Weg zur Hölle - Zum Licht von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 14: Zwischen Wolf und Hund ---------------------------------- Mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugierde betrachtete Nero den Schattenwolf. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. "Wolfi, was ist los?", fragte Nero und auf das Wesen zu. Der Wolf sah ihn an, als schien er zu überlegen. Doch schon im nächsten Moment sprang er nach vorn und riss Nero zu Boden. Für einen Moment wusste der Jäger nicht wo er war, aber dann erschien die massiv wirkende Gestalt des Schattenwolfes über ihm. Doch er fletschte nicht die Zähne oder bedrohte ihn anders. Der Wolf sah Nero nur traurig an. Langsam senkte sich der Kopf des Wolfes, bis dessen Schnauze Neros Stirn berührte. Und im selben Moment umgab ihn nur Dunkelheit. Zeit- und Raumlos schien er dahin zu treiben. Doch dann hörte er Tanjas Stimme. Leise und scheinbar weit entfernt. Und plötzlich war da Raum um ihn herum. Viel zu Vertraut waren die Hallen und die dreckige Weg auf der er sich liegen sah. Eine der weniger schönen Erinnerungen an sein Jägerleben. Am Boden liegend, ein Schatten auf ihm und die schwarzen Hände, die um seinen Hals lagen. „Bitte, hilf mir.“, hörte Nero Tanjas Flüstern. Die Distanz schwand von einem Augenblick zum anderen und sein Gesicht befand sich direkt vor dem des Schattens. Dann verschwamm das Bild vor seinen Augen. Es begann sich zu drehen, ging auf und ab. Und es dauerte mehrere Augenblicke, bis er realisierte, dass er flog. Den Aufprall spürte er kaum. Viel eher hatte er das Gefühl, dass sein Körper sich auflöste und nur einen Moment später wieder zusammenfügte. Dann sah er seinen Gegner und wusste, warum der Wolf solche Probleme gehabt hatte. Ein Bateezu war doch etwas zu viel für den Tierschatten. „Zurück!“, hörte er auf einmal Tanjas Stimme. Und er gehorchte. Mit einem Satz sprang er zurück und baute sich vor ihr auf. Er konnte Tanja hören, auch wenn er ihre Worte nicht verstand. Aber sie klangen seltsam Vertraut in seinen Ohren. Dann erhoben sich drei steinerne Portale. Erneut verschwamm das Bild und warf ihn mitten in einen kurzen Sprint. Männer standen vor ihm, bewaffnet mit Sturmgewehren. Er wusste, ihre Waffen würden ihm nichts anhaben. Einen nach dem anderen riss er zu Boden, ohne sie ernsthaft zu verletzen. Die Bilder plötzlich wie zäher Honig zu fliesen, nur um Sekunden später wieder Klar und deutlich zu sein. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Tanjas entfernt. Plötzlich zuckte sie kurz zusammen und war im nächsten Moment verschwunden. Fast gleichzeitig hörte er, wie sich eine Autotür öffnete und sah zwei Männer nahen. Ihre Hände schienen ins Nichts vor der Scheibe zu wandern, ein paar Worte wurden gemurmelt, dann gingen sie, diesmal langsamer zurück zum Auto. Dann waren die Sterne über ihm. „Nero?“, hörte er plötzlich die Stimme seiner Freundin. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er realisierte, dass er wieder in seinem Körper war. Langsam drehte er den Kopf und sah sie an. „Alles in Ordnung?“, fragte sie leise. Mit einem Ruck waren seine Gedanken wieder in der richtigen Reihenfolge. „Scheiße!“, rief er laut und sprang auf. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie seine Freundin zusammen gezuckt war. Hastig kramte Nero in seinen Hosentaschen nach seinem Handy. Und unter andauernden Fluchen wählte er die Nummer. Es fühlte sich für ihn wie eine Ewigkeit an, bis endlich abgenommen wurde. „Nero?“, hörte er Katjas verwirrte Stimme, „Was ist denn los?“ „Ich brauche euch hier oben.“, sagte er hektisch, „Tanja wurde entführt.“ „Sind schon auf dem Weg.“, sagte sie hastig und unterbrach die Verbindung. Fast automatisch wanderte seine Hand zur Manteltasche. Schon im nächsten Moment war die Zigarette an. „Nero?“, hörte er seine Freundin vorsichtig fragen. Irritiert drehte er sich um und sah sie an. „Sorry, wegen der Qualmerei.“, meinte er mit einem gequälten Lächeln. „Die ist mir egal.“, entgegnete sie energisch, „Was ist los?“ Er zog noch einmal an dem Glimmstängel. „Eine Freundin ist entführt worden.“, meinte Nero und begann langsam auf und ab zu tigerten. Perplex sah sie ihn an. „Sollten wir da nicht die Polizei rufen?“, fragte sie verwirrt. Nero hingegen sah sie fragend an und blickte dann zu dem Schattenwolf. Noch immer saß er mit gesenktem Haupt auf dem Gehweg. „Ok, hat sich erledigt.“, meinte sie, „Aber wird er sie finden?“ Wie auf ein Kommando sah Wolfi auf und sie an. „Das wird er.“, meinte Nero sicher. Die Zeit verging für Nero viel zu langsam. Sekunde für Sekunde verwandelte sich für ihn in Stunden. Er versuchte an irgendetwas anderes zu denken. Aber es viel ihm verdammt schwer. Immer wieder glitten seine Gedanken zu Tanja. „Da sind wir.“, hörte er Katjas Stimme. Mit einem Ruck sah er auf und erkannte die fünf Grünschnäbel, die gerade das Gemeindehaus verließen. Nein. Sie waren keine Grünschnäbel mehr. Sie hatten sich bewiesen, das wusste Nero. Sie hatten ihm beigestanden, als der verbotene Gott aufgetaucht war, sie hatten Yassie beschützt und zusammen den Parcours überstanden. „Wohin geht es?“, fragte Katja ohne Umschweife. „Erstmal brauchen wir nen fahrbaren Untersatz.“, erwiderte Nero und lies seinen Blick über den Parkplatz schweifen. „Wir können meinen Transporter nehmen.“, sagte Roman und zückte seinen Schlüssel. Der Vampir hatte schnell reagiert, aber die Idee gefiel Nero nicht. Wenn irgendetwas mit dem Auto passieren sollte, dann würden sie festsitzen. Erneut lies er seinen Blick über den Parkplatz wandern. „Wer kann Motorrad fahren?“, fragte Nero spontan. Fragend richteten sich alle Augen auf ihn, dann sahen sie zu den vier schweren Rennmaschinen. „Also?“, fragte Nero erneut. Fast Augenblicklich hob Roman die Hand, zögerlich folgte Yassie. Und auch Neros Freundin hob sie. Unsicher sah er sie an. „Ich habe dich so lange im Stich gelassen.“, sagte sie und sah einen Moment zu Boden, „Das werde ich nie wieder tun.“ Seufzend gab Nero auf und ging Richtung des Lokals. Erst jetzt bemerkte er den Dämon, der einer Statue gleich vor dem Lokal stand. „Noch da?“, fragte er das schwarze Wesen. „Solange ich mich gut anstelle pusten sie mich nicht weg.“, erwiderte er und deutete über seine Schulter, „Und ich sterbe nur ungern.“ „Gut, denn du kannst was für mich holen.“, meinte Nero. Kurz beschrieb er dem Wesen, wo es hin musste und was er wollte. Schon im nächsten Augenblick verschwand es. Mit einem gezielten Stoß öffnete Nero die Tür, deren Angel unter der plötzlichen Wucht zu ächzen begannen. Sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet. „Ich brauch die Motorräder vor der Tür.“, sagte er und sparte sie die freundlichen Floskeln. „Und warum?“, hörte er die Frage von einem der hinteren Tische. Nero fixierte den Sprecher. Mit dem Anflug eines Lächelns erkannte er einen Freund aus den Alten Tagen. Rico und seine Kollegen, allesamt leidenschaftliche Motorradfahrer. Schnellen Schrittes kämpfte sich Nero zu dem Tisch. „Tanja wurde entführt.“, sagte Nero leise und vornübergebeugt zu den Männern. Sofort war die Feierabendstimmung der Männer verschwunden. „Sollen wir mitkommen?“, erkundigte sich Neros alter Freund. „Ich hab schon genug Leute.“, erwiderte er matt lächelnd, „Mir fehlt nur der passende Untersatz.“ Es dauerte nur Sekunden, bis sie ihre Schlüssel gezogen hatten und ihm hinhielten. „Jeder Schlüssel passt bei jedem Motorrad.“, sagte Rico, als Nero die Schlüssel nahm, „Und nimm' die hier mit.“ Mit diesen Worten reichte er ihm vier Headsets. „Danke.“, meinte Nero noch, als er aus dem Gebäude stürmte. Außen Angekommen stieß er fast mit dem Schatten zusammen. Wortlos reichte diesem ihm sein Tachi. Nero nahm sein Schwert entgegen und nickte kurz, dann wand er sich den anderen zu. „Ich fahre alleine.“, sagte er als er die Schlüssel verteilte. „Gut.“, sagte Katja und sah Neros Freundin an, „Wie gut kannst du fahren?“ „Ein bisschen eingerostet, aber ansonsten gut.“, erwiderte diese mit einem Schulterzucken. Nachdenklich betrachtete sie die anderen. „Yassie, du wirst mit Basti fahren, Ich mit Roman.“, sagte sie entschlossen und betrachtete Neros Freundin, „Und du mit Alex.“ Alle nickten einstimmig. Hastig begaben sich alle zu den Motorrädern. „Moment!“, reif Yassie plötzlich. Wie eine Person drehten sie sich um und sahen sie an. „Deine Pistole und dein Schwert.“, sagte Yassie und reichte beides Nero. „Du hast was?“, erkundigte er sich. Mit einem Lächeln klopfte sie an ihren Oberschenkel und das dort befindliche Halfter. Verwirrt betrachtete Nero die große Pistole. „Wenn du meinst.“, erwiderte Nero und befestigte das Pistolenhalfter. Das Kurzschwert reichte er Wortlos seiner Freundin. Sie nickte knapp und befestigte es an ihrer Hüfte. Noch einmal sah Nero sie der Reihe nach an und nickte. „Lasst die Jagd beginnen.“, flüsterte Nero, als er die Maschine startete. Sein Blick glitt über die Stadt. Etwas stimmte nicht, das wusste er sofort. Aber was konnte er beim besten willen nicht sagen. Er schloss die Augen und wandte sich vom Fenster ab. „Lord Samuel?“, hörte er einen seinen Mitstreiter fragen. Langsam öffnete er die Augen und sah den jungen Mann an, kaum älter als zwanzig, „Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig. Doch Samuel begann zu Lächeln. „Alles in Ordnung.“, meinte er offen, „Ich hab nur das Gefühl, dass heute Abend etwas großes passieren wird.“ „Ich weis, was ihr meint.“, sagte der Junge offen, „Uns anderen geht es nicht anders.“ Neugierig betrachtete er die restlichen zehn. Alle sahen ihn an und nickten. „Dann macht euch bereit, die Nacht wartet!“, rief Samuel und griff nach seinem Schwert. Mit einem Schrei stürzten sie sich der Reihe nach aus dem Turm und breiteten ihre Schwingen aus. Trotz der leistungsfähigen Maschinen hatten sie Probleme mit dem Schattenwolf mitzuhalten. Wieder und wieder ermahnte Nero Wolfi, doch dieser schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Erneut bogen sie ab.Und Nero nutzte die kurze Gelegenheit um einen Blick auf die anderen zu werfen. Sie folgten ihm in einer Reihe und keiner schien Probleme zu haben mitzuhalten. Aber dann sah er etwas anderes hinter ihnen. „Bluthunde.“, meinte er ruhig und sah, wie die anderen sich ebenfalls umdrehten und zu ihren Verfolgern sahen. „Ignoriert sie.“, befahl Nero leise. Sein Blick richtete sich wieder auf den Wolf. Nero beschleunigte erneut um den Abstand zwischen ihm und den Wolf zu verringern. Ohne Vorwarnung bog der Wolf erneut ab. Nero riss die Maschine herum, spürte aber zugleich, wie die Räder langsam aber sicher den Boden verloren. „Leg dich in die Kurve und gib Gas.“, hörte er plötzlich die Stimme seiner Freundin. Ohne Widerrede folgte er ihrer Anweisung. Und zu seinem erstaunen fing die Maschine sich wieder. „Danke.“, flüsterte er und sah erneut über seine Schulter. Seine Freunde hatten die Kurve besser bewältigt als er. Und dann kamen die Jagdhunde um die Kurve. Mehr als einmal hatte er diese Dinger verflucht. Sie wirkten wie ein Hund , waren jedoch nur Haut und Knochen. Sie waren schnell und wendig, dafür aber schwach und beinahe zerbrechlich wie Gas. Für diese Wesen zählte die Menge an Angreifer, die sie aufbringen konnte. Und heute waren es zu viele für Neros Geschmack. „Sie holen auf.“, meldete Yassie über ihr Headset, „Sollen wir uns nicht um sie kümmern?“ „Negativ.“, erwiderte Nero, „Wir versuchen den Kampf so lange wie möglich hinauszuzögern.“ Neros Blick suchte erneut den Schattenwolf. Er lief auf dem Mittelstreifen und schien sich nicht von seinem Weg abbringen zu lassen. Plötzlich kamen aus einer Seitenstraße weiter vorne zwei schwarze Kombis. Einer hielt erst, als er die Gegenüberliegende Straße fast erreicht hatte, der zweite als er die Seitenstraße verlassen hatte. Sofort flogen die Türen auf. Aus jedem stiegen fünf Männer aus. Und die Gewehre, die sie im Anschlag hatten wirkten nicht sehr freundlich. „Wir kümmern uns um sie.“, hörte Nero plötzlich Thomas Stimme, „Fahrt einfach weiter.“ „Ihr habt den Mann gehört.“, sagte Nero und gab noch einmal Gas. Die Meldung hatte er vor kaum zehn Minuten erhalten. Sofort hatte Thomas einen Kollegen angerufen und Bescheid gesagt. Und wie der Zufall es wollte waren sie beide auf dem Rückweg von einem Auftrag. Und beide hatten sie schwere Jungs im Auto sitzen. Thomas gab ihm die nächstbeste Möglichkeit durch, wo sie eingreifen konnten. Und fast zeitgleich erreichten sie die Seitenstraße. „Wird Zeit.“, meldete sich Thomas Kollege Knapp und gab Gas. Seinen Wagen brachte er kurz nach der Seitenstraße zum Halten. Kaum das er die Handbremse gezogen hatte, rissen seine vier Mitfahrer die Türen auf, griffen nach ihren Gewehren und brachten sich hinter dem Kombi in Position. Auch Thomas und sein Kollege waren mit dabei. Und während sein Kollege ebenfalls ein MG hervorholte zückte Thomas seine automatische Schrot. „Wir kümmern uns darum.“, sprach Thomas in sein Headset, „Fahrt einfach durch.“ Und dann kamen sie heran gerauscht. Zuerst schoss der Schattenwolf durch die Straßensperre hindurch, kurz gefolgt von vier Motorrädern. Als Nero auf seinen Motorrad betrachtete, glaubte er den Jägern kurz Lächeln zu sehen. „An alle!“, reif Thomas in sein Headset, als das letzte Zweirad sie passiert hatte, „Wirkungsfeuer!“ Mit einem Mal begannen alle das Feuer zu eröffnen. Neun MGs und seine Schrotflinte schickten ihre tödlichen Ladungen auf den Weg. Und für einen Moment sah es so aus, als würden sie die Flut an Gegnern aufhalten können. Doch plötzlich schossen Jagdhunde an der Barriere vorbei. Einer seiner Mitfahrer Riss sein MG herum und legte an. Doch nur einen Moment später hatte Thomas seine Hand auf den Lauf gelegt und presste diesen nach unten. „Im Besten Fall erwischt du einen von uns.“, sagte er ruhig zu dem Mann. „Ein gutes Dutzend ist durch.“, meldete Thomas durch sein Headset. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis vernahm Nero Thomas Meldung. Aber im Endeffekt hatten sie nur noch ein gutes Dutzend und nicht mehr fast hundert Jagdhunde hinter sich. „Nero?“, erkundigte sich Katja neugierig. Er sah über seine Schultern und betrachtete seine Freunde. Entschlossenheit stand in ihren Gesichtern. Und wenn er in den Augen seiner Freundin den Anflug von Angst sah, so konnte er doch auch ihre Entschlossenheit erkennen. „Schalten wir sie aus.“, gab Nero zurück. Einstimmig hörte er die Bestätigung seiner Freunde über das Headset. Schlagartig drosselten sie ihre Maschinen und ließen die Jagdhunde heran kommen. Katja sah nach hinten. Thomas und die anderen hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Nur noch zwölf dieser Biester waren hinter ihnen. „Bereit?“, fragte Roman kühl. „Bin Bereit.“, erwiderte Katja. Sie legte den Waffenarm um Romans Hals und umklammerte die MP5 fester. „Du wirst nur ein paar Sekunden haben.“, schloss Roman. Ohne Vorwarnung beschleunigte er die Maschine und schoss an Nero vorbei. Mit einem Ruck stellte er das Motorrad quer und rammte seinen Fuß auf den Boden. Ungläubig betrachtete Katja das Motorrad, welches scheinbar in der Luft stand, nur von der Kraft des Vampirs an der Stelle gehalten. Fast Automatisch glitt Katjas freie Hand zum Vordergriff und schloss sich fest um diesen. Ihr Blick glitt über Romans Schulter und über den Lauf. Dann zog sie den Abzug durch. Kugel um Kugel jagte sie ihren Verfolgern entgegen. Und zufrieden betrachtete sie, vier der Jagdhunde getroffen stürzten. Gerade hatte Yassie gesehen, wie Roman seinem Motorrad die Sporen gab. „Wollen wir?“, fragte sie über ihren Rücken. „Warum nicht?“, erklang Bastis Frage. „Dann mal los.“, meinte sie Grinsend. Mit einem Ruck riss sie ihr Gefährt um einhundertachtzig Grad herum. Flüchtig sah sie herab auf das Gefährt und registrierte zufrieden die leuchtenden Linien. Jedes andere Motorrad hätte höchstwahrscheinlich gebockt oder hätte die Drehung gar nicht mitgemacht. Aber durch den Bann, den das Mädchen darauf gelegt hatte, machte die Maschine keinen Zuck. Noch bevor ihre Hand die neue Waffe berührt hatte, donnerte die Schrotflinte über ihr. Die Jagdhunde sprangen auseinander. Nun hatte auch Yassie ihre Waffe im Anschlag. Das holographische Visier auf der Waffe machte das zielen zu einem Kinderspiel. Fünf Schuss schickte jeder auf den Weg, bevor Bastis Gewehr leer war und Yassie ihr Motorrad erneut herumriss. Fasziniert betrachtete Nero die Maschinen seiner Begleiter. Roman und Katja, die scheinbar in der Zeit stehen geblieben zu sein für einige Sekunden, sowie Yassie, die mit ihrem Motorrad rückwärts fuhr. Allein aus Sicht der Technik ein Ding der Unmöglichkeit. „Vier am Boden.“, meldete Katja. „Weitere vier erledigt.“, meldete auch Yassie fast zeitgleich. Erst jetzt hörte er das andauernde Stakkato von Alex Pistolen. Unbemerkt hatte sich einer der Jagdhunde sich vor sie gesetzt. Nur Alex und seine Freundin schienen ihn bemerkt zu haben. „Ich treffe das Vieh nicht!“, beschwerte sich Alex laut. Nero betrachtete noch einen Moment den Jagdhund. „Schaffst du das?“, fragte er unsicher und sah seine Freundin an. Ihr Blick schnellte zu ihm. Und in ihren Augen konnte er Angst erkennen. „Du darfst keine Schwäche zeigen.“, ermahnte Nero sie, „Diese Bestien jagen die Schwachen und Kranken.“ Perplex sah sie ihn an, dann richtete sie ihr Augenmerk wieder auf den Jagdhund. Und ihre Augen wurden kalt wie Eis. „Alex.“, hörte er ihre Stimme auch ohne das Funkgerät, „Halt dich fest.“ Noch bevor irgendjemand reagieren konnte beschleunigte sie ihr Motorrad und nahm die Verfolgung auf. Diese Bestien jagen die Schwachen und Kranken. hallte Neros Stimme in ihrem Kopf wieder. Und automatisch glitten ihre Gedanken an einen anderen Ort. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein Bett, darin eine schmächtige Gestalt. „Bist du das?“, hörte sie die Person mit kindlicher Stimme fragen. Langsam trat sie an das Bett heran und setzte sich auf dessen Rand. „Ich bin es, keine Sorge.“, sagte sie und brachte sich zu einem schwachen Lächeln. „Ich hab keine Angst, er passt auf mich auf.“, erwiderte die Person fröhlich und kramte ein Stofftier heraus. Einen kleinen Plüschhasen. „Dann bin ich ja beruhigt.“, erwiderte sie und streichelte ihr über den Kopf. Sie schloss die Augen und plötzlich hörte sie wieder das Motorrad unter sich. Sie spürte die Vibration und die unebene Straße in ihrem ganzen Körper. „Alex.“, sagte sie laut genug, dass er sie einfach hören musste, „Halt dich fest.“ Ein leises „Was?“, war alles was er zustande brachte. Hart beschleunigte sie, sodass Alex seine Waffen fallen lies und irgendwo halt suchte. Mit einem Ruck riss sie das Vorderrad nach oben, beschleunigte erneut und legte sich mit allem Gewicht nach vorn. Dennoch schaffte der Jagdhund es, mit einem Satz zur Seite, auszuweichen. Doch sie würde nicht aufgeben. Sie lies das Hinterrad kontrolliert ausbrechen und versuchte das Wesen damit zu erwischen. Ein Sprung nach vorn brachte es jedoch wieder in Sicherheit. „Du entkommst mit nicht!“, schrie sie nun. Noch einmal beschleunigte sie, holte alles aus dem Motor heraus. Doch zu spät richtete sie ihren Blick wieder auf die Straße. Vor ihr war ein kleiner Hügel, auf den sie gerade zuschoss. Es dauerte nur Sekunden, bis in ihrem Kopf ein Aberwitziger Plan entstand. Zu Verrückt, als das es jemand probieren würde. Und sie konnte nur hoffen, dass alles Funktionierte. Sie manövrierte sich hinter den Jagdhund Und kurz bevor sie die Spitze erreicht hatte riss sie das Vorderrad erneut hoch. Sie hatte das Gefühl, als würde auf einer unsichtbaren Straße fahren, als die Reifen den Bodenkontakt verloren. Sie verlagerte ihr Gewicht nach hinten und betete, dass die Federung den Aufprall aushalten würde. Dann kam die Welt auch schon näher. Und das Monster war direkt unter ihr. Nur Zentimeter, bevor das Hinterrad das Wesen erwischte, machte es einen Satz nach vorn. Nur eine Sekunde später beugte sie sich nach vorn, verlagerte ihr Gewicht auf den vorderen Teil des Motorrades und das Vorderrad saute hinab Richtung Asphalt. Sie sah nur noch, wie das Wesen den Kopf drehte und sie ansah. Und dann traf das Vorderrad mit allem Gewicht auf. Sie hörte nur das Laute knacken, wie wenn man eine Nuss mit einem Hammer öffnete. Das Motorrad machte einen Satz, doch sie konnte es abfangen. Hastig zog sie die Bremse, lehnte sich zur Seite und riss das Motorrad herum. Mit einem letzten Ruck blieb die Maschine stehen. Reflexartig streckte sie ihr Bein aus und verhinderte so, dass sie einfach zur Seite umfiel. Mit einer Mischung aus Freude und Entsetzen, sah sie die Überreste des Wesen. Es sah so aus, als wäre ein mehrere Tonnen schweres Fahrzeug drüber gerollt und kein Motorrad. „Ist es vorbei?“, hörte sie plötzlich die ängstliche Stimme hinter sich und spürte den Druck auf ihrem Körper. Nero konnte nur ungläubig hinter seiner Freundin hinter hersehen. Er wusste zwar, dass sie Kampfgeist hatte, aber dass sie ein Motorrad als Waffe gegen einen Bluthund benutzte, würde ihm keiner glauben. Aber er würde noch einmal ein ernstes Wörtchen mit Alex reden müssen. Nicht nur das er seine Pistolen verloren hatte, welche jetzt in Katjas und Bastis Besitz waren, sondern auch wegen dem Geschreie. Er hatte die Luft angehalten, als sie den Bluthund mit dem Vorderrad erwischen wollte und nur entsetzte gekeucht, als sie es mit dem Hinterrad versucht hatte. Aber das Schlimmste war der Sprung. Sie war zu Weit voraus gefahren, als das Nero auch nur Ahnen konnte, was hinter dem Hügel passiert war. Und er spürte, wie sich die Angst in seinen Körper schlich. Doch ein plötzliches Fauchen brachte ihn zurück ins Hier und jetzt. Neben ihm befand sich ein weiterer Bluthund. Drei sind noch übrig., erinnerte sich Nero schlagartig. Wieder fauchte das Biest und setzte sich vor ihn. Es forderte ihn heraus. Binnen einer Sekunde hatte Nero seine Pistole gezogen und gezielt. Doch als er den Abzug durchziehen wollte huschte plötzlich ein Schemen an ihm vorbei und er spürte, dass seine Pistole fehlte. Rasch sah er neben sich. Dort rannte einer der Bluthunde und seine Waffe befand sich zwischen den Kiefern. Es sah fast so aus, als würde dieses Ding lachen. Ohne ein Wort oder eine Regung zog Nero die Winchester, zielte und drückte ab. Das Geschoss durchschlug den Körper ohne Widerstand. Erst nach mehreren Überschläger blieb der Körper liegen. Kurz sah er nach hinten. Roman hatte sich hinter ihn gesetzt und seine Waffe im vorbeifahren aufgelesen. Drei sind noch übrig, hallte es plötzlich in Neros Kopf nach. Mit einem Lauten Fluch wand er sich wieder nach vorn. Gerade noch rechtzeitig um die zwei Bluthunde im Flug zu sehen. Wie sie auf ihn zuflogen. Sie rissen ihre Kiefer auf, die eher an einen Piranha erinnerten, mit langen spitzen Zähnen. Aber er wusste, dass hinter diesen Kiefern keine Kraft steckte, so wie bei den Klauen. Aber das schlimmste stand ihm noch bevor. Ein verdammt unschöner Sturz. Diese Dinger wogen zwar kaum etwas, aber sie konnten ihn aus der Balance bringen, oder im Lenker verheddern. Es gab einfach zu viel was passieren konnte. Und dann sah er, wie zwei Blitze in die Höllenwesen einschlugen und an den Straßenrand schleuderten. Ungläubig sah Nero den beiden qualmenden Kadavern hinterher. „Gerade rechtzeitig.“, hörte er eine bekannte Stimme neben sich. Ruckartig sah er den Sprecher an. Und staunte nicht schlecht, als er Samuel sah, der neben ihm her glitt. „Würde ich auch sagen.“, meinte Nero lächelnd, bevor er einen Finger auf sein Headset legte, „Alle Sammeln.“ Kaum hatte er es ausgesprochen kam ihm von Vorne seine Freundin entgegen. Und hinter sich konnte er die anderen beiden Motorräder Hören. „Wo wollt ihr hin?“, erkundigte sich Samuel neugierig. Nero musterte den Gardisten neugierig. Dann nickte er knapp. „Erinnerst du dich an das Mädchen mit dem Ring?“, fragte Nero ruhig und richtete seinen Blick auf die Straße, hielt nach Wolfi aus schau. Der Schattenwolf hatte sich nicht beirren lassen, hatte sich aber nicht zu weit entfernt. „Du meinst den Abend mit den beiden Teufeln?“, fragte Samuel unsicher, „Dann erinnere ich mich an sie.“ „Sie ist eine von uns geworden.“, schloss Nero und folgte dem Schattenwolf erneut um eine Kurve. „Braucht sie Hilfe?“, erkundigte sich der Gardist nun ungeduldig. Nero sah Samuel an, musterte ihn und seine Augen. In ihnen brannte ein Feuer, dass er nur zu gut kannte. Der Wunsch und der Wille zu kämpfen. „Sie wurde entführt.“, sagte Nero kalt. Samuel schwieg, blieb aber ans einer Seite. Wieder und wieder, scheinbar ziellos bog der Wolf ab. Er hatte sie durch die halbe Stadt geführt und schien noch lange nicht am ende des Weges zu sein. „Wir begleiten euch.“, hörte er Samuel plötzlich entschlossen sagen. „Wir?“, fragte Nero verwirrt. Bis er in den Himmel sah. Elf weitere Gardisten zählte Nero, die sich über ihnen formiert hatten. „Sie kommen.“, drang eine Stimme in sie ein. Mit einem Ruck hob sie den Kopf und war wieder bei Sinnen. „Sie kommen um sie zu holen.“, wiederholte die Stimme freudig erregt, „Aber sie werden nur den Tod finden.“ Langsam ließen die Jäger ihre Maschinen weiter rollen. Wolfi war inzwischen in einen langsamen Trab verfallen und seine Nase glitt über den Boden. Nero zweifelte daran, dass das Wesen die Spur verloren haben könnte. Er hatte sie schließlich vom Gemeindehaus bis hierhin geführt. In eine der abgelegensten und verlassensten Ecken der Stadt. „Das Stinkt nach einer Falle.“, hörte er Katja plötzlich sagen. Stumm nickte Nero. Seine Augen wanderten von einem der Betonbauten zum nächsten, suchten die Wände und Fenster, die Dächer und die Lücken ab. Aber nirgendwo konnte er auch nur einen Anhaltspunkt für eine Falle erkennen. Entweder es gab keine, oder sie war verdammt gut versteckt. „Wir sind da.“, hörte er plötzlich die Stimme Samuels. Rasch sah Nero sich um. Wolfi stand vor einer massiven Stahltür und winselte. Sie machten sich nicht die Mühe die Motorräder zu verstecken. Wenn jemand hier war, so wusste er von ihnen. Nicht nur durch die Motoren, sondern auch durch die Gardisten, die alles von Oben überwachten. „Und wie machen wir es?“, erkundigte sich Alex neugierig. „Ich geh vor.“, meinte Nero ruhig. „Mir Wäre wohler, wenn du hierbleiben würdest.“, sagte er leise zu seiner Freundin. „Vergiss es.“, erwiderte sie hartnäckig. Mit einer anderen Antwort hatte er auch gar nicht gerechnet. Er zog die Pistole und ging auf die Stahltür zu. Vorsichtig legte er die Hand darauf und versuchte sie aufzudrücken. Aber als sie einen Millimeter nachgegeben hatte, hielt er inne. „Findest du sie, wenn wir drin sind?“, fragte er Wolfi. Einen Moment sah der Tierschatten ihn verwirrt an, nickte dann aber. Nero erwiderte die Geste. „Mit dem Kopf durch die Wand.“, sagte Nero, als er die fragenden Blicke in seinem Rücken spürte. Noch bevor ein Wort gesagt wurde trat Nero mit aller Kraft vor die Tür. Mit einem lauten schlag bogen sich die Scharniere bis zum Anschlag durch. „Soviel zum Überraschungsmoment.“, meinte Samuel, während er sein Schwert zog. Vor ihnen herrschte pure Dunkelheit. Hastig schloss Nero die Augen und versuchte es wie damals im Rohbau. Er erwartete nicht, dass er ein zweites mal diese Glück hatte. Doch als er die Augen öffnete, war die Welt in Grau getaucht. Wortlos betrat er den Korridor vor ihm. Es war ein einzelner Gang, keine Abzweigung, Lampen oder Ähnliches. Nur eine Tür mehrere Meter vor ihnen. „Nur saubere Schüsse.“, hörte er Katja sagen. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Sollte noch einer behaupten, ihr wärt Grünschnäbel.“, begann Nero, „Tretet ihm in seinen Arsch.“ Doch er wartete keine Antwort ab, sondern öffnete die Tür und trat ein. In der Mitte des Raumes sah er Tanja. Sie saß auf einem Stuhl, höchstwahrscheinlich gefesselt, mit einem Knebel im Mund. „Mutig.“, hörte Nero plötzlich die Stimme eines Mannes. Er trat hinter einem Stapel Kisten hervor und war sofort hinter Tanja. Damit war ein einfacher Blattschuss ausgeschlossen. „Oder Lebensmüde.“, sprach der Mann weiter. Und plötzlich war überall in der Halle Bewegung. „Könnt ihr euch vorstellen, wie gern ich sie Probieren würde?“, erkundigte sich der Mann und blieb nur eine Armlänge hinter ihrer Kameradin stehen, „Sie ist sicherlich lecker.“ Langsam hob er den Arm. Aber da war es schon zu spät. Wie eine Fleischfressende Pflanze schlug die Dunkelheit zu seinen Füßen zu. Binnen Sekunden hatte sie ihn komplett eingehüllt und war wieder mit dem Boden verschmolzen. Dann erklang das Heulen eines Wolfes. Damit brach das Chaos aus. Nur wenige Augenblicke später war es schon wieder vorbei. Keiner der Dämonen war mehr da. Nur Tanjas Schattenwolf, der ungeduldig neben ihrem Stuhl stand und ihre Hand an stupste. Hastig verstaute Nero seine Pistole und rannte zu der Gefesselten. Hinter sich konnte er die Schritte seine Freunde hören. Das war viel zu einfach. Hektisch sah er sich den ganzen weg um, suchte nach weiteren Zeichen für eine Falle. Aber es deutete nichts darauf hin, dass hier noch mehr war. Endlich bei ihr angekommen kümmerte sich Katja um die Fesseln, während Nero ihr die Augenbinde abnahm. Gehetzt sah sie sich um, die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Letztendlich löste er ihren Knebel. „Ihr müsst verschwinden!“, schrie sie sofort, „Das ist eine Falle!“ Nero wollte Grinsen, wollte ihr sagen, dass alles in Ordnung war, da hatte ihn aber schon etwas gepackt und zu Boden gedrückt. Den anderen ging es nicht anders, nur das sie noch einen kurzen Freiflug dazugewonnen hatten. Dann spürte er die mächtige Präsenz und hörte die donnernde Stimme. „Ich bin Hunger.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)