Lady Georgie... von abgemeldet (...eine Fortsetzung zum Manga) ================================================================================ Kapitel 6: Arthur POV --------------------- „Verdammt!“, hallte es in der Küche immer wieder und wieder. Ich war ein Idiot, der wie ein kleiner Junge tränenüberhäuft sicherlich schon zum tausendsten Male mit seinem Kopf auf den Tisch aufprallte. Ganz absichtlich. Aber dadurch wollte es nicht besser werden, dadurch wollte sich mein fataler Fehltritt einfach nicht vergessen lassen, so dass ich meinen brummenden Schädel letztendlich einfach auf dem warmen Holz ruhen ließ. Ich hatte geahnt, dass dies geschehen würde, genau dieses Bild hatte ich noch kurz vor meinem Geständnis vor Augen: Nämlich wie Georgie schockiert aus dem Hause rennt, angewidert ist und weint. Warum ich ihr plötzlich meine Liebe gestand, obwohl ich mir fester denn je vorgenommen hatte, meinen Mund zu halten? Ich wusste es: Es musste einfach raus, sonst wäre ich womöglich noch umgekommen vor Wahnsinn, und damit hätte ich Georgie wohl alles andere als glücklich gemacht, da war ich mir sicher. Wobei es ihr jetzt mit Sicherheit egal sein würde, was mit mir geschieht. Ich schloss meine Augen, um sie nie wieder öffnen zu müssen. Nach mehrmaligem Reiben meiner Augen, gab ich ein müdes Gähnen von mir. Man hätte meinen können ich wäre kurz davor in einen tiefen Schlaf zu sinken, doch den hatte ich bereits hinter mir. Ein neuer Tag war angebrochen und ich fühlte mich verspannt und unausgeruht. Verschlafen setzte ich mich auf und blickte geblendet aus dem Fenster auf die grünen Wiesen: „Warum eigentlich muss die Sonne immer so stark scheinen, als würde sie vor Freude platzen? Man könnte meinen, sie wolle einen motivieren…“, gab ich leicht verärgert von mir. Die Sonne konnte mir gestohlen bleiben, ich brauchte niemanden, der mich motivierte, wozu auch? Ich verließ das Schlafzimmer und betrat, wie jeden Morgen, die Küche, um mir etwas Essbares einzuverleiben, auch wenn ich nicht sonderlichen Appetit hatte. Zumindest nicht auf trockenes Brot und faule Eier. Knapp zwei Monate schon waren seit meinem Liebesgeständnis verflogen und es gab keinen Tag, an dem ich mich hätte glücklich schätzen können. Georgie versuchte sich zwar normal gegenüber mir und den anderen zu verhalten, sie ging jedoch jedem Gespräch, das ich begann, aus dem Weg, bis ich es schließlich ganz aufgab sie zu bequatschen. Somit war mir klar: Georgie liebte mich nicht und sie würde es auch nie tun! Dies war eine harte Realität, die ich jedoch akzeptieren musste. Gerade wollte ich mich zu Tisch setzen, als ich auf einmal Geräusche wahrnahm, welche immer näher zu kommen schienen. Und ich erkannte, dass es sich dabei nur um eine Kutsche handeln konnte, so ging ich zur Tür, öffnete diese und meine Augen bestätigten, was eben erst mein Gehör vernahm. Nur mit einem kleinen Unterschied: Dass Onkel Kevin der Kutscher war, hatte ich allein mit meinem Gehör nicht feststellen können, so grüßte ich ihn entgegenkommend, als er vor der Farm anhielt und langsam von der Kutsche stieg. „Onkel Kevin, ist etwas passiert?“, fragte ich ihn hellwach. „Wieso glaubst du immer, dass etwas passiert ist, wenn ich bei dir aufkomme?“, stellte er mir eine Gegenfrage. Ich lächelte verlegen und wollte gerade etwas sagen, als er auflachte und meinte: „Nun ja, im Prinzip ist schon etwas passiert. Hier für dich.“ Er reichte mir einen Umschlag, den ich erst anstarrte, als hätte ich noch nie in meinem Leben zuvor so etwas gesehen, dann nahm ich ihn wortlos entgegen und betrachtete ihn nachdenklich von beiden Seiten genau. Ein Absender war nicht angegeben. Nur mein Name und die Adresse Kevins Ranch waren zu lesen. Aber vielleicht… „Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken, Arthur.“, unterbrach Onkel Kevin ironisch meine Überlegungen und ich blickte ihn ein wenig beschämt und verlegen an: „Vielen Dank, Onkel Kevin… Aber du weißt nicht zufällig von wem der Umschlag stammt?“ Der alte Mann lächelte und antwortete mir, während er wieder auf seine Kutsche stieg: „Nein, aber Georgie meinte, du würdest dich sehr über diesen Brief freuen und sofort wissen, von wem er stammt, würdest du ihn gelesen haben.“ Verdutzt wanderte mein Blick auf den Umschlag und dann wieder auf Onkel Kevin, der die Pferde anheizte und mir aus weiterer Entfernung zurief: „Und komm doch mal wieder zum Essen, du lässt dich so selten blicken!“ Dann war er schließlich ganz aus meinem Sichtfeld verschwunden und ich öffnete gespannt den Umschlag, um zu erfahren, wer mir da was schrieb. Ich las: „Liebster Arthur! Dass du lebst, erfüllt mich mit Glück, da du mich noch liebst, möcht ich schnell zu dir zurück! In deinen Armen möcht ich liegen, endlich deine Liebe zu mir spüren! Kann den Tag kaum aberwarten, an dem wir wieder werden einander haben! So flehe ich dich an, mein Liebster, warte auf mich, warte, denn: Ich liebe dich! Deine M.“ Mit aufgerissenem Mund stand ich steif da. Da hielt ich doch tatsächlich einen Liebesbrief in meiner Hand und wusste noch nicht einmal, ob ich dies für einen Scherz oder die pure Wahrheit halten sollte. Zuerst vermutete ich ja, dass er von Georgie stammen könnte, doch wurde mein Verdacht mit den letzten Lettern des Briefes zerstört. „Deine M.“, brachte ich langsam und nachdenklich hervor. Onkel Kevins Worten zufolge musste Georgie dieses Mädchen kennen, doch ich konnte mit diesem M. nichts anfangen, all die Jahre hatte ich schließlich nichts mit Mädchen zu tun gehabt, vielleicht war es ja eine heimliche Verehrerin, die mir den Brief zusandt. Ich konnte daraus einfach nicht schlau werden, als es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Mit einer Hand fasste ich mir schmerzend an die Stirn und schüttelte langsam den Kopf, als hätte sich mein böser Verdacht bereits bestätigt: „Nein, das kann nicht… das kann doch nicht möglich sein… doch nicht etwa Maria?!“ Aber ich war mir zunehmend sicher, dass es tatsächlich Maria sein musste, denn Georgie kannte dieses Mädchen und es war auch das einzige von dem ich sicher wusste, dass es mich liebt. Dabei liebte ich sie doch gar nicht, ich hatte sie noch nie geliebt, ich liebte nur Georgie. Schlimme Erinnerungen kamen in mir hoch und mir wurde so schlecht, dass ich mich fast übergeben hätte. Unter keinen Umständen wollte ich an diese schreckliche Zeit erinnert werden, in der ich die Hölle durchlebt hatte und am liebsten gestorben wäre. Doch genau Maria war der Schlüssel dazu, den ich für immer aus meinem Leben verbannt geglaubt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)