Splitter von Alabriss ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Narzissa beobachtete den jungen Mann, der am Bett ihres Sohnes stand und ihn betrachtete. Er war nach Malfoy Manor appariert, so schnell und zielsicher, das sie ihm kaum hatten folgen können. Auch das Zimmer ihres Sohnes hatte er ohne Probleme gefunden. Er schien schon einmal hier gewesen zu sein. Nun stand Harry Potter da, direkt am Bett, sagte nichts, bewegte sich nicht. Narzissa setzte sich leise auf einen kleinen Sessel, der in der Nähe stand. Mehrmals hob der junge Gryffindor die Hand, machte Anstalten Draco zu berühren, ließ sie dann aber immer wieder sinken. Draco sah fürchterlich aus. Er war totenblass und ein glänzender Film lag auf seinem Gesicht, selbst im Schlaf wirkte er angestrengt und verzweifelt. Harry wusste nicht so recht, was er tun sollte, sein Körper hatte reagiert, ehe sich sein Kopf eingeschaltet hatte. Nun stand er hier, betrachtete Draco und war sich der Anwesenheit von dessen Mutter nur allzu bewusst. Was dachte die kühle und schöne Frau? Sie wussten von der Beleidigung seiner Familie, also hatten sie wohl in Dracos Erinnerungen geschaut und dort gesehen, welcher Art ihre Beziehung war. Wenn man dabei überhaupt von Beziehung sprechen konnte. Wie viel hatten sie wohl gesehen? Seine Gedanken schwirrten und rasten, während er seinen Blick nicht von Dracos Gesicht nahm. Sorgenvoll registrierte er, wie krank und schwach der Slytherin wirkte, ein krasser Gegensatz zu seinem sonstigen kühlen und immer gepflegten Äußeren. Er zuckte zusammen, als plötzlich die leise Stimme von Dracos Mutter hinter ihm erklang. „Mr. Potter, entschuldigen sie meine Neugier, aber warum sind sie hier?“ Harry riss erschrocken die Augen auf, war dass ein Rauswurf? „Ich will sagen, ich habe gesehen, wie mein Sohn sie behandelt hat und ich verstehe nicht ganz, warum sie nun sofort zu ihm geeilt sind. Ich bin ihnen natürlich sehr dankbar, bitte verstehen sie mich nicht falsch.“ Harry blickte die Frau an. Sie war sehr schön und perfekt zurecht gemacht, auch wenn Sorge in ihren Augen stand, ihre Haltung war stolz und anmutig wie immer. Als er nicht antwortete, versuchte Narzissa es erneut. „Es scheint mir, sie lieben meinen Sohn trotz allem, Mr. Potter. Und auch, wenn auch ich meinen Sohn liebe, so kann ich doch nicht wirklich verstehen, wie sie noch immer so für ihn empfinden können, nachdem… nach…“ Sie brach ab, wusste nicht weiter. Harry drehte sich nun vollkommen zu Mrs. Malfoy um, sah sie kurz an, ehe er den Kopf senkte. „Es war oft sehr schwer.“ Sagte er leise. „Und ich war oft verzweifelt, aber es gibt da etwas, das hat mich trotz allem immer gehalten, hat mich hoffen lassen.“ Er sah wieder zu Draco, strich mit einer Hand über das Laken, wandte sich dann wieder an Narzissa. „Es ist ziemlich intim. Aber ich könnte es ihnen vielleicht zeigen?“ Narzissa war sich bewusst, das dies mehr war, als die Frage vermuten ließ. Es war die Frage, ob sie Harry Potter akzeptierte. Ob sie die Beziehung, die zwischen ihm und ihrem Sohn war, akzeptierte. Bilder ihres Sohnes zogen vor ihren Augen vorbei. Der fröhliche kleine Junge, der kühle und reservierte junge Mann. Sie wollte nichts als sein Glück. „Wenn es ihnen nicht unangenehm ist, Mr. Potter. Ich würde meinen Sohn gern verstehen.“ Harry nickte. Ihre Abmachung war besiegelt. Narzissa beobachtete, wie der junge Potter seine Schuhe auszog. Er war leicht rot, als er sie kurz entschuldigend anblickte und dann neben Draco ins Bett schlüpfte. Er rutschte nah an den Anderen heran, schob vorsichtig seinen Arm in dessen Nacken, bettete seinen Kopf in seiner Halsbeuge. Eine Weile lang geschah überhaupt nichts. Narzissa betrachtete die beiden jungen Männer. Draco lag wie eine Puppe hindrapiert, steif und unbeweglich. Harry hatte sich dem anderen Mann zugewandt, hielt ihn vorsichtig im Arm. Als Dracos Mutter gerade sagen wollte, das Draco sich seit Tagen kaum gerührt hatte und noch seltener aufwachte, registrierte sie plötzlich eine leichte Bewegung. Ihr Sohn hatte sich auf den Anderen zu bewegt. Er hatte seine Nase in die Halsbeuge Harrys gedrückt und eine Hand in das Hemd des Anderen verkrallt. Die Beiden schmiegten sich fest aneinander. Dracos Stimme klang rau und belegt, trotzdem freute sich Narzissa, nach so langer Zeit endlich wieder andere Worte von ihm zu hören, als seine ständigen Entschuldigungen. „Harry.“ Sagte er. „Harry!“ Der Schwarzhaarige strich dem Anderen vorsichtig einige verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht und murmelte leise Worte, die Narzissa nicht verstand. „Harry, ich habe dich so vermisst, Harry. Es tut mir so leid, bitte verzeih! Ich liebe dich.“ Dracos Stimme war sehr leise und klang angestrengt, aber Narzissa hörte deutlich die Verzweiflung heraus. „Schhh.“ Machte Harry. „Alles ist gut, Draco, mach dir keine Sorgen. Alles in Ordnung.“ Er streichelte den Kranken vorsichtig, summte leise. „Ich liebe dich, Harry. Ich liebe dich.“ „Ich weiß, Draco, ich liebe dich auch. Jetzt schlaf, ruh dich aus. Alles ist gut.“ Langsam entspannte sich der junge Slytherin, wurde wieder ruhig, sank in tiefen Schlaf, Harrys Hemd hielt er dabei allerdings noch immer fest. Harry bettete Draco vorsichtig bequemer und wandte sich dann leise an Narzissa. „Das hat er von Anfang an gemacht. Er hat mir zuerst gesagt, dass er mich liebt, auch wenn er es im Schlaf getan hat und niemals wenn er wach war. Er scheint, wenn er wach ist, ein vollkommen anderer Mensch zu sein. Erst dachte ich, er simuliert das nur, aber er schläft tatsächlich. Das macht es mir so schwer, ihn zu verlassen. Auch wenn er mich so sehr verletzt, wenn er schläft, dann sagt er mir Dinge, die mir doch wieder Hoffnung geben. Ich dachte, wenn ich ihm zeige, wie ernst es mir ist, dann würde er mir vertrauen und vielleicht…“ Harry brach ab. Es war seine letzte Idee gewesen, sein letzter Versuch. Er hatte sich fest vorgenommen, Draco aufzugeben, sollte dieser Nein sagen. Und er hatte ziemlich deutlich Nein gesagt. Aber nun war er doch wieder hier, hielt Draco im Arm und es fühlte sich so schön an. Harry hatte Angst, was geschehen würde, wenn Draco wieder erwachen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)