Nachtfalter von Himi_und_Nami (Uruha x ???) ================================================================================ Prolog: Prelude --------------- In diesem Augenblick war Kouyou einfach gestorben. Er rannte, rannte, ohne sich umzudrehen, fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen hinwegbröckelte, wie sein Herz, das mit jedem Meter mehr und mehr zerbrach, die Musik, die mit er Entfernung aus seinen Ohren verschwand, die eben noch sein Bein bewegte. Der Schmerz in seinem Hals ließ ihm kaum Platz zum Atmen. Luft, die er dringend brauchte. Schneller, er musste weg von hier, weg von ihr. Nur weg. Zwischen all den Leuten, all den Lichtern, all den Instrumenten hatte er sie gesehen. Und nicht zum ersten Mal hatten sie miteinander gesprochen. Aber diesmal lief es nicht wie sonst, diesmal nicht. Diesmal war alles schief gelaufen. Sie war so schön gewesen, als sie ihn anlachte und von dem Vibrieren der Verstärker zu ihm getragen, kam sie ihm vor wie ein Traum. Ihr Haar bewegte sich. Sie wechselten ein paar Sätze, mehr als sonst. Und Kouyou hatte alle Hände voll zu tun, nicht einfach in Ohnmacht zu fallen. Sein Herz war beschleunigt, die Gedanken wirr und unsicher. Und doch war er glücklich. Er hatte neben seinem Zittern und aller Nervosität, vor allem Hoffnung. Darauf, dass es ein gutes Ende haben könnte und nicht laufen würde wie immer: Er verliebte sich - haderte ewig mit sich, bis er Ungewissheit und Schmerzen nicht mehr ertrug - spielte schließlich Russisch Roulette mit seinem Schicksal, gestand seine Liebe - und verlor. Getroffen von der Kugel, die sich Zurückweisung nannte, war er jedes Mal mehr oder weniger sanft in ein sechsfußtiefes Loch gefallen. War wieder und wieder einen bitteren Tod gestorben. Neunzehn Jahre lang. Neunzehn Jahre lang chronisch erkrankt an gebrochenem Herzen. Neunzehn Jahre lang ungeliebt. Neunzehn Jahre lang ungeküsst. Neunzehn Jahre lang allein. Hoffnung war sein grausamstes Laster. Sie schlich sich von hinten in sein Herz und ließ ihn nicht los. Sie überlebte selbst den inneren Tod seines Herzens. Gerade glänzte sie lediglich mit partieller Abwesenheit. Er. Wo war er plötzlich hergekommen? Dieser schräge Typ. Er hatte sie einfach angesprochen. Sie fing an zu strahlen. Sie kannten sich, das war vom ersten Moment an klar. Ihr Blick war erwartungsvoll und vorfreudig. Vor Kouyous Augen hatte er ihr die Zunge in den Hals geschoben. Als sie den eindeutig leidenschaftlichen Kuss beendeten, war Kouyou schon fort. Weggerannt. Nur weg. Und sie hatten sich wieder dem Bandkontest gewidmet. Fahrig stolperte Kouyou durch die Gänge, kniff die Fäuste und die Augen zu. Warum konnten Frauen kein Schild um den Hals tragen, dass sich dynamisch veränderte, wenn sie einen Mann betrachteten. So was wie: „Bin vergeben - Pech gehabt!“ oder „Sorry, kein Interesse!“, wäre schön gewesen. Es wäre einfach gewesen, so einfach. Kouyou hatte den Hals gestrichen voll. Er riss die nächste Tür auf, sprintete quer durch den nur spärlich beleuchteten Raum und an der großen Glasfassade prallte er auf wie eine Fliege, die von außen an eine Fensterscheibe flog. Er weinte ungehalten - wütend über die eigene Nervosität. Schwankend taumelte er zu einem Tisch in der Mitte, die Hand an der Wange, die auffangen wollte, was am Fallen nicht mehr zu hindern war. Es tat weh ... An diesen Schmerz konnte man sich nicht gewöhnen, nie. Seine Stirn schlug fast unsanft an der Schreibtischplatte auf, das Gesicht verzerrt vor Unglück und Scham. Mit der blanken Faust schlug er immer wieder auf das Holz. Härter und härter für jedes einzelne Mal, das ihm auf diese Art und Weise weh getan wurde. Was machte er nur falsch? War es, weil er schüchtern war? Weil er Heavy Metall mochte? Weil er zu weich und feminin wirkte? Zu spack? Zu blass? Zu lieb? Zu nett? Also zu langweilig? Was wollten Frauen denn eigentlich? Er verfluchte sie innerlich. Das hatte er jedes Mal getan und sich doch immer wieder unglücklich verliebt. Er fühlte sich wie ein Nachtfalter, der sich auf einen Zigarettenstummel stürzte, weil es in seiner Mitternachtsschwärze kein anderes Licht gegeben hatte - und immer wieder, mit jedem Anflug hatte er sich entsetzlich daran verbrannt. So dumm, so naiv. Er schreckte zusammen, als neben ihm eine Tür aufgerissen wurde. Ein junger Mann stürmte herein, fegte wie ein Unwetter umher, zwei Stühle flogen. Dann hielt er inne. Kouyou konnte ihn nur von hinten sehen. Vor Schreck über die Plötzlichkeit seines Auftauchens hatte er aufgehört zu weinen, doch die Tränen hingen immer noch zierend auf den blassen Wangen, die Augen starr auf den fremden, jungen Mann mit den dunklen Haaren gerichtet, der neben ihm nach Luft japste und sich überfordert den Kopf hielt. Ein Tritt gegen den Tisch folgte. Er drehte sich um, doch das Aufschauen schien er vergessen zu haben, so verpasste er auch Kouyou zu entdecken und lief in ihn hinein. Er wich erschrocken einen Schritt zurück. Beide Männer schauten sich groß an. Auch der Fremde weinte. Kouyou hätte nicht beschreiben können, wie es sich anfühlte, den anderen so aufgelöst zu sehen. Er war kleiner als er, die Haare nett zurecht gestylt, coole Klamotten - das genaue Gegenteil von ihm, doch einen Moment später erkannte er sich selbst in den ebenholzfarbenen Augen des anderen. So konnte man nur schauen, wenn man Liebeskummer hatte, so schaute nur jemand, dessen Herz gerade zu Staub zerborsten war. Er schien in einen Spiegel zu sehen. Minutenlang standen beide da und fixierten einander mehr oder minder ergründend. Von Sekunde zu Sekunde schienen sie beide gleicher zu werden. Gleich ängstlich. Gleich wütend. Gleich verletzt. Gleich schwach. Kouyou verstand nicht, was geschah, doch sein Gegenüber schien ebenso wenig zu begreifen, als sie plötzlich aufeinander zu stürmten. Zugleich, ohne Zucken, ohne Absprache, ohne ein Wort. Sie küssten sich eindringlich, verlangend, tief. Hände glitten über weiße Haut, erste Kleidungsstücke fielen zu Boden. Kouyou wehrte sich nicht. Ließ sich einfach an die nächste Wand spielen. Sein Verstand setzte völlig aus. Sein Herz auch. Da war nichts, nichts außer der Dringlichkeit und dem unübersehbaren Wunsch, mit diesem Fremden einfach ungebremst in die Nacht zu stürzen ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)