Everlasting von julien (Ruki x Kai) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Beim Frühstück am nächsten Morgen herrschte drückende Stille. Kai sah ihn nicht einmal an, starrte stattdessen unentwegt in seinen Kaffee, der längst kalt sein musste. Ruki wusste auch nicht so recht, was er sagen sollte. Dass er nicht sauer war, weil Kai ihn geküsst hatte? Dass er es verstand, dass Kai ihn und körperliche Nähe vermisste? Er hatte am Vorabend noch lange nachgedacht. Über das, was Kai gesagt hatte, über ihre Beziehung und darüber, wie Kai sich fühlen musste. Ruki lief ständig vor seiner Nase rum, aber anfassen konnte er ihn nicht. Er verstand, wie schwierig diese Situation nicht nur für ihn, sondern auch für Kai sein musste. Sie mussten die vergangenen drei Jahre praktisch unentwegt zusammen verbracht haben. Als Band waren sie sowieso ständig gemeinsam unterwegs und da sie zusammen wohnten, verbrachten sie auch ihre wenige Freizeit miteinander. Nur weil Ruki durch seinen unglücklichen Unfall sein Gedächtnis verloren hatte, war es nicht fair von ihm zu erwarten, dass sich alle nach ihm richteten. Er sollte versuchen sich nach den anderen zu richten. Schließlich lebte er im „falschen“ Jahr. Zu einer Lösung seines, ihres Problems war er allerdings auch noch nicht gekommen. Vor allem nicht, weil er daran zweifelte, dass die Dinge wieder ihren gewohnten Gang gingen, wenn er sein Gedächtnis zurück hatte. Es würde sicherlich nicht Klick machen und plötzlich stürzte er sich wieder verrückt aus Liebe auf Kai. „Kai? Können wir bitte miteinander reden?“, fragte er schließlich zaghaft, als Angesprochener damit begann, wortlos den Tisch abzuräumen. Ruki hielt ihr eisernes Schweigen nicht mehr aus und besser werden würde es auch nicht, wenn jetzt jeder seines Weges ging. Kai hielt sofort inne und sah Ruki zum ersten Mal an diesem Morgen an. Seine Augen verrieten nicht viel von seinen Gedanken, aber Ruki nahm an, dass ihn ihre ganze Situation von Tag zu Tag mehr mitnahm. Eigentlich war Kai niemand, der die Konfrontation mied. Wenn es Probleme gab, ging er ihnen nie aus dem Weg, sondern versuchte sie so schnell wie möglich zu lösen, aber wahrscheinlich war er gerade selbst an seine eigenen Grenzen gestoßen und konnte einfach nicht mehr. „Worüber möchtest du denn sprechen?“ kam prompt die ausweichende Gegenfrage und schon machte Kai damit weiter, den Tisch abzuräumen, als hätte es den gestrigen Vorfall gar nicht gegeben. Ruki seufzte, stand auf und trat zu Kai, der seine Tätigkeit wieder unterbrach und Ruki aus müden Augen ansah. Zwar hatten sie gerade gezwungenermaßen viel Freizeit, dennoch wirkte Kai unglaublich erschöpft und Ruki wusste, dass es nicht daran lag, dass er auch jetzt noch weiter arbeitete. Nein, er war der Grund für diese Erschöpfung, sein anstrengendes Verhalten und was er damit Kai zumutete. „Falls du das denkst, ich bin nicht sauer auf dich, okay? Kann nicht alles so wie früher zwischen uns sein?“, sagte er vorsichtig und sah Kai von unten herauf an, während seine Finger mit dem Saum seines Pullis spielten. Doch Kais Augen weiteten sich zunächst nur und Ruki wurde schlagartig bewusst, dass das, was er gerade gesagt hatte, komplett falsch rüberkam. „Früher“ war bei ihm vor dem Kuss, doch für Kai war „früher“ natürlich vor seinem Unfall. „Es soll so sein wie früher, Ruki?“, spie der sonst so ruhige und ausgeglichene Kai mit einem Mal wütend und lachte anschließend affektiert auf, während er sich kurz wegdrehte. „Das musst du mir nun wirklich nicht sagen. Du bist doch hier derjenige, der sich verändert hat.“ Ruki machte zwei Schritte rückwärts und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Natürlich hatte Kai Recht, er war derjenige, der sich verändert hatte und Kai nicht das geben konnte, was dieser brauchte. Ein bisschen ungerecht behandelt fühlte er sich dennoch schon, schließlich konnte er für seine momentane Lage auch nichts, aber wirklich sauer war er deswegen nicht und er durfte nicht vergessen, dass er innerhalb weniger Tage nichts besseres zu tun gehabt hatte, um gleich mit der nächsten Frau ins Bett zu hüpfen, anstatt abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden. „Es tut mir leid. So wollte ich das nicht sagen“, begann er sich zu entschuldigen, doch Kai war noch nicht fertig. Seine Augen funkelten gefährlich, seine Stirn lag in Falten und seine Augenbrauen waren zusammen gezogen. Kai war wirklich wütend und das ließ er Ruki auch wissen. „Weißt du eigentlich, wie ich mich fühle? Du trampelst auf meinen Gefühlen rum, du kümmerst dich einen Scheißdreck um mich und was ich denke, du springst mit irgendwelchen Weibern in die Kiste und verhältst dich, als würde ich dir sonst was antun. Hast du eine Ahnung, wie weh das tut? Wie weh es tut so von der Person behandelt zu werden, die man liebt? Ich kann dich ja noch nicht mal in den Arm nehmen, ohne dass du gleich denkst, ich würde dich vergewaltigen wollen oder was auch immer.“ Bei seinen letzten Worten drehte Kai seinen Kopf zur Seite, schloss die Augen und fuhr sich mit einer Hand darüber. Ruki war normalerweise niemand, der bei Streitigkeiten den Kürzeren zog, ohne zuerst mächtig Paroli zu bieten, aber gerade stand er einfach nur da und starrte Kai an, der ihm mittlerweile den Rücken zuwandte und scheinbar weinte, nachdem seine Wut verpufft war, während seine Worte noch in der Luft hingen. Ruki tat schließlich das einzige, was ihm plausibel erschien. Er trat auf Kai zu, stellte sich vor ihn und zog ihn doch in eine Umarmung. Kai kollabierte förmlich in seinen Armen, klammerte sich an ihn und vergrub sein Gesicht an Rukis Hals. Ruki streichelte ihm beruhigend über den Rücken, verhielt sich ansonsten jedoch ruhig. So wie er sich kannte, hätte er sowieso wieder das Falsche gesagt und Kai nur noch mehr verletzt. Ab sofort würde er einfach seine Klappe halten. Er wusste zwar nicht, ob es das Richtige war, Kai jetzt mit körperlicher Nähe zu begegnen, aber er hatte gerade selbst das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen. Als Kai sich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihm löste, war von Tränen nichts mehr zu sehen, seine Augen allerdings strahlten eine Traurigkeit aus, die Ruki wirklich traf. Er hasste sich gerade selbst dafür, dass er Kai so viel Kummer bereitete, aber was sollte er machen? Es gab schließlich keinen Schalter an ihm, mit dem man auf Homosexualität und Gefühle für einen langjährigen Freund umschalten konnte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien“, murmelte Kai betreten. Er ließ Wasser in die Spüle ein und fing damit an, das Geschirr abzuspülen, obwohl sie auch eine Spülmaschine hatten. Ruki konnte es selbst nicht so richtig glauben, aber er nahm zum ersten Mal seit Jahren ein Geschirrhandtuch und fing an, das Geschirr abzutrocken. Kai warf ihm einen verwirrten Blick zwischen seinen Ponyfransen hindurch zu, sagte jedoch nichts und Ruki stellte fest, dass Abtrocknen gar nicht so schlimm war. „Das muss dir nicht leid tun. Wir hätten schon viel früher mal über alles sprechen sollen“, erwiderte Ruki vorsichtig. Bevor er etwas sagte, dachte er zweimal über seine Wortwahl nach, um Kai nicht wieder unbeabsichtigt zu verletzen. „Vielleicht sollten wir uns nochmal zusammen setzen, um richtig zu reden.“ „Ja, vielleicht. Aber es ändert ja trotzdem nichts an der Situation und ich will dich auch nicht unter Druck setzen oder so. Das gestern war ein Ausrutscher. Tut mir leid. Ich war angetrunken und ich hab deine Nähe vermisst. Wenn du willst, ziehe ich ab sofort auf’s Sofa.“ „Nein, das musst du nicht.“ Ruki schüttelte den Kopf und räumte die Teller in einen der Schränke. Kai hatte ihn vielleicht gestern geküsst und zu Anfang der Woche hatte er sich noch ziemlich darüber aufgeregt, dass sie im gleichen Bett schliefen, aber mittlerweile fand er nichts schlimmes mehr dabei. Er wusste genau, dass Kai nie etwas machen würde, was er nicht wollte. Sein schlechtes Gewissen allerdings wuchs noch mehr, als er hörte, dass Kai seine Nähe vermisste. Er war doch wirklich ein Arschloch, wie er hier praktisch vor Kais Nase herumturnte, ihn aber nicht an sich ranließ. Da musste doch jeder Mensch früher oder später verrückt werden. Den Nachmittag verbrachten sie gemeinsam mit Koron im Park. Während der kleine Hund über die Wiesen sprang, unterhielten sie sich ein wenig. Kai, der Ruki natürlich bei seiner Therapie unterstützen wollte, erzählte ihm einige Episoden aus den letzten Jahren. Bandkram wohl gemerkt. Aus ihrem Privatleben drang kaum ein Wort über seine Lippen, aber es gab sowieso genug zu erzählen, was die Band so getrieben hatte. Nicht selten musste Ruki auflachen oder den Kopf schütteln, wie beispielsweise über die verkorkste Europatour, auf der er sich pausenlos über den schlechten Reis (oder dessen Nicht-Vorhandensein) beschwert hatte. Manchmal war er wirklich eine Diva. Natürlich freute er sich auch zu hören, dass die Band richtig erfolgreich war, die Konzerte innerhalb von Minuten ausverkauft wurden und sie gefragter waren denn je. In seinem Berufsleben schien es ganz gut zu laufen und hatte er nicht immer davon geträumt, von der Musik leben zu können? Die Tage, bzw. Nächte, in denen er in Supermärkten jobben musste oder die verdreckten Clubs putzte, in denen er lieber mit seiner Band auftreten wollte, schien er endgültig hinter sich gelassen haben und etwas besseres konnte er sich eigentlich gar nicht vorstellen. „Sag mal“, fing er schließlich zögerlich an, weil ihm da noch etwas in der Seele brannte, das er wissen wollte. Allerdings war es ein recht delikates Thema, sprach es doch wieder ihre Beziehung an und er wusste nicht, wie Kai reagieren würde, wenn er es wieder zur Sprache brachte, wo es doch für so viel Konflikte zwischen ihnen sorgte . „Du und ich. Wie ist das gekommen?“ Kai sah zu ihm rüber und lächelte ihn zu seiner Erleichterung an, ehe er wieder nach vorne schaute und scheinbar kurz in Erinnerungen versank. Erinnerungen und Bilder, die Ruki auch gerne vor seinem geistigen Auge sehen wollte. „Tja, um ehrlich zu sein kann ich da gar keinen bestimmten Punkt festmachen oder so“, erklärte Kai nach einer Weile. „Irgendwann haben wir einfach immer mehr Zeit miteinander verbracht. Im Studio, wenn die anderen schon zuhause waren, nach Konzerten im Hotel, an unsren freien Wochenende. Wie das eben manchmal so ist, wenn man viel Zeit miteinander verbringt und plötzlich feststellt, dass der andere einem mehr bedeutet, ohne dass man eigentlich gemerkt hat, wie es dazu gekommen ist.“ Ruki rutschte ein wenig unruhig auf der ungemütlichen Bank hin und her. Sie hatten also mehr Zeit miteinander verbracht. Er musste unweigerlich wieder daran denken, dass sie zusammen im Kino gewesen waren und „Brokeback Mountain“ angeschaut hatten. Das war ihm etwas unangenehm gewesen, denn er hatte gleich Angst gehabt, dass die anderen Kinozuschauer ihn und Kai für ein schwules Pärchen hielten. Auch wenn er äußerlich immer so cool und lässig tat, innerlich war er nicht ganz so stark und durchaus angreifbar. Meist versteckte er das hinter seinem Ego – so wie die ganzen Tage seit seinem Unfall bis hin zu dem Abend mit dem großen Knall. Es wunderte ihn fast selbst ein bisschen, dass sich sein Ego momentan ganz weit weg versteckte und sich nicht ans Tageslicht traute, aber eigentlich war er ganz froh darüber. Vielleicht konnte er so mehr retten. „Und…das ging so einfach? Ich meine, waren wir *peng* auf einmal zusammen? Ich meine das jetzt nicht böse, aber ich kann es mir grad nicht so richtig vorstellen, weil ich vorher noch nie was mit einem Mann gehabt habe“, fragte er weiter nach. Die Unsicherheit war verflogen. Es interessierte ihn ziemlich, ob er sich sofort auf Kai eingelassen hatte oder ob er sich dagegen gesträubt hatte, wie er es jetzt wohl tun würde bzw. tat. „Naja, ganz unkompliziert war es nicht. Nachdem wir uns das erste Mal geküsst haben, haben wir am nächsten Tag auch so getan, als wäre nichts passiert und sind uns aus dem Weg gegangen. Aber irgendwann ist es halt wieder passiert. Wie in einem schlechten Film.“ Kai lachte leise auf und sah wieder zu Ruki rüber, dessen Körpertemperatur um gefühlte 10 Grad zugenommen hatte. Kai so zu küssen, wie er Frauen küsste, das war…seltsam? Zumindest kam ihm das jetzt so vor, aber wahrscheinlich redete ihm sein Unterbewusstsein da etwas ein. Einen Mann zu küssen konnte im Prinzip doch nicht viel anders sein, als eine Frau zu küssen. Anatomische Unterschiede gab es dabei schließlich nicht wirklich. Vielleicht sollte er sich einfach nochmal richtig küssen lassen? Die Augen dabei schließen und sich einfach nur auf das Gefühl konzentrieren? Vielleicht würde er dann auch etwas fühlen? „Aber ja, du hast dich anfangs schon etwas quer gestellt, falls du das wissen willst. Keine gemeinsamen Nächte, kein zusammen gesehen werden in der Öffentlichkeit. Im Beisammensein der anderen hast du mich derart ignoriert, dass bald doch aufgefallen ist, dass zwischen uns etwas anders ist. Aber eigentlich warst du niedlich.“ Kai lachte leise und vergrub seine Hände in den Jackentaschen. Ruki wusste nicht, was er darauf sagen sollte, denn er war ganz sicher nicht niedlich, also brummte er zur Antwort nur ein „Aha“ und versank wieder in seinen eigenen Gedanken. Er fragte sich plötzlich, ob sich die Vergangenheit nicht automatisch wiederholen würde, jetzt wo er so viel Zeit mit Kai verbrachte. Würde er sich dann auch wieder in ihn verlieben? Klar, er mochte Kai (aber wer tat das nicht?) und rein objektiv gesehen würde er auch sagen, dass Kai attraktiv war, aber reichte so was, damit ER sich verliebte? Nun ja, scheinbar hatte es schon mal gereicht und zumindest abstoßend hatte er den gestrigen Kuss auch nicht gefunden. Er hatte sich aus Prinzip nicht darauf eingelassen, weil in seinem Kopf noch immer die „Männer küsst man nicht“-Einstellung verankert war. Dennoch musste er ständig an Kais Worte vom Vorabend denken. Eigentlich wollte er ihm Recht geben, Gefühle vergaß man nicht einfach. Was das für ihn bedeutete, wusste er allerdings nicht. ---- Um ehrlich zu sein, weiß ich grad gar nicht, wie es mit der Geschichte weitergeht (im Sinne von wann ich sie schreiben kann), da ich jetzt demnächst mein Examen mache und dafür einfach lernen lernen lernen muss/will, und mir außerdem ein wenig die Motivation für diese Geschichte fehlt, obwohl ich eigentlich weiß, was hier alles noch geschehen soll. Beenden will ich sie aber auf jeden Fall, es könnte halt nur etwas dauern. 3 Kapitel hab ich noch an Vorrat, danach muss ich mal schauen, wie es klappt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)