Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards von Drako_Draconis (Artemesias Untergang war nur der Anfang) ================================================================================ Kapitel 22: Erkenntnis im neuen Leben ------------------------------------- Ungläubig hatte Ash das Zimmer des Direktors verlassen. Nun war er ein SEED. Ein ausgebildeter Profi-Söldner. Nur nebenbei bekam er mit, wie er den Fahrstuhl betrat und ins Erdgeschoss fuhr. Auch den Weg zu seinem Quartier bekam er nur halb mit. Seine Gedanken hingen noch immer bei dem Kreuzverhör. Warum Squall ihm diese Fragen gestellt hatte, konnte er sich nur denken. Vielleicht wollte sein Direktor nur seine Mentalität prüfen. Oder, wie es Ash vor kam, die Beweggründe der Befehlsverweigerung herausfinden. Aber der frisch gebackene SEED hatte nie damit gerechnet seine SEED-Ernennung zu erleben. Jedenfalls nicht dieses Jahr. Vielmehr hatte er daran geglaubt jetzt in einer Einzelzelle zu sitzen und sich Gedanken über sein Fehlverhalten machen zu dürfen. Aber langsam und sicher zwang sich ein anderer Gedanke in den Vordergrund. Der bevorstehende Ball. Ash freute sich nicht wirklich auf dieses großartige Ereignis. Wie jedes Jahr würden viele hochrangige SEEDs daran teilnehmen. Und wie jedes Jahr würden sie alle neuen SEEDs auf ihre Plätze verweisen. Nicht durch Worte, viel eher durch ihr hochnäsiges Verhalten. Doch sie konnten es sich erlauben. Und sie konnten unglaublich gut Tanzen. Er hatte einmal Zusammenschnitte vom Ball gesehen. Es war einfach unglaublich wie die Paare scheinbar synchron auf der Tanzfläche herumwirbelten. Mit einem tiefen Seufzer richtete er seinen Blick wieder nach vorn. Erstaunt merkte er, dass der Rundgang schon hinter ihm lag und er sich auf dem Weg zu seinem Quartier befand. Einem plötzlichen Impuls folgend verließ er den Rundgang und betrat den weiträumigen Hof. Die Sonne schien hemmungslos von einem blauen, wolkenlosen Himmel herab. Das Wetter war einfach perfekt und lies nichts von dem Horror erahnen, den sie diesen Tag schon erlebt hatten. Neugierig sah Ash sich um. Der Hof war Menschenleer. Die meisten Anwärter dürften noch in den Klassen sein. Trotz der Prüfung wurde der Unterricht weitergeführt, zwar mehr als Spiel und freie Beschäftigung, aber man wollte keine Langeweile aufkommen lassen. So hatte es ihnen jedenfalls Xell erzählt. Dann sah Ash etwas sehr vertrautes auf dem Hof. Langsam trugen ihn seine Füße dorthin. Auch wenn es dasselbe war wie jeden anderen Tag auch, so fühlte es sich so anders an. Vorsichtig strich er mit der Hand über das glatte Holz, betrachtete die Farbe und die Form. Alles wirkte so vertraut und bekannt. Doch nun war er kein Anwärter mehr, sondern ein SEED. Und trotzdem konnte er es nicht lassen und legte sich auf die Bank, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah in den Himmel. „Musstest du es so übertreiben?“, fragte Rinoa leicht verärgert. „Was sollte ich denn sonst tun?“, wehrte sich Squall, „Hätte ich ihm einfach sagen sollen, dass seine Befehlsverweigerung ja gar nicht so schlimm war und ihn kurzerhand zum SEED ernennen?“ „Er hat schon Recht, Rinoa.“, mischte sich Xell ein, „So etwas darf nicht ungeahndet bleiben. Schadet der Moral wenn es heraus kommt.“ „Das mag schon sein, aber ich finde er hat es übertrieben.“, sagte die junge Hexe einsichtig. „Übertrieben?“, fragte Irvine schockiert, „Du warst noch nicht im Galbadia-Garden. Die Ausbilder schreien da nur herum. Da brauchst du wirklich einen Hörschutz.“ Rinoa musste Grinsen bei dem Gedanken. „Aber dagegen müsste man etwas unternehmen.“, meinte sie plötzlich. „Das ist die militärische Struktur des Gardens. So war es schon immer.“, erklärte Irvine offen. „Dann wird es ja endlich einmal Zeit.“, sagte die Hexe voller Tatendrang. Die Drei Anwesenden Männer tauschten einen besorgten Blick. „Habt ihr da auch so ein ungutes Gefühl dabei?“, fragte Xell leise. Leider ein wenig Lauter als gedacht, denn in der nächsten Sekunde funkelte Rinoa den Heißsporn wütend an. „Hast du was gesagt?“, fragte sie mit einem ungemütlichen Unterton in der Stimme. Und als der blonde SEED zu ihr sah, glaubte er Omega persönlich ins Gesicht zu sehen. Verträumt betrachtete Ash den blauen Himmel und sah den Vögeln nach, die ab und zu durch sein Sichtfeld glitten. Wie lange er hier schon lag war ihm egal. Es war noch hell, also konnte es nicht so spät sein. Langsam setzte er sich auf. Noch immer war der Hof leer. Und mit dieser Erkenntnis schlich sich eine merkwürdige Unruhe ein. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich seine ganze Welt verändert. Er war nicht einfach nur mehr ein Anwärter. Dieser Gedanke lies ihm einfach keine Ruhe. Von der Rastlosigkeit getrieben stand er auf und betrat wieder den Verbindungsgang. Ash sah zu den Quartieren. Doch spürte er keinerlei Verlangen schon dorthin zu gehen, also ging er in die andere Richtung. An der Kreuzung angekommen überlegte er nicht lange, sondern bog einfach ab. Einfach nur in Bewegung bleiben, dachte er verwirrt. Nebenbei sah er zur Seite und erkannte den Eingang zum Parkplatz des Gardens. Mit einem Grinsen dachte er an die ganzen Fahrzeuge die dort parkten und nur darauf warteten eine Runde zu drehen. Und endlich dürfte er auch alleine fahren. Während der drei Jahre saß er schon oft hinter dem Steuer. „Ein SEED muss auf alles vorbereitet sein.“, hatte ihr Fahrlehrer damals gemeint. Und das war er nun. Während des ersten Jahres hatten sie die Grundlagen gelernt, vom anschalten des Motors, über verschiedene Parkübungen, bis zum richtigen, verkehrsgerechten Abstellen des Wagens. Im zweiten Jahr wurde den Grundlagen der letzte Schliff verpasst. Und sie waren nicht selten in Balamb unterwegs. Das letzte Jahr beschäftigten sie sich mit Gefahrensituationen und Gefahrentraining. Er würde es vermissen, neben seinem Fahrlehrer zu sitzen und diesen in den Wahnsinn zu treiben. Er war dafür einfach nicht geschaffen. Ein letztes Mal ließ er seinen Blick über das beleuchtete Schild wandern, strich mit den Fingern darüber und setzte seinen Weg mit einem Lächeln fort. Die nächste Leuchtreklame deutete den Weg in die Übungshalle. Viel zu viel war in den drei Jahren dort geschehen. Dazu zählten mehrere Nahe-Tod-Erfahrungen sowie Knochenbrüche aller Art. Seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Es war das Ende des ersten Jahres. Xell hatte sich gegen alle Erwartungen als kompetenter Ausbilder erwiesen. Und zur Feier des Tages kündigte er die erste große Gruppenübung an. Und das hieß nicht mehr nur ein Ausflug auf den Schulhof oder vor das Haupttor. Nein, er hatte es durch bekommen, dass sie in der Übungshalle gegen die Monster antreten dürften. Und schon damals hatten sie das Glück gepachtet. Das erste Monster auf das sie trafen war ein Dinosaurier. Anfangs lief es ganz gut. Es waren einfach zu viele Anwärter, als das die riesige Echse sich auf einen hätte konzentrieren können. Doch plötzlich schien das Monster die Schwachstelle in der Gruppe gefunden zu haben. Und diese Nutzte es auch aus. Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf einen Anwärter, der mehrere Meter von ihm entfernt war. Der Junge stand regungslos da, vor Angst gelähmt. Ash jedoch hatte reagiert. Er hastete zu seinem Mitschüler und stieß ihn zur Seite. Ash fuhr herum um den Archeodinos anzusehen, doch bekam er nur noch dessen Rückansicht zu Gesicht. Im nächsten Moment traf der Schweif seine Seite. Eine Gänsehaut wanderte seinen Rücken herab. Noch immer konnte er die Knochen brechen fühlen. Ein Splitterbruch im Oberarm und drei Rippen hatten sich verabschiedet. Der Treffer riss ihn von den Füßen und nach einer unsanften Landung wünschte er sich die erlösende Ohnmacht. Doch dank seines Glückes blieb er bei Bewusstsein. Gemächlich bewegte sich die Echse auf ihn zu. Er konnte schon die mächtigen Kiefern spüren, die sich um ihn legten und ihn mühelos zerquetschen würden. Aber soweit kam es nicht. Zwei Anwärter stellten sich zwischen ihn und den wütenden Dinosaurier. Damals wusste er ihre Namen noch nicht. Er hätte im Traum niemals daran Gedacht, dass sie einmal die besten Freunde werden würden. „Sam und Niko.“, sagte er Leise und kehrte mit seinen Gedanken ins hier und jetzt zurück. Noch während er weiter lief wanderten seine Gedanken zu seinen Freunden. Ob sie alle die Prüfung bestanden haben? Oder saß vielleicht einer schon in einer Zelle und wartete auf seine Strafe? Nein, das konnte er einfach nicht glauben. Dann war schon der nächste Wegweiser in Sicht. Die Bibliothek. Unzählige Stunden, die sie über den Büchern gesessen hatten und für ihre Vorträge alles heraus zu suchen mussten. Die Schulrechner standen ihnen dafür nie zur Verfügung. Jedenfalls war das in seiner Klasse so. „Ansonsten wird es doch zu einfach.“, hatte Xell gesagt, als sie ihn darauf ansprachen. Schon damals hatte sich Niko als wandelndes Lexikon herausgestellt. Wie oft er ohne Aufzeichnungen kam, seinen Vortrag hielt, die höchste Punktzahl bekam und sich mit einem zufriedenen Lächeln wieder setzte konnte Ash beim besten Willen nicht sagen. Irgendwann hatte es Xell sogar aufgegeben, ihn den Vortrag halten zu lassen. Es wäre eh nur wieder auf die 100 Punkte hinausgelaufen. Es war einfach unglaublich. Und mit jedem Tag schien er mehr wissen zu sammeln. Wissen, dass er wie auf Knopfdruck abrufen konnte. Nur ein kurzes Stück weiter kam der Abzweig zum Haupttor, zusammen mit dem dort stationierten Wegweiser. Ohne Nachzudenken bog er ab, mit einem Grinsen auf den Lippen. Hier war es schon so oft hoch her gegangen. Die Eröffnungsfeier, die Einleitung zur Prüfung. Und das erste Treffen mit Rinoa. Damals hatte Squall noch ein Geheimnis um sie und ihre besonderen Kräfte gemacht. Keine dumme Idee, wenn man bedenkt, dass erst ein paar Wochen seit dem letzten Hexenkrieg vergangen waren. Damals hatte er schon gespürt, dass sie nicht normal war. Irgendetwas an der Art, wie sie sich bewegte, sprach und gestikulierte ließen ihn zweifeln. Und dennoch sprach er sie an. Sie sah ihn an und lächelte. Nur einen Wimpernschlag später konnte Ash die Röte in ihren Wangen fühlen. Schon damals hatte sie ihm Mut zugesprochen. Sie hatte immer für jeden die passenden Worte. Und damit gewann sie schnell das Vertrauen aller. Und es sollte sich nach kurzer Zeit schon herausstellen. Rinoa und Squall saßen in der Kantine und aßen zu Mittag. Obwohl die Kantine immer voll war und sie ihr Essen auch ins Büro bekamen, wollte Squall sich das nicht nehmen lassen. Warum hatte damals keiner Gefragt, sie hatten es einfach angenommen. Und an jenem schicksalhaften Tag erkannte einer der Anwärter Rinoa. „Hexe!“, schrie er panisch. Stille breitete sich aus und schien sie alle ersticken zu wollen. „Und weiter?“, fragte plötzlich einer der anderen Anwärter. „Sie ist eine Hexe!“, schrie er erneut. „Und du bist ein Vollidiot, na und? Sollen wir jetzt alle aufspringen und panisch wegrennen?“, hatte er gefragt. Der andere starrte ihn perplex an. Schließlich suchte er sich in der hintersten Ecke der Mensa einen Platz. Und so kam es, dass Rinoa sich offiziell als Hexe vorstellte. Und das alles ohne die befürchtete Ablehnung. Endlich kam er auf dem Vorplatz des Gardens an und sein Grinsen verschwand schlagartig. Es hatte sich eine Traube aus Menschen gebildet, alle in Trauerkleidung gehüllt. Auch wenn Ash ein schlechtes Gefühl hatte, so trieb es ihn doch in die Richtung. Schon von weitem konnte er das Weinen und Schluchzen hören. Es schnürte ihm die Kehle zu und lies sein Herz verkrampfen. Seine Schritte verlangsamend erreichte er die Trauernden. Vorsichtig ging er um sie herum. Vor ihnen waren drei Särge aufgebahrt, daneben ein Trupp SEEDs, die sich höchstwahrscheinlich um den Transport kümmern sollten. Eine junge Frau trat vor und sah mit in den Sarg. Sie wirkte gefasst, auch wenn ihr Tränen hemmungslos die Wangen herunter liefen. „Du Dummkopf. Warum musste das passieren?“, fragte sie den Toten. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange und eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, dann ging sie wieder zurück zu den anderen. Langsam ging Ash zu den Särgen und blickte hinein. Er kannte sie. Sie waren zusammen mit ihm in Timber. Der Trupp vom Galbadia-Bahnhof, stellte er zu seinem Bedauern fest. Tränen brannten in seinen Augen. Er hatte die drei nie persönlich kennen gelernt, aber er spürte das Loch, dass sie hinterlassen hatten zu deutlich. „Ash?“, hörte er die Frau hinter sich fragen. Langsam drehte er sich um. Die Frau trug ein schwarzes Kleid und war vielleicht Mitte Zwanzig. „Es tut mir leid.“, sagte er, bevor er seine Gedanken geordnet hatte, „Ich konnte nichts tun.“ „Ich weiß.“, erwiderte sie mit dünner Stimme, „Dennoch bin ich froh, dass du diese Höllenmaschine vernichtet hast, bevor noch andere sterben mussten.“ Woher sie das wusste, konnte er nur raten. Entweder Squall oder Xell mussten ihr es gesagt haben. „Es ist niemals leicht einen geliebten Menschen zu verlieren.“, sagte er leise. „Was verstehst du denn schon davon?“, fuhr ihn eine zweite Frau an, „Was weißt du denn schon darüber?“ Sie war bei weiten nicht so gefasst und machte daraus auch keinen Hehl. „Weil er seine Familie verloren hat.“, sagte die erste ruhig. Die Wut, die ihm noch vor Sekunden entgegen schlug, verrauchte binnen Sekunden. Peinlich berührt sah die Zweite zu Boden. „Entschuldige, davon hatte ich keine Ahnung.“, sagte sie und wankte zurück zu den anderen. „Mein Freund hat es mir erzählt.“, sagte die junge Frau leise und brachte sogar ein schwaches Lächeln zu Stande. Ohne ein weiteres Wort ging sie zu den Trauernden zurück. Zusammen verließen sie den Hof in Richtung der Haupthalle. Ash wand sich noch einmal den Toten zu. Schweigend vollführte er den SEED-Gruß. Hätte Xell schneller reagiert, könnten die drei jetzt noch am Leben sein. Aber er konnte seinem Ausbilder auch keinen Vorwurf machen. Niemand hatte damit gerechnet, dass dem AGM solche Mittel zur Verfügung stehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen machte er sich wieder auf, folgte dem Weg wieder in die Haupthalle. „Also war eure Sorge unbegründet?“, fragte die ehemalige Hexe neugierig. „Ja, aber man kann nicht vorsichtig genug sein.“, erwiderte die kratzige Stimme und schlürfte genüsslich an seinem Tee. „Könnt ihr mir etwas darüber erzählen?“, erkundigte sie sich neugierig. Auch wenn sie ihre Hände nicht mehr im Weltgeschehen hatte wollte sie doch nicht unwissend sterben. Da in Centra weder Radio noch Fernsehen Empfang hatten, waren die einzige Möglichkeit ihre Kinder und die seltenen, und seltsamen, Besucher. „Leider nein.“, antwortete die angenehme Stimme traurig, „Aber sehe es von der Seite: Wir wissen auch nicht wirklich was vor sich geht.“ „Wir spüren nur, wann wir wo sein müssen, damit alles seinen Weg geht. Aber wir wissen nicht, was wir machen müssen.“, erklärte die Kratzige gelassen. Edea nickte langsam. Sie kannte das Gefühl zu Gut. Als damals Artemesia die Kontrolle über sie hatte, war es genauso. „Ist noch Tee da?“, fragte die kratzige Stimme plötzlich. Und wie er es gesagt hatte, hörten sie das hohe Pfeifen aus der Küche. Wie in Trance folgte Ash dem Rundgang zurück. Die Gefallenen zu sehen hatte ihm mehr zugesetzt als er geglaubt hatte. Er kannte sie nicht und erinnerte sich auch nicht sie schon einmal gesehen zu haben. Aber er kannte den Schmerz des Verlustes gut genug. Weder das Brennen in den Augen, noch das flaue Gefühl waren verschwunden. Und sie würden ihn auch noch eine ganze Zeit verfolgen, dass wusste er genau. „Da bist du ja!“ Ash schrak auf und sah sich verwirrt um. Er war kurz vor den Quartieren. Und vor ihm stand ein gut gelaunter Duran. „Und wie ist das Kreuzverhör gelaufen?“, fragte er neugierig. „Bestanden.“, sagte er und versuchte fröhlich zu klingen, was jedoch nicht recht funktionierte. „Was ist los?“ „Ich hab die Anwärter gesehen, die es nicht geschafft haben.“, erklärte er ruhig. Aber er war alles andere als ruhig. Was genau es war konnte er nicht sagen. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung. „Ich habe ihnen auch die letzte Ehre erwiesen.“, meinte Duran leise, „Sowas ist wirklich kein Schönes Ereignis und sollte allen erspart bleiben. „Das sollte es.“, erwiderte Ash und war froh über die versuchte Tröstung. Schweigend standen sie voreinander, in einem Menschenleeren Korridor. Es wirkte wie in einem dieser schlecht gemachten Westernfilme. „Wie ist es bei dir und den anderen gelaufen?“, erkundigte er sich und lief langsam weiter. „Alle bestanden.“, meinte Duran fröhlich. „Wenigstens etwas positives.“, erwiderte Ash mit einem matten Lächeln auf den Lippen. „Kann man wohl so sagen. Und wie sieht es mit dem Ball aus? Schon schön Tanzen geübt?“, erkundigte Duran sich heiter. „Mehr als du glaubst.“, erwiderte Ash und war mehr als froh über die Ablenkung. „Haben Sam und Niko auch gesagt.“, lachte Duran, „Dann könnt ihr uns ja Morgen zeigen, was ihr so drauf habt.“ „Bist du nun zufrieden?“, fragte Squall gespielt böse. Er konnte seiner Hexe einfach nicht böse sein. Das war unmöglich. Und wenn sie es doch einmal geschafft hatte, brauchte sie nur ihren Hundeblick aufzusetzen und die ganze Wut verrauchte binnen Sekunden. „Ja, bin ich.“, trällerte sie fröhlich. „Ich bin aber nicht damit einverstanden. Jedenfalls nicht zu diesen turbulenten Zeiten.“, erwiderte er ruhig. Und da war er wieder. Der Hundeblick. Mit einem Seufzer gab er nach. Rinoa würde schon wissen, was das Beste für sie war. „Was haben sie gesagt?“, erkundigte sie sich neugierig und lehnte sich zu ihm hinüber. „Sie sind einverstanden.“, sagte er und sah sie an. Ein Lächeln stand ihr im Gesicht. Aber es war kein gespieltes, sondern eines was von Herzen kam. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Squall realisiert hatte, dass sein Blick immer weiter nach unten wanderte. Von ihren Augen zu ihrem Mund, bis er schließlich an ihrem Ausschnitt hängen blieb. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie und ihr Lächeln verwandelte sich in ein laszives Grinsen. Squall Augen huschten wieder nach oben und sahen direkt in ihre. „Ich glaube schon.“, erwiderte er lässig. „Und was kann ich machen, dass es dir wirklich gefällt?“, setzte sie das Frage-Antwort-Spiel fort. Squall erwiderte das laszive Grinsen. „Mich erst einmal ausschlafen lassen. Dann schauen wir weiter.“ „Man sieht sich.“, sagt Duran und die Tür schloss sich hinter ihm. Ash nutzt die Gelegenheit und lies sich auf sein Bett fallen. Die Gesellschaft des Gun-Dagger-Kämpfers hatte wirklich gut getan. Er hatte es geschafft die negativen Gedanken bei Seite zu drängen. Auch wenn es nicht lange anhalten würde. Mit einem gezielten Handgriff hatte er die Fernbedienung seiner Musikanlage zur Hand und drückte blind auf die Abspieltaste. Sofort schlug ihm die Mischung aus Metal und Klassik entgegen. Auch wenn die Musik nicht zum Entspannen war, sondern eher anspornte, half sie ihm sich zu beruhigen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Sofort waren wieder die schrecklichen Bilder vor seinen Augen. Die Soldaten die er getötet hatte, die Brandwunden seiner Mitanwärter und die drei Toten, wie sie scheinbar sorglos in ihrem Sarg schliefen. Das erste Mal, seit er hier war, fragte er sich ernsthaft, ob er zum SEED taugte. Er würde in seiner weiteren Laufbahn noch mehr davon sehen, tun. Und wenn er Pech hatte, würde er auch in einem Holzkasten in den Garden zurück kommen. Schmerzhaft wurde ihm bewusst, dass er sich in seinem bisherigen Leben keine Gedanken über das Leben eines SEEDs gemacht hatte. Aber welche Möglichkeiten hatte er schon? Fast sein ganzes Leben hatte er im Garden verbracht. Mit jedem neuen Tag weiter in den Künsten dieser Söldner unterrichtet. Aber warum tat er das? Er hätte sich anders entscheiden können. Ein einzelnes Wort hätte gereicht, um sein Leben in eine andere Richtung zu lenken. Und langsam senkte er sich der Schlaf über ihn und lies ihn ohne Antwort zurück. „Und was haben eure Schützlinge so abgezogen?“, fragte Cifer in die Muntere Runde, während er sich genüsslich auf dem Dreisitzer lümmelte. „Einiges.“, erwiderte Quistis und setzte ihre Tasse Tee an. „Da kannst du Laut sagen, Quissi.“, meinte Selphie gut gelaunt, und rutschte auf Irvines Schoß noch ein Stück näher an ihn heran. „Aber ich glaube, Deine haben den Vogel abgeschossen.“, sagte Fu-Jin zu Xell und reichte eine der frischen Flaschen an Cifer weiter. „Glaub ich auch.“, erwiderte dieser und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. „Dann erzähl mal.“, ermutigte Quistis den doch recht schweigsamen SEED. „Den größten Vogel hat Ash Trupp abgeschossen.“, begann er nachdenklich, „Zuerst einen Trupp Soldaten ausgeschaltet, drei Überläufer gerettet, einen Hinterhalt am Fernsehturm bestens überstanden und dann noch ein X-AAM erledigt.“ „X-AAM?“, fragte Cifer neugierig, „Du meinst diese neuen Luftabwehr-Spinnen?“ Xell nickte bedächtig. „Beste Teamarbeit.“, mischte sich Irvine ein, „Ash hat das Ding abgelenkt, Duran und Jade den Schweif ausgeschaltet und Vine hat das Ding mit einem Hyperschuss in Staub verwandelt.“ „Aber die größte Leistung war immer noch das mit dem Behemot.“, schloss Xell. Alle Augen ruhten auf ihm und Irvine. „Ja, wir hatten eine Begegnung mit einem Behemot.“, bestätigte Irvine und seine Miene wurde Ernst, „Einem Schwarzen.“ Cifer begann zu Husten und riss die Flasche von seinem Mund. „Echt?“, fragte er und hörte sich dabei mehr nach einem Kind an, dem man die Welt erklärte. „Ja. Wir dachten, die Ragnarock könnte das Ding wegputzen, aber Pustekuchen.“, sagte Xell und trank noch einen Schluck, „Kein Kratzer hat das Monster abbekommen, und das bei vollem Waffeneinsatz.“ „Auch die Pulsar-Munition hatte keinen Effekt. Es war als hätten wir dem Behemot Luft entgegen geworfen.“, fuhr Irvine fort. „Und wie habt ihr es geschafft?“, erkundigte sich Selphie und lies nicht einmal den Hauch von Stille eintreten. „Ash hat das Ding im Alleingang erledigt.“, meinte Xell und alle spürten, wie seine Stimmung Richtung Keller ging. „Was ist passiert, Xell?“, fragte Fu-Jin bestimmend. Auch wenn sie keine Hexe und kein Ausbilder war, so hatte sie doch das Talent alles in die Richtigen Bahnen zu lenken. Und wenn ihr Gegenüber auch das Dreifache wog, drei Köpfe größer war als sie und nur aus puren Muskeln bestand. „Nachdem er meinen Hintern gerettet hat, verarbeitete er es zu Brei.“, sagte er und leerte die halbe Flasche. „Übertreibst du da nicht ein wenig?“, fragte Cifer vorsichtig. Xell und Irvine schüttelten gleichzeitig mit dem Kopf. „Ich hab mich darauf gestellt und bin eingesunken.“, meldete sich Irvine ruhig. Aber alle im Raum konnten die Anspannung der beiden fühlen. Auch sie waren schon in Situationen geraten in denen sie machtlos waren, hilflos ausgeliefert. Und sie alle hatten die Wut auf sich selber schon gespürt, das Gefühl zu schwach zu sein. „Das war einfach nur krank.“, schloss Xell seine Erzählung. Sofort machte eine neue Flasche die Runde und er nahm sie dankend an. „Und wie war das bei euch?“, erkundigte sich Irvine und sah Selphie tief in die Augen. „Ganz entspannt.“, meinte sie gut gelaunt, „Nachdem Sam fertig war hatten wir kaum noch Probleme.“ „Einer der AGM-Offiziere hatte im Versprochen sich an seiner Freundin zu vergehen, wenn er erst einmal Tot wäre.“, erzählte Quistis sachlich, „Und in dem darauf folgenden Handgemenge hat er zwei SAM08G, ein GIM52A und ein halbes Dutzend Soldaten Ausgeschaltet.“ Nun wanderten die ungläubigen Blicke zu Selphie und Quistis. „Und unser kleiner Klugscheißer hat ein X-ATM zu Boden getrampelt.“, warf Cifer beiläufig ein. Trotz aller Bemühungen legte sich die Stille über die Truppe. Aber es war eine angenehme. Sie gab ihnen allen Zeit das gehörte zu verstehen. Plötzlich öffnete sich die Tür. „Lasst es euch schmecken.“, hörten sie Squalls Stimme. Gemeinsam hoben sie die Flaschen zum Gruß. Squall erwiderte jedoch nichts. Ein plötzlicher Knall in der Runde ließ sie zusammenfahren. Auf dem Tisch lag der Schlüsselbund des Direktors. „Cifer, mach keinen Unsinn damit.“, sagte ihr Freund gelassen. „Willst du auch eins?“, fragte dieser perplex. „Tut mir leid, aber ich hab noch eine Verabredung und die will ich nicht warten lassen.“ „Dann beeile dich, sonst wird dir Rinoa noch böse.“, warf Irvine grinsend ein. „Nicht mit Rinoa.“, erwiderte Squall freudig. Seine Freunde warfen ihm einen unsicheren Blick zu. „Mit meinem Bett.“ Schnellen Schrittes eilte er durch die Gassen und Straßen. Undurchdringlich hüllte der Nebel die Stadt in ein tristes Grau, verschluckte Farben und Formen. Wohin er unterwegs war wusste er nicht. Aber seine Füße trugen ihn wie von alleine. Ein Schrei hallte durch die Straßen. Er beschleunigte seinen Schritt und spürte, wo er hin musste. Die Straße schien schier endlos zu sein. Die Fassaden zogen im Minutentakt an ihm vorbei. Vor ihm erschien eine Silhouette, welche langsam Form an nahm. Die Person kam ihm entgegen, soviel erkannt er schon. Und dann stand sie plötzlich vor ihm. Ein kleines Mädchen in einem rosa Kleid. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an, die panisch die Umgebung absuchten. Hinter ihr erschien eine zweite Gestalt. Ein nur zu genaues Bild. „Verschwinde endlich!“, schrie er es an, „Ich habe dich hier besiegt und ich habe dich erschlagen, also lass mich endlich in Ruhe!“ Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen löste sich die Gestalt des Monsters zusammen mit dem Nebel auf. Die Stadt, seine Stadt, erstrahlte in hellem Licht. Es waren keine Spuren der Kämpfe mehr zu sehen. Und vor ihm stand das Mädchen in ihrem rosa Kleid. „Danke.“, sagte sie leise und Lächelte ihn unbesorgt an, „Danke, dass du uns beschützt hast.“ Mit einem Ruck saß Ash in seinem Bett. Die Traumbilder folgten ihm noch immer. Aber das Bild, welches Die Oberhand gewann, war das des lächelnden Kindes. Plötzlich hatte er die Antwort auf die Frage, die ihn den halben Tag gequält hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)