Wie sieht dein Himmel aus? von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 6: Sonntagsüberraschung ------------------------------- Ich schrieb fleißig an meiner Hausarbeit für Mrs. Jacoby, allerdings immer nur Etappenweise. Ich war zu abgelenkt von den Cullens. Und das trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Dabei machten sie gar nichts. Sie waren einfach ständig in meinen Gedanken, die wunderschöne Rosalie mit ihrer gespaltenen Zunge, die elfenhafte Alice mit dem weichen Lächeln und der sanften Stimme und natürlich Edward, mit seinen wunderschönen Augen, den perfekt geschwungenen Lippen… ich mach es schon wieder, dachte ich und stützte meinen Kopf in meine Handflächen. Unwillig schnaufte ich und rieb mir die Augen. Immer wieder geisterten sie durch meine Gedanken. Und immer wieder und immer länger war es nur Edward und genau passend zu den Erinnerungen und den Bildern, hörte ich auch noch Jaspers Stimme in meinem Kopf. Ich stöhnte genervt auf, wie sollte ich denn so meine Hausarbeit fertig bekommen. Auch mein kleiner Streit mit Jasper ging mir nicht aus dem Kopf. Er hatte sich seit dem auch nicht mehr gemeldet. Ich wusste nicht mal ob er mich morgen zur Uni abholen würde. Ich runzelte die Stirn und blickte auf meinen Monitor… sehr weit war ich noch nicht gekommen, aber ich musste das heute fertig bekommen. Unbedingt. Warum konnte ich diese Familie nicht einfach ausblenden? Warum fraßen sie sich durch meinen Verstand, durch sämtliche meiner Gedanken, die sich doch eigentlich nur auf meine Hausarbeit für Ms. Jacoby begrenzen dürften? Doch so sehr ich es auch versuchte es gelang mir nicht. Völlig entnervt speicherte ich die wenigen Sätze und fuhr meinen Computer runter. Mürrisch blieb ich einen Moment sitzen und gab mich erneut meinen Gedanken hin, die sich natürlich nur um meine neuen Nachbarn drehten. Immer wieder dieselben Fragen, die sich in meinem Kopf türmten. Mit einem tiefen seufzen erhob ich mich und schlüpfte in meine Jeansjacke. Mein Dienst bei den Newtons würde gleich beginnen. Seit ich mit dem Studium angefangen hatte war ich auch den Newtons. Sonntags im Café und zweimal in der Woche in dem Sportgeschäft, welches aber vor allem Campingausrüstung verkaufte. So konnte ich meine Unkosten einigermaßen ausgleichen ohne meinem Vater unnötig auf der Tasche zu liegen. Von meiner Mutter wollte ich keine Unterstützung, ich lehnte jede Hilfe dankend ab. Ich wollte auf eigenen Beinen stehen, doch vor allem war es mein Stolz der mich daran hinderte Geld von meiner Mutter oder viel mehr von ihrem Stinkreichen neuen Ehemann anzunehmen. Phil war ein sehr netter und hilfsbereiter Mann, dennoch wollte ich es nicht. Ich schaffte es auch allein, ihr Geld brauchte ich nicht. Noch einmal ließ ich einen prüfenden Blick durch meine Wohnung gleiten, dann nahm ich den Schlüssel vom Haken und trat aus meiner Wohnung. Mit einem klirrendem Geräusch schloss ich die Haustür ab und ging die Treppe hinab. Kaum hatte ich die erste Treppe hinter mir, öffnete sich wieder einmal quietschend die Tür meiner Nachbarin. „Ms. Swan?“, rief sie mit verzehrter Stimme in den Flur und blickte mit gerunzelter Stirn zu mir hinab. „Ja, Ms. Lehmann. Ich bin’s.“ „Sagen Sie ist ihr Bruder schon wieder da?“, fragte sie und ihre Stimme nahm einen giftigen Unterton an. Doch ich ließ mich davon nicht beirren und lächelte weiterhin freundlich. „Ja, Ms. Lehmann, seit gestern ist er wieder da.“ „Hm.“ Sie schwieg eine Weile und gerade als ich mich verabschieden wollte sprach sie weiter. „Sagen Sie, die neuen Nachbarn… kennen Sie sie schon?“, fragte sie mich und blinzelte unschuldig. Ich wusste genau, dass sie das meiste mitbekommen hatte, diese alte Frau hatte einfach zu viel Zeit. Innerlich verdrehte ich wieder einmal die Augen… diese neugierige… ich brach den Gedanken ab. „Nicht so richtig Ms. Lehmann“, sagte ich ruhig und hoffte, dass mein Gesicht mich nicht verraten würde. Aber ich hatte nicht vor der alten Tratschtante mein Leben auf einem Silber Teller anzureichen. „Dafür sind sie aber oft hier“, murmelte sie, ich hörte es gerade so, aber ich ging nicht darauf ein. „Ich muss jetzt wirklich los, Ms. Newton erwarte mich“, erklärte ich und tippte auf meine Armbanduhr. „Hm“, machte sie nur und verschwand hinter ihrer Tür. Ich atmete erleichtert aus und trabte die nächste Treppe hinab. Sofort bereute ich es, mein Knie dankte es mir mit einem höllischen ziehen und stechen. Ich verlangsamte meine Schritte und wartete darauf, dass der Schmerz abklang. Als ich endlich auf dem Gehweg im freien stand atmete ich die warme Luft ein. Und natürlich suchten meine Augen sofort den Weg zu dem Hause der Cullens. Es war alles ruhig, niemand zu sehen. Ich legte den Kopf schief und betrachtete das Haus eingehend. Jemand hatte den halben Vorgarten umgegraben, das Unkraut beseitigt welches das Beet in Beschlag genommen hatte. Viele bunte Blumen und dunkle frische Erde zierte nun das große Beet.Erstaunt hob ich die Augenbrauen. Wie hübsch es aussah, freundlich und einladend, dachte ich und meine Gedanken glitten weiter zu jenem jungen Mann, der mich in dieses Haus gebracht hatte. Mir war immer noch nicht klar wie es dazu gekommen war, ok… ich hatte schon einiges getrunken, aber so blau war ich nun auch nicht gewesen. Oder doch? War ich deswegen so bereitwillig mitgegangen? Oh… Nein, ich wusste warum… wieder strömte eine Welle der Erinnerungen an jene Nacht über mich hinweg. Die Spannung zwischen uns, seine warmen Hände, sein wahnsinnig guter Körper, die weichen Lippen, die wunderschönen Augen… STOP… ich schloss die Augen und schüttelte energisch den Kopf. So, konnte es nicht weitergehen. Meine Nachbarn und besonders …ER… durfte nicht eine solche Macht über mich haben, eine solche Macht über meine Gedanken. Ich straffte die Schultern und ging energischen Schrittes davon. Bis zu dem kleinen gemütlichen Café war es nicht mehr weit. Eigentlich erstaunlich, dachte ich, dass sich eine so kleine Klitsche hier in Phoenix so gut hielt. Mit einem Gedanken an die große Stadt und das kleine Café versuchte ich mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich konnte die niedlich hergerichteten Fenster schon sehen. Es war ein schönes Café, das Haus war bereits mehrere hundert Jahre alt und war immer wieder auf Fordermann gebracht worden. Es hatte einen dunkelroten Klinker und weiße Fugen, dazu grüne Holzfensterrahmen und ganz niedliche Gardinen. Ich stieß die Tür auf und das kleine Glöckchen bimmelte wie gewohnt. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich direkt in die Küche. „Hallo Ms Newton?“, rief ich doch es kam keine Antwort. „Ms Newton?“, rief ich wieder – lauter jetzt. „Bella, ich bin hier unten, komme gleich“, schallte es aus dem Keller. Ich nickte und band mir die Schürze um, dann warf ich einen Blick in den Laden, allzu voll war es heute nicht. Als nächstes verschaffte ich mir einen Überblick in der Küche, der Abwasch war bereits begonnen worden und ansonsten war die Küche auch schon wieder blitzblank. Ms. Newton war wirklich eine ordentliches Person, ich mochte sie. So hatte ich mir eine Mutter immer vorgestellt. Mit dieser süßen Dauerwelle, der geblümten Schürze und der herzlichen Art die sie versprühte. Immer ein Lächeln auf den Lippen und nein böses Wort. Doch genau so war meine Mutter nicht. Sie war mehr der Karrieretyp. Wieder seufzte ich und wandte mich dann dem Abwasch zu. Sorgfältig wusch ich die Teller und Tassen ab, dann legte ich sie auf das bereitgelegte Geschirrtuch welches neben dem Spülbecken lag. „Ach Bella, Liebes. Ich habe ganz vergessen dich anzurufen. Heute ist so wenig los, da kannst du dir ruhig frei nehmen, ich schaffe das heut allein“, sagte sie lachend und schob mich sanft von der Spüle weg. „Du bist so fleißig ich weiß gar nicht was ich ohne dich machen würde“, fügte sie hinzu und strich mir mütterlich über die Wange. „Aber Ms. Newton ich helfe Ihnen doch gern.“ Immer noch lächelte sie mich liebevoll an. „Ich wünschte Mike wäre so hilfsbereit wie du, mein Kind“, sagte sie dann und ihre Stimme nahm kurz einen verärgerten Ton an, ebenso ihr Gesicht, es wirkte angespannte und wütend. Sie hatte die Stirn gerunzelt und ärgerlich die Brauen zusammen gezogen. „Aber ich kann ihm einfach nie lange böse sein.“ Seufzte sie und nahm mir den Spülschwamm aus den Hand. „Geh nur, es ist schön draußen.“ „Aber Ms. Newton, Sie bezahlen mich dafür das ich Ihnen helfe“, warf ich ein doch sie winkte nur ab und sagte „Das ist schon in Ordnung und nun geh.“ Ich sah sie noch eine Zeit lang fragend an, dann nahm ich die Schürze ab und legte sie wieder in die Schublade. Kaum war ich aus der Küche hörte ich sie rufen „Ach, Bella, dein Bruder ist hier. Er sitzt ziemlich weit hinten. Ich sollte dir Bescheid sagen.“ „Danke Ms. Newton“, rief ich und sah mich suchend um. Ich brauchte nicht lang um seine Stimme heraus zu hören, doch er war nicht allein. Als er mich erblickte stand er auf und winkte mir zu. Ich lief auf ihn zu und als ich an seinem Tisch zum stehen kam konnte ich nicht glauben mit wem er dort saß. Doch ich war nicht die einzige der sämtliche Gesichtszüge entglitten waren. Blondie starrte mich mit einem ungläubigen Blick an, während mein Bruder verwirrt zwischen uns hin und her sah. „Ach“, brachte ich zwischen den Zähnen hervor und ein gemeines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Mit Ungeziefer unterwegs?“, fragte ich bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. Wütend funkelte ich sie an, ich spürte bereits wieder dieses rumoren in meinem Magen, die Wut die dort Wellen schlug wurde immer unerträglicher. Emmet verstand meine Aussage und musterte Rosalie zweifelnd. „Du bist Edwards Schwester?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. Rosalie blickte von ihm zu mir und wieder zurück. Sie war sprachlos. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah sie abwartend an. „ER… ist… dein… Bruder?“ sie war so verwirrt das sie kaum zusammenhängend einen Satz zustande brachte. „Ja, das Ungeziefer ist mein Bruder“, erwiderte ich grimmig. Auf einmal erschien sie mir gar nicht mehr so stark und selbstsicher, sie sank auf ihrem Stuhl immer weiter zusammen. „Bella, wir gehen.“, hörte ich Emmet sagen. Der Stuhl quietschte leise über die Fliesen, als er ihn zurückschob. „Aber Emmet, bitte warte doch, ich kann…. Ich kann dir das erklären!“ Doch mein Bruder wartete nicht. Mit einem breiten Grinsen drehte ich mich ihr noch einmal zu bevor mein Bruder mich vor sich her schob. Ich wartete darauf das er draußen anfangen würde zu lachen, dass er sich irgendwie dazu äußern würde. Doch… mein Bruder schwieg, sein Gesicht war nicht mehr so unbekümmert wie eben noch, es war verhärtet und eine Sorgenfalte zierte seine Stirn. Als wir den Park erreicht hatten fasste ich ihn am Arm und brachte ihn damit zum stehen. „Was ist los, Bruderherz?“, fragte ich besorgt. Emmet machte mir Angst, es war selten das ich ihn so zu Gesicht bekam. Mein Bruder war normalerweise eine geborene Frohnatur, immer ein Lächeln und einen Witz auf den Lippen. Er atmete tief ein und schloss kurz die Augen. „Bella, ich kenne Rosalie jetzt schon drei Wochen…“ Was? Was redete er denn da? Wie er kennt sie schon drei Wochen? Ich versuchte die vielen Gedanken, die mir gerade durch den Kopf schossen zu bändigen, doch es gelang mir nicht. Wieder einmal, wie schon so oft in den letzten Tagen verlor ich mich in einem Gedanken wirr wahr. „Was…? Wie…? Und woher kennst du sie?“ fragte ich stockend. „Sie hat ebenfalls in Florida Urlaub gemacht. Ich habe sie dort am Strand kennengelernt.“ Erklärte er mir und ich konnte ihm ansehen wie schwer es ihm fiel. „Du magst sie.“ Stellte ich fest und sah meinen Bruder prüfend in die Augen. „Ja, schon aber du bist mir wichtiger, jemand der meine kleine Schwester so behandelt…“ er brach ab, zuckte mit den Schultern. Mein Herz machte einen gerührten Hüpfer und ich umarmte ihn liebevoll. Als er sich von mir löste rang er sich ein Lächeln für mich ab. Dann gingen wir weiter, der Kies unter unseren Schuhen knirschte leise. Ich konnte meinen kleinen Sieg über Blondie gar nicht richtig genießen, denn natürlich meldete sich mein Gewissen. Das mir mit diese Situation in der Emmet so unglücklich war unmöglich machte. Ich konnte das Ende des Parks bereits sehen „Emmet?“, fragte ich leise und blickte weiter auf die kleinen Kiesel. „Ja“ seine Stimme klang dumpf und irgendwie eigenartig. „Du musst das nicht für mich tun“, flüsterte ich und blickte stur auf den Schotter. „Wenn du sie so wahnsinnig gern hast, dann…“ Auch wenn ich es überhaupt nicht verstehen konnte wie Emmet sie mögen konnte… doch es war nicht fair… und wer weiß vielleicht schaffte er es ihr die Krallen zu ziehen. „Bella, sie kann nicht so mit dir umgehen. Und ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der so bösartig ist“, erwiderte er und seine Stimme klang fremd. Ich schielte zu ihm hinauf. Mir fiel nichts ein was ich dazu hätte sagen können, was sollte man dazu sagen? Doch ich will das sie mich so fertig macht, Hauptsache du bist glücklich und lachst endlich wieder? Er griff meine Hand und legte sie über seinen Arm, so schlenderten wir weiter. Mein schlechtes Gewissen lies mich jedoch nicht in Frieden. Ich seufzte genervt auf, warum musste denn alles so schwierig sein? Doch plötzlich fiel mir etwas ein. „Warte mal, du sagst du kennst sie schon drei Wochen, warum war dir ihr Nachname kein Begriff?“, fragte ich ihn und blieb erneut stehen. Fragend sah er mich an.Doch schließlich antwortete er mir. „Weil ihr Name Hudson ist, nicht Cullen. Ihr Vater lebt nicht bei ihnen. Und ihre Mutter hat neu geheiratet, vermutlich diesen Cullen. Doch wir haben nicht über Namen gesprochen“, erzählte er mir und wirkte nachdenklich, als wäre er wieder in der Zeit als er sie kennengelernt hat. Diese Erkenntnis verwirrte mich, Blondies Leben war also gar nicht so perfekt? Sie hat genauso eine Scheidung der Eltern mit gemacht wie wir. Beinahe hatte ich Mitleid mit ihr, ich wusste wie schwer es war. Und wie lange es mich verunsichert hatte. Auf einmal war meine Mutter fort, hatte Emmet mitgenommen, meine Familie auseinander gerissen. Und während ich darüber nachdachte kam mir ein weiterer Gedanke – Edward war vielleicht gar nicht ihr Bruder, also kein Leiblicher. Und wieder waren es die Cullens in meinen Gedanken. Ein Lächeln glitt über meine Lippen, als ich daran dachte das nicht nur ich den Cullens oder Hudsons oder wie sie auch heißen mochten, verfallen war. Mein bester Freund, mein Bruder… und… naja… also… ich… ich anscheinend auch. Ich fragte Emmet nicht weiter danach und ließ ihn in Ruhe. Also liefen wir schweigend neben einander her bis wir von unserem Haus standen. „Mach dir mal keine Sorgen um mich“, hörte ich Emmet sagen und dann spürte ich seine Hand, wie er mir liebevoll über mein Haar strich. Ich blickte zu ihm auf und sah das Lächeln in seinem Gesicht, welches ich kannte. Doch noch immer störte mich etwas, was war es? Irgendwas war anders, so verkehrt. Ich legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an. Das Grinsen vertiefte sich und ich gab es auf. „Komm wir gehen rein, bevor Ms. Lehmann uns wieder abfängt“, flüsterte er grinsend. Ich nickte eifrig. In meiner Wohnung angekommen schaltete ich den Computer ein und lauschte dem vertrauten Summen. Als der Rechner endlich hochgefahren war, schaffte ich es sogar halbwegs mich auf meine Hausarbeit zu konzentrieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)