Asche und Rosen von abgemeldet (Luzifer x Rosiel) ================================================================================ Kapitel 1: Alles, was blieb --------------------------- Wunderschön. Lächelnd betrachtete Rosiel sein Spiegelbild. Wahrlich makellos. Sein Spiegelbild lächelte zurück und beinahe hätte er aufgelacht. "Willst du mir etwa das Wasser reichen?", sprach er affektiert und blinzelte charmant. Nein, wohl kaum - nicht einmal sein eigenes Spiegelbild übertraf ihn in seiner Schönheit. Zweifelsohne, heute war sogar er für seine Verhältnisse herausgeputzt, denn dieser Tag war ein besonderer. Das lange, lapislazulifarbene Haar war zur Hälfte hochgesteckt, wobei es von verschiedensten Schmuckstücken zusammengehalten wurde, während sich eine rubinbesetzte Silberkette um den geschmeidigen Hals wand. Die Oberbekleidung bestand aus einem halblangen schwarzen Mantel aus Satin, unter dem sich ein weißes Hemd aus demselben Stoff befand. Die enge Hose aus feinstem Leder mochte zwar nicht ganz so sehr in das noble Bild passen, doch war Rosiel schon immer für seinen etwas exzentrischen Kleidungsstil bekannt gewesen und da er jedes Mal einen Wutanfall bekam, sprach man ihn darauf an, hatte man sich inzwischen damit abgefunden. Der Geburtstag der Zwillinge. Schon Monate zuvor hatte man von nichts anderem gesprochen und die Vorbereitungen waren mindestens genauso lang in Gange. Immerhin war jeder, der etwas bedeuten mochte, geladen und man musste solch hohen Gästen, Würdenträgern zum großen Teil, schon etwas besonderes bieten. Manche munkelten sogar, dass Adam Kadamon sich persönlich mit seinem Erscheinen die Ehre geben wollte, doch da waren Rosiel und seine Schwester Alexiel sich wohl gewiss und einig - die Ehre, den Gottesengel zu sehen war ausschließlich ihnen beiden vorbestimmt. Und hier schieden sich auch die Geister schon wieder. Denn, was Rosiel wohl unverkennbar als höchstes Privileg ansah, wurde von seinem Zwilling eher als lästige Pflicht betrachtet, das wusste er, doch bedauern tat er es nicht. Solange er nicht unter den Eskapaden seiner Schwester leiden musste, scherte es ihn herzlich wenig. Sie würde schon irgendwann sehen, was sie davon hatte. "Katan", sagte der Engel und sein Blick wanderte zu einer Gestalt, welche die ganze Zeit ungerührt und in respektvollem Abstand neben der Tür gewartet hatte. "Rosiel-sama?" "Sag mir ... bin ich schön...?" "Ihr seid schön. Mehr als das", kam es ohne zu Zögern zurück und Rosiel scherte sich nicht um die erschöpfte Routine, die in diesem Tonfall lag. Es war alles perfekt. Er war perfekt. Mit einem selbstbewussten und mehr als einnehmenden Lächeln betrat der anorganische Engel, eskortiert von einigen Bediensteten und Untergebenen, kaum eine halbe Stunde später den Empfangssaal, den man eigens für diesen Anlass hergerichtet hatte, genauso wie die anderen Räume, die den Festlichkeiten zugedacht waren. Sofort richteten sich nahezu alle Blicke auf ihn. Gewiss rührten nicht alle Blicke von Freude und harmloser Neugier her, gab es doch so einige, welche mehr verstohlen, wenn nicht gar feindselig waren. Rosiel rührten sie nicht, er wusste um seine Macht und um seine Position. Nichts und niemand, so wähnte er sich, konnte ihm etwas anhaben. Geduldig nahm er die Beglückwünschungen und die Hände die sich ihm darboten an - natürlich trug er feine Handschuhe, der hohe Engel hegte einen regelrechten Ekel vor Körperkontakt mit Fremden oder anderen Wesen im Allgemeinen. Einzig und allein Adam Kadamon, Alexiel und Katan bildeten da eine Ausnahme. Abwesend ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen - er war gut gefüllt und es gelang ihm nicht auf Anhieb, sie auszumachen. Schließlich jedoch erblickte er sie gedankenverloren an einem der riesigen, offenen Fenster stehend, den Blick nach draußen in die weite Dunkelheit gerichtet. Mit einer höflichen Entschuldigung wimmelte er einen hochgestellten Offizier ab, welcher das mit einem Kopfnicken hinnahm und ging schnellen Schrittes auf sie zu, seine Schwester, die wie er ahnte, sich einmal wieder aus dem Mittelpunkt des Geschehens heraushalten wollte. Während des Laufens ergriff er von einem der Kellner, welche hier stets emsig mit ihren Tabletts herumliefen um die Gäste zu bewirten, zwei Rotweingläser. “Na, träumst du schon wieder von einer besseren Welt?”, ließ Alexiel die Stimme ihres Bruders aus den Gedanken schrecken - sie sah auf und ergriff mit einem schwachen Lächeln das Rotweinglas, welches er ihr hinhielt. Während er sich zu ihr auf das ausladende Fenstersims gesellte, welches man zum Sitzen ausstaffiert hatte, antwortete sie, seinen Bewegungen mit den Augen folgend, “Was wären wir nur ohne unsere Träume?” Sie stießen leicht die Gläser an, ein leises Klingen ertönte, welches in der Geräuschkulisse des Raumes fast gänzlich unterging. “Du siehst sehr hübsch aus”, sagte sie schließlich, einen liebevollen Blick auf ihren Bruder gewandt. “Ich bin sehr froh darüber, dass dich die Leute mehr beachten als mich, so komme ich wenigstens nicht in die Verlegenheit mich für irgendwelche übertriebenen Geschenke bedanken zu müssen, das kann ich alles dir überlassen.” Rosiel schnaubte leise, “Und ich meinte schon, niemals einen Sinn hinter deinem Mauerblümchen Dasein entdecken zu können, aber du hast ihn mir ja gerade selbst offenbart.” “Charmant, wie eh und je”, kommentierte der organische Engel das mit einem schiefen Lächeln. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte sie darauf verzichtet sich besonders aufzutakeln und war in ein eher schlichtes, dennoch sehr vornehmes Kostüm gekleidet, das Haar zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und balancieren tat sie auf silbernen Pumps. “Alles Gute zum Geburtstag”, sagte sie leise und küsste ihn unvermittelt auf die Wange, was er wohlwollend hinnahm. “Auch dir meine Segenswünsche, geliebte Schwester”, entgegnete er nicht minder leise und für einen Moment herrschte eine innige Vertrautheit zwischen den Geschwistern. Das war nicht immer so gewesen. Eine ganze Weile lang war Rosiel seiner Schwester mit nichts als Feindseligkeit begegnet, hatte er doch stets seine Position bedroht gesehen, hatte angenommen, sie wäre von einem genau solchen Machthunger beseelt, wie er selbst. Und als wie falsch sich das herausgestellt hatte, musste er schmerzlich und fast mit einem schlechten Gewissen feststellen, als sie zu seinen Gunsten auf die Teilherrschaft verzichtet hatte. Dass sie das nur getan hatte, damit sie besser miteinander auskamen, der Gedanke war ihm kein einziges Mal gekommen. Aber es war gut so wie es jetzt war. Zumindest von seiner Seite aus. Alexiel bedachte ihn mit einem undefinierbaren Blick, wandte selbigen dann wieder aus dem Fenster und betrachtete das sachte, künstliche Schneetreiben, welches eingesetzt hatte. Rosiel nahm einen Schluck von dem Rotwein. Köstlich süß schmeckte er. "Du bist in Sorge, Schwester", sagte er schließlich leise. Der organische Engel sagte eine Weile nichts. "Findest du nicht, dass es einen Anlass dazu gibt?" "Ich kann dir nicht ganz folgen", entgegnete er und folgte ihrem Blick nach draußen. "Es ist still geworden..." Rosiel setzte zu einer Antwort an, doch ein plötzlicher Schauer überkam den anorganischen Engel, ein Gefühl ... Augen, die sich in seinen Rücken bohrten - schnell fuhr er herum und die Augen flackerten hektisch über die Anwesenden. Nichts. Nahezu alle im Raum hingen einer fröhlichen ausgelassenen Stimmung nach. Es war nicht so, dass er niemals beobachtet wurde, von irgendwelchen Bewunderern oder ihm missgestimmten, aber das war etwas anderes gewesen. Diese Intensität, Augen, die ihn aufspießen wollten, nein, das war regelrechter Hass gewesen. Mit einem Mal schwindelte es den anorganischen Engel, ihm wurde übel. "Ist alles in Ordnung?", drang die besorgte Stimme seiner Schwester in seinen Geist. "Entschuldige mich kurz", murmelte Rosiel, ohne auf die Frage einzugehen. Er brauchte ganz dringend einen Moment nur für sich, um sich wieder zu sammeln. Konnte man es auf den Wein schieben? Normalerweise stieg der ihm ja immer recht schnell zu Kopf. Im nächsten Moment, als er einen angrenzenden Raum betrat, schüttelte er diesen Gedanken sofort wieder ab - das war Unsinn, er hatte noch nicht einmal ein halbes Glas getrunken, davon wurde man noch nicht einmal leicht beduselt. Die Stimmen der anderen Engel verstummten automatisch, als er den Raum betrat, und sich die Tür hinter ihm schloss. Ruhe legte sich wie drückender Nebel über ihn. Eine Strähne hatte sich aus seiner Frisur gelöst und baumelte ihm vorwitzig vor dem Gesich - mit einer unwirschen Geste wischte er sie weg. Was war nur mit ihm los? Der anorganische Engel blinzelte einmal und sah sich dann im Raum um. Es war einer der Gezeiten Räume. Angrenzend an den Festsaal befanden sich symmetrisch vier Räume, die jeweils in den Jahreszeiten der Erde hergerichtet waren. War es nun Zufall, dass er den Herbst erwischt hatte? Leise knisterte Laub unter seinen Sohlen, als er ein paar Schritte hineinging. Blätter fielen dabei lautlos von den Bäumen, leuchtend rot und gelb, teilweise noch ein wenig grünlich. So vergänglich ... Rosiel wusste von seiner Schwester, dass viele Leute sagten, dass der Winter der Todbringer sei, der alles vernichtende und lebensverschlingende Gevatter. Er verstand es nicht. Für ihn war es der Herbst. Der Herbst täuschte einen mit seinen wunderschönen Farben, sodass man geneigt war, zu vergessen, dass im Herbst alles starb. Die Blätter fielen von den Bäumen, verfaulten und wurden zu Erde, während die kleinen Tiere, die nicht in den Winterschlaf fielen, erfroren oder mangels Futter dahingerafft wurden. Im Winter war das nicht so. Der Winter hüllte die Gefallenen in sein sachtes Weiß ein, begrub sie unter sich und machte sie vergessen, dass es da Wesen gab, wie ihn und Alexiel, die dies alles überdauern konnten. Der anorganische Engel schüttelte den Kopf, wozu machte er sich überhaupt Gedanken um so etwas? Das war als organischer Engel die Aufgabe Alexiels. Der Patronin über alles Leben, alles Körperliche. Abermals wischte Rosiel sich über die Augen, einen Moment war seine Sicht verschwommen. Dann sah er sie. Sie stand neben dem Imitat einer riesenhaften Eiche, ganz in Schwarz gehüllt, als trüge sie Trauer. Sogar ihr Gesicht wurde von einem Schleier geborgen, lediglich der schmale, rote Mund schaute darunter hervor. Und sie starrte ihn an. Nicht, dass er es mit Gewissheit sehen konnte, er hätte noch nicht einmal in ihre Richtung sehen müssen, nein, er spürte ihren Blick auf sich ruhen. Sie hatte ihn erschreckt. Mit wütender Stimme, dass man ihn so hatte überraschen konnte, wandte er sein Wort an sie. "Wer bist du, was hast du hier verloren? Antworte gefälligst!" Die Gestalt, so schien es, ließ sich von seinen Worten nicht einschüchtern, zeigte keine Demut und keine Furcht, sie rührte sich nicht, stand einfach nur da. Rosiel, der sich dadurch öffentlich provoziert fühlte und nebenbei bestrebt war, dass man ihm seinen Schrecken nicht anmerkte, setzte sich in Bewegung und ging mit festen Schritten auf die Gestalt zu. "Ich werde dich töten, wenn du nicht redest", versprach er ihr und hob wie zum Zeichen die Hand, welche mit einem Mal von gleißend heller Energie umzuckt wurde, zarte Blitze, nicht stark genug um jemanden ernsthaft zu verletzen, doch die Drohung war unmissverständlich. Dann jedoch kam Bewegung in die Gestalt. Zuerst verzog sich der rote Mund nur zu einem Lächeln und Rosiel war es, als verhöhnte sie ihn, eine Stimme ertönte und der anorganische Engel konnte nicht sagen, ob sie zu Frau oder Mann gehörte, es hätte beides sein können. "Ich bin gekommen, um Euch zu holen, Rosiel-sama." Für einen Moment wirkte der Engel perplex, dann brach er in glockenhelles Gelächter aus, welches die Gestalt geduldig abwartete. "Mich holen?" es schien ihn sehr zu amüsieren. "Auf wessen Geheiß hin?" Rosiel trat näher, Neugier und Leichtsinn beflügelten ihn. "Auf das Geheiß meines Herrn, dem Herrscher der Hölle." Kalt klang die Stimme mit einem Mal und Rosiel hielt inne, als wie aus dem Nichts ein heftiger Sturm aufzog. Seine Frisur löste sich und die seidengleichen Haare flatterten um seinen Körper, als er zurücktrat, die Füße um einen besseren Halt zu haben, fest im Boden vergrub. "Du wagst es tatsächlich, mich anzugreifen, Unwürdiger", knurrte er und die Energieblitze um seine Hand flammten auf, wuchsen an und spätestens zu jenem Zeitpunkt hätte ein Angreifer gemerkt, mit wem er es hier zu tun hatte. Was Rosiel allerdings nicht wissen konnte war, dass der Fremde (oder die?) es genau wusste, mit wem er es zu tun hatte, so war ein süffisantes Lächeln sein einziger Kommentar dazu. Als ob ihr Herr sie sie ohne sich etwas dabei zu denken mit solch einer Aufgabe betraut und ihr nichts zum Schutz oder zur Hilfe mitgegeben hätte. Da ließ sie den Schmetterling zu ihm herüberschweben, ein filigranes, zerbrechliches Geschöpf und dennoch wohnte ihm die Macht inne, dem schönen Engel Einhalt zu gebieten... Rosiel nahm das kleine Wesen erst wahr, als es direkt vor ihm war und einen Moment hielt er inne, auch wenn er sich nicht erklären konnte warum, ließ er die Energie, welche er gesamelt hatte, fallen. Von dem Schmetterling ging ein eigentümliches Leuchten aus, ein Glitzern und die Muster auf seinen zarten Flügeln schienen niemals still zu stehen. Und da wurde die Welt um ihn herum grau. Nicht schwarz, wie etwa bei einer Ohnmacht, sie wurde grau und trist und der Engel konnte spüren, wie seine Glieder erschlafften. Jedoch schlug er nicht zu Boden, er war auch nicht gelähmt, er war nur nicht mehr im Stande, sich zu bewegen. Auch das Rascheln der Blätter, das Zwitschern vereinzelter Vögel, nichts, als habe jemand den Ton abgedreht. Die Augen des Engels weiteten sich, als die Gestalt in aller Seelenruhe auf ihn zuschritt. Dabei verlor sie ihren Schleier und obgleich alles sonst grau war, so leuchteten ihre Haare in einem feurigen Rot auf, während die schwarzumrandeten Augen und die roten Lippen einen dramatischen Kontrast zu der weiß geschminkten Haut boten. Anmutig bewegte sie sich, es schien mehr, als schwebte sie. Rosiels Gedanken wandelten sich in nichts, er war nicht mehr fähig auch nur einen einzigen zu greifen, so als habe jemand seinen Verstand ausgelöscht, seine Sinne jedoch am Leben gelassen. Ein Stromschlag durchzuckte ihn, als der Dämon ihn berührte... Das Weinglas zerbrach in ihrer Hand, während sie ein erschrockenes Keuchen von sich gab. Alexiel blickte sich instinktiv um. Ein merkwürdiges Gefühl hatte sie beschlichen, etwas tief in ihr drin, etwas, das ihr sagte, dass etwas geschehen war. Mit ihrem Bruder. 'Rosiel?' "Alexiel-sama, ist alles in Ordnung mit Euch?" Doch der organische Engel beachtete den besorgten Berater nicht, der zu ihr getreten war. Ihrem inneren Gefühl folgend stürmte sie in eine bestimmte Richtung, während man ihr verblüffte und aufgeregte Blicke hinterher warf, einige der engeren Untergebenen schickten sich an ihr zu folgen. Alexiels einziger Gedanke jedoch galt ihrem Bruder. Etwas war passiert. Jemand war bei ihm. oder etwas. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, die Tür zu öffnen, sie zerbarst unter der Energie, die sie voraus sandte und noch ehe sie den Raum betreten hatte, hatten sich ihre drei Flügel zu ihrer vollen Größe entfaltet. Da sie ihr Schwert nicht zur Hand hatte, formten sich violette Energiekugeln über den Handflächen. Als sie den Raum jedoch vollends betrat, stockte sie, ihre Augen weiteten sich. Für Alexiel hatte sich die Welt nicht in Grau gewandelt, doch war das Bild, welches sich ihr bot ebenso erschreckend. Ein Dämon - ein Engel war es mitnichten, das spürte sie schon an der bösen Energie - mit flammend rotem Haar, die schwarzen Flügel ausgebreitet, stand da und funkelte sie an. Offenbar war er keineswegs überrascht, sie hier anzutreffen, dennoch sehr verärgert. Der organische Engel könne Schwierigkeiten bereiten hatte ihm sein Meister gesagt, es galt Vorsicht. Was Alexiel jedoch daran hinderte, den Satan, als welchen sie ihn erkannte, sofort anzugreifen, war die Tatsache, dass dieser ihren Bruder in den Armen hielt, mühelos, wobei Letzterer den Eindruck machte, als bekäme er zwar haargenau mit, was hier geschah, sich jedoch nicht daran zu stören schien. Es war, als befände er sich in tiefster Lethargie. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie irritiert, wusste nicht, was sie tun sollte, dann sprach sie mit lauter und herrischer Stimme, während sich einige rangniedrigere Engel in einigem Abstand hinter ihr versammelten. "Lasst ihn sofort los, Satan, dann werde ich Gnade walten lassen und Euer Leben verschonen! Es ist schon Frevel genug, Hand an den anorganischen Engel zu legen!" "Huh", antwortete der Satan nur, der mit einem Mal mehr wie eine Frau wirkte, fügte mit heuchlerisch bestürzter Stimme hinzu, "Ist das denn fair, so viele gegen eine schwache Frau, Alexiel-sama?" Der organische Engel blieb ungerührt. Ihr war keinesfalls entgangen, dass dieses Geschöpf, das weder Mann, noch Frau zu sein schien, auf Provokation aus war. Ihr Pech vielleicht, dass sie oder er nicht wusste, dass er damit bei Alexiel keine Erfolge verzeichnen würde. Ihr Geist war zu stark. "Ich warne dich", sagte sie noch einmal mit erstaunlich ruhiger Stimme, doch jeder, der sie besser kannte, wusste, dass dies ein durchaus ernstzunehmendes Anzeichen für ihre Wut war. Mit ihren dunklen Augen fixierte sie den Fremden. Es stand außer Frage, in wessen Auftrag er handelte. Doch zu welchem Zweck? Sie bemerkte nicht, wie ein Cherub an ihre Seite kam, mit ausdruckslosen Augen. Nur Einer hätte die Sorge und die Angst in ihnen zu deuten vermocht. "Alexiel-sama", sagte er leise, "Was geht hier vor...?" Doch Alexiel antwortete nicht, wie auch, sie wusste es doch selbst nicht. "Wenn Ihr verzeiht, Alexiel-sama ..." Der Fremde hatte wieder begonnen zu sprechen und einen Moment schwebte der leblose Körper Rosiels vor ihm, als er in die Tasche seiner Kutte griff um eine Art Stundenglas hervorzuholen. "Wir werden erwartet." Die Augen des organischen Engels weiteten sich und mit einem Schrei stürzte sie nach vorne als sie erkannte, was er dort in der Hand hielt, jedoch zu spät. Den Zauber einer Zeitlosen Uhr konnte niemand aufhalten. Höchstens Adam Kadamon persönlich, doch der schwieg still. Ein helles Licht erstrahlte, gleißend hell und hüllte alle Anwesenden ein, raubte jedem für wenige Sekunden das Augenlicht. Alexiel war eine der ersten, die es vermochte, selbige wieder zu öffnen und sie erkannte, dass alles was zurückgeblieben war, einzelne weiße Federn waren, welche lautlos herabregneten. Der Rest der Anwesenden erlangte langsam sein Sehvermögen wieder zurück und wenige Sekunden später brach ein großer Tumult los. Alexiel wurde mit Fragen bestürmt, lautstarke Entsetzensbekundungen wurden ausgetauscht und man rannte eiligst und geschäftig umher, nur um irgendetwas zu tun zu haben, hatte man dies nicht so erweckte man zumindest den Anschein, betroffen oder bestürzt zu wirken. Nur ein Engel schottete sich von der allgemeinen Panik und dem Trubel ab. Mit ernstem Blick und einem unguten Gefühl in der Brust war Katan langsam zu jener Stelle gegangen, an welcher zuvor noch der Höllendämon mit seinem geliebten Herrn in den Armen gestanden hatte. Er bückte sich nieder um etwas aufzuheben, verharrte leicht in der Hocke, wobei sich seine Finger liebevoll und dann krampfhaft um einen Gegenstand schlossen. Eine kostbare Haarspange Rosiels, von unschätzbarem Wert. Rubine und weiße Diamanten funkelten daran, eingerahmt von feinstem Silber. Der Cherub presste sie an seine Brust, ganz so, als könne er das Geschehene rückgängig machen. Man hatte Rosiel-sama entführt und er hatte rein gar nichts tun können. Und niemand wusste, wohin man ihn gebracht hatte, das war das Schlimmste. Oh, Rosiel war stark, daran bestand für Katan keinerlei Zweifel, sehr stark, aber wie konnte man sich nicht um das Wesen sorgen, das man mehr als alles Andere liebte, so sehr, wie es einem Engel eigentlich verwehrt sein sollte? Der Silberhaarige merkte nicht, wie die Kanten der Spange in seine Handflächen einschnitten und sich sachte einige Blutstropfen lösten. Derjenige, der es wagen sollte, Rosiel-sama ein Leid zuzufügen, so schwor er sich, dem würde er eigenhändig das Herz aus der Brust reißen, ganz gleich welche Konsequenzen das bedeuten mochte. Stumm stand der Cherub wieder auf und ließ die Spange in eine seiner Manteltaschen gleiten. Nichts in seiner stoischen Miene ließ auf die bedrohlichen Gedanken in seinem Inneren schließen. Kapitel 2: Feindkontakt ----------------------- Wichtige Mitteilung: Normalerweise bin ich gar nicht für solche Autorenkommentare in Kapiteln, aber diesmal ist wirklich etwas Wichtiges: Ab hier werde ich die FF mit einer Freundin - - zusammen schreiben, da ich unser gemeinsames RPG so wundervoll finde und alles, was ich hier alleine schreibe irgendwie in meinen Ohren lahm klingt. Ich gebe mir Mühe, die Postings so ineinander zu schneiden, dass es sich, wie ein normaler, flüssiger FF Text liest und nicht einfach, wie aneinandergereihte Postings, sollte euch doch etwas Komisches auffallen, so seid herzlich eingeladen uns darauf hinzuweisen. Ferner möchte ich nochmal drauf hinweisen, dass die FF wohl doch mehr erotiklastig, als plotlastig wird, nichtsdestotrotz versuchen wir eine gewisse Storyline aufrecht zu erhalten. So, genug gelabert, in Zukunft gibts keine Autorenkommentare mehr im Kapitel. Sitzend auf seinem Thron, der mehr als ein unbequemes Steingebilde mit einer weichen Decke aus totem Tier darauf zu beschreiben war, saß der Herr der Finsternis gelangweilt oder eher zu einem ebenso unbeweglichen Klumpen erstarrt mit einer zur Faust gebildeten Hand seine Wange abstützend, den Ellenbogen auf der Lehne seines Sitzes ins Nichts starrend. Wartete er nur oder war das Eis in seinem Herzen tatsächlich auch auf seinen mehr oder weniger irdischen Leib übergegangen, so dass ihm jegliche Bewegung unmöglich war, dies war nicht zu deuten. Er hätte sich womöglich selbst die Mühe machen sollen, sich hier fortzubewegen um die von ihm geplante Misere für das Himmelreich anzuleiten. Doch es hatte genug Hunde gegeben, die sich darum gerissen hatten, ihm, dem großen Herrscher, eine Geste zu erweisen, um seine Liebe damit zu erkaufen oder ihn einfach nur zu beeindrucken, jedenfalls hatte er eine Horde Dämonen unter der Führung eines Wesens, das er für fähig hielt in den Himmel geschickt, um sich nicht die Finger dreckig machen zu müssen. Nun fragte er sich, ob dies nicht ein klein wenig leichtsinnig gewesen war und ob auch nur einer von diesen Jüngern lebend zurückfinden würde. Wenn nicht, kümmerte es ihn um die vergeudeten Seelen nicht, nur sein Plan wäre damit entzwei geschlagen und nicht mehr wiederholbar gewesen. Die schweren Augenlider mit den langen, dichten, schwarzen Wimpern sanken für einen kurzen Moment hernieder, er hob die eine Hand und schnipste mit den in Leder gekleideten Fingern. Sofort kroch von irgendwo ein Wesen hervor, mit einem Samt verkleideten Kissen in den zitternden Händen, es in die Höhe zu seinem Meister hebend. Ungeduldig von seinem Thron sich erhebend knurrte er kurz und leise, während er sich eine der langen, dünnen Zigarren griff, dann schließlich zu seiner Zufriedenheit schoss neben ihm eine kleine Flamme in die Höhe und sich sein nikotinhaltiges Laster anzündend schritt er langsam und schwer durch die Dunkelheit auf die Tür zu, als plötzlich die großen Tore aus dunklem Holz sich öffneten und sabbernde und geifernde, lachende Dämonen der niedersten Art sprangen und liefen herein, an einem Wesen mit langem, wallenden Haar herumzerrend, das sie in Ketten gelegt hatten. Sie stießen den wehrlosen Engel auf den Boden. "Knie nieder vor unserem Herrn!", riefen und gackerten sie. Das Wesen, das da vor ihm auf die Knie fiel, hob nicht den Kopf, die Haare und Kleider waren bei der langen Reise dreckig geworden, die Hände waren ihm schmerzhaft auf den Rücken gebunden. Luzifer besah es sich von oben, konnte nicht erkennen, wer es tatsächlich war, ob es tatsächlich er war, doch ein Engel war es allemal. Mit einer Handbewegung, die aggressiv und herrisch war, brachte er sein Gefolge zum Schweigen, mit eisigem Blick sie strafend gelang es ihm, die eben noch so muntere Schar zum Erzittern zu zwingen und sie entfernten sich ängstlich und still wieder aus dem Raum. "Nun..." Luzifer zog an seiner Zigarre, stieß den Rauch aus und sah durchs Zwielicht auf sein Opfer herab. Ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, er ließ die Hand hinunter gleiten, zog an einer der fremden Locken und hob sie sich zum Gesicht, um an ihr zu schnuppern. Duftete fein und edel. "... Angst?" Seine Stimme war glatt und arrogant, er freute sich über das neue Spielzeug. Als der schöne Engel wieder halbwegs zu sich gekommen war, hatte er sich schwach gefühlt und rühren konnte er sich auch nicht, die Handgelenke schmerzten ihm und die Zunge war ihm noch so schwer, dass er sie nicht dazu bringen konnte, die Worte auszusprechen, die sich hinter seiner Stirn formten. Was in Gottes Namen ging hier nur vor? Als der anorganische Engel kurz darauf von schauderhaften, keckernden Wesen an seinen Ketten vorangezogen wurde, war er nicht mehr imstande, sich zu wehren, obgleich er in normalem Zustand wohl sicher eine Supernova entfacht hätte, einfach nur, weil diese Kreaturen die Dreistigkeit besaßen, seine Erhabenheit zu berühren. Rosiel war durch einen dunkeln Gang gezerrt worden und als sich schließlich große Flügeltüren öffneten, war er geblendet, obgleich das Licht nicht sehr hell war. Schmerzhaft wurde er auf die Knie gezwungen und als dann eine Stimme zu ihm sprach, wusste er mit einem Mal wo er war. Unverkennbar war dies Luzifers Reich. Doch war es keine Angst, die ihn überfiel, sondern der blanke Zorn und als er die zwei gesprochenen Worte hörte, blickte er mit einem Funkeln in den Augen auf. "Wie könnt Ihr es wagen...?" Seine Stimme bebte, wie konnte dieser Abschaum es nur wagen, ihn zu berühren? Wenn er sich doch nur rühren könnte, wenn doch seine Sinne nicht noch so verschwommen wären, wie in einem leichten Rausch und irgendetwas blockierte seine Kräfte. Vielleicht war es auch die Aura der Unterwelt, die ihn lähmte und einem inneren Impuls folgend ruckte er weg, nur um dann in sich zusammenzusacken, noch immer drehte sich alles. Als der Schöne schließlich sein Haupt hochschwang um ihn mit von Hass geblendeten Augen anzugaffen, erlosch jeder Zweifel in Luzifers Brust, sein Griff in den Haaren wurde härter, fast riss er sie ihm aus, als er sich zu Rosiel bückte, sein Gesicht anhob und ihm den warmen Rauch der süß duftenden Zigarre ins Gesicht blies. Der Hass, nein, viel mehr der Ekel in Rosiel wuchs ins Unermessliche als der Höllenfürst ihm mit aller Dreistigkeit den Rauch Zigarre ins Gesicht blies, jedoch verfügte er über genügend Selbstbeherrschung, um weder die Augen zu schließen, obgleich diese ihm brannten, noch das zarte Gesicht gar ganz abzuwenden. Nur der Blick seiner Augen wurde ... gefährlicher, sein ganzer Körper war angespannt, wie eine Bogensehne. "Wie kannst du es wagen, mich so anzureden, Abschaum!?", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Das erste Mal war es ihm ein Unwohles, dass man ihn ob seiner Schönheit musterte, sah er doch unmissverständlich Gier in Luzifers Augen brennen und nach alldem, was er über den Höllenfürst gehört hatte, hatte dies nichts Gutes zu bedeuten. Rosiel war zwar ein Miststück, doch seine Jungfräulichkeit hatte er stets gehütet, wie seinen Augapfel. "Du bist es...", flüsterte er, überging dabei die rhetorische Frage des Engels. Förmlichkeiten waren ihm in diesem Moment lächerlich gleichgültig, ein kaltes Grinsen huschte über seine bleichen, eher dünn gehaltenen Lippen. Mochte Rosiel auch von Dreck gezeichnet sein, unsagbar schön war er dennoch und würde es wohl ewig sein, egal, ob man ihn schlug oder ob man ihm die Augen ausriss. Die Lippen voll und glühend rot, wie die einer Frau - nein, unbeschreibbar glänzender als die jeder Frau, die Haut glatt und weiß, rein von jeglichem natürlichen Schmutz und die Augen groß und voller Stolz, Wut und einem unsagbar stark ausgeprägtem Charakter, der, mochte er gut oder schlecht zu beurteilen sein, ihm aus jeder Pore drang. Luzifer konnte kaum an sich halten, so groß war seine Gier, dieses Wesen zu zerstören und zu quälen, ja, in ihm stieg die Lust geradezu höllisch brennend an. Rosiel - was für ein Fang! "Hat dein Köter dich diesmal nicht beschützt?" Er meinte wohl Katan, der bekanntlich um den schönen Mann immer umherschwirrte wie ein mit dem Schwanz wedelnder Hund. Da hatte Luzifer wahrlich einen wunden Punkt getroffen, blanker Zorn flackerte in den hellen Augen auf und es fehlte nicht viel, da hätte er ihm ins Gesicht gespuckt. "Pass auf, was du sagst!", knurrte er, während er an seinen Fesseln riss, "Mach mich hier los und ich werde dir die Augen ausstechen!" Der Schwarzhaarige zog sich einen Handschuh herunter, berührte mit der bloßen, nackten Hand Rosiels' Gesicht. Er wollte die Haut spüren, doch sie war erschreckend kalt, fast wie seine eigene. Das enttäuschte ihn. Erst glitt er mit den Fingerkuppen seine Wange bis zu seinem Kinn herunter, dann schlug er hart mit dem Handrücken zu, so dass sich die Wange seines Opfers blütenrot färbte. Und so wurde jeder weitere Protest im Keim erstickt, als er brennend und schmerzhaft den Schlag auf seiner Wange spürte, welcher ihm den Kopf zur Seite riss. Es war viel mehr der Schock der ihn verstummen ließ, noch nie hatte es jemand gewagt, derart Hand an ihn zu legen. Das Brennen schien sich in seinem gesamten Körper auszubreiten, während er Luzifer ungläubig anstarrte. Fast zögerlich, kindlicher Neugier gleich, berührte der Höllenfürst nun sehr sanft das Gesicht des Anderen und spürte einen Hauch von Wärme. Luzifer erhob sich, zog seinen Handschuh wieder an und wandte sich ab. "Wascht ihn und kleidet ihn ein. Wir wollen doch, dass unser Gast sich hier nicht zu unwohl fühlt..." Noch ein Zug, dann achtlos die Zigarre an der Schulter eines im Schatten lauernden Dieners ausdrückend, der nur leise ein Ächzen unterdrückend zusammenzuckte, verließ der Herrscher des Lastenreiches den Raum. Mit einem Mal wurde Rosiel umringt von schwarz gekleideten, gesichtslosen Gestalten, die ihn packten und zerrten und mit sich rissen, weg von hier, in einen anderen Raum. Viel Gegenwehr konnte er nicht geben, seine Sinne waren noch immer zu sehr von dem Wein gefangen oder besser gesagt, von dem Gift, das man ihm hineingemischt hatte. Sie schritten schnell und zogen an ihm, an seinen Haaren, an seinen Armen, an seiner Kleidung, schleppten ihn durch mager beleuchtete Gänge weiter in die Dunkelheit. Und der Gang, durch den man ihn zerrte sah so aus, wie alles andere hier und irgendwann schloss er resignierend die Augen. Als dem anorganischen Engel jedoch klar wurde, was man hier vor hatte, ihn zu entblößen und ihn so schamlos den Blicken dieses Gewürmes auszusetzen, erwachte eine neue Kraft in ihm und ehe ihn diese erneut verließ, fanden zwei der Diener einen schmerzhaften Tod, ehe ihn die neugewonnene Kraft so plötzlich wieder verließ. Schließlich, nach einer schwindelerregenden Prozedur, stießen sie ihn in einen anderen Raum, der schwer nach Sandelholz und Blumen duftete, getaucht in tiefes, rötliches Licht. Ein Bett stand dort, groß und einladend, mit einem Baldachin aus schwerem, dunkelroten Samt. Sie ließen ihn dort allein, die Schlösser knackten, er war eingesperrt. Da saß er nun, wie hingegossen, auf einem Diwan, gewiss ohne seine Einwilligung eingekleidet in die kostbarsten Stoffe; Ein Kleid, wie man es in der irdischen Barockzeit getragen hatte aus rotem Satin, welcher mit cremefarbenen Rüschen und Schleifen bestickt war. Das lapislazulifarbene Haar war kunstvoll zu einer Steckfrisur geformt und mit Rosen aus geschliffenem Rubin verziert worden. Das bisschen Bein, welches leicht entblößt war, gewährte einen Blick auf feine Strapsen, während der dünne Stoff an sich einem eine hauchzarte Vorstellung der verboten langen Beine vermittelte. Da gab sich aber jemand ziemlich Mühe dafür, dass er gedachte, ihm später alles wieder vom Leib zu reißen. Als man ihn schließlich in dem Raum alleine ließ, warf er noch einen kurzen Blick über die Schulter, sah sich um. Kein Entkommen, keine auch nur kleinste Fluchtmöglichkeit. Vor einem großen Spiegel stehend, fuhr er sich durchs schwarze, strähnige Haar, das fahle Licht der Kerzen beleuchtete seine perlweiße Haut, die Augen waren ein Ausdruck der Dunkelheit, die ihn aus jeglicher Richtung umgab und sich auf ihn legte wie ein schwerer Vorhang - tiefschwarz, fast rabenhaft. Sich selbst über das Gesicht fahrend, langsam und abwesend mit den Fingerspitzen, überlegte er einen Moment, einen kurzen nur, wie es nur sein konnte, dass er und sein Bruder von Aussehen und Wesen ach so verschieden sein konnten. "Hm... Michael..." Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Luzifer zerschmetterte den Spiegel mit einem Hieb in tausend kleine Stücke, die Scherben flogen wie Wassertropfen kristallartig durch die Luft und verteilten sich auf dem Boden, ein paar verfingen sich in seinem dichten Haar. Er schüttelte ein wenig den Kopf, um sich von dem Dreck zu befreien und verließ den Raum. Das üppige Schlafzimmer war nicht der Ort, wo er tatsächlich schlief, aber es würde seinen Zweck durchaus erfüllen. Eine der großen Flügeltüren schwang in Richtung des Rauminneren auf und der Höllenfürst betrat mit schweren, doch eleganten Schritten das Zimmer. Hinter ihm fiel der Riegel der Tür erneut laut hörbar, wie durch Zauberhand, ins Schloss. Dies war einer der wenigen Räume, in denen es etwas wärmer gehalten war, eine ertragbare Temperatur. Von massenhaft Kerzenlicht durchflutet mochte man diesen in schweren Duft getränkten Ort beinahe als angenehm bezeichnen. In einer Hand hielt der Dunkelhaarige ein bauchiges, großes Glas aus dem er langsam und genüsslich kleine Schlücke Cognac auf Eis trank und es immer wieder amüsiert schwenkte, während er sich dem Bett näherte. Rosiels Augen folgten Luzifer Bewegungen, wie eine Raubkatze, als dieser den Raum betrat, lauernd darauf bedacht ihn keine Sekunde unachtsam aus den Augen zu lassen. Der Engel, der da vor ihm auf dem Bett thronte, mit einem so erzürnten und gereizten Gesichtsausdruck sah nur viel atemberaubender aus, als er es sich hätte vorher, beim Anblick dieses dreckigen Häufchens, ausmalen können. Schon wieder wurde Luzifers Griff den Haaren gewidmet, er entriss, nicht allzu grob, der schönen Frisur eine Locke und fuhr mit den Fingern hindurch, ließ sie wieder fallen, so dass sie kokett in Rosiels Gesicht hing. Der anorganische Engel zog scharf die Luft ein, als Luzifer ihm erneut in den Haaren riss und war umso erstaunter, dass er sich damit begnügte, eine einsame seidene Locke zu lösen. Er straffte leicht die Körperhaltung und starrte dem Anderen beinahe aufmüpfig entgegen, als etwas geschah, dass ihm diesen Gesichtsausdruck sofort wieder austrieb. Luzifer verkniff sich jegliches Kompliment, obgleich es ihm seine Männlichkeit gebot, so einem schönen Wesen gänzlich zu verfallen und sich freiwillig zu versklaven, vor lauter Blendung und Sehnsucht nach diesem freilich herrlichen, reinen Leib und dieser absoluten Schönheit. Tatsächlich verlor sich der Kühne und kniete sich vor Rosiel, um seine Hand zu packen und einen Kuss auf den Rücken zu hauchen, noch bevor er darüber nachdachte, was er tat. Die Situation erschreckte ihn kurz, doch entlockte sie ihm ein Lachen. "Deine Ausstrahlung... ist überwältigend..." Nun hatte er ihm doch ein Kompliment gemacht. An Rosiels arroganten Körperhaltung änderte sich jedoch nichts. Das war er also, der Höllenfürst, als er ihn nun mit nicht mehr vernebeltem Blick betrachten konnte. Eine stattliche, imposante Erscheinung, das musste Rosiel wahrlich zugeben, doch nichts in seiner Miene deutete darauf hin, dass er auch nur annähernd beeindruckt war. Auch, wenn es ihn einige Mühe kostete, die Aura die den Anderen umgab, nicht zu sich durchdringen zu lassen. Rosiel war sich fast sicher, dass jedes andere Wesen dem Höllenfürsten auf der Stelle verfiel und er schwor sich, dem entgegenzuwirken und es ihm so schwer wie möglich zu machen. Er sollte noch bereuen, ihn so schmerzhaft seiner Umgebung entrissen zu haben. Einen Augenblick flackerten seine Gedanken zu Katan, seinem engsten Vertrauten und dem ihm liebsten Geschöpf, das er hatte und einen Bruchteil einer Sekunde lag Wehmut in seinem Blick. Bald jedoch fing er sich wieder und Selbstgefälligkeit überfiel ihn, als er Luzifers Worte vernahm. "Das", sagte der schöne Engel herablassend und kühl, "Ist mir wohl bewusst." Dabei entzog er ihm mit einer geschmeidigen Bewegung ebenjene Hand. "Glaubst du wirklich, ich ließe mich durch so etwas umgarnen?" Fast wie ein kleiner, gescholtener Junge blickte er mit seinen großen, dunklen Augen zu der Gestalt über ihm hoch, für einen Moment lag ein Hauch purer Unschuld, obgleich das zu bezweifeln und schwer vorstellbar war, in seinen Zügen. Er wandte den Blick kurz ab, die schwarzen Strähnen fielen ihm übers Gesicht. "Nun.. vielleicht hatte ich das ja gehofft...", flüsterte er mit einer Mischung aus Sanftmut und Mitleid, bevor er das Glas, dass er immer noch in der Hand hielt, abrupt gegen die nächste Wand schlug, sodass sich das Kristall mit dem Alkohol vermischend auf Boden und Tapete ergoss, sich ruckartig erhebend den Anderen an der Gurgel packte und ihn kurz auf seine Halschlagader in die Höhe hob, wobei sich sein Bizeps anspannte, sein Arm war steinhart vor Muskeln, Rosiel hätte sich nicht lösen können, selbst, wenn er sich mit allen Kräften gewehrt hätte. Unter seinen Fingern spürte das Blut in den Adern seines Opfers unaufhaltsam pochen, es wollte nach oben schnellen, doch es konnte nicht, mit seinem geschickten, festen Griff klemmte er ihm jegliche Sauerstoffzufuhr ab. Luzifer konnte das Blut beinahe riechen, den Herzschlag des Anderen, der immer schneller und schneller zu werden schien, fast in seiner eigenen Brust gar spüren. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Luzifer ihn an der Kehle gepackt hatte und ihm die Sauerstoffzufuhr abdrückte, kraftlos legte er die zierlichen Hände an die Handgelenke des Anderen, um den Druck zu lösen, scheiterte jedoch gnadenlos. Körperlich war Luzifer ihm überlegen und da dieser Ort hier seine Kraft blockierte konnte er sich kaum wehren und war ganz der Willkür des Höllenfürsten ausgeliefert. Immer fester fühlte er den Griff um seinen Hals und langsam begann Panik aufzuflackern, während schwarze Punkte vor seinen Augen tanzten und er gab ein hilfloses Röcheln von sich. Als er jedoch schon glaubte, sich bald und endlich der Ohnmacht hingeben zu können, lockerte sich der Griff und eher unsanft warf Luzifer nun die schöne Gestalt in die Mitte des weichen Bettes vor sich. Nun hatten sich mehrere Strähnen gelöst, die Locken fielen zerzaust auf das gerötete Gesicht des Engels, doch dem Höllenfürst war dieser unscheinbare Makel gerade recht, es machte ihn an, diese perfekte Darstellung von Schönheit und Eleganz, obgleich gemischt mit einer Art divenhaftem Hochmut, in ihre Einzelteile zu zerlegen und zu zerreißen, bis von diesem wunderbaren Geschöpf Gottes nur noch ein Stück Dreck, ein lasterhafter, sündiger Körper übrig geblieben war. Er drehte sich kurz weg, wandte Rosiel den Rücken zu und zog sich die Jacke von den Schultern, die er noch trug, warf sie achtlos beiseite, zog seine Handschuhe zurecht und drehte den Kopf dann langsam, fast bedrohlich wieder herum, um sein Spielzeug von der Seite her zu betrachten. Zitternd und um Fassung und um Atem ringend versuchte der anorganische Engel sich aufzurichten, während die Worte Luzifers an sein Ohr drangen. "Ich sehe... du wurdest ein wenig zu oft verwöhnt, schöner Rosiel." Seine Augen glänzten sekundenlang wie Eis. Doch er wollte dem Wesen noch eine Chance geben. Er streckte seine Hand ihm entgegen, um ihn zu sich zu winken. "... Ich möchte... dir vielleicht nicht sofort wehzutun..." Je nachdem wie sich der Engel benahm, würde Luzifer ihn entweder eiskalt nehmen und blutend und heulend draußen vor den Toren der Hölle zurücklassen, oder... und er hoffte beinahe, da wäre ein 'Oder' vorhanden und dieser so wohlbekannte, so beliebte und begehrte Engel hätte doch noch eine kleine Überraschung für ihn auf Lager. Wenn er doch schließlich Rosiel bei sich hatte, dann konnte er doch auch ein wenig mehr von ihm erwarten als von anderen Opfern. Trotz seiner Verfassung zierte plötzlich ein höhnisches Grinsen sein Gesicht. "Höre ich etwa Gnade aus deinen Worten?", fast amüsiert klang die Stimme des schönen Engels dabei, während er sich langsam wieder sammelnd, eine Strähne aus dem Gesicht strich. Durch die harsche Behandlung war der Stoff des Kleides hoch gerutscht und entblößte nun die zierlichen porzellanfarbenen und in Strapsen gehüllten Beine bis hin zu den Oberschenkeln. Rosiel war sich dessen wohl bewusst, doch er dachte nicht daran sich zu bedecken, denn dann hätte Luzifer gewonnen. Der Fürst wartete kurz, immer noch mit ausgestrecktem Arm den anderen eine freundliche Geste entgegenbringend, doch sie wurde keineswegs erwidert, Rosiel hatte nicht die geringste Absicht, sich ihm zu fügen, obgleich Luzifer sein kleines Hälschen zerdrücken und zerbrechen könnte, wenn er nur gewollt hätte. Was für eine abstruse, stolze Gestalt da vor ihm saß, zwar mit zerzaustem Haar und hochgeworfenem Rock, der seine schlanken Beine entblößte, und bereits in hässliche Falten gelegte Rüschen, doch immer noch strahlend und voller Selbstliebe und Würde. "Du musst wirklich... lebensmüde sein." Oder einfach nur zu stolz, ging es dem schönen Engel durch die Gedanken. Mit einem halben Sprung war Luzifer auf dem Bett, das Gesicht direkt vor dem des Anderen, den einen Arm schlang er grob um seine Hüfte, die andere bahnte sich den Weg auf sein Bein und die Nägel krallten sich in das weiche Fleisch des Oberschenkels. Nun sollte es aber doch etwas langsamer gehen. Sein Gegenüber starrte ihn wohl etwas erschrocken an, Luzifer vergrub den Kopf sachte am Hals seines Opfers, hauchte warmen Atem gegen die schöne, reine Haut, ließ die Zunge langsam und genießend darüber gleiten und schmeckte etwas Salziges, wohl Schweiß. Angst? Nein, Luzifer glaubte nicht, dass Rosiel Angst vor ihm hatte, es musste wohl die Aufregung sein. Rosiel verspannte sich merklich, als er spürte, wie nah Luzifer ihm kam. Eindeutig zu nah und näher, als es je einem Wesen, als Katan erlaubt gewesen war. Und selbst diese Nähe hatte niemals von Lüsternheit gezeugt, sondern mehr von kindlicher Zuneigung. Nein, sein Katan hatte doch niemals solche sündigen Gedanken... oder? Jetzt hing es ganz von dem Engel ab, wie schnell oder langsam es von statten gehen würde. Würde der Fürst Gefallen an ihm finden, Gefallen daran, mit ihm zu spielen und die Sache hinauszuzögern, würde die Sache sich anders entwickeln, als vorher geplant, als es sich mit jedem beliebigen anderen Engel entwickelt hätte, den Luzifer vor lauter Gleichgültigkeit und Langeweile längst entweiht und geschändet hätte. Rosiel duftete nach Lust und Sünde, wie mochte das nur sein? Schließlich war er doch ein Engel - und wie konnten Engel nur so herrlich sagenhaft verführerisch duften? Vor allem der Geruch in seinem Nacken war herrlich, dort vergrub Luzifer sein Gesicht gerne. Es roch weder nach Mann noch Frau, nur nach etwas Warmem, Sanftem, etwas, das sogar sein Herz höher schlagen ließ. Sein Herz füllte sich tatsächlich mit einem Gefühl, das er kaum kannte und wahrhaben wollte. Und dies lag einzig und allein an Rosiels Duft. Luzifers Herz schlug schnell, schneller als gewohnt, es pochte regelrecht vor Aufregung. War dies alles ein Fehler...? Eine Falle Gottes, in die er mir nichts, dir nichts einfach so hineingetappt war? Während all diese Gedanken ihm durch den Kopf schlichen, strich er abwesend mit den Fingern über Rosiels Oberschenkel, bis er langsam zu den Innenseiten seiner Schenkel glitt und unter das lange, wallende Kleid, bis seine Hand seine Lenden berührte. "Verdammt... du riechst nach Liebe... weißt du das?" Gierig drückte er den dünnen Leib an seinen eigenen, viel muskulöseren und atmete etwas stockend gegen Rosiels Hals und in sein Haar hinein. Ungewollt überrollte eine Gänsehaut seinen Körper bei dieser ungewohnten Berührung und der heiße Atem auf seiner Haut tat sein Übriges, sodass ihm ungewollt ein leises Seufzen entkam. Ein weiteres aufgeregtes Zittern überlief seinen Körper, als er an den gestählten Leib des Höllenfürsten gedrückt wurde, den abgehackten, lustgetränkten Atem spürte. "Und du stinkst nach Sünde und Wollust", schnappte der schöne Engel, sich wieder fangend, als er diese Worte vernahm und kurz darauf umspielte ein zartes selbstgefälliges Lächeln seine Lippen. Im Endeffekt hielt doch niemand, kein Engel und erst recht kein Teufel seiner Schönheit stand. Und wenn er ehrlich war, genoss er diesen Zustand gerade sogar ein wenig. Luzifer verging gerade zu vor Verlangen. Dieser Zustand bereitete ihm mehr Freude als die pure Qual seines Opfers zu spüren, als ihn nur zu misshandeln und zu nehmen, wie er es sonst getan hätte. Die magische Anziehung, die von diesem Engel ausging, war geradezu sündig schön, er wollte dieses Gefühl auskosten, sich daran laben. Er zog Rosiel noch näher, zog ihn zu sich auf den Schoß, seine Hand unter dem Kleid glitt weiter, weiter zu seinen Hüften, zu seinem Hintern, er griff beherzt hinein, in die weiche Haut. Er wollte ihn packen, wollte ihn zwingen, ihn auch zu berühren, doch das würde dieses vor Stolz triefende Monster nicht tun, Rosiel würde sich nicht ergeben. Er würde auch nicht flehen und betteln, egal, was Luzifer ihm antat, das war ihm wohl klar. Rosiel keuchte erschrocken auf, als er diese unverschämte Hand an seinem Gesäß spürte, den kurzen Schmerz, der seltsamerweise eher anregend wirkte, als abschreckend oder beängstigend. Umso komplexer war also die ganze Situation, der Fürst fühlte sich in seiner Lust beinahe dem Anderen ausgeliefert, auch wenn er doch der Stärkere und der Dominante war. "Verdammt sollst du sein... wie viele Männer hast du so schon in den Wahnsinn getrieben, heh?" Ein Lachen entfuhr ihm, hell und bittersüß, als diese Worte sein Gehör erreichten. Nein, nicht mal der Höllenfürst selbst konnte sich ihm entziehen, schon allein dieser Gedanke versetzte ihn in Euphorie. "Unzählige", lautete seine Antwort, gefolgt von einem nahezu verführerischen Blick und es entsprach sogar der Wahrheit. Nur mit dem Unterschied, dass bis jetzt nie einer gewagt hatte, ihn derart zu berühren und das war beinahe... aufregend...? Sollte er am Ende doch dem Charme des Höllenfürsten erliegen, sich wie viele vor ihm, ihm hingeben? Nein, schrie es tief in ihm drin. Viel lieber wollte er sich in dessen loderndem Begehren, der verzweifelten und gleichsam wütenden Lust suhlen, die ihm Luzifer so offensichtlich entgegenbrachte. Wut stieg in ihm auf, er verlor die Kontrolle über seinen Zustand. Beinahe panisch presste er Rosiel mit einem Hieb gegen das Bett, packte seine Handgelenke, zerquetschte sie fast mit seinen großen, rauen Händen, gaffte ihn von oben an wie ein zähnefletschender Wolf. Warum empfand dieses Miststück immer noch Freude über all dies? Verspürte er keine Angst? Warum flehte er nicht zu Gott, Luzifer möge aufhören? Warum ließ er solche Berührungen einfach zu, nur mit einem Lächeln und seiner üblich überschwänglich arroganten Art sie kommentierend? Es war, als hätte Rosiel gar keine Scham und keine Furcht. Was für ein Wesen war das? Sollten Engel denn nicht zart, rein und unschuldig sein? Sollte er nicht bangen um all diesen Mist, der eine Person im Himmel als heilig und noch heiliger auszeichnete? Luzifer keuchte vor Zorn und Erregung gleichermaßen, sein Gesicht hatte etwas rötliche Farbe bekommen, was ihm gleichermaßen einen beängstigend als auch einen anziehend hilflosen Charakter verlieh. Er beugte sich wieder herunter zu Rosiels Hals, doch diesmal nicht, um an ihm zu schnuppern, sondern er biss gierig hinein, nicht zu fest, auch wenn er gerne Blut geschmeckt hätte, nur so, dass es tiefe Abdrücke in der Haut des Anderen hinterließ. Mit seinem ganzen, männlichen Leib drückte er sich nun auf ihn und Rosiel konnte deutlich spüren, was Luzifer so in die Verzweiflung trieb, jetzt bereits schon, ohne, dass der Engel ihn auch nur berührt hatte. Rosiels Gedanken wurden schlagartig wieder ins Hier und Jetzt gelenkt, als selbiger ihn mit einer erschreckenden Leichtigkeit auf den Rücken warf und ihm beinahe die Handgelenke zerquetschte. Rosiel, welcher solch eine grobe Behandlung nie erfahren hatte, hätte beinahe empört aufgeschrien, in letzter Sekunde konnte er sich auf die Zunge beißen um den Schrei im Keim zu ersticken. Als Luzifer seinem Gesicht so derart nahe kam, beschleunigte sich sein Puls und er konnte nicht sagen warum. Vielleicht war es die gefährliche verruchte Aura, die Selbigen umgab und irgendwie etwas Faszinierendes an sich hatte. Der anorganische Engel konnte nicht bestreiten, dass es ihn ein wenig beeindruckte, wieviel der Morgenstern sich herausnahm. In Äonen von Jahren hatte das nie einer gewagt und dieses völlig neue Gefühl beschlich ihn, nichts davon jedoch drang an die Oberfläche. Rosiels Augen verrieten nichts darüber, was sich in einem Inneren abspielte. Fass mich an!, wollte Luzifer schreien, denn zwischen seinen Beinen hatte sich bereits deutlich etwas abgehoben, etwas, dass er nun durch das Kleid hindurch gegen Rosiels Unterleib drückte. Die Erleichterung einer zwar nicht wirklichen, aber halben Berührung, eben dieses Pressen gegen einen fremden Leib entlockte Luzifer ein liebliches, beinahe etwas zu hoch für seine eigentliche Stimme klingendes Stöhnen. Er hatte nicht die Scham, Rosiel klarzumachen, was er gerade empfand. Sünde war er und er war die Sünde selbst. "Du machst mich geil", hauchte er in das Ohr des Engels, leckte über die Ohrmuschel und biss sachte in das Ohrläppchen hinein. Und plötzlich, als Rosiel den Biss spürte, da konnte er nicht mehr an sich halten und keuchte auf, mehr vor Überraschung über dieses völlig unbekannte Gefühl und was es in ihm auslöste. Diese Worte ließen ihn beinahe mehr erschauern, als der Biss in sein Ohrläppchen, der kurz darauf folgte. Immer schon hatte er Derartiges in den Augen seiner Bewunderer lesen können, doch niemals hatte jemand die Dreistigkeit besessen diese Worte auszusprechen. Er brauchte einen Moment um sich wieder zu fassen, ehe er kühl erwiderte, "Das ist mir nicht entgangen." Und das sollte nicht alles gewesen sein, er spürte die Härte, die sich unmissverständlich gegen ihn presste, verlangend und bestimmend, doch gleichsam unterschwellig bettelnd. Langsam hatte der Fürst doch genug, leicht grinsend packte er Rosiels Gesicht und starrte ihm erzürnt in die Augen. "Reicht es nicht langsam mit deinem seltsamen Benehmen? Was ist, Rosiel? Haben sie dir deine Männlichkeit genommen, so dass du nur daliegen und mich um meine Erregung beneiden kannst?" Rosiel zog hauchzart die Luft ein, als der Morgenstern sein Gesicht fasste und er in dessen Augen diesen unbändigen verschlingenden Zorn lesen konnte. Ein wenig ängstigte es ihn nun doch, eine Spur Unsicherheit lag für den Bruchteil einer Sekunde in seinem Blick. Auf die Worte des Anderen hin erwiderte er nichts, sie trieben ihm doch tatsächlich die Schamesröte ins Gesicht. Wenn es um Körperlichkeiten ging, dann war Luzifer eindeutig der Überlegene. "Wenn du glaubst, ich würde dich um irgendetwas beneiden, dann bist du einer Illusion zum Opfer gefallen, du hast rein gar nichts an dir, das..." Er verlor das Gespür für einen taktisch klugen Schachzug, aber das war ihm gerade völlig gleich, er erhob sich, setzte sich auf Rosiels Beine und entledigte sich seines störenden Oberteils, entblößte seine nackte, muskulöse Brust, die von einigen Narben geziert war. Seinen Bauch hinauf krochen die dichten schwarzen Haare, Schweißperlen dagegen tropften seine Haut herunter, langsam wurde ihm unerträglich heiß, vor Erregung waren seine Brustwarzen steif geworden. Luzifer schoss ein bestimmter Gedanke durch den Kopf, er fand es wunderlich, wie der anorganische Engel sich verhielt und seine Vermutung bestätigte sich mit Rosiels zunehmender Passivität immer mehr. Des Höllenfürsten Gesicht zierte immer noch ein Grinsen als er langsam seinen Gürtel löste, ihn nur öffnete, langsam, so dass sich auch seine Hose ein wenig lockerte und einen Blick auf sein dichtes, schwarzes Schamhaar gewährte. Mit der anderen Hand strich er sich das leicht vom Schweiß nass gewordene Haar aus dem Gesicht und sah sein Lämmchen von oben her an. Grob wie auch vorhin packte er Rosiels Handgelenk, zerrte ihn ein wenig zu sich und legte die fremde, kühle Hand auf seinen eigenen, erhitzten Oberkörper, der sich unregelmäßig hob und senkte. Dieser dumme Stolz musste wohl bislang auch jegliche Neugier blockiert haben. Den anderen Arm um Rosiel schlingend löste er hinten die Öffnung des Kleides, ein paar zarte, weiche Bänder und das obere Stück glitt den dünnen Leib des Engels hinunter und entblößte seine nackte Haut. Rosiel hatte gar nicht gemerkt, wie er aufgehört hatte, zu sprechen, seine Worte hatten sich im Nichts verloren, als er bemerkte, wie der Höllenfürst sich anschickte, sich seiner Kleidung zu entledigen und er so freien Blick auf dessen gestählten Oberkörper bekam. Und er konnte nicht bestreiten, dass Luzifer von einer gewissen Attraktivität umschmeichelt wurde, die selbst ihn nicht kalt ließ. Luzifer beugte sich vor, die fremde Hand immer noch umklammernd, legte er Rosiels zarte Finger nun an seine Hüften, seinen zitternden Bauch, während er mit der eigenen Zunge über die fremden Brustwarzen leckte, nicht abwartete, sondern sanft hinein biss, kurz auch etwas fester, sodass es Rosiel schmerzen müsste. Dann leckte er über seine Brust, hoch zu seinem Schlüsselbein. Reichte das nicht langsam? Wie lang hielt es dieses Wesen aus, bevor seine Heiligkeit verloren ging und der Mann in ihm zum Vorschein kam? Musste er ihm erst ganz subtil an den Schwanz fassen? Das wäre doch nicht Rosiels Stil, sich einfach durch so etwas Banales erregen zu lassen. Nein, wahrscheinlich würde sogar das ihn kalt lassen. Langsam fühlte er sich beinahe verloren und dachte wieder an seinen ersten Plan, sich einfach auf ihn zu stürzen. Er fuhr mit den Nägeln, sie leicht in die Haut drückend, über Rosiels Rücken, krallte sich in sein Haar, in seinen Nacken, dann wieder hinunter zu seinem Kreuzbein, zu seinem Hintern. Er selbst zitterte bereits und sein Atem glich mehr einem erwartungslastigen Keuchen. Noch einen Moment würde er warten... dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten.. Der anorganische Engel fühlte sich mit einem Mal so willenlos, als der Andere seine Hand ergriff und sie dazu zwang, ihn anzufassen, sein Körper gehorchte ihm nicht und seine Hand wäre zurückgezuckt, hätte Luzifer sie nicht festgehalten, doch nun lag sie still, beinahe andächtig auf dessen Oberkörper. Seine Sinne erschlafften, als Luzifer ihn mit bestimmenden Bewegungen obenrum seiner Bedecktheit beraubte und so die porzellanfarbene Haut entblößte. Einen Moment glitt der Blick des Engels über die Körpermitte des Gefallenen und plötzlich erregte ihn der Gedanke daran, was sich darunter wohl befinden mochte und ein leiser betörender Schrei entfuhr ihm, als er den Biss in der empfindlichen Knospe spürte. Automatisch verhärtete sich auch die andere und die vorige Röte, die begonnen hatte, zu verblassen lebte erneut wieder auf. Rosiel musste sich auf die Unterlippe beißen, um zu verhindern, dass ihm ein wollüstiges Stöhnen entkam, er durfte das doch nicht zulassen. Hauchfein krallten sich die langen Fingernägel in die Seite des Anderen, dort wo dieser selbst seine Hände drapiert hatte und seine Kopfhaut kribbelte unter den Berührungen und diese unverschämten Hände, sie waren plötzlich überall... Endlich! ENDLICH! Endlich hatte er ihn geknackt, ihn erweicht, oder verhärtet, oder was auch immer da in Rosiel gebrochen war, es war gebrochen und willig wie ein Schwan den Hals nach hinten reckend lag er nun frei von diesem widerwärtigen Gehabe von Stolz und Macht in seinen Armen und der Stärkere drückte den nackten Oberkörper an den des Engels, packte ihn fest und heftig im Nacken und küsste ihn einfach schamlos auf den Mund, presste heftig und etwas zu gierig seine eigenen Lippen auf die des Anderen, blickte kurz in das erschrockene Gesicht, bevor er die Augen schloss und die Zunge zwischen die vollen Lippen des Schönen gleiten ließ. Und während er ihn voller Leidenschaft in diesen Kuss hinein drang, ließ er sich selbst nach hinten fallen und zog Rosiel auf seinen Schoß. Spür ihn, verdammt!, dachte er sich und zog sich selbst die Hose ein ganzes Stück herunter und die Hand, die zarte Hand mit den langen, schlanken Fingern, die nicht ihm, sondern dem Engel gehörte, drückte er seinen eigenen Körper langsam herunter. Die fremden Finger zitterten leicht, doch er presste sie schließlich unerschütterlich an sein eigenes Glied, zwang sie, es zu umschließen und legte die eigenen Finger um Rosiels Hand, um die fremden Finger anzuweisen, sich der Bewegung anzupassen und sich langsam und sachte auf und ab zu bewegen. In den Kuss hineinstöhnend zeriss er mit Leichtigkeit den Rest des Rockes in einen zweigeteilten Fetzen und griff Rosiel wieder an den Hintern, griff fest hinein und fing an, ihn etwas sanfter zu kneten. Und während all dem küsste er ihn immer noch, vielleicht, um jeglichen, restlichen Widerwillen seinerseits im Keim zu ersticken. Doch schließlich musste er sich selbst von den Lippen des Anderen lösen, sein Kopf sank nach hinten ins weiche Laken. Die Augen hatte er immer noch zu, er kniff sie regelrecht zusammen und sein Gesicht war knallrot geworden, seine Wangen glühten gerade zu und er erbebte, musste jedoch die Hand von Rosiels nehmen um sich die schweißnassen Haare aus dem Gesicht zu wischen. Er wünschte sich innigst, Rosiel würde nicht zurückweichen und seine Hand nicht von seinem Glied nehmen. Die Augen öffnend erkannte er nur verschwommen die prächtigen Locken seines Gegenübers, er leckte sich die Lippen. Der Kuss hatte gut geschmeckt. "Na... willst du mehr?" Kapitel 3: Der Auftakt zum Untergang ------------------------------------ Rosiel war gar nicht in der Verfassung, sich darüber verärgert zu zeigen, zu sehr wallten diese ungekannten Gefühle in ihm, Entsetzen, Lust und Verwirrung fochten einen Kampf in seinem Inneren aus, wobei es jedoch immer mehr so aussah, als gewänne die Lust die Oberhand. Sein Protest wurde immer schwächer und er fühlte sich schwindelig, als würde er ersticken bei dem aufgezwungenem Kuss und einem letzten inneren Impuls folgend biss er dem Anderen in die Zunge, die sich so schamlos in seinem Mund verlustierte. Ein Beben lief durch Rosiels Körper, als Luzifer ihm die Hand an seine beachtlich große Männlichkeit legte und er das harte, pulsierende Fleisch in seiner Hand spürte. Nur zögerlich glitt seine Hand daran auf und ab, als der Andere jedoch die eigene Hand von seiner wegnahm, dachte Rosiel längst nicht mehr daran, sie wegzuziehen, viel zu fasziniert war er davon, welche Laute er Luzifer zu entlocken vermochte. Irgendwann festigte sich sein Griff sogar, wurde wieder etwas selbstsicherer und das Gefühl, die Oberhand zu haben kam für einen Moment zurück. Beinahe mit einem arroganten Grinsen, die Augen jedoch unmissverständlich lustgetränkt beobachtete er genauestens die Mimik Luzifers, während seine Hand nahezu schamlos über dessen Männlichkeit glitt, mal frech über die Eichel rieb, oder die Mitte knetete. Er musste zugeben, das kleine Spielchen gefiel ihm zusehends. Ein liebliches Lächeln zierte bei den Worten des Anderen sein Gesicht und er sah Luzifer direkt in die Augen, während er lockend erwiderte: "Finde es doch heraus, Morgenstern." "Morgenstern?" Zwischen dem Keuchen und dem Zittern mischte sich auf sein erregtes Gesicht ein Grinsen ein. Rosiel saß fast gänzlich nackt vor ihm, das Kleid hatte er eigenhändig zerstört. Doch jetzt musste er sich zusammenreißen, sich losreißen von dem Krampf, weiter von ihm verwöhnt zu werden, auch wenn es schwer fiel und er am liebsten noch eine Weile so geblieben wäre. Rosiel war zwar geschickt mit seiner Hand, vor allem rieb er ihm den Schwanz mit so einer herrlichen Leidenschaft und Begeisterung. Doch Luzifer setzte sich wieder auf, schob die fremde Hand jedoch noch nicht weg. Er lehnte die feuchtschwitzige, warme Stirn kurz an die Schulter seines momentanen Liebhabers. Liebhaber? Ja, die Beschreibung passte besser in diese Situation als Opfer, denn das Spiel, das so geplant und willkürlich langweilig geworden wäre, hatte sich zu etwas verändert, das Luzifer selbst nicht hätte voraussehen können. Ihm war schon ganz schwindlig, kurz musste er sich an dieser schmalen, etwas kühlen Schulter ausruhen. Die Hitze, die von dem Gefallenen ausging, war überwältigend, beinahe konnte er sie in Wellen auf sich übergehen spüren, als dieser den Kopf an seine Schulter lehnte. Beinahe war er versucht, ihm mit der Hand durch das schwitzige Haar zu fahren und nach erstem Zögern gab er diesem Drang nach. Er blinzelte, schielte zu Rosiels Gesicht hoch und das Grinsen wich erstaunlicherweise nicht von seinen Lippen. Es machte Spaß, es war ein Vergnügen, Rosiel zu entjungfern. Es lag keine Angst, keine Scheu in der Luft, nur absolute Lust durchflutete den mittlerweile stickig wirkenden Raum. Luzifers Hand lag nun schwer auf Rosiels Schenkel. Jetzt musste er nicht mehr verhandeln. Er riss den letzten Rest Stoff von Rosiel, zog ihn wieder nah, näher zu sich, packte sein bestes Stück und rieb es seitlich an sein eigenes, drückte Rosiels Hand schließlich gänzlich weg, rieb das fremde Glied gegen sein eigenes, schob mit den Fingerspitzen die Vorhaut des Anderen zurück, sowie seine eigene, befeuchtete seine Hand mit Spucke, um über sein eigenes Glied zu fahren, damit die Reibung angenehmer und geschmeidiger vonstatten ging. Die Berührung seiner Körpermitte wirkte elektrisierend, schien Rosiel wieder zurück in die Wirklichkeit zu holen und er wollte protestieren, doch die Lust, die ihn plötzlich wieder überschwemmte, erstickte jeden Protest im Keim. Er spürte ein Kribbeln im Unterleib, die Erregung, die er selbst nun nicht mehr zurückhalten konnte. "Na, Engelchen?", hauchte er und stöhnte tief und lang in Rosiels Ohr hinein. Die Hand, die er um Rosiels Hüften geschlungen hatte, bahnte sich wieder ihren Weg zu seinem Hinterteil, jedoch diesmal war sein Anliegen nicht, diesen wie vorher zu kneten, er schlich sich stattdessen von hinten zwischen seine Beine und glitt mit leichtem Druck über seine Öffnung, massierte seinen Damm und grinste dreckig bei dem Gedanken, was dieses Gefühl und diese Berührung für einen Engel wohl für ein sündiges Vergehen war. Sollte er ihn schon reinstecken? Oder wollte er erst auf die Reaktion warten? Nein, er wartete nicht ab, er küsste Rosiels Wange, wie ein kleiner Junge tat er das, bevor er ihm den Finger in den Arsch drückte, mit einem Mal, tief und begann ihn leicht zu weiten. Und als er diese unverschämten frechen Finger an seinem Allerheiligsten spürte, musste er sich auf die Unterlippe beißen, um zu verhindern, dass ihm ein lautes Stöhnen über die Lippen rollte. Hatte Luzifer etwa schon gewonnen? Hilflos schloss der Engel die Augen, während sich seine Atmung erschwerte. Wie schaffte dieses Wesen es nur, sich langsam dem zu bemächtigen, was er über so unendlich lange Zeit gehütet hatte, wie den kostbarsten Schatz? Er musste dem Einhalt gebieten, er... Oh, aber der Finger, der sein Innerstes malträtierte war so verlockend... Mit einem Ächzen legte Rosiel dem Schwarzhaarigen die Hände an die Brust, wie als wolle er sich wegdrücken, wehren, doch er brachte nicht die nötige mentale Kraft auf und schließlich sackte ihm der Kopf mit einem leisen Stöhnen in den Nacken, wobei ihn das lange Haar umfloss wie schillernde Seide und eine leichte Röte auf seinen Wangen lag. Ein weiterer Biss auf die Unterlippe und er schmeckte Blut. "Stöhn für mich, Rosiel!", zischte er nun fast in einem befehlshaberischen, scharfen Ton und sein Blick war kalt geworden, ebenso wie das Lächeln auf seinen Lippen. "Du wirst meinen Namen schreien...", hauchte der Fürst. "Eher... sterbe ich, als dass ich den Befehlen von irgendjemandem folge!", brachte er dann zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, während es ihm kaum noch gelang, die Lust im Zaum zu halten, nur zu gerne hätte er dem Folge geleistet. Nun wirkte das Ganze mehr denn je wie ein Spiel, sie zischten und knurrten sich immer noch an, wie Hunde, die ihr Revier verteidigten, oder wie fauchende Katzen, wie zwei wütende oder erregte Tiere, doch tatsächlich waren ihre Gedanken vereint und beide wollten doch das Selbe in diesem Moment. Der Engel konnte sich nicht mehr verstecken und seine sündige, wolllustgefüllte Seele ergab sich dem Fürst nun mit vollem Drang, sich um ihn herum auszubreiten, sodass die Gier nach diesem Mann nur stieg und wuchs in ihm und jede Bewegung, jeder Atemzug des Schönen nur noch erregender wirkte. Selbst in dieser Situation hatte er so etwas Edles, Zauberhaftes an sich, sein gerötetes Gesicht war wahrlich das eines Engels, doch die Reinheit war einer Fülle von Fleischlichkeit gewichen und sie stand ihm hervorragend, diese durch Geilheit erzeugte Röte. Luzifer schob noch einen zweiten Finger hinterher, einen dritten, zu schmerzen schien es Rosiel keineswegs, er drückte sich der großen Hand, den langen, rauen Fingern sogar entgegen. "Willst du nicht langsam betteln? Oder ist dir meine Hand wirklich genug? Na gut, wenn du es so willst..." Er presste Rosiel zurück aufs Bett und spreizte mit Ruck seine Beine. Die Finger, deren Anzahl eben noch drei waren, führte er nun komplett an der Zahl in ihn ein. Erst vier, langsam, behutsam zwar, aber seine Hände waren recht groß, doch sie fanden selbst bei diesen herrlich engen Hüften Platz, wobei es langsam schmerzen würde. Schließlich vergrub er auch den Daumen im Leib des Anderen, stieß leicht nach vorne und betrachtete dabei, wie Rosiel vor ihm zerfloss. Er konnte es auch übertreiben und ihm die Faust bis zum Handgelenk reindrücken, doch er wollte ihn nicht zerreißen, nur ein wenig testen, nur ein wenig ärgern. Doch mit einem Ruck zog er die Hand, auf nun der ein Hauch von Blut klebte und betrachtete sie kurz, bevor er diesen klebrige, rote Zeug am Laken abwischte. Rosiels Atmung wurde immer flacher je mehr Finger der Fürst in ihn drückte, es begann zu ziehen, zu schmerzen und es brauchte die gesamte Willenskraft des anorganischen Engels um nicht einen schmerzerfüllten Laut von sich zu geben. Stattdessen krallte er die Hände im Laken fest, um den Schmerz anders zu kompensieren, der ihm nahezu die Sinne raubte und kurz darauf registrierte er nur vernebelt, dass Luzifer einen vollen Blick auf... naja, eigentlich alles hatte und der Gedanke war gleichsam beschämend, wie erregend. Luzifer beugte sich über ihn. Oh warum, warum nur hatte er es so weit kommen lassen müssen, warum hatte er diesem verdammten Spieltrieb nachgeben müssen, der ihm nun das Wertvollste zu rauben drohte, das er besaß. "Na...? Soll ich etwa aufhören...?" Er drückte sein eigenes Glied gegen das des unten liegenden, dann hob er mit einer Hand sein Bein an, legte es sich über die Schulter, hob seine Hüfte hoch und drückte seinen eigenen Schwanz leicht gegen Rosiels geweitete Öffnung. Die Wärme durchzuckte ihn selbst wie ein Stormschlag, er konnte es kaum erwarten, in ihn einzudringen, sich mit ihm zu vereinen. Doch er würde warten, vielleicht konnte er Rosiel ja doch noch ein kleines Betteln entlocken? Erzürnt holte der schöne Engel zu einer letzten Gegenwehr aus und als er Luzifer mit voller Inbrunst ins Gesicht spuckte wirkte er nicht mehr so hoheitsvoll und anmutig wie zuvor, viel mehr trotzig und bockig und wie ein in die Enge getriebenes Tier. "Ich verabscheue dich!", fauchte er und wand sich, doch es gab kein Entkommen mehr. Rosiel spürte den mächtigen Phallus an seiner Öffnung und als dieser in die jungfräuliche Enge stieß, konnte er nicht mehr an sich halten und schrie gequält auf und Tränen des Zornes benetzten seine Wangen. "Ah... scheiß doch drauf..." Seine Manieren gänzlich vergessend spuckte er wie von Zorn ergriffen auf den Boden, sah Rosiel einen kurzen Moment fast vorwurfsvoll an. "... Da hast du mich wohl besiegt, mein Engelchen... In diesem lächerlichen Spiel, wer der Stärkere ist." Dann schob er ihn mit einem Schlag rein, seinen Schwanz tief in die immer noch grenzenlose Enge des anorganischen Engels und stöhnte laut und heiser auf, presste sich mit zum Anschlag, bis zu den Hoden in ihn hinein und spürte das warme Blut im Inneren des fremden Körpers an seinem Glied. Alles verschwamm vor seinen Augen, es war wie eine großartige Explosion, dieses Gefühl von Wärme, Gier und endlicher Befriedigung. Er ließ ihm nicht viel Zeit, beugte sich über Rosiel, stützte sich mit dem Ellbogen neben seinem Kopf an und begann, die Hüften langsam zu bewegen, wobei er mit keinem Zug sein hilflos erregtes Stöhnen zurückhalten konnte. Sich nicht mehr unter gänzlich unter Kontrolle starrte er nur in Rosiels auf ein Mal so wütendes Gesicht. "Tss..." Wer hatte hier verloren und wer gewonnen? "Du hast einfach keine Ahnung davon...", flüsterte er keuchend, packte Rosiels bestes Stück und tat ihm erstaunlicherweise den liebevollen Gedanken, ihn zu reiben, damit er ordentlich stand und der Schmerz in seinen Lenden erträglicher wurde. Es war ja nicht so, als wäre es ihm nicht Recht gewesen, ihn zu zerstören, aber dieses schöne Wesen, dass hier so wehrlos unter ihm lag, gefiel ihm mehr, wenn es bösartig und hochnäsig war, mit diesem ekligen Grinsen auf dem Gesicht, dass so viel von seinem Ich ausmachte. Luzifer schloss die Augen, riss den Kopf in den Nacken und mit der ganzen Kraft seines muskulösen Körpers, seiner starken Lenden presste und zog er sich in und wieder aus dem schwachen Körper hinaus, genoss jede Bewegung, spürte die Hitze, war eins mit diesem Wesen, dass dort unter ihm lag und weinte. Das ganze Vorspiel hatte ihn ein wenig müde und beschwippst gemacht. "Hör auf zu heulen...", knurrte er, beugte sich über Rosiel und benetzte seine Lippen wieder mit einem Kuss, um seine Heulerei im Keim zu ersticken, während er seinen Rhythmus fand, der nicht zu grob, aber auch nicht zu langsam war, die Hand immer noch an der Männlichkeit seines Opfers, mit den Fingern die Eichel massierend. Er selbst schloss die Augen und konzentrierte sich nur noch auf den Akt, der viel gröber hätte ausfallen sollen. Rosiel erbebte mit jedem Stoß, den Luzifer tat, gleichsam vor Schmerz, als auch vor Lust und als dieser ihn noch mit der Hand stimulierte, konnte er nicht länger an sich halten und stöhnte willig und der Kuss erstickte jegliche Tränen. Bald schon waren sie vergessen und das einzige, worauf er sich konzentrieren konnte, war dieses unerträgliche Pochen seiner Körpermitte, das durch die Reibung nur minimal gelindert wurde. Der Höllenfürst ließ von Rosiels Lippen ab, zog sich dann aus ihm heraus, drehte ihn mit einem kraftvollen Schwung auf den Bauch und spreizte wieder seine Beine. Dann drang er erneut in ihn ein, nur von hinten, was ihm die Möglichkeit gab, noch viel tiefer in ihn vorzustoßen, doch vielleicht mochte es aus diesem Winkel nicht ganz so schmerzhaft sein. Er packte Rosiels Hüften, schob sie hoch und presste sie gegen die eigenen, packte auch wieder seinen Schwanz und versuchte sich auf beide Dinge gut zu konzentrieren, doch schließlich krallte er die Finger in die weiche Haut des Anderen und konnte nur noch seine Hüften vor und zurück bewegen, konnte nichts anderes mehr spüren als Hitze und diesen höllischen Druck, den er kaum noch aushalten konnte. Doch noch... noch nicht, er wollte es noch aushalten - und auf gar keinen Fall wollte er vor dem kleinen Engelchen abspritzen. Rosiel wurde fast schwindelig, als der Höllenfürst sich aus ihm zurückzog und ihn auf den Bauch warf. Gut, unterlegen war er immer noch, aber er musste dem Anderen seine Hilflose Mimik nicht mehr preisgeben. Stark krallte er sich in den Laken fest und das Kissen dämpfte sein Stöhnen, wofür er dankbar war. Er wollte sich ihm gar nicht mehr entziehen, stellte er nach einer Weile fest und plötzlich bäumte sich sein Körper leicht auf, sein Stöhnen wurde heller, als Luzifer den bestimmten Punkt in ihm traf, von dessen Existenz er nicht einmal gewusst hatte. Willig drückte der anorganische Engel Luzifer die Hüften entgegen, lechzte geradezu nach mehr, während er in süßem Stöhnen zerfloss, und der Druck immer stärker wurde. Kaum noch sich an seine Hüften klammern könnend stieß er nun nicht mehr so gehalten, sondern fest und ohne Scheu in ihn hinein, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis seine Kräfte ihn verlassen würden. Es schmerzte ihn schon regelrecht in den Lenden, sein Stöhnen war laut, tief und ungehalten, die Augen hatte er längst nicht mehr geöffnet, alles um ihn herum verschwand in einem schwarzen Nichts aus duftendem Schweiß und dem Geruch von zwei erzitternden, erregten Körpern, die Lust drang aus jeder einzelnen seiner Poren und der Schweiß rann in Strömen seinen Körper herunter, seine Schultern, seine Brust, seine ausgeprägten Bauchmuskeln. Er zitterte am ganzen Leib, als würde er frieren, doch er glühte, seine Hände waren heiß wie Feuer, die Nägel drangen tief und schmerzhaft in das Fleisch seines Liebhabers. Mit jedem Stoß Luzifers stieg die verbotene Lust in ihm, wuchs schier ins Unermessliche und er konnte kaum mehr klar denken, sein gesamter Geist war vernebelt, sein Körper zitterte vor Geilheit. Längst wehrte sich sein Körper nicht mehr gegen den Fremdkörper in ihm, nein, im Gegenteil, er hieß ihn willkommen, umschloss ihn beinahe bestimmend, als wolle er ihn nicht mehr gehen lassen. Nicht mehr denken, nicht mehr begreifen könnend bewegte er sich nunmehr nur noch wie eine Maschine, eine Fickmaschine, die nur dazu da war, zu stoßen und zu drücken, sich in das Loch, woraus nun seine ganze Welt und sein ganzes Sein bestand, zu pressen und sich wieder herauszuziehen. Mehr konnte und wollte er nicht, er spürte nur noch die Enge und die mächtige Kraft der immer wieder sich zusammenziehenden und zuckenden Schließmuskel, die ihm den Verstand raubten. Er konnte nicht mehr, der Schmerz und der Druck waren zu groß, er konnte es nicht mehr halten. Rosiels Oberkörper zu sich ziehend, gegen seinen schweißnassen Bauch, presste er sich an den ebenso klebrigen Rücken, umarmte ihn fest mit beiden Armen, das Gesicht gegen seinen Nacken, dann gegen seine Schulter pressend stieß er immer wieder, immer kräftiger in ihn. Der herbe Duft von männlichem Schweiß schlug ihm entgegen, als Luzifer ihn so an sich presste, so bestimmend und fordernd, als sie noch enger miteinander verbunden waren in diesem Moment, als während des gesamten Aktes. Dieses Gefühl durfte nicht aufhören, es durfte nicht zu Ende sein, es war zu gut, zu erfüllend, doch schließlich ergab sich sein Körper der Lust und der Hingabe und den Kopf in den Nacken reißend, die nassen Haare flogen mit Perlen von Schweiß ihm hinterher, schrie er laut und heiser auf und ergoss sich in dem süßen Engel, versenkte seinen Saft tief in seinem Leib und wäre fast nach hinten gefallen, hätte er sich nicht an dem zarten Leib festgehalten, der ihm in diesem Moment einen wundersamen Halt gab. Und als er schließlich kam, nahezu zeitgleich mit dem dunkeln Fürsten, vermischte sich der süße Schrei der Ekstase klangvoll mit dessen heiserem Stöhnen, enger presste er sich an den gestählten Körper als er die heiße Essenz in sich fühlte. Dann sackte er in sich zusammen, der Kopf kippte nach vorne und das wirre schwitzige Haar nahm ihm wie ein Vorhang kurzzeitig die Sicht. Allerdings war es ihm gleich, denn der Schwindel brachte ihn ohnehin dazu, die Augen zu schließen und es fiel ihm schwer, seine Sinne wieder zu sammeln. Keuchend und hechelnd nach Luft presste er sich immer noch von hinten an ihn und senkte den Kopf, ihn in Rosiels Haaren vergrabend schnaufte er und spürte, wie ihm unendlich schwindlig wurde. "Hah..." Er brachte kein Wort mehr raus, seine Sinne waren geraubt, sein Kopf war leer und wie ein schweres Tuch legte sich eine dumpfe Benommenheit und Müdigkeit über den jungen Fürsten der Hölle. Er hielt sich gleichermaßen an Rosiel fest, wie der Halt an seinem Körper fand. Er hielt ihn immer noch umklammert, für einen langen beinahe zeitlosen Moment lang fest in seinem Arm und atmete nur tief durch, versuchte, Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, bevor er sich schließlich von ihm löste und sich aus ihm herauszog und seine schlaffe Männlichkeit klebrig und blutbesudelt die schöne Wärme verlassen musste. Noch einen kurzen Augenblick so hinter ihm kniend sammelte er langsam wieder seine Sinne, auch wenn es schwer war und er des Denkens immer noch beraubt schien. All dieser Zorn, die Wut und das Gefühl von Eiseskälte, die der Fürst sonst in seinem Herzen trug, das alles war einer wohligen, warmen Leere und einem angenehmen Gefühl von Müdigkeit gewichen. Er ließ sich neben Rosiel aufs Bett fallen, atmete noch mal schwer durch und fuhr sich durchs Haar, um wieder freien Blick zu haben. Dann griff er neben sich, neben das Bett und kramte aus einer Jackentasche eine einfache, aber jetzt bitter nötige Zigarette heraus, zündete sie sich an und nahm einen tiefen Zug, während sein Blick auf den schweren Baldachin über ihm fiel. Kurz blickte er auch zu dem schwachen, erblassten Engel herüber, doch er fand nicht die rechten Worte, die jetzt irgendeinen Sinn gehabt hätten. Er fuhr einfach nur mit den Fingern durch die nun ganz wirren, schillernden Locken und wollte diesen Augenblick, der ihm wie im Traume erschien, genießen. Später konnte das ganze ja noch ausarten, in jegliche Richtung, die es wollte, aber gerade jetzt war er so friedlich und zufrieden gestimmt, dass es ihm dumm erscheinen würde, dieses Gefühl zu zerstören. Er schloss erneut die Augen, während er rauchte und rücksichtslos neben sich auf den Boden aschte. Er fühlte sich beinahe von menschlichen, banalen Glückshormonen heimgesucht. "Hass mich ruhig..." Er nahm einen tiefen Zug an der Zigarette und suchte die Decke, um sie halb über seinen Leib, bis zum Bauchnabel zu ziehen, weil es ihn langsam etwas fröstelte. "Ich habe es genossen..." Immer noch hing der süße Duft von Sex in der Luft und er schmeckte Rosiels Lippen immer noch auf den Seinen. Er sollte sich anziehen, sich waschen und gehen. Doch einen Moment lang noch, so lange die Zigarette brannte, wollte er hier liegen bleiben, bei seinem Engelchen. Er streckte die Hand nach Rosiel aus und fuhr ihm über das verschwitzte, immer noch gerötete Gesicht und gab ein leises Seufzen von sich, döste dann fast für einen kurzen Moment weg, seine Hand fiel auf das Bett und er hätte beinahe auch seine Zigarette fallen lassen, als er wieder zu sich kam und benebelt den Kopf schüttelte. Diese verdammte Müdigkeit nach dem Akt. Vor allem wenn der so lang und anstrengend war. Rosiel indes hatte sich keuchend auf die Seite kippen lassen, ihm fehlte die Kraft irgendetwas Anderes zu tun, krümmte sich zusammen, während er die Arme um den Oberkörper schlang, spürte, wie ihm die ekelerregende Mischung aus Blut und Sperma aus der Öffnung quoll. Mit einemmal fühlte er sich nicht mehr schön, sondern einfach nur noch... gewöhnlich. Schrecklich gewöhnlich. Oh, wenn doch jetzt nur sein Katan hier wäre, ihm sagen würde, er wäre schön, es ihm immer wieder sagen würde, bis er es glaubte... Die Lust floss aus seinem Körper, gleichsam wie das Sperma und die Rationalität wieder in ihn hinein. Er hatte es getan, nein, das war zu schmeichelhaft ausgedrückt, er hatte es getrieben, wie ein Tier und sich dabei selbst vergessen. Es war so unbeschreiblich geil gewesen, wie Luzifer sich seiner bemächtigt hatte, schamlos und nicht so elendig und feige, wie all die anderen, die ihn verstohlen anhimmelten. Doch wer würde ihn jetzt noch anhimmeln, wo er doch seinen Glanz verloren hatte? Verzweifelt und wütend krallten sich die langen Fingernägel in die eigenen Oberarme. Noch wütender machte ihn die soeben getroffene selbstgefällige Aussage des Gefallenen, doch plötzlich schwor er sich, sich keine Blöße zu geben und mit einem Ruck löste er sich aus seiner zusammen gekrümmten Haltung, betrachtete den Daliegenden mit einem abschätzigen Blick und beugte sich dann nach vorne, um diesem geschickt die Zigarette aus den Fingern zu nehmen und selbst daran zu ziehen. Er selbst war zwar normalerweise seine Nuttenstengel gewohnt, aber zur Not tat es das hier auch. Langsam den Rauch auspustend meinte er arrogant, ohne auf die Worte des Anderen einzugehen: "Ich will ein Bad nehmen, wo treiben sich deine verlausten Diener herum?!" Schade. Immer noch überwältigt von seinen Gefühlen erhob sich der Fürst der Finsternis schließlich doch vom Bett, überließ Rosiel seine Zigarette und streckte sich kurz, wobei seine Knochen knacksten, als er den Arm nach oben streckte, um sich ordentlich zu dehnen. Er schien in Rosiel tatsächlich etwas zerstört zu haben. Der glänzende Engel, der ihn voller Stolz und Überlegenheit noch vor so kurzer Zeit angegafft hatte, als könne nichts sein gülden glänzendes Ich auch nur bröckeln lassen, krümmte und schämte sich und schien einen recht verwirrten Eindruck zu machen. Luzifer hob die Kleider, die er ausgezogen und fortgeworfen hatte, nicht vom Boden auf. Er verließ das Zimmer einfach nur schweigend, sich immer wieder die klebrig nassen Strähnen aus dem Gesicht streichend. Er verschwand und kam nicht wieder. Kapitel 4: Blut und Lavendel ---------------------------- Im Bad sitzend, eine Zigarre paffend starrte er den schwarzen Marmor an, der das Zimmer hier ausmachte. Überall in seinem Palast war es dunkel, etwas Anderes hätte er wohl nicht ertragen. Was spürte er da auf einen Schlag? Es war ein seltsames, ihm unbekanntes Gefühl. Mit dem warmen Wasser, das entspannend seinen erschöpften Körper umspülte, war seine übliche Gleichgültigkeit wiedergekommen, doch etwas ganz Anderes hatte sich dazwischen gemischt. Es war nicht Kälte, es war nicht Frust, noch Wut oder Zorn, diese glühenden und infernal starken Gefühle, die einem Kraft gaben, aus denen man so viel Energie schöpfen konnte. Es war Einsamkeit, die sich da in seine Seele geschlichen hatte. Wieso? Er beugte sich über den Rand der großen Wanne, musste husten, beinahe kotzen, zog verwirrt und bebend an seiner Zigarre und ließ den Kopf hängen, kurzzeitig. Hatte er irgendetwas von diesem Engel in sich aufgenommen? Irgendeine Substanz, die ihm bisher fremd gewesen war? So etwas wie ein Gift, dass sich nun durch seine Adern fraß? Hatte es ihn etwa beleidigt, dass dieser schöne Mann ihn hatte so scharfkantig fallen lassen, wo er ihn doch misshandelt und gefickt hatte? Manchmal glaubte Luzifer tatsächlich, einen lächerlichen Anflug von ehrlichen Gefühlen zu haben, doch er setzte sich seufzend wieder auf, versank bis zum Gesicht im Wasser und schloss die Augen. Schwachsinn. Er war Luzifer, der Gefallene, Kalte, Substanzlose. Er kannte nur die Sünden und den Hass. Da fiel ihm ein, dass der schöne Engel, den er hatte liegen lassen, doch ein Bad nehmen wollte. Kaum ein paar Augenblicke später schwirrten die schwarzen Gestalten in das verdreckte, nach Sex stinkende Schlafzimmer und schickten sich an, Rosiel in eben das Badezimmer, das üppige und schöne, düstere Badezimmer, in dem Luzifer sein wohl duftendes Bad einnahm zu zerren. Ihm riss jedoch irgendwann der Geduldsfaden und noch ehe er das marmorne Bad betrat, fauchte er "Nehmt eure Dreckspfoten von mir, ihr elendes Gewürm!" und mit einer plötzlichen Anwallung von Zorn packte er eben eines dieser Wesen und drückte ihm die krallenartigen Fingernägel so tief in den Hals, dass es sich jämmerlich wand und krümmte und schließlich an seinem eigenen Blut erstickte. Rosiel war immerhin einer der höchsten Engel überhaupt, er würde sich nicht von so einem Drecksvieh herumzerren lassen. Die anderen wichen bald respektvoll zurück, als er den leblosen schwarzen Körper fallen ließ. "Du hast wohl vergessen, deinen jämmerlichen Kreaturen hier Manieren beizubringen!", sagte er erbost, dann, wie als erläge er einem Irrtum fasste er sich an die Stirn, "Oh, wie konnte ich das vergessen, dir brachte man ja selbst keine bei!" Der Schwarzhaarige ließ ihn eintreten, setzte sich im Wasser auf, lehnte den Arm über den Wannenrand und betrachtete das in eine leichte Decke gekleidete, nackte Wesen mit den wirren, schillernden Locken, das nun vor ihm stand. Er ging nicht einmal auf Rosiels Worte ein, die nur mehr, wie das Fauchen einer Katze klangen, der man auf den Schwanz getreten hatte. "Ich denke, ich bin gleich fertig. Dann kannst du gerne das Bad benutzen. Sei mein Gast.", meinte er mit einer ruhigen, beinahe erschreckend erkalteten Stimme und auch seine Augen hatten wieder den wilden Glanz verloren und waren wie so oft einfach nur fürchterlich tot, leer und kalt. Er paffte Rauchringe in die Luft und drehte den Kopf weg, als wäre ihm Rosiel nun wieder völlig gleichgültig. "Ich lasse dich bald wieder frei, mein Engel." "Nein, diese Gnade", entkam es ihm ironisch, "Es erwärmt mir das Herz. Außerdem scheinst du wirklich zu glauben, ich sei dein Besitz, wenn du dich erdreistet, mir zu sagen wohin ich zu gehen und wo ich zu bleiben habe." Dieses widerliche Gefühl breitete sich erneut in Luzifers Brust aus und versetzte ihm ein schreckliches Stechen. "Dein Hund wartet bestimmt schon voller Sorge." Und noch eins, nur viel stärker. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um dieser Emotion zu entgehen. Verächtlich schimmerten die Augen des Anorganischen dabei, dann plötzlich grinste er und fragte mit lieblicher Stimme nach: "Ist dir schon die Galle hochgekommen?" Dabei ließ er sich am Rand der großen Wanne nieder und malte mit einem Zeigefinger leichte Wellen auf die Wasseroberfläche und an jener Stelle schimmerte es kurz silbern auf; Weihwasser. "Immerhin...", fuhr er fort, zum Gegenschlag ausholend, "meine anorganische Substanz kann dir kaum gut getan haben..." Dabei suchte er den Blick des Höllenfürsten. Rosiel war in seinem Stolz gekränkt, mehr als gekränkt und versuchte dieses Defizit durch Spitzfindigkeit wieder auszumerzen. Nichts von der vorigen Gebrochenheit war mehr auf seinen Zügen zu lesen, vielmehr etwas Gefährliches, Rachsüchtiges lag darin. Er setzte sich also zu ihm. Luzifer betrachtete ihn von unten herab, er hatte wieder diesen arroganten Schein, doch eben irgendetwas war anders. Vielleicht sah er selbst den Schönen jetzt anders an, weil er ihn gespürt und "geliebt" hatte, für eine geraume, kurze Zeit waren sie Eins gewesen und nun hatte sich eben dieses Gift in ihm festgesetzt und es machte ihn schier wahnsinnig, dass er diesem verdammten Engel weder die Flügel stutzen, noch ihn behalten konnte. Er wollte ihn haben. Ganz. Für. Sich. Allein. Den Gedanken aus seinem Hirn jagend setzte er sich noch ein Stück auf, so dass er sehr nah an Rosiel war, er blickte zu ihm hoch, in seine hellen, leuchtenden Augen. "Ich könnte dir die Flügel zerreißen lassen oder dir die Beine brechen, wenn ich wollte. Es würde deine Schönheit zerstören, für wahr, aber wenn man einen Schmetterling einfängt, muss man ihn auch erst ein wenig präparieren, damit er nicht wegflattert..." Ein weiterer Zug an der Zigarre, sie schmeckte nach Erdbeeren, eine süße kleine Sünde, so wie Rosiel. "Was macht dieses Gift, das du mich hast kosten lassen? Ich habe das Gefühl, ich würde dich jetzt nicht mehr vergessen können." Er hielt sich nicht zurück, leckte über Rosiels Arm. Möglicherweise war er geistig durcheinander, verrückt geworden, aber warum sollte er sich an irgendeine Norm oder eine ihm angemessene Verhaltensweise halten? Niemand beurteilte ihn und er hatte das Recht, alles zu tun, was er mochte. "Dieses Gift nennt sich Schönheit", erwiderte der Engel, beinahe nachsichtig, während er den Anderen in dieser kleinen Geste gewähren ließ. "Schönheit betört und lullt ein. Jeder will Schönheit besitzen, Morgenstern. Das ist mein Gift und irgendwann wird es dich zerfressen, weil du ihm nicht mehr standhalten kannst." Er hätte ihn tatsächlich behalten können, wenn er nur wollte. Er könnte ihn einsperren, in einem goldenen Käfig, wie einen wunderschönen Vogel, der irgendwann aufhört zu singen, weil er vor Einsamkeit und Trauer stirbt und nicht frei fliegen kann. Wollte er das? Wollte er dem schönen anorganischen Engel das antun? Nun, vielleicht... vielleicht wollte er, dass Rosiel ihm gehörte. Er packte ihn fest am Arm. "Glaubst du, du hast Chancen zu überleben, wenn ich dich außerhalb meiner Habe in die Dunkelheit aussetze? Du bist so schön, du würdest das widerlichste Untier anlocken und sie würden dich ficken und zerfleischen, dann würden sie dich wohl auffressen. Das soll keine Drohung sein, ich will dir nur erläutern, was dich erwartet, wenn du hier auf dich allein gestellt bist. Meine Diener würden am liebsten auch ihre Zähne in dein Fleisch rammen, nur ein Stück von dir abzukriegen, um einen... kleinen Funken von deinem Schein in sich tragen zu dürfen." Auch die nächsten Worte Luzifers, so düster sie auch klingen mochten, schafften es nicht, das Gemüt des Engels zu erschüttern, denn er hatte nicht vor, sich in die Slums der Unterwelt zu begeben. Ein leises Kichern entfuhr ihm. Er lehnte den Kopf, was für eine Frechheit das auch war, an Rosiels Seite. "Ich wünschte, du wärest ein Anderer, als der, der du bist..." "Scheiterst du jetzt schon an mir?", dabei strich er ihm aus einem inneren Impuls heraus die Ponyfransen aus dem Gesicht, ließ die Fingerkuppen kurz über die vom warmen Wasser leicht erhitzte Wange gleiten und kam dann erschlafft auf dem Wannenrand zum Stillstand. Auch, als Luzifer ihm drohte, selbst wenn selbiger diese Tatsache im selben Atemzug revidierte, wich das Lächeln des Engels nicht. "Glaubst du, du kannst mir Angst machen?", sagte er, immer noch mit einer ekelhaft lieblichen Stimme und diesem makellosen Gesicht, von keiner finsteren Emotion mehr verzerrt. Leicht schimmerten hinter ihm die Umrisse der drei gefalteten Flügel, eingeklappt, beinahe wie bei einem Vogel, dem der Platz zum Fliegen fehlte und nur wie ein Dunstschleier, aber die Form war deutlich zu erkennen und ein leichter Rosenduft umschmeichelte die Nase des Gefallenen, während Rosiel adrett die Beine überschlug, die Decke war ihm schon längst vom Körper geglitten. "Wenn du wolltest. Aber du willst nicht", stellte er fest, nachdem er des Höllenfürsten düsteren Ausführungen gelauscht hatte, wie er ihn am Liebsten bewegungsunfähig gemacht hätte. "Und, selbst, wenn du so töricht sein solltest, das zu versuchen... solltest du mit Gegenwehr rechnen, nur weil meine Kräfte jetzt eingeschränkt sind, heißt das nicht, dass sie sich nicht anzupassen vermögen... als Anorganismus bin ich an keine Einflüsse gebunden..." Anorganismus. Gegenwehr. Was für ein unglaublicher Schwachsinn. Rosiel mochte noch so schön und berauschend sein, noch so stark und mächtig, er war hier eindeutig unterlegen und wenn Luzifer gewollt hätte, hätte er ihn töten können, mit einem Griff, allein mit roher Gewalt. Er hätte ihn hier und jetzt ertränken, er würgen oder ihm das Herz herausreißen können. Aber er tat es nicht - und dies beunruhigte ihn geradezu selbst. "Schönheit... hm...?" Irgendwie machte ihn diese Antwort ein wenig verdrießlich, ein zaghaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und als Rosiel die Hand ruhen lassen wollte packte er sie und drückte sie sich selbst an die warme Wange, starrte ihn gerade zu schelmisch an. Schönheit wollte er? Weil Rosiel wunderschön und bezirzend war, hatte er wohl ein, ein wenig zu großes Ego aufgebaut und glaubte nun, mit dieser Mauer aus Arroganz und Selbstverliebtheit könne er alles und jeden niederringen und alle bezaubern. "Im Inneren bist du doch nur eine hässliche Motte voller schlechter Charakterzüge. Du bist feige, verlogen und dreckig. Und nicht erst seit eben, seit ich dir deine zwanghafte, erstunkene Unschuld genommen habe. Unschuldig wärst du gewesen, hättest du die Sünde, die ich dir gezeigt habe, als lasterhaft empfunden, aber es hat dir gefallen. Du hast das alles in dir aufgesogen, richtig gierig." Er hielt sein Handgelenk fest, seine Augen nahmen ein noch tieferes Schwarz an, sein Blick war finster und er lachte unweigerlich los, während er in Rosiels Finger biss, sanft, aber mit den scharfkantigen Zähnen, so dass ein Blutstropfen in seinen Mund rann. "... Du... Schönheit in Persona.... der einzige Grund, warum ich dich behalten will, ist, weil es mir gefallen hat, so etwas Düsteres, so etwas herrlich Verdorbenes wie mich Selbst in meiner Nähe zu haben. Es hat mich mit etwas erfüllt, das ich beinahe als liebliche Nähe bezeichnen würde. Ich wusste nicht, dass ich nicht der Einzige mit so einer tiefschwarzen Seele bin. Rosiel, schöner Bruder von Alexiel. Du bist so was von unperfekt." Mal schauen, wie das wirkte. Und wenn es nicht eine einzelne Emotion in Rosiel weckte, so war er wirklich nur absolut dumm und verblendet und nichts Besonderes war in ihm. Dann war er nur ein dummer, eingebildeter Narr, ohne jeglichen Tiefgang. Nur eine weitere Modepuppe, wie es sie so viele gab. Wenn Rosiel dies nicht als Wahrheit empfand, dann war er wertlos. Rosiels Miene erstarb, als die kalten und doch so wahren Worte des Anderen vernahm, wie ein Schwamm das Wasser sog er diese Worte auf und sie erfüllten ihn mit Zorn. Zorn darüber, dass Luzifer ihm in das Innerste seiner Seele geblickt hatte, seine Mauer durchbrochen und ihn vor sich selbst bloßgestellt hatte. Und dann besaß dieser auch noch die Dreistigkeit, ihn so... zärtlich zu berühren. Ruckartig entzog er Luzifer seine Hand und holte aus, um ihm mit aller Kraft ins Gesicht zu schlagen, ein Schlag, der einem sterblichen Wesen, wie einem Menschen wohl das Genick gebrochen hätte und in dem Schwung holte er gleich noch einmal aus und noch einmal, dann wich er keuchend und leicht rot vor Wut von dem Wannenrand zurück, die Flügel abgespreizt, so weit es in diesem engen Raum überhaupt möglich war. "Ich bin schön!", murmelte er, "ich bin schön..." wie ein Mantra, um sich selbst zu überzeugen, eine Überzeugung, die schwand und für einen Moment schimmerte Zweifel in seinem Gesicht, Zweifel, den er nicht mehr zu verbergen vermochte. Er spürte einen heftigen Schmerz in seinem Gesicht, als Rosiel zuschlug. Wieder und wieder, tatsächlich blutete seine Nase danach, seine Wange war knallrot geworden. Er wischte sich das Blut gelassen weg, versenkte die Hand im Wasser und betrachtete, wie es sich auflöste im Dampf und Schaum der Wanne. Er hievte sich hoch, mit einem Ruck saß er auf dem Wannenrand und betastete seine Wange, die tatsächlich unangenehm und sensibel auf Druck reagierte. So war es also, von einem Engel geschlagen zu werden. Rosiel wäre wohlmöglich ein würdiger Gegner gewesen, hätte er sich für den Kampf interessiert und ein Schwert geführt. Doch dieses verzweifelte Wesen war viel zu sehr damit beschäftigt, zu leiden und sich an dem wahnsinnigen Glauben zu ergötzen, seine Schönheit wäre das Vollkommenste und wohlmöglich das einzig Vollkommene an ihm. Wie einsam musste dieses Wesen sein? Der leichte Schmerz, dieses Stechen in Luzifers Brust, das langsam wich und verschwand, da er nun den Engel wieder in seiner Nähe hatte und seine Aura und seine Präsenz in sich aufsog und genoss, waren unvergleichlich wenig, wenn man sich vorstellen mochte, was der anorganische Engel empfand, wenn ihn diese Masse von Trauer, Selbstzerstörung und Zweifeln übermannte. Luzifer erhob sich zu seiner vollen Größe, er tropfte und stellte sich nackt und bloß vor Rosiel auf, sah auf ihn hernieder. Nun war das dünne Tuch gänzlich vom Körper des Engels gefallen, ebenso nackt stand auch er von ihm und sein lieblicher, dünner Körper zitterte wohl unbemerkt seines Herrn, obgleich es hier drinnen stickig warm war. Die Hand hebend strich er über einen der Flügel, die Federn waren gerade zu butterweich, doch bei der Berührung zuckten sie zusammen. Rosiels Lippen öffneten sich einen Spalt breit, als Luzifer so plötzlich vor ihm stand und ein Beben durchlief seinen Körper als dieser nach seinem Flügel griff. Wie konnte der Andere es nur wagen, sich so dermaßen unbeeindruckt zu zeigen? Ohne große Worte packte er Rosiel an den Hüften und drückte ihn ins Wasser, wobei die Flügel sich wieder einzogen, wohl automatisch, weil Wasser ihnen zuwider war. "Du wolltest doch baden...", lachte Luzifer und trocknete sich mit einem weichen Handtuch, das am Wannenrand gelegen hatte, ab. "Du wärst noch viel schöner, wenn du dir nicht einbilden würdest, dass wäre das einzige, was dich ausmacht. Glaubst du ernsthaft, jemand würde eine Person wie dich lieben können? Du bist ja gerade zu besessen von dir selbst..." Er wischte sich die Haare ab und betrachtete im großen Badezimmerspiegel die zahlreichen Narben, die seinen Körper zierten. Warum sprach er eigentlich von Liebe? Er kannte dieses Wort nur als Wort und keineswegs seine Bedeutung. Nicht im Geringsten. "... Ich werde dich eine Weile hier behalten. Ich mag deine Anwesenheit. Und du kannst nichts dagegen tun." Er wandte den Kopf zu Rosiel und grinste. "Gar nichts." Die plötzliche 'Attacke' kam unerwartet und Rosiel schaute für einen Moment dumm aus der Wäsche, als er sich in dem, noch immer heißen Wasser wiederfand. Einen Moment starrte er Luzifer zornig an, dann rutschte er bis zum Kinn hinab ins Wasser, nur um gekränkt vor sich hinzustarren. "Mein Katan liebt mich", sagte er schließlich schwach und starrte trüb auf das Wasser, während sich seine Haare wie ein Schleier im Wasser um ihn ausbreiteten, wirklich daran glauben tat er nämlich gerade nicht mehr. Nichtmal mehr die Liebe seines treuen Cherubs erschien ihm als sicher und aufrichtig, liebte dieser ihn nicht nur, weil er glaubte, es zu müssen, weil Rosiel ihm eine Seele gegeben hatte? Die Frage war natürlich, ob Rosiels Hund ihn wirklich liebte oder ob man diese Liebe als solche überhaupt bezeichnen konnte. Denn was war das für eine sogenannte heilige Liebe ohne Körperlichkeit? Oder war er selbst wohlmöglich völlig fehlgeleitet von der Vorstellung, Sex wäre das Absolute und eine Art Erlösung? Sex war doch mehr oder weniger eine ganz einseitige Sache. Man befriedigte sich selbst mit Hilfe einer anderen Person, die schwächer war, die einem als Hülle für all die Erregung und den Druck bot, man funktionierte, bewegte bis zum Schmerz hin die Hüften und tat dem Schwächeren unnötig weh, nur um sich selbst einen Kick zu geben, um sich selbst stark zu fühlen und für den Moment des Höhepunkts sein ganzes Leid und sein Dasein zu vergessen und von dem nebligen Dunst der Benommenheit, die ein solcher Orgasmus mit sich brachte, zu kosten. Bei diesem Gedanken erschauderte der Fürst, sein leerer Blick galt dem Boden. Es war ein törichter Gedanke, doch vorhin hatte er für kurz oder lang etwas Anderes empfunden als dieses Übliche verzehren einer Seele mithilfe seiner Kraft, Stärke und Geilheit. Er hatte sich regelrecht mit Rosiel vergnügt und sich sogar kurzzeitig fallen lassen, als wäre er weder Herr noch Meister, sondern eben nur eine Person, ein Wesen, dass Glück und Lust empfinden konnte, völlig losgelöst von seinem eigentlichen Selbst, das ihm nicht gebot, vor jeglichem schwächeren Wesen solch eine "Schwäche" zu zeigen. Törichter Blödsinn. Es war gut gewesen, das war schon alles. Es war auf gar keinen Fall etwas "Besonderes". Er blickte hinüber zu dem deprimierten Engel. Er hatte seine Aura gemocht, er hatte die Art der Bewegungen genossen, die Nähe zu eben genau dieser Person, nicht zu einem namenlosen Körper. "Ich weiß ohnehin nichts von Liebe." Gefrorene Augen bohrten sich durch Rosiels Gesicht. "Und ich töte dich nur nicht, weil...." Ja, warum? Luzifer schlang das Handtuch um seine Hüften und entzündete sich eine Zigarette. Ja warum nur? Jeder Andere war ihm gleich. Es musste diese Verbindung zu Alexiel sein. Hatte er etwa eine geringfügige Zuneigung zu diesem Wesen entwickelt? "Ist das auch dein Gift? Wirkt das immer so... auf jeden? Mein Kopf ist nicht mehr klar..." Ein abfälliges Schnauben kam ihm über die Lippen, welches verbergen sollte, dass er selbst kaum mehr darüber wusste. Natürlich empfand er eine Art Liebe für seinen Katan, aber das war nicht die Art Liebe von der hier die Rede war. Das war eher eine Liebe von Schöpfer zu Geschöpf. "Wie könntest du auch", murmelte er, ohne den Anderen anzuschauen, während ein ungewohnt nachdenklicher Zug in seinem Gesicht lag. Ein schwaches Lächeln. "Du bist viel zu angetan von mir, als dass du mich töten könntest, du würdest es nicht über dich bringen. So kalt scheinst du gar nicht zu sein." Ob er sich das selbst einredete, oder es wirklich der Wahrheit entsprach, vermochte er nicht zu deuten. Es gab ihm nur ein wenig Selbstsicherheit zurück. "Mein Gift? Es kommt darauf an, in welcher Form du es zu dir nimmst... Frag doch diejenigen, die ihm erlegen sind", dabei kehrte ein wenig Selbstsicherheit zurück und wie hingegossen lehnte er sich in der Wanne zurück und überschlug die Beine auf dem Ende selbiger, während er einen angewinkelten Arm unter den Kopf schob. Die Wärme des Wassers brachte wieder etwas Leben in seinen Körper. Aber was sollte er dann mit ihm tun, außer ihn zu töten? Gerade wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich nicht wusste, wie genau er nun mit Rosiel verfahren sollte. Wäre es jeder andere Engel gewesen, hätte er ihn nackt und zerfleischt als Geschenk für den Himmel zurückschicken lassen, eine Art witziges Exempel an ihm statuiert und sich dann kurzzeitig daran ergötzt, bevor er wieder in seine Ruhe und Starre zurückversunken wäre. Doch was tat man mit dem anorganischen Rosiel? Für einen kurzen Moment hatte er ihn tatsächlich in der Hand gehabt und beinahe zerbrochen. Hätte er es übertrieben, läge der Engel jetzt blutend und weinend am Boden und würde vor Selbstzerstörung und Selbstmitleid dahinsiechen wie ein Verwundeter im Krieg. Doch er hatte es aus irgendeinem Grund nicht getan. Nein, ihm stand danach nicht die Lust. Sollte er dies bereuen? Hatte er etwa Gefallen daran gefunden, mit ihm zu reden? Auch, wenn diese leeren Gespräche ihn weder vor noch zurück brachten und nur sein Denken zu erschüttern schienen, war es doch auf eine Weise zutraulich und angenehm und er hatte das beherzte Gefühl, mit Seinesgleichen zu verkehren. Doch so einfach gehen lassen konnte er ihn nun nur schwer. Nicht mit absolut Nichts, was Rosiel an ihn erinnern würde. Diese kurze Zeit, die sie zusammen in Ekstase verbracht hatten und die nun wohlmöglich ein Feuer von ungehemmter Lust und Raserei in Rosiel auslösen würde, wenn er wieder alleine sein würde, das reichte Luzifer nicht. Nicht im Geringsten. Es musste etwas sein, das jeder sehen konnte! Jeder sollte sehen, dass er, der Fürst der Hölle, den schönsten aller Engel besessen hatte, wenn auch nur für diesen einen Augenblick! Er drehte sich zu Rosiel um, schritt mit schwerem Geräusch auf die Wanne zu, packte ihn am Haar, was diesem einen erschrockenen Schrei entlockte, und zog sein Gesicht zu ihm hoch. "Ich werde dir eine schöne Narbe verpassen. Damit wer auch immer es... auch nur.." Ungehemmter Zorn stieg auf einen Schlag in ihm hoch, bei der bloßen Vorstellung, ein anderer Mann, ein anderes Wesen, irgendwer würde Rosiel noch ein mal berühren, so wie er es getan hatte. Zwischen den Beinen, im Gesicht, ja auch nur an den seidig glänzenden, kristallenen Locken. Eifersucht, die ihn rasend machte, die seinen Augen den feurigen Glanz des Wahnsinns verliehen. "... Auch... nur..." Seine Stimme bebte vor Wut, das eben noch nur schwach lodernde Feuer der Verdammung entfachte sich erneut in seiner Brust, doch diesmal nicht aus Lust, sondern aus Tobsucht. "... WAGT, DICH ANZUFASSEN... wer auch immer... auf dieser Welt... es... WAGT... DICH ZU BERÜHREN....!" Seine Hand ballte sich zu einer Faust, so stark, dass die Adern auf seinem Handgelenk und auf seinem Arm heraustraten. "... Sieht... dass bereits Ich mein Zeichen gesetzt habe..!" Vom Schreien ins Schnaufen gekommen ließ er Rosiel los und zückte einen scharfkantigen, silbrigen Dolch. "Entscheide, wo. Sonst werde ich deine Wange schneiden und das willst du bestimmt nicht... Also sag mir... Sag mir... eine Stelle, an deinem Körper!" Ich will, dass er mir gehört! Die Stimme in seinem Kopf war stärker als der Wille, seine Kühnheit zu bewahren. Mochte er wütend werden, war jeder, der in seinem Weg stand, verdammt dazu als Asche zu verglühen und zerfetzt in tausend blutige Stücke zu werden, von seinen baren, bloßen Händen. Ein schmerzerfülltes Keuchen kommentierte Luzifers Tun und im nächsten Moment, als er diese unbändige Wut in dessen Augen las, diese Besitz ergreifenden Worte hörte, da bekam er es doch tatsächlich ein wenig mit der Angst zu tun, die angekündigte Narbe ließ ihn entsetzt die Luft anhalten. Eine Narbe? Ein Makel, der seine Schönheit entstellen sollte, das einzige, was ihn ausmachte? Einen Moment empfand der schöne Engel Erlösung, als Luzifer ihn losließ und er sackte zusammen auf die kalten Fließen, starrte vernebelt zu dem Anderen hoch. Er sollte entscheiden, wo Luzifer ihm... dieses grässliche Mahnmal seiner Sünde verpassen wollte? "Nie im Leben!", keuchte er und versuchte sich aufzurichten, sich stolpernd der Nähe des Höllenfürsten zu entziehen. Eine rote Aura des Zornes ging von diesem aus, drohte alles im Umkreis zu verschlingen, sogar die Luft schien zu flirren. "Du wirst tun was ich dir sage... oder ich zerhacke dir dein Gesicht und keiner wird dich je auch nur ANSEHEN!" Tatsächlich begannen sich kleinere Kacheln und bröckelige Stückchen aus dem Boden und der Wand zu lösen und schwebten in der Aura des Dämonenfürsten in der Luft. In seinen schwarzen Augen glühte dunkles, funkelndes Rot. Gänzlich in seiner Wut gefangen umfasste er den Dolch so fest, dass er nicht ein mal merkte, dass er sich damit bereits in die eigenen Finger schnitt. Er war völlig blind vor Wahn. Erneut ging er auf Rosiel zu, packte ihn, presste ihn gegen die kalten, dunklen Fließen, gaffte ihm direkt in die Augen, wandte den Blick nicht ab, sondern starrte direkt hinein, als könne er in seine Seele sehen und sie auffressen. Rosiel brachte vor Schock über die plötzliche wütende Aura keinen Ton mehr heraus und war nicht fähig eine Entscheidung zu fällen, die Macht Luzifers offenbarte sich ihm gerade in ihrer vollen Blüte, das Blut, das dem Anderen über die Hand rann war so unglaublich intensiv, dass er eine ganze Weile darauf starrte und nicht merkte, dass dieser sich ihm plötzlich wieder genähert hatte. "Niemand Anderes bis auf mich soll das Recht besitzen, dich zu ficken! Du bist jetzt mein Eigentum! Hast du das verstanden!? HAST DU... das verstanden?.." Er presste Rosiels mageren Leib mit seinem eigenen immer dichter gegen die Kacheln, der Engel hatte keinerlei Chance zu entkommen. Er spürte den eiskalten Marmor im Rücken und wie der Boden unter der Erregung des gefallenen zitterte, der Blick traf ihn direkt in die Seele. Diese dunklen gefährlichen und doch gleichsam irgendwie... traurigen Augen berührten irgendetwas in ihm, was er nicht zu deuten vermocht. Ob ihm jetzt wohl klar geworden war, was für eine unberechenbare Macht vor ihm stand, die er mit seinen ach so großen Kraft im Zaume halten wollte. Wie vermochte er das nun zu tun? Wie? Schließlich hielt Luzifer es nicht mehr aus und wollte ihm schon mit der Waffe ins Gesicht schlagen, doch kurz davor hielt er an, hielt inne und knurrte auf, senkte den Blick und schnaubte laut auf, als wolle er sich selbst beruhigen, als wolle er den Dämon in sich selbst zum Schweigen bringen. Ich gehöre niemandem, hatte er erwidern wollen, aber er brachte kein Wort über die blassroten Lippen, die auch jetzt noch verführerisch glänzten. Wider Erwarten zuckte er nicht, als Luzifer zum Schlag ausholte, beinahe hatte er diesen sogar herbeigesehnt, schloss nur einen Moment die Augen, um sie dann wieder zu öffnen, als der Schmerz ausblieb. Schließlich packte er Rosiels Arm, streckte ihn aus und betrachtete die blasse, fast durchscheinende Haut. Wo nur, wo wäre es auffällig und doch nicht zu viel der Hässlichkeit gewesen? Wo nur? Schließlich ließ er seinen Arm wieder sinken und ging vor ihm in die Knie, betrachtete seinen ansehnlichen, nackten Leib und seine Finger glitten über seinen Oberschenkel, kurz nur, aber zärtlich, bevor er den Dolch ansetze und mit einem scharfen Schnitt einen tiefen Riss in die Haut setzte, so dass das Blut fast spritzte. Der anorganische Engel zuckte vor der Kühle des Stahles die über seinen nackten Schenkel strich, dann schrie er plötzlich auf, mehr vor Schreck, denn vor wirklichem Schmerz und er wollte zurückweichen, doch da hatte Luzifer sich bereits herabgebeugt und leckte das sündige Rot von seiner Haut, wo es eigentlich nicht sein sollte. Sich zu der Wunde beugend leckte der Fürst die rote, süßliche Flüssigkeit liebevoll ab und schloss dabei befriedigt die Augen, bevor er das eigene Handgelenk anhob und sich mit einem Ruck quer über die Adern schnitt, um Rosiel dann mit festem Druck sein eigenes Blut entgegenzudrücken, gegen die offene Wunde des Schönlings presste er das Handgelenk, richtete sich dabei auf und lächelte kalt. Die schweren Augenlider mit den dichten, schwarzen Wimpern senkend fühlte er so etwas wie eine glückliche Benommenheit. Die Kälte in seinem Gesicht wich sanfter Zufriedenheit und er seufzte, die Wunde schmerzte zwar, töten würde sie ihn jedoch nicht. Was hatte er da nur gerade für einen irrsinnigen Blödsinn gemacht..? Mehr jedoch erschrak Rosiel, als der Morgenstern sich selbst schnitt. Das war doch wahnsinnig! Niemals hätte Rosiel es über sich gebracht, sich selbst zu entstellen. Die Lippen waren einen Spalt geöffnet, als er von ihm abließ, er wäre zurückgewichen, wäre er nicht so gelähmt gewesen von dem momentanen Augenblick, etwas Seltsames lag ihn der Luft, das Pochen in seinem geschundenen Oberschenkel rückte in den Hintergrund, wurde bedeutungslos. Und dann tat er etwas, das ihn im Nachhinein selbst überraschte: Er kroch auf Luzifer zu und griff nach dessen Hand, senkte die Lippen auf die sich bereits wieder schließende Wunde herab, verweilte erst augenscheinlich in einem Kuss, dann jedoch saugte er ein wenig an der Wunde, schmeckte das Blut und biss leicht hinein. Ein metallischer, gleichsam betörender und beängstigender Geschmack. Vor Schreck tatsächlich aufzuckend weitete er die Augen, als der edle Engel die Lippen mit dem dämonischen Blut besudelte. Es war ein angenehmes, leicht betörendes Gefühl, wie er an der Wunde sog, es zog leicht an der Haut, doch es versetzte ihn in absolute Ekstase und gleichermaßen eine Art Bewunderung, denn kaum zuvor hatte jemand es vollbracht, Luzifer mit einer unvorhergesehenen Geste zu beeindrucken. Die Augen nun schließend seufzte er wohlig auf, wollte nicht, dass Rosiel damit aufhörte. Was tat er da nur? Völlig losgelöst von sich selbst ließ er ihn gewähren, spürte die Zähne in seinem Fleisch. Er sank zu ihm hernieder, streckte ihm das Handgelenk sogar hin und ließ den Kopf ein wenig hängen, seine Wangen hatten sich mit zartem Rosé verfärbt, als würde er sich ein wenig dafür schämen, was hier geschah - als wäre diese eine peinliche, ungewohnte und neue Erfahrung. Er hätte ihm gerne noch mehr Blut gegeben, wollte noch ein Mal von ihm gebissen werden, aber richtig, mit einer ordentlichen Portion Schmerz, die hier doch ein wenig fehlte. Seine Finger klammerten sich an Rosiels Schulter, als hätte er Angst, ihn zu verlieren, wenn er ihn nicht hielte. Nun hatten sie sich erneut vereint, doch auf eine andere, auf eine für sich viel intimere Art. Er mochte die Augen nicht mehr öffnen, als wäre dieser schwülschöne Traum voll Sünde dann nur noch eine zerplatzte Seifenblase, der er nachsehen würde, wie ein trauriges Kind. Die Einsamkeit ergriff erneut sein Herz und stach ihn tief. Es sollte nicht aufhören zu Bluten, deshalb drückte er Rosiels Kopf sachte gegen sein Handgelenk, es machte gerade zu süchtig. Und langsam spürte er auch einen willkommenen, weichen Schmerz ihn durchjagen. Auf dem kalten Boden kniend verschwamm die Welt um ihn herum und ließ nur ihn selbst und dieses Wesen zurück, das ihm das Gefühl gab, in dieser Finsternis nicht der einzige Sünder zu sein. "Rosiel...", flüsterte er zittrig und riss sogleich erschrocken die Augen und den Mund auf, weil er sich solch eine Blöße gegeben hatte! Er wollte sich wegreißen, doch er schaffte es nicht, zu herrlich war das Gefühl der gerade entstandenen Nähe und er legte nur den Kopf in den Nacken und starrte in die tiefe Leere des Nichts über ihren Köpfen. Rosiel hatte nur kurz kosten wollen ein, zwei Tropfen, doch es schmeckte so... anregend, erregend, wie auch immer man es nennen mochte und schließlich wich das eher zarte Knabbern einem festen Biss, tief vergrub er die Zähne in dem weichen Fleisch des finstersten aller Dämonen und leichtes Erschrecken wallte kurz in ihm auf, als er merkte, dass sie sich gar nicht so unähnlich waren. Und etwas Anderes war da noch, Luzifer wirkte gerade... schwach? Nein, das war nicht das richtige Worte, viel mehr ergeben in sein, Rosiels, Tun und der anorganische Engel würde lügen, wenn er behauptete, dass ihm das nicht gefiel. Er spürte die Finger in seiner Schulter, beinahe verzweifelt bohrten sie sich in das weiße Fleisch und das Pochen der Wunde in seinem Oberschenkel. Seinen Namen so geflüstert zu hören war ein seltsam erotisches Gefühl. Was nur hatte dieser gefallene Engel an sich, dass ihn dazu trieb, so in sündigen Gedanken zu zerfließen? Irgendwann hielt er inne, ließ ab von dem ihm dargebotenen Handgelenk. Stattdessen packte er dem Anderen mit zarten Fingern an den Wangen und säuselte, "Mach die Augen auf und sieh mich an. Sieh das an, das dich so in Verwirrung stürzt." Luzifer wagte kurz nicht, sie tatsächlich zu öffnen, doch schließlich ergab er sich diesem... Befehl, so konnte man es schon beinahe nennen und blickte Rosiel in die hellen Augen. Er betrachtete seine feinen Gesichtszüge, die Schönheit verborgen in jeder Faser seiner Haut. Was sollte er denn nun noch tun? Alles schien so weit entfernt und wie in Watte gepackt, in ein rauschendes Meer aus Nichts, das ihn umspülte und weit weg von dieser kalten, erloschenen Welt brachte. Es reichte aus, so sachte im Gesicht berührt zu werden, es jagte ihm regelrecht Schauer über den Rücken. Er wollte dem Blick standhalten, doch stattdessen versank er in ihm. Es war, als würde er in die Augen der vollkommenen Sünde blicken. Eine vollkommene Schönheit, ein tödlicher Schmetterling, blutrot und leuchtend, von dem man angelockt wurde, nur um ihn ein mal anzusehen, ihn ein mal zu berühren, doch wie kristallenes Pulver ergoss sich dann nur das süßliche Gift über einen, versetzte einen in einen tiefen Rauschzustand, einen Zauber. Wenn er Rosiel ansah, fühlte er sich verloren, als wäre ihm sein eigenes, nichtsnutziges Dasein mit einem Schlag bewusst geworden, als hätte sein Leid sich in einer einzigen Sekunde manifestiert und würde ihn nur erdrücken, er mochte es nicht in Worte fassen, nicht aussprechen, doch er glaubte, vielleicht durch die Tatsache, wie sehr dieser Engel eben jener Depression ebenso verfallen war, jenem Überdruss des Lebens in sich, fühlte er sich so. Und auch ward die Schwäche ausgelöst durch ein Gefühl, dass nicht Verlangen, sondern Sehnsucht war. Er leckte sich die Lippen, senkte den Kopf schließlich. "Der süße Schmerz, den du mir zufügst... er macht süchtig..." Luzifer lachte leise auf, beugte sich nach vorne, als wolle er Rosiel küssen, doch vor seinen Lippen stoppend hielt er an und blickte ihm nur mit eben jener geifernden, liebestrunkenen, verzweifelten Sehnsucht an, dass es einem Angst machen könnte. "Wenn ich dich ansehe.. wird mir schwindlig.. und ich verliere die Kontrolle... Es ist ein Gefühl, als würde meine Brust zerplatzen.." Rosiel fesselte den Blick den der Andere ihm schließlich schenkte, an den Seinen, sodass er ihm nicht mehr auszuweichen vermochte. Die Worte, die dieser da aussprach umschmeichelten seine Sinne, doch war es weniger die Eitelkeit, sondern fast sogar leichte Rührung die er empfand. Er machte ihn süchtig? Rosiel leckte sich über die glänzenden Lippen, dann machte er anstatt Luzifer den letzten Schritt und biss diesem in die Unterlippe, unerwartet fest. Hielt für einige Sekunden den Biss aufrecht kraftvoll, sodass er abermals Blut schmeckte, dabei glitt er auf den Schoß des Anderen. Süße Vergeltung für die Schändung, die er hatte erfahren müssen. "Ob das nur das Gift ist?", säuselte er leise, bewegte seine Hüften wie aus einem Impuls heraus leicht auf dessen Schoß. "Was soll es sonst sein..?" Rosiel auf seinem Schoß - in diesem Moment überforderte es ihn fast, denn er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er hatte das Gefühl jede weitere Berührung würde ihn nur weiter an den Engel binden, doch er konnte sich nicht zusammenreißen, er war kein Asket, er war Luzifer und hatte sich noch nie groß in Zurückhaltung geübt. Er knurrte Rosiel an, der wusste scheinbar genau, wie schlecht es gerade um ihn stand, was Kühnheit und einen kühlen Kopf zu bewahren anging. Er leckte sich das Blut von den Lippen, wandte das Gesicht ab, sonst hätte er ihm unweigerlich den eigenen Mund aufdrücken müssen. Er starrte die blutroten Lippen gierig an. Der Boden unter ihnen war kalt und hart, doch es kümmerte ihn wenig und ihm war erneut heiß, doch diesmal schien es unangenehm, weil er sich fast schon benommen, wie gefangen in dieser Situation fühlte. "... Was soll es denn sein, Rosiel? Sag es mir..." Keiner konnte sie sehen. Niemand. Sie waren völlig allein, gefangen in ihrem ewigen Spiel. "Wie nennt man... dieses seltsame Gefühl...?", hauchte er, bevor er sich doch vorbeugte, sich nach hinten mit den Händen auf dem Boden abstützend, um Rosiel einen Kuss zu rauben, seine Lippen mit den eigenen zu berühren und die Zunge sachte in seinen Mund gleiten zu lassen. Es war ein merkwürdig zarter Kuss, nicht kindlich, aber viel zu sanft für so einen starken, stolzen Mann. Rosiel schloss für einen Moment die Augen, als die Frage sein Gehör ereilte. "Ich weiß es nicht. Ich kenne es nicht und ich weiß nicht, was ich gerade empfinde." Ehe er jedoch weitere Gedankengänge ausführen konnte, spürte der die Lippen Luzifers auf den Seinen und die Zunge, die in seinen Mund eindrang, diesmal nicht so fordernd, wie das letzte Mal, viel mehr vorsichtig, beinahe sanft und Rosiel nahm ihn mit einem leichten Seufzen auf, er genoss es gerade, so geküsst zu werden. Dabei schlang er die Arme um den Nacken des Anderen, kam ihm so noch ein wenig näher. Versunken in der Geschmeidigkeit der fremden, vollen Lippen, löste sich die seelische und auch körperliche Anspannung des dunkelhaarigen Mannes, seine Augenlider sanken hernieder und schmelzend in der lächerlich zärtlichen Lieblichkeit des Moments ergriff er den dünnen Körper seines Gegenübers, der ihm immer noch fremd und wie von einer gänzlich unwirklich göttlichen Macht in ihrer Vollkommenheit erschaffen schien und zog ihn gänzlich auf seinen eigenen Schoß. Zwar hatte er ihn bereits berührt, doch es schien ihm selbst, als hätte er dann, in jenem Moment der Wollust sich nicht die Zeit genommen, diese feine, weiche Haut unter seinen Fingern tatsächlich wirken zu lassen. Die Arme um Rosiel schlingend griff er ihm beherzt ins Nackenhaar. Es gab keinen Weg zurück mehr, keine Hoffnung auf Erlösung mehr, von diesem in ihm aufkeimenden, stark wallenden, heißen Gefühl. Seine Brust zersprang vor Schmerz, doch es war selige Pein, ein Gefühl, als würde das Herz in seinem schnellen Schlagen ihm zerspringen wollen. Und so laut schlug es, schien es Luzifer, dass man es bis aus seinem Brustkorb hinaus hören konnte, seine starke Halsschlagader pulsierte deutlich sichtbar. Sich mit der Hand in Rosiels Haar verkrallend drückte er ihm nun doch um einiges fordernder auch die Zunge in den Mund, presste die Lippen fest und beherzt auf die des Engels, erkundete forsch die fremde Mundhöhle, während die zwei Leiber der beiden Männer sich erneut einander gedrückt wiederfanden. Ein wohliger Schauer glitt über seinen Körper, als Luzifer ihn so fest und bestimmend im Nacken griff. Es war nicht mehr von der Hand zu weisen, dass er es genoss, so behandelt zu werden, auch wenn er es nach außen hin nach wie vor abgestritten hätte. Eine starke Hand, die ihn zuweilen auch einmal grob in seine Schranken verweisen konnte, so jemanden gab es im Himmel nicht. Wie auch? Über ihm und Alexiel stand nur noch Adam Kadamon, der Sechsflügelige und dieser nahm kaum einen Anteil an seinen Geschöpfen und Katan hätte wohl nichtmal dann Hand an ihn gelegt, wenn er es ihm befohlen hätte. Ihn fast grob an sich pressend entkam ihm ein Keuchen in dem Kuss, er biss leicht in Rosiels Unterlippe, so dass sie aufplatzte und sog begierig die süße Köstlichkeit in sich auf. Ein genüssliches, fast schon wollüstiges Stöhnen entkam ihm, als Luzifer ihm die Unterlippe aufbiss und begierig daran sog. Der anorganische Engel hatte mal jemanden sagen hören, die sündigsten Dinge seien zugleich auch die Reizvollsten und langsam erkannte er Wahrheit in diesen Worten. Der kalte Marmorboden spiegelte die flackernden Lichter der langsam erlöschenden Kerzen wider, von Luzifers Haaren tropfte das Wasser immer noch in langsamen Zügen hernieder, seine Wangen hatten sich gerötet, wie vor Anstrengung und der Aufprall der perlartigen Flüssigkeit auf dem kalten Fluss, wo sie in tausend kleine, regenbogenfarbene Tropfen zersprang, war zu hören, so wie das hastige und unterdrückte Atmen der zwei Engel, der eine gefallen, der andere heilig, die sich nicht von einander lösen mochten. Doch schließlich, unter etwas schwerem Atem zog Luzifer den Kopf mit Bedacht und langsam zurück. "Ich muss dich freilassen..." Seine Stimme war gedämpft, als wolle er nicht gehört werden und sie klang ernst, doch von Kummer geschwängert. Hier in der Dunkelheit des Nichts würde Rosiel nur krank werden, er würde Stück für Stück immer weiter von Innen aufgefressen werden, bis er starb. Kein Wesen konnte lange hier leben, ohne dem Wahnsinn zu verfallen, dies war das Reich der Finsternis. Er schloss die Augen, wünschte, er hätte diese Worte nicht gehört. Er wollte nicht zurückkehren. Zumindest noch nicht. Zurück in den Himmel, die Ordnung und die stupide Hierarchie mit ihren übertriebenen Höflichkeitsfloskeln und Sitten. Mit einem Mal kam ihm seine Welt schrecklich bieder vor im Vergleich zu dem hier. Noch spürte er die drückende Last der Unterwelt nicht und so antwortete er in lieblich-süßem Tonfall: "Jetzt schon? Wo du doch gerade begonnen hast, mich zu zähmen?" Träge ließ der Engel den Kopf in die Halsbeuge des Gefallenen kippen, atmete ihm heiß gegen den Hals. Was war nur los mit ihm, war das der Gestank der Hölle, der seine Sinne dermaßen vernebelte, dass er plötzlich so... so anschmiegsam wurde? Er wusste es nicht und im jetzigen Moment war es ihm auch herzlich egal. Zu Zähmen? Er hob den dünnen Körper an den Hüften an, setzte ihn, ohne dabei die Nähe zwischen ihnen zu zerstören, an den Wannenrand, ließ die Arme jedoch weiterhin um ihn geschlungen und betrachtete sein süßliches, Sanftmut ausstrahlendes Gesicht. Das Wasser in der Wanne dampfte immer noch und erwärmte als einzige Quelle den sonst so kalten Raum. Hatte Rosiel etwa Gefallen daran gefunden, hier bei ihm zu sein? Wenn Luzifer daran dachte, was für ein Sündenpfuhl sein zu Hause doch war, mit diesen niederen, widerwärtigen Gestalten, denen man selbst in seiner Position kaum trauen konnte. Er selbst fand diese Schar von gefallenen Wesen niederträchtig, wenn er ihnen zusah, wie sie auf Befehl jemandem das Fleisch mit den bloßen Zähnen vom Leibe rissen. Niemals würden sie seine Befehle verweigern oder missachten, wenn er aussprach, Rosiel wäre ein unantastbarer Gast und sie sollten ihm nur zu Nahe kommen, wenn er dies ausdrücklich forderte, doch die bloße Vorstellung, diese ekligen Geschöpfe berührten mit ihren verfaulten, dreckigen Händen den schönen Körper seines Engels... Der Fürst strich das durch das lange, seidige Haar seines neuen Eigentums. Rosiel war so gänzlich anders als Alexiel. Es war ihm, als wäre Rosiel zerbrechlich, fast wie Glas, oder Kristall. Er wollte ihn gerne beschützen, er sollte der Einzige sein, der sich anmaßte, ihm zu schaden oder ihn zu peinigen. Sonst sollte niemand ihm sich auch nur nähern. Er presste die Lenden gegen die Rosiels, der wohl um nicht vom Wannenrand zu fallen, leicht die Beine um ihn geschlungen hatte. Der Dampf des Wassers setzte sich als kleine Wassertröpfchen auf Luzifers Stirn ab. Das Gesicht zu Rosiels Hals beugend, biss er wieder leicht hinein und saugte an der Stelle, so dass er einen heftigen, roten Fleck hinterließ. Er schloss die Augen halb, hauchte gegen Rosiels Ohr. "Du weißt, was dir blüht, wenn du bei mir bleibst? Ich bin nicht gerade Herr meiner Sinne, wenn mich etwas so erregt wie du es tust.." Ein leises Keuchen entwich ihm, als er die Lenden Luzifers an sich gepresst fühlte. Der Gedanke an dessen Männlichkeit, groß und stolz war sündig erregend und er schlang die Beine ein wenig fester um ihn, um einen noch engeren Kontakt zu erzeugen. Rosiel schloss die Augen, als er die Lippen an seinem Hals spürte, das verlangende Saugen an jener Stelle, wo noch von vorhin blass der Biss schimmerte. Es schmerzte ein wenig, war die Haut doch überreizt dort, aber gleichsam tat es unheimlich wohl. Es mochte paradox anmuten, aber es tat gut, seinen Körper nicht immer nur zu sehen, sondern richtig zu spüren. Wirre Gedanken. Einzig und allein die Schuld des gefallenen Engels. "Ich weiß es", antwortete der Schöne nur und fuhr ihm mit der Hand in den Nacken, wo er mit den Fingern sanft die Kopfhaut massierte. Dass es ihn jemals so zu einem Wesen hinzog hätte er nie für möglich gehalten, aber ja. Er wollte bleiben, wollte in Sünde zerfließen und zurückkehren... Konnte er immer noch irgendwann, wenn er dessen überdrüssig war. Die ganze Zeit, während er die Wanne anstarrte, hatte er nur einen einzigen Gedanken. Rosiel in diesem duftenden, öligen Badewasser zu nehmen. Er presste ihn bei diesem Gedanken an sich, es schien keine Mauer mehr zu ihnen zu geben, sie schien zerfallen zu sein in ihre Einzelteile, die Distanz mochte verglüht sein, als sie ihr rauschendes Blut geteilt hatten, in diesem einen Moment hatten sich die Fesseln von Stolz und Abwehr gänzlich selbst zerfressen. Grinsend stieß er den schönen Engel in die Wanne zurück, das Wasser spritzte hoch auf, er selbst erhob sich und riss sich das Handtuch, das immer noch um seine Hüften gebunden war, von sich und wartete nicht eine Sekunde länger, sondern stieg in die große Wanne zu Rosiel ins angenehm duftende Nass, drückte ihn gegen den Rand und drückte ihm erneut begierig den eigenen Mund auf, während er seine Hüften packend ihn wieder so nah zu sich zog, dass ihre nackten Leiber sich berührten. Rosiel erschrak leicht, als er plötzlich zurück in das warme Nass glitt, automatisch streckte er die Hände aus, um sich am Wannenrand festzuhalten, um nicht unter Wasser zu geraten. Das nur mehr leicht feuchte Haare umrahmte ihm plötzlich wieder in nassen Strähnen das feine Gesicht, da verschloss auch schon der verlangende Kuss, den er nicht minder verlangend erwiderte seine Lippen. Es kribbelte freudig in seinen Lenden, als er die Männlichkeit Luzifers spürte, Das Wasser war so immer noch von einer schwindelerregenden Hitze und der Duft von verschiedenen Ölen und Lavendel stieg tief in die Nase und beraubte ein wenig die Sinne. Ungeduldig schmiegte er den eigenen Unterleib dem des Anderen entgegen, schlang die Arme fast schon schmerzhaft fest um seinen Rücken, leckte eine Wasserperle von seiner Stirn. "Dann werde ich wohl... einfach meiner Gier freien Lauf lassen.." Er legte den Kopf ein wenig schief, so dass sein Hals glänzend und ein wenig feucht sich vor Rosiel entblößte. "Beiss mich. Und hör auch nicht auf, wenn ich schreie..." In freudig verzückter Erwartung bereits die Augen schließend strich er währenddessen mit den Fingerkuppen über Rosiels Brustwarze und quetschte sie ein wenig schmerzhaft zwischen seiner Finger ein, kniff sie ein wenig, bevor er mit der Hand weiter seinen Bauch herunterwanderte. Ein Schauer überlief seinen Körper bei dem Gesagten. Nein, er sollte sich nicht zurückhalten. Rosiel strich auf Luzifers Anordnung hin, diesem erst beinahe andächtig mit den Fingerkuppen über den Hals, während er erregt aufkeuchte, als dieser sich der empfindlichen Knospe widmete, dann verkrallte er plötzlich die Hand in dessen Nacken und vergrub die Zähne in dem muskulösen Hals. Tief, so tief, bis er Blut schmeckte... Berauschendes Blut, das seine Lippen benetzte... Erst verkniff der Fürst es sich, aufzujaulen, doch als Rosiels Zähne, nicht von ihrer Schärfe eigentlich nicht dazu gedacht waren, jemanden zu zerreißen, sich immer tiefer und härter in sein Fleisch bohrten, schrie er schließlich doch, verzog das Gesicht ein wenig vor Schmerz, die Augen fest zusammengedrückt. Der Schrei hallte gellend in seinen Ohren wider, doch er dachte nicht daran, sich eher zu lösen, ehe der Andere ihn nicht mit seiner Kraft fortzog, er hatte die Anweisung nicht vergessen und es gab ihm Genugtuung, der Schrei. Schnaufend presste er den Lockenkopf dichter und fester gegen seinen Hals, das Blut lief in einem Rinnsaal über sein Schlüsselbein seine Brust herunter. Der Schmerz war nicht lähmend, er war nicht übermächtig, er war einfach nur hart und grell und stach in sein Hirn, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, zog ihn förmlich in einen Strudel aus pochendem Blut und einer sich anbahnenden, strengen Sucht nach mehr fleischlicher Lust. Er wollte ihn mit allen Sinnen hart und tief in seinem Leib und in seinem Kopf spüren. Rosiels süße Lippen, die ihm das Blut aus dem Leibe saugten, das schöne, unschuldige Gesicht mit einer vollkommenen Konzentration beim Werke. Sich verkrallend in seinem Haar, riss er aus versehen einige der Locken aus seinem Kopf, erschrak sich dabei ein wenig, hob die Hand zittrig auf, er war bleich geworden, die Bisswunde war groß und das Blut, dass seine Kehle hinuntertropfe, vermischte sich mit dem schaumigen Wasser zu einem rosigen Sud. Die glitzernden Locken betrachtend, weiteten sich seine Augen vor Ehrfurcht. Der Bruder von Alexiel war ihm verfallen, war Sein, und diese Locke, die er hier hielt, obgleich Rosiel gehen würde, sie würde ewig ein Zeichen dieses Zusammenseins bleiben. Stöhnend drückte Luzifer schließlich den Kopf seines Engelchens fort, fuhr sich kurz über die wirklich schmerzende Stelle am Hals, besah das Blut auf seinen eigenen Fingern und hielt die Hand an Rosiels Mund, damit er ihm die Rote Süßigkeit von der Haut leckte. Rosiels eigene Atmung hatte sich beschleunigt, als er das Blut in sich aufgesogen hatte, wie ein Rausch hatte es ihm die Sinne vernebelt und ein feines Blutrinnsal, welches den Weg über den Mundwinkel zu seinem Kinn gefunden hatte erzeugte einen schaurig-schönen Kontrast auf der weißen Haut und so sah er Luzifer an, mit glasigem vernebelten Blick und ergriff daraufhin die Hand um nahezu gierig das Blut zu lecken. Eigentlich gab es schon längst jemanden, der sich den Titel des "Schmetterlings" in seinem Leben verdient hatte, denn er mochte diese sündig betörenden Wesen, doch er wollte diese Person in seinem Kopf gerne ersetzen, sie aus seinem Hirn bannen. Rosiel sollte ein schöner Schwalbenschwanz für ihn sein, giftig und flatterhaft. Er lehnte sich in der Wanne zurück und musste erst ein Mal durchatmen, der ihn immer noch durchzuckende Schmerz ließ ihn bleich werden und strengte ihn für einen Moment lang tatsächlich an. Doch gänzlich abgesehen davon hatte es ihn deutlich sichtbar erregt. Rosiel einen kurzen Blick zuwerfend leckte er sich mit dreckiger Lüsternheit in den Augen die Lippen. "Komm wieder auf meinen Schoß, mein Engel...", hauchte er sanft, jedoch mit unüberhörbarer Ungeduld in der Stimme, "... Ich kann es gerade nicht ertragen, dich nicht zu spüren..." Kapitel 5: Gier --------------- Rosiel betrachtete ihn eingehend, sein Blick blieb sogar einen Moment und diesmal völlig schamlos an dessen aufgerichteter Männlichkeit hängen. Sich über die Lippen leckend kam er dessen Aufforderung nur zu gerne nach und kroch hin zu ihm, kam ihm so nahe, dass das harte Glied kurz von seinem nackten Oberschenkel gestreift wurde und senkte dann die Lippen herab auf die Wunde, die er zuvor zugefügt hatte und küsste nahezu zart die geschundene Haut. "Ja, leck und saug daran, tu mir noch mehr weh...", entkam es dem Fürsten mit einem Säuseln und einem Grinsen. Nach dem Wannenrand greifend, holte er sich wie aus dem Nichts einen seiner Glimmstängel, zündete sich sein Suchtmittel an, zog tief und schwer daran, hustete kurz, stieß den Rauch in die Dunkelheit aus. Den Arm um Rosiel schlingend glitt er mit der Hand seinen Rücken herunter, zu seinem Arsch, zu seinen Schenkeln, hinterließ kratzend rote Striemen in der feinen Haut. Diesmal wollte er nicht warten, er wollte es einfach nur dreckig und schnell hinter sich bringen, die Gier war zu groß. Rosiel zog lustvoll die Luft ein, als er die kratzenden Fingernägel auf der zarten Haut des Rückens fühlte und ein euphorisches Kribbeln machte sich in seinen Lenden breit. Plötzlich Rosiels Hüften packend zwang er ihn in die Höhe, zwang ihn, aufzustehen. Das Wasser perlte an selbigem herab, als Luzifer ihn mit Leichtigkeit in die Höhe zwang und scheinbar mühelos hielt. Langsam einen Zug seiner Zigarette einatmend, wieder auspustend, betrachtete er den fremden Unterleib von sich, hatte große Lust auf den ihm noch unbekannten Geschmack. In keinstem Fall hätte er sich dazu herabgelassen, so etwas zu tun, aber er wollte Rosiel noch mehr besudeln als bereits und der Lust frönen, wie sonst nichts. Es war, als hätten sie heimlich Hochzeit gefeiert und einen Pakt der Lust und der Zerstörung geschlossen. Sich vorbeugend leckte er erst über Rosiels Bauch, versenkte die Zunge im Bauchnabel, hielt ihn dabei stets fest mit einem Arm umklammert. Die schwarzen Härchen auf seiner Haut stellten sich vor Aufregung auf. Mit der Zunge vom Bauch weiter herunter gleitend fragte er sich, wie unzüchtig es für einen Engel wohl sein musste, so misshandelt und berührt zu werden. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Engel Schwänze lutschten oder die Mädchen dort die Beine für eine fremde Zunge spreizen würden. Mit der Hand, mit der er auch die Zigarette hielt, hob er Rosiels noch nicht erigierte Männlichkeit zu seinem eigenen Mund, umschloss ihn mit den Lippen und spürte fast sogleich einen zuckenden Rausch von Blut hindurch schießen, als er mit fester Art daran sog und seinen Kopf immer weiter zwischen seine Beine drängte, die Augen genussvoll halb schloss, seine Kehle versuchte zu entspannen um schließlich bis zum Anschlag Rosiels Schwanz im Mund zu spüren. Und tatsächlich, als die Lippen des Gefallenen sein Glied berührten rauschte eine Welle der Erregung durch seinen ganzen Körper und eine empörte Röte legte sich auf sein Gesicht "Was...", jeglicher Protest wurde durch ein leises Stöhnen erstickt. Das war ja so unglaublich schmutzig, er fühlte sich so entblößt und so... geil. Ob irgendjemand in Aziluth wusste, wie man einem anderen Wesen derart Lust bereitete, wagte er zu bezweifeln und etwas Überlegenes spiegelte sich auf seinen Zügen wider. Er schmeckte süß, doch gleichzeitig gänzlich nach einem erwachsenen Mann, mit diesem lasterhaften, deutlichen Geschmack, doch mit einer zauberhaften Note, nach der Rosiels ganzer Leib duftete, als wäre er in Blumen oder Parfüm getränkt worden. Irgendwann war der Engel sogar soweit, dass sein Becken leicht zuckte um sich noch tiefer in dieser heißen Mundhöhle zu vergraben. Ruhelos glitten seine filigranen Finger durch die dunkle Haarpracht seines Liebhabers und irgendwann legte er leicht den Kopf in den Nacken, um sich ein wenig gehen zu lassen. Gar keine Gegenwehr? Der Verstand seines Engelchens musste wohl bereits ausgeschaltet haben. Begierig lutschte er das noch erschlaffende, sich immer mehr mit Blut füllende Geschlecht, die Adern waren bald zu sehen und er konnte in seinem Mund spüren, wie Rosiels süßer, sündiger Schwanz an Umfang zunahm und hart wurde. Auch seine Hoden waren prall geworden, gänzlich lustunterworfen erbebte sein liebchen immer wieder, während Luzifer den Kopf begann erst langsam, dann in immer schneller Tempo vor und zurück zu bewegen, bis er kurz, um zu verschnaufen, den Kopf zurückzog, lang und sichtlich genussvoll mit dem fremden Geschmack im Mund an der Zigarette zog, mit den Fingerspitzen sachte und behutsam die Vorhaut zurückzog und begann, erst mit festem Druck der Zunge über die Eichel zu lecken und schließlich sehr vorsichtig an seinem Schaft knabberte. Seitlich mit der Zunge wieder die ganze Härte entlangfahrend löste er schließlich den Griff um Rosiels Hüften und umfasste sein Glied mit den rauen Fingern, mit leichtem Druck pumpte er es, während er immer noch, nebenbei immer wieder einen Zug seiner Zigarette aufschnappend darüber leckte, als wäre es eine leckere Süßigkeit. Kurz hob er das gerötete Gesicht. "Bild dir nichts ein...", grinste er. "Ich will dir nur beibringen, wie das geht..." Mit der natürlichen Absicht, von diesem Schönling ordentlich einen geblasen zu bekommen. "Ich habe nämlich keine Lust, deine Zähne in meinem Schwanz zu spüren... auch wenn es nur aus Versehen ist.." Rosiels Gesicht war vor Lust gerötet, er hatte sich eine Weile gehen lassen. Als er jedoch die Worte des Anderen hörte, erschlich sich ihm immer mehr das Gefühl, dass er sich hatte vorführen lassen. Die Beine fingen ihm an zu zittern und am liebsten hätte er sich irgendwie aus dem Griff Luzifers gewunden, sich diesem Ausgeliefertsein entzogen, hätte ihm am liebsten eine geknallt, aber die stete feste Reibung seiner Körpermitte, machte es ihm unmöglich, großartig zu agieren. Langsam sank er doch in sich zusammen, wieder ins warme Wasser zurück, wo er sich weniger bloß gestellt fühlte und Luzifer ließ ihn. Vorerst. Das Gesicht noch immer gerötet funkelte er ihn böse an. "Glaub ja nicht, ich würde darum betteln, so etwas Widerliches mit dir zu tun!", fauchte er, seine Augen jedoch sprachen eine andere Sprache, sie gierten unmissverständlich danach. "Betteln..?" Er brauchte doch nicht Betteln oder Bitten, er brauchte sich dazu überhaupt nicht zu äußern. Es war keine Entscheidung, die Luzifer auch nur in der kleinsten Hinsicht ihm überlassen hätte. Er ließ den Engel kurz verschnaufen, betrachtete das gerötete Gesicht, lehnte sich zurück und zog an seiner Zigarette, ein tiefer, genussvoller Zug der sich mit dem rosigen Geschmack des fremden Geschlechts vermischte. Doch ließ er ihn nicht zu lange warten, er erhob sich selbst aus dem Wasser, die Wanne war groß genug, so stellte er sich also vor seinen Schützling und packte dessen Kopf, was Rosiel mit einem kleinen wütenden Aufschrei kommentiere. Grinsend drückte er ihm seinen Schwanz gegen die Lippen. Da gab es für Rosiel gar nichts zu widersprechen. Und ohne ihn großartig weiter vorzuwarnen packte er seinen Kopf im Nacken und presste ihm seine bereits harte Männlichkeit einfach in den Mund. "Mach schon.." Er legte den Kopf in den Nacken und genoss das Gefühl der Wärme und aus dem seitlichen Blickwinkel heraus auch das empörte Gesicht des Engels. Das Haar seines Gegenübers reicht kraulend und mit einem verzückten Grinsen im Gesicht presste er seinen Schwanz erwartungsvoll tiefer in seinen Mund. "Wehe du beißt zu... dann kenn ich keine Gnade mit dir.." Rosiel hatte vorerst die Lippen zusammengepresst, beinahe, wie ein trotziges Kind, als das Glied des Anderen dagegen stieß, er war nicht gewillt, ihn einzulassen, doch der Druck und die Kraft, die dieser auf ihn ausübte waren übermächtig. Abermals waren es Tränen des Zorns, die in seinen Augen schimmerten, während er gleichsam wütend aufblickte und den Würgereflex unterdrückte, der ihm drohte zu entkommen. Was, wenn er ihn doch biss? Was wollte Luzifer tun? Ihn töten? Wohl kaum, dazu schmachtete er viel zu sehr nach seinem Leib. Widerwillig und beinahe energisch begann er schließlich Luzifers Schwanz zu lutschen und spürte das Pochen gegen seine Zunge, schmeckte den herben männlichen Geschmack und merkte plötzlich, dass es ihn mehr geil machte, als anwiderte. Um einen Halt zu haben, wanden sich seine Hände um den Körper des Anderen, bis sie schließlich an der Hüfte zum Stillstand kamen und die langen manikürten Nägel sich tief in das dortige Fleisch gruben. Er hatte ihm schließlich nur das Zubeißen untersagt, von blutig Kratzen hatte er nichts erwähnt. Aufstöhnend legte er den Kopf gänzlich in den Nacken, schloss die Augen und ließ sich die Liebkosung willig gefallen. Der Schmerz in den Lenden, das heftige Stechen war ihm angenehm, fand er schön, Rosiel hätte ihn auch gänzlich zerkratzen können, er hätte es nur genossen und sich daran gelabt. Es war, als würde er sich lebend fühlen, als könnte er dann das Leben in seinem vollen, giftigen Sein spüren und nur dann, wenn er Schmerz oder Qual empfand. Die Hüften leicht bewegend, in Rosiels Mund stoßend ergab er sich ganz der Lust und stöhnte ungehemmt auf, sein Atmen hatte sich in ein zittriges, heftiges Keuchen verwandelt. Hinter ihm war die Wand mit dem eiskalten Kacheln, er lehnte seinen hitzigen Körper, seinen Rücken daran und vergrub die Hände ganz in Rosiels schönen Haaren. Es bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn, er schien völlig in diesem Akt aufzugehen und alles um sich herum zu vergessen, nur noch die Erregung zu spüren. Rosiel versank beinahe in einer Art Trance, als er dem Gefallenen die Lust aus dem Körper saugte, irgendwann sogar nahm er ihn begierig tiefer in den Mund, leckte teilweise über die schweren Hoden und knabberte sacht, wie als habe man es ihn gelehrt an der Spitze. "Am liebsten... würde ich dir in den Mund wichsen...", gab der Fürst mit zittriger Stimme zu und ein verschmitztes, freches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Seine Wangen waren bereits hochrot und immer wieder leicht die Lenden schwenkend glitt sein Schwanz ein und aus, aus diesem hübschen Mund mit den vollen, sinnlichen Lippen. Doch scheinbar ganz plötzlich zuckte er auf, verkrampfte sein Gesicht und stöhnte, presste dann Rosiels Kopf weg und wäre fast umgefallen, beugte sich nach vorn und hielt sich mit schwachen Fingern am Badewannenrand fest. Er wäre tatsächlich beinahe gekommen. Die Augen weit aufgerissen und hechelnd musste er einen Moment lang wieder Ruhe tanken, seufzte schließlich lang und tief und ließ sich dann wieder ins Wasser sinken. Rosiel spürte das Zittern, das durch Luzifers Körper ging, hörte die Worte und einen Moment war er sich sicher, er würde es schlucken, alles, was der Körper des Anderen ihm gab. Er schmeckte schon die ersten Tropfen der Lust auf seiner Zunge, leicht bittersalzig und doch irgendwie anregend, ehe der Fürst sich ihm entzog und er ihn anblickte, die Augen in verführerisch schimmerndes Gold getaucht. "Ordentlich... wirklich..." Luzifer packte Rosiels Hand und schmiegte die Wange daran, lächelte sacht. Liebevoll strichen die Fingerspitzen über die erhitzte Wange und widerstanden nur schwer dem Drang, ihm dort zur Strafe einen Kratzer zuzufügen, als ihn das Lächeln erreichte, diese ungewohnte Geste, verwarf er diesen Gedanken jedoch. Luzifer schloss die Augen, zog Rosiels schmächtigen Körper auf seinen Schoß, was dieser widerstandslos mit sich geschehen ließ. "Keine Angst... ich werde diesmal etwas sanfter sein..." Er lachte kurz auf. "Ich habe keine Angst", sagte der schöne Engel beinahe trotzig und reckte das Kinn, wirkte einmal mehr stolz, aber auch gleichzeitig herrlich willig, als er sich im nächsten Moment auf Luzifers Schoß ziehen ließ. "... Ich möchte dich nicht zerreißen..." Flüsternd hob ihn der Fürst an den Hüften an und er ging in der fließenden Bewegung nach, als er von unten tief in ihn eindrang, wobei das warme Wasser sein Übriges tat und die Prozedur umso angenehmer gestaltete. Als er mit seinem ganzen, steifen Glied bis zum Anschlag in ihm versunken war, umarmte er den schönen Engel, ihn dabei fest an sich drückend stöhnend und vergrub den Kopf mit den nassen Haarsträhnen an seinem Hals. "Warm..." Noch während er langsam auf den Schoß Luzifers geglitten war, verwandelte sich der Schmerz in Lust, wovon ein leises, jedoch wollüstiges Stöhnen zeugte. Und die Berührung, zugegeben, erst war er leicht zusammengezuckt und umso überraschter schließlich, als die Zärtlichkeit ihn erreichte. Sein Körper entspannte sich, mehr aus einem Impuls heraus legte er ebenso die Arme um den Anderen, strich ihm durchs Haar und kraulte leicht den Nackenansatz. Das Gefühl hatte sich verändert, es war gänzlich ein anderes geworden, als das, was er gespürt hatte, als er ihn zum ersten Mal nahm. Etwas war in ihm erblüht, das so vollkommen abwegig war, weil es von Wärme getränkt nur als schön zu bezeichnen war. Es war Wärme, es war eine Art von Geborgenheit, die Nähe, die zwischen ihnen nun entstanden war, war so süchtig machend, so herrlich und weckte nur noch mehr, nur noch größere Sehnsucht in dem eigentlich so eiskalten, leblosen Fürsten der Finsternis. Es machte ihn willig, machte ihn schwach doch gleichzeitig machte es ihn rasend gierig nach noch viel mehr, als würde sein einziges Denken nur noch daraus bestehen, mit diesem Wesen zu verschmelzen. Als wäre sein einziger Wunsch, diese Person zu spüren, sie zu berühren, sie zu küssen, eins mit ihr zu sein. Rosiels Stimme, sein Geruch, seine Haut, all dies war wie ein lieblicher Traum, ein Gift, eine Illusion, der er nachlaufen und die er greifen wollte, die er besitzen und spüren wollte - und gleichermaßen wollte er von Rosiel besessen, in die Knie gezwungen und verführt werden, sich ihm ergeben und ebenso, dass er sich ihm ergab. In dieser völligen Freiheit und Losgelöstheit von allen Torheiten und jeglichem Stolz war er bis zu den Hoden in ihn eingedrungen, hob ihn an den Hüften langsam hoch und wieder runter und stieß von unten her, die Lenden ruckartig bewegend, in ihn hinein und pumpte dabei unweigerlich etwas warmes Wasser in seine Enge, wenn denn da überhaupt noch Platz für so etwas war. Rosiel erbebte, als Luzifer begann, sich in ihm zu bewegen, bei jedem Stoß war es ihm, als zuckte ein Blitz durch seine Lenden, nur um sich in seinem gesamten Körper auszubreiten. Und langsam und allmählich begann er, insofern das in dieser Umschlungenheit möglich war, sich selbst in dem Rhythmus mitzubewegen, den der Andere ihm vorgab. Ein Gefühl, welches er noch nie verspürt hatte, der Drang nach Nähe, ansonsten hatte er selbige immer verabscheut, nur bei Katan hatte er sie bis einem gewissen Grade hin geduldet. Doch der treue Cherub hatte ihm niemals das geben können, was er hier bekam. Ob es Ironie des Schicksals war, dass ausgerechnet der schönste und der finsterste Engel, die je existiert hatten zusammenfanden, in solch einer Sinfonie der Lust verschmolzen? Oh, und diese raue männliche und so dominante Stimme an seinem Ohr, sie ließ ihn dahin schmelzen. Bald vergrub der Fürst die Hand gänzlich in Rosiels kristallenen Haaren, stöhnte ihm an seinen Hals gelehnt in sein Ohr und küsste seine Schläfe, hielt ihn fest an sich gedrückt, wollte ihn um nichts in der Welt loslassen. Eine Gänsehaut überlief Rosiels Körper, als er die reißenden Hand in seinen Haaren spürte, er genoss diese Behandlung zusehends und automatisch klammerte er die Hände fester in den muskulösen Rücken, wohl um Halt zu finden, vor allem jedoch, um ihm näher zu sein. Nun bewegte er die Hüften schneller, spürte das enge, erregende Gefühl von Wärme und lasterhafter, sündiger Lust, gemischt mit diesem immer hitziger werdenden Stechen in der Brust, als wolle sein Herz pochend ihm aus dem Leibe reißen. "Rosiel...!", schrie er diesmal fast schon, laut und ungehemmt und vor Lust kamen ihm Tränen die Wange heruntergekrochen, er öffnete die Augen leicht, starrte mit lustvernebeltem Blick sein Gegenüber an und küsste ihn völlig losgerissen jeglicher Hemmungen so sehnsüchtig und gierig und fast schon mit einem Schluchzen in der Atmung. Rosiel erzitterte, als er Luzifer seinen Namen schreien hörte und ein helles Stöhnen rollte ihm von den Lippen, als dieser endlich seinen Lustpunkt traf, den Kuss, der ihn so gierig verschlang, nahm er nur zu gerne entgegen und erwiderte ihn nicht minder leidenschaftlich und da sie sich so nahe waren, spürte er das salzige Nass auf seiner Haut. Tränen? Ein weiteres erregtes Stöhnen entkam ihm, wurde durch den Kuss nur minimal gedämpft. Beinahe zitternd ging ein Stoß an Emotionen durch ihn, er spürte, wie er sich dem Höhepunkt näherte, den er heute schon einmal verspürt hatte, nur diesmal intensiver, leidenschaftlicher. "Morgenstern..." Zärtlich und unendlich liebevoll, beinahe wie ein Kosename, kam es ihm über die Lippen, sodass er sich beinahe über sich selbst wunderte. Er wollte nichts mehr wahrnehmen, nichts mehr sein und nichts mehr wissen, außer Rosiels endlose und doch so schwer erreichbare Nähe. Bei dem Gedanken an die Schönheit dieses Augenblicks stieg fast augenblicklich die Angst in ihm hoch, er könnte jeden Moment vorbei sein, sich auflösen im Nichts und diese Distanz, die Mauer, die Einsamkeit würde sich wieder aufbauen, würde wieder sein Herz fesseln und zerquetschen. Gefangen in einer Spirale von Leid und herrlicher, lieblicher Nähe konnte er nicht mehr ausmachen, was er denken oder fühlen sollte. Er wollte, er wünschte sich für diesen einen Moment, sein Herz möge sich doch einfach mit Liebe, endloser Liebe und Hitze füllen und aufhören zu schlagen, sollte das Gefühl aus ihm entweichen. Immer härter stoßend war es ihm, als würde mit jeder Perle Schweiß, jedem Tropfen und jeder Berührung die Nähe viel enger, fast schmerzhaft krallte er sich nun in Rosiels Haut, seinen Nacken und tatsächlich rannen ihm die Tränen das Gesicht herunter, gemischt mit dem rauen, lauten, ungehemmten Stöhnen, das ihm vor Lust entwich. Diesmal konnte er sich nicht lange zurückhalten, dafür war der Schwall der Gefühle, allermöglicher Art viel zu groß. Das von Tränen und Schweiß und warmen Dampf nasse Gesicht wieder an Rosiels Hals pressend, sich fast schon unter ihm windend geschah es also, dass er völlig losgelöst und wohlmöglich für seine Gewohnheit viel zu früh tief in ihm kam und sich stöhnend, schreiend und mit den Krallen in Rosiels weicher Haut in ihm ergoss. Erst klammerte er sich an ihn, fest und beinahe hilflos ängstlich, ihn loszulassen erschien wie eine Qual, doch schließlich sank er zurück gegen die Wand und den Badewannenrand. Sein Kopf berührte das kalte Marmor, beruhigte seinen Zustand etwas. Der anorganische Engel zitterte, als er schließlich, beinahe zeitgleich mit dem anderen auf seinen Höhepunkt zu bewegte, angespornt durch die scharfen Nägel in seiner Haut. Mit einem betörenden Schrei bäumte er sich auf, nur um kurz darauf in sich zusammenzusacken, es schwindelte ihn leicht und fast mit einem gequält-erschöpften Stöhnen ließ er die Hände auf dem Wannenrand ruhen, um nicht zur Seite zu kippen. Die Haare hingen ihm wirr herab, ringelten sich ob der Feuchtigkeit noch mehr, als sie es ohnehin taten und verbargen nur halb das gerötete Gesicht. Dann sah er schwerfällig auf, die Augen nur auf Halbmast, dennoch blickte er Luzifer deutlich an, die Augen hatten dabei beinahe die Intensität von Gold. Katzengold. Wie nur hatte er sich wieder so gehen lassen können? In solch kurzer Zeit in der sie sich kannten. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass es ihn dermaßen zu ihm zog, dass es ihn so danach gierte, von ihm gezüchtigt zu werden und gleichsam zu sehen, wie er vor Verlangen nach ihm zerfloss? Sich die Hand ins Gesicht fast schon schlagend spürte er die warmen Tränen sein Gesicht herunter fließen, rang nach Luft und legte den Kopf nach hinten. Es war zu viel für ihn, diese ganze Gefühlsduselei, dieser ganze Anflug von qualvoller Nähe, dieses plötzliche Muss von Nähe. Sein Herz schlug immer noch qualvoll schnell. Was war das für ein schreckliches, unbezwingbares Gefühl, das seine ganze, sonst so leblose Seele ausfüllte? Die Leere und Kälte war vollständig gewichen, doch immer noch blieb die grausame, schwer drückende und lastende Angst vor dem plötzlichen Nichts und... Zurückweisung? Mit letzter Kraft hob er sacht das Becken an und mit einem leicht saugenden Geräusch glitt das Glied des Anderen aus ihm heraus und er selbst ließ sich auf der anderen Seite der Wanne niedersinken, sank bis zur Brust ins Wasser, wobei sich die schlanken Beine an dessen Seiten vorbei wanden im Platz zum strecken zu haben. Eine unendliche Müdigkeit schwappte über ihn herein und nur mit großer Anstrengung schaffte der Engel es noch, die Augen offen zu halten und dennoch war sein Blick während der ganzen Zeit auf Luzifer gerichtet. "Ich bin müde", sagte er schließlich überflüssigerweise, sicher konnte man es ihm schon längst ansehen. Ihn durch einen Schleier von Tränen anblickend kehrte ein Stück Realität in Luzifers Kopf zurück, er nahm sich zusammen, wischte sich ein mal etwas zittrig quer übers Gesicht, um das warme Nass von seinen Augen zu lösen, blickte dem Engel kurz ins Gesicht und wandte den Blick dann doch ab. "Ja..." Er war es selbst auch. Vielleicht war es die Müdigkeit, die ihn so benommen machte? Ja, wohlmöglich. Rosiel von sich schiebend erhob er sich langsam aus dem Wasser, das in einem Schwall seinen muskulösen Körper herunter floss und entstieg etwas wackelig dem Bad. Sich die Haare wie ein Hündchen schüttelnd, um dem Nass zu entkommen, richtete er seinen Blick auf den unendlich dunklen Marmorboden. Er war frei, losgelöst von seinem alten Ich, wie in eine neue Welt getaucht, in der nicht nur er Bestand hatte, in der auch dieser Engel ein wichtiger Teil zu sein schien. Er streckte Rosiel die Hand hin, hob ihn aus dem Wasser, zerrte ihn mit sich, einfach aus dem Bad hinaus und mit schnellem Schritt nackt und nass durch den absolut nachtschwarzen Gang. Wozu sich anziehen oder sich abtrocknen? Zeitverschwendung. Niemand sah sie hier, und wenn doch, war es ihm gleich. Er zerrte ihn mit sich in sein Schlafzimmer, in seinen eigentlichen Schlafraum und Rosiel protestierte nicht einmal mehr, er spürte die Kälte zwar auf seiner Haut, doch es war bedeutungslos geworden. Als sie den Raum betraten war es noch dunkel, so zündete Luzifer eine einzelne Kerze an und der Blick war gewährt auf einen tristen, kargen Raum, der völlig von Schwärze gefressen worden war, nur ein Bett stand darin, mit schwarzem Samt bekleideten Laken und Decken, einigen Kissen und um neben dem Bett stand ein überquellender Aschenbecher, es roch auch ein wenig nach Rauch. Sonst war nichts hier, nur ein paar der Kissen lagen auf dem Boden, an der Wand hing ein großes Schwert und ein schönes Katana, über den Boden verstreut lagen Scherben von einem Spiegel, den Luzifer erst kürzlich zerschlagen hatte. Der Fürst zog seinen Engel zum Bett heran, ließ sich darauf fallen und nahm ihn mit sich, schlang die Arme um ihn und wickelte gleichzeitig eine Decke, die groß genug war, um beide Leiber. Noch nass und klebrig war es angenehm, den Anderen zu spüren. Eine tiefe Wärme erfüllte ihn in diesem sonst so eiskalten Raum. Wie konnte es nur sein, dachte er schläfrig, dass er hier in der Unterwelt mehr Wärme und mehr Leben erfuhr, als in Aziluth, dem Himmelreich, in dem er geboren war und lebte? Leicht verlegen duckte er sich etwas um den Kopf schließlich an Rosiels Schlüsselbein zu legen. "Hier schlafe ich..." Unnötig, dieser Kommentar. "Nein, darauf wäre ich von alleine nicht gekommen", entgegnete Rosiel neckend, während die Finger seiner Hand träge einen Moment auf dem Rücken des anderen trippelten, hauchzart wie Schmetterlingsfüße. Luzifer grinste. "Bösartiges Wesen..." Er war selbst müde, er konnte kaum seine Sinne zusammenhalten, wie betrunken war er. Sich nach hinten lehnend legte er sich hin, den Kopf in die weichen Kissen schmiegend, mit dem Engel in seinem Arm. Seine Augenlider waren schwer, er konnte sich nun doch kaum wach halten. Er wollte versinken im Nichts des Schlafes und träumen von Liebe und Herrlichkeit, diese Dinge, die er auf so seltsame, abartige Weise an diesem Tage erfahren hatte. Was sollte er nun mit diese furchtbar schönen Wesen tun? Er hatte Angst, wirklich grauenvolle Angst, dass Rosiel zerfallen würde, wenn er hier bliebe. Irgendwann, bald, musste er ihn gehen lassen, damit sich der Engel von dieser Atmosphäre, von dieser Dunkelheit und diesem unendlichen Schmerz, der in der Luft lag, lösen konnte. Er wollte schließlich nicht, dass Rosiel sich veränderte... nicht zu sehr... ihn in seine Arme geschlossen döste er langsam ein, die Wärme war wohlig und der Leib war auch nicht zu schwer, sehr angenehm auf sich zu spüren. So schlief er schließlich tatsächlich ein, mit dem noch nassen, warmen Körper auf sich leise vor sich hin schnaufend, die langen Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Luzifer sah friedlich aus, fast schon menschlich, wenn er schlief. Wovon er träumte? Nun ... wohlmöglich ... oder wahrscheinlich ... diese Nacht lang nur von Rosiel, dem schönen, anorganischen Engel, der ihm die Sinne geraubt hatte und ohne, dass er es jetzt, in diesem Moment begreifen konnte, verliebt gemacht hatte. Kapitel 6: Utopia ----------------- "So dünn und zart, ein Häutchen schwachen Films um uns So undurchdringlich, doch zugleich genauso leicht zerstört Ganz gleich wie nahe wir uns steh’n, wir sind trotzdem Tatsächlich ganz allein in dieser Welt, die uns gehört." Rosiel selbst glitt in einen tiefen, jedoch keinesfalls traumlosen Schlaf, irgendwann am nächsten Morgen suchte ihn ein Traum heim, ob es ein Alptraum war, vermochte er nicht zu deuten, es war alles zu schemenhaft, aber er hörte Stimmen, irgendwie vertraut und doch konturlos, die ihn klagend anschrien, die ihn verstießen und eine drückende bleierne Schwere, die ihn nach unten zog und irgendwann wachte er aus einem Wirbel aus Schwarz und Weiß auf, bleich und schweißgebadet. Luzifer, in dessen Armen er geschlafen hatte, hatte sich kaum gerührt und einen Augenblick ruhte der Blick der blassgoldenen Augen nahezu liebevoll auf den entspannten Zügen des gefallenen Engels, ehe der Blick zu einem der Fenster glitt. Es war nicht Tag geworden, würde es wohl auch niemals, nur fahles ungemütliches Licht einer längst vergangenen Sonne spendete Helligkeit. Rosiel schauerte es, er fror unwillkürlich und stand auf, die Flügel dabei ausstreckend und ging zum Fenster um nachdenklich nach draußen zu sehen. Rosiel wirkte, wie er da so gedankenverloren stand, wie eine Glasstatue, beinahe immer noch heilig, auch, wenn er nun seine Unschuld nicht mehr hatte. Bitter krallte sich eine Hand in einen der schweren Damastvorhänge. Besudelt. Doch warum nur konnte er keine Reue empfinden? Gefiel es ihm etwa, dieses kleine sündige Geheimnis? Er drehte sich verkrampft zur Seite, als der schmale Strahl des fahlen Lichtes auf sein Gesicht fiel, presste ein Kissen auf seinen Kopf, nur um den Morgen zu verdrängen. Kurz noch, ein wenig Schlaf, ein wenig Traum noch, ein Entrinnen von dem Sein und dem Leben. Doch als plötzlich schlagartig die Erinnerungen von jener Nacht, jenem Gestern in ihn schlugen, wie eine Faust, die ihn schwer und hart im Gesicht traf, ihn aufschrecken ließ, setzte er sich eben so schlagartig und heftig auf und erbleichte gleichermaßen. Was...? Erst zögernd, doch schließlich umherblickend sah er doch den Engel dort am Fenster stehen, Rosiel. War es kein Traum, keine Einbildung gewesen? Es war real gewesen, doch war es nun so weit weg, so entfernt. So als wäre es zwar geschehen, aber vor Jahren, vor Jahrhunderten. Nun gab es kaum eine Chance, zu sprechen, zu dieser Person durchzudringen. Er schwieg schließlich. Nichts mochte mehr wie vorher sein. Sicher hatte Rosiel wieder seine vorherige Art ergriffen und er sollte das Gleiche tun. Doch er konnte nicht, er hatte sich verändert, irgendwo tief in ihm war etwas gebrochen, geheilt und auf eine andere Art verwachsen, als es sein sollte. Sich im Bett aufsetzend, nur bis zur Hüfte bedeckt, betrachtete er die schönen Flügel. "Wirst du mich jetzt verlassen?", sprach er noch schlaftrunken und ein wenig traurig, noch nicht seinen vollen Eifer von Stolz zurück ergriffen. Er lehnte sich zurück in die weichen Kissen. Es war ihm nicht recht, wenn Rosiel jetzt ging. "Bleib noch ein wenig bei mir...." Den Kopf zur Seite drehend presste er sein Gesicht zurück ins Kissen. "Bitte....." Er gähnte leise, schloss wieder die Augen, fast wieder in seine Träume versinkend. Nun waren sie zusammen und nichts anderes war real. Und nichts anderes konnte er wahrnehmen, zu mehr war er nicht fähig. Rosiel drehte leicht den Kopf, als er die Rührung vernahm und blickte ihn über die Schulter hinweg an. Die Worte, so schlicht sie auch anmuten mochten, entfachten ein warmes Gefühl in ihm, ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und hier war die Umschreibung engelsgleich treffender, wie nirgendwo anders. Kurz schritt Rosiel langsam zum Bett herüber und setzte sich an den Rand, sodass das eine Bein auf dem Bett angewinkelt war und das andere noch herabbaumelte, die Flügel noch immer gespreizt und wenige zarte Federn lösten sich dabei, glitten sacht herab und eine kam auf der bleichen Wange des dunklen Engels zum Liegen, brachte den betörenden Duft seines Besitzers zu ihm, beinahe, wie ein unglaublich zärtlicher Weckruf. "Nein, noch nicht", schwebten Rosiels Worte hin zu ihm und nichts hätte ihm in jenen Moment ferner gelegen. Er spürte, wie seine Wange sanft gestreichelt wurde, dachte vorerst, es wäre eine zarte Hand, die ihm die Berührung schenkte, doch als er, noch mit geschlossenen Augen danach tastete, fand er eine der schneeweißen Federn in seiner Handfläche wieder. Er ließ sie aus der Hand gleiten, sie fiel lautlos zu Boden, dann streckte er sich schlaftrunken, spannte für einen kurzen Moment die gesamten Muskeln des Oberkörpers stark an, entspannte sich wieder und schüttelte die Haare aus seinem vom Schlaf noch etwas geröteten Gesicht. Neben sich tastend ergriff er die halbleere Schachtel, steckte sich eine Zigarette an und zog genüsslich an dem starken Tabak. Seine langen Wimpern die Augen halb verhüllend, in Gedanken kurz war er versunken, der Blick leer und glasig. Die weiche, dünne Decke rutschte langsam von seinem Oberkörper herunter, hing spärlich ihn bedeckend auf seinen Schenkeln, seine Lenden streichelnd. Er atmete tief und schwer die eiskalte, fast von Dunst beseelte Luft ein, sie zischte durch seine Lungen. "Rosiel..." Er warf die Decke beiseite, erhob sich mit einem Mal. Die Dunkelheit fraß ihn auf. Sie war überall um ihn herum, sie umgarnte, umspannte ihn wie ein unsichtbares Seil, das in sein Fleisch schnitt. Wie als stünde man vollkommen nackt im Schnee, so fühlte es sich an. Sein ganzer Körper war überrieselt von einer Gänsehaut, es schauderte ihn. Am Kopf des Bettes stand noch eine halbe Flasche Chianti, er packte sie, fast schon im Affekt und nahm einen großen Schluck, wischte sich über den Mund und seufzte. Vollkommen nackt stand er mit dem Rücken zu dem schönen Engel, welcher sich wieder dem Fenster zugewandt hatte. "Hast du es nicht satt? Hast du dein Leben nicht satt? Eingepfercht in die komplexe Aufteilung von Himmel, Hölle, von Gut, Böse, Rein und Verdorben. Dort oben muss es blendend hell sein, dass einem die Augen verbrennen ... und hier unten ist es so finster, dass du es quasi auf deiner Zunge schmecken kannst. Ich habe das alles so satt..." Seine Stimme war aufgebracht, doch gleichzeitig wurde sie tiefer und leiser. "Ich will, dass die Welt zu einem Ort wird, an dem jeder die Verantwortung spüren kann, die seine eklige, widerwärtige Seele mit sich bringt. Der ganze Schmerz und all diese unnatürlichen, verworrenen Kreaturen waren einst Engel oder Menschen. Jeder lädt hier seinen Müll ab, als wäre das hier ein schwarzes Loch, das alles aufsaugt. Aber das ist es nicht. Entweder sorge ich dafür, dass die Engel ihren verdammten Kindern und ihren eigenen Abartigkeiten wieder ins Gesicht blicken ... oder ich fliehe an einen Ort, an dem es nichts dergleichen gibt. Aber so einen Ort ... habe ich bisher nicht gefunden ... Einen Ort, an dem mich nichts mehr an den Himmel oder die Hölle erinnern KANN." Rosiel, noch immer auf dem Bett sitzend zog die Beine an den Körper und bettete das Kinn darauf, während er Luzifer beim Reden zuhörte. "Mein Leben satt...", murmelte er und es war nicht zu deuten, ob das ein Ausspruch der Empörung, der Zustimmung, oder der Resignation war. "Ja, es ist manchmal sogar schrecklich hell, so hell, dass ich die Dunkelheit dieses Ortes, wenn auch als trostlos, als angenehm empfinde ... verschlingend ... angenehm verschlingend..." Niedergeschlagenheit, etwas, was man bei dem schönen Engel selten sah, machte sich auf dessen Zügen breit, dann schwieg er eine Weile. "So einen Ort gibt es nicht, Morgenstern", flüsterte er dann beinahe. "Noch nichtmal auf der Erde." "Wenn ich sie alle töten würde.", fuhr der dunkle Engel fort, ohne auf Rosiels Worte einzugehen, "wenn es niemandem mehr gäbe, auf dieser Welt ... Wenn ich sie alle zerfleischen oder verbannen könnte ... Gäbe es wieder einen solchen Ort. Einen perfekten, makellos schönen Ort, den niemand zerstören könnte ... denn es wäre niemand mehr da, der ihn beschmutzen könnte." Er leckte sich über die Lippen, eine fanatische Leidenschaft flackerte in seinem Blick, und drehte den Kopf, um in Rosiels Augen zu sehen. Ein irres Grinsen breitete sich auf seinen schmalen Lippen aus. "Und DICH nehme ich mit dorthin. Du bist der Anfang und du wirst zusehen können, wie ich Stück für Stück diese Welt auseinandernehmen werde. Mit meinen blanken, bloßen Händen werde ich jedem, der sich mir in den Weg stellt, das Herz herausreißen, egal, was eben nötig ist, damit du und ich einen Ort haben, an dem niemand, NIEMAND uns mit seinen dreckigen Gefühlen, seinem Verlangen, seiner Achtung oder seinem Hass, all diesen Dingen, die jeder wie ein Gift ob er nun will oder nicht, ausstrahlt belästigen kann." In seinen Augen glänzte etwas gänzlich Wahnsinniges, wie Funken sprühte es, wenn er davon sprach. Die Hand zu einer Faust ballend ließ er kurz die Lider niederfallen, bevor er den Kopf wieder emporhob, um in die Dunkelheit zu blicken. Schließlich, wortlos, hob er seine Hose vom Boden und kleidete sich an. "Ich werde den Himmel stürmen, danach die Menschen auslöschen und schlussendlich meine Gefolgschaft dem heiligen Licht aussetzen. Sie werden alle verrecken, wie Fliegen werde ich jeden einzelnen von ihnen zerdrücken." Er fuhr sich durchs Haar. "Ich werde heute damit anfangen. Mach du was du willst. Auf welcher Seite bist du, mein Licht...?" Er beugte sich zu Rosiel hinunter, fing wieder seine Locken mit den Fingern auf und hauchte gegen seine vollen, sinnlichen Lippen. "Willst du bei mir bleiben? An meiner Seite denen da oben in den Arsch treten?" Er strich mit der Hand über seine Seite. Langsam hob Rosiel den Kopf. War Luzifer wahnsinnig geworden? Das musste es sein und er, Rosiel, schien Schuld daran zu sein. In jedem anderen Moment hätte es seinem Ego nur einen weiteren Kick gegeben, nur in diesem ... da war etwas, was ihm an der Sache nicht gefiel. Es war nicht so, als hätte er ein Herz für ihm Unterstellte, ihm Niedere, aber alleine? So ganz ohne Wesen, die ihn umschmeichelten, bedienten, oder seinen Glanz reflektierten? Ohne Katan? Nein, das konnte er nicht, der Cherub war ihm wichtig, ans Herz gewachsen. "Luzifer", sagte er ohne, dass er wusste, was genau er sagen wollte. "Beruhige dich wieder, bitte, du bist aufgewühlt..." Auf die Frage wich er aus. Wollte er an der Seite des Gefallenen bleiben? Seine Seele dadurch noch mehr schwärzen? "Luzifer...", setzte er dann abermals an und klang fast flehend dabei, "Ich brauche meinen Katan, ohne ihn würde ich eingehen, das verstehst du nicht", fügte er leise hinzu, beinahe schon einen abfälligen oder eifersuchtsgetränkten Kommentar des Höllenfürsten erwartend. Erzürnt von diesem Widerspruch, hilflos in seiner mächtigen und doch so zerrütteten Art, wusste er nicht, was er sagen oder tun sollte, wie er Rosiel das sagen ließ, was er hören wollte. Er schlug ihm heftig und fest ins Gesicht, knurrte, Rosiel jedoch schrie nicht auf, die Wucht des Schlages ließ ihn stürzen, auf den kalten Boden. Seine Wange brannte und mit aufgerissenen Augen führte er die Hand zu der brennenden Wange. "WAS!?" Schnaufend baute er sich vor Rosiel auf, sein Leib zitterte. Die Flasche nach in seiner Hand riss an einigen Stellen auf, so fest war sein Griff. Er wandte sich für einen Moment ab, griff zu eben jener Flasche, nahm einen Zug und hätte sie Rosiel am liebsten gegen den Kopf geschleudert, doch etwas in ihm ließ ihn zögern. Sein makelloses Gesicht entstellt von Scherben, blutig überströmt. Was für ein Anblick wäre das gewesen? Doch nein, er wollte ihn nicht entstellen. Er wollte sich an diesem Gesicht, an diesen Augen, diesem Mund und dieser Haut laben und ihn nicht zu einem widerlichen, missratenen Opfer der Finsternis und seiner eigenen Wut machen. Luzifer bebte regelrecht. "Katan ... Katan ... wer soll das sein? Dein Hund hat einen Namen? Es ist doch nur ein Hund, Rosiel, er liebt dich nicht und wird dich nie lieben. Glaubst du etwa, er würde dich lieben?" Rosiel zitterte, als er sprach. "Er vergöttert mich." Verzweifelte Arroganz lag in seiner Stimme. "Er vergöttert mich, er liebt mich..." Oder war das nicht gänzlich gleich? "Tss ... wahrscheinlich bist du wirklich so eitel, dass du lieber all diesen Scheiß erträgst, nur, damit dir andere die Stiefel lecken..." Sich ruckartig umdrehend schleuderte er die Flasche direkt an Rosiels Kopf vorbei. Sie zersprang in tausend kleine Stücke an der Wand. "Du bist doch nur einer von denen., genau so ein missratenes Stück Scheiße, wie all die anderen Engel ... Ich sollte dir die Flügel ausrupfen lassen, damit du befreit bist von dieser Last." Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Du bist doch nur eifersüchtig", murmelte der Anorganische tödlich beleidigt und stand auf, noch leicht wankend von dem Schlag, suchte nach seinen Kleidern, fand auch etwas vor, was man zuvor in dieses Zimmer gebracht hatte. Nicht darauf achtend, was es war, begann er sich anzuziehen, in dem Bestreben, nun doch zu gehen. Sein Stolz ließ es nicht zu, bei einem Wesen zu verweilen, das so mit ihm sprach, ihn so behandelte. Auch wenn er sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte. Luzifer packte ihn, als er aufstand, zog ihn zu sich, zog ihn fest an sich, umarmte seinen immer noch unbekleideten Leib. "Ja, bin ich ... Ich bin wahnsinnig eifersüchtig ... Wenn ich dieser Katan wäre, ich wäre längst über dich hergefallen ... Ich hätte dich längst mein Eigen gemacht..." Was für ein törichtes Wesen musste dieser Katan also sein? Ein Narr. Doch wieso war Rosiel so furchtbar abhängig von ihm? War das eine reine, platonische, sündenfreie Liebe? Das glaubte er nicht, das konnte nicht sein. Zwischen den Beiden war nur vieles nicht ausgesprochen. So ein Wort fiel Luzifer ein. "Respekt" war es und "Ehrfurcht" Er musste lachen. Er presste Rosiel fest an sich, vergrub das Gesicht in seinen Haaren, schnupperte an ihm. Er duftete nach wie vor herrlich. Rosiels ganzer Körper versteifte sich, als Luzifer ihn an sich zog und er nahm eine angespannte, arrogante Körperhaltung ein, schnaufte empört. "Wenn ich dich gehen lasse, versprich mir, dass du dich von deinem süßen Katan endlich mal ficken lässt", hauchte er. "Sonst bin ich ihm schließlich immer noch überlegen ... willst du dich etwa nach mir sehnen? Ja, du wirst dich bestimmt nach mir sehnen.. nach meinem Schwanz tief in dir, nach der Wärme und der Innigkeit, der Verschmelzung zweier Seelen zu einem Einheitsbrei, zu etwas, das nicht zu trennen ist." Rosiel gehörte ihm. Er hatte ihn entjungfert, er hatte ihm seine Unschuld genommen. Niemals würde ihm jemand DIESE Erinnerung nehmen können. "Was willst du dagegen tun? Du WIRST dich nach mir sehnen bis ein anderer Mann dich mit viel mehr füllen wird ... Aber dein kleiner Katan kann das nicht." Er ließ ihn los und fing an, wie irre zu lachen, strich sich die Haare nach hinten. "Rosiel, wie töricht von dir zu glauben, du könntest jemals wieder zu ihm zurück und der selbe sein wie früher ... du Narr!" "Katan würde es niemals wagen mich anzurühren, er hat mehr Anstand und Reinheit im Leib, als wir beide zusammen. Eher würde er sich die Flügel ausreißen, als mich zu beschmutzen, wie du es getan hast." Rosiel ließ keinen Zweifel daran, wie viel der Cherub ihm bedeutete. Vielleicht spielte er auch absichtlich ein bisschen mit dem Feuer, nur um Luzifer weiter eifersüchtig zu machen, seine kleine Art der Rache. "Ich kann jeder Zeit zu ihm zu ihm zurück. Wann immer ich es wünsche." Ein leises arrogantes Lachen kam ihm über die Lippen. "Wer weiß, vielleicht lasse ich mich ja wirklich einmal von ihm ficken..." Die Zeit floss dahin, zu schnell, und bald mussten sie sich lösen. Rosiel musste zurückkehren, fort oben vermisste man ihn sicher schon. Luzifer hatte ihn beinahe nicht gehen lassen, es hatte an Rosiels ganzer Überzeugungskraft gelegen. Sein Mund hatte widersätzlich zu seinem Herzen gesprochen. Denn das hielt der Höllenfürst weiterhin hier unten gefangen. Kapitel 7: Gedanken ------------------- Er setzte Tee auf. Um diese Uhrzeit. Ungefähr zur späten Mittagszeit, eher schon Nachmittag konnte man es nennen. Zu dieser Uhrzeit bevorzugte Rosiel-sama seinen Tee. Wo war er nur geblieben? Schon einige Tage war er fort. Wie viele waren es wohl gewesen? Er hatte die Tasse genau an den Platz gestellt, an dem Rosiel-sama immer saß. Er hatte auch einen kleinen Teller mit Gebäck bereitgestellt. Sein Herr liebte vor allem die sogenannten "Engelsaugen" mit der Konfitüre in der Mitte. Er beobachtete ihn öfter dabei, wie er genüsslich das rote Süß von dem Plätzchen schleckte. Katans Handgelenk zitterte, er packte es sofort mit der anderen Hand, schluckte seine unregelmäßige Atmung herunter. Er war nervös, beunruhigt. Er durfte aber den Tee nicht vergießen. Kurz schloss er die Augen. Seine Wimpern waren lang und hell. Rosiel ... wo seid Ihr bloß? So goss er also den Tee ein und hielt inne. Er würde kalt werden und dann würde er ihn wegschütten. Aber er wartete dennoch, dass Rosiel kam und ihn trank. "Rosiel..." Er flüsterte den Namen ehrfürchtig. Rosiel wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, um zurückzukehren, es war bereits später Nachmittag, als er die Tore des Palastes passierte, unbemerkt, er wollte wohl das erste Mal in seinem Leben nicht auffällig wirken. Ein Engel konnte nicht gesehen werden, wenn er nicht gesehen werden wollte. Besonders für einen Engel seines Ranges war es ein Leichtes, alle anderen zu täuschen. Dass man sich wohl eher erleichtert gezeigt hätte, hätte er sich zu erkennen gegeben, dieser Gedanke kam ihm gar nicht. Er fühlte sich so unendlich schmutzig und müde ... Unendlich müde. Wenig später schlüpfte er nahezu lautlos durch die großen Türen seiner Gemächer, schon von Weitem spürte er die Anwesenheit seines treuesten Untergebenen und ein mattes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als die Silhouette des großen Cherub in Sicht kam. Unterschwellige Wärme breitete sich in seinem kalten Körper aus. Er kam nach hause. Endlich. Jetzt wurde alles gut. "Katan", rief er leise, beinahe wie ein verlorenes Kätzchen nach seiner Mutter rief. Dabei war er sich seines eigenen Anblickes nicht bewusst, die dunkle, beinahe aufreizende Kleidung, das zerwühlte Haar und ein Hämatom im Gesicht, wo Luzifer ihn jüngst geschlagen hatte, welches einfach nicht so schnell heilen wollte, wie der engelhafte Körper es sonst vermochte. Katan wandte sofort den Kopf, als er die ihm so vertraute Stimme hörte. Seine Augen weiteten sich für einen Moment, tatsächlich blickte er Rosiel an, wie ein Kind, oder viel mehr wie ein Liebender, der endlich das Ersehnte vor sich stehen hatte. Doch er lächelte nicht ein mal. Er schenkte nur den Tee zu Ende ein und fügte dem Ganzen, wie gewünscht, ein Stück Zucker bei. In sich hinein lächelte er tatsächlich. "Ihr seid zurück." Seine Stimme war ruhig und leise, doch sein Herz klopfte. "Ich habe Euren Tee angerichtet ... Wie immer." Rosiel lächelte ein schmales Lächeln, kam dann wortlos näher und ließ sich nieder, dankbar im Innersten, dass Katan sich nicht erschrocken über seinen Aufzug zeigte. Während Katan sich kurz entfernte, starrte er auf das angerichtete Teeservice. Porzellan, makellos, unberührt, akkurat und adrett. Ganz so, wie er sich im Inneren nicht mehr fühlte. Nach geringer Zeit kam der Cherub wieder mit einem Kasten, rückte einen Stuhl etwas näher an den Rosiels und begann dann, bevor er noch seinen Tee trank, sanft, ja liebevoll ohne weitere Worte dessen Gesicht abzutupfen mit einem speziellen Öl, das die Röte und die wunde Stelle bald heilen würde. Er wagte noch nicht einmal, mit den Fingern über seine Wange zu gleiten. Kurz darauf bedeckte er die gerötete Wange auch wieder mit feinstem Puder, so dass es genau so ebenmäßig und makellos aussah, wie an jedem anderem Tag. Er sah zu seinem Herrn hinunter. Seine Augen brannten, innere Verzweiflung überkam ihn, er fühlte sich so Fehl am Platze an diesem Ort, diesem hellen reinen Ort, er fühlte sich gerade nicht einmal mehr würdig, von den sanften Händen seines geliebten Cherub berührt zu werden. "Gibt es noch andere Wunden zu versorgen?", fragte dieser leise. Seine Stimme glich einer hauchzarten, beruhigenden Melodie, während seine Hand prüfend über die andere Wange geisterte, wie um verborgene Verletzungen aufzuspüren. Rosiel überkam ein Schwindel überkam und er fauchte plötzlich harscher als beabsichtigt: "Nimm deine Hände weg!", während er dessen Hand wegschlug. Katan zuckte zusammen und zog seine Hand zurück. "Vergebt mir, Herr", sagte er sanft. Und schon überkam den anorganischen Engel Reue. Trotz seines Ausbruchs sprach er so sanft zu ihm, als wäre nichts gewesen. Womit hatte er diesen Mann nur verdient? Im nächsten Moment vergrub der anorganische Engel schluchzend das Gesicht in den Händen und sackte in sich zusammen, die Erlebnisse der letzten Tage, die ihn so aufgewühlt hatten, überkamen ihn mit einem Mal, brachen nach draußen und Rosiel, der vor Katan noch nie geweint hatte, war es plötzlich gleich. Ruhig stand der Diener nach wie vor auf seinen Herrn herabsehend. Kurz schwieg er, als Rosiel vor ihm anfing, zu weinen, wie ein Kind. Katan zwang sich in seiner Ruhe zu verharren, doch ein wenig wirr erschien es ihm, Tränen auf dem Gesicht des sonst so kühl anmutenden Engels zu sehen. Was mochte das Richtige sein, um Rosiel-sama zu trösten? Zu gerne hätte er ihn bei den schmalen Schultern gefasst, hätte ihn an sich gezogen und ihm durch das weiche Haar gestrichen, tröstend, beschützend, doch das wagte er nicht. Er wusste ja nicht einmal, vor was er ihn denn beschützen sollte. So zog er nur ein Taschentuch aus seiner Tasche, aus weicher, sauberer Seide, senkte sich, seinen Unmut überwindend, Rosiel mochte ihn deswegen schlagen oder in Ketten legen, dies war ihm nun doch ziemlich gleich, zu seinem anmutigen Herrn herunter, packte seine Hände, um sie von dem wieder geröteten Gesicht wegzuziehen und tupfte sehr sanft, beinahe mit ehrwürdiger Liebe diesem Gesicht gegenüber die kristallfarbenen Tränen, die schimmerten wie gläserne Perlen, weg. Er wagte nicht, ihn mehr zu trösten. Ihm durchs Haar zu fahren oder hineinzugreifen, oder seine Wange zu berühren. Er blickte ihn nur aus unendlich sanften Augen an, während er die Augen des Engels trocknete. Sollte er hinterfragen, was passiert war? Zu gerne hätte er es gewusst. "Herr ... wünscht Ihr, Euch auszuruhen?" Vielleicht wäre es genau das gewesen, was Rosiel sich gewünscht hätte, berührt zu werden, gehalten zu werden. Aber der letzte Rest Stolz in ihm verhinderte, dass er sich seinem Cherub einfach in die Arme warf und sich gänzlich vergaß. Wie durch einen Schleier drangen Katans sanfte, streichelnde Worte zu ihm durch, er sah diesen nicht an, als er antwortete, mit einer Gegenfrage. "Was siehst du, wenn du mich ansiehst, Katan?" "Was ich sehe?”, wiederholte er langsam, wie um sich zu vergewissern, dass er die Frage richtig verstanden hatte, “Ich sehe meinen Herrn, der aus einem mir unbekannten Grund an unendlicher Trauer leidet..." Seine eigene Stimme war ein wenig leise, in Sorge getaucht. Was war mit ihm passiert? Mit dem schönen, unverletzbaren, unberührbaren Rosiel? "Ich weiß nicht, was Euch geschehen ist, wo Ihr wart und ... weshalb Ihr so zerbrochen vor mir sitzt, aber es missfällt mir ... Wenn ich erlaubt bin, dies zu sagen." Er faltete das Taschentuch wieder zusammen, legte es neben dem kostbaren Teegeschirr auf den Tisch, dann wandte er sich ab, lief zum Fenster und zog die weiße Gardine ein wenig zur Seite, damit etwas mehr Licht den Raum fluten konnte. Komplett in Weiß und Silber gehalten war dies Rosiels Reich, es spiegelte seine eigene Lieblichkeit, seine Klarheit, seine Reinheit. Doch eben jetzt wirkte Rosiel wie fehlplaziert in diesem schillernden Weiß des Tageslichts. Katan zog spontan den schweren Vorhang vor die Gardine, der Raum war nun erfüllt mit Zwielicht, er verbarg die schwere Sonne vor seinem Herrn, er glaubte nicht, dass Rosiel sich im Moment wohlfühlte, wenn diese glänzenden Strahlen ihn bedrängen würden. Ein leises, langes Seufzen entfuhr Katan, er lief zurück zum Tisch, er senkte demütig den Kopf vor Rosiel. "Entschuldigt. Ich habe nicht das Recht zu sagen ob es mir gefällt oder nicht, was für eine Phase Ihr durchleidet. Ich wünsche mir jedoch tatsächlich, dass es Euch besser geht, als jetzt." Er war bemüht um Worte, aber es war schwer zu formulieren. "Ich ... sorge mich wohl." Während Katan zum Fenster ging, presste Rosiel die bleiche Hand vor die zitternde Unterlippe, versuchte so das Zähneklappern zu unterdrücken, das ihn befallen hatte. Er fühlte sich gerade hundselend um es einmal grob auszudrücken. Wenn Katan wüsste, was geschehen war ... Würde er schweigen? Sich abwenden? "Ich möchte schlafen", flüsterte er, kaum hörbar. Schlaf war heilend. Würde ihn für den Augenblick vergessen lassen, dass er sich ohne den Höllenfürsten mit einem Mal unvollkommen und leer fühlte. Katans entschuldigende Worte nahm er nicht einmal zur Kenntnis. Wie sonst auch ward Katan ungehört, wenn er ein paar Sätze sprach, die ihm auf dem Herzen schwer gelegen hatten. Manchmal sagte er etwas, sprach frei zu Rosiel, überwand diese übergroße Distanz und sagte ein, zwei Dinge, die er in seinem Inneren als wichtig empfand, die er tatsächlich dachte. Doch Rosiel hatte eben jenes Talent, genau diese Momente auszublenden und zu überhören, welch große Zuneigung Katan für ihn hegte. Es war auch gänzlich gleich. Katan war nur sein Diener, sein Sklave, war dafür geboren, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, ihn zu umsorgen, doch glücklich machen konnte er ihn nicht. Was auch immer Rosiel widerfahren war, er würde es nicht erzählen. Mit einem leichten Stich im Herzen, dem Gefühl, wenn man ignoriert wird, ging Katan das Bett vorbereiten. Das Laken straffen, die Decken aufschütteln, die Kissen ordentlich zusammenlegen. Er zog die Vorhänge in diesem Zimmer zu, es war dunkel. Er entzündete ein Räucherstäbchen, ein paar Kerzen neben dem Bett, zufrieden mit seiner Arbeit. Die Leere, die entstanden war als Rosiel-sama fort gewesen war hatte sich mit dem üblichen unwohlen Gefühl vermischt und doch auch mit der Freude über sein bloßes Dasein. Katan stieß ein langes, zittriges Seufzen in das fahle Zwielicht. Sein Herz füllte sich mit Wonne, nur vom Anblick seines Herrn. Diese übermäßige Zuneigung ließ ihn vergessen, dass Rosiel ihn nur behandelte wie einen Hund. Der Engel verließ das Schlafgemach, begann, das Teeservice abzuräumen. "Eurer Bett ist vorbereitet ... Bitte ruht Euch aus." Wie in einem Fiebertaumel erhob der Engel sich und überwand die Distanz zu seinem Schlafgemach mit schweren gebeugten Schritten. Der Weg kam ihm quälend lang vor und schließlich ließ er sich in der Kleidung, die er trug unendlich erschöpft auf das Bett fallen und der Schlaf ... Er kam schnell und drückend. Bald wurden seine Atemzüge gleichmäßig, beinahe schlief er wie ein Toter, rührte sich nicht mehr. Eine Weile noch blieb Katan bei ihm, wagte es nicht, ihn zu verlassen, ehe er die tiefen und regelmäßigen Atemzüge vernahm. Er selbst war müde, hatte er doch die letzten Tage kaum geschlafen und doch durfte er sich den Schlaf nicht erlauben. Der Cherub zögerte, dachte nach. Sollte er Alexiel eine Nachricht zukommen lassen? Sie hatte sich sehr gesorgt in der letzten Zeit, auch wenn man es ihr nicht unbedingt ansah, da sie unbeirrt Stärke und Selbstsicherheit ausstrahlte. Er biss sich auf die Unterlippe. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Herr jetzt schon auf eine solche Konfrontation erpicht wäre. Er fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits fühlte er sich dazu verpflichtet, andererseits hatte er Furcht, Rosiel würde ihm zürnen, wenn er ohne dessen Anweisung handelte. “Was soll ich tun?”, wisperte er und blickte auf seinen schlafenden Herrn herab, widerstand nur schwer dem Drang, die Hand auszustrecken und ihm die wirren Haare aus der Stirn zu streichen. Er selbst war so unglaublich müde ... Wenig später war er an Rosiels Bett herabgesunken in einen leichten Schlaf. Rosiel träumte wirr und intensiv. Wie ein Wasserfall aus Bildern spülten die Geschehnisse der vergangenen Stunden durch seinen Geist. Schrecklich und irgendwo erregend zugleich. Er träumte davon, wie er sich schamlos dem Höllenfürsten hingegeben hatte, wie sie es getrieben hatten, ein leises Stöhnen verließ seine Lippen, erstarb bald wieder. Die Bilder wechselten und machten einer alles verschlingenden Dunkelheit platz, drückende Dunkelheit und Rosiel fühlte sich gefangen, umschlungen von den starken Armen und den dunklen Schwingen Luzifers, ein grausames Besitz ergreifendes Lachen hallte in seinem Kopf wider, ehe er mitten in der Nacht erwachte. Das Zimmer war nun angenehm dunkel, nur sanftes Mondlicht schien herein und erhellte den Raum leicht schemenhaft. Rosiel strich sich eine wirre Strähne seines Haares aus dem Gesicht, ehe er sich umsah. Sein Blick fiel auf Katan, welcher an seinem Bett zusammengesunken war und ein liebevolles Lächeln umspielte seine Lippen, während er die Hand ausstreckte und dem Schlafenden zärtlich mit den Fingerspitzen über die Wange strich. Kühl fühlte sich die Haut an. Der anorganische Engel seufzte lautlos. Der Cherub erschien ihm so rein, so unbedarft. Und er? Dankte diesem Geschöpf seine Hingabe, indem er es mit dem Höllenfürsten persönlich trieb. Bei der Erinnerung daran erschien kurz ein entrückter Ausdruck auf seinem Gesicht, ehe er sich wieder fing. Nein, er musste das aus seinem Gedächtnis streichen, hier im Himmel hatten solche Gedanken nichts zu suchen. Hier im Himmel ... hatte alles seinen geordneten Platz, hier war alles rein und sauber. Hier herrschten Regeln und Sittsamkeit, Ordnung und Anstand. Und zum ersten Mal in seinem unendlichen Leben war Rosiel sich nicht mehr sicher, ob er das alles wirklich wollte. Kapitel 8: Wie ein schrecklicher parasitärer Trieb -------------------------------------------------- In seinem Schlummer duftete es nach Blumen. Der Geruch, den der anorganische Engel immer verströmte. Hyazinth, ein starker, betäubender Duft, der in ihn eindrang und ihn lähmte. Zarte Haut berührte sein Gesicht, es kitzelte ihn an der Stirn. Die blonden Wimpern hoben sich, er öffnete langsam die Augen, der Schlaf lag schwer auf seinem Blick, benebelt im ersten Moment verstand er nicht, wo er war und ob dies noch Traum oder bereits Wirklichkeit war. Katan hob zögerlich, schwindelbedrückt das Haupt und blickte Rosiel aus seinen hellen Augen her an, der dort aufrecht saß im Bett und auf ihn hinuntersah. War er etwa eingeschlafen? Erschrocken und beschämt senkte er das Haupt, starrte betreten auf das Bett und wartete auf seine Strafe. Doch plötzlich stach ihm etwas in die Nase, etwas ihn gänzlich aus seinen Gedanken Reißendes, wie ein Stich war es, ein scharfer Geruch, der aus der Richtung seines Herrn kam. Ein schwerer, stickiger Hauch von Schwefel gemischt mit einer sehr herben Note, die Katan völlig fremd war. Rosiel roch nach Mann. Nach einem fremden Mann. Es konnte nicht sein eigener Geruch sein. Es war Gestank eines anderen Mannes. Wie durch einen einzigen Ruck zerbrach in Katan mit einem unhörbaren Krachen, in seinem Innersten etwas entzwei, wie ein Dolchstoß in den Rücken oder mitten ins Herz fühlte es sich an, seine ganze Brust füllte sich mit Hitze, sein Kopf füllte sich mit eiskalter Wut. Verkrampft, verwirrt und benebelt erhob sich der Cherub, er taumelte dabei fast. Er starrte Rosiel an, er gaffte richtig in seine Richtung. Katan schnaufte. Eine widerliche Übelkeit stieg in ihm auf. Dort war Rosiel also gewesen. An einem Ort, wo dieser Mann, ein Fremder ihn angefasst, ihn mit seinem Geruch, ihn mit seinen Säften benetzt und befleckt hatte. Er wandte das Gesicht ab, seine Augen hatten sich mit menschlich anmutender kalten Wut gefüllt. "Ihr riecht nach einem Fremden, Herr. Alles an Euch. Eure Haare, Eure Haut. Es wäre Euch bestimmt unangenehm, wenn Fremde bemerken, dass ihr bei einem Mann wart." Seine Stimme brach beim letzten Teil des Satzes, aber er war gewillt, sich seine unmögliche Eifersucht nicht anmerken zu lassen. Er wollte für Rosiel wach bleiben, er wäre an Schlaflosigkeit für ihn gestorben. Doch, dass sein liebster Herr bei einem anderen Mann gewesen war erfüllte ihn mit Trauer. Rosiel zuckte beinahe zusammen unter den Worten Katans. Er fühlte sich ertappt, entblößt und mit einem impulsiven Wutschrei holte er aus und schlug dem Cherub mit der flachen Hand ins Gesicht, der Brustkorb hob und senkte sich heftiger, als man es nach so einer geringen Anstrengung vermuten mochte. "Wie kannst du es wagen?", zischte er erzürnt. Wie konnte er es wagen, so anmaßend daher zu reden? Eine Weile lag drückende Stille im Raum und Rosiel fand plötzlich zu seiner alten Persönlichkeit zurück. Tat, als wenn nichts gewesen wäre, als bemerke er die Röte nicht, die sich ob des Schlages rapide auf der Wange des Cherubs ausgebreitet hatte. "Lass mir ein Bad ein", ordnete er mit kalter Stimme an. "Mit Rosenblüten und Lotusmilch." Bewusst ging er nicht auf die Andeutungen Katans ein, hatte dieser doch völlig ins Schwarze getroffen. "Und danach, Katan...", beinahe zärtlich strich die zierliche Hand über die gerötete Wange, der Tonfall beinahe lieblich, "werde ich dich bestrafen müssen ... Man redet nicht ungefragt über Dinge, von denen man nichts versteht." Zitternd stand er da, seine Wange hochrot von dem Schlag, er starrte nur auf den Boden, er antwortete nicht, er starrte nur den Grund an. Er hatte es doch nicht aus der Absicht heraus gesagt, Rosiel zu kränken oder über ihn richten zu wollen. Er war ein Idiot gewesen, überhaupt das Wort erheben zu wollen. Er war ein Idiot, ein absoluter Tor! "Ja, Herr", entkam es ihm mit bebender, bedrückter Stimme. Er verließ das Schlafzimmer mit schnellen Schritten, machte die Tür zu, lehnte sich mit dem Rücken daran, stöhnte leise auf. Schweiß war auf seine Stirn getreten, die hellen Haarsträhnen leicht klebrig nass. Er fuhr sich übers Gesicht, er fuhr sich durchs Haar. Was war los mit ihm? Er glitt über seine eigene Wange, schlug sich die Hand vor den Mund. Es war doch ein Schlag gewesen, ein Tadel, wieso also trug er dieses Gefühl des Glücks in sich? Rosiel hatte ihn berührt, mit solcher Kraft und Emotion, es war ihm gerade zu lieb, sich schlagen zu lassen. Sein Herr hatte ihn angefasst, er spürte die Hand schier immer noch brennend auf seiner Haut. "Rosiel", entkam es ihm in einem leisen Seufzen. Hochrot vor Scham und Erregung taumelte der Cherub ins Bad, um schließlich dem Wunsch des Engels zu entsprechen, das Wasser einzulassen, es herzurichten, wie immer, wie Rosiel es gern gehabt hatte. Während das Wasser langsam plätschernd die Keramik füllte und heißer Dampf in Wölkchen hochstieg, versuchte Katan sich zu beruhigen. Der Anblick des schönen, klaren Wassers. Katan rollte die Augen nach hinten, biss sich auf die Unterlippe. Er musste sich beruhigen. Doch wild und zerwühlt waren seine Gedanken und er versuchte die Vorstellung seines nackten Herrn nicht als erotisch zu empfinden, doch gerade war es schwer. Er wünschte, Rosiel würde ihn nicht mehr schlagen, ihn nicht berühren. Es entflammte in Katan ein viel zu großes Feuer, es machte ihn irre. Er lehnte die Stirn an die kalten Fliesen der Wand, sie kühlten seine Haut, sie machten ihn ein wenig glücklich, er schloss die Augen, während er die Hand beinahe krampfhaft in seinen Schritt presste, wie, um seine Erregung am emporsteigen zu hindern. Mit zusammengekniffenen Augen folgte der Blick Rosiels der Gestalt Katans, welche im Badezimmer verschwand, dann war er einen Augenblick allein. Biss sich auf die Unterlippe und zog die Beine an. Hatte er ihm etwa Unrecht getan? Nein! Katan hatte sich, wenn auch nicht unbedingt beabsichtigt eine Unverschämtheit erlaubt und er musste lernen, dass man mehr auf seine Worte achten sollte, ehe sie den Mund verließen. Nach einer ganzen Weile erhob er sich mit einem leisen Rascheln und tapste mit nackten Füßen in das luxuriöse Bad, wo Katan wohl gerade fertig geworden war. Diesen vorerst nicht beachtend, ließ er sich am Wannenrand nieder und fuhr mit Zeige- und Mittelfinger durch das wohl duftende Wasser, dabei nicht bemerkend, wie der Blick seines Dieners jeder seiner Bewegungen folgte. Das Wasser hatte genau die richtige Temperatur. Dann erhob er sich wieder leicht und ließ den Überwurf von seinen Schultern gleiten, öffnete das Nachthemd und selbiges gesellte sich mit dem Rascheln von teurer Seide zu den Überwurf. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ sich Rosiel kurz darauf ins Wasser gleiten, mit einem leisen Seufzen des Wohlgenusses. Wie ein Schleier breiteten sich die kristallenen Locken um ihn aus - er hatte darauf verzichtet, sie hochzustecken, insgeheim nahm er sich das, was der Cherub gesagt hatte doch zu Herzen. Der Gestank nach Unterwelt sollte völlig von ihm gewaschen werden, auch, wenn er die Note Luzifers wohl niemals wieder von seinem Körper bekäme, wo dieser ihn doch entjungfert und besessen hatte. Ein leichter Schauer überzog seinen Körper bei diesem Gedanken. "Du kannst dich zurückziehen", murmelte er, als würde er der Anwesenheit Katans gerade jetzt erst wieder gewahr. Katan schwieg, drehte sich weg, verließ das Bad, schloss leise die Tür und schritt dann ohne weiter zu denken hastig in sein eigenes, kleines Zimmer. Er versuchte die Tür nicht zu heftig zu schließen, warf sich aufs Bett. Das Zimmer war dunkel, nur ein Bett, eine Kommode standen dort, mit ein paar Kleidungsstücken zum wechseln, einem Kamm, einem Spiegel. Nicht viel eben, aber er brauchte auch nicht viel. Wozu auch? Sein Lebenssinn bestand daraus, seinem Herrn zu dienen. Katan griff sich mit einem leisen Keuchen in den Schritt, ziemlich grob, öffnete die Knöpfe, schloss die Augen, das Gesicht ins Kissen drückend, es gerade zu darin vergrabend. Seine Hand glitt in seine Hose hinein, ohne große Umwege in seine Unterwäsche. Er ergriff sein bereits steifes Glied, presste die störende Hose dabei mit der anderen Hand von seinen Lenden herunter. Sich mit schneller Bewegung auf und ab reibend keuchte er unterdrückt in das Kissen hinein, seine Stirn benetzte sich mit feinsten Schweißperlen, Röte stieg in sein Gesicht. "Rosiel-sama..." Keuchend ergab er sich seiner Fantasie, seiner Gier nach seinem Herrn, rieb und pumpte seinen Schwanz immer schneller, heftiger und härter, drückte die Hüften gegen das Bett, hob und senkte sie und presste sie gegen den Untergrund, konnte sich kaum halten vor Lust, die in ihm aufgeflammt und aufgekeimt war wie ein schrecklicher, parasitärer Trieb. "Ros...iel.." Völlig aufgelöst in seiner Lust war er fast soweit sich in seiner Hand zu ergießen, sich selbst von diesem schrecklichen Zustand des Überdrucks zu erlösen. Seine Gedanken waren erfüllt von Rosiel, seinem süßen Blumenduft, seinen glitzernden, schimmernden Haaren, seinen zarten, roséfarbenen Lippen, seinem geschmeidigen, fahl wirkenden Körper. All das, diese Reinheit, dieses Ideal der Schönheit presste sich in seinen Leib, in seinen Kopf und ließ ihn mit einem Aufstöhnen kommen. Doch eben gerade in diesem schönen, von Wolle erfüllten Moment, in dem er in das Bett zurücksinken und ruhen wollte, sich wieder fangen wollte drang Rosiels Stimme kalt und hart in seine Ohren, er riss die Augen auf. "Leg deine Kleidung ab", sagte er mit zitternder Stimme, "und dann komm zu mir." Beschämt und müde lag er einen Moment noch da, als Rosiel schon das Zimmer verlassen hatte. Ihm war ganz übel zumute. Er schämte sich. Aber er würde seine Strafe annehmen, gänzlich und vollkommen hatte er sie ja verdient. Sein Herr hatte nach ihm gerufen, mit Sicherheit, er hatte ihn vor lauter eigenen Geräuschen und Bedürfnissen überhört. Rosiel hatte einen Augenblick gebraucht, ehe er realisiert hatte, was sich vor seinem Auge abspielte. Ein Glas Rotwein, das war es was er gewollt hatte. Es war vergessen. Einzig und allein der Anblick seines Dieners war es, der seinen Geist füllte. Wie er sich, das Gesicht gerötet, selbst berührte und dabei stöhnte - seinen, Rosiels Namen, stöhnte. Ihm drehte sich alles. Das konnte, durfte nicht sein! Hatte Luzifer etwa Recht behalten? Eine Weile hatte er ihn dabei beobachtet, nicht fähig, sich zu rühren, etwas zu sagen, ehe er wieder zu sich fand, in dem Moment, in dem der Cherub den Höhepunkt erreichte. So hatte er sich ohne jedes weitere Wort umgewandt, schritt in seine Räumlichkeiten, zu einem Schrank, in dem er verschieden gearbeitete Gerten und Lederpeitschen aufbewahrte. Handschellen waren nicht nötig, Katan würde es nicht wagen, sich ihm zu widersetzen. Rosiel griff nach einem Wildlederhandschuh, den er sich überstreifte, ehe er den Zeigefinger leicht über die dort aufgereihten Peitschen gleiten ließ. Er hasste es, Katan weh zu tun, hatte es schon immer gehasst. Aber wie es schien, war er zu lange gnädig gewesen. So entschied er sich für eine lange geflochtene Lederpeitsche, nahm sie aus ihrer Halterung und ließ sich dann in einen Sessel aus dunkelblauem Samt sinken. Wie erstarrt erhob sich Katan, warf seine Kleider nieder, fröstelte. Nackt und völlig leblos im Blick verließ er sein Zimmer, folgte Rosiels Wunsch, ging zu seinem Herrn. Ihm war unglaublich kalt geworden, auf ein Mal, seine Brustwarzen waren steif und als er das Zimmer betrat senkte er den Kopf, sah seinen Herrn nicht an, schloss nur die Tür und wartete auf jegliche Befehle des Engels. Was hatte er nur getan? Rosiel hatte bisher keinen Grund gehabt, ihn zu bestrafen. Nicht mit viel mehr als Essensentzug oder Schlafentzug. Oder er strafte ihn mit Kälte und Ignoranz. Was Rosiel jetzt tun würde war Katan schleierhaft. Nackt stand er nun im Raum und wartete, schnaufte leise, seine Atmung hatte sich noch nicht beruhigt. Seine Hände verkrampften sich. Entgeistert bemerkte er zu spät, dass er sich die Hand nicht gesäubert hatte. Die weiße, klebrige Flüssigkeit benetzte immer noch seine Finger. Errötend biss er sich auf die Lippen. Rosiel ließ ihn noch eine Weile da stehen, ließ ihn in seinem Unwohlsein. Dann erhob er sich, wobei der feuchte Stoff unerhört an seinem anmutigen Körper klebte, kam auf ihn zu, dann griff er mit der nicht behandschuhten Hand nach der seinen, wie als wollte er sich vergewissern, dass das wirklich das war, was es zu sein schien. Einen Moment rieb er Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander, dann schlug er Katan abermals ins Gesicht. Das Gesicht des Engels ruckte zur Seite, aber Katan gab keinen Schmerzenslaut von sich, fürchtete, damit alles noch schlimmer zu machen. Egal, was Rosiel nun tat, er hatte es wohl verdient. "Knie dich hin", befahl selbiger leise, während er selbst sich kurz entfernte und aus einer Schublade ein schwarzes seidenes Tuch holte. Er wartete, bis Katan seiner Anweisung Folge geleistet hatte und band diesem dann das Tuch geschickt um die Augen. Wie in Trance folgte der Cherub dem Befehl. Hatte er Angst? Hatte er keine Angst? Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber er ahnte etwas, das ihm Sorgen machte. Diese brutale, grausame Seite seines Herrn kannte er nicht. Er schloss nur die Augen und kniete sich hin. Er senkte den Kopf. Stillschweigend ließ er die Prozedur über sich ergehen, ließ sich die Augen verbinden. Er schluckte leise, kaum merklich. Ihm war immer noch eiskalt. Würde Rosiel ihn quälen? Würde er sogar so weit gehen, ihn töten? Nein, Schwachsinn. Das würde er nicht tun. Hoffte der Cherub zumindest in seinem Innersten. Doch wie leicht würde es für Rosiel sein, einen guten Ersatz für ihn zu finden? Er war doch nichts, er war nur sein Diener. Sein einziger Vertrauter. Warum nur fühlte er sich seinem Herrn plötzlich so unendlich fern? Es war nicht allein die Dunkelheit, hervorgerufen durch das Tuch, da war etwas Anderes... Katan würde sehen. Flehen würde er nicht. Er versuchte in der Dunkelheit, die ihn umgab Schutz zu finden. Seine Fingernägel pressten sich schmerzhaft in seine Schenkel. Rosiel umrundete Katan einmal, betrachtete ihn, wie er da so unterwürfig kniete. Er kniff die Augen zusammen, dann griff er nach der Peitsche, die er sich beiseite gelegt hatte. Fest umfasste die behandschuhte Hand den ledernen Griff, seine Augen glitten über die unberührte Haut des Rückens, dann wallte Zorn in ihm auf und er ließ die Peitsche auf seinen Diener niedersausen, mit einem lauten Knallen zwiebelte das Leder die Haut und ein roter Striemen blieb zurück. Noch setzte er nicht seine ganzen Kräfte ein. Wie hatte Luzifer es ihn gelehrt? Schmerzen mussten sich steigern lassen. Ein höhnisches und gleichsam sehnsüchtiges und wütendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er ausholte und die Peitsche erneut niedersausen ließ. Einen Moment hielt er inne, betrachtete den zweiten Striemen auf Katans Rücken. Katan war nur leicht zusammengezuckt, hatte sich zusammengenommen so weit es ging. Das machte ihn wütend. Mit einem Mal packte ihn die Raserei, als er an Luzifer dachte, daran, was sie getrieben hatten und daran, mit was er Katan erwischt hatte, obwohl er verzweifelt an dem Glauben festgehalten hatte, wenigstens ein Zeichen der Reinheit in seiner nahen Umgebung zu haben, etwas das in seiner Nähe war, damit er sich selbst weniger schmutzig fühlte. Bald schon verschwamm die Welt, wurde in Schwarz und Weiß getaucht und nur noch dieses intensive Rot, das sich bald über den ganzen Rücken seines Getreuen zog drang in seinen Geist, der Geruch des Blutes berauschte ihn gleichsam, wie dass er ihm die Übelkeit hochtrieb. "HNGH!" Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ seine Kehle, als würden ihn diese Schläge selbst treffen, nicht etwa den unterwürfig knienden Katan. Ihm entwich kein Wimmern, kein Keuchen, er biss sich auf die Lippen, dann die Zähne zusammen. Im Dunkel des Tuches kniff er die Augen zusammen, der Schmerz erschütterte ihn bis in die Knochen. Rosiels Stimme, Rosiels Atem, seine Präsenz, er spürte all dies nicht mehr, versuchte nur den knallenden Schmerz, der unbekannt und ohne Ansage sich in seine Haut und in seine Seele brannte, zu ertragen, zu überbrücken. Irgendwann würde es vorbei sein, es würde vorbei sein, gleich, gleich noch ein Schlag, das war bestimmt der letzte, der letzte, keiner mehr. Nein, bitte, keiner mehr! Katan stöhnte auf, er konnte sich nicht halten, der Kopf sackte herunter, er schrie auf, wollte den Schmerz herausschreien, wollte ihn herausbellen, wie ein Hund. Durch den Laut seines eigenen Schreies sich betrunken und immer betrunkener fühlend merkte er gleichzeitig, wie gut und angenehm es war, den Schmerz mit seinem eigenen, zittrig gebrochenen Stöhnen, seinem Hecheln und Schreien zu kompensieren. Je lauter er schrie, je schrecklicher der Schmerz wurde, je mehr er ihn nicht mehr halten konnte, desto mehr geriet er selbst in Rage, geriet in Ekstase. Sein Körper glühte, ihm war unglaublich heiß, er bebte wie schwächliches Laub, stützte sich mit den schweißnassen Händen auf dem eiskalten Boden ab, der ihm brennend, glühend vorkam. Warmes Blut floss seinen Rücken herunter, er atmete schwer, er rang nach Luft. Erst als ihn plötzlich einige Blutspritzer im Gesicht trafen hielt der Anorganische Engel inne. Wich keuchend, ein zwei Schritte zurück. Blut...? Hatte er tatsächlich so heftig zu geschlagen? So heftig hatte er doch gar nicht zugeschlagen! Einen Moment starrte er noch auf dieses Bild, dann überwand er diese kurze Distanz, wie ein Betrunkener fast, dann ließ er sich auf die Knie sinken, nahe seinem Diener und kam dessen Ohr ganz nahe, während die eine Hand zittrig über den geschundenen Rücken strich, dann wieder nach oben und schließlich kam die zierliche Hand schwerer, als es anmuten mochte in Katans Nacken zum liegen. "Katan..." Fast schon flehend klang seine Stimme, ein Hauch Verzweiflung schwang mit, seine Lippen streiften leicht den Wangenknochen, "Warum tust du mir das an?", hauchte er, "Warum zwingst du mich dazu, dich zu bestrafen? Es macht mich traurig." Einen Moment schmiegte Rosiel die eigene Wange an die Katans. "Ist es meine Schuld?", fuhr er fort, "Habe ich die Sünde hierher gebracht? Ach, Katan..." Rosiels süßliche, zarte Stimme kroch in sein Ohr, er spürte die fremde, seidengleich weiche Wange an der eigenen, unweigerlich leckte er sich die Lippen, wandte sein Gesicht, obgleich er Rosiel nicht sehen konnte, in die Richtung, aus der er die Laute vernommen hatte. Eine Träne rann unter dem Tuch sein Gesicht herunter. Katan spürte den Atem des Engels. Ach, sollte er ihn doch töten. Ohne zu zögern fand er den fremden Mund, drückte seine trockenen, bebenden Lippen zu einem gierenden Kuss auf die seines Herrn, löste sich und leckte sich erneut vom süßlichen Geschmack betäubt die Lippen. "... Ihr habt vielleicht meine Gedanken verdorben, aber der Sünde seid nicht Ihr schuldig ... Ich bin ein Mann und ich kann nicht anders, als wie ein Mann zu denken und zu fühlen..." Erregt und ängstlich zugleich ließ Katan zitternd den Kopf wieder sinkend. Er war so aufgeregt wie nie zuvor, doch nun bekam er Todesangst. Rosiel würde diese Worte nicht dulden, er würde ihn erstechen dafür. Doch gleichermaßen geschwächt war er auch unglaublich gebadet in Wonne von so viel Aufmerksamkeit. Aus dieser grausamen, unglaublichen Mischung heraus hatte sein Körper ihm einen wohligen Glanz und eine herbe, steife Männlichkeit beschert. Schlagt mich, demütigt mich, es macht mich unendlich an! Das Letzte, was er erwartet hatte, war dieser Kuss. Nichts Unschuldiges lag mehr in darin, nur mehr unterdrücktes Verlangen, Geilheit, Gier. Sein Blick glitt zu dem Schritt des Anderen, blieb auf der steifen Männlichkeit hängen und unbewusst leckte er sich über die Lippen. Zum ersten Mal kam ihm die Frage, wie vielen es insgeheim so erging, wie seinem Katan, wenn sie an ihn dachten und diese Vorstellung ließ ihn erschauern. Es kribbelte ihm bereits selbst im Unterleib. "Erregt es dich so sehr, wenn ich dich schlage, dich strafe?", murmelte er, mehr zu sich selbst und einen Augenblick glitt er mit Mittel und Zeigefinger einmal schmetterlingsgleich an der gesamten Länge des Cherubs entlang. Dann erschien ein teuflisches Lächeln in seinem Gesicht und urplötzlich packte er mit der Hand zu, welche noch in Katans Nacken ruhte und drückte Daumen und Zeigefinger seitlich in den Hals und damit die Luftzufuhr ab. Eine ganze Weile beließ er es so, lauschte auf die japsenden Geräusche, die der Cherub von sich gab, dann ließ er wieder los und hauchte: "Katan ... würdest du mich gerne ficken?" Mit der erotischsten Stimme, die er seinem Diener je gegenüber angeschlagen hatte. "Vielleicht verzeihe ich dir den Kuss, wenn du aufrichtig bist..." "Ja ... Ja...!", stöhnte Katan hervor, ohne nachzudenken. Ja, er wollte ihn ficken, er wollte berühren. Er wollte sich ganz fallen lassen, versinken in diesem Zustand von Lust und Lasterhaftigkeit. Versinken und verglühen in dieser unendlichen Hitze, in diesem Nichts, in dieser Schwärze und Dunkelheit. Sein nackter Leib bebte. Berauscht und beseelt von Gier war es angenehm gewesen, sich die Hand an den Hals legen zu lassen. Für einen Moment, war er auch nur kurz gewesen, hatte es ihn weggehauen, es hatte ihn gänzlich weggerissen aus dem Sein und dem Denken, er hatte sich schwindlig und schwach gefühlt. Völlig die Kontrolle über sich verlierend japste er nach Luft, schnappte danach wie ein gestrandeter Fisch, folgte Rosiels Atmung, seiner Stimme, es zerrte ihn in seine Richtung. Er wollte ihn berühren, er wollte berührt werden, mehr von ihm haben, als nur diese zaghafte, geringe Nähe, mehr, als diese Häppchen, die Rosiel ihm darbot. Die Augenbinde wollte er von seinem Gesicht reißen, sich auf sich stürzen, ihn einfach ficken wie ein Stück Fleisch. Nein. Nicht, wie ein Stück Fleisch. "Ich will dich ficken. Weil ich dich begehre ... Weil ich dich liebe." Mit diesen Worten riss er Rosiel herunter auf den eiskalten Boden, spürte seinen Leib unter sich und presste seine Lippen erneut auf die des anorganischen Engels. Er brauchte nicht zu sehen, er wusste, spürte, roch, wo Rosiel war, konnte seine Bewegungen selbst durch das schwärzeste Nichts erahnen, sie spüren, wahrnehmen, als würde er einen heißen Strahl aus Licht sehen, mitten in der Dunkelheit. Er hielt seine Arme fest, sacht, doch bestimmt legte er sich mit seinem Gewicht auf den dünnen Körper unter sich und drückte ihm die Zunge in den Mund. Sollte er ihn doch bestrafen. Katan wollte ihm zeigen, wie stark die Zuneigung und die Begierde nach ihm war. Er wollte ihm Liebe zeigen. Wahre, aufopfernde, gerechte, fordernde, aufrichtige, reine Liebe die ihn dazu zwang sich nach ihm zu sehnen, zu verzehren, ihn zu wollen. Verschmelzen sollten sie. Zu einem einzelnen Wesen, zu einer Reinheit, ausgehend von Liebe und Lust, denn nichts war falsch daran und nichts sollte Rosiel daran als falsch empfinden. Katan liebte ihn aufrichtig, wie ein Mann nur lieben konnte. Und dazu, eben zu einer engelhaften, sündenlosen Liebe gehörte der Wunsch nach Körperlichkeit. Nach Sex. Katans nackter Körper glühte. Und als er schließlich von Rosiels Lippen abließ erwartete er seelenruhig seine Schläge. Rosiel erzitterte, erschauderte, als er die aufrichtige Antwort seines Getreuen hörte, die Erregung, die dieser ausstrahlte, ließ auch ihn nicht kalt, aber er musste sich zusammenreißen, durfte nicht durchscheinen lassen, wie sehr Katan ihn momentan einnahm. Er wusste nicht, an was es lag, vielleicht hatte Luzifer die Mauer zerschlagen, die ihn zuvor daran gehindert hatte, das zu erkennen, was andere, insbesondere sein Katan für ihn empfanden. Und er genoss dieses Gefühl von Macht, es machte ihn geil und als Katan ihn so plötzlich, so unerwartet niederdrückte, als er dessen kräftigen Körper auf sich spürte und die Zunge, die sich dreisterweise in seinen Mund presste, da konnte er sich ein leises Aufstöhnen nicht verkneifen. Das Liebesgeständnis war ihm allgegenwärtig. War er so blind gewesen, dass er nicht gesehen hatte, was sein liebster Cherub für ihn empfand? Einen Moment erfüllte es Rosiel mit Gram, dann jedoch, als Katan von ihm abließ, schoss es ihm in die Gedanken, dass er ihn ja eigentlich bestrafen müsste. Rosiel zitterte. "Steh auf und beug dich über den Schreibtisch", hauchte er, versuchend, sich wieder zu sammeln, griff Katan grob in die Haare und zwang ihn so ihm zu folgen, während er ihn gegen die Tischkante stieß. Dann blickte er sich im Raum um nach etwas Bestimmtem und als er es gefunden hatte erschien ein böses Grinsen auf seinem Gesicht. "Du kannst doch sicherlich noch bis 20 zählen", zwitscherte er lieblich, so lieblich, dass es Katan in den Ohren schmerzte, als er nach dem Rohrstock griff und ihn einmal probeweise auf den nackten Hintern des Cherubs niedersausen ließ. "Wenn du es kannst, dann kriegst du vielleicht eine kleine Belohnung", fügte er dann noch hinzu, während er ihm liebevoll mit dem Zeigefinger das Rückgrat nach oben fuhr. Ihm war ganz schwindlig geworden, doch er lächelte selig, als wäre es ihm schon gänzlich scheißegal, was passierte, Hauptsache nur, der Engel, den er gerne "seinen" Engel genannt und es doch selbst im Gedanken nicht wagen würde, ließ ihn nicht fallen, nicht hier stehen, alleine, im Dunkeln. Da war eine Angst, ein gewaltiger Kloß, der mit einem Mal in seinem Hals ihn zu ersticken drohte. Wenn Rosiel nur mit ihm spielte, ihn nur quälen wollte, würde er ihn hier stehen lassen, einfach weggehen, lachend über seine törichten Gefühle, ihn wegwerfen, wie ein Stück Dreck. Katan zuckte schwer zusammen, riss den Kopf etwas hoch. Rosiel zeriss seine schwerfälligen Gedanken, stattdessen glühte sein Arsch nach dem Schlag. Bis 20... sollte er laut zählen oder für sich? Katan konnte sich kaum noch auf sein Denken konzentrieren. Angst und Panik mischten sich mit Lust und dieser unglaublich tiefen, herrlichen Zuneigung die ihm das Herz ganz warm werden ließ, gekrönt mit einem süßlich scharfen Schmerz, den er fast schon auf der Zunge schmecken konnte. Katan flüsterte die Zahlen herunter, wenn er sie laut aufsagte, waren sie realer. "1..." Ein überraschtes Keuchen ließ ihn unterbrechen, als er den brennenden Schlag des Rohrstocks auf seinem blanken Hintern fühlte. Das wollte er also von ihm. Er schluckte einmal und fuhr dann fort. "2...." Bis 20, bis 20 zählte er jetzt, diese Zeitspanne gab ihm selber ein wenig Halt. "3... 4... ...5..." Dann verließ ihn die Stimme kurz. "6... ...7..." Seine Stimme bebte. Bei jedem Schlag, den er auf das gerötete Gesäß seines Getreuen hernieder sausen ließ, ließ er sich ein wenig Zeit, in unregelmäßigen Abständen, sodass dieser sich nicht darauf einstellen konnte. Das Beben der Stimme, diese blinde Unterworfenheit, selbst in dieser Situation ... Rosiels eigene Körpermitte pochte bereits vor sadistischer Erregung und als er schließlich den 20. Schlag vollendet hatte, hielt er inne und betrachtete den geröteten Arsch seines Untergebenen. Die Striemen... "... Sie gefallen mir...", flüsterte er, den halben Gedanken aussprechend, dann ließ er ab, legte den Rohrstock zur Seite und schlenderte langsam zu einem luxuriösen samtenen Sessel in den er sich sinken ließ, dann sagte er laut: "Du darfst die Augenbinde abnehmen und dann komm her zu mir. Aber auf allen Vieren und sieh mich dabei nicht an", befahl er, beinahe müßig. Sollte, wollte, musste er tatsächlich Folge leisten? Er musste wohl Rosiels Hunds spielen, er sollte es zumindest, sein Herr hatte es ihm befohlen, wie konnte er sich widersetzen? Aber wollen, nein, wollen war etwas Anderes: Er wollte einfach nicht. Katan, eben zerrissen und hin und her geworfen zwischen Verlustangst und Liebe, beschloss ein und für alle mal, dass er Rosiels Diener war, sein Leibeigener, aber nicht sein Sklave, nicht sein Hund. Er hatte sich immer Würde bewahrt, denn er tat alles, was er für Rosiel tat und alles, was er ihm gab und für ihn aufgab, das alles geschah aus seinem freien Willen, er wollte es so, er fühlte sich gut, wohl, gebraucht dabei, Rosiels rechte Hand, seine Stütze, seine Hilfe, sein Licht zu sein. Er wollte nicht heruntergeschoben, gepresst und gedrückt werden, sein Fußabtreter werden. Niemals. Sich erhebend riss er sich wie gewollt und gewünscht und befohlen die Augenbinde herunter, öffnete die braunen Augen, doch dann drehte er sich um und blickte Rosiel in die Augen. Ein leichtes Lächeln spiegelte sich sachte auf seinem Gesicht wieder. Rosiel ging zu weit. Katan war nicht sein Spielzeug. Einen Moment lang vielleicht, aber nur freiwillig. Tatsächlich kam Katan auf ihn zu, doch nicht auf allen Vieren und er sah ihm dabei stark und ohne jeglichen Drang sich zu beugen oder zu fliehen in die Augen. Und er blieb vor ihm stehen und beugte sich zu seinem Herrn, ging jetzt auf die Knie. "Ich bin kein Hund", sprach er sachte und sanft, bevor er mit kräftigen Händen Rosiels Beine auseinander drückte, wobei der Stoff den Blick freigab auf die erregte Stelle, die Katan wie aus purer Frechheit und mit unsagbarer Sehnsucht mit seinen Lippen umschloss. Rosiels Lippen öffneten sich einen Spalt breit, als er den Widerstand in Katan bemerkte, einen Moment, einen lächerlichen Moment lang, bangte er sogar darum, dieser würde sich gegen ihn auflehnen und unbewusst krallte er die Hände in die samtüberzogenen Lehnen, dann jedoch ließ er wieder locker, als Katan schließlich auf die Knie ging, seine auflehnende Haltung verließ. Und ein leiser Schrei der Überraschung entfuhr ihm, als Katan ihm so herrisch die Beine auseinander zwang und ein beinahe erleichtertes Stöhnen folgte, als dieser seine Erregung mit den Lippen umschloss, so sehnsuchtsvoll und verlangend. "Wie frech du geworden bist", murmelte er lapidar, während er eine Hand wonnevoll in dem silbernen Haarschopf vergrub. "Das muss wohl mein schlechter Einfluss sein..." Beinahe amüsiert klang er dabei, ehe ein genussvolles Stöhnen seine Lippen verließ. Ohne es zu wissen, hatte Luzifer da etwas in ihm geweckt, losgetreten, was wohl immer wieder seinen Tribut fordern würde. Frech? Frech war das also, wenn man sich seinen Befehlen widersetzte und eine Art eigenen Willen zeigte, "frech", ja? Katan musste schmunzeln, ließ sich das Haar streicheln, das tat gut. Unendlich schön, von Rosiels langen Fingern gestreichelt zu werden. Er versuchte den Mund weit zu öffnen, so weit es ging, doch einen allzu großen Erfahrungsschatz konnte er nicht vorweisen. Ein wenig musste er schlucken, atmete tief durch und schloss die Augen, umschloss das Glied mit seinen Lippen, möglichst seinem ganzen Mund und bewegte den Kopf vor und zurück, so wie er sich vorstellte, es tun zu müssen. Ob es gut tat? Ob er es wohl richtig machte? Nun an der Eichel saugend neckte er sie mit der Zunge und mit halb geöffneten Augen betrachtete er die feucht glänzende Haut, den pulsierenden, steifen Schwanz seines Herrn. Die Hand an den fremden Schaft legend rieb er mit dem Daumen über die Adern und die Haut, umschloss die Männlichkeit mit allen Fingern, bewegte die geschlossene Hand mit Druck nach oben zur Spitze hin und wieder herunter, langsam, aber bestimmt und mit kräftigem Griff. Es schmeckte süßlich, nicht herb und nicht so recht nach Mann. Wäre er nicht Rosiels Diener und hätte ab und an einen Blick auf seinen Körper erhaschen können wäre er sich wohl bis zu dieser Sekunde nicht sicher gewesen, ob Rosiel überhaupt Mann oder Frau war. Das Blasen machte ihn an. Sein eigener Überdruck war schon viel zu groß. Er konnte nicht anders, als sich selbst zwischen die Beine zu fassen, die Erregung schoss ihm sofort ins Hirn und er stöhnte, hauchte gegen Rosiels Unterleib. Seine Wangen glühten rot. Dafür, dass Katan keinen großen Erfahrungsschatz vorweisen konnte, machte er seine Sache verdammt gut. Nun, zugegeben, Rosiel konnte nun nicht allzu viele Vergleiche ziehen, aber das was sein Cherub hier tat, gefiel ihm durchaus. Ihm vernebelten sich die Sinne, das einzige, worauf er sich konzentrieren konnte war dieses betörende Gefühl zwischen seinen Beinen, dieser hingebungsvoll saugende Mund, die Liebe, die ihm Katan entgegenbrachte und mit einem leidenschaftlichen Stöhnen signalisierte er selbigem, dass er seine Sache richtig machte. Die Atmung wurde ihm ein wenig schwerer und er ließ den Kopf zurück sinken. Vertieft in den Akt schloss er also genüsslich die Augen, endlich einen für ihn angenehmen Rhythmus findend, in dem er seinen Herrn befriedigen konnte, ohne dabei zu würgen oder sich am eigenen Husten zu ersticken. Sich selbst mit der Hand stimulierend, es war schön und ließ seinen ganzen Körper erzittern, konzentrierte er sich ganz auf die pulsierende Männlichkeit in seinem Mund. Bald schon spürte er, wie Rosiel sich anspannte, er hörte, wie die Atmung seines Herrn sich beschleunigte und schmeckte die ersten Tropfen der Flüssigkeit auf seiner Zunge, nicht etwa salzig, wie er es sich vorgestellt hatte, süß wie Nektar und begierig intensivierte er seine Tätigkeit um mehr davon in sich aufnehmen zu können. Es waren nur wenige Augenblicke, dann stöhnte Rosiel einmal hell auf und krallte die eine Hand schmerzhaft fest in den Haarschopf Katans und dann, endlich konnte der Cherub die betörende Flüssigkeit in seinen Mund schießen spüren. Heiß und sündig und unglaublich kostbar. Noch während Katan von ihm abließ führte er sich mit einem unterdrückten Stöhnen selbst zum Höhepunkt, ergoss sich, zum zweiten Male an diesem Abend, dann schloss er einen Moment die Augen, blieb kurz zusammengesunken sitzen. Versuchte seinen Atem wieder zu regulieren, ihm war schwindelig, wohlig zumute. Weil er doch von Nutzen war für seinen Herrn. Mit devotem Blick sah der Cherub auf, Rosiel hatte sich nachlässig den Bademantel wieder zusammengezogen, saß in lockerer, erschlaffter Haltung auf dem Sessel, die Haare wirr, das Gesicht leicht gerötet. Atemberaubend. Und doch sah er ihn mit diesem unendlich liebevollen Blick an. Erschöpft bettete Katan seine Wange auf dem Knie seines Herrn. "Ich liebe Euch", entfloh es seinen Lippen abermals. Er konnte nicht sehen, wie Rosiels Blick dabei ins Leere driftete. Spürte nur die leicht kraulende Hand in seinem Haar. Wenige Augenblicke verstrichen, ehe der anorganische Engel antwortete. "Ich weiß..." Kapitel 9: Sehnsucht. --------------------- Mir ist zuweilen so, als ob das Herz in mir zerbrach, Ich habe manchmal Heimweh, ich weiß nur nicht wonach ... Er schlief. Seit langem einmal wieder recht gut. Die Schatten waren da, doch sie erdrückten ihn nicht. Rosiel erlaubte sich endlich mal wieder eine Zeit des Müßigseins und so war ihm das Bett auch in den späten Morgenstunden noch ein guter Freund. Lange sollte seine Ruhe jedoch nicht mehr währen, eine Aura näherte sich seinen Gemächern, seiner nicht unähnlich und im Geiste rollte er bereits die Augen, versuchte, sie zu verdrängen. Er wollte jetzt nicht mit ihr sprechen, wollte jetzt nicht ihr vorwurfsvolles Gesicht sehen, ihre Stimme, die nach Antworten und Rechtfertigungen verlangte. “Rosiel”, erreichte wenige Augenblicke später ihre Stimme sein Gehör und unwillig schlug er die Augen auf, nur um sich daraufhin zu strecken und langsam aufzurichten. Sein Gesicht blieb emotionslos, “Alexiel”, erwiderte er ebenso, darauf wartend, was sie ihm wohl zu sagen hatte. Der vorwurfsvolle Blick ihrer dunklen Augen traf ihn, als sie näher trat, darauf verzichtete, sich auf einem Stuhl niederzulassen, sondern vor seinem Bett stehen blieb. “Wo warst du? Du ahnst ja nicht im Geringsten, was für einen Aufruhr dein Verschwinden verursacht hat! Und dann werde ich nicht sofort von deiner Rückkehr unterrichtet, sondern erfahre es erst zwei Tage später durch deinen Diener? Ich war in Sorge.” Rosiel zog eine Augenbraue hoch. Seine Schwester war eine sehr stolze Frau, wenn sie derlei Gefühlsregungen zugab, dann musste es schon wirklich schlimm gewesen sein. Trotzdem ließ der Anorganische Engel sich nicht aus der Ruhe bringen, irgendwie amüsierte es ihn, dass kaum, war er mal vier Tage fort, hier ein heilloses Durcheinander losbrach. Wie konnte er auch nur eine Sekunde daran zweifeln, dass man ihn hier brauchte. “So sehr mich deine Sorge auch rührt, Schwester”, gab er zurück, machte sich nicht die Mühe aufzustehen und sich anzuziehen, er griff sich lediglich einen seiner Nuttenstengel, um ihn sich seelenruhig anzuzünden. “Aber es geht dich schlichtweg nichts an, wo ich war ...” Alexiels Augen verengten sich plötzlich. “Du wurdest vor meinen Augen entführt!”, ereiferte sie sich. “Ich kam wieder frei”, erwiderte Rosiel in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er so gar keine Lust verspürte, mit seiner Schwester über die Erlebnisse der letzten Tage zu reden. Alexiel stöhnte entnervt auf, ließ sich nun doch auf einen Stuhl fallen. “Du wirst dem Rat eine Erklärung liefern müssen.” Rosiel ließ sich stöhnend zurücksinken und blies müßig Rauch aus. Das war er, der Himmel, mit seinen vorgeschriebenen Verhaltensmustern und Regeln. Seit er bei Luzifer gewesen war, spürte er immer mehr, wie sehr ihm das hier alles widerstrebte. Er MUSSTE. Wenn er das schon hörte. “Muss ich wirklich?”, fragte er lakonisch, woraufhin seine Zwillingsschwester eine Augenbraue hochzog. “Du solltest es, zumindest, wenn du den aufkommenden Unmut im Keim ersticken willst. Man brachte mir an, dass schon gemunkelt wurde, wer deinen Platz einnehmen solle, wenn du nicht zurückkämest ...” “Wie lange war ich weg? Vier Tage, oder vier Jahrhunderte?”, erwiderte Rosiel leicht belustigt. “Das ist nicht komisch, Rosiel.” Er erahnte, dass sie leicht gereizt war. “Natürlich ist es nicht. Sie werden eine Erklärung bekommen - Sobald ich Lust dazu habe.” Ihr klappte leicht der Mund auf. “Bist du krank?”, fragte sie kopfschüttelnd. Rosiel lächelte eigentümlich. Vielleicht war er das ja wirklich. Das Gespräch zu den Ministern und Räten schob er immer wieder vor sich auf, bis es irgendwann nicht mehr ging und seine Schwester kurz davor war, ihn mit einem Tritt in den Hintern in die Öffentlichkeit zu befördern. Rosiel ließ ein paar Floskeln fallen, erzählte ihnen etwas von wegen Selbstfindung und dass es ihm gelungen wäre, seinen damaligen Entführer selbst zu überwältigen und, dass jetzt alles wieder im Reinen sei. Attentate auf seine Person, Hinterhälte, oder auch nur die Gedanken an solch ein Vorgehen, so machte er deutlich, würden aufs Schlimmste geahndet werden. Und irgendetwas in Rosiels Aura erstickte beinahe jede Neigung in jene Richtung im Keim. Die Tage, die folgten allerdings erschienen ihm trister und langweiliger, als jemals zuvor. War es hier schon immer so gewesen? Oder hatte er es früher nur nie wahrgenommen? Die Speichellecker, die um ihn herumschwirrten und ihm beteuerten, wie wundervoll er war, hatte er sich früher noch schmeicheln lassen, so riefen sie nun keinerlei Regung seiner Eitelkeit mehr hervor. Er wurde verbittert über diesen Zustand. Im großen Garten des himmlischen Palastes betrachtete er in einem kleinen See sein Spiegelbild. Die Seerosen, die darin schwammen gaben dem Gesamtbild einen edlen Makel. Und trotzdem. Da war etwas, was nicht stimmte. Die Augen des Engels verengten sich leicht, die Stirn zog sich kaum merklich kraus. "Ist alles in Ordnung, Rosiel-sama?" Er zuckte zusammen. "MUSST du mich so erschrecken, Katan?", fauchte er, peinlich berührt, bei was man ihn ertappt hatte. Für einen Außenstehenden musste er ja fürchterlich albern gewirkt haben. "Bitte verzeiht mir, Herr. Es wird kühl, Ihr solltet etwas überziehen." Rosiel lächelte matt, "War ich denn jemals ernsthaft krank?" "Im Körper vielleicht nicht, Herr", murmelte Katan leise, sodass Rosiel sich nicht sicher war, ob er ihn überhaupt richtig verstanden hatte. Während er gesprochen hatte, hatte Katan ihm einen Überwurf um die Schultern gelegt. Es hatte ihn wirklich ein wenig gefröstelt, stellte er nun fest. Er wandte sich einen Moment um, dabei streifte sein Blick den, Katans und einen Moment hielten sie sich gegenseitig gefangen. Rosiel öffnete die Lippen einen Spalt, wollte etwas sagen, ließ es dann doch bleiben, stattdessen ergriff sein Diener das Wort. "Und wenn ihr mich tadelt, weil mir diese Worte nicht zustehen ... Rosiel-sama, seit Ihr von diesem schrecklichen Ort, wo immer Ihr auch wart, heimgekehrt seid, seid Ihr nicht mehr Ihr selbst." Der Anorganische legte den Kopf leicht schief. Seltsamerweise erzürnten ihn die Worte Katans nicht. Stattdessen legte er eine Hand an dessen Wange, konnte spüren, wie Katan dabei erschauerte und zwang ihn so, sanft, ihn anzusehen. "Wieso glaubst du das?" "Ihr ... wirkt, als wärt Ihr lieber an einem anderen Ort. Nicht hier." Bei mir. Doch diesen Gedanken ließ der Cherub unausgesprochen. Rosiel gehörte ihm nicht, schon der Gedanke daran war ein Frevel. Und somit auch nicht an seine Seite. Allerdings machte ihn der Gedanke rasend, dass Rosiel im Geiste schon wieder bei ihm war. Wer er auch war. Er musste es wissen, doch danach fragen? Rosiel würde es ihm niemals sagen. Er hatte kein Recht, danach zu fragen, er konnte nur hoffen, dass sein Herr es ihm eines Tages von selbst erzählte. Und bis dahin musste er sich in Geduld üben. Auch, wenn ihm das zusehends schwerer fiel. Rosiel strich ihm über die Wange, streichelte ihm kurz durchs Haar, beinahe, wie eine Mutter, die ihr Kind beruhigte, ehe er abließ und sich umwandte. “Vielleicht wäre ich das lieber.” Vielleicht gehöre ich nicht hierher. “Du bist alles, was mich hier noch hält ... Wenn ich wieder fortgehe ... dann wüsste ich, dass ich zurückkehren würde ... Nicht um den Willen des Herrn ... Sondern um deinetwillen.” Diese Worte schnürten ihm die Brust zu. Wann hatte sein Herr jemals so sanft und liebevoll mit ihm gesprochen, ihm das Gefühl gegeben, wertvoll für ihn zu sein? Allerdings lag auch etwas erschreckend Schmerzhaftes in diesen Worten. Katan konnte nicht mehr an sich halten, machte die zwei Schritte, die Rosiel sich von ihm entfernt hatte und schlang von hinten seine Arme um ihn. “Ihr hört Euch schrecklich an, Herr. Ich möchte Euch beschützen, Euch halten, wenn Ihr Euch nicht mehr halten könnt ... Ihr gabt mir diesen Namen, doch habe ich Angst, ihm nicht gerecht werden zu können. Katan ... der dir den Weg weist ... Herr ... Wie soll ich Euch retten, wenn Ihr mir nicht sagt, wie?” Eine Träne rann Rosiel über die makellose Wange, er lehnte sich an, an diesen starken Körper, den Mann, der es verdient hätte, dass er ihm mehr gab, als er eigentlich konnte. Dann löste er sich, wandte sich um und umfasste Katans Wangen mit den Händen, um ihn zu küssen. Hauchzart, ein unschuldiger Kuss. Und für Katan bedeutete er die Welt. “Ich habe deine Liebe nicht verdient, Katan”, sagte er leise, als er wenig später die Wange an seine Brust schmiegte. Doch auch die nächsten Tage fand Rosiel nicht zur Ruhe. Die Tage wurden zu Wochen, die Wochen schließlich zu zwei Monaten, wenn nicht mehr. Und dann kam es, dass er seinen Entschluss fasste. Es zog ihn zurück. Zu ihm. Doch, was, wenn er ihn längst vergessen hatte? Wenn er, Rosiel, sich bloß stellte, wenn er zu ihm kam, wenn er ihn vorfand, mit einem anderen Schönen in seinen Armen, wenn er ihn verspottete? Rosiel ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Er hätte speien mögen, bei dieser Vorstellung. Allerdings wusste er nicht, ob es die bloße Eitelkeit war, die ihn zwickte, oder etwas anderes. Wenn er ehrlich war, wollte er es gar nicht ergründen. Er würde gehen. Diesmal nicht als Gefangener, sondern freiwillig. Er reckte das Kinn. Dann gab er seinem Getreuen die Anweisung, seine Reisekleidung bereit zu legen. Aber er würde alleine gehen. Er brachte es nicht über sich, Katan mit zu nehmen, an diesen Ort voller Finsternis, Schwefel und Sünde. Katan sollte nicht noch mehr beschmutzt werden durch ihn. Die Schuld wog ihm bereits zu groß. Rosiel würde alleine seinen Weg finden, er wurde alleine mit ihm fertig. Luzifer sollte nicht noch einmal auf die Idee kommen, ihn zu sich herholen zu lassen, wann ihm gerade danach war, nein. Diesmal würde er ihm zuvorkommen. Was er ihm allerdings sagen sollte, wenn er vor ihm stand, wusste er nicht. Aber vielleicht könnte er den Hunger in seiner Seele stillen. Viel zu schnell sollte die Erinnerung an den hellen Ort, den er sein Zuhause nannte, verblassen. Kapitel 10: Dreck und Sünde --------------------------- Warnung: Dirty Speech, indirekter NS, wer sich vor so etwas ekelt, sollte das Kapitel hier wirklich überspringen! Da es hier ausschießlich um Sex geht, werdet ihr auch nichts von der Handlung verpassen. Etwas gelangweilt in die Dunkelheit starrend saß er auf seinem Thron, mit weit überschlagenen Beinen, in der einen Hand ein Glas Wein, der glänzte wie klares, frisches Blut. Mit der anderen Hand griff er mehr denn je voller Lustlosigkeit nach einer Zigarette, steckt sie sich an, zog ein Mal mit halb geschlossenen Augen genießend und stieß den Rauch mit einem Atemzug aus. Die Luft war stickig und schwer, der Raum war eiskalt, doch er selbst fror nicht. Die Gedanken, die er vor kurzem noch so hitzig in sich gespürt hatte, waren verglüht wie eben das lausige Feuer, der Glimm einer Zigarettenspitze, erstickt waren jene Gefühle nun, in ihrer eigenen Asche, in ihrem eigenen Sud. Er war wieder so absolut kalt und leer, wie er es die ganze vorherige Zeit gewesen war. Doch eins störte ihn: dieses Engelchen lief dort oben herum und freute sich des Lebens, weil er so töricht gewesen war, ihn laufen zu lassen. Doch eigentlich hatte er seit jeher vorgehabt, Rosiel als Druckmittel zu verwenden und verschwenden. Diesen Fehler würde er rückgängig und ungeschehen machen. So hatte er ein paar seiner Diener beauftragt, ihn wieder herzuschaffen. Vielleicht jetzt, wo Rosiel glaubte, Luzifer in der Hand zu haben oder dergleichen würde es noch wesentlich amüsanter werden, ja ihn vielleicht sogar erheitern, ihn zu benutzen. Luzifer schloss kurz die Augen. Was war das nur ... was er gespürt hatte bei ihm? Es war so etwas ... gänzlich anderes als dieses Nichts und diese Leere in seiner Brust gewesen.. doch er konnte sich nicht erinnern.. nicht entsinnen, was für ein hitziges, er wusste ganz genau, es war ein von Wärme beseeltes Fühlen gewesen, was für ein heißes, brennendes Gefühl es gewesen war.. Ein verstimmter Zug lag um die blutroten Lippen. Was fand ihr Herr nur an diesem ... Engel. Lichtgestalten, bah! So widerlich hell und falsch. Bei ihresgleichen wusste man wenigstens an was man war, aber sie kannte es ... dieses Funkeln in den Augen ihres Herrn, wenn er an etwas Gefallen gefunden hatte. Natürlich wäre sie niemals so anmaßend, dies laut auszusprechen, schon gar nicht in Gegenwart ihres Herrn, was sie allerdings nicht davon abhielt, Rosiel die Pest an den Hals zu wünschen, da dieser die Gedanken ihres Herrn so vereinnahmte. Oh, was war sie eifersüchtig! Dieser undankbare Engel wusste doch gar nicht, was er an Luzifer hatte und sie wünschte sich so sehnlichst, er möge ihr seine Beachtung schenken. Es hatte sie nie gestört, Luzifers Fußabtreter zu sein, nein, sie hatte es mit Freuden und Wonne hingenommen, wenn er sie geschlagen, bespuckt, oder getreten hatte, sei es auch nur aus einer Laune heraus, aber jetzt ... jetzt schenkte dieser Rosiel seine ganze Hingabe und das gefiel ihr nicht. Ehe sie den Raum betrat, in dem Luzifer gerade residierte, setzte sie ein Lächeln auf, das weißgeschminkte Gesicht, ließ keinen Verdachtsmoment aufkommen, was sich dahinter abspielte. "Herr", sagte sie respektvoll und verneigte sich, nachdem man ihr gestattet hatte, den Raum zu betreten. "Der Auftrag wurde ausgeführt, wie gewünscht. Schnell und effizient..." Dann wagte sie es, den Blick zu heben und in der Mimik Luzifers zu lesen. War er zufrieden mit ihr? Nur das geringste Anzeichen würde ihr genügen ... Die Tore öffneten sich einen Spalt. Durch das schwere, dunkle Holz schlich sich elegant und katzenhaft eine dünne, zauberhafte Gestalt, die vor dem Herrn der Finsternis zum Stehen kam, sich verneigte, den Hut vor ihm zog und mit angenehm rauschender, spielerischer Stimme und genau so einer spielerischen, leichten Wortwahl sich bemerkbar machte. Diese Stimme ließ ihn auch zucken, für einen Moment, in dem er in sich gesunken in Stille nachzudenken suchte. Er hob den Blick, sah seiner Dienerin in die Augen, direkt in die Augen als sie ohne Aufforderung ihren Kopf gehoben hatte, um sich einen Blick auf ihn zu erhaschen, trafen sich ihre Blicke. Luzifer durchbohrte sie mit der Kälte seiner eigenen Augen, dann aber leckte er sich die Lippen, beugte sich nach vorne, stützte den Arm auf seinem Knie ab, hob die andere Hand und winkte mit einer kurzen Geste das Kätzchen zu sich. Er nahm einen Zug seiner Zigarette, wartete, bis Belial sich erhob und ihm näher kam. "Noch näher...", zischte er, packte sie am Arm und zog sie fast bis an sein Gesicht ran um ihr schließlich den Rauch gegen die Lippen zu blasen. "Ich hoffe, du hast persönlich dafür gesorgt, dass keine einzige Feder meines Gastes sich auch nur verbiegt und keine seiner Locken zerwühlt oder herausgerissen wird. Du haftest ganz persönlich mit deinem Leben wenn mein jetziger Zustand mir nicht gefällt." Oder wenn er einfach schlechte Laune bei seinem Anblick bekam, das war ja nicht vorhersehbar. Belial folgte der winkende Geste nur zu gerne, blieb jedoch zögerlich stehen, wollte nicht zu offensichtlich aufdringlich wirken, als er sie dann jedoch noch näher an sich heranwinkte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer, schließlich packte er sie grob am Arm und zog sie zu sich und einen Moment war sie versucht, selig zu lächeln. beinahe sehnsüchtig inhalierte sie den Rauch, den er ihr ins Gesicht pustete und vergaß daraufhin fast die Antwort. "Natürlich", hauchte sie, "Keine Feder ist beschädigt, ich habe ihnen aufgetragen sorgsamer als sonst mit den Gefangenen umzugehen ... Bevor ich zu Euch kam, habe ich mich überzeugt, das Haar ist ebenso unberührt, das Gesicht unzerkratzt, wo wie ihr es wünschtet..." Das war gelogen. Sie log ihrem Herrn schamlos ins Gesicht. Aber gerade war es ihr gleich. Sie wollte diese Nähe, dieses Anerkennung gerade jetzt nicht missen. Mit ihrem Leben? Gerne für sie für Luzifer sterben, doch nicht, wenn es der Grund war, dass es um Rosiel ging. Sie hasste den anorganischen Engel mit Leib und Seele. "Ihr wisst, dass ich jederzeit für Euch den Tod in Kauf nähme, solltet Ihr es für angebracht halten", stieß sie diesen Gedanken schließlich aus, die Nähe in sich aufsaugend, wie trockene Haut heilendes Öl. Dieses unterwürfige, dreckige Weib. War es denn überhaupt ein Weib? Luzifer hätte sich tatsächlich nicht eine Sekunde gewundert, wenn vor ihm ein dürrer Mann in Strapsen stand und sein Kohlenmonoxid so gierig inhalierte. Immer noch dachte er nach, während er Belials Gesicht, nicht männlich, nicht weibisch betrachtete, was das gewesen war, das Rosiel in ihm entfacht hatte. Die Beiden, sein Diener und Rosiel, sie hatten beide dieses undeutbare, androgyne, doch waren sie grundverschieden in ihrer Art. Natürlich waren sie das. Doch keineswegs war Rosiels Reinheit der Grund, die war nicht im geringsten vorhanden. Was hatte der Engel damals in ihm erweckt? Wenn Luzifer seinem Diener ins Gesicht sah, wollte er nur zuschlagen, er sah nur Gier, Sünde, Wollust in Belial. Alles an ihr, die aufreizende Kleidung, die Art, die Stimme, selbst der Klang, der entstand, wenn sie, wie sie Worte aussprach. Er hörte ihr keinesfalls zu, er starrte nunmehr an ihr vorbei, während er sie jedoch nicht aus seiner persönlichen Nähe entließ, sie immer noch am Arm hielt, erneut an seiner Zigarette zog, dabei die Hand eng ans Gesicht legte und die Finger geschlossen hielt. Belial versuchte nach Blumen zu duften und duftete doch nach Hölle und Dreck. "Du würdest dir für mich selbst die Gedärme herausreißen, hm? Ist Liebe der Grund für dieses selbstlose, selbstzerstörerische Handeln? Liebst du mich?" Seine Stimme klang kalt und amüsiert zugleich. Ein Schauder überlief ihren Körper, als die männlich-rauchige Stimme des Höllenfürsten an ihr Ohr drang. Die Berührungen seiner Finger brannten wie ein angenehmes Feuer in ihrem Gesicht. "Ja, das würde ich ... Ja ... Herr, ich liebe Euch mit jeder Faser meines Körpers, bis in die tiefste Ecke meiner Seele!... Wie könnte ich auch nicht?" Nie hatte sie einen Hehl aus ihren Gefühlen, aus ihrem Verlangen machen wollen. Wieso auch? Sie waren hier in der Hölle, der Unterwelt, in der solche Dinge nicht totgeschwiegen wurden, wie etwa im Himmel. Tatsächlich? War das so? Eine absolut unüberbrückbare Tatsache, dass sie ihn so sehr liebte, so sehr begehrte, dass sie, wie eine schwache, gedankenlose Frau es nur perfektionieren konnte, sich wegwarf, ihr gänzliches Leben, ihren Willen, ihr absolutes Dasein verwarf sie in den Dreck, nur um ihm zu dienen, ihn atmen zu hören, ihn mit eigenen Augen anblicken und betrachten zu dürfen, wenn er gerade abwesend es nicht bemerkte. So eine absolute Schwäche verriet sie ihm mit doch bebender Stimme, aber so voller Stolz und Würde, dass sie ihm gar nicht schwach vorkam. Sie wusste ja, wie verkehrt und falsch und verdreht es war, doch sie sprach ganz offen, als wäre es ihr nun ... scheiß egal ... als wäre ihre absolute Gier nach ihm viel stärker als jeder logische Gedanken. Er leckte seiner Hure gierig übers Ohr, über den Hals, packte ihren Arm und drückte seine Zigarette nach einem letzten Zug daran aus. "Diese Liebe ... das ist ein Ding, das werde ich wohl nie verstehen." Wie sollte er auch? Rosiel liebte wohl seinen Cherub, irgendwer liebte ihn, Luzifer aber er spürte nichts dergleichen, empfand für niemanden so eine Art von tiefer Zuneigung und konnte sich auch die Zusammenhänge dieses Blödsinns nicht erklären. Lust kannte er. Liebe war für ihn ... wie der Rauch, den er ausblies. Nicht greifbar. "Was erhoffst du dir davon, mich zu lieben und mir zu dienen? Glaubst du etwa, ich würde dich dafür belohnen? Jemals? Bist du so dumm?" Er schnipste gegen ihre Stirn und sah sie klar und direkt an. Ja, er wollte es wirklich wissen. Sie sollte es ihm doch bitte mal erklären. Sie stöhnte leise auf und eine Spur Lust lag darin, als er ihr die Zigarette auf dem Arm ausdrückte. Und, herrje, als er ihr übers Ohr leckte und den Hals, diese Nähe machte sie noch verrückt, sie spürte bereits die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen, das leichte Kribbeln der Erregung ... Was sie sich erhoffte? "Nichts Herr", flüsterte sie voller Hingabe, "Es genügt mir, Euch dienen zu dürfen, Euch ansehen und ein Ventil sein zu dürfen, es erfüllt mich mit Freude ... Dazu bin ich bestimmt, Herr..." Mit verklärtem Blick sah sie ihn an. "Ich erwarte keinen Lohn, keine Achtung, es genügt mir, von Euch geduldet zu sein..." Natürlich nähme sie es nur zu gerne an, sollte er es ihr freiwillig schenken, aber sie würde diesen Gedanken niemals laut aussprechen ... Dass sie sich danach sehnte, er möge sie berühren, er möge ... sie ficken, gnadenlos durchficken, bis sie nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand, sie mit seinen Säften füllen, bespritzen ... "Es genügt dir? Wie genügsam du doch bist.." Luzifer konnte es gerade zu riechen, konnte sehen, wie sie erbebte, sie erzitterte, selbst unter dem unansehnlichen Schmerz der Verbrennung schmolz sie nur dahin, als wäre alles, was er tat, jede Art, jedes Wort, dass er nur hauchte, ein Grund, nach mehr zu gieren. In ihren Augen schimmerte ein unwiderstehlich düsterer, schmutziger Glanz. In ihm steig nichts auf, kein Gefühl der Wonne oder Zärtlichkeit, kein unbekanntes, dummes Verlangen nach irgendetwas, das er sowieso nicht kriegen und nicht verstehen konnte. Nichts Ungewohntes, Schlechtes, Verstörendes, wie es bei diesem Engel gewesen war. Ja, verstörend war der Engel in seiner glanzvollen, prachtvollen, prunkvollen Art. Jeder Gedanke an ihn ließ Übelkeit in Luzifer aufkommen. Weg, weg, hinfort mit dir. Er versuchte, in ihren Augen zu versinken, diese sündhafte Lasterhaftigkeit in sich aufzunehmen. Doch es stieg nur Wut in ihm hoch und er schlug sie, hart ins Gesicht, sodass die Schminke verwischte, so dass sich ihre Wange darunter rot färbte. Und dann packte er sie, zerrte sie an seinen eigenen Leib, stieß das Glas dabei um, so dass der Rotwein auf den Boden floss, das Glas zerschellte. Er biss ihr hart und heftig in den Hals, zeriss ihr Fleisch und schmeckte ihr verdorbenes, dunkles, rotes, volles Blut. Saugend an der stelle leckte es aus ihr heraus, presste ihren mageren Leib dabei fest an seinen eigenen, muskulösen Oberkörper und vergrub die andere Hand ungehindert in ihrem Arsch, durch die Kleidung durch verkrallten sich seine Finger in ihrem weichen Hintern. Ein Ventil? Wusste sie, wovon sie da eigentlich sprach? Sie roch nach Blut, Schweiß, Schmerz, Hass und Sünde, Gier, Gier, so sehr nach Gier und Lust. Sie roch nach Hölle und Verderben. Und aufkeimend, mit jeder Berührung roch sie mehr und mehr nach Frau. Sie konnte kein Mann sein. Niemals. Und wenn doch? Gleich, was sie war, Luzifer fühlte sich erregt und der Nähe dieser Nutte, dieser Hure, die sich vor ihn warf wie ein Stück Fleisch. Vielleicht war es der Gedanke an den anorganischen Engel, der ihn so rasend, wütend und geil machte, aber ohne Bedeutung war dies, er wollte nur seinen Groll und Gram, seinen Druck an ihr auslassen, dafür was sie da, dafür war sie gut. Er packte sie fest und zog sie näher, fast schon auf seinen Schoß, während er von der Wunde ablassend etwas weniger brutal in verschiedene Stellen an ihrem Hals biss, seine Eckzähne darin vergrub, dann wieder zu ihrem Ohr hoch leckte, die Augen schloss und lange, laut und genussvoll seufzte. Die Lust wallte abermals in ihr auf, als er sie schlug, so hart ins Gesicht, etwas, das sie schon so lange herbei gesehnt hatte. Ein stummer, freudig überraschter Schrei verließ ihre Lippen, als Luzifer sie so herrisch an sich zog, dann ein schmerzerfülltes Stöhnen, als er die Zähne so brutal und rücksichtslos in ihrem Hals vergrub. Ja, sie wollte bluten für ihn, würde sogar gerne gänzlich ausbluten, wenn er es wünschte. Sie sah Sterne vor ihren Augen und spürte, wie das Blut in hellen Interwallen aus ihrem Hals gepumpt wurde. Ja, sie war seine Hure und sie war gerne seine Hure. Sie war der Dreck unter seinen Absätzen, die Galle, die er ausspie. Sie stöhnte wollüstig, als Luzifer seine Hände in ihrem Hintern verkrallte, die Feuchtigkeit wich einer Nässe, welche nicht zu versiegen vermochte, zu gerne hätte sie sich etwas an ihm gerieben, so sie wagte es nicht, zerfloss gänzlich in dieser süßen Qual. Ach, er schenkte ihr so herrlich viel Aufmerksamkeit. Ja, lasst Euren Druck an mir aus, den Ärger über jenes Wesen, das Euch zerfrisst, ich tue es gerne. Die Augen schloss er fest zu, die Welt um ihn herum sollte verschwimmen. Er steckte die Hand kurz in ihr wirres Haar, dann ließ er sie herunter gleiten, ihren Rücken herunter, merkte, wie sie schauderte, wie sie zuckte. Schließlich, sich in den Sessel zurückfallen lassen zog er sie ganz auf seinen Schoß, packte ihre Schenkel und zwang sie, sich breitbeinig auf seinen Schritt zu setzen. Er ließ den Kopf zurücksinken, lehnte ihn an, betrachtete ihr durch und durch, selbst durch die anmaßende Schminke gerötetes Gesicht und ein leises Grinsen wischte den kalten Ausdruck auf seinem Gesicht weg. Er selbst war ein wenig gerötet, vor Erregung, die zwar noch nicht spürbar für sie, aber deutlich in seiner eigenen Brust für ihn an. Es war sagenhafte Hitze, die da aufstieg. Sie würde alles tun, alles mit sich machen lassen, was er nur wollte. Und er würde alles tun, was er von Nöten hielt, um sich zu beruhigen, um den Druck und die Unruhe dieser Tage abzuwerfen und loszulassen. Mit den Zähnen riss er ihre Kleidung auf, das obere Stück, legte ihre nackte Brust frei, betrachtete sie mit gierigem Blick, seufzte kurz und schloss wieder die Augen, nur bis zur Hälfte diesmal, strich mit den rauen Fingerkuppen über ihre Brustwarze, zog sie dann rasch wieder an sich, an seinen eiskalten Körper und spürte, dass sie genau so kalt war. Er presste seinen Unterleib, seine Lenden gegen den ihren, stöhnte ihr ungehemmt ins Ohr und ließ die Hand von ihrem Hintern zu ihrem Schenkel, zu ihrem Innenschenkel gleiten. Seine Finger nahmen ihre Nässe wahr, er wischte sie an der Lehne des Sessels ab. "Soll ich dich lecken...?", raunte er in ihr Ohr. Nun zuckte es auch in ihm, seine Männlichkeit wurde hart und prall in seiner Hose alleine bei dem Gedanken seine Zunge in ihr zu versenken und sie konnte sein steifes Glied pulsierend durch den Stoff zwischen ihren Beinen spüren. Die Hand in ihrem Haar bescherte ihr eine wonnevolle Gänsehaut, entlockte ihr ein wohliges Schnaufen und die starke Hand, mit der er sie zu zerquetschen vermochte, wenn er nur gewollt hätte brachten sie beinahe um den Verstand. War das ein Traum? Dass er sich mit ihr abgab, sie überhaupt mehr beachtete, als notwendig? Das Ratschen des Stoffes nahm sie genüsslich hin, zwar war sie nicht wie die meisten Succubi der Hölle vollbusig und mit gebärfreudigen Hüften ausgestattet, aber Probleme mit dem Selbstvertrauen bezüglich ihres eigenen Körpers hatte sie noch nie gehabt und so präsentierte sie ihm den nackten fahlen Oberleib, knabenhaft und doch auf seine gewisse Weise weiblich, ihre Brustwarze zuckte bei dieser ungeahnten Berührung. Als er ihr diese Worte zuraunte, war sie sich sicher, einmal wieder in einem Tagtraum gefangen zu sein. "Herr", stöhnte sie, als sie seine harte Männlichkeit drücken spürte, es brachte sie fast um den Verstand. "Ich wage es nicht, diese großzügige Geste anzunehmen..." Ihre Brüste waren klein, aber viel weicher als eine harte Knabenbrust. Unter ihrer geschlechtsneutralen Kleidung hätte er wohl nie erraten, ob sie Mann oder Frau war. Die Schlampen, die er sonst hatte, waren in der Tat anders. Huren mit großen Brüsten, einem weit geschnittenen, tiefen Dekoltée, so dass die Möpse fast aus ihren Kleidern fielen, so aufreizend und so obszön, dass es fast schon zu viel war. Luzifer packte so eine Frau, presste ihren Leib grob an sich und nahm sie wie ein Stück Fleisch, am liebsten von hinten. Oder die Haare fest in der Hand drückte er den Kopf einer Solchen gegen sein Geschlechtsteil, den Schwanz tief in ihren Mund bis sie kotzte und er kam. Belial war zugegeben nichts weiter als eine Frau in der langen Reihe derer, die ihn vergötterten und liebten, doch in ihr sah er gewissermaßen eine Person, sie hatte für ihn ein Gesicht, einen Namen. Selbst wenn sie Dreck war und er sich an ihr laben wollte, hatte er zu den Schenkeln, deren Innenseiten er jetzt berührte und zwischen die er mit der Hand glitt, immer ihr Gesicht vor Augen, hörte ihre lieblich-spielerische Stimme in seinem Ohr. Er versenkte die Finger in ihr, in ihrer Wärme und Enge, bewegte sie ruckartig vor und zurück, bis er drei Finger in sie gedrückt hatte, mit dem Daumen ihre empfindlichste Stelle mit etwas festem Druck massierte. "Du widersetzt dich meinem Wunsch?", hauchte er in ihr Ohr, die Härchen auf ihrem Hals stellten sich sichtbar auf. Sie stöhnte auf, als er die Finger in sie drückte und sie massierte, das Kribbeln wurde stärker und stärker und einen Moment gab sie sich diesem Gefühl, gefingert zu werden hin. Von IHM. Oh, sie war selig. "Niemals würde ich es wagen, mich zu widersetzen", flüsterte sie, Dann zog er die Finger aus ihr raus, packte ihre Seiten, hievte sie hoch, so dass sie auf den Lehnen des Sessels kniete, mit dem Unterleib direkt vor seinem Gesicht. Er leckte sich die Lippen, zog den störenden Stoff beiseite, riss ihn beiseite, packte ihre Hüften, die Finger in das Fleisch ihres Hinterns gedrückt. Dann fand seine Zunge gierig ihren Weg, er leckte über diese bestimmte Stelle, die Frauen in den Wahnsinn treibt, vergleichbar mit der Eichel des Mannes. Die Augen genussvoll schließend sog er ihren Geruch und Geschmack ein und vergrub dann schlussendlich die Zunge in ihr, so tief er damit nur reinkam und leckte sie von innen großzügig aus, wobei ihr Saft sein ganzes Gesicht benetzte. Sie zog überrascht die Luft ein, als er sie so in die Höhe zwang, sie zwang so eine angespannte Position einzunehmen, dass sie sich automatisch an der dahinterliegenden Lehne halten musste. Sie schrie leise auf vor Lust, als sie seine Zunge plötzlich an ihrer intimsten Stellte spürte, begann zu zittern und musste sich beherrschen, nicht sofort zu kommen, einfach aus diesem geilen Gedanken heraus, wer es war, der sie leckte, sie so luststillend berührte. Und sein Gesicht, das Gesicht ihres Herrn so tief vergraben in ihr ... Das war doch nicht richtig ... er durfte ihr doch nicht soviel Aufmerksamkeit zukommen lassen, aber ... nein, es war zu geil, sie wollte nicht nachdenken, lieber die Konsequenzen, egal welche es sein mochten später in Kauf nehmen, für diesen überaus erotischen Moment. Luzifer genoss ihren weiblichen Geruch, ihren unsagbar sinnlichen Geschmack, er schloss vor Genuss die Augen, ergab sich dieser Frau geradezu, während er sie leckte und konnte gar nicht aufhören, sich zu laben. Mit seinen großen, rauen Händen strich er über ihre Hüften, ihre Seiten, griff mit der einen Hand an ihre Brust. Dann allerdings ließ er den Kopf zurücksinken, schnaufte nach Luft, immer noch die Lider nicht erhebend und wischte sich mit dem Handrücken etwas erschöpft über den Mund. Er war geil, er war erregt, er wollte mehr. In sie eindringen, sie durchbohren, sie spüren. Er öffnete seine eigene Hose, zog sie ein Stück runter, so dass sein steifes Glied, durch das das Blut schoss und pumpte, sich in seiner vollen Pracht aufstellen konnte. Er fuhr mit seinen eigenen Fingern über seine Männlichkeit, schob sich die Vorhaut zurück, berührte seine eigene Eichel und stöhnte. Dann öffnete Luzifer langsam die Augen, blickte seine Sklavin an, drückte sie mit langsam herunter, wieder auf seinen Schoß und ein leichtes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. "Du darfst ihn anfassen...", flüsterte er. "Du darfst dich sogar auf ihn setzen ... wenn du möchtest ... mein schöner Schmetterling.." Hauchend vergrub er die Hand in ihrem Haar und schmiegte dann auch das Gesicht daran, lehnte es an ihren Hals und zog sie näher an sich. Er spürte ihre feuchte Vagina, glitschig und warm an seinem steifen Schwanz. Ihr Saft benetzte ihn bereits, als würde ihr Körper sich gleich auf ihn stürzen wollen. Er seufzte gegen ihre Haut. "Komm ... Ich will ordentlich zugeritten werden ..." Er spielte mit ihren Brustwarzen, kniff genüsslich hinein. Belial hatte die Augen halb geschlossen, war ein wenig abgedriftet, in ihre eigene kleine Welt versunken. Seine Hände brannten wie glühendes Eisen auf ihrer Haut und als er von ihr abließ, spürte sie, wie sie zuckte, hätte beinahe die Beine zusammengepresst, um den letzten Druck für einen bevorstehenden Orgasmus zu erzeugen. Sie zitterte vor Erregung als sie Luzifers Worte vernahm. Sie durfte ... IHN berühren...? Mit lustverschleiertem Blick glitt ihre zierliche Hand herab, weiter hinunter bis sie das Fleisch seines mächtigen Schwanzes gegen ihre Handfläche pulsieren spürte. Sie packte zu, rieb ihn beherzt und pumpte ihn etwas. "Ihr seid so gütig, Herr", flüsterte sie ehrfürchtig, dann spreizte sie die Beine und ließ sich mit einem sehnsuchtsvollen Stöhnen langsam und genüsslich auf seinen Schwanz gleiten, sodass er sie gänzlich ausfüllte. Einen Moment genoss sie das Gefühl des pulsierenden Fleisches, das sie ausfüllte, dann begann sie ihn zu reiten ... geschmeidiger, als man es ihrer Knabenhaftigkeit hätte anmuten können bewegte sie ihre Hüften ... Er lehnte sich zurück, packte ihre Hüften und drückte sie noch weiter herunter auf sich, spürte ihre ganze Wärme sich um ihn schließend und schloss die Augen. Er versank ganz in ihr, verschmolz mit ihrem Körper. Sein Hirn, sein Denken schaltete gänzlich aus, nun war nichts mehr, nichts war mehr da und nichts war mehr vorhanden, das ihn hätte ablenken, das ihn hätte etwas anderes spüren lassen als dieses wohligen, dünnen Leib, der nun mit seinem eigenen zu einer Fusion geworden war. Er und sie, sie waren nun ein einziges, Eins, es existierte nichts mehr. Sie ritt ihn und er stöhnte sehnsüchtig und lustvoll mit seiner herbem, männlichem Bariton auf. Die Fingernägel in ihr Fleisch, in ihre Lenden pressend drückte er selbst den Unterleib ihr noch mehr entgegen, stieß von unten her in sie, drang noch tiefer, bis zu den Eiern in sie ein. Er konnte kaum an sich halten, zu groß war schon die Erregung, er wollte einfach nur kommen, in sie spritzen, tief in ihre Enge hinein. Die eine Hand glitt zu ihrem Hintern, er schob einen Finger in ihren Arsch, dann zwei, stieß weiter so gut er konnte von unten in sie hinein, lehnte den Kopf zurück, warf ihn in den Nacken und schrie fast beim Stöhnen. Nein, was war zu geil, es war zu heiß und so gerne er sie mehr traktiert, sie länger penetriert hätte, er war so rattig, er wollte sie nur ergießen. Er ließ los, ließ seine Gedanken los, seine Geilheit, sein alles und spritzte tief in sie hinein, das Sperma füllte sie aus und floss an der Seite seines Schwanzes aus ihr hinaus. Er ließ sich nach hinten sinken. Luzifer schnaufte, die Augen immer noch geschlossen. Seine Brustwarzen waren steif, Schweiß hatte sich auf seiner Stirn, auf seiner Brust, auf seinem ganzen Körper gebildet. Doch er wollte noch nicht aus ihr raus, immer noch die Hand an ihrer Hüfte. "Noch mal ... ich will dich noch mal ficken ... Spann deine Muskeln an ... das macht mich geil.." Wenn sie ihren Schließmuskel fest anzog, spürte er das eng um seinen Schwanz, was für ein erregendes und abartiges Gefühl. Er wollte sie noch mal nehmen, von hinten, von vorne. Ewig, so lang es nur ging. Sie sollte ihn noch mal geil machen, damit er sich noch mal in ihr versenken konnte. Diesmal vielleicht in ihren Arsch. Oder einfach nur eine andere Stellung. Auf jeden Fall: Noch ein Mal! Sie war noch nicht gekommen, als sie bereits seinen heißen Samen in sich fühlte und allein der Gedanke daran, dass dieses in ihren Augen Heilige nun in ihr war und die schmerzhaften Nägel in ihren Hüften, brachte sie dazu, ebenfalls zu kommen, leidenschaftlich stöhnend. Kurz sank sie zusammen, keuchte ein wenig, aber sie spürte auch gleichsam, dass sie noch ein mal mehr kommen könnte, das Gefühl der Erregung war noch nicht gänzlich aus ihr herausgepresst. Ihre Brustwarzen waren so steif, dass es sie fast schmerzte, aber es war ein guter, süßer und erregender Schmerz, gleichsam wie das Brennen der blutigen Striemen, die er auf ihrem Körper hinterlassen hatte. Nur zu gerne kam sie seinem Befehl nach, leicht lief ihr der Speichel aus dem Mund. So spannte sie in einem sanften Rhythmus immer wieder ihre Muskeln an und spürte bald, wie er sich in ihr wieder verhärtete. Oh, das war so geil, so unglaublich geil und lusterfüllt stöhnte sie auf dabei. Sie wünschte sich nur so sehr, er möge sie schlagen, sie prügeln, bespucken und bepinkeln, das würde ihr noch den zusätzlichen Kick geben ... Er wartete, bis sich sein Schwanz wieder versteifte. Alleine von dem Gefühl in ihr zu sein wurde er unglaublich geil, dass er wieder die Augen schließen musste, es nur genießen konnte. Ah, welch herrliches Gefühl. Die warme Enge einer Frau, liebreizend und schön. Sie auszuweiden, sie zu besitzen, wie nur ein Mann es konnte, das gab ihm gerade so ein herrliches Gefühl, eine innere Wärme, die von seinem Leib nach außen strömte, ihn glühen und schwitzen ließ. Wie ein Tier wollte er sie nehmen, so packte er sie, zerrte sie von sich runter und warf sie auf dem Boden. Er riss sich die Hose herunter, stellte sich breitbeinig vor sie und blickte sie von oben an. Sich die Lippen leckend griff er nach ihrem Bein und schleuderte sie geradezu herum, so dass sie mit dem Oberkörper, mit dem Bauch auf den kalten Boden fiel, dann beugte er sich vor, herunter, hob ihre Hüfte an und begann, genüsslich ihren Arsch auszulecken. Mit dieser kleinen Hure würde er alles machen, alles war so herrlich dreckig und gleichzeitig so herrlich geil. Er schob ihr danach wieder einen Finger rein, dann einen zweiten, fingerte sie tief und hart, dass sie schrie. Und dann ohne zu zögern schob er seinen Schwanz wieder in sie hinein, tief in ihren engen, kleinen Hintern, warf den Kopf zurück und atmete schwer und ungehalten. Er presste ihren Unterleib ganz fest an den eigenen, bewegte sich ruckartig, ohne Rücksicht auf sie zu nehmen. Er riss sie gerade zu von innen auf, dass sie blutete, doch eben dieses Brutale gab ihm den absoluten Kick, was machte ihn schier wahnsinnig. Dabei ließ er die Hand nach vorne gleiten und streichelte über ihre empfindlichste Stelle, berührte ihre Schamlippen, strich auch darüber, genoss ihre Nässe. Dann schob er einen Finger in sie hinein, sie war feucht, glitschig, es war kaum zu beschreiben. Er fand die Stelle, die ihre Blase schwer reizen musste, wenn er darüberfuhr. "Los ... ich will, dass du mir auf die Hand pisst, meine Kleine.." Sein Lachen unterdrückend stieß er in sie hinein. Musste sich großartig anfühlen, ihn im Arsch zu haben. Seine kleine Dämonin war verdorben wie keine Zweite. Sie bereitete ihm viel Spaß. Er spreizte ihre Beine mehr. Sie sollte doch ihre Strapse nicht einsauen. Sie hatte sich leicht verspannt, damit es nicht allzusehr wehtat, wenn sie auf dem Boden aufkam, da war er auch schon wieder über ihr und hatte sie mit einem Ruck umgedreht. Ja, Seid grob zu mir, ich habe es verdient. Und als er dann jene schmutzige Stelle berührte musste sie abermals stöhnen, lauter und ungehemmter als zuvor und als er dann seine Finger in sie schob so tief, dass es mehr wehtun musste, als lustbereitete, rollte der zweite Orgasmus über sie und laut und hell ließ aufschreiend ließ sie ihn das wissen. Und der Schwanz in ihrem Arsch der derlei nicht gewohnt war, es schmerzte so sehr, dass sie Lichtblitze vor dem inneren Auge sah, doch es war gut. So gut ... so schmutzig und so unglaublich gut. Als er ihre überreizte Mitte abermals berührte spürte sie schon wieder dieses grenzenlose Gefühl der Erregung und sie zerfloss beinahe. "Herr...", stöhnte auf seine Forderung hin lusterfüllt, dann spürte sie, wie er ihre Beine noch weiter auseinanderzog, und wie sie durch seinen Finger langsam die Kontrolle über ihre Blase verlor ... Es war das Höchste der Gefühle für sie, sich vor ihm so erniedrigen zu dürfen. Nun lief ihr der heiße Strahl ihrer eigenen Pisse und ebendas reizte den Kitzler noch zusätzlich, sodass sie wieder stöhnte, verlangend und es war die Art von Stöhnen, wenn alles überreizt war und man sich einen Orgasmus nach dem anderen wünschte und bereit war, absolut ALLES mit sich machen zu lassen. Luzifer spürte die warme Flüssigkeit auf seinen Fingern, die aus der kleinen Muschi seiner süßen Hure spritzte. Er stieß genüsslich tiefer in sie rein, so tief, dass es ihn fast selbst schon schmerzte. Seine wirren Gedanken galten nur ihrem kleinen, engen Arsch, ihren schmalen, knabenhaften Hüften, ihrem großartigen, androgynen Körper. Er liebte diese Art, wenn man nicht wusste, ob man Mann oder Frau vögelte. Man spürte und sah es erst, wenn es so weit war, wenn man hinlangte, wenn man hinfasste. Sein Gesicht und sein Mund war voll von ihrem Geschmack, er roch sie immer noch. Lustvoll die Augen verdrehend führte er die Hand zum Mund und leckte sich die Finger. Enger, tiefer, schneller, härter stieß er hinein, seine Eier brannten schon, sein Schwanz vibrierte fast vor Geilheit, bevor er sich schließlich zum Zweiten Mal selbst erlöste und völlig wie wahnsinnig schreiend sich in ihr ergoss, sich dabei vorbeugte, ihr die Zähne den Hals rammte, noch ein Mal ihr süßes, köstliches Blut schmeckte und mit den Fingern erneut ihren Kitzler reizte, so dass sie kam und weißlich milchiger, durchsichtiger Saft sich aus ihr ergoss und über seine Finger spritzte, stieß noch ein paar Mal der Lust und des großartigen Schmerzes wegen in sie hinein, bis er sie mit einem Arm umklammern musste, um noch stehen zu können, um nicht nach vorne zu fallen auf den kalten Boden. So presste er seinen glühend heißen Leib an den ihren, wollte nicht aus ihr heraus, ließ von ihrem Blut ab, stöhnte und keuchte nur an ihren Hals, leckte darüber, schmeckte ihren salzigen Schweiß. Sein Schmetterling. Seine Hand glitt über ihre Schenkel, über das Tattoo, griff in ihr wirres Schamhaar, er streichelte ihren glatten, dürren Bauch. Er war selten glücklich nach dem Sex, doch gerade empfand er Glück und Befriedigung. Belial verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, als sie erneut auf ihren Höhepunkt zutrieb und diesmal war er noch heftiger, noch härter, als die ersten beiden Male und sie schrie, sie stöhnte nicht mehr, sie schrie vor Lust, als sie schließlich und endlich kam. Keuchend, sodass sich ihre Brust schnell hob und senkte, dass sie fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen, blieb sie in Luzifers Armen hängen, in den Armen ihres Herrn, der sie mehr behandelt hatte, wie einen gleichgestellten Partner im Bett und nicht mehr wie eine Untergebene. Was sollte sie nur davon halten, denn jetzt wo er es ihr einmal gegeben hatte, würde sie sich immer wieder innerlich vor Lust und Sehnsucht zu ihm verzehren ... Der Duft von Rosen und anderen frischen Blüten umschmeichelte plötzlich die Nase des Höllenfürsten, als dieser wieder empfänglich wurde für etwas anderes, als die Geilheit unmittelbar vor seinen Augen... Kapitel 11: Gula ---------------- Sie hatten geglaubt, ihn ein zweites Mal ohne Gegenwehr holen zu können. Oh, wie falsch sie gelegen hatten, sie alle hatten ihr Leben dafür eingebüßt, für den bloßen Versuch, ihn zu zwingen. Diesmal nicht. Diesmal würde er ganz sicher nicht in Ketten und schmutzig vor den Höllenfürsten treten. Stolz und aus freien Stücken. Rosiel hatte sich nicht einmal sonderlich Mühe gegeben, leise einzutreten, eigentlich war er in Rage beinahe hergeeilt, doch das, was er dann gesehen hatte, hatte ihn vor Ekel erstarren lassen. So trieben sie es also, die Geschöpfe der Hölle? Er ahnte zwar die Sünde, der er sich selbst hingegeben hatte, aber DAS? Das war pervers und einfach nur widerlich. Der Ekel stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich langsam von der Säule abstieß, an welcher er gelehnt hatte - ein Engel konnte nicht gesehen werden, wenn er es nicht unbedingt wollte. Die lederne Hose mit den Querschlitzen an der Seite bis obenhin zur Hüfte knirschte leise, als er einige Schritte näher kam, dabei an einem seiner Nuttenstängel ziehend, und die Plateaustiefel mit den harten Absätzen klackerten leise dabei; die Hüften wiegten sich beinahe wie die einer Frau beim Laufen. Abgerundet wurde das Ganze durch ein einfaches, weißes Hemd, welches nur mit zwei Knöpfen geschlossen war, die Haare waren zu einem einfachen, hohen Zopf geformt. "So...", kam es leise von den blassroten Lippen. "Luzifer, wirklich, ich bin bestürzt", dabei konnte er ein leises Kichern nicht verbergen, als er kurz dem Blick Belials begegnete, welcher unverborgen verstimmt bezüglich dieser Störung war. "Ich hätte niemals gedacht, dass jemand wie du dich mit so einem hässlichen, kleinen Flittchen begnügt..." Abermals ein Zug und Qualm ausstoßen. Kein einziges Mal wandte er den Blick dabei von den beiden noch immer verbundenen Wesen. Diese Gnade tat er ihnen nicht. "Wie beleidigend, mit so ... etwas ersetzt zu werden", gab er noch theatralisch zum Besten und konnte dann ein amüsiertes Lachen nicht verbergen. Er war gespannt, wie Luzifer, der ihm ja ach solche Verfallenheit geschworen hatte, mit dieser Situation umzugehen gedachte. Den Blick erhebend erkannte er den anorganischen Engel, blickte ihm noch im Schweiße des Angesichts in die Augen, schnaufte schwer. Sein Blick wurde kalt, doch noch hatte er die warme, die schöne Belial umklammert. Der einzige Grund womöglich, sich nicht auf ihn zu stürzen, ihm den Hals umzudrehen. Alleine dieser Anblick, dieser Geruch von duftend süßen Blumen, drehte ihm buchstäblich den Hals um, ließ die Galle in ihm aufsteigen, ließ ihn beinahe würgen und brechen. Widerlich war es, ekelerregend, es passte mit keiner einzigen Note hier herein, in diese Situation, in sein Reich, in seine Seele. Wut stieg in ihm auf, seine Augen flammten wie beim ersten Mal ihrer Begegnung vor Feuer. Er zerdrückte die zarte Frau in seinen Armen beinahe, löste sich jedoch mit einem Ruck von ihr, schlagartig, und stieß sie zu Boden, richtete sich dabei auf und immer noch keuchend starrte er den Engel an. Seine lange, wallende, glitzernde Mähne. Wie Kristall, durchtrieben von unglaublicher Schönheit. Sein eigener Körper brannte beinahe, so schwer und heiß war die Aura um ihn herum geworden. Was wagte dieses dreckige Stück sich so vor ihm aufzuspielen, sich aufzubäumen? Luzifer schritt auf ihn zu, sprach kein Wort und blieb vor Rosiel stehen. Er war einen ganzen Kopf größer und die Aura, die von dem anorganischen Engel ausging, war nichts im Vergleich zu seiner eigenen, er lähmte den gegnerischen Körper alleine mit seinem unendlichen Zorn. Mit einem Mal riss er an seinen Haaren und zerrte ihn zu sich hoch, blickte ihm direkt, von Angesicht zu Angesicht, in die Augen. "DU bist das Flittchen, Rosiel. Du hast deinen Arsch noch in einer viel beschämenderen Weise hingehalten. Du hast mir sogar die Eier geleckt. Schweig also, wenn ich deine widerliche Stimme nicht zu hören wünsche. VERSTANDEN!?" Mit diesen Worten und einer unglaublichen Wucht schleuderte er ihn gegen die Wand, so hart, dass die Steine um Rosiel herum aus der Wand herausbrachen, niederfielen auf den schmalen, dürren Körper, um ihn herum, dass Rosiel sich ein Stöhnen vor Schmerz nicht verkneifen konnte, dass seine Rippen brachen und ihm die Nase von dem Aufschlag des Hinterkopfes bluten musste. Lachend fuhr sich Luzifer durch das schwarze, schweißnasse Haar und legte den Kopf ein wenig schief, grinsend, doch schließlich erneut in ein schallendes Gelächter ausbrechend. "Ihr Engel seid so widerwärtige Kreaturen. Ihr bildet euch tatsächlich ein, ihr wäret so herrlich, so rein und so unbefleckt. Gerade du, Rosiel...", Er leckte sich die Lippen, "solltest wissen, wie geil und verdorben eure Rasse doch ist." Er fischte seine Hose vom Boden, er zog sie wortlos an, er zauste sich durchs Haar. Und ohne einen Blick an sie zu richten: "Belial. Kümmer dich um unseren Gast. Leg ihn in Ketten, bis ich Lust auf ihn bekomme. Du darfst ihn ruhig schlagen, peitschen, ihm Gülle ins Maul schütten. Was du willst. Schließlich hat er dich beleidigt." Er ging an ihr vorbei. "Und das darf nur ich, wenn ich dazu in der Laune bin..." Sie war seine Maid. Nur er sollte sie treten. Mit diesen Worten, sich eine Zigarette anzündend, verließ er den Raum. Rosiel spürte die Wut, die ihn umgab, den Höllenfürsten, der sich mit einem Mal so schrecklich außer sich zeigte, ganz so, als habe er, Rosiel, ihn bei etwas ertappt, mit dem er sich nicht offenbaren hatte wollen, zumindest nicht vor ihm. Doch selbst, als diese plättende Aura Luzifers, dessen Wut, ihn erreichte, blieb seine Miene stoisch, ließ sich nichts von Furcht oder dergleichen anmerken. Es war nicht so, als hätte er keinen Respekt vor dieser zerstörerischen Kraft, die von dem Anderen ausging... Er hatte auch keine Zeit mehr, darüber zu sinnieren, als Luzifer ihn plötzlich packte und ihn harte Bekanntschaft mit der dahinterliegenden Wand schließen ließ, sodass es ihm für einen Moment die Luft aus den Lungen presste und ihn Sterne sehen ließ. Benommen sackte er an der Wand hinunter, die Worte Luzifers aber, die ihn eigentlich hätten beleidigen oder empören sollen, entlockten ihm nur ein Lächeln und ein bittersüßes Lachen folgte dem Höllenfürsten, als dieser den Raum verließ. "Na, wie ist es, die Kontrolle zu verlieren...?" Belial unterdessen hatte sich grob wieder angekleidet, starrte nun höhnisch zu Rosiel hinüber, als selbiger jedoch aufblickte und sie mit seinen stechenden goldenen Augen anstarrte und fauchte: "Wag es, mich auch nur im Entferntesten anzufassen, du dreckiges Stück, und ich werde dich in deine Einzelteile zerfetzen!!!" Und Belial, die sonst nichts fürchtete, außer dem Wort ihres Meisters, hielt doch tatsächlich inne. Sie hasste den anorganischen Engel wie kein anderes Wesen, doch war sie so klug, zu wissen, dass sie im Falle eines Falles gegen diesen nicht ankäme. So biss sie sich nur auf die Lippen. "Dann solltest du dich freiwillig in Ketten legen lassen, denn wenn Sein Wille nicht geschieht, kann er sehr ungehalten werden und dann geht es dir schlecht..." So anmutig wie es derzeit ging, versuchte Rosiel sich zu erheben, zitterte leicht, der Schlag auf den Hinterkopf schmerzte ihn. Aber noch mehr schmerzte ihn sein Ego. Wo war die Leidenschaft, die Luzifer ihm offenbart hatte, die Sehnsucht? War das alles diesem widerwärtigen, rothaarigen, kleinen Geschöpf gewichen? Mit erhobenem Haupt schritt er an Belial vorbei, die ihn wohl am liebsten angespien hätte, wissend, dass er damit einen wirklichen Feind gewonnen hatte. Dennoch, der anorganische Engel fürchtete sie nicht. Nichtsdestotrotz ließ die Dämonin seine Tür versperren, verriegeln, sodass er sie ohne fremde Hilfe nicht mehr aufbekommen hätte und ließ ihm nichts als das schwache Licht vereinzelter Kerzen. In Gefangenschaft zu sein, in Dunkelheit zu sein, so dachte sie, würde einem Engel wie ihm schon genug zusetzen... Luzifer wusch sich ab, wusch den Dreck, Schleim und Schweiß von sich, schloss dabei die Augen, ließ das kalte Wasser an sich abperlen. Ihm war ein wenig schwummrig, schwindlig von all den Dingen, die geschehen waren. Rosiels Blut klebte nicht an seinen Händen, er hatte ihn kaum berührt und ihn dennoch verletzt. Er pflegte nicht, seine Opfer zu berühren, sie anzufassen. Es reichte ein Stoß, seine Aura war unnatürlich stark, durch einen Blick auf ein menschliches Wesen wäre jenes vermutlich in tausend Stücke zerrissen, gestorben. Er verharrte eine Weile in der Dunkelheit, nass und verkühlt, bevor er sich wieder ankleidete, in pures ledernes Schwarz. Er würde Rosiel dort eine Weile harren lassen, ohne Licht und ohne Nahrung. Ohnehin war ihm schleierhaft, was er mit ihm vorhatte. Ein Exempel wollte er an ihm statuieren. Seinen abgemagerten und geschändeten Leib Gott persönlich präsentieren - oder zumindest all denen, die ihn liebten und vergötterten. So vergingen also ein paar Tage. Zwei um genau zu sein. Zwei Tage, in denen er selbst jeglichen Kontakt mied, sich nicht einmal vor seinen Dienern zeigte, nicht vor Belial. Niemand konnte ahnen, wo er war. Er war in der Dunkelheit verschmolzen, war verschwunden und verschollen, sein Aufenthaltsort unbekannt. Nach zwei Tagen kam er blutverschmiert und blutbesudelt (Redundant.) zurück, hatte wohl irgendwo gewütet und geschlachtet, hatte seinen Durst gestillt und seinen Frust bewältigt, doch gut gelaunt schien er nicht. Kälter als der eisigste Winter, so glänzten seine Augen und er sprach zu niemandem, wischte sich nur das Blut ab, zog sich um und schritt dann ohne weiteres zu seinem Gast. In Rosiels Raum waren die Kerzen bereits abgebrannt, es war stockfinster, es roch modrig, es roch nach Tod. Luzifer betrat den Raum, sein Blick war leer. Seine Wut war einerseits verraucht, andererseits war sie Kälte und Leere gewichen. Er schritt über die schallenden Fliesen, sog den schwachen, doch immer noch vorhandenen Geruch von Blumen in sich ein, der für ihn scharf und stechend schien. "... Willst du um dein Leben flehen? Oder willst du sterben, Engel?" Rosiel musste Hungern, er musste, er musste Dunkelheit und Kälte ertragen. Doch Ketten hörte Luzifer nicht. Sie hatten seinen Befehl missachtet. Irgendwer würde dafür sterben müssen. Rosiel hatte selbst in dieser Situation seine Würde bewahrt. Als die Kerze herab gebrannt war, hatte er etwas von seiner eigenen Energie darauf verwendet, damit er nicht völlig im Dunkeln saß und so glänzte Luzifer nun ein kalter, weißer Schein von Rosiel entgegen, der, die Hände gefaltet, die Augen geschlossen, beinahe, als befände er sich in Trance, unbewegt auf dem gemachten Bett saß. Beinahe geisterhaft wirkte er. Er konnte eine Zeitlang wie jeder höhere Engel oder Dämon ohne Nahrung und Wasser auskommen, dennoch schwächte ihn diese Umgebung hier schneller, als es wohl im Himmel der Fall gewesen wäre. Als Luzifer ihn anredete, hob er den Blick und dieser konnte sehen, dass das wilde Gold einem kühlen Eisblau gewichen war, dass sich feine eiskristallene Ranken auf seiner Haut ausbreiteten und die Haare nun schneeweiß um seine Schultern fielen. Er war Rosiel, der Anorganische, und so leicht war er nicht seiner Energie zu berauben und schon gar nicht seiner Körperfunktionen. "Nichts dergleichen", erwiderte er schlicht mit der androgynen, kühlen Stimme und wandte den Blick wieder ab, ganz so, als habe das, was Luzifer ihm angetan hatte keinerlei Bedeutung, als wäre seine Situation nicht halb so gefährlich, wie sie war, als würde ihm dies alles nichts anhaben. Nichts an seiner Aura ließ er nach außen dringen, wie schlecht es ihm eigentlich ging an diesem Ort und wie sehr er seinen getreuen Katan vermisste, der ihm in jeder Stunde Trost hatte spenden können. Stolz, unzerbrechlich. Hatte Luzifer tatsächlich etwas anderes erwartet? Eine gewisse Ehrfurcht breitete sich in ihm aus. Dieses eine Gefühl, das Besitz von ihm ergriff, ihn erfüllt hatte, stieg wieder wie Galle in ihm hoch. Rosiel war unter ihm, war Dreck, zerbrechlich, schwach, makabererweise doch trotz all seinen Niederlagen, die er gegen Luzifer erleben würde, war er ihm ebenbürtig. In seinem Stolz stand er Luzifer in nichts nach. Vielleicht, wahrscheinlich, vermutlich, hätte ein anderer längst aufgegeben in so einer ausweglosen Situation. Denn selbst, wenn er hier noch einige Tage oder Wochen verharrend überleben würde, was gab ihm die Sicherheit, dass er tatsächlich hier jemals lebend entfliehen konnte? Dass er tatsächlich am Leben blieb, dass er nicht brutal geschlachtet wurde in den nächsten Momenten, Tagen, Wochen, Monaten? Woher nahm Rosiel die Sicherheit, die Zuversicht? Oder war ihm sein Leben gänzlich gleich? Luzifer verharrte auf dieser Stelle, an der er stand, dann musste er doch lachen. "Willst du hier in der Dunkelheit einsam langsam vergehen? Wenn du bettelst, lasse ich dich vielleicht frei.." Wie lächerlich ihm der Satz doch selbst vorkam. Er lehnte sich an eine der eiskalten Wände hinter seinem Rücken, blickte durch das Nichts der Schatten. Er war nicht von ihnen zu unterscheiden. "Ich habe gehört, WIE sie dich geschnappt haben. Du scheinst für mich auch einen nicht minderen Ersatz gefunden zu haben, mein Engel." Er sprach, als wäre er nicht bei Sinnen. Sich eine Zigarette anzündend entfachte er das einzige reale Licht in diesem Raum, zog an ihr, blies den Rauch in den Raum. "Du und dein kleiner Schoßhund ... was ist anders daran, wie du es mit ihm treibst, als wenn ich es mit meiner kleinen Hündin treibe? Glaubst du, du bist reiner als ich, Rosiel?" Rosiel war gerade in einer inneren Ruhe gefangen, die ihn selbst überraschte. Beinahe schon mitleiderregend, wie Luzifer versuchte, ihn zu provozieren, ihn mit allen Mitteln versuchte, das tun zu lassen, was er von ihm wollte? Betteln, am Boden, gebrochen? Niemals, eher würde er seinen Tod in Kauf nehmen. Vielleicht würde er ihn ja auch begrüßen, dann wären es der Sorgen gleich viel weniger. Seine Mundwinkel zuckten ein wenig, das war aber auch schon die einzige Reaktion, die Luzifer ihm zu entlocken vermochte. "Niemals", antwortete er schlicht und ließ, wie aus purer Langeweile, von seinen Händen einen kleinen Lichtball, ähnlich flackernd wie einem Irrlicht, ohne Wärme und mit kaltem Glanz, aufsteigen auf seine Augenhöhe, betrachtete ihn und er ließ ein wenig die Schatten tanzen. Es war keine Energie, nur harmloses Licht, aber es war das seinige. Etwas, das Luzifer ihm hier nicht nehmen konnte. "Ersatz, Luzifer? Wie sollte man für etwas einen Ersatz finden, das einem nicht im Geringsten in keiner Sekunde auch nur annähernd etwas bedeutet hat?" Im Moment fürchtete er sich nicht. Nicht vor Luzifers Groll, nicht vor dem, was dieser ihm vielleicht antun könnte. Er ließ das Licht gehen und es machte sich selbstständig, schwebte ein wenig im Raum umher und Rosiel folgte ihm mit den Augen. Luzifer schloss die Augen. Was in diesem Raum geschehen würde, egal, was es sein würde, egal, was er sagen würde, es würde hier in diesen vier Wänden, in dieser Dunkelheit bleiben. Niemand würde jemals davon erfahren. Jetzt und hier entschied sich womöglich, ob Rosiel sterben oder leben würde. Doch egal, wie sich das entschied, es würde eben zwischen ihnen beiden bleiben. Nur Luzifer würde sich erinnern. Oder es verdrängen und vergessen, wie vieles andere. Darum schloss er eben die Augen und vergaß für einen Moment, wer er war und was er repräsentierte. "Du hast mir was bedeutet." Er zog an seiner Zigarette, sehnte sich einen Moment lang nach kalter, frischer Nachtluft. Nach klarer Dunkelheit, nach Sternen. Für einen kleinen Moment, vielleicht einem einzelnen in seinem ganzen, langen Leben, vergaß er einfach das Wort "Stolz" und lächelte selig und deprimiert in das Schwarz hinein. Die Trauer und Leere, die ihn umgaben, erfüllten den ganzen Raum, Rosiel hatte diese Art der Aura schon ein Mal vernommen, nur dass sie jetzt viel stärker waren, wie eine unendliche Last, die Luzifer von seinen Schultern auf alles um sich herum auszubreiten schien. "Ich hatte mich bei dir ganz gut gefühlt. Vielleicht ... aus einem kindlichen Drang heraus.. habe ich deshalb wieder nach dir gegriffen, wie nach einem Spielzeug?" Er sank die Wand herunter, sein Körper bebte. Seine langen, schlanken, muskulösen Beine streckend krümmte er sich nach unten und vergrub den Kopf in einer zitternden Hand, zog erneut an der Zigarette. Was immer hier geschah, es würde niemals jemand sehen. Die Dunkelheit verschluckte alles. "Du bist so schön wie Alexiel. Nur ihre Wildheit ist deiner nicht ähnlich", flüsterte er unterdrückt. Rosiel bemerkte die Aura, den plötzlichen Umschwung, in Luzifer, auch wenn er sich vorerst nichts anmerken ließ. So, er hatte ihm tatsächlich etwas bedeutet? Der Engel rümpfte die Nase, so wirklich wollte er diese Worte nicht glauben. Ein weiterer kleiner Lichtball drang aus seinen Handflächen und erhellte den Raum zusätzlich. Aber die Aura Luzifers log nicht, sie wurde von einem wütenden Rot zu einem traurigen dunklen Blau. "Wenn ich dir etwas bedeutet habe, dann..." Er brach ab. Wusste sich nicht zu formulieren. "Ist doch gelogen", fügte er leise hinzu, denn einen kleinen, lächerlichen Moment hatte es sein Herz erwärmt, als der Höllenfürst dies gesagt hatte. "Alexiel...", ahmte er mit monotoner Stimme den Namen seiner Zwillingsschwester nach. Warum nur war dieser Name allgegenwärtig? Er erfüllte ihn mit Abscheu. Sie war immer so stark, so gefestigt und er selbst? Ein wandelnder Widerspruch in sich. Die beiden Lichter näherten sich Luzifer, umkreisten ihn in respektvollem Abstand, kamen dann näher, beinahe so, als wollten sie Wärme spenden ... Wärme, die sie nicht besaßen, so wie er, Rosiel. Er war kalt, er war der leblose, anorganische, er war nicht wie Alexiel. "Ja, ich bin schön...", sagte er und wirkte matt, als sei er selbst es leid, diese Worte dauernd zu hören. Eine Weile herrschte Stille im Raum, dann sprach er und er wusste nicht, warum er das überhaupt erzählte. "Einmal habe ich mir mit einer Spiegelscherbe das Gesicht zerschneiden wollen, weil ich es nicht mehr ertrug ... Jemand hat mich daran gehindert, wahrscheinlich weil er wusste, dass das alles war, was mich ausmachte..." Er musste es nicht aussprechen, wer das gewesen war, der ihn da aufgehalten hatte. Er hatte sein Leben beenden wollen und als er wieder zur Besinnung gekommen war, hatte er diese Tatsache totgeschwiegen, als verletzte es seinen Stolz, seine Unantastbarkeit. Den Blick leicht hebend schielte er zu einem der Lichter. Wie Glühwürmchen umschwirrten sie ihn in wirrem Zickzack, kamen mal näher, zogen sich dann wieder zurück auf Sicherheitsabstand, bis eines schließlich seine Wange berührte, doch warm war es nicht. Nur hell, von einem inneren Leuchten erfüllt, glitzerte es ihn unschuldig an. Er griff danach wie ein Kind nach Seifenblasen, doch berühren konnte er es nicht. Mit seiner eigenen Aura färbte er eines der Lichtkügelchen blau und schickte es zurück zu Rosiel. Schweigend zog er an seiner Zigarette. Alexiel sollte so herrlich sein? In seiner Erinnerung vermischte sich ihre Stärke mit einer gewissen Arroganz, die auch sie gehabt hatte. Überheblichkeit womöglich. Er hatte sich neben ihr oft nicht stark genug gefühlt, er kompensierte das durch Gewalt. Lange hatten sie ihren Weg geteilt, ehe sie sich voneinander abgewandt hatten. Niemand hatte unterliegen wollen, dem anderen folgen wollen. Rosiel war im Gegensatz zu ihr wirklich misslungen. Aber auch eben er hatte diesen Glanz, diesen Stolz, was ihn und sie vollkommen machte. Mit einem schmerzhaften Zucken in der Brust, einem Stechen, wurde ihm schlagartig klar, wie sehr Alexiel ihm doch manchmal fehlte. Er stieß sich ab von der Wand, näherte sich Rosiel, kniete sich vor ihn hin und griff nach seinen schimmernden Haaren, um den abartigen Blumenduft zu inhalieren. Luzifer schloss die Augen. "Ihr steht einander in nichts nach. Ihr seid beide widerwärtig stolz. So sehr, dass es lebensmüdem Schwachsinn gleicht. Stolz, unzerbrechlich. Zugegeben, ihr Körper war weiblich und wahnsinnig weich. Aber im Inneren hatte sie wohl die selbe Kälte wie du." Er griff nach mehr Haarsträhnen, zog Rosiel näher. "Dieselbe Kälte? Sonderbar, wo sie doch um alle Lebewesen immer so bemüht ist..." Beinahe abfällig klang seine Stimme dabei, als Rosiel das aussprach, während er zwangsläufig , denn sonst hätte er ihm wohl eine Haarsträhne ausgerissen, näher zu Luzifer rutschte. Seine Schwester hatte immer gesagt, alles Leben sei schätzenswert. Er hatte das immer als völligen Schwachsinn abgetan. Er konnte als Anorganismus, der er war, einfach nicht verstehen, was einen so zum Leben hinzog. Wo war die Wut hinverschwunden, die Luzifer Tage zuvor noch verspürt hatte? Als hätte sie sich gänzlich aufgelöst. Der Blumenduft drückte ihm auf die Sinne, Rosiels Aura ... Sie nahm ihn einmal mehr ein. Er fluchte leise und schließlich, plötzlich, trafen sich ihre Lippen zu einem Kuss. Keine Gier lag darin, nur schlichte Anziehung und ... Zuneigung? Luzifer erschauerte. Hatte er beim ersten Mal registriert, wie betörend diese Lippen waren, in seiner Gier nach dem reinen, unberührten Leib? Er unterbrach den Kuss. "Ich werde dich aus diesem Gefängnis freilassen", entschied er, "und veranlassen, dass man dir Gemächer richtet. Aber zurückkehren lasse ich dich nicht." Rosiel antwortete daraufhin nichts. Er sah es nicht ein, sich dankbar zu zeigen, er wollte nicht, dass der Höllenfürst etwa den Eindruck bekam, er mache sich seinem Urteil untertan. Dennoch verspürte er eine gewisse Erleichterung, aus diesem Loch herauszukommen. Es war seiner nicht würdig. Es vergingen einige Tage, in denen Luzifer sich bei ihm nicht blicken ließ, und irgendwann wurde er des Ausharrens müde und beschloss, seine Umgebung zu erkunden. Luzifer sah es zwar sicherlich nicht gerne, wenn er eigenständig auf dem Gelände herumstromerte, allerdings hatte dieser auch kein ausdrückliches Verbot ausgesprochen und so hatte Rosiel beschlossen, dass es nicht nötig war, sich einzuschränken. Zuerst hatte er sich den Palast angesehen. Er war dem in Aziluth gar nicht so unähnlich und er merkte, dass dort oben ein völlig falsches Bild von der Hölle herrschte. Dunkel war es, ja, oft drückend und dennoch herrschte hier eine Art fahler, edler Glanz. Kein Dreck, wie man annehmen mochte, es war vornehm und stilvoll eingerichtet, der einzige Unterschied bestand in den Farben. Wo im Himmel Silber, Weiß und Gold dominierten, herrschten hier größtenteils Schwarz und dunkle Rottöne, was das Ganze mehr verrucht wirken ließ. Es war nicht unangenehm, nur ungewohnt. Aber ob er sich daran gewöhnen wollte, das war eine andere Sache. Er merkte bald, wo man ihm begegnete, mied man seinen Blick, vermied es, ihn anzusehen. Er verstand es nicht. Im Himmel gierte man nach ihm und hier? Verschmähung? Irgendwann wurde es ihm zu bunt und da gerade die Langeweile von ihm ergriffen hatte, hielt er kurzerhand einen buckligen, vorübereilenden, mit ledriger Haut bedeckten Dämon grob am Oberarm fest und zischte: "Was ist los hier unten mit euch, huh? Seid ihr einfach nur feige oder zu unverschämt, mir in die Augen zu sehen?" Der Diener wimmerte zu Rosiels Überraschung verzweifelt auf und presste energisch die Augen zusammen. "Nun, sag schon!", fauchte der Engel gereizt, doch von dem Dämon kam nur hilfloses Wimmern und Gestottere. Plötzlich ertönte ein leicht amüsiertes, jedoch nicht boshaftes Lachen. "Von dem Mann werdet Ihr keine Antwort bekommen, man hat ihm die Zunge herausgerissen, weil er es wagte, Euren Namen auszusprechen." Rosiel ließ den Dämon los und wirbelte herum. Ein Mann stand vor ihm, sehr elegant gekleidet, groß, mit robusterem Körperbau und markantem Gesicht, welches von glatt zurückgekämmtem schwarzen Haar gesäumt wurde. In den Augen glitzerte der Schalk und gleichzeitig eine gewisse Art von Charme. Die Haltung wirkte sehr gerade und das einzige, was dieses Bild störte, waren die Hörner, denen eines Stieres gleich, die ihm aus den Schläfen sprossen, stolz, wie eine Krone trug er sie, und der Schlangenschwanz, der sich sachte um den Körper schlängelte. Rosiel starrte ihn einen Moment an, dann sagte er ruppig, um zu überspielen, dass er leicht erschrocken war vorhin: "Wer seid Ihr und was schleicht Ihr so herum?" Der Andere lachte und Rosiel wurde der wohlklingenden Stimme gewahr. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, wie unhöflich von mir-", Er legte die Hand an die Brust und verneigte sich vorbildlich. "Man nennt mich Asmodeus, Richter, Marquis und Dämon der Gula*." Er kam ihm ein wenig näher, ergriff seine Hand und hauchte einen galanten Kuss darauf. "Es freut mich, endlich die Bekanntschaft des Wesens zu machen, das unser aller Herrn so um den Verstand bringt." Rosiel wirkte einen Moment recht verdutzt, wusste nicht so ganz, was er von diesem Mann zu halten hatte. Charmant war er, daran bestand kein Zweifel und auch seine Aura hatte etwas ganz Eigenes an sich. Tatsächlich hatte sich der Hauch einer Röte auf sein blasses Gesicht geschlichen und noch während er die Hand sanft wegzog, meinte er: "Was meintet Ihr mit dem, was Ihr vorhin sagtet? Wieso hat man ihm die Zunge herausgerissen?" "Darf ich Euch auf einen Spaziergang einladen, Rosiel-sama?" Und Rosiel, der sich, seit er hier unten war, das erste Mal mit Respekt behandelt fühlte, sagte zu und ergriff den ihm dargebotenen Arm. Wenig später, als sie durch einen der weiten Gärten liefen und Rosiel merkte, dass es hier nicht ausschließlich kalt und trist war, ergriff der Dämon wieder das Wort, "Mein Herr hat den Dienern verboten, Euch anzusehen, darauf stehen grausige Strafen. Der Diener, den Ihr erwischt habt, hat in einem unbedachten Moment Euren Namen ausgesprochen und die Konsequenz folgte auf dem Fuße. Wer es wagt, Euch anzusehen, wird geblendet. Wer es wagt, Euch zu berühren, darauf steht die Todesstrafe.” Auf Rosiels Gesicht erschien ein süffisantes Lächeln. "Dann seid Ihr wohl schon tot, Asmodeus." "Mitnichten, mein Engel, ich bin einer der Hohen, einer der wenigen, der sich des Vertrauens Luzifers rühmen darf." Nun war es an Rosiel zu lachen. "Vertrauen? Hier unten?" Asmodeus schnalzte mit der Zunge. "Ah, unser Ruf eilt uns voraus. In dieser Sache ähnelt Eure Himmelshierarchie der hier unten um Einiges. Oder wollt Ihr mir sagen, Ihr seid dort oben gänzlich vor Misstrauen und Hinterhalt gefeit?" Darauf wusste Rosiel keine Antwort. Im Grunde wusste er, dass der Dämon Recht hatte. Und noch etwas anderes schlich sich in seinen Geist. Luzifer war offenbar nicht nur sehr besitzergreifend, sondern auch schrecklich eifersüchtig. Wenn das keine Sache war, die er ausnutzen konnte, dann wusste er auch nicht weiter. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Luzifer sollte nicht meinen, dass er hier ein leichtes Spiel mit ihm hatte, dass er ihn unter Kontrolle hatte. Diese Eigenschaft hatte er wohl als eine der wenigen mit seiner Zwillingsschwester gemein, den unbezwingbaren Stolz, die ewige Rebellion gegen alles, was einem gefährlich werden konnte. Sich niemals unterwerfen. Rosiel empfand diese Unterhaltung als ungemein abwechslungsreich. Er gab es ungern zu, aber Asmodeus hatte eine ganz eigene Art von Charme. So erfuhr er im Laufe der Unterredung, dass Luzifer gedachte, am selben Abend noch eines seiner ausschweifenden Feste zu geben und irgendwie kribbelte es ihm in den Fingern, dem beizuwohnen. Als man ihm am Abend die Einladung zu dieser Festivität herantrug, hätte der Engel beinahe aufgelacht. Der stotternde Diener lag beinahe auf dem Boden, das Gesicht gegen ebenjenen gepresst, während er ihm versuchte, so unterwürfig wie möglich mitzuteilen, dass der große Luzifer seine Anwesenheit wünschte. Es gäbe ein ausschweifendes Mahl und er brauchte es wohl nicht auszusprechen, dass danach noch ganz andere Dinge ausschweifen würden. Auf Rosiels Gesicht trat ein hinterhältiges Lächeln. Luzifer wünschte seine Anwesenheit? Gut, die sollte er bekommen, allerdings sollte er sie bekommen, wenn es Rosiel gerade danach war. Kurzerhand entschied er, dass der Diener, der da so erbärmlich bibbernd vor ihm kniete, sich um seine Garderobe zu kümmern hatte und er hatte ihn dabei auch gefälligst anzusehen, wenn er nicht wollte, dass Rosiel ihm die Augen ausstach (Ein wenig genoss er dabei die Verzweiflung, in die er den armen Dämon brachte). So ließ er sich in aller Ruhe, während das Fest in der Zwischenzeit wohl schon beginnen mochte, mit einem Glas Rotwein in der Hand, die verschiedensten Kleider vorführen, ehe er sich für etwas entschied. Heute würde es Schwarz sein. Schwarz war verrucht. Ein enges, doch langärmliges Oberteil, das die Schultern gänzlich freiließ und dank der wirren Hochsteckfrisur, die er sich kurzerhand selbst anbrachte, da er das nervöse Gefummel des Dieners bald nicht mehr ertrug, einen Blick auf den Nacken ließ, auf den anmutigen Schwanenhals. Unter der engen Lackhose trug er bewusst keine Wäsche, er wollte herausfinden, ob es Luzifer zur Weißglut brachte, wenn ihn jeder anstarrte. Die Stiefel waren eine Sache für sich alleine. Plateau und endlose Absätze und dennoch konnte er sich so elegant darin bewegen, dass es mehr sinnlich wirkte als alles andere. Sie hatten vorne einen silbernen, kunstvoll gearbeiteten Beschlag. Das Gesicht brauchte er kaum zu schminken. Er hatte als der Engel, der er war ohnehin eine makellose Haut. Dennoch zog er ein wenig die Augen nach, sodass sie wie Katzenaugen wirkten und das Schwarz hob das Bernstein auf nahezu obszöne Art und Weise hervor, den Rest beließ er, wie er war, er wollte unterkühlt und unnahbar, gleichermaßen verführerisch auftreten, zuviel Make-Up wäre sehr hinderlich dabei. Eine Weile betrachtete er sein eigenes Antlitz im Spiegel. Irgendwie fühlte es sich gut an. Er reckte das Kinn ein wenig. "Wie schön ich doch bin", sagte er und es war nicht zu deuten, ob er es ironisch oder ernsthaft meinte. Er war äußerst verstimmt. Ansonsten liebte er seine Feste, so zügellos wie sie immer waren, soviel Alkohol, der immer floss, die anwesenden Personen, die ihn gleichermaßen anwiderten wie dass sie ihn erheiterten, aber eine ganz entschiedene Sache störte ihn gerade massiv. ER war nicht da. Dabei hatte er ganz ausdrücklich nach ihm verlangt. Er knirschte mit den Zähnen und stürzte dann den Alkohol hinunter, der bis zum unmittelbaren Zeitpunkt in seinem Glas unschuldig vor sich hin geglitzert hatte, nur um daraufhin das Glas wieder auf den Tisch zu knallen. Er wollte ihn hier an seiner Seite wissen. Wollte sich damit brüsten, ein solches Geschöpf zu besitzen. Belial stand in seinem Schatten, nicht sichtbar und doch in seiner Nähe, und liebend gerne hätte er ihre Unscheinbarkeit gegen den Glanz des anorganischen Engels eingetauscht. Luzifer knurrte leise. "Herr, was ist Euch denn über die Leber gelaufen?", lachte ihn eine Stimme von der Seite an. Eine der dämonischen Mätressen. Ein Succubus. Wie die anderen ihrer Art, die heute zugegen waren, war sie nackt und sie war auf allen Vieren zu seinem Stuhl herangekrochen, hatte sich so an der Armlehne hochgezogen, dass ihre Arme ihre vollen, großen Brüste zusammenquetschten, die sie ihm in geradezu wollüstiger Art präsentierte. Luzifer verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. "Wenn du wüsstest, Kleines", erwiderte er und stürzte sich abermals den Alkohol hinunter, der ihm unaufgefordert nachgeschenkt worden war. Kurz ruhten seine Augen auf zwei Dämonen, die gerade heftig miteinander vögelten, dann warf er ihr wieder einen Seitenblick zu. Nein, heute war ihm definitiv nicht nach einem vollen Weib. Er griff ihr plötzlich grob ins Haar, sodass sie überrascht aufschrie, und zog sie nach oben, sodass sie in Augenhöhe war. "Wenn ich die Nähe zu einem dreckigen, seelenlosen Succubi wie dir wünschte, hätte ich dich längst herbeizitiert!" Er ließ sie ebenso abrupt los, wie er sie ergriffen hatte und sie schlug mit einem enttäuschten, unwilligen Laut auf der Seite auf. Sie funkelte ihren Herrn mit einer Mischung aus Wollust und Empörung an, dann beschloss sie, dass es wohl gesünder wäre, sich für diesen Abend einen anderen Gönner zu suchen und zog sich zurück. "Sie hat Recht, Ihr seid heute wirklich sehr launisch, Luzifer." "Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt, Asmodeus", gab er demonstrativ gelangweilt zurück und schwenkte das Glas mit dem Cognac leicht umher, sodass die Flüssigkeit im Inneren bedenklich schwappte. "Ich habe neulich die Bekanntschaft Eures Feinsliebchens schließen dürfen." Luzifer zog aus einer Mischung Arroganz und Belustigung die Augenbrauen in die Höhe. "Mein Feinsliebchen? Ist er nicht ein scheußliches, grauenhaftes Miststück?" Asmodeus lachte. "Es geht Euch, mit Verlaub, ziemlich gegen den Strich, dass Ihr Euch ihm nicht entziehen könnt, Herr, nicht wahr?" "Hüte deine Zunge, Asmodeus, noch bin ich nicht betrunken genug, um mich über deine Spitzfindigkeiten nicht mehr zu ärgern." Asmodeus lachte abermals. "Verzeiht, Herr, meine Gabe, immer ins Schwarze zu treffen..." Plötzlich wurde es stiller im Raum. Nach und nach wandten sich alle Blicke in Richtung der großen Flügeltüren des Saales, die meisten Gespräche verstummten. Der Blütenduft war so intensiv, dass der ein oder andere tatsächlich den Atem anhielt. Rosiel hatte nicht einmal Parfum benutzt, es war schlicht sein eigener sinnlicher Duft, der dem, was man in der Hölle gewohnt war, entgegenwirkte und nun umso intensiver wahrgenommen wurde. Auch über Luzifer brach er in Sekundenschnelle herein, dennoch hatte er genug Selbstbeherrschung, um seinen Blick nicht wütend in Richtung des dreisten Spätankömmlings zu wenden, auch wenn er die Blicke der anderen auf ihm spürte und sie ihn bereits jetzt aggressiv machten. Lediglich aus dem Augenwinkel gestattete er sich einen winzigen Blick - und wünschte er hätte es nicht getan. Rosiel wirkte wie die verdammt nochmal geilste Schlampe, deren Bekanntschaft er jemals hatte schließen dürfen. Und die anderen bemerkten das ebenso. Zu dem himmlischen Glanz, der ganz sacht von den schwachen Umrissen der drei Flügel ausging und von der strahlend weißen Haut, hatte sich etwas anderes gemischt, etwas Verruchtes und vollkommen Verführerisches. Plötzlich zuckte es ihm leicht in den Lenden und er wandte den Blick ab, um weiter grimmig in sein Glas zu starren. Rosiel schien die Blicke zu genießen, die auf ihm lagen. Aber wen verwunderte es bei dieser verpesteten Arroganz, die dieser ausstrahlte? Man könnte meinen, dass er, Luzifer, ihn niemals so erniedrigt, sich ihn niemals genommen hatte, aber vielleicht war es auch genau das, das jetzt seine Anziehung ausmachte. Die Ausstrahlung war noch um ein Vielfaches überwältigender geworden, seit er ihn das erste Mal gefickt hatte. Es war seine, Luzifers, Schuld, dass Rosiel nun noch mehr beachtet, bewundert wurde. Er wandte sich zur Seite, doch Asmodeus war von seinem Platz verschwunden. Nun richtete er den Blick doch zu Rosiel hin und musste zu seinem Ärger feststellen, dass Asmodeus sich gerade vor dem schönen Engel verneigte, um ihm einen Handkuss auf den weißen Handrücken zu hauchen. Er verengte die Augen. Dieser Schuft nahm sich für seinen Geschmack ein klein wenig zuviel heraus. Was er seinen Dienern streng ahndete, ließ er dem ein oder anderen seiner Satane noch durchgehen, aber Asmodeus trieb es mal wieder bis an die Grenze. Er zwang sich zur Ruhe. Rosiel schien ihn nicht einmal zu beachten, was an sich schon eine absolute Unverschämtheit und Respektlosigkeit war, aber dass er sich auch noch den Schmeicheleien dieses verdammten Satans zugetan zeigte, brachte ihn fast zur Weißglut. Er hatte gefälligst keinem anderen zugetan zu sein außer ihm. Das Glas in seinen Händen knirschte bedrohlich. "Vollkommen und absolut hinreißend, Rosiel-sama", flüsterte der Satan, als er ihm den Kuss auf den Handrücken hauchte und Rosiel nahm es mit einem arroganten Wohlwollen entgegen. "Habt Ihr etwas anderes erwartet?", antwortete er, sich dessen bewusst, dass noch immer alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Wie er sich ihnen allen doch überlegen fühlte. Und zu seinem inneren Amüsement musste er feststellen, dass Luzifer offenbar krampfhaft versucht war, nicht durchdringen zu lassen, wie sehr Rosiel ihn gerade mit seiner Unverschämtheit reizen musste. "Natürlich nicht, wie könnte ich. Bitte - gesellt Euch an unseren Tisch - Luzifer würde sich sicherlich sehr darüber freuen." Rosiel musste lachen (und Luzifers Augenlid zuckte bei diesem glockenhellen Ton gereizt, da er nicht verstanden hatte, über was er gelacht hatte), als Asmodeus ihm dabei leicht zuzwinkerte und den Anflug eines schelmischen Grinsens zeigte und er nickte. "Davon bin ich überzeugt." Luzifer wäre doch beinahe zusammengezuckt als er die sinnlichen Lippen auf seiner linken Wange spürte. "Guten Abend, Morgenstern, ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen", säuselte ihm eine Stimme in süffisantem Tonfall ins Ohr und Luzifer war einen Moment versucht, ihm für all diese Dreistigkeiten ins Gesicht zu schlagen und ihm ein Büschel Haar nach dem anderen dabei auszureißen, aber er zwang sich zur Ruhe. Rosiel würde es sicher nicht schaffen, ihn dazu zu bringen, vor seinem Gefolge diese Schwäche zu zeigen. "Ich sollte dir ein Halsband um deinen berückenden Hals legen und es für jede Frechheit ein Stück fester zuziehen", raunte er schließlich mit seiner tiefen, rauchigen Stimme zurück, sodass Rosiel ein wohliger Schauer dabei über den Körper lief. Asmodeus hatte ihm ungefragt seinen Platz zur Linken Luzifers überlassen, auf dem er sich nun niederließ, die Beine überschlagen. Unterdessen wich die Stille langsam wieder, die solange angehalten hatte, bis Rosiel seinen Platz zur Seite Luzifers eingenommen hatte. "Das würde dir sicherlich gefallen, aber das wird sicher nicht geschehen." "Du weißt, dass ich das kann, ich brauche es nur zu wollen." Immerhin musste Luzifer sich eingestehen, dass auch ihn das Erscheinungsbild des Engels nicht kalt gelassen hatte, im Gegenteil. Sein Blick klebte auf den sinnlichen blassroséfarbenen Lippen, während der Engel so dreist mit ihm sprach. Der Duft umnebelte seine Sinne und am Liebsten hätte er ihn vor allen Anwesenden flachgelegt, um ihnen zu bedeuten, dass er einzig und allein ihm gehörte, aber dieses Vorhaben musste er noch einmal gründlich überdenken, denn andererseits gefiel ihm die Vorstellung nicht, dass jemand auf die Idee kam, Rosiel selbst diese schauerlich-süßen Lustschreie entlocken zu wollen. *Gula = Wollust. Laut Bibel ist Asmodeus der Zorn zugedacht, ich habe mich allerdings an Angel Sanctuary orientiert. Kapitel 12: Wie eine Puppe -------------------------- Er vögelte ihn nicht. Er schlug ihm so plötzlich ins Gesicht, dass seine Frisur sich löste und er beinahe das Gleichgewicht verlor. Der Schlag hallte laut wider und Rosiel riss die Augen auf, mehr vor Überraschung, als vor Schmerz. "Was hat mich nur geritten, dich hier haben zu wollen?!", knurrte Luzifer bedrohlich und man hörte seiner Stimme an, dass er getrunken hatte. Er beließ es nicht dabei, mit ein paar Schritten war er bei ihm und riss ihm im Haar, "Billiges Flittchen", raunte er, während er seine Kleidung zerriss. "Glaubst du, sie lassen sich täuschen?" Rosiel sog scharf die Luft ein, empört und entsetzt über diese Grobheit, mit der Luzifer ihn plötzlich vor allen Anwesenden bloß stellte. Er spürte die Häme Belials und die schaulustigen Blicke der anderen. Er spürte, wie seine halbe Nacktheit verschlungen wurde und das erste mal hasste er es wirklich, dass man ihn so anstarrte. "Du fühlst dich wohl besonders stark, wenn du vor deinen wertlosen Dienern-" Eine weitere Ohrfeige, nachdem man ihn grob in die Höhe gerissen hatte, "Maß dir nicht diese Aufmüpfigkeit an, Rosiel, nicht hier. Hier bist du mein und das sollen alle sehen. Sie sollen sehen, dass selbst ein Engel hier unten nichts als Dreck ist. Billiger Dreck, der sich von mir ficken lässt." Er ließ ihn los und der Engel fiel auf die Knie. Er zitterte vor Zorn über seine Ohnmacht, er fühlte sich mit einem Mal so schwach, beinahe so, als würde die Niedertracht dieses Ortes ihm seine gesamte Kraft schmälern. "Zu meinen Füßen, ganz so, wie es sich gehört", lallte der Höllenfürst, wandte sich an sein Gefolge, schwang weiterhin große Reden, die Rosiel nicht mehr verstand, er hörte nur mit einem Mal Gelächter, schreckliches Gelächter und er wünschte sich weit fort von hier, doch schließlich tat er etwas, mit dem Luzifer wohl nicht gerechnet hatte. Als er nämlich spürte, dass der Griff in seinem Haar sich löste, erhob er sich, reckte das Kinn und schenkte allen Anwesenden den überheblichsten Blick, zu dem er noch fähig war, nur um schließlich, ohne auf Luzifers Geschimpfe einzugehen den Saal zu verlassen. Als die schweren Türen hinter ihm zufielen, wäre er beinahe kraftlos zusammengesackt, doch das durfte er sich nicht erlauben. Noch nicht jetzt. Wankend und leicht benommen, denn auch er selbst hatte von dem Wein gekostet, suchte er den Weg zurück in seine Gemächer und da, erst da, gab er seinen schwachen Beinen nach. Vergrub das Gesicht in den Händen, aber er weinte nicht. Fühlte sich nur so unendlich gedemütigt und das ausgerechnet von demjenigen, der ... Nein, er wagte es nicht auszusprechen. Er vermisste Katan plötzlich ganz schrecklich. "Rosiel-sama? Kann ich etwas für Euch tun?" Der Kopf des Engels schnellte in die Höhe. Natürlich. Der Diener, der hier wartete, bis sein Herr ihn brauchte. Rosiel starrte ihn an. "Hat man euch nicht verboten, mich anzusprechen?" Der Dämon, welcher in menschlicher Gestalt wohl mittleres Alter gehabt hätte, schenkte ihm einen beinahe freundlichen Blick, dann sagte er schlicht, "Man sagte mir, ich habe mich um Euer Wohl zu sorgen, für die Zeit Eures Aufenthaltes. Das beinhaltet meiner Auffassung nach auch, Euch auf ebenjenes anzusprechen." Rosiels Mundwinkel zuckten leicht, er rang sich ein schwaches Lächeln ab. "Das einzige, das du jetzt für mich tun kannst, wäre, mich allein zu lassen." Der Dämon verneigte sich. "Wie Ihr wünscht, Herr." Dann entfernte er sich. Rosiel stand auf und ging zu einem Spiegel. Betrachtete sich. Dann schüttelte er den Kopf und griff nach einem Kamm um sich das Haar zu kämmen. Etwas, das er sonst nie selbst tat, aber außer Katan wollte er es plötzlich niemand anderen mehr tun lassen. Er musste zugeben, manchmal ertrug er Katans absolute Ergebenheit nicht, hatte sich oft eine eigene Meinung, oder vielleicht Widerworte gewünscht, aber jetzt, genau jetzt in dieser einsamen, entwürdigenden Situation sehnte er sich den Cherub herbei, wie kein anderes Wesen. Die Kleider, die er trug, waren ihm mit einem mal zuwider und er riss sie sich vom Körper und eine kurze Weile stand er nackt da, ehe er sich das Nachtgewand anlegte. Wieder sah er sich im Spiegel an. Wurde sich seiner eigenen Schönheit einmal wieder bewusst und wünschte sich plötzlich, nur einmal unscheinbar zu sein, übersehen zu werden. Seine Gedanken flackerten kurz zu den Menschen. Er schnaubte abfällig und begab sich dann zu Bett. Lange fand er keinen Schlaf, starrte nur in die Dunkelheit und die Wut, die er in sich trug, wuchs ins Unermessliche. Gleichsam jedoch mischte sich in diese Wut eine gewisse Traurigkeit, welche er nicht abschütteln konnte und so lauschte er mit seinem feinen Gehör auf die dumpfen Geräusche des Festes, welches nach, wie vor weiter seinen Lauf nahm, während er glasig ins Leere starrte. Es dauerte eine Weile, ehe er der Schritte gewahr wurde, die sich offenbar seinen Gemächern näherten und er ahnte, wer es sein konnte. Diese schweren Schritte, das konnte nur einer sein und als sich wenig später die Tür öffnete, hatte er sich bereits in die entgegengesetzte Richtung gedreht, um ihn nicht ansehen zu müssen. Dann roch der den Alkohol, vermischt mit dem leichten schwitzigen Muff, den man an sich trug, wenn man einer solchen Feier beiwohnte, und spürte, wie die Decke gelupft wurde. Dann den schweren Leib, der ihm näher kam und schließlich legte sich einer der kräftigen Arme um ihn, während raue Lippen sein Ohr suchten, "Wieso bist du so schnell verschwunden, mein süßer Engel?" Rosiel verzog das Gesicht, ob des Alkoholgeruches, der ihm in die Nase stieg. Aber er sagte nichts. Er ließ ihn wissen, dass er nicht schlief und ihm nur nicht antworten wollte. "Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?", drang die Stimme abermals an sein Ohr und sie klang leicht belustigt dabei. Rosiel presste weiterhin die Lippen aufeinander. Abrupt ließ Luzifer von ihm ab und fluchte, "Verfluchte Hure", dann erhob er sich und das Gefühl des schweren Körpers neben ihm ließ nach. Rosiel tat einen tiefen Atemzug, als er merkte, wie er sich entfernte und versuchte, seinen flatterigen Herzschlag zum Stillstand zu bekommen. Er hatte tatsächlich Furcht gehabt, dass Luzifer ihm etwas antun mochte, wenn der Alkohol ihn ohnehin schon so aggressiv machte. Rosiel verließ die nächsten Tage seine Gemächer nicht. Ihm war einfach nicht danach. Und er fühlte sich auf eine unerklärliche Art und Weise nicht gut. Er fühlte sich geschwächt, matt und deprimiert. Wenn er nach draußen sah, sah er stets nur das fahle Licht, keinen Sonnenschein, keine Vögel ... Niemals hätte er gedacht, dass ausgerechnet ihm als anorganischem so etwas derart abgehen könnte. Er spielte mit dem Gedanken, einfach fort zu gehen. Immerhin war er auch freiwillig wieder hierher gekommen. Luzifer war äußerst übellaunig in den letzten Tagen. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber irgendwie plagte ihn sein Gewissen ein wenig, von dem er nichtmal mehr gewusst hatte, dass es überhaupt vorhanden war. Doch noch etwas anderes war da. Sehnsucht. Sehnsucht nach diesem weichen, weißen Leib, dem sanften Blumenduft, den goldenen Raubtieraugen... "Verflucht", knurrte er und schlug ein Buch zu, auf welches er versucht hatte sich zu konzentrieren, dann erhob er sich. Er wollte Rosiel und er konnte sich hier unten verdammtnochmal alles nehmen was er wollte, denn alles hier gehörte ihm. So kam es, dass wenig später die Tür zu den Räumen des Engels aufgestoßen wurde. Rosiel saß mit angewinkelten Beinen in einem Sessel am Fenster, nur mit einem Morgenmantel bekleidet, und blickte nachdenklich hinaus. Er hob nichtmal den Kopf, als Luzifer eingetreten war. Das verstimmte den Höllenfürsten. "Ich möchte, dass du weißt, dass ich dein Verhalten nicht weiter dulden werde", sagte er mit kalter Stimme. Keine Reaktion. Langsam trat er näher, spürte schon wieder die Wut in sich hoch kochen. Rosiel wirkte kränklich, das sah er schon, obgleich er nur sein Profil betrachtete. Wieso wirkte er kränklich? Was stimmte nicht? Was kümmerte es ihn überhaupt? "Und ferner möchte ich, dass du mir zukünftig weniger Aufmüpfigkeit und mehr Respekt zollst, ich denke nicht, dass das zuviel verlangt sein sollte. Hast du das verstanden?" Rosiel sprach nicht. Kein Wort. Da ging er vor ihm in die Hocke und packte grob sein Gesicht mit einer Hand und zog es zu sich. "Ich fragte, ob du mich verstanden hast?", setzte er noch einmal nachdrücklich hinterher und suchte in Rosiels Augen zu lesen. Doch der Blick wich ihm aus, er erwiderte ihn nicht mal. Er wehrte sich nicht gegen die grobe Berührung und einen Moment kam ihm Rosiel vor, wie eine schwache, willenlose Puppe. Aber das hatte er nun auch nicht gewollt. "Verdammt, rede mit mir, sag etwas, irgendeine Reaktion, nur ein einziges Wort..." Nein, nichts. Und da packte Luzifer die Wut, er holte aus und abermals, wie schon so viele Male zuvor traf Rosiel die geballte Kraft seiner flachen Hand mitten im Gesicht, er ruckte im Sessel zur Seite und blieb in einer leicht verkrümmten Haltung, die Haare durch den Schlag wirr vor dem Gesicht, zusammengesunken sitzen, die Hände in die Lehnen gekrallt. "Na schön!", schrie Luzifer, "Ich brauch dich nicht, nicht deine Schönheit und nicht deine Stimme, ich hab viele, die mir zu Füßen liegen!" Er war wieder aufgesprungen, atmete schwer vor Zorn und am liebsten hätte er ihn zerfetzt. Verdammt nochmal, wieso sagte er denn kein Wort? "Du wertloses Stück Scheiße, was bildest du dir eigentlich ein? Was glaubst du, dass du etwas Besonderes für mich warst?" "Glaubst du denn, du warst etwas für mich?", erfolgte doch nun schließlich hinter dem Haarvorhang die Gegenantwort. Und ohne, dass er es wollte, traf es ihn. Was? Er war nichts für ihn? Nichts? Das konnte nicht stimmen, nein, er hatte ihn doch entjungfert, er hatte ihn ... Nun schwieg er ihn wieder an. Rosiel sagte nichts weiter. Doch mit einem Schlag entsann sich Luzifer an die Verletztheit, die in dem Satz mitgeschwungen war. Verletzt? Er hatte ihn verletzt? Den stolzen und starken Rosiel, der sich von Anfang an nichts von ihm hatte sagen lassen? Der ihm als erster nach sovielen Jahrtausenden die Stirn geboten hatte, trotz des Wissens seiner Überlegenheit? Plötzlich sah er sich selbst vor ihm auf die Knie sinken und er ergriff eine wohlduftende Haarsträhne und drückte sie, die Augen schließend, gegen sein Gesicht. "Ich ertrage es nicht, wenn du nicht mit mir redest", hörte er sich schließlich selbst sagen. Verdammt. Rosiel hatte gewonnen. "Ich ertrage es nicht, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Und ich ertrage es nicht, nicht zu wissen, warum du mir offenbar so zürnst." Nun sah Rosiel ihn doch an, öffnete die Lippen zu einem Spalt, da er damit nicht gerechnet hatte. Dann schüttelte er leicht ungläubig den Kopf und als er nun sprach, wurde sich der Hollenfürst erst wirklich bewusst, dass das was er getan hatte, etwas ganz Gravierendes gewesen sein musste. "Du hast mich zu einem Gespött gemacht. Vor deinen niederen Kreaturen hast du mich bloßgestellt, gedemütigt und vollkommen entwürdigt. Ich bin es nicht gewohnt so behandelt zu werden. Und ich bin der Auffassung, dass ich es auch nicht verdient habe." Luzifer schwieg eine ganze Weile, dann sagte er, "Ich habe dich verletzt ...?" "D-das hab ich nicht gesagt, ich ..." "Was kann ich tun, um dich gnädiger zu stimmen?" Rosiel drehte den Kopf zur Seite. "Ich bin mir nicht sicher, ob du das überhaupt kannst", sagte er, noch immer beleidigt. Luzifer lachte leise und ergriff seine Hand, um sie zu küssen, wobei er langsam den Handrücken und den Unterarm hinauf wanderte. "Nun sag es schon, du weißt so gut, wie ich, dass ich dir mit Haut und Haar verfallen bin, ich tue alles, damit du mich nur wieder ansiehst." Rosiel hob belustigt eine Augenbraue. Na holla, derlei Allüren war er von Luzifer nicht gewohnt. Die Küsse verschafften ihm eine Gänsehaut und affektiert entzog er ihm seinen Arm. "Nun gut. Dann lass mich gehen." ".... Alles, bis auf das, versteht sich", fügte Luzifer ergänzend hinzu. "Ich kann dich jetzt nicht mehr gehen lassen." "Dann hol mir meinen Katan hierher und zwar unversehrt. Deine Diener sind absolut unfähig darin, sich um mein Haar und meine Garderobe zu kümmern. Und es widert mich an, wenn sie mich anfassen." Luzifer erhob sich und nickte. "Ich werde sehen, was ich tun kann." Er hielt inne und sein Blick glitt abermals über Rosiels derzeit schwach wirkende Erscheinung. Er hob an, etwas zu sagen, ließ es aber dann doch sein. Vielleicht würde es auch schon helfen, diesen seltsamen Leibeigenen Rosiels herzuholen, eine Sache aus Aziluth, die ihn besänftigte. Über seine plötzliche Sanftheit wunderte er sich gerade selbst. Hatte er sich nicht noch geschworen, sich Rosiel einfach nach Belieben zu nehmen? Wurde er wegen dieses Engels etwa tatsächlich noch weich? Was war das für ein Gefühl in seiner Brust? Was war es nur, das sein kaltes, totes Herz so berührte, wenn der Engel in seiner Nähe war? Er war nervös. Sehr sogar. Plötzlich, mitten in der Nacht hatte man ihn aus dem Schlaf geholt, man hatte ihm zugeflüstert, wenn er seinen Herrn je wieder sehen wolle, dann solle er nun ohne jemanden zu informieren, ohne gesehen zu werden mitkommen. Man würde ihn zu ihm führen. Als Beweis dafür hatte man ihm eine kleine Locke des sanft schimmernden Haares gezeigt. Der Blumenduft, der sogar von diesem noch ausging, war unverkennbar. Katan schlug das Herz bis zum Halse. Man hatte ihm die Augen verbunden, wohl, damit er den Weg nicht wiedererkannte und schon bald erkannte er, wohin ihre Reise sie führte. Es graute ihn, aber jetzt, wo er erst mal von dieser Annahme beseelt war, erschien alles so simpel. Als Rosiel-sama damals das erste mal wieder heimgekehrt war, hatte er diesen Geruch nach Schwefel, nach Rauch und ein bisschen nach Tod an sich gehabt. Er hatte nicht mehr ... rein gerochen. Und die Träume, die seinen Herrn offenbar heimgesucht hatten. Sie handelten wohl von dort. Soviele Zeichen und er hatte sie alle übersehen. Doch, was hatte man für einen Nutzen? Etwas zog sich in ihm krampfhaft zusammen. Er wusste nicht sehr viel über die Hölle. Aber das was er wusste und was alle anderen wussten war, dass man sich dort unten an jeder Schönheit labte, die man in die Finger bekam, da es dort unten so hässlich war. Sein Herr würde gewiss diesen Glanz bringen, nachdem man sich dort die Finger leckte. Ein grauenvolles Gefühl brach über ihn herein, seine Hände ballten sich unbewusst zu Fäusten, innerlich fühlte er sich krank vor Sorge um seinen geliebten Herrn und so kam ihm dieser Weg nur noch länger vor. Bald verlor er das Gefühl über die Zeit. Er konnte sich nur auf seine Sinne verlassen. Es ging wohl tiefer hinab, sie schienen sich ihrem Ziel zu nähern. Er schluckte. Man stieß ihn grob an. Er musste wohl geschlafen haben. Sie waren am Ziel. Katan ließ es sich gefallen, dass man ihn unsanft vor sich herstieß, solange es ihn nur seinem Herrn näher brachte. Er hörte Stimmen in einer Sprache, die er nicht verstand. Die Sprache der Hölle. Plötzlich wurde es still, man ließ ihn los und eine Tür schlug hinter ihm zu. Schritte kamen näher und bald drang eine tiefe Stimme an sein Ohr. "Du bist also der Cherub, auf den Rosiel so viele Stücke hält ..." Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er diese Stimme hörte. Abermals schluckte er schwer. Er wagte es nicht, das Wort zu erheben. "Sein treuer ... ergebener Hund." Ein Lachen ertönte, voller Hohn. Plötzlich spürte er eine Hand, wie sie über seine Schläfe strich, nach unten hin zum Hals, dann von ihm abließ. Schließlich wurde seine Augenbinde gelöst. Und er sah in die schwärzesten Augen, in die er jemals geblickt hatte. Und plötzlich wusste er, wer es war. Ihm schwindelte leicht und er sank in die Knie, weniger aus der Geste des Respekts heraus, als vor Schwäche und Schwindel über den Unglauben und die Tatsache, dass er tatsächlich vor ihm stand ... ihm ... dem Fürsten der Hölle, dem grausamsten, niederträchtigsten Geschöpf. Dem, den man aus dem Himmel verstoßen hatte, noch lange vor seiner Zeit und der sich tief unten sein eigenes infernales Imperium erschaffen hatte. Die Macht war es, die von diesem Wesen ausging, die ihn in die Knie zwang und seine Gedanken konnten und wollten sich einfach nicht ordnen. Er lachte abermals und das Geräusch drang unangenehm, wie eine Totenglocke an sein Ohr. "Er nannte dich Katan, richtig?" Dann fuhr er fort, weil er es mehr zu sich selbst gesagt hatte, "Katan, ich kann in deine Gedanken sehen, du hast sie mir gerade so herrlich offenbart", raunte er, "Ich habe dich aus einem einzigen Grund hierher gebracht und der lautet sicher nicht, dir einen Gefallen zu tun, also ... Wenn du tatsächlich auf die Idee kommen solltest, deinen Herrn hier wegbringen zu wollen, oder dergleichen, dann werde ich keine Skrupel haben, dich in Stücke zu reißen." Katan starrte weiterhin auf den Boden, unfähig, sich zu rühren, während die Worte Luzifers an sein Ohr drangen. “Hast du das verstanden?” Katan nickte, was hätte er auch widersprechen sollen. Luzifer wandte sich ab von ihm und sagte dann zu einer Person, von der Katan nicht einmal gemerkt hatte, dass sie im Raum war, “Er kann ihn haben, bring ihn meinetwegen zu ihm.” Man führte ihn einen Gang entlang und der Weg kam ihm unendlich lang vor, aber er bemerkte durchaus, dass sie sich in einem besonders luxuriösen Bereich des Palastes befanden. Vor einer hohen massiven Tür blieben sie stehen und der andere Diener, der ihn begleitet hatte - nicht, ohne ihm immer wieder skeptische Blicke zuzuwerfen - klopfte kurz respektvoll, nur um die Tür dann zu öffnen. “Geh hinein, dein Herr erwartet dich sicher bereits.” Damit ließ er ihn alleine stehen und Katan fühlte sich plötzlich zittrig, als er in den Raum trat. Und dann sah er ihn. Er saß in einem, mit rotem Samt überzogenen Sessel und hatte wohl etwas geruht. Rosiels Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an. “Katan ...”, formten seine Lippen lautlos und er erhob sich, um ihm entgegenzukommen. Katan merkte sofort, dass sein Herr schwach wirkte, so eilte er sich, ihm näher zu kommen, um ihn zu stützen und im nächsten Moment fiel er ihm in die Arme, kraftlos, hilfesuchend und er schlang seine Arme um die schmalen Hüften, da er ansonsten in sich zusammen gefallen wäre. Er spürte, wie der Körper seines Herrn zuckte und er fühlte sich sterbenselend, da es so selten vorkam, dass Rosiel-sama einmal weinte. Es schnitt ihm in die Seele. Er merkte, wie er ihm langsam entglitt und so sank er mit ihm zu Boden, sodass er ihn, auf den Knien sitzend stützen konnte, während sein Herr ihm immer noch kraftlos in den Armen lag. Und er fragte nicht nach. Wie er es fast nie tat. Er wartete, wartete, bis Rosiel von selbst zu ihm sprach. Wenig später verebbte das Zittern, Rosiel löste sich minimal, nur um ihn ansehen zu können. Die goldenen Augen, die ihm ansonsten mit ihrer Wildheit den Atem geraubt hatten, schwammen in Kummer. Was hatte man seinem Herrn hier unten nur angetan? “Katan, du bist hier ...”, flüsterte er kraftlos und strich ihm zitternd mit den Fingerspitzen über die Wangen, beinahe so, als hielte er es für eine Illusion, als könne er es noch nicht fassen. Katan fing eine der Hände ein und schloss seine eigene darum, schloss einen kurzen Moment die Augen, öffnete sie dann wieder und hauchte einen keuschen Kuss auf den Handrücken. “Mein Platz ist an Eurer Seite. Was soll ich in Aziluth, wenn Ihr hier unten seid?” Das rührte den Engel und er brachte sogar ein aufrichtiges Lächeln zustande. “Katan, du hättest es dort oben ohne mich besser und trotzdem bleibst du bei mir? Du musst wahnsinnig sein.” Katan äußerte sich dazu nicht. Wahnsinnig ja, das war er vielleicht. Oder... "Ihr wisst, wie sehr ich Euch verehre", sagte er schließlich unterwürfig. "Bitte, kommt, steht auf, der Boden ist sehr kalt." Daraufhin umschlang er ihn unaufgefordert, sodass er ihn hochheben konnte und Rosiel ließ seinen Kopf gegen seine Schulter kippen. "Lass mich nicht los...", sagte er leise und Katan war es nur zu Recht. Seinen Herrn weiterhin umschlungen haltend nahm er auf einem Diwan platz, insgeheim diese Nähe genießend, die Rosiel ihm auf diese Art schenkte. Zu gerne hätte er ihm nun eine zärtliche Geste geschenkt, das streichen einer Strähne aus dem Gesicht oder die hauchfeine Berührung der Wange mit den Fingerspitzen. Aber das nahm er sich nicht heraus, denn sie waren keine Liebenden. Ein Stich ging durch sein Herz. Und sie würden es niemals sein. Kapitel 13: Die Schlange im Paradies ------------------------------------ Liebevoll und doch gleichsam voller Sorge betrachtete er die entspannten Züge seines Herrn. Er schlief. Katan war das sehr recht, denn Rosiel hatte ermattet gewirkt, als entzöge ihm hier unten etwas die Lebensenergie. Auch Katan hatte die Veränderung gespürt, als er hier heruntergekommen war. Es drückte aufs Gemüt, er fühlte sich leicht matt, aber man konnte es dennoch irgendwie aushalten ... Einer der anderen Diener hatte ihm Räumlichkeiten ganz in der Nähe von Rosiels Gemächern zugeteilt. Es war gewöhnungsbedürftig, da hier unten irgendwie alles einen leicht anrüchigen Touch hatte, aber für Rosiel-sama wollte er sich gerne daran gewöhnen. Wenn er doch nur wüsste, was mit ihm geschehen war. Auch wenn er einen Verdacht hatte. Es war er. Er, der Fürst der Hölle. Ganz sicher. Luzifer hatte ja nun kein wirkliches Geheimnis daraus gemacht und Katan hoffte, nicht nur aus grenzenloser Eifersucht, sondern hauptsächlich aus tiefer Sorge heraus, dass Rosiel-sama diesen Fehler erkannte und aus freien Stücken wieder nach Aziluth ging. Überreden mochte er ihn nämlich nicht und er hatte das Gefühl, dass er ... ja, freiwillig hierhergekommen war. Rosiel-sama war niemand, der körperliche oder seelische Strapazen auf sich nahm, ohne sich etwas, meistens egoistisches, davon zu erhoffen und das ließ für Katan wiederum nur einen Schluss zu. Und das fraß ihn auf. Rosiel-sama musste sein Herz an dieses Ungeschöpf verloren haben. "Ich möchte dir mein Reich zeigen." "Was gibt es denn hier, bis auf Ödland?" Luzifer lachte rau auf. "Du würdest dich wundern oder willst du mir sagen, dass dich die Kraft deiner drei Flügel verlassen hat und du lieber, wie die Prinzessin auf der Erbse, im Palast dein Dasein fristen willst?" Rosiel legte den Kopf schief. "Was haben Erbsen mit Prinzessinnen zu tun?" Luzifer schnalzte mit der Zunge. "Das ist ein von Menschen erdachtes Märchen." Und dann geschah etwas, was Luzifer wirklich verwunderte, Rosiels Augen leuchteten bei der Erwähnung der Menschheit auf. Hätte er gewusst, dass er mit so etwas Profanem das Interesse seines Feinsliebchens wecken konnte, dann hätte er das sicherlich schon früher versucht. "Erzähl mir mehr davon", verlangte der Anorganische und Luzifer grinste. "Begleite mich in mein Ödland und wir haben genügend Zeit um uns über derlei zu unterhalten." Rosiel rollte genervt mit den Augen. Fantastisch, Luzifer hatte ihn. Schon immer hatte seine unverhohlene Neugier der Menschheit gegolten, aber bisher war es ihm immer verwehrt geblieben, auf die Erde zu gehen. Das hatte verschiedene Gründe. Es ziemte sich einfach nicht für seinen Stand, seine Zeit mit Nichtigkeiten zu verplempern. Oder eher für seine Funktion. Alexiel war oft dort unten. Sie als Organischer Engel war dort praktisch heimisch. Rosiel blickte finster drein. "Na schön, du unmöglicher Kerl, zeig mir dein versumpftes Loch." Am Nachmittag des selben Tages traten sie Seite an Seite hinaus. Als Rosiel hier das erste Mal hergekommen war, hatte er nicht darauf achten können und als er das zweite Mal freiwillig hergekommen war, hatte er schlichtweg anderes im Sinn gehabt, als sich die Umgebung anzusehen. Aber es war, wie er es vermutet hatte - öde, trostlos und deprimierend. Aber so schlecht war die Luft zumindest nicht, auch wenn man anderes hätte annehmen können. Oder er hatte sich schon so sehr daran gewöhnt, aber das war nun einerlei. Luzifer vor ihm breitete seine vier dunklen Schwingen aus, um sich kurz darauf in die Lüfte zu erheben und Rosiel kam nicht umhin für einen kurzen Moment den lackschwarzen, leicht feucht wirkenden Glanz in den Federn zu bewundern, ehe er es ihm gleichtat und den Boden unter sich ließ. Er glitt an die Seite des Gefallenen. "Wirklich beeindruckend, Morgenstern", sagte er dann, "es ist, wie ich es mir vorgestellt hatte." "Spar dir deinen Zynismus, Engelchen", erwiderte der Dunkle, beinahe so nebenbei, als unterhielten sie sich über das Wetter. "Was hat es nun mit dieser Prinzessin auf sich?", verlangte Rosiel wenig später zu wissen. "Es ist eigentlich eine sehr dumme Geschichte. Ich habe sie einst einmal aufgeschnappt, als ich mein Unwesen auf der Erde trieb, um den Schöpfer zu ärgern. Ein König will eine Frau für seinen Sohn, aber es soll eine richtige Prinzessin sein. So testet er die Mädchen, indem er ihnen eine Erbse unter zehn aufeinandergestapelte Matratzen legt, ob sie so feinfühlig sind, das zu spüren." Rosiel verzog das Gesicht. "Wer denkt sich denn so etwas aus?" "Die Menschen eben." Er kam nicht umhin schalkhaft zu grinsen. "Aber sie haben zugegebenermaßen auch weitaus interessantere Werke erschaffen." Rosiel ließ sich leicht seitlich neben dem anderen hergleiten, während er nachdenklich meinte: "Ich möchte sie einmal kennenlernen, die Menschen..." "Wieso? Du hast doch alles, was du willst, deinen Reichtum, deine Macht, was willst du denn dann mit den einfältigen, schwachen Menschen?" Rosiel antwortete nicht, da er keine Antwort wusste. Sie faszinierten ihn einfach. Er hatte sie aus den Erzählungen seiner Schwester kennengelernt. Aber er fühlte sich seit jeher zu ihnen hingezogen. "Ich will wissen, was sie von uns unterscheidet", entschied er dann. "Ich wüsste gerne, wie es ist, einer von ihnen zu sein." Luzifer lachte plötzlich, was Rosiel missfiel. "Das wird deinem Herrn aber gar nicht gefallen." "Was kümmert mich das?", knurrte der Anorganische mit einer plötzlichen Rüdheit, die selbst Luzifer überraschte. "Er lässt uns genauso allein dort oben wie das Menschenvolk. Wie lange ist es her, seit du ihm gegenüber gestanden hast?" Luzifer wurde ernst, biss sich einen verräterischen Moment auf die Unterlippe. Rosiel hatte einen wunden Punkt getroffen. In Wahrheit hätte er dem Schöpfer nicht mal dann in die Augen sehen können, wenn er es gewollt hätte. "Zu lange", sagte er schließlich. "Zu lange, als dass ich es mir erlauben sollte, in vergangenen Zeiten zu schwelgen." Ein Feuer der Entschlossenheit loderte kurz in den schwarzen Augen auf. "Der Schöpfer hat mich verlassen. Wie er alle anderen verlassen hat. Er ist ein Sadist, er sieht gerne zu, wie sich seine Geschöpfe gegenseitig zerstören, Engel, Menschen, Tiere, sie alle. Wenn du dein Leben lang geglaubt hast, die Kriege, die wir hier oben führen seien blutig, dann willst du die Menschen niemals kennenlernen. Sie übertreffen unsere Grausamkeit bei Weitem. Bei euch dort oben in eurem unendlich strahlenden Weiß, sagt man sich von mir, dass ich derjenige bin, der sie verführt, der sie ins Unheil stürzt, aber das ist eine glatte Lüge. Die Fäden, die ich ziehe, sind dünn. Zu dünn, als dass man mir die alleinige Schuld zusprechen könnte. Diese liegt ganz allein bei ihnen. Und was meinst du, wieviele Kriege man schon ausgerechnet im Namen des Herrn ausrief. Papst Urban im Mittelalter gegen die Muslime, angeblich ein Gottesmann - ich tarnte mich seinerzeit als ein einfacher Soldat. Oh ja, ich genoss es, das Blutbad, aber ich habe nichts dazu getan, es anzurichten. Das waren die geliebten Geschöpfe deines Herrn ganz allein. Er gab ihnen einen freien Willen und muss nun mit den Konsequenzen leben. Mussolini, Adolf Hitler, Franco von Spanien, König Heinrich VIII von England, Erszbeth Barthóry, er tat nichts, nichts, um sie aufzuhalten." "Du klingst so unendlich verbittert", murmelte Rosiel nach einer Weile. "Haben die Menschen denn nichts Gutes hervorgebracht? Ich mag mir nur schwer vorstellen, dass sie so unendlich verkommen sein sollen wie du es sagst." Luzifer schwieg eine Weile. Er kannte seine Meinung, das wollte er dem Engel auch mitteilen, doch dann entschied er sich für etwas anderes. "Wieso machst du dir nicht selbst ein Bild?" "Wie soll das möglich sein? Du weißt, dass es mir als Anorganismus verwehrt ist, sie zu sehen ..." "Sagt wer? Dein sadistischer Gott?" Plötzlich hielt er in der Luft inne, Rosiel tat es ihm automatisch gleich, weil er ihm beim Sprechen ins Gesicht gesehen hatte. Dann fasste er ihn mit beiden Händen an den Wangen, konnte dem plötzlichen Verlangen nicht widerstehen, den schönen Engel zu küssen, intensiv, dann vergrub er für einen kurzen Moment die Nase an seinem Hals, um den Duft des seidigen Haares einatmen zu können. "Ich wette, er verbietet es dir nur, weil er dich für sich allein will. Er will dich nicht an die Menschen verschwenden. Immerhin bist du sein liebstes Geschöpf, ist es nicht so? Und soll ich dir mal etwas sagen? Ich will dich auch für mich allein und ich weiß, dass ich siegen werde und selbst wenn es einen Krieg bedeutet. Es ist mir gleich. Selbst wenn nichts und niemand mehr übrig bleibt, bis auf dich und mich. Es ist mir gleich." Rosiel erschauerte bei diesen Worten. Sein Herz, von dem er nicht gewusst hatte, dass es so hart schlagen konnte, flatterte wie die Flügel eines gefangenen Vögelchens. Er schlang die Arme um den Hals des anderen, dann trafen sich ihre Lippen erneut und dieser Kuss war anders als alle Küsse zuvor, denn dieser Kuss entstand nicht aus der blanken Gier heraus, sondern aus etwas ganz anderem. Bald schon langten sie an dem Ziel ihrer Reise an. "Ein Haufen Felsen", kommentierte der Engel wahrlich unbeeindruckt. "Ich muss schon sagen, das ist ... überwältigend." Er legte den Kopf schief und Luzifer schüttelte den seinen. "Dass du immer so ungeduldig sein musst." Dann ergriff er sein Handgelenk und zog ihn mit sich. Einen Moment blieb er stehen, dann rief er zwei Worte, die Rosiel nicht verstand, da sie in einer ihm fremden Sprache ausgesprochen wurden, aber die Felsformation vor ihnen kam plötzlich in Bewegung, ein sichtbarer Spalt bildete sich. "Nun komm." Sie schritten durch diesen Spalt hindurch, einen längeren höhlenartigen Gang entlang, und als es wieder heller wurde, ging Rosiel tatsächlich der Mund auf. Das Licht war mit dem fahlen Licht der Hölle überhaupt nicht zu vergleichen. Es war Licht, richtiges Licht, Tageslicht und ... waren das Vögel, die da zwitscherten? Einen Moment sah sich Rosiel tatsächlich geblendet und als er sich umschaute, da sah er ... Natur, nichts als Natur. Umgeben von zackigen Felskanten, wie eine Oase in der Wüste, ein kleines Paradies ... Er sah Bäume mit großen, roten Äpfeln, mit Kirschen, mit Mirabellen und ihr süßer, saftiger Duft kitzelte seine Nase, Blumen und saftiges frisches Grün, wo man nur hinsah. Ein klarer See, in welchem ein Wasserfall versank, der offenbar aus dem Nichts entstand. "Was hast du getan?", flüsterte der Anorganische Engel fast andächtig. "Hast du Eden gestohlen?" Er hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe, ließ ihn dann los. "Nachdem er Adam und Eva verjagt hat, wollte er es aus lauter Überdruss zerstören. Einen Teil konnte ich bewahren und hierher bringen. Niemand weiß davon." Langsam schüttelte Rosiel den Kopf. "Ich erinnere mich ...", sagte er leise, "wie wütend und enttäuscht er von den Sündern war ..." Luzifer schnalzte genervt mit der Zunge, "Er ist selbst daran Schuld, es kann niemals gut gehen, seine Geschöpfe ewig dumm zu halten und genau das wollte er tun." Rosiel antwortete nicht darauf. Zu gut erinnerte er sich an den Sündenfall und die daraus resultierenden Folgen. Die Kreise, die es gezogen hatte. Er lief ein paar Schritte, ging zu einem Baum, einem großen Baum, dessen Äpfel besonders rot und süß und verführerisch wirkten. Ein hinterhältiges Lächeln erschien auf den roséfarbenen Lippen. Dann streckte er die Hand nach einem großen, roten Exemplar aus. Ergriff ihn und doch ... hielt er plötzlich inne. Er wandte sich kurz um, doch Luzifer stand nicht mehr an seiner Stelle. Irritiert drehte er sich wieder zum Baum herum - und erschrak, als ihn plötzlich ein zischendes "Wieso zögerst du, Eva?" erreichte. Er riss die Augen auf und erblickte einen schweren, schwarzen, schuppigen Körper, welcher sich um den Ast schlängelte, an dem ebenjener Apfel hing, den er hatte ergreifen wollen. "Was ist, traust du dich nicht?" Einen Moment lang war Rosiel doch tatsächlich erschrocken. Aber er zitterte plötzlich. Warum zitterte er jetzt? Beinahe trotzig legte er die langen, schlanken Finger um die tiefrote Frucht und zog daran. Mit einem geringen Widerstand löste der Apfel sich von seinem Zweig und er barg ihn nun in beiden Händen. Mit einem Schaudern spürte er, wie sich der schwere Schlangenkörper um seine Schultern wand. "Was ist, Eva? Koste davon und du wirst erkennen, warum er ihn dir vorenthielt." Rosiel wusste, dass Luzifer ihn nur provozierte, wusste, dass er ihn nur foppen wollte und vielleicht wusste er auch, dass Rosiel trotz seiner Selbstverliebtheit und seiner kaum vorhandenen Angst vor irgendetwas die ungewissen Folgen fürchtete. Glaubte er wirklich, er würde nicht so weit gehen? Was sollte ihm schon passieren? Das Paradies hier war auf die Menschen konzipiert worden, er nahm an, wenn er in den Apfel biss, dann war es nichts mehr als ein Apfel, denn welche Erkenntnis sollte ihn denn schon treffen? "Bist du feige?", lachte die Schlange in sein Ohr. Das war eine offensichtliche, wenn auch recht profane Herausforderung. "Keineswegs", flüsterte er und führte sich den Apfel zu seinen Lippen. Biss hinein. Schmeckte die außergewöhnliche Süße der Frucht, den reichhaltigen Saft. Aber nichts, was ... Der Apfel glitt ihm aus der Hand. Sein Geist flimmerte. Die ersten Menschen. Eva. Nackt und schön. Wie sie sich verführen ließ. Wie sie verstoßen wurden. Schwach. Schwache Schöpfung. Ein Szenenwechsel. „Mein liebster Engel. Mein liebster, schönster Engel." Lächeln. Unendlich mächtige Arme, die ihn umfingen. Streichelten. Emporhoben. Sein eigenes Federkleid. Wärmend, schützend. Und dann ... der mächtige Arm. Er riss ihm plötzlich die Federn aus. Es schmerzte. Er versuchte zu schreien, doch kein Laut drang über seine Lippen. Der Schmerz war überwältigend. „Wenn mein Engel nicht bei mir bleibt, dann muss ich ihn am Fliegen hindern.“ Wer hatte das gesagt? Oh, dieser Schmerz. Jede Feder einzeln. Er wollte ihn für sich. Deshalb schottete er ihn ab. Von den Menschen. Von seiner Schwester, die ihn liebte und nicht ihn zu übertrumpfen suchte. „Du kannst mir nicht entkommen.“ Und er floh. Und wurde eingefangen. Immer wieder. Und dann merkte er, wie er nicht mehr fliegen konnte. Nur mehr Kiele bohrten sich aus der Haut seines Rückens. Er war entstellt. Hässlich und entstellt und entwürdigt. Nein, lass ab von mir, lass ab von mir. Der Schmerz blendete. Nun hatte er ihn. Er war sein. Der gütige und weise Gott, ihr Schöpfer. Er betrog sie. Er hielt sie dumm. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Blut, von dem er nicht gedacht hatte, das es in seinen Adern flösse. Rotes Blut. Menschenblut. Blut war schlecht. Er öffnete die Augen weit, wollte sehen. Und er sah Krieg. Engel, Dämonen, Menschen. Sie alle bekämpften sich, sie alle. Sie waren alle verkommen und falsch. Und er sehnte sich nach der Erde wie nie zuvor. Es war grauenvoll. Jesus am Kreuz. Das Blut nahm ihm den Atem. "Rosiel." Es füllte seine Lungen, ließ ihn husten und plötzlich merkte er, dass ihn ein Schwert durchbohrt hatte. Ein Schwert von Menschenhand gemacht. "Rosiel!" Er hatte ihn fest bei den Schultern ergriffen, spätestens als der filigrane Körper anfing, sich von selbst in den Degenerationszustand zu versetzen, hatte er gespürt, dass er vielleicht zu weit gegangen war. Beinahe hätte er ihn nicht erreicht, die stattlichen Schwingen hatten geschlagen, unkontrolliert wie die eines Vogels, über den man ein Netz geworfen hatte - erst trotzig und verbissen, dann panisch und dann schließlich kraftlos, doch schließlich hatte er ihn erreicht, hatte seinen Oberkörper umschlungen, den er fest an sich presste. Und er spürte es, er spürte alles. Die Qualen, von denen die Degeneration verursacht wurde, das Erbeben des Körpers, den inneren Kampf, den er ausfocht. Was er wohl sehen mochte? Doch als er des Blutes gewahr wurde, das ihm nicht gerade wenig aus dem Mundwinkeln nach unten rann, da empfand er seine eigene Idee, mit der er den anderen nur hatte necken wollen, plötzlich als töricht. "Rosiel!", rief er abermals und dann ... plötzlich lag er still. Die Schmerzen verschwanden. Er blinzelte. Es war nicht das Gesicht der Schlange, das er erblickte, sondern das Luzifers. Sein Körper fühlte sich so seltsam kühl und leicht an. Er schmeckte den metallischen Geschmack von Blut ihm Mund. Doch keine Einbildung. Sein Atem ging immer noch schnell. Seine Flügel - man hatte ihm seine Flügel ausgerissen. Eine Träne schlich sich plötzlich über seine Wange. Seine Flügel! Er konnte sich nicht bewegen. Sch...", Luzifer beugte sich zu ihm herab und küsste ihm die Träne fort. Rosiel spürte den muskulösen, warmen Körper, der ihn festhielt, geborgen hielt. "Er hat sie mir ausgerissen..." Und weitere Tränen fanden ihren Weg über die von eisblauen Mustern überzogene weiße Haut und schließlich mochte er sie nicht mehr zurückhalten. Schließlich brach alles aus ihm heraus. "Er hat sie mir ausgerissen ... er hat sie mir ausgerissen ..." Luzifer mochte nicht nachfragen, denn er konnte es sich auch so denken. Diese Erfahrung musste ein Schock gewesen sein, ein gewaltiger. Sein Griff um den schmalen Körper wurde fester und er spürte die Finger, die sich schwach in seine Brust krallten. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass ihm das Paradies mehr zusetzen würde, als die gesamte Hölle, die es umgab? So hielt er ihn geborgen, in seinen Armen, bis sein Körper nicht mehr vor Kummer erbebte und er langsam still wurde. Dann löste sich der immer noch durchscheinende Engel von ihm. "Warum hast du mir diesen Apfel gegeben?" Er versuchte ärgerlich zu klingen, doch er klang nur erschöpft. "Du hast doch selbst nach ihm gegriffen, Rosiel. Ich hab dich nur ein bisschen provoziert. Ich muss allerdings zugeben, dass ich von dieser Wirkung nun doch sehr überrascht bin. Ich hatte angenommen, dass sie uns nicht schaden." Rosiel blinzelte. "Du hast mich als Vorkoster missbraucht?" Angriffslustig funkelten ihn die eisblauen Augen an, in welche sich langsam wieder etwas Wärme mischte. "Was denn?", erwiderte er boshaft. "Glaubst du etwa, ich wäre dumm genug, selbst davon zu probieren, wenn ich die Wirkung nicht kenne?" Er grinste schadenfroh. "Du bist unmöglich!", schrie Rosiel plötzlich auf und im selben Moment spürte Luzifer eine sehr gut platzierte Ohrfeige auf seiner Wange. Eigentlich sollte er jetzt wütend sein, aber ein Blick in das Gesicht seines Engels amüsierte ihn. Er war einfach hocherotisch, wenn er so aufgebracht war. "Was gibt es da so blöd zu grinsen?", setzte er wütend hinterher. "Gar nichts", erwiderte der Höllenfürst todernst. "Ich erkenne diese Ohrfeige hiermit als meine gerechte Strafe an." Um Rosiels Mundwinkel zuckte es verräterisch. "Hör auf, dich dauernd über mich lustig zu machen." Damit lief er ein paar Schritte von Luzifer weg, in Richtung des Sees, wo er sich wieder niederkniete und einen Augenblick sein Gesicht in der klaren Wasseroberfläche betrachtete. Er verzog das Gesicht. Er sah furchtbar aus. Ihm war Blut in den Kragen gelaufen, es hatten wenige Spritzer seine weißen, mit eisblauen Mustern überzogenen Wangen verunreinigt und er hasste diesen Degenerationszustand. Vor allem wenn er ihn unvorbereitet traf. Dann fühlte er sich immer so hilflos, weil es zwar kräfteschonend war, er aber gleichsam nicht in der Lage war, seine Kräfte schnell wieder herbeizurufen, wenn er sie benötigte und das war gefährlich. Er tauchte seine ebenso weißen Hände zu einer Kuhle geformt ins Wasser hinein, um sich das Gesicht zu säubern und die Kühle an sich tat gut auf der Haut. Ehe er sich erhob, hielt er einen Moment inne, strich sich eine nach vorne gefallene Strähne aus dem Gesicht. War das wirklich das, was man Schönheit nannte? Als er sich so sah, zweifelte er plötzlich. Er hatte nicht gemerkt, wie sein Begleiter hinter ihn getreten und schließlich auch niedergekniet war. Luzifer fasste ihn an den Schultern und küsste ihn auf die Schläfe. "Fange nicht an, zu zweifeln", sagte er leise, wie als habe er seinen Gedanken erraten. "Wenn du einmal damit anfängst, hörst du nie wieder damit auf." Der herbe, männliche Geruch, der ihm in die Nase stieg, beruhigte ihn. Der starke Körper in seiner Nähe, er mochte ihn plötzlich nicht mehr missen. Rosiels rechte Hand wanderte auf die linke Luzifers, welche immer noch auf seiner Schulter ruhte. Die Lippen liebkosten liebevoll seine Wange, die Stelle unter dem Ohrläppchen und knabberten schließlich am Hals entlang, während er spürte, wie sich zwei starke Arme um ihn wanden und vor seinem Körper, in seinem Schoß zur Ruhe kamen. Er schloss die Augen und spürte wonnevoll die Härte, die sich gegen ihn presste. Plötzlich spürte er ein unbändiges Verlangen in sich und wie, als habe er seine Gedanken erhört, fingen die Hände in seinem Schoß an, sich zu winden, zu massieren, während er Luzifers schneller gehenden Atem im Nacken spürte. Er wusste, dass es ihn anmachte, ihn anzufassen. Ein leichtes, maliziöses Lächeln umspielte seine Lippen, würde nur jäh von einem genussvollen Seufzen unterbrochen, als die eine Hand einen Weg unter sein Gewand fand und dort auf nackte, reine Haut traf, ihn umschloss und ihn langsam hart massierte. Mit einem entspannten Seufzen ließ Rosiel, der diese Zurückhaltung seitens des anderen nicht gewohnt war, sich zurückfallen und ließ ihn tun, ließ ihn. Doch bald genügte es ihm nicht mehr. Er fasste die Hand des anderen beim Handgelenk und drängte sie zurück. Dann wandte er sich um und seine, mittlerweile wieder von Goldstreifen durchzogenen, Augen trafen auf die tiefe Schwärze seines Liebhabers. Breitbeinig nahm er auf dessen Schoß platz, sodass er dessen Härte gegen seinen Hintern drücken spüren konnte, dann küsste er ihn und Luzifers Hände wandten sich währenddessen zu seinem Hintern, um lüstern seine Finger hineinzukrallen. "Willst du dich etwa über mich schwingen, mein Engelchen?", knurrte Luzifer, jedoch nicht ganz ernst, als sie den Kuss kurz lösten. "Natürlich nicht", säuselte der Engel mit einer Art der Unterwürfigkeit in sich, die Luzifer gänzlich neu war. Dann glitt er zurück, nach unten und der Höllenfürst kam nicht umhin, lüstern zu grinsen. "Du bist geil drauf, mir den Schwanz zu lutschen, sag das doch gleich." Und auch, wenn jedes Wort davon einfach wahr war, sparte sich Rosiel die Antwort darauf. Er glitt zurück, sodass er mit den Unterschenkeln im seichten Uferwasser war, sich nun mit den Oberarmen auf den Beinen des Höllenfürsten abstützte und schließlich nestelten seine filigranen Finger an dem Verschluss der Hose, um sie zu öffnen. Sein Stolz war gerade an einem anderen Ort, weit weg und er ließ sich von seinen eigenen, niederen Trieben leiten. Mit einer Hand fuhr er ihm in die Hose, nur um die bereits vollständig harte Männlichkeit hervorzuholen. Mächtig hob sie sich vor ihm empor und eine Weile starrte er beinahe lüstern darauf. Dann ergriff er sie an der Wurzel und schloss seine Lippen darum, schmeckte den herben, männlichen Geschmack, hörte das aufgegeilte Stöhnen und spürte den reißenden, groben Griff der schweren Hand in seinem Haar. "Wie gierig du bist", drang die vor Erregung raue Stimme an sein Ohr und die Fingernägel der anderen Hand, die sich nicht in seinem Haar vergraben hatte, kratzten leicht spielerisch über seine Schulterblätter. Luzifer ließ es sich eine Weile gefallen. Unterdessen schweifte der Blick der schwarzen Augen in der Gegend umher. Ein leicht höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen. Wenn der Schöpfer nur wüsste, was sie hier trieben, sie ließen quasi die erste Sünde ein weiteres Mal aufleben. Er stöhnte leise, als das Saugen stärker wurde, das Spiel der Zunge intensiver, und krallte seine Hand einen Moment stärker in den seidenen Haarschopf, sodass es den Engel schmerzen musste, ehe er ihn von sich wegriss. Er riss ihn in die Höhe, sodass er ihm einen Moment schwer atmend in die lusttrunkenen Augen starren konnte, dann stieß er ihn auf den Bauch, sodass Rosiel spürte, wie sich die kühlen, flachen Kiesel des Ufers und ein wenig Sand in seine Haut pressten und er stellte das Becken leicht auf, damit er besser in ihn dringen konnte. Luzifer vergrub das Gesicht in seinem feuchten Haarschopf, der Geruch dort brachte ihn fast um den Verstand, während er sich in den nach Lust schreienden Leib drängte, sich in ihn zwängte, bis er gänzlich darin versunken war. Die Enge überwältigte ihn abermals und einen Moment blieb er beinahe andächtig liegen, um dieses Gefühl zu genießen, während es Rosiel indes wahnsinnig ungeduldig machte, den mächtigen und heißen Phallus in sich pulsieren zu spüren, ohne dass er ihm die Lust schenkte, die er sich herbeisehnte. Er gab ein unwilliges Geräusch von sich. "Wir werden doch nicht ungeduldig werden", raunte ihm der Höllenfürst ins Ohr und begann gleichsam sich langsam und rhythmisch zu bewegen. Der Engel keuchte wonnevoll und krallte die Hände unbewusst in den feuchten Ufersand. Sein ganzer Körper brannte vor Lust und dieses Mal war es irgendwie anders als die letzten Male, jetzt ... wollte er es. Er wollte ihn. Luzifer. Wollte von ihm besessen, dominiert werden, weil ihn das unendlich anmachte. Nie zuvor in seinen Äonen hatte er einen Mann wie ihn getroffen. Kein Wunder, dass der Herr ihn verbannt hatte, wenn er es so leicht vermochte, zu verführen. Wobei er es ihm zu anfangs ja schwer genug gemacht hatte. Ein entrücktes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, doch plötzlich traf Luzifer ebenjenen Punkt in ihm, der ihn dazu brachte, leise aufzuschreien und ihn sofort zurückholte. Das Tempo wurde erhöht und den Widerstand, den er mit dem Körper versucht hatte zu geben, um ihnen beiden mehr Lust zu bereiten, musste er fahren lassen, da die Bewegungen Luzifers zu kraftvoll geworden waren, stattdessen ging er einfach nur noch mit, fühlte, erlebte so intensiv wie nie zuvor, doch plötzlich ... Luzifer hatte innegehalten in seinen Bewegungen, auch wenn es ihm sehr schwer gefallen war, zog sich nun langsam aus ihm zurück. Rosiel drehte leicht überrascht den Kopf über die Schulter. Er war ihm ganz nah. "Dreh dich um", hörte er die Stimme an seinem Ohr raunen. "Ich kann es jetzt nicht ertragen, dein Gesicht nicht zu sehen. Ich will sehen, was ich mit dir tue." Rosiel tat, was er verlangte, und trotz, dass sie sich körperlich immer noch so nahe waren, schaffte er das einigermaßen elegant, sodass sich die schlanken, langen Beine nun um den Torso des Höllenfürsten schlangen und sich über der Rückenseite ineinander verkreuzten, sodass Luzifer beinahe von selbst wieder tief in ihn hinein glitt. Sie waren so eng miteinander verbunden, aber nicht nur körperlich. Luzifer sah in die Augen, in welche längst das Gold zurückgekehrt war, flüssiges Gold, das ihn auf ewig gefangennahm, und er musste schlucken und ehe er seinen Rhythmus wieder aufnahm, küsste er ihn abermals, verschlingend, doch gleichsam verzweifelt, sehnsüchtig, als wäre keine Berührung, die er sich von dem Engel holen könne, je genug. Er wollte alles an ihm haben, ALLES. Alles sollte ihm gehören und Rosiel gab ihm mit seinem Blick, mit seinem Erwidern das Wissen, dass er ihm gehören wollte. Schließlich konnte er nicht mehr an sich halten und begann wieder mit einem gutturalen Stöhnen in ihn zu stoßen und jeder Stoß fühlte sich für sie beide an wie ein elektrischer Schlag. Rosiel krallte die Fingernägel so tief in seinen Rücken, dass er ihm tiefe, blutende Kratzer in die Haut riss und es war ihm nur zu recht, denn in dem Moment war wohl der Schmerz das einzige, das stark genug war, sein Verlangen ansatzweise zu stillen und plötzlich biss er dem schönen Engel mit einem unterdrückten, animalischen Laut in die makellose, weiße Haut des Halses, was ihn zum Schreien brachte. Und diese Schreie waren von Lust dominiert. Er mochte es also, wenn es ihn dabei schmerzte? Luzifer schauerte es, die Lustschreie in seinen Ohren klangen wie die schönste Musik und bald spürte er, wie sich sein Unterleib verkrampfte und der Leib unter ihm gleichsam heftiger und unkontrollierter zu Zucken begann, der Schweiß rann ihm von den Schläfen und die letzten Stößen waren kräftiger und brutaler, wie sie nicht sein konnten und nur wenige Augenblicke später füllte er den Engel, inbrünstig stöhnend, mit seiner heißen Essenz, während nur eine Sekunde später mehrere, abgehackte, doch glockenhelle Schreie sein Gehör erreichten, welche ihm sagten, dass es bei dem Engel ebenfalls so weit war. Er sank auf dem betörenden Leib zusammen, ohne sich aus ihm zurückzuziehen, und sie lagen einen Moment still und das einzige, was noch in Bewegung war, war das Wasser des Ufers, welches durch ihr Liebesspiel in Bewegung versetzt, immer noch sachte um ihre verschlungenen Körper leckte. Eine ganze Weile lagen sie so da, spürten die Gegenwart des jeweils anderen intensiver als je zuvor und eine seltsame, eigentümliche Stimmung machte sich breit. Das Wissen, dass sie sich aneinander verloren hatten. Nun löste er sich doch aus dem nun entspannt wirkenden Leib, zog ihn in seine Arme und so lagen sie da, halb nackt und halb im Wasser des kleinen Sees versunken und brauchten nichts mehr als einander. "Rosiel aus Aziluth ...", sagte er schließlich leise, "du hältst mein Herz in Händen." Kapitel 14: Duftender Tee ------------------------- Er lag auf einem ausladenden, luxuriösen Sofa, die Frisur nur nachlässig hochgesteckt, war wirr geworden, das Buch, welches er vor einer Weile noch gelesen hatte, lag aufgeklappt auf dem Boden vor dem Sitzmöbel. Er hatte einen Arm angewinkelt unter die rechte Wange geschoben, der Blick, gedankenverloren, ins Leere gerichtet. Mattes, fahles Tageslicht fiel durch eines der riesenhaften im Barock-Stil gehaltenen Fenster. Es war heller als sonst, fast angenehm, aber dennoch fahl, immer noch nicht dasselbe. Ein beinahe lautloses Seufzen drang über die roséfarbenen Lippen. Er dachte so viel nach, seit Eden. Seit sie an diesem Ort gewesen waren. Seit Luzifer diese Worte … Noch hallten sie in seinem Kopf wider. Noch wollten sie nicht zur Ruhe kommen, noch wollten sie ihn nicht in Frieden lassen. Er wusste, dass Luzifer eine Antwort erwartete. Aber was sollte er antworten? Er hatte nie geliebt. Er hatte seine Schwester geliebt. Heiß und tief, aber nicht auf eine solche Weise, wie man es ihm nachsagte. Als seine Zwillingsschwester liebte er sie, aber das hier war etwas anderes. Etwas Mächtigeres, etwas weitaus Schwierigeres. Wie konnte man etwas begreifen, das man nicht kannte? Wie konnte man etwas begreifen, das einem nie gelehrt worden war. Rosiel hatte zunächst immer geglaubt, dass sie ihn liebten, alle die ihn umgaben, aber das stimmte nicht. Sie waren ihm verfallen, ihm, seiner Schönheit und seiner Macht und seiner Position. Nicht ihm als Ganzes. Sie kannten doch alle nur seine Oberfläche und sein Inneres, zerwühlt, wie es war, kannte er selbst kaum. Er entsann sich dieses eigenartigen Gefühls, welches seinen Körper durchströmt hatte, kurz nachdem sein Ohr diese Worte vernommen. „Herr?“ Eine sanfte, leise Stimme drang an sein Ohr. Rosiel hob nicht einmal den Kopf, aber Katan wusste auch so, dass er ihm zuhörte. Er kannte seinen Herrn immerhin. Zwar nicht in allem, aber immerhin gut genug, zu wissen, dass es bereits besorgniserregend war, wenn er nicht auf sein Äußeres achtete. Rosiel war das eitelste Geschöpf, das man kannte, doch jetzt war er müßig, blieb die meiste Zeit in seinen Gemächern, meistens nur in Morgengaderobe gekleidet, die Haare nachlässig gehalten und wenn er einmal hinaus ging, schien es ihn nicht einmal zu scheren, dass ihn jemand auf diese Weise sah. „Darf ich Euch Tee kredenzen? Die Kräuter wecken die Lebensgeister wieder...“ er hatte bereits welchen zubereitet, schob ihn auf einem kleinen Teewagen vor sich her. Es machte ihn eifersüchtig, dass andere Engel, oder Dämonen seinen Herrn so zu Gesicht bekamen. Es war etwas Vertrautes, etwas, das nur Katan sonst vorbehalten war, als seinem Diener, aber seit sie hier unten waren, war alles anderes geworden. Luzifer schien seinen Herrn gänzlich einzunehmen und das behagte Katan nicht. Rosiel erhob sich nun doch mit einem matten Lächeln, streckte sich elegant und zog dann die Beine seitlich leicht an, weil der Boden so kalt war. „Mir wäre jetzt mehr nach einem Glas Rotwein“, erwiderte er matt, nahm aber dennoch folgsam die Tasse mit dem dampfenden und wohlriechenden Tee entgegen, während Katan liebevoll mahnend sagte: „Der Wein verschlimmerte Euren melancholischen Zustand nur, ich fürchte leider, dass ich das verbieten muss.“ Rosiels mattes Lächeln wandelte sich in ein ungezwungeneres. „Womit habe ich das nur verdient … Ich bin so furchtbar garstig manchmal und du weichst niemals von meiner Seite ...“ „Seht Ihr, genau das meine ich – Ihr erlaubt?“, fügte er hinzu und auf ein Kopfnicken Rosiels, nahm er ebenfalls auf dem Sofa platz. Ein musternder Blick glitt über die Gestalt seines Herrn. Schon die ganzen Tage, schon seit er mit Luzifer von diesem ominösen Ort zurückgekehrt war, verhielt Rosiel-sama sich so. Ständig in Gedanken versunken, ständig melancholisch. Und ständig diese unruhigen Träume. Es war ihm ein Rätsel. Das einzige, worin er sicher war, dass Luzifer der Grund für dieses Gebahren war. Luzifer kam am Abend zu ihm. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du seit Längerem nicht hinausgehst", sagte er steif, während er auf ihn hinabsah und stehen geblieben war. Rosiel mied den Blick der schwarzen Augen, er konnte ihnen nicht begegnen. "Ich bin unpässlich", sagte er nur. Luzifer entlockte es ein Schnauben. Rosiel fürchtete tatsächlich einen Augenblick wieder einen Ausbruch des Höllenfürsten, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen nahm er bei ihm Platz und ergriff eine Strähne des schillernden Kristallhaares und presste einen Kuss darauf, ließ die Lippen daran verweilen, sog mit einem Seufzen den Duft ein. "Verkauf mich nicht für blöd, Engelchen", murmelte er. "Was soll ich nur tun, um dein Wohlwollen zu erlangen, hm?" Dabei sah er auf, sah ihn an mit unwiderstehlichem Blick und Rosiel wurde es mit einem Mal anders. Irgendwie ... tat es ihm leid. Dass er so abweisend gewesen war. Obwohl er allen Grund dazu gehabt hatte. "Ich muss fort." Rosiel hob den Blick und sah ihn erstaunt an. "Fort? Wohin denn?" Der Höllenfürst seufzte genervt, ließ die Haarsträhne fahren und lehnte sich mit ausgebreiteten Armen zurück. "Ein Clan von Dämonen ist der Auffassung, aufmüpfig werden zu müssen, und ich muss sie zur Räson bringen. Keine aufwändige Angelegenheit und normalerweise würde ich mir nicht selbst die Hände schmutzig machen." "Aber?" Luzifer wandte das Gesicht zu ihm und blickte ihn schadenfroh und boshaft an. "Ich muss ein Exempel statuieren. Sonst könnte sich herumsprechen, dass man hier alles machen darf über meinen Kopf hinweg." Rosiel lächelte, bettete dann das Kinn auf Hände, welche leicht verschränkt über dem Sofarand ruhten, sah Luzifer dabei an. Dieser hob eine Augenbraue. "Was?" "Ich mag es, wenn du so rüd und männlich daherkommst." Luzifer rollte mit einem spitzbübischen Lächeln die Augen, doch dann wurde er wieder ernst. "Ich lasse dich nur ungern hier alleine." "Wieso, hast du Angst, dass ich mich in deiner Abwesenheit mit jemand anderem vergnüge?" Plötzlich packte ihm Luzifer so abrupt und grob ins Haar, dass er die Luft scharf einsog, dabei kam er ihm mit dem Gesicht ganz nahe. "Ich warne dich, mein schöner Engel. Sie wissen, dass sie dich nicht anfassen dürfen, weil ich sie sonst zerfleischen werde-" Seine Augen nahmen etwas leicht Irres an, als der Blick besitzergreifend über den Leib Rosiels glitt. "-Mach keine solchen Scherze mit mir, wenn du nicht willst, dass ich rasend vor Eifersucht werde." "Bist du das nicht ohnehin schon?", keuchte Rosiel atemlos. "Ich kann hier keinen Schritt tun, ohne, dass man dir von dem berichtet, was ich tue. Wie gering muss dein Selbstwert sein, wenn du mir nichtmal so wenig über den Weg traust." Eine Welle des Zornes über diese Worte überrollte den Höllenfürsten und mit einem wütenden Aufschrei schlug er Rosiel ins Gesicht, welcher ihn kurz darauf erschrocken ansah. Er keuchte erregt, als er auf die leicht eingesunkene Gestalt Rosiels herabstarrte. "Du bist ein Engel", stieß er dann zwischen seinen Zähnen hervor. "Engeln kann man nicht trauen." Und damit ließ er ihn allein. Verletzt. Mal wieder. Und Rosiel erhob das Kinn und wollte nicht zulassen, wie sehr ihm Luzifers Worte wirklich wehgetan hatten. Dazu war er zu stolz. Vielleicht sollte er ihn verlassen. Ihm damit bedeuten, dass er nicht zu weit gehen sollte, dass er ihn so nicht behandeln konnte. Wie eine wertlose Hure, ein Stück Fleisch, das man sich nahm, wann man wollte und auf das man seinen Stempel drücken und zu seinem Eigentum erklären konnte. Er war immerhin Rosiel von Aziluth! So etwas musste er sich nicht bieten lassen. Nur ... warum war das so schwer? Warum war es so verdammt schwer, zu gehen? (Ich entschuldige mich für die Kürze dieses Kapitels - ich brauchte einen Lückenfüller und hänge momentan leider ein bisschen - die nächsten Kapitel werden wieder länger) Kapitel 15: Der einzige Ort. ---------------------------- Der heiße Höllenwind fuhr ihm heftig durch die Kleidung und durchs Haar, ließ es flattern und er machte sich nicht die Mühe, es aus dem Gesicht zu streichen. Diese Gegend der Hölle, in der er sich nun befand, war eine der am wenigsten kultivierten. Ob irgendetwas hier unten kultiviert war, darüber ließ sich zwar streiten, alternativ konnte man es ausdrücken, dass manche Gebiete verwilderter waren, als andere. Es war verdächtig ruhig. Nur der heulende, jaulende Wind. Luzifer verengte die Augen. Es verwunderte ihn nicht wirklich, dass diese wilden Tiere große Töne spuckten, wenn er fern war, aber sobald man seine Präsenz spüren konnte, verkrochen sie sich alle in ihren Löchern. Da – nur ein Wimpernschlag, ein Geräusch, das ein normales Ohr kaum vernommen hätte – im nächsten Moment erschlug er, mehr lustlos eine Horde Dämonen mit seinem Knochenschwert. War das alles gewesen? So recht war er nicht bei der Sache. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu seinem Feinsliebchen, das er zuhause gelassen hatte. Er wusste, dass er ihn einsperren konnte. Er könnte ihm sogar die Flügel brechen, um ihn am Davonfliegen zu hindern. Aber was nützte das schon? Er liebte diesen Engel. Dieses furchtbare, grausame, stolze, eitle, kaltschnäuzige Miststück, er liebte es mit jeder Faser seines Herzens – wie konnte er ihn nur dazu bringen, das zu sagen, was er hören wollte? Und wie lange konnte er ihn noch hier unten halten? Luzifer war nicht dumm. Er wusste genau, dass es diese Umgebung war, die dem schönen Engel zusetzte, die Luft, das fehlende Licht, die fehlende Schönheit. Aber er konnte ihn nicht gehen lassen. Und er konnte ihn auch nicht behalten. Weder in Himmel, noch in Hölle könnten sie zusammen sein. Und der Schöpfer saß wahrscheinlich dort oben im Himmel und ergötzte sich an ihrem Leid. Die Erde bebte plötzlich, Luzifers Sinne waren geschärft. Ein zynischer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als sie im nächsten Moment mit einem tosenden Lärm aufbrach und ein Geschöpf daraus hervor stieß, das man das letzte Mal vor Äonen von Jahren gesehen hatte. Schuppige Haut, keine Augen, einen Zackenkranz an Zähnen, den Leib, der einer Mischung aus riesigem Wurm und Schlange ähnelte und so fauliger Atem, dass er nur aus dem Allertiefsten der Hölle stammen konnte und als er das Maul aufriss und sein Schrei ertönte, da fielen die, die Luzifer begleitet hatten, tot zu Boden, da ihnen einfach die Köpfe geplatzt waren. Luzifer beobachtete dies mit ausdrucksloser Miene. „So sehen wir uns also wieder, Nyx“, murmelte er nur und erhob sein Schwert. Der Nyx, das einzige Wesen, das sogar ihm gefährlich werden konnte, denn der Nyx war nicht aus Fleisch, der Nyx war die Nacht, der Nyx war die Angst, der Nyx war der, der die Sehnsüchte und die Träume und die verborgenen Wünsche aller Lebewesen fraß. Ihn konnte man nicht einfach mit einem Schwert erschlagen, das wusste Luzifer genau und doch hieb er nach ihm, als er in seine Richtung stieß und sein stinkender Atem ihn fast schwindeln machte; Er traf ihn, tief sogar, doch dieses Wesen störte sich nicht daran, dass ihm auf einmal ein riesiges Loch im Leib klaffte, sondern stürzte sich abermals auf ihn. Wie überaus anmaßend. Er ließ sein Schwert sinken. „Verschlingen willst du mich?“, murmelte er, „Nur zu, du wirst dir an meiner Seele den Magen verderben!“ Er blieb aufrecht, als sich der tiefe Schlund über ihn senkte und dann war da nur mehr Finsternis und Luzifer, der eigentlich als der Lichtbringer geboren war, spürte zum ersten Mal ihre Unbarmherzigkeit, den Kummer, die ewige Schwärze und alles, was er je zu vergessen gehofft, wallte in einem Mal in ihm auf, da war Licht, da war der Schöpfer, da war Alexiel, wie lang war das her, da war Licht, das Licht aus dem er geboren war, da war sogar der Schöpfer, der ihn immer noch liebte und dann … … war da Rosiel. Er war wirklich da, er spürte ihn, roch ihn, der Duft von Hyazinth und Rosen durchdrang sogar die Tiefen des Nyx und mit einem Mal sehnte er sich danach, sich für dieses Geschöpf aufzugeben, sehnte sich nach seiner Liebe, nach seinem Leib und plötzlich war da gleißendes Licht, das den Nyx durchdrang und ein Kreischen ertönte, das ihm sagte, dass der Nyx gerade starb und dann war er nicht mehr umgeben von Schwärze, sondern helles, unendlich helles Licht war um ihn herum und als es langsam verblasste, sah er die Gestalt seines geliebten Engels, der ihm nachgekommen war. Rosiels Körper leuchtete hell, so hell, dass Luzifer einen Moment fürchtete, dass er in Flammen stand, doch das war es nicht, es war nur das Himmlische Licht, das er so bereitwillig gab – aufgab; Wie er es einst getan hatte und ein eiskalter Schrecken fuhr ihm durch die Glieder als ihm bewusst wurde, was das eigentlich bedeutete. Das Leuchten wurde matter und keine Sekunde später war der Höllenfürst bei Rosiel, um seinen Leib zu umfangen, der einfach aus einem Moment der Schwäche heraus, aus der Luft zu fallen drohte – war er heiß, so heiß, fast verbrannte Luzifer sich an ihm, doch er ließ ihn nicht los. Rosiel hob den Blick und flüssiges Gold traf ihn und er brachte kein Wort heraus, schüttelte nur leicht den Kopf, während er sich langsam mit ihm zu Boden gleiten ließ. „Wolltest du etwa sterben?“, ertönte Rosiels Stimme und er versuchte erzürnt zu klingen, auch wenn ihm das nicht gelang und in dem Moment da Luzifer diese Frage stellte, spürte er, dass Rosiel doch um so viel stärker war, als er selbst und er schloss einen Moment die Augen, um einen Kuss auf dessen Haupt zu hauchen. „Nein“, flüsterte er, „Ich weiß nicht, was ich wollte … manchmal fühle ich mich in der Ewigkeit ein wenig verloren …“, gab er dann zu. „Dich kann man einfach nicht alleine lassen“, murmelte der Engel dann und lehnte sich erschöpft an die gestählte Brust. Luzifer strich gedankenverlorenen durch die kristallenen Locken. „Ich ertrage es nicht, dich zu verlieren. Schon der Gedanke daran macht mich krank. Ich weiß, dass ich dich töte, wenn du hier bleibst, aber in den Himmel zurück kehren kann ich nicht.“ „Ich weiß.“ Eine Weile verharrten sie so. Dann sagte Rosiel: „Wie … kannst du jemanden, wie mich nur lieben?“ „Was für eine Frage“, entgegnete Luzifer, „Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dich nicht liebte?“ Er spürte, dass Rosiel lächelte. Dann wieder eine Weile schweigen. „Ich liebe dich auch.“ Er hatte es nur geflüstert, doch in diesem Moment spürte Luzifer etwas, das er seit Tausenden, Hunderttausenden von Jahren nicht mehr verspürt hatte – Glück. Freude. Er umfasste das Gesicht des Engels und küsste ihn und Rosiel erwiderte diesen Kuss und als sie diesmal miteinander schliefen, an diesem fürchterlichen, schrecklichen Ort, da geschah es aus nichts, als Liebe und Zärtlichkeit. Und tatsächlich schien hernach die Sonne und es war keine fahle Höllensonne, sondern eine schöne Sonne. „Ich kenne … vielleicht einen Ort…“, sagte Luzifer irgendwann langsam. Rosiel sah ihn an. „Die Erde.“ Die Erde. Das verbotene Land zwischen Himmel und Hölle, dort, wo Gut und Böse untereinander lebten, dort, wo man sie so schnell nicht würde finden können. Aber alles aufgeben? Alles hinter sich lassen? Nun, es müsste ja nicht für immer sein. Plötzlich war alles so logisch. Es war so einfach. Rosiel lächelte. Und dieses Lächeln war alles, was Luzifer brauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)