For all the lovers von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Donnerstag Im selben Moment in dem er die Augen öffnete, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Alles um ihn herum war dunkel und still. Er war doch nicht etwa von selbst aufgewacht? Er, der passionierte Langschläfer, der sonst nur mit Gewalt aus dem Bett zu bekommen war? Sein Kopf fühlte sich an als wäre er mit Watte gefüllt. Als er den Kopf in Richtung Nachttisch drehte zuckte ein dumpfer Schmerz in seiner Schläfe. Die roten Leuchtziffern des Weckers verschwammen vor seinen Augen. Nur mit Mühe konnte er sie erkennen: 6:27. Kein Zweifel – er war vor seinem Wecker aufgewacht. Doch das war nicht das einzig Merkwürdige. Etwas fehlte . . . Langsam tasteten sich seine Finger zur anderen Hälfte des Doppelbettes vor. Er fand die Bettdecke und ließ seine Hand darunter gleiten. Anstelle des erwarteten, warmen Körpers ertastete er nur das kalte Laken. Wo war Sara? Warum lag seine Freundin nicht neben ihm? Der Nebel der seine Gedanken verschleierte wollte sich einfach nicht lichten. Er konnte sich nicht erinnern warum Sara nicht da war. Was war passiert? Jan und er waren mit ein paar Freunden in die Kneipe gegangen, so viel wusste er noch. Dem widerlichen Geschmack auf seiner Zunge zu urteilen hatte er wohl mehr als nur ein paar Bier getrunken. Sara war zu einer Freundin gefahren. Genau, so war es gewesen. Sie hatten vereinbart, dass er sein Auto stehen ließ und sie ihn abholen sollte. „Ich hol dich ab. Nicht das du Armer den ganzen Abend Cola trinken musst.“, hatte Sara augenzwinkernd gemeint. Seltsam, das er sich an den genauen Wortlaut erinnerte. Ob sie ihre Worte allerdings wahr gemacht hatte, wusste er beim besten Willen nicht. Mit einem Seufzer rieb er sich über die Stirn, so als ob seine Gedanken daraus auftauchen würden wie der Geist aus der Wunderlampe. Nichts dergleichen geschah. Der erhoffte Geistesblitz blieb aus. Die 29 auf dem Display des Weckers wurde zu einer 30 und das fröhliche plappern der Radiomoderatorin erfüllte das dunkle Schlafzimmer. Er hatte sich extra einen Radiowecker gekauft um sich nicht den Tag schon in aller Frühe durch so ein grauenhaft monotones Piepsen zu verderben. Wenn man allerdings so verkatert war wie er jetzt, dann war dieses Gelaber fast noch schlimmer. Sein Arm fühlte sich an wie Blei und weigerte sich den Wecker auszuschalten. Wenigstens hielt die Moderatorin endlich den Mund und spielte Musik. This one goes out to the lonley. This one goes out to the broken ones. Er kannte das Lied – es war Saras aktueller Lieblingssong. Er erinnerte sich dunkel an den Titel: “For all the lovers”. Dann begann der Refrain und mit dem Adrenalinschub in seinen Adern kehrte auch seine Erinnerung schlagartig zurück. For all the lovers and belivers and the ones who´ve been betrayed. So sehr er sich vor ein paar Minuten zu erinnern versucht hatte, jetzt würde er alles geben um wieder zu vergessen. Mittwoch, am Abend zuvor Gut gelaunt parkte Sara ihren kleinen Peugeot vor der Stammkneipe ihres Freundes. Sie hatte den Abend gemütlich auf der Couch ihrer Freundin verbracht; mit einem Glas Rotwein und jeder Menge Klatsch und Tratsch. Es hatte sich heraus gestellt, dass sie beide unter nicht weggespülten Bartstoppeln im Waschbecken zu leiden hatten. Während sie die Stufen zu Kneipe hinauf stieg musste sie unwillkürlich grinsen. Alex war nun einmal ein Chaot und Bartstoppeln waren da noch das Harmloseste. Aber sie hatte ja bereits drei Jahre Gelegenheit sich mit der Unordnung in ihrer gemeinsamen Wohnung abzufinden. Mit einem Ruck öffnete sie die Eingangstür, nicht im Geringsten auf das vorbereitet, was sie zu sehen bekommen sollte. Alles wirkte normal, eine Szene wie sie sich Abend für Abend in irgendwelchen Kneipen abspielt. Die Frau hinter der Theke hatte gut zu tun. Immer wieder eilte sie mit einem vollen Tablett zu einem der Tische. Auf diesem sammelte sich bereits eine besorgniserregende Menge leerer Schnapsgläser an. Das ausgerechnet Alex und seine Freunde dort saßen überraschte Sara nicht sonderlich, wohl aber die fremde Frau auf dem Schoß ihres Freundes. Die beiden waren so in einen Kuss vertieft, dass sie Sara nicht bemerkten, die immer noch unentschlossen mitten in der Kneipe stand. Ihr erster Impuls war, ihrem Freund sein Bier über den Kopf zu kippen, ihn anzubrüllen, irgendetwas zu tun, das ihn vor aller Augen erniedrigte. Im nächsten Moment wollte sie einfach nur weg laufen, verschwinden, nicht nur aus der Kneipe, sondern auch aus Alex Leben. Die Tatsache, dass sie sich für keine der beiden Reaktionen entscheiden konnte, bewirkte, dass sie regungslos stehen blieb. Für einen unbeteiligten Zuschauer musste sie wie ein Reh wirken, dass voller Entsetzen in die Scheinwerfer eines nahenden LKWs blinzelte. Und tatsächlich fühlte sich Sara, als ob etwas mit dem Gewicht eines 40-Tonners auf sie zu raste. Anstatt gleißendem Scheinwerferlicht sah sie sich jedoch dem überfüllten, lärmenden Schankraum gegenüber. Ihr Freund nahm immer noch keine Notiz von ihr, wohl aber sein Kumpel Jan, der Alex gegen die Schulter schlug. Dieser sah verwirrt auf, folgte Jans angedeutetem Nicken und schließlich traf sein vom Alkohol verklärter Blick auf den Saras. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)