Black Crow von Hinatara (Akatsuki Tribute) ================================================================================ Kapitel 20: Prüfung ------------------- Die Krähe, welche ihre Krallen haltsuchend in seinen Mantel bohrte, weckte ihn aus seinem Tranceähnlichem Zustand: Itachi fuhr mit seiner Hand vorsichtig über ihr Federkleid. Je länger er hier draußen saß, desto mehr Krähen gesellten sich zu ihm wie in stummer Übereinkunft, ihn nicht alleine mit seinen Gedanken zu lassen. Er hätte vielleicht lächeln können über die schwarzen Knopfaugen, vielleicht unter anderen Umständen. So aber lehnte er nur den Kopf zurück auf dem Fels, unter welchem sich der Treffpunkt befand, und ließ seine Gedanken wieder schweifen. Krank. Ja, er hatte gewusst, dass es ihm nicht gut ging. Aber er hatte gehofft, es wäre nicht so schlimm. Er durfte nicht krank sein. Er wollte nicht krank sein. Nicht, solange er nicht seine Pflicht gegenüber Sasuke erledigt hatte. Solange durfte er nicht sterben. Unter keinen Umständen. Es gab keinen Shinobi, der ihn töten könnte, dafür hatte er gesorgt. Es gab niemanden, für den er – in welcher Situation auch immer - sein Leben geben würde, bevor es soweit war, dafür hatte er gesorgt. Es gab niemanden, der ihn in den Tod drängen konnte, dafür hatte er gesorgt. Aber gegen eine Krankheit war er machtlos. Warum? Warum er? Warum gerade jetzt? Noch ein paar Jahre und es wäre egal geworden…! Die Krähe auf seinem Schoß flatterte nervös mit den Flügeln, als sie die Schritte im Gras hörte. „Hier.“ Ein leichtes Lächeln auf den Lippen bot Haruka ihm einen Dango an. Kein gelöstes Lächeln, keine gedankenlose Geste. Es erinnerte ihn an den Abend, an dem er ihr von seinem Bruder erzählt hatte. Warum gleich hatte er das getan…? Sie ließ sich ins Gras fallen, gerade als er ihr widerstrebend die Süßigkeit aus der Hand genommen hatte, und die Vögel hüpften neugierig etwas näher an sie heran. Die Tiere konnten ihre Aufmerksamkeit dennoch nicht völlig auf sich ziehen. „Pain-san will in etwa 3 Stunden noch einen Bericht von uns allen.“ „Warum so spät?“ „Kisame ist wohl noch nicht zurück. Chakra für Samehada auftreiben oder so… Wird wohl alles dauernd verschoben.“ Darauf gab es nichts zu erwidern. Wieder sah er in ihren Augen diesen unsicheren Ausdruck, unangenehme Nervosität. Warum war sie nicht drinnen, bei Deidara und Konan. Dort, wo sie sich sicher fühlte? Er hatte sie nicht gebeten, ihm nachzugehen. „Itachi.“ Dieses Mitleid, er brauchte es nicht. Er wollte es nicht. „Wenn du willst, kann ich dir eine Liste von allen mir bekannten Medikamenten geben, die dir helfen müssten. Die meisten davon kann man in jedem größerem Dorf finden, das dürfte kein Problem geben.“ Der Schwarzhaarige schwieg, rang sich schließlich zu einem „Danke“ durch. Sie biss sich auf die Lippen – nicht nur die Krähen zuckten zusammen, als sie sich entschloss, plötzlich wieder auf die Beine zu springen. „Ich weiß, ich kann das nicht von dir verlangen, Itachi, aber denkst du nicht, dass du es einem unwahrscheinlich schwer machst, dir zu helfen, wenn du dich so verschließt?!“ Haruka ballte die Fäuste. „Mir steht es nicht zu, über dich zu urteilen, da ich auch kaum etwas über dich weiß, aber… dein Bruder, deine Familie, dein Clan. Verdammt, ich weiß, dass es schwer ist, seine Familie zu verlieren! Und ich weiß, dass es schwer ist, wieder ein Ziel vor Augen zu finden! Aber Bürden sind leichter zu tragen, wenn man sie teilt, Itachi!“ Er erwiderte nichts. Das konnte er nicht, und in dem Bewusstsein wich er nicht einmal ihren hellen Pupillen aus – es gab niemanden, mit dem er seine Bürden teilen konnte, daran könnte noch nicht einmal ihr aufgebrachter Monolog etwas ändern. Anscheinend erkennend, dass es sinnlos war, senkte sie die Stimme wieder. „Nenn es ruhig Naivität, aber mir ging es immer besser, nachdem ich meine Erfahrungen mit jemandem teilen konnte…“ Das Mädchen atmete einmal hörbar aus, nicht mehr wissend, was sie sagen sollte. „Denk…denk darüber nach, ja?“ Immer noch schweigend sah Itachi ihr nach, wie sie über die Wiese zurück zum Versteck rannte. Glaubte sie tatsächlich, es wäre alles immer so einfach…? „Hat ganz schön an Temperament gewonnen, nicht wahr?“ Die gelben Augen, die aus dem Gras sahen, blitzten, bevor sie ein Grinsen zeigten. „Zetsu…“ „Was wirst du jetzt tun, Itachi?“, zischte er. „Dein Bruder ist noch bei Orochimaru, aber es sieht nicht so aus, als ob deine Gesundheit langes warten verzeihen würde.“ Ruhig stand Itachi auf. „Anderer Gespräche zu belauschen gehört sich nicht.“ „Ich tue nur, was ER mir sagt.“ Die grünen Blätter, die Zetsus Kopf einhüllten, schoben sich weiter aus der Erde. „Und er sagte, ich solle dich im Auge behalten. Schau da, auf was wir gestoßen sind!“ Wieder verzog sich sein Gesicht zu einer grinsenden Fratze. „Beunruhigt dich das, Itachi-san? Keine Sorge, weder Konan noch Pain werden etwas davon erfahren. Es interessiert nur ihn, und auch er wird nur Beobachter spielen, das habt ihr ja vereinbart, nicht wahr?“ Einen letzten warnenden Blick warf der Schwarzhaarige den gelben Augen zu, bevor er ihn ohne ein Wort stehen ließ. Er wurde verabschiedet von einem wissenden Kichern, das wieder mit dem Boden verschmolz. „Haru-chaaan!“ Der Blauhäutige wedelte mit seinem Schwert durch die Luft, als hielte er eine Fahne, bevor er auf das Mädchen zuschlenderte, das auf ihn wartete. „Schön, dass du wieder bei Bewusstsein bist.“ Sie lächelte. „Tag, Kisame.“ Erwidernd verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf, als sie weitergingen. Der Wald, in welchem er einige Kandidaten für Samehadas Fütterung gesucht hatte, lichtete sich endlich und er sah das Versteck Akatsukis in ganzer Pracht. „Hattest ja ein wahnsinnig gutes Timing. Ich würde ja nicht sagen, dass ich in Bedrängnis war, aber… nun ja, das verrätst du aber keinem, ja?“ „Ich schweige“, lachte sie. „Aber ehrlich, Haru-chan. Nach der Aktion schaffst du die Aufnahmeprüfung bestimmt mit Links. Besonders mit dem Chakra-Panther, der war ja-“ „Panther?“, wiederholte das Mädchen fragend. „Nun ja, es war eher eine Luftspiegelung, vermischt mit ein wenig Chakra, aber dank Samehada bin ich imstande, das Chakra zu sehen – und das sah aus wie ein riesiger Panther.“ Sie sah immer verwirrter aus. „Ich weiß nichts von einem Panther… Der vertraute Geist meiner Mutter, Ankoku, war ein Panther, aber Ankoku hat nichts mit mir zu tun – ich hab nicht mal einen Pakt geschlossen. Du musst dich getäuscht haben, Kisame.“ „…Aber ich habe es gesehen. Sicher.“ Nachdenklich zuckte sie mit den Schultern. Was er gesehen hatte wusste sie nicht, aber es war schlicht unmöglich, dass Ankoku sich bei ihr zeigte. Sie hatte nur ihrer Mutter gehorcht. Und dabei würde es bleiben… „Beeilt euch.“ Die beiden Freunde hoben den Blick. Kurz vor dem Eingang des Treffpunktes wartete Konan. „Wir warten nur noch auf euch.“ Der orangehaarige Anführer erwartete die ganze Organisation in der Vorhalle – eine geräumige Höhle, durch deren Eingang Licht flutete und sie so sogar recht einladend aussehen ließ. Pain stellte sich gegenüber der versammelten Mitglieder auf und betrachtete sie einen Moment nur stumm. „Schön, dass endlich alle versammelt und bei Bewusstsein sind. Lasst uns zuerst die Missionen Revue passieren lassen: Kisame, Itachi. Herausragende Leistung.“ Kisame ließ ein zufriedenes Lachen hören. „Sasori, Deidara. Passabel. Das meiste habt ihr erledigt.“ „Das Kind kriegt nichts auf die Reihe“, brummte der zusammen gedrungene Körper. „Ohne sein ganzes Geschrei von Kunst hätte ich mehr erledigen können.“ Empört schnaufend drehte Deidara sich weg – Pain ignorierte beide. „Zetsu… gut, du hast deine Aufgaben hier in der Umgebung erledigt, und Kakuzu – was soll man sagen? Du hast mehr getan, als aufgetragen, dafür bin ich dankbar. Des weiterem…“ Sein Blick hob sich. „…Haruka.“ Sie schluckte. „Konan hat mir vorhin deine Ergebnisse zukommen lassen. Ich muss sagen, obwohl direkter Kontakt zu dem Zielobjekt nicht vorgeschrieben war, hast du deine Arbeit gut erledigt. Dementsprechend würde ich jetzt zu der angekündigten Aufgabe kommen, welche entscheiden wird, ob du aufgenommen wirst, oder nicht.“ Nicht anmerken lassen… sie musste die Unsicherheit jetzt hinter sich lassen! Gefasst trat Haruka einen Schritt vor, sie spürte, dass die übrigen Mitglieder sich leise zurück zur Wand der Höhle zogen. „Deine Aufgabe…“ Pain zog eine Schriftrolle aus seinem Ärmel und öffnete sie. Aus der Schrift und Rauch stieg eine Person, den gleichen schwarzen Organisationsmantel übergeworfen wie Pain, die gleiche Haarfarbe. Aber seine Haare waren lang, zu einem Zopf gebunden, seine Augen hatten Wimpern, um welche Haruka ihn beneidete und die schwarzen Piercings in seinem Gesicht hatten sich besonders an seinem Kinn angeordnet. Dennoch, unverkennbar: ein zweiter Pain. „…ein Tai-Jutsu-Kampf gegen ihn.“ „Gegen den…kämpfen…?“ Ihre ganze Selbstsicherheit war verschwunden, hinter ihr wurde hörbar die Luft angehalten. „Dachtest du, du müsstest Radieschen pflanzen?“ Der kurzhaarige Pain lächelte. „Bereit oder nicht – diese Aufgabe hast du zu bestehen!“ Sie hatte kaum genug Zeit, eine Abwehrstellung zu finden, da war der Langhaarige schon bei ihr. Dem ersten Schlag konnte sie ausweichen, der zweite war langsamer – zu spät bemerkte sie, dass er sie nur von seinen Beinen ablenken wollte und den gezielten Tritt konnte sie nicht verhindern. Um nicht gänzlich zurückgeschleudert zu werden, fing sie sich selbst mit den Händen ab, und- „Haruka!“ Das war Deidara. Gerade einmal das rauschen des Mantels hörte sie, da war der zweite Pain schon wieder neben ihr und holte aus – er war viel zu schnell! Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich doch zurückfallen zu lassen. Darauf hatte wiederum er gewartet, warf sich über sie und schlug erneut zu. Die Faust erstarrte kurz vor ihrem Gesicht. „Das reicht.“ Verwirrt sah Haruka zu dem Pain, den sie kannte. Er hatte anhaltend die Hand gehoben. „Was…?“ „Mehr als ein paar Sekunden wirst du nie haben, um deinen Gegner kennen zu lernen, also beschwer dich nicht.“ Das hatte sie nicht gemeint. Ihr war wohl bewusst, dass sie in diesem Kampf keine Chance gehabt hatte, dass er ihr gerade sicher den Schädel zertrümmert hätte, wenn Pain nicht eingegriffen hätte. Aber…sollte das die Prüfung gewesen sein? Dann hatte sie ja auf ganzer Linie versagt, oder? Hilfesuchend blickte sie zu den anderen Organisationsmitgliedern. Sie sahen starr vor Schock aus. Der zweite Pain löste sich wieder auf, wie er gekommen war. Dafür trat seine kurzhaarige Variante vor sie. „Ohne Frage, du hast dich verbessert.“ Hörte sich nicht gut an. Trotzdem zwang Haruka sich, aufzustehen und erst einmal abzuwarten. „Deinen Willen hast du bereits erwiesen, als du Kisame und Itachi geholfen hast. Aber du weißt vermutlich, dass Fortschritte allein nicht immer genügen. Deine kämpferischen Fähigkeiten werden es wohl nie mit unseren aufnehmen können. Für das Fangen und Versiegeln der Bijus bräuchten wir zusätzlich das Chakra eines jeden – wofür deines niemals ausreichen würde. Du würdest uns keine Hilfe sein. Deswegen habe ich beschlossen, dich nicht in Akatsuki aufzunehmen.“ Sie hatte es erwartet. Ja, das hatte sie. Trotzdem tat es weh. Unglaublich weh. „…Verstehe…“ „Pain-san, ich-“ Mit einer erneuten erhobenen Hand ließ er auch Deidara im Kern verstummen. „Wenn du mich aussprechen lassen würdest… Ich werde dich nicht in Akatsuki aufnehmen. Aber ich bitte dich, uns weiter so zu unterstützen, wie du es bisher getan hast.“ „…Das….das heißt ich darf bleiben?“ Ungläubig sah sie ihn an. Sein Gesicht wirkte ernst wie immer. Aber er nickte. „Ich hatte beschlossen, alle Amayaka zu töten und so den Hass, den sie für ihre Gefallenen tragen würden, von Anfang an zu unterbinden, Haruka. Ich habe und ich werde alle töten, die mir im Weg stehen. Sieh zu, dass du die eine Ausnahme der Amayaka bleibst, die sich mir nicht in den Weg stellt. Denn es wäre bedauerlich, wenn das Kekkei Genkai eures Clans für immer verschwinden würde.“ Irritiert sah Haruka einen Moment auf die Hand, die ihr hingehalten wurde. „Ich…werde mich euch niemals in den Weg stellen, Pain-san.“ Damit schlug sie ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)