Ausgeprinzt von mystique (∼ Das etwas andere Märchen ∼ SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 10: ... alles verlor ... -------------------------------- Vorwort(e): Jetzt wird's hart, Leute. Ich verrate nichts und warne nur vor X3 Es ist das kürzeste Kapitel (glaub ich). Aber dafür wird das nächste und definitiv Letzte deutlich länger. „Ich muss zugeben, es überrascht mich, dich hier zu sehen.“ Prinz Joey starrte den Mann, der gesprochen hatte, finster an. Er spürte, wie Valon den Druck seines Griffes verstärkte, doch er wollte ihm nicht die Genugtuung gönnen, nach Luft zu schnappen. Er hob die freie Hände und krallte sie in die ledernen Handschuhe des Soldaten – rührte sich jedoch ansonsten nicht. Dartz war von seinem Pferd gestiegen. Pegasus hatte es ihm nicht gleich getan und beobachtete wie alle anderen wie Dartz die Stufen zum Tempel hinauf schritt, bis er vor Joey stand. Der Prinz wich seinem Blick nicht aus, er verengte die Augen als Dartz unmittelbar vor ihn trat. „Ich gab dir den Hinweis, dein Leben zu retten, solange du noch konntest. Doch wie ich sehe, bist du meinem Ratschlag nicht gefolgt. Stattdessen finde ich dich in diesem Tempel. Was hat der Drache dir erzählt? Dass die gesuchte Blume auf dem Dach wächst?“ Dartz lächelte arrogant. Joey knurrte. „Sehr witzig. Stell dir vor, ich weiß, dass ich geopfert werden sollte, aber soll ich dir etwas sagen? Er hat mich nicht geopfert. Damit hast du nicht gerechnet, was?“ „Dann ist der Drache nicht nur weich geworden, sondern auch dumm.“ Joey bäumte sich gegen Valons Griff auf. „Wage es nicht, ihn zu beleidigen!“, fuhr er den vor ihm stehenden König an. Blanke Wut lag in seinen Augen. Dartz schmunzelte, während Valon Joey brutal zurückzog, ihm für einige lange Sekunden sämtliche Luft abschnitt. „Der Drache, also?“ Er streckte die Hand aus und packte Joey an den Haaren, zwang ihn auf gleiche Augenhöhe mit dem König. „Diese Zuneigung scheint ja offenbar beidseitig zu sein.“ Er musterte Joey abfällig. „Sag, Prinz, wie wirst du nach alldem deinem Vater noch in die Augen schauen können?“ Joey starrte Dartz ausdruckslos an. Dann Knurrte er und stieß seine Stirn in einer unvermittelten Bewegung gegen Dartz Gesicht. Der König ließ Joeys Haare los und stolperte mit einem überraschten Laut zurück. Der Prinz holte aus und trat mit aller Kraft hinter sich. Valon schrie auf und ließ ihn los. Joey nutzte diese Gelegenheit, wirbelte herum und verpasste dem Soldaten einen gezielten Schlag gegen den Hals. Valon sank in sich zusammen. Joey nahm das Schwert, das er auf den Boden hatte fallen lassen, wieder an sich und blickte herablassend auf Dartz, der sich eine Hand auf die blutende Nase presste. „Mein Vater“, sagte er und seine Stimme war ruhig und fest, „spielt hier nichts zur Sache. Vor dir stehe ich. Und bevor du nicht mit mir fertig wirst, nimmst du seinen Namen nicht in den Mund.“ „Du niederträchtiger –“, setzte Dartz erzürnt an, doch Joey unterbrach ihn mit einer scharfen Bewegung seines Schwertes. „Sieh dich um, Dartz.“ Er deutete auf die umstehenden Männer. „Du kommst auf diesen Berg mit unzähligen Soldaten, um einen Tempel einzunehmen. Einen Tempel mit Priestern.“ „Einen Tempel mit einem Drachen“, sagte Pegasus und sprach damit zum ersten Mal. Joey sah ihn nicht einmal an. „Einen Drachen sehe ich nicht. Sehr ihr ihn? Es sei denn, ihr nehme an, ich würde ihn verstecken. Ich vergaß, er liegt bestimmt unter meinem Gästebett und schläft noch.“ Er schnaubte verächtlich. „Ihr versucht doch nur eure Feigheit zu verbergen. Doch wenn ich euch ansehe“, und damit richtete sich sein Blick wieder auf Dartz, „dann sehe ich Feiglinge, die sich hinter einem Fluch und eine Reihe Soldaten verstecken.“ „Genug!“ Dartz hatte sich aufgerichtet und die Hand sinken lassen. Eine Blutspur zog sich über sein Gesicht und seine Züge waren vor Wut verzerrt. „Du hattest deine Chance, doch ich bedauere nicht, dass du sie verspielt hast, Prinz. Wir werden diesen Tempel mitsamt dir und dem Drachen niederbrennen.“ „Versucht es.“ Joey hob das Schwert und Dartz lachte. „Wer will uns aufhalten? Du alleine?“ „Wenn es sein muss.“ Dartz hob die Hand. „Tötet ihn.“ Die Soldaten zogen ihre Schwerter und griffen an. Joey hatte damit gerechnet – er hatte nur darauf gewartet. Er wich den Schwerthieben aus, holte zum Schlag aus und führte seinen ersten Kampf auf Leben und Tod. Als einer der Soldaten, von Joey getroffen, zu Boden ging, erfüllte ihn ein Gefühl der Abscheu. Dartz zwang ihn dazu, zu kämpfen - zu töten. Wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre es nicht dazu gekommen. So blieb ihm nur die Gegenwehr, wenn er an seinem Leben hing. Und das tat er. „Joey, wir helfen dir!“ Dann stand Isis auf einmal mit einem Bogen neben ihm und in Priestergewänder gekleidete Männer eilten an seine Seite, griffen die Soldaten an, die von dieser plötzlichen Zunahme an Gegnern überrumpelt waren. Joey nickte der Priesterin zu und konzentrierte sich auf den Kampf. Er wurde von einem der Soldaten immer weiter an den Rand der Felsen gedrängt und als er zum Schlag ausholen wollte, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, nahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln war. Er sprang rechtzeitig zur Seite, um dem Hieb eines Beils auszuweichen. Entsetzt starrte er auf die Waffe, die sich dort, wo er vor einem Moment noch gestanden hatte, tief in den Boden gebohrt hatte. Plötzlich traf ihn etwas im Gesicht und er ging zu Boden. Blut tropfte auf die Felsen unter ihm. Sein Blut. Dann erfüllte ein ohrenbetäubendes Brüllen die Luft und Joeys Herzschlag, der ohnehin schon stark beschleunigt war, nahm noch einmal zu. Trotz seiner Lage spürte er, wie er zu lächeln begann. Eine blaue Flammenwelle streckte eine Reihe Soldaten nieder. Die prickelnde Hitze sandte Schauer über den Rücken des Prinzen, der den Angriff des Drachens als Zeichen dafür sah, jetzt nicht aufzugeben. Er wich dem Schlag des Soldaten über ihm aus, dann schwang er sein Schwert und der Mann stürzte in die Tiefe. Joey sah ihm nicht nach. Das hätte er nicht gekonnt. Eine weitere Reihe Männer fiel und dann sah Joey ihn. Auf der spitze des Tempels saß Seto, den sichelförmigen Mond im Rücken. Das blasse Licht verlieh seinen Schuppen einen übernatürlichen Glanz und sein aufgerissenes Maul wirkte weniger bedrohlich denn imposant. Joey bemerkte zu spät, dass sein Starren ihn angreifbar machte. „Nicht so schnell, kleiner Prinz.“ Eine Stimme, dicht neben seinem Ohr ließ ihn erstarren. Er hatte Dartz vergessen. Nicht nur vergessen – er hatte angenommen, der König würde sich nicht zwischen die kämpfenden Männer trauen. Offenbar hatte er Dartz unterschätzt. Dabei hatte sein Vater ihm doch immer wieder gelehrt, einen Gegner niemals zu unterschätzen. Joey blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Eine scharfe Klinge wurde an seine Kehle gepresst. Es war das zweite Mal, dass er mit einem Messer bedroht wurde, doch dieses Mal wusste er sofort, wer ihn bedrohte. Das Wissen half ihm jedoch nichts. „Halt!“, durchschnitt Dartz Stimme die von Schwerthieben und Schreien erfüllte Luft. Die Soldaten und Priester hielten inne. Vielleicht lag es an der Autorität einer Königsstimme, dass sie tatsächlich verharrten. Alle Blicke richteten sich auf Dartz und Joey. Dem König ging es jedoch nur um ein bestimmtes Augenpaar. Er lächelte Seto boshaft an. „Was tust du jetzt, Drache?“ Seto rührte sich nicht. Joeys Blick wanderte von der Hand mit dem Messer zu dem Drachen. Es gab nichts, das Dartz noch von Seto wollte. Seto hatte sein Angebot abgelehnt, ebenso das von Pegasus. Die beiden machten Seto dafür verantwortlich, dass niemand von ihnen als Sieger aus dem Kampf hervorgegangen war und beide Verluste hatten hinnehmen müssen. Das einzige, was sie wollten, war Rache. Dartz schien es noch mehr nach ihr zu dürsten als Pegasus. „Ich sollte dich fragen, was du tust, einfältiger König.“ „Du hast ihn nicht geopfert, obwohl du ihn so weit hattest, wie du ihn brauchtest. Ich habe den Fluch auf deinen Bruder legen lassen und wir beide wissen, dass königliches Blut durch seine Adern fließt. Königliches Blut, das du brauchst.“ In Setos Zügen lag keinerlei Regung. Auch störte es Joey, dass der Drache ihn keinen Moment lang direkt angesehen hatte. Sein Blick lag beharrlich auf Dartz. Wo war Seto die vergangenen Stunden gewesen? Sie hatten sich wütend getrennt – Seto sogar noch aufgebrachter als Joey. Wahrscheinlich hatte er die vergangenen Stunden vor sich hingebrütet und Joey wollte sich lieber nicht ausmalen, auf welche Gedanken der Drache dabei gekommen war. Hatte er vielleicht bereut, Joey nicht geopfert zu haben? Hatte er das Für und Wider abgewogen? Kam es ihm vielleicht sogar recht, dass Joey nun auf Dartz Gnade angewiesen war? Gnade, die er nicht bekommen würde, das wusste Joey. Seto vermutlich auch. „Wenn er jetzt stirbt, stirbt deine einzige Möglichkeit, den kleinen Drachen zu retten. Bist du bereit, dich von dieser einzigen Möglichkeit zu verabschieden?“ „Er steht nicht zur Option“, sagte Seto unbeeindruckt. „Er wird nicht geopfert. Darum ist er auch nicht meine einzige Möglichkeit.“ „Tatsächlich? Dann hast du ja keine Verwendung mehr für ihn.“ Zum zweiten Mal an diesem Tag ritzte eine Klinge in den Hals des Prinzen. Und es machte ihn nur umso wütender. Als ob er ein Verhandlungsobjekt wäre! Seit wann waren alle hinter ihm her?! „So ist es.“ Setos Bemerkungen trugen nicht unbedingt zur Besserung seiner Stimmung zu. Joey verzog wütend den Mund. „Dann verzeih, dass ich dir nicht glauben kann.“ Dartz Stimme hatte sich gesenkt, war nun drohend. „Aber mir ist nicht entgangen, dass du einen Narren an dem Prinzen gefressen hast.“ Joey hätte laut aufgelacht, wenn er nicht um seine Stimmbänder gefürchtet hätte. Genau genommen um seinen ganzen Hals. Seto? Einen Narren? Sehr witzig. Es war wohl eher umgekehrt. Er hatte einen viel zu großen Narren an Seto gefressen. Und es war mehr als nervig, wie er jetzt feststellte. Denn seit er Seto zum ersten Mal begegnet war, häuften sich die Momente, in denen er um sein Leben bangen musste. Ob das eine Warnung war? Zumindest war es jetzt zu spät. Er war lange genug passiv gewesen. „Entschuldigung.“ Er räusperte sich und endlich sah Seto ihn an. „Aber wenn ich das richtig verstehe, geht es hier um mich. Und wenn ich ehrlich bin, reicht es mir. Ich bin kein Opfer, ich bin aber auch kein Druckmittel oder was auch immer. Ich bin Prinz Joey und ich habe dir etwas zu sagen, Seto.“ Dartz unterbrach ihn nicht. Er ahnte offenbar gar nichts. Naiver König. Setos saphirblaue Augen schienen Joey zu durchbohren. Er hatte sich schon viel zu sehr an diesen Blick gewöhnt, um sich daran zu stören. Genauer gesagt freute es ihn sogar jedes Mal, wenn der Blick sich auf ihn richtete. „Und das wäre?“, fragte der Drache und etwas Lauerndes lag in seinem Ton. „Wehe du fängst mich nicht auf.“ Und mit diesen Worten warf Joey sich mit aller Kraft, die er hatte, nach hinten. Dartz hatte nah am Rand der Felsen gestanden. Zu nah, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass Joey freiwillig in den sicheren Tod würde springen wollen. Der Prinz sah die Fassungslosigkeit auf den Zügen der Umstehenden, er hörte Pegasus etwas rufen, woraufhin die Soldaten auf den Felsrand zurannten, doch sie waren zu langsam. Als Seto aus Joeys Sichtfeld verschwand war keiner der Männer in Reichweite, um sie abzufangen. Dartz schrie panisch, doch er hielt Joey noch immer fest. Sie fielen, doch waren sie so dicht an den Felsen, dass Joey wieder und wieder einen scharfen Schmerz verspürte, wann immer er die Klippen streifte und einige Steine mit sich in die Tiefe riss. Dann erklang über ihnen ein wütendes Brüllen, das sogar den Flugwind übertönte und Seto sprang über den Felsrand. Ein heißer Schmerz erfüllte seine Rücken und fluchend gab Joey Dartz einen Tritt , der ihn gleichzeitig von dem König befreite und ihn von der Felswand entfernte. Der Schatten über ihnen kam näher und Joey schloss die Augen, da er nicht daran denken wollte, wie der Boden unter ihnen immer näher kam. Natürlich fing Seto ihn auf. Sogar erstaunlich sanft. Er griff ihn regelrecht aus der Luft und legte schützend die Klauen um ihn. Als Joey die Augen öffnete, sah er, dass Seto Dartz ebenfalls aufgefangen hatte. Der König hing bewusstlos im Griff von Setos Schwanz und schwang hinter ihnen hin und her. Je länger er dieser Bewegung folgte, desto schwindeliger wurde dem Prinzen. Der Schlag in die Rücken war ebenfalls fester als angenommen gewesen, denn es stach noch immer. Wahrscheinlich hatte er gleich mehrere Prellungen davongezogen, doch sie waren besser als ein gebrochenes Genick. Da nahm er sogar im schlimmsten Fall gebrochene Rippen in Kauf. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr Seto ihn an, während er mit raschen Flügelschlägen wieder an Höhe gewann. „Hast du überhaupt gedacht?“ „Natürlich!“, entgegnete Joey lächelnd und registrierte beim Sprechen, dass Seto ihn beinahe in einer Umarmung hielt. Sein Gesicht wurde gegen die Drachenschuppen gepresst und ein rhythmisches Pochen lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn. Er brauchte einige Sekunden, bevor er erkannte, dass es sich dabei um Setos Herz handelte. Und es schlug schnell. „Hast du dich erschreckt?“ Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zu Setos Gesicht auf. Der Drache sah stur geradeaus. „Wie würdest du dich fühlen, wenn vor deinen Augen jemand von einer Klippe springt?“ „Wenn du es wärst, der springt, würde ich mir keine Sorgen machen. Du hast Flügel.“ Joey lächelte. Er war müde. Sie hatten die Spitze des Berges beinahe erreicht. „Du aber nicht. Du bist nur ein Mensch. Und Menschen können nur fallen.“ Seto sah ihn an und in seinen Augen lag eine Mischung aus Vorwurf und Erleichterung. Joey dachte im ersten Moment, er würde es sich nur einbilden, dann wurde der Ausdruck in den Drachenaugen von etwas Anderem ersetzt – und das beunruhigte Joey weit mehr: Entsetzen. „Was ist?“ Seto antwortete er nicht, stattdessen schlug er ein letztes Mal mit den Flügeln und landete inmitten der Menschen. Er warf den Soldaten den reglosen Körper ihres Königs zu Füßen, dann wirbelte er herum. „Isis!“, rief er und spätestens in diesem Moment wusste Joey, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht. In Setos Stimme lag ein Beben - eine Emotion, die Joey erzittern ließ. Die Priesterin eilte an seine Seite. Ihre Gewänder hatten Risse und waren beschmutzt, doch sie schien unverletzt. „Geht es euch gut?“ Joey nickte, entschied jedoch rasch, dass er dies nicht noch einmal tun würde. Sein Umfeld hatte sich bei dieser Bewegung für einen Moment unnatürlich verzerrt und alles begann sich zu drehen. Er blinzelte und nur langsam schärfte sich sein Bild. „Einige Prellungen vielleicht“, fügte er schwach hinzu. Isis folgte Setos beunruhigtem Blick, der – wie der Prinz jetzt bemerkte – auf ihm lag. Joey sah von Seto zu Isis, die blasser zu werden schien als sie Joey musterte. Seto ließ Joey langsam sinken und legte ihn auf den Boden. Als er seine Klauen zurückzog, schimmerten sie im Mondlicht wie dunkle Saphire. Joey keuchte. „Seto, du blutest!“ Der Drache beugte sich hinab. „Nein, Joey. Du blutest.“ Und als Joey an sich hinabblickte, bemerkte er, dass das Blut nicht von Seto stammte, sondern von ihm. Er lag nicht mehr auf hellen Felsen. Eine dunkle Lache hatte sich unter ihm gebildet. Eine Lache, die zunehmend größer wurde und im Mondlicht matt glänzte. „Was zum –“, setzte Joey fassungslos an, doch Seto unterbrach ihn. „Sei still. Verschwende deine Kraft nicht.“ Joey ließ sich zurücksinken. Der Schmerz in seinem Rücken war keine einfache Prellung gewesen. Er hatte sich keine Rippe geprellt. Dartz Messer musste ihn beim Fall diese Wunde zugefügt haben. Als Dartz sich an ihn geklammert hatte oder vielleicht hatte der König sie ihm auch bewusst zugefügt ... Er konnte nicht mehr ganz klar denken. „Typisch“, murmelte Joey und lächelte Seto an, dessen Gesicht irgendwo über seinem schwebte. Er konnte es nicht mehr so genau erkennen. „Nicht einmal anständig retten lassen kann ich mich.“ Er spürte, wie er auf die Seite gedreht wurde, dann nahm der Schmerz mit einem Mal unerträglich zu. Er zischte schmerzerfüllt. „Die Wunde ist tief“, hörte er Isis entfernt neben sich sagen. „Ich fürchte, er hat innere Verletzungen.“ „Du bist Magierin“, erwiderte Seto. „Ich kann keine Wunder vollbringen, Seto.“ Joey wollte ihnen sagen, dass sie über ihn sprachen und dass er mitreden wollte, doch er verschluckte sich an seinen Worten und begann zu husten. Erst, als er seine Hand zurückzog, mit dem er sich den Mund bedeckt hatte, wurde ihm bewusst, dass Mitreden vielleicht gar keinen Sinn mehr hatte. Blut klebte an seiner Handinnenfläche. „Isis.“ Setos Stimme war dicht neben seinem Ohr. Dann wieder weit entfernt. „Seto, ich kann nicht.“ „Drache, wir –“ Eine fremde Stimme. Vertraut. Fremd. Eitel. Pegasus? „Bleibt zurück.“ Joey hatte Seto noch nie fauchen hören. Eindrucksvoll war es schon. „Wir ziehen uns zurück. Ich nehme die Soldaten und König Dartz. Wir werden dich nicht weiter –“ „Verschwindet einfach!“ Eindrucksvoller als bei jeder Katze, die ihn je angefaucht hatte. Ein blaues Licht und es dauerte lange, bis Joey registrierte, dass Seto Feuer gespien hatte. „Lass sie, Seto.“ Isis. Isis Hände an seinem Rücken. Schmerz. Kalt. Ein Knurren. „Oh, wie gerne würde ich sie ... „Nicht jetzt. Seto, er kann nicht mehr lange.“ Ebenso lange dauerte es, bis der Prinz verstand, dass Isis mit er ihn meinte. Er riss die Augen auf. „Nein!“, rief er und wurde augenblicklich von einer erneuten Welle Schmerz und starkem Husten geschüttelt. „Es tut mir leid, Joey. Die Wunde ist zu tief und ich weiß nicht, was für eine Art Messer der König verwendet hat, aber keiner meiner Zauber hilft. Verdammt sei dieser dumme König.“ Isis fluchte. Es musste ernst sein. Er würde es nicht schaffen? Er würde - „Werde ich ...“ Joeys Stimme verklang. „Sterben?“ „Ich weiß es nicht, Joey.“ „Isis.“ Seto dicht neben ihm. Seto. Blut. Sein Blut. Königliches Blut. Seto! „Blut“, sagte er und bemerkte mit wachsendem Entsetzen, dass seine Sicht schwand. Er streckte die Hand aus und berührte etwa Glattes. Drachenschuppen. „Blut.“ „Was meinst -? Nein. Joey!“ Er wurde angestoßen. Einmal. Zweimal. Stärker. „Prinz, sei nicht töricht.“ „Königliches Blut, Seto ...“ „Auf keinen Fall!“ Jetzt wehrte er sich. Das war regelrecht niedlich. Joey verzog den Mund. Er hatte offenbar schon zuviel Blut verloren. „Wenn du es nicht machst, werde ich ... werde ich dich ... heimsuchen ...“ „Sei nicht albern.“ „... heimsuchen!“ „Prinz! Joey!“ „Seto, erfülle ihm den Wunsch.“ „Isis!“ „Dann war es wenigstens nicht umsonst.“ Joey hörte sie nicht mehr. Er spürte, wie er bewusstlos wurde. Oder starb. Den Unterschied konnte er nicht genau ausmachen. Joey bewegte sich nicht mehr. Seto starrte fassungslos auf die leblose Gestalt am Boden, dann ging ein Ruck durch den Drachenkörper. Er gab keinen Laut von sich, doch Isis konnte in Setos Blick erkennen, was in dem Drachen vor sich ging. Sie legte ihm eine Hand auf die zitternden Schuppen. „Du hast seinen Wunsch gehört. Erweise ihm die letzte Ehre, indem du ihn erfüllst.“ Doch Seto hatte sich abgewandt. „Ich werde ihn nicht opfern.“ Isis verengte die Augen. „Dann werde ich es tun.“ Seto knurrte. „Niemand wird ihn opfern!“ „Er hat es sich gewünscht.“ „Er war voller Schmerzen und nicht bei sich!“ „Wenn er stirbt, war sein Tod umsonst!“ Seto richtete sich auf und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Seine Flügel waren bedrohlich gespreizt. „Sein Tod war nicht umsonst!“ Isis schlang die Arme um Joey und hob ihn auf die Arme. Sie besaß nicht nur die Stärke einer Priesterin, sondern auch die einer Magierin. „Du wirst seinen letzten Wunsch akzeptieren müssen.“ Seto öffnete das Maul, drängte das Verlangen, Feuer zu speien jedoch zurück. Er konnte sie nicht aufhalten. Er wollte Mokuba retten, aber ... aber ... Nicht so. Nicht zu diesem Preis. Nicht bei Joeys Leben. Isis legte den Körper auf den Altar. Joey war blass. Sein Atem flach. Nicht lange, dann wäre sein Körper nicht mehr warm. Dann würde alle Wärme aus ihm weiche. Dann wäre es zu spät. Sie griff nach dem Dolch, den sie bei sich trug und begann, die rituellen Worte zu sprechen. Erst als etwas auf ihre Hände tropfte, bemerkte sie, dass sie weinte. Draußen vor dem Tempel erklang ein erneutes Brüllen. Dieses Mal war es nicht gezeichnet von Wut, sondern von Schmerz. Auch Seto hatte erkannt, dass ein Leben nicht gegen ein anderes eintauschbar war. Dass ein Leben keinen Handelswert besaß. Ein Leben war unersetzbar. Und dass es so unersetzbar war, schmerzte. Sein Verlust noch mehr. Der Dolch, den sie über ihren Kopf erhoben hatte, zitterte. Isis zitierte die letzten Zeilen. Ihre Stimme bebte, drohte zu brechen. Vor dem Tempel stand ein Wesen, das in den letzten Jahren gelernt hatte, zu erdulden. Doch es hatte nicht gelernt, zu verlieren. Es hatte nicht gelernt, Verlust zu ertragen. „So seied ihr frei.“ Der Dolch fuhr hinab, als Prinz Joey seinen letzten Atemzug tat. Nachwort(e): Grausam. Ich bin dann mal weg! *Koffer pack* Das letzte Kapitel lade ich heute Abend hoch, also wird es morgen auf jeden Fall online sein = ) Und wer Märchen mag darf sich gerne den One Shot Little Red Riding Hood durchlesen (Ist auch lustiger, versprochen *gg*). Nur so am Rande bemerkt. *Koffer nimmt und auswandert* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)