Black Crow von Hinatara (Akatsuki Tribute) ================================================================================ Kapitel 22: Quer durch die Vergangenheit ---------------------------------------- Pain hatte noch am gleichen Tag die Missionen verteilt und sie weggeschickt. Zusammen mit Itachi und Kisame bildete sie diesmal ein Team: ihre Aufgabe war es, Hidan wieder zu finden und diesmal zu Akatsuki zu bringen. Deidara hatte zwar in der Versammlung deutlich gemacht, dass er die Aufgabe lieber mit ihr übernommen hätte, aber Itachis Genjutsu war doch die bessere Vorraussetzung, auch einen unsterblichen Shinobi zum Beitritt zu bringen, als Deidaras Bomben. Er und Sasori waren so – mehr oder weniger zufrieden – losgegangen, um Informationen über die Jinchuriki aufzutreiben. Was Pain und Konan machen würden wusste keiner. Zetsu würde beim Versteck bleiben, Kakuzu in der Nähe nach Kopfgeldaufträgen suchen. Das schwarzhaarige Mädchen seufzte lang. Deidara hatte gar nicht gut ausgesehen, als er gegangen war. Wie gerne hätte sie ihm geholfen, doch sie wusste nicht, ob sie es dann nicht noch schlimmer machen würde. Und das wollte sie auf alle Fälle verhindern. „…no kuni, nicht wahr, Haru-chan?“ „Huh?“ Verwirrt stellte sie fest, dass Kisame wohl schon etwas länger mit ihr redete, ohne, dass sie es gemerkt hatte. „Verzeihung, ich war in Gedanken.“ „Reiß dich was zusammen“, brummte er und verzog das Gesicht. „Ein schweigsamer Teampartner reicht mir.“ Damit schielte er zu Itachi, der auf dem schmalen Waldpfad ein wenig voraus lief und so tat, als bekäme er von den beiden Individuen hinter ihm nichts mit. Haruka lächelte. „’Tschuldigung.“ „Ich wollte mich nur vergewissern“, widerholte der Blauhäutige bereitwillig, „ob wir tatsächlich nach Tsuchi no kuni müssen.“ „Ja“, nickte sie. „Hidan sagte, das sei sein nächstes Ziel.“ „Gut, dann gehen wir durch das Reich des Regens. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Erdreich. Und da das ganze Reich unter Pains Einfluss steht, haben wir dort vermutlich auch keine Angriffe zu befürchten. In Tsuchi no kuni sieht das anders aus, da müssen wir dann aufpassen.“ Er grinste breit. „Aber bis dahin haben wir gaaaaanz viel Zeit für uns drei!“ Von vorne kam ein genervtes Schnaufen, was die beiden Hinteren zum Lachen brachte. Natürlich, Kisame und Itachi als Team waren kein schlechter Treffer. Sie nahmen die Mission leicht, besonders Kisame schien darauf Wert zu legen, und vielleicht brachte das etwas von der Leichtigkeit zurück, welche sie mit Naruto und Jiraiya verspürt hatte. Aber…sie mussten durch das Reich des Regens. Durch ihre Heimat. Sie wollte dort nicht hin. Sie wollte sich nicht mehr… erinnern… Schlaflos lauschte das Mädchen in die Nacht. Von ihren beiden Begleitern hörte sie nichts als hin und wieder raschelnde Decken. Und Kisame, der hin und wieder etwas vor sich hinnuschelte. Konzentriert auf das ferne Rufen einer Eule versuchte sie den Gedanken an das Regenreich zu vertreiben. Aber es waren einfach zu viele Gedanken, um sie alle aus ihrem Kopf zu bekommen. Dabei hatte sie es die letzten Monate so gut hinbekommen…! „Denkst du eigentlich oft an deine Familie?“, hatte sie Itachi am Abend gefragt. Sein Blick verriet ihr, dass er genau wusste, warum sie fragte. „Deine Einstellung passt nicht zu Akatsuki. Ein friedliches Leben fernab des Krieges, das würde passen, aber hier gehörst du nicht hin.“ Mehr hatte er nicht zu ihr gesagt. Enttäuscht von sich selbst, dass sie diesen beleidigenden Worten auch noch zustimmte, zog sie die Decke über ihren Kopf. Ja, vermutlich gehörte sie nicht hierher. Vermutlich hatte Itachi Recht. Irgendwo schien er immer Recht zu haben, so weh das auch tat. Hier verletzte sie die anderen nur. Wie Deidara. Dennoch… vielleicht war es egoistisch so zu denken, denn obwohl ihr das klar war wusste sie auch: sie wollte hier nicht weg. „Geschafft!“ Verwirrt sahen sie Kisame an, der mitten auf einer Wiese stehen geblieben war. Nach mehreren Tagen Fußmarsch hatte er stündlich gelangweilter gewirkt. Er hatte sich sogar darüber beschwert, dass sie von keinen Wegelagerern angegriffen wurden und nicht mal in einer Stadt übernachten hatten können. Aber gegen Itachis ‚zu gefährlich’ hatte er nichts entgegenzusetzen. „Was haben wir geschafft?“ „Wir sind gleich in Ame, Haru-chan. Siehst du da drüben? Das sind Pains Wachposten, die hier überall herumlungern und die Grenzen mit Blockaden und Mauern aus Chakra sichern.“ In den Schatten der Bäume bewegte sich etwas. Itachi nickte. „Sie haben uns erkannt und winken uns durch.“ „Hey, Itachi-san, wenn wir schon in Reich des Regens angekommen sind, können wir heute doch auch mal in einem der Dörfer Rast machen, oder? Ich hab keine Lust mehr, abends auf die Sterne zu starren!“ „Das ist kein Argument.“ „Ich geh sonst keinen Schritt mehr, Itachi-san!“ Haruka fiel ein wenig zurück, halb fasziniert von den Schatten, die offensichtlich in den Bäumen lauerten, halb unsicher. Sie wusste, wohin der Weg führte, dem Itachi und Kisame gerade folgten, sie selbst war ihn vor einigen Jahren gegangen. Von einer verdrängten Trauer ergriffen schüttelte sie das Haar und folgte ihren Freunden. Nein, jetzt waren sie schon hier. Jetzt könnte sie eh nichts mehr ändern. Und wie sollte sie auch…? Kisame hatte die Stadt sofort lieb gewonnen und entschieden, dort über Nacht zu bleiben. Das Mädchen hatte nur ihre goldenen Seelenspiegel schließen und nicken können. Alles andere hätte ihn misstrauisch gemacht. Aber sie hatte es schon kommen sehen, und sie konnte nur hoffen, niemanden über den Weg zu laufen, den sie lange hinter sich gelassen hatte. „Lasst uns zuerst einen Platz zum Übernachten suchen“, bestimmte der Blauhäutige, während er einen Stein die kleine Straße vor sich hinkickte und einen Weg durch die geschäftigen Menschen bahnte. Um ihn machten sie glücklicherweise alle einen Bogen – eingeschüchtert vom grunzenden Samehada auf seinem Rücken – und eröffneten so für die Nachfolgenden eine kleine Gasse. „Und danach brauch ich was zu Essen. Da findet sich hier bestimmt auch was.“ „Dann such mal“, brummte der Uchiha wenig überzeugt. „Moment, das haben wir gleich… Du!“ Wahllos packte er in die Menge und riss ein kleines Kind heraus, ein Junge mit blauen Haaren, dem vor Schreck die zwei Teebecher, die er getragen hatte, aus den Händen fielen. „Du kennst dich doch hoffentlich hier aus!“ „Hey, was soll das werden!“ Zwei weiteren Jungen schälten sich aus den Umstehenden, beide mit denselbem blauen Schopf, die den Akatsuki feindselig musterten. Der Größere von ihnen ragte fast an Kisame heran, das Pony verdeckte sein rechtes Auge, auf der Linken schmückten zwei orangene Perlen einen kurzen Zopf. Haruka kannte diese Haare. Sie kannte den schmalen, großen Körper, sie kannte das Gesicht, auch, wenn es ernster als in ihrer Erinnerung aussah, sie kannte die strahlenden blauen Augen. Sie kannte auch den kleineren Jungen daneben, mit der verschlossenen Mine und den verwuschelten kurzen Haaren, der immer im Schatten des Älteren zu stehen schien, genauso erinnerte sie sich an das kleine Kind, der kleine Junge, der immer zu ihr aufgesehen hatte. „Spielen wir, Haru-chan!“ „Lass meinen Ototo in Ruhe, Fremder.“ Die Erinnerung verdrängend schritt die Schwarzhaarige einen Schritt hinter Kisame. Auch, wenn sein Schwert missmutig grummelte, bot der breite Rücken doch einen gewissen Sichtschutz. „Sonst was?“, kam die provozierte Gegenfrage, aber Itachi gesellte sich ruhig an seine Seite. „Lass den Jungen runter, Kisame. Er hustet schon.“ Widerwillig wurde das Kind wieder auf den Boden gelassen und hängte sich sogleich an den Arm seines großen Bruders. „Wir wollen nur eine Auskunft, klar?“ „Und wir wollen euch hier nicht.“ Zustimmendes Gemurmel von den Passanten, die inzwischen vermehrt in den kleinen Gässchen verschwanden, um der Szene aus dem Weg zu gehen. „Nimm deine beiden Kumpanen und geh-“ Die Aufmerksamkeit des Großen fiel auf die eben erwähnten und blieb an dem Mädchen hängen, das seinen Blick kurz erwiderte, bevor sie ihn rasch wieder senkte. Diese Augen… „Haru-chan…!“ „Huh? Ihr kennt-“ Die Chance ergreifend, als Kisame sich zu seiner Begleiterin umdrehte, stieß der Blauhaarige den Akatsuki zur Seite und hatte das Mädchen so direkt vor sich. „Du wagst es, hier wieder aufzutauchen?!“, knurrte er und sein sichtbares Auge verengte sich noch mehr. „I-ich…“ Weiter kam das Mädchen nicht, denn schon fühlte es den warmen Körper vor sich und wurde einen Moment vom Boden gehoben, als er sie umarmte. „Verdammt, bleib nie wieder so lange ohne ein Wort weg, verstanden?!“ „…Take-kun…!“ Er grinste, endlich wieder das freundliche Grinsen, das sie kannte und zwickte ihr in die Wange. „Werd nicht gleich wieder frech!“ „Haru-chan…!“ Der Kleinste ließ den Pullover seines Bruders endgültig los und hängte sich nun an sie. „Ko-chan hat dich ganz arg vermisst!“ „Wirst sehen, er ist immer noch die gleiche Klette wie früher.“ Der Dritte im Bunde rang sich zu einem Lächeln ab, das nicht ganz so mühsam schien, wie damals… „Ogawa-kun…!“ Jetzt versagte ihre Stimme doch fast. Sie hatte alles erwarte, wirklich alles, aber nicht so eine freundliche Begrüßung. Niemals! „Jetzt fang nicht an zu heulen, sonst fängt Ototo auch an!“, warnte der Größte und strich ihr über den Kopf. „Wo hattest du dich nur verkrochen? Wir haben nach dir gesucht, nachdem wir die Wahrheit erfahren und den Leuten keinen Glauben mehr geschenkt haben.“ „Verzeiht mir…ich…“ „Haruka.“ Die sanfte Stimme erinnerte sie daran, dass sie nicht alleine da war. „Ach ja, das sind Itachi-kun und Kisame-kun. Und das sind Kotori-kun, Ogawa-kun und Take-kun.“ „Ich heiße Taka*“, grunzte der Größte und pustete sich ein Haar aus der Stirn. „Wann lernst du es endlich?“ Dann sah er die beiden Akatsukis wieder an. „Das sind allen Ernstes Freunde von dir?“ „Problem damit?“, knirschte der Blauhäutige. „Haru-chans Freunde sind auch unsere.“ Er wirkte versöhnlicher. „Wollt ihr mitkommen? Wir laden euch zu Kojima-san ein. Ihr scheint von Außerhalb zu kommen, also müsst ihr hungrig sein. Ich werde uns allen etwas machen, einverstanden.“ „Und wie!“, stimmte Kisame – endlich besserer Laune – ein. Und diesmal hatte auch Haruka nichts gegen seine Entscheidung. _______________________________________________ *Taka = Falke Take = Bambus (Anspielung auf Takas Körperwachstum) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)