Fühl die Nacht-Carpe Noctem von Chibi_Isa (Fortsetzung von Totale Finsternis/ RikuXSora) ================================================================================ Kapitel 1: Fühl die Nacht-Carpe Noctem -------------------------------------- Fühl die Nacht-Carpe Noctem von Chibi_Isa RikuXSora So, die Fortsetzung von Totale Finsternis. Diesmal könnt ihr Sora bei seinen ersten Schritten als Vampir begleiten. Im dirrten Teil, der gerade in Planung ist, wird sich die Story auf Axel und Roxas konzentrieren ^^ Nun, viel Spaß beim Lesen LG Isa Fühl die Nacht-Carpe Noctem Rikus POV „Riku, ich habe noch Durst“, erklärt Sora, nachdem wir uns gelöst haben. Er hat einen eindeutig einen gesunden Appetit. „Das waren über fünf Liter Blut, mein kleiner Prinz und ihr dürstet immer noch?“, möchte ich wissen. Er nickt sofort und sieht mich mit einem flehenden Blick an. „Heute können wir nicht mehr jagen. Die Sonne geht bald auf“, vertröste ich ihn. „Wie bald?“, fragt Sora. „In etwa einer halben Stunde“, entgegne ich. „Können wir noch in den Rosengarten? Wenn ich schon kein Blut mehr bekomme kann, dann möchte ich die Schönheit der Rosen genießen“, gibt mein Prinz zurück. „Für dir Rosen haben wir noch Zeit genug. Kommt, wir nehmen eine Abkürzung“, nehme ich seine Hand, führe ihn zum Fenster und springe mit ihm in die Nacht. „Aber… aber… Riku… wir werden…“, fängt er verzweifelt an. „Nein, mein Prinz. Lasst Euch treiben. Lasst Euch treiben von der Dunkelheit. Fühlt die Nacht um Euren Körper und seid frei“, unterbreche ich ihn, als wir auf einem kleinen Turm landen. Fühl die Nacht! Sei frei! Sora atmet tief durch, obwohl er das schon gar nicht mehr machen müsste. „Ich habe Angst“, gesteht er. Ich spüre es, ich spüre, dass seine Angst gerade stärker ist, als sein Durst. „Das müsst Ihr nicht haben. Euch kann nichts mehr passieren. Ihr seid unsterblich. Vertraut mir einfach“, fordere ich und springe erneut mit ihm in die Dunkelheit, die für mich so klar ist. Folg mir nach, vertrau der Nacht! Ich sehe alles als wäre heller Tag. Die Rosen, die einzelnen Farben davon, ihre majestätischen Blütenblätter, einfach alles. Natürlich kommen wir heil unten an. „Seht Ihr denn nicht die Schönheit der Nacht? Die Farben und die Formen? Ihr müsstet alles sehen, wie es auch am Tage ist“, erkläre ich Sora, als wir im Rosengarten stehen. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn. „Das sehe ich, so ungefähr. Trotzdem habe ich Angst. Als ich noch ein Mensch war, habe ich mich nicht aus Fenstern gestürzt“, gibt mein Prinz zurück. „Vertraut einfach der Nacht. Sie wird Euch tragen und beschützen. Ihr könnt Euch nicht verletzen“, versichere ich ihm. Folg mir nach, vertrau der Nacht! Damals als ich ein Vampir wurde hat man mich nicht so sanft an die Aufgaben herangeführt. Mein Schöpfer hat mich einfach die Mauer hinunter geworfen. Ich musste einfach reagieren. Vielleicht sollte ich das mit Sora auch versuchen. „Ich versuche es morgen“, verspricht Sora mir, nimmt meine Hand und wir wandern durch den Garten. „Wie fühlt Ihr Euch als Vampir?“, möchte ich wissen. „Bis jetzt gut. Das Blut schmeckt wirklich vorzüglich“, findet er und ich muss lächeln. Ich fand das am Anfang so furchtbar. Trotzdem habe ich einen nach dem anderen getötet. Mein Überlebensinstinkt war viel stärker als mein Wille. „Morgen könnt Ihr selber jagen“, gebe ich zurück. „Jagen wir in dem Wald, wo Axel seine Opfer abpasst?“, will der Prinz wissen, doch ich verneine. „Das würde allmählich auffallen, besonders jetzt wo bereits drei Personen Blut brauchen. Wir werden weiter weg gehen. Es gibt hier sehr viele tolle Orte“, antworte ich. „Kommen wir noch einmal zu meinem Schloss?“, erkundigt er sich dann. Hat er jetzt doch Sehnsucht? War es ein Fehler ihn zu verwandeln? „Wünscht Ihr Euch Euer altes Leben wieder?“, will ich wissen, doch er verneint sofort. „Nein, diese Welt hat mich nie glücklich gemacht. Ich möchte nur meinen Bruder noch einmal sehen. Er ist der Einzige, der mir etwas bedeutet hat“, erklärt er. Die Welt im Tageslicht Hat keinen jemals glücklich gemacht „Wenn Ihr es wünscht kehren wir morgen dorthin zurück“, biete ich ihm an. Er ist der, den ich schon so lange gesucht habe. Der, mit dem ich die Ewigkeit verbringen will. Ich würde ihm jeden Wunsch erfüllen. „Das wäre sehr schön“, findet Sora und küsst mich auf die Wange. Der Ausdruck seines Dankes gefällt mir. „Wenn es Euch nichts aus macht, dann sollten wir langsam in die Gruft gehen“, teile ich ihm dann mit. Heute werden wir in meinem Sarg schlafen. Ich habe Axel schon beauftragt, dass er noch einen zweiten besorgen soll. „Dann kommt“, entgegnet Sora und ich ziehe ihn mit mir. Er schaut sich immer wieder um. Ob ich auch so war, als ich verwandelt wurde. Natürlich ist alles anders, wenn man ein Vampir ist. Man sieht die Dinge mit den Augen der Nacht, man sieht ihre am Tag verborgene Schönheit. Es ist einfach wundervoll. Genau das, fesselt Sora wohl im Moment. Fühl die Nacht! Und laß’ sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn „Heute müsst Ihr mit in meinen Sarg. Morgen werdet Ihr Euren eigenen haben“, erkläre ich meinem Prinzen, als wir in der Gruft ankommen. „Ich soll alleine schlafen?“, fragt er und macht dann ein trotziges Gesicht. „Das will ich nicht. Ich will bei Euch sein, auch im Schlaf“ Heiliger Dracula, das wusste ich ja nicht. Ich dachte, es wäre ihm wichtig auch mal etwas Freiheit zu genießen. Aber gut, wenn er es möchte, ich habe nichts dagegen. „Wenn Ihr es so wünscht, dann machen wir es“, versichere ich und sofort wandert ein Lächeln auf sein Gesicht. „Vielen Dank“, gibt er zurück und küsst mich auf die Wange. Auch ich lächle. „Es ist an der Zeit schlafen zu gehen“, erkläre ich ihm dann, öffne den Sarg und lasse ihn hinein klettern. Als ich schließlich auch darin liege, ist es zwar ganz schön eng, aber wir liegen auch sehr, sehr angekuschelt zusammen. Seufzend schließe ich den Deckel. Ich sehe alles noch genauso, wie draußen. Soras widerspenstiges, braunes Haar, seine Augen, die Kleidungsstücke, die ich ihm ausgesucht habe. Dazu spüre ich noch seinen Körper an meinem. Ich könnte nicht glücklicher werden, wie gerade eben, da bin ich mir sicher. Nach so langer Suche habe ich meinen Seelenverwandten gefunden, mit dem ich die Ewigkeit verbringen werde. „Sora“, flüstere ich, doch er ist schon eingeschlafen. Die Verwandlung war wohl doch etwas viel für ihn. Ich beobachte ihn noch etwas, ehe ich auch in einen sehr, sehr ruhigen Schlaf falle. „Sora, mein Prinz, wacht auf“, flüstere ich in der Nacht. Er öffnet langsam die Augen. „Riku… ist es schon Morgen?“, fragt er verwirrt. „Nein, es ist Abend“, antworte ich. „Abend…? Oh stimmt, ich bin ein Vampir… ich habe Durst“, kommt wohl das brennende Gefühl in der Kehle wieder. Genauso war es bei mir, als ich verwandelt wurde. Ich hatte einen fast unstillbaren Durst. „Dann kommt mit mir. Wir gehen jagen“, gebe ich zurück und öffne den Sarg. Wir klettern heraus und verlassen die Gruft. Davor steht wie jeden Abend Axel. Er informiert mich über die Geschehnisse des Tages. „Die Dorfbewohner trauern um meine Opfer. Ich werde sie bald mal wieder ablenken müssen. Sonst gab es nichts weiter. Ihr habt nur noch Post bekommen. Jerome lädt zum alljährlichen Ball“, erklärt er mir. Ach ja, der Ball, den hatte ich fast vergessen. Jerome ist ein sehr reicher Vampir und so was wie unser König, wenn wir einen hätten. Jedenfalls lädt er jedes Jahr zu einem großen Ball, auf dem sich alle Unsterblichen der Umgebung versammeln. „Sora ist ebenfalls eingeladen“, fügt Axel da noch hinzu. Auch noch, woher weiß Jerome eigentlich, dass ich jetzt einen Gefährten habe. „Ich? Aber ich weiß doch gar nicht um was es geht“, meldet sich Sora zu Wort. „Das wird Euch Riku sicher erklären“, setzt Axel auf mich. Natürlich werde ich dem Prinzen das Ganze erklären. „Jerome ist ein sehr mächtiger und reicher Vampir. Hätten wir einen Herrscher, dann wäre er es. Er veranstaltet jedes Jahr einen Ball, bei dem sich alle Unsterblichen der Gegend einfinden“, kläre ich Sora nun auf. Er schaut uns verdutzt an. „Aber ich bin doch erst seit gestern ein Vampir. Woher weiß Jerome das?“, hatte er den gleichen Gedanken wie ich. „Das, mein lieber Prinz ist eine gute Frage. Unser heißgeliebter Jerome hat überall so seine Spitzel. Er weiß immer alles“, versucht Axel es ihm begreiflich zu machen. „Warum ist er denn heißgeliebt?“, verwirrt Sora dieser Ausdruck. Die Erklärung dazu wird ihm sicher nicht gefallen. Sora hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Jerome hat seine eigene Auffassung was gerecht ist und was nicht. „Das werdet Ihr verstehen, wenn Ihr auf dem Ball seid“, hält Axel sich nun bedeckt. Ich halte es auch für das Beste ihm die Wahrheit jetzt noch nicht zu sagen. Unter Umständen will er dann gar nicht hin. „Könnten wir jetzt zu Roxas?“, fragt Sora dann. Er muss ja wirklich sehr viel an seinen Bruder denken. „Gerne“, antworte ich und wir verlassen gemeinsam mit Axel das Schloss. Er jagt sonst immer mit mir zusammen. Das eine Mal tagsüber war nur um Sora zu demonstrieren, wie grausam die Jagd sein kann. Soras POV Wie schnell Riku und Axel doch sind. Sie legen eine so große Distanz mit nur einem Schritt zurück. Es ist fast so als würden sie über den Boden fliegen. Und ich? Ich Memme, kann es nicht. Ich laufe immer noch genauso langsam wie ein Mensch. Ich kann mich einfach nicht mit der Nacht vereinen. Ich habe es wirklich sehr oft probiert, aber ich kann der Nacht nicht mehr so viele Schönes abgewinnen, wie dem Tag. Ich sehe zwar alles noch, aber die Farben sind weg, vollkommen verschluckt von der Dunkelheit. „Wir sind bald da, junger Prinz“, teilt Riku mir mit. Er trägt mich wie ein Kind auf seinem Rücken. Es ist zwar schön ihn auch beim Rennen bei mir zu haben, aber genauso gerne möchte ich selber rennen, möchte selber so schnell sein, möchte selber fliegen. „Ich freue mich“, entgegne ich und er wird noch etwas schneller. Axel fällt es schwerer Schritt zu halten. Riku hat mir erklärt, dass er zwar so schnell wie die Vampire rennen kann, aber er irgendwann an seine Grenzen kommt. Diese hat er wohl gerade erreicht. Riku verlangsamt sein Tempo wieder und Axel schließt zu uns auf, als ich es sehe. Unser Schloss baut sich langsam auf. Seine hohen Mauern, die kleinen und großen Türme, der Bergfried in der Mitte, alles sehe ich. Alles scheint so wie am Tage, nur in Grau. „Wo schläft Euer Bruder?“, will Riku wissen. „Dort, im nördlichen Turm, ganz oben“, entgegne ich und Riku läuft einfach am Turm hinauf. Ich klammere mich fest an ihn. Obwohl ich unsterblich bin, habe ich Angst zu fallen. Als wir das Zimmer betreten ist es darin bereits dunkel, doch ich sehe Roxas, seine blonden, wuscheligen Haare, sein hübsches, etwas kindliches Gesicht und seine im Moment geschlossenen Augen. „Ist das Euer Bruder?“, will Axel wissen. Ich nicke und streiche ihm durch die Haare. „Roxy, wach bitte auf, für mich“, flüstere ich. Roxas regt sich und dreht sich einfach um. „Roxas, ich bins, Sora“, versuche ich weiter mein Glück. Jetzt reibt er sich die Augen. „Sora?“, fragt er leise. „Ja, ich bin da“, antworte ich, als er wohl endlich versteht, was los ist. „SORA“, wirft er sich jetzt um meinen Hals. „Wir dachten, du seist tot. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wo warst… du? Wer ist das denn?“, fallen ihm auch Riku und Axel auf. „Hör zu, Roxas, ich werde nicht mehr nach Hause zurückkehren, also lass Mama und Papa in dem Glauben, ich sei tot. Ich werde bei ihnen leben, das sind Axel und Riku, mein Geliebter“, erzähle ich nun und Roxas bekommt große Augen. „Das kannst du nicht machen“, entgegnet er sofort. „Du weißt, doch dass mich Mädchen nicht gerade in ihren Bann ziehen“, erwidere ich trotzig. Wieso sagt er so was? Er weiß genau, dass ich mit einem Mädchen nie glücklich werden würde. „Das meinte ich doch nicht. Du kannst nicht von hier weggehen. Was ist mit mir?“, will er wissen. „Nun, ihr werdet eine wunderschöne Frau finden, heiraten und mit ihr viele Kinder haben“, mischt Riku sich ein. Roxas sieht ihn erst verwundert an. Hat seine abhängigmachende Art auch Auswirkungen auf meinen Bruder? „Das will ich nicht und das kann ich nicht. Ich liebe dich, Sora, du kannst nicht einfach nach 17 Jahren ohne ein Wort verschwinden“, liest er mir gehörig die Leviten. „Ich kann nicht mehr hier bleiben, Roxas. Hier erdrückt mich alles. Vater lässt mich nicht sein was ich bin und König werde ich auch nie werden. Also, was soll ich noch hier?“, möchte ich wissen. Die Welt im Tageslicht Hat keinen jemals glücklich gemacht „Ich bin hier, Sora, ich dachte, ich wäre ein Grund für dich zu bleiben“, erwidert er leicht verzweifelt. Sicherlich wäre er ein Grund, aber jetzt ist es schon zu spät. Ich bin ein Vampir, ein grottenschlechter zwar, aber ich bin einer. „Sicher wärst du ein Grund, aber das ist mir zu wenig. Bei Riku, werde ich glücklich und das für ewig. Er hat mir die Ewigkeit geschenkt“, erzähle ich und Roxas sieht mich verständnislos an. „Die Ewigkeit, was heißt das?“, will er wissen. „Das heißt, lieber Prinz, dass Euer Bruder nun kein Mensch mehr ist“, mischt Axel sich ein. Wieder sieht Roxas sehr unglücklich drein. „Aber er sitzt doch hier vor mir. Und er ist aus Fleisch und Blut. Warum soll er kein Mensch sein?“, fragt mein Bruder. „Mein junger Prinz, hat sich für eine andere Art des Lebens entschieden. Er ist jetzt ein Vampir“, lässt Riku schließlich die Bombe platzen. „Ein Vampir? Ein Vampir!“, wird Roxas laut und rutscht merklich von mir weg. „Geh weg, du wirst mich noch beißen“ „Roxas, ich würde dir nie etwas zu Leide tun. Eigentlich dachte ich, dass du mich so magst wie ich bin“, erkläre ich. „Ich mag dich doch auch, aber… ein Vampir… trinkst du wirklich Blut?“, möchte er wissen. „Ja, aber bis jetzt nur einmal“, kläre ich ihn auf. „Und… wie… magst du das wirklich?“, kann er es nicht richtig fassen. „Ja, ich kann es nicht richtig erklären, aber es ist nicht vergleichbar mit unserem Essen. Es ist anders, aber gut“, gebe ich zurück. „Und… du lebst jetzt mit ihm zusammen? Er ist auch ein Vampir, oder?“, fragt Roxas weiter. Bis jetzt klingt er ziemlich interessiert und nicht mehr abwertend. „Ja, Sora lebt zusammen mit Axel und mir in meinem Schloss. Ich bin ein Vampir und habe Euren Bruder verwandelt“, übernimmt Riku die Antwort. „Und Ihr? Seid Ihr auch ein kaltes Wesen?“, will Roxas dann von Axel wissen. „Ja und nein. Meine Mutter war ein Vampir und mein Vater ein Mensch“, klärt Axel ihn auf. „Oh“, antwortet Roxas nur. „Wie hat Vater eigentlich reagiert?“, fällt mir noch etwas ein. „Er… also… er hat gar nichts getan… niemand wurde zu deiner Suche losgeschickt. Ich bin im Alleingang losgezogen, aber ich konnte nichts finden. Du hast keinerlei Spuren hinterlassen, denen ich folgen könnte“, erzählt Roxas mir. WAS? Vater hat nichts getan? Absolut nichts? Wäre ich jetzt allein, würde ich weinen, aber vor Riku und meinem Bruder ist es unmöglich. „Sora, da kommt jemand. Wir müssen gehen“, teilt mein Geliebter mir plötzlich mit und nimmt meine Hand. „Wartet! Kommt bitte morgen wieder. Ich brauche dich, Sora“, erklärt Roxas leicht verzweifelt. „Wir werden sehen, ob sich das einrichten lässt. Auf Wiedersehen, Prinz Roxas“, wartet Riku nicht bis ich mich verabschiedet habe, sondern setzt mich auf einfach auf seinen Rücken und springt mit mir aus dem Fenster. Axel folgt uns sogleich. „Riku… ich will zu Roxas… bitte“, bettele ich. Ich will zu meinem Bruder… egal ob da jemand kommt oder nicht. Ich will zu ihm. „Das geht nicht. Wenn einer von uns verraten wird, dann sind wir alle drei bald nicht mehr. Das solltet Ihr Euch merken. Du, Axel und ich sind ein Clan, stirbt ein Mitglied so sterben alle“, erzählt er mir. Das ist mir egal. Ich wollte doch nur meinem Bruder doch nur auf Wiedersehen sagen. „Ja, aber…“, fange ich an, doch ich werde unterbrochen. „Nein, Sora, kein aber. Diese Lektion ist wichtig und es ist besser wenn Ihr sie früh lernt. Als Vampir ist es unmöglich noch die Beziehungen zu pflegen, die ihr als Mensch hattet. Ihr müsst das lernen und Euer Bruder auf“, gibt Riku zurück, als wir in einem Waldstück ankommen. „Was… wie meint Ihr das?“, möchte ich wissen. Was hat das zu bedeuten? Wir können die Beziehung nicht mehr pflegen? Aber ich kann Roxas doch immer besuchen, er wird mich nicht verraten. Ich vertraue ihm. „Stellt Euch vor, jemand belauscht Euch eines Nachts. Dann wird man merken, dass Ihr nicht tot seid, sondern ein Vampir“, erwidert Riku. „Aber was ist so schlimm daran. Vampire tun…“, fange ich an, doch gleichzeitig verstehe ich, dass mein Satz völliger Unsinn ist. Vampire tun natürlich jemandem weh, sie töten ihn sogar. Die Leute hätten dann nur Angst vor mir oder sie tun sich zusammen und töten mich. „Am Besten wir gehen nun jagen. Es wird Euch ablenken“, versichert Riku mir. Ich stimme nickend zu. Hauptsache wir tun irgendwas. Riku nimmt nun sanft meine Hand und führt mich durch den Wald auf den Weg zurück. „Zuerst möchte ich Euch zeigen, wo Ihr schlafen könnte, wenn Ihr unterwegs seid und die Sonne aufgehen sollte“, erklärt er. Wo ich schlafe? Aber gehen wir nicht zurück zum Schloss? „Wir schlafen nicht im Schloss?“, möchte ich wissen. „Nein, durch den Aufenthalt in Eurem Schloss haben wir zu viel Zeit verloren. Selbst mit unseren schnellen Beinen können wir nicht mehr zurückkehren“, entgegnet Axel. Oh, wenn sie das schon nicht können, dann kann ich es erst recht nicht. „Und Ihr schlaft auch bei uns?“, möchte ich wissen. „Ja, es sei denn, Ihr habt etwas dagegen“, antwortet er. „Nein, ich… tut Ihr jetzt auch das was ich sage?“, frage ich. „Natürlich, Ihr seid der Geliebte des Meisters. Für mich ist das wie ein zweiter Meister“, klärt Axel mich auf. „Ach, Axel, sag doch nicht immer Meister. Ich bin Riku, nicht dein Meister und Sora ist und bleibt Sora oder junger Prinz oder wie du ihn sonst noch nennen willst“, mischt Riku sich ein. „Sehr wohl, Mei… Riku“, verbessert Axel sich sofort selbst, als wir bei einem wirklich komisch geformten Baum ankommen. Er ist total krumm und wären da nicht die großen Wurzeln würde ich sagen, er übersteht den nächsten Windhauch niemals. „Das hier ist Euer Orientierungspunkt. Vom alten Baum geht ihr nach Westen bis ihr zur Ruine kommt“, erzählt Riku. „Ruine?“, frage ich, doch da sehe ich schon ein „Gebäude“. Wenn man das noch Gebäude nennt, dann sieht man nicht richtig. Von vier Mauern stehen nur noch zwei und selbst die nur noch halb. Das eigentliche Dach liegt als Holzhaufen daneben. „Hier kann man nicht schlafen, die Sonne tötet uns“, fällt mir auf. „Geduld, kleiner Prinz“, vertröstet Riku mich und geht in die Mitte der Ruine, dort sucht er kurz auf dem Boden, als er plötzlich eine Falltür öffnet. „Hereinspaziert“, lässt er mich und Axel eintreten, ehe er folgt. Mist, verdammter. Hier ist es so dunkel und obwohl ich sehe, fühle ich mich unwohl. Es ist alles schwarz oder in verschiedenen Grautönen. Jetzt laufen wir nach unten, einen langen Gang entlang und auf einmal kommen wir in einen großen Saal. Überall in den Wänden sind Löcher und darin… Särge? Haufenweise Särge. Auch auf dem Boden des Saals befinden sich Särge. Ist das hier so etwas wie die Notunterkunft für Vampire? „Was ist das hier?“, möchte ich wissen. „Das, mein Prinz ist das Sammelbecken der Untoten. Solche Unterschlüpfe gibt es auf der ganzen Welt. Wer keine Heimat hat oder zu weit von seiner entfernt ist, der zieht sich dorthin zurück. Im Moment ist niemand hier, aber nachher wenn wir zurückkehren herrscht hier ordentlicher Betrieb“, versichert Riku mir und führt mich weiter durch die Reihen der Särge auf die andere Seite des Saals. Hier befindet sich eine Tür, durch die wir ihn auch verlassen. Wieder laufen wir einen Gang entlang und verlassen ihn durch eine Falltür. Wir sind aber nicht mehr bei der Ruine, sondern in einem Keller, einem Weinkeller um genau zu sein. „Wie geht das? Wo sind wir?“, möchte ich wissen. „Das hier ist der Keller des einzigen Vampirgasthauses“, entgegnet Riku. „Vampirgasthaus? Wie bitte?“, kann ich es nicht fassen. So etwas gibt es doch nicht, er schwindelt mich an. „Ihr habt schon richtig gehört. Der Wirt dieses Gasthauses ist ein Halbvampir genauso wie Axel. Hier fangen viele junge Vampire an zu jagen“, verrät Riku mir. „Wie? Sie fangen an zu jagen? Hier im Gasthaus?“, bin ich völlig verwirrt. Sie können doch nicht im Gasthaus jagen. Das fällt viel zu sehr auf. „Indirekt. Der Wirt lockt die Reisenden ins Haus und die Vampire gehen mit ihnen auf die Zimmer. Dort verzehren sie ihr Mahl“, erzählt Axel. Oh mein Gott und das soll ich jetzt auch machen? „Es ist nicht schlimm und ich helfe Euch“, versichert Riku und öffnet mir die Tür des Kellers. Nun stehen wir erneut in einem Gang und nachdem wir durch eine weiter Tür gegangen sind stehen wir nun im Gasthaus. Sofort dringt der Geruch von Blut an meine Nase. Mein bisher erträglicher Durst steigt langsam. Das brennende Verlangen in der Kehle wird mehr. „Ihr habt die freie Wahl. Nehmt Ihr lieber eine junge Dame oder einen jungen Herrn oder mögt Ihr reiferes Blut. Hier ist alles vertreten“, versichert Riku mir, als ich mich umblicke. „Er da, er gefällt mir“, bleibt mein Blick an einem großen, dunkelhaarigen Jüngling hängen. Er sieht wirklich vornehm und sehr gut aus. „Eine vortreffliche Wahl. Folgt mir“, fordert Riku mich auf. Axel bleibt zurück, er setzt sich zum Wirt an den Tresen. „Guten Abend, dürfen wir uns zu Euch setzen?“, will Riku wissen. „Natürlich“, entgegnet der junge Mann. „Seid Ihr auf der Durchreise?“, fragt Riku. „Ja, ich werde morgen weiterreisen. Die Nacht verbringe ich noch hier“, antwortet er. „Alleine oder in Begleitung?“, erkundigt mein Geliebter sich. „Wir werden sehen wie sich unser Gespräch entwickelt“, entgegnet er. „Euren Freund scheine ich schon gefesselt zu haben“, wendet er sich an mich. Oh ja, das stimmt, seine Stimme, sein Aussehen, einfach alles fesselt mich und das Gefühl in meiner Kehle macht es nicht leichter. Ich sehe seine Adern so deutlich. „Mein junger Freund würde sich sicherlich auch über eine Nacht in Eurer Gesellschaft freuen“, ist Riku sich sicher. „Nun wenn das so ist, möchte ich dem nicht im Wege stehen. Geht Ihr mit auf mein Zimmer?“, will der Fremde wissen und streicht über meine Wange. Ich nicke nur, jedes Wort wäre zu viel, das Verlangen ist viel zu groß. Lächelnd steht er auf und wir folgen ihm in den Gang von vorhin, wo wir über eine Treppe den ersten Stock erreichen. Aus den Zimmern dringt allerlei Lärm, den ich und Riku nach unserem Bad auch verursacht haben. Mein Opfer nimmt uns nun mit in sein Zimmer und kaum dass wir drin sind, drückt Riku ihn aufs Bett. „Ihr verliert keine Zeit“, stellt der junge Mann fest. „Mein Freund auch nicht. Los, Sora, tut es“, fordert er mich auf. Jetzt? Soll ich ihn beißen? Nein, ich kann das nicht. „SORA, LOS“, verlangt Riku nun und ich nähere mich langsam dem Hals meine Opfers. Ich lecke darüber, merke wie sich der junge Mann entspannt und Riku unruhiger wird. „Sora!“, höre ich ihn wieder, aber ich kann es nicht. Ich kann den Mann nicht beißen, wenn ich weiß, dass er dabei stirbt. Gestern nach der Verwandlung, da war der Durst wirklich unerträglich, da musste ich den Jungen leer saugen, aber jetzt? Jetzt bin ich noch einigermaßen klar bei Verstand. „Ich kann nicht, Riku“, beteuere ich und habe Tränen in den Augen. „Ihr müsst, sonst verdurstet Ihr. Ihr werdet sterben“, prophezeit Riku mir. „Wenn ich es tue, dann stirbt er“, gebe ich zurück. „Das ist doch egal. Er ist unwichtig. Ihr müsst leben“, erwidert Riku. „Ich…“, fange ich wieder an und sehe zu dem Mann, der sich nun zu wehren beginnt. „Was heißt das hier? Sterben? Egal? Ich liege immer noch hier“, erklärt er. „Bald nicht mehr“, erwidert Riku und beißt ihm in den Hals. Er schreit auf, doch bei den Geräuschen um uns herum geht es unter. Mit einer Geste fordert Riku mich auf, zu ihm zu kommen. Kaum bin ich nahe genug bei ihm, legt er seine Lippen an meine. Doch es ist kein Kuss. Er übergibt mir das Blut, was er dem Mann aussaugt. Es schmeckt, es schmeckt wirklich… aber ich konnte dem Menschen nichts zu Leide tun. Riku macht weiter, saugt immer ein bisschen, ehe er mir das Blut gibt und wieder weiter macht. So geht das, bis der Körper des Mannes erschlafft und er leer ist. „Diese Sache war einmalig. Morgen werdet Ihr Eure Opfer selbst suchen, aussaugen und töten. Ich werde Euch nicht mehr helfen“, schnauzt Riku mich an und verlässt das Zimmer ohne auf mich zu warten. Ich folge ihm eilig. „Bitte, wartet, was ist denn los? War ich so schlimm?“, frage ich. „Das wisst Ihr genau. Ein Vampir, der nicht tötet, das ist wie ein Bauer ohne Felder und Vieh“, erwidert Riku und läuft die Treppe hinunter. Er wird immer schneller, das ist gemein, er macht Vampirschritte. Er weiß genau, dass ich ihm dabei nicht folgen kann. Beleidigt gehe ich ins Gasthaus, wo ich Axel immer noch am Tresen finde. „Junger Prinz, ist etwas passiert? Warum seid Ihr so schnell wieder da?“, fragt er. „Riku musste mich füttern“, gebe ich schmollend zu. Das Leben als Vampir ist ein einziger Alptraum und ich bin der mieseste Vampir aller Zeiten. „Ihr habt den Menschen nicht getötet?“, weiß Axel Bescheid. „Ja, aber… ich konnte einfach nicht. Er lag da, er war lebendig, er hat sich gewehrt. Axel, ich kann doch nicht so einfach töten“, beteuere ich. „Ihr habt wohl sehr viele der menschlichen Eigenschaften behalten. Das macht Euch zu einem sehr gnädigen Vampir, aber mit der Zeit werdet Ihr Euch daran gewöhnen. Ihr werdet merken, dass Ihr das Blut zum Überleben braucht, Ihr werdet Eure Gnade vergessen und Riku damit wieder gut stimmen. Aber jetzt trinkt erstmal einen Rotwein mit mir“, lädt er mich ein. „Ich mag…“, fange ich an. „Dieser wird Euch schmecken. Er ist sehr frisch“, verrät er mir und bestellt zwei Gläser und prostet mit mir, als sie uns der Wirt serviert. Ich rieche kurz an dem Wein, er riecht anders, ganz anders. Als ich den ersten Schluck nehme, weiß ich auch warum. „Das ist Blut“, stelle ich fest und Axel grinst. „Es gibt eben viele Wege um seinen Durst zu stillen“, erklärt er, trinkt sein Glas leer und leckt sich genüsslich über die Lippen. Es gibt hier Blut zu trinken? Warum hat Riku mir das nicht gesagt? Warum musste er mir diesen Mord antun? „Wieso sagt Riku mir so was nicht?“, möchte ich wissen und nehme einen weiteren Schluck. „Weil Ihr lernen müsst. Dieses Gasthaus ist hier in der Gegend einmalig. Nirgendwo anders könnt ihr Blut kaufen, also müsst Ihr früher oder später töten, sonst werdet Ihr sterben. Was hättet Ihr als König getan, wenn Ihr in die Schlacht gezogen wärt? Hättet ihr die Soldaten in die Flucht geredet?“, will Axel wissen. Er hat ja Recht und Riku auch, aber es sind doch Menschen, die ich töte. Sie haben eine Frau oder einen Mann und vielleicht auch Kinder. Ich kann das doch nicht einfach zerstören. „Kann ich auch Tierblut trinken?“, fällt mir etwas ein. „Dann werdet Ihr noch mehr töten müssen“, gibt Axel zurück. „Warum?“, frage ich sofort. „Tierblut sättigt nicht so wie Menschenblut. Für einen Menschen müsstet Ihr mindestens zwanzig Pferde töten. Also sucht es Euch aus. Zwanzig Pferde oder ein Mensch? Was ist schlimmer für Euch?“, will er wissen. Natürlich die Pferde, es sind so viele und… es sind Tiere, die ich liebe. Bei den Menschen, weiß ich wenigstens nichts über sie. Bei Pferden weiß ich, dass ich sie süß finde und einfach gerne reite. Ich könnte ihnen nie auch nur ein Haar krümmen. „Könnt Ihr noch einmal mit mir jagen? Nicht hier, sondern in der Wildnis, meine ich“, wende ich mich dann an Axel. Er war bei der Jagd anders, er hat es nicht so klingen lasse, als würde mein Leben davon abhängen. „Heute ist es schon zu spät und morgen müssen wir sehen, ob es Riku erlaubt. Ich werde nicht mit Euch jagen, wenn er nicht zustimmt“, erklärt Axel mir. „Aber…“, fange ich an. Riku wird es doch nie und nimmer erlauben. Er will, dass ich von ihm lerne. „Auch wenn es nicht so wirkt. Ich bin Riku verpflichtet und ich werde tun was er sagt“, unterbricht Axel mich. Mist, verdammter, aber er hat wieder Recht. Riku hat ihn aufgenommen und sich um ihn gekümmert. „Prinz, wir sollten langsam nach unten gehen“, erklärt Rikus Diener mir dann. Ich nicke nur und wir gehen in die Gruft. Dort begegnen wir auch noch Riku, na toll. Er sieht mich noch nicht mal an, kalt und abweisend geht er an mir vorbei und legt sich in einen Sarg in der Wandmulde. „Riku, wartet…“, bitte ich ihn und halte den Deckel. „Ich kann nicht alleine schlafen“ „Ihr werdet müssen. Gute Nacht“, erwidert er und macht den Sarg zu. „Kommt, Ihr könnt mit in meinen Sarg“, erklärt Axel sofort und lässt mich in seine Schlafstätte klettern. Wir liegen mit dem Rücken zueinander, Axel ist sogleich eingeschlafen, aber ich denke weiter nach. Riku war so hart… er hat durch mich durch gesehen… er mag mich bestimmt nicht mehr… er liebt mich nicht mehr… stumm und langsam kullern mir die Tränen über die Wangen. Plötzlich wird der Deckel des Sarges geöffnet. Wer ist das? Sofort halte ich schützend meinen Arm vors Gesicht. „Sora, kommt raus“, fordert Riku mich auf und ich lasse den Arm sinken. Riku? Er will, dass ich zu ihm komme? Vorsichtig steige ich über Axel hinweg. Riku hebt mich aus dem Sarg heraus und einen Moment später liegen wir in seinem. „Es tut mir Leid, dass ich so ein mieser Vampir bin. Ich kann nicht schnell laufen, ich bin schwach, ich kann noch nicht mal jemanden beißen oder töten“, fange ich an. „Das ist es nicht. Ihr erinnert mich an einen Vampir, der deshalb beinahe getötet wurde. Ich will Euch einfach nicht verlieren“, erklärt er und streicht über meine Wange. Was? Getötet? Weil er nichts konnte? Oh mein Gott, deswegen war Riku so? Ich bin der größte Trottel und dachte tatsächlich er würde mich nicht mehr lieben. „Wisst Ihr, Ihr seid mir so verdammt wichtig. Ich habe Jahrhunderte lang darauf gewartet, dass ich jemanden begegne, dem ich mich vertraut und verbunden fühle. Jetzt seid Ihr endlich da und ich möchte Euch nie wieder missen“, spricht Riku weiter und durchforstet meine Haare. „Ich… Riku… ich strenge mich an… ich versuche ein guter Vampir zu werden… ich will einer werden… ich will Euch glücklich machen“, erkläre ich, beuge mich vor und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. Danach nimmt er mich in die Arme und flüstert: „Ich werde versuchen nicht mehr so grausam zu sein“ Ich lächle erleichtert. Als er mich vorhin noch nicht mal angesehen hat, war ich am Boden zerstört. „Schlaft jetzt, kleiner Prinz. Ihr braucht Eure Kraft morgen“, versichert er mir und küsst mich noch auf die Wange, ehe ich zufrieden meine Augen schließe. „Prinz… warum wolltet Ihr ein Vampir werden?“, möchte Riku wissen, als ich fast eingeschlafen bin. „Weil… als ich ein Mensch war… als ich ein Prinz war… das Leben war schön, ich hatte alles, trotzdem fühlte ich mich nicht wohl… ich durfte nicht so sein, wie ich bin… ich sollte ein ganz normaler Prinz sein… sollte der Norm entsprechen, aber das konnte ich nicht… ich war nicht glücklich… ich fühlte mich eingesperrt und deshalb wollte ich es beenden. Ich wollte neues Leben in mir fühlen und das habe ich geschafft“, erkläre ich und Riku küsst mich ein weiteres Mal auf die Wange. Die Welt im Tageslicht Hat keinen jemals glücklich gemacht. Drum Tauch ins Meer des Nichts, wo’s immer dunkel ist und kühl. Und wenn du von der Dunkelheit betrunken bist, dann fühl, Fühl die Nacht. Fühl die Nacht! „So sehe ich das auch. Nur ein bisschen mehr müsst Ihr Euch noch anstrengen“, findet er. „Das werde ich. Ich verspreche es Euch“, gebe ich zurück und gähne. „Aber jetzt bin ich ganz schön müde“ „Natürlich, dann schlaft, mein süßer Prinz“, gibt er zurück und wir schließen nun beide die Augen, ehe ich langsam in einen friedlichen Schlaf falle. Am nächsten Abend wache ich zuerst auf, Riku schläft noch mit einem zufriedenen Lächeln neben mir. „Riku…“, flüstere ich in sein Ohr. „Es ist Abend und ich habe Durst“ „Durst?“, fragt Riku verschlafen. Riku ist verschlafen? Er zeigt etwas Menschliches? Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Jetzt öffnet er ganz langsam die Augen und reibt sich den Schlaf daraus. „Wie wäre es, wenn Ihr mit Axel jagen geht?“, schlägt er vor. „Wirklich?“, frage ich überrascht. „Ja, geht schon“, macht er mir den Sarg auf und lässt mich hinaus klettern. Axel wartet tatsächlich davor. Sein Pflichtgefühl ist ja wirklich großartig. „Und? Gehen wir jagen?“, möchte Rikus Diener grinsend wissen. „Ja, woher wisst Ihr das?“, will ich wissen. „Ich habe Euch reden hören“, entgegnet er. WAS? „Ihr habt gelauscht“, stelle ich empört fest. Wie kann er das machen? „Habe ich nicht. Ich hab vor eurem Sarg gesessen und zufällig mitgehört“, erklärt er. „Wie konntet Ihr das hören?“, erkundige ich mich. „Ein Vampirgehör ist tausend mal besser als ein menschliches“, antwortet er grinsend. Mist, das funktioniert bei mir immer noch nicht so richtig. Manchmal da höre ich zwar mehr, aber manchmal ist es dasselbe wie als Mensch. „Gehen wir lieber“, schlage ich vor, ehe er mich noch weiter an meine fehlenden Vampirfähigkeiten erinnert. „Einverstanden“, stimmt er zu und wir verlassen die Ruine. Axel setzt mich auf seinen Rücken und rennt mit mir in die Nacht hinaus. Wir stoppen vor einem Wasserfall mit einer kleinen Lichtung. Axel zieht mich dahinter. „Die Lichtung vor dem Wasserfall ist ein Platz, auf dem sich Verliebte treffen. Ich werde es dir beim Mann vormachen und Ihr macht es dann bei der Frau“, klärt Axel mich auf. „Aber… ich kann es doch immer noch nicht. Ich kann mich immer noch nicht schneller bewegen oder habe mehr Kraft. Ich bin völlig gewöhnlich“, jammere ich. „Ich helfe Euch. Ich mache die Frau bewusstlos, dann müsst Ihr sie nur noch beißen“, gibt Axel zurück, als er aufhorcht. Vor dem Wasserfall scheint sich etwas zu tun. Ich höre wieder nichts, nur das Rauschen des Wassers. „Ein Pärchen haben wir schon mal“, verrät Rikus Diener mir und verschwindet aus dem Wasserfall. Ich warte einige Momente, ehe ich hervor luge. Axel kniet über einem jungen Mann und saugt genüsslich das Blut aus seinem Hals. Daneben liegt eine Frau, bewusstlos und aus dem Hinterkopf blutend. Ich rieche ihr Blut, merke, wie es meinen Durst unendlich steigert. Wie in Trance knie ich mich neben die Frau, nähere mich ihrem Hals und gerade als ich zu beißen will, fängt sie an zu schreien und wehrt sich. Nein, nein, was mach ich jetzt? Ich kann doch nicht einfach… sie wird schreien… Mist… „Sora, wenn du es nicht aushältst, dann halt ihr die Kehle zu“, ist Axel plötzlich da und hilft mir, in dem er der Frau die Hand an die Kehle hält und zudrückt. Ihr Schrei wird ein Röcheln und ist viel besser zu ertragen. „Hier, mach es selbst“, zieht Axel dann meine Hand, an die Stelle von seiner. Es ist schwer, aber ich schaffe es. Ich höre weiter ihr Röcheln, während ich mich wieder ihrem Hals nähere. Langsam beiße ich in ihren Hals, schmecke das Blut und sauge alles aus. Es ist so wunderbar erfrischend und aufbauend. „Axel, ich will einen Mann“, ist das Einzige was ich noch sagen kann, als ich kein Blut mehr aussaugen kann. „WAS?!“, wundert er sich. „Ich möchte Blut von einem Mann trinken“, entgegne ich und Axel kichert. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, möchte ich verwirrt wissen. Warum lacht er denn jetzt? „Nein, aber es bewahrheitet sich. Vor einigen Jahren hat ein Vampir untersucht ob die Opferwahl sich auf die sexuelle Ausrichtung bezieht. Und bei Euch wurde es nun wieder bewiesen“, erzählt Axel mir. „Aber, nun weiter. Ich beseitige die Leichen und Ihr geht wieder hinter den Wasserfall“ Ich folge seinen Anweisungen und als er wieder bei mir ist, kann ich meinen Heißhunger fast gar nicht mehr zügeln. Im Gegensatz zu vorhin kann ich das neue Pärchen bereits riechen, den süchtig machenden Geruch, der davon ausgeht. „Traut Ihr Euch das zu?“, möchte Axel wissen, als das Pärchen nun auf der Lichtung ist. Ich nicke nur, ehe er aus dem Wasserfall stürzt und ich hinterher. Axel hat die Frau sofort auf den Boden geworfen und saugt bereits an ihrem Hals, während ich mit dem Mann ringe. Na gut, er ist eher noch ein Jüngling, trotzdem hat er Kraft. Doch ein letzter Stoß von mir und endlich liegt auch er am Boden. Ich knie mich auf seine Schulter, verhindere so, dass er seine Arme bewegen kann, während ich nun seine Kehle zudrücke. Kein Schrei wird mehr zu hören sein, kein so schlechtes Gewissen. Perfekt. Schnell beuge ich mich hinunter und beiße in den Hals des Mannes, sein Blut ist wunderbar, genauso wie das des Jungen, den ich am ersten Tag als Vampir, hatte. Ich sauge weiter, bis schließlich nichts mehr kommt und ich zu Axel aufsehe. „Und? Wie erklärt Ihr Riku, dass es bei mir geklappt hat und bei ihm nicht?“, möchte er wissen, wobei ich mir noch das restliche Blut von den Lippen lecke. „Ich weiß nicht… Ihr seid anders… Ihr scheint genau zu wissen, was mich stört…“, versuche ich zu erklären. Bei Riku weiß ich, dass er nie etwas tun würde, mit dem er mir wehtut, aber bei Axel weiß ich, dass er Dinge tun wird, die mich glücklich machen werden. „Das liegt daran, dass ich spüren kann, was Euch angenehm und was Euch unangenehm ist“, klärt er mich auf. Was? Wieso kann er das denn? „Warum das denn?“, möchte ich wissen. „Es ist meine Vampirgabe. Viele Vampire haben so etwas“, antwortet er. „Riku, auch?“, will ich wissen. „Ja, aber das wird er Euch alles beim Ball erzählen“, ist Axel sich sicher. Das kapiere ich nicht. Warum denn da? „Was hat der Ball denn damit zu tun?“, frage ich verwirrt. „Das werdet Ihr alles noch verstehen“, versichert mir Axel, als er die Beiden toten Körper hochhebt. „Ich bringe die kurz weg und dann gehen wir zu Riku“ Mit diesen Worten verschwindet er und bleibt ein paar Momente weg, bevor er mich nun wieder huckepack nimmt und ich diesmal zufrieden zu Riku zurückkehre. Als wir in die Ruine kommen, ist der Sarg immer noch geschlossen. Riku schläft doch nicht etwa noch, oder? Langsam öffne ich den Deckel und tatsächlich liegt er noch darin. „Riku…“, flüstere ich leise und streiche ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Riku… ich hab zwei Menschen gebissen“, verrate ich und er sucht meine Hand. „Und? Wie war es?“, will er mit immer noch geschlossenen Augen wissen, wobei er nun seine Finger mit meinen verflechtet. „Gut… die Frau war in Ordnung, aber der Mann hat wirklich sehr gut geschmeckt“, erzähle ich glücklich. „Ihr habt einen Mann getötet?“, fragt er und öffnet mit einem zufriedenen Lächeln die Augen. Sein Blick trifft meinen und ich bekomme Gänsehaut. „Ja, habe ich. Axel hat mir von der Theorie erzählt“, entgegne ich und streiche Riku noch weitere Strähnen aus seinem Gesicht. Riku grinst mich an. „Und? Wie habt Ihr es nun getan?“, möchte er wissen. „Ich halte ihnen die Kehle zu, dann muss ich ihren Schrei nicht hören“, erkläre ich und er setzt sich endlich auf. „Das war es also? Deshalb konntet Ihr gestern nicht?“, fragt Riku überrascht. Ich nicke. „Das wollte ich Euch heute zeigen, wenn mir Axel nicht vorgeschlagen hätte, dass er mit Euch jagen geht“, erklärt er und verlässt seinen Sarg. „Seid Ihr satt?“ „Ja, pappsatt“, stimme ich grinsend zu. „Gut, dann gehen wir wieder zum Schloss“, erklärt er, setzt mich auf seinen Rücken und wir eilen durch die Nacht. Im Schloss angekommen, versucht Riku mich noch weitere Male die Dunkelheit fühlen zu lassen, doch noch immer funktioniert es nicht oder nur teilweise. Fühl die Nacht! Und laß’ sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Was dir bestimmt ist, muss geschehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Sei frei! Die nächsten Tage vergehen schnell, meine Vampirfähigkeiten beschränken sich weiterhin auf das Trinken von Blut, ich vermisse Roxas immer noch und der Ball rückt immer näher. Nun sind es nur noch vier Tage und wir müssen aufbrechen. Riku meinte, dass wir auf jeden Fall drei Nächte lang durchlaufen müssen und uns dann immer ein Versteck suchen müssen. In der vierten Nacht werden wir in Jeromes Schloss sein und dort übernachten. „Seid Ihr bereit?“, möchte Riku wissen, nachdem er unseren Koffer gepackt hat. Er hat mir gesagt, dass er mir etwas Festliches eingepackt hat. Ich hoffe es gefällt mir, aber da kann ich mir fast sicher sein. „Ja, natürlich“, antworte ich und er kommt zu mir. Lächelnd nimmt er meine Hand, zieht mich dann einfach mit und springt mit mir aus dem Fenster. Mein Schrei dringt durch die Dunkelheit. Einen Hang zu wahnsinnigen Taten hat er eindeutig. „Es klappt noch immer nicht, oder?“, möchte er wissen, als wir unten im Hof stehen. „Nein, ich konnte die Nacht nicht „fühlen“, so wie Ihr es ausdrücken würdet“, enttäusche ich Riku, als Axel, mit dem Koffer in der Hand zu uns kommt. „Hier bitte und passt auf euch auf“, sagt er, ehe er Riku das Gepäck gibt. Was? Kommt er denn nicht mit? „Bleibt Ihr hier?“, möchte ich wissen. „Ja, einer muss doch auf das Anwesen Acht geben“, entgegnet er komisch lächelnd, während Riku die Augen verdreht. Irgendwas scheint hier nicht zu stimmen, aber ich lasse es erstmal dabei. Ich möchte viel lieber aufbrechen, zum Ball, wo ich viele andere Vampire kennen lerne. Vielleicht sind ja auch so junge, wie ich, da. Riku verabschiedet sich noch kurz von Axel, ehe wir loslaufen. Die erste Nacht verläuft ziemlich langweilig. Ich bleibe immer auf Rikus Rücken, die Landschaft ändert sich kaum, immer nur Wald oder Hügel und andere Vampire treffen wir auch nicht. Das einzige was Spaß gemacht hat, war das Jagen. In der zweiten und dritten Nacht ist es genauso trostlos, wäre ich nicht mit Riku unterwegs, wäre ich längst wieder gegangen. Doch dann in der vierten Nacht ist es endlich soweit. „Seht, dort, die gehören zu uns“, macht Riku mich auf zwei Gestalten aufmerksam, die aus einer Schlossruine auftauchen. Über Gräber und Ruinen Werden Todesglocken hall’n. Und alle Teufel steigen hinauf, Und alle Engel müssen fall’n Als sie bei uns ankommen tauschen wir einen kurzen Begrüßungsgruß aus, ehe sie sich uns anschließen. Nun geht es immer weiter. Aus allen Ruinen oder auch Trümmerhaufen kommen Vampire und rennen hinter uns oder vor uns her. Aus den Gräbern und Ruinen Werden Tote auferstehn. Und alle Ängste werden wahr, und alle Hoffnung muss vergehen. „Riku… ein paar sehen, aber ganz schön gruselig und böse aus“, flüstere ich leise in Rikus Ohr. Die meisten haben einen solch gefährlichen Gesichtsausdruck, dass ich fast Angst bekomme. „Sie sind hungrig, Sora. Auf diesem Ball können sie sich gehen lassen, sie begehen ein Verbrechen nach dem anderen, sie können tun was sie wollen, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Sie sehnen sich nach dem Blut, dass ihnen Jerome bescheren wird. Ja, in diesen Tagen leben sie sogar einzig für die Gier nach Blut. Das sind Vampire, für die das Leben als Mensch völlig enttäuschend war. Sie lieben ihr neues Leben. Sie fühlen die Nacht, sie sind betrunken von ihr und genießen es“, erklärt Riku mir. Wir sind hungrig auf Verbrechen. Wir sehnen uns nach Blut. Uns’re Ordnung ist das Chaos. Verändern heißt zerstör’n. Wir wollen leben für die Gier Und zu den Raubtier’n gehör’n Und wenn du von der Dunkelheit betrunken bist, dann fühl, Fühl die Nacht. Fühl die Nacht! Was? Er wird ihnen Blut bescheren? Ich verstehe gerade überhaupt nichts. „Wie will er ihnen denn Blut bescheren?“, möchte ich wissen. „Das werdet Ihr alles noch sehen. Ich glaube, zwar nicht, dass es Euch gefallen wird, aber ich möchte es Euch trotzdem zeigen“, entgegnet Riku. Schon wieder vertröstet er mich. Irgendwas scheint mit diesem Ball nicht zu stimmen. „So, hier sind wir“, hält er dann an und setzt mich ab. Ich staune erstmal. Das Schloss sieht ja wundervoll aus. Es steht an einer Klippe, der Felsen sieht zwar aus, als würde er jeden Moment herunter brechen, aber es passt zum Schloss. Es ist so groß, mit vielen Türmen mit blauen Ziegeldächern und einer großen Zugbrücke, die im Moment herunter gelassen ist und über die, alle Vampire hineinströmen. Riku nimmt meine Hand und führt mich ebenfalls über die Brücke und kaum sind wir im Hof, wird uns von einem kleinen, körperlich jungen Vampir eine Gruft zugewiesen. „Das war aber nicht Jerome, oder?“, möchte ich wissen. Wenn ja, dann bin ich ganz schön enttäuscht. Ich hatte ihn mir ziemlich anders vorgestellt. „Nein, natürlich nicht. Jerome zeigt sich erst morgen“, erklärt Riku mir und führt mich durch das Labyrinth von Gängen, Türen und Treppen nach unten in die Gruft. „Unser Reich“, verkündet er, als wir in einem Raum mit zwei Särgen ankommen. „Die beiden Särge werden wir ja nicht brauchen“, gebe ich sofort zurück und küsse ihn auf die Wange. „Wir können ja beide versuchen. Einen heute und den anderen morgen“, schlägt Riku vor und legt seine Lippen auf meine. Plötzlich spüre ich eine Lust, die mich seit dem Tag an dem er mich verwandelt hat, nicht mehr überkam. Ich erwidere den Kuss, ziehe Riku mit mir zu den Särgen. Er löst sich kurz, öffnet einen davon und legt mich hinein, ehe er sich über mich kniet und mich erneut küsst… „Das soll ich anziehen?“, frage ich am nächsten Abend, als Riku mir meine festliche Kleidung zeigt. „Das sieht fast aus wie ein Kleid“ „Redet nicht so einen Unsinn. Bei mir sind auch Rüschen dran, so etwas ist festlich“, erklärt Riku mir. Ich weiß ja nicht, wir hatten auch Bälle im Schloss, aber so etwas musste ich dafür nie anziehen. Widerwillig nehme ich das Hemd mit den Rüschenärmeln und dem Rüschenkragen und ziehe es an. Danach den schwarzen Frack darüber, der mit vielen Goldfäden verziert ist. Riku kommt zu mir und knöpft es zu. „Das schmeichelt Euch sehr. Ihr seht richtig imposant darin aus“, versichert er mir. Ob das auch stimmt? Wenn ich nur mein Spiegelbild sehen könnte. „Zieht Ihr Euch auch um?“, frage ich. Dann kann ich wenigstens ungefähr sehen, wie es an mir wirkt. Riku ist zwar größer und muskulöser als ich, aber seine Kleidungsstücke sehen wirklich fast genauso aus wie meine. Riku nickt unterdessen und als ich dann seinen festlichen Anzug sehe, bin ich etwas beruhigt. Es wirkt sehr schön an ihm, ich fühle mich unweigerlich daran erinnert, als ich ihn zum ersten Mal auf Roxas Ball gesehen habe. „Könnt Ihr es jetzt besser ertragen?“, will Riku wissen. „Ja, es sieht sehr schön aus“, gestehe ich lächelnd. Riku erwidert es, ehe er meine Hand nimmt und wir aus der Gruft gehen. Er führt mich in den Ballsaal, wo sich schon viele andere Vampire aufhalten. Riku wird von den meisten begrüßt, er muss wirklich berühmt sein. Einige reden auch mit uns, ich werde vorgestellt und neugierig beäugt. Das geht so weiter, bis sich plötzlich ein Gang bildet, wie aus heiterem Himmel gehen die Vampir zur Seite. Ich verstehe nicht warum, bis Riku mich auf einen männlichen Vampir an der Tür des Saales aufmerksam macht. Das ist Jerome, ganz sicher, das habe ich sofort im Gefühl. Er sieht jung aus, höchstens 25, würde ich sagen, seine schwarzen Haare sind länger als meine, aber kürzer als die von Riku und hängen ihm tief ins Gesicht. Er hat auch ein Rüschenhemd an, dazu einen schwarzen Frack, der mit Rosenmustern bestickt ist. Aber das was so heraus sticht sind seine Augen, sie sind hellbraun, fast bernsteinfarben und leuchten so hell und klar, wie ein Stern am Himmel. „Was tut er?“, flüstere ich Riku zu, als Jerome über die Menge sieht und anscheinend etwas sucht. „Er versucht eine Tanzbegleitung zu finden“, antwortet Riku, während Jerome sich in Bewegung setzt. Er kommt uns immer näher, ich kann meinen Blick nicht von ihm lösen, immer näher kommen seine schwarze Haarpracht und seine bezaubernden Augen. Er wird doch nicht zu uns kommen oder? Ich möchte nicht, dass Riku mit ihm tanzt. Irgendwas in mir rebelliert völlig dagegen. „Erweist Ihr mir die Ehre des ersten Tanzes, Sternenkind?“, höre ich dann zum ersten Mal seine Stimme. Grundgütiger, das ist ja Charisma pur. „Sora, er meint Euch“, klärt Riku mich auf, da ich der festen Überzeugung war, er redet mit meinem Freund. „Mich… aber…“, fange ich an, als Jerome bereits meine Hand nimmt. Riku drückt meine andere fest, es scheint fast so, als wolle er mich nicht gehen lassen, doch er lässt mich trotzdem los. Jerome nimmt mich mit zur Tanzfläche. „Ich kann nicht tanzen. Ihr bekommt nur blaue Flecken auf den Füßen“, warne ich ihn vorsichtig. Ich möchte mit Riku tanzen, nicht mit ihm. „Blaue Flecken hatte ich das letzte Mal vor 1000 Jahren, als ich noch ein kleiner Mensch war“, gibt er zurück, als die Musik einsetzt und wir fangen an zu tanzen. Es ist… wundervoll, noch viel besser als damals mit Riku. Ich weiß nicht genau was es ist, aber er nimmt mich total für sich ein. Ich sehe keinen anderen Vampir mehr, nur ihn. „Ihr habt mich angelogen“, erklärt er auf einmal, als das Lied langsam ausklingt. „Nein… ich… was meint Ihr?“, verstehe ich nicht, was er von mir will. „Ihr könnt sehr gut tanzen“, gibt er zurück. Ach so, das war es. „Tut mir Leid, ich hatte Angst“, gestehe ich, als er mich zu zwei, reichlich verzierten, edlen Stühlen führt, die auf einem kleinen Podest stehen. Es kommt mir fast vor, wie bei uns daheim im Thronsaal. „Ihr müsst keine Angst haben. Artgenossen tue ich nichts zu Leide“, versichert er und lässt mich auf einem der Stühle Platz nehmen, bevor er sich an die Menge wendet, die inzwischen schon angefangen hat zu tanzen. „Ich heiße Euch willkommen. Es freut mich, dass wir jedes Jahr mehr werden, doch lassen wir die vielen Worte. Lasst Euch nur noch eines sagen, es ist angerichtet“, erklärt er, als sich die Vampire beruhigt haben und wie hypnotisiert zu ihm aufschauen. Wieder verstehe ich nicht, was er meint, als plötzlich auf einem Wagen ein Käfig in den Tanzsaal gefahren wird. Darin sind Menschen… Vampire… nein, Menschen und Vampire zusammen in einem Käfig? Welchen Sinn hätte das? Aber ich rieche Blut, trotzdem kommen mir die Personen vor wie Vampire. Ihre Haut ist blass und ich kann auch die Zähne erkennen, die sie anscheinend voller Hunger blecken. Ich brauche noch etwas, bis mir einfällt was sie sind. Halbvampire, so etwas wie Axel. Deshalb kommt er nicht mit auf den Ball und deshalb redet er so abfällig von Jerome. „Was… was habt Ihr mit Ihnen gemacht?“, möchte ich wissen, als sich die Käfigtür öffnet und die Gefangnen hungrig herausströmen. Doch sie können niemanden beißen. Innerhalb weniger Sekunden, werden sie von den Vampiren ausgesaugt. Jeder beteiligt sich daran, jeder, außer Riku. Er steht gelassen an einer Wand. „Wir haben sie eingesperrt und hungern lassen. Gestern bekamen sie dann Blut, damit wir auch was zu trinken haben. Wollt Ihr nicht auch kosten?“, fragt er und schnappt sich aus der Menge einen Gefangenen. Er ist noch ein Junge, kaum älter als 12, trotzdem will er mich angreifen. Er muss wirklich rasend sein. „Ich finde es Ekel erregend. Ich gehe zu Riku“, erwidere ich und stehe auf, doch bevor ich auch nur einen Schritt machen kann ist Jerome bei mir. „Wartet noch einen Moment. Ich möchte Euch etwas zeigen“, erklärt er und wieder ist dieses hypnotisierende Gefühl da. „Meinetwegen“, stimme ich zu und wir verlassen den Raum, durch eine Hintertür. Wohin führt er mich? Mittlerweile läuft Jerome vor mir her. Ich könnte weglaufen, könnte zurück zu Riku, doch ich bin so gefesselt von diesem Vampir, dass mich nichts in der Welt davon abhalten könnte. Was hat er nur an sich? Er ist steinalt, doch trotzdem sieht er nicht älter als 25 aus. Er verachtet Halbwesen wie Axel und trotzdem kann ich keine Abscheu für ihn empfinden. Ich bin in Riku verliebt und trotzdem hat er mich in seinen Bann gezogen. „Wir sind da, junger Vampir. Tritt ein“, öffnet er plötzlich eine Tür in seinem riesigen Schloss. „Ich…“, fange ich an und zögere, doch ein einziger Blick von ihm genügt um mich gehen zu lassen. „Ich werde Euch nichts tun. Riku würde mich eigenhändig töten, wenn ich seinem Augenstern etwas zu Leide tun würde“, erklärt er, da er mein Zögern wohl als Angst gedeutet hat. Angst habe ich jedoch gar keine. Ich weiß nur nicht, was er mit mir machen wird. Ich meine, es könnte alles geschehen und zwar wirklich alles. „Kommt setzt Euch zu mir“, höre ich da wieder seine Stimme und sehe mich um. Er war doch gerade noch an der Tür und jetzt sitzt er am offenen Fenster? Ich muss besser aufpassen, ich hätte es eigentlich sehen müssen, jetzt wo ich auch ein Vampir bin. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen bewege ich mich auf ihn zu, setze mich zwischen seine Beine und lehne mich sanft an seinen Körper. Was tue ich nur? Er ist nicht Riku, ich sollte aufhören. „Hat Euch Riku schon die Schönheit der Nacht gezeigt? Die unzähligen Dinge, die einem Sterblichen nicht zu teil werden“, fragt er nach einiger Zeit, in der wir nur stumm nach draußen gestarrt haben. „Ja, er meinte, ich solle die Nacht fühlen. Ihre Schönheit in mich aufnehmen und mich einzig und allein von ihr leiten lassen, aber…“, fange ich an, bringe es jedoch nicht über die Lippen, dass ich es nicht geschafft habe. Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Sei frei! „Ihr habt es nicht gekonnt oder?“, will Jerome von ganz alleine wissen. Seufzend nicke ich. Ich möchte ja gerne so springen oder fast fliegen wie Riku es tut, aber ich habe viel zu viel Angst, dass ich mich verletzten könnte und das obwohl mein Körper jetzt hart wie Stahl ist und ich unverwundbar bin, abgesehen von Holzpflöcken. „Wisst ihr, mein junges Sternenkind… Ihr klingt so, als hättet Ihr euch ziemlich leichtfertig für das Vampirdasein entschieden“, teilt er mir mit. Leichtfertig? Nein, sicher nicht. Ich liebe Riku und nur so kann ich mit ihm auf ewig zusammen sein. „Ich tat es für Riku und mich. Es war keine leichte Entscheidung, es gibt viele Dinge, die ich vermisse, aber auch vieles Schönes und Neues, das ich bekommen habe“, erkläre ich ruhig. „Eure Worte klingen echt, aber Eure Körpersprache drückt etwas ganz anderes aus. Ihr wisst nicht, was Ihr Schönes bekommen habt. Ihr findet es schrecklich, Menschen zu jagen, Ihr findet es schrecklich, wie Riku mit ihnen spielt, ihr verabscheut es. Am Liebsten wärt Ihr nie mit ihm gegangen“, erwidert Jerome. „Das stimmt über…“, fange ich an, als er mich einfach aus dem Fenster schubst. „Lernt die Nacht kennen, Sternenkind“, höre ich ihn noch, während ich falle. Fluch dem Tag und seiner Macht! Lös die Sehnsucht von allen Ketten Fühl die Nacht! Sei frei! Was soll das? Unter mir sind die Klippen. Was mache ich denn jetzt? Ich sollte dringend irgendwas tun, sonst bin ich Geschichte. Gut, erstmal durchatmen. Riku würde jetzt sagen „Konzentriert Euch einfach auf die Nacht, dann wird alles gut“. Vielleicht sollte ich es ja probieren. Langsam werde ich ruhig, schließe die Augen und konzentriere mich. Ich spüre den Wind um mich herum, ich sehe die Felsen unter mir noch so genau, da ist einer auf dem ich landen kann. Ganz behutsam komme ich mit einem leisen Geräusch darauf zu stehen. Ich habe es geschafft. Stolz ziehe ich die Nachtluft ein. War es das was Riku gemeint hat? Hätte ich mich einfach treiben lassen sollen? Jedenfalls war es unglaublich. Fühl die Nacht! Und laß’ sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Was dir bestimmt ist, muss geschehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ’ deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Sei frei! Ich habe alles genau gesehen, fast noch besser als mit offenen Augen, so fein und präzise war es. Wie komme ich jetzt eigentlich wieder hoch? Dumme Frage, Sora, du bist ein Vampir, schelte ich mich in Gedanken und springe los auf ein Türmchen der Burg. Auch das geht viel leichter, ich brauche Riku nicht mehr, damit er mich trägt. Nun geht es von ganz alleine. Ich springe wieder, immer weiter nach oben und schließlich komme ich wieder bei Jerome an. „Ihr seid wieder da“, stellt er fest, als ich mich vor ihm auf das Fensterbrett setze. „Natürlich, dachtet Ihr, so werdet Ihr mich los?“, will ich grinsend wissen. „Nein, natürlich nicht. Ich habe fest damit gerechnet, dass Ihr wieder kommt. Ich dachte nur, dass Ihr noch etwas Zeit brauchen würdet“, erklärt und rutscht immer näher an mich heran. „Riku hat ewig gebraucht“ Riku? Wie bitte? „Wie meint Ihr das?“, möchte ich wissen und erstaune ihn. „Oh, hat der Bengel Euch das gar nicht erzählt? Nachdem ich ihn erschaffen habe, hab ich ihn auch hier runter geworfen. Beim ersten Versuch ist er so kläglich gescheitert, dass ich schon überlegt hatte ihn zu töten und mir einen neuen Gefährten zu erschaffen. Ihr hingegen, habt das Zeug ein richtig guter Vampir zu werden. Ihr lasst Euch auf die Dunkelheit ein, Ihr habt Augen der Nacht und Ihr lernt äußerst schnell. Wollt Ihr nicht hier bei mir bleiben?“, fragt er leise, aber bestimmt. WAS? Ich? Ein guter Vampir? Er lädt mich ein, hier zu wohnen? Ich glaube, ich träume. Nein, das ist gar nicht möglich. Seine Hände holen mich aus meinen Gedanken zurück, als er sie rechts und links neben mir auf die Mauer hinter mir stützt. Ich bin ihm so nahe, seine Lippen kommen immer näher. Ich kann mich nicht wehren, bin in seinem Bann heillos gefangen. Ich spüre seine Lippen. Er küsst mich? Nein, er darf das nicht. „Hört auf damit!“, fordere ich und in eben dem Moment kommt Riku zur Tür herein. „Sora? Was tut Ihr da?“, möchte er wissen. „Ich… nichts… ich… Jerome…“, stammele ich herum, als Jerome aufsteht. „Mit dem Jungen hast du einen guten Fang gemacht“, findet er, klopft Riku auf die Schulter und verlässt den Raum dann. „Riku… ich konnte nichts machen… Jerome hat…“, versuche ich zu erklären, während ich zu meinem Geliebten laufe. „Ich will nichts hören, wir gehen“, erklärt er nur, schnappt sich mein Handgelenk und zieht mich ohne Gnade mit sich. „Aber… Riku… bitte, hört doch auf… es tut mir Leid…“, beteure ich, als wir durch die Gänge des Schlosses eilen. Doch Riku hört mich überhaupt nicht, er zieht mich weiter, durch den Ballsaal, durch den Hof und schließlich sind wir außerhalb der Schlossmauern. „Lasst mich bitte endlich los“, fordere ich halbherzig. Im Moment habe ich Angst vor Riku, er wirkt so wütend, so als würde er nie verstehen, was passiert ist. „Rennt Ihr dann wieder zu ihm, kleiner Prinz? Glaubt mir eins, wenn Ihr Euch Jerome anschließt, werde ich Euch nicht mehr ansehen. Dann seid Ihr für mich gestorben“, teilt er mir mit und schockiert mich wirklich. Wenn er Jerome so hasst, warum kommt er dann auf den Ball? Und warum wäre es so schlimm, wenn ich mich ihm anschließen würde? Er ist doch auch nur ein Vampir, wie Riku und ich. „Ich will doch gar nicht zu ihm. Ich will bei Euch sein“, entgegne ich und er bleibt endlich stehen. „Das mit Jerome… es war seltsam… es hat sich angefühlt, als könnte ich gar nichts anderes tun, als seine Wünsche zu erfüllen… ich wollte doch nicht, dass er mich küsst… viel lieber hätte ich Eure Lippen gespürt… viel lieber hätte ich da oben mit Euch gesessen… Riku… er schien mich irgendwie zu kontrollieren…“ Riku schaut mir aufmerksam in die Augen. Was ist denn jetzt los? Habe ich schon wieder etwas falsch gemacht? Das Vampirleben ist bisher wirklich ein Alptraum, so hätte ich es mir überhaupt nicht vorgestellt. Carpe Noctem, Carpe Noctem. „Er hat Euch kontrolliert?“, fragt Riku nach einer Ewigkeit. „Ja… nein… ich habe es so empfunden… ich meine, ich konnte nichts gegen ihn tun… ich musste einfach…“, versuche ich ihm die Sache irgendwie begreiflich zu machen. „Wisst Ihr was es heißt, von ihm zu kontrolliert werden?“, möchte er dann wissen. Nein, natürlich nicht. Woher sollte ich es wissen. Ich schüttle den Kopf. „Er hält Euch für würdig in seine Gemeinschaft einzutreten. Er schart mächtige Vampire um sich. Er sucht sie sich unter den Menschen, die von denen er denkt, dass sie etwas taugen macht er zu Vampiren. So hat er mich damals gefunden. Ich war zwar erst zwanzig Jahre, trotzdem hatte ich schon in vielen Kriegen gekämpft. Ich galt als der beste Krieger unseres Landes. Jerome hat das natürlich gebraucht, er wollte meine Kraft, er wollte, dass ich für ihn kämpfe“, erzählt Riku mir nun. Was? Er schart mächtige Vampire um sich? Und davon soll ich einer sein? Ich? Ich kann noch nicht mal richtig Menschen jagen. „Ihr müsst Euch irren. Ich bin ein sehr, sehr schlechter Vampir. Ihr musstet für mich jagen. Ihr müsst mich tragen. Ihr müsst für mich die Nacht sehen. Was soll ich denn können?“, möchte ich wissen. „Das weiß ich nicht. Er kann in Euer Innerstes sehen. Er muss irgendeine Kraft gesehen haben, die sich noch entwickeln wird“, vermutet Riku. Eine Kraft? Es entwickelt sich noch etwas? Nein, ich will doch gar nichts. Eigentlich wollte ich als ganz normaler Vampir mit Riku leben. „Welche Kraft habt Ihr denn?“, fällt mir ein, dass er ja auch eine haben muss, wenn Jerome ihn erschaffen hat. „Zuallererst meine physische Kraft und später entwickelte ich die Gabe der Traumsicht. So konnte ich unbemerkt Eure Träume sehen“, erklärt er. Traumsicht… das wäre schon schön… aber auch irgendwie nutzlos, da Vampire eh nichts träumen. „Könnte ich dieselbe Kraft entwickeln?“, frage ich, doch Riku schüttelt sofort den Kopf. „Jerome braucht nur einen Traumseher und diesen Platz hat er nach meinem Weggang schon neu besetzt. Ihr müsst etwas sehr Mächtiges entwickeln, wenn er Euch so begehrt“, antwortet Riku. Etwas Mächtiges? Ich? Ich kann doch überhaupt nichts. Ich bin ein nutzloser, junger Vampir. Ein Sternenkind, wie Jerome es ausdrückt, aber ganz bestimmt nicht mächtig. „Wollt Ihr zurück zu ihm?“, möchte Riku plötzlich wissen. Er hält noch immer mein Handgelenk, doch längst ist sein Griff nicht mehr so stark. Im Moment fühlt es sich normal an, so wie sich zwei Liebende eben festhalten. „Nein, Riku, ich liebe Euch doch. Nie würde ich zu einem anderen wollen, als zu Euch“, versichere ich, nehme seine andere Hand und ziehe ihn zu mir hinunter, ehe ich meine Lippen auf seine lege. „Aber wie wäre es mit einem Tanz?“, frage ich, als ich mich wieder löse. „Jerome hat mich leider ziemlich für sich eingenommen“ „Ein Tanz mit Euch, erfüllt jeglichen Wunsch von mir“, entgegnet Riku und wir laufen langsam wieder in Richtung Schloss. Nun habe ich also eine Gabe, sie hat sich zwar noch nicht entwickelt, aber das wird sie tun. Anscheinend ist sie sehr mächtig und begehrt, aber ich würde sie niemand anderem geben, außer Riku. Jerome soll sie nicht bekommen. Er will mich nur kontrollieren und ausnutzen. „An was denkt Ihr?“, möchte Riku wissen. „An meine Gabe. Ich überlege was es sein könnte“, erkläre ich. „Das werden wir alles sehen. Macht Euch deshalb keine Sorgen. Vampirgaben sind ein Segen und kein Fluch“, versichert er mir. Ein Segen? Ich hoffe, ich werde das auch so sehen, wenn die Gabe dann mal da ist. Als wir wieder im Ballsaal sind, ist das „Essen“ beendet und es wird wieder getanzt. Riku und ich reihen uns ein und wieder ist da dieser Zauber, der mich vollständig einlullt. Es ist anders, als bei Jerome, er nimmt mich nicht für sich ein. Ich kann noch klar denken, Riku lässt mich selbstständig tun und zwingt mich zu nichts. Die anderen Vampire sind anscheinend sehr angetan vor unserem Tanz. Sie schauen lieber zu, als das sie selber tanzen. Sogar Jerome beobachtet uns interessiert von seinem Sitzplatz aus. „Da beeindrucken wir jemanden wohl sehr stark“, kann ich mich nicht zurückhalten. „Ich war schon immer ein guter Tänzer und ihr seid auch nicht zu verachten. Kein Wunder, dass sie uns zu sehen. Diese Vampire sind oft nur auf Kraft ausgerichtet, dass sich jemand so filigran bewegt wie wir, ist ihnen fremd“, erklärt Riku mir und ich muss schmunzeln, als das Lied ausklingt und wir einen kleinen Applaus bekommen. Riku zieht mich lächelnd zu einem kleinen Tisch und wir lassen uns dort erst einmal nieder. Den Rest des Abends verbringen wir mit Tanzen. Alles in allem war es noch sehr schön. „Wisst Ihr was, Ihr müsst mich nicht mehr tragen. Ich sehe jetzt alles. Ich weiß, was Ihr gemeint habt. Es ist wundervoll, die Nacht so zu sehen, von ihr betrunken zu sein. Es ist als wäre man betrunken von ihr, aber trotzdem sieht man alles so deutlich und klar. Einfach fantastisch“, finde ich. [i) Und wenn du von der Dunkelheit betrunken bist, dann fühl, Fühl die Nacht. Fühl die Nacht! „Ich weiß, was Ihr meint“, gibt Riku lächelnd zurück, ehe wir los laufen. Die Nächte sind zwar wieder relativ langweilig, aber dadurch, dass ich jetzt vieles anders sehe, kommt es mir wenigstens nicht so ewig lange vor. „Riku, bitte, ich muss mit Euch reden“, kommt uns Axel sofort entgegen gelaufen, kaum, dass wir über die Zugbrücke des Schlosses laufen. „Axel, was ist passiert? Haben Euch die Menschen beim Jagen gesehen?“, will Riku sofort wissen. „Nein, das ist es nicht. Kommt mit“, bittet er uns und führt uns im Schloss zu dem Zimmer in dem ich meine erste Nacht hier verbracht habe. In dem Bett, in dem Riku mich damals zum Vampir gemacht hat, liegt nun… „Roxas? Was macht mein Bruder hier?“, möchte ich wissen. „Er kam vor zwei Tagen her und wollte nicht mehr gehen, bis er Euch gesehen hat“, erzählt Axel. „Bitte, Riku, kann er hier bleiben?“, frage ich aufgeregt und kuschele mich an Riku. Fühl die Nacht - Carpe Noctem Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)