracht, un!?“ Sasori lachte. Ein klares, helles Lachen, auf tiefem Herzen. Deidara bekam einen Gänsehaut. „Selbstmordgedanken!Deidara, ich bin doch nicht mit der Absicht auf diese Mission gegangen, mein Leben zu beenden! Es hat sich mehr oder weniger so ergeben... Chiyo, meine Großmutter, war tatsächlich eine Herausforderung für mich. Eine Herausforderung, wie es sie nicht wieder geben wird – und ja, mir gefiel die Vorstellung, von ihr getötet zu werden. Irgendwann muss ohnehin jeder sterben und es macht einen Künstler aus, das Wie und Wann selbst zu bestimmen.“ „Ihr hättet nicht sterben müssen“, sagte Deidara leise. „Ihr seid nicht an die gewöhnlichen Gesetze gebunden. Ihr hättet ewig leben können.“ „Ja“, erwiderte der Rothaarige, „und das war ein weiterer Grund, warum ich es getan habe. Die Vorstellung, ewig auf dieser verfluchten Welt voller Hass leben zu müssen, war mir unerträglich. Die bewusste Grenze eines natürlichen Todes ist etwas ungemein Wertvolles. Nur wenige Menschen haben das bisher erkannt. Es ist eine Art Ultimatum. Bis zu dieser Zeit muss man in seinem Leben alles getan haben, was es wert ist, seine Zeit dafür zu verschwenden.“ „Und Ihr... hattet bereits alles getan?“ „Ja. Erst im Augenblick meines vermeidlichen Todes hat sich mir ein vollkommen neues Spektrum an Möglichkeiten offenbart. Von da her“, Sasori senkte sein Kinn auf Deidaras Schulter und sah in eine unbestimmte Ferne, „bin ich dir dankbar, dass du mich zurück geholt hast.“ Deidara drehte sich zu ihm um. Er lächelte den Rothaarigen an, denn diese simplen Worte bedeuteten ihm sehr viel. „Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr Euch nie wieder in eine solche Gefahr begeben werdet, un“, forderte er leise. Sasori nickte bedächtig. „Ich verspreche es. Schließlich“, er lächelte leicht, „habe ich mir noch ein paar Dinge vorgenommen zu tun.“ „Und was wären das für Dinge?“ Der Akasuna strich ihm sanft durch das blonde Haar. „Das hier zum Beispiel“, sagte er leise und legte seine Lippen sanft auf Deidaras Mund. Der Blonde hielt für einen Moment ungläubig den Atem an. Er konnte nicht ganz begreifen, dass das hier wirklich geschah – doch dann erwiderte er den Kuss zärtlich und ein Kribbeln lief durch seinen gesamten Körper, als der Suna-nin ihn näher zu sich zog. Vor Glück wurde ihm beinahe schwindelig. Ob Sasori ihn nun liebte oder nicht, eins war sicher: Er akzeptierte ihn endlich und war bereit, ihm eine Chance zu geben. Mehr als bereit. * In den nächsten Tagen fiel Sasori deutlich in die Rolle des Meisters zurück. Er baute seine Puppenwerkstatt wieder auf, überfiel einsame Wanderer und schuf sich neue Menschenpuppen, baute sich einen neuen, verbesserten Körper aus eine der Leichen und verfeinerte die Waffen und Techniken seiner verbliebenen 195 Marionetten. Dass er es innerhalb knapp einer Woche schaffte, seine Autorität und seine alte Stärke zurück zu gewinnen, lag wohl vor allem an Deidaras – nicht ganz freiwilligen – Hilfe. Sasori hatte immer eine Aufgabe für ihn und scheuchte ihn herum, so dass sich der Iwa-nin sehr an die Zeit zurück erinnert fühlte, als der Akasuna ihn noch regelmäßig vergiftet hatte. Doch die seltenen Dankesworte und sanften Berührungen, die er im Gegenzug erhielt, glichen die Sache für ihn vollkommen aus. Mit dem neuen Körper, den Sasori sich geschaffen hatte, sah er noch besser aus als ohnehin schon. Nur Kopf und Oberkörper waren auf Holz, die Arme waren ein wenig umgebaut worden, aber ansonsten hatte er den Menschen, dem dieser Körper früher einmal gehört hatte, nicht verstümmelt. Obwohl Sasori ihm gegenüber mehrmals erwähnt hatte, für wie schlecht er die Menschheit hielt, wollte er sich jetzt wieder selbst einen Menschen nennen – und Deidara wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas mit dieser Entscheidung zu hatte. Seinetwegen hätte er das jedoch wirklich nicht tun müssen – war sein künstlicher Körper doch die beste Verteidigung, die er im Nahkampf hatte. Dennoch war er sich stets mit voller Macht bewusst, dass sein Danna jede noch so kleine Berührung seinerseits spüren konnte, dass das, was er berührte, tatsächlich menschliche Haut war. Am achten Tag nach seiner Wiederbelebung erklärte Sasori die Reparaturen für beendet. Am Abend berieten sich die beiden darüber, wie es in Zukunft weiter gehen sollte. „Hab ich das richtig verstanden, dass Akatsuki noch nicht weiß, dass ich bei dem Kampf nicht umgekommen bin?“, erkundigte sich der Akasuna. Deidara nickte. „Ich wusste ja selbst nicht, ob ihr es schaffen würdet, un... Pain hat einmal eine Nachricht geschickt, ich solle mich wieder an die Arbeit machen, aber mehr ist nicht passiert, un.“ Sasori legte entspannt den Kopf in den Nacken. „Das ist gut. Ich habe nämlich nicht vor, mich der Organisation wieder anzuschließen.“ Der Blonde sah ihn überrascht an. „Nicht?“ „Mir hat nie etwas daran gelegen und ich bin schon seit einiger Zeit der Meinung, dass Akatsuki zu starke Gegner hat. Konoha und die anderen Dörfer werden sich jedes Mitglied einzeln vornehmen, bis niemand mehr übrig ist. Pain wird sein Ziel nicht erreichen.“ Deidara senkte nachdenklich den Blick. „Wir könnten gemeinsam von der Bildfläche verschwinden. Ich mach ja ohnehin nicht freiwillig bei der Sache mit.“ Sasori schüttelte den Kopf. „Niemand weiß, dass ich noch lebe und sie haben mir meinen Ring genommen. Es gibt niemanden, an den ich die Organisation hätte verraten können und solange ich mich ruhig verhalte, werde ich kaum Probleme bekommen. Aber du... Du musst bleiben, Deidara.“ „Warum?“, fragte der Angesprochene ärgerlich. „Ganz einfach: Sie werden dich töten, wenn du es nicht tust. Und ich kann dich nicht dein ganzes Leben lang beschützen. Es ist nicht einfach, aus einer solchen Organisation auszusteigen und mir wird es auch nur vollständig gelingen, wenn es keinen Beweis gibt, dass ich noch lebe.“ Deidara dachte über diese Worte nach, doch so sehr er auch einen Ausweg suchte, ihm wollte keine andere Lösung einfallen. „Aber... Ihr werdet mich doch nicht verlassen, oder, Sasori no Danna, un?“ Die Mundwinkel des Rothaarigen zuckten. „Nein, ich werde deine Schritte verfolgen und mich stets in Reichweite halten. Doch ich werde vermutlich nicht allzu oft mit dir in Kontakt treten, damit von meiner Existenz nichts bekannt wird. Du wirst mehr Zeit haben, wenn ihr den Bijuu gefangen habt, der ursprünglich für mich gedacht war und den jetzt dein neuer Partner wird fangen müssen.“ Deidara machte ein enttäuschtes Gesicht. „Bis dahin kann es dauern, un... Entweder Akatsuki gewinnt, dann werde ich mich lossagen, sobald es möglich ist, oder...“ Er sprach nicht weiter, doch das war auch nicht nötig. Es war klar, dass Pain Akatsuki niemals aufgeben würde, bevor nicht alle Mitglieder tot waren. Sasori strich seinem Partner sanft durchs Haar. „Pass auf dich auf, Deidara.“ * Als Sasori am nächsten Tag nach draußen ging, um frisches Trinkwasser zu holen, hörte er den aggressiv hohen Schrei eines Falken. Er sah sich um und entdeckte den besagten Vogel auf einer der verfallenen Mauern sitzen. An sein Bein war eine kleine Notiz gebunden. Der Akasuna streckte den Arm aus und der Falke flog auf ihn zu. Geschmeidig ließ sich das abgerichtete Tier darauf nieder. Sasori strich dem Vogel über die samtenen Flügel, woraufhin dieser freundschaftlich an seinem Finger knabberte. Der Rothaarige kannte diesen Boten – es war ein sanftmütiges Tier und eines der schnellsten, die Akatsuki zur Verfügung standen. So waren ihm von dem Falken schon öfters Nachrichten überbracht worden. Die Notiz war an Deidara gerichtet. Da die Falken darauf abgerichtet waren, niemand anderen als den Mitgliedern der Organisation zu vertrauen, war für gewöhnlich die Gefahr nur gering, dass Befehle in die falschen Hände gerieten. Trotzdem war der Befehl verschlüsselt und beinhaltete auch lediglich die Aufforderung, sich bei Pain zu melden. Sasori ließ den Falken frei und ging in den Keller der Ruine zurück. Darin saß Deidara an seinem Werktisch und widmete sich seit Langem mal wieder der Herstellung seiner explosiven Substanzen. Wie beiläufig ließ der Rothaarige den kleinen Zettel vor seinen Partner fallen. Der Explosionsfanatiker runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die geschwungene Handschrift Pains. Dann fuhr er fort, seinen Lehm zu formen. „Du hast dich lange nicht mehr deinen Aufgaben gewidmet“, stellte der Rothaarige leise fest. „Ich werde nicht hingehen, un“, erwiderte Deidara, ohne den Blick zu heben. „Doch“, widersprach er ihm, „hör dir wenigstens an, was er zu sagen hat.“ Der Blonde senkte für einen Moment den Blick. Dann straffte er die Schultern und erhob sich. Einen Augenblick standen sie sich gegenüber. Dann beugte sich Deidara leicht vor, zögerte, gab ihm Zeit zurückzuweichen, und hauchte ihm schließlich einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann sah er ihm noch einmal mit ungewöhnlich ernster Miene in die Augen und wandte sich schließlich ab. Sasori sah ihm nachdenklich hinterher. Deidara benahm sich... merkwürdig. Nicht wirklich abweisend, aber auf eine Art verschlossen, die ihm nicht gefiel. Etwas bedrückte ihn und er hatte das Gefühl, dass es etwas mit Pain zu tun hatte. Wahrscheinlich wollte er wirklich nicht weiter in der Organisation bleiben, nahm es ihm vielleicht sogar übel, dass er es ihm ausgeredet hatte. Seit einigen Tagen schien es dem Akasuna, als sei Deidara bestrebt, ihr Zusammenleben auf eine andere... Ebene auszuweiten. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, der Blonde versuche, sich wie in einer echten, einer richtigen Beziehung zu verhalten. Aber was sie pflegten, war nun mal keine normale Beziehung. Sie waren zwei gesuchte Verbrecher, die einem perversen und unnormalen Begehren nachgingen. Jedenfalls war es das, was alle in ihnen sehen würden. Sasori seufzte leise und wartete ungeduldig auf Deidaras Rückkehr. Sicher nahm er gerade Kontakt zu ihrem Leader auf. Nein... zu seinem Leader. Er selbst gehörte nun nicht länger dazu. Kurz durchfuhr ihn ein Stich des Bedauerns. Es hatte etwas durchaus Befriedigendes gehabt, wenn alle sofort beim Anblick der roten Wolken auf seinem Mantel vor Angst erstarrten. Nun hatte er nicht länger das Recht, diesen Mantel zu tragen. Doch wirklich vermissen tat er es nicht. Da war jetzt kein Zwang mehr, er war frei zu tun und zu lassen was er wollte. Als Künstler war ihm das sehr wichtig. Außerdem brauchte er nicht mehr so sehr darauf achten möglichst bedrohlich zu wirken. Auch auf Deidara nicht. Er bemühte sich nicht, sich zu verstellen, er war endlich offen und als Folge dessen merkwürdig gelassen. Deidara hatte des Öfteren versucht, ihn mit zarten Berührungen und gelegentlichen Küssen zu verführen. War sein Blick dann nicht getrübt vor Leidenschaft, so betrachtete er ihn wie etwas sehr Kostbares, Zerbrechliches. Wie einen Traum, der jeden Augenblick zerplatzen könnte wie eine Seifenblase. Doch Sasori achtete sehr darauf, den Anderen doch nicht zu sehr zu ermutigen. Er wollte sich nicht zu irgendetwas gezwungen fühlen, wollte das Gefühl haben, tatsächlich frei entscheiden zu können. Er wollte nicht seiner Gefühle wegen von Deidara abhängig sein und so erwiderte er viele seiner vorsichtigen Annäherungen nicht. Andererseits freute sich der Explosionsfanatiker jedes Mal über alle Maßen, wenn er von sich aus einen Schritt auf ihn zu tat. Selten, aber eben doch manchmal, kam es vor, dass Sasori seinem Partner einfach nicht widerstehen konnte. Für gewöhnlich hatte er sich im Griff, doch das ein oder andere Mal ergriff eben auch ihn die Leidenschaft. Dann hatte Deidara, gelinde gesagt, keine Chance. Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass er Deidara nicht liebte. Seine Gefühle waren irgendwie... anderer Natur, aber er konnte nicht sagen welcher. Dennoch hatte sich in letzter Zeit etwas zwischen ihnen verändern, etwas, von dem er glaubte, dass es vielleicht irgendwann einmal doch zu einem größeren Gefühl erwachsen könnte. Er wusste, dass Deidara sich das wünschte. Noch war er ein Freund, er mochte ihn sehr, wollte ihn beschützen und war ihm dankbar. Tatsächlich genoss er auch die gelegentlichen Liebkosungen des Blonden immer mehr. Früher hatte er sich vehement dagegen gewehrt, sich in den Iwa-nin zu verlieben. Heute war er bereit, den Dingen seine Lauf zu lassen und abzuwarten, was passierte. Vielleicht sollte es einfach so sein. Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Deidara war zurückgekehrt und hatte die Tür hinter sich zugezogen. „Ich werde nicht hingehen, un“, wiederholte er, was er schon vorhin festgelegt hatte. Ungerührt zog Sasori einen Stuhl zu sich heran und bedeutete seinem Partner – seinem ehemaligen Partner – es ihm gleichzutun. „Was hat er dir für eine Mission gegeben?“, fragte er. Deidara zögerte. „Den Sanbi zu fangen.“ Der Rothaarige runzelte die Stirn. „Das ist weder dein, noch mein Bijuu.“ „Nein. Es ist Tobis, un.“ „Ah. Tobi. Er soll mich also ersetzen?“, stellte Sasori abschätzend fest. „Euch kann man nicht ersetzen, un!“, rief der Blonde wütend aus und mit einer zornigen Geste warf er den Stuhl um, den Sasori ihm angeboten hatte. „Ah“, sagte der Akasuna und lehnte sich zurück, „das ist es also.“ Deidara zitterte vor Wut. „Ihr nehmt das einfach so hin, ja, un? Dass man mir einen anderen Partner gibt. Als wärt Ihr wirklich nicht mehr, als ein Werkzeug, yeah. Das macht mich rasend!“ Der Blonde schritt im Raum auf und ab wie ein Tiger im Käfig. „Und Ihr meint auch noch, ich soll einfach meine Klappe halten und weiter nach Pains Nase tanzen, un! Es scheint Euch überhaupt nicht zu stören, un!“ Deidara war vor ihm stehen geblieben und ließ seine Hände so heftig auf den Tisch niederfahren, dass das Möbelstück erschüttert wurde. Wut, Verzweiflung und sogar ein Funken Hass glitzerte in seinen Augen. „Hört endlich auf, Euch wie eine Marionette zu verhalten, die man ersetzen kann, un. Denn das seid Ihr nicht!“ Sasori sah ihn mit milder Überraschung an. „Ich weiß, Deidara“, entgegnete er dann leise. „Und genau das ist der Grund, warum ich Akatsuki überhaupt verlassen will.“ Er schüttelte den Kopf, als der Jüngere etwas erwidern wollte. „Mir gefällt diese Situation auch nicht. Aber ich bin realistisch. Allein kann ich mich verstecken. Und Akatsuki wird nicht hinter mir her sein, solange ich nicht gegen die Organisation arbeite.“ „Wir könnten uns auch gemeinsam verstecken, un...“ „Nein, wenn du jetzt nicht Pains Befehle befolgst und stattdessen aussteigst, ist klar, dass wir uns zusammengetan haben“, widersprach der Rothaarige ihm. „Was wäre so schlimm daran, un?“, fragte Deidara leise. Sasori stand auf und legte dem aufgewühlten Ninja die Hände auf die Schultern. Eindringlich sah er ihm in die Augen. „Deidara, für die Organisation wären wir dann zwei durchaus gefährliche Abtrünnige, die nicht auf ihrer Seite stehen, aber doch alle Geheimnisse Akatsukis kennen. Wir sind in den Dörfern nicht willkommen, wir können nicht auch noch den Untergrund gegen uns aufbringen! Versteh doch, solange du in der Organisation bist, stehst du wenigstens was die Verbrecherwelt angeht unter ihrem Schutz, anstatt dass sie hinter dir her sind.“ „Und von dort aus könnte ich auch Euch schützen, un...“, murmelte der Explosionsfanatiker. „Genau“, stimmte der Akasuna ihm zu, dem jedes Argument recht war, das Deidara zum Bleiben bewegte. „Wenn wir beide außerhalb stehen, werden sie uns jagen und uns früher oder später auch besiegen. Ich weiß, du glaubst, dass du mit jedem Gegner fertig wirst, aber die Höchsten deiner Künste, die du dazu zweifellos brauchen würdet, würden sämtliches Leben im Umkreis auslöschen – und so möchte ich dann doch nicht sterben.“ Der Blonde starrte an ihm vorbei ins Leere. Doch dann nickte er langsam. „Ihr habt Recht, Sasori no Danna, un. Aber... warum kann es nicht einfach so wie früher sein?“, fragte er leise. * Eine Stunde später war Deidara zu seiner Mission aufgebrochen. Sasori hatte seine Puppenwerkstatt wieder in einer Schriftrolle versiegelt und machte sich nun ebenfalls bereit, die Ruine zu verlassen. Er hielt es für unklug, sich als ehemaliges Akatsuki-Mitglied noch länger in einem Versteck der Organisation zu verbergen. Der Akasuna hatte sich lange mit der Frage beschäftigt, was er mit der Zeit anfangen sollte, die sein ehemaliger Partner für die Missionen brauchen würde. Keinesfalls wollte er sich wie eine Hausfrau vorkommen, die sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Ehemannes wartete. Vielmehr wollte er frei sein, frei wie ein Vogel und tun was er wollte. Nach wie vor fühlte er sich nicht in der Lage, sich an irgendetwas – oder irgendwen dauerhaft zu binden. Sei es Akatsuki oder Deidara. Auch das war ein Grund, warum er darauf bestanden hatte, dass nur der Blonde in der Organisation blieb. Sasori hatte Sunagakure verlassen und er hatte Akatsuki verlassen, aber Deidara wollte er nicht allein lassen. Deswegen wollte er mit ihm auch nicht die Art von Liebesbeziehung eingehen, die der Andere offensichtlich angepeilt hatte – denn dann würde er früher oder später auch ihn verlassen. Man könnte fast sagen, das entspräche seiner Natur. Er war der geborene Verräter... Nein, er war der Meister und er konnte niemanden dauerhaft als gleichwertig an seiner Seite akzeptieren. Aber genau das war es, was der Explosionsfanatiker von ihm verlangen würde. Seine einzige Bedingung – die Einzige, die er nicht erfüllen konnte. Aus diesen Gründen würde er seine Beziehung mit dem Iwa-nin auf einige, mehr oder weniger zufällige Begegnungen beschränken. Nur Augenblicke, in denen er sich den Gefühlen, die er ihm gegenüber empfand, hingeben konnte. Er würde den Blonden nicht zu seinem Leben machen und er wollte auch nicht, dass Deidara ihn zu seinem Leben machte. Sasori war einfach seine Unabhängigkeit wichtig. Es war immer sein Traum gewesen, ungebunden, mächtig zu sein, geachtet, respektiert. Doch die Welt gab nichts auf seine Kunst. Selbst in Akatsuki, wo er gehofft hatte, all die Kurzsichtigen auf sich aufmerksam zu machen, war er als Individuum unbedeutend gewesen. Nicht einzigartig, sondern eines von zehn Mitgliedern – und immer noch ein Werkzeug. Er hatte nichts bewegen können. Nun aber hatte Sasori noch einmal die Chance dazu. Er war ein Künstler. Er war ein Meister. Nicht nur ein Meister des Puppenspiels, sondern endlich auch Meister über sich selbst. Und das wollte er nun auch zeigen. Er wollte allen Anfängern, allen, die sich fortgeschritten glaubten, jedem jungen Marionettenspieler zeigen, wie weit es jemand bringen konnte, der es sich zum Ziel gemacht hatte, sich eines Tages Meister nennen zu können. Und er wollte verhindern, dass noch einmal ein armer Teufel denselben Weg einschlug wie er damals. Niemand, der sich nicht selbst mit diesem Zweig der Ninjakunst beschäftigt hatte, würde je erkennen, welche Opfer er gebracht, welcher Perfektion er erlangt hatte. Die Achtung die er brauchte bekam er nicht von so gegensätzlichen Charakteren wie Deidara. Der Blonde konnte ihm Glück und Hoffnung geben, konnte seinem Leben Sinn und seiner freien Zeit Zerstreuung geben – nicht aber das Gefühl, seine letzte Bestimmung gefunden zu haben. Sasori wollte erstmals wieder unter Leuten sein, die dieselbe Leidenschaft wie er pflegten. Es hatte erst Deidaras verwirrende Gefühlsausbrüche gebraucht, bis er erkannt hatte, dass seine Kunst es tatsächlich wert war, geachtet zu werden. Und damit war auch das Ziel seiner Reise klar. Denn an welchem Ort versammelten sich die Marionettenspieler aller Welt, wo wurden sie ausgebildet, wo suchten sie nach der Vollendung ihrer Kunst? In Sunagakure. * „Jaaahh! Endlich ist Tobi ein Mitglied! Er wird seinen Job gut machen, oh ja, das wird er! Tobi is a good boy!“ Deidara fuhr sich gestresst durch die Haare. „Echt mal, Tobi, wenn du es in nächster Zeit irgendwie mit mir aushalten willst, dann halt jetzt deine beschissene Fresse, un!“ „Du bist schon wieder so gestresst, Deidara-sempai. Aber Tobi weiß, was dir fehlt.“ Der Maskierte baute sich demonstrativ vor ihm auf und hielt einen Finger in die Höhe. „Möglichkeit eins: Du brauchst einen richtig guten Kampf, oder“, er hielt einen zweiten Finger hoch, „eine Frau, an der du dich mal ausleben kannst.“ Wut und Stress, über die Tage hinweg, in denen er den Maskierten an der Backe gehabt hatte, entluden sich nun in einem gezielten Fußtritt. „Die Frau kannst du dir sonst wohin stecken, un! Aber gegen einen Kampf hätte ich nichts, besonders wenn du mein Opfer bist, un!“ Der Schwarzhaarige hatte sich nach hinten fallen lassen, um dem Angriff auszuweichen. Jetzt setzte er sich gackernd wieder auf. „Oh, da hat sich aber was angestaut! Trauerst du etwa immer noch Sasori-san hinterher? Ich habe seine Leiche gesehen... Was hast du nur immer an ihm gefunden? Nur Holz und Metall. Sogar Zetsu hat ihn verschmäht und der ist nun wirklich nicht wählerisch, hihi!“ Das war zu viel. Mit einem Satz war Deidara bei dem Kleineren und hatte ihn im Schwitzkasten. „Wag es ja nicht, noch einmal den Namen von Sasori no Danna in den Mund zu nehmen, du wertloses kleines Stück Dreck! Un!“, fauchte er und schnürte Tobi die Luft ab. „Arrgh! Ist ja gut, ist ja gut! Tobi wird es nicht wieder machen, Tobi is a good boy!“ Nur langsam ließ der Blonde von ihm ab und der Maskierte setzte sich keuchend wieder auf. „Hah! Hätte nicht gedacht, dass du wirklich noch so an ihm hängst.“ Als Deidara erneut drohend auf ihn zu kam, hob er abwehrend die Hände. „Beruhige dich, ich sag ja schon nichts mehr!“ „Das will ich dir auch geraten haben, un! Konzentrier dich lieber auf die Mission, es ist schließlich dein Bijuu und nicht meiner!“ „Ja... genau... Der Sanbi, nicht wahr? Warst du es nicht, der die Informationen über ihn eingeholt hat? Wie wäre es, wenn du mir die langsam mal erzählst?“, sagte Tobi und rappelte sich auf. „Vergiss es, Spiralfresse! Ich seh mir lieber dein Ende an, yeah. Da ist der See, darin ist ein Monster. Mach was draus.“ Er deutete auf den spiegelglatten, unschuldig in der Morgensonne glitzernden See. Es war jetzt mehr als zwei Wochen her, dass Deidara von seinem ehemaligen Partner Sasori Abschied genommen hatte. In dieser Zeit hatte er sich eine Standpauke von Pain wegen seiner langen Abwesenheit anhören müssen, und Tobi war der Organisation beigetreten. Sie hatten ihre erste Mission bekommen und waren zum See von Moemito gereist, um den Sanbi zu jagen. Nicht eine Stunde war seither vergangen, in der Tobi ihm nicht auf den Sack gegangen war. Und nicht ein einziges Mal hatte er irgendetwas Neues von seinem Danna gehört. Tobi drehte sich um und sah auf den See hinaus. Das Ufer war ziemlich weit entfernt und nur schemenhaft konnte man die Hafenstadt Moemito dort erkennen. Der Anblick der Stadt rief in Deidara noch nicht allzu alte Erinnerungen wach. Dort, in dieser Stadt, hatte alles angefangen. Er war mit Sasori in einem Museum und am Strand gewesen. Sie hatten sich wie ganz normale Jugendliche verhalten müssen und so eine Menge über diesen Bijuu herausgefunden. Aber am meisten hatten sie über den jeweils anderen erfahren und das war der Grund, warum Deidara dieser Auftrag ewig im Gedächtnis bleiben würde. Nun war er wieder hier, aber ohne seinen Danna. Stattdessen hatte er sich mit diesem... diesem Kind zufrieden geben müssen. Ständig am rumlabern, versuchte ihn aufzuziehen und aus der Reserve zu locken. An Tobi würde er mehr Lehm verbrauchen als an dem Sanbi... Und ja, Deidara war tatsächlich gewillt, fröhlich zuzusehen, wie Tobi von diesem Biest verschlungen wurde. Gerade hatte sich der Schwarzhaarige an das Ufer des Sees begeben und trat nun auf die Oberfläche des Wassers. Deidara, der vorsorglich bereits einen seiner Tonvögel erschaffen hatte, erhob sich nun mit dessen Hilfe in die Lüfte. Als der Maskenträger bereits ein gutes Stück auf dem Wasser zurückgelegt hatte, schloss er ein Fingerzeichen zur Chakrakonzentration. „Was tust du da?“, fragte der Blonde. „Das wüsstest du wohl gerne, was? Hehe! Ich scheuchte dieses Monster da drin mal ein bisschen auf! Wie soll ich es besiegen, wenn es sich da unten versteckt?“ So ein Depp. Deidaras Explosionen waren wie geschaffen dafür, das Biest aufzuscheuchen. Sie waren Partner, da war es nur logisch, dass sie sich in solchen Situationen, in denen es sich nun wirklich anbot, die Arbeit teilten. Nicht, dass er bereit gewesen wäre, dem Schwarzhaarigen zu helfen. Aber dass dieser nicht einmal fragte, verwunderte ihn doch. Auf einmal bildeten sich kleine Wellen auf der Oberfläche des Sees. Tobi strauchelte einen Moment und an den Ufern fuhren alle Vögel gleichzeitig aus den Bäumen auf. Dann, auf einmal teilte sich das Wasser wie auf ein geheimes Kommando. Mit dem ohrenbetäubenden Geräusch von massenweise niederstürzenden Wassers erhob sich ein Berg aus Schuppen, Panzerplatten und ledriger Haut aus den Fluten. Ein grässliches Brüllen erfüllte die Luft und ein stinkender, feuchter Atem wehte wie eine Böe über Deidara hinweg. Beeindruckt starrte der Iwa-nin auf das Biest. Er hatte noch nie einem lebendigen Bijuu gegenüber gestanden – den Shukaku hatte er ja nicht zu Gesicht bekommen. Es war schon irgendwie ein prägendes Ereignis. „Wie eine riesige Schildkröte... Das ist also Sanbi?“ Der Schwarzhaarige legte den Kopf schräg. „Sieht stark aus. Ich überlass ihn dir, Deidara-senpai.“ Deidara glaubte, er traue seinen Ohren nicht. Was auch immer das für ein Jutsu war, das der Maskierte da eben angewendet hatte, um den Bijuu hervor zu locken, es musste eine verdammt große Kraft dahinter stecken. Somit hatte er auch nicht die geringsten Schuldgefühle, als er sagte: „Tobi... Du bist endlich von Akatsuki aufgenommen worden. Also machst du das jetzt gefälligst, un!“ Der Blonde ließ seinen Adler höher fliegen und einen Moment später griff der Sanbi auch schon an. Er stürzte sich auf den alleinstehenden Ninja auf dem Wasser und schien ihn für einen Moment tatsächlich verschluckt zu haben. „Uaaah! Er kommt!“, brüllte Tobi, und Deidara sah seine Gestalt aus den Wassermassen hervorschießen und zum Ufer rennen. „Diesen Wasser-Typ hätten wir lieber Kisame überlassen sollen, oder? Tobi ist hier fehl am Platz!“kreischte der neue Akatsuki, bevor der Sanbi ihn erneut angriff und ihm somit das Wort abschnitt. „Erbärmlicher Kerl...“, murmelte Deidara verächtlich. Was für einen Schwachmat hatte man ihm da denn zur Seite gestellt!? Wahrlich, wie der es in die Organisation hatte schaffen können, war ihm ein Rätsel. Und dann auch noch als Ersatz für Sasori! Nein, das konnte er wirklich nicht nachvollziehen. Eine Weile beobachtete er den Maskierten, wie er da kreischend über den See rannte. Sanbi kam immer näher. Gleich würde er den Schwarzhaarigen erwischen und das war es dann. Der Iwa-nin rutschte ein wenig auf seinem Platz hin und her. Verdammt! Diese Situation erinnerte ihn auf einmal ganz gewaltig an seine eigene, erste gefährliche Mission mit Sasori. Dort war er es gewesen, der sich im Kampf schwer getan hatte und der Rothaarige hatte nur daneben gestanden und ihm zugesehen. Das war der Ursprung seines Grolls für den Älteren gewesen. Ach was soll‘s!, dachte sich der Blonde und griff nach seinen Lehm. Er formte eine Figur daraus, die sich für Unterwasserexplosionen eignete und ließ sie in den See fallen. Kurz konzentrierte er sein Chakra und ließ das Geschöpf auf den dunklen Schatten im Wasser zurasen, den der Sanbi bildete. Als er seien Kunst in Reichweite glaubte, schloss er sein Fingerzeichen. „Art is... a Bang! Katsu!“ Die Explosion war eigentlich nur klein... Aber die riesigen Mengen an Wasser, die wie eine Fontäne nach oben schossen, sahen schon zufriedenstellend aus. Gerade noch so konnte man eine schreiende, schwarzgewandete Gestalt erkennen, die sich aus den Fluten rette. Zugegeben, auf seinen neuen Partner hatte er nicht besonders Acht gegeben. * Kankuro schritt die Reihen der jungen Ninja entlang, die es in den letzten zwei Jahren zum Chu-nin geschafft hatten. Den ganzen Tag lang hatten diese Suna-nin gegeneinander gekämpft und sahen dementsprechend fertig aus. Kankuro hatte diesen Wettstreit auf Befehl seines Bruders, des Kazekage, überwacht. Während es in der Chu-nin-Prüfung neben der Kampfkraft auch darum ging, die Moral und das Teamwork der Ninja zu testen, war die Jou-nin-Auswahl ein reines Tournier. Der Sieger bekam diesen Titel mit Sicherheit zugesprochen, aber auch die Anderen konnten befördert werden, wenn sie besondere Fähigkeiten zeigten. Doch das diesjährige Ergebnis machte Kankuro stutzig und besorgte ihn auch ein wenig. Der Sieger war ein Teenager, kaum jünger als er selbst und hieß Tetsuna Yagoto. Er hatte kurzes, blondes Haar, ein weiches Gesicht und leuchtend grüne Augen. Ein hübscher Junge, der jedoch bekannt für seine Arroganz und deswegen eigentlich nicht sonderlich beliebt war. Er hatte sich vor zweieinhalb Jahren dafür entschieden, die Marionettenkunst zu erlernen und Kankuro selbst, der das Training der Rekruten auf diesem Gebiet gelegentlich beobachtete, war von seinen Fähigkeiten bisher nicht sonderlich beeindruckt gewesen. Tetsuna war eben mittelmäßig. Umso mehr hatte es alle überrascht, als er nicht nur gegen das Naturtalent aus Kirigakure, das beim letzten Mal an der Chu-nin-Prüfung teilgenommen hatte, den Sieg davon trug, sondern auch gegen alle Anderen. Der Junge war also gerade mal seit zwei Wochen Chu-nin und hätte an der heutigen Auswahl eigentlich gar nicht teilnehmen dürfen. Doch sein Sensei hatte ihm eine Empfehlung ausgesprochen: Es wäre doch eine nützliche Erfahrung für den jungen Ninja. Niemand hatte erwartet, dass er besonders weit kommen würde. Erst recht nicht in den Endausscheid, geschweige denn, dass er tatsächlich das Turnier gewinnen würde. Und doch war genau das geschehen. Sensei Iyoma hatte dem Sabakuno berichtet, dass Tetsuna für die Chu-nin-Prüfung sehr hart trainiert und sich weiterentwickelt hatte. Kankuro hatte die Finalrunde gesehen – die Fähigkeiten des Jungen waren etwa auf demselben Niveau wie seine eigenen, als er die Prüfung abgelegt hatte. Ein vielversprechendes Talent also. Tetsuna war ein Waisenkind. Seine Pflegemutter war eine Kunoichi der ANBU gewesen, doch sie war bei dem kürzlichen Angriff Akatsukis auf das Dorf getötet worden. Ihr Ehemann hatte sich einige Tage später deswegen das Leben genommen. Tetsuna hatte sich daraufhin sehr zurückgezogen und alle, die ihn kannten waren froh, als die Prüfung ihm neuen Antrieb zu geben schien. Und doch hatte Kankuro von einigen seiner Freunde beunruhigende Nachrichten bekommen. Der Blonde habe sich in letzter Zeit sehr verändert, war arroganter und selbstbewusster als je zuvor und begegnete den Leuten mit Misstrauen und Vorsicht. Trotzdem hatte er eine Menge neuer Freunde um sich geschart. Tetsuna hatte einige neue Techniken gelernt und sogar ein neuartiges Gift scheinbar durch Zufall entdeckt. Zudem bestand er seit Neuestem darauf, nur noch Marionetten des traditionellen, aber auch sehr komplizierten Baustils zu benutzen. Sein Sensei hatte ihm erlaubt, einige der wohlgehüteten Schriftrollen des Begründers der Marionettenkunst zu lesen und nun kämpfte er mit den besten Modellen, die einst Akasuna no Sasori, das berüchtigte Genie der Puppenkunst, geschaffen hatte. Doch nicht wenige Ninja waren der Meinung, dass Iyona seinem Schützling zu viele Freiheiten ließ. Das passte eigentlich nicht zu dem sonst so strengen Ninja. Diese Fixierung auf die besten Werke des abtrünnigen Shinobi hatte Tetsuna bei seinen Freunden, die immer zahlreicher wurden und in ihm ein Vorbild sahen, den Spitznamen Skorpion eingebracht. Er war nun Anführer einer kleinen Bande jugendlicher Ninja, was Kankuro für ziemlich kindisch für einen Jou-nin hielt. Die meisten Teenager waren aus seiner ehemaligen Klasse – also alles Marionettenspieler. Dass die neue Generation an Puppenkünstler sich auf solche Art zusammenschloss, sich sogar einen Anführer wählte, konnte er nicht einfach ignorieren. Natürlich war es nur eine Gruppe von Kameraden und Freunden, die sich im Training unterstützten und sich gelegentlich privat trafen. Bisher. Vielleicht war es albern und übervorsichtig, aber Kankuro beschloss, den jungen Tetsuna besser im Auge zu behalten. Denn der Skorpion kontrollierte mittlerweile nicht nur seine eigene kleine Clique – auch alle anderen Jugendlichen, die Ninja waren, respektierten ihn und achteten gründlich darauf, bei dem Meister, wie er geflüstert schon genannt wurde, nicht in Ungnade zu fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)