Fragmente von SamAzo (One Shot Sammlung) ================================================================================ Sorge ----- Radau im Kopf. Anders kann man das einfach nicht erklären. Wieso bekomme ich das alles nicht weg? Ich schaffte es einfach nicht die Stimmen auszublenden. Sie sind so laut. So einnehmend, das nichts anderes mehr durchdringt. Ich halte mir die Ohren zu und versuche mich auf etwas ruhiges zu konzentrieren. Dabei erkläre ich mir selber, worauf ich mich konzentrieren will. Eine Bergspitze. Nur ich, der Wind und die Wolken. Ein einsamer Strand. Das Rauschen der Brandung als Gegengeräusch zu dem in meinem Kopf. Keine Änderung. Alles wird nur schlimmer und schlimmer. Ich brauche meine Tabletten. Vielleicht hilft es, wenn ich noch eine nehme. Oder zwei... drei... Egal wieviele! Als ich mich aufrichte dreht sich alles. Mir wird schlecht. Auch mein Kreislauf hat sich gegen mich verschworen. Diese Momente hasse ich. Ich habe nichts falsch gemacht und trotzdem passiert es hin und wieder. Wird mit jedem Mal schlimmer... Warum kann mir keiner sagen und immer nur gibt es halbherzige Erklärungsversuche, die mir nicht im geringsten helfen. Immer stärkere Kopfschmerzen. Ich will das nicht! Ich will das nicht... Endlich schaffe ich es bis ins Badezimmer. Mit zittrigen Fingern greife ich nach dem Griff des Spiegelschrankes, doch noch bevor ich ihn öffnen kann, halte ich inne. Wer ist das? Das dort vor mir ist ein Spiegel. Ich sollte mein Spiegelbild sehen, aber das bin ich nicht. Ich kenne diese Person nicht, aber sie tut genau das, was ich auch tue. Heftig mit dem Kopf schütteln, die Hände in den Haaren und zurückweichend, bis die geschlossene Tür den weiteren Rückzug vereitelt. „Wer bist du?“, schreie ich den Spiegel an. „Was hast du hier verloren?“ Nur das widerhallen meiner eigenen Stimme bekomme ich als Antwort. Plus die vielen leisen und lauten Stimmen in meinem Kopf, die mir sagen wollen, das sie es sind... Ich es bin... Es ein Fremder ist, der mir etwas antun will... Das es ein Freund ist... Ein Feind... Ich muss mich übergeben, aber das Klo schnappt nach mir. ... Schweißbedeckt wachte er auf und strich sich über die Stirn um zu schauen, ob es wirklich Schweiß oder doch bereits Blut war, was er da spürte. Hätte er einen Herzschlag, würde der wohl gerade rasen. Doch da war nichts. Sein Körper lag still in seinem Bett, geweckt von den Bildern die er geträumt hatte. Nur ein Traum! Albtraum... Doch je mehr Quint ins hier und jetzt zurückkehrte, umso lauter wurde wieder das, was er schon im Traum gehört hatte. Leise Stimmen, die aber nicht in seinem Kopf waren. Miles träumte... und zitterte. Er gab sogar hin und wieder leise jammernde Geräusche von sich. Es war sein Traum, den Quint eben miterlebt hatte. Der Vampir konnte nicht anders und drehte sich zu dem jungen Mann. Er konzentrierte sich auf die Bilder, die verwirrten Gedanken und Stimmen in dem Kopf des Jüngeren. Es war vermutlich nicht richtig, das zu tun. Aber Miles so zu sehen, tat ihm in der Seele weh. Wenn er denn eine hatte. Da gab es ja widersprüchliche Angaben zu. Gedanken dieser Art rutschten aber schnell in den Hintergrund, als Miles blinzelte und Quint ansah. Er hatte Tränen in den Augen, wie der Vampir jetzt erst bemerkte, und rutschte sofort näher an den Untoten heran um die Arme um ihn zu legen und sich feste an ihn zu drücken. Dafür gab es zwei Gründe. Zum einen war es Dank. Zum anderen das Bedürfnis nach Halt. Quint zögerte ein wenig, legte dann aber auch einen Arm um den Jüngeren und hörte dabei zu, wie dieser jetzt erst recht anfing zu schluchzen. Von solchen Träumen hatte er ihm schon erzählt, aber bis zum heutigen Tag, hatte er es noch nie mitbekommen. Einen Traum als seinen eigenen hatte er auch noch nicht sehr oft erlebt. Schon gar nicht, wenn es so etwas beängstigendes war. So musste es sich anfühlen, wenn man den Verstand verlor. Oder so stellte er es sich zumindest vor. Das musste ein Horrortrip für Miles sein. Quint strich beruhigend langsam durch die leicht feuchten Haare. „Wie lange träumst du das schon?“ Er bekam nicht sofort eine Antwort. Wollte er aber auch gar nicht. Erst einmal sollte sich Miles beruhigen. Das war vor allem dafür wichtig, das die Bilder nicht weiter auf ihn eindrangen, sobald Quint aufhörte sich einzumischen. „Seit... einiger Zeit“, hörte er dann, ganz leise nur, die Stimme des jungen Mannes. „Es wird... immer... immer öfter und ... schlimmer.“ Jetzt legte er auch den anderen Arm um Miles, der sich auch direkt weiter ankuschelte. Miles brauchte die Nähe. Warum verstand Quint nicht wirklich, aber das es so war, stand inzwischen einfach fest. So lagen sie lange und schwiegen, bis Miles sich wirklich irgendwann ganz beruhigt hatte und kurzzeitig schon wieder weggedöst war. Doch es gab etwas, das ihn wieder weckte. Etwas wichtiges, das er unbedingt loswerden musste. „Quint, wenn es jemals wirklich so werden sollte, kannst du dann... kannst du...“ Quint wusste, jetzt schon, um was Miles bitten wollte, doch ob er es könnte, das wusste er nicht. „Lass es nicht soweit kommen, bitte“, bat der junge Mann leise. Der Vampir nickte und streichelte wieder beruhigend über Miles' Rücken. „Keine Sorge, ich werde tun, was nötig ist. Aber jetzt... schlaf weiter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)