Lady Georgie... von abgemeldet (...eine Fortsetzung zum Manga) ================================================================================ Kapitel 1: Georgie POV ---------------------- Es war nicht nur die leichte Brise, die angenehm warmen Sonnenstrahlen oder das lebendige Lachen meines Sohnes, das mich mit Glück und neuer Lebensfreude erfüllte, nein, es war auch die Tatsache, dass Arthur lebte und nun neben mir saß. Nicht, dass mich hier seit jenem schrecklichen Tage, als die Welt für mich wie zusammengebrochen erschien, nichts mehr hielt, schließlich hatte ich meinen Vater und meine Freunde zu dem Zeitpunkt an meiner Seite. Und natürlich meinen kleinen Sohn, der mir erst recht den Mut schenkte und Grund genug war nach vorne zu blicken und weiterzuleben. Trotzdem fühlte ich eine tiefe Leere in mir, einen Schmerz, der erst nach langer Zeit langsam zu schwinden schien. Ich erinnerte mich noch genau an die ersten Tage, an denen ich befürchtete, wohl nie in meinem ganzen Leben mit diesem Verlust umgehen werden zu können. Viele Stunden, gar Tage blieb ich weinend im Bett, wollte niemanden sehen, aß nichts, trank nichts und wollte am liebsten sterben, um dann endlich wieder bei dir sein zu können. Schon lange gingen mir Gedanken dieser Art nicht mehr durch den Kopf, doch vor allem hier in Australien, meiner... unserer Heimat wurde ich ständig an dich erinnert, egal wohin ich auch sah. Selbst wenn Abel Jr. dir wie aus dem Gesicht geschnitten war, mit seinen warmen, ausdrucksstarken, dunkelbraunen Augen und seinem weichem, kastanienbraunem Haar, musste ich erst jetzt in Australien wieder mehr denn je an dich denken. So wie er jetzt gerade lachte und rannte, die Art, wie er lief und die Tiere bestaunte, all das weckte Erinnerungen in mir. Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit, unserer Kindheit. "Georgie, was ist los? Warum weinst du?" Ich weinte? Natürlich weinte ich und wischte mir die Tränen weg. "Oh Arthur, ich bin einfach nur so glücklich, dass du lebst und wir wieder in Australien sind!", sprach ich überzeugend nur die halbe Wahrheit aus, denn es waren nicht Freudentränen, die ich vergoß, es waren altbekannte Tränen, die Tränen des Schmerzes, des Verlustes, der Trauer. Er hatte bereits vorsichtig seinen Arm um mich gelegt, ganz klar eine brüderliche Geste, wie ich sie von früher kannte. "Ja, Georgie. Ich bin auch froh, dass wir wieder zuhause sind, jetzt fehlt nur noch Abel, dann ist es wieder wie früher. Wo ist er denn nun? Ich muss mich endlich bei ihm bedanken, dass er sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hatte!" Wie ein Blitz trafen mich die frohlockenden Worte Arthur's, die von Unwissenheit und Unschuld über den Tod seines einzigen Bruders geprägt waren. Ich bin so froh gewesen, ihn plötzlich wiederzusehen, dass ich keinen einzigen Moment darüber nachgedacht hatte, ihn mit so einer tragischen Nachricht konfrontieren zu müssen. Wie sollte ich es ihm bloß erzählen? Erst hatte er seinen Vater verloren, dann seine Mutter und jetzt auch noch seinen einzigen Bruder. Nun war er völlig allein, er hatte niemanden mehr. Und ich fühlte mich dessen auch noch schuldig. "Georgie? Du schaust so bedrückt, ist etwas passiert? Hat Abel vielleicht..." "Nein, Arthur... Ich meine, ja, es ist vieles geschehen, was ich selbst noch nicht zu begreifen vermag. Selbst nach dieser langen Zeit. Nimmst du es mir übel, wenn ich erst Mutter's Grab besuche und wir anschließend zu Onkel Kevin gehen, bevor ich alles erzähle? Ich möchte nicht öfter als nötig von den damaligen Ereignissen erzählen müssen... dafür schmerzt es einfach noch zu sehr...", meine letzten Worte flüsterte ich, um nicht ein weiteres Mal weinen zu müssen und damit Arthur unnötig zu beunruhigen. Doch das tat ich bereits mit meinem schrecklich traurigem Gesichtsausdruck, denn etwas Böses ahnend schaute er mich an und zögerte als er ernst sprach: "Na gut... ich warte hier auf dich. Wenn du willst, passe ich solange auf den Kleinen auf. Aber versprich mir, dass du mir alles erzählen wirst, Georgie, alles..." Nickend schaute ich in seine glänzenden Augen und stand langsam auf. Ich pflückte noch ein paar hübsche Blumen, als plötzlich Abel Jr. strahlend und mit ausgestreckten Armen auf mich zugerannt kam: "Mama, Mama, es ist wunderschön hier! Die vielen Blumen und die tollen Tiere! Ich finde Australien toll, ich will hier bleiben, noch ganz lange, hörst du Mama?" "Das freut mich, dass es dir hier gefällt, Abel Jr.! Ich werde jetzt meine Mutter besuchen, du kannst hier bleiben, Arthur sitzt dort drüben und wird solange auf dich aufpassen, ja?" Kaum hatte ich ausgesprochen, lachte er voller Freude, lief in seine Richtung und rief: "Ja, mein Papa, er ist hier! Mein Papa!" "Nein, Abel Jr., das ist nicht...!", doch er hörte meine Worte nicht mehr. »Mein Papa!«, so glücklich klangen seine Rufe in meinen Ohren und erst jetzt wurde mir zum ersten Mal richtig klar, dass nicht nur ich ihn über alles auf der Welt vermisste, sondern auch mein Sohn. Wir vermissten dieselbe Person. Und nun glaubte er seinen Vater gefunden zu haben. Ich wusste, wie es war, ohne Vater aufwachsen zu müssen und ich wusste auch, wie wunderbar es sich angefühlt hatte, endlich wieder einen Vater zu haben. Genau so freute er sich über seinen Fund. Ich konnte ihm doch nicht einfach seine Freude nehmen? So viele Fragen und Gedanken, die mich plagten und keine Antworten darauf. Ich verließ London mit dem Wunsch, endlich wieder mein unbeschwertes Australien zu sehen. Hier wollte ich einfach abschalten und meine Sehnsucht nach der Heimat stillen, meine Probleme vergessen können und leben. Doch nun war ich hier und musste das Gegenteilige feststellen: Wie sollte ich bloß Arthur und Onkel Kevin diese furchtbare Nachricht überbringen? Und werde ich es übers Herz bringen Abel Jr. klar zu machen, dass Arthur eben nicht sein Vater ist, sondern...? Ich wusste es einfach nicht. Egal was es auch war, worum es auch ging, ich hasste es, geliebte Menschen zu verletzen, sie zu enttäuschen... Ich drehte mich noch einmal um und erblickte, wie glücklich Arthur und Abel Jr. zusammen spielten, fast wie Vater und Sohn. Leicht gerührt und zutiefst berührt machte ich mich auf den Weg zu Mutter's Grab. Ich genoss den Weg, die zwitschernden Vöglein ließen mich lächeln und auch die Wärme der Sonne ließ mich, wenn auch nur kurz, aufblühen, denn nich weit entfernt sah ich bereits Mama's letzte Ruhestätte. Ich blieb vor dem Grab stehen, schaute zu Boden und sank bitter auf meine Knie. Tränen konnte ich nicht vermeiden, denn es war das erste Mal, dass ich Mutter hier besuchte. Ich legte die vielen liebevoll gepflückten Blumen auf ihr Grab und schluchzte: "Oh Mama, es tut mir so leid! Du hattest Recht, du hattest von Anfang an mit allem Recht! Wenn es mich nicht gäbe, wären du und Abel, dein geliebter Sohn, noch am Leben und zusammen mit Arthur wäret ihr die Familie, die du dir schon immer gewünscht hattest! Bitte vergib mir... und bitte sage Abel, wenn du ihn siehst, dass sein Sohn und ich ihn so schrecklich vermissen!" Meine Hände gruben sich tief in die Erde, ich öffnete meine zusammengekniffenen Augen und bemerkte plötzlich, dass es dunkler wurde. Wie aus dem Nichts hatten sich dunkle Wolken am Himmel aufgetürmt und verdeckten die Sonne. Kurz darauf fing es kräftig an zu regnen. Ich sprang auf, während ich darüber nachdachte, ob der Regen nun eine Antwort Mama's war. Vielleicht stand dieser für ihre Tränen, die sie aus Trauer, Wut oder einem anderen Grund vergoss. Doch darüber konnte und wollte ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, denn mit dem Regen zog ein Gewitter auf, welches mir Sorgen bereitete. Schließlich hatte ich als kleines Kind auch Angst vor Gewittern und da könnte es Abel Jr. nicht anders ergehen. In Gedanken versunken machte ich mich auf den Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)