Everlasting von julien (Ruki x Kai) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Ruki wachte mit Kopfschmerzen auf, drehte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht im Kopfkissen, damit ihn die ins Zimmer fallenden Sonnenstrahlen nicht blenden konnten. Vor seinem geistigen Auge sah er das Päckchen mit seinen Schmerzmitteln zuhause im Bad auf der Ablage liegen und verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass er sie nicht eingesteckt hatte, als er gestern Morgen mit Kai in die Company gefahren war. Dabei hätte er doch absehen können, dass er die Nacht wieder auswärts verbringen würde. Nichts anderes hatte er vorgehabt. Es half alles nichts, er musste nach Hause, obwohl er nichts dagegen gehabt hätte, noch etwas Zeit mit Hitomi zu verbringen, die neben ihm lag und friedlich schlief. Ruki richtete sich auf, schirmte seine Augen mit einer Hand vor der Sonne ab und ließ seinen Blick über den nackten Körper neben sich schweifen. Ein bisschen angetan hatte ihm es die Kleine auf jeden Fall, sie schien ihm immer alle Wünsche von den Augen abzulesen… und zu erfüllen. Ruki grinste und streichelte sanft über ihren nackten Rücken, löste sich schließlich von dem verlockenden Anblick und begann sich anzuziehen, doch gerade wenn er darüber nachdachte, dass zuhause Kai auf ihn wartete und keine Hitomi, wollte er doch lieber hier bleiben. Mit einem Kuss auf ihr rechtes Schulterblatt verabschiedete er sich leise und nahm sich vor, sie morgen wieder anzurufen. Heute war er ja mit Reita verabredet. Im Treppenhaus rief er sich ein Taxi, rauchte draußen seine erste Zigarette und war gerade damit fertig, als das Taxi vorfuhr. Ob Kai wohl wieder gleich vor ihm stehen würde, wenn er nach Hause kam? Darauf konnte Ruki eigentlich verzichten, obwohl er doch hoffte, dass Kai ihm wieder beim Haare waschen helfen konnte. Alleine bekam er es ja doch nicht hin. Kaffee wäre außerdem nicht schlecht und anschließend würde Ruki sich noch etwas hinlegen. Er musste dringen Schlaf nachholen, wenn er heute Abend nicht schon vor Reita schlapp machen wollte. Als Hitomi und er letzte Nacht ihre Bartour beendet hatten, war es auch schon wieder Morgen gewesen. Ruki hatte Glück, denn Kai war zuhause und saß mal wieder hinter seinem Computer. Ein bisschen komisch fand er es schon, dass Kai so viel arbeitete, obwohl sie doch eigentlich frei hatten, dann wiederum war es ihm recht egal, weil man als Musiker ja sowieso den Kopf nicht einfach abschalten konnte. Ruki arbeitete auch ständig an neuen Texten, wenn er eigentlich frei hatte und da Kai sein Drumset schlecht mit sich rumschleppen konnte, blieb ihm nur der Papierkram übrig bzw. all das, was sich vom PC aus erledigen ließ. „Hey“, begrüßte ihn Kai und schaute kaum von seinem Computer auf, der ein bläuliches Licht auf sein Gesicht warf. „Manager-san war nicht begeistert von deinem Blogeintrag.“ „Wieso nicht?“, wollte Ruki im Gegenzug wissen. Er hatte gestern, noch bevor er sich mit Hitomi getroffen hatte, seinen Blog aktualisiert, wie es von ihm während der Besprechung gewünscht worden war. Allerdings war ihm jetzt auch klar, wieso der Manager gestern mehrmals versucht hatte, bei ihm anzurufen. Er war nur nicht ran gegangen, weil er befürchtet hatte, dass es wieder um die Therapie ging, die man ihm aufschwatzen wollte. „Du hättest nicht schreiben dürfen, dass du unter Amnesie leidest. Jetzt weiß die ganze Welt davon“, erklärte Kai seufzend, nahm seine Tasse und stand auf, um sich in der Küche neuen Kaffee zu holen. Ruki folgte ihm und bediente sich ebenfalls am Kaffee. „Wieso nicht? Da ist doch nichts dabei. Es ist ja nicht so, als könnte ich mich an gar nichts erinnern“, gab er schulterzuckend zurück und verstand dabei wirklich nicht, was daran so falsch war. Er war doch nur ehrlich gewesen. „Ja, aber jetzt machen sich die Fans doch noch mehr Sorgen und denken, dass du nicht mehr der Alte bist. Geh halt deine Kommentare lesen.“ „Das ist doch Schwachsinn! Natürlich bin ich der Alte! Mehr als zuvor.“ „Jedenfalls ist Manager-san sauer und in diversen Zeitungen stand es wohl auch schon drin.“ „Na und? Ist doch gute Promo“, erwiderte Ruki lapidar, stellte seine Tasse ab und streckte sich. „Aber ich kann ja noch einen Eintrag schreiben und versichern, dass wirklich alles in Ordnung ist, okay?“, fügte er versöhnlich hinzu, denn angesichts seiner gesundheitlichen Situation brauchte er nicht noch mehr Stress. Sein Leben war bereits Chaos genug. „Sag mal, kannst du mir gleich wieder beim Haare waschen helfen, Kai-chan?“, wandte er sich freundlich an Kai, als der zu seiner Arbeit zurückkehren wollte. Der Drummer machte auf dem Absatz kehrt und schaute Ruki kurz mit schief gelegtem Kopf skeptisch an, nickte dann jedoch. „Okay, gib mir 10 Minuten, dann bin ich mit meinem Kram fertig und in der Zwischenzeit kannst du ja deinen Blogeintrag schreiben.“ „Jawohl, Leader-sama!“ Ruki grinste und salutierte, holte sich erst seine Schmerztabletten und schüttete gleich zwei davon mit einem Glas Wasser herunter, schrieb den Blogeintrag und sprang anschließend schnell unter die Dusche, bevor Kai ihm mit den Haaren helfen würde. Erfrischt und fast wieder schmerzfrei, da die Tabletten langsam begannen zu wirken, stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab und wickelte sich sein Handtuch um die Hüften, während er sich noch schnell rasierte und dann Kai herrief. Es lief genauso ab wie beim letzten Mal, erst hockte er sich vor die Wanne und ließ sich den vorderen Teil seines Kopfes waschen. Kai war extrem vorsichtig, immer darauf bedacht, dass weder Shampoo noch Wasser in die sich gerade schließende Wunde kamen. Seine Berührungen waren sanft, hatten fast schon etwas zärtliches, was Ruki dennoch über sich ergehen ließ. Erst als er spürte, wie Kais Finger langsam sein Schulterblatt und seinen Rücken entlangfuhren, war es doch zu viel für ihn. „Fertig?“, fragte er fast schon ruppig und entwandte sich der Berührung, indem er aufstand. Kai schaute ihn nur stumm an, nickte dann aber und setzte sich auf die geschlossene Toilette, während Ruki kurz seine nassen Haare frottierte. Anschließend wollte er in die Wanne steigen, merkte jedoch, dass er immer noch sein Handtuch um die Hüften gewickelt hatte und logischerweise nichts drunter trug. Kai schien sein Zögern zu bemerken und trippelte ungeduldig mit seinem Fuß auf dem Boden herum, verdrehte schließlich die Augen. „Also Ruki, jetzt stell dich nicht so an. Ich hab dich nun wirklich schon oft genug nackt gesehen. Und nicht nur gesehen“, sagte er schließlich genervt und schaffte es tatsächlich, dass das Blut kochend heiß in Rukis Kopf schoss, was die ganze Situation noch peinlicher für ihn machte. Was musste Kai ihn denn auch daran erinnern, dass sie mal ein Sexleben gehabt hatten? Er und Kai und Sex? Ugh! Das war wirklich unvorstellbar! „Fein“, brummte er, stieg in die Wanne und riss sich das Handtuch runter, als würde es ihm gar nichts ausmachen, jetzt komplett nackt vor Kai zu stehen. „Zufrieden?“ Sogleich bereute er diese Frage jedoch, denn Kai musterte ihn tatsächlich von oben bis unten, verzog jedoch keine Mine und sagte kein Wort, was Ruki nur noch mehr verunsicherte. Kai war plötzlich komisch. Konnte er ihn nicht wenigstens dümmlich angrinsen, wie jeder Mann es tun würde, wenn das Objekt seiner Begierde nackt vor ihm stand? Das war immer noch besser als so ausdruckslos angestarrt zu werden. Er setzte sich schließlich und ließ sich den Rest seiner Haare waschen, wobei keiner der beiden ein Wort sagte. Ruki war froh, als Kai endlich fertig war, schnappte sich sein Handtuch, um sich vorsichtig den Rest seiner Haare zu trocknen und lief nackt an Kai vorbei ins Schlafzimmer, um sich dort anzuziehen. Während er noch über Kais Verhalten grübelnd vor seinem Schrank stand, fiel ihm ein, dass er ja sowieso noch etwas schlafen wollte. Er schnappte sich also nur frische Shorts, zog sie über und entschied, dass er kein Shirt brauchte, weil Kai jetzt nicht neben ihm schlafen würde und er so vor unbeabsichtigten Berührungen sicher war. Als er sich jedoch zum Bett umdrehen und reinhüpfen wollte, blieb sein Blick auf halbem Wege an seinem eigenen Spiegelbild kleben. Fuck! Über seinen Rücken zogen sich klischeehaft einige rote Striemen, die ihm bisher nicht aufgefallen waren, jetzt aber, nachdem er sie entdeckt hatte, auf magische Weise zu brennen begannen. Das war aber noch nicht mal das schlimme an der Sache, Kriegsverletzungen dieser Art hatten absolut etwas für sich, wenn man darauf stand. Leider waren sie auch verdammt verräterisch und Kai war sicher nicht blind oder blöd oder hatte nur ganz zufällig vorhin über genau diese Stelle gestreichelt. Ruki bekam eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte, wie sanft und vorsichtig diese Berührung gewesen war, obwohl er eigentlich das Gegenteil verdient hätte. Gerade wünschte er sich eher, dass Kai ihn angeschrien oder seinetwegen auch geschlagen hätte, anstatt jetzt zu tun, als wäre nichts geschehen. Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, versuchte seinen Puls und sein rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Dass Kai auf diese Art und Weise davon erfuhr, hatte er nicht gewollt, aber ändern konnte er diesen Umstand jetzt auch nicht mehr. Vielleicht sollte er mit ihm reden, ihm erklären, dass sie einfach nicht mehr zusammen sein konnten, aber dazu fehlten ihm plötzlich die Eier. Von seiner momentanen Position aus konnte er ins Wohnzimmer sehen, wo Kai wie gehabt an seinem Computer saß, aber wenn er verletzt oder wütend war, so spiegelte sich dies nicht in seinem Gesicht wider. Leise schloss Ruki die Tür, legte sich ins Bett und kaum dass sein Kopf das Kissen traf, fielen seine Augen schon zu. Bevor er Ruhe fand, gingen ihm Kai und sein eigenes Verhalten nicht aus den Gedanken. * Ruki wusste überhaupt nicht, wie er Kai einzuschätzen hatte. Er hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie ihre Beziehung eigentlich aussah, ob sie glücklich waren, ob sie viel stritten, ob sie über Probleme sprachen. Gerade schien Kai einfach nur einzustecken und seinen Ärger runterzuschlucken. Seit Tagen schon. Als Ruki einige Stunden später aufgestanden war, war er gewohnt freundlich gewesen und hatte ihm sogar etwas zu Essen gemacht, während Ruki sich immer noch den Kopf darüber zerbrach, was in dem Drummer vorging und ob er irgendwann auch explodieren würde. Eigentlich konnte ihm das egal sein, auf wundersame Weise war es ihm das aber nicht. Gleichzeitig wünschte er sich immer noch, dass Kai etwas sagen oder zumindest eine Andeutung machen würde, damit sie drüber sprechen konnten, denn Ruki bekam den Mund nicht auf, was schon irgendwie ironisch war. Sonst hatte er doch auch ein schnelles Mundwerk und sprach ohne Rücksicht auf Verluste (und oftmals Gefühle) aus, was er gerade dachte und was ihn störte. Aber jetzt, wo er eindeutig derjenige war, der Mist gebaut hatte, konnte er sich einfach nicht überwinden und Klartext sprechen. Stattdessen war er übertrieben freundlich zu Kai, weswegen er sich noch falscher vorkam. Sein schlechtes Gewissen trieb ihn sogar soweit, dass er sein Geschirr selbst in die Spülmaschine räumte und anschließend den kleinen Tisch in der Küche abwischte. Im Wohnzimmer holte er seinen Laptop aus dem Ruhezustand und starrte mal wieder den Ordner mit den Fotos von Kai und ihm an. Als er heute Morgen den Blogeintrag geschrieben hatte, hatte er noch vorgehabt, die Bilder zu löschen, aber jetzt war er sich nicht mehr sicher. So seltsam es auch war, langsam ging in seinen Kopf rein, dass Kai ihm „im richten Leben“, in dem er nicht an Amnesie litt, vielleicht wirklich etwas bedeutete. Die Fotos bewiesen es im Grunde genommen doch. Plötzlich erschien ihm der Gedanke, mit einem Therapeuten zu sprechen, doch nicht mehr so falsch. Der konnte ihm doch sicher dabei helfen, sein Leben und vor allem seine Gefühle von 2006 und 2009 in Einklang zu bringen. Ruki war zwar jetzt immer noch nicht auf eine Beziehung mit Kai scharf, in zwei Wochen konnte das jedoch ganz anders aussehen. Selbst Reita hatte ja Andeutungen in diese Richtung gemacht und wenn Reita schon mit ihm über solchen gefühlsduseligen Kram sprach, musste schon was dran sein. Er seufzte, weil er nicht wirklich wusste, was er machen sollte, aber vielleicht brachte der Psychologe ja doch Licht in sein Dunkel. „Kai? Hat Manager-san auch irgendwas wegen der Therapie gesagt als er angerufen hat?“, wandte er sich letztlich an Kai, der zunächst überrascht aufsah und eine Augenbraue nach oben zog. „Ich dachte, du willst keine Therapie machen.“ „Wollte ich auch nicht, aber ich hab nachgedacht und ich glaube, dass ich das doch nicht alleine hinkriege. Es ist halt doch vieles anders irgendwie“, erklärte er vorsichtig und war sich nicht sicher, ob er die richtigen Worte gewählt hatte, denn Kai sah mit einem Mal niedergeschlagen aus. „Okay.“ Kai nickte und deutete Ruki an, zu ihm zu kommen, damit er ihm etwas zeigen konnte. „Er hat mir ein paar Adressen geschickt, für den Fall, dass du dich doch noch umentscheidest. Die obersten beiden hier sind ausschließlich auf Patienten mit Gedächtnisverlust spezialisiert. Am besten rufst du gleich mal an und fragst, wie es mit Terminen aussieht“, schlug er vor. Ruki studierte die Email auf Kais Bildschirm und schluckte, weil ihm nun doch ein wenig unwohl beim Gedanken daran wurde, sich mit einem Psychologen auseinander setzen zu müssen. Er war ja nicht verrückt, bei ihm war nur etwas durcheinander geraten, was hoffentlich bald wieder in Ordnung kam. „Kannst… kannst du vielleicht anrufen? Mir ist das irgendwie unangenehm“, bat er Kai leise, welcher sogleich nickte und nach seinem Handy griff. „Okay, mache ich. Irgendwelche zeitlichen Wünsche?“ „Nein, also… du weißt ja sicher am besten, wie mein Terminplan aussieht.“ Wenige Minuten später hielt Ruki einen kleinen blauen Zettel in den Händen, auf dem Kai eine Adresse und einen Termin notiert hatte. „Das ist praktisch ein Vorgespräch“, erklärte er, „alles Weitere kannst du dann selbst ausmachen. Manager-san hat gesagt, dass seine Therapie vorgeht, also leg dir alles so, wie du meinst, dass es für dich am besten ist.“ „Danke“, murmelte Ruki, notierte sich alles in seinem Handy und steckte den Zettel in seine Hosentasche. Zu diesem Zeitpunkt war Ruki wirklich davon überzeugt, dass er sich ab sofort zusammen reißen würde, bis sein Geist wieder im richten Jahr ankam. Aber Ruki wäre nicht Ruki gewesen, wenn ihn nicht kurz darauf wieder einer seiner üblichen und regelmäßig auftretenden Egotrips ereilt hätte, der ihn alle seine guten Vorsätze vergessen ließ und natürlich alles nur noch schlimmer machte, was er ohnehin schon verbockt hatte. * Er und Reita hatten sich im zur Zeit angesagtesten Club der Stadt verabredet. Als sie dort ankamen, war es schon recht voll, dennoch schaffte es Reita, dass ihnen eine kleine, gemütliche Sitzecke zur Verfügung gestellt wurde, wo beiden auch das Rauchen gestattet war – ein Etablissement ganz nach Rukis Geschmack, nachdem er in den letzten Tagen seine viele ungewollte Freizeit mit übermäßigem Nikotinkonsum verbracht hatte. Da sie etwas abgelegen von der Tanzfläche saßen, war es ihnen hier möglich sich zu unterhalten, ohne gleich zu schreien. Nachdem Ruki seinen Cassis Orange getrunken hatte, war er bester Laune und überlegte, ob er nicht etwas tanzen gehen sollte. Ein wenig juckte es ihm in den Beinen, denn obwohl er Tanzen nicht so richtig männlich fand und es bei Konzerten auch nur wegen der Show tat, mochte er es ab und zu doch ganz gerne. Bevor er sein Vorhaben jedoch in die Tat umsetzen konnte, gesellten sich zwei, drei Mädchen zu ihnen und schon war die Tanzfläche vergessen. Reita wollte sie fortschicken, aber Ruki setzte sich dafür ein, dass sie blieben, denn er war der Ansicht, dass gegen etwas Gesellschaft nichts einzuwenden war. Vor allem nicht gegen solch attraktive Gesellschaft und Platz genug hatten sie sowieso. Schnell war er in ein lebhaftes Gespräch verwickelt und merkte zunächst gar nicht, dass Uruha und Kai kurze Zeit später ebenfalls zu ihnen stießen. „Oh, hey, was macht ihr denn hier?“, fragte er verwundert, als er beim Kellner gutgelaunt eine neue Bestellung (Champagner für alle!) aufgeben wollte und sich deswegen in die Richtung seiner Freunde gedreht hatte. „Ich dachte, ich frag die anderen auch, ob sie kommen wollen. Wir haben so lange nichts mehr zusammen unternommen“, erklärte Reita und Ruki fragte sich sofort, wieso der Bassist ihm dieses kleine Detail bisher verschwiegen hatte, obwohl ja eigentlich nichts dabei war, wenn der Rest der Band den Abend mit ihnen verbrachte. Wahrscheinlich war es ein Komplott gegen ihn gewesen, da man ihn mit Kai verkuppeln wollte. Blöd nur, dass Ruki sich nicht verkuppeln ließ! „Und wo ist dann Aoi?“, war seine skeptisch genervte Frage, denn tatsächlich fehlte der andere Gitarrist noch. „Hat vor ner halben Stunde abgesagt“, klärte Uruha den Rest der Runde auf und nippte an seinem Weinglas. Ruki sah kurz zu Kai, der wie Reita ein Glas Bier trank, und die gelbliche Flüssigkeit scheinbar furchtbar interessant fand. Anders konnte sich Ruki nicht erklären, wieso er derart in sein Glas starrte und nicht an der Unterhaltung teilnahm. Hätte er nicht einfach zuhause bleiben können, wenn ihm der Sinn nach Ausgehen gar nicht stand? Ruki wollte heute Spaß haben, sich amüsieren, aber wie sollte er das bitte, wenn jemand mit so einem Gesicht bei ihm saß? Reita war bisher auch eher langweilig gewesen. Vielleicht hätte er sich doch mit Uruha verabreden sollen. Der wusste wenigstens, wie man ordentlich feierte, auch wenn die Nacht dann meist im Delirium endete. Ruki jedenfalls genoss den Abend in vollen Zügen, ohne auf die anderen Trauerminen zu achten. Ein Gläschen Champagner gönnte er sich noch, ließ sich später von einer der jungen Frauen bereitwillig auf die Tanzfläche ziehen und als diese sich beim Tanzen an ihn presste, hatte er auch nichts dagegen. Im Gegenteil! Der Vorsatz, sich zusammen zu reißen, war längst vergessen und so ließ er sich nur zu gerne in einen feurigen Kuss verwickeln. Aneinander geklebt stolperten sie zurück zur kleinen Sitzgruppe und ließen sich auf einen Sessel fallen, wobei das Mädchen, dessen Namen Ruki nicht mal kannte (oder schon wieder vergessen hatte) schon wieder vollen Körpereinsatz zeigte. Irgendwo in seinen hinteren Gehirnwindungen hörte Ruki Reitas Stimme, aber da er die Augen geschlossen hatte und sowieso beschäftigt war, reagierte er nicht darauf. „Hey Ruki, HEY!“ Erst als Reita lauter wurde, fast schon brüllte und an seiner Schulter rüttelte, löste sich Ruki von dem Mädchen und schaute genervt auf. „Was?“, fauchte er den Bassisten an, der so aussah, als wäre er ziemlich sauer, was Ruki wiederum wütend machte, denn Reita hatte kein Recht, sich in seine Angelegenheiten einzumischen oder diese gar zu beurteilen. „Was soll das, Ruki? Kannst du deinen Schwanz nicht mal zwei Wochen bei dir behalten? Kai sitzt praktisch neben dir!“ „Na und? Er hat doch eh schon mitbekommen, dass zwischen uns nichts mehr läuft und ich schon jemand anderes habe.“ „Du bist doch echt ein Idiot. Kannst du dich nicht mal zusammen reißen? Musst du innerhalb von drei Tagen alles kaputt machen, was du dir in drei Jahren aufgebaut hast?“, sagte Reita mit so viel Verachtung in der Stimme, dass Ruki innerlich regelrecht zu kochen anfing. Ein wenig unsanft scheuchte er das Mädchen von seinem Schoß und stand auf, um Reita besser entgegen zu treten. Dank der Absätze seiner Schuhe waren sie fast auf gleicher Höhe. Er war kurz vor dem Explodieren. „Lass gut sein, Reita“, mischte sich dann jedoch Kai ruhig in die Auseinandersetzung mit ein, nachdem er zu den beiden getreten war. „Ich geh einfach. Lass Ruki doch machen. Er lässt sich sowieso nichts sagen. Du kennst ihn doch.“ Er sah Ruki kurz kalt an, nahm seine Jacke vom Sofa und lief an ihm vorbei, ohne ihn noch einmal anzuschauen. „Warte, Kai!“ Reita lief dem Drummer hinterher und hielt ihm am Arm fest. „Ja, warte, Kai“, äffte Ruki Reita hämisch nach, „nimm dir doch eine von den Weibern hier mit und lass es dir mal von ihr besorgen. Vielleicht kommst du ja auch wieder auf den Geschmack.“ „Fick dich!“ Kai starrte Ruki jetzt geradeaus an und obwohl Ruki den Hass in seinem Blick erkannte, fühlte er nur Genugtuung. „Das hättest du wohl gerne!“, erwiderte er herablassend, „aber bekommen wirst du’s nie. Scheinst ja eh nicht besonders toll gewesen zu sein, wenn ich mich nicht mal mehr dran erinnern kann.“ ----- BAM. Öhm...ja, das war Ruki, wie er leibt und lebt. Und so als allgemeinen Tipp: der Storyname hat schon was zu bedeuten ;) Ich hoffe, ihre hattet alle schöne Weihnachten :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)