40 Tage, 40 Nächte von cooking_butty ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Du warst weg. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte, immerhin hast du mich ja vorher gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn du mal für ein paar Tage wegfahren würdest. Sieben Tage warst du also schon weg, als ich zu dir nach Hause fuhr, um dort nach dem Rechten zu sehen und gegebenenfalls die Pflanzen zu gießen. Als ich dein Haus betrat, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Eine Vase war umgestoßen, das Wasser auf dem Boden verteilt und die Blume verwelkt – okay, das könnte auch durch einen Windstoß passiert sein, versuchte ich mich zu besänftigen. Was mich aber am meisten beunruhigte, war dein eingeschalteter CD-Player. Du würdest niemals aus dem Haus gehen, ohne alle Geräte abzustellen, schon gar nicht vor einer Reise. Ich versuchte dich zu erreichen, mich vergewissern, dass es dir gut ging, aber du gingst nicht an dein Handy. Eine Angst, wie ich sie noch nie erlebt hatte, machte sich in mir breit. „Jan, wo bist du?“ fragte ich immer wieder, wohl wissend, dass du mich nicht hören konntest. Ich setzte mich in mein Auto, wollte zur Polizei fahren, wollte irgendetwas unternehmen. Da klingelte mein Handy. Du warst es. „Jan, wo bist du?“, fragte ich dich sofort. Deine Stimme zitterte: „Rod, hör mir gut zu. Du musst bitte sofort her kommen.“ Du nanntest mir noch eine Adresse und ehe ich noch etwas hätte sagen können, hast du aufgelegt. Du hattest Angst, das habe ich sofort gemerkt. Es tat weh, dich so zu hören. Im Nachhinein denke ich, hätte ich hier die Polizei rufen sollen, hätte sie dorthin schicken sollen und sie hätten dich, was auch immer dir zugestoßen war, retten können – aber im Nachhinein weiß man alles besser, oder? Ich fuhr also los. Nach einer schier endlosen Zeit kam ich bei der von dir genannten Adresse an. Ein altes Haus, mutterseelenallein in der Einöde. Niemand würde hier freiwillig herkommen. „Was suchst du hier bloß?“, fragte ich dich im Gedanken. Ich trat ein – die Tür war nicht abgeschlossen – und rief nach dir. Ein Arm legte sich so um mich, dass ich mich weder umdrehen noch meine Arme bewegen konnte. Ich wurde gegen einen fremden Körper gedrückt und spürte etwas Kaltes an meiner Kehle – es schien ein Messer zu sein. Das alles ging viel zu schnell, ich konnte mich nicht wehren. Wortlos wurde ich über eine Treppe in den Keller geführt. Vor einer dicken Stahltür, wie man sie normalerweise nur an Kühlräumen vorfindet, blieben wir stehen. Als sie aufging, sagte mein „Begleiter“: „Chef, er ist da!“ Der Mann im Raum hinter der Tür drehte sich um und grinste dreckig. Als er einen Schritt zu Seite trat, spürte ich, wie mein Herz stehen blieb, sich in meinem Inneren alles zusammenzog. Sie hatten dich an deinen Gelenken und deinem Hals an die Wand gekettet, dir den Mund mit Klebeband zugeklebt. Du warst leicht nach vorne gebeugt, nackt und verletzt. Überall hattest du offene Wunden, von Blutergüssen ganz zu schweigen. Du hast gezittert, hattest Angst, hast mich mit einem Blick angesehen, als wolltest du sagen, dass es dir Leid tut, mich hier mit reingezogen zu haben. „Jan“, hauchte ich entsetzt. Ich wollte zu dir, dich in den Arm nehmen und dir sagen, dass alles wieder gut wird, doch sie ließen mich nicht. „Nicht so hastig mein Freund“, meinte der Chef belustigt. „Zieh dich aus!“, befahl er mir. Ich wollte mich wehren, da riss er dir den Kopf an den Haaren zurück. Du stöhntest leicht vor Schmerz. Da wurde mir klar, dass sie dich für meinen Ungehorsam bestrafen würden. Ich schlüpfte also aus meinen Schuhen, während ich gleichzeitig meine Hose öffnete. Ich stieg aus ihr, zog mein Hemd über den Kopf und die Socken von den Füßen. Ich wollte mir gerade meine Unterwäsche ausziehen, da meinte er abwinkend: „Das reicht schon.“ Er gab dem Typen hinter mir ein Zeichen. Ich musste mich neben dich setzen, wurde so angekettet, dass wir um wenige Zentimeter nicht berühren konnten. Währenddessen ließ der Chef deinen Kopf los, fuhr mit seinem Handrücken leicht an deiner Wange auf und ab, hauchte dir beinahe sanfte Küsse zu. Kurz trafen sich unsere Blicke bevor du deinen beschämt zu Boden richtetest. Er riss dir das Klebeband ab und drückte dir einen Kuss auf. „Lassen Sie ihn los, Sie Schwein“, schrie ich. Doch er machte weiter, beachtete mich gar nicht, schob dir seine Zunge in den Hals. Du hast dich nicht gewehrt, ließt es einfach geschehen. Mir wurde ein Streifen Klebeband über den Mund geklebt. Als er mit dir fertig war, stand er auf, hob dein Kinn an, sodass du ihn ansehen musstest. Er rammte dir sein Knie in den Bauch, du krümmtest dich vor Schmerzen. Dann sah er mich an und fragte mich: „Hast du denn noch immer nicht gelernt?“ Daraufhin ließen sie uns alleine in diesem Raum zurück. Wir sahen uns an. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun, aber ich kam einfach nicht an dich heran. Tränen liefen an deinem Gesicht herab, tropften von deinem Kinn. Wir schienen über unsere Blicke zu kommunizieren. Irgendwann schliefst du erschöpft ein und auch mir fielen bald darauf die Augen zu. Ich wachte durch das Zuknallen der schweren Stahltür auf. Der Chef ging zu dir, band dich los, schliff dich etwa in die Mitte des Raumes und fesselte dich an eine Kette, die von der Decke baumelte, sodass du aufrecht knien musstest. Mir wurde das Klebeband abgerissen und eine Scheibe Brot und ein Glas Wasser unter die Nase gehalten. „Warum bekommt Jan nichts?“ fragte ich den Chef, der ein wenig mit einer Peitsche spielte. „So sind die Regeln“, meinte er. Ich hörte einmal mehr, wie dein Magen knurrte. „Er hat aber Hunger“, schrie ich. Als Antwort traf der Mann dich ein paar Mal hart mit der Peitsche. „Iss einfach. Is’ besser so“, flüsterte mir der andere zu. Wortlos würgte ich mein Essen hinunter. Ich hatte Hunger, großen sogar, aber mir fehlte jeglicher Appetit. Währenddessen kam der Chef auf dich zu, ließ sich hinter dir auf die Knie fallen, sodass deine Beine zwischen seinen waren. Als mir der Mund wieder zugeklebt wurde, fuhr er gerade mit seinen Händen an deinen Oberschenkeln entlang, zuerst außen, dann innen. Immer näher an deinen Genitalien, bis er sie dann mit dem Zeigefinger „streichelte“. Seine andere Hand hielt dich an ihn gedrückt, du warst seinen Berührungen hilflos ausgeliefert. Du drehtest deinen Kopf zur mir abgewandten Seite, versuchtest krampfhaft deine Tränen zu unterdrücken. An seinem Blick erkannte ich, was er als nächstes tun würde. Ich konnte nicht mehr zusehen, drehte mich weg, schloss die Augen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich hörte, wie er sich die Hose öffnete, ein darauf folgendes kurzes gedämpftes Stöhnen von dir verriet mir, dass er in dich eingedrungen war. Als er seinen Höhepunkt erreicht hatte, blickte ich zu dir. Dein Körper bebte durch dein Weinen. Er stand genüsslich auf, schloss seine Hose wieder, stellte sich vor dich hin und sah dich an. Gedemütigt sahst du ihn an, als er mit der Hand an deinem Kinn deinen Kopf hob und an deiner Wange entlang strich. Nachdem er dich von der Kette losgemacht hatte, sacktest du zusammen, machtest dich so klein wie möglich. Er schliff dich an den Haaren zu mir. Sie fesselten deine Arme über meinem Kopf an die Wand, sodass du dich mir zugewandt auf meinen Schoß setzen und deinen Kopf an meinen Schultern ausruhen konntest. Sofort schmiegten wir uns so gut es geht aneinander. Es waren für dich die ersten liebevollen Berührungen seit einer kleinen Ewigkeit. „Och, wie süß“, meinte der Chef dreckig grinsend. Nachdem er gegangen war, riss uns der andere das Klebeband ab, dann verließ auch er den Raum. Ich hauchte zärtlich deinen Namen. Wir lehnten uns an der Stirn an, sahen uns in die Augen. „Es tut mir Leid, dass ich dich da mit reingezogen habe“, flüstertest du. „Du kannst doch nichts dafür.“ „Aber…“ „Schhhh…“, unterbrach ich dich und küsste dich sanft auf die Stirn. Du legtest deinen Kopf auf meine Schultern. „Was ist passiert?“, fragte ich, als du dich wieder einigermaßen beruhigt hattest. „Ich…also…ich bin vom Spazieren heimgekommen und hab den CD-Player eingeschaltet, als ich duschen ging. Danach hab ich mich angezogen und wollte auf dem Sofa noch was lesen. Da hat ER mir mit der Hand den Mund zugehalten, mich an sich gedrückt und eine Waffe an den Kopf gehalten. Er hat gesagt, wenn ich ruhig bleibe, wird mir nichts passieren…“ Du fingst erneut zu weinen an. „Ich hatte solche Angst. Ich…ich war wie gelähmt, ich konnte nichts tun.“ „Jan, du wurdest bedroht…jeder hätte so reagiert“, ich hoffte, diese lächerlichen Worte könnten dich irgendwie beruhigen. „Aber…ich bin doch viel größer als er, ich…ich hätte mich wehren können.“ „Nein Jan, denk nicht so…Was glaubst du, was er dann getan hätte?“ Du sahst mich an. „Er hätte mich wahrscheinlich erschossen, oder?“ Ich nickte. Du erzähltest mir noch, dass der Chef dich ständig misshandelte. Für jede Kleinigkeit wurdest du bestraft, sogar für Sachen, für die du gar nichts konntest, wenn ER zum Beispiel nicht den optimalen Orgasmus hatte oder wenn es IHM dafür zu lange dauerte. Du wurdest also auch täglich missbraucht, manchmal sogar mehrmals. An diesem Tag – war es überhaupt ein ganzer Tag? War es überhaupt ein anderer Tag, als der, an dem ich hergebracht wurde? Wir hatten jegliches Zeitgefühl verloren – kamen unsere Entführer nur noch einmal um uns wieder zu trennen. Der Chef ging nicht, ohne dich noch einmal zu berühren. Er fuhr dir zwischen die Beine, nahm deine Genitalien genüsslich in die Hand. Dann strich er an deinem Hintern entlang, führte dir zuerst einen, dann zwei, zum Schluss drei Finger ein. Mit der anderen Hand hielt er deinen Kopf fest, du musstest ihn ansehen. Er presste seine Lippen auf deine, schob dir seine Zunge in den Hals. Er drang hart in dich ein, deine Beine waren so gefesselt, dass es für ihn ein Leichtes war, dein Becken auf seinen Schoß zu heben. Um nicht stöhnen zu müssen, biss er dir ein paar Mal kräftig in die Schulter, bis die Stelle zu bluten begann. Anschließend wurden wir wieder geknebelt und alleine gelassen. Ich wurde wach als ich von der Wand losgekettet wurde. Du knietest mit dem Rücken zu mir, die Hände hinter deinem Kopf verschränkend in der Raummitte und sahst zu Boden. Der Chef hielt dir die Pistole an den Kopf. Als ich hochgezogen wurde, befahl er auch dir, aufzustehen. Wir wurden in eine Art Waschraum geführt. Wir durften uns duschen; es war ein herrliches Gefühl, das warme Wasser auf meiner Haut zu spüren. Auch hier zeigte sich wieder einmal, dass wir unterschiedlich behandelt wurden. Während ich mich ungefesselt, hinter einer Mauer versteckt mit warmem Wasser abduschen konnte, musstest du dich vor uns hinknien, deine Hände wurden an einer Vorrichtung angekettet und sie spritzten deinen geschundenen Körper durch einen Schlauch mit eiskaltem Wasser ab. Als sie fertig waren hast du vor Kälte gezittert. Ich konnte dich nicht einmal umarmen, um dich zu wärmen. Sie brachten uns wieder zurück, ketteten uns an unsere Plätze und verschwanden. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun, doch ich musste mit ansehen wie du leidest. Dir war unglaublich kalt, und hattest nicht einmal die Möglichkeit, dich wärmend zusammenzurollen. Später kamen sie zurück. Sie ketteten dich wieder zu mir, damit ich dir in die Augen sehen musste, als ER dich missbrauchte. Dein Blick, der so viele Emotionen auf einmal zeigte, brannte sich in mein Hirn ein, ich werde ihn wohl nie vergessen können. Ich sah deine Angst, deine Hilflosigkeit und deine tiefe Demütigung. Ich wollte mich wegdrehen, wollte wegschauen, um nicht deinem Blick standhalten zu müssen, doch ich konnte dich jetzt nicht im Stich lassen. Ich musste dir doch zeigen, dass du nicht allein leiden musstest, dass wir das gemeinsam durchstehen würden. Tränen liefen über dein Gesicht, wegen des Klebebandes bekamst du kaum noch Luft. Danach ging der Chef und uns wurde wieder der Knebel abgenommen. Du holtest tief Luft, versuchtest, dein Sauerstoffdefizit wieder abzubauen. Wortlos und erschöpft lehntest du dich an mich. Einige Zeit ging es so weiter. Dann kamen Veränderungen, der Assistent wurde gewechselt. War der alte uns gegenüber noch relativ „sanft“, sorgte dafür, dass wir uns, wenn auch nur mit den Fingern durch locker gestellte Fesseln, berühren konnten, sah weg, wenn der Chef sich an dir verging, schien der neue noch sadistischer als der Anführer zu sein. Auch er missbrauchte dich - es turnte ihn an, wenn er dich bloß sah. Auch er schlug dich, ja, er drosch auf dich ein, als gäbe es kein Morgen. Danach durfte ich dich jedes Mal versorgen. Wenn man es überhaupt versorgen nennen konnte. In Wirklichkeit tat ich einfach etwas dafür, dass die Blutungen aufhörten. Du lagst dann auf dem Boden, Hände und Füße waren, wie bei mir, gefesselt. Unsere Münder brauchten sie nicht mehr zuzukleben, da wir sowieso kaum noch miteinander redeten. Du schon gar nicht, meist sagte ich nur irgendwelche beruhigenden Worte, da ich hoffte, dir so dein Leid etwas zu lindern. In Wahrheit versuchte ich, meine Hoffnung, dich hier lebend wieder rauszubringen, nicht zu verlieren. Wir kommunizierten mehr durch unsere Blicke. Wir kannten uns nun schon so lange, dass ein Blick genügte und der andere wusste, was man sagen wollte. Jeder Tag – ich denke mal, dass die Zeitspanne ein Tag war – lief eigentlich fast so ab wie der andere. Der einzige Unterschied war die Häufigkeit, mit der sie uns „besuchten“. Mir gaben sie immer ein Brot und ein großes Glas Wasser, während sie dir jegliche Nahrung verweigerten. Du wurdest immer wieder geschlagen und musstest sie mit allen Mitteln, die du aufbringen konntest, befriedigen; an deinem Körper gab es keine unverletzte Stelle mehr. Ein paar Knochen schienen gebrochen zu sein, die Haut am Rücken wurde mit jedem Peitschenhieb aufs Neue aufgerissen, die an deinen Gelenken durch die dauernde Reibung mit den Fesseln aufgeschürft, die Anzahl der Blutergüsse stieg ins Unendliche. Alle drei Tage wurden wir geduscht, wo du dann auch ein wenig, immerhin so viel, um nicht zu verdursten, trinken konntest. Du erlittst immer wieder Muskelkrämpfe, ich denke, das kam vom Nahrungsmangel. Wenn ich richtig gezählt habe, dann waren wir mittlerweile vier beziehungsweise fünf Woche hier gefangen. Als sie wieder einmal hereinkamen, lagen wir ungefesselt auf dem Boden. Wo sollten wir auch hin? Ich würde dich nicht alleine zurücklassen und du warst viel zu schwach, um zu fliehen. Der Chef ging sofort auf dich los, trat auf dich ein, richtete dich auf, um dich gleich darauf durch gezielte Schläge wieder zu Boden sacken zu lassen. Der andere sollte mich an die Wand ketten, doch deine gedämpften Schreie erregten ihn so sehr, dass er mich nur an einer Hand festbinden konnte, bevor er sich an dir vergehen musste. Nachdem sie beide durch dich ihren Orgasmus bekommen hatten, schlugen sie weiter auf dich ein, es schien kein Ende zu nehmen. Ich versuchte, von der Fessel loszukommen, ich war mir sicher, dass sie dich umbringen wollten. Du krümmtest dich vor Schmerz, versuchtest, den Schlägen zu entkommen, doch du hattest keine Chance. Ein stechender Schmerz in meiner Schulter trat auf, als ich mich gewaltsam befreit hatte. Es war mir egal, denn dich zu retten war das Einzige, was zählte. Ich nahm etwas – ich weiß nicht mehr, was es war – und schlug damit auf sie ein. Immer wieder, bis sie bewusstlos zusammenbrachen. Unsere Chance war gekommen. „Jan, ich hol schnell Hilfe, okay? Ich bin gleich wieder da!“ „Nein…bitte, Rod, lass mich nicht allein.“ Auf keinen Fall wolltest du noch länger bei denen sein. Kaum auszudenken, was sie mit dir machen würden, wenn sie aufwachen würden, bevor ich wieder da wäre. Ich legte deinen Arm um meine Schultern, damit du dich auf mich stützen konntest. Wir schlossen die Tür und gingen gemeinsam langsam die Stiege hinauf. Im Erdgeschoss, in der Küche, gaben deine Füße nach. „Ich kann nicht mehr…“ Ich setzte dich behutsam auf den Boden, lehnte deinen Oberkörper an einen Schrank an. „Halt durch, Jan“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Die Angst, dich zu verlieren, war größer denn je. Du schienst wie ein blutendes Skelett mit deinem schwer verletzten und abgemagerten Körper. Verzweifelt sah ich mich um. Ich fand ein Glas, ließ es mit Wasser voll laufen und brachte es dir. Du trankst es vorsichtig, du hattest zwar einen großen Durst, aber das Schlucken tat dir unheimlich weh. Ich fand ein Telefon und rief den Notarzt an. Sie versprachen, so schnell wie möglich da zu sein und gaben mir die Anweisung, dich wach zu halten. Über einem Sessel hängend entdeckte ich schließlich unsere Kleidung. Ich schnappte deine Shorts und zog sie dir, so schmerzfrei es ging, an. Ich wusste, dass sie sie dir im Krankenhaus wieder ausziehen würden, doch ich wollte dir etwas von deiner Würde zurückgeben, dachte, du würdest nicht komplett unbekleidet von den Sanitätern gefunden werden wollen. „Danke“, flüstertest du. Dein Oberkörper neigte sich immer mehr dem Boden zu. Du wolltest dich hinlegen und schlafen, um vielleicht den Schmerzen entgehen zu können. Ich verstand es, aber ich durfte das nicht zulassen. „Hey“, sagte ich sanft, als ich mich zu dir setzte und deinen Kopf auf meinen Schoß bettete. „Du darfst nicht einschlafen, hörst du?“ „Aber…es tut so weh.“ „Halt durch, Jan. Bitte…versprich mir, dass du durchhältst…Du hast einen Monat durchgehalten, da kannst du jetzt nicht aufgeben.“ „Aber…“ Sanft strich ich dir über den Kopf, versuchte, deine Verletzungen nicht zu berühren, um dir nicht unnötige Schmerzen zu bereiten. „Hör zu: Im Krankenhaus kannst du dann schlafen, solange du willst, aber jetzt musst du noch einmal stark sein.“ Wir sahen uns an. Wir wussten, dass wir so gut wie frei waren, aber wir trauten uns nicht, uns zu freuen. Zu wissen, dass die beiden unten im Keller lagen und jederzeit rauf kommen könnten, bereitete uns noch immer große Angst. Was, wenn sie wieder zu sich kämen, ehe die Rettung da wäre? Schließlich hatten wir vergessen, die Tür mit der dafür vorgesehenen Kette zu versperren. Ich hätte es eigentlich noch machen können, aber ich wollte dich nicht mehr alleine lassen. Du zittertest, ich zog dich näher an mich heran. Ich bemerkte die Sirenen zuerst. Sie waren noch ganz leise, aber das stetige Steigern ihrer Lautstärke verriet mir, dass sie näher kamen. "Jan, hörst du die Sirenen? Bald sind wir gerettet." "Ist es jetzt vorbei?" Ich nickte und weinte Tränen der Erleichterung. Du begannst zu Husten. Ich richtete dich etwas aus, da spucktest du Blut und mit jedem Husten wurde es mehr. "Halt durch...bitte, halt durch", flehte ich dich an. Die Haustüre wurde eingetreten und Polizisten kamen herein, ihnen folgten die Notärzte. Ich schickte die Polizisten in den Keller, während du behutsam aber schnell auf eine Trage gelegt wurdest. So schnell wie möglich brachte man uns in das nächste Krankenhaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)