Black Crow von Hinatara (Akatsuki Tribute) ================================================================================ Kapitel 35: Krähen ------------------ Haruka starrte wie benommen vor sich hin. Das ungute Gefühl, das sie am Abend begleitet hatte, war auch am Morgen nicht verschwunden. Dabei war die Luft klar und die Sonne nicht zu penetrant, Kisame grinste sie an, und Itachi schloss gerade seinen Mantel. Es war nichts, was sie beunruhigen könnte, abgesehen von Itachis Verschwiegenheit, was sich aber vielleicht auch nur auf etwas Erschöpfung zurückzuführen war. Immerhin... war der junge Uchiha noch nie die Gesprächigkeit in Person gewesen. Mit Schwung hievte Kisame sich sein Schwert auf den Rücken und befestigte es dort. „Bleib in der Nähe, Haru-chan, damit wir dich später wiederfinden.“ „...“ „Wird nicht lange dauern, denke ich.“ Wieder ein Grinsen, dass die weißen Haifischzähne in der Sonne blitzten. Doch Itachi schwieg und Harukas Blick lag auf ihm. War...etwas los? Das Mädchen versuchte ein Lächeln, was allerdings nicht sehr überzeugend aussah. Nicht nur, weil ihr die Stimmung nicht gefiel, sondern auch, weil sie jetzt etwas ansprach, was sie die letzten Wochen nicht über die Lippen bekommen hatte. „Wenn ihr zurückkommt, möchte ich gerne mit dir über etwas sprechen, Itachi.“ Er erwiderte ihr Gesicht, doch es sah ehrlicher auf seinen Zügen aus. Vielleicht war wirklich nichts los, vielleicht bildete sie sich das alles ja nur ein? „Was denn, hast du Geheimnisse vor mir?“ Er schnippte ihr feixend gegen die Stirn. „Lass uns nachher reden, ja?“ Haruka nickte, und winkte ihnen noch, bis sie zwischen den Bäumen verschwanden. Ja, wenn sie auf Naruto trafen... war es besser, wenn sie hier wartete. Schon der Gedanke, dass sie dem blonden Jungen weh tun könnten, schmerzte, und sie wollte diesen Schmerz nicht noch verstärken, indem sie zusah, wie sie das Biju fingen. Nein, sie wollte nicht einmal, dass sie das Biju fingen, aber... Pain wollte es so. Akatsuki wollte es so. Sie musste sich wohl fügen. Und vielleicht war Naruto auch nicht einzufangen? Immerhin war Jiraiya bei ihm, nicht? Es war alles in Ordnung. Kein Grund zur Sorge. Die Schwarzhaarige spürte, wie eine Träne sich den Weg aus ihrem Augenwinkel bahnte, und sie wischte sie verwirrt fort. Es war doch alles in Ordnung...nicht? Kisame hatte einen Blick zurückgeworfen. Nur einmal, immerhin war er sich sicher, sie wiederzusehen. Aber... Zweifelnd sah er den schmalen Jüngeren vor sich an. „Ich kenn mich mit solchem Zeug ja nicht aus, aber wäre es nicht angebracht, sich umzusehen? Zumindest einmal?“ Nun gut, inzwischen war es wohl zu spät, immerhin waren sie schon zu tief in den Wald vorgedrungen, aber... Itachi schwieg, er sah ihn ein Fingerzeichen formen und im nächsten Moment spalteten sich zwei Kagebunshin ab und sprangen in unterschiedliche Richtungen davon, während der wahre Körper sich stur weiter voranbewegte. Kisame seufzte. Er würde den Uchiha wohl nie wirklich verstehen – immerhin sollte der Junge doch wissen, dass er von dem Hoshigaki keinesfalls ausgelacht werden würde, dass er ruhig weinen dürfte... Das Gebäude der Uchiha stand etwas überhalb der Baumgrenze. Offensichtlich war hier lange niemand mehr gewesen, Moos wuchs auf den Wänden und der Putz war teilweise schon abgebröckelt, die Farben an der Wand verblasst. Itachi war in einen hohen, großen Raum gegangen. Er war leer, von einer Treppe in der Mitte abgesehen, die zu einem einzigen verlassenen, steinernen Thron führte. Das war es also... „Hier wartest du auf dienen Bruder?“ Itachi antwortete nicht, aber er knöpfte sich den Mantel auf, was der Blauhäutige als ein 'Ja' entgegennahm. „Kisame. Bleib draußen und lass nur Sasuke herein.“ „Alles klar“, nickte er, doch das sonst so ausgeprägte Lächeln auf seinen Zügen war nun auch erstorben. Er diente nun schon so lange als Shinobi, er hatte sich nie mit Gefühlen aufgehalten. Wen er töten sollte, den tötete er, und wenn es nun Freunde waren, dann war es nun so. Die Pflicht hatte schon immer überwogen. Doch jetzt, wo Kisame in den halb finsteren Raum schaute und dort Itachi dort neben dem Thron stehen sah, wie er fast schon vorsichtig über die kalte Lehne strich... da wirkte der Jüngere unendlich verloren. Der Halbhai konnte gar nicht in Worte ausdrücken, wie gerne er ihm etwas Last abgenommen hätte... ihm und Haru-chan. Energisch biss er sich auf die Lippen, erinnerte sich an das, was er gelernt hatte. Gefühle hatten in dieser Welt nichts verloren. „Hey, Frettchen.“ Itachi wand sich um. „Ich bin ungern der Überbringer schlechter Nachrichten. Und sie liebt dich wirklich, weißt du...?“ Kisame lächelte leicht und drehte sich um, seiner Aufgabe nachzukommen. „Versuch, da lebend herauszukommen.“ Dann schritt er die Stufen wieder herab, zurück in das Tageslicht, und ließ den Partner, den er wirklich ins Herz geschlossen hatte, hinter sich – er ließ in zurück in dem Schicksal, das Itachi selbst erwählt hatte. Es war später Nachmittag, als sich die ersten Regenwolken zeigten. Haruka hatte sich an einen Baum gelehnt und sah auf eine kleine Lichtung, wo sich Krähen stritten. Es hatte etwas beruhigendes, wirkte es doch, als sei Itachi ganz in der Nähe und würde sie beobachten. Doch wirklich glücklich war sie nicht, sie machte sich Sorgen und sie musste an all die Verluste Akatsukis denken. Ohne Regung starrten ihre Haselnussbraunen Pupillen auf einen der Äste vor sich und schienen nichts mehr von der Umwelt mitzubekommen. Erst, als die Krähen sich in die Baumwipfel flüchteten und die ersten Regentropfen die Erde berührten, schnell zu einem tosenden Regenschauer heranwuchsen, kam wieder Regung in den zierlichen Körper; sie presste sich etwas näher an den Baum und sah wieder in die Richtung, in welche Itachi und Kisame verschwunden waren. Wie lange sie wohl noch brauchten? Seufzend zog Haruka die Knie an ihren Körper und schloss dösend die Augen. Das gleichmäßige Geräusch der Regentropfen war einschläfernd, wie- Sie zuckte zusammen, als ganz in der Nähe ein Blitz zur Erde fuhr und der Donner krachend folgte. Schwarzer Rauch stieg nun über dem Wald in den dunklen Regenwolkenhimmel, und Haruka merkte, wie sie selbst scharf die Luft einsog. Das war... die Richtung, in welche Itachi und Kisame gegangen waren! Noch bevor der Gedanke wirklich ausgereift war, fand sie sich schon auf den Beinen wieder und rannte ohne nachzudenken in die Richtung. Der Regen war egal, die Äste im Weg wurden zur Seite geschlagen – fast stolperte sie über eine nasse Wurzel, doch sie fing sich und hielt nicht an, den Blick immer gen Himmel, wo sich der dunkle Turm aus Rauch aufbaute, gerichtet. „Haru-chan!“ Unvermittelt brach Kisame aus dem Gebüsch, hatte sie auch schon am Arm gefasst und zog Haruka nun unbarmherzig in eine andere Richtung mit. „Wa- Was wird das?!“ „Nicht dort entlang. Du läufst Konoha direkt in die Arme!“ Haruka starrte hinter Kisame, doch entgegen ihrer Vermutung folgte ihnen niemand. „Wo ist Itachi?“ Sie mochte das nicht... sie mochte diesen Ausdruck auf Kisames Zügen nicht, der plötzlich um so viel finsterer aussah als zuvor. „...Tobi und Zetsu müssen ihn mitgenommen haben. Ich-“ „Dann gehen wir dahin!“, bestimmt Haruka, gegen ihr schlechtes Gefühl ankämpfend. „...Gut. Ich habe eine Ahnung, wo sie sein könnten...“ Dann schwieg Kisame. Doch ihren Arm ließ er den ganzen restlichen Weg nicht los, als ob er Angst hätte, dass sie wegrennen und ihn verlassen könnte. Aber das war doch Unsinn...nicht? „Kisame...? „Warum hast du sie mitgebracht?“, zischte der schwarze Zetsu, noch bevor seine weiße Hälfte auch nur ein weiteres Wort hätte sagen können. Nachträglich überdacht war es vielleicht wirklich keine gute Idee gewesen. Andererseits, was hatte er für eine Wahl gehabt? Hätte er es ihr erklärt, sie hätte ihm niemals geglaubt. Hätte er ihr verweigert, sie hier herzubringen, hätte sie sich niemals damit einverstanden gegeben. Also...also... Kisame wand getroffen den Blick von den beiden Bahren ab, und sah stattdessen zu dem vor Schock perplexen, zitternden Mädchen neben sich. Wohin ihre aufgerissenen Augen sahen, die inzwischen die Farbe von Walnüssen hatten, konnte er sich denken; denn so riesig war der Kellerraum nicht. Auf der einen Seite lag Itachis Bruder. Er war verletzt und wohl vor Erschöpfung ohnmächtig geworden, sein Atem ging nur langsam und flach. Auf der anderen, ohne jegliche Regung eines lebenden, Itachis Körper. Er sah ähnlich übel zugerichtet aus wie sein Bruder, besonders sein Gesicht war Blutverschmiert. Unter der Binde, die über seinen Augenhöhlen lag, konnte man Blut erahnen, um die Mundwinkel waren eindeutige Zeichen, was ihm das Leben gekostet hatte. Doch er sah entspannt aus. Merkwürdig entspannt. Nun ja, es war sein selbsterwählter Weg gewesen... Auch Haruka erkannte das wohl, denn die erste Regung, die sie tat, seit sie in der Tür stand, bestand daraus, dass sie sich umdrehte und den Raum hastig verließ, dabei fast mit Tobi zusammenstieß. Vielleicht...war es doch zu viel gewesen. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Tobi in einer anderen Art, als Kisame ihn kennengelernt hatte. Er klang ernster. Sanft schloss er die Tür hinter dem Mädchen. „Warum hast du sie mitgebracht, Kisame?“, wiederholte er nun Zetsus Frage. „Was sollte ich sonst machen?“ Nein, man merkte ihm nichts an. Keine Gefühle. Er war der perfekte Shinobi, pflichtbewusst, gefühlslos. „Sie wäre fast in Konoha gelaufen – und Ausreden hätte sie mir nicht geglaubt.“ „Wir haben genug Verstecke in der Umgebung, warum bringst du sie ausgerechnet hier her?“ „Ganz meine Rede!“, murrte Zetsu. „Ach. Vielleicht hättet ihr diejenigen sein wollen, die ihr alles erklären?“, knurrte der Blauhäutige angegriffen. „Ich hatte gehofft, dass es nicht so schlimm sei, kapiert?“ Keine Lust mehr, das Gespräch weiter zu führen, wand er sich um und verließ ebenfalls den Raum. Haruka kauerte direkt neben der Tür auf dem Boden, er sah ihren Körper zittern. Sie weinte. „..Haru-chan...“ „Du hast es gewusst, nicht wahr?“ Sie sah wütend aus, enttäuscht, unendlich traurig. So finster hatte er ihre Pupillen noch nie gesehen. „Du hast es die ganze Zeit gewusst!?“ Er senkte den Kopf, denn noch länger hätte er ihren Anblick wohl nicht ertragen. „Warum, Kisame?!“ Nachdem die letzten Worte wohl vorerst all ihre Kraft gekostet hatten, sank sie wieder schluchzend zusammen, stammelte wieder leiser vor sich hin: „Warum...Kisame...“ Unsicher hockte er sich zu ihr, doch er wusste nicht, was er tun oder sagen könnte, als blieb er vorerst stumm, und wartete, bis sie wieder stiller wurde. Erst dann griff er in seinen Mantel. „...Er wollte, dass du das hier bekommst.“ Damit reichte er ihr den Zettel, den Itachi ihm damals gegeben hatte. „Ich weiß nicht, was es ist, aber es schien ihm wichtig zu sein.“ Mit bebenden Fingern nahm Haruka es entgegen, Kisame sah ihr zu, wie sie die Zeilen laß... und beobachtete schmerzlich, wie sie wieder weinend zusammenbrach. Noch hatten sie sich nicht wieder gerührt. Zetsu beobachtete die Tür, doch draußen war es still geworden. Er konnte Kisame und das Mädchen zwar spüren, aber sie wechselten kein Wort mehr. „Folgendes Zetsu.“ Der Grünhaarige sah zu Tobi, der gerade zum die Liege schlich, auf welcher Sasuke lag. „Ich habe Itachis Augen und Sasuke. Das ist alles, was ich brauche. Es ist wahrscheinlich, dass Itachi für diesen Fall vorgesorgt hat, und das Mädchen nicht bei uns lassen wird.“ Ja, Itachi war klug gewesen. Er hat viel vorhergesehen... vermutlich auch dies hier. Dann werden sie das Mädchen wohl töten mü- „Wenn das der Fall ist, lass sie gehen.“ Huh? „E-ernsthaft?“, fragte der weiße Zetsu sichtlich verwirrt, und Kuro fügte hinzu: „Einfach so?“ „Ja.“ Er verschränkte die Arme. „Sie kann uns weder schaden noch in die Quere kommen – eher im Gegenteil.“ Zetsu meinte, ihn unter der Maske lächeln zu hören. „Sollte Sasuke meinen Erwartungen nicht gerecht werden, könnte sie mir noch einmal von Nutzen sein.“ „Von Nutzen?“ Tobi antwortete nicht mehr, da die Tür aufging und das Mädchen wieder den Raum betrat, hinter ihr Kisame wie ein treuer Wachhund. Ihre Augen waren rot umrandet, untrügliche Zeichen dafür, dass sie ziemlich heftig geweint haben musste, doch ihre Pupillen selbst waren schwarz wie die Nacht, sahen starr und gefasst vor sich. Sie würde wohl nicht noch einmal zusammenbrechen, auch wenn sie etwas wankte, bevor sie die Schwelle übertrat. Schweigend trat sie vor bis zu dem toten Körper, berührte sanft sein Gesicht. „Warum habt ihr seine Augen entfernt?“ „Sasuke wird sie später brauchen“, erklärte Tobi wahrheitsgemäß und sie schien aufzuhorchen. „Sasuke...“ Anscheinen wurde sie dem bewusstlosen Uchiha erst jetzt gewahr. Ihr Gesicht verriet nicht, was sie dachte, als sie auf seine jugendlichen Züge sah. „Ich hoffe, er wird zu schätzen wissen, was sein Bruder für ihn getan hat.“ Es klang hölzern, doch vermutlich meinte sie es ehrlich. „Aber ich werde nicht warten, dass er es tut. Ich werde Itachis Wunsch folgen und euch verlassen.“ Zetsu bemerkte, dass Kisame für einen Augenblick sehr niedergeschlagen aussah, sich jedoch schnell wieder fing. „Seinen Körper...werde ich mitnehmen. Ein anständiges Begräbnis ist nichts, was er hier bekommen würde.“ Überraschender Weise stellte Tobi sich nicht dagegen, sondern nickte langsam nur, als würde er ihr Recht geben. Haruka wartete auf einem kleinen Vorsprung. Kisame hatte sich bereits vor einigen Minuten zu ihr gesellt und eine Schriftrolle übergeben, doch seitdem waren sie beide am schweigen und sahen hinab, wo gerade Sasuke mit seinem Team zusammenkam und sich in Richtung der Küste bewegte. Tobi folgte ihnen. „Willst du Sasuke nicht einmal bewusst treffen?“, fragte der Ältere vorsichtig. „Nein“, kam die monotone Antwort. „Ich könnte ihm niemals ohne Hass begegnen. Und das will ich Itachi nicht antun...“ Sie sah auf die Schriftrolle in ihrer Hand. „Ich habe über Itachis Körper ein sehr einfaches Siegel gelegt“, erklärte Kisame und merkte, dass er ähnlich monoton klang wie das Mädchen. „Du solltest später keine Probleme haben, die Schriftrolle zu öffnen... falls sie jemand anderes als du öffnen sollte, wird sie sich selbst zerstören. Es kann nichts passieren.“ Haruka schwieg. „...Ich kann verstehen, dass du so bald wie möglich hier weg willst“, erklärte der Halbhai. „Tut mir...Leid, dass ich dir nichts sagen konnte, Haru-chan.“ „Kisame“, fiel sie ihm ins Wort, bevor er weitersprechen konnte. Zunächst folgte auf diese Unterbrechung nichts, bis sie langsamer wieder anfing: „Bitte erkläre Konan die Situation. Und... sag ihr danke...“ Ihr Schultern zitterten wieder, doch Kisame ging nicht mehr auf sie zu. Er wollte es nicht schwerer machen, als es ohnehin schon war... für sie beide. „Danke für alles...an euch beide...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)