Etwas Besonderes von Knoblauchgurke ================================================================================ Kapitel 1: Etwas Besonderes --------------------------- Feuchte, angenehm kühle Luft umfing sie und Sonnenlicht drang durch die Wipfel der Bäume. Ria lächelte, als sie das Wechselspiel von Licht und Schatten betrachtete. Der schmale Pfad schlängelte sich schier endlos durch den Wald, halb überwuchert von Farnkraut und federnd weich. Er fühlte sich gut an, unter ihren nackten Füßen. So fühlte der Sommer sich an. Es war ein besonderer Tag für Ria, ein Tag, wie nicht jeder ihn erlebte. Der Saum des weißen Kleides umspielte, bewegt von einer sanften Brise, ihre Knöchel. Sie war stolz, stolz darauf, etwas Besonderes zu sein und, so ungern sie es zugab, auch aufgeregt. Ihre kleinen Hände zitterten. In ihrem blonden Haar trug sie einen Kranz aus Gänseblümchen, geflochten von ihrer Schwester. Warum diese geweint hatte, wusste Ria nicht. Automatisch tastete sie nach jenem Kranz, der heute ihr Schatz war. Das Kleid, das die Mutter ihr genäht hatte, war wunderschön, die Luft klar und doch bedeutete ihr nichts so viel, wie die langsam welkenden Blumen. Sie waren das Geschenk, über das sie sich am meisten gefreut hatte. Vorsichtig zupfte sie ein weißes Blatt heraus und atmete tief ein. Es roch modrig, lebendig, nach Wald und Leben. Rias schmale Gestalt straffte sich. Sie würde helfen, dieses Leben zu erhalten. Den Frieden. Man würde ihr sagen, wie sie den Männern im Kampf helfen konnte. Den Männern... Beinahe hatte sie die beiden vergessen, die sie begleiteten. Der Waldboden schluckte die Geräusche ihrer Schritte ebenso, wie ihre eigenen. Ria drehte sich nicht um. Sie wusste, dass sie dort waren und jeden ihrer Schritte beobachteten. Es war nicht notwendig, sie würde nicht davonlaufen. Warum auch? Es war eine Ehre, ihrem Volk zum Sieg verhelfen zu dürfen. Vor ihr tat sich eine Lichtung auf, die feuchte Erde wich hohem Gras. Kaum sichtbar, führte ein Trampelpfad zur Mitte der Lichtung und einer Gruppe von Felsen. Ria kniff die Augen zusammen, während sie darauf zuschritt. Noch nie hatte sie Steine mit solch seltsamen, bräunlichen Flecken gesehen. Dicht hinter ihr verstummten die Schritte endgültig. Rias Magen krampfte sich zusammen, als sie es bemerkte. Sie würde nicht davonlaufen. Man hatte sie ausgewählt, sie war etwas Besonderes. Was immer das auch bedeuten mochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)