Die ersten DigiRitter von DigiDestined (Reise ins Jahr 1995) ================================================================================ Kapitel 5: Sorge ---------------- Sorge In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer wieder sah ich Kari vor meinem Auge, die von Milleniumon gequält wurde. Klar, wir wussten jetzt, dass unsere Vorgänger nicht angreifen würden, ehe sie Kari gefunden hätten, doch was hieß da schon? Kari könnte trotzdem tot oder – wenn nicht – schwer verletzt sein. Wer wusste, was Milleniumon mit ihr anstellte. Ich schluckte. Warum immer Kari? Erst die Entführung durch Myotismon, dann ihre Krankheit vor zwei Jahren, und nun... wieder eine Entführung. Warum erwischte es ausgerechnet immer meine Schwester? Sah sie wirklich so schwach aus? Aber sie war nicht schwach, sie war stark! Sie war stärker, als manch anderer Mensch. Sie war einfach einzigartig. Ich stand vom Boden auf und ging zu den Gittern, doch diesmal sah ich nicht in den leeren Gang, sondern fixierte meine Augen auf einen Punkt und dachte an unser erstes Abenteuer in der DigiWelt vor zwei Jahren. Daran, wie ich erfahren hatte, dass Kari der achte DigiRitter war. Als Wizardmon mir sagte, dass Kari das achte Kind und Gatomon – die bis dato für Myotismon gekämpft hatte – ihr Digimonpartner war. Ich versprach ihr damals, auf sie aufzupassen, doch Myotismon bekam sie in seine Gewalt. Ich setzte alles daran, meine kleine Schwester zu retten. Bei unserem finalen Kampf gegen Myotismon drohte die ganze Sache zu kippen und Kari zu sterben, wäre nicht Wizardmon gewesen. Das Digimon warf sich vor Gatomon und Kari und beschützte sie so. Es ließ sein Leben für die beiden. Die Erinnerung daran versetzte mir noch heute einen Stich und der alte Hass loderte wieder auf. Wie gerne hätte ich mich auf Myotismon geworfen, konnte es aber nicht. Zum einen, weil zwischen uns eine etwa zwei Meter breite und dreißig Meter tiefe Schlucht war, zum anderen Kari wegen. Ich konnte sie doch nicht einfach allein lassen. Wieder ein Seufzen. An all dies dachte ich in diesem Moment. Nun war es wieder so: Meine Schwester war in den Fängen unserer Feinde und obendrein noch krank. Ich betete für sie, dass sie überleben würde.- Sie musste es einfach. Ansonsten wüsste ich nicht, was ich tun würde. Ich schaute zu den anderen. Sie schliefen friedlich und schienen keine Sorgen zu haben. Eigentlich hätte ich wütend sein müssen, doch ich war es nicht. Ich sagte mir immer wieder, dass sie Kraft für den morgigen Tag brauchen würden. Bei mir war es zwar dasselbe, doch die Sorge um Kari ließ mich nicht schlafen. Sobald ich meine Augen schloss, kamen mir schreckliche Bilder in den Sinn. Kari tot. Kari schwer verletzt... Kari am keuchen und röcheln... Ich schüttelte den Kopf. Nein, daran durfte ich jetzt nicht denken. Ihr ging es gut, ganz bestimmt. Ich machte mir unnötig Sorgen. Ich ließ mich gegen die Gitterstäbe sinken und sah an die Decke. Mein Kopf war leer, ich versuchte an nichts zu denken. Wenn ich keinen Schlaf bekam, dann war ich morgen nicht fit genug, um meine Schwester zu befreien und Milleniumon zu besiegen. Dann drängte sich mir ein anderer Gedanke auf, und ich sah blitzartig zu dem schlafenden Izzy. Unsere Digimon. Sie waren mit Sicherheit auch irgendwo in diesem Schloss hier gefangen. Dann könnten sie ebenso gut bei dem Kampf verletzt oder sogar getötet werden. Ich seufzte. Es war doch immer wieder das Gleiche: Meint mein, man hätte ein Problem gelöst, kommt sofort das nächste. Doch was sollten wir nun machen? Klar, wir könnten unseren Vorgängern Bescheid geben, dass sie auch noch nach unsern Digimon suchen sollen, aber dann wurde die Gefahr größer, dass sie entdeckt wurden. Tai! Was redest Du da? Ich schluckte. Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Wollte ich das Leben meines Partners und das der anderen Digimon aufs Spiel setzten, nur um mein eigenes und Karis zu retten? Nein! Das konnte und durfte ich nicht. Ich war als Anführer sowohl für die DigiRitter als auch für die Digimon verantwortlich und durfte keinen im Stich lassen. Ob ich Izzy wecken sollte? Er könnte Gennai die Information mit den Digimon schneller zukommen lassen und wir wären vielleicht eher hier raus, weil sie schon jetzt einen Plan schmieden könnten, und nicht erst morgen, wenn sie Kari befreien wollten. Nein, Izzy sollte schlafen. Wenn ich ihn jetzt wecken würde, würden wir die restliche Nacht vor dem Laptop verbringen und diskutieren. Er brauchte Schlaf und ich langsam auch. Es fiel mir immer schwerer, die Augen offen zuhalten. Mir graute es davor, was ich im Traum zu sehen bekommen würde. Ich wollte nicht mit ansehen, wie meine Schwester leiden musste oder starb. Ich wollte es nicht. Dennoch siegte irgendwann die Müdigkeit und ich schlief ein. Mein Schlaf war von Alpträumen geplagt und kurz. Ein Jubelruf hatte mich geweckt. Es war Izzy. Warum er sich so freute, wusste ich nicht. In unserer momentanen Lage konnte man sich alles andere als freuen. Ich blickte zu ihm hin. „Was ist?“ fragte ich und die Müdigkeit konnte man klar aus meiner Stimme heraushören. „Die DigiRitter sind in einer Stunde hier.“ meinte Izzy, was die anderen auch zum Lächeln brachte. Mimi weinte. „Endlich nach Hause...“ Ich sah sie an. Ja, ich war auch erleichtert, aber der Gedanke, was mit Kari passieren könnte, trübte dieses. Ich ging zu den anderen. „Was ist mit unseren Digimon?“ fragte ich sie. Auf diese Frage reagierten alle geschockt. Ich sah, dass sie auch nicht mehr an sie gedacht hatten. Was waren wir doch für Partner! „Oh...“ brachte T.K. Nur heraus. „Und jetzt?“ Alle sahen zu mir. „Ich wäre dafür, es den DigiRittern zu sagen.“ war meine Antwort. „Dann können sie auch nach ihnen suchen.“ Izzy nickte und tippte gleich drauflos. Ich versuchte, mich von meinen Gedanken abzulenken, in dem ich mich zu Mimi und Sora setzte. „Alles in Ordnung bei Euch?“ Besorgt musterte ich sie. Sora nickte nur und Mimi war noch immer leise am schluchzen. „Es geht schon.“ Ich legte einen Arm um Mimi. „Bald können wir nach Haue, versprochen.“ versuchte ich sie und mich aufzuheitern. Bei ihr klappte es anscheinend, denn sie nickte. Bei mir nicht. Ich lehnte mich gegen die Wand und streichelte Mimis Rücken, nur um mich etwas abzulenken. „Kari wird nichts passieren.“ hörte ich Sora sagen. „Ganz sicher.“ Ich nickte abwesend. Wenigstens sie war optimistisch. „Tai?“ Ich sah auf. Sora lächelte mich an. „Alles wir wieder gut.“ Ich nickte und schaffte es sogar, zurück zulächeln. „Danke, Sora.“ Sie klopfte mir auf die Schulter und verschwand. Mimi hatte sich bereits an mich gelehnt und ich setzte mich etwas bequemer hin. Wie viel Zeit wohl schon vergangen ist, seit Izzy die Mail von Gennai gekriegt hatte? Mir kam es wie Stunden vor, doch es dürften nur wenige Minuten gewesen sein. Die Zeit zog sich in die Länge und die Minuten wurden zu Stunden. Vielleicht noch 50 davon, dann waren die DigiRitter hier. Bis dahin musste ich mich gedulden und nicht daran denken, was möglicherweise mit Kari hätte passiert sein können. Die Spannung in mir stieg von Minute zu Minute. Zwar versuchte ich, durch Gespräche mit den anderen meine Sorgen zu verdrängen, doch nur mit mäßigem Erfolg. Würde alles klappen? Würden wir alle unbeschadet herauskommen? Würden wir unsere Digimon wiedersehen? Fragen über Fragen, und auf keine eine Antwort. Nur Hoffnung. Die Hoffnung, dass alles glatt lief. Ein Piepen unterbrach meine Gedanken. Es war Izzys Laptop. Endlich. Schnell war ich bei ihm und den anderen. „Lest es selbst.“ meinte er und drehte den Laptop so, dass jeder von uns die Mail lesen konnte: Hallo DigiRitter, ich habe mit den anderen gesprochen. Sie werden nun parallel Kari und Eure Digimon suchen. Sobald sie sie gefunden haben, werden sie sie und Euch befreien. So wie es jetzt aussieht, sind sie in zehn Minuten am Schloss. Dort werden sie sich aufteilen und suchen. Wenn sie Erfolg hatten, wird der Anführer der Gruppe Kontakt zu Euch aufnehmen. Macht Euch keine Sorgen und haltet noch etwas durch. Wir sehen uns, wenn Ihr befreit seid. Gennai Ich las die Mail zweimal. Sie hatten es also geschafft, hierher zu kommen. Erleichterung machte sich in mir breit. Kari würde bald befreit sein, dessen war ich mir nun sicher. Und unsere Digimon würden folgen. Alles lief nach Plan. Wieder ein Piepen und Izzy lächelte. Ich sah ihn fragend an, genau wie alle anderen. Er drehte seinen Kopf zu uns. „Sie sind drin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)