Moments like this von Werewolf (Challenge [Situationen] -> Situation 7 on) ================================================================================ Kapitel 6: VI. Tödlich ---------------------- Hallo liebe Leser. Hier kommt auch schon pünktlich der sechste Teil der Challenge. Dieses Mal habe ich versucht, die Situation 'Tödlich' darzustellen. Allerdings habe ich sie nur symbolisch beschrieben. Ich hoffe, ich bin dennoch nah am Thema geblieben. Ich will euch aber jetzt nicht mit ewig langen Vorreden langweilen, deswegen geht es direkt weiter mit dem sechsten Teil von 'Moments like this'. Viel Spaß, Yu-chan. ---- VI. Tödlich Nachdem ich Emily angegriffen hatte, hatte ich ein lautes klagendes Heulen ausgestoßen. Es war das Zeichen für Billy, Harry und Old Quil, dass etwas passiert war. Ich heulte lauter, als vereinbart, aber es war mir egal. Ich machte gleichzeitig meiner Trauer Luft. Ich war wütend. Ich hasste mich selbst für das, was ich ihr angetan hatte. Wie konnte ich nur die Beherrschung verlieren? Wie konnte ich nur so etwas tun? Es war noch immer schwer für mich, zu fassen, dass ich sie angegriffen hatte. Die ganze Zeit, während ich auf Billy und die anderen wartete, blieb ich an ihrer Seite. Doch ich hielt Abstand, mein Instinkt sollte nicht noch mal geweckt werden. Sie war nun verletzt, eine leichte Beute. Ich schüttelte den Kopf, so durfte ich nicht denken. Jetzt sah ich sie wieder an. Mein Blick war starr auf sie gerichtet. Sie sah schrecklich aus. Wie konnte ich dem Mädchen meiner Träume nur so etwas antun? Ihr Gesicht war auf der linken Seite völlig entstellt. Es blutete stark. Die länglichen Wunden zogen sich sogar bis über die Schulter und den Arm. Hatte ich mehr als einmal zugeschlagen? Hatte ich dieses Mal den Verstand verloren? Mich verloren? Der Gedanke, dass sie meine schrecklichen, großen Pranken mehr als einmal gespürt haben könnte, quälte mich zutiefst. Wieder stieß ich ein verzweifeltes Heulen aus. Konnten Billy und die anderen nicht endlich kommen? Was war, wenn sie in meiner verdammten Zeit des Nichtstuns starb? Ich war ein furchtbarer Mörder! Ich hatte wahrscheinlich den wichtigsten Menschen in meinem Leben brutal getötet. Und das nur in einem Moment der Unachtsamkeit. Wieder sah ich sie an, ein leises Wimmern hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Ich heulte wieder, legte die Ohren an. Der Drang, zu ihr zu gehen, war fast übermenschlich. Dazu müsste ich die Gestalt wechseln. Doch ich verwandelte mich nicht. Einerseits, weil ich viel zu aufgebracht war, um wieder in die Menschengestalt übergehen zu können. Andererseits wollte ich auch bei ihr bleiben, und sie davor schützen, dass ihr noch schlimmeres zustieß. Schließlich war ich an all dem Schuld. Und dafür hasste ich mich. Ein wesentlicher dritter Punkt, warum ich blieb, war jedoch, dass ich Angst hatte. Angst vor dem Schmerz in meiner Brust, der mir schon als Wolf unerträglich schien. Wenn ich mich verwandelte, würde er mich wohl zerstört. Ich hatte zwar auch nichts anderes verdient, trotzdem hatte ich Angst vor dieser Erfahrung. Ich war so ein elender Feigling. Da hörte ich Geräusche. Wahrscheinlich waren sie schon die ganze Zeit da gewesen und ich hatte sie nur nicht bemerkt. Was wäre gewesen, wenn es ein Tier gewesen wäre, das Emily angreifen wollte? Oder noch schlimmeres? Ich wollte es mir gar nicht vorstellen… Ich war dumm und unvorsichtig gewesen und hasste mich dafür, doch an den Schritten konnte ich hören, dass es Harry und die anderen waren. Sie kamen gerade durch das Gebüsch. Ich winselte leise, als ich sie sah. Mit schreckgeweiteten Augen kamen sie auf uns zu. Billy blieb mit seinem Rollstuhl bei mir, während Harry und Old Quil zu Emily weiter gingen. Harry hatte auch schon den örtlichen Notarzt am Telefon. „Mach dir keine Vorwürfe. Du bist noch jung und hast deine Kräfte noch nicht im Griff.“, sagte Billy mitfühlend. Und als er meinen Blick sah, fügte er hinzu: „Sie wird wieder in Ordnung kommen, das verspreche ich dir.“ Diese Fürsorge und das Mitleid, dass er mir entgegenbrachte, hielt ich nicht einmal als Wolf aus. Zu tief saß die Schuld für das, was ich getan hatte. Daraufhin lief ich - feige wie ich zudem noch war - davon. Ich wollte dieses verdammte Mitleid nicht! Ich verdiente es nicht. Als ich mich weit genug entfernt hatte, kamen die Bilder, die ich niemals vergessen würde, mit. Mitten im Wald blieb ich plötzlich stehen. Das war alles zu viel für mich. Ich spürte diese schreckliche Leere in mir, als ich den Entschluss fasste. Ich würde sie in Ruhe lassen. Nie wieder würde ich in die Nähe dieses Mädchens kommen. Nie wieder würde ich sie verletzen. Auch wenn ich an dieser Trennung zerbrechen würde, ich würde mich zurückziehen, damit ich ihr nicht mehr wehtun konnte. Damit sie keine Angst mehr vor ihm haben brauchte. Aber vor allem, damit sie wieder glücklich sein konnte. -The End- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)