Lady Georgie... von abgemeldet (...eine Fortsetzung zum Manga) ================================================================================ Kapitel 5: Georgie POV ---------------------- Die warmen Sonnenstrahlen erfüllten mich mit Freude und der leichte Wind brachte das Gras in Bewegung, welches meine nackten Füße kitzelte. Ich musste lachen. Wie ein kleines Kind lag ich allein im hohen Gras am Fluss da und schaute mir die Wolken an. Ja, heute konnte ich ein kleines Kind sein, welches keinerlei Verantwortung zu tragen hatte, denn Onkel Kevin war so lieb und ist mit Abel Jr. zum Basar ins Dorf gefahren. Bestimmt würde er jede Menge Spaß dort haben und ich konnte nun für meinen sorgen. Einen ganzen Tag für mich alleine! Eine wunderbare Vorstellung, die so manche Idee mit sich brachte, wie ich den heutigen Tag gestalten könnte. Vielleicht sollte ich einen langen Ausritt machen oder etwas nähen oder doch viele wunderschöne Blumen pflücken? Oder ich mache heute einfach alles! Mit einem Lächeln setzte ich mich auf. In diesem Moment fühlte ich mich unbeschwert und frei, doch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Direkt blickte ich in den Fluss, in welchem einige Fische umherschwommen. Lange Zeit. Schließlich hebte ich langsam meinen Blick und starrte ausdruckslos in die Weite. Der Wind bließ mir ins Gesicht und fühlte sich nicht mehr so leicht und sanft an, wie anfangs. Erinnerungen holten mich ein: „Was wohl Arthur gerade tat? Woran er wohl in diesem Moment denken mochte?“, dachte ich nun selbst nach. Etwa fünf Wochen waren nun seit dieser einen regnerischen Nacht vergangen, die ich einfach nicht vergessen konnte. Ich konnte ihn nicht vergessen, diesen Mann, den ich um mich hatte. So zärtlich und hingebungsvoll. Der Gedanke an ihn, seine Gesten und Mimiken ließen mein Herz noch immer beben. Es war ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr verspürt hatte und ich wusste, dass mein Innerstes danch verlangte. Und mit jedem Tag, der vorüberging wurde dieses Verlangen, dieser Wunsch nach Zärtlichkeit und Liebe stärker. Es ließ mein Herz fast zerreißen. Denn diese Begegnung mit DIESEM Mann war leider nur ein einmaliges Erlebnis. Schon am nächsten Abend, als sich Arthur den ganzen Tag nicht hat blicken lassen, war er wie ausgewechselt. Zurückhaltend, schon fast abwesend. Aber war er nicht schon immer so gewesen? Trotzdem, in dieser einen Nacht war er irgendwie anders. Als hätte er sich und sein Herz geöffnet… Ich schüttelte meinen Kopf. Nein, ich musste mir das nur eingebildet haben. Mit Arthur war alles in Ordnung, nur ich spinnte. Doch warum ließ mich der Gedanke an diese Nacht nicht los? Egal wie vernünftig ich mir alles zu erklären versuchte, dass er mich nur trösten wollte und sich nur zu mir gelegt hat, weil ich ihm praktisch schon keine andere Möglichkeit mehr gegeben hatte, ich konnte nicht aufhören daran zu denken. Ich ließ mich mit einem tiefen Seufzer zurück ins Gras fallen. Ich hatte Sehnsucht nach diesem Mann aus jener Nacht. Ich wünschte, ich könnte nun bei ihm sein. In seinen Armen liegen, seinen Körper spüren. Ich wünschte er könnte meine Liebe erwidern. Vielleicht würde Arthur sich wieder öffnen, vielleicht liebte er mich ja aus ganzem Herzen, vielleicht… Aber ich wusste eigentlich, dass es nicht so war. Zumindest überstieg diese Liebe bei ihm nicht die geschwisterliche Ebene. Sonst würde er sich mir gegenüber nicht so zurückhaltend und, nun ja, geschwisterlich verhalten. Und was Abel Jr. anging, für ihn war Arthur ein Onkel und so sollte es auch bleiben. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es würde ihn sowieso nur durcheinander bringen, wenn er jetzt plötzlich sein neuer Vater werden würde. Aber so weit brauchte ich erst gar nicht denken. Schließlich würde aus mir und Arthur nichts werden. Wir würden Schwester und Bruder bleiben. Für immer. Alle waren zufrieden mit der jetztigen Situation und ich durfte diesen Frieden nicht zerstören. So stand ich auf, atmete tief ein und sprach zu mir selbst: „Georgie, du musst dich zusammenreißen. Du wirst deine Gefühle zügeln und alle glücklich machen!“ Ich beschloss, zurück zu Kevins Ranch zu gehen und mich nach ein wenig Arbeit umzusehen. Ich wusste, dass ich mich hätte ebenso vergnügen können, doch mir war nicht mehr danach. Viel eher hatte ich das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun und wusste auch schon was: Zu erst einmal müsste ich die Betten frisch beziehen, die Zimmer fegen, Fenster putzen und auf jedenfall noch etwas Kochen. Angekommen stellte ich jedoch überrascht fest, dass die Hausarbeit eigentlich noch gar nicht nötig war, schließlich war alles sauber und rein, selbst die Fenster waren blitzblank, was natürlich nur daran lag, dass ich die ganze Arbeit erst einige Tage zuvor erledigt hatte. Durch den ganzen Wirrwarr in meinem Kopf hatte ich mich immer mit Arbeit versucht abzulenken, und das schon seit Wochen, so dass es keinen einzigen Tag gab, an dem man im Haus auch nur ein Staubkorn hätte finden können. Ich wusste, dass das so nicht weitergehen durfte und überlegte, während ich mich daran machte einige Zutaten aus den Schränken herauszuholen, die ich für einen Teig benötigte. Doch alles woran ich die ganze Zeit nur denken konnte, war Arthur. Selbst als ich den Teig fertig hatte, in den Brotkasten füllte, dann in den Ofen schob, ihn nach einer halben Ewigkeit wieder aus dem Ofen herausholte und als dieser sogar schon fast abgekühlt war, ich musste immer wieder nur an Arthur denken, ständig sah ich nur ihn vor mir, auch wenn ich abermals wusste, dass ich mich von meinen sehnsüchtigen Gedanken abwenden, ihn aus meinem Leben vielleicht sogar streichen musste, um nicht verrückt zu werden, wenn ich es nicht jetzt schon war. Ich setzte mich gequält an den Tisch. Minutenlang verharrte ich in der ein und selben Position, wobei mir ein kleines Licht aufging: Statt mich hier selbst verrückt zu machen, sollte ich mich vielleicht besser direkt auf den Weg zu Arthur machen. Wenn ich schon meine ganzen Gedanken nur an ihn ausrichtete, so konnte ich doch gleich meine ganzen Taten an ihm ausrichten, ihm helfen, mit ihm sprechen. Vielleicht müssten wir mal wieder etwas gemeinsam unternehmen, so wie früher, damit könnte ich mich und meine Gefühle vielleicht wieder zurücksetzen, in unsere Kindheit, als ich noch seine Schwester und er mein Bruder war. Auch wenn ich ihm wieder ganz nah sein würde, möglicherweise war dies wohl noch die einzige Möglichkeit, sich von ihm zu entfernen, wie absurd dies auch klingen mochte. Durcheinander schüttelte ich meinen Kopf, um nicht weiter über meine verrückten Ideen und Gedanken grübeln zu müssen. Ich stand auf, holte einen großen Korb hervor, in welchem ich das frische Brot und einige Leckereien verstaute und begab mich nach draußen. Auf meinem Weg sammelte ich süße rote Erd- und dunkle Waldbeeren, die den Korb immer köstlicher aussehen ließen. Schließlich kamen noch ein paar Blumen hinzu und schon erblickte ich die Butman Ranch. Ich blieb auf dem Hügel ein letztes Mal stehen, als wäre mir jetzt die letzte Möglichkeit gegeben, umzukehren, doch ich atmete tief ein und lief entschlossen weiter. Als ich die Tür öffnete, entdeckte ich die leere vertraute Küche. Ich stellte den Korb auf dem Esstisch ab und blickte auf Arthurs Zimmertür, welcher ich schließlich nähertrat. Als mein Klopfen an dieser keine Regungen von innen heraus zur Folge hatte, öffnete ich jene und stellte erneut fest, dass auch dieser Raum leer war. Ein wenig enttäuscht schloss ich wieder die Tür und lehnte mich leicht an diese. Natürlich hätte ich mir das gleich denken können, denn um diese Zeit war Arthur schließlich noch bei der Arbeit, wie an jedem anderen Tag auch. Die Feststellung, dass dieser Alltag ihn schon seit Jahren forderte, sich um Land und Vieh zu kümmern, brachte mich zum Kopfschütteln. Wie konnte er das nur durchziehen, Tag für Tag, völlig alleine so harte Arbeit zu leisten? Ich wusste es nicht, denn seit ich wieder in Australien war, hatte er kein ernstes Wort mit mir gewechselt, weder über Wünsche, Probleme noch Gefühle gesprochen. Dies war mir rätselhaft, so dass ich den Korb ergriff und auf die Eingangstür zuschritt um diese traurige Tatsache ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. „Früher konnten wir doch auch über alles sprechen, warum nicht auch jetzt noch?“, flüsterte ich leise zu mir selbst, wobei ich den Türgriff fasste und die Tür öffnete. Gerade wollte ich überlegen, wo ich als erstes nach Arthur schauen sollte, als sich dieser plötzlich direkt vor mir befand und überrascht auf mich blickte: „G…Georgie, was machst d u hier?“, fragte er mich verblüfft, so als wäre es zu 99 Prozent ausgeschlossen gewesen, dass ich hier einmal aufkreuzen würde. Ich schreckte leicht zurück und gab verletzt zurück: „Du tust ja gleich so, als wäre es mir nicht mehr gestattet einen Fuß in dieses Haus zu setzen!“ Sofort hob er seine Schulten und Hände, als würde er zurücknehmen, was er gesagt hatte und beruhigte mich mit großen Augen: „Nein, so habe ich das nicht gemeint, ich bin nur überrascht, schließlich habe ich dich nicht erwartet…“ Verlegen betrachtete er mich mit seinen großen Augen. Wie angewurzelt standen wir da, weder draußen noch drinnen, in einer Situation, die so unbeholfen aber auch klar erschien. Schließlich gab er - recht einfallslos und gefühlslos- von sich: „Wie ich sehe, hast du was zu Essen mitgebracht.“ Ich setzte ein süßes Lächeln auf und antwortete: „Ähm, ja, ich habe Brot gebacken und ein paar Beeren gesammelt, ich dachte vielleicht könnten wir…“ „Danke, du kannst den Korb auf den Tisch stellen,“, unterbrach er mich kühl, während er in die Küche huschte und akribisch begann nach etwas bestimmten zu suchen, „ich werde später sicherlich etwas davon essen. Du darfst jetzt wieder gehen.“ Seine Worte trafen mich äußerst unangenehm und ich fühlte mich mit einem Schlag unwohl. Ich dachte nur: „Was war denn jetzt schon wieder los? Zuerst spricht er mich auf den Korb an, wirkt dabei durcheinander und schüchtern und kaum beginne ich ein längeres Gespräch mit ihm, geht er schnurstracks an mir vorbei und wird unhöflich und kalt. Und jetzt versucht er auch noch mich abzuwimmeln. Was war nur los?“ Ich drehte mich zu ihm um und starrte verletzt auf seinen Rücken, den er mir bot. Erst wollte ich einfach beleidigt aus diesem Zimmer laufen und heulen, weil er mich noch nie so barsch angesprochen hatte, doch ich schluckte und kneifte meine Augen kurz zu, um meine Tränen zu unterdrücken. Ich spürte, wie sich meine ganze Sorge um sein Verhalten und ein Funken Wut in mir zu einem harten Knäul formierten, welcher drohte zu explodieren, würde ich nicht endlich handeln. Gefasst festigte ich den Griff um den Korb und ging zum Esstisch. Erst wollte ich warten, bis er sich zu mir umdrehte, doch dann knallte ich den Korb so fest auf den Tisch, dass ein paar Blumen zu Boden fielen und mit diesen auch beinahe der gesamte Inhalt des Korbes. Durch dieses laute Geräusch drehte sich Arthur erschrocken zu mir um, den ich dann eisern musterte: „Arthur, w a s ist nur mit dir los?!“ Wie von allen Geistern verlassen und mit aufgerissenen Augen antwortete er zögerlich: „Georgie? Was ist in dich gefahren, so habe ich dich…“ „Nein, hör auf, beantworte mir jetzt meine Frage!“, unterbrach ich ihn aufgeregt und mit einer unangenehm alarmierenden Stimme , wobei mir selbst ein Schauer über den Rücken lief, da es nun wirklich nicht meine Art war, so unhöflich zu jemanden zu sein, doch das war mir in diesem Moment letztlich egal. Schnell hatte Arthur sich jedoch wieder gefasst und drehte mir erneut den Rücken zu: „Was soll schon sein? Ich bin eben ein wenig gestresst von der ganzen Arbeit.“ Mein Blick ruhte noch immer ernst auf ihm, nur mein Griff lockerte sich zunehmend. War es wirklich so offensichtlich? War er nur von der ganzen Arbeit gestresst, war er deswegen so anders? Ich schüttelte langsam meinen Kopf: „Du lügst und das weiß ich.“ Arthur, der eben noch unruhig in einem Schrank herumgruschelte, hörte damit auf und hob seinen Kopf, den Rücken noch immer mir zugewandt: „Georgie, ich lüge ni…“ „Nein, so möchte ich kein einziges Wort von dir hören! Dreh dich um und sieh mich an, wenn du mit mir sprichst!“, unterbrach ich ihn bereits mit zitternder Stimme erneut, als ich zusah, wie er seinen Kopf sinken ließ und seine Hände zu Fäusten ballte. Auch wenn ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hatte, ging ich festen Schrittes auf ihn zu und wollte ihn mit den Worten „Schau mir in die Augen, verdammt nochmal!“ gerade am Hemd zerren, als er sich plötzlich zu mir umdrehte und mein Herz fast zum Stillstand brachte. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Seine wunderschönen großen Augen glitzerten aufgeregt und Tränen liefen ihm über beide Wangen hinunter zu seinem Kinn, wo sie dann, wie kleine Diamanten zu Boden fielen. Erst jetzt merkte ich, dass er zitterte und ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen wegen der Worte, die ich ihm gerade eben noch an den Kopf geschmissen hatte. Wie aus Reflex umarmte ich ihn stürmisch und wollte ihn am liebsten bis in alle Ewigkeit festhalten. „Arthur, es… es tut mir Leid, ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Ich wollte doch nur wissen, wie ich dir helfen kann!“ Verdammt, ich hatte mir vorgenommen, ihn glücklich zu machen, ihm zu helfen und jetzt? Ich habe genau das getan, was ich eigentlich vermeiden wollte, nämlich dass er weint und unglücklich ist. Genau deswegen hätte ich ihn jetzt gerne einfach nur getröstet, mich nochmals bei ihm entschuldigt und alles so belassen wie es sonst immer war. Ich hätte mich dann auch mit der Erklärung zufriedengeben müssen, dass die harte Arbeit ihn so verändert hatte. Aber ich wusste wiederum, dass ich nicht locker lassen durfte, irgendetwas in mir schien nämlich zu wissen, dass Arthur längst nicht die Wahrheit sagte. Erneut fing ich, diesmal nur sanfter, an: „Arthur sage mir bitte die Wahrheit. Du verhälst dich in letzter Zeit so merkwürdig, ich habe sofort gespürt, dass etwas nicht stimmt…“, doch ich konnte meine Gedanken nicht so recht in Worte fassen. Arthur, der wie steif da stand, gab mir schließlich durch eine Geste zu verstehen, dass ich ihn loslassen sollte, was ich dann auch besorgt tat. Ohne mir in die Augen zu sehen bewegte er sich auf den Tisch zu und ich konnte hören, wie er sich auf einen Stuhl setzte. Einige Sekunden lang blieb ich erst ins Nichts starrend stehen, doch dann drehte ich mich wieder langsam zu ihm um. Er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben, seine Ellbogen fest auf dem Tisch. Zugern hätte ich gewusst, was in seinem Kopf wohl vorgehen mochte. Doch ich brachte einfach kein Wort mehr heraus. Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch, kam dann der Moment, der alles verändern würde. Es war der Moment, der all meine Hoffnungen auf Liebe zunichte machen würde. Und dies geschah, als er seine Hände zusammenfaltete und mit gesenkten Blick schwermütig zu mir sprach: „Ich... bin hoffnungslos verliebt, Georgie… Ich liebe eine Frau, die nie wusste, wie sehr ich sie eigentlich liebe. Dabei würde ich sie so gerne in meinen Armen halten, sie küssen und einfach nur glücklich mit ihr werden… Ich…“ Wie ein Dolchstoß trafen mich seine Worte. Tränen füllten meine Augen und liefen schließlich in Bahnen über meine Wangen. Ohne ein Wort zu sagen lief ich mit großen Schritten aus der Küche hinaus und rannte schluchzend und blind vor Schmerz weg. Wohin kümmerte mich nicht, ich musste einfach weg. Dies war entschieden zu viel für mich, ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Nun war ich enttäsucht, verletzt und ohne jegliche Hoffnung. Seine Blicke würde ich wohl nie mehr ertragen, denn sie waren voller Liebe. Der Liebe für Maria. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)