Accidentally on Purpose von Papierherz (Lily und James.) ================================================================================ Kapitel 2: GEFÜHLSREGUNG. -------------------------  „Er hat wieder diesen irrsinnigen Blick in den Augen.“ Lily richtete ihren Kopf auf, nur um – was sie keinesfalls überraschte – James zu erblicken, der sie anstarrte, dann wandte sie sich sofort zu Alice, die sie mit einem erwarteten Blick anschaute, als rechnete sie mit einem anormalen Verhalten von Lilys Seite. Doch ihre Erwartung erfüllte sich nicht, denn Lily verdrehte bloß ihre hübschen grünen Augen, bevor sie sich wieder ihrem – noch immer – unvollendeten Aufsatz widmete, denn dies schien ihr um einiges wichtiger, als solche banalen – aber durchaus hübschen - Dinge wie James. Innerlich seufzte sie bedauernd auf. Da waren sie wieder, diese Gedanken, die plötzlich über sie herfielen, denen sie nicht entkommen konnte und nun kam es von ihr selber, dass sie einen Blick zu James warf, der inzwischen – mehr oder weniger zu ihrem Glück – seine Aufmerksamkeit seinen drei Freunden widmete. Lily war jedesmal – trotz der Tatsache, dass sie Störenfriede waren und sie manchmal zur Verzweiflung trieben – berührt von der Loyalität und unbegreiflich stark scheinenden Freundschaft der vier Gryffindors. Remus war ihr am vertrautesten, was durchaus seine Gründe hatte, denn er war durchaus verantwortungsbewusst und nicht so abgehoben wie manch anderer, und sie mochte es, Zeit mit ihm zu verbringen, auch wenn es nur in Stille und fürs Lernen war. Peter konnte sie nicht einschätzen, er war ihrer Meinung nach nicht erwähnenswert, denn – das musste sie zugeben, davon abgesehen, dass sie ein Mensch war, der nie voreilig Schlüsse zog, mochte man James ausschließen – er ließ nichts großartiges von sich hören und war ebenfalls verschlossen und sehr zurückgezogen. Sirius war die Verkörperung allen Übels, wie sie durchaus immer wieder Feststellen musste. Nicht, dass es ihr leicht fiel, dies einzusehen, denn sie war durchaus geprägt von Idee, dass er aus einer berühmten Familie stammend einfach dazu geboren war, ein fabelhafter Zauberer zu sein, doch es war eine unumstrittene Tatsache. Dazu führte nicht nur sein abschätziges Verhalten gegenüber anderen, denn er hielt sich für was Besseres – mag er es auch sein -, allerdings war da doch manchmal dieses Fünkchen Menschlichkeit in seinen Augen, dass Lily doch einige, sehr seltene, Male stutzen ließ. Und schlussendlich war da James Potter – das Grauen aus ihren Träumen (ungern gab sie zu, dass sie tatsächlich von ihm zu träumen wagte) und ein übles Vergehen an jeder guten Manier. Dass er hübsch war, mochte sie keinesfalls bezweifeln, doch wurde der Blick doch getrübt, da viele ihn viel hübscher einschätzen und beschrieben als er doch wirklich war. Aber eines musste sie zugeben, mit zusammengekniffenem Kiefer und trotzigem Blick, dieses Lächeln, was manchmal seine Lippen umspielte, so ironisch, doch erfreut und heiter, raubte ihr den Verstand – unter normalen Umstände würde sie sicherlich auch nicht davon angetan sein. Aber was konnte sie schon als normal ansehen, wenn sie es mit James in Verbindung brachte, denn selbst allein die Gedanken, die sie an ihn verschwendete – und die Tatsache, dass sie es überhaupt tat – zeugte schon von einer seltsamen Begebenheit, von der sich inständig hoffte, dass sie niemand bemerkte. Denn nach außen hin zeugte nichts von dem Gefühlschaos, das in ihr herrschte. Ihr größtes Problem bestand eigentlich nur in einer Sache: James Potter. Unter die zehn Dinge, die sie hasste, fiel James Potter auf den allerersten Platz, er verdrängte sogar Lord Voldemort von dem Spitzenplatz. Es wäre alles in Ordnung würde dieser Plagegeist aus ihrem Leben und ihren Gedanken verschwinden, aber das war ihr natürlich nicht vergönnt. Seit geschlagenen fünf Jahren kämpfte sie nun darum, endlich ihre Ruhe zu haben, seit dieser Zeit war das einzige Problem in ihrem Leben nur James Potter gewesen. „Es ist immer dasselbe mit euch.“, hörte sie Alice sagen, doch diesmal hob sie ihren Kopf nicht. Sie war es Leid, ebenso wie Alice scheinbar, dass sich die meiste Zeit alles um James drehte – im Unterricht wurde sein Name wohl am meisten genannt, sowohl auch beim Quidditch und ebenfalls auch im Gemeinschaftsraum und es war sicherlich auch der Name, den Lily unübertroffen am lautesten schrie. Es war auch der Name, der ihr am meisten Herzklopfen bereitete – sicherlich aber nur, da ihr Puls in die Höhe schoss, wenn sie wütend wurde. „Das liegt nicht an mir.“, antwortete sie und diesmal widmete sie sich vollends ihrem Aufsatz, der ihr Kopfschmerzen bereitet. Sie war eine gute Schülerin – das würde keiner jemals abstreiten -, doch mit Verwandlung konnte sie sich einfach nicht anfreunden. Ihren Zaubertränkeaufsatz hatte sie im Nu fertig gehabt – Slughorn lobte sie nicht umsonst in den Himmel – aber dieser zwei Fuß langen Aufsatz, der nun vor ihr lag, nur zu einer Hälfte bearbeitet - auch wenn es ihr selber nicht klar war, wieso es ihr schwer fiel, darüber zu schreiben, wie ein lebendes Geschöpf in etwas Lebloses verwandelt wurde -, wollte sich leider einfach nicht vervollständigen. Und dann plötzlich, unerwartet und so überraschend, dass ihr Herz für den Moment stehen blieb und erst wieder schlug, als sie sah, dass er derjenige war, der sie berührt hatte, aber so schnell, dass es schmerzte – nur weil er seine Hand auf ihrer Schulter hatte. „Na Lily, alles fit?“, sagte er in all seiner Lässigkeit, während sie unter seine Berührung komplett verrückt spielte. Ihr Kopf, noch vor einigen Sekunden voll mit Verwandlung, war komplett leergefegt und spielte verrückt, die Welt auf dem Kopf gestellt. Und dann kam da wieder dieses Gefühl, das warm in ihr hochkroch und ihren Verstand wieder benebelte und sie nicht denken lassen konnte, so rational wie sie es sonst immer tat, dass sie vor Wut zu kochen begann. „Was willst du, Potter?“ Dann schlich sich dieses Grinsen auf sein Gesicht, dass ihr so verhasst war, weil es ihr doch gefiel auf diese merkwürdiger Weise, die sie wiederrum nicht verstehen und erklären konnte, und genau dies machte sie wütend, rasend – aber was trieb sie dazu, dass sie ihn am liebsten küssen mochte? „Bloß deine wohl geschätzte Aufmerksamkeit. Aber wie wäre es - ?“ Und dann schubste sie ihn von der Lehne ihres Sessels, auf der er gesessen hatte, seine Hand glitt von ihrer Schulter, ihr Herz machte eine Pause, eine lange Pause. Durchatmen. Schlagen. Seine so glänzenden Augen verloren sich kurz, er schloss sie, doch seine Lippen verbogen sich immer noch zu diesem Ansatz eines Lächelns, dass er trotz aller Dinge, die sie ihm an den Kopf war und ihm antat – und bei Merlin, die waren verletzend und böse – und seine Augen öffneten sich wieder, als er sich gefangen hatte – im Gegensatz zu ihr, denn ihr Herz schlug so laut, alle anderen Geräusche verblasten -,nur noch das Rauschen in ihren Ohren konnte sie vernehmen und seine Stimme, die sagte: „Ich hätte nichts anderes von dir erwartet, Evans.“ Und dann war da dieses Gefühl, weder Hass noch Zuneigung – gar Liebe -, das sie kurz denken ließ, er habe etwas besseres verdient, vielleicht war es Rücksicht, Liebenswürdigkeit für den Jungen, der nun sein Leuchten in den Augen verloren hatte – welche sonst so strahlend, von Glück gesprenkelt -, und dann war es wieder weg, verflogen, wie ein Blatt im Herbstwind. „Wieso fragst du sie dann noch?“ Beide drehten sich zur Seite und da stand Beatrice – zu Lilys großer Verwunderung –, die Arme in die Hüfte gestemmt mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Szenerie niederschauend. Lily spitze pikiert die Lippen, als sie beobachtete, wie James sich nun lachend durch die Haare fuhr und einen Arm um die Schultern von Beatrice legte, eigentlich davon überzeugt gewesen, dass James‘ Verhalten am vorherigen Tage die Beziehung zu Grunde gerichtet hätte – scheinbar hatte sie falsch gelegen. Wie schaffte James es bloß, trotz seines Verhaltens, immer wieder so unsagbar beliebt und begehrenswert zu sein? Es war ein Rätsel, das so unmöglich zu lösen erschien und dennoch zerbrach Lily sich ihren kleinen Kopf darüber. „Ach Bea, nimm’s dir nicht zu Herzen.“ Und Lily konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie dies auch nicht tat, bevor sie James einen kurzen Kuss auf den Mund legte, aber dafür nahm sie es sich zu Herzen, dass er es wagte, sie auszufragen und das obwohl er - scheinbar – vergeben war. Es trieb sie zur Weißglut, sie spürte, wie sie langsam ihre Glieder hochkroch und sie dazu brachte ihre Hände krampfhaft zu Fäusten zu ballen. Es war nicht so, dass es das erste Mal war, keineswegs, denn James hatte Freundinnen am laufenden Band gehabt, vielleicht etwas harmloser als Sirius, aber dies war unter anderem auch ein Grund für die Abscheu, die Lily für ihn hegte. Gefühle waren für ihn unwichtig, reine Zeitverschwendung, so schätze sie ihn ein und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls richtig lag, denn anders konnte sie sein Verhalten nicht erklären und verstehen. Aber während er die Liebe vieler Mädchen genoss, musste sie damit leben, dass sie als einzige noch nicht diese Gefühle mit jemandem teilen konnte, da James, sobald ein männliches Geschöpf ihr Blicke zuwarf und Gespräche führte, die zweideutig waren oder mit Hintergedanken verknüpft, kurzer Hand aus dem Weg schaffen wollte und so geschah es, dass Lily oft ihre Verehrer – wenn man diese Schwärmer so nennen konnte – oftmals kopfüber in der Luft hängen sah. „Verschwinde endlich, Potter.“ „Was auch immer du wünscht, Lils.“, sagte er, ein Grinsen zierte sein Gesicht, das Lily nicht einordnen konnte und ebenfalls nicht wollte, als er sich umdrehte und mit Beatrice unter seinem Arm zurück zu seinen Freunden ging. Sie hasste es. Sie hasste ihn. Weil es sie verletzte. Weil er sie verletzte. Sie mochte es sich nicht eingestehen, denn das war eine Sache, die sie noch verwundbarer machte, es zeugte von Schwäche und Lily Evans mochte es nicht, Schwäche zu zeigen, oder einsehen zu müssen, dass sie nicht so stark war, wie sie vermutet hatte. Vielleicht war es auch alles nicht so tragisch, wie sie dachte. Vielleicht fühlte sie aber genau das, wovor sie so lange weglief. Aber das konnte und würde nicht so sein. Und sie würde auch nicht wegen ihm weinen, das hatte er nicht verdient, das hatte sie nicht verdient, das war es die Sache nicht wert. Denn damit würde sie – unweigerlich – eingestehen, dass es ihr wirklich etwas ausmachte. Und das tat es doch nicht wirklich. Sie hatte kein Auge zu kriegen können, was erklärte, dass sie Mr. Binns, der zu viele unwichtige Details der Zaubereigeschichte hinunter leierte, kaum zuhören konnte, ohne dass ihr Kopf, welcher so schwer wie Blei war, auf die Tischplatte niedersank und sie sich endlich ergab und den Schlaf sie übermannen ließ. Dies würde sie sicherlich auch zulassen, wäre sie keine tüchtige Schülerin, die darauf angewiesen war im müden als auch wachen Zustand, einem selbst totlangeweiligen Unterricht zu folgen. All dies wäre kein Problem hätte sie gestern wenigstens einige Stunden Schlaf abbekommen, aber sie hatten nicht schlafen können. Sobald sie die Augen gewagt hatte zuzumachen, tanzte das Bild von James vor ihr und trieb sie dermaßen in den Wahnsinn, dass sie sofort wieder die Augen aufschlug und in die öde Dunkelheit starrte. Sie hätte es nie für möglich gehalten, denn das war absolut unmöglich gewesen, doch sie fing tatsächlich an, James noch mehr zu hassen, als sie es die letzten Tage, Monate, Jahre gewagt hatte. Mit einer Sicherheit, die sie vielen Dingen nicht entgegenbrachte – und sie wusste und kannte wirklich ungemein viele Dinge, das wagte keiner zu bezweifeln – konnte sie das behaupten. Als Lily ein leises Lachen vernahm, drehte sie sich – sensationsfreudig wie eh und je – um, mit gewagtem Blick zu James erkennend, dass er wieder einmal die von ihm gewünschte Aufmerksamkeit bekam, die ihr doch so sehr verhasst war. Neid wollte sie das nicht nennen, aber Gram darüber, dass er mit seinen kindischen Albernheiten bewunder wurde, wie um seine nichtsdestotrotz vorhandenen bewundernswerten – dies konnte sie um keines Willen abstreiten – Zauberkünsten, die er wieder an den Tag legte. Das Pergament, das vor ihm auf dem Tische gelegen hatte, hob sich in die Luft und formte sich durch einen Schwenker seines ebenholzfarbenden Zauberstabes in Tiere, Gegenstände und sogar Menschen, wie sie missmutig feststellen musste, als sich die Figur, die vor James Augen umher schwebte, in Serverus Snape verwandelte und Sirius mit gestellter Stimme kindisch wie eh und je Unsinn redete. „Und damit“, erhob mit einem Male Mr. Binns seine Stimme, sodass alle Schülerinnen und Schüler unweigerlich zusammenzuckten und mit geschocktem Blick ihren Lehrer musterten, der doch tatsächlich dazu im Stande war, sich vom Fleck zu bewegen. „kommen wir zu einem weiteren wichtigen Ereignis der Zaubereigeschichte!“ Langsam ebbte die Euphorie in seiner Stimme wieder ab und die altbekannte Ödheit kehrte wieder ein. „Was ist dem Troll schon unwichtig in seiner öden Erzählerei.“, maulte Alice und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Lily erhob den Finger und ermahnte Alice sowie sich: „Die Geschichte der Zauberei ist keinesfalls öde. Man muss sich nur damit beschäftigen.“ „Und deshalb liegst du beinahe auf deinem Tisch und schläfst?“, hörte sie jemanden höhnen. Mit einem Blick, der funken sprühte und jemanden erdolchen konnte, drehte sie sich um und erblickte Avery, der sie - hochnäsig wie er war - versuchte von oben herab anzusehen. Sie öffnete ihren Mund, um Avery den seinigen zu verbieten, und eine freche und kecke Antwort zu geben, schon hörte sie einen Stuhl über den steinernen Boden knarren und plötzlich schien es still und nur eine Stimme war zu vernehmen. „Spricht da etwas der Neid aus einem Reinblut, der zu nichts fähig ist?“ Lilys Kopf schnellte zu James, der ein Grinsen auf dem Gesicht hatte und einen herausfordernden Blick Avery schenkte. Dieser rümpfe die Nase und machte eine abwertende Bewegung mit der Hand. „Als ob ich, Avery, es nötig hätte, Neid auf dieses dreckige Schlammblut zu haben.“ Der nächste Augenblick geschah so schnell, dass Lily ihn beinahe verpasste, und doch schien er in Zeitlupe abzulaufen. Sie sah, wie James wutentbrannt aufsprang, sein Stuhl mit solch einem Krach zu Boden fiel, dass es in ihren Ohren schmerzte, und sein Zauberstab war direkt auf Avery gerichtet, dessen Miene sich schlagartige verhärtete - man wagte nie mit James‘ Drohungen leichtfertig umzugehen, denn man wusste nie, wie ernst er es meinte. Nun stand ebenfalls Sirius auf den Beinen, doch Remus hielt ihn an einem Ärmel fest, um ihm zu bedeuten, dass er sich nicht in diese Situation reinreiten sollte, denn es war ungewiss, wie sie enden sollte und Sirius hatte bereit genug Probleme mit seiner Familie und den restlichen Slytherin. „Nimm das auf der Stelle zurück.“, hallte James Stimme durch den Raum, der sonst in Stille getaucht war. „Mr. Potter, setzten Sie sich wieder hin.“, wagte Binns den jämmerlichen Versuch, James von seinem Vorhaben abzubringen. Doch der genannte rührte sich nicht, schien nicht mal mehr zu atmen, sondern nur noch darauf zu warten, dass Avery sich entschuldigte. Lily war in diesem Moment nur eines wichtig. Diese eine Frage, die sie plötzlich plagte. Wieso tat er das? Wieso kämpfte er so für sie, wenn sie ihn nicht einmal darum gebeten hatte, gar wollte, dass er das tat. Sie schien so schwach neben ihm, als müsse er sie beschützen, als wäre das ihr Wille, und das war ein weiterer Punkt, den sie verabscheute, wenn James in ihrer Nähe war und etwas passierte, das nicht nach seiner Nase ging – und bei Merlin, das waren ein Haufen von Dingen! Avery wagte es, auf den Boden zu spucken, und warf Lily einen Blick zu, der all die Abneigung gegen Muggelstämmige beinhaltete, die er hätte aufbringen können. Lily war das gewohnt. Avery war keinesfalls der Erste, der solch ein Verhalten ans Licht brachte, wenn es um sie ging, deshalb verhielt sie sich so ruhig wie möglich, ging meist sogar einfach nicht auf die Provokation ein, denn – und das wussten eigentlich alle, bis auf James scheinbar – die Slytherins lebten davon, andere, die ihnen nicht angehörten, in den Dreck zu ziehen. Sie ließ sich dadurch nichtsdestotrotz kein bisschen beeinflussen, in dem, was sie tat; denn zu mehr als Provokation waren sie nicht fähig. Ihre Augen huschten durch den nun wieder stillen Raum und erblickten Serverus, der sich selbst nicht sicher war, wem er mehr Abscheu entgegen bringen sollte. Ihr, dem Schlammblut, das doch so viel für ihn getan hatte, oder Avery, einem seiner Todesser Freunde, der sie auf solch unwürdige Weise behandelte. Während sie ihren Kopf wieder umher drehte und ihr langen, roten Locken sanft über ihre Schulter fielen, trat James einen Schritt vor – in ihrem Blick ein Schrecken und eine leichte Angst, die sich einschlich – und kniff seine Augen zu zwei Schlitzen zusammen. Bevor er die Drohung, die in seinen Augen wiedergespiegelt wurde, in die Tat umsetzen konnte, packte Remus ihn von hinten und selbst Sirius, der sich scheinbar wieder beruhigt hatte, und auf Mr. Binns Wunsch, zerrten sie ihn aus der schweren Holztür. James kämpfte nicht stark dagegen an, doch sein Widerwille lag so spürbar in der Luft, als könnte man ihn anfassen. Als er den Raum verlassen hatte, langsam wieder die Stille einkehrte – nur das leise schwere Atmen einiger Schüler, die mit einem großen Szenario gerechnet hatten -, nutze Avery den Moment, um sich schnaubend über die Marauder auszulassen, von denen nur noch einer im Raum saß, doch jedem war bewusst, dass Peter nicht im Stande war, etwas auszurichten, war er alleine. „Was für eine missratene Brut.“ Ein leises Raunen ging durch die Reihen der Slytherins, die allesamt von einem tödlichen Blick Lily Seitens gestraft wurden, doch ihr keine weitere Beachtung schenkten. „Was machst du bloß immer für ein Theater?“, schimpfte Remus, als er endlich von James ablassen konnte, denn dieser – und damit war nicht zu scherzen – hatte sich nicht abregen wollen und war wild umhergelaufen, gegen die steinerden Wände von Hogwarts tretend, um bedauerlicherweise feststellen zu müssen, dass deren Widerstand ihm Schmerzen zufügte. „Du verstehst das scheinbar nicht Remus!“, jammer James und fuhr sich durch die Haare, eigentlich eine Geste, die meist anderen Zwecken diente – er hatte unzählige Male Mädchenherzen dadurch schmelzen können –, und nun völlig fehl am Platze schien. „Es geht nicht mehr um Lily, sondern ums Prinzip.“ „Na wenn das so ist, dann behalte deine Prinzipien für dich, solange es mich betrifft.“ James wirbelte herum und sah Lily, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte und einen Blick in ihren Augen, der mehr verriet als tausend Worte. Würde sie ihn jemals mit anderen Augen ansehen? Sirius, der still seine Wut abklingen lassen hatte, gab einen zischenden Laut von sich und stöhnte leise auf, als James nervös seine Geste wiederholte und seine Haare wieder zu einem wilderen Durcheinander wurden. „Nimm das nicht so persönlich Lils - “ „Behalte deine dümmlichen Kosename für dich, Potter!“ Er zuckte kurz zusammen, als ein stechender Schmerz durch seinen Brustkorb stieß wie ein Dolch, doch ignorierte dies gekonnt. „Ich habe deine Kindereien satt, Potter. Ich sage nur noch ein letztes Mal: wenn es um mich geht, halte dich gefälligst so weit es geht von allen Angelegenheiten fern!“ Langsam öffneten sich die schweren Holztüren der Klassenzimmer und die Schüler traten heraus, gefolgt von lautem Stimmen-Wirrwarr. Doch James verdrängte dies, genauso wie die letzten Worte von Lily, denn so oft hatte sie dergleichen gesagt, und ebenso oft ließ er es auf taube Ohren stoßen, denn unzählige Male wäre sonst sein Herz zerbrochen. Und Lily war sein Herz. „Dann müsste ich mich von dir fernhalten und das ist unmöglich.“ Sie lachte auf und warf mit einer galanten Handbewegung ihr feuerrotes Haar nach hinten. „Mach das Unmögliche möglich, Potter. Das ist doch sonst eine deiner Stärken, nicht? Des ach so perfekten Potters. Soll ich dir etwas sagen, hm? Deine Perfektion ist ein Hirngespinst, nichts weiter. Komm runter auf den Boden der Tatsachen; du glaubst doch nicht etwa, dass die hier alle“ Sie streckte die Arme aus, um ihre Aussage zu unterstreichen. „dich tatsächlich mögen?! Ha! Mach deine Äugelein auf, Potter – für die bist du einfach nur der Clown, der Dinge tut, zu denen sie selber nicht den Mumm haben. Aber nur damit du eines weißt, ich gehöre nicht zu den Leuten. Ich brauche weder dich, noch deinen ganzen kindischen Kram, den du und deine Freunde – Remus ausgenommen – hier fabrizieren. Und wage es ja nicht, noch einmal in meine Nähe zu kommen, dann Gnade dir nur noch Merlin, denn ich werde es nicht tun und dein verdammtes Herz in Stücke reißen!“ Lily holte tief Luft, die Luft, die ihm wegblieb und somit seine Lungen verkrampften, so stark wie sein Herz, das plötzlich still stand, und der Verstand, der wie weggeblasen schien. Nur noch zu einem war er mächtig. Dieses kleine Lächeln. Gebrochen und doch mit einem Hauch Amüsement – über seine eigene Dummheit. „Was auch immer du wünscht… Evans.“ Sie wusste nichts mit seinem Gesichtsausdruck anzufangen, mit dem Lächeln, das sein Gesicht zierte, oder verunstaltete? So wie seine Augen, die so traurig schienen, es taten? Sie wusste es nicht. James Potter war ihr einziges Problem gewesen. Und nun war es auch die Tatsache, dass sie wusste, wäre ihr all dies so egal, würde sie nicht so viele Gedanken daran verschwenden.    Ende des 5. Jahres. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)