Bis(s) die Liebe siegt von abgemeldet (Knöpft direkt an das 4. Buch) ================================================================================ Kapitel 19: Erinnerungen ------------------------ Mit gesenktem Kopf betraten wir das Haus. Ich hörte wie Emmett Renesmee eine Geschichte vorlas. Die Vorstellung, dass meine kleine, zerbrechliche Tochter in den Armen von Emmett lag bescherte mir ein leichtes grinsen. Aber das grinsen erlosch schnell wieder, denn lieber wäre es mir gewesen, dass sie in den Armen ihres Vaters gelegen hätte. Mit kleinen Schritten folgte ich Carlisle ins Wohnzimmer. Renesmee kuschelte sich an die Breite Brust von Emmett und hatte ihre Augen geschlossen. Rosalie und Esme begutachteten ein Gemälde. Ich legte meinen Kopf schief und versuchte irgendwas Interessantes an dem Gemälde festzustellen, aber es war nur ein Spiel der Farben, kein besonderes Muster, einfach wild durcheinander gemalte Striche und Punkte. Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum gleiten. Es war nur noch Jasper anwesend. War es jetzt eine gute Gelegenheit mit den anderen zu reden? Hilfesuchend schaute ich zu Carlisle und der sofort nickte. Konnte er meine Gesichtszüge deuten oder woher wusste er, was ich dachte? „Kleines, soll ich dich ins Bett bringen?“ Sie war wirklich müde gewesen. „Darf Onkel Emmett mich ins Bett bringen?“ murmelte sie. Die Beziehung zwischen Emmett und Renesmee wurde von Tag zu Tag immer enger. Ich ging die fünf Schritte, die mich von ihr trennten, auf sie zu und beugte mich zu ihr vor. „Wenn du das gern möchtest, dann kann er dich ins Bett bringen.“ Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut Kleines und träume was Süßes.“ Sie nickte leicht und streckte ihren Kopf zu mir aus. Ich beugte mich noch einen Stück weiter runter. Ein leichter Kuss traf mich auf der Wange. „Momma ich liebe dich“, murmelte sie wieder. Emmett legte das Buch an die Seite und bettete Renesmee vorsichtig auf seinen Armen. „Kann ich irgendwas falsch machen?“ fragte er mich vorsichtig und so leise, dass Renesmee es nicht hören konnte. Ich musste ein wenig grinsen. Emmett was immer noch ziemlich unsicher im Umgang mit Kindern, dabei machte er seine Sache wirklich gut. „Denk nicht so viel nach Emmett. Mach es einfach“, wieder huschte ein Lächeln über mein Gesicht. „Du machst das wirklich toll. Pass nur ein wenig mit deiner Kraft auf, sie ist ein wenig zerbrechlicher als wir.“ Ich legte meine Hand auf seine Schulter und nickte ihm aufmunternd zu. Während die Beiden die Treppe hinauf liefen, setze ich mich neben Jasper. Er hatte die ganze Zeit den Teppich nicht aus den Augen gelassen. Ich bekam ein unwohles Gefühl. Nun seufzte er und schaute mir direkt in die Augen. „Bella was ist los?“ fragte er mich leise. „Das wollte ich dich gerade fragen. Du hast die ganze Zeit den Teppich nicht aus den Augen gelassen.“ „Ich verstehe nicht, was mit Alice und Edward los ist. Die beiden machen mich bald wahnsinnig mit ihren unkontrollierten Gefühlen. Mal sind sie wütend, dann wieder fröhlich und das immer im Wechsel.“ „Jasper wir müssen gleich unbedingt reden, aber wir sollten eben auf Emmett warten.“ „Was ist passiert.“ „Carlisle und ich befürchten, dass Edward und Alice entführt wurden.“ „Du machst Witze“, er lachte leise. „Anscheint hast du vergessen, wer gerade noch auf der Couch saß.“ Er grinste immer noch. „Das ist ja das Problem. Es sind wohl die Gestaltenwandler, die sich auch in Jake, Sam und Seth verwandelt haben.“ Nun weiteten sich seine Augen und sein Mund stand offen. „Bella das kann nicht sein.“ „Es ist aber so. Hast du dich noch nicht gewundert, warum Alice teilweise sehr abweisend ist, das Edward nicht mehr auf die Gedanken von uns reagiert, das Alice schon seid langen keine Vision mehr hatte, ist dir ihr Lachen nicht aufgefallen, ist dir noch nicht aufgefallen, wie Edward mit mir und auch mit Renesmee umgeht?“ Ich hoffte, dass er jetzt nachdachte und mir zustimmte. Wieder starrte er den Teppich an. Ab und zu schüttelte er mit dem Kopf und dann seufzte er. „Das darf nicht sein. Wenn das wirklich nicht Alice und Edward sind, wo sind die Beiden dann? „Lass uns eben auf Emmett warten. Dann reden wir in Ruhe darüber“, sprach ich leise. „Was gibt es denn? Ich bin doch schon da“, er lachte und kam zu uns die Treppe hinunter gerannt. Als er unten stand ging ich auf ihn zu. „Und schläft sie?“ „Nach dem ich ihr zweimal „Die Schöne und das Biest“ vorgelesen habe, sind ihr die Augen zu gefallen. Eure Kleine ist echt Atemberaubend.“ Er legte den Arm um meine Schulte und zog mich an sich. „Wir sollten uns an den Tisch setzen und in Ruhe darüber sprechen“, Carlisle deutete auf den großen Tisch und Emmett schaute uns mit großen Augen an. Es dauerte nicht lange, da hatten wir unsere Plätze eingenommen. Carlisle nickte mir kurz zu und mit zittriger Stimme fing ich an zu erzählen. „Die beiden, die sich hier als Alice und Edward ausgeben, sind nicht Alice und Edward.“ Ich holte tief Luft. „Ich habe mit Carlisle vorhin darüber gesprochen und ich bin mir ganz Sicher.“ „Stop mal Bella. Wie kommt ihr darauf?“ Esme, Rosalie und auch Emmett schauten mit großen Augen zwischen mir und Carlisle hin und her. Wieder nickte Carlisle mir aufmunternd zu. „Na ja ist euch das Verhalten von Edward nicht merkwürdig vorgekommen? So wie er mit mir und Renesmee umgeht? Des weiteren reagiert er nicht, wenn ich ihn in Gedanken rufe. Habt ihr in den letzten Tagen ihm was in Gedanken gesagt und er hat nicht reagiert? Ich habe vorhin auch mitbekommen, wie dieser Möchtegern Edward die Toilette benutzt hat.“ „Das kann doch nicht sein“, unterbrach Emmett mich. „Was haben sie mit ihm gemacht und wer ist das, der sich als Edward ausgibt?“ „Wie vermuten, dass es die Gestaltenwandler sind, die sich auch in Jake, Sam und Seth verwandelt haben. Aber auch Alice ist nicht Alice. Die Person, die jetzt unter uns ist lacht ganz anders als unsere Alice und sie hat auch schon seid Tagen keine Vision mehr habt. Das sind alles Punkte, die mich davon überzeugen, dass Alice und Edward nicht echt sind.“ Jasper schaute wie versteinert auf die Wand. Er regte sich kein Stück. „Warum ist mir das nicht früher aufgefallen?“ flüsterte er leise. Rosalie legte einen Arm um ihn. „Dich trifft keine Schuld. Es ist uns allen nicht aufgefallen.“ „Aber ich bin ihr Mann.“ Er schüttelte immer wieder den Kopf und dann sprang er auf. „Wir müssen sofort etwas tun. Wo könnten Alice und Edward sein?“ Er stand ungeduldig vor der Haustür. „Jasper warte. Wir dürfen jetzt nicht unüberlegt handeln. Bella vermutet, das Aro dahinter steckt. Wir wissen alle, wie sehr er die Gaben von Alice und Edward vergöttert, aber er bekommt die Beiden nicht, das verspreche ich euch. Wir müssen wirklich überlegen was wir nun machen.“ „Wir können doch nicht hier rumsitzen und nichts tun. Ich will sofort zu meiner Frau.“ Jasper war außer sich. Ich sprang auf und ging 5 Schritte auf ihn zu. „Mir fällt es auch nicht leicht, hier zu sitzen ohne zu wissen wo Edward ist, aber im Moment können wir leider nichts anderes tun. Ich mache mir auch Sorgen und genauso wie du Vorwürfe, dass ich es nicht früher gemerkt habe, aber Alice hat mir kurz vor ihrem Verschwinden einen Brief hinterlassen.“ „Was hat Alice?“ fragte Emse jetzt erschrocken. „An dem Tag als Rosalie und Emmett wieder gekommen sind, habe ich in unserem Haus einen Brief von Alice gefunden. Dort drin stand, dass sie die Zirkel zu Renesmee’s Geburtstag eingeladen haben, dass sie einen Tag vorher anreisen und ich mit niemanden außer mit Carlisle darüber reden sollte. Irgendwas muss Alice geahnt haben, sonst hätte sie das nicht geschrieben.“ „Warum sprichst du dann jetzt mit uns darüber“, Rosalie war ein wenig eingeschnappt. „Weil ich jetzt den Grund kenne, warum sie das gemacht hat. Sie hat vermutet, dass irgendjemand sich verspricht und so die Gestaltenwandler davon erfahren und das wollte sie verhindern, aber jetzt wo wir wissen, dass es nicht Alice und Edward sind, können wir mit euch darüber reden, dennoch müssen wir vorsichtig sein.“ „Ja ok, aber was hat das mit den anderen Zirkel zu bedeuten?“ fragte Esme vorsichtig. Wir schauten uns alle fragend an. „Hat Alice vielleicht gesehen, dass es zu einem Kampf kommt?“ sprach ich nun auch vorsichtig. Ich mochte es mir nicht vorstellen, aber denkbar war es. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken, als ich an unser letzes Zusammentreffen mit den Volturi nachdachte. Durch Glück und mit Edwards diplomatischer Hilfe hatten wir sie lange genug hinhalten können bis Alice die Lösung geliefert hatte. Beide waren nicht da. Wie würde ein Treffen verlaufen, wenn es tatsächlich zu einem Kampf käme? Wenn der einzige Vorteil den wir noch hatten mein Schild wäre? Ich konnte nicht kämpfen, wenn ich in der Mitte des Feldes jeden damit schützen wollte. Ich würde es tun, aber wie lange würde ich standhalten können um meine Lieben zu schützen? Lange genug, um Edward zu sehen? Ich mochte mir nicht vorstellen, dass ich Edward und Alice eventuell nie wieder sehen würde. Schnell schüttelte ich den Kopf. Daran durfte ich nicht denken. Natürlich würde ich sie wieder sehen. Wir würden um sie kämpfen. Niemand sprach und ich schaute wieder in die Gesichter. Alle waren in ihrer Gedankenwelt versunken. „Das könnte möglich sein. Deswegen hat Alice auch die andren Zirkel eingeladen. Wir können im Moment nur auf die Ankunft der Zirkel warten. Vielleicht hat Alice denen mehr gesagt.“ „Warten? Ich kann nicht warten. Es geht um das Leben meiner Frau. Wie könnt ihr nur so ruhig da sitzen. Sind es nicht eure Kinder, Geschwister, Mann?“ Jasper brodelte so vor Wut. „Jetzt beruhig dich.“ Carlisle sprach mit ernster Stimme. So hatte ich ihn selten gehört. „Wir können im Moment nun mal nichts machen, oder hast du eine Idee?“ „Irgendwas müssen wir tun. Wir können doch hier nicht rumsitzen und abwarten.“ „Doch das müssen wir jetzt wohl. Wir wissen nicht wo die Beiden gefangen gehalten werden und alleine haben wir gegen die Volturi keine Chance. Alice hat nicht umsonst die anderen Zirkel hier her eingeladen. Wir müssen in Ruhe überlegen, wie wir vorgehen werden. In zwei Tagen werden die Zirkel auf der großen Lichtung ankommen und dann können wir erst genauer Planen. In der Zwischenzeit dürfen wir uns nichts anmerken lassen und so tun als sei alles in Ordnung. Bella sprichst du mit dem Rudel?“ „Meinst du jetzt wäre ein guter Zeitpunkt? Billy ist gerade gestorben und wurde wahrscheinlich von diesen Gestaltenwandlern umgebracht. Wenn Jake davon erfährt, kann ich für nichts garantieren.“ „Das Rudel muss es erfahren und wir müssen Jake irgendwie ruhig stellen.“ „Carlisle ich weiß wirklich nicht wie ich das machen soll und ehrlich ich würde auch so reagieren wie er.“ „Du musst ihm sagen, dass er nichts unternehmen darf. Er wird seine Rache bekommen, das verspreche ich ihm.“ „Ok ich versuche mit ihm zu reden, aber ich warte bis nach der Beerdigung.“ „Nein, dass muss sofort passieren. Nicht das sie Alice oder auch Edward was anvertrauen, was uns verraten könnte.“ Ich schaute Carlisle unglaubwürdig an. Wie sollte ich Jake das denn nun erklären, wo sein Vater noch nicht mal beerdigt war? „Meinst du nicht, dass das ein wenig zu viel von ihm verlangt ist?“ „Bella wir können es nicht riskieren, dass unser Geheimnis auffliegt. Du musst morgen direkt mit ihm reden.“ Ich schnaubte und überlegte fieberhaft, wie ich es dem Rudel am Besten erklären konnte. „Ich werde mein Bestes geben.“ „Das wissen wir“, Carlisle legte eine Hand auf meine Schulter. „Carlisle bist du dir wirklich sicher, dass wir nichts tun können?“ Jasper schaute ihn traurig an. Ich konnte so gut verstehen wie es ihm jetzt ging. „Es tut mir leid, Jasper, aber wir können nichts tun.“ Jasper nickte kurz und sein Blick war weiter auf den Boden gerichtet. Ich ging wieder ein paar Schritte auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Das Gefühl ließ mich nicht los, dass er jetzt eine Stütze brauchte. Sofort schlang er seine Arme um mich und drückte mich an sich. Es war nicht unangenehm von ihm gedrückt zu werden, aber dennoch komisch. So nah standen Jasper und ich uns nie, aber diese Situation schweißte uns zusammen. Wir machten gerade das Gleiche durch. Ich streichelte ihm über den Rücken und versuchte ihn ein wenig zu beruhigen. Langsam lockerte er seine Umarmung. Nun schauten mich zwei tieftraurige Augen an. „Bella magst du mit mir jagen gehen?“ Er schaute mich mit flehenden Augen an. „Ich würde gern mit dir jagen gehen.“ Ein gequältes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ich lächelte ihn aufmunternd zu, auch wenn mir selber nicht zum Lächeln zumute war. Die Angst um Edward und Alice war so groß, dass ich kaum an was anderes denken konnte. Carlisle hatte recht, wir mussten jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Ich hatte noch eine große Aufgabe vor mir. Jake und der Rest der Quileute mussten davon erfahren und wahrscheinlich würde es in ein paar Tagen zu einem Kampf kommen. Wir durften jetzt nichts falsch machen. „Würdet ihr bei Renesmee bleiben?“ fragte ich den Rest meiner Familie dir mir sofort zunickten. „Dann gehen Jasper und ich jagen. Wir sind vor Sonnenaufgang wieder da.“ „Passt auf euch auf.“ Esme musterte uns beide. „Ich möchte nicht, dass euch beiden auch noch was passiert.“ Ihr Blick war voller Trauer und Entsetzen. Sie musste sich auch wohl große Sorgen um ihre beiden Kinder machen. Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Uns wird schon nichts passieren“, versprach ich ihr. „Können wir jetzt?“ Jasper hatte die Tür schon geöffnet und wartete ungeduldig auf mich. Ich nickte ihm kurz zu, schaute noch einmal in die Runde und lief dann zu ihm. Es dauerte nicht lang und wir waren am Ende des Waldes angekommen. Es erstaunte mich mit welcher Eleganz Jasper jagte. Ich beobachtete ihn und prägte mir jedes Detail ein, denn meine Jagdgewohnheiten waren noch lange nicht so elegant und schnell wie seine. Mir passierte es immer noch, dass meine Kleidung zerriss und das ich überall Bluttropfen hatte. So machte sich der Rest meiner Familie immer noch lustig über mich. Als er das Reh ausgetrunken hatte, drehte er sich zu mir um. „Hast du gar keinen Durst?“ „Doch, doch.“ Mir war es peinlich, dass er mich erwischt hatte und lächelte ihn verlegen an. „Warum jagst du dann nicht?“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schaute mich mit einen breiten Grinsen an. „Bella, dass muss dir nicht peinlich sein. Bei dir wird es auch nicht mehr lange dauern, dass deine Kleidung heil bleibt.“ Er fing leise an zu lachen und ich wäre am Liebsten im Erdboden versunken. Mit vier Schritten war er bei mir angekommen. „Jetzt erledige mal ein Tier. Ich schaue mir das an und kann dir später sicherlich gute Tips geben.“ Ich schaute ihn von der Seite an. War das jetzt sein Ernst? „Du brauchst mich jetzt gar nicht so schräg anzuschauen. Das ist mein Ernst.“ Wieder erklang sein Lachen und ich musste mit einstimmen. Kurz darauf hielt ich inne und versuchte ein Tier auszumachen. Es dauerte nicht lang und ich roch einen Bären. Ich sprang ein paar leichte Schritte und konnte den Bären am Fluss sehen. Hinter mir spürte ich Jasper, der jede meiner Bewegungen beobachte. Langsam schlich mich an den Bären an und gerade als er wieder seinen Kopf in das Wasser steckte, sprang ich auf seinen Rücken und bohrte ihm sogleich meine Zähne in den Nacken. Er schlug ein paar Mal um sich, aber ich konnte ihm geschickt ausweichen. Langsam ließ das zucken nach und das warme, dickflüssige Blut rann an meiner Kehle hinunter. Sofort ließ das Ziehen nach und ich genoss jeden einzelnen Tropfen. Als ich den Bären leer getrunken hatte, warf ich ihn auf den Boden. Sofort ging mein Blick an meiner Kleidung runter und ich erstellte erfreut fest, dass zum Ersten Mal meine Kleidung eine Jagd ohne Schaden überstanden hatte. „Ja endlich“, schrie vor lauter Freude. „Siehst du es ist doch gar nicht so schwer.“ Ich drehte mich erschrocken um. Jasper stand immer noch hinter mir. Sofort erlosch mein grinsen. „Bella, wie oft soll ich dir das noch sagen, dass du dich nicht schämen brauchst? Wir sind alle so angefangen und du kannst dich jetzt ruhig freuen, dass deine Kleidung die Jagd überstanden hat.“ Wieder fing er an zu lachen und ich stimmte mit ein. Er hatte recht. Ich durfte mich ruhig ein wenig freuen. Sofort hallten Edward’s Sätze in meinem Kopf. Jedesmal nach der Jagd machte er sich lustig und zog mich damit auf. Wie gern würde ich ihn jetzt hören. Ob er stolz auf mich wäre? Ohne es zu merken ließ ich mich auf den Boden fallen. Er fehlte mich so sehr. Warum konnte Aro nicht an einem anderen Vampiren gefallen haben? Warum ausgerechnet Edward und Alice? Jasper setze sich zu mir und zog mich an sich. „Alice fehlt mir auch und ich habe so eine Angst um sie. Seid dem sie mich damals gefunden hatte, war ich nie so lange von ihr getrennt. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich es nicht früher gemerkt habe, dass sie nicht echt ist. In den letzten Tage habe ich so oft versucht mit ihr zu reden um zu erfahren was mit ihr los ist, aber sie wich mir immer aus. Sonst hatten wir nie Geheimnisse voreinander. Spätestens da hätte es mir auffallen müssen.“ „So geht es mir auch. Gerade als Edward gegenüber Renesmee so reagiert hatte, hätten bei mir die Alarmglocken läuten müssen, aber ich habe die ganze Zeit daran gedacht, dass irgendwas vorgefallen sein muss, was sie uns nicht sagen durften und sie sich deswegen so verhalten. Jasper ich habe Angst.“ Mehr konnte ich nicht sagen, denn meine Stimme brach weg. Ich drückte meine Hände vors Gesicht und ich konnte Edward sehen. Er lächelte mich mit seinem schiefen Lächeln an. Eine Hand streckte er nach mir aus. Wie gern würde ich diese Hand jetzt halten, sie drücken. Sein Gesicht kam immer näher, aber er küsste mich nicht. Ich wünschte mir jetzt nichts mehr als seine weichen Lippen zu spüren. Er flüsterte mir etwas zu, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich strengte mich an und dann hörte ich ein leises „Ich liebe dich“. Sofort nahm ich die Hände von meinem Gesicht und schaute mich um. Ich konnte ihn nicht sehen. Alles nur Einbildung. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Dann hörte ich wieder seine Stimme. „Sei stark. Für uns.“ Wieder drehte ich mich um, aber außer den grün bedeckten Wald sah ich nichts. Jasper schaute mich verwirrt an. „Wir müssen jetzt stark sein. Für die beiden. Sie werden wieder zu uns zurück kommen. Das weiß ich.“ Jasper sagte nichts. Nach langer Zeit nickte er kurz. „Ja du hast recht. Wir müssen jetzt stark sein. So leicht bekommt Aro die Beiden nicht. Nur über meine Leiche.“ Mit einem Satz stand er nun neben mir und reichte mir seine Hand. Dankend nahm ich sie an und er zog mich hoch. „Wir werde es schaffen“, sprach er voll Optimismus. Er lächelte mich tapfer an und ich versuchte es ihm nachzumachen. Aber scheiterte daran. „Edward und Alice würden es nicht haben wollen, dass wir jetzt aufgeben und uns hängen lassen.“ Damit hatte er recht. Das würden die beiden wirklich nicht wollen. Nach den paar Stunden mit Jasper im Wald, hatte ich neuen Mut und neue Kraft getankt. Jetzt wusste ich, dass wir es schaffen würden. So schnell wir konnten liefen wir wieder zurück. Die Sonne ging gerade auf, als wir die Tür öffneten. Esme lächelte uns erleichtert an. „Das seid ihr ja endlich. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Sofort kam sie auf uns zu und nahm uns nacheinander in den Arm. „Ich habe dir doch gesagt, dass uns nichts passiert“, sprach ich leise. Sie schaute mir tief in die Augen und drückte mich wieder an sich. „Ich hatte Angst, dass Aro auch euch entführt.“ „Na ja unsere Gaben sind für Aro nur halb so interessant wie die von Alice und Edward“, sprach ich beiläufig. „Das glaubst auch nur du. Ich habe Aro’s Augen gesehen, als er von deiner Gabe erfahren hat. Er würde dich auch gern in seiner Sammlung haben“, sprach Rosalie aufgebracht. „Mich wird er aber genauso wenig bekommen wie Edward und Alice. Unsere Familie ist hier und von der kann uns nichts und niemand trennen. Hier ist unser zu Hause. Hier gehören wir hin“, sprach ich laut und deutlich. „Aber Edward und Alice hat er auch bekommen“, sprach Emmett nun nachdenklich. „Ja vorübergehend hat er sie bekommen und das sicherlich nicht auf freiwilligem Wege von Alice und Edward. Wir wissen alle, dass sie dort nie freiwillig hingehen würden. Oder glaubt ihr das wirklich?“ „Nein das glaube ich nicht, denn sonst wären die Gestaltenwandler ja nicht hier und würden sich unter uns mischen.“ Nun war Emmett wieder ganz da. „Was machen wir nun?“ fragte er euphorisch. „Morgen werden die anderen Zirkel anreisen und solange können wir nichts tun. Bella gehst du heute wie vereinbart zu Jake und dem Rudel?“ Carlisle sprach wie immer mit ruhiger und fester Stimme. „Ja das werde ich machen. Wir sollten überlegen, wie wir die anderen Gestaltenwandler von der Beerdigung fernhalten können. Ich möchte die Mörder von Billy nicht dabei haben und Jake ist sicherlich meiner Meinung.“ „Aber wie möchtet du die davon verhalten?“ „Da wird mir schon was einfallen. Aber die Beiden werden nicht daran teilnehmen.“ Ich drehte mich um und ging die Treppe hinauf, denn ich hörte, dass meine Tochter wach geworden war. Als ich vor Edward’s Zimmer stand öffnete ich langsam die Tür. Renesmee saß schon auf dem Bett und strahlte mich an. „Guten Morgen Momma“, sprach sich verschlafen. Mir schnell Schritten lief ich auf sie zu und setze mich zu ihr auf’s Bett. „Guten Morgen Kleines“, damit zog ich sie auf meinen Schoß und drückte sie an mich. Sofort kuschelte sie sich an mich und legte mir ihre Hand an den Hals. Sie zeigte mir die Bilder von ihrem Traum. Überall war es schön bunt gewesen. Hand in Hand mit Edward rannte sie über eine große Blumenwiese. Sie lachten beide vergnügt. Wieder kam die Sehnsucht nach Edward in mir hoch, aber dieser Traum zeigte mir auch, wie sehr ihr Edward, der richtige Edward, fehlte. Ich hörte wie sie ihn rief, wie sie ihm zu rief, wie sehr sie ihn liebte. Aufeinmal hörte ich ein schluchzen. Erschrocken sah ich zu Renesmee runter. Sie weinte. Die Tränen liefen über ihre Wangen und endeten an ihren Lippen. „Momma, was ist mit Daddy? Liebt er mich nicht mehr?“ Wieder fing sie laut an zu schluchzen und ihr kleiner Körper zitterte. „Natürlich liebt dein Daddy dich. An sowas darfst du nicht denken. Hörst du Kleines. Wir lieben dich beide und du bist für uns wichtiger als alles andere.“ Immer mehr Tränen liefen an ihren Wangen hinunter. Jede einzelne fing ich mit meinen Finger auf. Wieder drückte ich sie an mich, küsste ihr Haar und streichelte ihren Rücken. „Bald wird Daddy wieder so sein wie immer“, versprach ich ihr. Ich hätte ihr gern erzählt, dass das nicht Edward war, aber das war alles zu verwirrend für sie. Sie sollte so unbeschwert wie möglich Leben und von den Problem nichts mitbekommen. „Kleines ich fahre gleich eben in die Stadt und danach gehen wir zu Jake. Er freut sich sicherlich schon auf dich.“ Sie schaute zu mir hoch und ihren Lippe formten sich zu einem breiten Grinsen. „Oh ja ich darf ja heute endlich wieder mit Jake spielen. Darf ich denn mit dir in die Stadt fahren?“ „Das geht leider nicht Kleines, aber ich werde ganz schnell wieder zurück sein.“ Sie sollte von dem Gespräch mit Jake nichts mitbekommen, deswegen war es besser, das sie in dem Glauben war, dass ich in die Stadt fahren würde. Wenn ich später mit ihr nach La Push fahren würde, hätte Jake sich bestimmt wieder beruhigt. „Warum darf ich denn nicht mit?“ Wieder schaute sie mich traurig an. Ich hätte mich darauf einstellen müssen, dass sie diese Frage stellen würde. Kinder in ihrem Alter waren neugierig und fragten so lange bis sie auf alles eine Antwort hatten. Ich brauchte nicht lange überlegen und mir fiel die passende Antwort ein. „Weil ich heute dein Geburtstagsgeschenk einkaufe und das sollst du ja vorher nicht sehen.“ Sie sprang von meinem Schoß und hüpfte durch das Zimmer. „Ich hab ja bald Geburtstag. Endlich werde ich ein Jahr alt.“ Sie führte einen Freudentanz vor und hüpfte von einem Bein auf den anderen. „Ja bald hast du Geburtstag.“ Ich kniete mich neben sie und gab ihr einen Kuss. „Sollen wir dich eben anziehen, dann kann ich schnell in die Stadt fahren und um so schneller sind wir dann auch bei Jake.“ Sie nickte eifrig und hüpfte zu dem Stapel Hosen und Shirts die auf der kleinen Kommode lagen. Schnell hatte sie ihre Wahl getroffen. Sie wollte ihre blaue Leggins und ihre rote Bluse anziehen. Als wir fertig waren liefen wir die Treppe hinunter. Esme hatte Renesmee’s Frühstück schon vorbereitet. Im ganzen Haus roch es nach Omelette. Man konnte auch sagen, dass es stank. Ich zog meine Nase hoch und erntete direkt einen strafenden Blick von Esme. Es sollte keine Beleidigung sein, aber meine empfindliche Nase roch diesen Duft nicht gern. Ich warf ihr einen entschuldigten Blick zu und sie grinste mich frech an. Wie musste es wohl für Esme sein? Empfand sie es auch als stinken? Ich bewunderte sie dafür, dass sie diesen Geruch aushielt und Tag für Tag Renesmee das Frühstück machte. „Guten Morgen kleiner Wirbelwind“, begrüßte sie ihre Enkelin. „Guten Morgen Oma. Das riecht aber gut.“ Esme drehte sie wieder zu mir und funkelte mich mit einem breiten grinsen an. „Dann setz dich mal schnell hin, sonst wird es noch kalt“, wandte sie sich wieder an Renesmee. „Oma darf ich solange bei euch bleiben, bis Momma aus der Stadt wieder da ist? Sie kauft heute mein Geburtstagsgeschenk.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Natürlich kannst du hier bleiben. Ich freue mich darauf, wieder mit dir was zu unternehmen.“ Sie legte eine Hand auf ihre Schulter und schaute sie mit einem stolzen Blick an. „Ich fahre dann mal eben in die Stadt. Soll ich euch noch was mitbringen?“ „Wir fahren später selber in die Stadt. Viel Vergnügen.“ Ich verdrehte die Augen, denn Esme wusste genau wie ich, dass das was jetzt auf mich zu kam, nicht einfach war. Schnell lief ich zur Garage und ließ mich auf den Sitz meines Ferraris nieder. Für mich war es immer noch ein komisches Gefühl dieses Auto zu fahren, aber so langsam sollte ich mich daran gewöhnen. Als ich den Motor surren hörte, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Langsam fand ich Gefallen an schnellen Autos. Schnell fuhr ich die Auffahrt runter und genauso schnell bog ich ab. Ich entschied mich erst in die Stadt zu fahren und das Geburtstagsgeschenk zu holen. Bereits vor Tagen war mir eingefallen, was ich ihr holen wollte. Sie hatte die Liebe zum Malen entdeckt und immer wenn Esme auf sie aufpasste, malten sie die tollsten Bilder. Ich wollte ihr ein Maler- Set kaufen. Mit allem was dazu gehörte. Öl- Farben, Wassermalfarbe, Buntstifte, eine Staffelei, Pinsel einfach alles. Sie hatte wirklich ein großes Talent und das wollte ich unterstützen. Schnell hatte ich den Laden erreicht, wo es hochwertige Maler- Sets gab. Als ich die Ladentür öffnete erklang eine kleine Glocke und sofort kam eine ältere Frau aus einer kleinen Kammer. Ihr Herz setze kurz aus, als sie mich sah. Schnell hatte es aber wieder den gleichen Rhythmus. „Guten Tag, kann ich ihnen vielleicht helfen?“ Sie begrüßte mich freundlich und schenkte mir ein leichtes Lächeln. „Ja ich suche ein Maler- Set. Es sollte ruhig schon etwas hochwertiges sein.“ Ich wusste, dass ich auf das Geld nicht achten brauchte. Egal wie teuer es war, für meine Tochter würde ich gern so viel Geld ausgeben. Langsam trat die Frau hinter ihrem Tresen hervor und lief eine kleine Treppe hinauf. Da ich nicht wusste, ob ich ihr folgen sollte, ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Dort standen viele schöne Bilder. Eins viel mir sofort ins Auge. Das Bild zeigte einen kleinen Strand und einen Sonnenuntergang. Im Meer standen zwei Personen. Sofort erinnerte mich dieses Bild an Edward’s und meine Hochzeitsnacht. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Damals war alles noch so Problemlos. Wir waren zusammen, hatte uns gerade ewige Liebe und Treue geschworen. Er fehlte mir so sehr. Ich musterte das Bild weiter. Man konnte kleinen Wellen erkennen und auf der Insel standen zwei Palmen. Ein Räuspern holte mich aus meiner Gedankenwelt zurück. Erschrocken drehte ich mich um. Die Verkäuferin stand hinter mir. „Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken.“ Ich atmete aus. „Das ist kein Problem. Ich war gerade nur ein wenig abgelenkt. Können sie mir verraten, wie teuer dieses Bild hier ist.“ Ich zeigte mit dem Finger auf das Bild, was ich bis gerade begutachtet hatte. „Miss, das tut mir leid, das Bild ist leider nicht zu verkaufen.“ „Das ist wirklich schade. Ich hätte es wirklich gern gekauft.“ Ich schaute traurig auf den Boden. Das Bild hätte sie wirklich gut in unserem Wohnzimmer gemach. „Würden sie es auch nicht verkaufen, wenn ich ihnen dafür 400$ biete?“ Es erleichterte mich ein wenig, dass ich viel Geld zur Verfügung hatte. „400$? Ist das wirklich ihr ernst?“ „Ja das ist mein ernst. Das Bild ist bezaubernd und erinnert mich an eine bestimmte Situation. Wenn ihnen 400$ aber zu wenig ist, ich biete auch gern mehr.“ Der Mund der Verkäuferin stand offen und ihre Augen waren weit geöffnet. „Nein 400$ ist vollkommen in Ordnung“, stammelte sie leicht verwirrt. „Heißt das, dass ich das Bild mitnehmen darf.“ Die alte Dame nickte kurz, stellte das Maler- Set, was sie soeben geholt hatte, auf den Tresen und nahm das Bild ab. Jetzt wo ich es so nah vor mir hatte, konnte ich es noch deutlicher erkennen. Der Mann hatte seine Arme um die Frau geschlungen. Er küsste ihre Stirn. Wieder lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Das Gleiche hatte Edward damals auch bei mir getan. „Das Bild ist wirklich wunderschön“, sprach ich gedankenverloren. „Danke, das habe ich selber gemalt.“ „Sie selber? Sie haben wirklich Talent. Haben sie noch mehr Bilder gemalt?“ „Nein, als mein Mann vor ein paar Jahren verstarb, habe ich die Lust am Malen verloren. Mein Mann hat mir immer zugeschaut und jetzt wo er nicht mehr da ist, fühlt es sich nicht richtig an.“ Mir fielen Billy’s Worte ein, als er sich von Jake verabschiedete. „Sie sollten wieder anfangen zu malen. Ihr Mann hätte sicherlich nicht gewollt, dass sie damit aufhören. Denken sie daran, ihr Mann ist nicht weg. Er ist immer bei ihnen. In ihrem Herzen lebt er weiter und von dort oben wird er sie immer beobachten, so wie er es auch zu Lebzeiten getan hat.“ Es erstaunte mich mit welch sicheren Stimme ich das sagte. Sonst brach mir die Stimme immer weg. Ich schaute die Frau an, die sich gerade eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Meinen sie wirklich?“ „Ich meine es nicht nur, sondern ich weiß es. Sie sind nie allein.“ Die Verkäuferin überlegte kurz und nickte dann. „Sie haben recht. Er hätte nicht gewollt, dass ich aufhöre. Danke.“ Sie legte mir ein Hand auf die Schulter, zog sie aber sofort wieder zurück. Sicherlich war sie erschrocken, dass ich so kalt war. Einen Moment lang war es ruhig. „Oh jetzt hätte ich es ja beinahe vergessen. Das ist das hochwertigste Maler- Set was ich im Moment da habe. Dort finden sie alle möglichen Farben, sowie Öl- Farben, Wassermalfarben und auch Acryl- Farben. Zu diesem Maler- Set gehören zehn verschieden große und hochwertige Pinsel.“ Sie öffnete vorsichtig den Kasten und zeigte mir alles. „Das nehme ich“, sprach ich entschlossen. Das war genau das was ich für Renesmee haben wollte. „Das Set ist aber nicht sehr günstig“, sprach sie beschämt. „Mir macht das nichts. Nehmen sie hier EC- Karten.“ „Natürlich.“ „Ich hätte gern auch noch eine Staffelei dabei. Welche haben sie zurzeit da?“ In einer schnellen Bewegung drehte sie sich um und zeigte mir drei verschieden große Staffeleien. Ich entschied mich für die mittlere. Sie war groß genug für Renesmee und würde auch noch in ein bis zwei Jahren groß genug sein. „Ich hätte gern die Mittlere“, wieder sprach ich mit entschlossener Stimme. Ohne ein Widerwort nahm sie die Staffelei und lief mit dem großen Koffer zum Tresen. „Soll ich ihnen das als Geschenk einpacken?“ „Das wäre wirklich freundlich von ihnen.“ „Wollen Sie das Bild denn noch kaufen.“ Ich lächelte sie an. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich es nicht bezahlen konnte. Wirklich reich sah ich nun wirklich nicht aus und ich konnte ihr den Gedanken nicht verübeln. „Ja das Bild kommt auch dazu.“ Ich konnte an ihrem Gesicht sehen, dass sie am liebsten Luftsprünge gemacht hätte. Das war wohl das Geschäft ihres Lebens. Mit gekonnten Griffen hatte sie schnell die Staffelei und auch den Koffer verpackt. Schnell tippten ihre Finger auf der Antikenkasse verschiedene Beträge ein. „Das macht dann zusammen.“ Sie stockte kurz und in der Zeit holte ich meine Geldbörse aus meiner Tasche. „Das macht zusammen 750 $.“ Sie schaute mich entschuldigend an und lief rot an. Ich legte ihr meine Karte auf den Tresen und sie zog sie schnell durch das Lesegerät. Nach ein paar Minuten piepte das Gerät und zeigte mir an, dass der Vorgang erfolgreich gewesen war. „Ich bedanke mich für ihren Einkauf und hoffe sie bald wieder zu sehen.“ Sie reichte mir die beiden Geschenke. „Ich bringe das eben zum Auto und hole das Bild sofort. Wäre das in Ordnung.“ „Natürlich“, sie lief schnell zur Tür und hielt mir diese offen. Schnell betätigte ich den Knopf der Fernbedingung und langsam ging der Kofferraum offen. Vorsichtig legte ich die beiden Geschenke hin und lief wieder zu dem Laden um das Bild zu holen. „Vielen Dank, dass sie mir das Bild verkauft haben. Sie haben mir wirklich eine große Freude damit gemacht.“ „Passen sie gut darauf auf“, sprach sie leise. „Das werde ich und sicherlich werden wir uns bald wieder sehen“. „Bis bald.“ Ich trat aus der Tür und legte das Bild in den Kofferraum. Stolz und voller Freude ließ ich mich auf den Sitz fallen. Ich hatte immer noch das Bild vor Augen und wusste genau, wo ich es hin hängen wollte. Während ich nach La Push fuhr ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen. Als ich an einer Ampel warten musste, wäre ich vor Schreck beinah über Rot gefahren. Auf der gegenüber liegenden Seite erkannte ich drei Gestalten in schwarzen Umhängen. Ich fixierte meinen Blick auf die drei und erkannte, dass es Wachen von Aro waren. Nein es waren nicht nur Wachen, auch Alec und Jane waren dabei. Neben den Zwillingen lief Demetri. Ich musste mich unauffällig verhalten, denn sie durften mich nicht erkennen. Was machten die drei in der Stadt? Waren vielleicht Alice und Edward auch in der Nähe? Als die Ampel wieder auf grün sprang fuhr ich schnell weiter und hoffte, dass sie mich nicht erkannt hatten. Ich holte mein Handy aus der Tasche, als ich die drei nicht mehr sehen konnte und wählte Carlisle’s Nummer. Nach drei mal klingen hörte ich seine Stimme. „Bella was gibt es?“ „Carlisle die Volturi sind in der Stadt. Ich habe gerade Alec, Jane und Demetri gesehen.“ „Was sie sind hier in Forks?“ „Ja ich musste gerade an der Ampel warten und habe sie auf der gegenüber liegenden Seite gesehen.“ „Haben sie dich gesehen?“ „Ich glaube nicht. Kann es möglich sein, dass Aro mit Edward und Alice auch in der Nähe ist?“ „Das ist eine gute Frage. Eigentlich entfernen sich Alec und Jane nicht weit von ihm und das lässt er auch nie zu. Es könnte gut möglich sein.“ „Also sind die gesamten Volturi und die Wachen in der Stadt.“ „Ich befürchte ja.“ „Dann wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis es zu einem Kampf kommt.“ „Ich befürchte, dass du recht hast.“ Carlisle gefiel der Gedanken nicht, dass wir kämpfen mussten. Er hoffte immer, dass er eine friedliche Lösung finden würde. „Hast du schon mit Jake gesprochen?“ „Nein ich bin gerade auf dem Weg zu ihm.“ „Gut dann rede mit ihm und komme dann sofort wieder hier her. Du musst jetzt ruhig bleiben. Die drei werden so nicht angreifen.“ „Ok ich beeil mich. Geht es Renesmee gut?“ „Ja sie malt gerade mit Esme ein Bild. Das sieht wirklich schön aus.“ „Dann habe ich wohl das richtige Geburtstagsgeschenk für sie geholt.“ „Oh was hast du denn geholt?“ Man konnte die Neugier von ihm bald schon spüren. „Ich habe ihr ein Maler- Set mit einer Staffelei geholt.“ „Das ist wirklich eine gute Idee. Das ich da nicht selber drauf gekommen bin.“ „Ach Carlisle, in so einem gewissen Alter, wird es mit dem Denken ein wenig schwerer.“ Ich musste mir das Lachen verkneifen, auch wenn ich ein wenig verwundert war, dass ich angesichts der Situation zu solchen Scherzen aufgelegt war. „Komm du mir mal nach Hause, liebe Tochter“, mahnte er mich mit einem Lachen. „Ich beeil mich und Dad ich liebe dich auch“, spottete ich weiter und klappte dann das Handy zusammen. Während des Gespräches hatte ich gar nicht mitbekommen, dass ich La Push bald schon erreicht hatte. Nach ein paar Minuten stellte ich das Auto ab und lief die letzten Meter zu Fuß. Es dauerte nicht lang und Jake kam mir mit Seth entgegen. Sofort nahm er mich in den Arm. „Schön, dass du da bist.“ Er drückte mich fest an sich. „Wie geht es dir?“ „Es geht, ohne Dad ist das Haus so leer, aber Rachel und Rebecca sind heute angekommen und sie lenken mich ein wenig ab. Aber wo hast du denn Renesmee gelassen?“ „Ich komme später mit ihr. Erst muss ich dringend mit euch reden und das soll Renesmee nicht mitbekommen. Könnt ihr vielleicht die anderen aus dem Rudel zusammen rufen?“ „Natürlich, aber was gibt es denn? Du scheinst ziemlich aufgeregt zu sein.“ Seth stand nun direkt vor mir und sah mich skeptisch an. „Es ist wirklich wichtig und ich muss mit euch allen darüber sprechen. Bitte ruft die anderen schnell zusammen.“ Er warf mir noch einen skeptischen Blick zu und rannte dann los. „Komm wir gehen zum Strand. Dort können wir dann in Ruhe reden“, Jake nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. „Aber was ist denn mit Seth und den anderen.“ „Die wissen das schon. Mach dir keine Sorgen.“ Ich stolperte ihm mehr hinterher, als das ich rannte. Diese Situation erinnerte mich wieder an meine Zeit als Mensch. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, denn ich fühlte mich gerade wieder so tollpatschig wir damals. Nach kurzer Zeit hatten wir den Stand erreicht und dieser war leer. Es war kein Mensch zu sehen. Ich ließ mich auf ein Stück Treibholz nieder und Jake tat es mir gleich. Er musterte mich skeptisch von der Seite. „Bella was ist mit dir los? Ich habe dich ja schon lange nicht mehr so aufgewühlt gesehen.“ Ich merkte, wie ich mit meiner Unterlippe spielte. Sofort ließ ich meine Lippen aus dem Spiel. Sie konnten ja nichts dafür. Ich musste ein wenig über diesen Gedanken grinsen. „Würdest du mir jetzt bitte sagen, was los ist. Es ist ja bald nicht auszuhalten, wie angespannt du bist.“ „Lass uns bitte auf die anderen warten.“ Er nickte nur kurz und ich war erleichtert, denn so hatte ich weitere Minuten um darüber nachzudenken, wie ich es ihnen sage. Alles was ich mir überlegte, verwarf ich sofort wieder, denn so konnte ich es niemals sagen. Langsam fing ich mit meinen Fingern an zu spielen. Mir viel nichts ein, was ich sagen konnte. Wieder erschrak ich. Hinter mir hörte ich etliche Schritte. Das mussten wohl die anderen sein. Jetzt kam es darauf an. Nun musste ich es ihnen erklären. Warum musste ich immer die schwierigen Aufgaben übernehmen? „Hey Bella“, Sam stand neben mir und grinste mich an. „Hallo zusammen“; begrüßte ich den Rest des Rudels. Schnell setzen sie sich hin und starrten mich alle an. Ich mochte es in der Schule schon nicht, wenn ich ein Referat halten sollte und alle wie gebannt auf mich starrten. Genauso fühlte ich mich jetzt. Wieder suchte ich nach den richtigen Worten, aber auch jetzt fielen sie mir nicht ein. Ich räusperte mich. „Da gibt es was, was ihr unbedingt wissen müsst.“ Ich machte eine kurze Pause und sah in den Gesichtern, dass sie jetzt sofort wissen wollten, was los war. „Dass sich Gestaltenwandler in Forks rumtreiben wisst ihr ja. Leider haben wir gestern erst festgestellt, dass sich diese Gestaltenwandler in Alice und Edward verwandelt haben. Wir müssen davon ausgehen, dass die Beiden entführt wurden.“ Traurig schaute ich in die Runde. Alle schauten mich betroffen an, aber keiner sagte ein Wort. Also sprach ich weiter. „Wir sind froh, dass wir in der Anwesenheit von den beiden nichts besprochen haben, was sie jetzt gegen uns verwenden konnten. Alice hat vor ihrem Verschwinden dafür gesorgt, das morgen die anderen Zirkel anreisen. Sie musste wohl was gesehen haben. Es wird in den nächsten Tag wohl vermutlicher Weise zu einem Kampf kommen.“ Wieder machte ich eine Pause. Ich wusste nicht, wie ich dem Rudel sagen sollte, dass die Mörder von Billy quasi bei uns wohnten. „Wisst ihr wo Alice und Edward gerade sind?“ „Nein wir wissen es leider nicht, aber wir denken, dass Aro seine Finger im Spiel hat. Es ist kein Geheimnis, dass er hinter den beiden wegen ihrer Gaben her ist und wir vermuten er hat sie sich jetzt geholt. Aber er hat die Rechnung ohne uns gemacht.“ „Wir werden euch helfen“, sprach Jake mit entschlossener Stimme und die Jungs nickten alle. „Da gibt es aber noch was, was ich euch sagen muss“, sofort wurde mir anders. Auf der Stelle war es wieder ruhig und das Rudel schaute mich wieder mit neugierigen Blicken an. „Ihr müsst mir aber versprechen ruhig zu sein und nicht unüberlegt zu handeln.“ Wieder nickten alle. „Ok. Die beiden, die sich als Edward und Alice ausgeben, sind aller Wahrscheinlichkeit auch die, die sich in euch Jake, Sam und Seht verwandelt haben.“ Wieder stoppte ich. Ich wollte ihnen die Zeit geben, dass zu verstehen. Der Erste, der eine Regung zeigte war Sam. Er sprang auf. „Heißt das, das sie auch die Mörder von Billy sind?“ Ich konnte nichts sagen und deswegen nickte ich leicht. „Ist das dein Ernst. Willst du uns damit sagen, dass die Mörder meines Vaters bei euch wohnen. Das die Mörder jeden Tag in Nessie’s Nähe sind? Das kann und will ich nicht glauben.“ Aufgebracht sprang Jake hoch und fluchte vor sich hin. „Jake beruhige dich bitte. Wir müssen leider so tun, als sei alles in Ordnung. Die Gestaltenwandler dürfen nicht erfahren, dass wir dahinter gekommen sind. Glaubst du, dass ich mich dabei gut fühle, dass sie bei uns sind? Mit Sicherheit nicht. Ich fühle mich auch schlecht dabei, aber es muss sein. Wir müssen auf die anderen Zirkel warten, denn ohne sie haben wir keine Chance gegen die Volturi.“ „Ich soll so tun, als sei nichts? Die Mörder meines Vaters sind ein paar Meter von mir entfernt und ich soll nichts tun? Bella das kannst du nicht von mir verlangen.“ Nun stand ich auf und ging mit schnellen Schritten auf Jake zu. „Jake es muss sein oder willst du das Leben von uns allen aufs Spiel setzen? Meinst du dein Vater hätte das gewollt?“ „Als wenn wir nicht schon so unser Leben aufs Spiel setzen“, antwortet er trotzig. „Jake, Bella hat Recht. Wenn die anderen Zirkel da sind, haben wir eine größer Chance gegen die Volturi und auch gegen die anderen Gestaltenwandler anzukommen, ohne uns groß zu schaden. Wir wissen bisher nicht wie viele es von diesen Gestaltenwandler genau gibt. Bis jetzt wissen wir von 3 aber sind es vielleicht auch mehr? Wir müssen leider abwarten.“ Seth stand nun neben uns und schaute Jake eindringlich an. „Das wir unser Leben so oder so aufs Spiel setzen, weiß ich, aber die Chancen sind größer, dass wir aus dieser Sache unbeschadet raus kommen, wenn die anderen Zirkel bei uns sind. Wir müssen Ruhe bewahren. Jake ich verspreche dir, dass du deine Rache bekommst.“ Ich ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und legte eine Hand an seine Wange. Er schaute mich mit traurigen Augen an. „Versprichst du mir, dass ihr die Beiden nicht mit zur Beerdigung bringt?“ Seine Stimme war nur ein flüstern, aber dennoch verstand ich ihn klar und deutlich. „Das Verspreche ich dir. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass sie nicht da sein werden. Auch ich möchte die beiden nicht dabei haben.“ Nun kam auch er einen weiteren Schritt auf mich zu und nahm mich sofort in die Arme. „Wir werden das schaffen“, flüsterte ich ihm leise ins Ohr. „Ja das werden wir“, sprach er mit kräftiger Stimme. „Kommst du gleich mit Renesmee wieder. Ich vermisse sie.“ „Natürlich. Sie kann es ja auch schon gar nicht mehr abwarten.“ „Ich bin wirklich gespannt wie Rebecca und Rachel auf sie reagieren.“ „Sie wird sicherlich viel Spaß mit ihnen haben.“ Ich löste mich von ihnen und schaute noch einmal in die Runde. Alle waren in ihren eigenen Gedanken. „Ich hoffe, ihr könnt uns verstehen, dass wir erst mal Ruhe bewahren müssen.“ Kurz schauten sie mich an und nickten dann wieder. „Gut. Bitte sagt gegenüber Renesmee kein Wort. Sie weiß von nichts und soll es auch nicht erfahren.“ Wieder nickten sie als Antwort. Schnell verabschiedete ich mich von ihnen und rannte zu meinem Auto. Es dauerte nicht lang und ich hatte das Haus erreicht. Renesmee stand schon vor der Tür und wartete auf mich. „Momma, da bist du ja endlich. Fahren wir jetzt zu Jake?“ „Ja wir fahren sofort. Du kannst dich ja schon mal ins Auto setzen. Ich muss eben mit Opa reden.“ Sofort kam sie mir entgegen gerannt, sprang auf meinen Arm und gab mir einen Kuss. „Na das nenne ich mal eine stürmische Begrüßung.“ „Ich freu mich einfach so auf Jake.“ „Er freut sich sicherlich auch schon ganz doll auf dich. Ich beeil mich auch.“ Vorsichtig setze ich sie auf den Boden und lief schnell ins Wohnzimmer. Ein schneller Blick genügte um festzustellen, dass die beiden Gestaltenwandler nicht anwesend waren. Carlisle wartete auf mich und kam direkt auf mich zu. Schnell besprachen wir alles. Ich wollte Renesmee nicht noch länger warten lassen. Der restliche Tag verging wie im Fluge. Ich freute mich Jake’s Schwestern nach vielen Jahren wieder zu sehen. Wie es zu erwarten war, erkannten sie mich nicht sofort. Renesmee hatte den ganzen Nachmittag gelacht. Sie fühlte sich wohl und war froh, Jake endlich wieder bei sich zu haben. Ganz erschöpft viel sie abends ins Bett. Als sie nach wenigen Minuten eingeschlafen war, ging ich die Treppe hinunter. Die Gestaltenwandler waren wieder anwesend. Kurz erschrak ich, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich die Ruhe bewahren musste. Mit kleinen Schritten lief ich auf sie zu und setze mich zu ihnen. Esme, Carlisle, Rosalie und auch Emmett setzen sich ebenfalls zu uns. „Wie war dein Tag heute?“ fragte Edward mich leise. „Ganz gut. Habe heute Renesmee’s Geschenk gekauft.“ „Was bekommt sie denn von uns.“ „Ein Maler- Set und eine Staffelei.“ „War das nicht teuer?“ Er zog seine Augenbrauen hoch. „Es ging“, antwortete ich ihm trocken. Edward machte sich sonst nie Gedanken um das Geld. Da war wieder ein Beweis, der darauf deutete, dass mir nicht der richtige Edward gegenüber saß. „Was hast du für morgen geplant?“ fragte ich beiläufig. „Ich wollte mit Alice einkaufen gehen, warum?“ „Nur so. Also seid ihr morgen den ganzen Tag nicht zu Hause?“ „Nein leider nicht.“ Er richtete seinen Blick auf den Boden. Ich war erleichtert. So konnten wir in aller Ruhe zu der Beerdigung gehen. Innerlich freute ich mich riesig, aber ich durfte mir nichts anmerken lassen. Bis die Sonne aufging sprachen wir über belanglose Dinge. Renesmee wurde schnell wach und ich lief zu ihr hoch. Die Gestaltenwandler hatten schon früh das Haus verlassen. So konnte ich Renesmee ohne Umschweife das schwarze Kleid anziehen. Sie wusste genau, dass Billy heute beerdigt wurde, aber sie hatte wie wir alle nichts davon gesagt. Nach einem Ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg nach La Push. Heut waren die Wolken weiß, nicht grau. Es sah schön aus, wie sie den blauen Himmel bedeckten unter ihrer gleichmäßigen weichen Decke. Das Bild war ein tröstendes. Es lud ein. Wie schön musste es dort oben sein, wenn schon der kleine Eindruck von hier unten so atemberaubend war? Ich blinzelte dem reinen Weiß entgegen, das nur hin und wieder von einem leichten Grau schattiert wurde. Die Schatten derjenigen, die von oben zusahen, hatte Jake mir erklärt. Mir gefiel die Vorstellung, dass Billy dort oben stand und durch ein kleines Loch in der Wolkendecke zu uns hinunter spähte. Sicher belächelte er unsere traurigen Gesichter. Bestimmt lachte er sogar, stand dort oben und lachte uns aus. Ich fühlte, wie sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht stahl. Es war einfach, es zuzulassen. Irgendwie fühlte es sich richtig an. Billy hätte es gewollt. Er hätte es mir nicht übel genommen, dass ich keine Tränen vergießen konnte. Wahrscheinlich wäre er froh darum. Tränen hatten ihm nie entsprochen, es sei denn sie rollten einem über die Wange, wenn man lachte. Ich drückte die Hand, die in meiner Rechten lag, etwas fester, doch vorsichtig. Keinesfalls wollte ich Charlie weh tun. Er zitterte ein wenig, doch sonst stand er regungslos da, beinahe wie ein Vampir. Ich wäre nicht einmal sicher gewesen, ob er atmete, wenn ich es nicht gehört hätte. Er wirkte blass neben den Mitgliedern des Clans, die um uns herum standen. Werwölfe, Frauen, Gesichter, die ich nie gesehen hatte und unter ihnen die Cullens. Carlisle hatte einen Arm um Esme gelegt und streichelte ihre Schulter. Erst jetzt verschwand mein zartes Lächeln wieder, stahl sich davon, als wäre es nicht da gewesen. Ein Arm um meiner Schulter. Halt. Schutz. Ich sehnte mich danach. Jetzt so sehr, als mir durch den Halt den ich selbst gab so deutlich merkte, wie wichtig das war. Ich wusste, dass es der falsche Moment war, Edward zu vermissen, um mir Sorgen zu machen und dennoch galt erst mein zweiter Gedanke Billy, als die ersten Töne aus dem geschwungenen Körper des schwarzen Flügels erschallte. Rosalie‘s Finger strichen andächtig und zärtlich über die Tasten. Es war ein merkwürdiges Bild, wie sie einem Engel gleich in ihrem schwarzen Kleid an dem Klavier saß und spielte, inmitten der grünen, lebendigen Bäume und der Gräber, die ungeordnet Wache hielten über jene, die sie verborgen hielten. Sie erkannte Kreuze aus simplem Stein, ehemals hell doch meist verwittert und dennoch ungebrochen und stark, wie die Toten, deren Namen die Gravur trug. Das Lied, das Rosalie für Billy spielte, war fröhlich, langsam und zart, aber heiter. Es war eine starke Melodie, einfach und nicht verflochten und dennoch wunderschön. Jake war der erste, den sie an Billys Grab herantrug. Ich sah die Tränen auf seinen Wangen. Getrocknete und warme neue, die sich gerade erst ihren Weg bahnten. Sein Körper bebte, die Hände zitterten, als sie sich in den weichen Sand gruben, der aufgehäuft neben dem offenen Grab wartete. Seine große Hand ballte sich zu einer Faust, gerade weit genug um einen großen Teil des geliebten Strandes zu fassen. Es war Jacobs Idee gewesen. Wenn Billy schon nicht zu dem Strand konnte, weil die Tradition dies nicht zuließ, würden sie ein wenig dieses Lieblingsortes zu ihm bringen. Jacobs Lippen bewegten sich, er redete. Ich hab mir Mühe, seine Worte nicht zu verstehen. Es waren die letzten, die er an seinen Vater richtete. Es ging mich nichts an, was er ihm sagte. Der Moment sollte ihm gehören. Nur ihm und Billy. Ich drückte die Hand meines eigenen Vaters noch einmal kurz, ehe er sich aufmachte, seinen Freund zu verabschieden. Jake hatte sich abgewandt, von dem dunklen Lock, in dem dieser einst so fröhliche Mann gebettet war. Tot. Schlafend. Auf andere Weise tot, als ich selbst es war. Friedlicher, doch endgültiger. Jacobs Blick fand meinen, wich ihm dann aus. Ich sah ihn eindringlich an, hoffend, dass er wieder aufblicken würde, anstatt die Erde anzustarren, die seinen Vater nun bettete. Es dauerte einen kurzen Moment. Er verstrich unglaublich langsam, doch Charlie war nur zwei Schritte gegangen, ehe Jacob wieder aufsah. Ich lächelte ihm tröstend entgegen und streckte meine Hand nach ihm aus. Er brauchte nur drei große Schritte, bis er mich erreichte. Meine Hand nahm er nicht, dafür legte er meine Arme um mich. Unnötig behutsam, als wäre ich noch immer ein zerbrechlicher Mensch. Ich erwiderte seine Umarmung und drückte ihn kurz, ehe ich ihn wieder losließ und meine Hände auf seine Wangen legte. Meinem prüfenden Blick wich er nicht aus. Er erwiderte ihn sogar mit einem belustigten Schmunzeln. „Ich bin tapfer“, versicherte er mir. Seine Stimme wankte, brach aber nicht. Ich lächelte ihm zu und nickte, ehe ich wieder nach seiner Hand griff, die warm und zitternd die meine gesucht hatte. Erst jetzt bemerkte ich Charlies Schluchzen. Es war bitterlich und trocken. Sein Blick war verzweifelt, als er in die Erde hinabblickte. Er verharrte nicht mehr wie eben noch. Sein Körper stand nicht mehr reglos inmitten der anderen trauernden sondern bebte, als würde er unter der Last der Tränen zusammenbrechen. Als würde er sich genau danach sehnen. Mit einem kurzen entschuldigenden Blick ließ ich Jakes Hand wieder los und wollte auf meinen Vater zu gehen. Ich musste ihm helfen. Billy hatte nicht gewollt, dass er weinte. Ich kannte Charlie. Er würde sich Vorwürfe machen, weil er dieser freundschaftlichen Bitte nicht nachgekommen war. Doch eine Hand legte sich auf meine Schulter, ganz sanft. Ihr Daumen strich behutsam über meine Haut, ehe sie mich wieder losließ. Edward. Ich hielt die Luft an. Ich brauchte ihn hier. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass ich mir die Berührung nicht eingebildet hatte. Goldbraune Augen lächelten mich an. Gütige, tiefe Augen. „Ich gehe zu ihm“, flüsterte Carlisle, legte seine Hand noch einmal kurz auf meine Schulter und lief dann auf Charlie zu. Die Art, wie er seinen Arm um meinen Vater legte, war freundschaftlich und gleichzeitig stütze er ihn, viel besser als ich es gekonnt hatte. „Es ist ein Abschied für eine sehr lange Zeit“, flüsterte Carlisle Charlie zu. „Aber nicht für immer.“ Mein Dad nickte. Ich sah ihn sogar lächeln. Ganz schwach, doch er lächelte. Erleichterung durchströmte mich, als er seine Schultern raffte und seinem toten Freund ein letztes Grinsen schenkte, ein Zwinkern zum Abschied. Wortlos, wie es seine Art war. Dann wandte er sich von dem Grab ab und lief wieder in meine Richtung. Dabei blickte er in den Himmel. Vielleicht suchte er das Lächeln, das das seine erwiderte. Ein zufriedener Ausdruck in seinem Gesicht verriet mir, dass er es irgendwo gefunden hatte. Carlisle stand noch immer bei Billy. Trockener, feiner Sand regnete auf den Sarg hinab. Ein streichelndes, raues Geräusch. Nicht grausam und kalt wie nasse Erde, die auf Holz fiel. Carlisle lächelte, das gütige, einnehmende Lächeln, das er stets trug. In seiner Hand hielt er einen Stab. Er war nicht sehr lang, krumm und aus Holz. Sein Lächeln wurde etwas breiter, als er sich vor das Grab hockte und diesen Stab in einer fließenden, andächtigen Bewegung in die Erde warf. „Ich denke, es ist Zeit - Freund“, flüsterte er, selbst für mich kaum hörbar. Nur einen kurzen weiteren Moment verweilte er. Ein zarter Windhauch strich durch sein blondes Haar, ließ es tanzen. Er selbst aber blieb unberührt, beständig, wachend. Noch einen weiteren tiefen Atemzug tat er, dann erhob sich Carlisle wieder und ging zu den übrigen Trauernden zurück. Er blinzelte mir zu – eine Aufforderung. War ich an der Reihe? Was sollte ich Billy sagen? Sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Ich hatte nie das Gefühl verloren ihn enttäuscht zu haben – damit, eine von ihnen geworden zu sein – ein kaltes Wesen. Ich seufzte, nickend. Langsam wie ein Mensch drehte ich mich um und lächelte meiner Tochter entgegen, streckte meine Hand nach ihr aus. Sie sollte mich begleiten. Ihre braunen Augen sahen mich zögerlich an, groß und geweitet. Ich lächelte ihr aufmunternd entgegen. Auch sie sollte sich verabschieden. Nur langsam ließ Reneesme Emmetts Hand los, blickte noch einmal kurz zu Jasper, dann lief sie auf mich zu und schloss ihre kleinen Finger um meine Hand. Ich hatte meine beiden Brüder gebeten, auf sie Acht zu geben. Charlie und Jake brauchten mich zu sehr. Ich nahm meinen kleinen Sonnenschein auf meine Arme und ging bedächtig mit ihr auf das Grab zu. Vorsichtig zeigte ich ihr, dass sie Sand in ihre Hände nehmen sollte und in das Loch in der Erde werfen musste. „So nehmen wir Abschied von ihm“, erklärte ich ihr. Ich selbst grob meine Hand in den Sand, er war fein und kühl, schmiegte sich sanft in meine Finger. Es war eine schönere Vorstellung, Billy darunter geborgen zu wissen, als in der kalten, unnachgiebigen Erde. Langsam ließ ich die feinen Körner durch meine Finger hinabrieseln, bis auch das letzte gefallen war. Reneesme versuchte es mir nachzuahmen, doch der Sand entwich ihren kleinen Fingern viel schneller. Es schien sie nicht zu stören. Sie strahlte. Als wüsste sie, dass sie alles richtig gemacht hatte. „Ich pass auf Jake auf“, versprach sie und warf dem dunklen Loch eine Kusshand zu unbedacht und mit ihrer natürlichen Fröhlichkeit. Als wäre ihr klar, dass Billy nicht weg war, nicht ganz. Dass er nur nicht mehr auf dieselbe Art unter uns war, wie bisher. Meine kluge, kleine Tochter. Stolz und mit einem zaghaften Brennen im Hals küsste ich sie auf den Scheitel, ehe ich mich wieder aufrichtete. Ein leises, tränenloses Schluchzen entwich mir. Zu sehr erinnerte sie mich an ihren Vater, daran, wie er stets das richtige zu tun und zu sagen wusste. Wie er unerschrocken jeder Situation gegenüberstand. Voller Zuversicht. Ich drückte sie an mich und schmiegte mein Gesicht auf ihr lockiges Haar. „Nicht traurig sein, Mommy“, sagte sie leise und legte ihre zarte Hand an meine Wange. Ich sah Billy vor mir, hörte sein schallendes Lachen. Ich lächelte. Es ging ihm gut. Es konnte nicht anders sein, wenn sich meine Tochter dessen so sicher war. Ihre Hand löste sich von meiner Haut, sie wurde unruhig, ihr kleiner Körper wandte sich in meinen Armen, also ließ ich sie hinab. Erst als ich sah, in welche Richtung sie rannte, während hinter uns Seth und Leah Abschied nahmen, erkannte ich Jakobs Tränen. Sofort legte er seine Hand auf sein Gesicht, versteckte es hinter seinen Fingern. „Jake“, flüsterte ich und lief sofort auf ihn zu. Vorsichtig aber bestimmt legte ich meine Arme um ihn, Nessie war bereits auf seine Arme geklettert und drückte sich an ihn. Er lachte bitter, als sie ihre Hand auf seinen Hals legte. Wahrscheinlich zeigte sie auch ihm Billy – lachend und fröhlich. So, wie Jake ihn in Erinnerung behalten sollte. „Danke, Kleine“, murmelte er und drückte uns beide an sich. Reneesme würde ihm dieses Bild so oft zeigen wie es nötig wäre, um Billys zerbrochenen, verletzten Zustand zu vergessen und nur noch sein Lachen zu hören. Die Sonne war beinahe untergegangen, während wir gelaufen waren. Ehe wir den Strand erreicht hatten, sahen wir nicht mehr, als einen schmalen, orangefarbenen Streifen hinter uns, vor uns und über dem Meer herrschte schon der dunkle Nachthimmel, der nur noch leicht durchzogen war von schüchternen Armen, die das Tageslicht vom Sonnenuntergang hinüber streckte. Der Sand des Strandes schimmerte leicht in der Dämmerung und unter dem ersten Licht der Sterne. An einigen Stellen strahlte er unter dem hellen Schein einer Fackel. Einundfünfzig waren aufgestellt worden. Jede einzelne zelebrierte eines von Billys Lebensjahren. Zwischen ihnen tanzten die Stammesangehörigen, sangen, musizierten und lachten sogar. Ihre Bewegungen waren synchron, abgestimmt und dennoch konnte ich sie nicht vorhersehen. Sie trugen die traditionelle Tracht der Quileutes. Die Farben Schwarz und Rot tanzten zwischen den einundfünfzig, den viel zu wenigen kleinen Flammen. Renesmee ließ meine Hand los, mit der anderen aber hielt sie weiterhin Jakes Mittel- und Zeigefinger fest umschlossen und folgte ihm begeistert zu dem festlichen und fröhlichen Treiben. Ich ließ sie mit ihm gehen. Sie war so fröhlich, so unbekümmert. Auf dem Weg hatte sie mich gefragt, weshalb ich so traurig guckte, Billy wäre doch nur ein bisschen weg und nicht ganz. Ich war zu ehrlich gewesen, als ich ihr erklärt hatte, dass ich ihren Daddy vermisste, dass er mit hätte hier sein sollen. Unmöglich hatte ich erwarten können, dass sie verstand, doch ich hatte sie nicht anlügen wollen. Ihr empörter, entsetzter Blick hatte weh getan. Ein Schauer lief mir noch jetzt über den Rücken, als ich daran zurückdachte, wie sie mir mit trotzigem Blick eine Hand auf die Wange legte und ich Edwards Gesicht vor mir sah. Seinen Blick, kälter als Schnee, grausam und aus zornigen schwarzen Augen heraus. Ich ließ mich ein paar Meter von Jasper und Emmett entfernt auf den Sand fallen. Sie diskutierten, debattierten, wie sie mit den Gestaltenwandlern weiter verfahren sollten. Ich wollte es nicht hören und gab mir alle Mühe, ihr Gemurmel nicht zu verstehen. Gerade sah ich, wie Rosalie und Esme sich Jake und Nessie anschlossen und zwischen den Fackeln zu der Musik des Stammes tanzten. Anders als die Wölfe es taten und doch schienen ihre Bewegungen in harmonischem Einklang zum Tanz der Indianer. Ich neigte meinen Kopf etwas und beobachtete dieses farbenfrohe Zusammenspiel. So und nicht anders sollte man Billy feiern. Genau so hätte er es sich vorgestellt, da war ich mir sicher. Ein weiteres Mal an diesem Tag hob sich mein Blick zum Himmel. Ich merkte erst, dass sich jemand neben mich setzte, als sich eine Hand stützend an meinen Rücken legte. „Du wirst ihn wiedersehen.“ Carlisle‘s Stimme klang sanft. Ich konnte hören, dass er mich ansah, also wandte ich meinen Blick ihm zu. „Billy?“, fragte ich verwirrt. Er lachte leise, vorsichtig und schüttelte seinen Kopf. „Edward. Ich mag nicht seine Fähigkeiten haben, aber ich muss keine Gedanken lesen um zu sehen, dass er dir fehlt.“ Ich seufzte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Ich sollte an Billy denken oder wenigstens an jene, die ihm noch viel näher gestanden hatten, als ich. Meine Augen suchten Charlie. Er stand bei Seth. Er lachte. Es klang befreit. Jake tanzte mit Nessie und Leah. Ich hatte nicht bemerkt, wie sie nach und nach meiner Sorge entglitten waren, bis ich sie ganz automatisch hatte loslassen können. Nun holten sie mich ein, die Gedanken, die ich nicht haben wollte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Also schüttelte ich den Kopf. „Der Stab, den du in das Grab geworfen hast.“ Mehr sagte ich nicht. Sicher würde Carlisle die Frage erkennen, die hinter diesen Worten verborgen lag. Er nickte. Er würde mein kleines Ausweichmanöver annehmen, auch wenn ich befürchtete, dass ich nicht lange vor seiner Sorge verschont bleiben würde. „Der Stab war eine Art Mahnmal“, erklärte er. „Er besiegelte die Abmachung, die wir vor vielen Jahren mit den Wölfen trafen. Er ist nicht mehr notwendig. Wir sind jetzt Freunde, keine verfeindeten Nachbarn.“ Er schmunzelte. Vielleicht musste er genau wie ich kurz an einen Streit über einen zu hohen Zaun oder einen zu lauten Rasenmäher denken. „Ich weiß, dass ich ihn wiedersehen werde“, erklärte ich ihm und beobachtete Nessie. Meine Tochter, unser Baby, wie sie mit dem Frohsinn ihres Vaters durch die Menschen tanzte und sie entzückte. „Aber das macht es mir nicht leichter, nicht an ihn zu denken. Ihn nicht zu vermissen.“ Carlisle nickte und verharrte einige Momente lang schweigend. Er ließ mich in meiner Erinnerung nach Edward suchen, einem Edward der mich nicht ansah, dass es mir Angst machte. Ich war überrascht, wie leicht es mir fiel, sein Lächeln zu finden, das mir schief aus meiner Erinnerung heraus entgegen strahlte. Ein stechender Schmerz erfüllte mein totes Herz. Es hätte aufgehört zu schlagen, wenn ich noch lebte, da war ich sicher. Doch ehe sich dieser Schmerz brennend bis zu meiner Kehle ausbreiten konnte, nahm Carlisle meine Hand und zog mich nach oben. „Wir können im Moment nichts machen, Bella. Nichts, außer uns Sorgen zu machen und verrückt zu werden. Lass mich und die anderen dir helfen, genau das zu vermeiden. Emmett und Rosalie kümmern sich zwar schon mit aller Kraft um Jasper, doch ihn treibt die Sorge eher in die Kampfeslust, nicht in die Lethargie. Lass uns zu den anderen gehen und aufpassen, dass wir den Verstand nicht verlieren.“ Jasper. Ich hatte nicht auf ihn geachtet. Wie hatte ich in all meiner Sorge ihn vergessen können. Wie hatte mir Alice entfallen können. Carlisle schien meinen schuldbewussten Blick zu lesen und lächelte mir entgegen. „Du wirst deinen Verstand brauchen, Bella, wir alle werden abhängig davon sein. Bewahre ihn bitte.“ Ich lachte kurz, zwang mich dazu. Doch das Lächeln, das dem folgte, war echt. „Ich habe nicht vor, noch einmal von einer Klippe zu springen.“ Ich scherzte. Edward hätte diesen Scherz nicht gutgeheißen. Sollte er doch herkommen und mich deshalb ermahnen. Sollte er sich doch vor mich stellen und mich wütend ansehen aus seinen goldenen Augen und mir sagen, dass das nichts sei, worüber ich scherzen sollte. Ich wünschte es mir so sehr, dass er dies tat. Carlisle aber teilte die Meinung seines Sohnes nicht und stimmte in mein Lachen ein, als wir uns zu den anderen an das große Lagerfeuer setzten, das aus den Fackeln entzündet worden war. Wir saßen um Billys Leben herum, das hell strahlte, uns wärmte und sich kraftvoll in den Himmel reckte. Ein schöneres Symbol für diesen verstorbenen Mann hätte man nicht finden können, da war ich mir sicher. Dankbar lächelte ich Carlisle zu, ehe ich mich zu Jake und Reneesme setzte. Sie saß auf seinem Schoß, umschlossen von seinen Armen, die ihr die nötige Wärme schenkten und sie vor der kühlen Nachtluft schützten. Müde kuschelte sie sich an Jacobs Brust, während er sie hielt, dankbar, sie bei sich zu haben. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie er mir damals Fahrrad fahren beibringen wollte“, erzählte Jake über das Knistern der Flammen hinweg. Die anderen lauschten ihm, auch ich. „Dabei hatte ich darauf bestanden, dass ich lieber Auto fahren wollte. Ich war sechs Jahre alt gewesen. Und Dad?“ Er gluckste leise. „Dad setzt mich wirklich an das Steuer seines Wagens und sagt ‚Gut, dann fahr.’“ Die Runde, die sich um das Feuer versammelt hatte, lachte. Es war so leicht, einzustimmen. „Nach einer halben Stunde habe ich den Wagen endlich gestartet gekriegt und mich über das Motorengeräusch so erschrocken, dass ich direkt ausgestiegen und zu meinem Fahrrad gelaufen bin.“ Charlie lachte, ich hörte ihn deutlich. Er lachte lauter, als sonst. „Ich erinnere mich“, sagte er. „Wir hatten gewettet, was du machen würdest, wenn das Auto wirklich anginge.“ Er nippte an seinem Bier. „Ich habe gewonnen.“ Grinsend prostete er den Flammen zu und nahm noch einen Schluck. „Als er seinen Rollstuhl bekam“, ich erkannte die Stimme nicht, die sprach, auch das Gesicht hatte ich noch nie gesehen, dennoch lauschte ich gespannt. „Da war er sehr zornig darüber, wie es ihn einschränkte. Er hatte mir bei meinem Haus helfen wollen und hatte darauf bestanden, trotzdem seinen Beitrag zu leisten. Als ich ihm sagte, dass er das nicht müsse, war er wütend und hatte die ganze Farbe eines Eimers gegen meine Wand geschüttet. Dann sagte er, wenn ich jemanden bräuchte, um das wieder zu entfernen, solle ich ihn anrufen und war verschwunden.“ Jake lachte und wollte nicht mehr aufhören, bestätigend zu nicken. Dann aber hielt er inne und grinste Reneesme entgegen. „Ich weiß, Kleine, er wusste, was gut ist.“ Ich schaute Nessie fragen an, doch sie strahlte nur und legte ihre Hand nun auch auf mein Gesicht. Wieder sah ich Billys Lachen, neben ihm stand Charlie und tat es ihm gleich, während meine Tochter einem Schneemann ihren Schal umband, damit er in der Nacht nicht fror, wenn er allein war. Billy war in sein Haus zurückgekehrt und hatte dem weißen Mann eine Tasse frisch gebrühten Kaffee gebracht. Ich lächelte ihr entgegen und streichelte über ihre Locken, während ich meinen Kopf auf Jakes Schulter lehnte. Mein Blick ruhte auf den Flammen. Blau leuchteten sie in den Augen all derer, in deren Erinnerung Billy immer leben würde, auch wenn die Flammen kleiner würden und die Glut erlosch. Man sagte mir einmal, dass ein Mensch nur dann tot war, wenn man ihn vergaß. Billy würde leben. Die Beerdigung sowie die Szene am Strand wurden nicht von mir sondern von einer Gast- Autorin geschrieben. DANKE Anne Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)