Die ersten DigiRitter von DigiDestined (Reise ins Jahr 1995) ================================================================================ Kapitel 9: Überlebenskampf - Teil 2 ----------------------------------- Überlebenskampf – Teil 2 „NEIN!!“ schrie Brian, als ich meine Hände hob und mich so ergab. „Tai, tue das nicht!“ Das Digimon lachte. „Das war eine sehr kluge Entscheidung von Dir, Kleiner. Und nun Dein DigiVice bitte.“ Ich schluckte. Sollte ich es ihm geben? Wenn ich dies tun würde, dann könnte Agumon – sofern wir hier alle wieder raus kamen – nicht mehr digitieren. „Tyrannomon?“ „Zu Befehl!“ Ich hatte wohl etwas zu lange gezögert. Ein Tyrannomon kam auf mich zu und riss mich zu Boden. Mein Fuß schmerzte erneut und ich schrie laut auf. Ich fühlte, wie das Digimon mir mein DigiVice aus der Hosentasche nahm und diese dabei etwas zerschnitt. Na toll. Jetzt war ich absolut wehrlos. „Bring ihn her zu mir.“ befahl der Anführer der Digimon. Das Tyrannomon hob mich hoch, was mich erneut aufgrund meines Fußes zum Schreien brachte – und brachte mich zu seinem Meister. „Hallo, Anführer. Ich freue mich, Dich in Deinem neuen Zu hause begrüßen zu dürfen. Spielen wir ein bisschen Katz und Maus?“ Ich verstand nicht recht, was er damit meinte. Würden wir etwa gar nicht ins Schloss gebracht werden? Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, spürte ich, wie Tyrannomon mich in die Luft hob und weg schleuderte. Kurz danach wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich das Rauschen von Wasser. Wie lange ich ohnmächtig war, wusste ich nicht. Ich öffnete langsam die Augen und konnte Baumkronen über mir erkennen, aber den Ort kannte ich nicht. Wo war ich hier? Ich drehte meinen Kopf langsam zu beiden Seiten. Nichts. Nur Wald. Wo war Brian? Hatten sie ihn mitgenommen? Schwer fällig richtete ich mich soweit auf, dass ich saß. Meine 'Schiene' war vom Fuß gerutscht und hing nun locker über meinem linken Bein. Der Fuß war gedreht. Ich wollte ihn etwas bewegen, ließ es aber sofort bleiben, als ich einen pochenden Schmerz spürte. Verdammt! Wie sollte ich alleine hier wieder raus kommen? Ich war in feindlichen Gebiet, hatte einen gebrochenen Fuß und kein Digimon, wahrhaft schöne Aussichten. Aber ewig konnte ich auch nicht hier bleiben. Irgendwann würden mich mit Sicherheit die Feinde finden. Ich drehte mich auf den Bauch und krabbelte weiter, hin und wieder ein leises Zischen ausstoßend, wenn der Fuß einen Stein berührte oder bewegt wurde. Nach einer Weile konnte ich nicht mehr. Ich war am Ende meiner Kräfte und meine Kleidung war mit Dreck beschmutzt. Irgendwo musste ich mich hinlegen und ausruhen, dich wo? Hier gab es nirgends eine Höhle. So beschloss ich, zu einem großen Felsen zu kriechen, um mich hinter diesem hinzu legen. Dort war ich relativ sicher, da hinter ihm kein Weg war und die Bäume die Sicht versperrten. Vom Waldweg aus konnte man mich nicht sehen, es sei denn, man ging um den Felsen herum. Hier konnte ich auch den Wasserfall sehen, dessen Rauschen ich vorhin gehört hatte. Also hatte ich wenigstens schon mal etwas zu trinken, auch wenn der Weg dahin lang war. Gute 500 Meter, und das mit einem gebrochenen Fuß. Ich seufzte. Das war doch zum Kotzen! Ich lag hier, konnte mich fast nicht mehr bewegen, Brian war weg und Tyrannomon hinter mir her. Wahrlich tolle Aussichten. Mein Kopf lehnte an den Felsen, ich schloss die Augen und hörte noch einige Zeit dem Rauschen des Wassers zu, dann schlief ich ein. Es war ein kurzer Schlaf,. Von einem Alptraum geplagt, in dem Kari und die anderen grausam gefoltert wurden. Ich spürte Schweiß auf meiner Stirn und wischte ihn mit meinem verdreckten Arm weg. Was sollte nun werden? Ich war mitten im dichten Wald und hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich gehen sollte, deshalb beschloss ich, erstmal zum Wasserfall zu gehen und mich zu säubern. Ich stützte mich auf dem Boden ab und erhob mich langsam. Es würde ein schmerzvoller Weg werden, aber ich musste ihn gehen. Irgendwie. Mich hier und da an Bäumen und Felsen festhaltend und ab und an eine Pause machend, machte ich mich auf dem Weg. Nach etwa einer Dreiviertelstunde war ich da. Eine Dreiviertelstunde für fünfhundert Meter! Doch ich hatte es geschafft und kniete mich vor dem Wasserfall hin, um mir das Gesicht zu waschen. Wie gut dies tat. Lange hatte ich mich nicht mehr so erfrischend gefühlt. Ich zog mein Hemd aus und wusch mir nun auch den Oberkörper und die Arme. Was würde ich nicht alles für ein heißes Bad geben! Ein herrliches, heißes Bad mit duftender Seife! Wäre das schön gewesen. Ich setzte mich nun richtig hin und ließ die Füße ins Wasser gleiten, nachdem ich mir Schuhe und Socken ausgezogen und die Hose hoch gekrempelt hatte. Natürlich war dies bei dem linken Fuß ein Kampf gewesen, ein Kampf voller Schmerzen. Doch ich hatte ihn gewonnen und nun spürte ich das kühle Nass an meinen Füßen, welches ein angenehmes Kribbeln auslöste. Ich seufzte einmal erleichtert und legte mich auf den Rücken, die Beine noch immer im Wasser. Über mir zogen ein paar kleine Wolken hinweg, der Wasserfall rauschte und man hörte hin und wieder ein leises Knacken, wenn ein Ast im Wald brach. Es schien alles friedlich zu sein, doch der Schein trug. Überall hier lauerten Feinde, die mich kriegen wollten. Wieder ein Seufzen. Ich sollte vielleicht losgehen, um das Schloss zu suchen, immerhin würde es eine Weile dauern, da ich nicht wusste, in welcher Richtung ich suchen sollte. So setzte ich mich wieder hin, zog mein Hemd an und nahm die Füße aus dem Wasser. Meine Schuhe und die Socken würde ich nicht mehr anziehen, denn sie störten nur. Ich nahm sie in die Hand und stand auf, knickte aber sofort wieder weg. Mein gebrochener Fuß machte noch immer Zicken. Irgendetwas musste ich suchen, womit ich mich fortbewegen konnte. Irgendwelche großen und dicken Äste, auf die ich mich stützen konnte. Da es hier nichts gab, musste ich auf die andere Seite des Waldes und dort suchen. Schon nach wenigen Metern wurde ich fündig. Drei Äste, etwa einen Meter lang und stabil, lagen auf dem Boden. Ich nahm mir zwei, und stützte mich darauf. Es ging besser, als ich gedacht hatte, und so ging ich weiter in den Wald hinein, auf der Suche nach Milleniumons Schloss und nach Brian. Etwa eine halbe Stunde später musste ich erneut eine Pause machen. Das Laufen mit den Stöcken ging, doch es strengte an. Ich ließ mich an einen Baum herunter sinken und beobachtete den Wald. Alles war ruhig. Kein Feind schien in der Nähe zu sein. Ich setzte mich etwas bequemer hin, wobei ich meinen Fuß wieder bewegen musste und ein leises Zischen ausstieß. Was sollte nun werden? War ich wirklich verdammt dazu, hier zu sterben? Nein, ich durfte nicht aufgeben! Ich hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt sicher nicht damit anfangen. Ich war der Anführer der DigiRitter und musste auch wie ein Anführer handeln. Die anderen mussten befreit werden, egal wie. Wieder kam mir ein Bild von Kari in den Sinn, wie sie blutüberströmt am Boden lag. Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu verdrängen. Wenn ich weiterhin so denken würde, dann würde ich nur wahnsinnig werden, aber ich brauchte einen klaren Kopf. Ich musste sie befreien. Dann fiel mir Brian ein. Wo er wohl gerade war? Hatte Tyrannomon ihn auch in den Wald geworfen oder ihn getötet? Ich hoffte sehr, dass das erste richtig war, denn sonst wäre ich ganz auf mich allein gestellt. So konnte ich Brian suchen und wenn ich ihn gefunden hatte mit ihm zusammen zu Milleniumon gehen. Ich erhob mich wieder und lief – auf den Ästen gestützt – weiter. Der Wald lichtete sich langsam, die Bäume standen schon nach etwa zweihundert Metern nicht mehr so nahe zusammen wie vorher. Vielleicht war er bald zu ende und ich konnte erkennen, wo genau ich mich befand. Wenn ich Glück hatte, kam ich sogar in der Nähe von Milleniumons Schloss oder sogar am Schloss aus. Kurze Zeit später dann hatte ich die letzten Bäume erreicht, es war nicht mehr weit, und ich konnte den Wald verlassen. Plötzlich vernahm ich hinter mir ein Knurren und drehte mich um, doch zu spät. Das Digimon setzte zum Sturzflug an und erwischte meine Beine, sodass ich auf dem Boden aufschlug und schrie. Mein Fuß schmerzte wieder. Das Digimon kam erneut auf mich zu und ich konnte mich gerade so weg drehen, ehe ich von seinen Scheren armen getroffen wurde. Es war Kuwagamon. Verdammt. Gegen dieses Digimon hatte ich keine Chance, ich musste hier weg. Doch wie hier wegkommen? Mein Fuß tat höllisch weh und ich lag erschöpft am Boden, mich immer wieder vor Kuwagamons Armen duckend. Jetzt war es wohl um mich geschehen, ich konnte nichts mehr machen. „Grubenbombe!“ erschallte plötzlich eine Stimme. Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Kuwagamon wich zurück und sah sich nach dem Angreifer um. „Grubenbombe!“ Diesmal hatte es keine Chance und verschwand. Ich lag keuchend am Boden. Diese Szene kam mir seltsam bekannt vor. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Piximon! Kurz darauf erschien auch schon das kleine Kobolddigimon aus dem Blätterdickicht. „Piximon!“ rief ich erfreut aus. „Schön, Dich zu sehen!“ Das Digimon flog zu mir und sah mich fragend an. „Wer bist Du?“ Mein Lächeln verblasste. Klar, es kannte mich ja noch nicht. „Jemand, der in der Klemme steckt. Danke für die Rettung.“ Der pinke Federball schüttelte den Kopf. „Kein Problem, mache ich doch gerne. Wo sind die anderen DigiRitter?“ „Milleniumon hat sie.“ sagte ich, während ich noch immer Piximon musterte. Ich hatte sie ewig nicht mehr gesehen. Das Letzte mal, als ich sie sah, kämpften wir gerade gegen die Meister der Dunkelheit. Piximon hatte uns damals vor einer Attacke Piedmons gerettet, bei der leider Gottes das kleine Chipmon starb. Kurz darauf wollte sie die Digimon ablenken, kam aber dabei ums Leben. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Das alles stand dem Piximon aus dieser Zeit noch bevor. „Hast Du was?“ fragte es, und ich entspannte mich wieder. „Nein, nichts. Sag mal, hast Du Brian gesehen?“ Ich wusste nicht genau, ob sie den DigiRitter aus dieser Zeit schon begegnet war, doch einen Versuch war es wert. „Brian? Brian Harper, den Anführer der DigiRitter? Nein, tut mir Leid. Ich habe nur Dich hier gefunden. Wer bist Du denn nun eigentlich?“ Ich war etwas enttäuscht. Noch immer kein Lebenszeichen von ihm. Hoffentlich hielt er durch. „Ich? Ich heiße Tai Kamiya und bin einer der DigiRitter.“ Ich verschwieg ihm, dass ich aus der Zukunft kam, zumal es ehe fraglich war, ob es mir glauben würde. „Komisch.“ Piximon musterte mich. „Dich habe ich noch nie gesehen. Es gibt doch nur fünf DigiRitter und die kenne ich alle.“ Oha, jetzt wurde es schwierig. Was sollte ich machen? Sollte ich es ihm wirklich sagen? „Nun ja, ich-“ „Ist ja auch egal! Lass uns schnell hier weg!“ unterbrach mich Piximon, wofür ich sehr dankbar war. Ich nickte und nahm die Stöcke wieder, um mich hochzuziehen. „Weißt Du, wo es zum Schloss Milleniumons geht?“ fragte ich das Digimon, welches nickte. „Ja, dazu müssen wir den Wald durchqueren. Aber mit Deinem Fuß wird das wohl nichts.“ Piximon zauberte ihre Blase her, mit der wir schon einmal geflogen waren. Ich stieg ein und machte es mir bequem. „Danke, Piximon.“ „Kein Problem, aber nun sollten wir Brian suchen. Weißt Du, wo er ungefähr ist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Leider nicht.“ „Gut, wir werden ihn finden. Halt Dich fest.“ Piximon setzte die Blase in Gang. Ich hatte die leise Hoffnung, dass wir Brian schnell finden würden. Meine Augen suchten den Wald ab, doch ein Zeichen von ihm fand ich nicht. „Dort!“ schrie Piximon plötzlich und ich blickte in die Richtung, in die es zeigte. Tatsächlich. Es war Brian. Er stand gefesselt an einem Baum, drei Digimon als Wachen um ihn herum. Es waren Betamon. Piximon hielt ihre Blase an. „Ich mach das schon, warte hier auf mich!“ Ich nickte und sie verschwand. Kurze Zeit später hörte ich ein Krachen und die Betamon verschwanden. Sie hatte es geschafft. Erleichterung durchflutete mich. Endlich hatten wir Brian gefunden, und es schien, als wäre er unverletzt. „Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn, als er in die Blase stieg. „Klar, und bei Dir? Wie geht es Deinem Fuß?“ „Dem geht besser, danke. Was wollten die Tyrannomon von Dir?“ Piximon hatte die Blase in der Zwischenzeit wieder Fahrt aufnehmen lassen. „Sie wollten mich zu Milleniumon bringen. Zwei sind heute los, um ihm Bericht zu geben. Gott sei Dank seid Ihr rechtzeitig gekommen.“ Ich nickte. Wer wusste, was Milleniumon mit ihm angestellt hätte. „Da ist das Schloss.“ sagte Piximon nach einer Weile. Ich sah dorthin. Ja, da war es. Endlich waren wir angekommen. Der Kampf würde schon bald beginnen. _________________________________________________________________________________ @ MilanaNekoyoto: Danke für Deinen Kommi. Ja, ich finde kurze Kapitel auch besser. Da kann man dann mehr Spannung drin verteilen. Ich habe lieber kurze und spannende, als lange und langweilige, weil ich irgendwann nicht mehr weiss, was ich noch schreiben soll. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)