Stumme Tränen von AnaO (Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!) ================================================================================ Kapitel 19: Du hast verloren ---------------------------- Rosa Lichtstreifen zogen sich über den Himmel und den See, als der neue Tag herauf dämmerte. Die Luft war angenehm und duftete zart. Fröhliches Vogelgezwitscher drang langsam durch den dichten Schleier des Schlafes. Es war so behaglich, so bequem. Yami hatte so schön geträumt, den schönsten Traum, den sie je gehabt hatte. Am See, beleuchtet mit unzähligen Energiekugeln... mit Aryan... nackt im Wasser... dann... Die Erinnerung an den erotischen Traum ließ ihren Körper brennen. Sie glaubte, ihn immer noch zu spüren, seine Lippen, seine Zunge, seine Hände, seinen ganzen Körper. Es war so echt gewesen, so unglaublich! Aryan so lustvoll, so zärtlich. Nicht einmal die Realität konnte so schön sein! Sie schmiegte sich an ihr Kissen, ungewöhnlich hart, doch so zart und warm... und es duftete nach Aryan. Vorsichtig streckte sie sich und spürte plötzlich die starken Arme, die sie umschlungen hielten. Und die Tatsache traf sie knallhart: Es war kein Traum gewesen! Sie riss die Augen auf, erblickte neben sich Aryans entspanntes, schlafendes Gesicht. Sie lag mit ihm im schneeweißen Himmelbett, die Körper eng umschlungen. Kein Wunder, dass ihr Kissen nach Aryan duftete, es war seine Schulter! Kein Traum... diese Nacht war echt gewesen! Sie lag in Aryans Armen, an seinen Körper gedrückt, so hart, so muskulös... - sie bewegte ihr Bein, das sie um seine Hüfte geschlungen hatte - ... so nackt! Aryan nackt… „Du bist errötet, kleine Nachtigall.“ Sie blickte auf in diese so magischen grünen Augen. Er lächelte liebevoll, schmuste sich an sie. „Du fühlst dich wundervoll an.“ „Und du fühlst dich… du bist nackt!“ In ihren Hals kratzte es leicht, sie musste sich räuspern. Aryan lachte leise. „Du ebenso. Hast du vergessen, was in der Nacht passiert ist?“ Ihr Herz begann zu rasen bei der Erinnerung. „Ich hatte gedacht, es wäre ein Traum“, gestand sie. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Realität so schön sein kann“, murmelte er in ihr Haar. „Aryan, du bist schläfrig?“ Das passte nicht zu ihm. Wieder musste sie sich räuspern. „Und du bist heiser“, antwortete er. „Heiser?!“ Daher fühlte ihre Kehle sich also so rau an. Sie war noch nie heiser gewesen, dafür war ihre Stimme viel zu gut trainiert. Doch sie konnte sich denken, wovon sie heiser war… Aryan grinste, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Du hast zu viel gestöhnt.“ Yami errötete wieder. „Gestöhnt? Du Monster hast mich zum Schreien gebracht!“ Aryan lachte leise. Yami liebte dieses Lachen; er wusste nicht, wie erotisch es war. Und Lust vertrieb die Schlaftrunkenheit. „Ist das ein Vorwurf? Wie fühlst du dich, mein Herz?“ „Matt, zufrieden, entspannt, ein wenig angeschwollen zwischen den Beinen“, sagte sie. „Einfach nur glücklich. Und du bist gar nicht putzmunter wie sonst.“ „Ich habe so gut geschlafen, wie noch nie in meinem Leben. Ich war noch nie so entspannt. Ich liebe dich.“ Aryan küsste sie zärtlich und entlockte ihr einen Seufzer. „Yami...“ Ein begehrliches Glitzern erschien in seinen Smaragdaugen. „Mach nicht solche Geräusche. Besonders nicht, wenn du nackt in meinen Armen liegst.“ Sein Verlangen machte sich körperlich bemerkbar. „Als ob du dich nicht beherrschen könntest“, brummte sie. „Ich konnte es nicht“, erinnerte er sie. „Ach wirklich? Jedenfalls konntest du es so lange, bis ich völlig fertig war.“ Ein spitzbübisches Grinsen ließ seine Augen leuchten. „Dein Keuchen, dein Stöhnen, die Lustschreie...“, hauchte er in ihr empfindsames Ohr und umschlang sie fester. „Du hast mich wahnsinnig gemacht. Du weißt, wie verführerisch deine Stimme ist.“ Schauer liefen über ihren Körper, sie sehnte sich nach mehr, als nur seinen heißen Atem in ihrem Nacken und plötzlich fühlte sie es, so klar und deutlich, als würde er es aussprechen, dass er dasselbe wollte. „Was ist das?“, fragte sie und setzte sich auf, dabei rutsche die Decke herunter. „Du spürst meine Gefühle“, antwortete er, den Blick auf ihren unbedeckten Oberkörper gerichtet. „Die körperliche Vereinigung hat das Band, das unsere Herzen verbindet, bestärkt und besiegelt. Denn wir waren wortwörtlich vereint. Du wirst spüren, wenn ich in deiner Nähe bin, du wirst wissen, wie es mir geht und was ich empfinde.“ „Was? Das heißt unsere seelische Verbindung ist dadurch stärker geworden? Weil wir auch körperlich verbunden waren?“ „Ja, wir gehören zusammen. Ich bin dein...“ Er strich federleicht über ihre Brust, ließ sie zusammenzucken. „Und du bist mein. Sag mir, was du fühlst...“ Seine Lippen senkten sich auf ihre zarte Haut, direkt an ihrem Herzen. Sie atmete schwer. „Ich muss nicht spüren, um zu wissen, was du jetzt willst“, raunte sie und ergab sich seinen Zärtlichkeiten. „Sieh nur, was du mit mir angestellt hast. Was hast du mit meinem Anstand gemacht? Warte, Yami… Wir sollten baden“, flüsterte er an der zarten Haut ihrer empfindlichen Brüste. „Später, jetzt will ich dich...“ Sie drückte ihn auf die Matratze zurück. „Aber... du hast geblutet.“ „Was?!“ Yami riss die Decke zurück. Tatsächlich, Blut an ihren Schenkeln! „Hast du etwas anderes erwartet?“ Aryan lachte leise. „Du warst Jungfrau, Prinzessin. Obwohl du dich nicht wie eine benommen hast.“ „Das sagt der richtige! Aber warum hat es nicht wehgetan? Ich meine bei deiner Größe. Es hat wirklich nicht wehgetan.“ „Natürlich nicht.“ Liebevoll streichelte er über ihre intimste Stelle. Yami keuchte auf. „Ich könnte dir nie wehtun, kleine Nachtigall. Niemals.“ „Und trotzdem warst du so vorsichtig“, stöhnte sie leise und klammerte sich an ihn. Plötzlich erschien ein gefährlicher Ausdruck in seinen Augen, der Yamis Blut in Flammen aufgehen ließ. Was sie jetzt erleben würde, übertraf die kühnsten und wildesten Träume, denn jetzt hielt sich Aryan nicht mehr zurück. „Ich habe Yami vor einer Stunde angerufen“, meckerte Yuki. „Wo bleiben die denn so lange?“ „Lass den frisch Verliebten Zeit“, tadelte Anjaani. „Ich will nicht warten! Ich will wissen, wie es war!“ „Warum interessiert es dich so?“ Im selben Moment bereute Anjaani diese dumme Frage. Aryan und Sex, das war unvorstellbar. Er war diese Art starker, unwiderstehlicher, doch unerreichbarer Mann. Aryan war verführerisch und strotzte vor männlicher Energie, doch er wirkte unnahbar und geheimnisvoll, jemand der die Erfüllung versprach, aber nie an sich heran ließ. Während Inuyasha vor sexueller Ausstrahlung und animalischer Kraft nur so explodierte. So gleich ihre Attraktivität auch war, sie unterschied sich in der Art. Inuyasha brachte man sofort mit Wildheit und Sex in Zusammenhang, Aryan hingegen war ein einziges sinnliches Geheimnis. Dass er lüstern war, war fast unvorstellbar. Er war der stille Verführer, nicht der Verführte. „Ich muss dir nicht erklären, warum mich Aryans Sexualität so interessiert“, plusterte sich Yuki ungeduldig auf. „Bei keinem Mann ist Unschuld und Sexappeal so stark vertreten!“ „Häschen, bitte! Versprich mir, dass du sie nicht fragst! Nicht vor Aryan-nii!“ „Ach, Aanilein“, zwinkerte Yoko. „Sag bloß, du bist nicht neugierig? Du siehst Aryan nämlich nicht als sexuelles Wesen.“ „Ich will keine Details“, rief sie. „Ich will nur wissen, wie sich so was anfühlt.“ „Wie sich was anfühlt?“ „Das!“ „Was? Sag es.“ „Das weißt du genau!“ „Nein, ich habe keine Ahnung. Wie sich was anfühlt?“ „Karina! Du bist so gemein!“ „Guten Morgen alle zusammen“, grüßte Aryan, der eben mit Yami im Arm seine Wohnung betrat und sich zu ihnen an den Esstisch setzte. Beide hatten nie zufriedener gewirkt. „Aurora, wie geht es dir?“ „Gut“, meinte sie arglos. Doch als sie ihn umarmte, tastete sein Geist in ihr Inneres. Automatisch wehrte ihn ihr neuer Schutzschild ab, doch er war stärker. „Aber nicht gut genug.“ „Wie war´s? Wie war´s? Wie war´s?“, platzte Yuki heraus. „Meine Güte, das waren nicht mal 5 Sekunden“, knurrte Anjaani. „Ich muss es aber wissen. Schau dir die zwei doch an! Yami ist immer noch wackelig auf den Beinen. Das sieht eindeutig nach unglaublich guten Sex aus und zwar mehr als nur einmal!“ Yami und Aryan tauschten Blicke und mussten lächeln. Sie dachten beide an dasselbe, das wusste Yami. Und zwar an heute Morgen, als sie übereinander hergefallen waren, diesmal ohne Hemmungen und Zurückhaltung. Auf dem Bett, nach dem Aufwachen... und dann im See beim Baden. Jetzt war ihre Stimme deutlich angeschlagen. Yami wurde schwindelig bei der heißen Erinnerung. So war das halt, wenn man mit dem Mann schlechthin zusammen war. „Hey, ich hab euch was gefragt! Bist du ein zweiter Inuyasha?“ Yami knurrte leise, sagte aber nichts. Sie mochte es nicht, wenn man Aryan mit Inuyasha verglich. Und Anjaani zuckte bei diesem Namen unbemerkt zusammen. Der Hanyou war für die Drillinge der Inbegriff für Sex und Männlichkeit schlechthin. Tatsächlich, Aryan sah genauso aus wie Inuyasha… Nur die Farbe von Augen und Haar stimmte nicht…aber sonst… Wie kam das plötzlich? Sie sahen sich ähnlich, das wusste sie, aber doch nicht so sehr! „Liege ich richtig in der Annahme, dass du letzte Nacht alleine warst?“, lachte Aryan und in seinem Mundwinkel erschien dasselbe kleine Fältchen wie beim Hundedämon. „Du wirkst so unzufrieden.“ „Ja“, schmollte der älteste Drilling. „Dank dir!“ „Ernsthaft?“, wunderte sich Anjaani. „Das hast du gar nicht erzählt.“ „Ich bin nicht stolz drauf. Aber ich will es nicht anders, weil ich mich verliebt habe. Und weil ich will, dass es ernst ist, möchte ich keine rein sexuelle Beziehung. Ich will keinen zweiten Zuma.“ Gekonnt überging sie den bitterbösen Blick, den ihr Yoko zuwarf. „Ich will Yuichi kennenlernen, ihn lieben lernen. All der Unsinn. Es soll nicht nur um Sex gehen.“ „Wer bist du?“, fragte Anjaani. „Das weiß ich nicht. Meine Gefühle spielen verrückt. Aber diesen dummen Gedanken hat mir Aryan-nii in den Kopf gesetzt. Jetzt sagt es mir endlich! Was, wo, wie, mit wem?“ Yami schwieg und das weckte Misstrauen in ihren Schwestern. Sie rückten ganz nah an den jüngsten Drilling heran. Die Bedrängte flüchtete in Aryans Umarmung. „Du hast noch kein Wort gesagt“, bemerkten beide Schwestern. „Deine Augen leuchten, als wärst du direkt aus dem Paradies gekommen. Hast du dort deine Zunge verloren? Warum redest du nicht?“ „Wegen euch“, antwortete sie mit leicht kratziger Stimme. Ihre Schwestern starrten sie mit weit offenen Mündern und riesigen Augen an. „Du bist heiser?!“ Anjaani schritt sofort ein. „Das ist ein winziges Kratzen in der Stimme. Regt euch ab! Sie hat sich vielleicht nur erkältet!“ Doch es war klar, woher die Heiserkeit wirklich kam. Nach ihrer ersten Nacht mit Inuyasha war sie ebenfalls heiser gewesen. Den Gedanken verdrängte sie, bevor er in ihrem Bewusstsein Platz nahm. Waren diese beiden Männer sich wirklich so ähnlich? „Das ist Yami!“, brüllten die Freundinnen schon fast. „Erinnerst du dich an das Konzert, auf dem wir alle 5 Stunden lang laut gesungen und gegrölt haben?“ „Oh ja“, erinnerte sich Anjaani. „Wir hatten fast drei Tage keine Stimme.“ „Yami schon“, beharrte Yuki. „Als wäre nichts gewesen. Yamis Stimme kriegt nichts kaputt… Du meine Güte!“ Sie starrten Aryan voller Ehrfurcht an und senkten demütig die Köpfe. „Du hast Yami heiser gekriegt!“ Anjaani, die den Frauen eigentlich Einhalt gebieten wollte, starrte Aryan ebenfalls fassungslos an. „Wie hast du das geschafft?“ Aryan grinste schelmisch. „Willst du das wirklich wissen?“ Anjaani errötete schlagartig und schnappte nach Luft. Was redete sie da? Doch die Drillinge waren außer sich und sahen Aryan an, als wäre er ein Gott. „Du hast Yami heiser gekriegt! Du musst ein Gott sein! Du musst der ultimative Mann sein! Du-!“ „In Ordnung, es reicht!“ Yami erhob sich von ihrem Stuhl und fauchte ihre Schwestern warnend an. Nicht, dass sie in ihrer Verehrung die Goldenen Regel vergaßen. „Wir tun ihm nichts“, winkte Yoko ab. „Unser Leben ist uns viel zu wertvoll.“ „Wie hat er dich heiser gekriegt?!“, schrie Yuki. „Sag ich nicht“, lächelte Yami fies. „Du musst geschrien haben!“ „Möglicherweise.“ „Du musst dir die Seele aus dem Leib geschrien haben!“ „Vielleicht.“ „Himmelherrgott! Was hat er getan?!“ „Yuki-Hase, bitte“, flehte Anjaani. „Hör auf und beruhige dich.“ „Ich werde nichts verraten.“ „Was?! Warum nicht?!“ „Weil es meine Erinnerung ist“, entschied Yami knallhart. „Mein Erlebnis, das teile ich nicht. Es gehört nur mir. Lass es mich eine Weile genießen.“ „Wir sind Drillinge, wir teilen alles!“ „Nur nicht Aryan“, zischte Yami. „Oh Mann!“ Yuki verzweifelte, in ihren Augen bildeten sich Tränen der Enttäuschung. „Bitte, Aryan-nii! Erzähl es mir.“ Er grinste frech. „Nein. Das Essen ist köstlich, Aurora.“ „Hey! War' s das jetzt? Einfach ein nein?“ „Genau.“ Aryans Augen begannen zu glitzern. „Ich sage nichts und Yami wird erst reden, wenn sie es will. Also belasse es dabei.“ „A-aber, du hast ein Wunder vollbracht u- und…“ Aryans Blick überwältige sie. Doch Yuki war ein Dickschädel. „Dann will ich wenigstens wissen, wie sich Yamis Stöhnen anhört!“ Alle schlugen die Hände vors Gesicht. „Vergiss es, Aryan-nii“, seufzte Anjaani zwischen ihren Fingern. „Die bekommst du nicht zum Schweigen.“ „Gegen ihre Klappe ist kein Kraut gewachsen“, stimmte Yoko zu. „Aber ich will auch wissen, wie sich Yamis Stöhnen anhört.“ „Heute habt ihr echt nicht mehr alle Tassen im Schrank“, grummelte Yami und funkelte Yuki dann böse an. „Allen voran du!“ „Ach, Mäuschen, du hast so eine traumhafte Stimme“, schwärmte die Älteste der Drillinge. „Du musst das erotischste Stöhnen der Welt haben. Nicht wahr, Aryan-nii?“ Aryan lächelte als Antwort und sah Yami glühend an. „Boah, du bist gemein! Dein eindeutiges Grinsen ist mir nicht Antwort genug! Sag es mir!“ „Es reicht jetzt!“ Nun wurde Anjaani wütend. „Hör endlich auf damit!“ „A-aber...“ Yuki zog eine Schnute und wich eingeschüchtert vor Anjaani zurück. „Nur eine letzte, kleine, harmlose Frage...“ „Harmlos?“ Anjaani war skeptisch. „Wirklich harmlos.“ „In Ordnung.“ „Wie groß ist Aryans Willie?“ Stumm starrten sie alle an, Anjaani starr vor Schock. „Ich schätze unseren Tiger in voller Pracht so auf 27 Zentimeter. Mäuschen, kleiner, größer, gleich?“ „Also, ich schätze mal-“ „Marie!“ „Ups“, machte Yami. Anjaani hatte die Augen entsetzt aufgerissen. Aryan schüttelte nur den Kopf. Und Yoko musste lachen. „Wäre Inuyasha hier, er hätte Yuki zum Schweigen gebracht. Soll ich ihn holen?“ „Der ist bestimmt nicht da“, grummelte Yuki unbefriedigt. „Er ist garantiert auf Dämonenjagd.“ „Es ist Neumond“, bemerkte Aryan. „Bei Neumond lasse ich ihn nicht kämpfen.“ „Oh, dann ist er bestimmt oben! Ich geh ihn holen!“ „Nein!“, sagte Anjaani hart und ergriff Yokos Hand. „Ich will ihn nicht sehen!“ „A-aber es ist so amüsant, wenn er seine dämonischen Fähigkeiten nicht besitzt...“ „Das ist mir egal! Bleib hier!“ „Ok, was ist los?“ Yuki war plötzlich ernst. „Aani-Schatz, du bist wirklich gut darin, dich zu verstellen. Aber ich merke doch, dass du heute nicht fit bist, weil du etwas verdrängst…“ „Tu nicht so einfühlsam“, unterbrach Yoko ihre ältere Schwester. „Wir merken nur, dass etwas nicht stimmt, weil du seit dem frühen Morgen nichts anderes tust, als Aryans sämtlichen Vorräte wegzukochen. Was machen wir bloß mit all dem Essen?“ „Ich hatte Lust zu kochen“, verteiligte sich die Inderin. „Du tust den ganzen Tag nichts anderes! Was ist passiert, dass der Kochteufel in dich gefahren ist?“ Anjaani seufzte geschlagen, doch sie hatte nicht die Kraft, alles wieder hinter der Mauer hervorzuholen. Sie sah Aryan bittend an. So erzählte er ihnen alles. „Warum hast du nichts gesagt?“, warfen die Drei Aryan vor. „Weil ich es nicht wollte“, verteidigte Anjaani ihn. „Es war euer Tag. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich euch den verdorben hätte. Und Aryan-nii hatte sich genug um mich gekümmert. Er hatte mich schließlich vom Dach geholt und mich getröstet.“ Jetzt wurden die vorwurfsvollen Blicke der Drillinge sanft, nur Yoko, so streitlustig, wie sie heute war, grinste herausfordernd. „Und wahrscheinlich hast du auch bei ihm im Bett geschlafen? Sich tröstend in seine schützenden Arme gekuschelt, um dich von seinem Herzschlag in den Schlaf wiegen zu lassen“, stichelte sie. „Ja“, meinten beide unschuldig. „Was?!“ Yami betete, sich verhört zu haben. „Aurora hätte sonst gar nicht geschlafen“, lächelte Aryan. „Yami, es ist nichts passiert. Das glaubst du doch nicht im ernst?“ Yami sagte gar nichts. Das Schweigen der Drillinge war nie ein gutes Zeichen. „Wart ihr angezogen?“, wagte sich Yuki voran, Yami ängstlich beäugend. „Natürlich.“ „Beide?“ „Wir waren beide vollständig angezogen. Aryan-nii ist schließlich mein Bruder“, erklärte Anjaani. Bis jetzt jedenfalls hatte sie ihn nie mit Inuyasha verglichen. „Genau“, stimmte er zu. „Es ist eine unschuldige Geschwisterbeziehung.“ „Ihr seid wirklich drin in dieser Geschwistersache“, bemerkten die Drillinge mit ausdrucksloser Mimik. „Weil wir so fühlen“, meinte Aryan schlicht. „Es ist alles harmlos, weil ich Aurora nicht begehre. Es ist nicht wie bei dir, mein Herz. Ich kann neben Aurora liegen, ohne sie zu berühren. Ich habe kein Verlangen danach. Sie ist meine Schwester. Und das weißt du, du fühlst es doch genau.“ Sein Lächeln war so ehrlich, niemand hätte an seinen Worten gezweifelt. „Wie hast du denn geschlafen?“, fragte sie besänftigt. „Wie sonst auch“, antwortete er zwinkernd und Yami war zufrieden. Aryan hatte einen sehr leichten Schlaf, er schlief nie entspannt oder gar tief und fest. Heute hatte er wahrscheinlich zum ersten Mal, seit er ein Kind gewesen war, tief und fest geschlafen, weil er sich bei ihr so wohl fühlte. „Wir dürfen jetzt nicht vergessen, dass Inuyasha ein Vollidiot ist“, verdüsterte sich plötzlich ihr Blick und sah die Freundinnen dann an. „Seht ihr! Ich habe es euch schon immer gesagt.“ „Bevor du ihn verurteilst, überlege lieber, wie du in so einer Situation gehandelt hättest“, verteidigte ihn Anjaani. „Ich wäre nie in solch eine Situation geraten. Ich habe nie jemand anderen als Aryan geliebt“, blieb Yami stur. „Da hat sie recht“, pflichtete ihr Yoko bei. „Das ist kein gültiges Argument.“ „Oh nein, ich bin der Volltrottel“, rief Yami plötzlich aus und schlug sich reuevoll die Hände vors Gesicht. „Das stimmt nicht“, widersprach Aryan. „Du wolltest nur helfen.“ „Was hast du angestellt?“, wunderte sich Anjaani. „Naja“, flüsterte Yami beschämt. „Ich habe ihm Tipps gegeben, wie er dich umgarnen kann.“ „Was?!“ Anjaani war baff und sah die restlichen Drillinge an. „Wusstet ihr davon?“ Die beiden starrten arglos an die Decke, als hätten sie Anjaani nicht gehört. „Du hast gemeinsame Sache mit ihm gemacht?“ „Was sollte ich denn tun? Ich wollte dir helfen und Inuyasha ist nun mal so unsensibel. Ich war die einzige, mit der er reden konnte, ohne befürchten zu müssen, dass ihm gleich die Klamotten vom Leib gerissen werden.“ Sie sah dabei ihre Schwestern an. „Also ist dieses ganze Tief-in-die-Augen-schauen und Mit-Küssen-drohen auf deinem Mist gewachsen?“ Anjaani lächelte. „Ich hab' s gewusst. Sein Verhalten hat mich oft an dich erinnert.“ „Es hatte aber geholfen“, erinnerte Yami sie. „Siehst du, er hatte sich Gedanken gemacht, er wollte sich um dich bemühen.“ „Er ist nur durcheinander“, stimmte ihr Aryan zu. „Du bedeutest ihm viel. Warte es ab.“ Anjaani lächelte traurig. „Das wäre schön. Aber ich traue ihm nicht mehr.“ „Das wird schon noch, jetzt unternehmen wir erst einmal was. Worauf hast du Lust, Schätzchen?“, fragte Yami heiter und zerriss die herrschende Melancholie. „Entscheide du“, bot ihr Anjaani an. „Wieso darf sie entscheiden?“ Jetzt waren die Schwestern wieder hellhörig. „Weil wir letzten Sonntag im Kunstmuseum waren“, erinnerte sie Yuki, sah dann Yoko an. „Und den Sonntag davor waren wir bei der Lesung dieses Autors, mit dem du über sein unvorteilhaftes Einsetzen von Adverbien gestritten hast.“ „Ich habe nicht gestritten, sondern nur korrigiert.“ „Ich musste dich raus zerren, bevor du rausgeschmissen worden wärst“, lachte Aryan. „Er vertrug die Wahrheit nicht!“ „Ja, aber du hast Hausverbot in den Bibliothek und das nur, weil du ihm zeigen musstest, dass dein Wortschatz umfangreicher ist. Also darf ich heute entscheiden. Und ich will eine Wanderung durch Aanis Wald.“ „Was?!“, begeisterte sich Anjaani. „Was?!“, entsetzen sich Yoko und Yuki. „Wir können alle Köstlichkeiten von Aurora für ein Picknick verwenden“, munterte Aryan auf. „Das wird ein schöner Tag. Nur wir sechs.“ „Oh, kommt Yuichi-chan mit?“, wunderte sich Anjaani. „Nein, er nicht. Aber Inuyasha.“ „Nein!“, protestierte sie. „Ja!“, schrien Yoko und Yuki. „Wir machen ihn fertig!“ „Hör zu, Aurora. Er sollte mitkommen“, sagte Aryan ernst und ergriff ihre Hand. Anjaani sah ihn an. Seine Augen blickten tief in ihre. Nie widersprach sie ihm, nie war sie anderer Meinung. Immer hatte er das Beste für sie gewollt. Warum tat er ihr das nun an? „Weil ich glaube, dass es das Beste für dich ist“, beantwortete er ihren Gedanken. „Du siehst mich an, ja. Aber ich bin nicht er, auch wenn du momentan sein Gesicht siehst.“ Sie zuckte wie bei einem Schlag zusammen. Woher wusste er das? „Ich kann nicht...“ „Wenn du es jetzt nicht kannst, wirst du es nie können. Du solltest nicht davon rennen, dich nicht verstecken. Ich kann nicht garantieren, immer da zu sein, meine Kleine. Du bist stark, aber um all dein Leid zu tragen, musst du stärker werden.“ Sie wollte den Blick senken, aber es ging nicht. Aryans Augen ließen das nicht zu. „Du kannst nicht sicher gehen, dass Inuyasha dir zum letzten Mal wehgetan hat. Lass ihn in deine Nähe, gewöhnt dich dran, verarbeite den Schmerz. Du sollst nicht davonlaufen, du sollst dich stelle. Deswegen glaube ich, dass du dadurch stärker wirst.“ „Er hat recht, Aani-Schatz“, stimmten die Drillinge zu. Erst hatten sie Aryan fassungslos angesehen, dann ernst gelauscht. „Wer weiß, wie schlimm du noch verletzt wirst. Und irgendwann wird deine Mauer brechen. Wenn deine Mauer bricht, ist Inuyasha vielleicht nicht da, um dich zu retten. Stell dich deinen Qualen, so wirst du stärker. Dann ist dein Seelenheil nicht von ihm abhängig.“ Endlich konnte Anjaani den Kopf senken. Wie immer hatte Aryan Recht. Sie wollte es nicht, sie wusste nicht, ob sie es konnte. Aber es würde sie stärken. Vielleicht würde es sie zuerst zerstören, aber aus dieser Asche würde neue Stärke hervorgehen. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ „Ich bin bei dir“, versprach Aryan. „Du musst ihn nicht ansehen, du musst nicht mit ihm reden. Noch nicht. Ihr solltet euch so schnell wie möglich aussprechen. Wann, das entscheidest du. Aber du solltest damit umgehen können, dass er jemand ist, der bei dir sein kann und jeden Moment für immer verschwinden kann. Du musst damit klar kommen können, dass er unerreichbar für dich ist. Du musst deine Stärke aus dir schöpfen, nicht aus ihm. Und der erste Schritt dazu ist, deine Seele von ihm unabhängig zu machen.“ „Und wir werden dafür sorgen, dass unser Dämon keine einzige Sekunde des Ausfluges genießen kann!“ Ohne anzuklopfen stürmte Yoko Anjaanis Wohnung. Inuyashas pechschwarzer Kopf wirbelte herum. Er wollte sich gerade über ihre schlechten Manieren beschweren, als er die rasende Wut in ihrem Gesicht sah. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Also wussten die Drillinge Bescheid. Sie schloss die Türe, blieb aber davor stehen. Und schwieg. Die honigbrauen Augen starrte ihn mit purem Hass an, doch sie sagte kein Wort. Es war an sich ein schlimmes Zeichen, wenn die Drillinge stumm waren, aber gerade bei Yoko, dem größten Plappermaul, kam es der nahenden Apokalypse gleich. Ihre Fäuste zitterten, als hielte sie sich mit unmenschlicher Willenskraft zurück, auf ihn einzuprügeln. Inuyasha konnte sie nicht ansehen, noch ertrug er ihr Schweigen. Es war die reine Folter. Bis sie ihn nach endlosen, qualvollen Minuten erlöste. „Ich hasse dich“, sagte sie leise. Inuyasha begegnete ihrem ockerfarbenen Blick. Er sah sie hilflos an. „Schau mich nicht so an. Du hast großen Mist gebaut, mein Lieber, und das weißt du genau. Keiner wirft dir deine Gefühle vor. Niemand zwingt dich, Aani zu lieben. Aber du hättest ihr keine Hoffnungen machen dürfen. Kannst du dir vorstellen, wie grausam das ist? Wenn es nicht gegen ihren Willen wäre, würde ich dir jetzt die Augen auskratzen, schlechte Laune habe ich sowieso. Ich bin so sauer auf dich, dass mir kein einziger passender Fluch einfällt! Und du hast verdient, dass ich dir die Hölle hervorfluche, die dich in ihrer brennenden Lohe verschlingt!“ Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Genug davon, ich bin hier, um dich abzuholen. Zieh dir robuste Schuhe an, wir gehen wandern.“ „Was? Wir?“ Inuyasha, völlig überrumpelt, hatte seine Stimme wieder gefunden. „Ja, wir alle. Es wird deine Strafe sein. Und Aani braucht das. Sich dir zu stellen, wird sie stark machen.“ „Aber was sage ich?“, fragte er leise vor Aryans Tür. Er wusste nicht, ob er es wagen sollte Aryan zu begegnen, aber vor Anjaani fürchtete er sich noch mehr. „Nichts“, antwortete Yoko. „Egal, was du sagen würdest, es wäre falsch. Jetzt rein mit dir in die Höhle des Löwen. Hoffentlich zerfetzen dich Yuki und Yami in der Luft. Oder noch besser, Aryan verliert die Beherrschung.“ Das süffisante Lächeln war ihrer Stimme deutlich anzuhören. Inuyasha erschauderte. Die Mädchen konnten sich kein Bild von Aryans übermenschlichen Kräften machen, die Inuyasha als sein Partner nur allzu gut kannte und stets dankbar war, den General nicht als Gegner zu haben. Gerade jetzt, wo er ihm als Mensch nicht mehr überlegen war… Bei Aryan war nämlich „in der Luft zerfetzen“ nicht nur eine Redensart. Als er eintrat, trafen ihn zwei zornesblitzende hellbraune Augenpaare. Die Drillinge, die Anjaani gerade mit dem Packen mehrerer großer Rucksäcke geholfen hatten, stürmten nun auf ihn zu und stürzten sich keifend auf ihn, beschimpften ihn in höchsten und lautesten Tönen und trommelten mit den Fäusten auf ihn ein. Da er kein Dämon war, fürchtete sich keine vor einem Wutausbruch. Und da er ein Mensch war, hielten seine Ohren dem Lärm stand. Aber sein Körper war nicht so resistent gegen den schmerzenden Fausthagel. Hilfesuchend warf er Aryan einen Blick zu, doch dieser redete leise auf Anjaani ein. Sie schien gar nicht mitbekommen zu haben, dass er nun anwesend war. Auch Aryan schien sie gar nicht wirklich wahrzunehmen, sie mied jeden Blick, besonders seinen. Dafür hatte er die volle Aufmerksamkeit der Drillinge. Im Gegensatz zu Yoko fielen den anderen beiden die schlimmsten Beschimpfungen ein. So außer sich, schrien sie ihn zuerst auf Japanisch an. Als diese Sprache ausgeschöpft war, begannen sie mit Englisch, bis Anjaani ihn endlich erlöste. „Seid ihr endlich fertig?“, wandte sich Anjaani an die wutschnaubenden Drillinge. Diese verstummten sofort. „Ihr habt noch einige Sprachen übrig, aber ich glaube, es reicht jetzt langsam. Ihr werdet euch noch verletzen.“ „Wir sind nicht fertig“, schnaubte Yami und rieb sich die schmerzenden Fäuste. „Dieser Mistkerl ist hart wie Stahl! Aber ich schwöre-“ Plötzlich wirbelte sie zu Aryan herum. Er betrachtete sie stumm, ihre zornesblitzenden Augen, die zerzausten Haare, die bebenden Lippen. Und sie spürte eindeutig seine Gedanken, die ihr verzehrend heiß in die Glieder fuhren. „Du siehst hinreißend aus in deiner Raserei“, flüsterte er ihr zu. „Hört auf mit der Liebelei!“, grollte Yoko, die die Turtelei nicht ertragen konnte. „Und Aani hat recht. Ihr zwei seid ganz schön blöd, ihn mit den Fäusten zu traktieren. Wozu habt ihr scharfe Fingernägel? Damit könnt ihr ihn viel besser verletzen.“ „Das habe ich so nicht gemeint“, erklärte Anjaani schmunzelnd. Doch ihr Blick wurde ausdruckslos, als sie ihm einen schweren Rucksack hinhielt. Inuyasha nahm ihn sofort, da ihre Hände von dieser Last zitterten, mied es aber, sie zu berühren. „Wo gehen wir hin?“, wagte er zu fragen. Er sah, wie sie beim Klang seiner Stimme leicht zusammenzuckte. Aryan legte tröstend den Arm um ihre Schulter. „An Auroras Fluss. Wir wollen den Berg besteigen.“ „Von wir kann keine Rede sein“, grummelte Yoko und lud Inuyasha ebenfalls ihren Rucksack auf. „Ich bin doch kein Bergsteiger!“ „Und ich bin nicht der Packesel“, meckerte er unbeachtet. „Das wird Spaß machen, du wirst schon sehen“, ermunterte Anjaani sie. „Genau, Schwesterherz. Aryan wird rücksichtsvoll sein wie immer, deswegen wird es nach unserem Tempo gehen. Und Inuyasha kann niemandem davonrennen und uns hetzen. Es wird alles entspannt und gemütlich.“ „Das will ich für dich hoffen!“, drohte Yuki. „Du hast uns schließlich da rein geritten“ „Apropos geritten... Wenn du lieb bist, erzähle ich dir ein bisschen was“, versprach Yami. Sofort erhellte sich Yukis Gesicht. „Was?! Oh ja! Ich will alles wissen! Alles, wo hab ihr es gemacht, in welcher Stellung, wie l-?“ „Hey, sie hat ein bisschen gesagt“, fauchte Anjaani beschämt. Inuyasha begriff kein Wort. Was ging jetzt wieder vor? „A-aber...“ Yuki zappelte aufgeregt herum. „Dann sag mir nur wie lang der Willie ist!“ Und dann begriff er. Er hätte es eigentlich an Anjaanis eindeutigem Gesichtsausdruck erkennen können. „Sag, mal, hast du sie noch alle, du Irre!“, brüllte er und sah dann Aryan über den Taschenberg hinweg an. „Unternimm was!“ Er kannte die Drillinge zu gut, um zu wissen, dass Yuki jetzt in Fahrt gekommen war. Doch Yuki ignorierte ihn. „Das ist das einzige, was ich wissen will! Größer als Inuyashas, kleiner-“ „Was?!“ „Halt dich raus, Schwarzkopf! Wenn du´s nicht weißt, Mäuschen, ich hab in meiner Handtasche ein Maßband. Aber-“ Sie unterbrach sich und sah dann Inuyasha begeistert an. Er stolperte reflexartig von ihr weg. „Inuyasha, du bist doch eigentlich ein Mann“, säuselte sie lieblich. „Was willst du?“, fragte er verunsichert. „Und was heißt hier eigentlich?!“ Sie legte den Kopf schief und schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. „Du bist doch sozusagen Aryans rechte Hand.“ „Lisa“, warnte Anjaani. „Hör auf, die beiden zu vergleichen!“ „Hast du ihn denn nie nackt gesehen?“, fragte Yuki den entsetzen Inuyasha. „Sag du mir wie lannnn-“ Auf einen Schlag klappte ihr Mund zu, sie riss die Augen auf und krallte die Finger in ihre Lippen, versuchte sie zu öffnen. Aber ihr Mund war versiegelt. „Das ist genug“, ertönte Aryans ruhige Stimme. Alle wandten sich reflexartig zu ihm um. Seine trügerische Ruhe schwand, als er mit einem frechen Grinsen den Kopf schief legte. „Wenn du deinen Mund wieder bewegen möchtest, vergisst du dieses Thema besser schnell.“ Yuki nickte nur verzweifelt und keuchte dann entsetzt auf, als Aryans Energie sie frei gab. „Das hättest du auch wirklich früher machen können“, bemerkte Yami. „Nein, das ist total unheimlich!“ Yuki warf Aryan einen verängstigten Blick zu. „Du bist zum Fürchten! Ich hatte noch nie Angst vor dir!“ „Brauchst du auch nicht zu haben, wenn du mich nicht verärgerst“, lächelte er sanft. „Du bist so mächtig und gefährlich und… Boah, das ist ja so sexy“, rief sie dann schwärmerisch aus. „Du bist so stark und überlegen und niemand könnte dir entkommen… Mäuschen, hast du ein Glück!“ „Du hast ja keine Ahnung“, zwinkerte Yami. „Können wir bitte endlich los?“, mischte sich die mürrische Yoko ein und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. „Wir das ein Umzug, oder ein Ausflug“, ächzte Inuyasha unter seiner Last von Rucksäcken und Taschen. „Soll ich es dir abnehmen?“, fragte Aryan, der keine Hand frei hatte, da er in dichter Umarmung hinter Yami herging. Die Drillinge hatten ihm ausdrücklich verboten, Inuyasha zu helfen. „Nein!“, zischte dieser und trug das Gepäck tapfer zum Auto, das Aryan gemietet hatte. Er hasste es, dass er als Mensch schwächer als Aryan war. Aryan, den alle so bewunderten, Aryan, der alles konnte, alles wusste, alles beherrschte. Aryan, der stärkste, mutigste, beste... Aryan, der perfekt war! Nein, für Anjaani war er es. Schon immer gewesen. Wie stand sie jetzt zu ihm? Aber er hatte kein Recht, sie danach zu fragen. Unauffällig beobachtete er sie. Sie hatte nicht geweint, so viel konnte er von ihren Augen ablesen. Er sah keinen Hass, keine Trauer, gar nichts. Das bedeutete aber, dass sie das Geschehene verdrängte und er wusste, das tat ihr nicht gut. Aryan machte sich bestimmt nicht umsonst Sorgen. Da ihr Blick starr aus dem Wagenfenster gerichtet war, konnte er sie ungeniert betrachten. Sie sah so attraktiv aus! Was ein einfaches weißes Tanktop und eine kurze Jeans ausmachten! Was ihn jedoch verwunderte, war, dass Yuki ihr zwar ein Kompliment gemacht hatte, sie jedoch nicht berührt hatte. Normalerweise grapschte sie ihr an die Brüste, oder zumindest den Hintern. Was war gestern alles passiert? Aryan und Yami strahlten richtig vor Glück. Was der Grund dafür war, wusste er leider nur zu gut. Sie Drillinge betonten pausenlos Yamis heisere Stimme. Sie war zwar nur ein kleines weinig kratziger, aber Inuyasha, der die Drillinge inzwischen gut kannte, wunderte sich selber über diese Tatsache. Wie hatte Aryan es vollbracht, dass Yami heiser war? Die unangenehme Antwort kannte er. Anjaani war nach ihrer gemeinsamen Nacht völlig heiser gewesen… Warum, das wusste er nur zu gut. Deswegen war ihm Yamis Heiserkeit kein Rätsel. Aber es kümmerte ihn kein bisschen. Wäre das nur nicht das momentane Lieblingsthema der Drillinge. Naja, eigentlich nur von Yuki. Yoko war nicht so bester Laune wie sonst. Sie schwieg, was für das Plappermaul ungewöhnlich war. Und wenn sie sprach, dann beschwerte sie sich. Und Yuki war trotz ihrer Quengelei seltsam zufrieden. Sie strahlte eine unbekannte Sanftheit aus. Am ungeduldigsten war dennoch Anjaani. Sie strahlte neben der Gleichgültigkeit, die ihre Gefühle schützte, auch eine Heidenangst aus. Der Drang, sie tröstend in die Arme zu nehmen, war fast übermächtig. Er wäre der einzige, der sie trösten konnte, der einzige, der ihr selbst die größten Ängste nehmen könnte. Er durfte nicht… Keiner wusste ihr zu helfen. „Aani-Schatz, wir sitzen hier in keinem Bus“, meldete sich Yami verzweifelt. „Und im Übrigen fährt Aryan. Uns kann gar nichts passieren.“ „Sie hat den Busunfall noch nicht verarbeitet“, erklärte Aryan mitfühlend. „Und ein Transporter wie dieser hier ist ähnlich wie ein Bus. Ich fahre besonders vorsichtig, Kleines.“ „Ich weiß, danke“, lächelte sie die Fensterscheibe an. „Ich kann`s auch kaum erwarten, hier raus zu kommen“, brummte Yoko sarkastisch. „Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich“, lachte Aryan. „Wir sind da.“ Kaum hatte er angehalten, war Anjaani schnell wie der Blitz aus dem Wagen gerannt und weg war sie. „Sollen wir sie nicht einfangen?“, fragte Yuki, die die Freundin weit und breit nirgends entdecken konnte. „Nicht, dass sie mit den Fischen auf und davon ist.“ „Sie kommt gleich wieder. Sie ist am Fluss“, antworteten Aryan und Inuyasha gleichzeitig. Ihre Blicke trafen sich. „Ich kenne sie besser, als du glaubst“, sagte Inuyasha unfreundlich. „Daran habe ich nie gezweifelt.“ „Und trotzdem glaube ich, kennt Aryan sie besser als du“, stichelte Yami. „Wer sagt das?!“, plusterte er sich auf. „Komm jetzt ja nicht auf die Idee, dass du ihren Körper besser kennst“, warnte ihn Aryan. „Wenn sie das hört…“ „Das habe ich nie sagen wollen!“, log er errötend. „Was ist ihre Lieblingsfarbe?“, wollte Yuki spontan wissen. „Gelb“, antwortete er spontan. „Was isst sie am liebsten?“, forderte ihn Yami heraus. „Erdbeeren!“ Auch das wusste der Halbdämon. „Wovor hat sie am meisten Angst?“ Yoko sah ihn hochmütig an. Jetzt stutzte Inuyasha. „Raj?“ Es war mehr eine Frage. Aryan schüttelte den Kopf. „Busse?“ „Nein.“ „Ach.“ Jetzt ging ihm ein Licht auf. „Die Dunkelheit!“ „Die Einsamkeit“, korrigierte Anjaani leise. Sie stand hinter ihm, sah jedoch durch ihn hindurch. „Das schlimmste ist die Einsamkeit, völlig einsam und verlassen, ein Leben in ewiger Finsternis. Aber nicht die lichtlose Finsternis. Die lieblose Finsternis.“ Sie setzte sich ihren Rucksack auf den Rücken und gemeinsam wanderten sie los. Die Stimmung war gedrückt. Die herrliche Natur konnte den Trübsinn nicht vertreiben. Einen Vorteil gab es jedoch. Der Marsch beanspruchte die Drillinge so sehr, dass sie ihren Atem nicht fürs Inuyasha-Beleidigen und ihre Kraft nicht fürs Inuyasha-Ärgern verschwenden konnten. So konnte der Halbdämon die Gegend genießen, der moosbedeckte Boden, die kleinen verschlungenen Pfade, der fröhlich plätschernde Bach, die majestätischen Bäume. Yami genoss diese magische Grüne Welt fast so sehr wie Anjaani. Es war das richtige für die Inderin. Obwohl es anstrengend war, und die meiste Zeit bergauf ging, mussten Yuki und Yoko zugeben, dass es das einzig richtige war, was sie für Anjaani hatten tun können. Es war auch ein kleines Abenteuer. Manche kleinen Schluchten mussten übersprungen werden, manche Hügel und Felswände erklommen werden, manche Gräben hinabgerutscht werden. Für Aryan, Inuyasha und Anjaani waren das Kleinigkeiten, doch den Schwestern musste geholfen werden. Yami bewunderte nicht zum ersten Mal Aryans sanfte Stärke. Komplett ohne Anstrengung zog er sie einen kleinen Felsvorsprung hoch. Unglaublich, wie zärtlich es sich anfühlte, obwohl es ein Kraftakt war. Aryan kombinierte Zärtlichkeit und rohe Kraft auf eine solch perfekte Art und Weise, dass ihr bei dem Gedanken daran ganz schwindelig wurde. Sie drückte sich an seinen muskulösen Körper. Bei ihm war es so sicher, so geborgen. Sie verstand, dass Anjaani ihn brauchte. Sie selber könnte nicht ohne ihn. Wären sie hier ihn dieser traumhaften Umgebung allein… Allein der Gedanke an seine nackte Haut ließ ihr die Hitze in den Kopf steigen. Ihn an diesem Baumstamm gelehnt zu verführen, oder am rauschenden, kühlenden Bach, oder einfach nur in dem weichen Moos… „Hör auf, daran zu denken. Du strapazierst meine Selbstbeherrschung“, raunte er ihr zu, doch seine Umarmung wurde fester. Die goldenen Funken seiner Smaragdaugen glitzerten sehnsüchtig. Sie wusste, es fehlte nicht viel und er würde nachgeben… wenigstens ein Kuss… „Sag bloß, du hast nicht an dasselbe gedacht“, hauchte sie und stahl ihm einen Kuss, der sofort von Yokos Keifen unterbrochen wurde. „Und ihr strapaziert meine Nerven! Könnt ihr nicht einen Moment die Finger voneinander lassen?! Ihr habt noch euer ganzes Leben vor euch!“ „Entschuldige“, lächelten beide. „Ach, komm schon“, forderte Yuki sie schnaufend auf. „Als ob dir hier nicht der ein oder andere schmutzige Gedanke kommt. Hier, die Mulde zwischen diesen großen Baumwurzeln ist perfekt für einige versaute Stunden…“ „Kannst du auch an irgendetwas anderes denken?“, warf Yoko ihr vor. „Du klingst eifersüchtig“, bemerkte Anjaani. „Und seit wann stört dich ein romantischer Anblick?“ Yoko legte den Arm um ihre Taille und drückte sie an sich. „Weißt du was? Du musst keine Angst vor der Einsamkeit haben, denn du wirst nie einsam sein, Schätzchen, weil ich dir immer bleiben werde“, versprach sie tröstend. „Du willst mit mir eine alte Jungfer werden“, lächelte Anjaani sanft. „Also, keine von uns kann als Jungfer enden“, kicherte Yami, als einzige vergnügt. „Praktisch ist das nicht möglich.“ „Ja, weil du Sex hattest“, keifte Yuki. „Wir wissen das. Erzähl endlich davon, oder halt deine heiser gestöhnte Klappe! Hä? Warum starrst du mich so an?“ Ihre Verwunderung galt Inuyasha, der Yuki und Yoko nicht aus den Augen gelassen hatte. Er hatte als erster den Felsvorsprung erklommen und beobachtete die zwei ungehaltenen Drillinge die ganze Zeit. Nun zuckte er ertappt zusammen. „Gefallen wir dir etwa?“ Sie hatten dasselbe wie Anjaani an. Nur die Tops hatten die typischen Drillingsfarben. „So ein Unsinn“, fauchte er errötend. „Ich frag mich nur, was mit euch zwei los ist?“ „Yami hatte Sex“, maulten beide unisono. „Das meine ich nicht!“, brüllte er. Selbst wenn er es nicht wüsste, die Tatsache, dass die beiden die Finger nicht voneinander lassen konnten, sagte genug. Auch während der Autofahrt hatte Aryan nur mit einer Hand gelenkt, die andere hatte Yami fest an sich gedrückt. Der jüngste Drilling selbst vermittelte der Eindruck purer Glückseligkeit. Das Paar strahlte eine Sehnsucht nach einander aus, die selbst ihm, als uneinfühlsamen Tölpel, nicht entging. Doch die beiden anderen Drillinge waren noch unerträglicher als sonst. „Ihr beide seid seltsam.“ Alle, außer Anjaani, starrten ihn an. „Was glotzt ihr so blöd?“ „Es ist nur ungewohnt, dass du dich für die Drillinge interessierst“, antwortete Anjaani vor ihm, ohne ihn anzusehen und setzte sich in Bewegung. Der Rest folgte ihr. Er schwieg, weil er ihr keine unfreundliche Antwort geben wollte. Das verdiente sie nicht. Stattdessen sagte er: „Der rote Zwerg wirkt völlig unzufrieden, sonst steht sie auf diesen bescheuerten, romantischen Kitsch. Und der blaue spinnst einfach nur, sie ist glücklich und unglücklich zugleich.“ „Wer hätte gedacht, dass du uns so gut kennst.“ Die Schwestern waren überwältigt. „Kann es sein, dass du doch ein Fünkchen Sensibilität besitzt?“ „Ich ertrage euch ja auch Tag für Tag“, brummte er. „Aber warum bist du so seltsam?“, wollte er dann von Yuki wissen. „Wie meinst du das?“, fragte Anjaani tonlos. Wie viel Kraft sie das wohl kostete? „Sie hat dich heute kein einziges Mal angefasst.“ „Oh, stimmt! Das würde mich auch wundern“, lachte Yuki und sah ihn dann mit funkelnden Augen an. „Weißt du, was gestern passiert ist? Ich habe mich in Yuichi Yamada verliebt!“ Selig hackte sie sich bei ihm ein. „Wen?“ Erfolglos versuchte er sie abzuschütteln. „Wegen ihm habe ich die Goldene Regel gebrochen“, erinnerte ihn Yami, beim Gehen an Aryans Brust geschmiegt. Da es nicht mehr bergauf ging, gerieten die Schwestern nicht mehr aus der Puste und konnten wieder ungeniert Plaudern. „Warte kurz!“ Yuki fasste in ihren Ausschnitt und holte ein klein gefaltetes Blatt Papier und einen Stift aus ihrem BH-Bunker hervor. Rasend schnell flog ihre Hand über das Blatt, während Yoko und Anjaani sie davor schützten über Wurzeln und Steile zu stolpern. In einer Minute zauberte sie das Gesicht eines jungen Mannes mit schelmisch funkelnden Augen. Das war doch dieser Grapscher Zuma, oder? „Das ist Yuichi“, hauchte sie und hielt ihm die Skizze hin. „Wen interessiert das?“, meinte er nur, wollte nicht zeigen, wie sehr er das Zeichentalent des Drillings bewunderte. Wegen seiner Unachtsamkeit wäre er fast über einen alten Baumstumpf gestolpert. „Wow, das sieht toll aus“, begeisterte sich Yami. „Das ist wahrhaftig Yuichi-kun!“ „Wahrhaftig unser süßer Yuichi-chan“, lächelte Anjaani zart. „Er sieht toll aus, nicht wahr?! Weißt du, Inuyasha, er hat so schöne funkelnde Augen wie Aryan und du als Hanyou, nur in Blau! Ach, ich muss unbedingt ein Aquarell von ihm malen! Dank ihm bin ich endlich über Aani hinweg! Aber ich liebe dich immer noch über alles, Schätzchen“, warf sie Anjaani eine Kusshand zu. „Schön für dich“, brummte Yoko unzufrieden. „Dafür bin ich unglücklich verliebt.“ „Zuma wird schon erkennen, was du ihm bedeutest“, sprach ihr Anjaani aufmunternd zu. „Ja klar! Wie denn, wenn du ihm tanzend die Sicht versperrst?“ „Wenn du willst, suche ich mir eine andere Arbeit“, sagte Anjaani ehrlich. „Was?!“ Yokos Kopf wirbelte zu ihr herum. „Ich habe so viele Angebote. Und für dein Glück tue ich alles!“ „Rede nicht so einen Unsinn! Du kannst ja nichts dafür. Ich muss einfach einsehen, dass Zuma mich nicht liebt, dass er mich nie lieben wird. Ich muss mir einen anderen suchen. Ich wäre gerne auf Aryan aus, wenn ich nicht befürchten müsste, von Yami in Stücke gerissen zu werden, aber Yuichi ist auch süß. Sehr süß sogar.“ „Wage es…“, knurrte Yuki nur und sah von der Zeitschrift auf, die sie während des Laufens zu lesen angefangen hatte. „Yuichi und Zuma sehen sich sehr ähnlich.“ „Das stimmt nicht! Dieser Eisklotz ist nicht wie mein Yuichi!“ „Also ich finde auch, dass sie sich ähnlich sehen“, meinte Anjaani. „Als er vor mir stand, hatte ich ihn für einen Moment für Zuma gehalten.“ „Yuichi ist nicht wie Zuma“, widersprach Yuki weiterhin trotzig. „Was meinst du, wie gut er uns auseinanderhalten könnte?“, überlegte Yoko. „Hör nicht auf sie, sie will nur provozieren“, beschwichtigte Anjaani den blauen Drilling. „Es ist hoffnungslos.“ Yoko seufzte theatralisch. „Kein Schmied vermag ein Schwert zu schaffen, das das Schicksal besiegen kann.“ Inuyasha grummelte augenrollend. Toll, sie fing an, Schwachsinn zu philosophieren! So wie er sie kannte, würde sie wahrscheinlich irgendwelche herzzerreißenden Reime beginnen. „Ich muss Zuma loslassen…“, murmelte sie. „Alles ist vergänglich… Es wandelt, was wir schauen, Tag sinkt ins Abendrot, die Lust hat eignes Grauen, und alles hat den Tod…“ Oh, nein! Inuyasha wollte sie gerade barsch unterbrechen, als Yuki laut auflachte. Sie lachte sich über etwas Gelesenes kaputt. „Hey, Kätzchen, ich hab was, das dich aufmuntern wird“, kicherte sie. „Na, Gott sei Dank“, dachte Inuyasha. „Lies mal diesen lächerlichen Artikel! Tricks und Kniffe für den weiblichen Orgasmus!“ Inuyashas Erleichterung verflog schneller, als sie gekommen war. Yamis Kopf fuhr herum und ehe er oder Anjaani sich beschweren konnten, grinste sie: „Komm, spann uns nicht länger auf die Folter!“ „Da steht nur so ein Schrott mit Kissen unters Becken, also der übliche Mist. Aber hör dir das an! Der Mann soll die Frau, während sie schläft, überraschen. Es wird ein Aufwachen der Superlative!“ Gleichzeitig brachen die Drillinge in lautes Gelächter aus. „Was ist so witzig dran, ihr verdorbenen Gnome“, regte sich Inuyasha auf. „Frag nicht, wenn du die Antwort nicht hören möchtest“, seufzte Aryan. „Weil es lächerlich ist“, kicherte Yami. „Eine Frau, die du gerade damit aus dem Schlaf reißt, wird nie im Leben einen Orgasmus bekommen.“ „Der Körper schläft noch und empfindet kaum was“, stimmte Yuki zu. „Sie wird höchstens unter dir wieder einschlafen.“ „Wir sollten einen Artikel schreiben mit tatsächlichen Fakten“, begeisterte sich Yoko und wollte schon in ihren BH-Bunker greifen, um sich Notizen zu machen. Anjaani hielt sie auf. „Lass es“, brummte sie. „Ich weiß, hier reden die Meister. Verschont mich heute mit eurer Verdorbenheit!“ „Hey“, schmollte Yami. „Es gab auch mal eine Zeit, als wir noch unschuldig waren!“ Jetzt musste Anjaani lachen und es war ehrliche, reine Freude. Die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach fielen, ließen ihre Augen funkeln. „Gerade du musst das sagen!“ „Was heißt hier gerade du?“ wollte Aryan von seiner Freundin wissen. „Ich weiß nicht, was sie damit meint“, tat Yami unschuldig ab und wandte sich an ihre Schwestern. „Wisst ihr, was sie damit meint?“ „Nö!“, kam die einstimmige Antwort. „Ach, wirklich? Wer ist in der Mittelstufe fast von der Schule geflogen?“ „Von der Schule geflogen?“, wiederholte Aryan überrascht. Vor Neugier war er stehen geblieben. „Ich will gar nicht wissen, was ihr angestellt habt“, brummte Inuyasha. Die Drillinge grinsten bei der Erinnerung. „Wir haben in Biologie ein Referat zum Thema Geschlechtsverkehr und Verhütung gehalten.“ „Mir schwant Übles“, lächelte Aryan. „Hast du das Erlebnis überwunden, Aurora?“ „Nein, immer noch nicht“, stöhnte Anjaani. „Es war furchtbar! Es hat nicht gereicht, dass sie den Vorgang unnötig detailreich an Yukis Skizzen geschildert haben. Und ihr wisst, wie gut Yoko beschreiben kann… Nein, Yami musste auch noch vorführen, wie... meine Güte, das war schrecklich!“ „Was hast du gemacht?“ Aryan sah seine Freundin auffordernd an, doch diese schien plötzlich taub zu sein. „Was war schon dabei“, wunderte sich Yuki. „Sie hat nur demonstriert, wie ein Kondom übergestreift wird.“ „Und das ist harmlos?“, entsetzte sich Inuyasha und starrte Yami an. „Ich habe es ja nicht am lebenden Objekt gemacht“, sagte sie. „Sondern an einer Banane.“ „Klingt nicht so schlimm“, bemerkte Aryan. „Nicht so schlimm? Sie hat es mit dem Mund gemacht!“, schrie Anjaani knallrot im Gesicht. „Und wir sind immer noch stolz auf dich, Mäuschen“, lobten ihre Schwestern. „Und ich habe tatsächlich geglaubt, du seist die unschuldigste von euch Dreien.“ Aryan lachte kopfschüttelnd. „Yami ist die schlimmste“, warnten die Mädchen einstimmig. „Diese Erfahrung habe ich auch gemacht.“ „Was war schon dabei“, winkte Yami ab. „Mein Mund kann so einiges.“ „Hey, wir waren 15!“ „Na hör mal, krieg du das mit dem Mund hin!“, verteidigte Yuki ihre Schwester. „Yami ist die einzige, die das so perfekt schafft...“ „Haltet endlich eure Schandmäuler“, fauchte Inuyasha dazwischen und stierte dann Aryan an. „Sie reden hier über deine Freundin! Stört dich das nicht?!“ „Ich weiß doch, was sie kann“, meinte Aryan ungerührt und schenkte Yami einen liebevollen Blick. „Boah, ich krieg die Krise mit dir!“, fauchte Yuki frustriert. „Ich weiß auch, was Yami drauf hat! Und ich will wissen-“ „Hör auf!“, zischte Anjaani. Yuki zuckte unter ihrem pechschwarzen Blick zusammen. „Du hast ein wunderschönes Leben vor dir mit einem Mann der dich ehrlich liebt. Du hast jemanden, dem du das wertvollste auf der Welt bist. Weißt du, wie unbezahlbar das ist, so wertvoll zu sein? Und du bist eifersüchtig auf deine Schwester, wegen einer Sache, die du dein ganzes Leben genießen kannst. Was ist eine Nacht, die du verpasst hast, wenn es auch ein ganzes Leben sein könnte?“ „Dein Leben?“, flüsterte Yuki bedrückt. „Um das du mich so beneidest“, bemerkte Anjaani trocken. „Du verzichtest eine Nacht, ich ein Leben lang. Ich liebe dich zu sehr, um tauschen zu wollen. Jetzt hör bitte auf damit. Du weißt, wie sehr ich das hasse.“ Anjaani kehrte auf dem Absatz um, und verschwand tief im Wald. Die Freundinnen blickten ihr deprimiert nach. Yuki unterdrückte eine Träne. „Wer hätte gedacht, dass sie unser Sexleben beneidet.“ Ihre Schwestern nickten zustimmend. Inuyasha starrte sie entgeistert an. „Nein, das glaube ich nicht“, widersprach Aryan. „Das wonach sie sich sehnt, ist Nähe und Geborgenheit. Eine sichere, glückliche Partnerschaft. Sie versinkt wieder in Einsamkeit.“ Er warf Inuyasha einen kurzen Blick zu. „Ihr drei solltet mit ihr reden.“ Hilflos blickten die Schwestern ihn an. „Du kannst das viel besser! Du bist hier die Kummerkastentante!“ „Ich bin trotz allem ein Mann und im Moment bin ich in ihren Augen Inuyasha zu ähnlich, als dass sie über ihre Gefühle mit mir reden könnte. Sie kann mir nur in die Augen schauen, weil sie eine andere Farbe haben.“ „Okay“, gaben die Schwestern nach. „Aber dafür müssen wir sie einholen. Zum Teufel noch mal, es geht wieder bergauf!“ Mit einiger Mühe für die Drillinge und so gar keiner Anstrengung für die beiden Männer, holte die Gruppe Anjaani ein. Diese schwieg nun und der mühsame Marsch wurde fortgesetzt, bis Yukis Magen zu Knurren begann. Inuyasha seufzte laut. Auch das noch! Hungrig war Yuki gereizt und unerträglich. Dieser Tag war wirklich eine Strafe! „Noch fünf Minuten und wir sind da“, sagte Anjaani zu ihr. Und dem war auch so. Mitten in den Bergen, von Bäumen umsäumt, lag eine friedliche, kleine Schlucht, durch die sich ein kleiner Flusslauf schlängelte, der sich in einem See weitete. Das kleine Tal war breit genug für die Rast, vom Sonnenlicht überflutet und mit unzähligen Blumen geschmückt. Anjaani rannte sofort hinab zum Bach, den sie und Inuyasha „die Wald-Oase“ getauft hatten. „Mal sehen, ob sie fliehen, wenn sie wissen, dass Aurora nicht allein ist“, überlegte Aryan laut. „Wer?“, wunderte sich Inuyasha. „Die Meerjungfrauen“, meinte er nur. Inuyasha wandte sich an die schnaufenden Schwestern, doch diese winkten nur ab. Für einen Kommentar ihrerseits fehlte ihnen der Atem. „Wenn Dämonen existieren, warum sollten es dann nicht auch Meerjungfrauen? Nur weil man sie nie zu Gesicht bekommt, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt.“ Yami sah ihn atemlos an und er beantwortete ihre stumme Frage. „Einmal nur habe ich eine gesehen. Tückische, gierige, eifersüchtige Wesen, man muss vorsichtig sein.“ „Sie locken… mit der… Stimme“, sagte Yami schwer atmend. „Für deine Stimme würden sie töten“, sagte Aryan ernst. „Deswegen geht Aurora auch sicher, dass sie sich vor uns verstecken. Wie geht es euch Drei?“ „Wir hassen Berge“, keuchten die Drillinge, so weit erholt, dass sie wieder sprechen konnten. Yami nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Es gibt schönere Arten, außer Atmen zu kommen.“ Yuki sah sie neugierig an. „War er wenigstens etwas erschöpft?“ Sie deutete auf Aryan. Er und Inuyasha waren nicht ein Fünkchen angestrengt. „Wovon reden die?“, wunderte sich Inuyasha. Er begann den Abhang hinunter zu steigen und betrat das Sonnenlicht. Das Schimmern seines schwarzen Haares lenkte die Drillinge kurz ab. „Wovon wohl?“, seufzte Aryan hinter ihm, der den Drillingen beim Abstieg behilflich war. „Wir wissen, dass Sex einen Mann erschöpft, wenn man es richtig macht“, versicherte Yoko. „Aber du bist kein normaler Mann, Aryan-nii. Rede, Mäuschen!“ „Nein“, entschied Yami. „Boah!“, knurrte Yuki. „Inuyasha ist genauso unnormal! Warst du erschöpft nach dem Sex mit Aani?“ Inuyasha riss entsetzt die dunklen Augen auf. Die unverfrorene Direktheit dieser Frage erschütterte ihn. Natürlich war er erschöpft gewesen. Anjaani hatte ihn völlig fertig gemacht… und er sie. „Er war ein Mensch“, erinnerte sie Yoko und unterbrach die verbotene Erinnerung. „Und war nicht im Besitz seiner dämonischen Ausdauer.“ „Dankt dem Himmel, dass ich gerade keine Krallen habe“, knurrte Inuyasha durch zusammengebissene Zähne. „Wir quälen dich nur, das hast du verdient“, sagte Yami. „Und ich wette, Aani hat dich richtig ausgelaugt. Du bist nämlich doch ein kleiner Schwächling.“ Inuyasha ballte die Fäuste, doch Aryan Finger legten sich warnend um seinen Arm. Er mochte es nicht, wenn Yami bedroht wurde. Da Inuyasha sich mit dem General nicht anlegen wollte, wirbelte er fluchend herum und erklomm den höchsten Baum des Tals, auf der anderen Seite des Baches. Er war so aufgewühlt, dass er Anjaanis Anwesenheit nicht gewahr wurde. „Hier ist besetzt“, bemerkte sie nur. Inuyasha sah zu ihr auf. Sie hockte knapp zwei Meter über ihm auf einem Ast, der noch dick genug war, ihr Gewicht zu halten. Ihm hatte seine Hilflosigkeit die Stimme verschlagen. Plötzlich war er allein mit ihr. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Sollte er abhauen? Was wäre die richtige Reaktion? Sie sah auf ihn herab, doch er hatte das Gefühl, als blicke sie durch ihn hindurch. „Dein Hang zur Flucht ist keine vorbildliche Eigenschaft, weißt du das? Wärst du vorgestern nicht geflohen, hättest du mich nicht so verletzt.“ Ihre Stimme war nicht unfreundlich, sie hatte gar kein Gefühl. „Warum kann der Neumond nicht auch deine Stimme ändern?“ Es war nicht haargenau Inuyashas Gesicht. Wenn sie seine Augen mied, konnte sie ihn ansehen. Doch der Klang seiner Stimme war das eigentlich quälende. „Ich bin ein Schwächling als Mensch“, sagte er, da ihm nichts anderes einfiel. „Das bist du nicht“, widersprach sie. „Die schwarzen Haare stehen dir und dein Gesicht ist fast gleich.“ „Seit wann sind hier Meerjungfrauen?“ „Schon immer. Sie lieben meinen Fluss und in meinem Wald sind sie ungestört. Sie hatten immer Angst vor dir und sind geflohen, sie fürchten Dämonen, aber auch Menschen. Die einzigen Dämonen, die sich vor Menschen fürchten. “ „Meerjungfrauen sind Dämonen?!“ „Dämonische Fische. So wie du ein dämonischer Hund bist. Um ehrlich zu sein, sind sie Halbdämonen.“ „Aber sie meiden doch Menschen.“ „Nicht in der Paarungszeit.“ Dann schwiegen sie. Eine Frage stand unausgesprochen zwischen ihnen. Inuyasha wagte nicht, sie zu stellen. Anjaani übernahm das für ihn. „Du möchtest wissen, wie es jetzt weiter geht, nicht wahr?“ Er nickte nur und dann sah sie ihn endlich wirklich an. „Deine Nähe schmerzt mich“, gab sie zu. „Ich weiß noch nicht, was ich möchte. Aber wie es weitergehen soll, ist letztendlich deine Entscheidung. Was möchtest du? Du hast mich ohne Antwort sitzen gelassen.“ Er sah sie schon fast verzweifelt an. „Du kennst die Antwort nicht, nicht wahr?“, flüsterte sie. „Dabei ist es so einfach. Kagome oder ich.“ „Aani-Schatz, bist du da oben?“, rief Yukis Stimme hoch. „Ja.“ „Kommt runter, ich verhungere!“ „Komm du doch rauf.“ Yuki seufzte. Die Äste vom Baum waren niedrig, sie konnte also draufklettern. Aryan, der sich geschickt wie ein Affe den Baum hinaufhangelte, half den Drillingen nacheinander hinauf, bis jede auf einem Ast im Baum verteilt saß. Die Drillinge ignorierten die schlechte Stimmung. „Schön hier“, kommentierte Yami, die sich geborgen in Aryans sicherer Umarmung befand. „An so einem Ort haben wir nie unsere Zeit verbracht.“ „Es ist noch schöner, als wenn ich allein hier oben bin“, lächelte Anjaani. „Aani-Schatz, du wirst nicht allein bleiben“, versicherte ihr Yoko von ihrem Platz aus. „Ich weiß, dir ist es nicht bewusst, aber ich glaube, dass Zuma der richtige für dich ist.“ Nun wurde Anjaanis Blick streng. „Er liebt dich.“ Doch Yoko schüttelte zaghaft den Kopf, als würde jede größere Bewegung sie zu Fall bringen. „Hör zu, ich bin vielleicht die perfekte Partnerin, aber du gehörst zu ihm. Er wird es einsehen, wenn er seine Rache an mir hatte.“ „Rache?“, fragte Aryan überrascht. „Wegen irgendwas grollt er mir und will als Strafe meinen Widerstand brechen. Wäre er deswegen nicht so blind, würde er sehen, dass ihr füreinander geschaffen seid. Vertrau mir doch. Es wird dauern, aber wenn du ihn liebst, kannst du warten.“ „Er liebt dich!“ „Er begehrt mich. Genauso wie Raj.“ Sie wandte den Kopf ab, als ihr Blick Inuyashas traf. „Rajesh wäre liebevoll gewesen, wenn seine Begierde nicht überhandgenommen hätte“, erklärte Yami. „Liebevoll? Raj?“ Inuyasha konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen. „Frag Yami. Er war schließlich hinter ihr her.“ „Was?“ Aryan und Inuyasha sahen den jüngsten Drilling überrascht an. Yami zuckte nur die Schultern. „Ich war 16 und Aani wies ihn immer ab, also begannen wir reizvoll für ihn zu werden.“ „Wir? Du hattest ihm den Kopf verdreht, nicht wir.“ „Wieso hast du ihm den Kopf verdreht?“, wollte Aryan wissen. „Ich bin eben ein Meister meines Fachs.“ „Wen hast du alles das Herz gebrochen, bevor du meines gestohlen hast?“ „Schön gesagt“, warf Yoko ein. „Ich hab Hunger!“, bemerkte Yuki. „Eifersüchtig?“, grinste Yami und stahl ihren Freund einen kleinen Kuss. „Etwas“, gab er zu. „Wo soll ich denn sonst meine Erfahrung gesammelt haben, um das Unmögliche zu schaffen, dich zu gewinnen?“ „Aber sie hatte Raj nie berührt“, versicherte Anjaani. „Sie hatte ihm nicht mal ansehen wollen.“ „Ich war immer grob und abweisend zu ihm, weil ich ihn nicht ausstehen konnte, diesen aufgeblasenen Mistkerl, und das hat ihn anscheinend angemacht.“ „Du wärst eifersüchtig, Aryan-nii, wenn du wüsstest, dass er theoretisch mit deiner Freundin geschlafen hat“, sagte Yuki. „Und ich hab Hunger!“ Aryan riss überrascht die Augen auf. „Theoretisch?“ „Praktisch hat er es mit dir getan“, korrigierte Yami. „Aber er hat mich für dich gehalten.“ „Moment!“, mischte sich Inuyasha verdattert ein. „Er hat Anjaani mit einer von euch betrogen?!“ „Ja.“ „Mit wem denn jetzt?“ „Mit Yuki“, antwortete Yami. „Aber er hielt sie für mich. Wir waren in der Disco und bei dem schwachen Licht sehen Blau und Grün gleich aus. Außerdem hatten wir damals noch dieselben Frisuren.“ „Du hast deine Freundin hintergangen?“, entrüstete er sich, die betroffene Yuki vorwurfsvoll anfunkelnd. „Ich war sturzbesoffen“, verteidigte sich der blaue Drilling. „Glaubst du, ich war nicht entsetzt über das, was ich getan habe? Ich wäre am liebsten gestorben! Mein erstes Mal war solch eine Sünde. Ich leide immer noch drunter.“ Er sah den Schmerz in ihren honigfarbenen Augen, doch er konnte es nicht glauben. Yuki hatte mit Raj geschlafen? „Ich habe ihr verziehen“, sagte Anjaani. „Keinen einzigen Vorwurf hatte sie mir gemacht. Gott, ich verdiene dich nicht!“ „Jeder macht Fehler. Du wusstest nicht, was du getan hast. Raj schon.“ „Und du hast ihn nicht verlassen?“, entsetzte sich Inuyasha. „Oh, er hat gelitten“, lachte Yoko. „Sein schlechtes Gewissen war schon schlimm genug. Aber Aani hat ihn ordentlich leiden lassen.“ „Wie das denn?“, lächelte Aryan. Anjaani errötete und fing an zu stottern. „Ich hatte beschlossen ihm meine Unschuld zu geben. Weil ich seiner Meinung nach nur so meine Liebe beweisen konnte. Aber wegen seinem Betrug entschied ich mich dagegen. Dass er das wusste, war furchtbar für ihn. Doch es war ein großer Fehler gewesen.“ Sie schwieg betroffen. Warum schaffte sie es einfach nicht, wenigstens gute Laune vorzutäuschen? „Wie konntest du ihr verzeihen?“, murmelte Inuyasha. „Sie hätte dir so was nicht verziehen.“ „Liebe“, antwortete Anjaani. „Schlicht und einfach Liebe. Liebe kennt weder Vorwürfe noch Bedingungen.“ Inuyasha sah sie nicht an. Yuki war zu Tränen gerührt. Als Anjaani, ohne zu wanken, aufstand, schraken die Drillinge zusammen. „Du stirbst bestimmt vor Hunger, Yuki-Hase. Es wird Zeit zu essen.“ Und ohne Vorwarnung sprang sie herunter. Der Schrei blieb Inuyasha und den Drillingen in der Kehle stecken. Doch mit einem schwungvollen Salto landete sie elegant auf den Füßen. „Was ist?“, rief Anjaani ungerührt nach oben. „Ihr wisst, dass ich gelenkig bin.“ Und als der Rest der Truppe zu ihr stieß, hatte sie schon die riesige Picknickdecke ausgebreitet und kühlte die nackten Füße im See. Inuyasha starrte enttäuscht in seinen Rucksack. Jeder holte etwas zu essen aus seiner Tasche, nur bei ihm war nichts Essbares drin. „Glaubst du im Ernst, dass Aani sich die Mühe macht, dir etwas zu kochen“, warf Yoko ihm vor. „Wie voreingenommen bist du eigentlich?“ Inuyasha schwieg stur. Er hatte Hunger, großen sogar. Mürrisch trottete er zu einem Himbeerbusch und tröstete sich mit den süßen, roten Beeren. „Hey!“, schrie Anjaani in seinem Rücken. „Es gibt Essen, was treibst du da?!“ Wieso war sie wütend? „In meinem Rucksack ist nichts drin“, verteidigte er sich. „Karina!“ Yoko zuckte ertappt zusammen. „Das Essen ist für alle! Das weißt du ganz genau.“ Yoko brummte nur. „Inuyasha, komm essen!“ Inuyasha warf Yoko einen bösen Blick zu, als er sich zu den anderen gesellte. „Schau mich nicht so an“, drohte sie leise. „Sonst fange ich an zu dichten.“ Er wandte schnell den Kopf ab und riss erstaunt die Augen auf. „Was ist das?“, entfuhr es ihm, als er sah, was für Köstlichkeiten ausgepackt wurden. Vor ihm wurde allerlei Gebäck ausgepackt, Salate, belegte Brote, Fleischbällchen, Lasagne, Strudel, Teigtaschen, Soßen, Obst und so vieles mehr. Er konnte es nicht begreifen, wann hatte Anjaani das alles zubereitet? Er traute sich nicht zu fragen. Er glaubte, dass er nicht einmal das Recht hatte in ihre Nähe zu kommen. Doch es war seine Strafe. Er hatte schlimmeres verdient… Und sein Appetit litt ordentlich drunter, aber er aß. Aus zwei Gründen. Zum einen, weil er seit den Vorfall nichts Richtiges mehr gegessen hatte und weil er Anjaani durch Nahrungsverweigerung wehtun würde… noch mehr. Er vermied es sie anzusehen. Anjaani aß so gut wie nichts. Konnte man ihr eigentlich noch mehr wehtun? Er wusste, wie viel er ihr bedeutete, wie viel er ihr wert war. Er war alles, einfach alles für sie. Was geschah mit Menschen, denen man alles genommen hatte? „Sie ist stark“, flüsterte Aryan ihm zu, als hätte er seine Gedanken gelesen. Inuyasha sah zu ihm auf. Die Mädchen waren alle am Fluss trinken, ein Stück weiter weg von ihnen. „Um ehrlich zu sein, hatte ich auch geglaubt, sie würde daran zerbrechen“, fuhr Aryan fort und ließ damit Inuyashas Eingeweide schrumpfen. „Sie ist stärker geworden, ich habe ihr gezeigt, wie ihr Schutz mächtiger wird. Sonst würde es ihr noch viel schlechter gehen. Aber der Tag ist noch jung..“ Unheilverkünden schwang sein Blick rüber zu den Mädchen. „Aani, ist alles okay?“, sorgten sich die Drillinge. Anjaani sah sie nicht an. „Ich seht doch, dass ich klar komme. Es tut nur weh, aber ich schaffe das.“ „Wie können wir dir helfen?“, wollte Yami wissen. „Ganz bestimmt nicht, indem du mit Aryan rumturtelst und ihr deine glückliche Beziehung unter die Nase reibst!“, giftete Yoko. „Das stimmt nicht“, beschwichtigte Anjaani schnell. „Aryan und dich so zu sehen, macht mich glücklich. Du bist diejenige, wegen der ich unglücklich bin.“ Sie sah Yoko direkt in die Augen. Sprachlos riss diese den Mund auf. Für einen Moment blieb ihr Herzschlag stehen. „Ich bin schuld, dass du leidest“, flüsterte Anjaani erstickt. Unendliches Leid sprach aus ihren Augen. „Ich bin schuld, dass du unglücklich bist und das macht mich fertig.“ Yami und Yuki sahen ihre Schwester ernst an, warnten sie stumm, jetzt nichts Falsches zu sagen. „Was hast du denn getan, Aanilein?“, fragte sie sanft. Eine Träne lief Anjaanis Wange hinab. „Ich habe die Goldene Regel gebrochen. Ich habe für einen Moment geglaubt, mit Zuma glücklich werden zu können. Ich habe nicht an dich gedacht.“ Yoko starrte sie an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Anjaani redete vom gestrigen Abend, von der Geburtstagsfeier, als Zuma plötzlich so verändert war. „Was genau hast du getan?“, fragte Yuki leise. „Wir haben auf der Dachterrasse getanzt, nur getanzt und es war so schön. Ein romantischer Walzer, ganz ungefährlich und einfach nur unschuldig. Für einen Augenblick habe ich mir gewünscht, dass es immer so wäre. Ich fühlte mich wohl bei Zuma und wünschte mir, er wäre… er wäre…“ „Er wäre dein Saajan“, beendete Yoko den Satz. „Das hat mich furchtbar erschreckt“, gestand Anjaani. „Ich habe mich blenden lassen vom perfekten Augenblick. Als wir tanzen war alles schön, ich fühlte mich wohl bei ihm, ich war sicher und… und glücklich.“ „Und für diesen Moment wünschtest du ihn dir?“ Yoko sah sie voller Mitgefühl an. „Ich verstehe das. Niemand hätte das mehr verdient als du.“ „Das ist Blödsinn“, widersprach Anjaani plötzlich grob. „Zuma ist nicht so. Er war es an dem Abend, um dir den Geburtstag nicht zu verderben. Er war so, wie du ihn sonst beschreibst. Er war sanft und fürsorglich und freundlich. Zuma ist so anziehend, wenn er so ist. Er hat sich um mich gesorgt.“ „Und genau das hast du gebraucht, so verletzt wie du warst.“ „Ich habe mir gewünscht, mit ihm zusammen zu sein. Und ich fühle mich furchtbar deswegen. Wie kann ich nur daran denken, ihn dir wegnehmen zu wollen?“ „Er hat sich an dem Abend in dich verliebt“, flüsterte Yoko. „Jetzt verstehe ich warum.“ „Nein, das hat er nicht“, widersprach Anjaani entsetzt. „Wir waren draußen auf dem Balkon und er war einfühlsam. Seine Mutter hat die gleiche Allergie wie ich. Und-“ „Er hat über seine Mutter geredet?!“, unterbrach Yoko sie schrill. Jetzt zersprang ihre ruhige Fassade. „Er hat nur gesagt, dass sie immer gefroren hat.“ „Er redet nicht über seine Mutter! Er rastet aus, wenn man sie nur erwähnt. Unglaublich! Unglaublich!“ „Yoko, es tut mir so leid!“ Jetzt fielen die Tränen. „Diese Seite von ihm hat mich angezogen. Ich wollte ihn für mich. Und dann habe ich euch gesehen. Ich sah, wie er dir dein Herz brach, wegen mir. Ich spürte, wie dein Herz brach, spürte deine Schmerzen, wegen mir. Ich habe mich für einen Moment einer Illusion hingegeben und dir dein Glück genommen. Ich will ihn nicht, dieser Moment war einfach nur schön. Und trotzdem habe ich mir gewünscht, er wäre mein.“ Schluchzend vergrub sie das Gesicht in den Händen. „Ich habe mir dein Glück gewünscht. Ich bin das Schlimmste, was es gibt, ich verdiene dich nicht! Und ich habe so Angst, dich zu verlieren. Wenn ich euch nicht mehr habe, bin ich verloren.“ Sie spürte die Umarmung der Drillinge, hörte das leise Stocken ihrer Atmung. „Inuyasha geht. Die Sonne meiner Welt erlischt. Aber ihr seid meine Welt. Ohne euch hätte ich keine Welt. Ihr seid das Fundament meines Glücks und ich habe euch nicht verdient.“ „Aani, wir lieben dich, mehr als alles Leben“, weinte Yoko und sah ihr tief in die Augen. „Wir können nicht ohne dich, mera dil“, stimmte Yuki ihr zu. „Du bist der vierte Drilling“, schluchzte Yami. „Ein Teil unseres Herzens, ohne den wir nicht überleben können. Wir gehören zusammen bis zum Rest unseres Lebens. Kein Zuma, kein Inuyasha, niemand auf dieser Welt wird das ändern können.“ „Yoko, es tut mir leid, wegen-“ „Shht“, Yoko küsste ihr zärtlich die Tränen von der Wange. „Du hast nichts getan. Keinen Zuma der Welt würde ich gegen dich eintauschen. Du bist das Wertvollste für uns Aani. Das Wertvollste, was wir besitzen.“ „Was ist denn hier los?“, rief Inuyasha entgeistert, als er die vier Frauen sah, die sich verzweifelt weinend aneinander klammerten. Alle vier drehten ihm den Kopf zu, die Wangen nass, die Augen gerötet. „Etwas, was schon lange überfällig war“, sprach Aryan sanft und reichte jeder ein Taschentuch. Die drei Schwestern vergruben sich tröstend in seinen Armen. Yami war so durcheinander, dass sie ihren Schwestern Aryans Trost nicht vorenthielt. „Wie geht es dir, Aurora?“ „Befreiter“, gab Anjaani mit stockender Stimme zu. „Jetzt tut es weniger weh. Das hatte sehr auf mir gelastet und den Schmerz vergrößert.“ „Aani, du müsstest wissen, dass nichts unsere Liebe erschüttern kann“, warf ihr Yoko schon fast tadelnd vor. „Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben.“ „Und jetzt werden wir dich aufmuntern“, lachte Yami. „Ihr zwei könnt ihn jetzt loslassen“, bemerkte sie, da Yoko und Yuki sich immer noch an Aryans Arme klammerten. Sie selber begann sich auszuziehen, was Inuyasha entsetzte. „Was treibst du da?“, schrie er. Doch unter der Kleidung trug sie ihren Bikini. „Wir baden“, rief sie vergnügt und zog Anjaani ins Wasser. Aus Inuyashas Rucksack holten die Drillinge eine tragbare Musikanlage hervor, die Anjaanis liebsten Lieder spielte. Ungezwungene, fröhliche, heiße Rhythmen, indische, sowie englische. Die Stimmung war ansteckend. Die Mädchen tobten und tanzten im Fluss und schon bald hatte diese Freude Anjaani erfasst. Inuyasha konnte nicht hinsehen. Anjaani war tanzend der Gipfel an Schönheit und Weiblichkeit und dann auch noch fast nackt, nur von diesen sündigen weißen Bikini bedeckt. Was war nur mit ihm los? War er so schwach? Kagome… er hatte Kagome. Aber warum kam er nicht von Anjaani los? Das war nicht fair, war er so ein mieser Kerl? „Du bist auch nur ein Mann“, sagte Aryan zu ihm. „Mach dich deswegen nicht so fertig.“ Inuyasha sah ihn an und merkte wie sehr er sich nach dem Verständnis gesehnt hatte, das er jetzt in Aryans Augen sah. „Es ist normal, dass du dich ihrem Anblick nicht entziehen kannst, es ist Auroras natürlicher Zauber.“ „Wieso kannst du ihr dann widerstehen?“, wollte Inuyasha leise wissen. Aryans Blick hatte Yami gegolten, nicht Anjaani. „Sie ist schön, ich erfreue mich auch gerne ihrer Schönheit“, gestand der Inder. „Und ich liebe sie. Aber ich begehre sie nicht. Unsere Gefühle sind wirklich rein und unschuldig. Könntest du deine Schwester begehren, egal, wie schön sie ist?“ Inuyasha schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich hätte nur den Drang sie zu schützen, wie einen wertvollen Schatz.“ Dann schwieg er kurz. „Genau wie du.“ „Du hast es erkannt. Aurora ist schöner als Yami, aber das hat keinen Einfluss auf die Tatsache, dass ich Yami liebe und sie das Kostbarste in meinem Leben ist. Meine Augen werden immer Yami treffen, egal, wer neben ihr steht. Und du solltest dir über deine Gefühle klar werden.“ „Ich weiß nicht, was ich will“, seufzte Inuyasha. „Wie soll ich ihr das sagen, ohne sie zu verlieren?“ Er wusste, Aryan verstand ihn. Er war der einzige, mit dem er darüber reden konnte. „Es wäre alles gut gewesen, wärst du nicht weggelaufen, damit hast du sie verletzt“, erklärte Aryan. „Du hättest klipp und klar sagen sollen, dass du dir ihre Freundschaft wünscht. Sie hätte es verstanden. Denn so hat sie das Gefühl, wertlos für dich zu sein.“ Inuyasha senkte den Kopf und dachte darüber nach. Wertlos sein… es gab nichts Schlimmeres für sie. „Du musst dir klar werden, dass du nicht mehr als ihr Freund sein wirst, wenn du diesen Weg wählst. Wirst du das schaffen?“ „Das muss ich, bis ich nicht weiß, wer Kagome ist.“ „Sie wird dir helfen, das herauszufinden. Aber sei bis dahin geduldig und vor allem freundlich zu ihr. Sie ist momentan sehr geschwächt. Tu nichts, für das sie nicht die Kraft hat.“ Inuyasha wollte ihn gerade fragen, was genau er damit meinte, als Yami zu ihnen rannte und den General ins Wasser ziehen wollte. Inuyasha entging der Ausdruck in Aryans Augen nicht, das unbeschreibliche Glück, das Yami in ihm auslöste. Es schmerzte tief in seiner Brust. Warum konnte er nicht glücklich sein? Aryan ließ sich von Yami zum Fluss zerren. Überall wäre er ihrem Lächeln gefolgt, bis hinein in die Hölle. „Ayan-nii, du wirst noch ganz nass“, kicherte Yuki. „Zieh dich aus!“ „Er hat Shorts an!“ Yamis Lachen wurde schlagartig zu einem wilden Fauchen. „Er wird nicht groß nass!“ „Eifersüchtiges Ding“, lachte Aryan und zog sie an sich. „Inuyasha ist angezogen. Er wird sie nicht von dir ablenken können“, verteidigte sie sich. „Ich bezweifle, dass Inuyasha als Mensch so muskulös ist wie als Dämon“, stichelte Yoko. „Doch, das ist er“, widersprach Anjaani reflexartig. Dann wurde ihr klar, dass sie ihn verteidigte und drehte die Musik lauter. Mit dieser Geste war das Thema beendet. Plötzlich ertönte ein fröhliches Lied mit wilden, heftigen Bhangra-Rhythmen. Aryan begann zu tanzen. Anjaani riss die Augen auf. „Aryan-nii, seit wann tanzt du Bhangra?“, begeisterte sie sich. Und wie gut er das konnte! „Ich bin Punjabi“, grinste er nur. „Das liegt uns im Blut. Komm her!“ Er riss sie an sich. Der Moment, als sie ihn ansah, dauerte nur einen Herzschlag, doch Anjaani war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie sah tief in seine grünen Augen, krallte die Finger in seine Schultern, so hart, so muskulös. Er war stark, ihre Mauer, ihre Stütze. Er war nicht Inuyasha, er war ihr Bruder. Ihr großer Bruder, der sie immer beschützen würde. Er war ihre Familie. Und sie liebte ihn. Ein goldenes Glitzern erschien in seinen Augen- Aryans Augen, nicht Inuyashas- als seine Seele in ihre tauchte und ihre Gefühle entlockten ihm ein zartes Lächeln. Aryans Lächeln, nicht Inuyashas. „Ich bin immer für dich da, mein Kleines“, versprach er leise, bevor die Musik sie mitriss. Gemeinsam gaben sie sich den übersprudelnden Trommelklängen hin. Es war ein Tanz reinster Lebensfreude, ganz anders als die Leidenschaft zwischen ihr und Zuma. Der Anblick der beiden brachte die Drillinge zum schmunzeln. Diese getanzte Freude war schier ansteckend und Yami empfand keinerlei Eifersucht. Obwohl Aryan Anjaani berührte, in den Arm nahm, nah bei ihr war, nichts schien unschuldiger zu sein. Es waren beschützende Berührungen, keine begehrenden. Doch Yami begann, nur noch Aryan zu sehen und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Der Bhangra, ein ursprünglich reiner Männertanz, schien Aryan tatsächlich angeboren zu sein. Es war so sexy und männlich. Wie sein Haar flog, seine Schultern bebten, die starken, muskelbepackten Arme, seine Anmut, die strotzende Energie in diesen kraftvollen Bewegungen… ein sündiger Gedanke erwachte fast explosionsartig in ihr. Aryans grüner Juwelenblick traf sie- er hatte diese Explosion gespürt- und ließ ihr Herz für einen Moment aussetzen. Sie spürte nur noch wie seine Finger um ihr Handgelenk sie fortrissen und plötzlich waren beide tief im Wald verschwunden. Wortlos presste er sie an einen Baumstamm und raubte ihr mit seinen verlangenden Lippen die Seele. Die fernen Musikklänge wurden durch das lodernde Begehren zwischen ihnen vollständig verbannt. Keuchend umschlang sie ihn fester, sog seine Leidenschaft, sein brennendes Feuer in sich auf. „Ich habe dir gesagt, du strapazierst meine Selbstbeherrschung“, knurrte er leise an ihren Lippen. „Womit?“, hauchte sie, riss ihm das Shirt über den Kopf, als seine Hände prickelnd über ihren schon nackten Oberkörper fuhren. „Du weißt, ihr spüre dein Verlangen. An einem Baum, das war dein Wunsch“, stöhnte er leise, als ihre kleine Zunge über sein Schlüsselbein glitt. „Gut, denn jetzt bist du mein!“ Gierig schlang sie die Beine um seine Hüfe. Mit einem erregten Laut biss er in ihren Hals. Yami schwanden die Sinne und sie verloren sich im Strudel der Lust. „Du meine Güte, das nenne ich einen Brautraub“ rief Yoko aus. „Ich will auch ins Dickicht verschleppt werden“, schmollte Yuki. „Sie müssen sich nur etwas abregen“, versicherte Anjaani. „So schön ist es nicht, in den Wald verschleppt zu werden.“ „Klar, wenn man so brutal ist wie Inuyasha.“ „Hey, das war ich nicht gewesen!“, schrie Inuyasha Yoko an. Wütend baute er sich vor ihr auf. Diese verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. „Wer war es dann? War es nicht eine verborgene Seite von dir, du Monster?!“ „Ich bin kein Monster, das seid ihr! Ohne euch wäre mein Leben viel schöner!“ „Warum verschwindest du dann nicht!“, brüllte Yoko zurück. „Gute Idee. Ich weiß selber nicht, was mich hier hält.“ „Du willst gehen“, unterbrach Anjaani das Gestreite ruhig. „Du hast Recht, nichts hält dich. Es tut mir leid, dass ich dich so lange aufgehalten hatte.“ „S- so habe ich das nicht gemeint“, stammelte er dann. „Wie hast du es gemeint?“, fragte sie grob. „Wo soll ich denn hin?“, zischte er. „Wo der Pfeffer wächst, ist mir egal!“ „Warum regst du dich dann auf, wenn ich dir egal bin?“ Inuyasha wusste, er machte einen großen Fehler, aber er konnte sich nicht mehr stoppen. „Ich kann nicht weg, bis ich nicht weiß, wer sie ist! Und du bist die einzige, die es weiß!“ Anjaani zuckte wie nach einem Schlag zusammen, die Drillinge starrten ihn fassungslos an. „Deshalb bist du noch hier?“, flüsterte sie. „Weil ich in deine Seele hineinschauen soll.“ „Nein, ich… i-ich…“ Er biss sich auf die Zunge. Genau das wollte er, er hatte sich nur falsch ausgedrückt. „Es tut mir leid. So wollte ich das nicht sagen, ich-“ Ihre Hand legte sich fest auf seinen Mund, ihre Augen wurden golden. „Was ist hier los?“, meldete sich Aryans ernste Stimme. „Aurora, was machst du da?“ „Es endgültig beenden“, knurrte sie. Ihr Geist stieß schon fast gewaltsam in seine Seele, Aryans Proteste hörte sie gar nicht mehr. Dann war da plötzlich nur noch Dunkelheit und eine glühend heiße Lohe, die sie bei lebendigem Leib zu verbrennen schien. Anjaani erwachte ihm Auto, in Inuyashas Armen, um sich die besorgten Gesichter der Drillinge. „Lass mich los“, hauchte sie schwach. „Er ist der einzige, den dein Schutzschild in deiner Bewusstlosigkeit nicht abgewehrt hat“, erklärte ihr Yami. „Die Energieverbindung zwischen euch soll nicht reißen.“ „Ich habe Fieber, nicht wahr?“ Die Hitze war kaum zu ertragen. „Du bist zusammen gebrochen. Aber es wird alles gut“, versprach Yuki. „Wir haben dich nur überfordert.“ „Nein“, widersprach Aryan streng vom Fahrersitz aus. „Das wart nicht ihr. Aurora, was hattest du in seinem Geist zu suchen?“ „Ich war sauer“, meinte sie kleinlaut. „Er ist die Quelle deiner Schwäche und du lieferst dich ihm so aus.“ „Es tut mir leid, Aryan-nii.“ Sie suchte Inuyashas Blick und spürte seine Schuldgefühle. „Ich muss stärker werden. Wenn du gehen willst, bitte geh erst, wenn du mir geholfen hast stärker zu werden.“ Besorgnis machte der Überraschung in den dunkelbraunen Augen Platz. „Was auch immer du brauchst.“ „Zunächst mal brauche ich Abstand von dir“, seufzte sie. „Ich möchte nicht, dass du gehst. Aber deine Nähe tut mir viel zu weh. Sei da, sei mir nur nicht nah.“ Er nickte wieder, wandte dann den Blick ab. Er ließ sie aber nicht los, obwohl die Hitze ihres Körpers alles andere als angenehm war. Einige Minuten später waren sie zu Hause angekommen. Aryan musste sie in die Wohnung tragen, da ihre eigenen Beine sie nicht mehr trugen. Die Sonne begann gerade zu sinken, Anjaani betrachtete es vom Balkon aus. Wegen ihrer Kraftlosigkeit musste sie von den Drillingen gestützt werden. Aryan bereitete solange das Abendessen zu. „Du kannst nicht auf den Sonnenuntergang verzichten?“ Yoko reichte ihr Aryans speziellen Stärkungs-Tee. „Nicht, solange es ihn gibt“, bestätigte sie. „Niemand kann auf das, was er liebt, verzichten.“ „Du willst nicht, dass Inuyasha geht, nicht wahr?“, fragte Yami sie. „Obwohl er dir nur wehtun wird. Warum?“ „Weil mir nichts so sehr schmerzt, wie auf den Anblick seiner Augen verzichten zu müssen.“ „Hör zu, Aani“, versuchte Yoko zu lächeln. „Wegen Zuma. Mach dir keine Vorwürfe. Du hast nichts falsch gemacht. Du bist nicht schuld, dass er mich nicht liebt.“ Anjaani drehte sich schwankend zu ihr, blickte tief in Yokos Ockeraugen. „Vertraust du mir? Vertraust du meinem Gefühl?“ „Nichts ist so gewiss wie dein Gefühl.“ „Dann vertrau mir auch jetzt. Du bist die richtige für Zuma, die einzige, die zu ihm passt. Das fühle ich, das sage ich nicht nur so. Euer Zeitpunkt ist nur noch nicht gekommen. Aber er wird kommen. Es wird schwer, aber wenn du nicht aufgibst, wird er dir gehören. Er braucht nur Zeit, das zu erkennen. Er muss nur erkennen, wie wertvoll du für ihn bist, mehr nicht.“ „Wenn du es sagst“, seufzte Yoko. „Aber bleib morgen hier, geh nicht zur Arbeit. Und ich sage das nur, weil ich mich um deine Gesundheit sorge.“ „Ich kann morgen unterrichten.“ „Nein, kannst du nicht“, widersprach Inuyasha entschieden. Er betrat mit verschränkten Armen den Balkon, sie sah ihn nicht an. „Warum hast du das zu bestimmen?“ „Weil ich mich trotz allem um dich sorge. Ich weiß, ich habe Mist gebaut, aber das heißt nicht, dass du mir egal bist.“ „Schön zu wissen, deine Meinung interessiert mich trotzdem nicht.“ „Du kannst in deinem Zustand nicht tanzen. Du spinnst wohl!“ „Das ist immer noch meine Entscheidung!“ Wutentbrannt stellten sie sich einander gegenüber. „Ich werde nicht mitansehen, wie du dir schadest! Zur Not binde ich dich fest!“ „Versuchs doch!“ „Das werde ich.“ „Hör zu, Mister!“, schrie sie los. „Das ist mein freier Wille, den… den du…“ Sie kippte nach vorn, direkt in Inuyashas Arme. Vor ihren Augen drehte sich alles. „Ja, eine gute Entscheidung“, zischte Inuyasha sarkastisch. „Lass mich los“, nuschelte sie schwach. „Fass mich nicht an.“ Inuyasha ignorierte sie, wollte sie ins Wohnzimmer tragen. „Ich sagte, fass mich nicht an“, kreischte sie und begann sich zu wehren. Aryan nahm sie sofort in seine Arme und setzte sich mit ihr aufs Sofa. „Aurora, Inuyasha hat Recht. Du kannst in deinem Zustand nicht Tanzunterricht geben. Du musst dich erholen.“ „Da hast du´s“, bemerkte Inuyasha. „Aber ich muss…“ „Aani, bleib daheim, bitte“, flehten die Drillinge. „Wir haben keine Ruhe, bis du uns nicht versprichst, dich zu schonen.“ „Also gut ich schone mich“, versprach sie. „Was glaubst du, hat Aani gelogen?“, fragte Yuki Yuichi am Telefon, als sie nach Hause gekommen war und ihn gleich darauf angerufen hatte. „Das kann ich nicht sagen, ich war nicht dabei.“ Yuichi seufzte. „Ich wünschte ich wäre dabei gewesen. Bis auf den Ausgang war dein Tag richtig schön.“ „Ja, sich schwitzend und stöhnend einen Berg raufzuschleppen.“ „Genau das hätte ich gerne gesehen. Dich, stöhnend, in engen, verschwitzten Klamotten.“ Yuki lachte. „Das nächste Mal kommst du mit und dann will ich sehen, wie lustig du noch drauf bist.“ „Wenn ich den Tag mit dir verbringen darf, nehme ich alles in Kauf.“ „Du bist süß“, hauchte sie und spürte, wie ihre Wangen warm wurden. „Ich weiß. Habe ich nicht eine Belohnung verdient? Wie wär´s, wenn ich mich heute Nacht in dein Zimmer schleiche…“ „Ich sagte, lass mir Zeit“, warnte sie ihn. Plötzlich gab es einen Knacks und ein wildes Tuten… Yuichi hatte aufgelegt. Fassungslos starrte Yuki ihr Handy an. Er hatte aufgelegt? Er hatte tatsächlich aufgelegt! „Komm nicht einmal auf den Gedanken“, grummelte ihre Schwester Yoko warnend von ihrem Bett aus, in dem sie es sich gemütlich gemacht hatte. „Ich habe keine Lust, mich jetzt schon mit deinen Beziehungsproblemen herumzuärgern. Ich habe momentan keinen Nerv für deine Liebelei. Komm alleine damit klar.“ „Warum hat er aufgelegt?!“ „Hast du mir zugehört?“ „Aber-“ Knurrend warf ihr Yoko ein Kissen ins Gesicht. „Ruf Aani an! Und lass mich schlafen!“ Yuki griff sofort wieder zum Handy und wählte Anjaanis Nummer. Zum Glück hatte diese stets ein offenes Ohr und war immerzu für sie erreichbar. Anjaani hörte aufmerksam zu, während Yuki sich auf Yokos Bett setzte. Der mittlere Drilling, der gerade am einschlafen gewesen war, setzte sich ruckartig auf. „Du störst aber nicht Yoko-Neko, oder?“, hörte sie Anjaanis schwache Stimme. „Und wie sie das tut“, empörte sich Yoko. „Gebiete ihr endlich Einhalt, Aanilein. Und du geh runter von meinem Bett!“ Sie trat ihrer Schwester ins Kreuz und Yuki stand fluchend auf. „Lass sie bitte in Ruhe“, bat Anjaani. Ihrer Stimme war das Fieber deutlich anzuhören. „Ihr geht es nicht gut, schone sie ein bisschen. Sie will nur Ruhe, das weißt du.“ „Ja“, seufzte Yuki. „Aber ich bin so aufgeregt wegen Yuichi!“ „Dafür hast du ja mich, Häschen.“ „Glaubst du, Yuichi war sauer auf mich? Man legt doch nicht einfach so auf!“ „Frag ihn ganz einfach. Ruf ihn nochmal an.“ „Ihn nochmal anrufen? Aani-Schatz, du bist die beste! Gute Nacht und gute Besserung, ich liebe dich!“ „Ihn einfach anrufen, was für eine Idee! Wer war nochmal die schlaueste von uns drei?“, tönte es unter Yokos Bettdecke hervor. „Ach ja, du nicht!“ Yuki ignorierte sie und wählte nochmals Yuichis Nummer. Doch er ging nicht ran. War er wirklich sauer? Doch darüber nachzudenken, blieb ihr keine Zeit. Ein kleiner Schlag gegen das Fenster ließ sie zusammenfahren. Was war das denn gewesen?! Da war es wieder, als wäre etwas dagegen geflogen. „Wer auch immer Steine gegen das Fenster wirft“, fauchte Yoko. „Regel das, oder ich bringe euch beide um!“ Neugierig trat der blaue Drilling auf den Balkon heraus und schloss die Glastür, um Yoko nicht noch mehr zu reizen. Sie beugte sich über die Brüstung und wäre fast drüber gefallen. Yuichi stand unter ihrem Balkon im Licht der Straßenlaterne und grinste zu ihr hoch. Ihr Herzschlag beschleunigte sich fast schmerzhaft. Sie war zu verblüfft, um etwas sagen zu können. Alles hätte sie erwartet, nur das nicht! Sprachlos beobachtete sie, wie Yuichi das Holzgerüst an der Wand erklomm und sekundengeschwind vor ihr stand. „Hallo!“, grüßte er sie mit einem süßen Grinsen. Reflexartig warf sie sich ihm um den Hals, drückte sich fest an ihn. Sein Duft, sein Körper, so hart, so geborgen, so warm. So schön! So schön! „Wie bist du hergekommen?“, hauchte sie überrascht. „Mit dem Auto.“ Sehnsüchtig barg er sie in seinen Armen. „Nein, ich meine, was machst du hier?“ Sie sah ihn an, ihr Gesicht strahlte wie die Sonne und dieser wunderschöne Anblick ließ seinen Atem stocken. Er ließ seinen Blick über ihren halbnackten Körper gleiten und lächelte noch zufriedener. Sie hatte nur ein hauchdünnes Nachtkleidchen aus Seide an. „Wow!“, hauchte er überwältigt, seine blauen Augen blitzten vor Begierde auf Yuki blickte an sich herunter und errötete schelmisch. Keck sah sie ihn an. „Komm ja nicht auf dumme Gedanken.“ Yuichi schob unschuldig die Unterlippe vor. „Wessen Augen könnten sich schließen vor so viel Schönheit?“ Yuki musste lachen. „Du und deine billigen Drehbuchtexte. Ich habe nicht erwartet dich zu sehen.“ „Du hast gesagt, ich solle dir Zeit lassen. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht sehen darf. Und was ich sehe, gefällt mir.“ Yuki lief bei seiner erotischen Stimme ein heißer Schauer den Rücken hinab. „Rede nicht so. Ich steh total auf Flüstern.“ „Ich bin schlimm? Du stehst fast nackt vor mir. Und ich soll da die Finger bei mir lassen?!“ „Bist du deshalb gekommen? Um mich rumzukriegen?“ „Eigentlich nicht“, gestand er. „Ich habe dich einfach nur vermisst.“ Er schmiegte sich wohlig seufzend an sie. „Außerdem will ich mich vergewissern, dass du wegen mir genauso schlaflos sein wirst, wie ich wegen dir.“ „Das werde ich“, lächelte sie glücklich. „Was glaubst du, wie ich dich heute vermisst habe? Länger hätte ich es kaum ausgehalten.“ Sie spürte sein Grinsen an ihrer Wange. „Vermiss mich ruhig. Vielleicht hebst du dann das Sex-Embargo auf!“ „Sex-Embargo?“ Yuki musste lachen. „Du übertreibst ein bisschen.“ „Nein, so lange habe ich nie aushalten müssen“, jammerte er. „Das wirst du, wenn du mich liebst.“ „Aber ich muss nicht auf alles verzichten“, raunte er und raubte ihr einen Kuss, der ihre Knie weich wie Butter werden ließ. Leise stöhnend klammerte sie sich an ihn. „Yuki“, warnte er heiser. Seine Augen waren dunkel geworden wie zwei tiefe, reine Saphire. „Wenn du nicht willst, dass ich dir hier und jetzt diesen dünnen Fetzen vom Leib reiße…“ Sie schwankte und er bemerkte es. „Lass mich los, sonst reiße ich dir deine Klamotten vom Leib.“ „Oh, ich bin sehr risikofreudig.“ „Yuichi, bitte“, sie rang mit der Fassung. „Wenn du bleibst, garantiere ich für nichts.“ „Schon löst sich das Embargo auf“, flüsterte er, streifte dabei ihre bebenden Lippen. „Aber dein Wunsch ist mir wichtig. Deshalb muss ich jetzt gehen. Nur noch ein bisschen länger bei dir und ich…“ „Wann sehen wir uns wieder“, fragte sie voller Sehnsucht. „Ich bin in deinem Herzen.“ Als Antwort legte sie ihre Lippen auf seine, brennend, verlangend, wild. Fest umschlangen sie einander, als würden sie jeden Moment voneinander fortgerissen werden. Yuichis Hände fuhren unter ihr Kleid, die zarte Haut ihrer Taille entlang. Doch bevor das Feuer sie komplett verschlingen würde, löste sie sich von ihm. Er sah sie an, ihre geröteten Wangen, ihre glänzenden Augen und ihre bebenden Lippen… Ohne Vorwarnung riss er sie von den Beinen, hob sie auf seine Arme. Sie unterdrückte einen erschrockenen Schrei. „Was machst du da?“ „Dich entführen!“ „Yuichi!“ Sie zappelte wild. „Das war ein Scherz“, lachte er und setzte sie wieder ab. Doch so ganz glaubte sie ihm nicht. „Gute Nacht, mein Häschen.“ Er stahl ihr einen letzten zärtlichen Kuss und kletterte wieder auf die Straße herunter. „Warte!“, bat sie, als er in der Dunkelheit verschwinden wollte. „Danke, dass du gekommen bist. Ich bin überglücklich!“ Seine Augen glitzerten. „Ich auch .Und ich lasse dir deine Zeit. Weil ich dich liebe und weil mein Herz dir gehört, es beugt sich deinem Willen. Du hast gewonnen.“ „Was glaubst du, hat Aani gelogen?“, fragte Yami Aryan, als sie es sich in seinem Bett gemütlich machte. „Ich bin mir nicht sicher“, gestand Aryan und legte sich zu ihr, drückte sie an seine warme, weiche Haut. Yami presste sich Trost suchend an ihn. „Ich habe Angst, was das Ganze für ein Ende nimmt.“ „Es wird alles gut. Du hast einfach nur ein schlechtes Gewissen, weil du unsere Zweisamkeit genießen möchtest, statt dich um Aurora zu sorgen.“ „Ja, ist das nicht furchtbar?“ „Nein. Du darfst ruhig an dich denken, für Aurora kannst du nichts mehr tun.“ „Also ist es nicht schlimm, wenn ich fortsetze, weswegen du mich in den Wald entführt hast?“ Sie drückte die Lippen an seinen Hals und seine Halsschlagader pochte schneller. „Nach dem, was ich heute alles über dich erfahren habe, würde es mich wundern, wenn du die Finger von mir lassen würdest.“ Yami lachte. „Hat es dich so verschreckt?“ Er setzte sich auf und schüttelte den Kopf. „Nein. Mir hat die Tatsache nur nicht gefallen, dass Raj es auf dich abgesehen hatte. Wenn man bedenkt, was er Aurora angetan hat.“ „Aani ist so schön, dass die Männer bei ihr durchdrehen.“ Sie streckte die Arme nach ihm aus. „Das Problem habe ich nicht.“ „Du bist schön genug, dass ich bei dir durchdrehe“, knurrte er leise, packte ihre Hüfte und setzte sie auf seinen Schoß. Ihr Nachthemd rutschte hoch. Plötzlich fühlte es sich wie eine Last an, als sie die Arme um seinen Nacken schlang und sich von dem grünen Glanz seiner Augen verzaubern ließ. „Wozu dieses Nachthemd?“ Seine Stimme wurde rauer. „Warum hast du überhaupt etwas an?“ „Damit du es mir ausziehen kannst“, flüsterte sie mit einer Stimme, die ihm heiß unter die Haut fuhr. „Neben Aurora vergisst du oft, wie stark du tatsächlich auf Männer wirkst. Vor allem, wenn du den Mund öffnest.“ Er strich mit dem Daumen über ihre Lippen die in Erwartung eines Kusses sehnsüchtig bebten. „Erinnerst du dich an den Schlangendämon, der Aurora entführt hatte?“ „Das lag nicht an meiner Stimme. Erinnerst du dich vielleicht, dass meine Kleidung vom Regen ganz durchsichtig gewesen war?“ „Das war nicht zu übersehen gewesen.“ Bei der Erinnerung glomm etwas Goldenes in seinen Augen auf. „Aber eine winzige Kleinigkeit hast du bei dem Ganzen übersehen, Herr General. Ich bin immer die abweisende von uns Drei gewesen. Erinnerst du dich an gestern Nacht, ich war jungfräulich. Für dich.“ Ihre Hände drückten ihn aufs Bett, fuhren besitzergreifend über seinen nackten Oberkörper. „Das muss mir tatsächlich entgangen sein“, seufzte er leise zu ihr hoch, ihre Zärtlichkeiten genießend. „Du hast doch nicht etwa Angst um mich?“ erstaunt richtete sie sich auf, doch er verlangte ihre Nähe. Aryan packte ihren Nacken und zog sie wieder dicht zu sich runter. Sein Verlangen war deutlich spürbar erwacht. Yamis Augen verschleierten sich, als seine Hände unter ihr Nachthemd glitten. „Das ist lächerlich, dass du mich verlieren könntest“, raunte sie erregt. „Ich habe nur dich gewollt.“ „Hier bin ich. Ich gehöre dir. Du hast gewonnen.“ „Hast du gelogen?“, fragte Inuyasha, als Anjaani das Telefonat mit Yuki beendet hatte. „Dich zu schonen heißt nicht, dass du hier bleibst.“ Sie drehte sich zu ihm um, sah ihm direkt in die Augen. Er schreckte leicht zurück. „Kagome oder ich?“ Sie Frage überrumpelte ihn. „Was?“ „Du hast mich gehört.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. Das sollte jetzt endlich geklärt werden. „Ich weiß es nicht“, gestand er. „Warum musst du das wissen?“ „Sag mir einfach deutlich, was du willst. Bist du mir diese Antwort nicht schuldig?“ Doch, das war er. Aber so sehr er sich damit gequält hatte, er wusste die Antwort nicht. Grummelnd wandte er den Kopf ab. „Ich weiß es nicht. Weil ich nicht weiß, wer sie ist. Aber ich möchte dich nicht verlieren. Verstehst du das?“ Anjaani wandte sich ab und ließ ihn stehen. Also war sie die zweite Wahl. Wieder drehte sich alles, wieder schwankte die Welt. Noch im Fall, bevor Inuyasha sie auffing, bevor das Feuer des Fiebers sie wieder verschlang, beantwortete sie diese eine Frage: Kagome oder sie? Egal, was er gesagt hatte. Sie wusste die Wahrheit. Kagomes Stimme flüsterte: „Du hast verloren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)