Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards von Drako_Draconis (Artemesias Untergang war nur der Anfang) ================================================================================ Kapitel 17: Stress und Enthüllungen ----------------------------------- "Wir ziehen die praktische Prüfung vor." Der Satz hallte wieder und wieder durch Ashs Gedanken., während er sich in seinem Bett herumwälzte. So was war in den Jahren in denen er hier als Anwärter war noch nie passiert. Normalerweise nutzte der Direktor den Vortag für die Organisation. Ash wollte jetzt besser nicht in Squalls Haut stecken. Er ließ die erste Hälfte des Tages erneut vor seinem geistigen Auge ablaufen. Es ging recht schnell. Nur als er bei dem Test ankamen, wurden sie langsamer, flossen, wie zäher Honig. Er konnte nicht zählen, wie oft er zu den Vier Personen aufgesehen hatte. Wie oft er nur sie angesehen hatte. Seufzend schwang Ash sich aus dem Bett und verlies sein Zimmer. Die Hände in den Jackentaschen machte er sich auf den Weg in seine eigene, kleine Hölle. Rinoa hatte es sich vor Squalls Büro bequem gemacht. Als Cid Kramer noch Direktor war, gab es hier nichts. Erst als Squall die vollständige Leitung des Gardens übernommen hatte, wurden der Schreibtisch und die kleine Sitzecke aufgestellt. Lustlos blätterte sie in einem der vielen Magazine, die auf dem kleinen Tisch lagen. Für jeden Geschmack war etwas dabei: Modemagazine, gesundes Leben, sogar die neusten Ausgaben der Okkult-Fan. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass sie schon seit fast zwei Stunden hier draußen saß. Squall hatte darauf Bestanden, allein die Gespräche zu führen. Wen er allerdings anrufen wollte, verriet er nicht. Der ganze Garden war in Bewegung. Der Ordnungsdienst verteilte die Mitteilung über die Prüfung, SEEDs und Ausbilder berieten sich. In dieser Hektik hatte sie den Garden noch nie erlebt. Alles schien unkoordiniert abzulaufen. Sie warf das Magazin beiseite und trat an die Glaswand. Im den unteren Etagen konnte sie die Leute herum wuseln sehen. Man hätte meinen können, dass sie panisch seien. Dann betraten zwei Personen die Bühne und alles schien stillzustehen. Sofort begannen die beiden Befehle zu rufen und dem ganzen Chaos wieder einen Hauch von Ordnung zu verleihen. Sie wollte gar nicht daran denken, was ohne Cifer und Fu-Jin jetzt für ein Chaos war. Rai-Jin konnte zwar auch organisieren, aber er konnte nicht überall zugleich sein. Langsam ordnete sich die Masse und die Organisation des Gardens konnte richtig beginnen. Die Leute drängten sich aneinander, rücksichtslos, vorbei. Wie oft er schon mit jemandem zusammengestoßen war hatte er nicht gezählt. Sogar in dem kleinen Stück, dass er zu bewältigen hatte schien heillose Panik zu herrschen. Unter den Leuten konnte er auch eine große, braungebrannte Person erkennen, die verzweifelt versuchte Ordnung zu schaffen. Ash blieb stehen und sah aus dem Fenster, hinauf in einen strahlend, blauen Himmel. Die Sonne schien mit vollem Elan. "Wieder ein Tag den man getrost streichen kann.", murmelte er vor sich hin und ging weiter. Squall hatte gerade den Holo-Schirm ausgeschaltet und das vorerst letzte Gespräch beendet. Er war selten so erschöpft vom Reden. Besonders mit so vielen Leuten. Sein Blick glitt suchend über den Schreibtisch. Dann endlich hatte er es gefunden. Er bestätigte den Knopf und beugte sich vor. "Falls da draußen jemand ist, ich brauch Kaffee.", meinte er erschöpft. Shou und Niida wollten Rai-Jin zur Hand gehen, bis Cifer und Fu wieder da waren. Seine Stellvertreterin hatte sofort bei den beiden angerufen. Als Squall aus dem Fahrstuhl trat, meldete sie, dass die beiden sich auf den Weg gemacht hatten. Er könnte sich in den Hintern beißen. Er war für das Chaos da draußen verantwortlich. Wenn er nicht auf die dumme Idee gekommen wäre, das ganze über den Sprechfunk bekannt zu geben, wäre da draußen bestimmt nicht so ein Radau. Dann öffnete sich die Tür zu seinem Büro. Er sah auf und erkannte seine Verlobte und ein Tablett mit Kaffee und Kuchen. Sie lächelte nur und stellte es auf den kleinen Tisch nahe der Couch. "Was hat sich Squall dabei gedacht?", entfuhr es Cifer, als er den Garden betrat. "Nichts.", antwortete Fu-Jin ruhig und betrachtete das Chaos, was der Direktor verursacht hatte. Überall waren Leute. Der ganze Garden schien sich zu bewegen. Irgendwo konnte er Rai-Jin brüllen hören. Sie sahen einander an und nickten. Dann machten sie sich auf den Weg diese Unordnung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Am Rundgang teilten sie sich auf, riefen Befehle und packten kurzerhand mit an. Der restliche Ordnungsdienst, meist ambitionierte Anwärter und auch eine Hand voll SEEDs, waren komplett überfordert. Irgendwann hatten sie es Endlich geschafft. Die panische Stimmung im Garden war beseitigt und es herrschte wieder Ruhe. Vorerst. In Höhe der Quartiere trafen sie wieder aufeinander. "Sieht so aus, als ob wir es geschafft haben.", meinte Cifer erleichtert. Fu nickte nur und schien mit ihrer Gedanken an einem anderen Ort zu sein. "Mach dir keine Sorgen.", meinte er aufrichtig und hob sachte ihr Kinn, "Sie passt auf ihn auf." "Und wenn das Ganze hier vorbei ist, holen wir ihn her.", meinte Fu freudig. "Ja.", bestätigte er, "Dann holen wir uns unseren kleinen Hosenscheiße her." Die Wärme und Freude, die in seiner Stimme lag, treiben Fu die Tränen in die Augen. Anfangs hatte sie Angst davor gehabt. Angst davor, dass er zurückschrecken würde. Cifer hatte es mit der Familienplanung noch nie ernst genommen. Aber nun wusste sie, dass er bei ihr sein würde, was auch immer passiert. Dann hörten sie einen Ruf und schwere, schnelle Schritte. "Seid ihr auch mal da!", rief Rai-Jin erschöpft. "Hast die Sache doch unter Kontrolle.", meinte Cifer locker und klopfte seinem Freund und Kollegen auf die Schulter. "Unter Kontrolle ist mal Gut.", meinte er und sah seinen Chef und seine Freundin an. "Irgendwas an euch ist mal anders.", meinte er verwirrt. Cifer und Fu sahen sich an und Lächelten verlegen. "Wir haben uns einen kleinen Traum erfüllt.", meldete sich Fu schüchtern. "Was für einen Traum?", fragte Rai-Jin. "Familienglück.", meinte Cifer und legte seinen Arm um seine Freundin. Rai-Jin sah die beiden mit offenem Mund an. "Wenn die Prüfung rum ist und sich der ganze Stress gelegte hat, holen wir ihn her.", erklärte Cifer. Es dauerte noch einen Moment bis sich der braungebrannte Mann wieder gefasst hatte. "Aber wehe ich werd mal nicht Patenonkel.", grinste er die beiden an. Cifer nickte und sein glücklicher Gesichtsausdruck sprach Bände. Dann verabschiedete er sich und meinte, dass er noch einmal zu Squall müsste. Da stand Ash nun und wusste nicht, wie er es anfangen sollte. Die Stimmung hatte sich beruhigt. Scheinbar hatte es Rai-Jin geschafft. Oder er hatte Verstärkung bekommen. Eigentlich war es ihm auch egal. Er hatte gerade ganz andere Sorgen. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen und ging seine Möglichkeiten durch. Xell ging in aller Ruhe erneut seine Unterlagen durch, machte Kreuze oder Haken. Es war schwer sich in dieser kurzen Zeit für ein paar geeignete Anwärter zu entscheiden. Squall hatte auch hier eine Änderung durchgezogen. Die SEED-Ausbildung ging jetzt ein paar Jahre, meistens drei oder vier, je nachdem, wie sich der Anwärter anstellte. Erst dann wurde von den Ausbildern festgelegt, wer für die Prüfung geeignet war. Außerdem gab es jetzt alle drei Monate eine Prüfung. Meist reichte die Zeit. Xell sah auf seine Uhr und meinte leise: "Oder auch nicht." Seufzend ging er erneut die Unterlagen durch. Von Squall wusste er nur, dass sie in drei Städten agieren müssten, aber nichts Genaues. Das würde er erst Später erfahren. Erst als sich die Tür zum Ausbilderzimmer öffnete, sah er auf. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als seine Freundin das Zimmer betrat. Sie wirkte vollkommen ausgelaugt. Kein Wunder, wenn sie als Ordnungsdienst-Ersatz einsprang. "Hi, Süße.", meinte er lächelnd. Und erst jetzt sah sie ihn an. Sie zwang sich zu Lächeln. Ihr Weg führte sie geradewegs zur Kaffeemaschine, die Zentral an der Wand stand. Langsam stand Xell auf und ging zu ihr hinüber. Langsam und vorsichtig umarmte er sie von Hinten. Er genoss die Stillen Momente im Garden. Wenn die Schüler in den Pausen waren und sie ein paar Minuten für sich hatten. "Wie ist es gelaufen?", fragte er vorsichtig. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihn überhaupt wahrnahm. "Cifer und Fu-Jin sind wieder da.", meinte sie erleichtert. "Dann solltest du dich hinsetzen und einen Moment ausruhen." Die Fürsorge in seiner Stimme war sogar für ihn ungewohnt. Sonst war er immer der energische, impulsive Typ. Bedächtig nahm sie einen Schluck aus dem Becher und nickte Langsam. Ihre Bewegungen wirkten langsam und ab und an hatte Xell das Gefühl, als würde sie schwanken. "Ist auch wirklich alles in Ordnung?", fragte Xell leise. Wieder brauchte es ein paar Augenblicke, bis sie leicht den Kopf schüttelte. "Mir ist schwindlig und Kotzübel.", brachte sie Mühsam hervor. Ohne sie vorzuwarnen nahm er sie auf seine Arme. Sie seufzte nur. Vorsichtig trug er sie hinüber zu einer Pritsche. Sie diente im Normalfall für ein Nickerchen zwischendurch. "Bin gleich wieder da.", meinte er liebevoll und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann hastete er durch den Raum zu einem, in der Wand eingelassenen Telefon. Hastig tippte er die gewünschte Nummer ein. Kaum hatte er die letzte Zahl gewählt knackte es und Dr. Kadowaki war am Telefon. Wie lange er schon vor der Tür stand, konnte er nicht sagen. Er wollte klopfen, aber etwas in ihm sagte, dass nur ein Dummkopf so was machen würde. Und er wollte nicht wie der letzte Idiot dastehen. Er vernahm ein leises Kichern von der Seite. Aus dem Augenwinkel konnte er eine Gruppe Mädchen erkennen, die Scheinbar nichts Besseres zu tun hatte, als sich über ihn Lustig zu machen. Ohne nachzudenken klopfte er an der Tür. Er wartete quälend langsam vergehende Sekunden. Dann wurde die Tür aufgemacht und ein rotes Augenpaar sah ihn verwundert an. "Was ist los?", fragte sie überrascht. "Ich muss mit dir reden.", sagte er leise, gerade so laut, dass sie ihn hören konnte. "Wenn du reden willst, können wir das auch hier tun.", meinte sie Kalt. "Bitte, nur wir zwei, ohne lästige Zuhörer.", meinte er eindringlich. "Und du meinst, du wirst fertig?", fragte der Cowboy das Energiebündel vor sich. "Immer.", grinste sie mit einer unglaublichen Sicherheit. Sie saßen auf dem Schulhof, dem einzigen Ort der von der allgemeinen Panik einigermaßen verschont blieb. "Wir haben es sonst auch an einem Tag geschafft und das Komitee ist gewachsen.", meinte Selphie und lächelte ihn an. Sie war so unglaublich froh ihn wieder hier zu haben. Die Arbeit mit dem Komitee und als aktiver SEED ließen ihr wenig Platz für die Beziehung. Das Schlimmste war, dass er in einem anderen Garden arbeitete. Ihre Freunde hatten das Glück, dass ihre Partner immer in der Nähe waren. Und die wenigen Urlaubstage die sie zusammen verbrachten waren ihr bei weitem nicht genug. "Ich hab dich echt vermisst.", meinte Irvine plötzlich. Er legte seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. Sie schmiegte sich ihn. Mit einem Lächeln dachte sie an früher. Irvine Kinneas, Scharfschütze und Frauenheld, der hinter jedem Rock her war. Aber er hatte sich geändert. So sehr, dass sie ihn im ersten Moment nicht wiedererkannt hatte. Egal wie gut gebaut oder spärlich bekleidet ihm einige Damen über den Weg liefen, er ignorierte sie. Ab und zu wenn sie im Galbadia-Garden anrief sprach sie mit seinen Kollegen. Sie hatten zwar Bilder im Spind und auch an seinem Arbeitsplatz gefunden, was sie schockierte. Und dann beschreib einer die Person. Lebhafte Augen, ein glückliches Lächeln, ein gelbes Kleid und Irvines Cowboyhut. "Ich wünschte wir könnten uns öfter sehen.", meinte Irvine nachdenklich. Auch Selphies Stimmung trübte sich bei dem Gedanken, dass er schon bald wieder in Galbadia sein würde. "Und wie stellst du dir das vor?", fragte sie neugierig. Er kam immer auf die Verrücktesten Ideen, aber ihr ging es nicht anders. "Ich kündige in Galbadia und bewerbe mich hier neu.", meinte er sachlich. Verwundert sah sie zu ihm auf. Gerade wollte sie etwas sagen, aber da berührten seine Lippen schon ihre. "Ich liebe dich.", sagte er zärtlich, als ihre Lippen sich trennten. Ohne Antwort schmiegte sie sich wieder an ihn und schlang die Arme um ihn. "Du willst reden", sagte Vine, als die Tür sich hinter ihr Geschlossen hatte, "Dann schieß mal los." "Es tut mir leid.", begann Ash, "Ich weiß, ich habe mich Falsch verhalten und dich verletzt. Das war wirklich das letzte was ich wollte." "Und warum hast du es dann getan?", fuhr sie ihn an und bei dem Scharfen klang ihre Stimme zuckte er leicht zusammen. "Weil ich Angst hatte.", meinte er leise. "Angst, dass ich dich zum Gespött mache? Oder das du die Prüfung wegen mit versaust?" "Angst dich zu verlieren.", meinte er aufrichtig und nahm ihr den Wind aus den Segeln. Sie setzte sich auf das Bett und deutete auf den Stuhl. Der stummen Aufforderung folgend setzte er sich ihr gegenüber. Sie musterte ihn, schien seine Worte abzuwägen. "Aber warum?", fragte sie schließlich verwirrt. Er seufzte Gedehnt und begann zu erzählen: "Ich habe vor vielen Jahren meine Eltern verloren. Ein Behemot randalierte durch Timber. Meine Eltern starben, als dass Dach Einstürzte. Und mein Bruder nachdem er mich aus dem Haus gestoßen hatte. Das Monster zertrümmerte einfach das Dach. Nachdem sie den Schutt beiseite geräumt hatten erklärten sie ihn für Tod." Entsetzt sah Vine ihn an. Sie wollte etwas sagen, aber er hob die Hand und sie schwieg. "Seitdem habe ich fast täglich ein und denselben Alptraum. Ich laufe durch Timber, komme am Haus an und sehe erneut alles." Wieder machte er eine Pause. Das erzählen bereitete ihm sichtbares Unbehagen. Aber sie stellte keine Fragen oder Unterbrach ihn. "Ich glaubte zu wissen, warum ich niemanden retten konnte. Ich war einfach zu schwach.", begann er und schüttelte den Kopf, "Ich wollte stärker werden. Stärker als alle anderen, um die zu beschützen die mir wichtig sind. Sam und Niko sind die einzigen, die ich wirklich an mich rangelassen habe." "Aber was hat das mit mir zu tun?", fragte Vine verunsichert. Ash hob den Blick und sah ihr in die Augen. Er konnte den Schmerz fast spüren, den sie erlitten haben muss. Aber auch etwas anderes war in ihnen zu lesen. Mitgefühl. "Gestern hatte ich wieder diesen Traum.", meint er nun leise, "Aber etwas war anders. Nicht mein Bruder stand im Türrahmen, sondern du." Sie schluckte und sah ihn mit offenem Mund an. "Du hast mich angefleht dir zu helfen, aber ich konnte dir nicht helfen. Ich war einfach nicht stark genug. Da hab ich gedacht, dass du in Sicherheit wärst, wenn du nur weit genug von mir weg wärst.", erklärte er und der Klos in seinem Hals machte ihm das Atmen unendlich schwer. "Und deshalb diese Show?", fragte sie unsicher. Er brachte es nicht fertig zu antworten. Nur ein schwaches Nicken. Dann sah sie ihn schweigend an. Rai-Jin saß seufzend in der Mensa, über eine Tasse Tee gebeugt. Der Tag schien endlich eine gute Wendung zu nehmen. Cifer und Fu waren wieder da. Und die beiden würden den Laden jetzt schon schmeißen. Aber etwas fehlte ihm, etwas sehr wichtiges. Er nahm einen großen Schluck und starrte aus dem Fenster. "Warum kannst du mal nicht einfach bleiben?", fragte er leise in den Himmel. "Weil ich mich mal vor den Prüfungen drücken wollte.", erklang die sanfte Frauenstimme neben ihm. Ruckartig fuhr er herum. Sie stand neben ihm und lächelte ihn liebevoll an. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge und er wäre am liebsten aufgesprungen und hätte sie umarmt. Sie allerdings legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen und lächelte. Dann beugte sie sich herunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Sein Herz schlug immer wieder Purzelbäume in ihrer Nähe. Sie setzte sich neben ihn, zu dicht für normale Freunde. "Macht es dir denn mal nichts aus?", fragte er leise. "Nein.", erwiderte sie ruhig, "Es hat mir niemals etwas ausgemacht." "Und warum immer mal diese kurzen Turtelleinen und dann weg?", fragte er und seine Stimme klang schärfer als er wollte. Sie seufzte tief und sah ihn lange an. "Um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mich vor der Prüfungspflicht drücken.", meinte sie lächelnd, "Aber das fällt ja leider aus." Rai sah sie verwirrt an. "Die letzten paar Prüfungen hat es geklappt. Ich hatte bis kurz vor den Prüfungen Missionen, damit war ich nicht Einsatzfähig für die praktischen Prüfungen.", erklärte sie ruhig. "Also war alles nur, damit du mal die Prüfungen nicht machen musst?", fragte er verwirrt. Sie nickte leicht und sah ihn entschuldigend an. "Ich hätte es dir erzählen sollen.", entschuldigte sie sich. "Das hättest du mal wirklich machen sollen. Ich hab wirklich gedacht, du willst mal nichts mehr von mir wissen!", fuhr er sie schroff an. "Weißt du, wenn ich mal nichts mehr von dir wissen will.", meinte sie eiskalt, "Dann sag ich dir das auch mal." Rai-Jin zuckte bei den Worten zusammen. Sie taten verdammt weh. Aber an ihnen merkte er, dass er ihr noch etwas bedeutete. Und das wiederum bereitete ihm eine unsagbare Freude. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber mit einer Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen. "Aber damit will ich jetzt mal eins klarstellen.", meinte sie ernst, "Ich will dich, bei Hyne, nicht verlieren, du Trottel." "Ich dich auch nicht, Quistis.", erwiderte er ehrlich. Die Zeiger bewegten sich wie Schnecken über die Uhr. Und während sie ihn ansah und nachdachte, wünschte sich Ash oft einfach zu verschwinden. Ein kleiner Knall und eine weiße Rauchwolke. "Und was denkst du jetzt?", fragte Vine neugierig, "Kannst du mich jetzt beschützen? Bist du jetzt stark genug?" "Nein, ich weiß nicht, ob ich dich beschützen kann.", erwiderte er ehrlich, "Aber ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert." Verwirrt sah sie ihn an. Einen geistigen Tritt in den Hinter später nickte sie. "Und was möchtest du jetzt wissen? Ob ich dich verstehen kann? Ob ich dir verzeihen kann?" "Ja.", meinte Ash kurz angebunden. "Ja, ich kann dich jetzt verstehen.", meinte sie ruhig, "Aber verzeihen kann ich dir nicht." Ash spürte, wie sich sein Herz in der Brust verkrampfte, als wolle es mit ganzer Kraft aufhören zu schlagen. Er ließ den Kopf sinken und nickte niedergeschmettert. Er stand auf und ging zur Tür. "Ash. Warte einen Moment.", hörte er Vine hinter sich. "Ich kann dir nicht vergeben, für das was du getan hast.", meinte sie erneut, "Weil es nichts zu verzeihen gibt." Auch wenn er ihre Worte gehört hatte, verstehen wollte sein aufgewühlter Geist sie nicht. "Es gibt nichts zu verzeihen.", meinte sie erneut und er konnte hören, wie sie aufstand. Langsam und bedächtig drehte er sich um. Gemächlich kam sie ihm näher. "Ich kann dich verstehen, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast und mich beschützen wolltest.", sagte sie leise, "Und ich bin dir nur sauer, weil du auch normal mit mir hättest reden können." "Kommt nie wieder vor.", meinte er unter dem schwachen Anflug eines Lächelns. "Will ich aber auch hoffen", erwiderte sie freudig, "Denn ich mag dich und will nicht, dass es so endet." Wieder einmal, innerhalb von wenigen Minuten, schien sein Kopf erneut mit einem Satz außer Gefecht gesetzt worden zu sein. "Und was hast du erreicht?", fragte Rinoa ihren Verlobten, zwischen zwei Kuchengabeln. "Einiges.", antwortete er zufrieden, "Dafür haben sich die Nerven gelohnt." "Dann spann mich nicht auf die Folter.", meinte aufgeregt. Gedehnt berichtete er von seinen Gesprächen mit Dem Trabia-Garden-Direktor und auch mit dem Direktor des Esther-Gardens. "Sie waren entsetzt darüber, dass das AGM schon so dreist und scheinbar auch gut genug gerüstet ist, um es auf einen offenen Kampf anzulegen.", erzählte er ruhig, "Sie werden auch Anwärter stellen, so viel ist sicher. Nur haben sie keine Eigenen Transportmittel." "Und was machen wir?", erkundigte sich Rinoa neugierig über die Pläne ihres Verlobten. "Ich habe daran gedacht drei Schnellbote nach Timber zu schicken, drei Dollet und drei Winhill, jedes mit sechs Anwärtern und einem SEED.", erzählte er ihr, "Weil auf die Schnelle noch was großes zu Organisieren ist unmöglich." "Also heißt es auf der Kuscheln?", erkundigte sich Rinoa unsicher. "Nicht ganz, die Boote sind für neun Passagiere ausgelegt.", meinte er und nippte an seinem Kaffee, "Also werden wir sechsunddreißig unserer Anwärter schicken, neun aus Esther und neun aus Trabia. Hinzu kommen noch die Galbadia-Anwärter, die wir gerecht aufteilen müssen." Seufzend ließ sich Rinoa in den Sessel sinken. Sie hatte zwar geglaubt, dass Squall einiges zu erledigen hatte, aber mit so viel hatte sie nicht gerechnet. "Dann muss ich noch die Teams festlegen.", meinte er resignierend. "Lass mich das machen.", bot Rinoa freudig an, "Und ein wenig Hexenglück kann doch nicht schaden." Einen Moment überlegte Squall, dann nickte er. Mit einem Lächeln auf den Lippen griff sich Rinoa die Liste mit den Anwärtern. Normalerweise hätte sich Squall jedes Eignungszeugnis durchgelesen und nach reiflichen Überlegungen die Dreierteams zusammengestellt. Aber da die Zeit deutlich Fehlte, entschied sich Rinoa die einfachste, aber auch dümmste, Methode zu wählen. Die vertraute ihrem Hexenglück. Sie schloss die Augen und zog wahllos Akten, legte immer drei zusammen. So hatte sie binnen kürzester Zeit die Teams zusammengestellt. Vorsichtig öffnete sie die Augen und betrachtete ihre Arbeit. Und sie war recht zufrieden. Genauso wie Squall, denn er lächelte sie zufrieden an. "Gefällt mir.", meinte er und strich sachte über ihre Wange. "Und wehe du passt nicht auf mich auf!", rief Vine über den Gang. Die anderen auf dem Flur sahen sie verwundert an, dann folgte ihr Blick Ash. Aber er konnte sie getrost ausblenden. Er war in Gedanken in dem Zimmer geblieben. Sie hatte ihm verziehen. Am liebsten hätte er Purzelbäume geschlagen und von Herzen gelacht. Aber mit dem Gedanken an einem Daueraufenthalt in einer Psychiatrischen Heilanstalt konnte er es unterdrücken. "Jetzt kann die Prüfung kommen.", meinte er leise und Betete, dass er mit diesem Mädchen in einem Team wäre. Mit einem Lächeln dachte er ein paar Tage zurück. Gerade war sie in Balamb angekommen und schon war er verrückt nach ihr. Sie lernten sich kennen und er hatte sie verletzt. Und nun war es kein Tag mehr bis zur praktischen Prüfung. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber es war keine halbe Woche vergangen. "Und wie sieht es aus?", fragte Xell neugierig, als alle versammelt waren. Squall stand vom Sofa auf und schritt langsam durch sein Büro. "Wir bekommen je neun Anwärter aus Trabia und Esther als Unterstützung. Jedoch müssen wir uns um deren Transport kümmern.", erklärte er ruhiger als er sich fühlte. "Also schicken wir ein paar Bote nach Trabia, holen die Anwärter und schippern dann weiter nach Dollet.", meinte Selphie ungebrochen Heiter. Squall nickte und setzte sich an seinen Schreibtisch. "Esther wird versuchen ihre Anwärter nach Balamb zu bringen.", erzählte er weiter, "Wenn es nicht funktioniert, werden sie gleich nach Winhill geflogen." "Und das hat er einfach so genehmigt?", fragte Quistis misstrauisch. "Sagen wir es mal so.", begann Rinoa und schlenderte zum Schreibtisch, "Wir haben ihn von der Dringlichkeit überzeugen können." "Einen Moment bitte.", meinte Squall plötzlich. Im nächsten Augenblick aktivierte sich der Gesprächsbildschirm. Allein Squalls Gesichtsausdruck sprach Bände. Unglaube und Unverständnis spiegelten sich in ihm. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, deaktivierte sich der Holo-Schirm wieder. "Was ist los, Squall?", fragte Cifer, der die ganze Unterhaltung schweigend verfolgt hatte. Er sah seine Freunde nach und nach an. Dann begann er mit leicht zitternder Stimme: "Esthers Präsident, Laguna Loire, hat uns neun Anwärter zur Verfügung gestellt." Er stützte sich auf seinem Schreibtisch ab und atmete einem Tief durch, bevor er Fortfuhr. "Und für Jedes Einsatzgebiet drei Ragnarok." Ein ungläubiges Raunen ging durch den Raum. Die einzige die Reagierte war Rinoa. "Das ist einfach unglaublich!", rief sie und schlang ihre Arme um seinen Hals, "Dein Vater ist einfach der Beste!" Alle Augen ruhten auf Squall. Ein leises "Ups", war alles was von Rinoa zu hören war. "Dein...?", begann Cifer, scheinbar unfähig dieses Wort auszusprechen. Squall nickte und seufzte geschlagen. "Aber nicht, dass ihr daraus ein Drama macht. Ich bin und bleibe euer Freund.", meinte er entschlossen. "Das wissen wir doch.", antwortete Xell gelassen, "Aber du hättest uns mal was sagen können. "Ja, hätte ich.", seufzte der angesprochene. "Aber wir haben Wichtigeres um das wir uns kümmern müssen.", unterbrach Rinoa das Gespräch und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich, "Die Prüfung." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)