Das Spiel mit der Ewigkeit von Digitalis (Grenzenlos, zeitlos, einzigartig!) ================================================================================ Kapitel 6: Dundee, Nostalgie und eine viel zu lange Fahrt --------------------------------------------------------- 6. Dundee, Nostalgie und eine viel zu lange Fahrt Entnervt beobachte ich die Landschaft, die rasend schnell an den getönten Scheiben vorbeizieht. Mein Magen befindet sich noch immer in meinen Kniekehlen, eine Tatsache die mich den Innenraum der Limousine genauer betrachten lässt. In jeder Limo befindet sich eine Minibar. Da diese spezielle Limo eine Art Vampirabholdienst darstellt, will ich schwer hoffen, dass die Minibar an unsere Bedürfnisse angepasst wurde. Besser währe es! Kurz huscht mein Blick durch den Innenraum, bevor er an der Minibar kleben bleibt. Schnell, und eventuell ein klein wenig zu rabiat, öffne ich das Ding und habe eine Sekunde später die Klinke in der Hand. Echt stabil der Schrott. Made in China, oder was? Ohne hinzusehen werfe ich die Klinke von mir, bevor ich mich der Ausstattung der Bar widme. Sherry, Brandy, Champus,…ich fass es nicht, kein Blut? Noch nicht einmal diese abartigen synthetik Drinks?! Im Normalfall hätte ich an dieses Teufelszeug keinen meiner kostbaren Gedanken verschwendet. Dass ich es in Erwägung gezogen habe es zu trinken, zeugt von der Größe meiner Not. „Bloodex“ ist eine künstlich hergestellte Ersatznahrung für Vampire. Es wird auf einer chemischen Basis hergestellt, das Blutplasma simulieren soll. Und ganz ehrlich wie verbrannte Fußsohlen schmeckt. Um es uns schmackhaft zu machen wurden Spuren von Hämoglobin hinzu gegeben. Meiner Meinung nach macht das die Katastrophe perfekt. Denn dieses Ersatzhämoglobin färbt das Gesöff zart rosa und verleiht einen Gestank, der drei Meilen gegen den Wind zu riechen ist. Bei geschlossener Flasche, versteht sich. Trotz dieser gravierenden Nachteile sind die meisten Vamps tatsächlich auf „Bloodex“ umgestiegen. Das faule Pack verrät damit die Einzigartigkeit unserer Existenz, die Vollkommenheit unseres Seins und die Schönheit und das Verlangen der Jagd. Alles Fakten die mich zu einem Bluttrinker werden lassen. Die für mich wertlos gewordene Minibar ist längst vergessen und wieder schweift mein Blick über die Weiten Schottlands. Dundee, das Kaff bzw. das Ziel dieser Reise liegt leider Gottes am Kuhschwanzend. Meiner Meinung nach sind Fahrten dieser Art das schlimmste Übel auf der Welt. Denn trotz meiner Jahrhunderte, die ich mittlerweile auf dem Buckel habe, bin ich noch immer ziemlich ungeduldig. Ein Fakt den ich zu verstecken gelernt habe. Aggressiv richte ich meinen Blick in den Rückspiegel, in dem sich Jolons Augen spiegeln. »Das Gaspedal ist unten rechts.« Knurre ich angriffslustig. Insgeheim hoffe ich, dass er etwas Dummes erwidert. »Das ist mir bekannt My Lord. Ebenso ist mir bekannt, dass sich die Blutkonserven in der zweiten Minibar links von Euch befinden.« Jolons Grinsen ist beinahe eines Zeitlosen würdig. Angespannt rutscht meine Augenbraue zu meinem Haaransatz. Ob er weiß, dass er sich auf dünnem Eis befindet? Die einzige Möglichkeit einen stärkeren Zeitlosen zu besänftigen sind sein Stolz, Respekt und Etikette. So ziemlich jede dieser drei goldenen Regeln hat Jolon gerade mit Füßen getreten. Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken ihm dafür die Kehle raus zu reißen. Dann jedoch siegt mein Magen und ich werfe eine Sekunde später den Griff der zweiten Minibar in den Innenraum. Scheiß Billigware! Entnervt schiebe ich drei Flaschen Sekt zur Seite, fege eine Dose Cola um, ehe ich an einem durchsichtigen Beutel mit der Aufschrift „Null, negativ“ hängen bleibe. Fortuna sei dank. Mit meinen Krallen ist der Beutel schnell aufgeschlitzt und eine Sekunde später leer. Mein Gourmet verwöhnter Magen ist mit dieser Art der Nahrungsaufnahme zwar nicht wirklich einverstanden, aber das wird ignoriert. Wenn meine Instinkte den Ton nicht angeben dürfen, wird sich mein Magen auch hinten anstellen müssen. Ich hasse nun mal Regeln. Knurrend schenke ich Jolon einen meiner schönsten Killerblicke, ehe ich mir einen Tropfen Blut aus dem Mundwinkel schlecke. Kurz zuckt der Mensch auf seinem Sitz zusammen, um sich kerzengerade aufzurichten und etwas mehr aufs Gas zu treten, als ohne hin schon. Geht doch! Zufrieden, zumindest für meine Verhältnisse, nehmen meine Sinne die Umgebung auf. Dundee war vor 100 Jahren ein kleines verträumtes Nest, indem die Zeit keine Bedeutung hatte. Das Meer war keine 10 Minuten, Fußweg, entfernt und die engen Gassen immer überfüllt. 100 Jahre später hat sich hier nichts verändert. In dem Moment bremst Jolon den rasenden Wagen leicht ab und schießt um eine Kurve, während ich die Kirche betrachte. Hier habe ich Elisabeth kennen gelernt. Wie gebannt starre ich auf das alte Monument, als erwarte ich ihre zierliche Gestalt irgendwo zu erhaschen. Einen kurzen Moment bin ich mir tatsächlich nicht sicher, steht sie da hinter der Mauer? Ihre blonden langen Haare im Wind wehend, ihr weißes Sommerkleid die zierliche Gestallt umspielend. Sollte mein Blick bei diesen Gedanken weich geworden sein, so verhärtet er gerade doppelt so stark. Nein, das ist absolut unmöglich! Elisabeth Dorian ist genauso wenig Mensch wie ich, sie kann in der Sonne nicht existieren. Ich hasse es wenn ich nostalgisch werde, besonders wenn es um Elisabeth geht. Der Gedanke, dass aus uns etwas hätte werden können wird in die hinterste Ecke meiner Gedanken geschoben. Es währe vieles anders gelaufen, wenn sie nicht infiziert worden währe. Wenn ich nicht infiziert worden währe trifft es genauer. Denn Elisabeth war schon ein Vamp als ich sie kennen lernte, auch wenn ich davon damals keine Ahnung hatte. Nimmt man dann die Tatsache dazu, dass sie es war, die mich brutal aus dem Leben gerissen hat. Dann sollte einem klar werden, warum aus uns nichts wurde. Ich weiß sie wird da sein. In der Kaschemme, in dem Kaff, bei der Zählung… Und auf dem Weg dorthin befinde ich mich gerade. Rosige Aussichten, besonders für jemanden der rosa hasst. »Hätte sie etwas gegen Musik, My Lord?« Durchbricht Castor meinen Gedankennebel. Kurz zuckt meine Augenbraue in die Höhe, ehe ich minimalistisch nicke. Leiser gedämpfter Heavy Metal erklingt einen Moment später. Eine seltsame CD- Sammlung besitzt mein Chauffeur, das muss ich ihm zugestehen. Denn die raue, leicht melodiöse, Stimme des Sängers passt überhaupt nicht zu dem Gekreische des Rappers zuvor. Mit dieser musikalischen Untermalung durchqueren wir Dundee. Altes brüchiges Kopfsteinpflaster lässt den gut gefederten Wagen kaum schwanken, als wir eine enge, scharfe, S-Kurve hinter uns lassen. Die Häuser, die links und rechts die Gassen säumen wirken wie aus einer anderen Zeit. Meiner Zeit. Nostalgie in der Luft riechend wende ich meinen Kopf in die entgegen gesetzte Richtung. Immer wenn ich Blutkonserven trinke werde ich nostalgisch, ätzend. Zum Glück lassen wir die Häuser schnell hinter uns und damit auch meinen gedanklichen Tiefgang. Wenn der Mensch wüsste was in den Köpfen der Vampire vor sich geht, fände er uns nur halb so bedrohlich. Davon bin ich überzeugt. Jolons Blick auf mir spürend, verenge ich meine Augen kurz zu schlitzen. These bestätigt, denn der Mensch zuckt augenblicklich zusammen und beschleunigt den Wagen. Das unser Ziel gerade am Ende der Straße auftaucht scheint ihn nur noch mehr anzutreiben. Kein Wunder, immerhin kann er dort seine Ladung aussetzen. Mich. Und so rasen wir mit einem Affenzahn auf ein altes unscheinbares Schloß zu. Zahlreiche Türme ragen in den Himmel, eine Turmuhr wird von Raben umkreist und ein schmiedeeisernes Tor wird von Gargoyles bewacht. Alles in allem der Traum eines jeden Vampirs, leider beherbergt er meinen Albtraum... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ That´s it! Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr lasst es mich (wie immer) wissen.^-^ Um Missverständnissen vorzubeugen: "Made in China" ist auf gar keinen Fall rassistisch gemeint.^.~ (Ich verabscheue Rassismus,...) Ich versuche so schnell wie möglich ein neues Cap. hoch zu laden, bis dahin müsst ihr euch in Geduld üben. Fürchte ich.+.+ Anmerkung: Wer eine ENS bekommen will, sagt bescheit...sobald es weiter geht bekommt ihr, in diesem Fall, eine Nachricht. lg Midi *miau* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)